N i. num⸗ der Auf⸗ item ger⸗ ren⸗ 101 uß den. teue D. ſahr Iden ſein inſt⸗ ab⸗ Iro⸗ gen⸗ in Nei⸗ ird. ver⸗ den, der her. lug luß dem straße Nr. 136 Neckar⸗Vote(2. Blatt) Dienstag, 15. Juni 1937 brei und einem gewaltigen Die Schüſſe von Moskau Das Ende des Marſchalls Tuchtaſchewſki wirft ein Licht auf die Schurkerei und das Verrätertum, die zu den Grundlagen der bolſchewiſtiſchen Diktatur gehören. Es iſt noch gar nicht lange her, da ſtand Tuchatſchewſki, der den Marſchallſtab aus der Hand Stalins empfangen hatte, auf dem Marsfelde in Paris. Ihm zu Ehren wurde eine große militäriſche Parade veranſtaltet, und der Generalſtabschef Gamelin ſtand an ſeiner Seite, um ihm die Kraft der Armee Frankreichs vorzuführen. Und nun iſt dieſer Mann mit ſie⸗ ben ſeiner Kameraden vor ein Kriegsgericht geſtellt worden, das hinter verſchloſſenen Türen tagte, und nach dem, was verlautet, iſt ihm gleich ein ganzer Katalog von Verbrechen vorgeworfen worden. Das Schlimmſte und Entſcheidendſte iſt aber die Auflehnung gegen den Kaukaſier Stalin gewe⸗ ſen. Tuchatſchewſki hat nicht in allem ſo gewollt, wie Stalin, der Allmächtige der Sowjetunion gewollt hat und das wurde ſein Verderben. Da zählten die früheren Verdienſte nichts, die ſich der Marſchall beim Aufbau der Roten Armee er⸗ worben hatte. Es war vergeſſen, daß Tuchatſchewſki über den gegenrevolutionären Koltſchak im Ural und in Sibirien geſiegt hatte. In dieſer Stunde war auch der Sieg über den gefährlichen General Denikin ausgelöſcht. Daß der Feldzug gegen Polen nicht zu einem Siege führte, daran war Tu⸗ chatſchewſki nicht ſchuld. Das Wunder an der Weichſel wurde durch den franzöſiſchen General Weygand herbeigeführt. Tuchatſchewſki hat eng mit Trotzki zuſammengearbeitet, und vielleicht iſt ihm das jetzt mit zum Verderben geworden. Im Jahre 1930 kam er in die höhere Führung und wurde Kom⸗ mandant des weſtlichen Militärbezirks. Tuchatſchewfki, der nun auch zum Stellvertreter des Apes Woroſchi⸗ low ernannt wurde, war dazu auserſehen, im Falle eines 1 das Kommando über die geſamte Rote Armee zu ühren. Soviel Ehre und nun ein ſolches Ende! Es hat dieſem Leutnant aus altadligem ruſſiſchen Geſchlecht nichts genützt, daß er, der 1915 durch Mackenſens Truppen gefangen ge⸗ nommen war, 1917 aus Ingolſtadt entfloh, und, in Ruß⸗ land angekommen, ſo ſchnell wie möglich ſeine Vergangen⸗ heit abſchwor und ſich den kommuniſtiſchen Idealen zu⸗ wandte. Nach einer glänzenden militäriſchen Laufbahn iſt ihm jetzt Verrat, Spionage und Sabotage zur Laſt gelegt worden. Wenn alle die Sabotageakte wahr wären, die den in der Sowjetunion Verurteilten zugeſchrieben werden, dann müßte in dieſem Lande gewiſſermaßen ſchon kein Stein auf dem anderen mehr ſein. Das Ende des Marſchalls Tuchat⸗ ſchewski iſt auch ein mahnendes Zeichen für die kri⸗ ſenhafte Entwicklung, die die Dinge in der Sowfetunion ge⸗ nommen haben. Wie die Dinge wirklich ſtehen, das weiß nie⸗ mand und kann niemand wiſſen, wohl aber kann es ge⸗ ſchehen, daß es morgen Ueberraſchungen in der Sowjetunion gibt, von denen man ſich heute noch nichts träumen läßt. Es iſt für einen Staat und für einen Staatschef doch gewiß keine Kleinigkeit, ſeinen oberſten Armeekommandanten ver⸗ urteilen und erſchießen zu laſſen. Das alles ſind chaotiſche Zeichen, die auch ihre Wirkung auf das Ausland nicht verfehlen werden, und beſonders in Frankreich hat man ſehr genau die Schüſſe gehört, die jetzt in Moskau gefallen ſind. Wir haben an anderer Stelle bereits einige bezeichnende franzöfiſche Stimmen zitiert, de⸗ nen wir noch eine maßgebliche polniſche Aeußerun hinzufügen wollen. Der„Illuſtrierte Krakauer Kurier“ ſchreibt, heute müſſe jeder zu der Ueberzeugung gelangen, daß die Sowjetunion nach 20 Jahren kommuniſtiſcher Herr⸗ ſchaft vor dem völligen Zuſammenbruch und dem völligen inneren Verfall angelangt ſei. Aber auch auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen könnten die letzten Ereigniſſe nicht ohne Folgen bleiben. Welch einen Wert als Partner, als politiſcher und militäriſcher Bundesgenoſſe, ſo fragt das Blatt, könne ein Staat haben, in dem faſt ſämtliche, jahre⸗ lang an der Regierung Beteiligten als Spione, Saboteure oder Verſchwörer erſchoſſen worden ſeien. Die Enthüllung des Bankrotts des ſowjetiſchen Syſtems müſſe heute weit⸗ reichende praktiſche Folgen haben, wo Sowjetrußland ſtän⸗ diges Mitglied des Völkerbundsrates ſei und wo die Diplo⸗ matie einiger Mächte zwei Jahre lang alles getan habe, um unter dem Deckmantel der kollektiven Sicherheit weitere Konzeſſionen zugunſten der Mitarbeit Sowjetrußlands in Europa machen. 5 7 2 2..— an Kuala Nomen ad Deutscha OHSHU ran BERT ON, 24 Wohl oder übel mußte Peter Dorn ſich entſchließen, die Verfolgung des entflohenen Freundes zu unterbrechen. Einer der beiden Askari, die ihn und ſeinen Boy begleite⸗ ten, hatte ſich einen Dorn in den nackten Fuß getreten und war zum Marſchieren nicht mehr zu gebrauchen. Er bog alſo von Turners Fluchtweg ab und erreichte nach achtſtün⸗ digem Marſch, während dem ſich der verletzte Schwarze auf ihn und ſeinen ſchwarzen Kameraden ſtützte, ein klei⸗ nes Eingeborenendorf, in dem ihr Erſcheinen unter den zahlreichen Weibern rieſige Aufregung hervorrief. Männer waren ſo gut wie keine zu ſehen, weil die meiſten ſich als Träger bei der Schutztruppe verdingt hatten. Trotzdem ge⸗ lang es Peter, einen Schwarzen aufzutreiben, der ihm für ſeine Zwecke geeignet ſchien. Ein etwa dreißigjähriger Mann mit ſauberem Lendentuch war es, der verſicherte, ſchon viele bwanas auf ihren Reiſen durch den Buſch be⸗ gleitet zu haben Er war groß, beſaß außergewöhnlich breite Schultern und ein erſtaunlich gutes Gebiß, das ſich beim Lachen in voller Pracht. 1 1 5 i i jch das dargereichte Mahl, das aus. Begleiter ließen ſich 9 11 ae geen munden. Als Gegengeſchenk ließ er den eibern drei Kon⸗ ſervenbüchſen 55 die ſie ſogleich mit ſpitzen Steinen öffne⸗ ten, ohne einen Augenblick über den Inhalt der Doſen im Zweifel zu ſein, weshalb Peter 1 nicht länger zwei⸗ felte, daß das Dorf ſchon öfter den Beſuch weißer Männer empfangen hatte. f Ein wolkenbruchartig niedergehender Regen verzögerte den Aufbruch und ließ Peter ſchließlich den Entſchluß faſ⸗ ſen, die Nacht, die ohnehin nicht fern war, im im Dorfe zu verbringen. Man führte ihn in eine Lehmhütte, die vor Unrat ſtarrte. Immerhin bot ſie Schutz vor der Näſſe und Er ſchlief tief und feſt, erhob ſich am nächſten Morgen frisch 15 ausgeruht und trieb ſeine 1 Geſellſchaft zur Eile an. Nach einem Imbiß, wobei der un⸗ vermeidliche Kaffee nicht fehlte, brachen ſie auf und erreich⸗ ten bereits nach fünf Stunden den Ort, an dem ſie geſtern pom Wege abgebogen waren,. g Recht aufklärend iſt auch die Schilderung der Lage in Rußland aus der Feder eines Sonderkorreſpondenten der Daily Mail“. Das Chaos breite ſich über das Land aus. Maſſenarreſte und Hinrichtungen, Aufſtände und Streiks in Stadt und Dorf fänden überall ſtatt. Eine unter der Herr⸗ ſchaft des Verdachts morſch werdende Rote Armee— das ſei das Räterußland von heute. In dem Bericht heißt es weiter, daß die Verhaftungen, Verbannungen und Hinrich⸗ tungen höchſter Funktionäre der Kommuniſtiſchen Partei, der Sowjetregierung, der Induſtrie und der Parteiorgani⸗ ationen, ſowie der Armee ihren Eindruck auf Arbeiter und Bauern nicht verfehlt hätten. Jeder Arbeiter werde erſucht, ſeine Nachbarn zu beſpitzeln. Söhne müßten ihre Väter und Väter ihre Söhne denunzieren. Wütende Volksmaſſen hätten die Hauptqnartiere der GPU in Ro⸗ ſtow, Gorki und anderen Städten geſtürmt. Die Förderung der Donez⸗Kohlenbergwerke ſei um 40 v. H. niedriger als noch vor einem Jahr. In der Eiſen⸗, Stahl⸗ und Naphtha⸗ Induſtrie ſei der Niedergang nicht geringer. Die früheren Betriebsführer ſeien entweder verbannt oder erwarteten in GPu⸗Kerkern ihr Schickſal. Die Demoraliſierung pflanze ſich von den Städten in die Dörfer fort, ſo daß das Polit⸗ büro bereits die„Wahlen“ vom Auguſt auf November habe verſchieben müſſen. Ein bedeutſames Zeichen dafür, daß die Sowſfetgewaltigen ſich ſelbſt unſicher fühlten, ſei die Anwei⸗ ſung an die„Intouriſt“⸗Vertreter im Ausland, einſtweilen keine weiteren Reiſen nach der UdSSͤ zu organiſieren. In Moskau würden, heißt es in dem„Daily Mail“⸗Bericht wei⸗ ter, ſchon Vermutungen angeſtellt, wer als nächſter„dran⸗ kommen“ werde, ob Woroſchilow, der die Rote Armee kon⸗ trolliere, ob Blücher mit ſeiner 300 000 Mann ſtarken Armee im Fernen Oſten, oder Jagew, den Stalin wegen der Gpu fürchte. Marſchall Blücher ſei an dem Tag von Sioi. rien nach Moskau gerufen worden, an dem Gamarnik Selbſtmord beging Im Kreml habe Blücher dann eine leb⸗ hafte Auseinanderſetzung mit Stalin gehabt, der ihn beſchul⸗ digt habe, im Fernen Oſten eine ſelbſtändige Armee zu or⸗ ganiſieren, um ſich zum Diktator von Sibirien zu machen. lücher habe aber Stalin ſpäter doch ſeine Treue verſichert. Daraufhin habe Stalin erklärt, er müſſe dieſe Treue dadurch beweiſen, daß er über Tuchatſchewſki zu Gericht ſitze und ihn zum Tode verurteile. Das habe Blücher getan. In einem Zuſatz fag die Schriftleitung der„Daily Mail“, in der ganzen Geſchichte gebe es keine Parallele für die Schlächtereien des Moskauer Regimes. Man müſſe fra⸗ en, ob es angeſichts dieſer Lage noch möglich ſei, daß in ngland auch nur ein Funken von Sympathie für die un⸗ menſchlichen Henkersknechte der Sowjetunion übrig bleibe. Im Zeichen des Transozeandienſtes Geſchäftsbericht der Lufthanſa.— Ein neues Langſtrecken⸗ Hochſeeflugzeug. Berlin, 15. Juni. 8 Die Deutſche Lufthanſa AG, Berlin, legt ſoeben 915 Bericht für das Geſchäftsjahr 1936 vor. Die anhaltende Auf⸗ wärtsentwicklung hat auch im abgelaufenen 1 55 in einer Weiſe fortbeſtanden, die deutlich zeigt, wie der Luftverkehr immer mehr in die ihm geſtellten Aufgaben hineinwächſt und wie die Wirtſchaft in immer zunehmenderem Maße au großen Vorteilen der Handelsluftfahrt Gebrauch macht. Das bedeutſamſte Ereignis des abgelaufenen Jahres, ſo heißt es im Bericht u. a. war die Aufnahme der planmäßi⸗ gen Verſuche zur Schaffung eines regelmäßigen Luftpoſt. dienſtes Deutſchland. Nordamerika. Nach der erfolgreichen Erſchließung des Südatlantik durch das Verkehrsflugzeug mit Hilfe der ſchwimmenden Flugſtützpunkte lag es nahe, nunmehr auch den mekeorologiſch weit ſchwierigeren Nordatlankik e 5 überwinden. Im Herbſt 1936 wurden zwei Dornier⸗Do⸗18⸗Flugboote ſowie der ſchwimmende Flugſtützpunkt„Schwabenland“ für die erſten Verkehrsflüge über den Nordatlantik bereitgeſtellt. Dabei ſollten die bei⸗ den ſüdlichen Fluglinien von Europa nach Amerika erkun⸗ det werden, und zwar der Weg Liſſabon—Newyork und Liſſabon—Azoren— Bermudas—Newyork. Sämtliche vier Hin- und Rückflüge, d. h. insgeſamt 8 Ozeanüberguerungen, wurden nach einem vorher feſtaeleaten Plan auf verkebrs⸗ u verfolgen wäre eine Mühe geweſen, die ſich wahr: ſcheinlich kaum gelohnt hätte, aber da Peter die Karte bei ſich trug, die Turner durchgepauſt hatte, war es auch nicht nötig, koſtbare Zeit mit der Auffindung von Spuren zu verlieren. Doch manchmal ſtießen ſie von ſelbſt auf Kenn⸗ zeichen, die nur zu deutlich verrieten, daß ſie auf dem rech⸗ ten Wege waren, denn die Spuren, die Turners Buſch⸗ meſſer hinterlaſſen hatten, waren zu friſch, um bereits wie⸗ der vernarbt zu ſein. Als die Nacht anbrach, hatten ſie ihr kleines Lager auf einer von undurchdringlichem Geſtrüpp beſtandenen Lich⸗ tung aufgeſchlagen, auf der ſie von Raubzeug e blieben. Regen tropfte vom Himmel—„Armer Kerl!“ fuhr es Peter durch den Kopf, wenn er an Jimmy dachte. Als der neue Tag anbrach, waren ſie bereits wieder auf den Beinen. Allzu groß konnte JIimmys Vorſprung nicht mehr ſein. Heute vielleicht noch, ſpäteſtens aber mor⸗ en mußte er eingeholt ſein! Vorſicht war alſo nötig, denn Jimmy mußte überrumpelt werden, ſonſt ſchlug er einen Haken und war verſchwunden auf Nimmerwiederſehen. Nur ſo lange er nicht ahnte, was für eine Dummheit er durch das Hinterlaſſen der durchgepauſten Karte gemacht hatte, beſtand Ausſicht, ihn einzufangen. Plötzlich öffnete ſich vor ihnen der Blick auf einen träge bahnte en den Fluß, aus deſſen ſchlammigem Waſ⸗ ſer da und dort, wie Baumſtämme anzuſehen, die bewe⸗ gungsloſen Leiber großer Krokodile ragten. Der neu angeworbene Schwarze hatte bisher den Marſch mitgemacht, ohne den geringſten Anlaß zu irgendwelcher Klage zu geben. Nun aber bat er zitternd, der bwana möge ihn umkehren laſſen.. 8 Es waren nicht die Krokodile, die ihn erſchreckten, o nein, es war das Tal des böſen Zauberers, vor dem ihm grauſte. Peter wurde nicht zornig. Er kannte ſeine Leute zu ut. Wenn dieſe braven Burſchen mit ſolchen Geſchichten an in⸗ gen, half nur eins: gutes, freundliches Zureden. Und dar⸗ auf verlegte er ſich denn auch; aber der Schwarze ſchüttelte ſich vor Angſt und wußte eine rätſelhafte Geſchichte zu er⸗ erzählen. 5 Jenſeits des Fluſſes, den ſeit Jahren kein i des Dorfes zu überſchreiten wagte, hauſte ein weißer Zau⸗ berer, der jeden Menſchen, der es wagte, ſich zu nähern, Lippen. Schau einer an! mäßiger Grundlage unternommen. Dabei haben das flie⸗ gende Material ſowohl als auch die techniſchen Hilfseinrich⸗ tungen ſowie die Beſatzungen der Flugboote und des Flug⸗ ſtützpunktes eine Probe beſtanden, die mit Recht in der ganzen Welt ungeteilte Anerkennung gefunden hat. Inzwi⸗ ſchen iſt ein viermotoriges Langſtrecken⸗Hoch⸗ ſeeflug zeug Ha 139 entwickelt worden, das im Som⸗ mer 1937 bei der Fortſetzung der Verſuche eingeſetzt werden ſoll. Ferner wird der noch im Bau befindliche vierte ſchwim⸗ mende Flugſtützpunkt, das Motorſchiff„Frieſenland“, bis zu dieſem Zeitpunkt fertiggeſtellt ſein. So ſind die techni⸗ ſchen und organiſatoriſchen Vorausſetzungen für die Auf⸗ nahme eines Luftpoſtverkehrs zwiſchen Deutſchland und den Vereinigten Staaten geſchaffen, und die Deutſche Lufthanſa hofft, daß nunmehr auch die politiſchen Vorausſetzungen bald geſichert ſein werden. Im planmäßigen Dienſt führt die Lufthanſa, wie vor⸗ geſehen, 75 Flüge über den Südaklankik durch. Das Poſtaufkommen im Südatlantikverkehr iſt wei⸗ terhin beträchtlich angeſtiegen. Die aroße deutſche Luftver⸗ tehtsbelwinbung nach dem Fernen Oſten konnte leider auch 1936 nicht verwirklicht werden. Die politiſchen Verhältniſſe laſſen eine unmittelbare Streckenführung immer noch nicht zu, dagegen wurden praktiſche Vorarbeiten zur Erſchließung eines anderen Flugweges geleiſtet.— Die deutſch-chineſiſche Luftverkehrs⸗Geſellſchaft„Euraſia“ konnte im abgelaufenen Jahr ihr innerchineſiſches Netz weiter ausbauen und gute Beförderungsleiſtungen erzielen. 8 Die geſamte Flugleiſtung liegt mit 15.52 Millionen Kilometern um 15,1 Prozent über dem Vorjahr. Im Plan⸗ verkehr hat die Anzahl der Fluggäſte mit 232 061 um 41.5 Prozent zugenommen, die Fluggaſt⸗Kilometerziffer liegt mit 85.60 Millionen um 37.9 Prozent über dem Vorfahr. An Gepäck wurden 0,37 Millionen Kilogramm(plus 31,1 Prozent), an Fracht 1,32 Millionen Kilogramm(plus 11,1 Prozent) und an Poſt 2,05 Millionen Kilogramm(plus 110 Prozent) befördert. Bei dieſen Ziffern fällt insbeſondere die außergewöhnlich ſtarke Zunahme der Poſtbeförderung auf. Dieſe Entwicklung wird ſich auch in Zukunft fortſetzen. Die Lufthanſa ſtrebt in dieſem Zuſammenhang an den ge⸗ ſamten Luftpoſtzuſchlag fortfallen zu laſſen, Schon heute iſt die Reichspoſt dazu übergegangen, in verſchiedenen Fällen zeinfache“ Poſt per Flugzeug zu befördern, wobei ſelbſtver⸗ ſtändlich niemand Anſpruch auf eine Beförderung per Flug⸗ zeug erheben kann wenn er ſeine Poſt nicht dementſpre⸗ chend frankiert hat. Die Tatſache, daß die Frachtladung mit der erhöhten Flugleiſtung nicht Schritt halten konnte, liegt insbeſondere an den immer noch beſtehenden Hemmniſſen im zwiſchenſtaatlichen Güteraustauſch. Wenn trotzdem ge⸗ genüber dem Vorjahr ein Fortſchritt erzielt wurde, muß ae ein Zeichen der ſtetig wachſenden Bedeutung des 5 e für Handel und Wirtſchaft geſehen wer⸗ en. Diskonterhöhung in Frankreich Paris, 14. Juni. Die Bank von Frankreich hat am Mon⸗ tag ihren Diskontſatz, der am 28. Januar ds. Is. um 2 v. H. auf 4 v. H. heraufgeſetzt worden toar, um weitere 2 v. H. auf 6 v. H. erhöht. Ferner iſt der Zinsſatz für Vorſchüſſe auf Wertpapiere von 5 v. H. auf 7 v H. und der Zinsſatz für 30⸗Tage⸗Kredite von 4 v. H. auf 6 v. H. erhöht worden. * Die Meldung von der Diskonterhöhung der Bank von Frankreich kommt in Hinblick auf die Gerüchte von einer bevorſtehenden neuen Frankentwertung nicht überraſchend. So kündigte der„Excelſior“ an, daß wichtige finanzielle Ereigniſſe in Vorbereitung ſeien Die zurzeit noch in Aus⸗ arbeftung befindlichen neuen Finanzprojekte Vincent⸗ Auriols werden höchſtwahrſcheinlich am Dienstag oder Donnerstag im Parlament eingebracht werden. Ueber den Inhalt dieser Vorlagen werde here Zurückhaltung be⸗ wahrt, doch ſo viel man wiſſe, herrſchen zwiſchen Leon Blum einerſeits und Kriegsminiſter Daladier und den an⸗ deren radikalſozialen Miniſtern ziemliche Meinungsver⸗ ſchiedenheiten, die man ſich bemühen werde, im Kabinetts⸗ rat auszugleichen. In der Kammer dürfte die Vorlage ſe⸗ doch eine Mehrheit finden in grunzende Warzenſchweine verwandelte.„Ja, bwana, grunzende Warzenſchweine! Statt zwei Auſgen hat er nur eins, aber dort, wo das zweite eigentlich ſitzen ſollte, trägt er ein unheimliches ſchwarzes Viereck. Die Krokodile ſind ſeine Freunde, denn wenn ſie Hunger haben, bringt er ih⸗ nen Warzenſchweine, die früher einmal Menſchen waren. Drüben, bwana, der dichte Wald, o, er iſt voll ſchrecklicher Geheimniſſe. Nur einer aus dem Dorfe hat es gewagt, ihn zu betreten. Er gelangte an ein Tal, durch das ein Bach fließt, und dort ſteht des Zauberers Hütte. Ringsherum aber hat er ſeine böſen Tiere aufgeſtellt. die ihr Maul weit aufreißen Eine junge Antilope kam, klirr, ſagte das ſchreck⸗ liche Maul und klappte zu und das Tier konnte nicht mehr fort. O, bwana, laß mich heimkehren zu den Meinen, denn da drüben——“ Dorn ſchüttelte den Kopf. Sollte ſich wirklich ein Fal⸗ lenſteller in dieſe Wildnis verirrt haben? Ausgeſchloſſen war es nicht. Seine Neugier erwachte. Vielleicht ſtieß er gar auf einen Bekannten aus Daresſalam? Dann verneinte er aber raſch wieder den Einfall. Es war doch Krieg! Der Mann konnte doch ſchließlich nicht Jahre im Urwald hauſen! Immerhin reizte es ihn, dem„Tal des böſen Zauberers“ einen Beſuch abzuſtatten, zumal ein ſolches Unterfangen keinen Umweg darſtellte. Er fing alſo an, dem bebenden Schwarzen in aller Ruhe die Geſchichte zu erklären. Ein weißer Mann, gut. Aber von wegen Warzen⸗ ſchweine und ſo— nein, mein Freund. Und das mit dem ſchrecklichen Maul—— jedenfalls erklärte er breit und aus⸗ führlich, lachte dabei und brachte es wirklich nach einiger Zeit unter Aufbietung grenzenloſer Geduld fertig, die Angſt des Eingeborenen zu erſticken. Zwar würde er f h bleiben, aber das Grauen war gebannt, und darauf kam es ja letzten Endes an. „Bwana, hier!“ rief Maziwa, ſein Boy, und zeigte er⸗ regt auf einen der Büſche. 5 Peter trat intereſſiert näher. Ein Pfiff entfuhr ſeinen 25 Wie lange mochte es her ſein, daß hier ein recht ſtumpfes Buſchmeſſer den Zweig aus dem Buſch geſchlagen hatte? Er unterſuchte die Aſtwunde enau und ſtellte nach eingehender Prüfung feſt, daß der weig vor höchſtens zwölf bis ſechzehn Stunden abge⸗ ſchlagen worden ſein konnte— fraglos zum Schutz gegen die Krokodile, ein altbekanntes und bewährtes Mittel, um die trägen Reptile zu verſcheuchen. Die schlafende Stadt in der Wüſte ben Hedins größtes Entdetkungs⸗Abenteuer (7. Fortſetzung.) Jeder Schritt vorwärts war ein Heldenkampf. Lager⸗ ten ſich die Männer, ſo begannen ſie ſchon zu derilieren, träumten davon, ſie längen am Ufer eines Sees, herrlich klopften die Wellen, Waſſer labte die verdorrten Gaumen. So ging es Tag für Tag: vorwärts. Aus der Kara⸗ wane war ein wankender Leichenzug geworden. Man verſuchte es mit Brunnengraben. Die zu Tode erſchöpften Menſchen wühlten ſich in den Sand ein, ſtießen auf eine Lehmſchicht— die wurde feucht— Waſſer, Waſſer! Man grub fiebrig; die letzten Kamele lagerten am Rande des Loches und ſtarrten ſehnſüchtig hinein. Bis nach Stunden die Lehmſchicht durchſtoßen war und— man wieder nur Sand fand! Das Todeslager Man ließ die noch am meiſten entbehrlichen Laſten zurück, um den letzten Kamelen unnötige Qualen zu er⸗ ſparen. Immer höhere Dünen. Und wieder Sandſtürme von unbegreiflicher Stärke. Man hatte Mühe, die Kara⸗ wane zuſammenzuhalten; wer zurückblieb, war verloren, denn die Stürme verwehten ſofort jede Spur. Die mei⸗ ſten Tiere waren tot, auch die Schafe. Waſſer gab es längſt nicht mehr. Die Männer waren Sterbende. Halb⸗ wegs aufrecht hielten ſich noch Hedin, Iſlam Bai und Kaſim. Faſt alle Laſten waren abgeworfen worden— wer ſollte ſie auch noch tragen? So lagerte man am . Mai— Hedin nennt dieſe furchtbare Raſt noch heute das Todeslager: Schritt für Schritt krochen die letzten Ueberlebenden vorwärts durch den Sand. Dann verſagte auch Iflam Bai, brach zuſammen, ſprach nicht mehr. Hedin hieß ihn alles opfern und ſeinen Spuren folgen; er war der ein⸗ zige, der die zähe Energie nicht verlor und alles daran⸗ ſetzte, Waſſer zu finden und ſich und die Letzten zu retten. Mühſam folgte ihm, auf Knien und Händen kriechend, Kaſien. Nach einigen Tagen unſäglicher Leiden ſtießen ſie auf eine Tamariske, dann auf eine Pappel: die erſten Zeichen wiederbeginnenden organiſchen Lebens. Sie ver⸗ ſuchten, einen Brunnen zu graben— hatten keine Kraft mehr dazu. Lange Ruhe. Dann erneut weiter! Aber auch die Tamarisken, die Pappeln hörten ſchon wieder auf. Das war das Ende—. Kaſim brach zuſammen, kam nicht wieder hoch.„Ich kann nicht mehr, Herr, laß mich ſterben!“ Hedin ließ ihn, von verzweifelter Hoffnung getrieben, zurück— kroch allein weiter. Die Rettung Noch Tage und Nächte. Die Dünen hinauf— die Dünen hinab. Auch des Forſchers Leben hing nur noch an einem Haar; er wußte, daß ihn die Schwinge des Todes ſchon längſt geſtreift hatte. Und dennoch kam er vorwärts. Bis das Wunder geſchah: Vor ihm in der Ferne wuchs ein Wald empor! Das mußte das Ufer des erſehnten Fluſſes, des Chotan⸗darja, ſein! Er kroch unter Qualen darauf zu. Er fand auch das Flußbett— und es war ebenſo trocken wie die Sandwüſte hinter ihm. Der Fluß hatte kein Waſſer! Jeder andere hätte reſigniert und ſich zum Sterben gelegt. Nicht ſo Sven Hedin. Immer weiter am Fluß⸗ bett entlang——. Plötzlich fuhr er zuſammen und blieb ſtehen. Ein Waſſervogel, eine Wildente flog mit klatſchendem Flügel⸗ ſchlag auf— und der in Wahrheit Sterbende hörte den plätſchernden Laut von Waſſer! Im nächſten Augenblick lag er am Rand eines Tümpels— und trank! Das Waſſer war kalt, kriſtallklar und ſüß wie das beſte Quell⸗ waſſer, es rann wie belebendes Feuer durch den ſterbenden Körper, der ſich in unbegreiflich kurzen Minuten wieder belebte und ſchon ein gut Teil ſeiner alten Spannkraft zurückgewann. Ein Gebet zu Gott. Dann füllte der Forſcher ſeine beiden Stiefel mit Waſſer und ſchleppte ſie auf ſeiner Spur zurück, um zunächſt Kaſim, falls er noch lebte, zu erquicken. Ja, er lebte noch. Er trank, aber er konnte ſich noch nicht erheben. Alſo ließ ihn Sven Hedin von neuem hinter ſich und eilte wieder zu dem geſegneten Tümpel⸗ chen. Jetzt löſte ſich alles Entſetzen Schlag für Schlag. Hedin ſtieß auf Menſchen. Sie gaben ihm Milch und Brot. Er erzählte ihnen ſeine Leidensgeſchichte. Gleichzeitig zog eine Karawane vorbei, nach Weſten. Auch die bat er um Hilfe für ſeine Gefährten. Und endlich, am 10. Mai, nach unvorſtellbaren Qualen hörte er ein Kamel blöken— und ſah einen der Hirten kommen. Er führte den wan⸗ kenden Iſlam Bai, den die Karawane noch lebend auf⸗ gefunden, und den weinenden Kaſim. Drei Menſchen fielen ſich, Lobgebete murmelnd, in die Arme. Sie waren die Letzten der Todeskarawane. Außer ihnen lebte kein Menſch, kein Tier mehr von denen. die da auszogen, die furchtbare Wüſte Takla⸗makan zu durchqueren. Man ruhte ſich aus. Neue Karawanen zogen vorbei gen Weſten. Man erwarb neue Tiere, Iſlam und Kaſim zogen mit weſtwärts, kehrten mit einem großen Teil der abgeworfenen Laſten der Todeskarawane zurück. Nur die Höhenmeßinſtrumente blieben verſchwunden. Alſo zu⸗ nächſt zurück nach Kaſchgar, um eine neue Ausrüſtung zu beſorgen. Kaum gerettet, ſtellte Sven Hedin ſchon wieder eine neue Expedition zuſammen! Der Fund in der Lop⸗Wüſte Sven Hedin hatte den Tarim befahren und befand ſich mit wenigen Begleitern auf der einſamen Wanderung durch die gänzlich unerforſchte Lop⸗Wüſte, einen Teil der Wüſte Gobi; die Lop⸗Wüſte iſt ſozuſagen die Fortſetzung der ſchrecklichen Takla-makan, durch die Jahre zuvor die Todeskarawane gezogen war. Es ging ſüdwärts durch gelbe Lehmwüſte, die nie eines Europäers Fuß betreten. Hier blühte am 27. März 1900 Sven Hedin das Aben⸗ teuer, das er als das Ohrgehänge, Münzen und dergleichen. Faſt alle Häuſer waren aus Holz gebaut geweſen; an drei Stellen ſtanden die Türrahmen noch, ja, in einem war die Tür noch da, weit offen, wie ſie der letzte Einwohner der uralten Stadt vor mehr als 1500 Jahren gelaſſen hatte. Man fand dann die Reſte eines Buddha⸗Tempels. Er muß ſeinerzeit ein herrlicher Anblick geweſen ſein. Denn als die Stadt blühte, lag ſie an dem alten See Lop⸗nor, der ſpäter wei⸗ ter nach Süden wanderte. Damals war der Tempel von einem Hain umgeben; ſüdlich von ihm breiteten ſich ge⸗ waltige Waſſerflächen, überall ſah man Häuſer, Türme, Mauern, Gärten, Wege, Karawanen——. Immer mehr Funde: Buddha ⸗Standbilder, Holz⸗ brettchen mit Schriftzeichen, bemaltes Papier, zahlloſe beſchriebene Bambusſtäbchen— eine Fülle von alten Dokumenten— ein ganzes Stück Weltgeſchichte! Später, nach ſeiner Heimkehr, übergab Sven Hedin die Funde deutſchen Sinologen. Und nun ſtellte ſich die Bedeutſamkeit dieſer Funde heraus: Hedin hat damals das Denkmal einer weltgeſchichtlichen Kataſtrophe entdeckt — und dieſe Entdeckung betrachtet er mit Recht noch heute als die größte ſeines reichen Lebens. Es wurde feſtgeſtellt, daß der Name der Stadt Lou— lan war, und daß ſie im 3. Jahrhundert n. Chr. in Blüte geſtanden hatte. Das älteſte der gefundenen Manufkript⸗ blätter iſt ein Bruchſtück des Geſchichtswerkes Chan⸗kuoh⸗ tſ'eh, der„Geſchichte der gewichtigſte und ein⸗ einſchneidendſte ſeines ganzen Forſcherlebens betrachtet: An dieſem Tage ſtieß man ganz unvermittelt auf einen kleinen Lehmhügel, auf dem man die Reſte eini⸗ ger Holzhäuſer fand. Sofort ſchlug man hier das Lager auf. Man fand insgeſamt zu⸗ nächſt drei Häuſerruinen, deren Grundbalken ihre Lage noch beibehalten hatten ſeit— ja, ſeit wann, das ſollte ſich erſt viel ſpäter herausſtellen! Aber die Häuſer ſtanden auf drei Meter hohen Sockeln, und es war offenſichtlich, daß ſie ſich auf ganz ebenem Ge⸗ lände befunden hatten, daß der Wind jedoch den Boden weggefreſſen hatte. Eine flüchtige Unterſuchung förderte zunächſt verſchiedene chi⸗ neſiſche Münzen, zwei eiſerne Aexte und einige Holzſchnitzereien zutage. In beträchtlicher Entfer⸗ nung von dieſen Ruinen erhoben ſich vier Lehm⸗ türme. Ob ſie Verteidi⸗ gungswerke geweſen ſtreitenden Reiche“, und ſtammt aus der ſpäteren Han⸗Zeit, 25 bis 220 n. Chr. Die Chineſen erfanden die Herſtellung des Papiers im Jahre 105 n. Chr. Das Blatt iſt zwiſchen 150 und 200 n. Chr. geſchrieben und ſo, wie Hedin voll Stolz feſtſtellt, das älteſte Pa⸗ pier, das es auf der Erde gibt— folglich auch das älteſte Manuſkript auf Papier, das bekannt iſt, mindeſtens 700 Jahre älter als die Papier⸗ handſchriften, die Europa bis dahin als die älteſten anſah! Alle Dokumente ſind datiert. Sie beleuchten den Amts⸗ und Briefſtil des damaligen China, Verwaltung, Handel, Verkehr, Erzeugniſſe, Landwirtſchaft. Heeres⸗ organiſatſon, politiſche und hiſtoriſche Ereig⸗ niſſe, kriegeriſche Unter⸗ nehmungen und geben ein klares Bild von dem Leben in Lou⸗lan vor ungefähr 1650 Jahren. Hedin grub ferner eine große Anzahl von Mün⸗ zen aus, deren Bedeut⸗ oder einſt in Kriegsge⸗ fahr als Feuerzeichen⸗ türme gedient, ließ ſich noch nicht entſcheiden. Der Expedition war das Waſſer knapp ge⸗ worden, daher verließ ſie am nächſten Tag notgedrungen den geheimnisvollen Ort. Als man abends einen Brun⸗ nen graben wollte, ſtellte ſich heraus, daß man den ein⸗ zigen Spaten bei den Ruinen vergeſſen hatte. Ein Ein⸗ geborener wurde zurückgeſandt, ihn zu holen. Er brachte ihn auch, hatte ſich aber beim Suchen während eines Sandſturmes verirrt und war dabei auf eine ganze Menge neuer Rinen geſtoßen, bei denen ſchönverzierte Planken halb im Sand vergraben lagen. Er ſteckte einige Münzen, die er noch fand, zu ſich und brachte außer dem Spaten auch noch einige geſchnitzte Bretter angeſchleppt. Da ſchlug Hedin das Herz hochauf. Am liebſten wäre er ſofort umgekehrt— aber das hätte den Tod der kleinen Expedition bedeuten können. Schweren Herzens alſo zog er weiter ſüdwärts. Die Nuinenſtadt Im nächſten Jahr jedoch begab er ſich aufs neue in die Wüſte. Ihn lockten zwei Pläne: entweder verkleidet hineinzudringen nach Lhaſa, der geheimnisvollen Stadt des Dalai⸗Lama— oder zurückzukehren zu den geheim⸗ nisvollen Ruinen in der Lop⸗Wüſte. Er entſchied ſich zu⸗ nächſt für die Ausführung des zweiten Planes, und dieſe Entſcheidung ſchenkte ihm die größte und bedeutſamſte Entdeckung ſeines reichen Forſcherlebens! Am 3. März 1901 fand man auf mühevoller und ge⸗ fährlicher Wüſtenfahrt die Ruinen wieder. Es handelte ſich, wie ſich alsbald herausſtellte, um eine verſchollene Stadt, von deren Daſein kein Menſch auf Erden die ge⸗ ringſte Ahnung hatte. Zunächſt galt es eine genaue aſtro⸗ nomiſche Ortsbeſtimmung; dieſer ſorgfältigen geographi⸗ ſchen Aufnahme hat man es zu verdanken, daß inzwiſchen die verſchollene Stadt von zahlreichen Forſchern aus aller Welt wiedergefunden und unterſucht werden konnte. Dann zeichnete Hedin die Grundriſſe der Häuſer. Man fand ferner bei Grabungen zunächſt Filzlappen, rote Zeugſtücke, braune Menſchenhaare, Schuhſohlen, Skelette, Tauenden, Auftahine: Scherl⸗Bilderdienſt— M. Sven Hedin in tibetaniſcher Tracht mit ſeinen eingebore⸗ nen Begleitern vor ſeiner Tibet⸗Durchquerung in Poo. (der Forſcher.) ſamkeit kaum in ihrer Fülle zu ſchätzen iſt. Eine iſt im Jahre 7, eine an⸗ dere im Jahre 14 n. Chr. geprägt worden, alſo zu Lebzeiten Chriſti! Romantik verſchollener Herrlichkeit Aus den ſchriftlichen Dokumenten wie aus den Aus⸗ grabungen geht hervor, daß ſich in Lou⸗lan, wo ſeit Jahr⸗ hunderten nun ſich einſame, erſt durch Hedin erforſchte Wüſte breitet, Regierungsſpeicher befanden, Karawanſe⸗ reien, Lazarette, ein Poſtamt, Tempel, Paläſte und Hüt⸗ ten, Mauern und Forts— Lou⸗lan war nämlich eine Grenzfeſtung, ein vorgeſchobener Poſten oder ein Sperr⸗ fort an uralten Straßen im innerſten Aſien, vor allem an der großen„Seidenſtraße“ zwiſchen China im Oſten und Perſin, Indien, Syrien und Rom im Weſten. Geradezu Weltverkehr herrſchte hier, eine glänzende Organiſation und eine merkwürdig urzeitlich⸗moderne, barbariſch⸗chine⸗ ſiſch⸗ internationale Miſchkultur. Die Texte verraten auch, daß es in jener Zeit in Lou⸗ lan und ſeiner Umgebung recht unruhig war. Sie erzäh⸗ len von gefährlichen Aufſtänden, von Heerfahrten und Schlachten.„Ueberall kniſtert und kracht es in dem mor⸗ ſchen Gebälk des(chineſiſchen) Staatsgebäudes.“ Um Lou⸗ lan, die Grenzfeſte, zog ſich der Ring der Feinde und Ge⸗ fahren immer feſter.„Das Eulengeſchrei“, wie der Kriegs⸗ lärm in einem Brief genannt wird, kam immer näher. Geſchwächt durch innere Parteikämpfe, erlag China ſchließ⸗ lich dem Anſturm der„Barbaren“, zerfiel in Trümmer und wurde jahrhundertelang von den Eroberern beherrſcht. Lou⸗lan fiel im Anfang des 4. Jahrhunderts und wurde damit ein Sinnbild auch für Chinas Fall.—— Die Wüſte hat durch die Briefe, die 1650 Jahre unter der Erde ruhten und ſchwiegen, dank Hedins genialer Forſchertat wieder zu reden begonnen. Verſchollene Zei⸗ ten, Reiche und Kulturen ſind wieder auferſtanden vor uns Gegenwartsmenſchen. Phantaſtiſcheres als dieſe Entdeckung Sven Hedins läßt ſich nicht denken. Man begreift ſeinen tiefen, berech⸗ tigten Stolz. Schluß folgt. Auf der klimatiſchen Stufenleiter Wir wiſſen, daß das Klima eine einſchneidende Wir⸗ kung auf die Lebewelt ausübt. Die verſchiedenen Men⸗ ſchenraſſen ſind gewiſſermaßen klimatiſch bedingt. Es wird wohl von Intereſſe ſein, zu erfahren, wie hoch und tief eigentlich die Temperaturen herauf und hinabklettern kön⸗ nen, desgleichen wieviel Regen überhaupt irgendwo auf der weiten Erde fallen kann. Es ſind hier nur die wich⸗ tigſten Klimafaktoren herangezogen worden. Man wird ſich wundern, welche Reſultate darüber amtlich(Hellmann) feſtgeſtellt ſind. Da liegt in Nordoſtſibirien der Ort Werchojanſk, der eine immenſe Kälte aufzuweiſen hat, nämlich die tiefſte Lufttemperatur, die je auf der weiten Erde gemeſſen wurde: 68 Grad Celſius unter Null. Dabei fühlen ſich die Leute ganz wohl: leimfreie Luft. Der Januar bringt im Mittel ſogar 51 Grad Kälte. Und wo iſt es am wärmſten auf der Erde? Im Todes⸗ tal an der kaliforniſchen Grenze betrug einſt die Hitze rund mag es wohl im Jahre regnen? So verzeichnete die Inſel 57 Grad. Ja, in manchen Wüſten kann der Erdvoden bis zu 70 Grad erhißt werden. Das höche Monatsmittel der Temperatur(Juli) findet man mit 39 Grad wieder im Todestal. Wie ſteht es nun mit dem Regen? Wahre Regengüſſe ehen in Nordoſtindien bei Cherrapunji(ſüdlich vom haſiagebirge) als Steigungsregen nieder. Die mittlere Jahresmenge beträgt hier 11000 bis 12000 Millimeter. Aber in einem benachbarten Orte ging es noch weiter: Dort fielen in einem Jahre 12 665 Millimeter; auch die größte mittlere monatliche Niederſchlagshöhe der Erde (Juli), nämlich 2852 Millimeter weiſt dieſer Ort auf. Ver⸗ gleicht man damit Berlin, ſo geht im Jahres durchſchnitt nur 57 Zentimeter Niederſchlag hernieder. Andererſeits gibt es aber Orte, wo in mehreren Jahren hintereinander keine meßbaren Niederſchläge fielen. An wieviel Tagen Jaluit, die zu den früheren deutſchen Marſchallinſeln ge⸗ hört, eine mittlere Zahl von 336 Niederſchlagstagen im Jahre; es regnet alſo dort faſt täglich. Mit Regenfällen ſind oft Gewitter verbunden. Die meiſten Gewitter treten in Abeſſinien auf, durchſchnittlich an 214 Tagen im Jahre. Dagegen fehlen die Gewitter ganz in den Polarzonen von einer gewiſſen Breite an. Vergleichen wir mit dieſen Werten diejenigen Deutſch⸗ n ſo können wir mit unſerem Klima ſehr zufrieden eln. 2.. Im Schein der blauen Sonne. Die meteorologiſchen Stationen Aegyptens berichten von einem merkwürdigen Phänomen, das im Zuſammenhang mit einem ſchweren Sandſturm beobachtet wurde. Die Sonne erſchien nicht gelb oder grün, wie man es ſchon früher bei Sandſtürmen beobachtet hatte, ſondern hatte einen ausgeſprochen bläu⸗ lichen Schimmer. Man erklärt ſich dieſe merkwürdige Son⸗ nenfarbe mit rein optiſchen Geſetzen. Danach dürfte ver⸗ mutlich der Sandſturm in einer Gegend ſeinen Ausgang genommen haben, wo verhältnismäßig reiner Quarzfand gewirbelt wurde. In den mikroſkopiſch kleinen Prismen, die dieſe Sandkörner darſtellen, wurde nun das Licht in der Weiſe gebrochen, daß eine blaue Farbe von der Erde aus ſichtbar wurde.. * F 1 r.-— 0 Pen S 2 2 S neee 2 SS Sn De