ſchafft hohe „ denn g um h eine ionen hrun „ daß r und ſener⸗ utſch⸗ engen 1 den r Teil Haus⸗ viel⸗ t dem muß „ das ſicher bfälle Ultpg⸗ orräte getan ßigen n den r be⸗ unten aber rſeitz dieſer Zeit Apier⸗ t ein⸗ zu er⸗ deut⸗ pier⸗ ie iſt. infal⸗ tellen r hat Wirt⸗ e zur Damit hres⸗ 1 der will. wee ee d eee e 2 cee vccue Nr. 107 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 11. Mai 1037 Briliſches Krönungs⸗Moſaik Wer London in dieſen Maitagen beſucht, wird die graue Stadt nicht wieder erkennen. Sie trägt ein Krö⸗ nungskleid aus Gold und Purpur und zudem meint auch die Sonne in dieſen 4 0 b es gut. Schon die Proben, die jetzt täglich in den Londoner Straßen und in der Weſtminſter Abtei ſtattfinden, geben einen Begriff von der Krönungspracht, die London zu ſehen bekommt und jeder Londoner iſt entſchloſſen, dieſes Feſt ſo zu feiern wie er nur irgend kann. Dabei iſt merkwürdigerweiſe die Tat⸗ ſache faſt vergeſſen worden, daß ja urſprünglich am 12. Mai ein anderer König gekrönt werden ſollte. Das aber zeigt den Sinn des Engländers, das Beſte aus jeder Sache zu machen und ſich mit jeder Tatſache abzufinden, die un⸗ abänderlich iſt. Die großen Geſchäftshäuſer in der Oxford⸗ Street haben es ſich Hunderttauſende an Mark koſten laſ⸗ ſen, um ſich würdig herzurichten. Die großen Tri⸗ bünen, die überall errichtet ſind, haben das Stadtbild von Grund auf verändert. Flugzeuge und Dampferlinien ſind ſelbſtverſtändlich ausverkauft und in den Hotels iſt ſchon ſeit vielen Tagen kein Platz mehr zu bekom⸗ men, wenn man 10 vorſorglich eine Vorausbeſtellung vorgenommen hat. Schon jetzt ſind die Menſchen aus allen Ländern des Empire auf allen Londoner Straßen anzu⸗ treffen; alle Hautfarben ſind vertreten, um dem neuen König Georg VII. die Huldigung zu leiſten. Man muß ſchon ſagen, daß die Engländer es verſtehen, dann wenn es notwendig iſt, den Glanz des Empire zu zeigen. Sie wollen in dieſen Tagen nur Licht und Sonne und möchten gern die Sorgen der europäiſchen Politik und der Weltpolitik vergeſſen. So ganz geht das freilich doch nicht, und der Omni⸗ busſtreik in dieſen Tagen hat ihnen gezielt daß es ſo⸗ gar in der Krönungsſtadt Sorgen gibt, die eine ernſte Mahnung bedeuten. Wie dieſer Streik auch ſchließlich aus⸗ gehen wird— die ernſthaften Politiker dürfen nicht ver⸗ geſſen, wer ihn ee und durchgeführt hat. 19 15 iſt aller Wahrſcheinlichkeit nach kommuniſtiſche Wühlarbeit am Werke geweſen und im„Daily Telegraph“ iſt das auch mit aller Offenheit feſtgeſtellt worden. Man hat ja des⸗ 9 gerade einen Streik herausgeſucht, bei dem jeder ondoner davon perſönlich betroffen iſt. Wenn man wiſſen will, was der Omnibusverkehr für London bedeutet, dann ſtelle man ſich einmal am Samstagmittag um 12 Uhr im Herzen der City auf vor das Manſion⸗Houſe, bei der Börſe oder der Bank von England. Unabläſſig und ohne Zwiſchenraum folgt ein Omnibus dem anderen und in die⸗ ſem kleinen Rund kann man ſtändig 20 Omnibuſſe und mehr auf einmal zählen. Prieſtley hat in ſeiner„Engel⸗ gaſſe“ die Fahrten der engliſchen Angeſtellten zur und von der Arbeitsſtätte im Omnibus überaus anſchaulich geſchil⸗ dert. Dieſe Fahrten dauern oft eine Stunde und mehr. Sie ſind dem Londoner ſchon ein Stück Leben geworden und es bedeutet für ihn eine erhebliche Umſtellung, wenn er jetzt vom Omnibus auf die Untergrundbahn umſiedeln mußte. Vor kurzem wurden bei der Omnibusgeſellſchaft nur zwel kommuniſtiſche Zellen gezählt. Jetzt iſt die Zahl der Zellen ſchon auf neun angewachſen. Das iſt doch ein In⸗ diz, das deutlich genug iſt. Die engliſchen Zeitungen haben ſeinerzeit Herrn Litwinow im Bilde c eigt, als er dem früheren britiſchen Könige im Hoffra 0 Aufwartung machte. Der Bolſchewiſt geht zum König und die Bolſche⸗ wiſten wühlen gegen das Königreich. 8 England will nur Sonne in dieſen Tagen und darum hat man auch keine Ueberraſchung gezeigt, als jetzt in Dublin die neue iriſche Verfaſſung veröffentlicht wurde. Die Grundzüge dieſer A waren ja ſchon bekannt als der Thronwechſel akut war. Aber vor den Er⸗ eigniſſen dieſes Thronwechſels hat man damals die iriſche Frage in den Hintergrund treten laſſen und dasſelbe tut man heute wieder. So ergibt ſich die 1 e daß nach dieſer iriſchen Verfaſſung eigentlich eine ſouveräne Republik in einem Königreich beſteht, denn wenn man leſen kann, muß man das aus der iriſchen Verfaſſung her⸗ ausleſen. Bemerkenswert iſt übrigens auch die Tatſache, daß der iriſche Anſpruch auf Ulſter in dieſer iri⸗ ſchen Verfaſſungsurkunde ſeinen Ausdruck gefunden hat. Daß er nicht realiſiert wird, dafür werden freilich die Eng⸗ länder ſorgen, denn die Realiſation dieſer iriſchen Forde⸗ rung auf den proteſtantiſchen Teil von Nordirland würde zwefellos den Bürgerkrieg bedeuten. Und bei dieſem Bür⸗ erkrieg würde England ſeine gende militäriſche Macht ein⸗ ſehen. Es bleibt aber die Tatſache beſtehen, daß Irland nach wie vor Mitglied des Empire iſt. Und es gibt genug Eng⸗ länder, die da meinen, daß Irland ſich 5 wohl hüten würde, dieſes Band völlig zu durchſchneiden. Es iſt ja dar⸗ auf angewieſen, da der größte Teil der iriſchen usfuhr nach England geht und da Hunderttauſende iriſcher Ar⸗ beiter in England ihr Brot finden. Wenn die Iren vor eine andere Situation 5 wären, hätten ſie vermutlich auch dieſes letzte Band ſchon durchſchnitten. * Ganz kann man freilich die Außenpolitik nicht vertagen. So muß ja auch betont werden, daß in dieſen Tagen ſchon die Empire⸗Konferenz in ihren Aus⸗ ſchuͤſſen zuſammengetreten iſt. Die eigentlichen Entſchließun⸗ gen und Beratungen werden freilich nach der Krö⸗ nung ſtattfinden und nach der Krönung erfolgt dann auch die Neubildung der britiſchen Regierung. Es verlautet nunmehr, daß Baldwin am 28. Mai zurücktreten wird. Das iſt der gleiche Tag, an dem er im Jahre 1923 zum Führer der konſervativen Partei gewählt wurde. Es darf wohl als ſicher angenommen werden, daß Neville Cham⸗ berlain ſein Nachpolger wird, der wiederum Sir John Si⸗ mon in das Amt des Schatzkanzlers berufen wird. Da⸗ bei iſt freilich die Frage noch nicht geklärt, ob Chamber⸗ lain nicht noch das Schatzkanzleramt einige Monate ſelbſt verwalten wird, um die Fragen zur Erledigung zu brin⸗ . die mit der Aufrüſtung im eee ſtehen. n Verbindung mit der Krönung iſt jetzt auch die Zivil⸗ liſte des Königshauſes veröffentlicht worden. Danach hat der König ein Jahreseinkommen von 6,5 Millionen Mark, dazu kommen dann aber noch die verſchiedenen Einkünfte, aus denen die Apanagen für die anderen Mitglieder des Königshauses bezahlt werden. England iſt in dieſen Din⸗ felt großzügig und kann ſich dieſe Großzügigkeit ja auch eiſten. im einigende ron der ee Erfreuliche Bilanz der Reichsbahn Leiſtungsergebniſſe des letzten Vorkriegssahres ſind über⸗ ſchrikten. Berlin, 11. Mai. Der jetzt von der Deutſchen Reichsbahn⸗Geſellſchaft aus. gegebene Geſchäftsbericht für das Jahr 1937 ſteht wieder im Zeichen des anhaltenden Wirtſchaftsaufſchwungs. Die Verkehrs⸗ und Betriebsleiſtungen haben eine weitere ſo er⸗ hebliche Zunahme erfahren, daß die Leiſtungsergebniſſe des letzten Vorkriegsjahrs durchweg— zum Teil fogar be⸗ trächtlich überſchritten wurden. In dem Geſchäftsbericht, der durch das Geſetz zur Neu⸗ regelung der Verhältniſſe der Deutſchen Reichsbahn vom 10. Februar 1937 noch nicht berührt wird, enthält u. a. folgende bemerkenswerte Zahlen: Die Verkehrseinnahmen liegen im Perſonen- und Gepäckverkehr mit 1069,9 Mil⸗ lionen Mark gegenüber 988,6 Millionen Mark in 1935 um 8,2 Prozent höher als im Vorjahr. Im Güterverkehr ſchlie⸗ en die Einnahmen mit 2635.6 Millionen Mark gegen 232,5 Millionen Mark in 1935; das bedeutet einen Zu. wachs um 13,4 v. H. Bei den Verkehrsleiſtungen beträgt die Steigerung im Perſonenverkehr 10.1 v. H. und im Güterverkehr 11,4 v. H. Die im Vergleich mit der Leiſtungszunahme günſtigere Einnahmeenkwicklung im Güterverkehr iſt hauptſächlich auf die zu Anfang des Jahres durchge⸗ erwachſen der Reichsbahn neue wichtige Aufgaben durch die ie u der Wirtſchaft mit einheimiſchen Rohſtof⸗ 8 Die umfa ſenden Frachtvergünſtigungen für die För⸗ erung der nationalen Arbeit ſind 1936 unverändert beibe⸗ halten worden. Auch das Winterhilfswerk 1936⸗37 wurde wiederum durch Einräumung völliger Frachtfreiheit für alle in ſeinem Dienſt aufkommenden Beförderungsgüter weiteſtgehend unterſtützt; der Wert dieſer Frachtausfälle kann wieder auf 16 Millionen Mark veranſchlagt werden. Insgeſamt wurden 1936 68,6 v. H.(1935: 68 v. H.) aller beförderten Tonnen des Expreß⸗, Eil⸗ und Frachtguts(ein⸗ 1 Kohlen) zu verbilligten Ausnahmetarifen ge⸗ ahren. Im Perſonenverkehr wurden 1936 68,63 v. H.(1938: — 55 v. H.) aller Reiſenden zu ermäßigten Tarifen beför⸗ ert. Einſchließlich der ſonſtigen Einnahmen(Vergütung der Anſchlußgleisbeſiger, Pachten, Mieten uſw.), deren Geſamt⸗ betrag mit 279,3 Millionen Mark ungefähr auf der Linſe des Vorjahres(273,0 Millionen Mart) geblieben iſt, be⸗ laufen ſich die Geſamteinnahmen der Betriebsrechnung auf 3984,8 Millionen Mark(3586,11 Millionen Mark), d. f. 11,1 v. H. mehr als in 19935. Die in der Betriebsrechnung verrechneten Ausgaben ſchließen Ende 1936 insgeſamt mit 3513(3433,9) Millionen Mark und liegen um 79,1 Millto⸗ nen Mark oder 2,3 b. H. über dem Ergebnis des Geſchäfts⸗ jahrs 1935. Die Betriebsrechnung ſchließt demnach mit einem Ueberſchuß von 471.8 Millionen Mark gegen 152,2 Millionen Mark in 1935 ab.(1934 betrug der Ueberſchuß nur 24 Millionen Mark und 1933 mußte ſogar noch ein Fehlbetrag von 136 Millionen Mark ausgewieſen werden.) Die aus den Bedürfniſſen der Reichsbahn entſpringen⸗ den Aufträge an die deutſche Wirtſchaft können wiederum auf insgeſamt 1.5 Milliarden Mark beziffert werden. Die Weinbauwirtſchaſt im Bierjahresplan Von Edmund Diehl, Vorſitzender der Hauptveéreinigung der deutſchen Weinbauwirtſchaft. 3d R. Der mit der Durchführung des 2. Vierjahrespla⸗ nes beauftragte Miniſterpräſident Hermann Göring hat verſchiedentlich Arlene genommen, die große Bedeu⸗ tung der geſtellten Aufgaben zu kennzeichnen. Von jedem einzelnen Volksgenoſſen verlangt er tatkräftige Mitarbeit. damit das große Ziel erreicht wird. Es iſt daher notwendig, daß die geſamte Weinbauwirt⸗ ühlt eindeutig und geſchloſſen den Kampf aufnimmt und alle Anſtrengungen unternimmt, um der Parole„Mehr erzeugen und das Erzeugte ſparſam verwenden“ zum Siege zu verhelfen. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß bei der nun ein⸗ mal knappen vorhandenen e in Deutſchland privatwirtſchaftliche Spekulationen, die z. B. durch Erwei⸗ terung des Anbaues nicht lebenswichtiger, aber größeren Gewinn verſprechender Erzeugniſſe ihren Ausdruck finden, unterbunden werden müſſen, um derartige landwirtſchaft⸗ lich nutzbare Flächen der Erzeugung lebens notwendiger Feldfrüchte wie Getreide und Kartoffeln zu erhalten. Unter dieſem Geſichtspunkt iſt zum Beiſpiel die Regelung der Neuanlage von Weinbergen zu betrachten. An⸗ dererſeits muß in den vorhandenen Weinbergsanlagen die Steigerung der Erzeugung energiſch in Angriff genommen werden. Hier ſetzt helfend die Erkenntnis von Forſchung und Wiſſenſchaft ein. Rebzucht und Sortenfrage, Pfropf⸗ rebenbau und Schädlingsbekämpfung, Weinbautechnik und Kellerwirtſchaft ſind die Faktoren, die der Steigerung der Erzeugung und einem Gleichmaß des Ernteaufalles dienen ſollen. Unter dem Leitwort„Kampf dem Verderb“ ſind jene Maßnahmen der breiten Oeffentlichkeit bekanntgeworden, die nicht nur eine ſparſame, ſondern auch eine reſtloſe Ver⸗ wendung des Erzeugten zum Ziele haben. Beſonderes Augenmerk iſt auf die Verwertung von Abfällen u richten. Für die Weinbauwirtſchaft erſtehen hier ver⸗ erden neuartige Aufgaben. Die Verwerkung von Traubenkernen zur Oelgewinnung und von Trau: bentreſtern zur Pektinſäuregewinnung, Fabrikation von Futter- und Düngemitteln aus Weinhefen ſind bisher nicht ausgenutzte Möglichkeiten. Ferner ſind alle Beſtrebungen zu unterſtützen, die geeignet erſcheinen, die von der Weinbauwirtſchaft benötiaken ausländiſchen Roh⸗ ſtoffe durch einheimiſche zu erſetzen. Gerade auf dieſem Ge. biet ſind Forſcher und Wiſſenſchaftler an der Arbeit, um die verſchiedenen Vorſchläge zu entwickeln, auf ihre Brauch. barkeit zu prüfen und ihren Einſatz vorzubereiten. Die Verwendung von Holzſtopfen an Stelle des Kor⸗ kens, die Herſtellung eines deutſchen Baſtes 7—— Binden der Weinreben, die Beſchaffung einheimiſchen Roh toffes als 5 lter material für den bisher verwandten beſt, die 0. 7 5 Stanniolkapſeln ſind die Aufgaben, welche ihren Teil zur Erfüllung des Vierjahresplanes beitragen ſollen. Darüber hinaus muß in ſedem einzelnen Betriebe un⸗ bedingt dafür Sorge gekragen werden, daß die 1198 un⸗ beachteten Abfälle geſammelt und einer weiteren Verwen⸗ dung zugeführt werden. Hierzu gehört u. a. die Erfaſſung der Stanniolabfälle von Kapfeln und die Sammlung ebrauchter Korken, die für die Herſtellu von Aioleun und ähnlichen Erzeugniſſen benötigt werden. enutzung von Aluminiumkapſeln an Stelle Wenn auch dieſe Maßnahmen nur einen kleinen Tell des geſamten großen Planes darſtellen, ſo iſt es doch not⸗ wendig, daß jeder einzelne auf dieſem Gebiet mitarbeitet, Nationalſozialiſtiſche Wirtſchaftsauffaſſung hat ſich ſtets auf den Idealismus und die Einſatzbereitſchaft des ein⸗ zelnen Menſchen aufgebaut. Jeder in der Weinbauwirt⸗ ſchaft tätige Volksgenoſſe wird durch reſtloſen Einſatz zur Erreichung des Zieles beitragen. Die Reichsautobahn im Jahre 1936 Geſchäftsbericht belegt Aufwärksenkwicklung. Berlin, 11. Mai. Das mit dem 31. Dezember 1936 abgelaufene vierte Ge⸗ ſchäftsjahr des Unternehmens„Reichsautobahnen“ hat durch die Eröffnung der erſten 1000 Kilometer Kraftfahrbahnen auf der Strecke Breslau—Kreibau in Gegenwart des Füh⸗ rers und Reichskanzlers am 27. September 1936 eine beſon⸗ dere Bedeutung bekommen. Insbeſondere hat ſich, wie aus dem Geſchäftsbericht hervorgeht, im Jahre 1936 die Jahl der in Betrieb genommenen Streckenkilomeler von 108 auf 1087 erhöht, Aleichdeitig iſt die Länge der Baukilometer um weitere 757 tilometer auf 1844 Kilometer geſtiegen. Weiter wurden zu⸗ ſammen mit den bereits Ende 1935 fertigen 1361 Bauwer⸗ ken 2660 Brückenbauten getätigt und 851 weitere Bauwerke begonnen. In das Berichtsjahr fällt ferner die Fertigſtellung der erſten drei ortsfeſten Tankſtellen an den Kraftfahrbahnen bei Darmſtadt, Roſenheim und Holzkirchen und der Baubeginn an weiteren Tank⸗ ſtellen und an den erſten Straßenmeiſtereigehöften. Die Zahl der geleiſteten Tagewerke iſt im Berichtsjahr von 37,04 Mil⸗ lionen auf 64,62 Millionen geſtiegen, die Höchſtzahl der be⸗ ſchäftigten Unternehmerarbeiter wurde mit 121688 Köpfen für den Monat Juni ermittelt. Der Perſonalſtand bei den Stellen des Unternehmens„Reichsautobahnen“ wurde von 6388 Köpfen Ende 1935 auf 8171 Köpfe Ende 1936 erhöht. Wie im Vorjahr iſt das Unternehmen auch 1936 in be⸗ ſonderem Maß um die ſoziale Betreuung der Unternehmer⸗ arbeiter beſorgt geweſen. Um die von ihren Familien ge⸗ trennten Arbeiter in der Nähe der Bauſtellen gut unterzu⸗ bringen, wurden insgeſamt 120 Wohnlager mit rund 220000 Betten erſtellt, von denen die„Reichsautobahnen“ 62 und den Reſt die Unternehmer beſchafft haben. Eine gewaltige Leiſtung Jeden Monat betreut die NS 981 000 Volksgenoſſen. Berlin, 10. Mai. Die gewaltigen Leiſtungen unſerer NSW werden aus dem Bericht deutlich, der ſoeben von der Hauptſtelle Statiſtik des Organiſationsamtes der NSW für das abgelaufene Jahr vorgelegt wird. Die Geſamtzahl der Ortsgruppen und Stützpunkte betrug 21522, die der ſtän⸗ dig für die NSW tätigen Mitarbeiter in den Gau⸗, Kreis. und Ortsgruppenämtern 779 462. Von einem Blockwalter wurden durchſchnittlich 46 Haushaltungen betreut. Bezeich⸗ nend für die in der ganzen Welt bewunderte Arveitsweiſe der NSW iſt die Tatſache, daß 98.1 Prozent der ſtändigen Mitarbeiter, nämlich über 764 000, ehrenamtlich tätig ſind. Die Zahl der NSW Mitglieder iſt bis zum 28. Februa 1937 auf 6 643 413 geſtiegen; das entſpricht 10 Prozent der 19 8 oder 36,8 Prozent der Haushaltungen des Deut, ſchen Reiches. Die RSB als die größte ſoziale Hilfsorganiſatlon dei Welt betreute im Berichtsſahr im Monatsdurchſchn in⸗ ſchließlich der Familienangehörigen 981 881 Volksgenoſſen. Darunter befanden ſich über 34000 alleinſtehende Perſonen und über 53 000 Familien mit vier und mehr Kindern. Es wurden faſt 1.5 Millionen Anterffützungsankräge geſtellt. 1936 betreute die N85 185845 werdende Mütter und Wöchnerinnen, 15 313 ledige Mütter und über 99 000 700 linge. Bom 1. Januar bis 31. Dezember wurden faſt 20 Mütter und mehr als 417 000 Kinder verſchickt. Schließlich fei als wejtere Ergänzung zu den vom Leiter der NS, Hilgenfeldt, bereits genannten Leiſtungszahlen darauf hingewieſen, daß die NSW im Berichtsjahr im Mo⸗ natsdurchſchnitt über 175 000 Kinder ſpeiſte, daß in mehr als 66 000 Fällen Haushaltshilfe und in faſt 15 600 Fällen Arbeitsplatzhilfe, in über 135 000 Fällen Wohnungshilfe geleiſtet wurde. Der Wert der gesamten Leiſtungen der NSW im Berichtsjahr ſtellte lich auf 81 703 914,75 Mark, Davon entfielen über 36 Millionen auf die Kinderverſchik⸗ kung, faſt 11 Millionen auf die Müttererholung und rund 22.5 Millionen auf wirtſchaftliche Beihilfen. Marktberichte Mannheimer Getteidegroßmarkt v. 10. Mal. Notierun⸗ gen unverändert. Frankfurter Getreidegroßmarkt v. 10. Mai. Die Belie⸗ ferung der Mühlen aus den Beſtänden der Reichsſtelle wird felge, ſo daß die Verſorgung geſichert bleibt. Weizenmehl g zwar etwas ruhiger, wurde aber doch laufend aufgenom⸗ men, wobei man hellere Mehle, auch für den Feiertagsbedarf, bevorzugte. Roggenmehl wird aus den vorhandenen Lägern für den laufenden Bedarf geliefert, jedoch iſt das Offerten⸗ material für ſpäter ſehr klein. 6„6„6„6„6„6„6„„„„„„„„„„„444„ 4 4„„„ „„„„„„„„ Weltbild(w). Zum Präſidenten der Reichsrundfunkkammer ernannt. Der bisherige Intendant des Reichsſenders Breslau, Hans Kriegler, wurde zum Präſidenten der Reichs⸗ . 5 rundfunkkammer ernannt. Aus dem Gerichtsſaal. Jalſchmünzerei im Kleinen. Mannheim. Die Große Strafkammer beſchäftigte ſich in einer außerordentlichen Sitzung mit fünf Angeklag⸗ ten, die wegen Münzverbrechens unter Anklage ſtehen. Der 22jährige Hauptangeklagte Heinrich Abdorf aus Neuhofen hat gemeinſchaftlich mit dem 22jährigen Willi Bauer aus Mannheim in der elterlichen Wohnung des A. mit ganz primitiven Hilfsmitteln die Herſtellung falſcher Fünf⸗ und Einmarkſtücke betrieben. Der 24 Jahre alte Ludwig Kraus aus Speyer war Augenzeuge dieſer Falſchmünzerei und er⸗ klärte ſich bereit, das Falſchgeld in echtes einzutauſchen. Der mitangeklagte 25jährige Anton Werle aus Mannheim und die 43 Jahre alte Mutter Kath. Kraft des Abdorf(aus erſter Ehe) haben von dieſem Tun Kenntnis erhalten und geduldet, daß Falſchgeld in Umlauf kam. Kraus fiel ſchon beim erſten Verſuch auf, als er eine Schachtel Zigaretten kaufen wollte. Die Zigarettenhändlerin bemerkte den Schwindel, behielt das Geldſtück zurück und übergab es der Polizei, welche die Täter verhaftete. Die Strafkammer ver⸗ urteilte Abdorf zu einem Jahr zwei Monate, Ludwig Kraus zu einem Jahr, Bauer zu zehn Monaten, Werle zu ſieben Monaten und Kath. Kraft zu drei Monaten Gefängnis. Ein Teil der Unterſuchungshaft wurde den Angeklagten in Anrechnung gebracht. Die Angeklagte Kath. Kraft kam auf freien Fuß, weil ihre Strafe durch die erlittene Unter⸗ ſuchungshaft als verbüßt zu gelten hat. Den Angeklagten waren auch die Koſten des Verfahrens aufzuerlegen. Fahrläſſige Eides verletzung Das Urteil im Mannheimer Prozeß Herd. [Mannheim. Vor dem Schwurgericht hatte ſich der 1902 in Mannheim geborene Ernſt Anton Herd wegen Meineids u. a. zu verantworten. Der Angeklagte war nach dem Umbruch bis zum 9. Juli 1934 im Vorzimmer des Oberbürgermeiſters als Verwaltungsoberinſpektor tätig. Mit einer Halbjüdin ſchloß er 1932 die Ehe, die jedoch im Februgr d. J. geſchieden wurde. Auf Veranlaſſung des Oberbürgermeiſters der Stadt Mannheim wurde gegen Herd ein Diſziplinarverfahren 8 5 weil ihm Untreue u. a. vorgeworfen wurde. Das Urteil der Strafkammer Mannheim vom 8. April 1936 lautete auf zweieinhalb Jahre Gefängnis und 1100 Mark Geldſtrafe oder weitere 110 Tage Haft. Die Strafe wurde rechtskräftig. In dieſem Ver⸗ fahren wird dem Angeklagten zur Laſt gelegt, er habe 1.) am 4. Oktober 1933 eine eidesſtattliche Verſicherung wiſſent⸗ lich falſch abgegeben; 2.) am 7. November 1933 einen Meineid geleiſtet; und 3.) die Diſziplinarakten gegen den Verwaltungsinſpektor Weßbecher beiſeite geſchafft, Zu die⸗ ſer Anklage 85 Herd während den beiden Verhandlungs- tagen erſchöpfend Stellung genommen und erklärt, daß er ſich unſchuldig fühle. Wie aus dem Zeugenverhör zu ent⸗ nehmen war, hat damals der Angeklagte eine machtvolle Poſition inne gehabt. Es tauchte das Gerücht auf, der Ver⸗ waltungsbeamte W. habe ſich in politiſch gefährlicher Weiſe gegenüber einem führenden Staatsmann des Drit⸗ ten Reiches ausgeſprochen. Herd rief den Angeſtellten S. 5 ſich und fragle ihn nach dem Sachverhalt, ließ ſich die Alan en mit der Maſchine niederſchreiben und das Protokoll von dem S. unterſchreiben. S. hat dreimal die⸗ ſelben Angaben unter einem Eid bekräftigt und iſt nun zur befſeten Ueberraſchung des Gerichtes mit ſeinen früheren eſtimmten Angaben zurückhaltend geweſen. Auf Grund der großen Wankelmütigkeit hat das Gericht beſchloſſen, dieſen Zeugen nicht zu vereidigen. Der Meineid wurde dar⸗ in erblickt, daß Herd geſagt haben ſollte, ein Fräulein habe das niedergeſchrieben, was Herd und S. miteinander be⸗ ſprachen. In Wirklichkeit hat aber Herd einem Verwal- tungsanwärterbeamten diktiert, was die Unterredung mit S. feſtgeſtellt hat. Dieſe Pe waren auch der Grund, das Verfahren gegen We zu beſchleunigen und ihn aus den Dienſten der Stadt zu entlaſſen. 85 faſt zweitägiger Verhandlungsdauer erging fol⸗ gendes Urteil: Der Angeklagte Ernſt Anton Herd wird we⸗ gen fahrläſſigen Falſcheides zu 10 Monaten Gefäng⸗ nis verurteilt; drei Monate Unterſuchungshaft werden an⸗ gerechnet. Dieſe Strafe wurde mit der Einſatzſtrafe von Seines Herzens Königin Roman von Marie Blank⸗ Eismann. 63 und Annie Willinger wunſchte doch fur Konrao aues Glück, das es auf Erden gab. Wenn eine andere ſie auch von ſeiner Seite drängte, ſo hatte ſie ihn doch noch immer lieb, würde ihn immer lieb behalten, ſolange ſie lebte. Sie ſeufzte ſchwer und ſtrich ſich langſam über die Stirn, um alle trüben Gedanken zu bannen. Sie»ab ſich ja ſo große Mühe, ihr eigenes Leid zu ver⸗ geſſen ind nur noch ihren Pflichten zu leben. Aber gerade dieſes Vergeſſen war ſo ſchwer, denn in der Einſamkeit drängten ſich Bilder heran, die ein ſüßes Glück zeigten. Und dann ſchrie das dumme törichte Herz in heißer Sehnſucht nach einem ſolchen Glück und wollte es nicht glauben, daß alles vorbei ſein mußte. Ein paar heiße Tränen rannen über Annie Willingers blaſſe Wangen. Sie wußte nicht, welche Gefahr Konrad drohte, aber ſie wünſchte mit der großen Liebe, die ſie unverändert in ihrem 9 trug, daß er errettet wurde— daß ihm kein Leid eſchah. g Unabläſſig grübelte ſie über tauſenderlei Möglichkeiten nach, ohne einen klaren Gedanken zu finden. Da aber begann ſich mit einem Male der Kranke zu regen und riß dadurch die Schweſter aus ihren Grübeleien auf. Michael Romanowski warf ſich unruhig in den Kiſſen umher, ſeine Hände taſteten ſuchend auf der Decke entlang. Ganz leiſe aber flüſterten ſeine Lippen:* „Lieſelotte— du— meines Herzens Königin.“ 5 Annie Willinger wagte ſich nicht zu rühren. 4 Da ſchlug der Kranke ſeine großen, dunklen, von leiſer Schwermut umſchatteten Augen auf. Er ſchaute mit verwunderten Blicken umher, die ſchließlich erſtaunt und fragend zugleich auf dem bleichen Geſicht Annie Willingers haften blieben. Für Augenblicke herrſchte tiefſte Stille in dem hohen Krankenzimmer. Dann huſchte ein müdes Lächeln um Michaels Mund und ganz leiſe flüſterte er: „Wo bin ich?— Was iſt mit mir geſchehen? Annie Willinger taſtete nach den Händen des Kran⸗ ken, umſpannte dieſe mit leiſem Druck, als müßte ſie ihre Kraft auf ihn übertragen und mit tröſtendem, zuverſicht⸗ lichen Ton in der Stimme entgegnete ſie: „Sie ſind krank, Herr Romanowski— aber in guten Hän⸗ den— wir wollen Sie geſund pflegen e e Jahren Gefängnis zu einer Geſamtfſtrafe von rei Jahren Gefängnis e Von der An⸗ klage einer wiſſentlich falſchen eidesſtattlichen Verſicherung und der Vernichtung von Diſziplinarakten des W. mußte der Angeklagte mangels ausreichender Beweiſe freigeſpro⸗ chen werden. Obwohl der Verdacht beſteht, daß ſich erd auch in dieſen Punkten ſtrofbar gemacht hat, war eine Verurteilung nicht möglich. Im Fall des Meineids konnte nur eine fahrläſſige Eidesverletzung in Frage kommen. Kirchliche Vertuſchungsverſuche Vernehmung des Generalvikars von Trier im Sittlichkeits⸗ prozeß Bauer. Trier, 11. Mai. Die Verhandlungen in dem Sittlichkeitsprozeß gegen den 46jährigen katholiſchen Pfarrer Peter Bauer vor der Großen Stafkammer in Trier begegneten auch am Montag dem lebhafteteſten Intereſſe. Auch dieſer Verhandlungstag brachte durch die Vernehmung des biſchöflichen General- vikars als Zeugen weiteres Material hinſichtlich der Ver⸗ tuſchungsmanöver ſeitens der biſchöflichen Behörden im Fall Bauer. Von dieſen Vertuſchungsverſuchen ſei zunächſt noch ein Fall nachgetragen, der im Laufe der eg des Bi⸗ ſchofe von Trier zur Sprache kam. So hatte im Laufe des Ermittlungsverfahrens die Staatsanwaltſchaft vom biſchöf⸗ lichen Generalvikariat die Herausgabe der Perſonalakten des Angeklagten Bauer, Pfarrer der Gemeinde Weidingen, eingefordert. Zur großen Ueberraſchung erhielt die Staats⸗ anwaltſchaft darauf ein Schreiben des Generalvikariats, in dem mitgeteilt wurde, daß ein Pfarrer Bauer in Marpin. fel,(alſo ein ganz anderer Ortsnamel) diesſeits unbekannt ei. Auf eine Frage des Oberſtaatsanwalts während der Vernehmung des Biſchofs, ob es ſich dabei um ein Ver⸗ ſehen oder um den Verſuch einer bewußten Irreführung gehandelt habe, gibt der Biſchof die merkwürdige Antwort daß er überhaupt lieber geſehen hätte, wenn die Heraus⸗ gabe der Akten rundweg abgelehnt worden wäre. Im übri⸗ en erklärte der 0 daß der fragliche Brief mit dem böchſ merkwürdigen„Schreibfehler“ nach einer Beratung des Geiſtlichen Rats() an die Staatsanwaltſchaft abge⸗ ſandt worden ſei. Es handele ſich, ſo erklärt der Biſchof, natürlich ſicher nur um einen Schreibfehler. Zu Beginn der Montagsberatung teilte der Verteidiger des Angeklagten Bauer dem Gericht mit, daß ſein Mandant eine Erklärung zu den Verfehlungen abgeben wolle. Mit noch leiſerer Stimme als am erſten Tage ſchilderte dieſer dann die einzelnen Vorkommniſſe, die ſich voll und ganz mit den As sägen der Zeugen decken. Oberſtaatsanwalt Dr. Hofmann läßt den Angeklagten befragen, ob er vor Eintritt in die Pfarrſtellen von dem Biſchof in Trier emp⸗ fangen worden ſei. Der Angeklagte bejaht dies in dem Falle der Pfarrſtelle Laubach, nicht dagegen im Falle Wei⸗ dingen. Im Auguſt 1932 habe ihn der Biſchof jedoch wegen der Vorkommniſſe in Weidingen rufen laſſen und ihn ernſt⸗ lich ermahnt. Der Sachverſtändige Dr. Enner von der Heil- und Pfle⸗ e Merzig gibt nun eine ſehr intereſſante Aeußerung er Angeklagten wieder, die Bauer ihm gegenüber gemacht hat. Nach dem Bekanntwerden der Verfehlungen in Lau⸗ bach und als man Bauer zur Selbſtbeſinnung in das Klo⸗ ſter Ravengiersburg beſtellt hatte, habe Bauer ſelbſt die biſchöfliche Behörde darum gebeten, ihm keine Pfarrſtelle mehr zu geben. Der damalige, inzwiſchen verſtorbene Ge⸗ neralpikar Tillmann habe aber darauf hingewieſen, daß die Penſion dann ſo klein wäre wäre, daß Bauer und ſein Vater nicht damit auskommen könnten. Daraufhin ſei er dann von Ravengiersburg aus mit der Pfarrſtelle in Weidingen betraut worden. Dieſe Angaben Bauers wurden durch ſeinen Verteidiger beſtätigt. Der Oberſtaatsanwalt erklärt hierzu, der Biſchof habe bei ſeiner am Samstag unter Eid erfolgten Vernehmung erklärt, er könne ſich nicht mehr erinnern, daß Bauer bei ihm geweſen ſei. 5 Sodann wird Generalvikar Dr. von Meurers ver⸗ nommen. Als er, ſo beginnt der Zeuge, am 31. Oktober Michael Romanowski ſann eine Weile über dieſe Worte nach. Dabei lag in ſeinen Augen ein ſeltſam ſuchender Blick. Und mit leiſer Wehmut kamen die Worte über ſeine Lippen: „Krank?— Und ich glaubte mich im Himmel zu befin⸗ den—!] Ich habe ſo ſchön geträumt, Schweſter—“ Annie Willinger lächelte.„Vielleicht war es gar kein Traum, Herr Romanowski— vielleicht war alles Wirklich⸗ keit—“ Erſtaunt horchte der Kranke auf. „Wirklichkeit?— Wäre es möglich?—“ Dann aber ſchüttelte er wehmütig ſeinen Kopf und mur⸗ melte:„Nein— nein— es war alles nur ein Traum— denn wie könnte es möglich ſein, daß ſie— ſie, die Her⸗ rin— zu mir, dem Bettler, dem Heimatloſen, ſich in Huld neigt— daß ſie Worte zu mir geſprochen hätte, wie ſie mein Herz kaum in den kühnſten Träumen zu erſinnen ver⸗ mag?— Ach, warum bin ich erwacht— warum konnte ich nicht weiterträumen?—“ 55 „Iſt Ihre Sehnſucht ſo groß, Herr Romanowski? Er lehnte ſich in die Kiſſen zurück und ſchloß die Augen. „Seitdem ich ſie ſah— ſeitdem ich das Streicheln ihrer ſchlanken Mädchenhände ſpürte, trage ich ihr Bild in mei⸗ nem Herzen— und ſeitdem ich ſie auf meinen Armen hielt und der eiſigen Flut entriſſen hatte, ſeitdem kenne ich bei Tag und Nacht keinen anderen Gedanken, als ihr die⸗ nen zu dürfen, wie ein Page einer Königin dient— Ich weiß, ich bin zu arm, um meine Augen zu ihr erheben zu dürfen— ich beſitze nichts mehr als meine beiden Arme, mit denen ich für ſie ſchaffen kann— ich habe keinen Na⸗ men mehr— keine Heimat— kein Vaterland— ich bin ärmer als der Aermſte der Armen— und darum will ich ja auch nur von ferne ſehen dürfen, will glücklich ſein, wenn ich ihr meine Dienſte weihen darf— ich habe ſie ja ſo lieb— und deshalb ſo ſüß von ihr geträumt— Da neigte ſich Annie Willinger über den Kranken und flüſterte:„und wenn es nun doch kein Traum war, Herr Romanowski—“ 5 5 Jäh blickte er auf. In banger Frage hingen ſeine Augen an dem Antlitz der Schweſter. „Kein Traum—?“ Annie Willinger nickte. „Wenn Lieſelotte Mayburg nun wirklich hier an Ihrem Krankenlager geweſen wäre— wenn ſie Ihnen wirklich alle die ſüßen Worte ins Ohr flüſterte, von denen Sie zu träumen glaubten—“ „Schweſter—“ 3 „Sie iſt hier geweſen, Herr Romanowski— 5 1935 ſein Amt als Generalvikar übernommen habe, had er von den Verfehlungen des Bauer gehört und ihn erſucht am 2. November nach Trier zu kommen. Bauer ſei einige Tage ſpäter dageweſen und er, der Zeuge, habe ihm dann über die bekannten ſittlichen Verfehlungen in Weidingen vernommen. Der Oberſtaatsanwalt ſtellt dann den Antrag 6 das eben erwähnte Schreiben des Generalvikars vom 20 April 1936 zu verleſen. Auf die Frage des Oberſtaatsan. waltes, wie es komme, daß in dem Schreiben ein Ort Mar⸗ pingen erſcheine, während Bauer doch in Weidingen die Pfarrſtelle innehatte, erklärt der Zeuge,„er habe Weidin⸗ en diktiert“, von der Sekretärin ſei aber fälſchlicherweiſe arpingen geſchrieben worden. Bezüglich der Beeidigung des Zeugen ſtellt der Ober⸗ ſtaalsanwalt den Antrag, ihn unbeeidigt zu laſſen, da im Hinblick auf den Inhalt des Schreibens an die Skaaksan⸗ waltſchaft vom 26. April 1936 der dringende Verdacht der Begünſtigung vorliege. Im Anſchluß an die Vernehmung dreier Staaispolizeibeamter beſchloß das Gericht, daß die Vereidigung des Zeugen Generalvikar Dr. von Meurers wegen Verdachtes der Begünſtigung unterbleibe. 13 Alexianer vor Gericht Rund 100 Verbrechen nachgewieſen. Bonn, 10. Mai. Ein erſchütterndes Bild ſittlicher Verkommenheit, wie ſie in den Niederlaſſungen der Barmherzigen Brüder vom Heiligen Alexius(Mutterhaus Köln⸗Lindenthal) in Köln, Eſchweiler und Siegburg geherrſcht 8 bot ein Prozeß vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Bonn. 15 Angeklagte im Alter von 17 bis 34 Jahren ſtanden unter der ſchweren Beſchuldigung, nicht weniger als rund 120 Verbrechen gemäß Paragraph 175 begangen zu haben, darunter viele an minderjährigen Novizen und Zöglingen. Die ſchlimmſte Rolle bei dieſem furchtbaren Treiben ſpielte der 1905 geborene Ludwig Holzmer(Bruder Sta⸗ nislaus), der ſich beſonders an die jüngſten Novizen und Poſtulanten heranmachte und ſogar einen vierzehnjährigen Jungen verführt hat. Der Angeklagte Fritz Muehlberger (der ehemalige Bruder Gotthard) wurde überführt, bereits vor ſeinem Eintritt ins Kloſter widernatürliche Unzucht betrieben zu haben. Sehr bezeichnend waren die Ausſagen des Angeklag⸗ ten Ennen(Bruder Anſelmus). Er habe bei dem Bruder Vorfteher über einen Mitbruder beſchwert und deſſen ſexüelle Verbrechen Pe Als nichts unternom⸗ men wurde, habe er ſeinem Vater alles berichtet, der einen Brief an den Kölner Erzbiſchof ſchrieb. Es ſei 1555 ein Ab⸗ geſandter des Erzbiſchofs ins Kloſter gekommen, doch habe ihm dieſer erklärt, er könne den beitefenhen Bruder nicht aus dem Kloſter hinauszubringen, da weder der Biſchof noch der Brudr Vorſteher dies wünſchten. Dieſer Jeſuitenpater wurde als Zeuge vernommen. Er betonte, es habe ſich um eine außerordentliche Viſitation ge⸗ handelt. Ob ein beſtimmter Einzelfall dazu Anlaß gegeben habe, wiſſe er nicht. Der Zeuge machte dann vom Ausſa⸗ enverweigerungsrecht in ſeelſorgeriſchen Fragen Gebrauch. as Gericht Rahm rund 100 Vergehen und Verbrechen ge⸗ gen den Paragraphen 175 als erwieſen an und verurteilte elf der Angeklagten zu Gefängnisſtrafen von fünf Monaten bis zu zwei Jahren und zehn Monaten. Der Angeklagte Holzmer(Bruder Stanislaus), der in der Urteilsbegrün⸗ dung als übelſter Verführer von jungen Leuten gebrandmarkt wurde, erhielt die Höchſtſtrafe von drei Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverluſt. In der Urteilsbegründung betonte der Gerichtsvorſit⸗ zende, daß der Ordensleitung zumindeſt der Vorwurf ge⸗ macht werden müſſe, zu nachſichtig geweſen zu ſein und die Aufſicht über die Brüder mangelhaft geführt zu haben. e Gedenktage für den 12. Mai. 1670: Kurfürſt Friedrich Auguſt der Starke von Sachſen, König von Polen, in Dresden geb.(geſt. 1733).— 1803: Der Chemi⸗ ler Juſtus von Liebig in Darmſtadt geb.(geſt. 1873).— 1925 Hindenburg tritt das Amt als Reichspräſident an.— 1935: Der polniſche Marſchall und Staatsmann Jozef Pilſudſki in Warſchau geſt.(geb. 1867). Sonne: A. 4.09, U. 19.44; Mond: A. 5.22, U. 22.26. „Schweſter— iſt es die Wahrheit?“ „Ja, Herr Romanowski—“ 8 5 „So hätte ſie ihre kühlen weichen Hände auf meine heiße Stirn und auf mein brennendes Herz gelegt, ſo hätte ſie mir ins Ohr geflüſtert, daß ſie mich lieb hat, trotzdem ich ein Fremder, ein Heimatloſer, ein Bettler bin.“ Mieder nickte Annie Willinger und beſtätigte: „Ja, Lieſelotte Mayburg hat ihr Herz entdeckt, ſie liebt — liebt von ganzem Herzen, und jener Mann, der ſich in ihr reines Mädchenherz eingeſchlichen hat, heißt Michael Ro⸗ manowski.“ Da leuchteten die Augen des Kranken auf. Er umſpannte mit feſtem Griff die Hände der Schweſter und rief:„Schwören Sie mir, Schweſter, daß dies alles Wahrheit iſt, ich kann es ja noch nicht glauben, kann es nicht faſſen, daß ſie mich lieb hat. Warum iſt ſie nicht hier geblie⸗ ben? Warum ſehe ich ſie nicht? Sie meinen es ſicherlich gut mit mir, aber—“ Annie Willinger wehrte haſtig ab.„Sie dürfen meinen Worten glauben, Herr Romanowski, ich ſpreche die Wahr⸗ heit, nur müſſen Sie mir eins verſprechen, jetzt ganz ruhig zu bleiben und wieder zu ſchlafen verſuchen, damit Sie ganz geſund werden—“ Michael Romanowski war von den Anſtrengungen der wenigen Minuten ſehr erſchöpft und lehnte ſich in die Kiſ⸗ ſen zurück und ſchloß die Augen. Als Profeſſor Reinhardt im Krankenzimmer erſchien, um ſich nach dem Befinden des Patienten zu erkundigen, lag dieſer in tiefem Schlummer. Beſorgt blickte Annie Willinger den Arzt an und fragte mit zitternder Stimme:„Iſt die Kriſe überwunden? Wird er wieder geſund werden?“ Profeſſor Reinhardt zog ein wenig ſeine Schultern hoch und erklärte:„Noch ſchwankt das Zünglein ſeiner Lebens⸗ waage bedenklich hin und her, noch iſt die Gefahr nicht ganz überwunden, Schweſter; die Hauptſache iſt, daß es im Bereich der Möglichkeit liegt, ihm jeden Wunſch zu erfüllen, dann kann vielleicht das Wunder noch geſchehen.“ Lange ſann Annie Willinger über dieſe Worte noch nach, nachdem ſie die Tür längſt hinter dem Arat geſchloſſen hatte. Und ſie preßte ihre Hände ineinander und flüſterte:„Laß dieſes Wunder geſchehen, du allmächtiger Lenker der Ge⸗ ſchicke— bereite dieſen beiden jungen Menſchenkindern ein roßes Glück, denn es iſt dein Wille geweſen, daß ſich ihre 93 fanden—.“ Es ſchien, als übten dieſe heißen Bit⸗ ten ſchon ein Wunder, denn der Kranke ſchlief ruhig und feſt und als der Abend herniederſank, hatte das Fieber keine Kraft mehr.. e