Nr. 124 Neckar ⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 1. Juni 1937 Durch Opfer zur Freiheit! „Der Vierjahresplan iſt Deufſchlands Lebensplan“.— Große Rede Görings. Weimar, 31. Mai. Der Beauftragte des Führers für den Vierjahresplan, Miniſterpräſident Generaloberſt Göring, ſprach am Sonn⸗ tag auf einer Großkundgebung der Gauleitung in der Wei⸗ marhalle vor führenden Perſönlichkeiten von Partei und Staat, Wehrmacht und Wirtſchaft im Bereich des Gaues Thüringen über die großen Aufgaben, die der Vierjahres⸗ plan dem deutſchen Volke ſtellt. Gauleiter Sauckel hieß den Miniſterpräſidenten mit herzlichen Worten in Weimar willkommen. In einem kur⸗ zen Rückblick auf die gewaltigen Leiſtungen der national⸗ ſozialiſtiſchen Regierung in Deutſchland hob er vor allem die wirtſchaftlichen Erfolge hervor. So ſei 3. B. im Gau Thü⸗ ringen, der früher von Armut und Hunger, Elend und Ver⸗ zweiflung heimgeſucht war, die Zahl der Arbeitsloſen von 300 000 auf 13000 zurückgegangen. Miniſterpräſident Generaloberſt Göring führte dann u. a. aus: Als der Vierjahresplan verkündet wurde, waren wir alle uns ſicherlich ſeiner Tragweite nicht bewußt. Am Anfang war ich ſelbſt im Zweifel, ob es mir als Nicht⸗ fachmann im Sinne der Wirtſchaft möglich ſein würde, den Plan durchzuführen. Aber ſehr bald wurde mir klar, daß mit dem wirtſchaftlichen Fachwiſſen allein nichts gemacht werden konnte, und daß der Führer auch nicht an den Wirt⸗ ſchaftsfachmann appelliert hak, ſondern an den leidenſchaft⸗ lichen Nationalſozialiſten, der bereit iſt, alle Befehle des Führers auszuführen, ohne ein unmöglich“ zu kennen. Das war der tiefere Sinn, weshalb ich mich auch wiederum nicht in erſter Linie an die Fachverbände gewandt, ſondern das ganze Volk aufgerufen habe, den Marſch in die Frei⸗ heit anzutreten. Es wird, glaube ich, heute ſchon allgemein anerkannt, daß dieſer Plan nicht allein im Wirtſchaftlichen begrenzt iſt, ſondern daß er die erſte und alleinige Voraus⸗ ſetzung darſtellt für das politiſch geformte und geeinte Deutſchland, nun auch die letzte Freiheit zu erreichen. So iſt dieſer Plan weit über das Wirtſchaftliche hinaus uns vom Führer gegeben als Plattform, auf der das neue Reich für die Ewigkeit errichtet werden ſoll. In zahllosen Rückſprachen mit dem Führer, die immer wieder die neue Kraftquelle für mein ganzes Tun und Ar⸗ beiten ſind, wurde mir klar, daß wir für die nächſten vier Jahre das Wort„unmöglich“ aus unſerem Workſchatz ſtrei⸗ men müſſen, wenn wir vorankommen wollen.(Begeiſterte Zuſtimmung). „Entſcheidend iſt, daß Deutſchland ſich in der Welt aus eigener Kraft behauptet“ ſo erklärte Miniſterpräſident Gö⸗ ring unter ſtürmiſchem Beifall.„Es iſt weniger wichtig, ob lan us liebt oder haßt, ſondern daß man uns achtet und reſpektiert. Wir würden glücklicher ſein, wenn die Welt ge⸗ nügend Verſtändnis für das deutſche Volk aufbringt. Wir würden noch glücklicher ſein, wenn die Völker über die Achtung hinaus Deutſchland lieben. Aber niemals werden wir dieſe Liebe der anderen durch feiges Gewinſel oder Preisgabe deutſcher Intereſſen zu erringen verſuchen.“ Der Miniſterpräſident ſetzte ſich dann im einzelnen mit jener falſchen Witrſchaftsauffaſſung auseinander, die alle Dinge nur von der Rentabilität und dem Ver⸗ dient des einzelnen her betrachtet. Die Verwertung der deutſchen Roh⸗ und Werk⸗ ſtoffe iſt eine entſcheidende Notwendigkeit, denn das Ren⸗ tabelſte in der geſamten Wirtſchaft iſt, was man im eige⸗ nen Lande beſitzk. Was auch auf dieſem Gebiete in den ver⸗ e Jahren verſäumt worden iſt, iſt unverantwort⸗ ich. „Jetzt iſt es damit vorbei,“ ſo rief Miniſterpräſident Göring mit Nachdruck aus,„denn ich will nur für meine eigenen Fehler und nicht für die Dummheit der anderen verantwortlich ſein. Ich ſetze meinen Namen nicht für das kurzſichtige Unverſtändnis anderer aufs Spiel!“ Jeder einzelne, gleichgültig an welcher Stelle er ſtehe, müſſe begreifen, daß jeder Rohstoff nur dort eingeſetzt wer⸗ den dürfe, wo das Intereſſe der Geſamtheit es verlange.„Es mag ruhig der eine oder andere darüber ſchi m p⸗ fen, daß das Dritte Reich für ihn kein Eiſen oder andere Dinge habe. Das iſt bedeutungslos! Enkſcheidend iſt, daß das ganze Volk in ſeiner Geſamt⸗ heit verſteht, daß die Intereſſen der Gemeinſchaft den In⸗ kereſſen des einzelnen vorangehen. Enkweder die deukſche Nation iſt entſchloſſen, ihre nabhängigkeit und Freiheit zu erhalken und auszubauen— dann muß ſie auch ge⸗ wiſſe Opfer bringen— oder aber ſie will im einſtweiligen Ueberfluß und Luxus dahinleben, dann werden wir auch in der entſcheidenden Stunde ſchwach und wehrlos und damit Knechte ſein. Das nakionalſozialiſtiſche d be iſt daher enſſchloſſen, jedes Opfer zu kragen, um die deutſche Freiheit und Unabhängigkeit zu garankſeren. Ich weiß, daß gewiſſe Dinge nicht reichlich 90 0 ſind, aber es hat auch noch keiner bei uns gehungerk.“ Miniſterpräſident Göring ging dann im einzelnen auf die Verſorgungsgrundlage ein und richtete einen dringenden Appell an alle, immer wieder dafür zu ſorgen, daß an jeder Stelle richtig hausgehalken und ſparſam mit dem Vorhandenen umgegangen werde. Wir können dieſen gigantiſchen Plan nur durchführen, wenn überall das notwendige Verſtändnis vor⸗ handen iſt. Was nützt uns die Erfinder abe unſerer Volksge⸗ Selon was der eiſerne Fleiß von Betriebsführern und Gefolgſchaft, wenn diejenigen, die die neuen deutſchen Werkſtoffe verwerten ſollen, ſich kleinlich gegen ſie ein · ſtellen. Sie ſollen ſtolz darauf ſein, daß es deutſches Gei⸗ ſtesgut und deutſche 0 0 8 iſt, die hier geleiſtet wird. Und mag auch dieſer oder jener dagegen miesmachen: das deutſche Volk iſt ſtolz auf ſeine Leiſtungen und die deutſchen Roh⸗ und Werkſtoffe werden ſich durchſetzen, ſo oder ſo!“ Am Schluß ſeiner Rede faßte Miniſterpräſident Gene⸗ raloberſt Göring ſeine Ausführungen über den Vierfah⸗ resplan noch einmal in zwei Punkten zuſammen. Als erſtes forderte er die klare Erkenntnis jedes deutſchen Volksgenoſſen, daß dieſer Plan nicht etwa e irtſchaftshandlung iſt, ſon⸗ dern daß es ſich dabei um den Lebensplan Deutſchlands hondelt und jeder einzelne verpflichtet it, alles an ſeiner Stelle einzuſetzen, um dieſen Plan zum jele zu führen. Wenn dieſer Plan durchgeführt wird, wird er die Unüberwindlichkeit Deutſchlands für alle Zukunft bedeuten. a 3 Und zweitens muß jeder einzelne verſtehen, daß es hier nicht 975 lange, e e d ankommen 1 ſondern 0 0 werden muß, daß Schnelligkeit und Einſatzfreudigkeit entſcheidend ſind. i Daher appelliere ich noch einmal an alle die Männer, die zu führen haben, gleichgülkig, wo ſie ſtehen: Rechnen Sie nicht nach dem Konkobuch Ihrer eigenen kleinen Wirk⸗ ſchaft, ſondern rechnen Sie nach dem großen Konkobuch Deukſchlands! Dieſer Plan wird uns dann um ſo eher ge⸗ lingen, je mehr jeder einzelne Deutſche ſein ganzes Denken und Wollen auf dieſen großen Aufkrag des Führers kon⸗ zenkrierk. Mit langanhaltendem Beifall nahmen die führenden Männer des Gaues Thüringen die richtungweiſenden Worte des Beauftragten des Führers für den Vierjahresplan auf. Das Feſt des Handwerks Freiſprechung, Jeſtzug, Großkundgebung. Frankfurk a. M., 31. Mali. Auf dem Feſtabend des deutſchen Handwerks in der DA hielt nach dem Fahneneinmarſch der Leiter des deut⸗ ſchen Handwerks in der DAF, Pg. Paul Walter, die Begrüßungsanſprache. Dann gab die Reichsfrauenführerin Frau Scholtz⸗Klink eine Darſtellung der Beziehun⸗ gen der Frauen zum Handwerk. Die Frau ſei mit dem Handwerk verbunden, erſtens als Auftraggeberin, dann als Meiſtersfrau und Lehrlingsmutter und ſchließlich als Selbſtgeſtalterin, als Kameradin und Mitar eiterin des Mannes. Anſchließend ſprach Reichsführer SS Himmler zu den Tauſenden von Vertretern des Handwerks. Er ging von den Begriffen Blut und Ehre, Sitte und Art aus, die einſt Inhalt der alten Zünfte waren. Eine ſpätere Zeit habe das Handwerk angeblich freigemacht und ihm in manchen Gegenden zu einer Scheinblüte verholfen. Not⸗ wendigerweiſe habe für das ſeelenlos gewordene Handwerk wie für alle ſeelenlos gemachten deutſchen Menſchen und Inſtitutionen der Zuſammenbruch kommen müſſen. Das Handwerk werde heute wie alle Einrichtungen des neuen Deutſchland, wenn es lebendig ſein wolle, anknüpfen müſ⸗ ſen an die beſte Geſchichte ſeiner Vergangenheit, an den Begriff Blut und Ehre. Sonntag vormittag war eine handwerkliche Feierſtunde in der Feſthalle. 400 Fahnenträger der DA und der HJ und 600 Werkſcharmänner nahmen auf der Bühne zu einem Feſtſpiel Aufſtellung. Einzelſprecher und der Chor der Werkſcharen erklärten im Feſtſpiel die Arbeitsaufgaben des Handwerks und forderten zur freudi⸗ gen Mitarbeit in der geſamten deutſchen Arbeitsgemein⸗ ſchaft auf. Gauhandwerkswalter Sehnert Galle⸗Merſe⸗ burg) grüßte dann das Handwerk im Dreiklang von Mei⸗ ſter, Geſelle und Lehrling und verkündete zur feierlichen Freiſprechung der Lehrlinge als Leitſpruch Worte des Führers über den Wiederaufſtieg der Nation durch unſe⸗ ren Fleiß, unſere Beharrlichkeit und unſeren unerſchütter⸗ lichen ehrlichen Willen. Durch Handſchlag über die Fahne wurden dann 192 Lehrlinge von allen deutſchen Gauen freigeſprochen. In der gleichen Weiſe erfolgte die Anerkennung von 192 Gefellen aus allen Teilen des Reiches zu Meiſtern des Handwerks. Für ſie galten als Leitſpruch Worte des Führers über die 11 1 des deut⸗ ſchen Volkes. Den Schluß der feierlichen Vol zugshandlung bildete ein machtvolles Siegheil auf den Führer. Am Sonntagnachmittag fand der„Tag des deutſchen Handwerks“ ſeinen Abſchluß. Der Feſtzug, dem ſich Ehren⸗ formationen der Partei und ihrer Gliederungen ſowie des Reichsarheitsdienſtes anſchloſſen, gab ein überaus ein⸗ N Bild aus dem Schaffen des deutſchen Hand⸗ werks. Im Anſchluß an den Feſtzug fand auf dem Opernplatz eine Großkundgebung des deutſchen Handwerks ſtatt. Lebhaft begrüßt ſprach Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley. Er gab eine lleberſicht der drei Tage und betonte, das Handwerk habe heute den beſten Treuhänder, Adolf Hitler, den Treuhänder aller Deutſchen. Unſer Wollen ſei, daß das Handwerk wieder Kraft erhalte und daß die Sehnſucht des deutſchen Menſchen nach einer ſelbſtändigen Exiſtenz gewahrt bleibe. „Nie ſo ſtark wie heute“ Heß und Roſenberg auf dem Generalappell des Gaues Weſer⸗Ems. Als Abſchluß der Tagung des Gautages Weſer⸗Ems fand die feierliche Einweihung der bedeutend erweiterten niederdeutſchen Gedenkſtätte„Stedingehre“⸗Bookholzberg durch Reichsleiter Alfred Roſenberg ſtakt. Gauleiter Roe⸗ weir rief den Volksgenoſſen mahnend zu:„Stedingehre“ iſt Wahrheit!„Stedingehre! iſt nichts anderes als Mahnung an unſere Zeit, Rückſchau zu halten in die Vergangenheit unſerer deutſchen Geſchichte und feſtzuſtellen, daß Zeiten ſolcher Schmach und Schande und Zerriſſenheit im deutſchen Land niemals mehr eintreten können, wenn, wie der Füh⸗ rer will, Deutſchland ewig ſein ſoll. Reichsleiter Roſen be rg ſagte in ſeiner Weiherede, die Gedenkſtätte„Stedingehre“ ſei eine Mahnung für uns, würdig zu ſein jener ſchlichten Bauern, die einmal für ihre Freiheit kämpften. So ſoll„Stedingehre“, das ich hiermit feierlich einweihe, für alle Zeiten künden von dem Stolz eines freien Menſchentums von der Ehre der Deutſchen als Gleichnis dafür, daß der Geiſt der Stedinger heute der Geiſt von 70 Millionen Seutſcher geworden iſt. Reichsleiter Roſenberg hatte ſchon vorher auf einem großen Generalappell des Gautages Weſer⸗Ems zu den Themen, die das deutſche Volk berühren, Stellung genom⸗ men. klärte 1 Heß:„Immer wieder ſoll ſich das neue Deutſchland daran erinnern, was es den alten Kämpfern verdankt, die in unerſchütterlicher Treue in ſchwerſter Zeit dem 5 zur Seite ſtanden und zu jedem Opfer bereit waren. einen gewal fen Auer dg an Hitler und hal in ihm 8 bund. Wir verlaſſen uns nur noch auf unſer Recht und auf unſere Kraft, die dieſes Recht ſchützt. N i Arbeits dienſtführer auf der Bauſtelle Beſichtigungsreſſe leitender Führer des Reichsarbeitsdienſtes. Die Gauarbeitsleiter aller 30 Arbeitsgaue des RAD. im Reiche befinden ſich mit ihren Stellvertretern und den Sachbearbeitern im Amte für Arbeitsleitung bei der Reichs⸗ leitung des RAD. in dieſen Tagen auf einer Beſichtigungs⸗ reiſe durch Baden, Württemberg und Bayern. Dieſe ſoll zei⸗ gen, wie ſich der Arbeitsdienſtführer auf der Bauſtelle aus⸗ wirkt. Dem Führer im RAD. obliegt nicht nur die Ausbil⸗ dung der Arbeitsmänner mit dem Arbeitsgerät, ſeine höhere Aufgabe iſt, durch richtigen Einſatz ſeiner Kommandoeinhei⸗ ten auf der Bauſtelle die beſtmöglichſte Leiſtung zu erzielen. Der Erziehung der Arbeitsmänner auf der Bauſtelle iſt nicht durch die Tatſache des Arbeitens allein Genüge ge⸗ tan, das nach dem Wortlaut des Reichsarbeitsdienſtgeſetzes „zur wahren Arbeitsauffaſſung, vor allem zur gebührenden Achtung der Landarbeit, erziehen“ ſoll. Der Erfolg der Er⸗ ziehung iſt in gleich großem Maße von Organiſation und vom Betrieb der Bauſtelle abhängig, durch die erſt die Er⸗ ziehungsmöglichkeit geſchaffen wird. Ebenſo wie beim inneren Dienſt, bei den Ordnungs⸗ übungen uſw. muß auch bei der Arbeit immer derſelbe Füh⸗ rer die erziehende Aufſicht über ſeine Arbeitsmänner ausüben, d. h. der Truppführer über ſeinen Trupp, der Zugführer über ſeinen Zug, der Abteilungsführer über ſeine Abteflung. Die⸗ ſes Erfordernis verlangt eine Bauſtelleneinrichtung und Ar⸗ beitsdurchführung, die auf die Kommandoeinheiten des Reichsarbeitsdienſtes Rückſicht nimmt. a Der Einſatz in Kommandoeinheiten zwingt auch zu einer Arbeitsweiſe, die nicht mit der landläufigen übereinzuſtimmen braucht. Für die Erfüllung ſeiner Aufgaben in wirtſchaftlicher und erzieheriſcher Hinſicht muß ſich der Reichsarbeitsdienſt ſtets der beſten ihm bekannten Arbeitsweiſe bedienen, auch wenn ſie in der betreffenden Landſchaft nicht angewendet wird, dagegen aber als eine dem RAD. arteigene Arbeitsweiſe ſei⸗ nen Führer infolge einheitlicher arbeitstechniſcher Schulung geläufig iſt. um ſich von dem Stand der doppelten Auf⸗ gabe— Leiſtung und Erziehung— zu überzeugen, wird am 1. Juni die Bauſtelle„Acher⸗Flut⸗Kanal“ des Großarbeits⸗ vorhabens Acher⸗Rench⸗Korrektion weſtlich von Acher beſich⸗ tigt. Die leitenden Führer des RAD. trafen am Montag⸗ abend, von Calw kommend, wo die dortige Truppführer⸗ ſchule beſichtigt wurde, in Baden⸗Baden ein. Unter den 85 Herren befanden ſich der Generalinſpekteur für Arbeitsleitung in der Reichsleitung des RA D., Generalarbeitsführer Tho⸗ leus, der Ehef des Amtes für Arbeitsleitung, Oberſtarbeits⸗ führer Stoll, ſowie die Führer der Arbeitsgaue Baden und Württemberg, die Oberſtarbeitsführer Helff und Müller. Ueber den weiteren Verlauf der Neiſe ſei noch folgendes bemerkt: Nach der Beſichtigung der erwähnten Bauſtelle der Acher⸗Rench⸗Korrektion am heutigen Dienstagvormittag geht die Fahrt über die Schwarzwaldhochſtraße Hornisgrinde—Mum⸗ melſee— Allerheiligen nach Triberg, dann über Föhrenbach nach Donaueſchingen, wo übernachtet wird. Das nächſte Reiſe⸗ ziel iſt die Bauſtelle der Seefelder Aachkorrektion bei Mühl⸗ hofen(Ueberlinger Gegend). Dann wird man nach Unter⸗ uhldingen fahren zur Beſichtigung der Pfahlbauten, weiter über Meersburg nach Friedrichshafen, dort den LZ. 180 beſichtigen, und schließlich mit dem Schiff in Lindau ankeh⸗ ren, wo eine Tagung der leitenden Führer des RAD. ſtatl⸗ findet. Von Lindau aus erfolgt die Beſichtigung einer wei⸗ teren Truppführerſchule(in Isny) und von Bauſtellen des Arbeitsgaues 30 Bayern⸗Hochland. Am 5. Juni erreicht die Studienfahrt mit einem Beſuche der Reichsnährſtandsausſtel⸗ lung in München ihren Abſchluß. Die Schlageter⸗Gedächinisfeier Der Reichsſtudentenführer in Schönau. D Schönau. Eine Feierſtunde von ſeltener Eindringlich leit erlebten wieder all die vielen Tauſende, die zur Gedächl⸗ nisfeier für unſeren Volkshelden Albert Leo Schlageter nach dem Heimatort des großen Toten, Schönau, gekommen waren. Schon gegen halb 8 Uhr ſetzte der Aufmarſch zum herrlich gelegenen Sportplatz beim Denkmal ein. Als ſich die Dunkel⸗ heit über Berg und Tal legte, flammte ein dichter Kranz von Fackeln rings um den Bergeshang beim Denkmal auf. Gegen 9 Uhr loderten ringsum auf den Höhen die Feuer auf, ein Anblick von überwältigender Schönheit. Kurz vorher hatte ein Gedenkakt am Grabe Schlageters 1 bei dem der ſtellv. Gauleiter Röhn das Andenken des großen Toten geehrt und einen prächtigen Kranz niedergelegt hatte. Ihm hatten ſich Reichsſtudentenführer Pg. Scheel ſowie ein Ber⸗ treter des Gauleiters Bürckel für den Gau Saarpfalz ange⸗ ſchloſſen. Weitere Kränze ließen die SA.⸗Gruppe Südweſt, SS.⸗Oberabſchnitt Südweſt, die 65. SS.⸗Standarte, NS. 1 H J., Reichskriegerbund und Univerſität Freiburg nie⸗ derlegen. Auf dem Kundgebungsplatz waren über 4000 Unifor⸗ mierte angetreten. Kommandorufe ertönten, als der ſtellv. Gauleiter Röhn mit dem Redner des Abends, Reichsſtudenten⸗ führer Scheel, erſchien. Dieſer führte in ſeiner Anſprache uu. a. aus: „Die Tatſache, daß mitten in düſterer Not und Ver⸗ zweiflung Männer den Mut fanden zur Feldherrnhalle und zur Golzheimer Heide wird für immer eine Demonſtration der unzerſtörbaren Lebenskraft des deutſchen Volkes ſein. Weithin und ſichtbar für alle wurde im Jahre 1923 mit den Schüſſen in Düſſeldorf und München die Standarte der Größe, der Ehre und Freiheit wieder in Deutſchland hochgezo⸗ gen. In dieſer ſeierlichen Stunde rufen wir vom Grabe eines der größten Studenlen unſeres Volkes die ganze deutſche Stu⸗ dentenſchaft auf, ſich zur Ehre, Freiheit und zum Vaterland als Kämpfer in der nationalſozialiſtiſchen Bewegung zu be⸗ kennen. Gegen die Zwietracht von Verbänden und Bünden wollen wir ſetzen auch im ſtudentiſchen Leben die von der nationalſozialiſtiſchen Bewegung erkämpfte Freiheit aller Deut⸗ ſchen. Mögen die anderen es richtig verſtehen, wenn wir die Erinnerung an Schlageter, der auf deutſchem Boden von fremder Hand erſchoſſen würde, verbinden mit einem erneuten aufrichtigen Bekenntnis zur Erhaltung des 1118 5 in Europa. Im Jahre 1922 trat Schlageter in die SDA P. ein. Der Mann, der heute den Inbegriff unſeres Glaubens und unſerer Zuverſicht darſtellt, war auch ſeine roße Hoffnung. Die Aufgabe ſeines Lebens lag im Kampf für die Bewegung, wo auch die Erfüllung unſeres Daſeins liegt. Was ihn groß gemacht hat, Treue zum Führer, mutiges Handeln für ihn und für die Zukunft unſeres Volkes, muß auch uns groß machen. Mit dieſer glückvollen Zuverſicht grüßen wir Schla⸗ geter, indem wir den Führer des deutſche lies, den Füh⸗ Volles rer in die Freiheit, den Führer in den Frieden grüßen!!“ Jeder kann helfen? durch einen Gaſtplatz ſüe ein er nolungsbedürfliges kind! 2 Gonne vorſichtig doſiert Das Sonnenbad im Jehresablauf.— Indirekte und direkte Beſtrahlung.— Die Strahlungswerte der verſchiedenen Höhenlagen.— Die„Ultraviolett“ ⸗Einheiten. Es kommen nun die Sommertage mit ihrem Sonnen⸗ ſchein, und die Menſchen ſtreben in ihrer Freizeit hinaus in die Natur ſich„braten“ zu laſſen. So geſund der Aufenthalt un Freien unter dem wärmenden Strahlen des Tagesgeſtirns an ſich iſt, ſo vorſichtig muß man doch ſein. Die Sonne kann heilen, ſie kann aber ar zerſtören. 8 1 8. Die Sonne gehört zu denjenigen Heilmitteln, die man nicht aus der Apotheke beziehen kann. Sonne pflegen ſich die Menſchen daher ſelbſt zu verordnen. Allein wie jede Selbſtbehandlung, ſo kann auch eine ſolche Sonnenkur Kranken ſtatt Heilung Verſchlimmerung und Geſunden ſtatt Nutzen Scha nn bringen. Die Sonne iſt nämlich eine ſtark wirkende Medizin, auf die der Satz zutrifft: Kleine Doſen fördern, große Doſen ſchädigen die Geſund⸗ heit. Daß daher vor allem der Kranke vor der Anwen⸗ dung von Sonne den Arzt befragen ſoll, iſt ſelbſtver— ſtändlich. Das Verfahren der mediziniſchen Sonnenlichtbeſtrah⸗ lung verdanken wir im weſentlichen den Griechen, die ſchon vor 2500 Jahren Rezepte ausarbeiteten. So beweiſt eine Stelle bei Herodot, daß zu jener Zeit die verſchiedenen Sonnenbäder im Jahresablauf bekannt waren.„Das Verfahren, ſich der Sonne auszuſetzen“, heißt es da,„iſt in hohem Maß angezeigt bei allen Leuten, die es nötig haben, ſich zu erholen. So gut es geht, wird man auch im Winter, im Frühling und im Herbſt es ſo einrichten, daß die Sonne den Kranken unmittelbar erreichen kann“. Bei den Römern ſprach man in dieſem Zuſammenhang von„Solaria“, Terraſſen auf den Dächern der Häuſer in freier Luft oder durch ein Dach geſchützt. Plinius erwähnt die Sonnenbäder der Thermen mit den Worten: „Inmitten der Thermen liegt ein umfangreicher Saal in der Nähe der Badewanne. Dort erfüllt die Sonne be⸗ ſonders raſch ihren Heilzweck.“ Dieſe Therapie der Son⸗ nenlichtbeſtrahlung war ſo bekannt und verbreitet, daß man für ſie beſondere Stationen einrichtete. So machte die Gattin des Kaiſers Gallienus eine Sonnenlichtkur in Nize⸗ Der Hinweis auf verſchiedene Stationen beweiſt ein⸗ deutig, daß ſchon die Römer die verſchiedene Intenſität der Sonnenſtrahlung an verſchiedenen Orten erkannt haben. Aber erſt in neuerer Zeit iſt man dazu übergegan⸗ gen, die Abhängigkeit der Sonnenſtärke in verſchiedenen Lagen rechneriſch, auszudrücken und damit dem Arzt ein wertvolles Hilfsmittel für die Sonnenbehandlung Ge⸗ ſunder und Kranker an die Hand zu geben. Die Abhängigkeit der Totalintenſität der Sonnenſtrah⸗ lung von der Meereshöhe ergibt für das Tiefland, das Mittelgebirge und das Hochgebirge folgendes Bild der Zerteilung der geſamten von der Sonne zugeſtrahlten Wärmeenergie: Erhält ein Ort in 100 Meter Meeres⸗ höhe im Tiefland durchſchnittlich 100 Strahlungseinhei⸗ ten, ſo bekommt ein etwa 400 Meter höher liegender Ort im Mittelgebirge 120 bis 130 Einheiten, und das Hochgebirge in etwa 1800 Meter Höhe 150 bis 170 Ein⸗ heiten; hierbei haben die geringeren Zahlenwerte für die tieferen Sonnenbeſtände, die größeren für die höheren Sonnenbeſtände Geltung. ae Ale Pegfechg Ostelbllte. L. ST OEHHHA ju, 12 Da er ſich nun täglich ein paar Stunden außerhalb des Bettes bewegen durfte, glückte es ihm, ſie eines Nachmittags ſo zu ſtellen, daß ſie ihm nicht mehr entwiſchen konnte. Zu erregt, um ſeinen Erkundungsvorſtoß taktiſch zu tar⸗ nen, fiel er gleich mit der Tür ins Haus. „Bitte, Fräulein Grete, ſagen Sie mir, was habe ich Ihnen getan?“ Der Angriff, tückiſch vorbereitet und mit der ganzen Entſchloſſenheit eines alles auf eine Karte ſetzenden Gegners durchgeführt, kam ihr zu überraſchend, als daß ſie ſofort ge⸗ waßpunet geweſen wäre. Ste wurde glutrot, gleich darauf wieder blaß und ſah angeſtrengt an ihm vorbei. Dann aber fand ſie doch ihr ſeeliſches Gleichgewicht wieder, lächelte, wirklich, lächelte, wenn dieſes Lächeln auch nicht ganz echt zu ſein ſchien, und ſagte:„Aber Herr Dorn, ich weiß gar nicht, was Sie wollen?“ „Sie gehen an mir vorbei, als wäre ich Luft!“ behaup⸗ tete er. Und dann folgten alle anderen ſchweren Anklagen hinterher:„Seit zehn Tagen bringen Sie mir nicht mehr das Eſſen, ſondern Schweſter Marie. Im Anfang plau⸗ derten Sie mit mir und ſaßen an meinem Bett, ſeit einer Ewigkeit iſt das vorbei Wann haben Sie mir zum letzten Mal aus engliſchen Zeitungen vorgeleſen?“ Todunglück⸗ lich ſah er ſie an.„Fräulein Grete!“ Seine Vorwürfe rührten ſie irgendwie und machten ſie hilflos. Sie murmelte allerlei von den vielen anderen Ver⸗ wundeten, die doch auch verſorgt ſein wollten, vom Dienſt überhaupt und davon daß er doch ihre Fürſorge nicht mehr benötige, aber alles das klang etwas ſchwach und beſaß durchaus nicht die Kraft, auf ihn überzeugend zu wirken, im Gegenteil, er verdoppelte die Stärke ſeines Angriffs und eroberte ſogar infolge ſchwacher Gegenwehr eine wich⸗ tige Vorpoſtenſtellung nämlich ihre Hand, und war ent⸗ ſchloſſen die Beute nicht ſo ohne weiteres fahren zu laſſen. Die Verwirrung erhöhte den Liebreiz ihres ſchmalen, feingeſchnittenen Geſichts„Herr Dorn, 0 „Warum ſagen Sie nicht Peter zu mir? Sind wir nicht gute Freunde? Ja, mehr noch— Kameraden?“ Seine Au⸗ gen blitzten„Fräulem Grete, bitte, laſſen Sie uns doch nicht wie Fremde aneinander vorübergehen! Sie ahnen ja gar nicht, wie glücklich ich bin, daß Sie hier ſind!“ Das war etwas viel auf einmal, denn was ſeine Worte noch verſchleiexten, verriet ſeine Stimme. Grete vermied, ihm in die Augen zu ſchauen, aber ſie zitterte, entzog mit einer haſtigen Bewegung ihre Hand und floh, ehe er es ſich verſah, 15 Tür hinaus, Am Abend brachte ſie ihm das Eſſen. „Das iſt aber nett!“ ſtrahlte er über das ganze Geſicht. „Was?“ ſtellte ſie ſich unwiſſend, und dann, ſich erin⸗ nernd:„Ach ſo—— ja, Schweſter Marie hat heute dienſt⸗ frei!“ Aber der Schalk ſaß ihr dabei in den Augen. Am anderen Morgen kam ſie mit engliſchen Zeitungen, die freilich ſchon vierzehn Tage alt waren, aber doch noch manches Intereſſante enthielten. Atemlos lauſchte er, wäh⸗ rend ſie ihm die europäiſchen Frontberichte vorlas. Wenn von ſchweren deutſchen Niederlagen die Rede war, ſahen ſie ſich an und lächelten denn ſeit die engliſche Preſſe die für England ſo kataſt: Hal verlaufene Schlacht von Tanga als„leichtes Gefecht mit deutſcher Schutztruppe ohne re⸗ nach England angetreten und iſt in ſeinem Schaffen zu In der Ultraviolettſtrahlung, alſo im kurzwelligen Sonnenlicht, ſind die Unterſchiede noch bedeutend größer. Vorläufige Feſtſtellungen laſſen die Abhängigkeit von der Meereshöhe in folgenden Zahlenwerten erkennen, er⸗ hält das Tiefland in 100 Meter Höhe 100„Ultraviolettein⸗ heiten“, ſo hat das 400 Meter höher liegende Mittelgebirge 150 bis 170, das Hochgebirge in 1800 Meter 200 bis 250 Einheiten. Es iſt weiter darauf hinzuweiſen, daß neben dieſen direkten Sonnenſtrahlen die indirekten Strahlungsſtröme beſonderen Licht- und Wärmegenuß ermöglichen. Ein Teil des kurzwelligen Sonnenlichtes wird von den Luftmolekü⸗ len und dem Dunſt zerſtreut, eine Tatſache, der wir das diffuſe Himmelslicht verdanken; dieſes ſpendet nicht nur bei ſchönem Wetter, ſondern auch bei bedecktem Himmel merkliche Strahlungsmengen, was ſeine biologiſche Be— deutung erhöht. Das Verhältnis der Strahlungsſtärken in den einzelnen Spektralbereichen iſt jedoch beim Him⸗ melslicht ein anderes als beim Sonnenlicht. Die Wärme⸗ ſtrahlung tritt gegenüber der Ultraviolettſtrahlung zurück. Welche Bedeutung hat nun die Geländebeſchaffenheit im Bereich der wirkſamen Strahlungsvorgänge? Dabei iſt daran zu erinnern, daß die Erdoberfläche durch ihre Eigenſchaften der Abſorption und Reflexion ſonſt ver⸗ lorengehende direkte Strahlungsenergie drn unteren Luft⸗ ſchichten und den darin lebenden Organismen zugute kommen häßt. Waſſer⸗, Eis⸗ und Schneeflächen und ge⸗ wiſſe Arten von Felſen und Sand zeigen bekanntlich intenſive Reflexionswirkungen. In Zahlenwerten aus⸗ gedrückt ſtellt ſich das Reflexionsvermögen folgendermaßen dar: Schwarze Erde reflektiert 10 Prozent, grauſchwar⸗ zer Sand 18 Prozent, niederes Gras 25 Prozent, weißes Leinen 63 Prozent und friſcher Schnee 81 Prozent der auf⸗ fallenden Strahlen. Vermiſchtes Die ſchwere Bedingung. Vom 4. bis 6. Juni d. J. wird in Lübeck das von der Reichsmuſikkammer und der Hanſeſtadt Lübeck gemeinſam veranſtaltete Erinnerungsfeſt zum 300. Geburtstag des großen Domorganiſten und Kirchenmuſikers Dietrich Buxtehude begangen. Die dies⸗ jährigen Kantategottesdienſte der evangeliſchen Kirche ſtanden ſchon weithin im Zeichen ſeines Schaffens, das entſcheidende Bedeutung auf Johann Sebaſtian Bach ge⸗ wann. Auch Georg Friedrich Händel kam mit Buxtehude in eine nähere Berührung, ehe er ſich endgültig nach Eng⸗ land wandte. Er bewarb ſich als junger, aber ſchon nicht mehr unbekannter Künſtler gemeinſam mit ſeinem Ham⸗ burger Freund Mattheſon um die Organiſtenſtelle am Lübecker Dom, als Buxtehude ſich in vorgerücktem Alter aus dem Dienſt zurückziehen wollte. Das Vorſpiel fiel auch zu vollſter Zufriedenheit aller maßgeblichen Stellen aus, aber die ſchwerſte Bedingung konnte und wollte weder Händel noch Mattheſon erfüllen; mit dieſer Stelle war jeweils die Tochter des alten Organiſten zu vergeben, es entſchied nicht nur die künſtleriſche Leiſtung, ſondern auch die Heiratswilligkeit des Bewerbers. Nach einem edlen Wettſtreit, in dem ſich Händel und Mattheſon nach einer Beſichtigung der ältlichen Zugabe gegenſeitig die Stelle abtreten wollten, machten ſich beide wieder heimlich aus dem Staube, es heißt ſogar, ſie ſeien aus dem Fenſter geſprungen. Der junge Hallenſer hat dann bald den Weg benswerte Verluſten bezeichnet hatte, wußte man auch in Deutſch⸗Oſtafrika, was man von engliſchen Meldungen zu halten hatte Zum Glück war man aber nicht nur auf engliſche Be⸗ richte angewieſen, denn ſeit einiger Zeit gelang es wieder, die Sendungen aus Nauen aufzufangen, aber leider ver⸗ irrten ſich die begehrten Meldungen nur ſelten nach Ko⸗ rogwe. Trotz allem, eins ſtand unwiderruflich feſt: daß die deutſchen Truppen auf allen Fronten gewaltige Siege er⸗ rungen hatten und daß ſich kein Feind auf dem heiligen Boden der Heimat befand! Nach dem gewaltigen Triumph von Tanga gab es in Deutſch⸗Oſt wohl überhaupt niemanden, der an dem Sieg der deutſchen Waffen zweifelte. Der Geiſt der Truppe war ausgezeichnet und die tapferen Askari träumten ſchon von dem Tage, an dem ſie auf einem rieſengroßen Schiff weit, weit übers Meer fahren und an dem bisher nie geſchau⸗ ten, dafür aber umſo mehr angebeteten„bwana kaiſari“ (Kaiſer) jubelnd vorbeimaſchieren würden. Am Weihnachtsabend gab es nur eine ſchlichte Feier. Tropiſcher Regen hüllte die Landſchaft in eine ſprühende Wolke von Näſſe. Es mangelte an Oefen. Man fror, ſaß mit Mänteln in den ausgekühlten Räumen und war bemüht, die fehlende Wärme durch Einverleibung unwahrſcheinlich großer Men⸗ gen von Whisky anderweitig zu erzeugen. Dann aber, als die ſechs Hilfsſchweſtern leiſe das Lied von der heiligen, ſtillen Nacht zu ſingen begannen, erſtummte jäh das Glä⸗ ſergeklirr. Eine Männerſtimme fiel ein, dann noch eine, vier, fünf folgten faſt gleichzeitig, und dann ſangen ſie es plötz⸗ lich alle, das ſchöne, alte Weihnachtslied der Heimat, und manches Auge wurde feucht. 5 Für i lag eine Gabe bereit. Es gab Seife, Raſier⸗ meſſer, Bücher, Zigaretten, Tabak, Schokolade und dazu noch eine ganze Menge praktiſcher Dinge, vor allem Strümpfe und Hemden. Unter den ſchwarzen Verwundeten, die beſonders unter⸗ gebracht waren und auch geſondert beſchenkt wurden, war der Jubel rieſengroß, aber die Europäer freuten ſich nicht minder, wenn auch jeder Gruß aus der Heimat fehlte. Für viele kam die Weihnachtspoſt erſt im April an; ſie hatte weite Umwege machen müſſen, um ins ferne Deutſch-Oſt⸗ afrika zu kommen und kam ſchließlich über Portugieſiſch⸗ Oſtafrika— Portugal trat erſt ſpäter auf die Seite der Alliierten— ins Land Peter betrachtete gerührt ſeine empfangenen Gaben. Dr. Schmitz hatte ihm engliſche Zigaretten geſchenkt, gleich drei Blechdoſen auf einmal Außerdem noch eine herrliche Wincheſterbüchſe und ſechs Flaſchen Whisky. Als Geſchenk Gretes fanden ſich mit einem Mono⸗ gramm beſtickte Taſchentücher, eine Schale köſtlicher Früchte und ein Blumenſtrauß Sie leugnete zwar die Identität des Spenders ab, kam aber damit nicht weit und mußte es dulden, daß er ſie innig auf die Stirn küßte. Scheu floh ſie hinaus, ihm aber bedeutete die Tatſache, daß ſie ſefundenlang leiſe erbebend in ſeinen Armen ge⸗ legen, eine Sondergabe des Himmels Wie oft dachte Peter ſpäter, als die Truppe infolge Mangels jeglicher Zufuhr zerriſſen, zerlumpt durch Steppe und Urwald zog, an die Fülle der nützlichen Dinge, die dieſer Weihnachtsabend 1914. noch geboten hatte! Heute gab es noch alles— und knapp zwölf Monate ſpäter fehlte ſogar ſchon das Verbandszeug für die Verwundeten, das Schuhwerk für die Europäer, die Seife zum Raſieren.— In den erſten Januartagen wer der Unteroffizier Dorn wieder pollkommen hergeſtellt, 8 Weltruhm gelangt. So iſt auch bei der engliſchen Königs; krönung wieder Muſik des deutſchen Meiſters Georg Friedrich Händel erklungen. Mit 28 Monaten 185 Intelligenzpunkte. Die Pſychig⸗ ter der Waſhington⸗Univerſität beſchäftigen ſich zur Zeit mit einem Kind von 28 Monaten, Mary Chriſtine Dunn das einen ſo ungewöhnlich hohen Intelligenzgrad ent⸗ wickelt, daß dieſem Kind heute ſchon 185 Intelligenzpunkte gegeben werden können, eine Zahl, die von manchem ein⸗ fachen Durchſchnittsmenſchen während des ganzen Lebens nicht erreicht wird. Das Kind hat einen Sprachſchatz von 3600 Worten und bewältigt jeden Lernſtoff mit einer un⸗ erwarteten Leichtigkeit. Es ſtammt übrigens von ganz mit⸗ telmäßig begabten Eltern ab. Man wird dem Kind auch weiterhin größte Aufmerkſamkeit ſchenken. Wie ſchmecken Eier am beſten? Dies iſt eine Frage, die oft ſchon innerhalb einer Familie die größten Mei⸗ nungsverſchiedenheiten hervorruft. Da gibt es hart ge⸗ kochte, weiche, Spiegel- und Rühreier, die Omelette nicht zu vergeſſen. Wieviel größer werden aber erſt die Unter⸗ ſchiede im Geſchmack, wenn man die Formen der Zuberei⸗ tung bei verſchiedenen Völkern betrachtet! Für den Fein⸗ ſchmecker bei den Chineſen beſteht die obenerwähnte Aus⸗ wahl nicht. Sie eſſen nämlich keine friſchen Eier. Zwar iſt die Behauptung, daß er mit Vorliebe verfaulte Eier verzehre, ein Märchen. Tatſächlich gräbt er ſie aber in die Erde ein, wo ſie lange Zeit lagern können, ohne zu ver⸗ derben, und dabei einen eigentümlichen Geſchmack anneh⸗ men. Ganz anderer Anſicht in dieſer Frage ſind die Be⸗ wohner von Zentral-Afrika, die die Eier erſt dann ſchätzen, wenn ſie ſchon halb angehrütet ſind, alſo eigentlich bereits kleine Küken enthalten. Der Neger in Weſtafrika kann von dieſen Eierliebhabereien nur mit Ekel hören. Er betrach⸗ tet das Verzehren von Eiern überhaupt als einen ab— ſcheulichen und verwerflichen Brauch und wendet das Ge— ſicht ab, wenn er einen Europäer Eier eſſen ſieht. Nach Liegnitz zum— Möweneier⸗Eſſen! Auf der Möweninſel im Kunitzſee bei Liegnitz, auf der ſich etwa 8000 bis 10 000 Lachmöwenpaare angeſiedelt haben, werden in dieſen Wochen wieder die Möweneier geſammelt. Dann kommen die Feinſchmecker nach den beiden Gaſthöfen am See, um die Eier, die noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts als Schweinefutter ver⸗ wendet wurden, als Delikateſſe zu genießen. 20 000 bis 30 000 Eier werden hier während der Leſezeit geſammeltz der größte Teil von ihnen wandert in die Feinkoſt⸗ geſchäfte der Großſtädte. Wenige Kilometer öſtlich von Liegnitz liegt der etwa 400 Morgen große See, den man in einer guten Stunde zu Fuß umlaufen kann. Ein unvergleichliches Bild bietet ſich bei ſolcher Wanderung. Auf dem See herrſcht reges Leben und Treiben. Wilde Enten, Taucher, Waſſerhühner, Seeſchwalben und anderes Getier überraſchen durch immer neue Kunſtſtücke. Die größte Beachtung beanſpruchen je⸗ doch die vielen Tauſende von Lachmöwen. Obwohl die Inſel im See, auf der ſie hauſen, ziemlich weit vom Ufer enfernt iſt, erfüllt das Kreiſchen der Lachmöwen von morgens bis abends, bald anſchwellend, bald abebbend, die Luft. Die Inſel ſelbſt ſcheint nur aus den zahlloſen Möwen zu beſtehen. Unermüdlich umkreiſen ſie die Inſel, huſchen über den See, gleiten über die Waſſerfläche oder entſchweben in die Umgebung, um Nahruna zu ſuchen. „Zurück zur vierten Schützenkompanie? Nein, mein Freund!“ Dr Schmitz ſchmunzelte.„Sagte Ihnen doch be⸗— reits, daß man für Sie was Beſonderes auf Lager hat.“ „Aber wo ſoll ich mich denn melden?“ „In Daresſalam Bei Hauptmann Lammers.“ Und ver— traulich fügte er hinzu:„Schätze, daß es ſich diesmal um mehr handelt, als nur zerlegte Maſchinengewehre nach Bamba zu ſchaffen! Morgen gehe ein Transport ab, dem er ſich auf ſeinem Wege nach der Hauptſtadt anſchließen könne,“ ſetzte er noch hinzu, aber Peter Dorns Bitten gegen⸗ über ihm mehr zu verraten, blieb er verſchloſſen. Dann kam das Schmerzlichſte Der Abſchied von Grete. Sie hatte geweint, er ſah es auf den erſten Blick. Er war beſtürzt und beſeligt zugleich. Hundert Worte drängten ſich auf ſeine Lippen. Es zuckte in ſeinen Armen. Er wollte ſie an ſich ziehen. Und doch vermochte er es nicht, weil er fürchtete, ſie zu erſchrek⸗ ken. Stumm, verlegen ſtanden ſie ſich gegenüber. Dann ſprachen ſie von gleichgültigen Dingen. Sie war blaß und um ihren Mund lief ein fortwähren⸗ des Zucken„Er möge einen Brief für ihre Mutter mit⸗ nehmen,“ bat ſie. „Von Daresſalam aus bekommt ſie ihn ſchneller, als von hier. Und die Regenzeit ſef ja nun cuch bald vorbei.“ „Ja,“ nickte er,„und dann käme der Frühling und die Sonne.“„Wie lange ſie denn in Korogwe bleiben wolle?“ „So lange es ſein müſſe,“ antwortete ſie ihm;„ſie beab⸗ ſichtige, möglichſt immer in der Nähe von Doktor Schmitz zu bleiben“ Dieſen Entſchluß fand er ſehr gut. Dann wünſchte ſie ihm alles Gute.„Sie wiſſe wohl,“ ſagte ſie,„daß ein Soldat Pflichten habe, aber des Soldaten allererſte Pflicht ſei, ſein Leben nicht nutzlos und leichtſinnig zu vergeuden. Das müſſe er ihr verſprechen, ſtets daran zu denken.“ Er verſprach es und fühlte dabei ein ſeltſames Würgen in der Kehle.„Ob er denn hoffen dürfe, dann und wann Poſt von ihr zu erhalten?“„Gewiß,“ ſagte ſie und ſah zu Boden,„aber er könne ſich ja denken, daß ſie nie viel Neues und Intereſſantes zu berichten hätte.“ So verſtrich die köſtliche Viertelſtunde. Von dem zu ſpre⸗ chen, was ſie beide bewegte, fand keiner den Mut. Sie gaben ſich die Hand lächelten. Ein Signal ſchmetterte auf. „Ja, nun müſſe er wohl gehen,“ ſagte er.„Sie wünſche ihm alles Gute,“ nickte ſie tapfer. 5 In der allerletzten Sekunde tauchten ihre Blicke inein⸗ ander. In ihren Wimpern hingen Tränen. Nun rannen ſie langſam, ganz langſam über ihre Wangen. „Grete!“ ſtammelte er. 5 Er riß ſie an ſich, überwältigt von Schmerz und Glück. „Du!“ flüſterte er,„du! du!“ Sie ſank an ſeine Bruſt und weinte. Schritte polterten heran und Dr. Schmitz' Stimme rief laut und voller Ungeduld nach dem Unteroffizier Dorn. Sie fuhren auseinander, gerade noch rechtzeitig genug, ehe der Doktor im Rahmen der Tür auftauchte.. „Los, los,“ drängte er,„man wartet nur noch auf Sie! Dorn atmete ſchwer, aber ſein Wille erkämpfte die Sber⸗ hand über alles, was in ihm brodelte. Er reichte Grete die Hand. 5 Leben Sie wohl.“ ſagte er leiſe,„und vergeſſen Sie mich nicht!“ Dann verließ er das Zimmer, auf den Ferſen gefolgt von Dr. Schmitz, der ſich des plötzlich in ihm aufſteigenden unbehaglichen Gefühls nicht erwehren konnte, wider Wil⸗ len etwas Hauchzartes, Wunderſames grauſam zerſtört 0 baben. —— ,. g: re.— S O —2—