Nr. 112 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 18. Mai 1937 „Freude und Arbeit“ Reichstagung der NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“. Die diesjährige Reichstagung der NS.⸗Gemeinſchaft Kraft durch Freude“, die am 11., 12. und 13. Juni in Froß⸗Hamburg ſtattfinden wird, ſteht wieder— wie der vorjährige Weltkongreß für Freizeit und Erholung, der in allen Erdteilen ſtärkſten Widerhall fand— ganz im zeichen des großen Leitgedankens„Freude und Arbeit“. 8 Zwar wird die Reichstagung als auf Deutſchland be⸗ ſchränkte Veranſtaltung nicht den weitreichenden inter⸗ nationalen Rahmen aufweiſen wie der Weltkongreß des Jahres 1936, doch werden auch in dieſem Jahre zahlreiche ausländiſche Volkstumsgruppen als Gäſte der NS.⸗Gemeinſchaft an den frohen und farbenreichen Feſttagen teilnehmen. Schon jetzt haben nicht weniger als rund 20 Volkstanz⸗ und Trachtengruppen aus faſt allen Ländern Europas ihr Erſcheinen zugeſagt, wodurch der völkerverbindende und friedenfördernde Gedanke der im neuen Deutſchland ja beſonders ſtark in Erſcheinung tre⸗ tenden Bemühungen zur Ausgeſtaltung der Freizeit der ſchaffenden Volksgenoſſen aufs ſchönſte unterſtrichen wird. Daß natürlich alle Gaue mit ſtarken Volkstumsgruppen an der Reichstagung beteiligt ſind, braucht kaum beſonders hervorgehoben zu werden. In zahlloſen Sonderzügen und „Kraft durch Freude“-Fahrten werden wieder viele Tau⸗ ſende ſchaffende Deutſche anläßlich der Reichstagung in Hamburg weilen. Eine Fülle von Ver auſtaltungen Ein Betriebsgroßkonzert bildet am 10. Juni den Auf⸗ takt. Am nächſten Tage wird Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley die Vertreter der Preſſe empfangen. Auf dem Ge⸗ lände des Zoo wird dann am Freitagnachmittag der „Einmarſch der Nationen“ den Beginn bilden zu einem gewaltigen Volksfeſt, das Tanzvorführungen der Volksgruppen, Konzerte der Wehrmacht und Geſangs⸗ vorträge ſtarker Chöre des Deutſchen Sängerbundes brin⸗ gen wird. Gleichzeitig werden auf allen Plätzen Groß⸗ Hamburgs Muſik und Tanz, Spiel und Sport die Zehn⸗ tauſende der Tagungsteilnehmer und die Hamburger Be⸗ völkerung zu frohen Stunden vereinen. Die offizielle Reichstagung der NS.⸗Gemein⸗ ſchaft„Kraft durch Freude“ findet am Sonnabendvormit⸗ tag in der Muſikhalle ſtatt. Hier wird der Schöpfer des Kraft durch Freude⸗Werks, Reichsleiter Dr. Ley, vor den inländiſchen Vertretern und den Ehrengäſten des In⸗ und Auslandes das Wort ergreifen, um Rückſchau üher das bisher Erreichte zu halten und Ziel und Richtung für lommende Aufgaben zu weiſen.. Am Sonnabendnachmittag wird ſich eine Tagung des internationalen Beratungskomitees für den im nächſten Jahre in Rom ſtattfindenden Weltkongreß für Freizeit und Erholung anſchließen. Im übrigen ſteht der Sonnabend ganz im Zeichen des„Kraft durch Freude“-⸗-Sports und des Sportes überhaupt. KdF.⸗Sportabteilungen, Arbeitsdienſt, Polizei, Hitler-Jugend und vor allem auch die Werkſcharen werden überall in der Stadt den vielen Tauſenden die hohe Bedeutung und den Wert ſportlicher Betätigung vor Augen führen. Sämtliche in Hamburg weilenden in⸗ und ausländiſchen Volksgruppen werden ſich am Abend des Sonnabend in der Hanſeatenhalle zu einer machtvollen Rundfunkveranſtaltung zu⸗ ſammenfinden, die über ſämtliche deutſchen Sender über⸗ tragen wird. Am Bismarck-Denkmal findet am gleichen Abend eine eindrucksvolle Feierſtunde der Hitler⸗ Jugend ſtatt. Wieder großer Feſtzug Ihren Höhepunkt erreicht die Reichstagung am Sonn⸗ tag mit dem großen Feſtzug des deutſchen Vol⸗ kes, der in ſeiner künſtleriſchen Ausgeſtaltung und in ſeiner umfaſſenden Darſtellung der geſchichtlichen Entwick⸗ lung, des völliſchen und berufsſtändiſchen Lebens aller deutſchen Gaue vorausſichtlich den vorjährigen gleicharti⸗ gen Feſtzug während des Weltkongreſſes für Freizeit und Erholung noch übertreffen wird. Alle deutſchen Gaue wett⸗ eifern ſchon jetzt, um in dieſer großen und lebendigen Schau deutſchen Lebens und Schaffens würdig vertreten zu ſein. Unter den Ehrengäſten, die auf dem„Adolf⸗ Hitler-Platz“ Zeuge dieſes gewaltigen Erlebens ſein wer⸗ den, werden ſich neben namhaften Männern der Führung des Reiches und der Partei, die Mitglieder des Diploma⸗ liſchen Korps in der Reichshauptſtadt und zahlreiche wei⸗ find führende Perſönlichkeiten des In⸗ und Auslandes be⸗ inden. Der Feſtzug des deutſchen Volkes wird eröffnet durch die deutſche Jugend. 1000 Pimpfe mit Hunderten von Landsknechtstrommeln bilden die Spitze, die Hitler⸗ Jugend und der BDM. ſchließen ſich mit ſtarken Abtei⸗ lungen an. Dann folgt ein Muſik⸗ und Spielmannszug des Reichsarbeitsdienſtes und eine Abteilung Arbeitsmän⸗ ner mit geſchultertem Spaten. In der alphabetiſchen Reihenfolge ihrer Heimatländer werden die ausländiſchen Volksgruppen vorüberziehen. Dann beginnt der Reigen der Feſtwagen der deutſchen Gaue und der deutſchen Volkstumsgruppen. Ohne Wiederholung der vorjährigen Darſtellungen, werden ſie ein getreues Spiegelbild ganz Deutſchlands in ſeiner vielgeſtaltigen Schönheit und Ein⸗ heit vermitteln. Neuorganiſation des Gaues Baden Fünf neue Banne, Jungbanne und Untergaue. Im Gebiet Baden wurde am 1. Mai d. J. eine Neuein⸗ teilung der Banne, Jungbanne und Antergaue durchge⸗ führt. Die größten bisherigen Bannbereiche wurden geteilt und fünf neue Banne, Jungbanne und Antergaue gebildet. Somit beſtehen im Gebiet Baden 17 Banne, 17 Jungbanne, 17 Boch. Untergaue und 17 Jungmädeluntergaue. Oberge⸗ bietsführer Kemper nahm vergangene Woche in Mosbach die Einführung der Führer und Führerinnen vor. Er ſprach über die Aufgaben des Führers in der Hitler⸗ jugend und den Auftrag der Partei für die Erziehung der deutſchen Jugend. Die Führung des neuen Bannes 404, der aus dem bisherigen Bereich der Banne 112 und 110 gebildet wurde, wurde Stammführer Mampel übergeben. Zum Füh⸗ rer des Jungbannes 404 wurde Fähnleinführer Stumpf be⸗ ſtimmt. Mit dem BdM.⸗Antergau 404 wurde die Madel⸗ gruppenführerin Gretel Schweitzer und mit dem Jungmädel⸗ untergau 404 die Jungmädelringführerin Lieſel Traut be⸗ auftragt. Der Sitz dieſes neuen Bannes 404 ſowie des Jung⸗ bannes und der Untergaue iſt Mosbach. 8 Der neue Bann 406 mit dem Sitz in Bruchſal wird von dem bisherigen Bereich des Bannes 172 getrennt. Mit der Führung des Bannes 406 wird Gefolgſchaftsführer Erwin Morlock und mit der Führung des Jungbannes 406 Stamm⸗ führer Oskar Walz beauftragt. Den BdM.⸗Antergau 406 übernimmt Lieſel Höckel, den IM. Untergau Lieſel Wieber. Der bisherige Bann 169, der aus den Kreiſen Lahr, Emmendingen, Wolfach und Villingen beſtand, wird in den Bann 169 und den neuen Bann 407 geteilt. Der Sitz des Bannes 169 iſt Lahr, des Bannes 407 Villingen. Die Führung des Bannes 169 übernimmt Stammführer Karcher, des Jung⸗ bannes 169 Unterbannführer Schmitt, des neuen Bannes 407 der bisherige Führer des Bannes 169 Bannführer Figl. Mit dem BdM.⸗Antergau 169 wurde Erika Jockers, mit dem IM.⸗Untergau Waltraud Ehbrecht beauftragt, mit dem BdM.⸗Untergau 407 Waltraud Geiger und dem IM. ⸗An⸗ tergau 407 Elſe Wickert. Der Bann 142 wurde in zwei Banne aufgeteilt. Der Bann 142 beſteht aus den Kreiſen Lörrach und Müllheim, während der neue Baun 405 in Zukunft aus den Kreiſen Waldshut und Säckingen beſtehen wird. Zum Führer des Bannes 142 wurde Gefolgſchaftsführer Werner Haap, zum Führer des Jungbannes 142 Fähnleinführer Erwin Lumpp, zur Führerin des BdM.⸗Untergaues 142 Camilla Fritſch, zur Führerin des JM.⸗Uniergaues Elſe Obermeier beſtimmt. Die Führung des neuen Bannes 405 übernimmt der bis⸗ herige Führer des Bannes 142 Unterbannführer Otto Ganz, des Jungbannes 405 Jungenſchaftsführer Eugen Waßmer, des BdM.⸗Untergaues 405 Mariele Weeber und des JM.⸗ Untergaues zurzeit noch Elſe Obermeier. Der Sitz des Bannes 142 iſt Lörrach, des Bannes 405 Waldshut. Ebenfalls wurde der Bann 114 in den bisherigen Bann 114 und den neuen Bann 408 geteilt. Bannführer Willi Völlinger übernimmt den neuen Bann 408 mit dem Sitz in Ueberlingen, Fähnleinführer Bruno Baumann den Jungbann 408, Gertrud Bentz den BdM.⸗Antergau, Hilde Kirchen den JM.⸗Antergau. Aus dem Gerichtsſaal. UI Gewerbsmäßiger Hehler zu Zuchthaus verurteilt. Das Schöffengericht verurkeilte den 35jährigen Eugen Orth aus Neckarau zu einem Jahr fünf Monaten Zuchthaus und zu drei Jahren Ehrverluſt und den 32jährigen Georg Orth aus Neckarau zu ſechs Monaten Gefängnis und zwei Jahren Ehrverluſt. Orth hat unter Mitwirkung ſeines Bruders Georg von arbeitsloſen jungen Männern rund 2400 Kilo Neukup⸗ fer, Meſſing und Metall aufgekauft, um dieſes Metall an die Juden Jentof und Heppenheimer, die ſich gleichfalls we⸗ gen gewerbsmäßiger Hehlerei demnächſt zu verantworten haben, zu veräußern. Die Angeklagten ſind trotz ihres Leug⸗ nens überführt, daß ſie gewußt haben, geſtohlenes Metall zu kaufen. Außerdem wurde dem Eugen Orth 1936 das Handeln mit Metall unterſagt. Wie der Anklagevertreter ausführte, müſſe neben dem materiellen Schaden berückſichtigt werden, daß gegenwärtig eine Rohſtoffknappheit zu bezwingen iſt und die Ueberwachungsſtelle für Rohſtofflieferungen ſeit 1935 beſteht, um dafür Sorge zu tragen, daß die Firmen gleichwertig Berückſichtigung finden. 8 Wegen Sittlichkeitsverbrechens verurteilt. Heidelberg. Die Große Strafkammer Heidelberg ver⸗ urteilte den 34jährigen praktiſchen Arzt Ernſt Scholl aus Bingen wegen mehrfachen Sittlichkeitsverbrechens an minder⸗ jährigen Mädchen zu zwei Jahren Gefängnis. Scholl, der in Ziegelhauſen bei Heidelberg ſeine Praxis betrieb, erfreute ſich einer außerordentlichen Beliebthei. Kaum einer konnte an ſeine Verfehlungen glauben, die er ſich bis zum Frühjahr 1984 nach den Ausſagen der als Zeugen vernommenen Mäd⸗ chen hat zuſchulden kommen laſſen. Vor Entlaſſung aus der letzten Volksſchulklaſſe mußte der Angeklagte die Schüler und Schülerinnen unterſuchen. Zum Teil im Konferenzzimmer der Schule und zum Teil in ſeinem Sprechzimmer ſoll er an fünf Mädchen unzüchtige Handlungen vorgenommen haben. Sch. beſtritt mit allem Nachdruck die gegen ihn erhobenen Be⸗ ſchuldigungen, doch hielt ihn das Gericht in vollem Umfange und in allen Punkten durch die Ausſagen der Mädchen für überführt. Zweiter Sittlichkeitsprozeß gegen latholiſchen Pfarrer in Baden. (—) Konſtanz, 14. Mai. Die Strafprozeſſe gegen katholiſche Geiſtliche wegen Sikt⸗ lichkeitsverbrechen, die nunmehr auch in Baden ſtattfinden müſſen, finden ihre Fortſetzung in einem Strafverfahren gegen den Pfarrer Ehrler aus Gommersdorf vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Konſtanz. Der angeklagte Pfarrer Ehrler entſtammt einer Lehrer⸗ familie. Er war Vikar in Mingolsheim, Kirchhofen, Pfarr⸗ verweſer in Altdorf, Oberrimſingen, Moosbronn und erhielt dann eine Pfarrei bei Bruchſal. 1920 kam er nach Griesheim bei Staufen. Schon dort gab das ſittliche Verhalten des Pfarrers Anlaß zur Kritik, die in Spottverſen und auch in Form von Zeitungsanzeigen zum Ausdruck kam. Eine Anter⸗ uchung durch das Ordinariat berlief ohne Reſultat, dank der usſagen einer Zeugin, die ihre Beziehungen zu dem Pfar⸗ rer vor dem Ordinariat ableugnete und die dann in einem ſpäter beſchlagnahmten Brief an den Pfarrer ſchreibt:„Ich bin für Sie eingetreten, um Sie als Prieſter zu retten, nun tehen Sie mir zur Seite.“ Das Auftreten des Pfarrers in Friedingen, wohin er verſetzt worden war, bewegte ſich von Anfang an in der bisherigen Form und war auch ſittlich nicht einwandfrei. In einer Anzeige von 40 Perſonen an das Ordinariat ka. ſchon damals ein Teil der jetzt zur Verhand⸗ lung ſtehenden Taten zur Sprache. Es erfolgte ein Ver⸗ hör, das aber erfolglos verlief, da die Hauptzeugin, wohl auf Veranlaſſung des Angeklagten, ihre belaſtenden Ausſagen widerrief. Nachdem das Ordinariat erklärt hatte, daß es zur Beſeitigung des Pfarrers keine rechtliche Handhabe fände, ſorgte die politiſche Leitung dafür, daß der Angeklagte um ſeine Verſetzung nach Gommersdorf einkam. Aus der Vernehmung des Angeklagten zur Sache iſt zu ſagen, daß er beſtreitet, mit einem Mädchen, ſolange es zu ihm in die Chriſtenlehre ging und minderjährig war, etwas vorgehabt zu haben. Das Mädchen, das das Konradsblatt auszutragen hatte, kam 10 dem Pfarrer ins Haus zur Abrech⸗ nung. Bis 1931 ſei nichts vorgekommen; erſt dann— als die Zeugin bereits volljährig war— ſei er dem Mädchen näher⸗ getreten, aber es ſei erſt Jahre ſpäter in Beuron, wo er drei Tage mit ihm im gleichen Hotel wohnte, zu unſittlichen Handlungen gekommen. Dem Angeklagten werden ſeine Be⸗ ziehungen zu einer Reihe von Frauen und Mädchen vorge⸗ halten, aber er leugnet entſchieden alle intimen Beziehungen. Aus den Zeugenausſagen eines Verwandten des Mädchens geht hervor, daß es dem Pfarrer lebhaften Wider⸗ ſtand leiſtete, aber nichts gegen ihn unternahm, weil die Autorität des Geiſtlichen auf ihr laſtete. Man gewinnt den Eindruck, daß der Angeklagte in ſei⸗ nem Sprengel als wahrer Paſcha unter der Weiblich⸗ keit gewirkt hat. In Griesheim hat er ſein Auto dazu be⸗ nutzt, um außerhalb des Ortes weibliche Perſonen aufzuneh⸗ men und mit ihnen ſich zu vergnügen, nachdem er ſich durch einen hellen Mantel getarnt hatte. Er erteilte den Frauen ſeinen„Eheſtands⸗ Unterricht“ teilweiſe in ſehr prak⸗ tiſcher Form. Bezeichnend iſt, daß eine Zeugin ausſagte, ſie habe den intimen Verkehr nicht aus innerem Bedürfnis, ſon⸗ dern deshalb gepflogen, weil ſie ſich nicht getraute, dem Pfar⸗ rer Widerſtand zu leiſten. Zunächſt wird dann die jetzt 25jährige Haupt⸗ zeugin vernommen. Um jede Hemmung nach Möglichkeit auszuſchalten, werden jedes Mal alle anweſenden Perſonen, die aus dem betr. Ort ſtammen, aus dem Saal entfernt. Sie ſchildert das Werden ihrer Bekanntſchaft mit dem Pfarrer, die ein bis eineinhalb Jahre nach ihrer Schulentlaſſung intimer wurde. Am ſchlimmſten liegt der Fall, in dem im Anſchluß an die Meſſe kurz vor ſeinem Weggang in eine an⸗ dere Pfarrei der Angeklagte hinter dem Hochaltar unmittel⸗ bar nach dem Gebet im Gebetſtuhl mit den Worten ſich der Zeugin näherte:„Ich will Dir meine Liebe zum Abſchied noch einmal ſchenken.“ Ihren ſpäteren Beſuch in Gommers⸗ dorf bei dem Pfarrer und die Vorfälle in Beuron ſchildert die Zeugin ſehr freimütig. Was den zweiten Punkt der zur Anklage ſtehenden Hand⸗ lungen betrifft, ſo geht aus den Ausſagen einwandfrei hervor, daß der Geſchlechtsverkehr während der Min derjäh⸗ rigkeit der Zeuginnen, wenn auch nicht beſtritten, ſo doch offengelaſſen, aber die Vornahme unzüchtiger Handlungen als unzweifelhaft zugegeben wird. Mit einer Zeugin hatte der Angeklagte ſeine Beziehungen im Beichtſtuhl begonnen, indem er ſagte, er würde ſie hei⸗ raten, wenn er nicht Geiſtlicher wäre. Dieſe Beziehungen wur⸗ den auf Autotouren, die bis in die Schweiz gingen, enger geſtaltet und ſchließlich im Pfarrhaus intimſter Natur. Bei einer Fahrt veranlaßte er das Mädchen, unterwegs aus⸗ zuſteigen und in eine Kirche zu gehen, um ihr dort durch eine Umarmung ſeine Zuneigung zu beweiſen. Dieſe Zeugin iſt von dem Pfarrer ausgiebig angepumpft worden. Er ver⸗ anlaßte die Zeugin auch, ein Teſtament zu ſeinen Gunſten zu machen. Der Oberſtaatsanwalt führte in ſeinem Plaidoyer aus, daß ein Mann, der anderen Keuſchheit predigt, unter gröbſtem Mißbrauch des Vertrauens, das der katholiſche Geiſt⸗ liche in der Landbevölkerung genießt, Frauen und Mädchen ſeines Sprengels nicht etwa nur in einzelnen Fällen, ſondern wahllos verführt hat. Der Verteidiger beſchränkte ſeine Ausführungen dar⸗ auf, das Verbrechen an Minderjährigen zu beſtreiten. In ſeinem letzten Wort beteuerte der Angeklagte nochmals ſeine AUnſchuld. Nach einhalbſtündiger Beratung verkündete der Vorſit⸗ zende folgendes Urteil: Der Angeklagte wird wegen Verbre⸗ chens und Vergehens gegen Paragraph 174 Abf. 1, Ziffer 1 und Paragraph 166 RStB. zu einer Geſamtgefängnis⸗ ſtrafe von einem Jahr ſechs Monaten und zu den Koſten verurteilt. In der Begründung wird geſagt, daß der Beweis der Handlungen als vollkommen erbracht anzuſehen iſt. Be⸗ züglich des Zeitpunktes ſei begreiflich, daß die Hauptzeugin in ihren Angaben ſchwankt, aber das Gericht nahm als erwie⸗ ſen an, daß die Zeugin zur Zeit der Tat minderjährig war. Auch im Hinblick auf die Handlungen in der Kirche ſei der Zeugin Glauben zu ſchenken und die Tat als beſchimpfender Unfug anzuſehen. Mildernde Umſtände waren zuzubilligen, weil der Angeklagte nicht vorbeſtraft iſt und er trotz der lan⸗ gen Dauer ſeines Treibens von ſeiner vorgeſetzten Behörde nicht diſziplinär belangt wurde. 8. Volksſchädlinge verurteilt Schwere Zuchthaus⸗ und Gefängnisſtrafen für Fleiſch⸗ verſchiebungen. Die Frankfurter Strafkammer verhandelte in einem mehr als zwei Wochen dauernden Prozeß gegen 7 Metzger und einen kaufmänniſchen Angeſtellten wegen Fleiſchverſchiebungen im Frankfurter Schlacht⸗ und Viehhof. Das Gericht verurteilte den Hauptangeklagten wegen fort⸗ geſetzter ſchwerer Untreue, paſſiver Beſtechung, gemeinſchaft⸗ licher, ſchwerer und fortgeſetzter Urkundenfälſchung und wegen Betruges zu zwei Jahren Zuchthaus und 200 1 N. Geldſtrafe. Der frühere ſtellvertretende Innungsobermeiſter der für die Verteilung des Fleiſches verantwortlich war, erhielt wegen ſchwerer Untreue 1½ Jahre r ends und 3 Jahre Ehrver⸗ luſt; ein gewerbsmäßiger Hehler wurde zu anderthalb Jahren Zuchthaus und 3 Jahren Ehrverluſt verurteilt. Bie übrigen Angeklagten erhielten Gefängnisſtrafen von vier Monaten bis zu anderthalb Jahren. Die Angeklagten hatten in der Zeit von Oktober 1935 bis Auguſt 1936 im Auftrage der zuſtändigen Reichsſtelle das aus dem Ausland zur Deckung zuſätzlichen Bedarfs eingeführte Fleiſch zu verteilen Sie halten die ihnen oder ihren Verwand⸗ ten gehörenden Betriebe bei der Verteilung in ungerechtfertig⸗ ler Weiſe bevorzugt. Außerdem hatten ſie verſchiedenen Metz⸗ gern gegen Zahlung von Schmiergeldern und Preisaufſchlägen über das vorgeſchriebene Kontingent hinaus Fleiſch zu⸗ geſchoben. 5 3 Urteil im großen Schmuggler prozeß Gefängnis⸗ und Geldstrafen und Verwarnungen. Saarbrücken. Nach viertägiger Verhandlung vor der 3. Großen Strafkammer lam der große Schmugglerprozeß zum Abſchluß, der nicht weniger als 30 Perſonen, Schmuggler und Hehler, auf der Anklagebank ſah. Es handelte ſich um zwei Banden von Schmugglern, die hauptſächlich nach der Rückgliederung des Saarlandes in großem Umfange damit begonnen hatten, aus den lothringiſchen Grenzdörfern Schmalz, Speck, Rauchfleiſch, Butter, Margarine, Oel und ſonſtige Fettwaren über die waldreiche Warndtgrenze zu ſchmuggeln. Der Anführer der einen Bande war der arbeitsloſe Felix Spiezeinſki aus Altenbochum, während die andere von dem nach Frankreich emigrierten Johann Mongin, gegen den in Abweſenheit berhandelt wurde, geleitet wurde — Alm.(Sittlichkeits verbrecher abgeur⸗ teilt.) Die Große Strafkammer hakte oe mit drei Fällen mit Verbrechen wider die Sittlichkeit zu befaſſen. Die drei Angeklagten, darunter ein verheirateter un, wur⸗ den zu Gefängnisſtrafen von ſechs Monaten bis zu einem Jahr verurteilt.. 1 2—— 3 8 33———— — Wm 5 Sperrt und Spiel Sport an Pfingſien E Einheimiſcher Sport. Fußball. Aeber Pfingſten hatte man eine Reiſe nach dem ſport⸗ freudigen Heilbronn und Böckingen unternommen. Schon die ſprichwörtliche Gaſtfreundſchaft in der nördlichen Schwabenecke genügt, um gute Erinnerungen an die wirk⸗ liche gut zuſammengeſtellte Tour zu haben. Das ſchöne Neckartal bot in ſeinem Blütenſchmuck reizvolle Landſchafts⸗ bilder, die zu feſſeln vermochten. Der erſte Tag ſah die Seckenheimer als Gegner der Sportfreunde Heilbronn. 513 lautete das Endergebnis für die Seckenheimer und dies auf Grund des gebotenen Sports zu recht. Seckenheim wußte, wie überhaupt in den letzten Spielen, zu gefallen. Die Arbeit des neuen Trainers, Herrn Walz⸗Waldhof, zeigt ſchon gute Anſätze. Nach vorbildlicher Zuſammenarbeit wußte Buller und Gropp fünf wunderſchöne Tore die ſich ſehen laſſen konnten. herauszuf Das Spielniveau war gut, wie auch der tüchtige Spiel⸗ leiter zu gefallen wußte. Die Zuſchauer dürften mit den gezeigten Leiſtungen zufrieden ſein. Montags ging es nach Böckingen. Wenn auch der Gegner, an ſpieleriſchem Können gemeſſen, nicht ſo gut wie am Vortag, ſo mußte man doch feſtſtellen, daß die Müdigkeitserſcheinungen aus dem Spiel vom Vortag mit in Anrechnung gebracht werden mußten. Mit 4:2 mußte man die Segel ſtreichen und damit den friſchen und eifrigen Gegner den Sieg überlaſſen. Die Reiſe im Ganzen gewertet, war eine ſchöne kameradſchaftliche Sporttour, die in angenehmer Erinnerung bleiben wird. Die Reſultate der anderen Mannſchaften ſind: II. Mannſchaft— Mauer 1 5:4 Jungliga— Mauer II 4:1 J. Jugend— Untergrombach 2:2 8 Ilvesheims hohe Niederlage in Karlsruhe. Phönix Karlsruhe— Alemannia Ilvesheim 14:0(6:0) Eine ſo hohe Niederlage der Ilvesheimer Elf hätte man doch nicht erwartet, obwohl von vornherein die Ueber⸗ legenheit von Karlsruhe, das an der Spitze der Tabelle ſteht, feſtſtand. Mit dem Sieg von Phönix Karlsruhe hat dieſe Elf den neunten Sieg bei neun Spielen errungen, ein glänzender, aber auch verdienter Erfolg. Etwa 2400 Zuſchauer wohnten dieſem Spiele bei, das die reſtloſe Ueberlegenheit der Platzherren bewies. Karlsruhe zeigte ein wunderbares Spiel und errang gleich zu Anfang die Ueberlegenheit. Es klappte bei den Ein⸗ heimiſchen in allen Reihen. Ilvesheim mußte mit einem Erſatztorhüter antreten und es kann geſagt werden, daß der etatsmäßige Torwart, einer der beſten Leute dieſer Elf, ſicherlich einige Tore hätte verhindern können. Aller⸗ dings: die meiſten wären auch für ihn unhaltbar geweſen. Der Mittelſtürmer von Ilvesheim, der ein gutes Spiel vorführte und alle Anſtrengungen machte, wurde von ſeiner Mannſchaft viel zu wenig unterſtützt und war oft in guten Situationen auf ſich allein angewieſen. Anſcheinend mag auch die Ilvesheimer Elf nicht mehr ſo recht und war gegen den ſtarken Gegner mutlos geworden, denn man ſah ſchon ganz andere Spiele dieſer Elf. So konnte auch die ver⸗ hältnismäßig hohe Niederlage nicht ausbleiben. Exakte Flachkombinationen der Einheimiſchen brachten dieſen in der erſten Hälfte ſechs Tore; ſie ſpielten die Gäſte bereits in dieſer Hälfte in Grund und Boden. Auch die zweite Hälfte zeigte das gleiche Bild, und ſchloß mit weiteren acht Treffern für Karlsruhe ab. Das Spiel leitete Schiedsrichter Strein-Sandhofen, der ſehr gut war. Allerdings war ihm ſeine Arbeit leicht gemacht, da die beiden Elf ein ſehr faires Spiel vorführten. Auswärtiger Sport. Fußball Länderſpiel: Breslau: Deutſchland— Dänemark 8:0 Meiſterſchafts⸗Endſpiele: Allenſtein: Hind. Allenſtein— Beuthen 2:1 Auffſtiegsſpiele: Gau Südweſt: TSG. 61 L'hafen— 1. FC. Kaiſerslautern 1:2 Opel Rüſſelsheim— MSV. Darmſtadt 0˙0 VfL. Neu⸗Iſenburg— Saar 05 Saarbrücken 4:2 Gau Baden: Phönix Karlsruhe— Alemannia Ilvesheim 14:0 FC. Neureut— SC. Freiburg 41 VfR. Konſtanz— FV. Kehl 122 Pokalſpiele: Gau Südweſt: FSV. Frankfurt— Union Niederrad 3:0 Eintr. Frankfurt— Reichsb. Frankfurt(n. Verl.) 4:8 Gau Württemberg: SV. Göppingen— Stuttgarter SC.(n. Verl.) 2:1 Freundſchaftsſpiele: VfL. Homburg(Saar)— SV. Spaichingen 5 1. FC. Nürnberg— FC. Brentford London 2 Wormatia Worms— Vf. Neckarau 3 Lörrach komb.— SV. Waldhof 0 SV. Wiesbaden— Olympia Lorſch 5 VfB. Mühlburg— Duisburg 99 1 Bf. Neckarau— Sg. Erfurt 4 05 Heidelberg— Germania Brötzingen 3 FV. Homburg(Saar)— Union Böckingen 4 Freiburger Fc.— FSV. Frankfurt 4: Sg. Sandhofen— FC. Singen 3: Sfr. Stuttgart— Duisburg 99 1 SCC. Kaiſerslautern— Union Böckingen 0 FG. 04 Ludwigshafen— FV. 04 Raſtatt 4 FC. Brühl St. Gallen— BC. Augsburg 2 Servette Genf— Stuttgarter Kickers 8 Cantonal Neuenburg— FC. 1 4 Reichsbahn Dillenburg— Kickers Offenbach 5 Polizei Chemnitz— VfR. Mannheim 2 Planitzer SC.— VfR. Mannheim 1 1. FE. Reichenbach— FSV. Nürnberg 1 SVg. Plauen— FSV. Nürnberg 3 Blau-Weiß Köln— FW Zuffenhauſen aus Ein ſenſationeller Fußballſieg 112 1 Deukſchland ſchlägt Dänemark 8:0(4:0).— Fünf Tore Sifflings.— Die deutſche Elf in prächtiger Spiellaune. Der deukſche Fußballſport hat eine wichtige Schlacht zu einem Aufſehen erregenden Erfolg geſtaltet: das als ſehr ſpielſtark bekannte Dänemark, das zuletzt gegen Norwe⸗ gen 3:3 ſpielte eden ſogar gewann und den i meiſters errang, wurde am Hermann⸗Göring⸗Stadion Grund und Boden ge. Pfingſtſonn von der deutſchen Ne ſpielt und mit 8:0(4:0) geſchlagen! Das Spiel der deutſchen Elf verſetzte die 40 000 Be⸗ ſucher in helle Begeiſterung, aber die deutſchen Spieler übertrafen auch alle Erwartungen bei weitem. Mit einem Sieg über Dänemark hatte man ja von vornherein ge— rechnet, aber nicht mit dieſem klaren 8:0 über eines der ſtärkſten Fußballänder Europas. In dieſem Kampf gegen die Dänen wuchs unſere Elf zu einer Einheit zuſammen, wie in keinem en Länderſpiel zuvor. Die Dänen wurden einfach i und ihre Abwehr verfing ſich rettungslos ind trickreichen, ſtändig wirbeln⸗ den und wech ſchen Angriffsſpiels. Mit gro⸗ zem Mut und reſtloſer Hingabe ſuchten die Dänen das Verhängnis zu bannen, aber alle Mühe war vergebens, die in Hochform befindliche deutſche Elf brachte ihnen eine Niederlage von kataſtrophalem Ausmaß bei. Der Erfolg der deutſchen Mannſchaft war ein Er⸗ folg glänzenden Mannſchaftsſpieles und Mannſchaftsgeiſtes. Die Hintermannſchaft in der denkbar beſten Beſetzung ſtand eiſern und ließ den immer wieder anſtürmenden Dänen keine Chance. Und im Sturm ſtand in dem Waldhöfer Siffling endlich wieder ein Mittelſtür⸗ mer, der das Zuſammenſpiel in der Fünferreihe zu höch— ſter Entfaltung brachte und mit den herausgeſpielten Tor⸗ gelegenheiten auch etwas anzufangen mußte. Siffling war nebenher auch noch der erfolgreichſte deutſche Torſchütze; er ſchoß vor der Pauſe ſchon drei Tore und gleich nach Wiederbeginn noch zwei weitere, alſo ins⸗ geſamt fünf Tore in ununterbrochener Reihenfolge, eine Leiſtung, die in der Geſchichte der deutſchen Länderſpiele einzigartig iſt, wenn man von dem Olympiaſpiel 1912 ge⸗ gen Rußland abſieht, das mit 16:0 gewonnen und in dem der damalige Mittelſtürmer Fuchs allein zehn Treffer anbringen konnte. Nach dieſem erfolgreichen Spiel dürfte über die Beſetzung des Mittelſtürmerpoſtens in den näch⸗ ſten Länderkämpfen keine Meinungsverſchiedenheit mehr beſtehen! 22 8 Der Spielverlauf Deutſchland ſpielte gegen die Sonne und hatte Anſtoß. Bereits die erſten Plänkeleien ließen erkennen, daß ſich Gro⸗ ßes vollziehen würde. Ruhig und ſelbſtbewußt begann die deutſche Elf. Ballbehandlung und Führung des Leders wirk⸗ ten beſtechend, und die Sicherheit und Genauigkeit des Zu⸗ ſammenſpiels erweckten die helle Begeiſterung der Maſſen. In einer ſolchen Spiellaune hatten ſelbſt die erfahrenſten und weitgereiſten Fachleute und Schlachtenbummler die deutſche Mannſchaft noch nicht geſehen. Auf der Tribüne ſaßen nüch⸗ terne und unßeſtechliche Kritiker: die Mannen des engliſchen Meiſters: Mancheſter City. Sie kargten nicht mit Beifall bei beſonders feinen Leiſtungen auf dem Spielfeld, und auch ſie waren reſtlos begeiſtert. Unaufhörlich ſtürmten die Deut⸗ ſchen gegen das Dänentor, und während die deutſche Abwehr in den erſten zehn Minuten faſt unbehelligt blieb, hatte Däne⸗ marks Torhüter Svend Jenſen ſchwere Arbeit zu verrichten. Wiederholt zeigte er ſein großes Können, dann mußte er aber in der 8. Minute zum erſtenmal das Leder aus dem Netz holen. Urban war vorgeſtoßen, flankte weit über das Feld, Lehner nahm das Leder direkt und ſandte es flach und un⸗ haltbar ein. Weiter hielt die deutſche Ueberlegenheit an; Jakob mußte ſich mit von den Verteidigern zurückgeſpielten Bällen begnügen. Lehner und Urban brachten mit ſchnellen Vorſtößen das däniſche Tor wiederholt in Gefahr, und zehn Minuten nach dem erſten Tor war das zweite fällig. Nach der vierten deutſchen Ecke, die Lehner gut hereingab, ließ Jen⸗ ſen den Ball abprallen, Siffling war zur Stelle und ſchoß ein. Nun legten ſich die Dänen mächtig ins Zeug, aber Jakob wurde nur einmal bei einem Schuß des Mittel⸗ ſtürmers Jörgenſen ernſtlich auf die Probe geſtellt. Deutſch⸗ land beherrſchte klar das Spielgeſchehen, und als die Uhr die 34. Minute anzeigte, hieß es 3:0. Lehners Flankenball hatte Siffling wunderſchön eingeköpft. Ein Gegenſtoß der Dänen brachte dieſen die erſte Ecke, die aber glatt abge⸗ wehrt wurde. Dann war Siffling wieder am Ball, Jenſen ſtürzte aus dem Tor, kämpfte mit dem Mannheimer um den Ball, aber Siffling behielt die Oberhand und ſchoß ins leere Tor. Alſo 4:0 und gleich darauf war Pauſe. Noch vier Tore in der 2. Halbzeit. Schon drei Minuten nach Wiederbeginn lagen die Dänen mit 0:5 im Rückſtand und wiederum war es Siffling, der nach guter Vorarbeit von Urban einſchoß. Deutſchland ſpielte mit dem gleichen Schwung wie vor der Pauſe. Da gab es kein Nachlaſſen und kein Ermüden, ſtändig ſtanden die Dänen unter höchſtem Druck. Es nützte dem Gegner wenig, daß er ſich mit allen Kräften gegen das Verhängnis wehrte: die deutſchen Angriffe waren zwingend und unaufhaltſam. Nach der ſechſten deutſchen Ecke buchte Siffling das ſechſte Tor. In der 27. Minute war es dann Urban, der zu Torehren kam, und dem ſiebten Eckball ließ Szepan einen Flachſchuß folgen, der das achte und letzte Tor ergab. Die letzten Minuten wurden von Deutſchland verhalten geſpielt, und ſo kamen die Dänen noch wiederholt vors deutſche Tor, wo Jakob aber zwei ſchöne Schüſſe von Jörgenſen ſicher meiſterte. Auch eine zweite Ecke für Dänemark blieb ergeb⸗ nislos, und ſo ſchloß der große Kampf mit 8:0 für Deutſch⸗ land. Die Mannſchaften Die einzigartige Leiſtung der deutſchen Mannſchaft muß Worte höchſter Anerkennung finden. Jeder Spieler wuchs in dieſem Spiel über ſich ſelbſt hinaus und hatte redlichen An⸗ teil an dem ſchönen Erfolg. Es ſpielte eine Mannſchaft, die von Minute zu Minute mehr zu einer Einheit verſchmolz und zu höchſten Leiſtungen fähig war. Es ſollen aus dieſem Grunde keine Namen genannt werden; jeder Spieler tat ſeine Schuldigkeit! 5 Die Dänen mögen mit ſich nicht ſo zufrieden ſein. Tal⸗ ſächlich gab es bei ihnen vieles auszuſetzen. In keiner Weiſe erreichte die Elf mit den vielen klangvollen Namen die er⸗ wartete Form. Jenſen im Tor, Jörgenſen in der Verkei⸗ digung und der 40fache Nationale Pauli Jörgenſen im Sturm gaben ihr Beſtes, aber auch ſie konnten die Kata⸗ 1 nicht verhindern. Die Dänen müſſen ſich damit trö⸗ ſten, einem an dieſem Tage unwiderſtehlichen Gegner, der ein wundervolles Spiel lieferte, unterlegen zu ſein! Schiedsrichter Kriſt leitete das Spiel unauffällig und einwandfrei. Der 140. deulſche Länderkampf Der Kampf gegen Dänemark war übrigens der 140 deutſche Länderkampf. Die Zahl unſerer Siege hal ſich jetzt auf 65 erhöht; gegenüber ſtehen 50 Niederlagen und 25 Unentſchieden, und das Torverhältnis lautet 344.376 zu unſeren Gunſten. Auch die Bilanz der deutſch⸗däniſchen Begegnungen iſt nach dem Breslauer Spiel ausgeglichen, Den vier Niederlagen ſtehen jetzt 4 Siege gegenüber und im Torverhältnis ſind wir den Dänen mit 25:21 klar vor⸗ aus. Hockey Meiſterſchafts⸗Zwiſchenrunde. TV 57 Sachſenhauſen— Leipziger SC 371 Jahn München— Berliner SC 01 Club zur Vahr Bremen— HC Heidelberg 61 Etuf Eſſen— VfB Jena 42 Rugby Offenbach Komb.— Schwalbe Hannover 325 Jugend Südweſt— Jug. Schwalbe Hannover 3.24 Frankreich. in Vichy: Comite Centre— Gau Niederſachſen 870 Handball Süddeutſche Spiele. TV Altenſtadt— Schwäb. ASc Graz 819 TG Geislingen— TW Aſchaffenburg 17:8 TV Oeffingen— München 1880 6.11 Polizei Stuttgart— München 1880 28 BfR Mannheim— Stadt SV Frankfurt(Fr.) 90 VfR Mannheim— Stadt SN Frankfurt(Fr.) 570 Poſt SV Mannheim— TW Offenbach(Fr.) 01 Schweiz. Gym. Ges. Bern— Univerſität Heidelberg 17.7 Sport in Kürze Schottlands Fußballelf gewaan den in Prag vor 40 000 Zuſchauern ausgetragenen Länderkampf gegen die Tſchechoſlowakei mit 3:1 Treffern. Internationales Leichtathletikfeſt in Wien. Deutſche Siege gab es beim internationalen Leichtath⸗ letikfeſt in Wien. Der Dresdner Kreher ſiegte über 100 und 200 m in 11,0 und 22,3 Sek., Frl. Gelius(München) gewann das Speerwerfen mit 42,31 m, Jahn München ſiegte über 4 mal 100 m(Frauen) in 50,8 und Dresdenſia Dresden war in der 4 mal 1500 ⸗m⸗Staffel in 16:50 Min. erfolgreich. Der Dresdner Harbig lief beim Pariſer Leichtathletikfeſt über 800 m ein gro⸗ ßes Rennen und ſiegte in 1:54,56 Min. vor dem Franzoſen Goix. Harbig gewann damit den Preis des Präſidenten der Republik. In den beiden Sprintſtrecken über 100 m und 200 y wurde Borchmeyer(Stuttgart) jedesmal von dem Engländer Pennington knapp geſchlagen. Ernſt Henne auf BMW. war beim„Großen Grenzpreis von Chimay“ in Belgien ſchnellſter Sportwagenfahrer. Er legte die 108 km mit einer Durchſchnittsgeſchwindigkeit von 118,725 Stdkm. zurück. Bei den Rennwagenfahrern war der Schweizer Rüeſch auf Alfa⸗ Romeo mit 130,91 der Schnellſte. Beim Wiesbadener Reitturnier gab es am zweiten Tag(Samstag) als Hauptereignis ein Geſchicklichkeitsſpringen, das Oblt. Frhr. von Wangen⸗ heim auf Preisliſte vor Hpt. Schunck auf Nelke und Rittm. K. Haſſe auf Nike gewann. Stuttgarts Amateurborer gewannen den in Zürich ausgetragenen Städtekampf gegen Zürich mit 10:4 Punkten. Im Welter⸗ und Schwergewicht feierten die Stuttgarter Leitner und Leiſer ſogar k.o.⸗Siege. Die Südweſt⸗Fußballelf wird im Juni nach Schleſien fahren und am 19. Juni in Hindenburg auf die ſchleſiſche Gaumannſchaft treffen. Am 29. Auguſt findet in Darmſtadt ein Treffen zwiſchen Südweſt und Württemberg ſtatt. Würzburg und Frankfurt tragen den vereinbarten Fußballkampf nun doch am 30. Mai in Würzburg aus, da das Kreis⸗Auswahlſpiel Frankfurt ge⸗ gen Mittelpfalz auf den 20. Juni verlegt wurde. Die deutſche Hockey⸗Meiſterſchaft iſt ſoweit gediehen, daß jetzt die Teilnehmer an der Vor⸗ ſchlußrunde feſtſtehen. TV. 57 Sachſenhauſen, SC. Heidel⸗ berg, Etuf Eſſen und Berliner SC. gewannen an Pfingſten die Zwiſchenrundenſpiele und ſtehen ſich in der Vorſchlußrunde am 23. Mai wie folgt gegenüber: Etuf Eſſen— SE. Heidel⸗ berg und Berliner SC.— TV. 57 Sachſenhauſen. Der SV. Waldhof, Badens Fußballmeiſter, wurde in Zürich von den Poung Fellows mit 1:0 beſiegt. Die Stuttgarter Kickers waren glück⸗ licher und bezwangen Lauſanne Sports mit 1:0. Das Freiburger Jugendturnier, das von Fußballmannſchaften aus Frankreich und der Schweiz beſchickt war, wurde von der Jugend des SC. Freiburg ge⸗ wonnen. Im Schlußſpiel beſiegte der„Sportelub“ den Frei⸗ burger FC. überaus knapp 1:0. Englands Fußballelf feierte in Skandinavien einen neuen, großen Erfolg. Dem 6:0⸗Sieg über Norwegen ließen die Briten am Pfingſt⸗ montag in Stockholm einen 4:0⸗Sieg über Schweden folgen. König Guſtaf wohnte dem Spiel bei und übergab das neue Raſunda⸗Stadion ſeiner Beſtimmung. Die iriſche Fußballelf gewann den in Bern ausgetragenen Länderkampf gegen die Schweiz mit 1:0. Die Schweizer zeigten wiederum ein gutes Feldſpiel, hatten aber einen ſehr ſchwachen Sturm. Der deutſche Waſſerballmeiſter, a Waſſerfreunde Hannover, ſpielte in Teplitz gegen die tſche⸗ chiſche Nationalmannſchaft und ſiegte mit 5:4 Treffern. Aller⸗ heilgen ſchoß allein drei Tore. Beim Schwerathletikfeſt in Wieſental gab es ſowohl im Gewichtheben als auch im Ringen und Raſenkraftſport ganz ausgezeichnete Leiſtungen. Zpendet Freiplutze für unſere Finder!