Nr. 106 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Montag, 10. Mai 1937 „Schaffendes Voll Eröffnung der Reichsausſtellung in Düſſeldorf Die große Reichsausſtellung„Schaffendes Volk“, die in einem Querſchnitt das Leben und Wirken des ſchaffen⸗ den deutſchen Volkes in ſeinen vielgeſtaltigen Formen und Ausſtrahlungen auf die verſchiedenen Gebiete der Kultur, Technik und Wirtſchaft anſchaulich darſtellt, und deren beſonderer Anziehungspunkt die umfaſſende Schau neuer deutſcher Werkſtoffe bildet, wurde am Sonnabend von ihrem Schirmherrn, Miniſterpräſidenten Generaloberſt Göring, feierlich eröffnet. Miniſterpräſident Göring wurde auf dem Bahnſteig von Gauleiter Florian, Gauleiter Oberpräſident Ter⸗ boven, SS.⸗Obergruppenführer Polizeipräſident Weitzel, General der Flieger Halm, Generalleutnant Kühne und Ge⸗ neralmajor Pfeffer empfangen. Auf dem Bahnhofsvorplatz wurde der Miniſterprä⸗ ſident von vielen Tauſenden von Volksgenoſſen begeiſtert begrüßt. Nach dem Abſchreiten der Fronten der Ehren⸗ formationen der Luftwaffe und des Wachſturmbannes Fichtenhain fuhr Generaloberſt Göring durch ein Spalier von H., Jungvolk und Bd M., hinter dem dichte Reihen erwartungsfroher Menſchen ſtanden, die dem Miniſterprä⸗ ſidenten wiederum ſtürmiſch zujubelten. Das gleiche Bild bot ſich, als Miniſterpräſident Göring zur Ausſtellung fuhr. g Vor dem Haupteingang des Ausſtellungsgeländes hatte die Forſtſchule Spangenberg Aufſtellung genommen, die den Miniſterpräſidenten mit Hörnerklang empfing. Nachdem Generaloberſt Göring mit ſeiner Begleitung durch durch die Fahnenſtraße gekommen war, ſchritt er die Front der Ehrenformationen ſämtlicher Gliederungen der Partei ab und begab ſich dann in den ſtimmungsvoll aus⸗ geſchmückten Hauptfeſtſaal der Ausſtellung. Dort hatten ſich inzwiſchen über 3000 Ehrengäſte eingefunden. Der Oberbürgermeiſter der Stadt Düſſeldorf, Liederley, begrüßte zunächſt den Schirmherrn der Ausſtellung, Miniſterpräſident Generaloberſt Göring, und die Ehrengäſte. Bereits zu Beginn der über zweijähri⸗ gen Vorbereitungszeit der Ausſtellung„Schaffendes Volk“ ſei der Hauptbeſtandteil des Programms geweſen, die neuen Werkſtoffe herauszuſtellen, die uns durch Groß⸗ taten deutſcher Chemiker und Erfinder in den letzten Jahren geſchenkt wurden.„Dieſe Ausrichtung“, ſchloß der Redner,„hat unſerer Ausſtellung eine Bedeutung ge⸗ geben, die Sie, Herr Miniſterpräſident, veranlaßte, die Schirmherrſchaft über unſer Werk zu übernehmen. Nach kurzen Worten des Vorſitzenden der Reichsaus⸗ ſtellung, Generaldirektors Dr. e. h. Ernſt Poensaen, ſprach der Schirmherr der Ausſtellung⸗ Miniſterpräſident Göring gedachte zunächſt, während alle Anweſenden ſich von den Plätzen erhoben, des ſchweren Schickſalsſchlages, der die deutſche Luftfahrt und das ganze deutſche Volk getroffen hat, Unabwendbare, höhere Macht zerſtörte in wenigen Sekunden, was durch jahrelange Schaffenskraft aufgebaut war, Menſchenleben ſind zu beklagen, die voll Vertrauen in die Sicherheit des deutſchen Werkes dem Luftſchiff ihr Leben anvertraut hatten und anvertrauen durften, Männer von eiſerner Pflichterfüllung, die bis zum letzten Augen⸗ blick auf ihrem Poſten geblieben ſind, an ihrer Spitze der ſo unerhört tüchtige und tapfere Luftſchifführer Kapitän Lehmann. Wir ſind erſchüttert und beugen uns tief vor dem göttlichen Ratſchluß. Dennoch erheben wir unſer Haupt, und mit unbeugſamem Willen treten wir an das neue Werk heran, um es größer und ſtärker zu geſtalten und damit zu beweiſen, daß kein Schickſalsſchlag das geeinte deutſch/ Volk zu Boden wirft. Der Miniſterpräſident fuhr dann in ſeiner Rede u. a. fort: Vor wenigen Tagen klang in der Reichshauptſtadt lebendiger Jubel um unſeren heißgeliebten Führer, Dort wurde eine Ausſtellung eingeweiht, die dem deutſchen Volke und der Welt bildlich und darſtelleriſch zeigt, was in den vier Jahren der jüngſten Vergangenheit geſchehen iſt. Wir ſtehen am Abſchluß der erſten vier Jahre und am Beginn des neuen Werkes. Zwei Ausſtellungen von nie gekanntem Ausmaß geben faſt gleichzeitig dem deut⸗ ſchen Volke einen Rückblick und einen Ausblick in das deutſche Schaffen. Ob in Berlin oder in Düſſeldorf, ob wir ſehen, was bereits geſchehen iſt oder was noch geſchehen ſoll, immer wieder werden unſere Blicke 99 angezogen von der Geſtalt des Mannes, der all dies geſchaffen und geformt hat, dem wir es verdanken, daß Deutſchland wieder lebt. Als vor eineinhalb Jahrzehnten Adolf Hitler zum erſten Male unſere Fahne in ſeine Fäuſte nahm, um⸗ ſpannte er mit ihnen das kommende deutſche Schickſal. Möge auch das Ausland begreifen, daß ein Volk Leiſtungen nur vollbringen kann, wenn es ſeine ganze Kraft dem Aufbau widmet, beſchirmt von einem ſtarken Frieden. Möge das Ausland erkennen, daß ein Volk, das ſo Großes vollbringt, ein Anrecht darauf hat, als gleich⸗ berechtigt mit allen anderen Nationen zu gelten und in dem friedlichen Wettbewerb um die höchſten Güter und Segnungen dieſes Friedens einzutreten. Gewaltiges iſt geleiſtet worden Wir erkennen, wie unſagbar klein und kleinlich die Bedenken im einzelnen ſind, die hier und da beſtehen mögen. Wir müſſen arbeiten, wir müſſen ſchaffen, wirken und Tatkraft haben Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß man nicht Großes erſtellen kann, ohne dabei auf manches ver⸗ zichten zu müſſen. Man kann nicht alles mit einem Male wollen, und jene, die heute ſich vielleicht noch darüber aufregen, daß ſie hier und dort auf etwas verzichten müſſen und Knapp⸗ heit verſpüren, ſollten ſtumm werden ob der großen Er⸗ folge, die wir bereits erzielt haben. Wer wagt heute auf⸗ zuſtehen und zu ſagen, die Zeit ſei ſchlechter geworden, wer mag aufſtehen und ſagen, ich wünſche, daß es wieder ſo ſei wie vor vier Jahren, wo iſt der Deutſche, der dieſes zu ſagen den Mut hat? Wenn wir die Geſchichte des deutſchen Volkes vor vier Jahren betrachten, daun muß feder einzelne ſagen: Ich danke der Vorſehung, daß ich Zeitgenoſſe des größten Deutſchen, der je gelebt hat. Adolf Hitler, ſein kann. Die Düſſeldorfer Ausſtellung iſt eine ſinnfällige Er⸗ gänzung der Berliner Ausſtellung. Ich begrüße es dabei beſonders, daß ſie im Zuſammenhang mit Werken der Technik auch die ſchöne und edle Kunſt zeigt. Wir wollen nicht nur in der Fron dahinleben, ſondern jedem einzelnen Volksgenoſſen das Schöne und Herrliche zugänglich machen, damit der letzte Deutſche deſſen wunderbare Geſtaltung erkennt. Der deutſche Arbeiter hat ſich in ſeinem innerſten Kern rein gehalten und erkennt klar das deutſche Ideal unſerer Raſſe. Der Sinn dieſer Ausſtellung iſt weniger, eine imponierende Darſtellung geſtalteter Materie zu geben, ſondern wir zeigen das, was hinter dieſer Materie ſteht, den ſchaffenden deutſchen Menſchen. Darum e wir alle Zweige der menſchlichen Arbeit erblicken önnen. Beginn eines neuen techniſchen Zeitalters Dieſe Ausſtellung ſteht im Dienſte des Vierjahres⸗ planes Dabei will ich gleich als wichtigſtes herausheben, daß niemand glauben ſoll, es werde Erſatz geſchaffen für Dinge, die wir nicht haben. Es wird grundſätzlich Neues geſchaffen. Die Welt um uns beſchäftigt ſich merkwürdig eifrig mit dem deutſchen Vierjahresplan. Als er verkündet wurde, hat man ihn belächelt und als die Phantaſtereien von Nichtwirtſchaftlern hingeſtellt. Allmählich wird aber auch in dieſen Kreiſen erkannt, daß das nationalſozialiſti⸗ ſche Deutſchland ſich von keinen Schwierigkeiten beein⸗ fluſſen läßt, und daß die Kraft der nationalſozialiſtiſchen Bewegung das Unmögliche möglich machen wird. Wenn im Auslande geſagt wird, daß die Maßnahmen des Vier- jahresplanes nicht notwendig ſeien, ſo können wir nur ſagen, daß er uns durch die Verhältniſſe aufgezwungen iſt. Alle anderen Staaten haben Rohſtoffe in großer Menge, nur das deutſche Volk hat nichts. Man kann nicht erklären, Politik und Wirtſchaft müßten getrennte Wege gehen. Nein, es müſſen klare politiſche Vorausſetzungen auch für das deutſche Volk geſchaffen werden, erſt dann können wir überhaupt wieder von einem neuen Vertrauen in der Weltwirtſchaft reden. Daneben ſind noch verſchie⸗ dene andere Dinge zu bereinigen, und ſolange werden alle Beſtrebungen einer Weltwirtſchaftskonferenz ſcheitern. Deutſchland iſt bereit, ein gerüttelt Maß Anteil zu neh⸗ men an den Arbeiten für dieſes Ziel, aber es muß auch erkennen können: wenn es den Völkern wieder wohl er⸗ geht, darf das deutſche Volk nicht ausgeſchloſſen ſein. Der Vierjahresplan iſt nichts anderes als das Stre⸗ ben unſeres Volkes aus einem zu engen Raum zu größe⸗ rer Schaffensmöglichkeit. Er iſt nicht nur von wirtſchafts⸗ politiſcher Bedeutung, er bringt uns eine Umwälzung im Denken. Ich möchte faſt ſagen, daß der Vierjahresplan der Beginn eines neuen techniſchen Zeitalters ſein wird. Er bricht mit alten überholten Vorſtellungen. Große Ge⸗ danken werden niemals aus dem Ueberfluß heraus ge⸗ wonnen, ſondern nur aus einem Zuſtand der Not und des Druckes erwächſt höchſte Schaffenskraft. Wenn wir heute einen ungeſtörten Welthandel hätten, würden ſich unſere Ingenieure und Chemiker wahrſchein⸗ lich in der Hauptſache mit der Verbeſſerung von Konſtruk⸗ tionen beſchäftigen. Heute gilt es, neue Rohſtoffe und Werkſtoffe zu ſchaffen. Hier haben wir bereits die über⸗ raſchendſten Ergebniſſe erzielt. Gänzlich neue Werkſtoffe entſtanden Die neuen Werkſtoffe beſitzen Eigenſchaften, die wir früher nicht gekannt haben. Es ſind gänzlich neue Werk⸗ ſtoffe entſtanden, die bisher völlig unbekannt, ja unneög⸗ lich waren Der deutſche Chemiker hat es heute in der Hand, faſt wie auf einer Klaviatur zu ſpielen und die Werkſtoffeigenſchaften zu erzielen, die er gerade wünſcht. Zum erſten Male in der Geſchichte der Menſchheit tritt dem Metall ein klaſſiſcher Werkſtoff ebenbürtig zur Seite, und die Rohſtoffbaſis iſt für uns unbegrenzt, denn erſtens iſt es unſere Kohle, und zweitens unſer Verſtand. Ich hoffe, daß wir beide in unbeſchränktem Maße haben. Was bereits erreicht iſt, und was noch erreicht werden kann, das zeigt die Halle der deutſchen Kunſtſtoffinduſtrie. Als beſonderen Werkſtoff möchte ich das Magneſium heraus⸗ greifen, das wir in Hülle und Fülle zur Verfügung haben und durch deſſen Verwendung wir die mannigfachſten Le⸗ gierungen herſtellen können. Im Rahmen des Vierjahresplanes werden wir den ganzen deutſchen Boden durchforſchen und nach neuen Grundſtoffen ſuchen. Das iſt ein Beginnen, das früher nicht notwendig war, als der deutſche Kaufmann ſeine Erzeugniſſe im Auslande verkaufen und Rohſtoffe einkau⸗ fen konnte. Nachdem wir die Folgen des verlorenen Krie⸗ ges zu einem weſentlichen Teil überwunden haben, nach⸗ dem die ſchreckliche Epoche der deutſchen Schmach und des deutſchen Elends hinter uns liegt, gehen wir daran, all das aus dem deutſchen Boden zu holen, was notwendig iſt. Bei dieſer Arbeit wird die nationalſozialiſtiſche Be⸗ wegung in altbewährter Durchſchlagskraft an hervorra⸗ gender Stelle mitkämpfen. Einheit des ſchaffenden Volkes So wird die Düſſeldorfer Ausſtellung zum erſten Male zeigen, daß der Vierjahresplan, der zur Sicherung der Ehre und des deutſchen Lebens verkündet wurde, ſich zu einem Fortſchritt allergrößten Stils für Deutſchland und für die ganze Welt auswirken wird. Sie zeigt auf den Sondergebieten des Vierjahresplans, welche Leiſtungen die neue nationalſozialiſtiſche Gemeinſchaft von Kopf und Hand geſchaffen hat. Wir haben vor wenigen Tagen erlebt, wie der 1. Mat, einſt das Sinnbild der Völkerzerſtörung, der Tag der Anarchie, des Bekenntniſſes für jenen zerſtörenden Schlachtruf:„Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!“, heute ein jubelnder Feſttag des deutſchen Volkes, eines gigantiſchen Bekenntniſſes zum Deutſchtum geworden iſt, ein unendlicher Jubeltag für die deutſche Nation. Auch hier ſtand inmitten des Jubels der Führer, umbrauſt von der Liebe und der Hoffnung ſeines Volkes. Der 1. Mai hat es klar und eindeutig und vor der ganzen Welt ge⸗ zeigt: Die Einheit des ſchaffenden Volkes iſt Wahrheit geworden. Im Sinne dieſer Einheit, im Sinne dieſer neuen deutſchen Kraft, in der Hoffnung auf eine ſtrahlende und glückliche Zukunft Deutſchlands eröffne ich die Ausſtellung „Das ſchaffende Volk“. ———— Warum Weltwirtſchaft? Wirtſchaftliche Wiederannäherung notwendig. Auf der Großen Oeffentlichen Kundgebung anläßlich der Tagung der Deutſchen Weltwirtſchaftlichen Geſell⸗ ſchaft, dem 14. Deutſchen Weltwirtſchaftstag in Frankfurt am Main, ſprach Präſident Gouverneur i. R. Dr. Schnee über das Thema„Warum Weltwirtſchaft?“. Die Verkehrs⸗ mittel hätten die Völker zu einer Schickſalsgemeinſchaft zuſammengefügt. Daß dieſe Entwicklung unentwegt und unabhängig von allem Auf und Ab der internationalen Beziehungen weitergegangen ſei, könne als ein ſtarkes Ar⸗ gument zugunſten einer Wiederannäherung der Völker auch auf wirtſchaftlichem Gebiet ins Feld geführt werden. Daß der Beſitz von Kolonien keineswegs ein Hindernis für die Beteiligung an der Weltwirtſchaft ſei, ſondern im Gegenteil die Möglichkeiten dafür vermehre, dafür ſei England der beſte Beweis, das gleichzeitig den bedeutend⸗ ſten Kolonialbeſitz und den größten Anteil am Welthandel habe. Die Möglichkeit einer Steigerung des internatio⸗ nalen Güteraustauſches ſei auch durch ſtärkere Einbezie⸗ hung großer Länder gegeben. Auch wenn Deutſchland durch den neuen Vierjahres⸗ plan ſeine ſchmale Rohſtoff⸗ und Lebensmittelbaſis ver⸗ beſſere, ſo wolle ſich die deutſche Volkswirtſchaft nicht etwa von allen internationalen Rohſtoffmärkten löſen. Schließ⸗ lich trage das Wiederanwachſen der wirtſchaftlichen Be⸗ ziehungen zwiſchen den Nationen auch dazu bei, die poli⸗ tiſchen Spannungen zu vermindern und das gegenſeitige Verſtehen zu fördern. Freie und ſtarke Nationalwirtſchaf⸗ ten ſeien eine unerläßliche Vorbedingung für eine freie und ausgeglichene Geſtaltung der Weltwirtſchaft. Die Be⸗ reitwilligkeit Deutſchlands, an der Aufgabe des weltwirt⸗ ſchaftlichen Wiederaufbaues mitzuarbeiten, ſei häufig ge⸗ 5 Führer und ſeinen Mitarbeitern ausgeſprochen worden. Verſtärkte Stellung der Vertrauensmänner Neue Durchführungsverordnung zum Arbeitsordnungs⸗ geſetz. Der Reichsarbeitsminiſter hat im Einvernehmen mit den ſonſt beteiligten Miniſtern eine 17. Verordnung zur Durchführung des Geſetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit erlaſſen. Durch die Verordnung wird der Ein⸗ fluß des Vertrauensrates auf die Geſtaltung der betrieblichen Arbeitsbedingungen weiter geſichert. Es iſt insbeſondere Vorſorge getroffen für den Fall, daß ein Stellvertreter als Leiter des Vertrauensrates beſtellt, der jedoch an Weiſungen des Führers des Be⸗ triebes gebunden iſt. In einem ſolchen Fall iſt zunächſt der Betriebsführer von der Auffaſſung des Vertrauens⸗ rates zu unterrichten, bevor er ſeine Entſcheidung fällt. Die Stellung der einzelnen Vertrauensmänner iſt in der neu erlaſſenen Verordnung dadurch erheblich ver⸗ ſtärkt worden, daß jede Verſetzung eines Ver⸗ trauensmannes gegen ſeinen Willen in einen an⸗ deren Betrieb nur noch mit Zuſtimmung des Reichs⸗ treuhänders der Arbeit möglich iſt.. Eine beſondere Ausgeſtaltung hat durch die Ver⸗ ordnung ferner der Uünternehmensbeirat erfahren, der nach dem AOG. unter beſtimmten Vorausſetzungen für mehrere zuſammengehörige Betriebe in der Hand eines Unternehmers zu bilden iſt. Es ſind Einzelvor⸗ ſchriften darüber erlaſſen worden, wer Mitglied des Unter⸗ nehmensbeirats werden kann, wie die Berufung des Unternehmensbeirats zu erfolgen hat, wann der Unter⸗ nehmensbeirat zuſammentritt und über welche Gegen⸗ ſtände er zu beraten hat. Dabei iſt eine klare Abgren⸗ zung der Aufgaben des Unternehmensbeirates von denen des Vertrauensrates erfolgt. Ausdrücklich vorgeſehen iſt, daß für alle oder mehrere Betriebe eines Unternehmens künftig rechtsverbindlich eine gemeinſame Betriebsordnung erlaſſen werden kann, die an Stelle der einzelnen Betriebsordnun⸗ gen tritt. Schließlich kann die Mehrheit des Unter⸗ nehmensbeirats in beſtimmten Fällen den Reichstreuhän⸗ der der Arbeit zur Entſcheidung anrufen. Für größere Unternehmen, in denen die Betriebe in Gruppen zuſam⸗ mengefaßt ſind, iſt endlich noch die Möglichkeit der Ein⸗ führung eines Gruppenbeirates vorgeſehen, auf dem die Beſtimmungen über den Unternehmensbeirat ent⸗ ſprechende Anwendung finden. Zur Eröffnung der Reichs Ausſtellung „Gchaffendes Volk“ Eine fahnengeſchmückte Ausſtellungsſtraße mit der Liliputeiſenbahn. Sperrt und Spiel Einheimiſcher Sport. Fußball. 98 Seckenheim 1— Rohrbach I 5:1 98 Seckenheim II— Rohrbach II 0: 3 Etwas überſpielt ging die Seckenheimer Mannſchaft in dieſen Kampf. Beſonders die eingeſetzten jungen Kräften mußten mit ihrem Reſervoir haushalten, um am Schluß noch etwas Dampf zu haben. Das Spiel als Ganzes ge⸗ wertet war nicht ſchlecht, wenn auch manche ſichtbare Schwäche zu Tage trat. Die Kritik ſagt folgendes: Der Schiedsrichter— Lell-Poſtſportverein— machte ſeine Sache ſehr gut. Er war früher ſchon in Seckenheim bekannt und deshalb erfreut es umſomehr, ihn auch als exakten und zuverläſſigen Schiedsrichter kennen zu lernen. Seitz im Tor und ſeine beiden Vorderleute Probſt und Bauder waren aufmerkſam bei der Sache. Wenn auch noch mancher Fehler unterlaufen iſt— mit der Zeit werden dieſe kleinen Mängel behoben werden. Die Läuferreihe mit Würthwein, Feuerſtein und Kopp leiſtete brauchbare Arbeit. Auch der Sturm, der geſtern in der Beſetzung Fuchs, Gropp, Seitz, Mack und Koob ſpielte, wußte ſchöne Sachen zu bieten. Die fünf erzielten Tore waren Geſamtproduktions⸗ ergebniſſe und keine Einzelleiſtungen. Rohrbach ſtellte eine kämpferiſch veranlagte Mannſchaft ans Feld, die, wenn etwas Zuſammenſpiel gepflegt wird, nicht viel zu beſtellen hat.— Zuſchauer ca. 200. ch 8 Ilvesheim verliert in Kehl. JV Kehl— Alemannia Ilvesheim 7:0 Eine unerwartet heimer Fußballelf in (3:0) Niederlage mußte die Ilves⸗ hinnehmen. Das Spiel litt ſehr unter den ungünſtigen Witterungsverhältniſſen; ein Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen veranlaßte den Schiedsrichter, eine Unterbrechung von etwa einer halben Stunde eintreten zu laſſen. Die Ilvesheimer litten unter den ſchlechten Bodenverhältniſſen ſichtlich mehr wie die Einheimiſchen; die erſteren haben bei den Aufſtiegsſpielen aber auch ganz beſonderes Pech. So mußte der wirklich gute Ilvesheimer Torhüter ſchon kurz vor Schluß der erſten Halbzeit ausſcheiden. Er prallte mit ſeinem eigenen Ver⸗ teidiger zuſammen und verletzte ſich am rechten Arm,, ſodaß er ſich am Spiel nicht mehr beteiligen konnte. Die Gäſte waren daher die ganze zweite Hälfte nur mit 10 Mann auf dem Platze; Kehl war voll in Form, ſodaß die Niederlage Ilvesheims wohl erklärlich iſt. Gleich zu Beginn fanden ſich die Einheimiſchen ſehr gut zuſammen und trugen ſchnelle Angriffe vor, die aber die Gäſte gut ſtoppten. Nach etwa 20 Minuten fiel durch den Mittelſtürmer von Kehl das erſte Tor und kurz darauf das zweite; hierauf ſchied der Ilvesheimer Torhüter in⸗ folge des bereits erwähnten Unfalles aus. Sein Nachfolger mußte in der erſten Halbzeit noch ein Tor paſſieren laſſen. In der zweiten Halbzeit konnte anfangs Kehl nicht recht in Fahrt kommen; Ilvesheim zeigte ein aus⸗ gezeichnetes Zerſtörungsſpiel. Sicherlich hätte in der zweiten Hälfte Ilvesheim aufgeholt, wenn der Torhüter noch im Spiel geweſen wäre. Erſt etwa 20 Minuten vor Sgielende fiel das vierte Tor, dem dann nöch drei weitere folgten. hohe Kehl „Rund um den Friedrichsplatz“ ein großer Erfolg Der Lauf um den Friedrichsplatz, der zum 17. Male am geſtrigen Sonntag ausgetragen wurde, hatte noch nie eine ſolche Teilnehmerzahl als auch Beſucher aufzuweiſen. Ueber 100 Mannſchaften mit über 1000 Läufern waren am Start und lieferten ſich durchweg intereſſante und ſpannende Kämpfe. Die auf die Minute klappende Ab⸗ wicklung der Läufe ließ keine Langweile aufkommen. Den Hauptkampf und damit den Wanderpreis des Verkehrs⸗ vereins gewann der Poſtſportverein Mannheim mit klarem Vorſprung vor Tv. 1846 Mannheim. Der Tbd.„Jahn“, der in dieſem Jahre erſatzgeſchwächt antreten mußte und auch wenig Trainingsmöglichkeiten hatte, hielt ſich bei dieſer äußerſt ſtarken Konkurrenz trotz⸗ dem ſehr gut. Die Jugendmannſchaft belegte in ihrem Lauf den 2. Platz hinter Tv. 1862 Weinheim. Da zwei Läufe ſtattfanden, gelang es ihr in der Geſamtbewertung nicht, unter die drei erſten zu kommen. Die Senioren⸗ mannſchaft belegte im Lauf 3 den 4. Platz. Roman von Marie Blank⸗Eis mann. 62 Er vermied es abſichtlich, die Namen der Verunglückten zu nennen. Der Bauernburſche aber blickte die beiden Herren fragend an.„Dann können Sie mir auch ſagen, wohin ich die Ver⸗ unglückten bringen ſoll. Als wir ſie fanden, gaben ſie noch beide Lebenszeichen von ſich, ſo daß wir ſie raſch auf die⸗ ſen Wagen luden, um ſie zu einem Arzt zu fahren.“ Konrad Mayburg ſtarrte wie gebannt in Werras Geſicht, das durch die Wunden, die ſie beim Abſturz erhielt, ſo ent⸗ ſtellt ausſah, daß er Mühe hatte, ſie zu erkennen. Und lieſe ſtieß er mit erregter Stimme hervor: „Man bringe ſie nach Gut Mayburg, wir fahren voraus, wir laſſen ſofort einen Arzt holen.“ Lieſelotte preßte die Lippen zuſammen. Ihre Hand taſtete nach dem Arm Konrad Mayburgs und mit leiſer Stimme flüſterte ſie: „Nach Mayburg zurück? Sie hat dich um alles betrogen, Konrad, was dir das Leben ſchön erſcheinen ließ.“ Konrad Mayburg atmete ſchwer.. Für Augenblicke zögerte er, dann aber richtete er ſich auf und ſein Geſicht zeigte eine ernſte Ruhe, als er ent⸗ gegnete:„Was ſie auch getan haben mag, Lieſelotte, wir müſſen es in dieſer Stunde vergeſſen, da ſie Hilfe nötig hat, vielleicht iſt es der letzte Dienſt, den wir ihr erweiſen können.“ i Da wendete Lieſelotte das Auto, bat ihren Bruder, wie⸗ der Platz zu nehmen und fuhr in raſchem Tempo dem Her⸗ renhauſe zu. Kurz und entſchloſſen waren noch einige Be⸗ fehle erteilt worden, damit der Führer des Krankentrans⸗ portes genau Beſcheid wußte, wohin er die Verletzten zu bringen hatte. 5 Friedrich Karſten aber kehrte nicht nach Mayburg mi zurück, er ging zu Fuß weiter, um an die Unalücksſtell, zu gelangen und vielleicht doch noch retten zu können, was u retten war. Und ſeinen Augen bot ſich ein furchtbarer Anblic dar. Das Auto war völlig zertrümmert. Die ein⸗ fer Rutz wirkſam unterſtützt wurde. Auswärtiger Sport Fußball Auswahlſpiel. in Wuppertal: Deutſche Auswahl— Manch. City 1:1 Meiſterſchafts⸗Endſpiele: Gruppe 1: in Hartha: BC Hartha— Hindenburg Allenſtein 6˙2 Gruppe 2: in Bochum: Schalke 04— Viktoria Stolp 12:0 in Braunſchweig: Werder Bremen— Hertha BSC 5:2 Gruppe 3: in Frankfurt: Wormatia Worms— VfB Stuttgart 071 in Halle: Deſſau 05— Sp⸗WüKaſſel 4¹2 Gruppe 4: in Nürnberg: 1. FE Nürnberg— Fort. Düſſeldorf 0:0 in Karlsruhe: SV Waldhof— VfR Köln 10 Meiſterſchafksſpiele: Gau Baden: Sp⸗Vg Sandhofen— Freiburger FC 3.0 Aufſtiegsſpiele: Gau Südweſt: TGS 61 Ludwigshafen— 1. FC Kaiſerslautern aus Saar 05 Saarbrücken— Sportfreunde Frankfurt 211 Gau Baden: FV Kehl— Alemannia Ilvesheim 7.0 VfR Konſtanz— Phönix Karlsruhe 01 Gau Württemberg: IV Nürtingen— Ulmer FV 94 05 VfR Schwenningen— FV Geislingen 42 Gau Bayern: Armin München— Schwaben Augsburg 133 Würzburger Kickers— Jahn Regensburg 12 Freundſchaftsſpiele: VfR Mannheim— ARA Gent(Sa) FW Zuffenhauſen— BC Augsburg(Sa) MTV München— Bayern München(Sa) Wiesbadener SV— ARA Gent Stuttgarter Kickers— Stuttgarter SC Sp⸗Vg Roſenheim— Bayern München Sportfreunde Stuttgart— SC Planitz Wacker München— SC Planitz(Sa) Eintracht Frankfurt— SV Somborn Red⸗Star⸗Olymp. Paris— 1. SSV Ulm * Sr Sm d D do d de d N N E. Wieder 1:0.— 5 Waldhof— BfR Köln 1:0(0:0). Auch im Rückſpiel behielt der SV Waldhof mit 1:0 über den mittelrheiniſchen Meiſter VfR Köln die Oberhand und auch diesmal erwies ſich Köln als ein ſtarker Gegner, der nur ſchwer zu bezwingen war. Die 6000 Zuſchauer, die ſich auf dem Platz des Karlsruher FV eingefunden hatten, er⸗ lebten einen von Anfang bis Schluß ſpannenden Kampf, in dem von beiden Seiten gute Leiſtungen gezeigt wurden. Beſonders die beiden Torhüter, Drayß und Döhmer, hat⸗ ten wiederholt Gelegenheit, ihr großes Können zu zeigen. Und wenn der badiſche Meiſter zu dieſem knappen 1:0⸗Sieg kommen konnte, ſo war das ein Hauptverdienſt des un⸗ übertrefflichen Drayß, der den gefährlichen Kölner Stür⸗ mern keine Chance ließ. Neben 1 8 5 konnte in der Wald⸗ hof⸗Elf vor allem der Außenläufer Leupold gefallen, der nicht nur hervorragend abwehrte, ſondern auch gute Auf⸗ bauarbeit leiſtete. Auf Kölner Seite zeichneten ſich neben Torhüter Döhmer noch der unermüdliche Mittelläufer Kel⸗ lerſon und die beiden Becker auf dem rechten Sturmflügel aus. Auch der junge Birrekoven kam nach der Pauſe gut ins Spiel. Eine überragende Leiſtung bot ſchließlich auch noch Schiedsrichter Multer(Landau). Verdienter BfB. Sieg in Frankfurt. Rund 20 000 Zuſchauer wohnten im Frankfurter Sta⸗ dion dem wichtigen Kampf der Gruppe 3 zwiſchen Worma⸗ kia Worms und dem VfB Stuttgart bei. Die Stuttgarter ſiegten in einem feſſelnden und harten Kampf durchaus berdient mit 1:0(0:0) und erlangten damit Punktgleichheit mit dem Südweſtmeiſter und auf Grund des beſſeren Tor⸗ boerhältniſſes ſogar die Führung. Stuttgarts Sieg war ver⸗ dient. Die Elf war techniſch beſſer und ſpielte ideenreicher. Sehr gut war die Stuttgarter Abwehr, die von Mittelläu⸗ Im Sturm waren Seines Herzens Königin Pröfrock und beide Flügelſtürmer ſehr gefährlich. 5 enttäuſchte etwas. Der Sturm des Sie meien gar nicht in Schwung und auch in den hinteren Reihen klappte es nicht ſo wie ſonſt. Torhüter Ebert war noch der beſte Mann. Schiedsrichter war Broden⸗Duisburg. Ein ſchwaches Spiel.— 1. FC Nürnberg— Fortuna Düſſeldorf 0:0. In einem verhältnismäßig ſchwachen Spiel, in dem be⸗ ſonders die beiden Sturmreihen enttäuſchten, gab es zwi⸗ ſchen dem 1. FCE Nürnberg und Fortuna Düſſeldorf ein 00, nachdem der„Club“ bekanntlich das Vorſpiel in Düſſeldorf 3:1 gewonnen hatte Während der deutſche Meiſter wieder in beſter Beſetzung ſpielte, fehlten bei 1 e Bender, Bornefeld und Heibach. Wären Billmann und Köhl nicht in überragender Form geweſen, der Sieger hätte Düſſeldorf heißen können. Fortunas beſter Stürmer, Schubart, hatte kurz vor Schluß noch eine gute Schußgelegenheit, wurde aber gerade noch von Oehm geſtoppt. So blieb es beim 0:0, einem Ergebnis, das für die 25 000 Beſucher eine Enttäu: ſchung war.— Unverfehrt(Pforzheim) war Spielleiter. Hand ball Meiſterſchaftsendſpiele. Gruppe 1: Oberalſter Hamburg— Tuſpo Bettenhauſen 13:9 VfL Königsberg— DBV Berlin 7:9 Gruppe 2: Keine Spiele! Gruppe 3: SV Waldhof— Hindenburg Minden 57⁴ MSV Hannover— 1. Fé Nürnberg 1110 Gruppe 4: MS Koblenz— TW Altenſtadt 8 MTA Leipzig— VfR Schwanheim 815 Meiſterſchaftsſpiele: Gau Württemberg: Eßlinger TSB— Pf Friedrichshafen 10˙1 Freundſchaftsſpiele. VfL Sindelfingen— Schwäb. ASC Graz(Sa) 6˙8 TSG 61 Ludwigshafen— TV Mannheim 46 3 TV Handſchuhsheim— TW Rot 86 Deutſcher Autoſieg in Tripolis Hermann Lang(Mercedes-Benz) gewann den Großen Preis Recht eindrucksvoll geſtaltete ſich der Auftakt der dies⸗ jährigen Automobil⸗Rennzeit für die deutſchen Rennwa⸗ gen und fahrer. Im 11. Großen Preis von Tripolis, der am Sonntag auf der bekannten Mellaha-Rundſtrecke bei Tripolis in Anweſenheit einer rieſigen Zuſchauermenge entſchieden wurde, belegten von neun geſtarteten deutſchen Wagen acht die erſten Plätze. Der junge Hermann Lang ſteuerte auf Mercedes-Benz einen glanzvollen Sieg— den erſten großen Erfolg ſeiner Laufbahn!— vor dem Europa⸗ meiſter Bernd Roſemeyer(Auto-Union) und Ernſt von De⸗ lius(Auto⸗Union) heraus. Hans Stuck(Auto⸗Union), Fa⸗ gioli(Auto⸗Union), Rudolf Caracciola(Mercedes-Benz), Richard Seaman(Mercedes-Benz) und Rudolf Haſſe(Auto⸗ Union) belegten die nächſten Plätze, während von den im Rennen verbliebenen Fahrern noch Farina und Brivio, beide auf Alfa Romeo das Ziel als Letzte erreichten. Man⸗ fred von Brauchitſch und Tazio Nuvolari hatten ebenſo wie die übrigen Fahrer das Rennen aufgegeben. In Anweſenheit des Führers des deutſchen Kraftfahr⸗ ſports, Korpsführer Hühnlein, und des Generalgouver⸗ neurs von Libyen, Marſchall Balbo, ſtellte Hermann Lang mit ſeinem Mercedes-Benz-Rennwagen einen neuen Strek⸗ kenrekord auf, denn er ſiegte nach mörderiſchem Rennen in der neuen Rekordzeit von 2:27:57,77 Stunden und erzielte damit über die 524 Kilometer lange Strecke einen Durch⸗ ſchnitt von 213,225 Stundenkilometer. * Deutſche Siege auch in Budapeſt. Allf der Budapeſter Rundſtrecke im Volkswäldchen führte der Ungariſche Automobil⸗Club den Großen Motor⸗ radpreis von Ungarn durch; in drei von fünf Rennen gingen auch deutſche Fahrer an den Start und führten ihre Maſchi⸗ nen zu überlegenen Siegen. Mit einer prachtvollen Lei⸗ ſtung wartete Karl Gall mit der Halbliter⸗BMW auf, die er mit 105 Stundenkilometer zum Siege führte. zelnen Letle lagen zerſtreut umher. Ganz deutlich aver war zu erkennen, wie jäh und heftig der Abſturz erfolgte. Die Ortspolizei des nahen Dorfes hatte viel Mühe, die Neu⸗ gierigen fernzuhalten und vor allen Dingen die Trümmer⸗ ſtätte vor Dieben zu ſchützen. Schon von weitem hörte In⸗ ſpektor Karſten die erregte Debatte der Neugierigen. „Der Kilometerzähler weiſt die höchſte Geſchwindigkeit auf.— Sie müſſen wie die Raſenden gefahren ſein.— Das iſt bei ſolchem Wetter ein Wahnſinn geweſen, der ſich be⸗ ſtrafen mußte.— Außerdem haben ſie die Straße nicht ge⸗ kannt, vielleicht nicht einmal eine Karte geleſen, denn ſonſt müßten ſie geſehen haben, wie gefährlich dieſer Weg iſt.“ „Noch gefährlicher, wenn ein ſolches Wetter herrſcht.“ „Eigentlich kann ich kein Mitleid mit ihnen haben, denn ſie ſind mit ſehenden Augen in ihr Verderben gerannt.“ Unwillkürlich blieb Inſpektor Karſten ſtehen und lauſchte. Volkesſtimme iſt Gottes Stimme— ſo ſagt ein altes Sprichwort. 1 55 dieſe alte Frau mit ihren Worten recht, wenn ſie die beiden Verunglückten nicht bemitleidete? War dieſes Un⸗ glück ſchließlich nicht doch eine Fügung des Schickſals? Alle Schuld rächt ſich auf Erden. Dieſe beiden Fremdlinge, die ſich an Konrad Mayburg herandrängten, um ihm ſein Lebenswerk zu ſtehlen, hatten eine gerechte Strafe erhalten. Das Schickſal ſelbſt fällte die Entſcheidung— richtete mitleidlos. Eine Weile ſtand Inſpektor Karſten noch unter den Neu⸗ gierigen und lauſchte den erregten Worten, die von Mund zu Mund gingen. Dann wandte er ſich an den Poliziſten, den er von ſeinen vielen Inſpektionsritten her kannte, und berichtete dieſem mit leiſen Worten von der Flucht dieſer beiden Verunglückten. „Sie haben im Hauſe Mayburg einen groben Vertrauens⸗ bruch begangen, haben Herrn Konrad Mayburg ſeinen köſt⸗ lichſten Beſitz geraubt— und darum bitte ich Sie, mit mir Nachforſchungen anzuſtellen, ob wir unter den Trümmern nicht jene Papiere finden, die für meinen jungen Herrn ſo unendlich wichtig ſind.“ Da lächelte der Poliziſt überlegen und erklärte: „Ich glaube, Ihnen eine gute Nachricht geben zu können, Herr Inſpektor, denn in den Händen der Verunglückten wurde eine ſchwere Ledertaſche gefunden, die allerlei Papiere enthielt und die der Ortsvorſteher an ſich genommen hat, damit ſie vor Diebſtählen ſicher iſt.“ Kaum aber hatte Inſpektor Karſten dieſe Worte vernom⸗ men, da leuchteten ſeine Augen auf, denn er hoffte, daß noch nicht alles verloren war. Und ohne noch länger zu zö⸗ gern, begab er ſich zu dem Ortsvorſteher, wo ihm eine Akten⸗ taſche vorgelegt wurde, die viele engbeſchriebene Bogen ent⸗ hielt. Er erkannte an den Schriftzügen die Handſchrift Kon⸗ rad Mayburgs und jubelte auf. Haſtig überredete er den Ortsvorſteher, ihm nach Mayburg zu folgen und Konrad Mayburg das Verlorene zurückzubringen, damit auch dieſer erkennen konnte, daß es Glück im Unglück gab.—— 26. „Regungslos ſaß Annie Willinger in dem hohen Lehn⸗ ſtuhl, der am Krankenbette Michael Romanowskis ſtand. Sie wagte nicht, ſich zu rühren, um deſſen Schlaf nicht zu ſtören. Die dichten, dunklen Vorhänge vor dem Fenſter waren noch immer zugezogen, damit das Tageslicht den ſtillen Schläfer nicht ſtörte. Schlaf iſt die beſte Medizin für einen ſolchen Kranken. Das wußte Annie Willinger und deshalb hütete ſie wie ein koſtbares Gut dieſen Schlummer. Würde er dem Kranken Geneſung bringen oder ihn langſam mit hinüber⸗ nehmen in jene ferne Welt, von wo es keine Rückkehr gab? Unverwandt ſtarrte Annie Willinger in das bleiche Ge⸗ ſicht Michaels. Sie ſah deſſen feingeſchnittenes Profil, ſah die ſchlanken weißen Hände und wenn ſie ſich der weichen, einſchmeicheln⸗ den Stimme Michaels erinnerte, wenn ſie daran dachte, wie meiſterhaft er die Balalaika ſpielen konnte, dann begriff ſie, daß dieſer Mann Lieſelottes Herz erobern konnte. Doch, würde es noch ein Glück für dieſe beiden geben? Oder würde der Tod alle zarten Blüten zum Welken bringen? Unwillkürlich faltete Annie Willinger die Hände, als müßte 15 für das Glück dieſer beiden jungen Menſchen⸗ kinder beten. Aber zugleich dachte ſie an Lieſelottes letzte Worte und eine bange Sorge beſchlich ihr Herz. Lieſelotte hatte von einer großen Gefahr geſprochen, die 8 i über Mayburg ſchwebte, die Konrad bedrohte. S