ings⸗ chnelt mten tufen ee N). href. den. kniet tzten hrt, Der den hin⸗ egen den, igen inge 2 8 Rr. 108 Reckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 12. Mai 1937 8 Jugend im Landdienſt Es iſt noch in keinem Induſtrielande ernſthaft der Ver⸗ ſuch unternommen worden, der Ueberinduſtrialiſierung da⸗ durch zu ſteuern, daß man in großzügiger Weiſe verſucht at, Volksſchichten aus der Induſtrie wieder auf das Land zurückzuverpflanzen, um ſo eine beſſere Gleichgewichtslage der Bevölkerung herbeizuführen. Man hat gewiß verſuücht, in den Zeiten der Arbeitsloſigkeit diejenigen Arbeiter⸗ ſchichten, die vorausſichtlich nie wieder Arbeit in der In⸗ duſtrie erhalten werden, auf das Land zu bringen. Inſo⸗ fern hat man auch in Deutſchland vor der Machtergreifung gewiſſe Verſuche unternommen, die aber einen gewiſſen Rahmen nie überſchritten haben und die im Grunde ja nichts anderes bedeuteten, als von dieſen Menſchen die Geißel der Arbeitsloſigkeit zu nehmen. Aus dieſen Gedan⸗ kengängen iſt urſprünglich auch jene Bewegung der Arta⸗ manen entſtanden, die dieſes Ziel verfolgte, und die von der Stadt wieder auf das Land gingen Erſt nach der Machtergreifung entſtand eine Bewegung mit einer neuen Idee. Jener Idee nämlich, die zum Ziele hatte, eine wur⸗ zellosgewordene Bepölkerung erneut mit dem Boden zu verwurzeln, ſie wieder einzuſetzen in das Erdreich, aus dem ſie Kraft gewonnen hatten und Kraft gewannen, ſo⸗ lange ſie mit dem Boden verwachſen blieben. Die Rückkehr zum Boden als Idee, das iſt der Gedanke des Landdienſtes geweſen, der Gedanke, der im Dritten Reich ſeine Prä⸗ gung gefunden hat. Das Landjahr dere Jugend, der Land⸗ dienſt der Hitlerjugend und ſchließlich auch der Arbeits⸗ dienſt, ſie alle leben mit von dieſer Idee, die das Ziel der Neuſchaffung eines deutſchen Bauerntums hat. Die Arta⸗ manen waren lange Zeit eine Sonderbewegung, die aber ſchließlich in die Hitlerjugend eingegliedert wurde. Hier erfuhr ſie nun ihre Umgeſtaltung. Hier wurde ſie zum „Landdienſt der Hitlerjugend“. Daraus entſtand ein Werk, das heute bereits mancherlei Erfolge aufzuweiſen hat. Naturgemäß ging es auch zuerſt darum, den arbeits⸗ loſen Jugendlichen Arbeit zu geben. Aber bald wuchs die Bewegung über dieſes Ziel hinaus. Vor allem dann, als die Arbeitsloſigkeit aufgelockert war und die Schlote über⸗ all wieder zu rauchen begannen. Nun trat eine andere Sorge ein. Viele der Landarbeiter, die während der Kriſenzeit auf dem Lande in Lohn und Brot geſtanden hatten, gingen nun in die Stadt und jetzt galt es, dem Landarbeitermangel zu ſteuern und dem Lande neue Kräfte zuzuführen. Das war vor allem notwendig im Zeichen der Erzeugungsſchlacht, notwendig auch für die ukunft in Rückſicht auf die geburtenſchwachen Jahrgänge. Daß dieſe Aufgaben nicht mehr im Experiment ſteckengeblieben ſind, ſondern bereits eine erhebliche praktiſche Bedeutung ge⸗ wonnen haben, das zeigen einige Zahlen. Im Jahre 1934 beſtanden 45 Landdienſtgruppen der HJ mit 500 Jungen. Im Jahre 1935 war dieſe Zahl bereits auf 240 Gruppen mit 3500 Jungen angewachſen. Im Jahre 1936 beſtanden 462 Gruppen mit 6608 Jungen und Mädel und im Jahre 1937 gar iſt dieſe Zahl geſteigert worden auf 1256 Land⸗ dienſtgruppen mit 14 412 Jungen und Mädel. Es iſt berech⸗ tigte Hoffnung vorhanden, daß dieſe Zahl in dieſem Jahr noch auf 15 000 nach oben abgerundet werden kann. Aber nicht allein die Zahlen beweiſen hier den Erfolg. Es kommt gerade hier bei dieſem Landdienſt vielmehr auf den inneren Erfolg an. Es kommt darauf an, Freude für die Landarbeit überhaupt zu erwecken und das iſt geſchehen und dafür gibt es Verpeiſe und der wichtigſte Beweis beſteht darin, daß die Hälfte aller Angehörigen des Landdienſtes nach Ablauf von einem Jahr freiwilli die Verträge auf ein weiteres Jahr verlängert haben. Selbſt wenn das noch nicht bedeutet, daß die Landdienſtler im zweiten Jahre für alle Zeiten auf dem Lande bleiben, ſo beſteht doch berechtigte Hoffnung dazu, vor allem dann, wenn ihnen geeignete Fortkommensmöglichkeiten gezeigt werden. Das geſchieht und ſoll noch weiter geſchehen. Die Jahre im Landdienſt werden als Landarbeitsjahre angerech⸗ net und nach zwei Landarbeitsjahren können die Land⸗ dienſtler Landarbeitergehilfen und ſpäter auch Meiſter wer⸗ den. Sie können weiter fortkommen, indem ſie Führer von Landdienſtgruppen werden und ſchließlich iſt auch beabſich⸗ tigt, diejenigen, die ſich als Siedler eignen, als Sied⸗ ler anzuſetzen. Wenn das Werk der Aufrüſtung und des Vierjahresplanes vollendet iſt, dann wird die bäuerliche Siedlung zweifellos noch eine weit größere Förderung er⸗ fahren können, als das jetzt der er iſt. Denn dann werden für dieſe Zwecke ſicherlich in größerem Umfange Gelder frei werden. Dieſe Landdienſtler als freie Bauern auf freier Scholle zu ſehen, das iſt das ſchönſte Endziel, das man ſich nur wünſchen kann. Von beſonderem Wert aber war es, nun einmal auch den Landdienſt in ſeiner Tätigkeit draußen beim Bauern zu ſehen. Zu dieſem Zwecke hatte die Reichsjugendführung eine Fahrt veranſtaltet, die in die Gegend von Magdeburg führte. Hier iſt der Landarbeitermangel beſonders groß, weil hier neue Induſtrien entſtanden ſind, die Kräfte vom Lande weggelockt haben. Infolgedeſſen waren auch die Bauern und Beſitzer gern bereit geweſen, Jungen und Mä⸗ del als Landdienſtler einzustellen. Dieſe Einſtellung geſchieht zo, daß die Bauern mit der Hitlerjugend einen Jahresver⸗ trag ſchließen. Die Landdienſtler ihrerſeits ſchließen eben⸗ falls einen Vertrag mit der Hitlerjugend für die gleiche Zeit, ſo daß eine Erfüllung dieſer Verträge auf 3 Fall gewährleiſtet iſt. Als Lohn a den Landdienſtler kommt der ortsübliche Tariflohn für Landarbeiter in Flage Der Bauer hat dabei den Vorteil, daß die Reichsanſtalt für Ar⸗ beitsloſenverſicherung und Arbeitsvermittlung für jeden Landdienſtler den öde keine Förderungsbetrag an den Bauern zahlt. Es iſt alſo keineswegs ſo, daß es ſich hier um untertariflich bezahlte Kräfte handelt. Die einzelnen Grup⸗ ben arbeiten nun als Betriebsgruppen oder als Dorfgrup⸗ pen. Die Betriebsgruppen arbeiten unter einem Führer in einer großen Betriebsgemeinſchaft, während die Landdienſt⸗ ler der Dorfgruppen zuſammen wohnen, aber bei den ein⸗ zelnen Bauern arbeiten und auch dort verpflegt werden. Dieſe letzte Form 1 beſonders erwünſcht, weil 1 den jun⸗ gen Menſchen die Gelegenheit gibt, die Landwirtſchaft in allen ihren Einzelheiten kennen zu lernen. Die Unterbrin⸗ gung iſt einfach, aber durchaus ordentlich und ſauber. Auf Körperpflege wird beſonders Wert gelegt und auf Geſund⸗ heitspflege desgleichen. Eine Wirtſchafkshelferin kocht bei den Betriebsgruppen das Eſſen. Selbſtverſtändli iſt bei dem Zuſammenleben eine gewiſſe Hausordnung no wendig, aber es wird verſichert, daß den Landdienſtlern auf der an⸗ deren Seite auch dieſenige Freiheit gegeben wird, auf die ſie Anſpruch haben. Einſatz der Genoſſenſchaft NS. Mit mancherlei Abwandlungen, Form⸗ und Na⸗ mensänderungen iſt im ganzen Kulturbereich des Deutſchtums jene Erzählung bekannt, bei der ein Vater ſeinen Söhnen die Stärke der Gemeinſchaft an einem Streichholzbeiſpiel klar⸗ macht. Der Vater läßt ſeine Söhne ein Streichholz durchbre⸗ chen. Nicht die geringſte Mühe iſt es, ohne Kraftanſtrengung zerſplittert jedes Hölzchen. Dann bindet der Vater viele Streichhölzer zu einem feſten Bündel zuſammen. And da iſts mit dem Durchbrechen vorbei. Das Bündel Streichhöl⸗ zer beweiſt eine Feſtigkeit, die nur mit großer Kraftanſtren⸗ gung zu überwinden iſt. Gibt es ein ſchöneres Beiſpiel, das Weſen der Gemein⸗ ſchaftsarbeit und damit der Genoſſenſchaft zu deu⸗ ten? Denn, wo ſich Menſchen genoſſenſchaftlich zuſammenfin⸗ den, da wollen ſie eine Gemeinſchaft bilden, gemeinſam etwas tun, gemeinſam eine Arbeit vollbringen, die der einzelne nicht zu bewältigen vermag. Das Genoſſenſchaftsdenken und die Genoſſenſchaft als Form organiſierter Gemeinſchaftsarbeit ent⸗ ſtammen uralter germaniſch⸗deutſcher Arbeitsauffaſſung. Schon die Frühzeit des Germanentums kennt die Form des genoſſen⸗ ſchaftlichen Zuſammenarbeitens. Und immer wieder tritt im Laufe germaniſch⸗deutſcher Geſchichte die Genoſſenſchaft als ein weſentlicher Träger des Rechts⸗ und Wirtſchaftslebens des Volkes auf. Der Genoſſenſchaftsgedanke hatte aus ſeinem ganzen Weſen und aus ſeiner ganzen Natur heraus natürlich nicht mehr viel zu bedeuten, als das liberaliſtiſche Denken ge⸗ boren wurde, als das Ich und der Selbſtzweck, die Raffgier und der Kampf aller gegen alle zum Grundſatz des wirtſchaft⸗ lichen und politiſchen Daſeins erhoben wurden. Heute aber muß die Genoſſenſchaftsform überall da wieder zum Einſatz kommen, wo es Aufgaben zu löſen gibt, die im Intereſſe des Volkes notwendig, für den einzelnen aber zu löſen unmöglich ſind, weil ſie über ſeine Kräfte gehen. Wo aber der einzelne nicht mehr weiter kann, da muß die Gemeinſchaft eingreifen. Das gilt insbeſondere für unſere Zeit, da alle Arbeit nicht mehr für einen egoiſtiſchen Selbſtzweck, ſondern aus politiſchem Bewußtſein und im volklichen Intereſſe getan wird. Der Giundſatz der Genoſſenſchaftsarbeit hat nun beſon⸗ dere Bedeutung für die deutſche Landwirtſchaft. Die bisherigen Arbeiten im Rahmen der Erzeugungsſchlacht und des Vierjah⸗ resplanes beweiſen immer wieder, daß eine ganze Reihe der vom Führer geſtellten Aufgaben nur durch genoſſenſchaftliche Zuſammenarbeit bewältigt werden können. Nur ein Beiſpiel ſei herausgegriffen: Die beſtehenden Arbeitseinſatzſchwierigkei⸗ ten und die notwendige weitere Intenſität der landwirtſchaft⸗ lichen Betriebe fordern eine ſtärkere Maſchinenver⸗ wendung im landwirtſchaftlichen Betrieb. Maſchinen rich⸗ tig angewandt und richtig eingeſetzt, ſparen nicht nur Arheits⸗ kraft, ſondern auch Zeit, die dann wieder für weitere Arbei⸗ ten verwandt werden kann. Nun gibt es eine ganze Reihe von Maſchinen, die jeder einzelne Hof tagtäglich oder doch den größten Teil des Jah⸗ res über braucht, und die auch vom betriebswirtſchaftlichen Standpunkt aus von jedem Hof getragen werden können. Darüber hinaus aber gibt es eine ganze Reihe von Maſchinen, z. B. Dreſchmaſchinen, Dämpfanlagen, Beizanlagen uſw., die zwar in jedem Betrieb notwendig gebraucht werden, deren An⸗ ſchaffung aber für den einzelnen Betrieb zu koſtſpielig wäre. Was wäre vernünftiger und ſinngemäßer, als ſolche Maſchi⸗ nen oder Anlagen genoſſenſchaftlich anzuſchaffen und zu nut⸗ zen? Wer die Entwicklung des landwirtſchaftlichen Genoſſen⸗ ſchaftsweſens kennt, der muß zugeben, daß mancher betriebs⸗ wirtſchaftliche Fortſchritt auf vielen Höfen nur durch die Ge⸗ noſſenſchaften möglich war. Darum iſt es notwendig, den wei⸗ teren, durch den Vierjahresplan bedingten betriebswirtſchaft⸗ lichen Aufſchwung durch verſtärkten genoſſenſchaftlichen Einſatz weſentlich zu erweftern. Der Landwirtſchaft werden damit betriebswirtſchaftliche Erleichterungen erſchloſſen, die ſonſt unausgenutzt bleiben müß⸗ ten. Die Arbeitseinſatzſchwierigkeiten werden bis zu einem ge⸗ wiſſen Grade überbrückt, Arbeitskraft und Arbeitszeit werden eingeſpart, weſentliche Vorausſetzungen zu weiterer Ertragsſtei⸗ gerung gewonnen und darüber hinaus können durch den ge⸗ noſſenſchaftlichen Einſatz der Maſchineninduſtrie größere Auf⸗ träge zufließen, die dann wiederum die Arbeitsſchlacht wei⸗ terführen. Es iſt alſo eine ganze Reihe von Vorteilen zu nennen, die ſich dann ergeben, wenn die Gemeinſchaft da ans Werk geht, wo der einzelne vermöge ſeiner begrenzten Kraft nicht mehr weiter kann. Die Genoſſenſchaft muß darum an all ſolchen Stellen eingeſetzt werden, wo noch die Möglichkeit beſteht, durch Zu⸗ ſammenfaſſung der landwirtſchaftlichen Betriebsführer ſolche Aufgaben zu löſen, die für den einzelnen landwirtſchaftlichen Betrieb untragbar wären. Damit aber wird die Genoſſen⸗ ſchaftsarbeit zu einem Kernſtück der Aufgaben der deut⸗ ſchen Landwirtſchaft im Rahmen des Vierjahresplanes über⸗ baupt. Kb onne oper und Entbehrung it kein menſchenleben, auch das aallücklichſte nicht. Spendet Freiplatje für unſere finder! Marktberichte (Ohne Gewähr.) Mannheimer Großviehmarkt v. 11. Mal. Am Mann⸗ heimer Großviehmarkt ſtanden zum Verkauf. 30 Ochſen, 146 Bullen, 92 Rinder, 183 Kühe, zuſammen 451 Tiere. Gegen⸗ über der Vorwoche ergibt ſich ein Minderauftrieb von 63 Tieren. Die Zuteilung erfolgte bei einer unveränderten Höchſt⸗ notiz kontingentgemäß für Ochſen 42 bis 45, Bullen 40 bis 43, Rinder 41 bis 44, Kühe 40 bis 43. 718 Tiere ſtanden am Kälbermarkt zur Verfügung. Trotz des guten Auftriebs der Vorwoche(647) nahm der Markt einen recht lebhaften Verlauf bei einer unveränderten Höchſtnotiz von 63 bis 65. Am Schweinemarkt ſtanden 2248(2395 in der Vorwoche) zum Verkauf, mithin ein weniger von 147 Tieren. Es erfolgte kontingentgemäße Zuteilung bei einer unveränderten Höchſt⸗ notiz von 52,5. Frankfurter Schlachtviehmarkt v. 11. Mai. Auftrieb: 1263 Kälber, 2 Schafe, 6442 Schweine. Preiſe: Kälber 63 bis 65, 53 bis 59, 47 bis 50, 38 bis 40; Lämmer, Hämmel — 50 bis 52; Schweine—, 52,5, 52,5, 52,5, 51,5, 48,5, 52,5, 50,5. Marktverlauf: AA⸗Tiere über Notiz. Schweine zugeteilt, Kälber ſehr lebhaft, HFämmel und Schafe gut. . eee Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5 Morgenlied, Zeit, Wetter, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; in der Pauſe von 7 bis 7.10 Frühnachrichtenz 8 Zeit, Waſ⸗ ſerſtandsmeldungen, Wetter, landwirtſchaftliche Nachrichten, Gymnaſtik; 8.30 Morgenkonzert; 9.45 Sendepauſe; 11.30 Bolksmuſik; 12 Mittagskonzert; 13 geit, Wetter, Na rich⸗ ten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Allerlei von Zwei bis Drei; 15 Sendepauſe; 16 Muſit am Nachmittag; 18 Griff ins Heute; 21 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. — Donnerstag, 13. Mai: 9.30 Sendepauſe; 10 Volksliedſingen; 10.30 Sendepauſe; 19 Horch, wie der große Brummbaß brummt; 19.30 Schön iſt das Soldatenleben; 20.15... und abends wird getanzt; 21.15 Abendkonzert; 22.30 Volks- und Unterhaltungsmuſik. Freitag, 14. Mai: 9.30 Sendepauſe; 10 Tauſend Taten und ein Menſch: Juſtus von Liebig, Hörfolge; 10.30 Sendepauſe; 19 Stutt⸗ gart ſpielt auf; 21.15 Wie es euch gefällt; 22.30 Nachtmuſik, Samstag, 15. Mai: 9.30 Sendepauſe; 10 Wir unterm Spaten, Hörſzenen; 10.30 Sendepause; 15 Wer recht mit Freuden wandern will ... Pfingſtwanderung mit luſtigen Liedern; 16 Froher Fun! für Alt und Jung; 19 Im Maien.„ großes Operettenkon⸗ zert; 21.15 Lebe wohl kleine Frau, Schallplattenplauderei; 22.30 Tanzmuſik zum ſpäten Abend. Reichsſender Frankfurt: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Charal, Morgenſpruch, Gymnaſtik, 6.30 Frühkonzert; 7 Nachrichten; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetler; 8.10 Gymnaſtit; 8.30 Konzert; 10 Schulfunk; 10.30 Sende⸗ pauſe; 11.30 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wet⸗ ter; 12 Mittagskonzert 1, 13 Zeit, Nachrichten; anſchließend: Lokale Nachrichten, Wetter; 13.15 Mittagskonzert ll; 14 Zeit, Nachrichten; 14.10 Schallplattenkonzert, 15.15 Volk und Wirtſchaft, 16 Nachmittagskonzert; 19.40 Tagesſpiegel; 19.55 Wetter, Sonderwetterdienſt für die Landwirtſchaft, Wirt⸗ ſchaftsmeldungen, Programmänderungen; 20 Zeit, Nachrich⸗ ten; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Lokale Nachrſchten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Donnerstag, 13. Mai: 9.45 Sendepauſe; 11.15 Hausfrau, hör zu; 11.45 Deut⸗ ſche Scholle; 15.30 Für unſere Kinder; 17.45 Der Befehl des Gewiſſens, vom ſtillen Helden im deutſchen Befreiungs⸗ kampf; 18 Blasmuſik; 19 Erſter Vorbericht zur Reichsnähr⸗ ſtandsſchau 1937; 19.15 Froher Feierabend; 20.10... und abends wird getanzt; 22.30 Unterhaltungs⸗ und Volksmuſik. Freitag, 14. Mai: 11 Mutter ſpielt und turnt mit dem Kind; 11.15 Haus⸗ frau, hör zu; 11.45 Deutſche Scholle; 15.30 Marſch auf Madrid; 15.45 Aus alten Handwerkerſtuben; 17 Unterhal⸗ tungskonzert; 1740 Der Arzt hat das Wort; 18 Muſik zum Feierabend; 19 Abendlicher Liederreigen; 20.10 Unter⸗ haltungskonzert; 21 Der Etappenhaſe, von Karl Bunfe, als Hörſpiel bearbeitet; 22.30 Tanzmuſik. Samstag, 15. Mai: 9.30 Sendepauſe; 11.15 Hausfrau, hör zu; 11.50 Deut⸗ ſche Scholle; 15.30 Singend wollen wir marſchieren. aus Lagern und von frohen Fahrten; 16 Froher Funk für Alt und Jung; 18 Sportſchau; 18.30 Militärkonzert; 19.30 Wochenſchau; 20.10 Weißt du noch?, rund um den Stefans⸗ turm; 22.30 Tanzmuſit zum ſpäten Abend. Deutſcher Triumph im Großen Preis von Tripolis. Der junge Nachwuchs⸗ fahrer Hermann Lang auf Mercedes⸗Benz während der letzten Trainingsfahrt auf der Mellaha⸗ Bahn in Tri⸗ polis. Lang(rechts oben) wurde Erſter und ſtellte einen neuen Strecken⸗ rekord auf. Von 9 deut⸗ ſchen Wagen beendeten 8 auf den vorderen Plätzen das Rennen. Weltbild(WW. Aus dem Gerichtsſaal. Gefährliches Verbrecher paar verurteilt Das Schöffengericht Mannheim verurteilte den 27jährigen Joſef Galler aus Jetenſtetten wegen fortgeſetzten Dieb⸗ ſtahls und gewerbsmäßiger Hehlerei zu einer Zuchthausſtrafe von vier Jahren, fünf Jahren Ehrverluſt und Zuläſſigkeit der Polizeiaufſicht und die 26jährige Mitangeklagte Mag⸗ dalene Schindlhöck aus München wegen fortgeſetzten Dieb⸗ ſtahls, Hehlerei, Betrug und Urkundenfaͤlſchung zu zwei Jah⸗ ren und ſieben Monaten Gefängnis und zwei Jahren Ehrver⸗ luſt. Galler und Schindlböck reiſten gemeinſam als„Ehepaar“ in Deutſchland herum, logierten in Hotels in München, Ulm, Regensburg, Nürnberg, Frankfurt, Stuttgart, Darmſtadt, Wiesbaden und Mann heim unter dem Namen„Joſef Soller“ und verſtanden es, immer rechtzeitig auszuwiſchen, wenn ihnen der Boden unter den Füßen zu heiß wurde und die Polizei auf ihrer Spur war. Beide haben ge⸗ meinſchaftlich Juweliergeſchäfte der genannten Städte aufge⸗ ſucht mit dem Vorwand, ſich Schmuckwaren auszuſuchen und käuflich zu erwerben. Die Schindlböck war angelernt, jeweils einige Armbanduhren im Werte von 30 bis 150 Mark wäh⸗ rend der Beſichtigung verſchwinden zu laſſen. Die geſtohlenen Waren wurden in den Leihämtern verſetzt. In Mannheim wurde das Juweliergeſchäft H. zu demſelben Zweck aufgeſucht und auch hier der Diebſtahl von drei wertvollen Uhren ver⸗ übt. In einem Mannheimer Hotel konnte man endlich nach geraumer Zeit die Diebe verhaften. Galler hat außerdem in Stuttgart aus einem Auto einige Kleidungsſtücke geſtohlen und ſie verpfändet und die Schindlböck mit der Unterſchrift ihrer Mutter eine Schreibmaſchine im Werte von 269 Mark gegen Ratenzahlungen erworben. Galler hat ein freches Be⸗ nehmen, macht von dem„Unbekannten“ viel Reden, von dem er einige Uhren gekauft haben will. Er leugnete bis zum Schluß in ganz herausfordernder Art, während die Schindlböck zum Teil ihre Taten eingeſtand. Galler hat mit ſeinen 16 Vorſtrafen bereits viel auf dem Gewiſſen. Berüchtigter Aukodieb vor Gericht. Die Große Strafkammer Mannheim hat ſich in einer dreitägigen Verhandlung mit dem Prozeß gegen den 22⸗ mal vorbeſtraften Arthur Blum aus Köln zu beſchäftigen, dem zur Laſt liegt, in 25 Fällen Autos geſtohlen, ſie un⸗ ter falſcher Namensnennung, an Dritte weiterveräußert und die in den Autos befindlichen Gegenſtände in ſeinen Beſitz gebracht zu haben. Die Vernehmung des Angeklagten beanſpruchte faſt den ganzen erſten Verhandlungstag. Er beſtreitet 21 Diebſtähle und verweigert auf die Frage, wer dieſe Diebſtähle denn ausgeführt haben ſoll, jede Aus⸗ kunft. Mit 17 Jahren lernte er die erſte Frau kennen, die ihn auf die Bahn des Verbrechens brachte. Zwei Jahre ſpäter verheiratete er ſich, aus dieſer Ehe wurde ein Junge geboren. Schon nach zwei Jahren war dieſes Ehe⸗ glück zu Ende. Im gleichen Jahre fand die zweite Verehe⸗ lichung ſtatt. Die Bekanntſchaft mit dem Juden Wörttgen brachte Blum ganz auf die ſchiefe Ebene. Eine Straftat folgte auf die andere; die Freiheitsſtrafen blieben auf ihn aber ohne Eindruck. Immer wieder hat es der Jude ver⸗ ſtanden, den Angeklagten zu Autodiebſtählen zu veranlaſ⸗ ſen. Blum beſtahl in Heidelberg, Wiesbade n. und Frankfurt ſeine Arbeitgeber und trieb ſpäter geriſſene Schwindeleien als angeblicher Detektiv, Steuerberater, Treuhänder, Haarpflegeinſtitutsleiter, Automakler, Pen. ſionsbeſitzer und Bücherreviſar. Die Polizei war ihm oft dicht auf den Ferſen. Sein Bruder Mathias mußte we⸗ gen Falſchmünzerei ins Zuchthaus. Das Bankhaus Ma⸗ thias Blum verkrachte, und die Gläubiger wurden um na⸗ hezu 2 Millionen Mark geſchädigt. So hat dieſer noch ſu⸗ gendliche Dieb ſein Leben geſtaltet, das auf Lug und Trug aufgebaut war, bis man in Nordhauſen ſeinem Treiben endgültig einen Riegel vorſchob. Die Zeugenvernehmung geſtaltete ſich recht langſam. In Mannheim ſind acht, in Mainz fünf, in Düſſeldorf vier, in Bonn drei, in Kaſſel zwei Autos geſtohlen worden. [I heidelberg.(Wegen Abtreibung verur⸗ teilt.) Das Heidelberger Schwurgericht verurteilte die 33 Jahre alte Antonie Wipfler geb. Schur aus Mülhauſen bei Wiesloch wegen gewerbsmäßiger Abtreibung zu zwei Jahren ſechs Monaten Gefängnis und drei Jahren Ehr⸗ verluſt. Die Angeklagte ſtellte in der Hauptverhandlung nicht in Abrede, daß ſie in 16 Abtreibungsfällen, die iht zur Laſt gelegt waren, die unerlaubten Eingriffe mit un⸗ verantwortlichen Mitteln vorgenommen habe. Dagegen beſtritt ſie energiſch die Gewerbsmäßigkeit, denn nur aus Mitleid wolle ſie immer wieder die Verbrechen begangen haben. Das Schwurgericht hielt die Wipfler der gewerbs- mäßigen Abtreibung für überführt und verurteilte ſie zur obigen Strafe. Seines Herzens Königin Roman von Marie Blank⸗Eis mann. 64 Man hatte die Verunglückte auf die weichen Felle vor dem Kamin in der Diele gebettet. Man wagte nicht, ſie nach dem oberen Stockwerk zu bringen, da ſie bei jeder Berüh⸗ rung ſchmerzlich ſtöhnte und deutlich verriet, daß ſie quä⸗ lende Schmerzen litt. Konrad Mayburg ſaß wie gelähmt in einem Klubſeſſel und ſtarrte vor ſich hin. Er vermochte kein Wort zu ſprechen und überließ es Lieſelotte, dem Arzt Auf⸗ klärung zu geben. Tiefes Schweigen herrſchte in der großen Diele, wäh⸗ rend der Arzt die Verunglückten unterſuchte. Konrad hatte ſein Geſicht mit beiden Händen bedeckt, um nicht zu ſehen, wie der Arzt mit raſchen Schnitten die Kleider von dem Körper der Verunglückten löſte. Doch das ſchmerzliche Stöh⸗ nen und Wimmern Werras drang an ſein Ohr und jagte ihm eiſige Schauer über den Rücken. Wie aus weiter Ferne vernahm er die Stimme des Arztes, der in ernſtem Tone erklaͤrte: „Hier kommt jede Hilfe zu ſpät— dieſer Fremde iſt be⸗ reits ſeinen Verletzungen erlegen— und es wird vielleicht nur noch eine kurze Zeit währen, dann folgt ihm ſeine Be⸗ gleiterin nach.“ Konrad Mayburg preßte die Lippen zuſammen. Sterben—1 Aber war das nicht der einzige, beſte Aus⸗ weg? Hätte er denn der Lebenden verzeihen können. was ſie ihm an Enttäuſchungen bereitet hatte? Und Konrad Mayburg winkte allen ab, die ſich neugierig in der Diele zuſammendrängten. Mit leiſer Stimme gab er den Befehl, den Toten aus der Halle zu tragen und nach dem Dorf⸗ friedhof überführen zu laſſen. Er wollte allein ſein— in dieſen letzten Minuten, die Werra noch lebte— allein ſein! Aber als auch Lieſelotte die Diele verlaſſen wollte, hielt er ſie feſt und bat: Kakholiſcher Geistlicher vergeht ſich an jugendlichen Mädchen Freiburg i. Br., 12. Mai. Am Montag und Dienstag wurde vor der Großen Strafkammer II des Landgerichts in Freiburg i. Br. die Verhandlung gegen den 53 Jahre alten Pfarrer Eduard Meyer aus Höllſtein durchgeffihrt Dieſer Prozeß unter⸗ ſchied ſich inſofern von den übrigen Anklagen wegen ſitt. licher Verbrechen, begangen von Geiſtlichen oder Ordens⸗ brüdern, als es ſich diesmal um funge Mädchen han⸗ delte, die der Schuldige ſittlich gefährdete. Es wird ihm die Ungeheuerlichkeit zur Laſt gelegt, in der Zeit von 1927 bis Anfang Juni 1936 als katholiſcher Pfarrer und Religions- lehrer an den Volksſchulen in Höllſtein und Steinau ſowie Maulberg und an der Fortbildungsſchule in Höllſtein 96 minderjährige Mädchen, meiſt Schülerinnen unter 14 Jah⸗ ren, die ſämtlich ſeine Beichtkinder waren, während des Religionsunterrichts, in einem Falle ſogar in der Pfarr⸗ kirche in Höllſtein, in unzüchtiger Weiſe berührt zu haben. — Die Staatsanwaltſchaft hat jedoch das Verfahren in 56 Fällen eingeſtellt, um weitere umfangreiche Ermittlungen die doch das Geſamtbild nicht weſentlich hätten ändern können, zu vermeiden. Außerdem ſoll er aus der Kaſſe des katholiſchen Vinzenz. Vereines im Jahre 1934 400 Mark zur Bezahlung perſönlicher Schulden entnommen haben. Bezeichnend für den Angeklagten und das Problem des Zölibat iſt die Tatſache, daß er im Jahre 1926 mit einer katholiſchen Landwirtsehefrau, deren evangeliſcher Ehe— mann ihm häufig kleinere Arbeiten verrichtet hatte, ehe⸗ brecheriſche Beziehungen anknüpfte, die bis zum Jahre 1934 dauerten und ſich zum Teil auch in der Wohnung der Ehefrau abſpielten. Auch zul einer anderen Frau trat der Angeklagte in dieſen Jahren in ſehr enge Beziehungen. Seine innere Zuchtloſigkeit auf dieſem Gebiet hat den Be⸗ ſchuldigten dazu geführt, daß er ſich an ſeinen Schülerinnen im Religionsunterricht der Volksſchule und der Fortbil— dungsſchule vergangen hat. An wie vielen Mädchen und wie oft der Beſchuldigte ſich vergangen hat, konnte auch nicht mehr annähernd feſtgeſtellt werden. Meyer hat im Laufe des Ermittlungsverfahrens wiederholt erklärt, es ſei ſo häufig vorgekommen, daß er ſich daran mit dem beſten Wil⸗ len nicht mehr erinnern könne.() Nach bei einer Verneh⸗ mung im vergangenen Jahr erklärte er, ſich an etwa 100 Mädchen vergangen zu haben, ſchränkte jedoch, nachdem dieſes Geſtändnis protokolliert worden war, die Zahl auf 75 ein. Der Angeklagte, der im Laufe des Ermittlungsvexfah⸗ rens ein durchaus glaubhaftes und umfaſſendes Geſtändnis abgelegt hat, verſuchte jetzt mit den ausgeklügeltſten juri— ſtiſchen Kniffen ſeine Angaben zu beſchönigen und ſeine Untaten als ein„erzieheriſches Syſtem“ hinzuſtellen. Der Staatsanwalt beantragte gegen den Angeklagten eine Zuchthausſtrafe von vier Jahren. Außer⸗ dem forderte er mit Rückſicht darauf, daß der Angeklagte ſich durch ſeine gemeine Handlungsweiſe aus der Volksge⸗ meinſchaft ausgeſchloſſen habe, die Aberkennung der bür⸗ gerlichen Ehr““ rechte auf die Dauer von ſechs Jahren. Nochmalige Ladung des Biſchofs von Trier. 5 Trier, 11. Mai. Im Prozeß gegen den Pfarrer Bauer erklärte der von der biſchöflichen Behörde beſtellte Verteidiger, er müſſe ſich dagegen wenden, daß während der weiteren Verhandlung die biſchöfliche Behörde noch weiter in den Fall einbezogen 1 5 Beweisaufnahme in dieſer Hinſicht noch erweitert werde. Der Oberſtaaksanwalt bemerkte hierzu, aus den Worten des Verteidigers Dr. Lenz ſei zu entnehmen, daß er ſeine Rolle erweitert habe und nicht nur Verteidiger des Ange⸗ klagten Bauer, ſondern auch der biſchöflichen Behörde ge⸗ worden ſei. Die Staatsanwaltſchaft müſſe entſchieden ver⸗ langen, daß die Beweisaufnahme in der bezeichneten Rich⸗ tung nicht nur nicht eingeſtellt, ſondern aufrechterhalten werde. Nach dem Ergebnis der bisherigen Beweisaufnahme hätte nämlich der Angeklagte ſein verbrecheriſches Treiben nicht auf die Dauer fortſetzen können, wenn die biſchöfliche Behörde energiſch durchgegriffen hätte. Die Staatsanwaltſchaft beantragte darauf, am Mittwoch nach Pfingſten nochmals den Biſchof von Trier, Dr. Bor⸗ newaſſer, als Zeugen zu laden. Es ſei von grundſätzlicher Bedeutung, ob der Biſchof gewußt habe, daß Bauer im Jahre 1932 zurücktreten wollte, als er von Laubach aus in Exerzitien geſchickt wurde. Auch ſei es notwendig, die Wi⸗ derſprüche zwiſchen den Ausführungen des Angeklagten und denen des Biſchofs von Trier, die Letzterer unter Eid ge⸗ macht habe, zu klären. Bauer habe ja ganz konkret angege⸗ ben, wie er vor Antritt ſeiner Pfarrſtelle in Laubach und fer⸗ ner, als ihn der Biſchof von Weidingen aus wegen der dort vorgekommenen ſittlichen Verfehlungen kommen ließ, vom Biſchof perſönlich angehört worden fei bevor er von dieſem in Exerzitien geſchickt worden ſei. „Bleibe du bei mir— ich brauche deine Nähe, Lieſe⸗ lotte, du gehörſt zu mir in dieſer Stunde— du nur allein—“ Und Lieſelotte blieb. Sie kniete neben Konrad nieder und ſchaute mit ihm in das Geſicht der Verunglückten. Der Arzt hatte das Blut und den Schmutz von Werras Geſicht weg⸗ gewaſchen und dabei auch den Puder und die Schminke ad⸗ gewiſcht, ſo daß jetzt alle die feinen Falten und Fältchen, die Werra ſtets geſchickt zu verbergen verſtand, deutlich zu erkennen waren. Konrad Mayburg ſchüttelte langſam den Kopf und flüſterte: „Iſt ſie das wirklich? So habe ich ſie nie geſehen— ſie iſt eine ganz andere geworden— eine Fremde, die niemals zu mir gehört haben kann—“ Und es ſchien, als hätte Werra dieſe Worte vernommen, denn ihre Hände irrten unruhig umher und haſtig ſtieß ſie die Worte hervor:„Es wird ein Unglück geben— ich habe es ja geahnt— der Traum in der Silveſternacht hat mich gewarnt— unſer frevelhaftes Spiel wird eine Strafe fin⸗ den— verlangt nach Sühne—“ Ihre Finger krallten ſich in die weichen Felle ein, als ſuchten ſie einen Halt und gellend ſchrie ſie auf:„Das Tempo — es iſt Wahnſinn— der Nebel— nichts zu ſehen— o mein Gott, wie weh das tut— wie das brennt— ich werde ſterben— ich ſehe ja den Tod, wie er lächelnd vor mir ſteht— helft mir doch— ich darf ja noch nicht ſterben— ich habe ja noch nicht gebeichtet—“ Lieſelotte ſtarrte ihren Bruder an.„Soll ich einen Prie⸗ ſter rufen laſſen, Konrad?“ Er nickte müde. Leiſe erhob ſich Lieſelotte, huſchte aus der Diele, um den Befehl zu geben, den Prieſter herbeizurufen und kehrte dann auf leiſen Sohlen in die Diele zurück. Dabei hörte ſie, wie die Verunglückte mit fieberheißer Stimme fortführ: „Ich habe ihn ja belogen und betrogen— ich kam nicht als Rote⸗Kreuz⸗Schweſter nach Sibirien— ich folgte einer Einladung des Gouverneurs, der zu meinen Verehrern zählte Im weiteren Verlauf der Verhandlungen traten die Opfer des Angeklagten Bauer auf. Die Eltern, die unter dem Publikum im Saal ſitzen, müſſen aus dem Mund des Angeklagten und den Ausſagen der verführten Jungen die ſchändlichſten Dinge vernehmen. Bauers Syſtem beſtand U a. darin, arbeitsloſen jungen Männern das Verſprechen zu geben, ihnen eine Stelle in einem Kloſter in Holland zu be⸗ ſchaffen. Er beſtellte den Betreffenden dann in ſeine Woh, nung. Wenn der Vorſitzende wiſſen will, ob die Jungen denn keine Bedenken gehabt hätten, kommt von den Zeugen meiſt die Antwort: Es war ja der Herr Pfarrer, der uns dazu aufforderte. a Zuchthaus wegen widernakürlicher Unzucht. Krefeld, 11. Mai. Der 33 Jahre alte Kaplan Suitberg Gilz aus Mechernich im Kreis Schleiden(Eifel) wurde von der Krefelder Straf⸗ kammer wegen fortgeſetzter Sittlichkeitsverbrechen in Tat einheit mit widernatürlicher Unzucht zu einem Ig her neun Monate Zuchthaus verurteilt. 8 Gilz war geſtändig, ſich in der Zeit ſeiner ſeelſorgeriſchen Tätigkeit in Uerdingen von 1931 bis 1933 an mehreren Zungen unter 14 Jahren ſchwer vergangen zu haben. Er kannte dieſe Jungen, die den konfeſftonellen Vereinen an⸗ gehörten, von den Heimabenden her. Als beſonders wird hervorgehoben, daß der Kaplan die ſexuellen Nöte der Jungen aus den Beichten kannte, eine Tatſache, die er ſich zu Nutzen machte. Er ſcheute ſich nicht, um ſeine Opfer ſei⸗ nen Abſichten gefügig zu machen, ihnen pornographiſche Bilder zu zeigen. Vor Gericht gab er die merkwürdige Er, klärung ab, daß er ſich zunächſt aus ſeelſorgeriſchem„eber. eifer“ zu ſeinen Untaten habe hinreißen laſſen() Er be⸗ ſtritt, davon gewußt zu haben, daß ſeine Verſetzung von Uerdingen nach München ⸗Gladbach, wo er bis zu einer Verhaftung am 6. April als Kaplan tätig war, deshalb er⸗ folgt ſei, weil die biſchöfliche Behörde in Aachen von ſeinen Verfehlungen Kenntnis bekommen hatte. Die Verhandlung wurde, ſoweit es nur irgend möglich war, völlig öffentlich durchgeführt, lediglich zeitweiſ⸗ wurde die Heffentlichkeim mit Rückſicht auf die Gefährdung der Sittlichkeit ausgeſchloſſen. Der Staatsanwalt betonle hierzu beſonders, daß die öffentliche Durchführung dieſee Prozeſſes zeigen ſolle, daß ſolche Prozeſſe nach den ſtren⸗ gen Regeln der deutſchen Prozeßordnung geführt werden. Das Gericht war zu einer verhältnismäßig milden Strafe gekommen, weil die erzieheriſche Tätigkeit des Kaplans im Sinne des Strafgeſetzbuches verneint worden war. Scherz und Ern tf.„Sie kommen gar nicht zu ihren Plätzen!“ Kurz vor der Krönungsfeierlichkeit bekommt Scotland Yard trotz ſorgfältigſter Vorbereitungen erhebliche Sorgen. Man befürchtet nämlich, daß die Mehrzahl der Inhaber der Sitzplätze im Laufe des Vormittags überhaupt nicht bis zu ihren Sitzeinrichtungen vordringen kann. Es iſt nämlich damit zu rechnen, daß die Straßen ſchon morgens um 6. Uhr vollkommen verſtopft ſein werden. Vorausſichtlich werden die erſten Zuſchauer ſchon gegen Mitternacht oder morgens gegen 1 und 2 Uhr anrücken. Man will beſon⸗ dere Kommandos der Polizei in Bewegung ſetzen, um eine zu frühe Stauung der Menſchenmaſſen zu verhüten und vor 7 oder 8 Uhr morgens nirgendſvo die Bildung feſter Zuſchauerkordons geſtatten. Den Inhabern von Sitz⸗ plätzen aber wird geraten, ſpäteſtens um 6 Uhr vormit⸗ tags die Plätze eingenommen zu haben. Sie werden die Plätze vor nachmittags 4 Uhr nicht räumen können. — Gebrauchte Säcke ſind wertvoll! Bedenkenlos läßt ſo mancher Bauer und Landwirt die guten Jutefäcke verſtau⸗ ben und verfaulen. Wenn aber ein Sack erſt zerriſſen, ver⸗ dreckt und mürbe iſt, kann ihn niemand mehr für Trans⸗ portzwecke verwenden. Man zerſchneidet ihn dann zu Kuh⸗ decken, Arbeitsſchürzen und cheuerlappen, hängt ihn als Windſchutz vor die Fenſter oder klemmt ihn als Dichtung zwiſchen die Türſpalten. Der alte Sack iſt ein„billiges Stück Zeug“, ſo meint man. Es lohnt ſich nicht, die Preiſe ſind zu gering, ſagen viele, wenn man ſie fragt, weshalb ſie ihre leeren Getreide und Düngerſäcke nicht verkaufen. Sie den⸗ ken aber nicht daran, daß ſie nach einer Verknappung der Getreideſäcke ihre Futtermittel loſe beziehen müßten und dann ſelbſt den Schaden zu tragen hätten. Die Organiſation des Aufkäuferweſens iſt deshalb von großer Bedeutung für den einzelnen, ebenſo wie für deutſche Geſamtwirtſchaft. Je⸗ der zurückverkaufte Sack ſpart uns Deviſen und erleichtert den Getreide⸗ und Düngertransport. Es geht deshalb der Appell an jeden, in ſeinem eigenen Intereſſe ſorgfältig mit gebrauchten Säcken umzugehen und ſie ſo ſchnell wie mög⸗ lich dem Verkehr wieder zuzuführen. und der mich zu ſeiner Geliebten haben wollte. Dort aber ſah ich Konrad— ſah ſeine Erfindung— und Saſcha ent⸗ wickelte ſeine Pläne— wir wollten endlich einmal reich werden— da bisher alles mißglückt war—“ Konrad Mayburg ſtöhnte und preßte ſeine Hand vor die Augen, um nicht mehr das verzerrte Geſicht Werras ſehen zu müſſen. „Alles Lüge— alles Komödie— und ich Tor glaubte an ihre Liebe—“ Wieder war es, als hätte Werra dieſe Worte vernommen, denn ihr Geſicht verzog ſich zu einem Lachen und mit hei⸗ ſerer Stimme rief ſie: „Ich habe Konrad Mapburg nie geliebt— ſeine Zärt⸗ lichkeiten waren mir läſtig— denn mein Herz gehörte nur einem Manne, gehörte nur Saſcha Lermontow— und weil ich ihn liebte— darum tat ich alles, was er wünſchte— ich heiratete Konrad Mayburg, gab Saſcha für meinen Bruder aus und das alles nur, weil wir in den Beſitz der Erfin⸗ dung kommen wollten— jetzt habe ich ſie— ich halte ſie in meinen Händen— wir müſſen fort— fort über die Grenze, ehe Michael unſere Pläne zerſtört—“ Werra verſuchte ſich aufzurichten, ſchaute mit irren Augen umher, fiel aber wimmernd wieder auf die Felle zurück. Und wie gehetzt fuhr ſie mit erregter Stimme fort:„Mi⸗ chael hat mir und Saſcha Rache geſchworen— wir ſtahlen ihm einſt die Papiere— ich habe ihn genau ſo verraten, wie ich jetzt Konrad Mayburg verriet— ich habe auch die andere Hälfte des Krondiamanten geſtohlen, den er mir an⸗ bot, wenn ich Mayburg verlaſſe und auf die Erfindung Ver⸗ zicht leiſte— Saſcha aber wollte Michael mit einer Kugel aus dem Leben ſchaffen, damit wir keinen Gegner mehr in ihm fürchten mußten— alles taten wir, um zu unſerem 2 zu kommen— und nun ſoll alles umſonſt ſein— nun oll ich ſterben müſſen, ohne daß ſich meine Träume und Wünſche erfüllen?“