Nr. 148 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Oienstag, 29. Juni 1937 Wahre und falſche Freiheit. Rede des Reichsminiſters Ruſt. s Göttingen, 29. Juni. Im Rahmen der 200⸗Jahrfeier der Univerſität Göttin⸗ gen fand am Montag eine große Feſtkundgebung der Stu⸗ dentenſchaft auf dem Ehrenhof der Univerſikät ſtatt, die ihre beſondere Bedeutung durch eine richtungweiſende Rede des Reichsminiſters Ruſt erhielt, der das Problem„Freiheit und Ordnung“ zugrunde lag Er führte u. a. aus: 5 Ein Wort, das ausgeſprochen und unausgeſprochen das Problem Liner Stellung zu Deutſchland bildet, iſt das Wort„F reſheit“. Die Welt beſtreitet nicht, daß Deutſchland ſich zu ſeinem Vorteil geändert hat, aber ſie behauptet, dieſe Veranderung ſei zu teuer bezahlt. In Deutſchland herrſche angeblich nicht das Edelſte, wofür die Menſchen leben müſſen, die Freiheit. Ich ſpreche jetzt zu Ihnen, meine jungen Kameraden: Glauben Sie mir, hin⸗ ter dem Wort Freiheit lauern Dämonen. Im Jahre 1789 erhebt ſich am Ende einer Uebergangs⸗ periode aus mittelalterlichen Gemeinſchaftsformen die fran⸗ zöſiſche Revolution. In weſſen Hand iſt die Fackel der Frei⸗ heit von 1789 gelangt? Auf ihrem Wege durch Europa kam ſie ſchließlich in die Hände von Lenin und Stalin. Die Völ⸗ ker, die dieſe individuelle Freiheit als das höchſte Gut prei⸗ ſen, müſſen heute erkennen, daß das Ende die grauſamſte Diktatur iſt und ſtets ſein wird. Das bedeutet in Wirklichkeit die Auflöſung der Nationalſtaaten. Sie wer⸗ den für dieſe Freiheit das Leben ihrer Völker zahlen müſ⸗ ſen. Sie erhalten dafür die Diktatur des jüdiſchen Weltwanderers, der infolge ſeiner inneren blutmä⸗ ßigen Zerriſſenheit nirgends beheimatet werden kann. Darum ſteht auch am Anfang der marxiſtiſchen Lehre der Jude, und er ſteht heute inmitten der Führerſchaft Mos⸗ kaus. Den Demokraten der Welt, die zu uns kommen und den Kopf ſchütteln, weil wir marſchieren, denen ſei geſagt: Was ſie mit ihrer demokratiſchen Ideologie von der Frei⸗ heit am Schluß ernten werden, iſt das Ende dieſer Freiheit. Und am Ende liegt ja nicht die Ordnung, ſondern das Nichts. Dem Böſen freien Lauf laſſen, iſt eine unerlaubte Auslegung des Wortes„Freiheit“. Adolf Hitler hal uns eine neue Ordnung gegeben, die völkiſche Ordnung. Dieſe natürliche Lebensordnung iſt golt⸗ gegeben, ſie heißt: Unſer Volk. Wir brauchen die völkiſche rdnung, auf daß dieſes Voll nicht noch einmal einen 9. November 1918 erlebt, auf daß nicht eines Tages der To⸗ desſtoß von Moskau gegen uns geführt werden kann. Denn mit Deutſchland würde die ganze Welt dieſen Todesſtoß der Vernichtung erhalten. Reichsminiſter Ruſt erinnerte weiter daran, daß an der Göttinger Hochſchule Bismarck und der Reichsfrei⸗ herr vom und zum Stein ſtudiert hätten. Wenn dieſe beiden Namen fallen, ſo offenbare ſich darin ein ewi⸗ ges Geſetz: Alle Zucht und Ordnung vermag eines nicht zu erſetzen, nämlich die große ſchöpferiſche Perſönlich⸗ keit. Darum müſſe erkannt werden, was durch Or gani⸗ ſation erreicht werden kann und was nicht.„Wenn wir dem Individuum ſeine Grenzen geſetzt haben, dann wollen wir auch die Grenzen für die Organiſation dort ziehen, wo das Geſetz von der Notwendigkeit der Entwicklung der freien Perſönlichkeit beginnt. Hierüber gibt es keine Re⸗ glements. Hier gibt es nur Führung und Menſchenrecht.“ Wir müſſen eine Organiſation haben, durch die die Aus⸗ leſe rechtzeitig vorgenommen wird. Die nationalſozialiſtiſche Studentenheit ſoll nun ein derartiger Kampfplatz ſein, auf dem die Charaktere, die wiſſenſchaftliche Fähigkeit und die olitiſche Qualität in der richtigen Kombination heranwach⸗ 1 So nehmen wir in dieſer Stunde die Parole der Frei⸗ heit wieder auf. Aber dieſe Freiheit war falſch gelaufen. Als ſich einſt in wenigen Jahren die Entwicklung vollzog vom Sturm auf die Baſtille bis zum Fallbeil von Robeſpierre, ſchrieb ein deutſcher Dichter das wunderbare Wort: Heilige Ordnung, ſegensreiche Himmelstochter, die das Gleiche leicht und frei und freudig bindet. Adolf Hitler mußte kom⸗ men, damit der Sinn dieſer Worte endlich Tat wurde. Durch die Fränkische Ochweiz Auf den Spuren Scheffels. RD. Wenn man jemanden mit einer Binde vor den Augen um die Erdkugel führte, löſte ſie ihm an jenem kleinen Orte, von dem ich fetzt erzählen will und fragte:„Wo biſt Du?“— Es gäbe nur eine Antwort:„In Deutſchland!“ Da hat ſich ein munteres Flüßchen in vielen Windungen durch Kalkgebirge gegraben: jetzl zieht es friedlich zwiſchen grünen Auen dahin, und ſteile Felſen ragen über den rauſchenden Wäldern zu beiden Seiten auf— hier breit, dort nadelſpitz, oft von den wunderlichſten Formen. Ein zweites, ein drittes Tal öffnen ſich bis zur nächſten Biegung, und ein Städtchen hat ſich in ihre Mulde geſchmiegt. Zutraulich klettern die bunten Dächer die Hügel hinan bis zur Kirche, deren Türme ſie ſchützen. Aber ſie ſteht noch nicht am höchſten. Eine Burg krönt den Gipfel, ihre Mauern ſind oft erprobt, und die kühne Zinne ſchaut weit ins Land hinaus.. Wer könnte dieſes Bild in ſich aufnehmen und nicht heißen Herzens füh⸗ len: Deutſchland, mein Deutſchland! Es iſt kein Traumbild. In einem ſtillen Winkel unſeres Vaterlandes lebt es leibhaftig, Gößweinſtein heißt der Ort und iſt Mittelpunkt der fränkiſchen Schweiz. Still, ob⸗ wohl 100 000 Wallfahrer alljährlich zu dem wundertätigen Heiligenbild aus Lindenholz— einer Krönung Marige— im Altar dieſer lichten Kirche pilgern, deren Gold und Weiß die beglückend⸗kindliche Fröhlichkeit des Rokoko atmet. Es ver⸗ wundert uns nicht, zu erfahren, daß Balthaſar Neumann ihr Schöpfer ſei, der in Vierzehnheiligen ſeinem frömmſten Aufſchwung Dauer verlieh. Das wehrhafte Schloß aber iſt eine rechte Märchenburg, in der es feierliche Säle gibt mit bedeutungsvoll knarrenden Dielen, ſtolzen Wappen über den ſchwer holzgeſchnitzten Armſeſſeln, eine Frauenkemenate, nach deren Fenſterniſche man Heimweh haben kann, ein ſchmuckes Brautkämmerchen, einfältige Wandmalereien um eine rüh⸗ rende Madonna, unbekümmert dicht neben der Kapelle das düſtere Verließ, und ringsherum ſucht ſich ein zierlicher Gar⸗ ten Platz für ſchmale Wege, Blumen und Geſträuch „Dies ſoll meine Gralsburg werden!“ rief einſt Richard Wag⸗ ner, als er ſie von weitem erblickte, und ſo hoheitsvoll grüßt ſie uns auch nach, wenn wir weiterwandern. Vorher aber ge⸗ denken wir noch deſſen, der in ſeinen Liedern der Fränkiſchen Schweiz ein Denkmal errichtet hat und dem ſie nun mit dem gleichen dankte:„dem unſterblichen Sänger der Frän⸗ uſchen Schweiz“, heißt es auf dem hübſchen Stein, der den Kopf Victor v. Scheffels trägt und darüber die jugend⸗ liche Geſtalt eines fahrenden Schülers. 55 Obwohl Scheffel das Lob der Fränkiſchen Schweiz ſchon Mitte des vorigen Jahrhunderts ſang, iſt ſie für viele heute noch ein Reiſeland, das es noch zu entdecken gilt. Dabei liegt ſie beſonders günſtig, ſchnell zu erreichen und doch ein wenig abſeits: zwiſchen Nürnberg, Bamberg und Bayreuth, rings umfaßt von Rednitz, Pegnitz und Main. Sein wichtigſtes Flußtal iſt die Wieſent, kleinere Nebenflüßchen zweigen ab, und ſie alle machen mit ihren zahlreichen kurzen Schleifen eine Fahrt durch das vielfach zerſchnittene Juragebirge, das bis zu 500 m Höhe anſteigt, ſo anregend⸗abwechſlungsvoll. Dicht bei Gößweinſtein liegt Behringersmühle, einer der beſuchteſten Erholungsorte, von dem aus man ſich in nicht weniger als vier Täler wenden kann. Nordwärts geht es zur Rieſenburg, einer großartig⸗wilden Felsgruppe, deren Klippentürme und Bogen überbrückt ſind, und auf den ſchroffen Adlerſtein, nach Rabeneck, wo Schloß, Burg, Ka⸗ pelle und Mühle zuſammenſtehen wie auf einem Blatt von Albrecht Dürer. Waiſchenfeld ſchließt ſich an, ein Lieb⸗ lingsaufenthalt Richard Wagners, der oft die Fränkiſche Schweiz als Sommerfriſche wählte, und Pla nkenfels, die einſtige Grenze des Erzbistums Bamberg, deſſen Fürſtbiſchöfe gerne während der warmen Jahreszeik das Pfarrhaus in Gb“ in als Reſidenz benutzten. Weſtlich eilt die Wieſent Stempfermühle zu, wo Scheffel ſich—„gottlob doch einmal nur“— an Waſſer laben mußte, und an der hoch im Forſt verſteckten Burg Gailenreuth vorüber nach Muggendorf. Von hier iſt es nicht mehr weit zu den mächkigen Ruinen Neideck und Streitberg, von denen aus man bereits Forchheim im blauen Dunſte liegen ſieht. Beide Schlöſſer, wie faſt alle übri⸗ gen der Fränkiſchen Schweiz einſt im Beſitze der Schlüſſel⸗ berger, eines reichen Adelsgeſchlechtes, ſollen früher über den Wieſentgraben mit einer Mauer verbunden geweſen ſein, die kein Nürnberger Pfefferſack ohne Erleichterung paſſierte. Am Fuße der Ruine Streitberg gegenüber dem„Gaſthof zum alten Kurhaus“, in dem Scheffel einſt wohnte, hat ſich ſeit langem in ehemaligem Beſitztum der Ritter von Streitberg eine Herberge niedergelaſſen, die ihresgleichen ſucht in deut⸗ ſchen Landen. Durch einen Vorgarten voll Frauenſchuh und Enzian, Kuckucksblume und Türkenbund treten wir in den maleriſchen Flur, der uns mit einer wertvollen Sammlung von Landſchafts⸗Stichen und Ritterwappen aus der Frän⸗ kiſchen Schweiz empfängt— privates Heimatmuſeum der gaſt⸗ lichen Schnaps⸗Apotheke, in der nichts anderes ausgeſchenkt wird als Brannt⸗ und Beerenweine, Liköre, Fruchtſäfte, Kräu⸗ tertränke. Am gemütlichſten iſt's auf dem Bänkchen des holz⸗ pertäfelten„Pilgerſtübchens“ ſelber: reizvoll geformte Fla⸗ ſchen zieren die Borte, und während wir unſer Glas erheben, tröſtet der Spruch über dem„Rezepturtiſch“:„Es iſt Arznei, nicht Gift, was ich Dir reiche!“ Bald wird es uns ſcheinen, als ob Jean Paul, Ludwig Richter und Victor von Schef⸗ fel, die drei klaſſiſchen Freunde der Fränkiſchen Schweiz, in ihren Rahmen an der Wand dazu nicken, und wir trinken ihnen zu, ſei es mit friſch duftendem Walderdbeermoſt, den man kaum ſonſt kredenzt erhält außer in dem Paradies die⸗ ſer Landſchaft. Weſtlich von Behringersmühle halten wir an einem der merkwürdigſten Orte der Gegend: Tüchersfel d, wo die Häuſer wie Schwalbenneſter an ſeltſam geſtalteten Dolomit⸗ felſen kleben. Bald öffnet ſich das Tal ein wenig, und Pot⸗ tenſtein liegt vor uns, von deſſen Kirche 367 Stufen zum tauſendjährigen Schloß hinaufführen, das— wie viele im 3 Bi 25 jeder gehr j 1 Bauernkriege z. T. niedergebrannt— heute wiederhergeſtellt iſt. Noch eine andere Sehenswürdigkeit weiſt Pottenſtein auf: die größte Höhle der Fränkiſchen Schweiz und eine der größ⸗ ten auf der Welt, die Teufelshöhle. Dieſe Höhlen ſind eine Eigenart des ganzen Gebirges, das davon etwa 370 beſitzt. Bei Waiſchenfeld gibt es die Sophienhöhle, Eigentum des Grafen von Schönborn auf Schloß Rabenſtein; ſie beſteht aus drei Abteilungen, die bis zur Talſohle hinab⸗ reichen. In der gegenüberliegenden Ludwigshöhle ſpannen ſich die Bogen ſo weit, daß der Graf unter ihnen König Ludwig J. ein Feſtmahl geben konnte. Eine der füngſt erſchloſſenen iſt die Bing⸗ Höhle bei Streitberg, zugleich auch eine der ſchönſten Tropfſteingalerien Deutſchlands. Die geräu⸗ migſte jedoch blieb die Teufelshöhle. Faſt eine Stunde dauert es, ſie zu durchwandern, treppauf, treppab durch ein Schluch⸗ ten⸗Labyrinth bis zur Tiefe von 80 Metern. 45 m unter der Erddecke breitet ſich 13 m hoch ein Rieſenſaal aus, und die Fülle der ſeltſamſten Tropfſteingebilde iſt kaum zu beſchrei⸗ ben: Papſtkrone, Orgelpfeifen und Barbaroſſabart, Eule und Berggeiſt, Pagode, Weihnachtskrippe, Kreuzigungsgruppe und Kalvarienberg— das alles hat die unterirdiſche Natur jahr⸗ tauſendelang unermüdlich Tag und Nacht als ſteinernes Kunſt⸗ werk gewirkt! Wenn wir das verborgene Zauberreich dieſer phantaſtiſchen Höhlenwelt verlaſſen, leuchtet uns Frankens grüner Bergwald doppelt warm entgegen Herbert Günther. Bs. 35 Gößweinſtein, Fränkiſche Aufnahme: Joſ. Moosbauer, München(R DV. ⸗M.). Schweiz. .— Sperrt und Spiel Handball Erfolgreicher Abſchluß der Haßloch 1— To. 98 Seckenheim J Handballſaiſon. 9412 Der Bund für Leibesübungen Haßloch, der Zuſammen⸗ ſchluß ſämtlicher ſporttreibender Vereine des genannten Ortes, hat bei der letzten Pokalrunde des Gaues Südweſt derartiges Können gezeigt, daß man den mit Erſatz dorthin reiſenden 98ern nicht allzuviele Chancen gab. Auch Haßloch mußte mit Erſatz antreten, doch beide Gauligamannſchaften zeigten, daß ſie nicht nur über eine reguläre Elf verfügen, ſondern daß ſie jederzeit über eine Mannſchaft verfügen, die dieſer Klaſſe entſpricht. Der gefürchtete Gegner machte ſeinem Namen Ehre und wartete mit einem ſchußkräftigen Sturm auf; er fand allerdings auch in den hinteren Reihen der Seckenheimer ſeinen Meiſter. Gehr und Gropp zeigten ihr großes Können, während die Verteidigung in der gewohnten Sicherheit arbeitete. Die Schlußleute Rath und Krauter ſtellen ein Bollwerk für den Gegner dar, deſſen Wert man dann erſt erkennen wird, wenn ſie einmal nicht mehr da ſind. Auch der Sturm zeigte bei den letzten Spielen, daß er wieder im Kommen iſt. Zwölf Tore gegen Haßloch wollen ge⸗ ſchoſſen ſein; beſonders Greulich hat ſeine alte Schußkraft wieder erlangt. Haßloch hatte ſeine Stärke in der Schußkraft des Mittelſtürmers. Es iſt eine Kampfmannſchaft, die über ein ſtabiles Stehvermögen verfügt. Es fehlte ihr jedoch die Schulung, die aus jeder Handlung des Gegners hervorgeht; Uebungsleiter wie Engeltker Waldhof haben eben nicht alle Vereine und der Kenner des Handballſportes weiß genau, daß er und die Kameradſchaft mit ſeinen Schülern die Stärke der 98er iſt. Bei Beginn des Kampfes übernimmt Seckenheim die Führung, die es nicht mehr abgibt. Der Kampf wogt ſtets auf und ab, doch gelingt es den Gäſten immer den Gegner in Schach zu halten. Das Reſultat darf als gerecht be⸗ zeichnet werden. Abermals wird ein B. f. Q * L. (376) Handballſpieljahr abgeſchloſſen. Seckenheim hat in der badiſchen Handballgauliga einen beachtenswerten Platz eingenommen und bei allen Be⸗ gegnungen mit den Nachbargauen ſich würdig geſchlagen. Die Anzeichen ſprechen dafür, daß dieſer gute Ruf auch im nächſten Jahr erhalten, ja ſogar verbeſſert wird. Wir hoffen, daß die Stadtverwaltung den Leiſtungen Rechnung trägt und die notwendigen Anlagen ſchafft, damit die Anſtrengungen unſeres Stadtteiles belohnt werden. Badens Vertretung zum Gaukampf Baden—Südweſt— Würklemberg. Die badiſche Mannſchaft zum Leichtathletikkampf Ba⸗ den—Südweſt— Württemberg, der am 4. Juli im Mannhei⸗ mer Stadion ſtattfinden wird, wurde wie folgt aufgeſtellt: 100 und 200 m: Neckermann, Scheuring; 400 m: Grimm, Merſinger; 800 m: Schmitt, Abel; 1500 m: Stad⸗ ler, Wagenſeil; 5000 m: Höll, König; 10 000 m: Schwarz, Wirth; 110⸗-m⸗Hürden: Marquet, Herrwerth; 400 ⸗-m⸗Hür⸗ den: Marquet, Weng; 494100 m: Herrwerth, Neckermann, Scheuring, Köſter; Olympiſche Staffel: Schmitt, Scheuring Neckermann, Grimm; Hochſprung: Geiſt, Jung; Weit⸗ ſprung: Kneller, Höfel; Stabhoch: Sutter, Waibel; Drei⸗ ſprung: Herrwerth, Ternſtröm; Kugel: Merkle, Schneider; Diskus: Kienle, Schneider; Speer: Kullmann, Büttner; Hammer: Greulich, Wolf.— Frauen: 100 m: Wendel, Braun; 80⸗m⸗Hürden: Rüßmann, Seitz; 44100 m: Wendel, Seitz, Braun, Kratzer; Speer: Weskott, Rüßmann; Kugel: Bäurle, Unbeſcheid; Hochſprung: König, Scherle. Jeder kann helfen! durch einen Gaſtplatz für ein er⸗ holungsbedürftiges find! Förderung des Oelſaatenanbaues Die planmäßige Förderung, die die Reichsregierung zur Sicherſtellung der Fettverſorgung des deutſchen Volkes dem deutſchen Oelſaatenanbau in den Vorjahren hat zuteil werden laſſen, wird im gleichen Rahmen auch in dieſem Erntejahr fortgeſetzt, Dabei beträgt der den Anbauern von Raps und Rübſen zu zahlende Preis wie bisher 32 RM. je Doppelzent⸗ ner. Für Leinſaat iſt der Preis gegenüber 26 RM. im vorigen Erntejahr mit Zuſtimmung des Reichskommiſſars für die Preisbildung auf 32 RM. je Doppelzentner erhöht worden. Dieſe Preiſe ſind Feſtpreiſe. Die RfG. wird weiterhin den Oelmühlen, die dieſe Waren zur Verarbeitung aufnehmen, eine Ausgleichsvergit⸗ tung gewähren, auf Grund deren die Oelmühlen in der Lage ſein werden, die genannten Feſtpreiſe zu zahlen. Den Afr⸗ bauern von Raps⸗, Rübſen⸗ und Leinſaat, die ihre Oelſaaten zur Verarbeitung auf Oel verkaufen, wird ebenſo wie im vorigen Erntejahr ein Vorkaufsrecht für die bei der Verar⸗ beitung dieſer Saaten anfallenden Oelkuchen zum jeweils gel⸗ tenden Preiſe eingeräumt. f Raps⸗, Rübſen⸗, Lein⸗ und Mohnſaat deutſcher Erzeugung, die im Lohnvertrag für den eigenen Verbrauch des Anbauers geſchlagen werden, werden wieder in die Vergünſtigungsmaß⸗ nahmen einbezogen werden. Für das aus dieſen Saaten im Lohnſchlag angefallene Oel wird eine Ausgleichs v ergü⸗ tung gewährt, die die Oelmühle in die Lage verſetzt, dem Anbauer das Oel, ahgeſehen vom reinen Schlaglohn, frei von allen übrigen Zuſchlägen— einſchließlich der Umfatzſteuer zu lieſern Darüber hinaus werden die bei der Verarbeitung dieſer Saaten im Lohnvertrag angefallenen Oelkuchen von der Monopolabgabe freigeſtellt. 5 i Wie im vorigen Erntejahr dürfen Raps⸗, Rübſen⸗ und Leinſaat auch aus der diesjährigen Ernte für andere Zwecke als für die Oelgewinnung und für Saatzwecke nur in den Ver⸗ kehr gebracht werden, wenn ſie hierfür von der Reichsſtelle für Getreide ausdrücklich freigegeben worden ſind. Die An⸗ bauer von Leinſaat, die die Leinſgat für Saatzwecke abliefern, erhalten auf Wunſch auch in dieſem Erntefahr die gleiche Menge Leinkuchen zum jeweilig geltenden Preis. 5 Die ausführlichen Richtlinſen für die Durchführung dieſer Maßnahmen werden in Kürze bekanntgegeben werden. 3 Die Reichsregierung wird durch Bereitſtellung von Mlt⸗ teln die Oelmühlen auch im Erntejahr 1938 in die Lage ver⸗ ſetzen, dem Anbauer von Lein⸗, Raps⸗ und ge e wie bisher angemeſſene Preiſe zu zahlen. Darüber hinaus wer⸗ den auch im nächſten Jahr die Anbauer von Oelſaaten wieder die Möglichkeit haben, die bei der Verarbeitung dieſer Saaten anfallenden Qelkuchen zurückzukaufen. Auch werden die Anbauer von Lein⸗, Raps⸗, Rübſen⸗ und Mohnſaat, die dieſe Sagten im Lohuvertrag ſchlagen laſſen, im Erntejahr 1938 die gleichen Vergünſtigungen wie im laufenden Jahr erhalten. ie 0 die Preisentwicklung für Oelſaaten auch aus der Ernte 19. ſichergeſtellt. 5. 8 ..—..— Das verlorene Paradies Wo lag das„Vinland“ der Wikinger?— Leif Erikſon i 5 i Skräl ihe je Wikinge findet Amerika. Skrälinge vertreiben die Wikinge. Im Frühling des Jahres 1000 waren die Menſchen in Europa tief bedrückt! Nach vielen Prophezeiungen ſollte doch 1000 Jahre nach Chriſti Geburt der„Jüngſte Tag“ ſein! Aber was kümmerte den Seefahrer Leif Erikſon der drohende Weltuntergang? An der Küſte Norwegens rüſtete er gerade ein ſtarkes Drachenſchiff aus, um ſeinem Vater in Grönland Nachſchub zu bringen. Sechzehn Jahre waren es, ſeit Erik der Rote von Island aus nach Weſten ge⸗ fahren war und die ſchmale, grüne Küſte am Fuß weißer, vergletſcherter Bergrieſen gefunden hatte, die er„Grön⸗ land“(grünes Land) taufte. Schon hatten Erik und ſeine Gefährten ein paar ſtattliche Höfe an der Südweſtküſte Grönlands errichtet; aber um das Land richtig zu beſiedeln, fehlte es an Menſchen. Sie wurden aus dem alten Mut⸗ terland aller Wikinger, aus Norwegen, geholt.— Aber Winde und Waſſerſtrömung trieben Leifs Schiff ab. In jeder Nacht ſah er es wieder an den Sternen, daß er im⸗ mer weiter nach Weſten geriet. Lange dauerte der Kampf mit den Meeresgewalten— da ſah Leif eines Tages Land vor ſich, unbekanntes Land, von dem er nie gehört hatte. Wir nennen es heute„Amerika“. „Vinland“ nannte es Leif. Der Norwegerkönig Olaf Trygvaſon hatte ihm für Grönland einen deutſchen Prie⸗ ſter Tyrkir mitgegeben, und der fand unweit der Küſte Pflanzen, die er ſogleich als Weinſtöcke erkannte, wie ſie in ſeiner Heimat am Rhein grünten. Aber in dem„Wein⸗ land“ gab es auch wildwachſenden Weizen, gab es pracht⸗ volle Bäume. Dennoch verließ Leif dieſe reiche, zum Blei⸗ ben einladende Küſte bald wieder. Grönland wartete auf den Nachſchub. Zur neuen Landnahme ſchien ſpäter noch Zeit. Aber Leifs Vinland wurde niemals wiedergefunden, wie Prof. W. Krauſe zuſammen mit dem Geographen W. Giere in einer Abhandlung in„Forſchungen und Fort⸗ ſchritte“ nachweiſt.— Wie ein Märchen von den ſeligen Inſeln hatte Leifs Bericht den Normannen auf dem ſchmalen Lebensraum an Grönlands Küſte geklungen. Schon ein Jahr ſpäter machte ſich Leifs Bruder Thorſtein auf die Reiſe, um Beſitz von Vinland zu ergreifen. Doch monatelang kreuzte Thorſtein umher, ohne das Land der Sehnſucht zu finden. Vor dem Winter flüchtete er ſich zurück nach Brattahlid, dem Hafen ſeines Vaters, und bald darauf raffte ihn eine Seuche hinweg. Aber die„Eiriks⸗ Saga“ und der„Groenlendinga thattr“ wiſſen von wei⸗ teren Fahrten. Da kam ein Mann aus Island, Thorfinn Karlsefni, als Gaſt zu Erik, lernte Thorſteins Witwe Gudrid kennen und lieben und erbte mit der Frau auch Thorſteins Plan. Zwei Jahre ſpäter verließ er Frau und Hof und zog mit drei Schiffen aus zur Suche nach Vin⸗ land. Ein Gefolgsmann Eriks, Thorhall der Jäger, wollte gehört haben, daß weiter oben im Norden in kurzer Fahrt von Grönland aus im Weſten ein anderes Land zu er⸗ reichen ſei. Vielleicht war es möglich, dorthin zu gelangen und dann einfach an der Küſte entlang ſüdwärts nach Vin⸗ land zu kommen. Es war eine große Expedition, die Karls⸗ efni ausgerüſtet hatte: 140 Menſchen, Männer und Frauen, drängten ſich in den drei Drachen, denn nun wollte man ja in Vinland bleiben.— Wirklich kamen ſie hinüber über das Meer, das heute die„Davis⸗Straße“ heißt, nach Baffin⸗Land, und zwar zu einer Inſel an der Südſpitze, die ſie die„Bäreninſel“ nannten. Dann richteten die Nor⸗ mannen den Bug ins Ungewiſſe, auf jeden Fall aber nach Süden. e 2 37 an. ad Deutsch OgTeffühe van GERT OMA Eein Gefühl heißer Dankbarkeit ſtieg in Peter auf. Vor ihm ſtand ein Mann, der ſelbſt Kummer im Herzen trug und darüber doch das Mitempfinden an fremdem Leid nicht verloren hatte. Peter begriff eigentlich erſt jetzt in dieſen Augenblicken, was für eine ſeeliſche Stärke in der Bruſt des Hauptmanns ſchlummerte, der ſeit Jahr und Tag ohne Nachricht von Frau und Kind war und dennoch nicht verzweifelte, Faſt kam er ſich ihm gegenüber klein und zaghaft vor. Hätte er die entſetzliche Zual ertragen, ſo lange Zeit von Grete getrennt zu ſein, ja mehr, nicht eine Zeile von ihr zu erhalten? „Gut, Dorn, gehen Sie nach Likowage,“ entſchloß ſich der Hauptmann, faltete den Brief zuſammen und gab ihn Peter zurück.„Auf eine Woche. Die hundert Kilometer wer⸗ den Sie ja in zwei Tagen ſchaffen. Zwei Tage hin, zwei Tage zurück, drei Tage Likowage. Einen Gruß für das tapfere Hilfsſchweſterlein. Hat mir imponiert, das Mädel, wahrhaftig, hat mir mächtig imponiert. Werden mal eine tüchtige Frau bekommen, Dorn.“ Er reichte Peter die Hand.„Wird ſchon noch alles gut werden. Gute Reiſe!“ Schon in der Frühe des nächſten Morgens brach Peter auf, nur von Maziwa, ſeinem Boy, und einem Träger, der die nötigſten Dinge trug, begleitet. Der Marſch ging mit wenigen Unterbrechungen ſtändig am Mavudji ent⸗ lang, aber in welchem Zuſtand befand ſich der Weg! Der Fluß, der vor einigen Wochen über ſeine Ufer getreten war und in ſeiner Wildheit einem reißenden Tier gegli⸗ chen hatte, beſtand jetzt nur aus einzelnen Pfützen. Die Straße, damals geradezu ein Sumpf, in dem unweiger⸗ lich hängen blieb, was nicht feſt an den Füßen ſaß, ſah heute, eine Folge der heftigen Sonneneinwirkung, wie ge⸗ froren aus, aber da der Moraſt nicht entfernt worden war,— wer hätte das auch bewerkſtelligen ſollen?— war 5 voller Unebenheiten und geſtattete nur ein langſames orwärtskommen. Mitten in der Nacht kamen ſie in Mitandawala an. Die Hälfte des Weges war geſchafft. Dort, wo ſich das Laza⸗ rett befunden hatte, war eine Abteilung Askari einquar⸗ tiert, die morgen weiter marſchieren ſollte. Nach Kilwa. Ein deutſcher Kamerad, der der Abteilung als Führer bei⸗ gegeben war, ſtarrte Peter verdutzt an, als er deſſen Ziel erfuhr. „Nach Likowage? Da rücken wahrſcheinlich morgen oder übermorgen ſchon die Engländer ein!“ Peter ſtockte der Herzſchlag. Aber dann überſchüttete er auch ſchon den Kameraden mit hundert Fragen, ohne al⸗ lerdings viel erfahren zu können. Nur das konnte ihm der andere mit Beſtimmtheit mitteilen, daß angeſichts der ge⸗ fährlichen Lage der größte Teil der Zivilbevölkerung den Ort verlaſſen hatte.„Von Deutſchen iſt jedenfalls keiner mehr da!“ f Peter verbrachte die nächſte Stunde wir vor den Kopf Labrador ſcheinen ſie geſehen zu haben, denn die Saga berichtet von einem„Helluland“, was„Steinplattenland“ bedeutet, und einem arkland“(Waldland); beide Beob⸗ achtungen ſtimmen heute mit dem Ausſehen der nord⸗ kanadiſchen Rieſenhalbinſel. Ein Fjord der Oſtküſte mutete die Wikinger heimatlich an. Gewiß: Leifs Vinland war das noch immer nicht. Aber der Winter kam. So bauten ſie ſich ein. Doch der Winter wurde hart, und im Früh⸗ jahr waren di ziki em Verhungern nahe. Thorhall der Jäger ko Wild finden. Da rief der Jäger zu den alten He tern, und— ein Walfiſch wurde an⸗ f ſte Not war behoben. Aber bleiben ente nun n mehr. Thorhall war erdrüſſig. Er fürchtete wohl auch, ſein ine ein andermal verſagen. Wer weiß, was ehen haben mochte!— Thorhall fuhr heimwärts, i niemals an. gen weiter nach Süden,„lange kamen an einen Fluß, veit war wie ein See, wo die zen gedieh. War Leif hier ge⸗ Vir bleiben!“ Aber das Land war n k n dunkelhäutige Men⸗ en und Pfeil umzugehen e die Saga. Sie müſſen ufalls erſchreckend aus⸗ zefährten alle nicht mehr wei⸗ Zwei der Dra Zeit“, wie die der an ſeiner N Luft milder war r kriege ausſichtslos? Die Dre ten den Bug gen Norden, zurück zum Kielkap! 2 ß wurde gewagt. Was Leif geſehen hatte, mußte ſich doch wiederfinden laſ⸗ len. Wo lag denn nur Vinland? Diesmal ging's vom Kielkap die Weſtküſte entlang nach Süden. Wieder kamen die Wikinger an eine Flußmündung, die zum Siedeln ein⸗ lud. Aber kaum waren ſie an Land gegangen, da begeg⸗ neten ſie einem„Einfüßler“, wie die Eiriks⸗Saga erzählt. Der tötete einen der Nordmänner mit einem Pfeil. Tat⸗ ſächlich, ſo nimmt Prof. Krauſe an, kam es wohl abermals zu einem Kampf mit Indianern, wobei einem der Skrä⸗ linger ein Bein abgehauen wurde. Nun war den Wikin⸗ gern die Luſt zu weiterer Landnahmefahrt vergangen. So wurde Vinland nicht wiedergefunden. Wo mag gelegen haben? Manche Forſcher glauben, es weit im 5 etwa in Florida, ſuchen zu ſollen Aber das iſt kaum möglich, denn die Buchten, an denen wahrſcheinlich Karlsefui ſeine Zuſammenſtöße mit den Indianern hatte, lagen ſicherlich ſüdlich des Breitengrades, auf dem zum Beiſpeil der deutſche Rheingau liegt, in dem unſere ſüße⸗ ſten Trauben gedeihen. Heute verläuft die Grenze, ſüdlich der man in Nordanierika Getreide anbauen kann, jedenfalls noch nördlich der Neufundland⸗Spitze. So muß man ver⸗ muten, Leif habe die Halbinſel Neuſchottland beſucht. Dann wäre Karlsefui gar nicht mehr ſo weit von Leifs Vinland entfernt geweſen, als er das erſtemal vor den Indianern umlkehrte. Das holzreiche„Marxkland“ aber haben die grönlän⸗ diſchen Wikinger noch oft aufgeſucht. Auch die Isländer haben ſich an dieſen Fahrten beteiligt, denn die Seefahrer lockte natürlich das gute Holz als Baumaterial für ihre Schifſe. Die Mär von dem Wunderland im Nordweſten kam aber auch in den Süden Europas, und noch faſt 500 Jahre nach Karlsefnis Erkundungsfahrt, 1473, machten Portugieſen und Dänen gemeinſam eine Fahrt ins„Stock⸗ fiſchland“, womit ſie die Neufundland⸗ und Labrador⸗Küſte meinten. Als Kolumbus 1492 ausfuhr, um den weſtlichen Seeweg nach Indien zu ſuchen, war die Erinnerung an das Markland der Wikinger noch nicht erloſchen, denn noch im Jahre 1500 wollten die Brüder Corte Real nach Labrador. 1 N e kopf. Vermiſchtes i Ein Zollbeamter will einen König beerben. Der eng⸗ liſche Zollbeamte O'Lary hat bei einem engliſchen Gericht eine Feſtſtellungsklage eingereicht. Er behauptet, ein recht⸗ mäßiger Nachkomme König Georgs IV. zu ſein. Seine Großmutter, die im Jahre 1837 zur Welt kam, war an⸗ geblich eine Enkelin Georgs IV. und ſeiner morganatiſchen Gattin Mrs. Fitzhebert. Der Kläger behauptet, daß er ſeine Anſprüche begründen könne. Es fehle ihm nur ein Blatt im Geburtenregiſter der Kirche von Brighton. Jene Seite habe Georg IV. ſelbſt entfernen laſſen und zuſam⸗ men mit dem Heiratsſchein in einen verſiegelten Koffer gelegt. Den Koffer aber habe er ſeinem Bankier anver⸗ traut. Es gelte alſo nur noch, jenen Bankier ausfindig zu machen und jenen Koffer zu öffnen, der im Panzer⸗ raum der Bank untergebracht ſein müſſe. Er behauptet, Anſpruch auf mehrere Millionen Pfund Sterling zu haben, da Georg IV. Privatbeſitzer mehrerer Viertel in London geweſen ſei, auf denen ſich heute große Lager⸗ hallen und Tahriken erheben. tf. Er ſucht den idealen Lebensplatz. Der amerika⸗ niſche Millionär William Schiller, ein Mann von erſt 34 Jahren, hat ſich von allen Geſchäften zurückgezogen und fährt nun mit ſeiner Frau um die Welt, um einen idealen Platz zu ſuchen, wo ſie ihr weiteres Leben zubringen könn⸗ ten. Beide haſſen die Kälte, finden die Tropen zu heiß und die Gegenden mit gemäßigtem Klima zu einſam. Sie haben Honolulu und die Südſeeinſeln beſucht und unter⸗ ſucht. Kalifornien würde ihnen ſchon im Sommer gefal⸗ len, aber im Winter fällt ihnen zuviel Regen. Europa kommt ebenfalls wegen der oft ſehr harten Winter nicht in Frage. So ſucht denn der„unglückliche Millionär“ wei⸗ ter nach dem Idealplatz, den er vielleicht nie finden wird. Die Mond„biegt ab“! Aus dem Jahresbericht des „königlichen Aſtronomen“ Dr. H. Spencer in Greenwich geht hervor, daß man im Laufe des letzten Jahres eine ungewöhnlich ſtarke Veränderung der Mondbahn beobach⸗ tet habe. Die mathematiſche Abweichung iſt heute größer als jemals ſeit dem Jahre 1680. Vielleicht ſei es auch darauf zurückzuführen, daß die berühmte Uhr von Green⸗ wich,„The Big ben“, um eine größere Anzahl Bruchteile einer Sekunde zurückgeblieben ſei in den letzten 12 Mona⸗ ten, denn je zuvor.— Außerdem berichtete Spencer vom Verſchwinden von 15 einmaligen Büchern aus der Biblio⸗ thek von Greenwich, wobei er nicht ſagen konnte, ob hier auch Himmelskräfte wirkſam waren tf. Deutſche Herkunft des Petroleumkönigs Rockefeller. Der unlängſt im Alter von 98 Jahren verſtorbene ameri⸗ kaniſche Milliardär John Daviſon Rockefeller war der Nachkomme eines um das Jahr 1723 mit zwei Brüdern aus der Gegend von Neuwied im Rheinland ausgewan⸗ derten Bauern Johann Peter Rockenfeller(mundartliche Abſchleifung des urſprünglichen Namens Rockenfelder), der ſich im deutſchen Siedlungsgebiet des Staates New Jerſey, halbwegs zwiſchen den Städten New York und Philadelphia, niederließ. Die heutigen Nachkommen der drei Brüder, die hauptſächlich in den Staaten New Pork, New Jerſey und Pennſylvanien anſäſſig ſind, haben ſich zu einem Sippenverband zuſammengeſchloſſen, der Fami⸗ lientage abhält und ſippenkundliche Forſchungen anſtellt. Von Mutterſeite(Daviſon) erbte Rockefeller ſchottiſches Blut, das ſowohl ſeine Geſichtszüge als auch ſeine innere Haltung beſtimmend beeinflußte. Sein Vater William A. Rockefeller hatte noch einen typiſchen deutſchen Bauern⸗ kurz bevor die As ſuchte er noch einmal den Kameraden auf, aber der Mann konnte auf alle Fragen nur erwidern, daß die deutſchen Flüchtlinge ohne beſtimmtes Ziel abgereiſt wären. Die einen nach Kilwa, die anderen in die Kituri⸗Berge. Von drei einzelnen Frauen, einer Mutter mit zwei Töchtern, wußte er nichts.„Tut mir leid, Kamerad!“ Peter blieb nichts anderes übrig, als zu ſeiner Kom⸗ panie zurückzukehren. Der Hauptmann nahm ſeinen Be⸗ richt mit einem Troſtwort entgegen:„Abwarten, Dorn, vielleicht kommt bald neue Nachricht. Sie müſſen Geduld haben. Viel Geduld.“ Peter ſchoß weiter Fleiſch und wartete. Aber Grete ſchwieg. Vielleicht war ſie außerſtande, einen Brief beför⸗ dern zu laſſen; vielleicht lag ſie krank darnieder. Vielleicht Es waren ſchreckliche Tage, Tage, die ihn zu zermür⸗ ben drohten. Nur die erneute Kampftätigkeit bewahrte ihn vor dem ſeeliſchen Zuſammenbruch. Die Truppe hatte ſich am Lingaula verſchanzt und hielt den Gegner mit beſtem Erfolge auf. Die Nachricht von einem großen Sieg der deutſchen Streitkräfte an der Südfront ſtärkte den kämpfe⸗ riſchen Geiſt aller und erlitt ſelbſt durch die immer heftiger einſetzende feindliche Fliegertätigkeit keine Einbuße. Die Flieger! Mit unheimlicher Pünktlichkeit ſtiegen ſie bei Sonnen⸗ aufgang auf und ſuchten ihre Bomben ſo gut wie mög⸗ lich anzubringen. Da ſie ihre tödlichen Grüße überall dort abwarfen, wo auch nur die leiſe Spur eines Rauchfadens zum Himmel empor wehte, erging an die Askari ſtreng⸗ ſter Befehl, alle ihre Feuer beim Morgengrauen zu löſchen. Es wurden aber dann an ziemlich belangloſen Stel⸗ len Scheinlagerfeuer angezündet. Wirklich jagten dann je⸗ desmal zwei, drei Maſchinen heran und bombardierten den Platz. Auf dieſe Weiſe lenkte man den Gegner nicht nur von den ausgezeichneten Tarnſtellungen ab, die man im Buſch angelegt hatte, ſondern veranlaßte ihn darüber hinaus, ſein koſtbares Material nutzlos auszugeben. Schließ⸗ lich gelang auch noch eine ganz große Liſt. Vier Maſchi⸗ nengewehrneſter wurden kreisförmig um ein Scheinfeuer gelegt, die die wie Raubvögel niederſchießenden Flugzeuge unter ein eben ſo wildes wie unerwartetes Kreuzfeuer nahmen. Eine Maſchine wurde auf dieſe Weiſe binnen weniger Minuten zum Abſchuß gebracht, eine zweite mußte notlanden und verbrannte. Nur der dritten glückte es, heil 10 1 Das war ein Erfolg, der ſich ſehen laſſen onnte. 5 Aber dann mußten ſie auch dieſe Stellung räumen und weiter zurück, weil die feindlichen Infanterieangriffe einen geradezu heuſchreckenartigen Charakter annahmen. Die heranflutenden Reihen wurden zwar von den Maſchi⸗ nengewehren förmlich niedergemäht, aber ſchon ſtürmte die nächſte Reihe heran und hinter ihr die übernächſte. Die Ge⸗ wehrläufe waren glühendheiß. Und dann ging auch wieder einmal die Munition zu Ende. Zurück alſo! 8 Mehr und mehr nahm die Landſchaft den Küſtencha⸗ rakter an. Silberfarbiger Sand knirſchte unter den Trit⸗ ten. Baumgebüſch bedeckte das ſanft gewellte Land, und eines Nachts klang wahrhaftig, fern allerdings, aber doch unverkennbar, das Rauſchen der Brandung durch die Stille. N ri abmarſchierten, Peter wartete nicht mehr auf Poſt. Seine Kompanie war in fortwährender Bewegung. Wie ſollte da ein Brief zu ihm finden? Stumpf marſchierte er mit den anderen. Der Haupt⸗ mann ging an der Spitze. Peter ſah ſeine hohe, kräftige, ungebeugte Geſtalt und nickte. Das war ein Mann! Plötzlich zerriß ein Schuß die nächtliche Stille. So jäh, ſo unvermutet kam der Knall, daß Peter für Sekunden die Augen ſchloß und wie gelähmt im Schritt verhielt. Dann aber praſſelte ein wahres Donnerwetter los. Zwiſchen den Büſchen blitzte es in ununterbrochener Folge auf. Das, woran in dieſer Nachtſtunde niemand gedacht hatte, war geſchehen: ſie waren einer ſtarken feindlichen Patrouille vor die Flanke gelaufen! Unter den erſten Opfern, die das heimtückiſche Feuer forderte, befand ſich der Hauptmann. Peter ſah, wie er, der blitzſchnell den Revolver gezogen und Schuß auf Schuß auf den gut gedeckten Gegner abge⸗ geben hatte, plötzlich wankte, beide Arme hochwarf und dann wie ein gefällter Baumſtamm niederfiel. Rot wurde es vor Peters Augen. „Her zu mir!“ brüllte er. Und dann rannte er, über⸗ mannt von Wut und Schmerz, auf das Dickicht zu. Eine handvoll Askari folgte ihm. Der eine fiel, kaum daß er drei Schritte gemacht hatte, ein anderer griff ſich an die Schul⸗ ter und ſank ſtöhnend nieder. Aber Peter kam unangefoch⸗ ten dahin, wo er hinwollte, und mit ihm drei der braven Schwarzen. Dunkle Geſtalten ſprangen ihn aus dem Dunkel an. Meſſer blitzten. Ein Hagel von Kugeln umſchwirrte ihn. Aber da krachte auch ſchon ſeine Büchſe, und als er ſie leer⸗ geſchoſſen, drehte er ſie um und benutzte ſie als furchtbare Schlagwaffe. 5 Rechts und links von ihm ſanken Menſchen zu Boden, aber immer neue tauchten auf. Ein bärtiger Kerl ſprang ihn an wie eine Katze, aber als er ihm das Meſſer in den Rücken bohren wollte, traf ihn der Gewehr⸗ kolben eines Askari. Doch dann fand auch ihn die Kugel, die ihn niederwarf. Er taumelte, ſah, wie ſich alles um ihn drehte, ſuchte Halt, ohne ihn zu finden, ſtolperte und knickte mit einem Aechzen zuſammen. Sekundenlang erblickte er noch den dunklen Nachthim⸗ mel, an dem ein Meer von Sternen funkelte. Dann wurde es ſchwarz vor ſeinen Augen. Etwas Heißes lief über ſeine Bruft—— dort, wo er das Bild trug—— ihr Bild—. Er wollte mit der Hand hingreifen, aber der Arm war 1 5 wie Blei und lag neben ihm, als gehöre er nicht zu ihm. f „Kein Brief von dir,“ dachte er,„und ich habe ſo lange gewartet.“ Der Kampfeslärm ließ nach. Ein lautes engliſches Kom⸗ mando hallte auf. Trockene Aeſte zerbrachen unter eiligen Menſchenfüßen. Dann vernahm Peter nichts mehr. 3 Regungslos, wie tot, lag er zu Füßen eines verkrüp⸗ pelten Affenbrotbaumes, keine dreißig Meter von der Stelle entfernt, wo ſich eben ein engliſcher Offizier über den toter deutſchen Kompanieführer beugte und die Hand ſalutierend an den Tropenhelm führte 3