2 2 7 2 2 2 2 3 Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., in Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Kr. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Jages- und Anzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Kärdl⸗ Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. 5. 37: 1160 37. Jahrgang Montag, den 14. Juni 1987 Nr. 135 Das Recht auf Freude Ausrichtung des deutſchen Lebens nach Kö. Hamburg iſt in dieſen Tagen der Reichstagung „Kraft durch Freude“ kaum wiederzuerkennen. Wo ſonſt geſchäftiges Treiben in den Straßen der Innenſtadt herrſcht, ſieht und hört man die vielen Volkstumsgruppen des In⸗ und Auslandes, die die Menſchen auf der Straße und in den Kontoren mit Liedern und Muſik ihrer Hei⸗ mat erfreuen, und die Bevölkerung Hamburgs geht mit. Auf 38 verſchiedenen Plätzen fanden ſportliche Vorfüh⸗ rungen mit Muſik und Tanz ſtatt. Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley empfing die Leiter der vielen in⸗ und ausländiſchen Abordnungen ſowie ahlreiche führende Perſönlichkeiten aus Deutſchland und fa allen Ländern Europas und führte u. a. aus: Der Gedanke, daß die Wiedererſtarkung und Geſundung eines Volkes nur dann möglich iſt, wenn dieſes Volk ſelbſt vol⸗ ler Lebenshoffnung und Lebenswillen ſei, finde in dem großen„Kraft durch Freude“⸗Werk ſeinen deutlichſten Be⸗ weis. Dr. Ley gab der Hoffnung Ausdruck, daß der große Leitgedanke„Freude uad Arbeit“ dereinſt der ganzen Welt als Richtſchnur dienen möge.„Wir ſind überzeugt, daß dann die Welt Frieden haben wird und daß dann die Völker ihres Lebens froh werden.“ In der feſtlich geſchmückten Muſikhalle fand die Voll⸗ ſitzung der Reichstagung der NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ ſtatt. Ausländiſche Abordnungen waren als Ehrengäſte geladen. Nach einem Dank des ungariſchen Vertreters für den herzlichen Empfang in Deutſchland, überbrachte Generalſekretär Puccetti die Grüße der ita⸗ lieniſchen Arbeiterſchaft. Profeſſor Galvez⸗Chile gab ſei⸗ ner Bewunderung für das neue Deutſchland Ausdruck, das Wunder der deutſchen Einigung ſei von einem ein⸗ zigen Manne, dem Führer und Reichskanzler Adolf Hit⸗ ler, geſchaffen worden. 8 Die Leiſtungen von Koͤß. Nach Dankesworten der anderen ausländiſchen Dele⸗ gationen gab Miniſterialrat Dreßler⸗Andreß den Rechenſchaftsbericht über die Leiſtungen der NS.⸗Gemein⸗ ſchaft„Kraft durch Freude“.„Kd.“ iſt, ſo erklärte er, heute das Sinnbild des Lebensgefühles des Volkes. Wir können den deutſchen Arbeiter nicht weltoffen, erfahren und geſund genug haben. Aus dieſem Grunde haben wir die„Kd.“ ⸗Schiffe gebaut. Aus dieſem Grunde ent⸗ ſtehen die großen Seebäder. Im letzten Jahre haben wir ſechs Millionen„Kd.“ ⸗ Fahrer gezühlt. Im nüchſten Winter wird die geſamte „KdF.“⸗Flotte nach dem Mittelmeer auslaufen, und 1940 wird ſie eine Weltreiſe unternehmen. Die deutſchen Ar⸗ beiter werden an den Olympiſchen Spielen in Tokio teil⸗ nehmen. Seit 1934 ſind über elf Millionen deutſche Menſchen mit„Kdß.“ gefahren. Das Amt Feierabend 15 über vier Millionen Theaterbeſuche aufzuweiſen. Hinzukommen noch 1,6 Millionen Beſucher von Konzert⸗ veranſtaltungen. Das Sportamt zählte 7,5 Millionen Teilnehmer. Unſere Reiſen nach Liſſabon und Madeira haben be⸗ wieſen, daß der deutſche Arbeiter überall ein würdiger Repräſentant ſeines Volkes iſt. Darum werden wir die Auslandspläne der NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ immer weiter ausbauen, denn von hier aus kann ein weſentlicher Beitrag zur Befriedung der Welt ge⸗ geben werden.“ Betreuung von Körper, Geele und Geiſt Dann ergriff Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley das Wort zu einer Rede, in der er der Welt die Gedanken umriß, aus denen das Werk Kd. geboren iſt. Die Be⸗ treuung und Sorge um den deutſchen Menſchen umfaßte Körper, Seele und Geiſt. Als Volk ohne Raum haben wir 9 55 Sorgen, aber wir haben ein fleißiges und ehrliches olk. Der Führer hat für die nächſten Jahre, ſo teilte Dr. Ley mit, den gewaltigen Plan, fünf Millionen Wohnungen zu bauen, denn unſere Arbeiter ſollen in geſunden Lebens⸗ verhältniſſen ihre Kräfte entfalten können. Zur Geſundung trägt weiter die Maßnahme bet, daß einmal im Jahr jeder Deutſche ärztlich unterſucht wird. Der Anfang iſt bereits in einigen Gauen gemacht worden. Auch das Werk Kd. wird weiter ausgebaut. Es 155 ſo weit kommen, daß ſich das geſamte deut ch e eben nach Kd F. ausrichtet. 174 Millionen Mark werden im nächſten Jahr dazu verwendet, um Schiffe, Hotels, Bäder und andere Einrichtungen für die ſchaffen⸗ den Menſchen zu bauen. In einem planmäßigen Ausbau 5 8 man die ſoziale Arbeit mitten in die Betriebe hinein⸗ egen. Das Größte, was der Führer getan hat, iſt, daß er das Volk zum Schönen hinführte, daß er immer wieder etwas gibt, an dem es ſich begeiſtern kann. So wurde das Volk zu Kunſt und Kultur gebracht, ſo hat der Arbeiter Heimat, Vaterland und Ehre wieder. 5 Unter toſendem Beifall ſchloß Dr. Ley: 228 Wenn der Weltſeind Bolſchewismus einmal ausge rottet ſein wird— und das wird er beſtimmt—, dann werden die Völker in Frieden miteinander leben können. Gegenſätze ſind nur dann aus der Welt zu ſchaffen, 8 die Menſchen glücklich und zufrieden ſind und wieder 1 Lachen lernen. Wir in Deutſchland haben noch nicht alle Not behoben, aber wir lachen wieder, und wir können allen anderen Völkern empfehlen, ſich hieran ein Beiſpiel zu nehmen zur Befriedung der Welt. Acht Todesurteile in Moskau Aberkennung der Militärränge der Angeklagten. Der Oberſte Gerichtshof der Sowjetunion verurteilte alle angeklagten Sowjetgenerale zum Tode dur“ Er⸗ ſchießen. Außerdem wurden die angeklagten acht Gene⸗ rale der Militärränge für verluſtig erklärt. Tuchatſchew⸗ ſki wurde der Rang eines Marſchalls der Sowjetunion aberkannt. Organiſierter Volkszorn Das Bluturteil wirkt in ſeinem laloniſchen Zynismus geradezu ungeheuerlich. Ohne irgendein neues Moment für die„Schuld“ der Angeklagten anzuführen, die aus⸗ ſchließlich aus deren angeblichen„Geſtändniſſen“ hervor⸗ gehen ſoll, beſchränkt ſich vielmehr das Urteil darauf, die phantaſtiſchen Anſchuldigungen der Anklage einfach zu wiederholen. Inzwiſchen hat das bei ſolchen Anläſſen in Sowjet⸗ rußland übliche Trommelfeuer der Propaganda be⸗ reits eingeſetzt, das den blutigen Urteilsſpruch bei den Maſſen zu populariſieren hat. In allen Fabriken und Aemtern, in allen Betrieben und allen Regimentern der Roten Armee wurden„Maſſenverſammlungen“ einbe⸗ rufen, wo die Verſammelten für den Tod der Angeklag⸗ ten, die noch vor wenigen Wochen ihre Führer waren, zu ſtimmen hatten. Dieſes grauenhafte Spiel geht ſo weit, daß der ſo organiſierte„VLolkszorn“ nicht nur die„Vertilgung der faſchiſtiſchen Schlangen“, den„Hunde⸗ tod der Hunde“, die„ſchonungsloſe Vernichtung der Ver⸗ räter und Spione“ zu fordern hat, ſondern auch noch die „Dankbarkeit“ gegenüber dem„erhabenen Vater Stalin“ und dem„herrlichen Jeſchow“ zum Ausdruck bringen muß.(II) Die Leitartikel der Moskauer Blätter, in deren über⸗ ſteigerten Phraſen die ganze Spannung des Moments nachklingt, verſuchen ohne Einſchränkung das Urteil als die„Stimme des Volkes“ zu verherrlichen. Dabei ver⸗ ſuchen die Blätter, offenbar auf höhere Weiſung, auch durch chauviniſtiſche Ausfälle die Stimmung der Maſſen aufzupeitſchen. Im allgemeinen wird diesmal vermieden, ganz offene Angriffe gegen ausländiſche Staaten unter namentlicher Nennung zu richten, wie dies noch bei den letzten Prozeſſen geſchehen war. Die„Prawda“ entblödet ſich aber nicht, auch in dieſem Moment ihren Leitartikel mit einem Bekenntnis zu beſchließen, das gleichſam feier⸗ lich verkünden ſoll, daß keinerlei blutige Machtkämpfe im Sowjetſtaat deſſen weltrevolutionäre Abſichten ſtören kön⸗ nen:„Keinen faſchiſtiſchen Schakalen und Spionen geſtat⸗ ten wir es, unſeren Siegeslauf zum Kommunismus auf⸗ zuhalten. Die große Revolution hat auf einem Sechſtel der Erde geſiegt. Unter der Fahne Lenins und Stalins wird ſie auch auf der ganzen Welt ſiegen.“ Trotz aller dieſer fieberhaften Bemühungen, das Blut⸗ urteil als„Volkswillen“ auszugeben, iſt der Eindruck die⸗ ſes Prozeſſes in allen Schichten der Bevölkerung ge⸗ radezu vernichtend. Die allgemeine Unſicherheit hat durch die plötzliche Vernichtung der gefeierten militäriſchen Füh⸗ rer von geſtern ihren Höhepunkt erreicht. Niemand iſt im⸗ ſtande, die Hintergründe dieſer blutigen Tragödie zu deuten. Verblüffung und Entſetzen ſtehen auf den Geſich⸗ tern der Moskauer Bevölkerung geſchrieben. Der allge⸗ meinen Auffaſſung zufolge kann die ſchwere Erſchütterung des Preſtiges der Roten Armee nicht ohne weitere innen⸗ und außenpolitiſche Folgen bleiben. Vor kurzem noch rühmlich gefeiert Der jähe Sturz und das Ende der acht Roten Generäle.— Ein Staat, in dem Schurkerei und Verrat kriumphieren. Die Namen und früheren militäriſchen Dienſtränge der am Samstag hingerichteten acht Sowjetgenerale ſind; Tuchatſchewſki, Marſchall der Sowjetunion und Stellvertreter des Kriegskommiſſars; Jakir, Armeekom⸗ mandant Erſten Ranges, Befehlshaber des Kiewer Militär- bezirke ÜUborewitſch Armeekommandant Erſten Ranges und Befehlshaber des weißruſſiſchen Militärbezir⸗ es; Kork, Armeekommandant Zweiten Ranges und Lei⸗ ter der Moskauer Kriegsakademie; Eidemann, Armee⸗ korpskommandeur und Chef des Wehrverbandes Oſſoavia⸗ chim; Feldmann, Armeekorpskommandeur und Chef der Perſonalabteilung im Kriegskommiſſariat; Primake w, Armeekorpskommandeur und Stellvertreter des Befehls- habers im Militärbezirk Leningrad; Putna, Diviſions⸗ kommandeur und früherer Militärattache in London. Mit der Erſchießung ſämtlicher Verurteilter, welche ſo wie gewöhnlich in den Kellern des GPU Gebäu⸗ des am Moskauer Lubljanka⸗Platz durch einen Revol⸗ verſchuß ins Genick vorgenommen worden iſt, hat dieſer ſenſationellſte aller ſowjfetiſchen Hochverratsprozeſſe ſein Ende gefunden. Unter den Hingerichteten befinden ſich die markanteſten und in Kreiſen der Roten Armee belieb⸗ teſten Perſönlichkeiten wie Tuchatſchewſki und Eidemann. Erſt von eineinhalb Jahren bei ſeiner Beförderung zum Marſchall hatte die amtliche Sowfetpreſſe Tuchatſchewfki „den Adler der Bürgerkriegskämpfe, einen der beſten Heer⸗ führer“ genannt. 5 8 855 5 Mit einer weiteren Säuberung innerhalb des höheren Kommandobeſtandes der Roten Armee und der Roten Flotte muß gerechnet werden. Daneben zieht auch die Ver⸗ haftungswelle unter den Parteifunktionären und Staatsbe⸗ amten immer weitere Kreiſe Wenn trotzdem innerlich die Ruhe aufrechterhalten bleibt, ſo iſt nicht zu vergeſſen, daß angeſichts der herrſchenden Verhältniſſe und des Geſichtes des politiſchen Apparates und des rückſichtsloſen Vorgehens gegen all- nur der möglichen Gegenwehr Verdächtigen an einen Widerſtand zurzeit wohl niemand zu denken wagen dürfte. 1 Aeußerſte Beſtürzung in Paris Der Eindruck des Moskauer Blutbades. Paris, 14. Juni. Die Exekution des Marſchalls Tuchatſchewſki und der mitverurteilten Generale der Roten Armee füllt in großer Aufmachung die Spalten der Pariſet Sonntagspreſſe. Für die franzöſiſche Oeffentlichkeit iſt die Erſchießung des Mar⸗ ſchalls Tuchatſchewſki, der noch vor kurzem in offizieller Miſſion in Paris weilte und dem vom franzöſiſchen Ober⸗ kommando die kiefſten Militärgeheimniſſe mitgeteilt wur⸗ den, beſonders peinlich, vor allem im Hinblick auf den fran⸗ 3öſiſch-ſowjekruſſiſchen Pakt. Unter dem Eindruck des Todesurteils der Sowjets ge⸗ gen den Mann, den man mit Vorliebe als den„roten Na⸗ poleon“ bezeichnete und gegen ſieben der höchſten und fähigſten Generale der Roten Armee hat eine lebhafte Dis⸗ kuſſion über den Wert des franzöſiſch⸗ſowjetruſſiſchen Bünd⸗ niſſes eingeſetzt. Selbſtverſtändlich iſt, daß die Antiſowjet⸗ blätter noch energiſcher als bisher gegen dieſen gefährlichen Pakt bezw. dagegen, daß mit dieſen unſicheren Partnern etwa noch beſondere militäriſche Abkommen geſchloſſen wer⸗ den, Sturm laufen. Viel bezeichnender iſt jedoch die Tatſache, daß ſogar das radikalſoziale„Oeuvre“, das bisher zu den eifrigſten Ver⸗ fechtern des Bündniſſes mit Sowjetrußland gehörte, ernſt⸗ haft die Frage aufwirft, was unter dieſen Amſtänden ein ſolches Bündnis über⸗ haupt noch für einen Werk habe. Das Blatt ſtellt feſt, daß die neuen Hinrichtungen das in⸗ ternationale Preſtige Sowjetrußlands kompromittierten. Der offiziellen Moskauer Lesart zufolge ſei die Rote Armee, die bisher als geſund und dem Regime völlig ergeben ſchien, von dem Bazillus des Verrats verſeucht. Wenn es wahr ſei, daß alle dieſe hohen Generale Verräter geweſen ſeien, was müſſe man dann von der Kampffähigkeit und der Widerſtandskraft der Roten Armee im Falle eines europäiſchen Konfliktes halten? Moskau müſſe wiſſen, ſo ſchreibt das„Oeuvre“ weiter, daß die letzten Ereigniſſe in politiſchen und militäriſchen Kreiſen Frankreichs große Be⸗ ſtürzung hervorgerufen haben. General Üborewitſch habe im September 1936 die großen Manöver in Weißrußland und General Jakir die Manöver in der Ukraine geleitet. Bei dieſen Manövern ſeien die franzöſiſchen Generale Schweiß⸗ guth und Vuillemin zugegen geweſen. Hätten ſie damals annehmen können, daß ſie ihre Hand in die Hände von „Verrätern“ legten? Auf jeden Fall hätten die Ereigniſſe von Moskau, die eine ſtarke Kriſe enthüllten, dem inter⸗ nationalen Anſehen Sowjetrußlands einen ſchweren Schlag verſetzt. „Der Bolſchewismus kracht in allen Fugen“ Die öſterreichiſchen offiziöſen Blätter„Reichspoſt“ und „Amtliche Wiener Zeitung“ beſchäftigen ſich in Leitartikeln mit den Moskauer Vorgängen. Es ſei ein Gebot der politi⸗ ſchen Vorausſicht, ſo erklärt die„Wiener Zeitung“, Sow⸗ letrußland ſoweit als möglich von den europäiſchen Dingen auszuſchalten. Mit Entrüſtung blickten heute auch die links orientierten Kreiſe der Weſtſtaaten nach Moskau als der Metropole des Reiches, das in ſeinen Grundfeſten zittere. Die Schüſſe, die, wie die„Prawda“ ſagte,„die dreifach verfluchten, abſcheulichen Spione und Landesverräter“ nie⸗ Alerts ſollten für Europa ein Signal zur äußerſten Aufmerkſamkeit und zur Abwehr der ſowjetruſſiſchen Ge⸗ fahr ſein. Auch die„Reichspoſt“ erklärt, daß der Bolſche⸗ wismus in allen Fugen krache. *. Verfolgungswahn Stalins? Die geſamte Londoner Preſſe bringt in größter Auf⸗ machung die Meldung von den Todesurteilen. Aus den Be⸗ richten der Zeitungen geht eindeutig hervor, daß man den „amtlichen“ Erklärungen Moskaus über dieſen„Schauprozeß“ keinen Glauben ſchenkt. Dabei heben die Blätter insbeſondere die angeblichen„Geſtändniſſe“ der Verurteilten hervor ſowie die Tatſache, daß auch diesmal wieder der Prozeß unter Aus⸗ ſchluß der Oeffentlichkeit geführt wurde. Im Rigaer Bericht der„Times“ heißt es, dieſer Prozeß habe ſelbſt in Moskau Senſation ausgelöſt, wo doch ſolche Vorgänge als normale Erſcheinungen des Sowjetlebens be⸗ trachtet würden. Im„Daily Telegraph“ heißt es, nichts ſei ſo erſtaunlich wie die Behauptung, die Angeklagten hätten die ſowjetruſſiſche Streitmacht zerſtören wollen, die ſie viele Jahre hindurch ſelbſt mit aufgebaut hätten. Die„Daily Mail“ ſagt, der Sowjetdiktator Stalin zittere weiter um ſein Leben. Noch nie ſei die Lage in Moskau ſo eſpannt und dramatiſch geweſen wie im Augenblick. Stalin habe jetzt Angſt davor, daß der Prozeß zu einer„Palaſtrevo⸗ lution“ im Kreml führe. Daher habe er in aller Eile Koſaken⸗ und Mongolenregimenter aus dem Fernen Oſten lommen laſ⸗ ſen. Auch Woroſchilow, ſein 100 51 Mitarbeiter, werde von einer ſtarken Leibgarde ſowie 60 GPIUI.⸗Leuten bewacht. Außer⸗ dem ſeien alle nur erdenklichen Maßnahmen getroffen worden, um einen Ausbruch der Unzufriedenheit des Volkes, insbe⸗ ſondere unter den Freunden Tuchatſchewſkis— der einer der fähigſten und populürſten Leute Sowjetrußlands geweſen ſei — ſchlagartig zu unterdrücken. 5 F In großer, Aufmachung bringt„Daily Gal Leine Wie⸗ ner Meldung, in der berichtet wird, daß Stalin in Wiener Aerztekreiſen für ſchwer krank gehalten werde und daß dies zum Teil der Grund für ſeine„heftigen r 5 Aktionen“ 55 Ein bekannter Wiener Arzt habe erklärt, die ſeeliſchen olgen einer ſolchen Krankheit eien ßtrauen und ſtändige Furcht, die ſich bis zu einer wahren Form des Verfolgungs⸗ wahnſinns auswirken können. Die kulturellen Ziele der H Reichskulturtagung der Hitlerjugend. 14. Juni. ſes verſam⸗ Weimarer bon Ve Auf dem Ho melten ſich im Beiſeir Partei und der Wehrm kulturtagung der Hitlerſus nenlieds wurde am Fahne die HJ⸗Fahne aufe geſetzt wurde im Gel im Obergau Saarpfalz mädel f on Größ Leiſtung ircht vo e ge⸗ 11 5 Eh P 2 ent⸗ tragen ſein möge, aus ſtehen kann. Der Leiter des Kulturamtes der Reichsjugendführung, Obergebietsführer Cerff, hielt dann den Hauptvortrag Die erſte Aufgabe des Kul⸗ turamtes ſei es, die deutſche Jugend für die Kulturwerte aufgeſchloſſen zu machen. Die Wege zur Weckung der HJ für kulturelle Dinge ſeien verſchieden. Vor allem müſſe man die Jugend hinſtellen vor die höchſten Werke, die unſere Geſchichte hervorgebracht hat. Der Idealismus ſei die ſtärkſte Kraft eines Landes überhaupt. Dabei müſſe aber bei den kleinen Dingen angefangen werden, bei der Klei⸗ dung, der Geſtaltung des Heims und der Geſelligkeit, was dann weiterführt zur Feier und zu den höchſten Werten. Die zweite Aufgabe des Kulturamtes beſtehe in Erziehung zum Künſtler. Es gebe viele Talente, die von der Hitler⸗ jugend entdeckt werden könnten. Den Einſatz der Kunſt im Leben der HJ bezeichnete Obergebietsführer Cerff als die dritte Aufgabe. Der Redner beſchäftigte ſich weiter mit der Muſikerziehung und ſetzte ſich ſtark für den Muſikunter⸗ richt ein. Als Vorſtufe nannte er die Spielſchar, für die eine Spielſcharordnung des Reichsjugendführers erwartet werde. dem allein jede große Die Beratungen in Budapeſt Neurath legte am Grabe von Gümbös einen Kranz nieder. Reichsaußenminiſter von Neurath legte am ungari⸗ ſchen Heldendenkmal einen Kranz nieder und verweilte in ſtillem Gedenken vor dem Ehrenmal der ungariſchen Na⸗ tion. Zu der Kranzniederlegung hatten ſich der Korps⸗ klommandant Budapeſter Garniſon, Feldmarſchall⸗ Leutnant von Nagy, der Staatsſekretär im Miniſterpräſt⸗ dium, von Barezy, ſowie der Oberbürgermeiſter und die beiden Bürgermeiſter der Hauptſtadt Budapeſt eingefun⸗ den. Vor dem Heldendenkmal hatte eine Ehrenkompanie Aufſtellung genommen. Unter der Führung des Landes⸗ kreisleiters der NSDAP., Graeb, wohnten die deutſchen Vollsgenoſſen der Feier bei. Im Anſchluß daran legte der Reichsgußenminiſter am Grabe des Miniſterpräſiden⸗ ten Gömbös, dieſes treuen Freundes Deutſchlands, einen Kranz nieder. Der Reichsaußenminiſter ſtattete ſodann dem ungari⸗ ſchen Außenminiſter von Kanhya und dem Miniſterpräſt⸗ denten Daranyi Beſuche ab, worauf die gemeinſamen Be⸗ ratungen zwi dem deutſchen Außenminiſter, dem un⸗ der gariſchen Miniſterpräſidenten und dem Außenminiſter be⸗ gannen. „Deutſchland“ auf der Heimfahrt Die Gefallenen von Ibiza an Bord. Das Panzerſchiff„Deutſchland“ hat, von Ibiza kom⸗ mend, in Gibraltar die Särge der 27 in Gibraltar bei⸗ geſetzten Opfer des verbrechertſchen bolſchewiſtiſchen Bom⸗ benangriffs an Bord genommen. Außerdem hat die „Deutſchland“ 20 von den 53 verwundeten Matroſen an Bord genommen, die jetzt noch in Gibraltar im Hoſpital lagen. Als die„Deutſchland“ in den Hafen von Gibraltar einlief, ſetzten ſämtliche im Hafen liegenden Kriegsſchiffe die Flagge auf Halbmaſt. Im Hoſpital von Gibraltar verſtarb ein weiteres Mitglied der Beſatzung des Panzerſchiffes„Deutſchland“, der Obermatroſe Georg Wille. De aden N . Demag, 80 Des fache OHC hIEA rn BEAT OHE,Rẽx 23 Sonderliches hatte ſich bisher nicht erreignet. Einer Schlange hatte er mit einem Revolverſchuß den flachen Kopf zerſchmettert. Nichts ſonſt. Ein gütiger Stern ſchien auf ſeinen Wegen zu wachen. Oft ſchreckten ihn freilich Halluzi⸗ nationen. Er ſah im Dickicht grüne Raubtieraugen ſchillern, glaubte den Schatten eines ſprungbereiten Leoparden zu ſehen, hörte das wütende Fauchen eines Löwen in allernäch⸗ ſter Nähe und machte dann wohl einen wilden Satz zur Seite. Aber ſobald er erkannte, daß ihm nur die überreiz⸗ ten Sinne einen Streich geſpielt hatten, ſetzte er, die Lippen feſt zuſammengepreßt, ſeinen Weg fort. Jetzt war es ein Wildwechſel, der ihm ein faſt mühe⸗ loſes Vorwärtskommen erlaubte. Friſche Tierloſung ver⸗ riet, daß hier erſt vor kurzem Antilopen vorübergekommen ſein mußten. Die Steppe konnte alſo nicht weit ſein. Plötzlich verharrte Jimmy Turner und ſtand wie er⸗ 5 Ganz deutlich hatte er vor ſich ein Krachen und rechen vernommen und faſt gleichzeitig gewahrte er erſt einen und unmittelbar danach einen zweiten Elefanten, die von der Seite her den Wechſel kreuzten. Er beſaß noch die . lautlos in das Blättermeer eines rieſigen Buſches zu treten und den Revolber aus dem Futteral zu reißen, aber alles das hätte ihm wenig genutzt, wenn er von den en Tieren entdeckt worden wäre. Er ver⸗ dankte ſeine Rettung nur dem günſtigen Wind, der ſeine Witterung den Elefanten nicht zutrug. 8 Ruhig äſend ſetzten die Koloſſe ihren Weg fort, wobei 15 die Rieſenlauſcher hin und her bewegten. Das Brechen er Aeſte währte noch einige Minuten, dann wurde es ſtil⸗ ler. Die Dickhäuter, gegen die man mit einem Revolver nichts ausrichten konnte, waren im tiefen Buſch ver⸗ ſchwunden. 8 ABleich und um vieles matter ſchlich Turner weiter. Die ſchwüle Luft des Urwaldes legte ch wie ein betäubendes Giftgas über ſein Denken und Fühlen, Er fing an, wie — Die Toten der„Barletta“ in Neapel Mit dem Kriegsſchiff„Bolzano“ trafen die ſechs Todesopfer des rotſpaniſchen Bombenangriffs auf den italieniſchen Kreuzer„Barletta“ in Neapel ein, um in italieniſcher Heimaterde beſtattet zu werden. Zu dieſem traurigen Empfang hatten ſich Vertreter der Regierung, Abordnungen der verſchiedenen Wehrmachtteile, Abge⸗ ſandte der italieniſchen Handelsmarine und der vielen faſchiſtiſchen Verbände eingefunden. Als die Särge her⸗ abgetragen wurden, ſchoß die„Bolzano“ drei Trauer⸗ ſalven. Den Autos mit den ſechs Särgen folgte ein rieſiger Trauerzug durch die Straßen Neapels, die von einer nach hunderttauſenden zählenden Menſchenmenge um⸗ ſäumt waren. Auf dem Bahnhofsplatz präſentierten die Truppen vor den toten Helden, während ein Kapitän zur See nach faſchiſtiſchem Ritus den Totenappell abhielt. Dann wurden die Särge in die Heimat der Toten über⸗ geführt. Deinen ird ck Deuilſchland wird zupacken! Die bolſchewiſtiſchen Piraten im Mittelmeer drohen Ver⸗ nichtung der deutſchen und italieniſchen U⸗Boote an. Der bolſchewiſtiſche Sender Bilbao teilt mit, daß eine neu zuſammengeſtellte U⸗Bootjägerflottille, die mit mo⸗ dernſtem Material ausgeſtattet und vorzüglich bewaffnet ſei, ihre Tätigkeit in den ſpaniſchen Gewäſſern des Mittel⸗ meeres aufgenommen habe. Die Aufgabe dieſer neuen Flottille, ſo heißt es in der Mitteilung weiter, beſtehe darin, die ſpaniſchen Gewäſſer von allen ausländiſchen U-Booten, ſeien es nun deutſche oder italieniſche, zu reinigen(). Aus dieſer Meldung des Senders Bilbao geht un⸗ zweifelhaft hervor, daß die bolſchewiſtiſchen Mörder neue Provokationen und neue Angriffe gegen deutſche und italieniſche Schiffe im Schilde führen. Die bolſchewiſtiſchen Freibeuter ſollen ſich jedoch geſagt ſein laſſen, daß Deutſch⸗ land jeglicher Herausforderung an jedem Ort und zu jeder Stunde zu begegnen wiſſen wird. Deutſchland hat nach dem bolſchewiſtiſchen Verbrechen von Ibiza gezeigt, daß es in keiner Weiſe gewillt iſt, ruchloſe Angriffe bolſche⸗ wiſtiſcher Banditen auf deutſche Schiffe lediglich mit papiernen Proteſten zu beantworten. Die geringſte neue Herausforderung oder der kleinſte Vorfall würde, das ſollen ſich die bolſchewiſtiſchen Macht ⸗ haber in Bilbao und Valencia geſagt ſein laſſen, zu einem blitzſchnellen Zupacken Deutſchlands führen. Mehrfacher Durchbruch vor Bilbao Der„Eiſerne Ring“ der Verteidiger geſprengt. San Sebaſtian, 14. Juni. Die Nakionaltruppen haben an der Front vor Bilbao am Sonntag den Angriff auf den Befeſtigungsgürkel der Bolſchewiſten weiter forigeſetzt. In glänzendem Vorgehen gelang es der erſten und fünften Brigade, den feindlichen Widerſtand zu brechen. Um 13,30 Uhr wurde der Punkt 430 auf dem zwiſchen Galdacano und derio ſich von Südoſten nach Nordweſten erſtreckenden Höhenzug von der nationalen Infanterie im Sturm genommen Eine weitere Brigade befand ſich zur gleichen Zeit im raſchen Vorgehen auf den Bergen von anta Marina, etwa ſechs Kilometer öſtlich von Bilbao. Gleichzeitig geht die dritte Brigade im Tal von Galdacano auf Bilbao vor. Im Umgehungsangriff gelang es ferner anderen Truppenteilen, die Höhenzüge von Archanda zu erobern. Damit haben die Nationaltruppen ſämtliche Bil⸗ bao beherrſchenden Höhenzüge in ihre Hand gebracht. Der kürzeſte Abſtand zwiſchen Bilbao und den An reifern be⸗ trug danach nur noch fünf Kilometer. Die perationen gehen an allen Abſchnitten der Bilbao⸗Front erfolgreich weiter. Der ſogenannte„Eiſerne Ring“ der Bolſchewiſten iſt an ſechs Stellen durchbrochen. Gerüchtweiſe verlautet, daß die Nationaltruppen auch nd Front von Santander zum Angriff übergegangen ind. Sivilbevölkerung muß Madrid verlaſſen. Wie aus Madrid gemeldet wird, hat der neue bolſche⸗ wiſtiſche Gouverneur Miajas eine Anordnung erlaſſen, durch die die ſofortige zwangsweiſe Räumung Madrids von der Zivilbevölkerung angeordnet wird. ein Fieberkranker Worte zu murmeln, ſinnloſe Worte, über die er ſelbſt erſchrak, als ſein Ohr ſie auffing. Unter Aufbietung aller Energie kämpfte er gegen die Schwäche an. Hier war eine Raſt unmöglich. Verbotene Pfade waren es, die er beſchritt, Pfade, die den Tieren ge⸗ hörten und nicht den Menſchen, Pfade, auf denen hinter jedem Strauch, jedem Baum der Tod lauerte. Nein, nein — T weiter, weiter! Nicht ſchwach, nicht müde werden! Wie glühende Lava rollte in ſeinen Adern das erregte Blut. Aber vielleicht war es gerade das Bewußtſein der Gefahr das ihn vor dem Zuſammenbruch bewahrte. Er ſchwankte vorwärts bis der Wald zu beiden Seiten lichter wurde. Noch ein paar Minuten— und er ſtand am Rande eines großen Talkeſſels, durch deſſen Mitte ſich das ſchmale, ſilberne Band eines Baches ſchlängelte. Eine Herde Pferde⸗ antilopen ergriff beim Auftauchen der einſamen menſch⸗ lichen Geſtalt die Flucht, drei Warzenſchweine rannten grunzend hinterdrein. Dann war es wieder ſtill. Nur ein Vogel ſchrie in gellenden, mißtönenden Takten ſeinen Zorn über die Störung in die Einſamkeit hinaus. Dann ſchwieg auch er. Turner warf den Tropenhelm ins Gras, ſetzte ſich da⸗ neben und wiſchte ſich den Schweiß aus der Stirn. Kaum fue er jedoch begonnen, das Tal mit den Augen 1 üuchen, als ihm ein Fluch entfuhr. Er ſprang auf und glitt hinter einen Buſch, den Revolver in der geſunden Fauſt und den Blick ſtarr in die Tiefe gerichtet. Aber nichts regte ſich. Und doch—— oder ſollten ihm ſeine Sinne wieder einen Streich geſpiekt haben? Nein, klar und deutlich ſah er dort unten das aus Baumſtämmen errichtete Blockhaus. Es ſtand unweit des Baches, zu beiden Seiten flankiert von großen Tamarin⸗ denbäumen. Wenige Meter entfernt erhob ſich ein ver⸗ e Schuppen, deſſen Dach eingeſtürzt war. ſich 1 lag Turner hinter dem Buſch und regte nicht. g f Wer hauſte da unten in der weltabgeſchiedenen Ein⸗ ſamkeit? 5 5 Sein Herz klopfte. Oeffnete ſich nicht die Tür? Tauchte —5 5 Schatten auf, der vorſichtig nach allen Seiten Lächerlich! 8 2 Turner atmete ſchwer. Zum Teufel, er ſah Geſpenſter, Kurzmeldungen Volle Einigung der vier Mächte Erfolg der Beſprechungen in London. London, 14. Junf. Wie das Deulſche Nachrichtenbüro erfährt, haben die Beſprechungen des engliſchen Außzenminiſters Eden mit den Bokſchaftern Deutſchlands, Italiens und Frankreichs am Samskag zu einer vollen Einigung über die Voraus- ſetzungen der Bereinigung der durch den Bombenabwur auf die„Deutſchland“ geſchaffene Lage geführk. Dieſe Eini⸗ gung umfaßt den Worklaut einer an die beiden Parteien in Spanien durch den engliſchen Außenminiſter im Auf⸗ trage der vier Mächte zu richtenden Note, in der be⸗ ſtimmte Garantien gegen die Wiederholung derartiger Zwiſchenfälle für die Zukunft verlangt werden. Die Einigung iſt durch den Vorſitzenden des Nichtein⸗ miſchungsausſchuſſes ſämtlichen Mächten des Nichteinmi⸗ ſchungsausſchuſſes zur Kenntnisnahme zugeleitet worden. Die britiſche Regierung wird die Note am Montag an die beiden Parteien in Spanien abgehen laſſen. Ecuador proteſtiert in Peru Wiederaufleben des Chaco⸗Skreites? de Janeiro, 11. Juni. Die Regierung von Ecuador rte in Peru gegen den Einfall peruaniſcher Zivil⸗ gardif in Ecuador, wo die Grenzſtadt Zopotillo ange⸗ griffen und die Bevölkerung mißhandelt wurde. Es werden hier bereits Befürchtungen laut, daß dadurch der Chaco⸗ Streit neu entfacht werden könnte, an dem die Standard⸗ Oil Geſellſchaft nach einer Bemerkung der„Diarſo Noite“ nicht unintereſſiert ſei. Gefangener von Bord entführt Ueberfall auf einen italieniſchen Dampfer. Paris, 13. Juni. Am Samskag kam es im Hafen von Marſeille zu einem unglaublichen Jwiſchenfall. Marxiſtiſche Hafenarbeiter über⸗ fielen den gerade einlaufenden ikalieniſchen Dampfer„Ce. ling“ und enkführlen einen an Bord befindlichen Gefan⸗ genen. Der Ueberfall muß bis ins Einzelne raffiniert vorbe⸗ reitet worden ſein und ſpielte ſich folgendermaßen ab: Die Warenſendungen des aus Südamerika kommenden italieni⸗ ſchen Schiffes ſollten am Nachmittag ausgeladen werden. Die Hafenarbeiter verſammelten ſich zu dieſem Zweck am Schiff, aber nur ein Teil von ihnen ging an Bord. ſtürmten zu der auch als Haftzelle dienenden Krankenſtube des Schiffes, die mit sel Rio den 37 jährigen Italiener Fernando Mar heraus, der auf Grund eines Ausweiſungsbefehls der Behörden von Panama auf dieſem italieniſchen Schiff nach Genua über⸗ geführt werden ſollte, um dort den italieniſchen Behörden übergeben zu werden. Die marxiſtiſchen Hafenarbeiter eilten mit dem Befreiten zum Hinterſchiff und ließen ſich an einem langen Tau auf die Kaimauer herab, wo ſchon ein fahr⸗ bereiter Kraftwagen wartete, der mit dem befreiten Ita⸗ liener und zwei ſeiner franzöſiſchen Kumpane eiligſt davon⸗ fuhr. An der Zollſperre riefen ſie den Beamten zu:„Laßt uns durch, wir bringen einen Verletzten ins Krankenhaus.“ Die ganze Szene war in weni Die Poliz e ſofort 1. ſetzt. jede w Großer Waldbrand bei Wien Wien, 13. Juni. Auf dem Ausſichtsberg Anninger bel Wien iſt ein großer Waldbrand aufgebrochen. Das Feuer konnte zwar lokaliſiert werden, doch iſt an ein Ablöſchen des Brandes nicht zu denken. Der Schaden geht in die Zehntauſende von Schilling. Größere Aufgebote von Gen⸗ 1 haben die Annäherung von Ausflüglern verhin⸗ ert. Litauiſches Gymnaſium geſchloſſen. Polens Kultusminiſte⸗ eium hat den Einſpruch der litauiſchen Schulorganiſation Rytas gegen die ſeitens des Wilnger Schulkuratoriums an⸗ geordnete Schließung des litaufſchen Gymnaſiums in Swie⸗ ciany im Wilnger Gebiet abgewieſen. Somit wird das litauiſche Gymnaſium mit Ablauf dieſes Schuljahres ſeine Pforten ſchließen müſſen. nichts ſonſt! Die Tür hatte ſich überhaupt nicht bewegt, Was für ein Tor er war, ſich ſo zum Spielball ſeiner durch⸗ einandergerüttelten Nerven machen zu laſſen! 5 Aber jemand mußte da unten wohnen. Ein Europäer? Wer wohl ſonſt? Solche Blockhäuſer wurden nicht von Schwarzen gebaut! Noch immer verharrte Turner in ſeiner Deckung, das Haus keinen Augenblick außer acht laſſend. Und nun ſah er noch mehr. Zwiſchen den Bäumen waren Steine aufge⸗ ſchichtet. Als Bruſtwehr? Das Haus zeigte keine Fen ter, aber winzige Oeffnungen, durch die nur geringes Licht fallen konnte. Dienten ſie als Schießſchartend Etwas Unheimliches ging von der primitiven Hütte aus, etwas, über das ſich Turner nicht klar wurde und das ſich nicht in Worte faſſen ließ. Das düſtere Schweigen, nur dann und wann in unregelmäßiger Folge von Tierſtimmen unterbrochen, erhöhte nur den merkwürdigen Eindruck. 5 Aber im Blockhaus ſelbſt blieb nach wie vor alles ſtill. Nun erſt erinnerte ſich Turner der Antilopenherde und der drei Warzenſchweine, die bei ſeinem Auftauchen entſetzt da⸗ vongeſtoben waren. Niemals 1 ſich die Tiere zu fried⸗ licher Aeſung in dieſen Talkeſſel gewagt, wenn ihnen das ſtille Haus da drüben die Witterung eines Menſchen zu⸗ getragen! Alſo unbewohnt! Turner nickte und atmete gleichzeitig auf. Ja, fraglos unbewohnt! Und plötzlich erſchien ihm das Blockhaus gar nicht mehr ſo unheimlich. Vielleicht——2 f Er zögerte plötzlich nicht länger, ſondern erhob ſich und begann, den Revolver freilich noch immer in der Hand, den Abhang hinabzuklettern. Allerlei Möglichkeiten ſchoſſen 15 dabei durch den Kopf—— Möglichkeiten, die ihn fröhlich N Herrgott, ein Dach über dem Kopf war bei die⸗ em verfluchten Wetter wahrhaftig nicht zu verachten Auf der Sohle des Keſſels angelangt, hielt er noch ein⸗ mal inne und ließ den Blick mißtrauiſch umherſchwelfen, aber als er nichts Verdächtiges gewahrte, zögerte er nich länger, näherte ſich langſam, während ſeine Füße im 95 Gras 8 dem Hauſe von der Seite, während ſein Auge nach wie vor ſtarr auf die Tür gerichtet war. 25 So leiſe bewegte er ſich vorwärts, daß eine Waſſer⸗ ratte ihn erſt bemerkte, als ſein Fuß ſie faſt berührte. Quie⸗ Lend rannte ſie fort und verſchwand in Richtung des 1 1 o · A A Ü 6 ˙ ö A XK r Deen . C ö „„ Badiſche Chronik Das Hochwaſſer am Bodenſee. Kreuzlingen. Der Bodenſee und der Anterſee verzeichnen Tag für Tag ein Anſteigen des Waſſers um einige Zenti⸗ meter. Seit Mittwoch iſt die Hochwaſſergrenze erreicht. Vang⸗ ſam aber ſicher ſteigt nun das Waſſer in einzelnen Ortſchaf⸗ jen und überflutet kiefergelegenes Gelände, Keller, Parterre⸗ Räume, Gärten und Felder. Die Direktion der Schiffahrts⸗ geſellſchaft Unterſee und Rhein hat ihren Betrieb umorgani⸗ ſieren müſſen. Da die Motorboote wegen ihrer verhältnis⸗ mäßig hohen Bauart die Brücken von Stein a. Rh. und Die⸗ ßenhofen nicht mehr paſſieren können, verkehren ſie nur noch zwiſchen Konſtanz und Stein a. Rh., wo oberhalb der Brücke ein Notlandungsſteg errichtet worden iſt. Von da bis Schaff⸗ hauſen beſorgen Dampfſchiffe den Verkehr. Aus Friedrichs⸗ hafen wird gemeldet, daß der Zugang zum Gondelhafen we⸗ gen Ueberflutung geſperrt werden mußte. * Freiburg. Guchthaus und Sicherungsver⸗ wahrung.) Die 41 ria Kraus aus Freiburg hat bereits 13 Vorſtrafen hinter ſich und insgeſamt über zwölf Jahre in Strafanſtalten zugebracht. Die Angeklagte iſt eine gefährliche Diebin, vor der nichts ſicher iſt. 28 Fälle ſchwerer Diebſtähle brachten ſie nun wieder vor Gericht. Bei ihren Raubzügen ging die Frau kühn und hemmungslos vor und ſelbſt am hellen Tage fuhr ſie große Kiſten, Körbe und Säcke mit ein auf einem geſtohlenen Leiterwagen nach Ha Weihnachtszeit 1936 wurde ſie ertappt, als ſie. mit einem Brathuhn verſchwinden ließ. Die Angeklagte war in vollem Umfange geſtändig; ſie gab ſogar r Diebſtähle zu, als ihr urſprünglich zur Laſt gelegt wu Die GE roße Strafkammer verurteilte die Ange ren Zuchthaus, drei Jahren Ehr⸗ verluſt 1 mann erhiel Zubilligung des P fängnis. Lit Alter von 90 ſeines Soh linger geſtor mer von 187 (—) Lippertsreute b gräßliche Weiſe machte ein hriger, offenbar geiſtesgeſtör⸗ ter Dienſtknecht ſeinem Leben ein Ende. Er legte ſich in den Strohſchneider und ſchnitt ſich mit dem Meſſer der Maſchine die Kehle durch. S 2 derwahrung. Der mitangeklagte Ehe⸗ gung an zwei Diebſtählen unter gen 51, Abſatz 2, zwei Wochen Ge⸗ Stockach.(Veteranentod.) Im 1 iſt in Grenzach, wo er in der Familie Lebensabend verbrachte, Romuald Brein⸗ letzte der 61 Feldzugsteilneh⸗ Hemei Liptingen. en.(Selbſtmord.) Auf Einfparung von Verpackungsmaterial Der Kampf gegen jegliche Verſchwendung von Ma⸗ terial und Sachwerten, der durch den Vierjahresplan zum nationalen Gebot geworden iſt, muß ſich ſelbſtverſtändlich auch auf einen überflüſſigen Verbrauch von Verpackungs⸗ material erſtrecken. Die Aktion gegen die Verſchwendung von Verpackungsmaterial iſt eine volkswirtſchaftliche Pflicht, die die Beteiligung aller Volksgenoſſen erfordert. Verbraucher und Kaufleute können in vielfältiger Weiſe mithelfen, wirklich überflüſſige Verpackungsmittel ein⸗ zuſparen. Doppeltes und mehrfaches Verpacken der Waren ſoll möglichſt unterbleiben. Auch ſoll die Verwendung von Tüten bevorzugt werden, weil hierbei Papier und Bind⸗ faden eingeſpart werden. Die Hausfrauen können dieſe bedeutungsvolle Aktion am beſten dadurch unterſtſtzen, daß ſie künftig Einkaufstaſchen mehr als bisher mitbringen; dadurch können Waren ohne beſondere Ver⸗ packung viel bequemer mitgenommen werden. Der Kampf gegen die Verſchwendung von Verpackungsmaterial bedeu⸗ tet nicht eine Rückkehr zu primitiven oder unzureichenden Verpackungsformen, ſondern wendet ſich im Intereſſe der Volkswirtſchaft gegen den übertriebenen Ver⸗ packungsaufwand, wie er durch den„Kundendienſt“ in den letzten zehn Jahren oft überſteigert worden iſt. “ Rundfunkübertragung der Goebbels⸗Rede zur Reichstheaterwoche. Der Reichsſender Köln und die Reichsſender Berlin, Breslau, Frankfurt, Hamburg, Mün⸗ chen, Stuttgart und Saarbrücken bringen am Montag, dem 14. Juni, in der Zeit von 19 bis 19.50 Uhr Aus⸗ ſchnitte aus der Rede des Reichsminiſters Dr. Goebbels zur Reichstheaterwoche. Der Deutſchlandſender bringt die Rede in der Zeit von 19.30 bis 20 Uhr zur Sendung. Baches. Turner war jäh ſtehengeblieben. Sekundenlang klopfte ſein Herz vor Schreck wie ein Hammer, aber dann hatte er auch das überwunden. „He!“ ſchrie er, als ſeine Rechte gegen das Holz don⸗ nerte.„He! Aufgemacht! Freunde ſind da!“ Schweigen antwortete ihm.. Ein befreites Lächeln lief über Turners verſchwitzte Züge. Natürlich, das hätte er ſich denken können: Die Hütte war unbewohnt! Vielleicht hatte ſie einmal einem Jäger als Schutz vor der Unbill des Wetters gedient und war längſt wieder verlaſſen worden. Das Holz war zwar noch nicht vermorſcht, ſondern noch ſtark und feſt. Trotzdem mußte es ſchon Jahre her ſein, daß man es aufgerichtet hatte. Ein Schloß war nicht zu ſehen, dafür ein feſter Griff, den fürſorgliche Hände mit Blech beſchlagen hatten. Turner ſtreckte die Hand danach aus. Aber ſo einfach war das Oeffnen nicht. Das Holz hatte ſich verzogen. Die Tür klemmte. 5 Er entledigte ſich ſeiner Rückenbürde und verſuchte es noch einmal. Umſonſt. Zum Teufel, daß er auch nur eine Hand zur Verfügung hatte! Er riß und zerrte zog und rüttelte. Die Tür gab nach, aber den nicht auf. Erſt als er mit äußerſter Kraftanſtrengung der öffnete ſie ſich ruckartig, daß er zurücktaumelte und faſt den Halt verloren hätte. 5 Blitzſchnell zog er den Revolver. Beſſer war beſſer. Aber drinnen ertönte kein menſchlicher Ausruf. Nur drei dicke Ratten tauchten für den Bruchteil einer Sekunde in der Nähe der Schwelle auf, quietſchten und verſchwanden wie⸗ der, geblendet vom hellen Licht des Tages, im Dunkel der Hütte. Eine große Spinne hing an ihrem Faden in der Mitte der Türfüllung und glitt erſchreckt, als der ufa ſie traf, in die Höhe. Sonſt gewahrte Turner nichts. Nur Wa eee ſchlug ihm aus dem Innern des lockhauſes entgegen. 5. Dumpf wür die Luft, die ihm entgegenſchlug. Dumpf Es roch nach Moder, nach 11 Turner e. en Griff umklammerte, Aus den Nachbargauen Ludwigshafen.(Schüler ertrunken) Ein neun⸗ einhalb Jahre alter Schüler iſt im Melmweiher in Oggers⸗ heim über die durch Balken angezeigte Grenze für Nicht⸗ ſchwimmer gegan dabei ertrunken. Die Leiche wurde noch am gleiche end geländet. Am Grabe der Opfer von Rhodt Beiſetzung im Beiſein des Reichsjugendführers. Landau, 14. Juni. In Anweſenheit des Reichsjugendführers wurden am Sonntag die 10 Jungmädel des BdM, die Opfer der Natur⸗ kataſtrophe bei Edesheim, unter Teilnahme vieler Tauſen⸗ der in Rhodt unter Rietburg beigeſetzt. Sämtliche Dienſt⸗ ſtellen der Hitlerjugend und der SS hatten im ganzen Reich die Flaggen auf Halbmaſt geſetzt. Am Tage der Beiſetzung liefen in Neuſtadt an der Weinſtraße zahlreiche Telegramme an den Reichsjugend⸗ führer und die Obergauführerin Elſe Stork ein, Uu. a. ein Beileidstelegramm des Reichsminiſters Dr. Goebbels und des Reichsführers SS Himmler, der verſchiedenen Ober⸗ gauführerinnen des BdM, der Gaureferentinnen der Reichs⸗ jugendführung ſowie der Reichsreferentin Trude Bürkner Und iſt kirchenrat Roland ergriff der Jugendführer des Deut⸗ ſchen Reiches, von Schirach, im perſönlichen Auftrag des Führers und Reichskanzlers das Wort und führte u. a. aus:„Wenn es bei ſolchen Unglücken überhaupt etwas Tröſtliches gibt, ſo das Bewußtſein, daß Eure Kinder un⸗ ter der Fahne der Hitlerjugend und des Reiches ruhen und heute der Führer, Partei und Volk mit Euch an dieſem offenen Grabe ſtehen, mit Euch fühlen und mit Euch wirk⸗ lich ergriffen ſind. Das Schickſal hat nicht nur die Familien, ſondern das ganze deutſche Volk betroffen.“ Schirach ehrte die toten Jungmädel durch den Kranz des Führers und Reichskanzlers, der, wie er ſagte, der letzte Gruß Deutſchlands ſei. Ein Berg von Kränzen, gewidmet von Partei, Gliederungen, Staat, Gemeindeverwaltung und zahlreichen anderen wölbte ſich über dem Grab, das bald angefüllt war mit Blumenſpenden von Kameradinnen, Ver⸗ wandten und Bekannten. Auch am Nachmittag war die Grabesſtätte das Ziel von vielen Tauſenden, die in tiefer Ergriffenheit Abſchied nah⸗ men von den beklagenswerten Opfern der Naturkataſtrophe des 11. Juni. Halbmaſt bei den Dienſtſtellen der H. Den Jugendführer des Deutſchen Reiches erreichte die Nachricht von dem Unglück der zehn BDM.⸗Mädel im Obergau Saar⸗Pfalz in Oberbayern. Er ordnete ſofort an, daß ſämtliche Dienſtſtellen der Hitler⸗Jugend bis zum Tage der Beiſetzung Halbmaſt ſetzen. Er ſelbſt wird an der Beiſetzung der verunglückten Jungmädel teilnehmen. Worms.(Im Rhein ertrunken) Vor den Augen ſeiner Frau und ſeiner beiden Kinder ertrank beim Baden ein in den 30er Jahren ſtehender Mann, der im Rhein⸗ ſtrom bei der Sandbank an der Petersau badete. Des Schwimmens unkundig geriet er in das tiefe Waſſer und ging ſofort unter. Den dabei anweſenden fünf jungen Leu⸗ ten war ein Rettungsverſuch nicht möglich.— Ein Stück unterhalb der Petersau ertrank um die gleiche Zeit ein an⸗ derer ſunger Mann, deſſen Leiche bei Nordheim geländet wurde. Oppenheim.(Ein alter Trick) Von der Polizei feſtgenommen wurde eine ältere Frauensperſon, die mit Spitzen hauſierte und dabei wahrſagte. Dabei hatte ſie durch einen altbekannten Trick ein Dienſtmädchen, dem ſie die Ohren vollſchwätzte, um ein Fünfmarkſtück gebracht. Be⸗ zeichnend war die rührſelige Lüge der Schwindlerin, ſie ſei eine aus Warſchau ausgewieſene Kriegswitwe mit 16 Kin⸗ dern, von denen drei kürzlich geſtorben ſeien. In Wirklich⸗ keit lebt das Weib, das unverheiratet iſt und keine Kinder hat, mit einem Händler in deſſen Wohnwagen in einer nahen Großſtadt in wilder Ehe — Calchd.(Sägemühle abgebrannt.) In den Frühabendſtunden wurde die Sägemühle von Plank und Stoll in Althengſtett bei Calw von einem Großfeuer heim⸗ geſucht. An dem feuergefährlichen Inventar des Sägewerks fand der Brand reiche Nahrung, ſo daß das Eingreifen der Feuerwehr wirkungslos blieb. Die Entſtehungsurſache des Feuers, das einen Sachſchaden von etwa 30000 Mark verur⸗ ſachte, muß noch geklärt werden. Soweit bis jetzt feſtſteht, kommt Brandſtiftung nicht in Frage. — Nottenburg.(uußer Gefahr.) Bei Verwandken der Familie Doehner, die, wie berichtet, bei der Luftſchiff⸗ Kataſtrophe von Lakehurſt verunglückt iſt, traf die Nachricht von einer erfreulichen Beſſerung im Zuſtand der im Hoſpital von Lakehurſt ſchwer verletzt darniederliegenden Frau Doeh⸗ ner und ihrer beiden Söhne ein. Mutter und Kinder ſind nun⸗ mehr außer Lebensgefahr, bedürfen jedoch weiterer Kranken⸗ hausbehandlung. Wie erinnerlich, war es Frau Doehner ge⸗ lungen, ſich und ihre mitreiſenden Söhne aus dem brennen⸗ den Luftſchiff zu retten, während der Mann und eine Tochter ums Leben kamen. Die Familie befand ſich auf der Rückreiſe nach Mexiko, wo Herr Doehner bei einer Firma arbeitete. Auch Brand im Weſter wald Der mutmaßliche Schuldige ſelbſt verbrannk. Koblenz, 14. Juni. In den Staatswaldungen des Un⸗ terweſterwaldkreiſes brach ein Waldbrand aus, der große Tannenbeſtände vernichtete. Arbeitsdienſt, Feuerwehren und Zivilbevölkerung hatten mehrere Stunden Arbeit, ehe es gelang, den Brand einzudämmen. 5 N Bei en Aufräumungsarbeiten wurde die vollſtändig verbrannte Leiche eines Mannes gefunden, der eine Ton⸗ feife neben ſich liegen hatte. Offenbar iſt der Brand auf en verbrecheriſchen Leichtſinn dieſes Mannes zurückzufüh⸗ ren, der ſeinem eigenen Vernichkungswerk zum Opfer ge⸗ fallen iſt. Ein warnendes Beiſpiel! Schwerer Hagel im Rhein⸗Main⸗Gebiet Schwere Unwetter haben auch im Rhein⸗Main⸗Gebiet und vor allem im Taunus großen Schaden angerichtet. ſchaftlichen Maſchine auf dem Fel ſchaftli⸗ 5 Zlaheiges 1 Beſonders ſchwer betroffen wurde die Gegend um den eldberg. Die Bäche traten über die Ufer und führten chlamm und Geröll zu Tal. Außerdem wurde die Ge⸗ end von einem ſtarken Hagelſchlag heimgeſucht. Noch ſch gere wurden Wiesbaden und ſeine Umgebung von dem Hagelſchlag betroffen. Eisſtücke praſſelten mit ungeheurer Wucht nieder, ſo daß zahlreiche Glasdächer u enſterſcheiben zertrümmert wurden. In Bonames bei Frankfurt a. M. ſcheuten„ ein —— 8 5 8—— Nach der Grabrede des evangeliſchen Geiſtlichen Ober⸗ Als würdiger Abſchluß des Inſelf Lalcale ſeuud scliau. Der geſtrige Sonntag brachte herrliches Wetter, für einen Ausflug in die Berge des nahen Odenwaldes wie geſchaffen. Er herrſchte daher ein außerordentlich reger Ausflugsverkehr, denn die wenig⸗ ſten litt es bei dieſem Wetter zu Hauſe. Die OCE nach Heidelberg, Weinheim und der Pfalz waren überfüllt. Es wanderten auch viele hinüber zu unſerer Nachbar⸗ gemeinde Ilvesheim, die ihr Inſelfeſt abhielt, über das wir an anderer Stelle ausführlich berichten. Die Ka⸗ valleriſten zog es nach Karlsruhe, zum 7. Waffentag der deutſchen Kavallerie, und die Feuerwehrmänner krafen ſich in Lorſch. Aber auch die Sportler hatten Großbetrieb. So ſtand an erſter Stelle die 54. Oberrheiniſche Ruderregatta im Mühlauhafen, die Waldhöfer Handballer trugen das Vor⸗ ſchlußrunden⸗Rückſpiel, welche Ereigniſſe dem Opfertag des deutſchen Sportes in Mannheim das Gepräge gaben. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß die große inter⸗ nationale antibolſchewiſtiſche Schau ihre Pforten zum letzten⸗ mal öffnete. Sonderzüge brachten u. a. Beſucher aus Wein⸗ heim und Hockenheim nach Mannheim. die die Ausſtellung beſuchten. Die Strandbäder der Umgegend wieſen Maſſen⸗ beſuche auf. So beſuchten das Schriesheimer Bad etwa 3500 Perſonen; auch Ladenburg hatte bei der geſtern ſtattgefundenen Eröffnung des erweiterten Bades einen großen Zuſtrom. So, herrſchte überall ein außerordentliches Leben und Treiben, jeder hatte Gelegenheit, ſich nach ſeinem Be⸗ dürfnis zu erholen. Schattige Plätzchen waren J und bei einem kühlen geſucht Getränk ließ ſich die drückende Mittagshitze etwas vergeſſen. Viele lauſchten auch am Radio den wirklich ſpannenden Phaſen des Rennens auf dem Nürburgring. * Das Ilvesheimer Inſelfeſt. Bunter Abend, Jeſtzug und das Spiel vom Zwiebelkuchen. Der Feſtplatz am Neckar war am Samstagabend das Ziel Tauſender, die einen frohen Abend auf der„Inſel“ verleben wollten. Das Inſelfeſt hat auch in dieſer Beziehung ſchon einen guten Namen, war es doch in den beiden letzten Jahren gut beſucht und hat niemanden enttäufcht. Diesmal war es ſogar, was hiermit zum erſtenmal verzeichnet werden kann, ein Inſelfeſt ohne Regen. Der Bunte Abend am Samstag trug ſeinen Namen zu Recht; er brachte in dichter Folge die verſchiedenſten Darbietungen und dauerte bis lange nach Mitternacht. Hugo Voiſin vom Nationaltheater hatte das ſchwere Amt des Anſagers übernommen, beſonders ſchwer dann, wenn der Lautſprecher noch nicht lief und unſer Hugo mit größtem Stimmaufwand zwecklos ins Mikrophon ſprach. Er ſchickte ſich aber mit Humor darein und kündigte unverdroſſen an, was ſich da auf dem hohen Podium zeigen ſollte. Am beſten gefielen wohl die Drei Elanos, Frankfurter Parterre⸗Akro⸗ baten mit verblüffenden Leiſtungen. Ein Mitglied des Nationaltheater⸗Orcheſters, Guſtav Krenz, ſtellte ſich als Zauberkünſtler und Kylophon⸗Soliſt vor. Vom National⸗ theater waren außerdem auch einige niedliche Tänzerinnen da, die unſerem Ballett alle Ehre machten. Ein Fiſchertanz und der Radetzkimarſch fanden begeiſterten Beifall. Auch die Drei luſtigen Ilvesheimer waren wieder da und ſangen ihre frohbeſchwingten Schlager, darunter das Ilvesheimer Lied. Eine feine Sache waren die Freiübungen und das Bodenturnen des Polizeiſportvereins Mannheim. Die Damenriege des Tv. Ladenburg führte einen Marſchtanz vor. Die Nachbarſtadt Ladenburg hatte auch ihre Stadt⸗ und Feuerwehrkapelle entſandt, die unermüdlich in den Pauſen und ſpäter zur Unterhaltung ſpielte. Es war ſchon heller Tag, als die letzten Inſulaner den Heimweg antruten. Am Sonntagnachmittag bewegte ſich ein Feſtzug durch die Straßen Ilvesheims. Die Wagen und Gruppen ſtellten deutſche Volkslieder dar und waren wirklich mit großer Sorgfalt ausgeführt. Ein großes Schiff mit Namen„Froh⸗ ſinn“ rief zum Ankerplatz der„feuchten“ Inſel, ein anderer Wagen war den Minneſängern gewidmet, ein 3. dem Wan⸗ dern und des Müllers Luſt. Eine Spinnſtube, eine Jagdgruppe, Kinderreigen, der„Brunnen vor dem Tore“, alles ſtand im Zeichen eines unſerer bekannten Volkslieder. Selbſt der „tiefe Keller“ fehlte nicht, in dem wacker gezecht wurde;: das iſt nun allerdings kein Volks⸗ ſondern ein Trinklied, aber auf dem Inſelfeſt wird das nicht ſo genau genommen. Eine beſonders hübſche Gruppe war die Vogelhochzeit, von der das Pärchen ſpäter in der Halle noch einen Sonder⸗ erfolg hatte, als die kleine Braut reſolut ihren langen Schleier über den Arm hängte und mit dem ſchüchternen Bräutigam beherzt dahinwalzte. Wieder war die Halle bis auf den letzten Platz beſetzt, als Bürgermeiſter Engel ſeine Gäſte im Inſelreich, darunter Herrn Landrat Dr. Veſenbeckh, begrüßte. Es wickelte ſich dann ein kleines, heiteres Spiel ab, verfaßt von dem Ladenburger Heimat⸗ dichter Cornel Serr, das eine luftige Begebenheit mit ge⸗ ſchichtlichem Hintergrund zum Gegenſtand hatte. Als Kur⸗ fürſt Karl einmal— man ſchrieb 1682— zu ſeinem Er⸗ götzen ein Kriegsſpiel in Ilvesheim veranſtaltete und dabei einen Teil ſeiner Armee als Türken verkleidet das Schloß beſetzen ließ, ſtahl ſo ein hungriger Kümmeltürke einem Bauern ſeinen friſchgebackenen Zwiebelkuchen. Der Dieb wurde ertappt und mußte den Reſt des Kuchens heraus⸗ geben, in den ſi chdann der Bauer Hannes(Hugo Voifin) und der Kurfürſt teilten. Als der Kurfürſt bald darauf einen eiligen Gang zu machen hatte, ließ er den Hannes ſolange regieren. Der Bauer tat das ganz geſchickt; er hätte ſich und ſeinen Ilvesheimern das Paradies herbeiregiert, wenn der Kurfürſt nicht zur rechten Zeit von ſeiner wichtigen Geheimſitzung in Sachen Zwiebe kuchen zurückge ehrt wü e. So nahm die Geſchichte noch ein friedliches Ende und der ſchlaue Bauer war um etliche hundert Gulden reicher. Das Spiel wurde mit froher Laune aufgenommen, wie auch die weiteren Darbietungen des Nachmittags ein danlbares Pub⸗ likum fanden. i Der Sonntagabend brachte neben Mufikvort-ägen und⸗ dem Auftreten der drei Ilvesheimer Sänger der Jugend das Tanzvergnügen, die hierbei reichlich zu ihrem Rechte kam. So herrſchte eine ausgezeichnete Stimmung voll Humor und 5 N heutige Montag bringt einen richtigen Vo trubel auf dem Feſtplatz, und die Jugend kommt Karuſſells, Schieß⸗ und Schaubuden voll zu Verkehr brachte, wie ihn die vorhergehen geſehen hatten, findet ein Feuer des Feſtes können mit dieſe 3 5 5 N Verkehrsunfälle. Geſtern nachmittag wurde ein 65jähr. Mann, der bei der Otto⸗Beckſtraße einen Speiſeeiswagen über die Gleiſe ſchub, von einem aus Richtung Heidelberg kommenden Zug der OEch angefahren und ſo ſchwer ver⸗ letzt, daß er auf dem Transport ins Krankenhaus ſtarb. Den Verunglückten dürfte die Schuld ſelbſt treffen, da der Uebergang für Fahrzeuge aller Art geſperrt iſt.— Geſtern abend um 7.20 Uhr wurde auf der Offennburgerſtraße in Seckenheim ein 3jähriges Kind, das unbeaufſichtigt über die Fahrbahn lief, von einem Kraftrad angefahren und leicht verletzt. Sturmſchäden im Wald. Die Gewitter am Freitag abend brachten auch dem Seckenheimer Wald Schaden. Durch Sturm wurden in der„großen Stube“ etwa 12— 1400 Bäume entwurzelt und abgeknickt. Werbe⸗Abend für den Reichsluftſchutzbund. Der Schutz der Zivilbevölkerung vor den Gefahren eines Luftkrieges ſteht ſeit der Machtergreifung durch den Nationalſozialismus auch in Deutſchland im Vordergrund. Seit dem Aufruf des Herrn Reichsminiſters der Luftfahrt Generaloberſt Herm. G öring für den Eintritt in den Reichsluftſchutzbund wächſt die Zahl derjenigen, die ſich an der wirkungsvollen Durchführung des Luftſchutzes der Heimat beteiligen, zuſehends. Die Reviergruppe XVI Seckenheim der Ortsgruppe Mannheim des Reichsluftſchutzbundes will bei dieſem ge⸗ waltigen Aufbauwerk nicht zurückſtehen und wendet ſich deshalb anläßlich der Reichsluftſchutzwoche an die, geſamte Einwohnerſchaft mit der Aufforderung: Werdet Mit⸗ glied des Reichsluftſchutzbundes! Werbt für den Luftſchutzgedanken, klärt Freunde und Bekannte über die Gefahren auf, die einer ſchutzloſen Heimat von außen her drohen können. Arbeitet alle mit der Organiſation des Selbſtſchutzes, damit dieſe im Notfall den Schutz von Gut und Leben in der Heimat übernehmen kann. Für den Luftſchutz werben, im Luftſchutz mitarbeiten, heißt ſich ſelbſt, ſeinen Mitmenſchen und dem Vaterland dienen. An der Erfüllung dieſer Aufgabe mitzuwirken iſt eine nationale Pflicht, der ſich niemand entziehen kann, wenn er der Volksgemeinſchaft dienen will. Als Abſchluß der Reichsluftſchutzwoche veranſtaltet die Reviergruppe XVI am 19. Juni ds. Irs., abends 8 Uhr, in den Räumen der Schloßwirtſchaft in Seckenheim einen Werbeabend. Die Veranſtaltung bietet neben Geſangs⸗ vorträgen ein Theaterſtück„Deutſchland braucht Luftſchutz“ ſowie die Vorführung eines intereſſanten Filmes aus der Luftſchutzarbeit; anſchließend gemütliches Beiſammenſein mit Tanz. Die geſamte Bevölkerung Seckenheims iſt heute ſchon hierzu eingeladen. Aus dem Gerichtsſaal. 53jährige Händler Sig⸗ 905 in Mannheim wohn⸗ em Jahr Zuchthaus und drei Jahren Ehrverluſt verurteilt. Ferner wurde ihm die Berufsausübung auf die Dauer von drei Jahren unterſagt. 8 ßer insgeſamt 1330 kg 10 mm ſtarken Kupferdraht, die aus den Diebſtählen der Ge⸗ noſſen Schmitt und Ehmann herrührten, von dem berefts ab⸗ geurteilten Händler Orth aus Neckarau angekauft hat zu einem Durchſchnittspreis von 58 Ryfg. pro kg. Zu ſeiner Eutſchuldigung führte er an, daß er weder leſen noch ſchreiben könne und ſo völlig auf die Angeſtellten ſeines Betriebes an⸗ gewieſen ſej. Bemerkens ierfür Hauptver⸗ antwortliche, der Jude Samuel Matzel, bereits nach Pa⸗ läſtina ausgeandert iſt und es ſo für den Angeklagten ein Leichtes war, die Schuld auf dieſen zu ſchieben. Ein Teil des geſtohlenen und von Jentof gekauften Kupfers wurde in ſeinem Lager vorgefunden und beſchlagnahmt. In ſeinen Büchern wurden die Ankäuſe, die von Orth ſtammten, unter dem Namen Rhenois nachträglich mit Bleiſtift eingetragen. Rhenois hatte aber ſchon ſeit 1931 den Handel aufgegeben und Orth verfügte überhaupt über keine Handelserlaubnis. Der Angeklagte hatte einen Jahresumſatz von mindeſtens 300000 Mark. Es liegt ſehr nahe, daß er durch den Weiter⸗ verkauf des Kupfers einen beträchtlichen Gewinn erzielt hat. Frauenmörder hingerichtet Der am 1. Auguſt 1879 geborene Matthias Schirra aus Alsdorf iſt hingerichtet worden, der am 22. Februar 1937 von dem Schwurgericht in Aachen wegen Mordes zum Tode und zum dauernden Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt worden war. Schirra, der wegen zahlreicher Roheitsdelikte, unter anderem wegen Tot⸗ ſchlags, vorbeſtraft iſt, hat am 2. September 1936 ſeine Vermieterin, die ſeine Annäherungsverſuche abgelehnt hatte, aus Rachſucht ermordet. Die deutſchen Trachtengruppen in Nizza Auf Einladung der franzöſiſchen Vertretung im Inter- nationalen Zentralbüro„Freude und Arbeit“ nahmen zum erſten Mal deutſche Trachten aus verſchiedenen Gauen Deutſchlands an dem weltbekannten Blumen feet in Nizza teil. Dieſes große internationale Trachtenfeſt, das zuſammen mit dem Blumenfeſt unter dem blauen Himmel der franzöſiſchen Riviera gefeiert wurde, vereinte neben den deutſchen Trachtengruppen zahlreiche Trachtenabordnungen aus England, Belgien, Holland, der Schweiz, Oeſterreich, Tirol, Südſlavien ſowie Polen. Daneben hatten ſich die Trachtenträger aus zahlreichen Provinzen Frankreichs ein⸗ gefunden. Die deutſche Reiſegeſellſchaft wurde von der franzöſiſchen Trachtengruppe„Bella Niſſa“ herzlich empfangen. Dieſe franzoſiſche Trachtengruppe hatte den herzlichen Empfang, er ihr bei den letzten Olympiſchen Spielen in Berlin be⸗ reitet wurde, nicht bergeſſen. Noch am gleichen Abend ſtehen die Trachtengruppen auf der großen Bühne der Oper, um heimatliches Brauchtum zu zeigen. Nach den engliſchen, franzöſiſchen, belgiſchen, holländiſchen Gruppen und dem ſchwermütigen Geſang der Fiſcher von der Inſel Korſika er⸗ ſcheinen die deutſchen Trachten, von allen Seiten mit lang⸗ anhaltendem Beifall begrüßt. Die große Hakenkreuzfahne neigt ſich dankend, und im gleichen Augenblick ertönt das Deutſchlandlied, geſpielt von der Nigzaer Stadtkapelle. Wieder gab es einen großen Beifallsſturm, als die„Glot⸗ tertäler Nachtigallen“ heimatliche Lieder:„Im Schwarz⸗ wald nur möcht' ich begraben ſein“,„Im Harz ein kleines Dörfchen ſteht“,„Im grünen Monat Mai“ ſingen, die ſie wiederholen müſſen. Der Beifall reißt nicht ab, als vier ſchmucke Bayern einen Schuhplattler tanzen und drei Har⸗ zer Jodler und eine Jodlerin ihren Heimatgau im Lied er⸗ ſtehen laſſen. Nicht weniger beifallsfreudig ſind die Beſucher beim Auftreten der Schwarzwälder Trachtengruppen aus Gutach und Vorderlehengericht. Man kann ruhig ſagen, die deutſche Gruppe hat ſich in dem auserleſenen internationa- len Feld tapfer geſchlagen und beſte Eindrücke hinterlaſſen. Am Pfingſtſonntag beſuchten dann ſämtliche Teilnehmer am Trachten⸗ und Blumenfeſt die Kathedrale, vor deren Eingang der Biſchof jede einzelne Gruppe mit freundlichen Worten empfing. In deutſcher Sprache begrüßte er den Be⸗ gleiter der„Glottertäler Nachtigallen“, Herrn Hauptlehrer Bitſch. Der Biſchof gab ſeiner Freude Ausdruck, Menſchen wiederzuſehen, die er bei ſeinem einjährigen Aufenthalt in Deutſchland kennengelernt hat. Der Pfingſtſonntagnachmittag vereinte wiederum die Gruppen Frankreichs und der fremden Staaten auf einem freien Platz, wo Tänze und Lieder der einzelnen Trachtengruppen den Beifall fröhlicher Menſchen einheim⸗ ſen konnten. Muſik, Tanz und Geſang und das ſchöne Bild der prächtigen, vielgeſtaltigen Trachten im Sonnenſchein ließen keine Langeweile aufkommen. Mit der großen Blu⸗ menſchlacht auf der Promenade des Anglais ſchloß der Pfingſtſonntag. Der Pfingſtmontag brachte am Vormittag einen Feſt⸗ Jug aller In⸗ und Auslandsgruppen durch die Straßen der Stadt Nizza. Dicht gedrängt ſtanden die Menſchen und be⸗ grüßten die Vorüberziehenden mit lebhaftem Beifall. Am Nachmittag beſuchte die deutſche Gruppe die Altſtadt in Nizza. Auf freiem Platz ſpielten ſie zu einem Tanz auf, und als ſie fortgehen, wird ihnen noch lange fröhlich nachge⸗ winkt. Am Dienstagvormittag wurde vor dem Denkmal der Gefallenen des Weltkrieges gedacht. Sehr eindrucksvoll, vor einem hohen Felſen, der weit über das Meer ſchaut, ſteht dieſes ſchöne Mahnmal der Toten. Während des Liedes„Ich hatt' einen Kameraden“ und der franzöſiſchen Hymne ſtehen die deutſchen Teilnehmer mit erhobener Hand vor dem Denkmal. Für ſie legen zwei junge Bayern einen großen Kranz nieder. Der Vertreter des Bürgermeiſters der Stadt Nizza, Dr. Berreta, dankte dem Geſchäftsführer des Büros Freude und Arbeit“, Pg. Rentmeiſter⸗Berlin, in bewegten Worten für die Kranzniederlegung.„Dieſes Verhalten, die⸗ ſer Kranz und ſeine Inſchrift“, ſo ſagte er,„ſind beredſamer als eine Rede“. Das Internationale Trachtenfeſt fand ſeinen Abſchluß am Dienstagabend mit einem Zuſammentreffen im Kaſino „La Jetée“. Nicht nur bei dem internationalen Zuſammentreffen in Nizza haben die deutſchen Trachtengruppen ihr Können ge⸗ zeigt, auch in Zürich, Genf, Grenobles, Monte Carlo und Ge waren die deutſchen Trachtenträger gern geſehene Bäſte. Ueberreich an Eindrücken ſind die Deutſchen von dieſer erlebnisreichen Fahrt in ihre Heimat zurückgekehrt. Ihr Auftreten hat im Auslande einen nachhaltigen Eindruck hinterlaſſen. Die deutſchen Teilnehmer haben mit ihrem Auftreten bei dem Internationalen Trachtenfeſt in Nizza nicht nur arteigene Sitten und Gebräuche in Lied und Tanz vorgeführt, ſie haben darüber hinaus dem Ausland ein Stück Deutſchland vermittelt. Warum küſſen ſich die Menſchen. Eine kleine völkerkundliche Unterſuchung. Was iſt eigentlich der Kuß?— Die alte Witzdefinitiom am Biertiſch als„Zuſammenklappen vierer Lippen“ ſieht ihn doch zweifellos etwas zu äußerlich. Eher ſchon trlfft die geiſtreiche Formulierung zu:„Ein Kuß iſt der Aus⸗ druck eines Eindrucks durch Aufdruck mit Nachdruck.“ Tat⸗ ſächlich iſt der Kuß aber einer der geheimnisvollſten Zauber- und Weiheakte aus den Jugendzeiten der Menſch⸗ heit. Wenn zwei Krieger, verbunden durch gemeinſame Erlebniſſe, gemeinſame Kriegstaten und ⸗gefahren„Bluts⸗ brüderſchaft“ ſchließen wollten, ſo ritzten ſie wohl ihre Arme, miſchten ihr Blut in einem Becher und tranken es dann. Aber ſie konnten ſich auch küſſen und dabei den Hauch des anderen einatmen. Nach dem Glauben der Naturvölker wohnt nämlich die Seele des Menſchen in jedem Glied ſeines Körpers, jedem Haar ſeines Hauptes, ja, in ſeinem Schatten und in ſeinem Abbild. Wollte man einem Gegner, den man nicht faſſen konnte, ſchweren Schaden zufügen, ſo brauchte man ſich nur ein Bild von ihm zu machen und dieſes zu verletzen, wenn man ſich nicht gar einige ſeiner Haare be⸗ ſorgen und ſie verbrennen konnte; man glaubte dann, den Feind ſelbſt den Feuergeiſtern überantwortet zu haben. Vor allem aber galten das Blut und der Odem als der Sitz der Seele. Atmete man alſo den Hauch des anderen ein, ſo tauſchten die Küſſenden ihre Seelen und wurden ſozuſagen ein Menſch in zwei Perſonen, wie das der Ge⸗ danke der Blutsbrüderſchaft war. Da aber der Menſch durch Mund und Naſe atmen kann, ſo entwickelten ſich bei den verſchiedenen Völkern auch zweierlei Arten von Kuß, der Mundkuß und der Naſenkuß, wie man ihn heute noch bei Eskimos und Lapp⸗ ländern, aber auch bei manchen Inſelbewohnern des Fer⸗ nen Oſtens und des Stillen Ozeans findet. Ob man die Lippen aufeinanderdrückt oder die Naſen aneinander⸗ „reibt“, bleibt ſich gleich, die Hauptſache, daß einer des anderen Atem in ſich aufnehmen kann. Sollte alſo ein Fremder in einen Stamm oder gar in eine Sippe auf⸗ genommen werden, ſo war die Vermiſchung des Blutes oder der Kuß mit Mund oder Naſe die Bekräftigung und eigentlich der Kern des heiligen Aktes, durch den er ein Sohn und Abkomme der Stammesgottheit oder der Sippenahnen wurde. Ein ganz ähnlicher Brauch findet ſich noch im germaniſchen Altertum und Mittelalter: Wollte ein ſtreitbarer Jüngling ſich der Gefolgſchaft eines reiſigen Recken anſchließen, ſo wurde er durch einen Kuß des Helden ſein Bruder und in den Treubund ſeiner Man⸗ nen aufgenommen. Auch wer im Mittelalter ein Lehen erhielt, wurde von ſeinem Lehnsherrn durch einen Kuß ihm verbunden. Und wenn dem modernen Menſchen die urſprüngliche Bedeutung des Kuſſes faſt ganz verloren gegangen iſt, ſo kennt doch auch er Gelegenheiten, wo der Kuß den Abſchluß inniger Gemeinſchaft verſinnbildlicht, zum Beiſpiel der Brautkuß, wenn Vater und Mutter dem jungen Paar zur Verlobung den Segen gegeben haben. Und es iſt wohl kein Zufall, daß in den verhältnismäßig kleinen und abgeſchloſſenen Bezirken, wo ſich der Naſen⸗ kuß erhalten hat, dieſer auch nur in ſeinem urſprünglichen Sinn gegeben wird. Alle die Abarten des Kuſſes dagegen, die ſich heraus⸗ gebildet haben, als ſein tiefer Sinn längſt vergeſſen war, hat der Naſenkuß nicht mitgemacht. Während die Etikette der Fürſtenhöfe und die Höflichkeit der Salons aus dem Lippenluß einen Handkuß machten, bei dem der Kavalier ſeinen Atem nur auf den Handſchuh der Dame hauchen durfte, während man einem Kind feierlich einen Kuß auf die Stirn drückt oder einem Mädchen höchſtens ein „Buſſerl“ auf die Wange, iſt es den Eskimos nie ein⸗ gefallen, jemand mit ihrer Naſe auf die Wange zu reiben. Und erſt recht wäre es ihnen wohl als Unſinn vorgekom⸗ men, hätte ein größenwahnſinniger Herrſcher von ihnen verlangt, ſie ſollten mit der Naſe ſeine Zehen berühren oder ſie in den Sand vor ſeinem Throne ſtecken. Wann hat der Lippenkuß ſeinen magiſchen Sinn ein⸗ gebüßt, um zum Ausdruck ſklaviſcher Unterwürfigkeit unter orientaliſchen Deſpotismus oder zu einer Geſte ſeelenloſer Galanterie zu werden? Die Griechen haben offenbar noch eine hohe Meinung von der Bedeutung des Kuſſes gehabt, denn ſie haben ihn noch nicht einmal bei Flirt und Liebes⸗ abenteuer angewendet. Bei den großen Dichtern der grie⸗ chiſchen Frühzeit, bei Homer, Heſiod, die doch ziemlich ein⸗ gehend Liebesgeſchichten zu berichten wiſſen, ſucht man jedenfalls vergeblich danach, daß ſich Prris und Helena geküßt hätten oder auch Zeus hinter Heras Rücken der Dange, Alkmene oder Europa Küſſe geſchenkt hätte. Auch Schließlich finden wir auch in der Heiligen Schrift, in der Leidensgeſchichte Chriſti die hohe Auffaſſung von der Bedeutung des Kuſſes: Spricht nicht tiefſte Entrüſtung und Abſcheu vor dem Mißbrauch dieſes Zeichens der innerſten. Vertrautheit von Meiſter und Jünger daraus, wenn Chriſtus zu Judas ſagt:„Mit einem Kuſſe verrätſt du den Menſchenſohn?“ Dr. J. R. Evang. Fiauenbund, Müm.⸗Gechenhein. 4e, Der Ausflug nach Wimpfen findet bei jeder Witterung am Mittwoch, 16. Juni ſtatt. Abfahrt ¼8 Uhr an den Planten. kann Ausläufer ſofort eintreten. Meersburgerstr. 40 Addams Geschäits-Eröfinung. Den Hausfrauen bringe ich hiermit zur Kenntnis, daß ich im Hause Kloppenheimerstr. 89 eine N l eingerichtet habe. Ich bitte die Hausfrauen, bei mir einen Versuch mit dem Mangen ihrer Wäsche zu machen und sie Werden, durch Leistung und Preiswürdigkeit überzeugt, dauernde Kunden werden. Eva Spaun geb. Hanf. Ae eee a liefert in jeder Größe Druckerei des„Neckar-Bote“ Hiummiſlon pol f 3 Inmelcungen u Aufnuhmebeuin gungen bei den onsgmppen der kit fruensthort- Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Montag, 14. Juni: Miete G 26 und 2. Sondermiete G 13 und für die NS.⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 127 bis 129: Towariſch. Komödie von Jacques Deval, Deutſche Bearbeitung Curt Goetz. Anfang 19.30, Ende 21.45 Uhr. Dienstag, 15. Juni: Miete C 26 und 2. Sondermiete E 13 und für die NS.⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 130 bis 132: Winter m ärchen, von Shakeſpeare. Anfang 19.30, Ende nach 22.30 Uhr. Mittwoch, 16. Juni: Miele H. 26 und 2. Sondermiele H 13 und für die NS.⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 545 bis 550: Pygmalion. Kombdie von Bernard Shaw. Anfang 20, Ende 22.30 Uhr. Donnerstag, 17. Juni: Miete E 26 und 2. Sondermiete E 13: Zum erſten Male: Der Hakim weiß es. Ko⸗ mödie von Rolf Lauckner. Anfang 20, Ende etwa 22.30 Uhr. ö Im Neuen Theater(Roſengarten): 5 a Montag, 14. Juni: Vorſtellung für Erwerbsloſe(ohne Kartenverkauf: Muſikaliſcher Komödien⸗Abend. Die Angeratene Tochter, Ballett von Caſella; Gian⸗ ni Schiechi, Oper von Puceinf; Der Dreispitz, Ballett von Manuel de Falla. Anfang 20.15, Ende 22.30 Uhr.„VCVNCVf Mitt woch 16. Juni Für die NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft Durch Freude“ Mannheim: Muſikaliſcher Komödienabend: Die ungeratene Tochter, Ballett von Caſellaz Gianni Schicchi, Oper von Puccini; Der Drei⸗ 55 1 5 8 von Manuel de Falla. Anfang 20, Ende 8 T.