6 32 ev R NN Rr. 114 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Donnerstag, 20. Mai 1937 Bleibt die Welipreſſe ſtumm? Zu der am zweiten Pfingſtfeiertag auf dem franzöſiſchen Flugplatz Pau erfolgten„Notlandung“ von 17 ſpaniſchen Bolſchewiſten⸗Flugzeugen, die ſich auch in der Beurteilung der franzöſiſchen Preſſe als ein Bruch des Londoner Nicht⸗ einmiſchungsabkommens darſtellt, ſchreibt der„Deutſche Dienſt“: „Wenn man von den Drahtziehern der Greuelhetze und den Erfindern immer neuer Lügenmärchen ſo etwas wie ein Gewiſſen erwarten könnte, müßten ſie in peinliche Ver⸗ legenheit geraten ſein. Als ſie damals mit verdächtiger Eile die Taratenmeldung in die Welt ſetzten, Guernica ſei von „deutſchen Fliegern“ bombardiert“ worden, konnte ihnen ſchon wenig ſpäter einwandfrei nachgewieſen werden, daß Guernica überhaupt nicht, geſchweige denn von deutſchen Flugzeugen mit Bomben belegt worden war. Es hätte den Hetzern die Sprache verſchlagen müſſen, als von unzweifel⸗ haft neutralen Beobachtern ſofort an Ort und Stelle feſt⸗ geſtellt wurde, daß die Stadt Guernica von ſpaniſchen Bol⸗ ſchewiſtenhorden ebenſo barbariſch niedergebrannt worden war wie Irun und andere ſpaniſche Städte. Sie hätten ſich zum mindeſten ſchämen müſſen, wenn ſie Charakter gehabt hätten, die jüdiſchen und moskowitiſchen Lügenfabrikanten. Aber ſie hetzten mit gewohnter Dreiſtigkeit weiter. Mit be⸗ triebſamer E Ane chu wurden neue Märchen kolportiert, wurden neue Querſchüſſe gegen die Völkerverſtändigung ge⸗ ſtartet und wurden neue Angriffe auf den Weltfrieden, an dem im weiten Erdenrund nur der bolſchewiſtiſche Welt⸗ feind kein Intereſſe hat, eingeleitet. Da ſollten angeblich deutſche Flugzeuge über italieniſches oder franzöſiſches Ge⸗ biet nach dem nationalen Spanien geleitet worden ſein, ſollten die Nichteinmiſchungsvereinbarungen„fortgeſetzt von Deutſchland verletzt“ worden ſein. Niemand hat ſolche Flug⸗ zeuge jemals geſehen, und nirgends konnte ein deutſcher Neutralitätsbruch feſtgeſtellt werden. Wie die Lügen kamen, o wurden ſie widerlegt. Die Sache mit dem engliſchen Zer⸗ ſrer„Hunter“, der auf eine Treibmine lief und durch die ausgelöſte Exploſion ſchwer beſchädigt wurde, war zuletzt dran. Die engliſche Admiralität ſtellte zwar ſofort den Sachverhalt klar, aber das hinderte die Märchentanten na⸗ türlich nicht, gegen gute Bezahlung— verſteht ſich— auch diesmal wieder von„deutſchen Streitkräften“ zu faſeln. Es war im zeitlichen Verlauf die letzte Lüge. Wird ſie die letzte bleiben? Bei der Rührigkeit und dem Eifer der Greuel⸗ fabrikanten, die wahrhaftig einer beſſeren Sache wert wä⸗ ren, muß man leider erwarten, daß ſie trotz deren chen Blamagen und dem hundertprozentigen erſagen ihrer„Routine“ ihre Finger nicht aus Dingen heraus⸗ laſſen, die ſie nichts angehen, die ſie vor allem nichts an⸗ gehen dürfen! Wir ſind der Meinung, daß viele Blätter der Weltpreſſe, die bisher allen Greuelmärchen ihren Platz bereitwillig zur Verfügung geſtellt haben, von der Möglichkeit Gebrauch machen ſollten, das Weltgewiſſen in einer Angelegenheit aufzurütteln, die in der Tat geeignet iſt, das Vertrauen in die zur Aufrechterhaltung der Weltordnung ergriffenen Maßnahmen zu erſchüttern. Wir ſprechen von der neuer⸗ lichen„Notlandung“ ſpaniſcher Bolſchewiſten⸗Flugzeuge auf einem franzöſiſchen Flugplatz. Abgeſehen davon, daß man — wir zitieren ein großes franzöſiſches Blatt— wahrhaf⸗ tig„ſchwachſinnig ſein müßte, wenn man glauben wollte, daß die Flugzeuge in der Richtung nach Bilhao aufgeſtiegen ind und ſich in vollkommener Ordnung zu 17 im Nebel ver⸗ gen haben“, meinen wir, daß hier ein eklatanter Bruch der in London getroffenen Nichteinmiſchungsvereinvarun⸗ gen vorliegt. Ein Vorgang, der geeignet iſt, das Vertrauen in die Nützlichkeit, ja ſogar in die Aufrichtigkeit getroffener Abmachungen zu untergraben. Die„Action Francaiſe“ und andere franzöſiſche Blätter haben erklärt, daß die am zwei⸗ ten Pfingſtfeiertag auf dem franzöſiſchen Flugzlatz Pau ge⸗ landeten 17 Flugzeuge der ſpaniſchen Bolſchewiſten zu den letzten großen Aufträgen der ſowjetſpaniſchen Mordbrenner gehören. Da es ſich bereits um den zweiten Fall handelt— am 7. Mai waren bekanntlich ſchon in Toulouſe Militärflug⸗ zeuge der ſpaniſchen Bolſchewiſten angeblich„notgelandet“ —, bei dem zuſtändige franzöſiſche Behörden ſich mindeſtens ausgeſprochen unkorrekt verhalten haben, ſollten ſich die um die Entwickung und Förderung der Wohlfahrt und des Glücks aller Völker ernſthaft und ehrlich bemühten Kräfte zuſammenſchließen, um weitere Begünſtigungen der ſpani⸗ ſchen Bolſchewiſten zu verhindern. Der Leiter der Nichteinmiſchungskontrolle, Oberſt Lunn, weilt in Pau, um an Ort und Stelle Nachforſchungen anzu⸗ ſtellen. Ohne dem Ergebnis ſeiner Unterſuchung vorzugrei⸗ fen, glauben wir im Namen aller friedliebenden und auf⸗ bauwilligen Menſchen zu ſprechen, wenn wir die ſofortige Unterbindung jeden Bruchs des Nichteinmiſchungsabkom⸗ mens fordern. Bei dem Vorgang in Pau ſcheint uns dieſer Tatbeſtand erfüllt zu ſein. Wird die internationale Preſſe bab in Anſehung dieſer Tatſache ihrer Pflicht bewußt ſein, as Weltgewiſſen aufzurütteln 2“ In Frankreich ſelbſt weiß man ganz genau, was man von der„Notlandung“ der 17 bolſchewiſtiſchen Flug⸗ zeuge zu halten hat. Das Kommuniſtenblatt„Humanite“ macht zwar in Entrüſtung darüber, daß man die Flugzeuge noch zurückgehalten hat, die Blätter der Rechten ſind jedoch anderer Anſicht. Das„Echo de Paris“ meint, Luftfahrtmi⸗ niſter Cot ſtoße Frankreich täglich trotz ſeiner zahlreichen Erklärungen vor den Luftfahrkausſchüſſen des Senats und der Kammer immer tiefer in das ſpaniſche Abenteuer und dazu noch in das Lager des Beſiegten. Pierre Cot ſei es geweſen, der Frankreich zunächſt den kleinen Finger habe geben laſſen. Heute aber ſtecke Frankreich bereits mit dem ganzen Arm in dem ſpaniſchen Unternehmen. Die„Action Francaiſe“ hält es für möglich, daß die Flugzeuge, die am Montag in Pau gelandet ſind, die gleichen ſind, die am 155 Mai bei Toulouſe eine„Notlandung“ vornahmen. Es handle ſich um Jagdflugzeuge mit vier Maſchinengewehren, die in Sowjetrußland unter amerikaniſcher Lizenz herge⸗ ſtellt würden. Die Nachricht, daß die 17 Maſchinen ſich ge⸗ meinſam verflogen hätten, entſpreche nicht der Wahrheit. Das Blatt verſichert, daß am 7. Mai die Ankunft einer Flugſtaffel auf dem Flugplag von Toulouſe be⸗ reits um 7 Uhr morgens bekannt geweſen ſei und daß das Flugplatzperſonal Anweiſung erhalten habe, für die Landung der Staffel ſämtliche Vorbereitungen zu tref⸗ fen. Die angekündigten Flugzeuge ſeien jedoch er ſt zehn Stu nden ſpäter in Toulouſe„notgelandet“.— Be⸗ darf es eines weiteren Beweiſes dafür, daß es ſich bei dem„Verfliegen“ um ein abgekartetes, raffiniertes Spiel handelt? Sport gibt Sicherheit Warum denn gleich Genickbruch? Viele Menſchen verunglücken ſchon bei einem einfachen Sturz. Manche brauchen nur auf eine Bananenſchale zu treten, um gleich darauf ein gebrochenes Bein zu haben; andere fallen vom Stuhl und brechen ſich das Genick. Ganz zu ſchweigen von den Unfällen, die beim ungeſchickten Ab⸗ ſpringen von der Straßenbahn, bei mangelhafter Beweg⸗ lichkeit im Straßenverkehr entſtehen. Das einzige Mittel gegen dieſe Unfälle aus Ungeſchick⸗ lichkeit iſt der Sport. Wer einmal bei einem Hand- oder Fußballwettſpiel zugeſehen hat, der beginnt zu ſtaunen, was die Spieler alles aushalten, wie geſchickt ſie ſtürzen, wie ſie oft nach böſem Zuſammenprall vom glatten Raſen unverſehrt wieder aufſtehen, weil ſie— geübt ſind. Unfälle, die hin und wieder beim Sport vorkommen, ſoll man nicht allzu tragiſch nehmen. Den wenigen Unfäl⸗ len, die beim Sport vorkommen, ſtehen viele andere ge⸗ genüber, die durch ihn vielleicht vermieden werden. Aber ſelbſtverſtändlich müſſen Sportunfälle trotzdem möglichſt ſelten werden. Es iſt eine alte Erfahrung: Wirkliche Könner, die ihren Sport beherrſchen, ſind in jeder Situation, in jeder Kampf⸗ ſzene geſchickt und beherrſcht. Aber Anfänger ſtoßen unſicher nach dem Ball und treffen dabei vielleicht den Gegner. Sie landen bei einem Sprung ungeſchickt und zerren ſich Seh⸗ nen und Muskeln, die noch nicht widerſtandsfähig genug ſind. Sie fallen vom Turngerät, weil ſie nicht genug Kraft und Gleichgewichtsgefühl haben. Sie verſtauchen ſich beim Werfen und Fangen, beim Boxen und Ringen Handgelenke und Finger, weil ſie nicht die richtige Handhabung kennen. Anfänger müſſen ihre Leiſtung allmählich ſteigern und ſich möglichſt unter die Aufſicht eines erfahrenen Sportleh⸗ rers begeben. Der ſorgt für Hilfeſtellung, für die richtige Bewegung, wird Muskelriſſen vorbeugen, indem er bei kal⸗ tem Wetter nicht zu plötzliche Anſpannungen duldet und vor Uebermüdung vermeidet. Denn erfahrungsgemäß pflegen die meiſten Sportunfälle bei Uebereifrigen zu entſtehen, die noch nicht gelernt haben, Maß zu halten, die ihren Kör⸗ per noch nicht richtig kennen. Außerdem gibt es natürlich Unfälle, die durch Leicht; ſinn entſtehen. Die Kugel, die hoch im Bogen geſtoßen wird, Hammer, Diskus und Speer, die ſauſend die Luft zerteilen, das ſind unbarmherzige Gefahren für den Leichtſinnigen, der ihre Wurfbahn kreuzt Geräteturner dürfen ſich keinem Gerät anvertrauen, deſſen regelrechten Aufbau ſie nicht vor⸗ her unterſucht haben. Schwimmer, die nicht vor dem Sprung die Waſſertiefe geprüft haben, ſind leichtſinnig, ebenſo Badende, die ſofort nach der Mahlzeit ins Waſſer gehen. Aber das alles ſind Selbſtverſtändlichkeiten— oder ſollten es jedenfalls ſein. Sportunfälle ſind vermeidbar, wenn man mit wachem Sinn und geſundem Inſtinkt ſeinen Sport betreibt. Sie er⸗ eignen ſich hin und wieder, weil ſtarke Jugend zu Ueber⸗ mut neigt und häufig die Vorſicht außer acht läßt. Aber ſie dürfen niemand vom Sport abhalten. Denn ein ſtarker Kör⸗ per und ein geſunder Geiſt ſind die beſten Mittel gegen Unfälle überhaupt. Dr Heinz Siska. eines Pagen und einiger hiſtoriſch gewandeten 5 Weltbild(M). Dänemark feierte das Regierungsjubiläum ſeines Königs. König Chriſtian X. und Königin Alexandrine fahren durch das feſtlich geſchmückte Kopenhagen zum Dankgottesdienſt in die Kirche. Ganz Dänemark feierte das 25jährige Re⸗ e gierungsjubiläum ſeines Königs. Weltbild(M). i Hanna Reitſch zum Flugkapitän ernannt. Die bekannte Segelfliegerin und Verſuchspilotin des Deut⸗ ſchen Forſchungsinſtituts für Segelflug in Darmſtadt Hanna Reitſch, wurde von Generaloberſt Göring wegen ihrer großen Verdienſte um die Luftfahrtforſchung als erſt⸗ Frau zum Flugkapitän ernannt. Das Schifferſtadter Nettichfeſt Schifferſtadt. Am 6. Juni feiert Schifferſtadt ſein zwei⸗ tes Rettichfeſt. Die erſte Feier im letzten Jahr hatte einen Beſuch von 5000 Gäſten zu verzeichnen. In dieſem Jahr iſt die Ausgeſtaltung weit größer. Das Schifferſtadter Ret⸗ tichfeft fügt ſich in die pfälziſchen Volksfeſte ein, nur erhält es eine ganz andere Note. Der größte Gemüſegarten der Pfalz lädt dazu ein. Vor zehn Jahren fuhren noch die Schiffer⸗ ſtadter Marktleute mit ihren Handwagen auf die Märkte in der Pfalz und in Baden, um ihre Spezialitäten, vor allem die Rettiche, abzuſetzen. In Schifferſtadt iſt inzwiſchen der größte Obſt⸗ und Gemüſemarkt entſtanden. Ungeheure Men⸗ gen von Feldfrüchten werden hier angebaut. Täglich werden allein 80—100 000 Rettiche und 50—60 000 Bündel ange⸗ liefert, die die Bevölkerung in den Gärten in der Nähe ihrer Häuſer anpflanzt. Dazu kommt noch eine Reihe von Früh⸗ gemüſen, Kraut, Spinat, Gewürzkräuter, die durch die Ge⸗ müſezentrale an den Groß⸗ und Kleinhandel abgeſetzt wird. Nach den letzten Abſchlüſſen werden im Fernverſand jährlich 180200 000 Zentner Obſt und Gemüſe verladen, Gemüſe im Werte von einer halben Million Mark. An den einzelnen Verſteigerungstagen werden 400—500 Zentner Gemüſe an⸗ geliefert. Die Zentrale der pfälziſchen Landwirtſchaft hat daher ein beſonderes Anrecht auf ein Volksfeſt in großem Ausmaße. In einer Reihe von Feſtwagen und Gruppen wird die Ent⸗ wicklung des Schifferſtadter Gemüſehaues gezeigt. Da erſchei⸗ nen die Marktgänger aus früherer Zeit, ihnen folgen die gro⸗ ßen Lieferwagen, die die Namen der Städte tragen, in denen das Schifferſtadter Gemüſe Abſatz findet: Nürnberg, Mün⸗ chen, Hamburg, Frankfurt, Augsburg, Köln, Stuttgart, Saar⸗ brücken u. a. Sehr belebt wird das Bild durch„wandelnde Rieſenrettiche“. Das Volksfeſt, zu dem die NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ aus dem ganzen Gau Sonderfahrten veran⸗ ſtaltet, findet auf dem Adolf⸗Hikler⸗Platz inmitten des Dor⸗ fes ſtatt. Dort ſteht das alte, hiſtoriſche Rathaus, ein ſtatt⸗ licher Fachwerkbau aus dem Jahre 1558. Es iſt das älteſte Nathaus der Pfalz. Um den Platz weiten ſich weitere ſchöne Fachwerkhäuſer. Ein Tanzboden wird aufgeſchlagen, um Jung und Alt zu befriedigen. Koſtproben von Rettich in verſchie⸗ denen Formen werden verkauft, von Mädchen in maleriſchen Volkstrachten angeboten. Auf einer beſonderen Maſchine wer⸗ den die Rettiche in Scheiben geſchnitten. Das zweite Schifferſtadter Rettichfeſt wird volkskundlich aufgezogen. Alle Vorbereitungen ſind ſchon getroffen, um 2s zu einem frohen Feſt werden zu laſſen. Die Gäſte werden gut aufgenommen. Die Deidesheimer Geisbockverſteigerung Deidesheim, 19. Mai. Dienstag nachmittag ging in Deidesheim die urkundlich ſeit 1454 jährlich vorgenommene Verſteigerung des Lambrechter Geisbocks zum 534. Mole vonſtatten. Kurz nach vier Uhr bewegte ſich ein anſchaulicher Feſtzug, in dem auf einem Wagen der„Titelheld“ des ur⸗ alten„Volksſtücks“ mitgeführt wurde, unter Porantritt Banner- träger mit den traditionellen Pfälzer Fahnen durch die Stadt vor das Rathaus, wo dichtgedrängt eine etwa drei⸗ tauſendköpfige Zuſchauermenge auf das originelle Geſche⸗ 908 wartete. Ein launiger, humorgewürzter Vorſpruch nan rchitekt Heckelsberger, vorgetragen bon dem kleinen Franz Dürk, leitete den alten Brauch ein, der mit Chorgeſängen des Liederkranzes und mit Volkstänzen der Deidesheimer Trachtengruppe ſeinen fröhlichen Fortgang nahm Nach dem Küferſchlag und dem Faßſchlüpfer erfolgte die Begrüßung durch den 1. Beigeordneten Kraft. der auf Urſprung uns Bedeutung des einzigartigen Pfälzer Brauches hinwies. Mit dem Turmuhrſchlag 5.45 Uhr begann die Verſtei⸗ gerung unter Glockengeläut. Die Angebote erfolgten kei⸗ der nur ſchleppend von 10 Mark an und ſteigerten ſich all⸗ mählich bis auf 122 Mark. Ueberraſchend erfolgte dann vom Rathaus her, in deſſen Räumen und auf deſſen Frei⸗ treppe die Gäſte Platz genommen hatten, ein Angebot von 150 Mark, dem mit dem Glockenſchlag 6 auch der Zuſchlag erteilt wurde. Bedauerlicherweiſe meldete ſich jedoch der Steigerer nicht, ſo daß das nach den Beſtimmungen„gut gehornte und gut gebeutelte“ Tier unter großer Heiterkeit zum Preiſe von 122 Mark an Guſtel Metze aus Minders⸗ lachen bei Kandel zugeſchlagen wurde. Dieſe Summe iſt die niedrigſte, die ſeit Jahren erzielt wurde; noch im Vorfahr kam der Bock auf 280 Mark. 900 Jahre Butter in Deutſchland PMW. Die Herſtellung von Butter war den alten Kul⸗ turvölkern fremd, lediglich Käſe wurde aus Milch bereitet. Auch die Babylonier und Aegypter, die frühzeitig eine hohe Kultur entwickelt haben, kannten die Butter als Nahrungs⸗ und Genußmittel nicht. Zur Bereitung von Speiſen wurden neben pflanzlichen auch tieriſche Fette verwendet. Erſt die chriſtliche Epoche kennt die Butterherſtellung. Ihre Technik verdanken wir dem Volk der indiſchen Arier. Bis zum Ende des griechiſch⸗römiſchen Weltreiches wurde die aus Milch ge⸗ wonnene Butter nur zur Salbenbereitung und als Heilmittel verwandt. Auch der deutſche Bauer beſtreicht heute noch ent⸗ zündete Augen mit Butter, die„Krebsbutter“ genannt wird. Erſt im 12. Jahrhundert wird die Butterbereitung in Deutſch⸗ land bekannt. Die„Milchwirtſchaftliche Weltausſtellung“, die im Auguſt d. J. in Berlin ſtattfindet, wird in einer beſon⸗ deren Schau auf die kulturelle Entwicklung der Milchwirtſchaft hinweiſen. Dieſe Sonderſchau dürfte uns noch mehr Inter⸗ eſſantes in dieſer Richtung vermitteln. 1 4õũ0“%—24*5*—“¹“òd ‚ͤ—ͤ—ͤV—y—ͤ.. 3 ß33ů3200ch*—* Spargel! Gott ſei Dank, nun iſt's ſoweit, Bei uns iſt jetzt Spargelzeit. Mit des Winters Einerlei In der Küche iſt's vorbei. Und die Hausfrau hat dann friſch Täglich e auf dem Tiſch. Mal als Suppe delikat, Mal Gemüſe, auch Salat, Außerdem wird eingemacht, Daß das Herz im Leibe lacht. Jedenfalls, die Spargelzeit Bringt für jeden große Freud. Kranke macht ſie ſchnell geſund, Blaſſe Wangen friſch und rund. Und der Hausfrau Portemonnaie Tut beim Spargelkauf nicht weh. Drum befolget meinen Rat: Kaufet Spargel und Ihr ſpart! 8— A 8 dem Gerichts ſaal bevolle Aufnahme, die der Biſchof ihm zuteil werden ließ dss doors dic med em den dener 1 5 und 3 5 5 die. n ng ge⸗ von Kindheit an gar nicht mehr anders kennen. Aber Ge. 5 a e. Der ann ſich aber wiederum nicht er⸗ i Aahei f e g een den ang de dipgle e d. be. 8 n be e d ee a Trier, 20. Mai. 5 5 8 ö 5 5 8 Dr ſein, hier gültig ur 10 Abhilfe zu ſchaffen und i i a 5 Zu dem in der ausländiſchen Preſſe verbrei⸗ unſere Dörfer ſo zu geſtalten, daß wir mit vollem Recht von In Trier wurde am Mittwoch die Verhandlung gegen teten Greuelmärchen, der Biſchof . am 5 5 ſei bei ſeiner erſten Ver⸗ der Schönheit des deutſchen Dorfes ſprechen können. Der den wegen widernatürlicher Unzucht angeklagten Pfarrer[nehmung derart gequält worden, daß er ohnmächtig Appell, Schmückt eure Dörfer“ richtet ſich nicht nur an die Bauer fortgeſetzt und die W geſchloſſen.] zuſammengebrochen ei und ſich geweigert habe, weitere Gemeinde, ſondern vor allen Dingen auch an den einzel. Hierbei ergab ſich das vollſtändige Verſagen der kirchlichen Fragen zu beantworten, eichtete der Staatsanwalt an den nen Dorfbewohner. Denn an diefer Aufgabe kann 5 Aufſichtsbehörde. Im Mittelpunkt der erhandlung ſtand Biſchof die Frage, ob es richtig ſei, daß das Gericht oder mitarbeiten, wenn er die vielen Anregungen, die ihm von die nochmalige Vernehmung des Biſchofs von Trier, die die Staatsanwaltſchaft ihn ſo hergenommen hätten, daß er den zuſtändigen Stellen gegeben werden, beachtet und ſi notwendig geworden war, da Unſtimmigkeiten zwiſchen ſei⸗ dem Zuſammenbrechen nahe geweſen ſei. Laut und ener⸗ vielleicht auch einmal ſelbſt den Kopf darüber zerbricht, wie ner Ausſage und der des Angeklagten beſtanden. Der Vor⸗ giſch antwortet der Biſchof:„Nein!“— Die Vernehmung b 5 f 0 ntwe 5 er mit dem geringſten Aufwand an Mitteln zur Ver⸗ 7 5 905 11 05 ee daß 9 28 Lent des.. f W e ſchönerung ſeſiner Wohnſtätte beitragen kann. ie Verteidigung des Angeklagten niedergeleg at. N ach Schluß der Beweisaufnahme un iederherſtel⸗ 493 8 N Tri; Zu Beginn der Sitzung kam wieder das unbegreiflich lung der vollen Oeffentlichkeit nahm Oberſtaatsan⸗ nnen Aueh ertönen Sb hae ehr Verhalten der kirchlichen! ehörden zur Sprache, die„um walt Hofmann das Wort zu einer Erklärung, in der er jetzt aus und fällt mit ſeinen blanken Fenſtern, 1 0 friſch⸗ kein Aufſehen unter der Bevölkerung zu erregen“ dieſen betonte, der Angeklagte Bauer ſei wahrhaft ein Wolf im gestrichenen Fenſterläden und Blumenbrettern aus 20 Wüſtling ſein verderbliches Treiben ungehindert fortſetzen Schafskleid geweſen. Er habe ſeine Hirtenpflichten in übel⸗ Rahmen der umliegenden Nachbarhäuser vollkommen 925 ließ. Oberſtaatsanwalt Dr. Hofmann verlas einen Brie ſter Weiſe mißbraucht und trage Schuld daran, daß die aus. Sie ſehen mit ihrer grauen Faſſade und den bi des Pfarrers von Friedrichsthal im Saargebiet an das Seuche der ſittlichen Verfehlungen in den Gemeinden Lau⸗ Scheiben neben dem ſchmucken Ha aus, als ob ſie I Generalvikariat in Trier aus dem Jahre 1919, in dem bach und Weidingen Eingang gefunden habe. Aber er tiefen Winterſchlaf hielten Sollte es aber nicht auch ihre gebeten wurde, den Kaplan Bauer„im Intereſſe der müſſe gegenüber Behauptungen in der Auslandspreſſe, daß Beſitzern möglich ſein ihnen 8 211955 freundlicheres An. Seelſorge“ zu verſetzen, da Bauer tatſächlich ſchon der Prozeß maßlos aufgebauſcht und in eine beſtimmte 0 8 Sof 7 5 e 5 9 F 8 ſeh verleihen? Könnten die beſonders f ften Stel⸗ 1917 als Kaplan in Friedrichsthal an dem heute 38jährigen Richtung gedrängt worden ſei, feſtſtellen, daß der Ange⸗ 2 e A eee e Zeugen widernatürlſche Unzucht verübte. Wie der Brief klagte ſelbſt zu Beginn des Prozeſſes geſagt habe:„Ich paar bunte Blumen an die Fenſter ſetzt, würden auch dieſe des Pfarrers alſo klar beweiſt, waren dieſe Verfehlungen habe das Gefühl, daß Sie es gut mit mir meinen!“ 5. ſchon im Jahre 1919 der kirchlichen Behörde zu Ohren ge⸗ Der Staatsanwalt ſtellte feſt, daß die biſchöfliche e e e 1 Fach kommen. Aber außer einer harmloſen Verſetzung hielt die Behörde in der leichtfertigſten Weiſe ihre Auf⸗ werkbauten verſchwinden, mit denen die meiſten Neubg kirchliche Behörde keine weiteren Maßregelungen für nötig! ichtspflicht verletzt habe zum Schaden der deut⸗ ten weder in der Schönheit noch in der Zweckmäßigkeit Dann begann die Vernehmung des Biſchofs von Trier. chen Jugend. Bauer ſei ein Sittlichkeitsverbrecher. Aber einen Vergleich aushalten f f Dr. Bornewaſſer. Dieſe nochmalige Vernehmung war not⸗ noch im Mai 1930 ſeien ſeine Verfehlungen von Trier aus A. 17 17 55 dringenden Arbe wendig, da der Angeklagte erklärt hatte, den Biſchof zwei⸗ als„Unklugheiten“ bezeichnet worden, und 1932 habe die geben den vielen anderen dringenden Arbeiten im 5 0 5 8 5 l 2 Frühjahr müſſen jetzt auch die Vorgärten in Ordnung ge⸗ mal in Trier geſehen und geſprochen zu haben. Dies ſtand un verantwortliche Milde der kirchlichen Behörden es er⸗ 8 8 8 n im Widerſpruch zur eidlichen Ausſage des Biſchofs, der möglicht, daß Bauer ſeine e. weiterbe⸗ 55 0 e der 1 5 1, e ſich nicht erinnern wollte, mit dem Angeklagten zuſammen⸗ gehen konnte. Der 925 2 5 inter Wie d e 8 5 a getroffen zu ſein. Der Biſchof pon Trier habe e eine mit 5 10 und f anzen e 8 un⸗ Das Gericht und der Staatsanwalt ſuchen das Gedächt⸗ Meineid geleiſtet! Ob die ſubjektiven Vorausſetzun⸗ 135 5 2 1 e. 8 1 8 arten. nis des Zeugen zu ſtärken. Es wird feſtgeſtellt, daß der gen gegeben ſeien, d. h. daß er ſich tatſächlich nicht erin⸗ arbeiten 1 ſich e e e der Angeklagte perſönlich den verſtorbenen Generalvikar Till⸗ nern könnte, ſei eine andere Frage. Objektiv ſei etwas be⸗ i ³•ö 10 ſieht mann gebeten habe, ihm keine Pfarrei mehr zu geben. Dieſe kundet worden, was mit der Wahrheit nicht in Einklang 1 ee i„ ürlich nickt 1 Bitte ſei aber abgelehnt worden!] Auf ein Geſuch des dem[ zu bringen ſei. 0. 1 e eig 25 118 96 Angeklagten vorgeſetzten Dekans vom 14. Februar 1930, Das Verhalten der Kirchenaufſichtsbehörde ſtelle ein N 91 1 8 nick 5 2 8 215 81 l die Ernennung zum Pfarrer von Weidingen rückgängig zu großes Verſagen Jar. Dieſes Verſagen ſei für das e ich del 1 Anse nden A 11 machen, erging folgender Beſcheid: 8 Strafmaß von beſonderer Bedeutung. Der Oberſtaatsan⸗ lde 5 bc 10h viele Vorteile mit ſick Einmal iſt ſie „Seine Biſchöfliche Gnaden haben die dargelegten walt klagte die kirchliche Behörde an, in leichtfertiger Weiſe f 5 5 25 5 als ein 5 ann in 5 dsteßt 0. Gründe ernſtlich in Erwägung gezogen ihnen aber nicht ihre Auffichtspflicht verletzt zu haben weshalb ſie die mo⸗ pie 5 0 eli Niſt 15 8 un? zum anderen biete ſtattgeben können, weil durch eine Zurücknahme Anlaß zum raliſche Schuld für die Weidinger Sittlichkeitsverbrechen ſie. e e ö Gerede gegeben und Aergernis hervorgerufen würde.“ trage. Er klagt die biſchöfliche Behörde an Hat der Einzelne alles getan, ſein Haus, Hof und Gar⸗ Dann kam der entſcheidende Widerſpruch zwiſchen den daß ſie ſelbſt, als das gerichtliche Verfahren anhängig 9 5 0 ten ſo ſchön wie möglich zu geſtalten und dadurch zur all⸗ Ausſagen des Biſchofs und des Angeklagten zur Sprache. zu verheimlichen ſuchte und daß der Generalvikar v. Meu- gemeinen Verſchönerung des Dorfes beigetragen, ſo muß Immer wieder behauptet der Biſchof, ſich nicht im gering⸗ rer ſich der Begünſtigung ſchuldig gemacht habe. Seine ſich nun auch die Gemeinde mit voller Kraft für dieſes ſten erinnern zu können, den Angeklagten jemals geſehen Haltung ſei eine bewußte Irreführung der Staatsanwalt Werk einſetzen. Ihr Aufgabengebiet liegt hauptſächlich in oder bei ſich empfangen zu haben. Der Staatsanwalt ver⸗ ſchaft geweſen. der Ausgeſtaltung der öffentlichen Plätze und Straßen. Es ö i Brief ralvi 2 f 3² a a geht nicht mehr an, daß nach jedem ſtärkeren Re enguß die lieſt einen Brief des Generalvikars vom 27. Auguſt 1932, Zum Strafantrag bemerkte der Oberſtaatsan⸗ geht nich 0 ß nach j ſté genguß in dem es heißt:„Seine Biſchöfliche Gnaden aben von 5 1 f 5 8 8 Dorfſtraße in einen ſchier unüberquerbaren Moraſt ver⸗ Weiteren Scheitfen gegen Faden 1 e ihn walt, daß dem Angeklagten wegen des vollſtändigen Verſa-] wandelt wird. Auch der Dorfplatz könnte, wenn man es ernſtlich ermahnt und ihm 14 Tage Exerzitien auferlegt.“ fimftande Kirchenaufſichtebehörde weitgehend mildernde recht bedenkt, noch ganz anders ausſehen. Hier wäre noch 1 Umſtände zugebilligt werden müßten. Er beantragte eine 0 Platz,. Bäume Sträuck fl n oder Grün⸗ l eht klar hervor, daß der Biſchof den Ange⸗ 5 0 genug Platz, Bäume und Sträucher zu pflanzen oder Grün gte at e 5 che 8 Geſamtzuchthausſtrafe von ſechs Jahren anlagen anzulegen, ſo daß der Dorfplatz an ſchönen und a N 5 unter Anrechnung von einem Jahr der Unterſuchungshaft, 2 Treff. Weiter wird dem geugen ein Aktenſtück vorgelegt, in 5 Ae kenn der bürgerlichen Ghee chungshaf warmen Sommerabenden zum Treffpunkt der ganzen 5 i ö j auf fünf Dorfgemeinſchaft wird. Gleichzeitig würde ein ſchöner Dorf⸗ 1750 1 2517 1 ba 102 0. n 1 Jahre. platz weſentlich zur Ausgeſtaltung feſtlicher Gelegenheiten ſeinr Pfarrei in Laubach(e em iſchof vorzuſtellen. beit 5 5. 9 Das Aktenſtück trägt am Rande den Vermerk:„Der Auf⸗ 3 125 der 3 8 ſäun geha 85 b rd 10. Februar entſprochen.“ Auch der 1 2 einen eon durch zine Rasenfläche eingeſäumt wäre, könn Mee e hben Wieder bot wie 77 1935 vom Vichef Auch unſere Dörfer werden ſchöner! einen reizvollen Winkel des Dorfes bilden. Einige Trauer⸗ 0 n 7 wei e s Teiches würd ter empfangen wurde und wie dieſer ihn wegen ſeiner Ver⸗ 8 Durchwandert man eine Reihe Dörfer, insbeſondere in 993 5 5 Bel 2 1 fehlungen verwarnte. a i oſtelbiſchen Gebieten, ſo wird man nur in den ſeltenſten nehmenden Bedeutung des Sports wäre auch noch an die Der Biſchof ſucht die 5 5 des Angeklagten zu Fällen 8 ein ſo ſchönes Dorfidyll ſtoßen, wie es der Dich⸗ Anlage von Sportplätzen und Schwimmbädern zu denken, entkräften mit der Bemerkung, da ihm die Wahrhaftig⸗ ter ſo oft ſchildert. Im Frühjahr und Sommer, ſolange noch die noch ganz erheblich f keit des Angeklagten ſehr problematiſch vorkomme, muß die Natur in vollem Schmuck ſteht und heller Sonnenſchein. 5. g g chmuck. würden. ſich aber von einem Beiſitzer darauf hinweiſen laſſen, daß die ganze Landſchaft in ein freundliches Licht taucht, mag 5 zur Verſchönerung beitragen nicht nur der Angeklagte behauptet habe, vom Biſchof es noch angehen. Doch eine große Enttäuſchung wird man 5 e F 8 5 5 empfangen worden zu ſein, ſondern daß dies von anderer erleben, wenn man an einem weniger ſchönen Tag, viel⸗ gendere Aufgaben vorläufig zu erfüllen ſind Doch das ist Seite feſtgeſtellt wurde. lad dem„Winter, dasſelbe Dorf beſucht. Welch wenig ein. ein Irrtum Sinn und Jie der Aktion„Schönheit des Alle Bemühungen des Gerichts bleiben o ladender Anblick bietel ſich jetzt unſeren Augen! Die ſchad⸗ Dorfes“,„Feierabendgeſtaltung“, ebenſo der verbeſſerten So klar auch die Tatſache, daß der Ang hafte Faſſade, ein halbzerfallener Schuppen oder die auf. Sportmöglichkeiten iſt es, das kulturelle Leben auf dem empfangen wurde, aus den Akten erſichtlich fällig verlegte elektriſche Stromzufuhr waren im Sommer 7 133 2 2 i 1 Lande zu heben und zu fördern. Nur durch die Ausgeſtal⸗ e 7 0 ö E 7 7 7 7 7 8 gepflegten Vorgärten und nern zur Seite dem Ganzer gerade die regſamſten Geiſter in die Städte abwandern, N N f 8 weil das Landleben nichts weiter zu bieten vermag als die Schreiben des Pfarrers Bauer vom 20. September 1932 an ein vollkommen verödetes und troſtloſes Gepräge. Befriedigung ber n een ee feinen Nun iſt es ſelbſtverſtändlich leicht zu perſtehen, daß die Bewohner. J. Albrecht. Schweif den Boden peitſchend, kaum ſechs Schritte von ihm ausnahmslos der Safari entgegengelaufen, die da, von entfernt. weitem ſichtbar, den Flußpfad entlang kam und dabei eine Was dann geſchah, war das Werk blitzhaft verrinnender außergewöhnliche Eile entwickelte. a. 9885 Sekunden. Turner hob den Revolver, doch noch ehe er ab⸗ Kurz vor dem Dorfe ließ Peter Dorn haltmachen. Kurz Semen de Oeufgch otefhlte von SEE OHM zudrücken vermochte, ſprang ihn bereits eine der gereizten und knapp klangen ſeine Befehle. Das Lager ſollte hier S555 Rieſenkatzen an und warf ihn wie einen Ball zu Boden, aufgeſchlagen werden. Die beiden verletzten Schwarzen blie⸗ — während die andere mit mächtigen Sätzen die Flucht 3 Im erſten Augenblick vermochte er nicht, die Urſache ergriff. 5 ben ebenſo hier wie die Käfige mit den noch verbliebenen der Panik zu erkennen, die unter den Schwarzen herrſchte. In das Brüllen und Schreien der auf die Bäume ge⸗ Raubtieren. Nur gefolgt von zwei Schwarzen, die eine Er ſah nur, wie ſie brüllend und in Todesangſt nach allen ie Schwarzen, in das Fauchen und Knurren der ſich perhüllte, roh zuſammengeſchlagene Bahre trugen, mar⸗ Seiten auseinanderſpritzten, aber dann, den Bruchteil einer in den anderen Käfigen wie raſend gebärdenden Tiere und ſchierte er darauf durch das Dorf und die Pflanzung. Sekunde ſpäter, ſah er den unförmigen Rieſenkörper eines in den gellenden Schrei, mit dem Turner zu Boden fiel, Er war bleich und ſeine tief in den Höhlen liegenden Flußpferdes und hörte den Todesſchrei des Unglücklichen,] mengten ſich peitſchenknallartig zwei dicht aufeinander fol⸗ Augen verrieten nur zu deutlich, daß er in den letzten acht⸗ der, erſchöpft niederſtürzend, unter den zentnerſchweren gende Schüſſe. Ja, zweimal feuerte Dorn, doch wenn auch undvierzig Stunden ſo gut wie gar nicht geſchlafen hatte. Beinſäulen des Koloſſes ſeinen Geiſt aufgab. der zweite Schuß das ſofortige Ende des Leoparden her⸗ Noch lebte Jimmy, aber ob er das hinzugetretene Wund⸗ Peter Dorn riß die Waffe hoch und ſchoß. Es war ſelt⸗ beiführte, ſo hatte er doch das Furchtbare nicht mehr ver⸗ fieber überſtehen würde, ſtand auf einem anderen Blatte. ſam: das Blut gerann ihm faſt in den Adern, aber ſein] bindern können. 75 5 Die ſchwarzen Arbeiter unterbrachen ihre Beſchäftigung Hirn arbeitete klar und raſend ſchnell. Einer der Träger W Reglos, mit aufgeriſſener Schulter und einer klaffenden nicht, als der ſeltſame Zug den Hauptweg entlangeilte. mußte gegen das ausdrückliche Verbot, das Lager zu ver⸗ 9 unde über der Stirn lag Nimmy Turner neben der toten Unaufgehalten erreichte Dorn das Haus und erſt in dem laſſen, zum Fluß gegangen ſein, war dort von dem Un⸗ atze und färbte A Gras mit ſeinem Blute. 5 Augenblick, als er den Fuß auf die breite Holztreppe ſetzte, tier entdeckt und, wie es die Art der Flußpferde war, auf 6 51 0 Dorns Ahnung von etwas Schrecklichem war in die zur ſchattigen Veranda emporführte, tauchte vor ihm der Stelle 11 worden. In ſeiner Angſt war der rfüllung gegangen die hagere Geſtalt einer Frau in grauen Reithoſen auf und Schwarze zum Lager zurückgerannt und nun—— *. hinter ihr die Umriſſe eines Eingeborenen, der, ein Rieſe Dreimal ſchoß Peter Dorn. Dreimal fand ſeine unfehl⸗ e mit breiten Schultern und mächkigem Schädel, gleichſam bare Kugel die tödliche Stelle zwiſchen den Augen des Un⸗ Urbar gemachtes Land, beſtanden mit ſchnurgeraden als ihr Schatten wirkte. e das in ſeiner furchtbaren Kraft einem Rieſen der Reihen von dunkelgrünen Siſalagaven, ſchwarze Arbeiter⸗ Dorn nahm den Tropenhelm vom Kopf.„Frau Schle⸗ rwelt glich, aber das raſende Tier brach nicht zuſammen, kolonnen, die pfeifend und ſingend ſchafften, qualmende gel!“ murmelte er. ſondern rannte noch im Tode als Folge ſeiner kolloſſalen Schornſteine, hin und her rollende Karren, leer von den„Willkommen am Ruaha!“ erwiderte ſie freundlich und Eigenſchwere ſechs, acht Meter weiter, um dann erſt, bluti⸗ Speichern kommend, hochbeladen mit dem geſchnittenen reichte ihm, als er die wenigen Stufen emporgeſtiegen gen Schaum vor dem gewaltigen Maul, niederzuſtürzen. Material zurückkehrend, ein rieſiges, kaum zu überblicken⸗ war, die Hand.„Sie kommen drei Stunden früher, als ich Turner, der wie erſtarrt am Zelteingang geſtanden J des Gebiet, auf dem überall feige Hände an der Arbeit Sie eigentlich erwartet habe Müſſen mit Siebenmeilenſtie⸗ hatte, ſtieß einen Schrei aus„Die Käfige!“ brüllte er und waren, und über dem ganzen, erbaut auf einer ſanft an- feln marſchiert ſein, wie? Aber es iſt ſchon alles bereit. rannte, kreideweiß im Geſicht, auf die gefährdete Stelle zu.] ſteigenden, natürlichen Erhöhung, ein geräumiges, ſchnee⸗[ Kommen Siel“.. aber da traf auch ſchon ein heftiger Stoß des ſich in den] weißes Europerhaus— das war die Schlegelſche Pflan⸗ Sie zürnen. mir nicht)“ dete gehangen am Boden wälzenden ungeheners zwei zol de de. ⸗Frauenburg am Ruaha'“ wie man ſie unter den Die e e trat mit einer einladenden Geſte, der Behältniſſe, die umſtürzten und durch die Wucht des oloniſten nannte. ihr zu folgen ins Haus zurück, ſo daß Peter ſich nicht dar⸗ Aufpralls berſtend auseinanderfielen. Dort, wo der Fluß eine Mer Rechtsbiegung machte, über im klaren war, ob ſie ſeine Frage überhört oder nicht Jimmy!“ ſchrie Dorn,„Zurück—— zum Teufel—— lag das Dorf der ſchwarzen rbeiter. Keine elenden Hüt⸗ hatte hören wollen. Er fühlte ſich etwas benommen, zögerte zurück!“ f Häuslondern niedrige aus Stein und Lehm aufgeführte dann aber nicht länger und gab ſeinen Leuten einen Wink, Jimmy Turner vernahm die gellenden Zurufe nicht,] Häuschen, rund gebaut und mit dem unvermeidlichen mit der Bahre ins Haus zu kommen. und hätte er ſie gehört, wäre es e dad gleichfalls[ Strohdach darüber, ein ſeltſamer Anblick. In den engen Von dem ſchwarzen Boy, den er mit einem Brief an u ſpät geweſen, denn ſchon hatten ich die beiden aufgereg. Gaſſen liefen Hühner, Hunde und ſchwarze Schweine frei die Herrin der Frauenburg ſeiner Safari vorausgeſchickt zn Inſaſſen der zertrümmerten Käfige, zwei mächtige] umber. 5 8 hatte und der mitten in der Nacht ſein Ziel erreicht haben Leoparden, vollends aus ihren rimitiven Gefängniſſen Von den Kindern, die ſich für ewöhnlich hier ebenfalls mußte, war nichts ſehen. Ebene vergebens able er befreit und ſtanden, fletſchend, auchend und mit dem zu tummeln pflegten, war jetzt nichts zu ſehen. Die waren g nach den übrigen Bewohnern des Hauſes auf, 1937 Nr. 21 11 17 V . )JJJV%VCVVVVV%V%VV, ðᷣ, ̃ͤᷣ e eee bene wee een dee dee sb uus og Bunuunleez auge uoſpe oljv vag“ „e eee spe en n eee eee e eee ee“ „ion uon ia uod— auiel ol uuvul G1 Gab e eng Teuegzoſlea 168 gg aufe zuurzeg ueuhg ding ehen eee eee eee Bulnpzroa uaucg i r en eu ear bin 1 ei Sebi ee une eue. une eite“ „e ee eee e“ Inv ban zpug uus 2486 „—— uezoch zculei ui Aeg bugelnmes vg 1 8c upon neus e r einne uobemss c mumpu ci se Jad unavg— 210 uohog“ „eee eee ben n c“ „1 An gzeneg 16e die sv Mefuocteg Borjeg zd ni noc usgupzled bunguiqzegz ur ehen e eee enen e een eee n eee ee e lee e een e wege nee eie enn osſplaog neue Sou ueuggs ono 1—— 19156 s. eee eee“ eee euren loc „Ache nec uebung Inegzm urn iamvu dung dleig cu usuugz 518“ a vay Tupel uv sgazeu Biuec ue egen uu bmg doc 01 „ ne Tcauezglon ape guelnvauhee uesumog neo gag quel ⸗ungligane ipaſeg uonvanmbig aue r een e ben anu usgeos sd usgog usucpez nd zoo quelnviegung zehn een en ehe e oi g en eee et ⸗Aansnv uon ui oer e eue ee ane eee iW— uolpjeg ne ug piu ænv cp uepnvag 918“ s„„ eee eig no aeqn ige ee een ee eee en s“ „elen eso ae u dee eee e eee e e. 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Nun, kurz und gut—“ der Rechtsanwalt nimmt jetzt ein Aktenſtück aus der vor ihm liegenden Mappe,„hier iſt es! Ich leſe Ihnen den Paſſus vor, der uns heute be⸗ ſchäftigt: „Für meinen Erben mache ich zur Bedingung, daß er ſich Nellys annimmt.“ Feldmann fährt merklich zuſammen. Aber er ſagt kei⸗ nen Ton dazu. Rechtsanwalt Dr. Freytag blickt ihm ver⸗ ſchmitzt in die Augen.„Sie brauchen nicht zu erſchrecken. Das iſt keine Dame. Es handelt ſich um eine Hündin, eine Foxterrierhündin, an der Ihr Herr Bruder mit einer zärtlichen Liebe hing.“ „Und ich ſoll——? Na— das kann man ja machen!“ „Halt! Hören Sie weiter zu. Alſo:„annimmt. Damit ich nun deſſen gewiß bin, verlange ich, daß er perſönlich kommt und ſie abholt. Zugleich mit dem Tierchen ſoll er die Erbſchaft erhalten. Was ſagen Sie dazu?“ „Recht originell. Ich müßte demnach nach Chikago fahren!?“ „Das iſt es. Das wird nun nicht zu umgehen ſein.“ „Aber erlauben Sie bitte, Herr Doktor— die Reiſe— das koſtet doch eine Kleinigkeit. Und die Mittel—“ „Verſtehe, verſtehe. Da ließe ſich aber ein Ausweg fin⸗ den. Ich wäre gerne bereit, Ihnen— ſagen wir: tauſend Mark vorzuſchießen— indeſſen— Sie müßten mir ſchon eine Sicherheit geben.“ „Sicherheit? Ich verſtehe wohl nicht— wofür halten Sie mich?“ Feldmann iſt aufgeſprungen. Er beginnt ner⸗ vös hin und her zu laufen. Um den Mund Doktor Freytags ſpielen zwei tiefe Fal⸗ ten. Sie ziehen ſich bis zur Naſenwurzel. „Verſtehen Sie mich nicht falſch, ſehr verehrter Herr Feldmann, aber— wir wollen doch einmal ganz offen reden: wer garantiert mir dafür, daß Sie wiederkommen? Sie fahren da nach Amerika, kaſſteren— in Mark umge⸗ rechnet— ſo ziemlich eine Million ein— vielleicht ent⸗ ſchließen Sie ſich, gleich ganz drüben zu bleiben. Und meine Vorſchüſſe? Meine Liquidation?“ Feldmann iſt ſprachlos am Fenſter ſtehen geblieben. Er zittert am ganzen Körper und ringt nach Worten. „Herr Doktor— ich weiß nicht recht, was ich dazu noch ſagen ſoll!“ Der Rechtsanwalt blickt ihn gelaſſen an.„Bitte ver⸗ ſetzen Sie ſich mal in meine Lage! Sie haben alſo für einen— übrigens Ihnen bisher völlig Unbekannten in einer ganz anderen Stadt einen Rieſenerbſchaftsprozeß durchgefochten. Sie haben in gutem Glauben an dieſe Sache Tauſende vorgelegt, weil Ihr Mandant dies nicht konnte,— Sie ſind nun ans Ziel gekommen, haben in⸗ deſſen noch keinen Pfennig erhalten— du lieber Gott! Würden Sie da nicht genau ſo handeln, wenn plötzlich der glückliche Erbe käme und wollte von Ihnen ſogar noch das Reiſegeld haben!?“ Feldmann hat einen Briefbeſchwerer zur Hand genom⸗ men. Den rückt er immerzu auf dem Tiſch hin und her. Seine Nüſtern beben. Sein Blick iſt flackernd auf den An⸗ walt gerichtet. „Was— bitte— was ſoll ich Ihnen als Sicherheit geben?“ „Nun— die„Secura“ mag für Sie bürgen.“ Um Feldmanns Mund geht ein Zucken. Er ſtampft mit dem Fuß auf den Boden. „Das— hm— nein, das möchte ich nicht. Wieſo denn? Das kann ich nicht machen.“ Der Anwalt wirft einen langen und fragenden Blick auf ſeinen Klienten. „Sie haben vielleicht Effekten?“ „Bedaure—“ „Und Schmuck?“ Nur dieſen einen Brillantring,“ er zeigt ihn,„der vird nicht viel bringen.“ Der Rechtsanwalt überlegt eine Weile.„Hören Sie!“ agt er plötzlich,„mir kommt ein Gedanke. Ein guter Be⸗ annter von mir, ein gewiſſer Herr Nebelung, fährt nach Umerika. Er wird für Sie eine Fahrkarte löſen und wird pie begleiten. Ich werde ihn jedenfalls darum bitten.“„ ö „Sie wollen mich alſo gewiſſermaßen wie einen Ge⸗ fangenen—“ Aber, Herr Feldmann, das wäre ja alles nicht nötig, wenn dieſer leidige Vorſchuß und die Gebühren nicht wären. Es iſt nun mal mein Spezialfach, ſo ſchwierige Erbſchaftsgeſchichten wie dieſe hier durchzufechten. Ich habe da meine Erfahrungen. Glauben Sie nicht, daß das immer ſo glatt geht. Wie oft ſchon habe ich Geld verloren — und gleich ganz erhebliche Summen! Sie müſſen be⸗ denken: die meiſten Erben ſind arme Schlucker. Ich muß die Vorſchüſſe leiſten, auch wenn nichts bei der Sache her⸗ auskommt. Na bitte! Da kann mir doch niemand ver⸗ argen, wenn ich mir wenigſtens die Sicherheiten verſchaffe, die ich erhalten kann.“ „Sie übernehmen alſo gewiſſermaßen nur ſolche—“ „Hm— wann fährt Ihr Bekannter?“ „Schon übermorgen. Ab Hamburg.— Sie ſind alſo einverſtanden?“ „In Gottes Namen!“ * * „Sehr geehrte Frau Behnke! Zu meinem Bedauern muß ich Ihnen die Mitteilung machen, daß ich wahrſcheinlich noch einige Wochen auf Reiſen bleibe. Heben Sie bitte die Poſt auf. Nachſen⸗ den hat keinen Zweck, weil ich, zunächſt wenigſtens, keine Adreſſe angeben kann. Anbei fünfzig Mark für die Miete, damit Sie nicht in Verlegenheit kommen. Ich werde bald wieder ſchreiben. Mit beſtem Gruß Ihr ergebener Günther Feldmann.“ ** * Nebelung, der Mann mit den vielen Schmiſſen auf einer Wange, hat es einſt vom verkrachten Studenten bis zum Filmregiſſeur gebracht. Er dreht jetzt„Das gelbe Fieber“ in Hollywood. Soeben kommt er von ſeiner Euro⸗ patournee, auf der er Eindrücke ſammeln wollte, zurück. Er fühlt ſich ſehr wohl auf dem großen Dampfer, der ihn hinüberträgt. Nur ſein Begleiter, Herr Feldmann, gefällt ihm durchaus nicht. Der Menſch iſt ihm irgendwie unſym⸗ pathiſch. Vielleicht, weil der immer ſo reſerviert bleibt. Da iſt kein Kontakt zu gewinnen. Feldmann beteiligt ſich weder am Kartenſpiel, noch an Feſtlichkeiten. Er ſchließt ſich meiſtens in ſeiner Kabine ein, lieſt ein Buch oder Zei⸗ tungen. Von letzteren hat er ſich einen ganzen Stoß mit⸗ genommen. Ein komiſcher Menſch! Dabei— wie der Rechtsanwalt Freytag ſagte— ein ſchwerreicher Erbe! Er, Nebelung, hatte ſich erſt gefreut, als man ihn bat, 5 9 Reiſenden anzunehmen. Jetzt ärgert ihn die Ge⸗ ſchichte. Er ſchlendert verſonnen über das Promenadendeck. „Da kommt ihm Feldmann entgegen, mürriſch, die Hände in den Hoſentaſchen vergraben. Der Regiſſeur ſieht ihm an: am liebſten wäre er ausgewichen. Aber es ging nicht mehr. Eine kühle Begrüßung. Einige Worte über das Wet⸗ ter.„Anfreundlich, was?“„Ja. Ziemlich.“ Komiſch, dies ſcheue Weſen des Verſicherungsonkels, der ſozuſagen ſchon ſeine Million in der Taſche hatte! „Man ſieht Sie ſo ſelten, Herr Feldmann!“ verſucht jetzt Nebelung noch einmal freundſchaftlich anzuknüpfen, was haben Sie gegen mich? Sind Sie wirklich nur des⸗ halb ſo ungehalten, weil ich von Doktor Freytag zu Ihrem Begleiter erkoren wurde?“. Feldmann macht eine linkiſche Armbewegung. Sein kurzer Nacken verſteift ſich. Die an ſich kleinen Augen ſind merklich zuſammengekniffen. „Ich weiß nicht—“ erwidert er ungehalten,„aber ich glaube, ich kann dieſes Seeklima nicht vertragen.“ „Ich bitte Sie— eigentlich iſt es doch herrlich, auf inem modernen Ozeanrieſen zu fahren.“ Feldmann blickt ſcheu zur Seite. „Mag ſchon ſein, aber——“ er zuckt die Achſeln„mir gegt das wohl nicht ſo.“ N * „ SCortſetzung folgt.) Frlebis suf de Jnse]. An einem zauberhaft ſchönen Sommermorgen ſtand ich vor dem alten Frieſenhaus auf der einſamen Nordſeeinſel, in dem wohl zwanzig Generationen meiner Vorfahren ſo gelebt hatten wie ich in jenen Tagen. Wenn die Sonne auf⸗ ging, nahmen wir unſere leichte Segeljolle, um zum Fiſchen zu fahren. Wir kamen mit der Flut zurück, müde und aus⸗ gedörrt von ſalziger Seeluft und blendender Sonne. Am Abend holten wir die Kuh und die Schafe zum Melken nach Hauſe. Oder wir liefen den ganzen Tag durch die endloſe Heide, pflückten Bickbeeren und Kronsbeeren, oder wir wanderten am Rande der zehn Kilometer weiten Wat⸗ ten entlang, ſuchten Bambusrohre, ſchöne Holzplanken und was das Meer von den Tributen ſeiner Stürme uns ſonſt noch geben wollte. Der alte Onkel, berühmter Segelſchiffskapitän, der jahrelang den Rekord der ſchnellſten Segelſchiffsreiſen weſt⸗ wärts um Kap Horn hielt und zäh war wie ein Seehunds⸗ o CORNFEI/VOS SCHNM VO Täler der Dünen und ſuchte nach dem Menſchen, der nach mir geſchoſſen hatte. Es war nichts zu ſehen. Einen Augenblick ſetzte ich mich nieder, und da nichts weiter geſchah, ſtopfte ich mir eine neue Pfeife. Dann ſchob ich meine Karre weiter. Ich war vielleicht hundert Schritte gegangen, als es wieder einen ungeheuren Knall gab. Wie⸗ der ſpürte ich ein Ziſchen und Blitzen vor meinen Augen, een wurde mir die Pfeife mit Gewalt aus dem Mund geriſſen. Lange lag ich in paniſcher Angſt am Boden. Ich konnte mir nicht erklären, wer auf mich ſchießen ſollte. Mein Freund aus Uebermut? Das war ja unvorſtellbar. Ein Landſtreicher? Die gab es nicht auf dieſer den Fremden völlig verſchloſſenen Inſel. Beſinnungslos vor Angſt, einer Angſt, für die es keine Worte gibt, lag ich platt auf dem Boden. Schließlich ſchrie ich laut, horchte, ſchrie von neuem, aber nichts rührte ſich. Blendend lag die Sonne auf den Dünen, es war märchenhaft ſtill. Schließlich raffte ich mich wieder auf, nahm von neuem die Karre und rannte zum Strande, ſo ſchnell mich meine Beine tragen wollten. Weit draußen auf dem Meer ſah ich meinen Freund. Ich lief durch das ſeichte Waſſer, um ihm ſo ſchnell wie möglich nahe zu kommen. In fliegender Haſt erzählte ich, daß jemand auf mich geſchoſſen hätte. Der Freund jedoch lachte nur ungläubig, bis ich beinahe ſelbſt glaubte, daß ich im Wachen geträumt hätte. Wir nahmen unſere Sachen an Bord, holten den Anker auf, nahmen die Schotten dicht und ſegelten los. Bei einer leichten, friſchen Morgenbriſe und blauem, zartgekräuſel⸗ tem Meer liefen wir bald flotte Fahrt. Ich ſaß hoch zu luw am Ruder, hatte eine neue Pfeife geſtopft und wollte gerade das Erlebnis in den Dünen noch⸗ mals genau erzählen. In dieſem Augenblick knallte es zum drittenmal, es blitzte und ziſchte vor den Augen, und ich wäre über Bord gefal⸗ len, wenn nicht zwei feſte Hände nach mir ge⸗ griffen hätten. 5 Im Bruchteil einer Sekunde wußte ich des Rätſels Löſung. Ich hatte die Pfeife während des Knalls in der Hand gehabt und die heftige Erſchütterung geſpürt. Es mußte Pulver im S Tabak geweſen ſein. Schnell unterſuchte ich die fell, hatte uns in eine harte Schule genommen, bis wir Jungens allein in der Liſter Tief Makreelen angeln durften. An jenem Morgen war mein Freund Peter zum Strand vorausgegangen, um das Boot, das weit draußen lag, da⸗ mit es nicht vorzeitig bei Ebbe auf Grund geriet, näher ans Ufer zu holen und klarzumachen. Ich ſtand noch einen Augenblick vor dem Hauſe. Die Schubkarre war vollgepackt mit Lebensmitteln für die Tagesreiſe, Kaffee in der Wärmeflaſche, Netz und Säcke für die Fiſche, die wir fan⸗ en wollten. Garn für alle Fälle und Zwecke, warme leidung, Oelzeug und was man ſonſt noch braucht in einem ſchnellen, empfindlichen Boot. Der Blick ſchweifte von dem hochgelegenen Haus über ſaftige Wieſen, auf denen die Kühe ſchweigend und kauend lagen, über taublitzendes Gras zum Burgberg, dem einſtigen Hort eines Seeräu⸗ bers, hin zum blauſchimmernden Meer. Ich war gefangen von der Stimmung dieſes Morgens, während ich mir eine Pfeife anbrannte und die Karre durch die ſchmale Dünen⸗ kette zum Ufer ſchob. Am liebſten hätte ich laut geſungen. Die Luft war jetzt eben nach Sonnenaufgang voll unbe⸗ ſchreiblicher 5. die Lerchen jubilierten, und es zirpte in den Gräſern. Plötzlich gab es einen lauten Knall. Es blitzte und ziſchte vor meinen Augen, die Pfeife flog mir aus dem Mund, und als ich 7 e lag ich im taufriſchen Dünengras. Ich ſchrie ſofort:„Peter, biſt du verrückt ge⸗ worden? Laß dieſen Unſinn!“ Ich glaubte im erſten Au⸗ genblick, der Freund hätte mir die Pfeife aus dem Mund geſchoſſen. Aber niemand antwortete. Ich lief mit einiger Selbſtüberwindung nach beiden Seiten über Höhen und Taſche, in die ich am Morgen Tabak aus dem großen Paket geſchüttet hatte. Dazwiſchen entdeckte ich eine hand⸗ voll Patronen kleinſten Kalibers. Wir pflegten mit Piſtolen nach wilden Enten und anderem Getier zu ſchießen. eim Stopfen war jedesmal eine oder zwei Patronen mit dem Tabak in die Pfeife gekommen und nach einiger Zeit durch die Hitze explodiert, ſo daß mir die Pfeife mit lautem Knall aus dem Munde flog. Der Gebirgsführer Von A. v. Riha. An einem warmen Herbſttage machten mehrere Da⸗ men in der Gegend von Tegernſee eine Bergpartie. Es war vor etwa hundert Jahren, und da es damals noch keine Sportkoſtüme für Damen gab, wurde den Bergſtei⸗ gerinnen die Laſt ihrer Schals und Handtäſchchen bald zu viel. Sie freuten ſich daher, als ihnen ein Mann entgegen kam, der augenſcheinlich ein Gebirgsführer ſein mußte, weil er die Tracht der Bergbewohner, kurze Joppe, krach⸗ lederne Kniehoſen, ein kleines gamsbartgeſchmücktes Hüt⸗ chen, derbe Schnürſtiefel mit Wadenſtutzen und einen gro⸗ ßen Bergſtock truiug. 1 „Lieber Mann,“ ſagte eine der Damen und hielt den Entgegenkommenden an,„Ihr ſeid wohl ſo An und tragt uns unſere Sachen bis hinauf auf den Berg. Auf ein gutes Trinkgeld kommt es uns nicht an.“ „Gern,“ ſchmunzelte der Mann und nahm den Damen bereitwillig alle überflüſſigen Sachen ab Unterwegs fragten ihn die Damen allerlei und merkten