7 9 Bezugspreis: Monatlich Mt. 1.40, durch die Poſt Mz. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Ar. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Bernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Dages. und ſinzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. BVerkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenhelm. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feierte ge. Betriehsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdl⸗ Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. 3. 37: 1160 37. Jahrgang Mittwoch, den 30. Juni 1937 Nr. 149 Wäre das noch Aeberwachung? England und Frankreich wollen die Seekontrolle allein aus⸗ üben.— Deutſch⸗-italieniſcher Einſpruch. London, 29. Juni. In der Sitzung des Hauptausſchuſſes des Nichieinmi⸗ ſchungsgusſchuſſes am Dienskag wurde ein engliſch⸗franzöſi⸗ ſcher Vorſchlag auf Uebernahme der Seekonkrolle in den ſpaniſchen Gewäſſern vorgebracht. Der deutſche und der ita⸗ lieniſche Vertreter erklärten, daß ſie ihren Regierungen von dem Vorſchlag Kennknis geben wollten, daß ſie aber ſtärkſte ründſätzliche Bedenken gegen ſede Art von Ueberwachung hätten, die ſich nicht auf das notwendige Gleichgewicht auf⸗ baue, das zur unparteiiſchen Durchführung der Konkrolle un⸗ erläßlich ſei. Bei Eröffnung der Sitzung gab der italieniſche Vertreter folgende Erklärung ab:„Die Vertretung des Valencia⸗Ausſchuſſes in London hat kürzlich eine Pressen teilung veröffentlicht, die wilde Behauptungen über kürzliche Landungen italieniſcher Truppen in Spanien enthielt. Nicht um erſten Male veröffentlichte die fragliche Vertretung urch die Preſſe ähnliche phantaſtiſche Berichte. Es iſt nicht meine Aufgabe, irgendeine Meinung über den Gebrauch zu äußern, den die Vertretung Valencias von dem ihr zuge⸗ ſtandenen diplomatiſchen Statut macht, doch wünſche ich zu erklären, daß nicht ein einziger italieniſcher Freiwilliger mein Land nach Spanien verlaſſen hat, ſeit ein diesbezügliches Verbot verabredet worden iſt.“ Der Ausſchuß befaßte ſich ſodann mit der Frage des Flottenüberwachungsſchemas Lord Plymouth machte im Namen der engliſchen Regierung gewiſſe Vorſchläge. Danach wären die engliſche und die franzöſiſche Regierung bereit, die Verantworkung für die Durchführung des Flot⸗ tenüberwachungsſchemas für die Geſamtheit der Küſten Spaniens zu übernehmen. Sie erklärten ſich grundſätzlich mit der Ernennung neutraler Beobachter einver⸗ ſtanden, die auf den Ueberwachungsſchiffen ſtationiert wer⸗ den ſollen. Der belgiſche, tſchechoſlowakiſche, ſchwediſche und ſowjetruſſiſche Vertreter begrüßten die engliſch⸗franzöſiſchen Vorſchläge. Im Verlauf des Gedankenaustauſches brachten der deutſche und der italieniſche Vertreter ſtärkſte grundſätzliche Bedenken gegen jeden Vorſchlag zum Aus⸗ druck, der nicht auf dem notwendigen Gleichgewicht derart aufgebaut iſt, daß die volle Unparteilichkeit der Ueberwachung ſichergeſtellt werde. Gleichzeitig gaben die beiden Vertreter an, daß ihre je⸗ weiligen Regierungen beſchloſſen haben, ihre Staatsange⸗ hörigen, die augenblicklich als Ueberwachungsbeamte unter dem Ueberwachungsſchema beſchäftigt ſind, anzuweiſen, ihre Poſten aufzugeben. Die nächſte Sitzung des Ausſchuſſes findet am Freitag vormittag ſtatt. s Nichts ohne Italien und Deutſchland! Zu den Beratungen des Londoner Nichteinmiſchungs⸗ ausſchuſſes über die Neugeſtaltung der Seekontrolle erklärt der Direktor des„Giornale d'Italia“ in einem Leitartikel, die Spanienpolitik aller europäiſchen Staaten müſſe von der Vorausſetzung ihren Ausgang nehmen, daß nichts ohne Italien und Deutſchland geſchehen könne. Wenn ſich auch Italien und Deutſchland wegen des Fehlens von Garantien und der Solidarität aus dem Kontrollſchema zu⸗ rückziehen, ſo ſeien deshalb ihre vitalen Intereſſen und ihr Mitſprachrecht in Bezug auf die europäiſche Spanienpolitik keineswegs erlaſſen oder auch nur vermindert worden Rom und Berlin haben bereits häufig erklärt und deutlich be⸗ wieſen, daß ſie in Spanien ⸗nichts vorhätten, was im Gegen⸗ ſatz zu den ſouveränen Rechten der ſpaniſchen Nation ſtünde. Die deutſche und italieniſche Politik bleibe in Bezug auf Spanien wachſam Auch in dieſer Hinſicht ſei die Achſe Rom— Berlin wirkſam und kategoriſch. Zwiſchen den beiden Hauptſtädten vollziehe ſich heute ein aktiver Gedan⸗ kenaustauſch, um für ihre Einſtellung eine gemeinſame Linie feſtzulegen. Die Aktion der beiden Regierungen ſei wie die ihrer beiden Londoner Vertreter vollkommen aufeinander abgeſtimmt. 5 Für Italien und Deutſchland, ſo betont das halbamtliche Blakt. ſei es untragbar und für das Anſehen Europas ab⸗ ſurd, daß ein Angriff der Bolſchewiſten bei dem Fehlen der vereinbarten Reaktion ſich letzten Endes ſo aus wirke, daß man Sowjetſpanien eine bevorzugte Behandlung zukeil werden laſſe.„Eine auf Frankreich und England beſchränkte Seekontrolle der ſpaniſchen Küſten iſt offenbar eine neue Gunſtbezeugung für die Volſchewiſten und würde eine neue ermutigende Handlung für den Angreifer darſtellen. Die parteiiſche Haltung Englands und vor allem des mit Sow⸗ jetrußland verbündeten Frankreich in der e Frage, babe ſich nunmehr im vollen Lichte gezeigt. f Das franzöſiſch⸗engliſche Kontrollmonopol auf die ſpa⸗ niſchen Küſten wäre alſo, wie der Direktor des„Giornale d'Italia“ abſchließend betont, eine neue be deutende Hilfe für den Verſuch, in Spanien ein kommuniſtiſches Monopol zu errichten. Ein ſolcher Verſuch könne nicht die Zuſtimmung des Teiles von Europa finden, der noch nicht auf die Verteidigung ſeiner hohen Werte verzichtet hat. N Den Bolſchewiſten wäre es dann durch das Bombardie⸗ ren und Torpedieren deutſcher und italieniſcher Schiffe ohne weiteres gelungen, die Ueberwachung durch jene beiden Mächte auszuſchalten, die dieſe Kontrolle allein gewiſſen⸗ haft durchführen könnten. Sie hätten dann durch ihre ver ee praktiſch erreicht, daß ſie unkontrol⸗ lier bliehen.“ 703 15 1 8. N Das Ermächtigungsgefetz angenommen. Paris, 30. Juni. Die Kammer trat am Dienstag nachmittag um 3 Uhr zuſammen, um die Erklärung der Regierung entgegenzuneh⸗ men. Als Miniſterpräſident Chautemps im Parlament er⸗ ſchien, wurde er von ſeinen Parteifreunden mit Beifall be⸗ grüßt. Die Regierungserklärung beſagt u. a.: Eine Miniſterkriſe, die die Lage ſchwierig geſtaltet hatte, konnte ſchnell in Ruhe gelöſt werden. Zwei grundlegende Ideen haben ſeit einem Jahr die gemeinſamen Sorgen der Republikaner beherrſcht: der Frieden und der ſoziale Fort⸗ ſchritt. In den Dienſt des einen wie des anderen wird die Regierung ihre ganze Energie ſtellen. Im Sinne des ein⸗ mütigen und tiefen Gefühls des franzöſiſchen Volkes, das kürzlich mit ausdrucksvoller Kraft durch die Stimme unſe⸗ rer Frontkämpfer zum Ausdruck kam, werden wir die Außenpolitik fortſetzen, die leidenſchaftlich beſtrebt iſt, den Frieden mit allen Völkern zu ſuchen und ihn nur unter Ge⸗ rechtigkeit, unter Achtung der Unabhängigkeit aller zu ſehen. Finanzminiſter Bonnet brachte darauf die Ermächti⸗ gungsvorlage ein. Außerdem wurden von der Regierung zwei Geſetzentwürfe vorgelegt, deren ſofortige Behandlung ſie ebenfalls wünſcht. Nach der Regierungserklärung gab Kammerpräſident Herriot die vorliegenden Anfragen zur allgemeinen Po⸗ litik der Regierung bekannt, worauf Miniſterpräſident Chautemps die Vertagung dieſer Anfragen beantragte. Er ſtellte die Vertrauensfrage zur Verſchiebung der Ausſprache über die vorliegenden Anfragen, worauf die Kammer ſofort in die Ahſtimung eintrat Die franzöſiſche Kammer hat in den frühen Morgen⸗ ſtunden des Mittwoch das Ermächtigungsgeſetz der Re⸗ gierung Chautemps mit 380 gegen 228 Stimmen angenom⸗ men. Die Vorlage geht nunmehr an den Senat,, wo die öffentliche Ausſprache vorausſichtlich am Donnerstag ſtatt⸗ finden wird. 0 Kampf gegen die Spekulation Das Ermächtigungsgeſetz der Regierung Chautemps hat folgenden Wortlaut: „Die Regierung wird ermächkigt, bis zum 31. Auguſt 1937 durch im Miniſterrat verabſchſedete Verordnungen alle Maßnahmen zu treffen, die die Beeinträchtigung des Staaks⸗ kredits und die Spekulation bekämpfen ſowie die wirkſchaft⸗ liche Geſundung die Preisüberwachung den Ausgleich des Haushalts und des Schatzamtes ohne Währungskontrolle und die Verteidigung des Geldbeſtandes der Bank von Frankreich bezwecken. Dieſe Verordnungen werden innerhalb von drei Mona⸗ ten nach Verkündung vorſtehenden Geſetzes, aber auf alle Fälle in der erſten Sitzung der außerordentlichen Parla⸗ mentstagung 1937 den Kammern zur Ratifizierung unter⸗ breitet werden.“ Die Begründung des Geſetzentwurfes lautet: Die Lage des Haushalts, des Schatzamtes und der Währung er⸗ heiſchen ſofortige Geſundungsmaßnahmen. Das Schatzamt muß bis zum Jahresende Laſten tragen, die es nicht durch Inanſpruchnahme des Geldmarktes bewältigen kann. Die Währung iſt ſpekulativem Druck ausgeſetzt, der die Gefahr mit ſich bringt, den Goldbeſtand der Währungsbank raſch zu gefährden. Eine derartige Lage kann nicht Dauer⸗ zuſtand werden, ohne die finanzielle Unabhängigkeit, die militäriſche Sicherheit, die ſozialen Errungenſchaften und die wirtſchaftliche Geſundung Frankreichs in Frage zu ſtellen. Die Regierung beſchließt, ſofort einen Plan der Geſun⸗ dung anzuwenden, der die Verteidigung des Gold⸗ beſtandes der Bank von Frankreich ohne Währungskon⸗ trolle, einen unerbittlichen Kampf gegen die Spe⸗ kulation und ein ſtreng eingehaltenes Haushaltsgleich⸗ gewicht für 1937 vorſieht, und zwar durch geeignete Steuer⸗ maßnahmen und eine merkliche Verringerung der Raten des Schatzamtes Dieſes Programm bildet ein zuſam⸗ menhängendes Ganzes. Keine der geplanten Maß⸗ nahmen könnte allein genügen. Die Notwendigkeit, ſie alle gleichzeitig und unverzüglich anzuwenden, macht eine außer⸗ gewöhnlich raſche Durchführung notwendig. Vom Finanzausſchuß angenommen Der Finanzausſchuß der Kammer hal den Ermächligungs⸗ geſetzentwurf der Regierung ohne Abänderung mik 17 ge⸗ gen 16 Stimmen bei 8 Skimmenkhaltungen angenommen. 1 haben ſich 5 Kommuniſten und 3 Sozialdemokra⸗ en. Zwiſchenfall bei der Senatseröffnung Die en der Senatsſitzung zur Entgegennahme der Regierungserklärung ſtand im Zeichen eines Zwiſchen⸗ falles. Der ſtellvertretende Miniſterpräſident Leon Blum weigerte ſich, die Regierungserklärung zu verleſen. An ſeiner Stelle betrat Staatsminiſter Sarraut die Tribüne und gab dem Senat die Regierungserklärung bekannt. Frankenhandel ausgeſetzt. London, 29. Juni. Auf Beſchluß des Bör 32 in London werden bis 0 weiteres keinerlei Geſchäfte in franzöſiſchen Franken getätigt. Die Maßnahmen der franzöſiſchen Regierung und die Schließung der franzöſiſchen Börſen erregen in London rößtes Auffehen. Die Blätter weiſen in ihren 1051 de en 20 die Bedeutung und Größe der franzöſiſchen Kriſe 15 und geben die franzöſiſchen Gerüchte über die Finanz⸗ riſe in größter Aufmachung wieder. det ſich Miniſterpräſident fern ge zarnt vor Zahlungsmoratorium in Frankreich Die Börſen geſchloſſen.— Vor wichtigen Entſcheidungen Die Regierung Chautemps hat noch in der Nacht vor Abgabe einer Kegierungserklärung eine Reihe von Ve⸗ ſchlüſſen gefaßt, die von größter Tragweite ſinnd. Nachdem im Kabinettsrat beſchloſſen worden war, das ſeinerzeit von der Regierung Blum eingebrachte und vom Senat abge- lehnte Ermächtigungsgeſetz in erweiterter und weſenklich verſtärkter Form wieder aufzunehmen, hat die Regierung, um einer Frankenſpekulation während der Ausſprache über dieſes Geſetz vorzubeugen, beſchloſſen, die Wertpapier- und 5 vom Dienstag an bis auf weiteres zu ſchlie⸗ en. Ein entſprechender Erlaß erfolgte im amtlichen Geſetz⸗ blatt. In dieſem e wird darauf hingewieſen, daß die Wiedereröffnung der Börſen zu gegebener Zeit vom Fi⸗ nanzminiſter angeordnet werde. Die Zahlung der vom Dienstag ab in Gold oder Deviſen fälligen Handelsſchulden kann auf Forderung des Schuldners hin eingeſtellt werden. Der Zeitpunkt, an dem die Zahlung gefordert werden kann, wird ebenfalls vom Finanzminiſter bekanntgegeben. Wech⸗ ſel und Tratten können während des Zahlungsmoratoriums nicht zu Proteſt gehen. Der Zinsfuß wird für die Dauer der 8 be e der gleiche ſein wie der Diskontſatz der Bank von Frankreich. Die Regierung hat ferner beſchloſſen, das Ermächti⸗ ungsgeſetz über die finanziellen Vollmachten ſofort in der Kammer einzubringen und die Dringlichkeits⸗ beratung zu fordern. Es iſt beabſichtigt, ſämtliche Anfragen über die allgemeine Politik der Regierung bis nach der Ver⸗ abſchiedung des Geſetzes zu vertagen. Die Vorlage enthält einen einzigen Artikel, der der Regierung„erweiterte Voll⸗ machten“ bis zum 31. Auguſt dieſes Jahres gibt, um auf dem Wege von Erlaſſen, die im Miniſterrat ausgearbeitet werden, die Geſundung der finanziellen Lage ſicherzuſtellen. Obgleich über die Pläne der Regierung im einzelnen amtliche Erklärungen noch nicht vorliegen, getom man in gutunterrichteten politiſchen Kreiſen, daß ebenfalls eine Erhöhung ſowohl der direkten als auch der in⸗ direkten Steuern beabſichtigt iſt. Dieſe Erhöhung ſoll weſentlich über die vom Kabinett Blum vorgeſehene Grenze hinausgehen. Auf der anderen Seite ſoll jede neue Belaſtung des Haushalts vermieden werden. Auch die Renten ver⸗ . für alte Arbeiter, eine Hauptforderung er Kommuniſten, die das Kabinett Blum für die aller⸗ nächſte Zukunft verſprochen hatte, ſei jetzt zu rückgeſtellt worden. Die Regierung ſtehe grundſätzlich einer neuen Franken⸗ abwertung ablehnend gegenüber. Man erklärt jedoch in po⸗ litiſchen Kreiſen, daß man auch zu dieſer äußerſten Maß nahme greifen würde, wenn die Frankenſpekulgtion nicht aufhöre und wenn die zunächſt ins Auge gefaßten Methoden keine weſenkliche Erleichterung brächlen. Nach unbeſtätigten Gerüchten wolle man zum Wäh⸗ rungsgeſetz Poincares zurückkehren, d.h. den Franken im Vergleich zum Pfund auf 125 Franken und im Vergleich zum Dollar auf 25 Franken ſtaßbiliſieren Die ſehr eingreifenden Maßnahmen der neuen Kegie⸗ rung ſtoßen ſchon jetzt auf nicht zu unterſchätzende Schwie⸗ rigkeiten. Bezeichnenderweſſe machen ſich die erſten Wider⸗ ſtände in den Reihen der Volksfrontparleien ſelbſt geltend. . 2 9 Kurzmeldungen Berlin. Der Führer hat dem Reichsarbeitsminiſter ⸗Frz. Seldte zu ſeinem 55. Geburtstag ſeine herzlichen Glück⸗ wünſche überſandt. 5 * Neues Abkommen mit der Schweiz Die Wirtſchaftsverhandlungen abgeſchloſſen. Baſel, 29. Juni. Miniſter Stucki, der Leiter der ſchweizeriſchen Wirtſchafts⸗ delegatign, weilte in dieſen Tagen in Bern, um den zuſtän⸗ digen Stellen über die in Berlin geführten deutſch⸗ſchwei⸗ eriſchen Wirtſchaftsverhandlungen Bericht zu erſtatten. ie es heißt, wird er ſich zur Unterzeichnung des neuen Abkommens nach Berlin zurückbegeben. Dieſes neue Abkommen werden für ein Jahr abge⸗ benden werden, und zwar baſiere dasſelbe wiederum auf em Verrechnungsſyſtem. Der ſchweizeriſche Export nach Deutſchland werde etwas erhöht. Auch für den Frem⸗ den verkehr ſei eine Löſung erzielt worden, die ange⸗ ſichts der deutſchen Deviſenlage als einigermaßen befriedi⸗ gend bezeichnet werden könne. Schließlich ſeien auch 15 80 des kleinen nGrenzverkehrs in allen Einzelheiten geregelt worden. 5 London. Wie aus Port of Spain auf Trinidad berichtet wird, hofft jetzt der Gouverneur, durch Verhandlungen den Streik auf den Oelfeldern beilegen zu können. Angeblich ſol⸗ len dafür günſtige Ausſichten vorhanden ſein. London. Verteidigungsminiſter Inſkip machte Angaben über Vorkehrungen für den Kriegsfall. Dabei mußte er zu⸗ geſtehen, daß es mit der Rekrulierung für die Londoner Luftabwehrdiviſion hapere und noch über 50 Prozent des notwendigen Mannſchaftsbeſtandes fehlten. London. Die Erhöhung des engliſchen Währungsaus⸗ gleichfonds um 200 Mihlolen Pfunde md 5 nterhaus ohne Abſtimmung angenommen. London. In der Zeitſchrift„Home and Empire“ wen⸗ 155 hen 5 che 11 marxziſtiſche Opposition und wa Wühlereien in Politik und Wirtſe Reichs mütterſchule in der Rhön geweiht . Würzburg, 30. Juni. Die neue Reichsmütterſchule, die erſte Heimmütterſchule des Deutſchen Frauenwerks, wurde am Dienstag ihrer Beſtimmung übergeben. Im Feſtſaal, der im Schmuck uralten Rhönhausrates das Weſen der Land⸗ ſchaft und ihrer Menſchen ſpiegelt, fanden ſich die Gäſte der Feierſtunde zuſammen, Vertreter der höchſten Parteiſtellen und des Staates mit Hauptamtsleiter Hilgenfeldt und Reichsführer SS Himmler ſowie der Gauleitung von Main⸗ franken. Gauleiter Dr. Hellmuth kenzeichnete den Grundge⸗ danken der Geſtaltung des Heims Oberbach als die Erfül⸗ lung des erſten Punktes des Rhön⸗Plans: Der Menſch ſolle wieder frei werden. Dieſe Aufgabe ſolle vor allem an die Frau gerichtet werden, denn die Ewigkeit habe das Volk, das die Jugend und mit ihr die Mutter beſitzt. Worte der Freude und des Dankes ſprach Reichsführer SS Himmle k. Nicht Männerbünde allein, die Frauen in ihrer Geſamtheit, die NS⸗Frauenſchaft und das Deutſche Frauenwerk, hätten ſich in der Erkenntnis der letzten Fragen über Familie, Sippe und Volk zu einer einzigen Kamerad⸗ ſchaft zuſammengefunden. Die Bräute der SS, die der SA und der Wehrmacht ſollten hier zu Frauen und Müttern er⸗ zogen werden, wie Deutſchland ſie braucht. So werde das Rhönheim in jeder Hinſicht neues Leben in dieſe Gegend und weit über ihre Grenzen hinaus in unſer deutſches Sein tragen Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtze Klinck ſagte u. a.: Das Denkmal der deutſchen Frau ſei nun geſetzt. Es ſei das Leben wie es das deutſche Volk jetzt führe und habe Form angenommen in Stätten des Lebens, in den vier Reichsſchulen der NS⸗Frauenſchaft. Bewahrung von Volksdokumenten Dr. Goebbels gründet eine Kommiſſion. Berlin, 30. Juni. Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Goebbels hat am Dienstag in den Räumen ſeines Miniſteriums eine Kommiſſion zur Bewah⸗ rung von Volksdokumenten gegründet. Es nahmen an die⸗ ſer Gründungsſitzung Vertreter der Archive und Viblio⸗ theken von Partei und Staat und führende Vertreter des Rundfunks, des Filmes, des Schrifttums, der Preſſe und der Induſtrie ſowie des Reichsinſtitutes für Geſchichte des neuen Deutſchland teil. Zweck dieſer Kommiſſion iſt es, wie der Miniſter hervor⸗ hob, eine umfaſſende Zentralſtelle für die Sammlung aller mit der Geſchichte des Dritten Reiches zuſammenhängenden Dokumente zu ſchaffen und Mittel und Wege zu finden, wie dieſe Dokumente für eine möglichſt große Zeitſpanne vor dem Verfall bewahrt und damit ſpäteren Generationen er— halten werden können. Der Miniſter betonte, daß auf dieſe Weiſe der bisherigen Vergeudung der ſo wertvollen hiſtori⸗ ſchen Schätze unſerer Zeit Einhalt geboten werden ſoll. Dr. Goebbels hat mit der Leitung der Kommiſſion den ſtellvertretenden Preſſechef der Reichsregierung, Miniſte⸗ rialrat Berndt, beauftragt. Zur Durchführung der praktiſchen Arbeit, die alsbald aufgenommen werden ſoll, veranlaßte der Miniſter die Einſetzuͤng von ſechs Sektionen, deren Mit⸗ glieder ſich aus Sachverſtändigen der vorgenannten Stellen zuſammenſetzen. Die Autobahn Berlin Nom Baldiger Baubeginn.— Großes Inkereſſe des Führers. Berlin, 30. Juni. Das dem Führer im Dezember und Januar durch Herrn Senator Puricelli vorgetragene Projekt einer Autobahn Rom— Innsbruck— Mün chen, welches mit dem Generalinſpektor für das deutſche Straßenweſen beſprochen wurde, iſt auf italieniſcher Seite nunmehr geprüft worden. Es iſt mit einem baldigen Baubeginn auf italieniſcher Seite zu rechnen. Die Unterhandlungen mit Heſterreich ſind ſoweit gedie⸗ fc daß von öſterreichiſchen Ingenieuren nunmehr unter⸗ ucht wird, welche Linienführung von Innsbruck zur deut⸗ ſchen Grenze als die zweckmäßigſte für die öſterreichiſchen Verkehrsverhältniſſe erſcheint. Der Führer hat in dieſen Tagen Senator Puricelli in Begleitung des Generalinſpektors für das deutſche Stra⸗ ßenweſen empfangen. Er hat dabei ſein großes Intereſſe an dieſem gewaltigen Plan bekundet. Von deutſcher Seite wird es möglich ſein, den deutſchen Anteil dieſer großen Straßenachſe Berlin— Rom, die Strecke Berlin— Mün⸗ chen— Reichsgrenze, bis zu der 1941 vorgeſehenen Weltausſtellung in Rom fertigzuſtellen. Die Frage der„Erdͤſtrahlen“ Noch nicht gelöſt.— Sie wird weiter geprüft. Vom Reichsminiſterium des Innern wird mitgeteilt: Im Reichsgeſundheitsblatt bringt der Präſident des Reichs⸗ geſundheitsamtes, Profeſſor Dr. Hans Reiter, eine Ver⸗ öffentlichung über das Problem der ſogen.„Erdſtrahlen“. Reiter kommt zu dem Ergebnis, das erſtens die Frage der „Erdſtrahlen“ noch kein gelöſtes Problem darſtellt, zwei⸗ tens demnach das Problem mit allen Kräften weiter bear⸗ beitet werden ſoll. Im Hinblick auf die von verſchiedenen Seiten angeſtellten Tierverſuche, welche die Bedeutung von der biologiſchen Wirkſamkeit der„Erdſtrahlen“ unter Be⸗ 5 ſtellen ſollen, ſchließt Profeſſor Reiter den Aufſatz wie folgt: „Eine praktiſche Bedeutung kann ihnen(den Tierverſu⸗ chen) nur dann zugeſprochen werden, wenn ſie mit voller biologiſch⸗phyſikaliſcher Sachkenntnis und mit allen Kaute⸗ len durchgeführt würden, die eine derartig umſtrittene Frage erfordert. Immerhin dürften ſie den biologiſchen Fragenkomplex der„Erdſtrahlen“⸗Hyptheſe der Klärung näherbringen, und aus dieſem Grunde ſind alle kritiſchen Arbeiten in dieſer Richtung zu begrüßen. Das Reichsgeſundheitsamt wird Veranlaſſung neh⸗ men, weiterhin derartige Prüfungen vorzunehmen und die bisherigen poſitiven und negativen Ergebniſſe der ver⸗ ſchiedenen Forſcher auf ihre wiſſenſchaftliche Stichhaltigkeit gewiſſenhaft zu leise Die Mitarbeit aller verantwor⸗ tungsbewußten Kreiſe iſt ſehr willkommen und dringend erwünſcht.“ Nationalſpaniſches Bombardement Salamanca, 30. Juni. Die nationalen Rundfunkſender melden, daß nationalſpaniſche Kriegsſchiffe am Dienstag die Mittelmeerküſte zwiſchen Agunto und Valencia beſchoſſen haben. Die dort— Küſtenbefeſtigungen ſeiep teil ⸗ weiſe zerſtört worden. Das bolſchew ſtiſche Krlegsſchiff„De⸗ dalo“ ſei getroffen worden. 5 Politiſches Allerlei Die amerikaniſchen Kriegsſchiffe verlaſſen Kiel. Kiel, 29. Juni. Die amerikaniſchen Kriegsſchiffe„New⸗ hork“,„Wyoming“ und„Arkanſas“, die ſeit dem 20. Juni zu Beſuch in Deutſchland weilten, verließen den Reichs- kriegshafen Kiel. Zahlreiche Barkaſſen und Boote gaven den Schlachtſchiffen das Abſchiedsgeleit. Die Zuſchauer winkten vom Ufer, und die Beſatzung dankte durch Schwen⸗ ken der Mützen und Tücher Am Marineehrenmal Laboe vorüber, wo die Flaggen zu Ehren der Gefallenen gedippt wurden, fuhr das amerikaniſche Geſchwader in die Oſtſee. Als nächſtes Ziel wird Funchal auf Madeira angelaufen. Blombergs Budapeſter Beſuch Budapeſt, 30. Juni. Der Reichskriegsminiſter General⸗ feldmarſchall von Blomberg legte am Dienstag am ungart⸗ ſchen Heldendenkmal einen Kranz nieder. Zu der Feier hat⸗ ten ſich der Kommandierende General der Budapeſter Gar⸗ niſon, von Nagy, der Oberbürgermeiſter von Budapeſt und eine größere Offiziersabordnung eingefunden. Unter den Klängen der deutſchen Lieder ſchritt der Generalfeldmar⸗ ſchall die Front der Ehrenkompanie ab und verweilte ſo⸗ dann in ehrfurchtsvollem Schweigen vor dem ungariſchen Heldendenkmal. Im Anſchluß an die Feier ſtattete der Reichskriegsmi⸗ niſter dem Miniſterpräſidenten Daranyi, dem Außenminiſter von Kanya, dem Oberkommandierenden der Honvedarmee General Sonyi, dem Chef des Generalſtabes Feldmarſchalleutnant Ratz und dem Feldmarſchall Erzherzog Joſeph Beſuche ab. Zu Ehren des deutſchen Gaſtes veranſtaltete am Mittag Miniſterpräſident Daranyi ein Frühſtück, an dem zahlreiche maßgebende Perſönlichkeiten teilnahmen. König Carol fährt nach Krakau. Dienstag abend gab König Carol, der von den Truppen⸗ beſichtigungen zurückgekehrt iſt, zu Ehren des polniſchen Staatspräſidenten ein Eſſen im Lazienſki⸗Schloß. Mittwoch trifft der rumäniſche König für einen zweitägigen Aufent⸗ halt in Krakau ein, wo er ſeinen Beſuch in Polen abſchlie⸗ ßen wird. Im Mittelpunkt des Krakauer Beſuches ſteht eine Kranzniederlegung am Sarge des Marſchalls Pilſudfki. Wie von halbamtlicher Seite verlautet, wird das Krakauer Programm keinerlei Einſchränkung infolge der durch den Krakauer Erzbiſchof eigenmächtig vorgenommenen Üeber⸗ führung des Pilſudſki-Sarges aus der St. Leonhard⸗Kapelle in der Wawel⸗Kathedrale in die Gruft unter den Turm der Silbernen Glocken erfahren. König Carol wird den Kranz am Sarge des Marſchalls Pilſudſki in der Gruft der Sil⸗ bernen Glocken niederlegen Scharfer Proteſt Tokios in Moskau. Wie die amtliche japaniſche Nachrichtenagentur Domei meldet, beauftragte das Auswärtige Amt in Tokio den japa⸗ niſchen Botſchafter Shigemitſu in Moskau wegen der Be⸗ ſetzung der Amurinſeln Bolſhoi und Sennufa durch Sowjet⸗ truppen ſcharfen Proteſt einzulegen. Der Botſchafter erhielt den Auftrag, die umgehende Räumung der beiden Inſeln zu verlangen. Die Nachrichtenagentur Domei ſowie die fa⸗ paniſche Preſſe widmen den ſtändig zunehmenden Zwiſchen⸗ fällen an den Grenzen der Sowjetunion und Mandſchukuos ſorgenvolle Betrachtungen. Die Preſſe veröffentlicht auch Berichte über neue Behinderungen japaniſcher Fiſcher bei Ausübung ihrer Fiſchereirechte in den nördlichen Gewäſſern Kate über die Erſchießung eines Japaners auf dem Amur⸗ uß. Kommt der„alte Kommuniſt“ Unſchlicht an die Reihe? Die Polniſche Telegraphenagentur meldet aus Moskau, daß dort Gerüchte über die Verhaftung Unſchlichts verbrei⸗ tet ſind, der Mitglied des Vollzugsausſchuſſes der Sowſet⸗ union iſt. Unſchlicht iſt ein alter Kommuniſt, der 1919 Mit⸗ glied des Revolutionsrates des 16. Armeekorps war, das gegen Polen kämpfte. Später war er Stellvertretender Chef der berüchtigten Tſcheko und zuletzt außer der oben ange⸗ führten Eigenſchaft Stellvertretender Vorſitzender der Oſſo⸗ aviachim. Gemeinſam mit dem roten Henker Oſcherſchinfki war er Mitglied der kommunittiſchen Sowjetregierung, die Tuchatſchewſki im Verlaufe des polniſch⸗bolſchewiſtiſchen Krieges 1920 in Bialyſtok ausrufen ließ. Ebenſo iſt der Volkskommiſſar für Finanzen der tartariſchen Sowjetrepu⸗ blik, Magdjejew, als„Feind des Volkes“ verhaftet worden. Das gleiche Schickſal wurde dem tartariſchen Volkskommiſ⸗ ſar für Induſtrie, Ganiejew, zuteil. Rooſevelt will ſeine Reformen erzwingen. Das dreitägige Wochenende auf Jefferſon⸗Island, wo Präſident Rooſevelt mit ſämtlichen Parlamentsmitgliedern ſeiner Partei verhandelte, ſcheint nicht zur völligen Ueber⸗ brückung der ſcharfen Gegenſätze bezüglich Rooſevelts Pro⸗ gramm geführt zu haben. Rooſevelt hat daher, wie verlau⸗ tet, gedroht, das Parlament notfalls bis zum Herbſt bei⸗ ſammen zu halten, bis ſeine das Oberſte Bundesgericht und die ihm beſonders wichtige Verwaltungsreform ſowie die Maßnahmen zur Verhinderung von Steuerhinterziehungen betreffenden Wünſche angenommen ſeien. Aus fachlichen wie aus Preſtigegründen beſtehe er auf dieſen Geſetzen und werde nichts unverſucht laſſen, ſie durchzubringen. Alle Kirchen in Sowjetrußland geſchloſſen Endgültig dem Boden gleichgemacht. Warſchau, 30. Juni. Nach einer Meldung aus Moskau bereiten die Sowjers einen neuen vernichkenden Schlag gegen die Religion vor. Angeblich auf Wunſch der örklichen N hat das In⸗ nenkommiſſariat ſich enkſchloſſen, im Rahmen des drikken ben e Mh alle noch vorhandenen Kirchen zu ſchlie⸗ en. Die Mehrzahl der Kirchengebäude ſoll abgetragen und ein kleiner Reſt profanen Zwecken zugeführt, d. h. in Klubs, Kinos uſw., verwandelt werden. Die Vernichtung der noch übriggebliebenen Kirchen ſoll aus Gründen der„Sicherheit“ geſchehen. Eine alleinige Aus⸗ nahme ſollen nur wenige Gotteshäuſer bilden, gegen deren Zerſtörung ſich die Sowjetregierung gewandt hat, da ſie einen beſonders großen geſchichtlichen Wert haben oder als architektoniſche Denkmäler dienen, die mit Rückſicht auf den Serdng ehr erhalten bleiben ſollen. Von der neuen erſtörungswut ſind betroffen 2900 Kirchen, 63 Klö⸗ ſter uſw. Zu gleicher Zeit wird aus Wladiwoſtok berichtet, daß ſoeben die letzte 1 Kirche Mad ee(frü⸗ her Epiſkopatsreſidenz) geſchloſſen wurde. Das Inventar wurde dem Vollzugsausſchuß des Fernen Oſtens übergeben. Jeder iſt verdächtig Die Angſtpſychoſe in der Sowjefunion. NS. Die blutigen Auseinanderſetzungen zwiſchen riva⸗ liſierenden Sowjeteliquen und das ſtändige Ausbreiten der Schreckensherrſchaft haben eine wahre Angſtpſychoſe im Sowjetſtaate ausgelöſt. Auch die höchſten Würdenträger ſind ihres Lebens nicht ſicher; denn wer kann wiſſen, ob er nicht als Trotzkiſt und Staatsfeind eingeſperrt, verbannt oder gar erſchoſſen wird. Die Verhaftungswelle im Sowjetſtaate er⸗ innert an die ſchlimmſten Zeiten aus den Jahren 1918 bis 1920. Jeden Tag bringen die Sowjetblätter Meldungen von politiſchen und ſonſtigen Verfehlungen der Sowjetbeamten, ohne Unterſchied von Rang und Poſten. Hunderte von ihnen werden wegen ſtaatsfeindlicher Umtriebe und Abweichungen von der berüchtigten Generallinie gemaßregelt, abgeſetzt uͤnd verhaftet. Allen wird obendrein Verrat und trotzkiſtiſche Sympathien vorgeworfen. Der in Mexiko lebende Trotzki wird heute in Sow⸗ jetrußland als Schreckgeſpenſt benutzt, und ſein Name ver⸗ läßt nicht die Spalten der Sowjetpreſſe. Nimmt es wun⸗ der, daß Sowjetuntertanen, die das Pech haben, Trotzki zu heißen, flehentlich um die Erlaubnis baten, ſich einen ande⸗ ren Namen beilegen zu dürfen? Gewiß„Trotzki“ iſt nur Pſeudonym für Bronſtein, aber die Angſtpſychoſe iſt groß und die bolſchewiſtiſche Polizei brutal. Die Moskauer„Is⸗ weſtja“ veröffentlichte mit Genugtuung eine lange Liſte ehe⸗ maliger„Trotzkis“, die den verabſcheuungswürdigen Namen ablegten. Daß die Zeitung dadurch das ganze Sowjetregime blamierte, kam ihr nicht in den Sinn. Denn, wie kann man von geordneten Verhältniſſen im Sowjetſtaate ſprechen, wenn das zufällige Uebereinſtimmen der Beinamen vollauf genügt, um einen durchaus harmloſen Menſchen in den Augen der roten Polizei zum Verräter werden zu laſſen. Man fragt ſich nur, was geſchieht, wenn irgendwelcher Bol⸗ ſchewiſtenführer Iwanow als Staatsfeind hingerichtet wird? Die Angſtpſychoſe wütet im geſamten ruſſiſchen Volke und insbeſondere in den Kreiſen der Profeſſoren und Fach⸗ leute, die ſchon wegen ihrer Spezialkenntniſſe nicht ſo ohne weiteres die kataſtrophale bolſchewiſtiſche Mißwirtſchaft bil⸗ ligen können. Die Sowjetherrſcher machen eben dieſe Kreiſe für das ganze Unheil verantwortlich, um die Aufmerkſam⸗ keit des mit Terror unterdrückten Volkes von ſich, ihrem Verſagen, ihrer Gier und ihrem Machthunger abzulenken. Die Sowjetpreſſe meldet, daß man ganze„trotzkiſtiſche Neſter“ in verſchiedenen Hochſchulen und Akademien ent⸗ deckt habe. Es folgt eine lange Liſte von wiſſenſchaftlichen Inſtituten. Man findet hier die Hochſchulen für Rechtswiſ⸗ ſenſchaften, Archäologie, Anthropologie, Völkerkunde, ja ſo⸗ gar für mathematiſche Wiſſenſchaften. Den Vogel ſchoß aber die berühmte Sternwarte Pulkowo ab. Es wimmelte dort buchſtäblich von Trotzkiſten und ſonſtigen Saboteuren. Man fragt ſich, was dieſe armen Aſtronomen mit Trotzki und der ganzen Politik zu tun haben? Ihre Augen ſchweben doch wirklich in höheren Regionen und ihre Gedanken ſind auf mindeſtens hunderttauſend Kilometer von allen irdiſchen Dingen entfernt. Anſcheinend haben ſie den Stern Stalins nicht als den der erſten Größe oder ihn gar als einen ſchnell vorbeihuſchenden Komet betrachtet. Ein beſonderes Stück leiſtete ſich das Inſtitut für Lite⸗ ratur, wo die wachſamen Bolſchewiſtenſpitzel eine Gruppe von„Volksfeinden“ entlarpten, an deren Spitze„ein Ban⸗ dit und ein Oberſchurke“ ſtanden. So behauptet wenig⸗ ſtens die Bolſchewiſtenzeitung„Prawda“. Was machle eigentlich ſo ein Bandit im Inſtitut? Beſtimmt hielt er tags⸗ über literariſche Vorträge und nachts ging er mit Maske und Piſtole aus.. Da man aber genau weiß, daß die Sowjetmachthaber ihre Gegner der ſchlimmſten Verbrechen bezichtigen, um ſie vor den Augen des Volkes berächtlich zu machen, iſt es gut möglich, daß der betreffende„Bandit“ nichts anderes als ein biederer Profeſſor iſt, der in Un⸗ gnade gefallen iſt. Die Bolſchewiſtin Kollontaf ſagte ſchon vor Jahren:„Wenn man einmal in Moskauer Zeitungen leſen wird, ich hätte ſilberne Löffel geſtohlen, heißt es, ich bin in der Oppoſition“. Vorläufig iſt Frau Kollontaj des Diebſtahls nicht bezichtigt und bekleidet den Geſandtenpoſten in Norwegen Zu der blutigen machtpolitiſchen Auseinanderſetzung zwiſchen bolſchewiſtiſchen Parteiſpitzen, die ihre Urſache in dem gegenſeitigen Mißtrauen machtgieriger und charakter⸗ loſer Emporkömmlinge haben, geſellt ſich die Angſt vor den kataſtrophalen Folgen der roten Mißwirtſchaft. Man beſei⸗ tigt die Gegner und ſchiebt ihnen gleichzeitig die Schuld für die kläglichen Sowjetzuſtände in die Schuhe. Dieſes Ablenkungsmanöper bildet ſeit vielen Jahren das Kernſtück der bolſchewiſtiſchen Taktik. Als Sündenböcke müſ⸗ ſen dabei Socojetführer dienen, die noch vor kurzem in aller Munde als Muſter der marxiſtiſchen Un: ecktheit waren. Die Sowjetmachthaber ſorgen dafür, daß die Außenwelt über die Reaktion im ruſſiſchen Volke nicht informiert wird. Die letzten Ereigniſſe im Sowjetreich haben auch in man⸗ chen ſonſt ſowjetfreundlichen europäiſchen Kreiſen eine heil⸗ ſame Ernüchterung hervorgerufen. Manche Salonbolſchewi⸗ ſten haben plötzlich ihren Glauben an die friedliche Entwick⸗ lung des Sowjetreiches und an die Phraſe von der Ver⸗ wandlung in einen ordnungsmäßigen Staat verloren: Der BN richtet ſich durch ſeine Schreckensherrſchaft elbſt. „Daily Herald“, das Blatt der engliſchen Sozialiſten, nimmt in bemerkenswerter Weiſe in einem Leitaufſatz Stel⸗ lung zu den Maſſenhinrichtungen im Sowjet⸗„Paradies“. Das Blatt weiſt darauf hin, daß die engliſchen Kommuni⸗ ſtenhäuplinge alles verſucht hätten, um die erſchreckende Welle der Hinrichtungen und Verhaftungen in der Sowjet⸗ union ihren Anhängern zu verheimlichen. 1 angebliche „Reinigungsaktion“ ſei aber aufſchlußreich für die Zuſtände in Sowjetrußland und beſtimme das Urteil über den Kom⸗ munismus. Die Hingerichteten ſeien nicht etwa„Gegenrevo⸗ lutionäre“ oder„Weiße“ geweſen, ſondern Kommuniſten und zum großen Teil alte Bolſchewiken. Unter ihnen hätten ſich Miniſterpräſidenten und Miniſter der Sowjetrepubliken, Vorſitzende und Sekretäre der oberſten kommuniſtiſchen Par⸗ teiausſchüſſe, Chefs von ſtaatlichen Truſts, Induſtriedirekto⸗ ren und Fabrikleiter ſowie führende Leute der Preſſe und Propaganda befunden. Alle dieſe Tatſachen habe das Blatt der engliſchen b an 0 unterdrückt, weil ſie für die Sowjetunion ungünſtig ſeien Ein großer Teil der kom⸗ muniſtiſchen Anhänger wäre entrüſtet, wenn er die Wahr⸗ heit erführe. Ihre Parteizugehörigkeit könne nur durch die Behauptung aufrechterhalten werden, daß die Sowjetunion das„demolratiſchſte Land der Welt“ ſei, eine Behauptung, die dem Wirken der Hinrichtungskommandos ebenſo zum Opfer falle wie die Gegner Stalins. Die e Illu⸗ ſtration deſſen, was der Kommunismus in ſeinem 20. Jahr in der Praris bedeute, laſſe den Beſchluß der engliſchen So⸗ zialdemokraten, die ſogenannte„Einheitsfront“ mit den Kommuniſten abzulehnen, erneut als berechtigt erſcheinen. . Z—ͥ—— G „Sol Orts heim grup Kam Graf Stel burg grup grup und Deut trete Lade bund ſeit wen! gelei die den min! Badiſche Chronik Gründung einer Soldatenkameradſchaft im Landbezirk. 85 Ladenburg. Mit Wirkung ab 1. Juli 1937 beſteht die „Soldatenkameradſchaft Ladenburg⸗Neckarhauſen“, die die Ortsgruppen Ladenburg, Neckarhauſen, Edingen, Schries⸗ heim, Heddesheim und Ilvesheim umfaßt. Jede dieſer Orts⸗ gruppen wird von einem Ortsgruppenführer geleitet. Zum Kameradſchaftsführer wurde Oberleutnant d. Ref. Fritz Graf von Oberndorff in Neckarhauſen beſtimmt, als ſein Stellvertreter Leutnant a. D. Matthäus Bayer in Laden⸗ Hburg. Oberleutnant Graf Oberndorff iſt gleichzeitig Orts⸗ gruppenführer von Neckarhauſen, Leutnant Bayer Orts⸗ gruppenführer von Ladenburg. Die ſeither den Mannheimer und anderen Kameradſchaften angehörenden Mitglieder des Deutſchen Soldatenbundes in den genannten Ortſchaften treten vom 1. Juli ds. Irs. ab in die Kameradſchaft Ladenburg⸗Neckarhauſen über. In den Deutſchen Soldaten⸗ bund können alle Kameraden aufgenommen werden, die ſeit 1921 vom Militär abgegangen ſind bezw. eine Uebung, wenn auch nur von kurzer Dauer, beim neuen Heer ab⸗ geleiſtet haben. Jeder in Ehren abgegangene Soldat hat die Ehrenpflicht, dem Deutſchen Soldatenbund beizutreten, den der Führer ins Leben gerufen und dem Reichskriegs⸗ miniſter unterſtellt hat. 5 0 Hockenheim(Un wetter.) Das am Montag nach⸗ mittag niedergegangene Unwetter richtete auch in hieſiger Gemeinde beträchtlichen Waſſerſchaden an. Vielerorts waren die Keller unter Waſſer und die Feuerwehr mußte ber⸗ ſchiedentlich eingreifen. Auf dem Felde ſchlug der Blitz in einen beladenen Heuwagen, der verbrannte. Die in der Nähe beſchäftigten Perſonen wurden durch den Einſchlag betäubt, erlitten aber ſonſt keinen Schaden; doch erlitt die Ehefrau des Landwirts Adolf Hartmann durch den Schreck einen Herzſchlag, dem ſie erlag. Weinheimer Altherren⸗Verband hinter dem Reichs⸗ ſtudentenführer. [ Weinheim a. d. B. Auf der Wachenburg fand die or⸗ dentliche Mitgliederverſammlung des Weinheimer Verban⸗ des alter Korpsſtudenten ſtatt. Bei dem Kommers im Pallas der Burg begrüßte Oberregierungsrat v. Both⸗Ber⸗ lin die Gäſte und ſagte Mitwirkung bei den Altherren⸗ Vereinigungen der Studentenkampfhilfe zu. Der vor zwei Jahren in Weinheim gefaßte Auflöſungsbeſchluß iſt rück⸗ gängig gemacht worden. Ueber die Tradition und neuen Wege ſprach Oberregierungsrat Kloſe⸗Berlin. 300 000 Waffenſtudenten ſtellen ſich hinter den Reichsſtudenten⸗ führer, um an den Aufgaben der Studentenſchaft im Drit⸗ ten Reich mitzuarbeiten. Landestagung des Badiſchen Männervereins. [ Wiesloch. In den Mauern unſerer feſtlich geſchmück⸗ ten Stadt fand die aus allen Landesteilen ſehr ſtark be⸗ ſuchte Landestagung des Badiſchen Männervereins vom Roten Kreuz ſtatt. Voraus gingen eine Sitzung des Ver⸗ waltungs⸗ und Landrates des Badiſchen Männerhilfsver⸗ eins und ein Kameradſchaftsabend im Feſtzelt. Nach einer Feier am Heldenehrenmal begann die Verſammlung der Bezirksvorſitzenden, der Führer des Männerhilfsvereins und Bezirkskolonnen. Präſident Dr. Sprauer übermittelte die Grüße des Innenminiſters Pflaumer, worauf General⸗ ſtabsarzt Dr. Braeckle über Organiſation und Aufgaben des Roten Kreuzes und der einzelnen Kolonnen ſprach. Rechts⸗ anwalt Dr. Koch⸗Bielefeld, Leiter der Wohlfahrtseinrich⸗ tungen des Roten Kreuzes, verbreitete ſich über die Für⸗ ſorge für die Sanitätsmänner und im Dienſte des Roten Kreuzes ſtehenden Frauen bei Unglücksfall, Krankheit uſw. Er forderte grundſätzlich die Pflichtverſicherung für jeden Sanitäter. Nachdem noch kurz die Landesleiterin des Ba⸗ diſchen Frauenvereins vom Roten Kreuz, Frau Schandel⸗ meyer⸗Karlsruhe geſprochen hatte, wurde die Tagung ge⸗ ſchloſſen. Nachmittags folgte eine große Uebung unterba⸗ diſcher Kolonnen und ein ſtattlicher Feſtzug mit Vorbei⸗ marſch vor den führenden Perſönlichkeiten des badiſchen Roten Kreuzes. Sindolsheim.(Wundſtarrkrampf.) Eine unſchein⸗ bare Verletzung hat hier den Tod des 63 Jahre alten Gu⸗ ſtav Martin herbeigeführt. Beim Heumachen ſtieß er ſich einen kleinen Holzſplitter in die Hand, der nach etwa acht Tagen eine Entzündung verurſachte. Es trat Wundſtarr⸗ krampf hinzu, dem der Mann nun erlegen iſt. 5 (O Donaueſchingen.(Tod unter dem K uhfuhr⸗ werk.) Der 57 Jahre alte Gottfried Broghammer war mit Miſtfahren beſchäftigt, als plötzlich eine Kuh aus der Fahrbahn ging ſo daß der Wagen umſtürzte und Br. un⸗ ter ſich begrub. der Tod muß ſofort eingetreten ſein. Freiburg i. Br.(Spende eines HIJ⸗ Heimes.) Der Ziegeleibeſizer Paul Gerber in Lehen hat der Hitler⸗ jugend 30 000 Backſteine zum Bau eines HJ⸗Heimes ge⸗ ſchenkt. Dadurch wird es der Freiburger HJ möglich ſein, ſchon im kommenden Winter ihre Heim⸗ und Schulungs⸗ abende im eigenen Hauſe abzuhalten. Spielplan des Nationaltheaters Mannheim im Spieljahr 1937/38. IJ Mannheim. Der Spielplan für die neue Spielzeit, der vom Herrn Reichsdramaturgen gutgeheißen wurde, ent⸗ wickelt folgerichtig die Grundſätze weiter, nach denen ſeit einer Reihe von Jahren das Nationaltheater die Auswahl der Werke getroffen hat. In der Oper ſteht nach wie vor in erſter Reihe die bühnenmäßige Neugeſtaltung von Ri⸗ chard Wagners Geſamtwerk. So wie die letzte Spielzeit mit „Triſtan und Iſolde“ begann, wie die Feſtſpiele im Mai ihren Abſchluß und Höhepunkt in der Aufführung von „Die Meiſterſinger von Nürnberg“ fanden, ſo wird 1938 „Parſifal“ neuinſzeniert erſcheinen, während die beiden ge⸗ nannten Werke wieder aufgenommen werden. Neben Wagner werden auch die anderen Klaſſiker der detuſchen Oper nicht vergeſſen So kommt Mozart mit„Don, Gio⸗ vanni“, Gluck mit„Alceſte“, Beethoven mit„Fidelio“ und Weber mit Euryanthe“, alle in neuer Inszenierung. Ne⸗ ben dieſe Deutſchen tritt eine Reihe von weſentlichen Ausländern: Bizet mit„Carmen“, Tſchaikowſky(deſſen er⸗ folgreicher„Eugen Dnegin“ wieder aufgenommen wird) mit„Mazeppa“ Roſſini mit„Die diebiſche Elſter“, eine Oper, die zum erſtenmal in Mannheim Enie wird, Verdi mit„Ein Maskenball“ und mit der Erſtaufführung von„Die Sizilianiſche Veſper“ Beſonders ſtark iſt im kommenden Jahr da⸗ Schaffen der Gegenwart berückſichtigt. 5 Uraufführung wurden erworben: Die heitere Oper„Spaniſche Nacht“ von dem Kölner Komponiſten Eugen Bodart Paul Gräner⸗ Han. neles Himmelfahrt“, Wolf⸗Ferraris„Die ſchalkhafte Witwe und zwei Werke, die in jüngſter Zeit Aufſehen erregt ha⸗ Aus den Nachbargauen Die ſüddeuſſchen Buchdrucker tagten — heilbronn, 29. Juni. Am Samstag und Sonntag fand in den Räumen des Heilbronner Stadtgartens die Be⸗ zirksverſammlung der Buchdrucker für das Wirtſchaftsgebiet Südweſtdeutſchland ſtatt. Die Tagung wurde vom Deutſchen Buchdruckerverein gemeinſam mit den Fachgruppen 1 und 2 der Wirtſchaftsgruppe„Druck und Papierverarbeitung“ ver⸗ anſtaltet. Nach einer Vorſtandsſitzung am Samstag fand am Abend eine Begrüßungsfeier auf dem Wartberg ſtatt, bei der Bezirkssbmann Schͤffer⸗Heilbronn herzliche Worte des Willkommens ſprach. Sonntagmittag wurde die Tagung im Stadtgarten fortgeſetzt. Hier begrüßte Bezirksvorſitzen⸗ der Klett⸗ Stuttgart die erſchienenen Bezirksobmänner und hieß insbeſondere die Ehrengäſte, u. a. Oberbürger— meiſter Gültig⸗Heilbronn, willkommen. Gaubetriebsgemeinſchaftswalter Heß ſprach über die Verufsfragen, während Betriebsobmann Klett u. a. über die Aufgaben des marktregelnden Verbandes, der Ogra, ſprach. Betriebsberater Thomas brachte nähere Ausfüh⸗ rungen über die Arbeit in der Ogra. Er betonte, daß jeder Betriebsführer zur Vornahme einer richtigen Betriebsab⸗ rechnung verpflichtet ſei. Für Ausbildungszwecke werden Betriebsabrechnungskurſe durchgeführt werden, ſo vom 12. bis 16. Juli in Stuttgart und vom 19. bis 23. Juli in Heil⸗ bronn. Dr. Becker wies auf die Erleichterungen hin, die bei der Inanſpruchnahme der Buchſtelle entſtehen. Dieſer Buchſtelle unterliegt die Bearbeitung der Buchführung, die Aufftellung des Jahresabſchluſſes und der Steuererklärun⸗ gen. Als letzter Redner ſprach Bezirksobmann Fiſcher über das Prüfungsweſen im Buchdruckgewerbe. Bezirks⸗ obmann Klett wies abſchließend auf die Notwendigkeit hin, mehr Lehrlinge einzuſtellen. Wenn auch das Druckergewerbe ſchwere Zeiten hinter ſich habe und heute noch kämpfen müſſe, ſo könne es doch einem tüchtigen Nachwuchs geſunde Berufsmöglichkeiten bieten. Die Tagung wurde Sonntagnachmittag durch eine ge⸗ meinſame Dampferfahrt nach Bad Wimpfen abgeſchloſſen. . Vom Blitz erſchlagen. Bei Heuarbeiten wurde in Bad Tölz die Bauerstochter Kreſzenz Huppenberger vom Blitz getroffen und auf der Stelle getötet. Ihre in der Nähe arbeitende Schweſter ſtreifte der Blitz und warf ſie zu Bo⸗ den. Im Wilden Kaiſer abgeſtürzt. Aus Kufſtein wird berichtet: Im Kaubert⸗Kämmerer⸗Kamin im Scheffauer Kai⸗ ſer ſtürzten der 19 Jahre alte Karl Wisnet und der 20jäh⸗ rige Hubert Straubinger, beide aus München, ab. Beide trugen ſchwere Verletzungen davon a Betrunkene am Steuer. Der Friedrich Oerſtel fuhr mit ſeinem Motorrad, auf dem er einen Begleiter mitbeför⸗ derte, von Bamberg nach Forchheim. In Strullendorf zechte er in einer Wirtſchaft und fuhr dann in betrunkenem Zu⸗ ſtand weiter. Außerhalb von Strullendorf kam er an einer Straßenbauſtelle ſchwer zu Fall, ſodaß er und ein Mit⸗ fahrer erheblich verletzt wurden.— In Bad Tölz wurde der Fahrer einer Dampfwalze in betrunkenem Zuſtand an⸗ getroffen. Er war mit ſeiner Walze einigemale von der Fahrbahn abgekommen, bis die Walze ſchließlich umkippte und in den Straßengraben fiel.— Ein betrunkener Rad⸗ fahrer aus der Gegend von Oberhaching hatte ein junges Mädchen angefahren, das leichte Verletzungen davontrug. Der Radfahrer wurde ſofort verhaftet und im Schnellver⸗ fahren zu drei Wochen Gefängnis verurteilt. z Schweres Unwekter im Allgäu. Ein ſchweres Unwet⸗ ter mit Wolkenbruch ging im Hinterſteiner Tal nieder Der obere Talbach brachte beim Giebelhous von den Höhen Baumſtämme, Wurzelſtöcke und Brückenreſte herunter, ſo⸗ daß das Gebiet um das Giebelhaus überſchwemmt wurde. Der Bach ſuchte ſich ein neues Bett. Die ſämtlichen Brücken des oberen Talbaches ſind weggeriſſen worden. a Ein furchtbarer Anprall Zwiſchen Rückersdorf und Lauf fuhr ein mit vier Perſonet 7 ſetzter Perſonenkraft⸗ wagen gegen einen Baum. Der Aaprall war ſo furchtbar, daß alle vier Perſonen, ſämtlich Nürnberger, ſchwer verletzt wurden. Im Krankenhaus Nürnberg iſt eine der Verletz⸗ ten, ein 20 Jahre altes Mädchen, geſtorben. „ Großfeuer in einem Maindorf. In Sulzbach a. M. brach in einer Doppel⸗ und zwei Einzelſcheuern Feuer aus, das mit ſolcher Schnelligkeit um ſich griff, daß die Scheuern bis auf den Grund niederbrannten. Vernichtet wurden die Heuvorräte und eine Menge Fahrniſſe. Wegen Gattenmords zum Tode verurteilt. Das Schwurgericht in Königsberg verurteilte die 51jährige Ehefrau Maria Parakennings wegen Giftmords an ihrem Ehemann, dem 57jährigen Landwirt Auguſt Parakennings zum Tode Die Angeklagte hatte den Auguſt Parakennings geheiratet und ihn dazu gebracht, ihr ſein Grundſtück zu ver⸗ ſchreiben. Sie knüpfte dann mit einem anderen Mann ein Liebesverhältnis an und legte es nun darauf an, ſich ihre⸗ Mannes zu entledigen Von Zigeunern kaufte ſie Arſenil. Von dem Gift ſchüttete ſie ihrem Mann in den Pfefferminz⸗ tee Der Mann ſtarb sofort ben: Norbert Schultzes„Schwarzer Peter“ und Bodo Wolfs „Ilona“ werden zur ei e kommen. Ebenſo die Oper des Spaniers De Falla„Ein kurzes Leben“. Wieder⸗ aufgenommen werden aus dem Spielplan dieſes Jahres außer den ſchon erwähnten Werken: Lortzings„Waffen⸗ ſchmied“ und Siegfried Wagners„Schwarzſchwanenreich“. Das Schauſpiel führte zunächſt mit einigen Werken die Linie des hiſtoriſchen Dramas fort, die hier in Mann⸗ heim mit beſonderer Sorgfalt und beſonderem Erfolg ge⸗ pflegt wird: Die neue Spielzeit bringt Heinrich Zerkaulens Schauſpiel„Der Reiter“ und Curt Langenbeck⸗ deutſche Tragödie„Heinrich VI.“, Mit Langenbeck ſtellt das Natio⸗ naltheater gleichzeitig den neben Rehberg weſentlichſten Dichter der jungen Dramatikergeneration vor. Von Neh⸗ berg ſelbſt wird das vielbeachtete Werk„Friedrich Wil⸗ helm J.“ wieder aufgenommen. Daneben ſind vorgeſehen: Sigmund Graffs reizvolles neues Schauſpiel„Begegnung mit. und Eberhard Wolfgang Möllers„Panama⸗ ſkandal“. Das Nationaltheater hat im kommenden Jahr einige Gedenktage zu begehen, die für die Bühne weſentlich ſind. Zu Gerhart 8 75. Geburtstag erſcheint ein ſelten gespieltes aber bedeutſames Werk:„Der Bogen des Odyſſeus“ und Lope de Vegas 375. Geburtstag wird mit einer Uraufführung gefeiert, dem Trauerſpiel„Richter, 85 3 in der deutſchen Bearbeitung von Hans egel. ie in der Oper das Geſamtwerk Richard Wagners ſo wird im Schauſpiel Schillers Schaffen(für Mannheim Ehrenpflicht!) in beſonderer Weiſe berückſichtigt. Im neuen Spieljahr wird ſeine große Wallenſtein⸗Trilogie an einem Abend geſpielt werden Von Shakeſpeare kommt„Ri⸗ Lolcale Ruud ochiau Zauber der Abenddämmerung. Der Tag war laut und Arbeit hieß ſeine Parole! Fleißige Menſchen verlaſſen ihre Arbeitsſtätte, um aus der Nacht, die zu neuem Tagwerk hinüberführt, Erholung und neue Kraft zu ſchöpfen. Bevor aber die Nacht ihren Mantel ausbreitet, auf dem blitzende Sterne gleich Edel⸗ ſteinen funkeln, gießt die Dämmerſtunde des Abends ihre Stille über Natur und Menſch aus, deren wohltuendem Zauber ſich alles hingibt Iſt das nicht ſo, als ob ſich auf eines kranken Menſchen Stirn eine mitfühlende barmherzige Hand legt und die fiebernden Gedanken zum Schweigen bringt? Noch einmal laſſen wir die Arbeit des Tages an unſerem geiſtigen Auge vorüberziehen. Wir blicken der ſinkenden Sonne nach und wie Glockenton ſchwingt in unſerer Bruſt die Freude über manchen errungenen Erfolg und vielleicht auch über manches gute Werk, das wir an einem unſerer Mitmenſchen getan haben. O— möchten doch auch in der Dämmerſtunde unſeres Lebens ſolch feierliche Glockentöne nachhallen, damit wir ruhig und zufrieden und ohne Furcht der Nacht entgegen- ſehen können, die unſerem Leben folgt! Denn unermeßlich iſt das Glück, wenn wir uns, ehe wir die Augen für immer ſchließen, noch zu erquicken vermögen an purpurner Abendröte, die von unſeres Lebens Werken ausgeht. * I Die täglichen Verkehrsunfälle. Infolge Nichtbeachtung der Verkehrsvorſchriften ereigneten ſich am Montag drei Verkehrsunfälle. Ein Radfahrer, der zu Fall kam, zog ſich Hautabſchürfungen an den Händen und im Geſicht zu. Zwei Kraftwagen und ein Fahrrad wurden beſchädigt.— Wegen verſchiedener Uebertretungen der Reichsſtraßenver⸗ kehrsordnung wurden 31 Perſonen gebührenpflichtig ver⸗ warnt. 15 Kraftfahrzeuge, die zum Teil verſchiedene tech⸗ niſche Mängel aufwleſen, müſſen der Zulaſſungsbehörde vorgefahren werden. EI — Arbeitsbuchfälſchungen werden beſtraft. Obwohl der Charakter des Arbeitsbuchs als einer öffentlichen Urkunde jedem Arbeitsbuchinhaber bekannt ſein ſollte, werden doch immer wieder Fälle bekannt, in denen eigenmächtige Aen, derungen des Inhalts vorgenommen werden. So hat ſetzl wieder ein Arbeiter in ſein Arbeitsbuch eine Eintragung über die fachliche Vorbildung vorgenommen, die er gar nicht abſolviert hatte. In einem anderen Falle waren die Friſten für eine in der Landwirtſchaft ausgeübte Tätigkeit ſo herabgeſetzt worden, daß der Arbeitsbuchinhaber damit rechnen durfte, nicht wieder für landwirtſchaftliche Arbeit eingeſetzt zu werden. Beide Arbeitsbuchinhaber ſind wegen Urkundenfälſchung zu empfindlichen Gefängnisſtrafen, in dem einen Falle zu neun Monaten verurteilt worden Poſtwertzeichen ſind Deviſen. Ungeſtempelte deutſche Poſtwertzeichen unterliegen, wenn ſie als Geldfunktionen ins Ausland verſchickt werden ſollen, der Genehmigung. Sie fallen als Freimarkenausfuhr unter das Deviſengeſetz. — Einmachzucker überall vorrätig. Nach einer Anord⸗ nung der Hauptvereinigung der deutſchen Zuckerwirtſchaft, die am 1. Juli in Kraft tritt, iſt der Einzelhandel in ſeinen ſämtlichen Formen, der mit Gebrauchszucker handelt, ver⸗ pflichtet, die einfachſte Beide e orte(Grundſorte) ſtändig zum Verkauf vorrätig zu halten. Für dieſen Zucker, der in den einzelnen Landesteilen verſchieden bezeichnet wird, beſteht ſeit 1. Januar ein Feſtpreis zwiſchen 37 und 39 Pfennig je 500 Gramm. — Ein Deviſen⸗Merkblatt für Ausländer. Es iſt nicht jedem gegeben, ſich in der Fülle der heute unerläßlichen Devi⸗ ſenbeſtimmungen zurechtzufinden. Zumal der ausländiſche Be⸗ ſucher Deutſchlands, der oft kaum der deutſchen Umgangs⸗ sprache, geſchweige denn des behutſam geformten Stils amt⸗ licher, d. h. verpflichtender Bekanntmachungen mächtig iſt, kann ohne einen gemeinverſtändlichen Kommentar nicht aus⸗ kommen. Dieſen Kommentar hat jetzt die„Reichsbahnzentrale für den Deutſchen Reiſeverkehr(R D.)“, die die geſamte Auslandwerbung für Deutſchland betreut, in Form eines ſechs⸗ ſeitigen Merkblattes herausgegeben. In ſechs Ausgaben— deutſch, engliſch, franzöſiſch, holländiſch, ſpaniſch und ſtalieniſch — gibt dieſes Merkblatt dem ausländiſchen Beſucher in ebenſo klarer wie liebenswürdiger Form Auskunft über alles, was er bezüglich der Deviſenbeſtimmungen beachten muß, wenn er peinliche Ueberraſchungen oder gar Unannehmlichleiten ver⸗ meiden will.„Kommen Sie unbeſorgt zu uns!“ ruft das Faltblatt dem Ausländer zu,„Bringen Sie ſoviel Geld mit, wie Sie wollen, nur beachten Sie, bitte, unſere Ratſchläge!“ * chard III.“, von Kleiſt„Das Kätchen von Heilbronn“ und von Ibſen„Die Kronprätendenten“. An Luſtſpielen iſt wiederum eine Reihe von Arbeiten vorgeſehen, die die Unterhaltung mit dem Gewi des Dichteriſchen verbinden. An erſter Stelle ſtehen die klaſſiſchen Komödien„Der Reviſor“ von Gogel und„Der G'wiſſen- wurm“ von Anzengruber.— Die Operette kündigt bis jetzt Johann Strauß„Zigeunerbaron“, Lehars „Luſtige Witwe“ und Künneckes neue„ ee Arbeit „Zauberin Lola“ an. Wegen weiterer Erſt⸗ bezw. Urauf⸗ führungen für das Schauſpiel werden noch Verhandlungen geführt. „Jeldherr und Fähnrich“ auf der Heidelberger Jeierſtälte. Das geſamte Mannheimer Theaterenſemble und 800 Statiſten, die die Heidelberger Formationen ſtellen, werden am Samstag, den 3. Juli, und Sonntag, den 11. Juli, je⸗ weils pünktlich 20.30 Uhr Walther Erich Schäfer⸗ dramati⸗ ſchen Mythus„Der Feldherr und der Fähnrich“ auf der Heidelberger Feierſtätte aufführen. Da- Werk, das im No⸗ vember vorigen Jahres bei ſeiner Aufführung durch das Mannheimer 5 im Roſengarten einen ſtarken Erfolg erzielte, wird oben a0 der Feierſtätte einen über⸗ wältigenden Eindruck hinterla ſen. Es eignet ſich hervor ra⸗ gend für eine Freilichtbühne und wird unter freiem Him⸗ mel eine Rieſenmenſchenmenge zuſammenbringen Da der Eintrittspreis zur Aufführung mit 50 Pfg. 2 niedrig ge⸗ alten iſt, kann auch der Minder bemittelte 5 7. ebnis ſichern. Die Aufführung nimmt etwa zwei Stunden in Ampruch. Am 11. Juli werden die Beſucher der Feier⸗ wieder herrlichen ſtätte ſich außerdem an dem immer 5121 der Schloßbeleuchtung erfreuen können. Schau Lohnſteuer bei Heirats⸗ und Geburtshilfen. Heirats⸗ und Geburtshilfen werden heute dank der ſozialpolitiſchen Arbeit der Bewegung und der Deutſchen Arbeitsfront häufig gewährt. Derartige Beihilfen find unter beſtimmten Vorausſetzungen von der Lohnſteuer befreit. Bei Heiratsbeihilfe beſteht Lohnſteuerfreiheit: wenn der Empfänger ein weibliches Gefolgſchaftsmitglied iſt; wenn die Beihilfe früheſtens einen Monat vor Aus⸗ ſcheiden ausgezahlt wird; die bevorſtehende Hochzeit dem Unternehmer durch Standesamtsbeſcheinigung über das Auf⸗ gebot glaubhaft gemacht iſt; vom Unternehmer eine Mit⸗ teilung über die gezahlte Beihilfe dem Finanzamt zugegan⸗ gen iſt und ſchließlich die Ehe binnen einem Monat nach Ausſcheiden aus dem Dienſtverhältnis geſchloſſen iſt. Dieſe Vorausſetzungen ſind für die Finanzämter not⸗ wendig. Die Beſtimmung, daß die Ehe binnen einem Monat nach dem Ausſcheiden geſchloſſen ſein muß, kann auf Antrag durch Verlängerung gemildert werden. Iſt die Friſt aber abgelaufen, ſo muß die Lohnſteuer nachgezahlt werden. Bei Geburtsbeihilfe beſteht eigentlich nur die Vorausſetzung des Geburtsfalls innerhalb einer rechts⸗ gültigen Ehe. Jedoch iſt eine ganze Grenze der Steuer⸗ freiheit geſchaffen für die Gefolgſchaftsmitglieder, die in dem der Geburt des Kindes vorausgehenden Lohnzahlungs⸗ zeitraum einen Arbeitslohn über 520 Mk. monatlich 120 Mk. wöchentlich) haben. Praktiſch dürfte aber hier in den meiſten Fällen Lohnſteuerfreiheit gegeben ſein, weil diefe hohen Monatsgehälter nicht allzu häufig ſind. Der Gau Baden auf der Südweſtdeutſchen Texlil⸗Leiſtunasſchau „Aufmerkſam ſteht man in einer der Hallen der großen Südweſtdeutſchen Textil⸗Leiſtungsſchau in Stuttgart por einem ſinnfälligen Modell. Aus einer Karte des Deut⸗ ſchen Reiches, auf der die einzelnen Gaue abgetrennt ſind, ſteigen Glaszylinder, bald größere, bald kleinere. Sie ſollen den Anteil der Länder an der deutſchen Textilerzeugung darſtellen. Man kann keinen klareren, umfaſſenden Ueber⸗ blick über die Verteilung dieſes heute ſo überaus wichtigen Werkſchaffens bekommen. Der Gau Baden tritt mit 207 Betrieben in Erſcheinung, faſt 40 000 Menſchen finden dort Arbeit und Brot. Auf einem Gang durch die Ausſtellung, in der über 20 badiſche Betriebe ihre Erzeugniſſe zeigen, lernt man dann die wichtigſten dieſer Unternehmen kennen. In reich aufge⸗ bauten Ständen bieten ſich die verſchiedenen Arten der Er⸗ zeugung dar. Man zählt in Baden 4 größere geſchloſſene Textilbezirke. Im Wieſent hal, um Lörrach, ſtehen die großen Baumwollſpinnereien, vom Oberrhein, von Waldshut, Säckingen, kommen die feinen Seidengewebe. Im Bezirk Freiburg ſind 4 ganz große Firmen. Eine jede von ihnen beſchäftigt mehr als 2000 Arbeiter. Von dort kommen die reißkräftigen Ramiegarne, die farben⸗ ſchönen Nähſeiden, gute Baumwollgarne und die Rhodia⸗ Spinnfaſer, ein Zellwollerzeugnis, das ſich ſo ausgezeichnet zur Beimiſchung zu Wolle und Baumwolle eignet. End⸗ lich trifft man in der Bodenſeegegend, um Radolfzell, einen vierten Werkbezirk. Dort werden vor allem Trikota⸗ gen und Strickwaren hergeſtellt. Die Neuheit der Zellwolle haben die badiſchen Werkſtätten früh und tatkräftig wahrgenommen. Im Wie⸗ ſental wird beſonders viel Zellwolle verarbeitet, wo Strick⸗ garne hergeſtellt werden, iſt Zellwolle längſt zu Hauſe. Auch die neuarkigen bunten Modeſtoffe, die aus Brennet ſtam⸗ men, ſind das beſte Erzeugnis für die Eigenſchaft der Zell⸗ wolle. Hier offenbart ſich auch der tiefere Sinn der großen Schau: ſie erzählt von den erſtaunlichen Erfolgen, die wiſſenſchaftliche Forſchung, werkmänniſches Können und gewerblicher Fleiß im Dienſte der Sicherſtellung und Un⸗ abhängigkeit der Rohſtoffverſorgung unferes Vaterlandes erzielt haben. f 5 Aus dem Gerichtsſgal. Strafkammer Mannheim. Der 24 Jahre alte verhei⸗ ratete Emil Nagel aus Mannheim⸗Sandhofen beging an nem minderjährigen Mädchen unſittliche Handluͤngen. Die Strafkammer verurteilte den Angeklagten wegen eines Sittlichkeitsverbrechens zu einem Jahr drei Monaten Ge⸗ fänanis. Von der letzten orbde der Köln⸗Lindenthaler Alexia⸗ nerbrüder hatten ſich vor der Großen Bonner Strafkammer unter überaus ſtarker Anteilnahme der Oeffentlichkeit neun Angeklagte zu verantworten, die zum größten Teil geſtän⸗ dig waren Einem der Angeklagten wurde verminderte 5 rechnungsfähigkeit zugebilligt. Das Gericht nahm aus der großen Zahl der zur Verhandlung gekommenen Fälle des Vergehens gegen Paragraph 175 34 als erwieſen an und prach Gefängnisſtrafen von ſechs Monaten bis zu einem Jahr vier Monaten aus. Freiwillige der Flieger Das Luftkreiskommando 4 Münſter gibt bekannt: In Ergänzung der durch das Reichsluftfahrtminiſterium wie⸗ derholt in Preſſe und Rundfunk gegebenen Aufrufe wird veröffentlicht, daß das Luftkreiskommando 4 zum Frühjahr 1938 Freiwillige für die Fliegertruppe und Luftnachrich⸗ tentruppe annimmt. Es iſt zu erwarten, daß bei dem zahlreichen Eingang von Geſuchen, die bereits für die Frühjahrseinſtel⸗ lung 1938 vorliegen, in kurzer Zeit die Annahme von Freiwilligen beendet ſein wird. Als Abſchlußmelde⸗ tet min iſt endgültig der 15. Auguſt 1937 feſtgeſetzt, weil die Freiwilligen der Geburtenſahrgänge 1915 und jünger vor der Einſtellung d. h. ab 1. Oktober ihrer Arbeitsdienſt⸗ pflicht noch genügen müſſen. Zur Vermeidung verſpäteter Anmeldungen und dadurch bedingter Ablehnung und Zu⸗ rückſtellung ergeht daher die Aufforderung zur baldigen Vorlage von Geſuchen an folgenden Annahmeſtellen: a) Fliegertruppe: Flieger⸗Erſatzabteilung 14 Detmold, b) Luftnachrichtentruppe: Erſatz⸗Kompagnie 5/14 Gütersloh. Die Verpflichtung geht über viereinhalb Jahre und kann bei beſonderer Eignung auf 12 Jahre ausgedehnt werden. Eine begrenzte Anzaͤhl von Freiwilligen kann auch auf 2 Jahre eingeſtellt werden, wenn ſie für die Flie⸗ ger⸗ und Luftnachrichtentruppe beſonders wertvoll ſind, aber aus Berufsgründen nicht länger dienen können(tech⸗ niſche Berufe, Studierende der Technik pp, Inhaber der Geſellenprüfung als Mechaniker, Motorenſchloſſer, Fein⸗ mechaniker, Elektriker). Die Einſtellung erfolgt zunächſt bei der ee e e 14 Detmold bezw. bei den Luft⸗ nachrichten⸗Kompagnien Gütersloh oder Münſter. Die Dienſtzeit bei der Flieger⸗Erſatzabteilung be⸗ trägt ſechs Monate. Anſchließend erfolgt Verſetzung zu den Flieger⸗ und Luftnachrichtentruppenteilen. e bor⸗ zugt eingeſtellt werden die Angehörigen des NS. FK und die ſonſtigen im zivilen Flugweſen tätigen Per⸗ ſonen. Ferner ſind bevorzugt alle techniſch vorgebildeten Freiwilligen(Motorenſchloſſer, Elektriker, Feinmechaniker, Mechaniker, Schmiede, Schloſſer, Inſtallateure, Kraftfah⸗ rer, Zeichen- und Vermeſſungsperfonal). Schreibgewandte Bewerber aller Berufsgruppen ſind ebenfalls beſonders für die Luftnachrichtentruppe geeignet. Den Geſuchen iſt beizufügen: a) Freiwilligen⸗ ſchein(erhältlich bei der polizeilichen Meldebehörde) oder beglaubigter Auszug über Seite 1 und 3 bis 5 des Wehr⸗ 15 oder der Wehrſtammkarte, b) Lebenslauf, c) 2 Paß⸗ bilder. Weitere Auskünfte erteilen das für den Wohn⸗ ſitz zuſtändige Wehrbezirkskommando oder Wehrmeldeamt, alle Truppenteile der Luftwaffe und die Ortsgruppen der NSF K. Luſtnachrichten⸗ ck utz der Rutengänger for ſchung In Heft 10 der„Deutſchen Juſtiz“ vom 12. März 1937 iſt auf Seite 380 eine Warnun g unter der Ueberſchrift „Der Schwindel mit Erd. und Höhenſtrahlen“ veröffentlicht worden, die in der deutſchen Tagespreſſe und auch in der wiſſenſchaftlichen Fachpreſſe Beachtung gefunden hat. Eine Reihe von Zuſchriften und von ſonſtigen aus dem Kreiſe ernſthafter Rutengänger an das Reichsjuſttzminiſterium gerichteten Anfragen gibt Veranlaſſung, aufklärend auf fol⸗ gendes hinzuweiſen: 1. Die Warnung befaßt ſich nicht mit der Frage der Auf⸗ indung von unterirdiſchen Waſſeradern, Mineralien, Mi⸗ neralölen oder Salzadern mittels Wünſchelrute. 2. Die Warnung will auch nicht der Entſcheidung des Streites, ob„Erdſtrahlen“ irgendwelche ſchädigenden Ein⸗ wirkungen auf Menſchen, Tiere und Pflanzen ausüben kön⸗ nen, vorgreifen und demzufolge auch nicht die ernſte For⸗ hade und praktiſche Weiterarbeit auf dieſem Gebiet ver⸗ indern. 3. Die Warnung will endlich auch niemandem, der ſich irgendwie durch„Erdſtrahlen“ geſchädigt oder beeinträchtigt fühlt verwehren, ſich durch„Abſchirmung“ oder ſonſtige Maßnahmen zu ſchützen. Zuſammenfaſſend wird daher hervorgehoben, daß die Warnung nur den Schutz der Volksgeſundheit vor Scharla⸗ tanen oder Nichtskönnern bezweckte. kinderlachen— kinder- freude in Dein fjaus! Nimm ein fFerienkind! RNundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttaart: Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Morgenlied, Zeit, Wekter, Gymnaſtik, 6.15 Nachrichten 6.30 Frühkonz der Pauſe(7 bis 7.10) Frühnachrichtenz 8 Zelt, W a Nachrichten Jeden ter, Nachrichten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Allerlei von Zwei bis Drei; 15 Sendepauſe, 16 Muſik am Nachmittag; 18 Griff ins Heute; 21 Nachrichten; 22 Zeit, Nachrichten, Wet⸗ ter, Sport; 24 Nachtmuſik. Mittwoch, 30. Juni: 9.30 Sendepauſe; 19 Stuttgart ſpielt auf; 20 Tanz⸗ und Anterhaltungsmuſik: 21.15 Klavierkonzert B⸗moll von Tſchaikowſky; 22.30 Anterhaltungs⸗ und Tanzmuſik. Donnerstag, 1. Juli: 9.30 Sendepause; 10 Volksliedſingen; 10.30 Sendepauſez 19 Unſterbliche Melodien, Schallplatten; 20 Eine frohe Runde in der Abendſtunde, heitere Hörfolge; 21.15 Tanzmuſik, Schallplatten; 22.30 Volks⸗ und Unterhaltungsmuſik. Freitag, 2. Juli: 9.30 Sendepauſe; 19 Stuttgart ſpielt auf; 20 Tempo — Tempo, 60 Sachen in 60 Minuten; 21.15 Paris und Helena, Oper von Gluck, 22.30 Muſik zur Unterhaltung. Samstag, 3. Juli: 9.30 Sendepauſe; 15 Wer recht in Freuden wandern wilk „was machen wir am Sonntag?; 16 Bunte Melodien; 18 Tonbericht der Woche; 19 Muſikaliſches Kabarett, Schall⸗ platten; 20 Wie es euch gefällt; 21.15 Tanzmuſik, Schall⸗ platten; 22.30 Wir tanzen in den Sonntag. Reichsſender Frankfurt: Mittwoch, 30. Juni: 9.30 Sendepauſe; 10.30 Hausfrau, hör zu; 11.50 Deut⸗ ſche Scholle; 15.45 Sendepauſe; 19 Unſer ſingendes, klingendes Frankfurt, 20.15 Tauſendmal biſt du vorbeigegangen, kleine Entdeckungsfahrt zu Menſchen und Dingen, die man ſonſt überſieht, 22.20 Kamerad, wo biſt du?; 22.30 Schöne Melo⸗ dien— und ein Tänzchen. Donnerstag, 1. Juli: 9.45 Sendepauſe; 10.30 Hausfrau, hör zu; 11.45 Deut⸗ ſche Scholle; 14.10 Allerlei don Zwei bis Drei; 15 Für unſere Kinder; 15.45 Sendepauſe; 17.30 Chorgeſang; 19 Stimmen, die uns begeiſtern; 20 Von klugen Schaffnern und ungeduldigen Fahrgästen, Heiteres zur Reiſezeit; 21.15 Fröh⸗ licher Mozart; 22.30 Volks⸗ und Unterhaltungsmuſik. 5 Freitag, 2. Juli: 9.45 Sendepauſe; 10.30 Hausfrau, hör zu; 10.45 Mut⸗ ter turnt und ſpielt mit dem Kind; 11 Sendepauſe; 11.45 Deutſche Scholle; 15.45 Sendepause; 19 Volksmuſik; 19.45 Fünf funkelnagelneue Schallplatten; 20 Komm mit zum Tanz; 21.15 Sinfonje Nr, 6 in H⸗moll von Peter Tſchaikowſkyz 22.30 Muſik zur Unterhaltung. Samstag, 3. Juli: 9.30 Sendepauſe; 10.30 Hausfrau, hör zu; 11.50 Deut⸗ ſche Scholle; 15.15 Volk und Wirtſchaft; 15.30 Viel Freude mit ſich bringet, die fröhlich Sommerzeit; 16 Bunte Melo⸗ dien; 19 Militärkonzert; 20 Aus einer Liebesmappe, muſika⸗ liſches Stimmungsbild: 22.30 Wir tanzen in den Sonntag. Marktberichte Mannheimer Großviehmarkt vom 29. Juni. Am Mann⸗ heimer Großviehmarkt ſtanden folgende Tiere zum Ver⸗ kauf: Ochſen 26, Bullen 210, Kühe 233, Rinder 145, zuſam⸗ men 614 Stück Großvieh, d. h. ein Mehr von 98 Stück ge⸗ genüber der Vorwoche. Die Zuteilung erfolgte bei einer un⸗ beränderlſchen Höchſtnotiz für Ochſen 42—45, Bullen 40 bis 43, Kühe 40—43, Rinder 41—44. 889 Kälber(Vor⸗ woche 777) waren auf dem Markt dieſer Gattung aufge⸗ trieben. Infolge des verminderten Schweineauftriebes ent⸗ wickelte ſich ein recht lebhaftes Geſchäft bei einer unverän⸗ derten Höchſtnotiz von 660—65 Pfg— Am Schweinemarkt ſtanden 1968 Tiere(Vorwoche 2507) zum Verkauf, deren Zuteilung bei unveränderter Höchſtnotiz von 54 Pfg. er⸗ folate. Frankfurter Schlachtviehmarkt vom 29. Juni. Auftrieb: 435 Kälber, 97 Schafe, 4430 Schweine. Notiert je 50 kg Le⸗ bendgewicht: Kälber a 63—65, b 55—59, 4550, d 35 bis 40; Lämmer, Hämmel b 48—51. c 4447; Schweine al 54, a2, bi und bz 54, c 53, d 51, e 4950, 31 54, g2 52. Marktverlauf: AA⸗Tiere über Notiz; Kälber und Schweine zugeteilt; Hämmel mittel Danksagung. Allen denen, die unserem lieben Entschlafenen Mathäus Marzenell die letzte Ehre erwiesen haben, herzlichen Dank. Besonderen Dank Herrn Pfarrer Fichtl für die trost. reichen Worte, dem Evang. Männerverein und allen übrigen für die Kranzspenden. Die trauernden Hinterbliebenen. Mhm.⸗Seckenheim, 30, Juni 1937. CCW elektr. Mielswaschküche Stempel 0 in empfehlende Erinnerung. 2 liefert Wäsche wird auf Wunsch auch abgeholt. in jeder Größe Frau Henriette Seitz 1 Oruckerei Kloppenheimerstrage 27. des e, Neckar- Bote. Taglohn-Zettel flür Bauhandwerker ach vorgeschrlebenem städtischen Muster) zu haben in der Druckerei des„Neckar-Bote“ Mich Cartenschirme/ Slühle Liegestühle und Tische ziege zu verkaufen. Staufenerſtr. 3 in großer Auswahl. Chr. Stange Mannheim, P 2, 17 Fernsprecher 20381 Anzeigen helfen kaufen; ſie helfen F 2200 , dener lane, ., jetlem Kintt glück liene unden Gel für dos e Rilfs weren Muher u. Rind NED Ap⸗Nachrichten. Aus parteiamtlichen Mitteilungen entnommen: Bohn Seckenheim. Heute Mittwoch, 30. Juni, 20 Uhr, auf dem Wörtel antreten. Kameradinnen, die am: Sportfeſt beteiligt ſind, haben Sport mitzubringen. Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Mittwoch, 30. Juni: Miete M 29 und 1. Sondermiete M 15:„Lohengrin“ von Richard Wagner. An⸗ fang 19 Ende 22,45 Uhr. Donnerstag, 1. Juli: Miete A 28 und 2. Sondermiete A 14 und für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim Abt. 145—147:„Gaſparone“, Operette von Carl Mil. löcker. Anfang 20 Ende 22.30 Uhr. Freitag, 2. Juli: Miete F 29 und 1. Sondermiete. 15 und für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim Abt. 232:„Der Waffenſchmied“, Oper von Albert Lortzing. Anfang 19,30, Ende gegen 22,30 Uhr. Samstag, 3. Juli: Miete G 28 und 2. Sondermiete G 14 und für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim Abt. 301303:„Der Campiello“, Oper von Ermanno Wolf⸗Ferrari. Anfang 20 Ende gegen 22 Uhr. Sonntag, 4. Juli: Miete B 28 und 2. Sondermiete B 14 und für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim Abt. 384389: Zum letzten Male:„Die Frau ohne Schatten“, Oper von Richard Strauß.— Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben.— Anfang 19 Ende gegen. 22,30 Uhr. Montag, 5. Juli: Na mittagsvorſtellung— Schüler⸗ miete B—:„Der Waffenſchmied“, Oper von Albert Lortzing. Anfang 15 Ende etwa 17,45 Uhr. Montag, 5. Juli: Miete H 28 und 2. Sondermiete H 14 und für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim Abt. 330—332:;„Wintermär chen“ von Shakeſpeare. Anfang 19.30 Ende nach 22.30 Uhr. Nicht ſofort nach der Scheidung von Joſephine taucht bei Napoleon das Wiener Heiratsprojekt auf. Napoleons Idee iſt in dieſem Jahr 1809: Freundſchaft mit Rußland. Er will ſich mit dem Zaren in die Welt teilen. So ſoll das alte Römerreich wiedererſtehen— er, Napoleon, Kaiſer des Weſtens, Erbe des Lateinerſtaates, den deutſche Könige durch ein Jahrtau end mit deutſchem Blut tränk⸗ ten. Der Zar Kaiſer des Oſtens, Nachfahr des alten By⸗ zautiniſchen Reiches. Damals taucht ein ſeltſamer Gedanke in Napoleon auf. Seit Jahrhunderten haben die erſtgeborenen Söhne der deutſchen Kaiſer den Titel geführt:„König von Rom“. 1805 iſt das tauſendjährige Reich verſunken. Jetzt wird ſein Erſtgeborener König von Rom heißen! Er ſendet ſeine Brautwerber nach Sankt Petersburg. Sie ſollen ihm eine Großfürſtin freien, am liebſten die vierzehnjährige Schweſter des Zaren. Aber am ruſſiſchen Hof ſagt man nicht nein... und auch nicht ja. Man zieht die Sache in die Länge. Das iſt der Moment, in dem die Oeſterreicher auf⸗ tauchen. Ein Bündnis zwiſchen Napoleon und dem Zaren, durch Familienbande gefeſtigt: das wäre das Ende. Zwiſchen dieſen Mühlenſteinen würde Oeſterreich zer⸗ rieben werden. Wer als erſter das Stichwort gab, iſt nie geklärt wor⸗ den. Nachher, als alles vorbei war, hat es begreiflicher⸗ weiſe keiner ſein wollen. Kaiſer Franz ſchrieb am 12. März 1810 an ſeinen neuen, ſo willkommenen und doch ſo ver⸗ haßten Schwiegerſohn:„Ich will der erſte ſein, Ew. Maje⸗ ſtät zu dem Ereignis zu beglückwünſchen, das Sie ge⸗ wünſcht haben.“ Einziges Mittel zur Erhaltung Oeſterreichs Schon im Herbſt 1809, noch vor dem Friedensſchluß, hat man ſich jedenfalls in Wien mit dem Gedanken be⸗ ſchäftigt, Napoleon durch eine Ehe an Habsburg zu bin⸗ den. Ein Memorandum von unbekannter Hand, das im Wiener Staatsarchiv liegt, nennt das„das einzige Mittel zur Erhaltung Oeſterreichs“. Und die Braut? Die Braut iſt ein zu hoch aufgeſchoſſenes, ſehr mage⸗ res, etwas ſchlackſiges Mädchen, aufgewachſen in der Treibhausluft der kaiſerlichen Schlöſſer. Kein kühler, kein geſunder Windhauch iſt durch die ſeidenen Vorhänge zu ihr gedrungen. Sie iſt ſehr fromm, faſt bigott. Dem Vater mit kindlicher, faſt ſklaviſcher Unterwürfigkeit er⸗ geben. Von der Welt ringsum weiß ſie nur, daß die Zeiten ſehr ſchwer ſind, daß der Antichriſt in der Geſtalt Napoleons das gute Oeſterreich haßt und verfolgt. Ihre Bildung iſt mittelmäßig. Sie ſpielt ein wenig Klavier, ſie parliert ziemlich erträglich Franzöſiſch. Eine höhere Tochter. Sie liebt Handarbeiten. Am luſtigſten iſt ſie, wenn ſie auf dem Lande lebt, in die Schloßküche geht, den Mägden beim Erdäpfelſchälen oder Strudelteigaus⸗ ziehen hiltf und dabei dem harmloſen Geplauder lauſcht. Eines Tages, um die Mitte Januar, erfährt ſie, daß ſtapoleon eine junge Erzherzogin heiraten wird. Das ſcheint ihr unſinnig und ſchrecklich. Aber ſie iſt nicht gewöhnt, ſich Gedanken zu machen. Was der Vater und Metternich beſtimmen, wird gut ſein. Die Arme, die den„Menſchenfreſſer“, heiraten ſoll, tut ihr im vor⸗ aus leid. Und dann, wieder einige Tage ſpäter, ſteht ſie vor der tränenüberſtrömten Kaiſerin. Will ſie tröſten. Viel⸗ leicht.. ſolche Dinge ſagt man, wenn man tröſten will „vielleicht iſt er gar nicht ſo gräßlich. Wenn er ſie hei⸗ raten will, wird er gut zu ihr ſein.“ Warum ſchluchzt die Kaiſerin nur noch mehr? War⸗ um bringt ſie kein Wort hervor?! „Wenn dadurch verhindert wird“, beruhigt Marie Louiſe,„daß er wieder nach Wien kommt.. wenn wie⸗ der Frieden wird...“ N Friede iſt ein ſo köſtliches Wort, ein Zauberwort. Aber diesmal wirkt es nicht auf die Kaiſerin. Und plötzlich wird Marie Louiſe totenblaß. „Mutter—— es ſoll doch nicht——“ Die Kaiſerin wagt nicht ſie anzuſehen. Sie nickt nur „— ich—— ich ſein..“ Der Antichriſt— der Dämon ſtreckt, Geſpenſt qual⸗ voller Nächte der Geflüchteten, ſeine mit Klauen geſchärf⸗ ten Finger nach ihr, nach ihr, aus „Mutter.. das kann doch nicht wahr ſein... das kann der... Vater nicht wollen...“ Der päpſtliche Nuntius muß zu Hilfe gerufen werden. Er redet auf das ſtumme, regloſe Mädchen ein. Er ver⸗ mutet religiöſe Bedenken, die er zerſtreuen will. Er be⸗ greift ſchließlich, daß man dem Kinde zu lange vom Schwarzen Mann erzählt hat, um ihm jetzt zu befehlen, den Schwarzen Mann zu lieben. Aber es kommt ja nicht auf Liebe an. Dieſe Ehe iſt die Forderung der Staatsräſon. Oeſterreich will ſie, um ſich zu retten. Es braucht den Frieden, um tauſend Wun⸗ den zu heilen. Napoleon will ſie, um ſein verteufelt junges Blut mit dem neunhundertjährigen Habsburgerblut zu miſchen. 5 5 Zwei Mächte, eine ſtrahlend gigantiſche und eine, die verzweifelt ringt, um nicht zu verſinken, ſind einig. Es iſt ganz, ganz gleichgültig, ob das Mädchen Marie Louiſe Angſt hat. 5 Es tut nichts, daß ſie am Morgen des 11. März um halb ſechs Uhr in der Auguſtinerkirche faſt ebenſo blaß neben dem Stellvertreter des Bräutigams— es iſt wirk⸗ lich Karl, der Sieger von Aſpern!— ſteht, faſt ſo weiß 5 wie ihr Kleid. Daß ſie in Sankt Pölten, wo ſie am 13. von den Eltern Abſchied nimmt, eine Stunde am Hals des Vaters hängt, die Arme krampfhaft verſchlungen. Am Nachmittag des 16. iſt ſie mit ihrem Gefolge in Braunau. Man hat dort eigens in fiebernder Haſt einen Pavillon aufgebaut, und hier, am Innufer— jenſeits des Fluſſes iſt nicht mehr Oeſterreich— übergeben die Beglei⸗ ter ſie der Obhut der Franzoſen. Der Fürſt de Neuchätel iſt jetzt Reiſemarſchall. Und eine der drei grauſen Schwe⸗ ſtern, die Königin Karoline, iſt bis Braunau mitge⸗ kommen. Aufnahme: Hiſtoriſcher Bilderdienſt— M. Kaiſerin Marie Louiſe von Frankreich, Gattin Napo⸗ leons J., mit ihrem Sohn, dem König von Rom. (Nach einem zeitgenöſſiſchen Gemälde.) Ein Kaiſer lernt tanzen Napoleon, nun ſeiner Heirat ſicher, benimmt ſich wie ein Junge. Er beſtellt, ſonſt gleichgültig gegen Kleider, den Schneider und macht viel Aufhebens davon, daß ſeine neuen Anzüge ſitzen. Er nimmt Tanzſtunden und lernt den Wiener Walzer. In den Tuilerien ſchmunzeln die Lakaien. Der Mann, der Europas Fürſten tanzen lehrte, hat jetzt ſeine liebe Mühe, im Takt zu bleiben. Abgemacht, bis ins Kleinſte durchdacht, iſt der feier⸗ liche Empfang in Paris. Plötzlich aber hält der Kaiſer das Warten nicht aus. Er wirft ſich, nur von ſeinem Liebling Murat begleitet, in eine Kaleſche und fährt Marie Louiſe entgegen. Der Kutſcher muß das Inkognito wahren. Napoleon und Murat, König von Neapel, ſind zwei Ordonnanzoffiziere, nichts weiter. Neugierde? Oder Liebe? Liebe vor dem erſten Blick? Es iſt nicht... Liebe. Er muß einen Sohn haben. Brutal hat er es ſpäter ausgeſprochen: Ich heirate eine Mutter.(Sein Wort war gröber.) Auf der Fahrt benimmt er ſich trotzdem wie ein verliebter Narr. Endlich, in einem Dörfchen namens Courcelles, begegnen ſie einem Vorreiter. Die Wagen der kaiſerlichen Eskorte folgen in kurzem Abſtand. Es werden endloſe zehn Minuten. Napoleon iſt außer ſich. Dieſe Ueberraſchung iſt nicht im geringſten hoffähig, aber durch⸗ aus ſein Geſchmack. Jetzt fahren die Wagen ein. Als Napoleon auf den der Kaiſerin zueilt, ſpringt der Kutſcher, der ihn erkennt, vom Bock, reißt den Wagen auf und meldet mit ſchmet⸗ ternder Stimme: „Der Kaiſer!“ Und Napoleon ziſcht wütend:„Kuſch, Idiot!“ Dieſe Worte„kuſch, Idiot!“ ſind die erſten, die Marie Louiſe, Erzherzogin von Oeſterreich und Kaiſerin der Franzoſen, aus dem Munde ihres Gatten hört Sie ſitzt wie betäubt. Sie hat die Augen geſchloſſen. Jetzt muß das Ungeheuer näher kommen.. der Menſchen⸗ freſſer. Sie bleibt ſtill. Sie fühlt, wie er ſie anſtarrt. So prüft der Sieger ſeine Beute. Karoline redet irgend etwas auf ſie ein. Dann ſteigt ſie aus, überläßt dem Bruder den Platz. Der hat die zit⸗ ternden Hände des Mädchens genommen. Er weiß nicht recht, was er ſagen ſoll. So fragt er nach dem Vater. Sie ſtammelt eine Antwort. Zum erſten⸗ mal ſieht ſie ihn an. Er hat eine breite Stirn, eine bräun⸗ 8 g E 2 Gfseilucnie. Cehl u cnund, N, Aale. liche Haut, große, ſehr ſprechende Augen. Er iſt. 2 Sage Scl. hübſch. Es iſt ſo ſchwer zu antworten. Sie hat ſonſt ganz erträglich franzöſiſch geſprochen. Jetzt verhaſpeln ſich ihr die Worte. Sie fühlt ſelber, daß ihr Franzöſiſch lächer⸗ lich klingt. Kaiſerin der Franzoſen den ſeinen. 85 Auf ſeine Frage nach Erzherzog Karl antwortet ſie ſchon freier. Es iſt ſeltſam. Er ſpricht von Karl, als ob Karl nicht vor acht Monaten bei Wagram eine Armee gegen ihn geführt hätte. Zwanzigtauſend Tote deckten das Feld, und nun fragt Napoleon nach Karl, wie man nach feinem Vetter fragt, der ein netter Kerl iſt und den man gut leiden mag. 8 Dann beugt er ſich aus dem Fenſter, brüllt:„Nach Compiegne— Raſch!“ Diesmal klingt die Stimme ganz anders. Diesmal iſt Trompetenſchall darin... und Peit⸗ ſchenknall. Wir haben einen Jungen Die nächſten Monate ſind Glück und Erwartung. Es ſieht wirklich aus, als ob die junge Erzherzogin der Welt den Frieden gebracht hätte. Der Kaiſer fährt ſelten aus, faſt nie ohne ſie. Er vernachläſſigt die Stgats⸗ geſchäfte. Die großen Truppenrevuen werden nur mehr von den Marſchällen abgenommen. Es iſt ein kleines Idyll, und ſie glaubt daran. Sie iſt nicht zäh, nicht ſchwierig. Sie hat früher ihrer Mutter geglaubt, daß dieſer Mann der Teufel iſt. Jetzt glaubt ſie ihm, dem Raſtloſen, der über Europa hinwegfegt, daß„er ſich immer ſchon nach einem Heim geſehnt hat“. April. Mai. Juni. Sie fühlt ſeine Unruhe. Dann, endlich, Anfang Juli, hat ſie die Gewißheit. Geheimnisvoll iſt die Sicherheit, mit der Napoleon von nun an vom„König von Rom“ ſpricht. Er beſtellt eine Wiege, ein wahres Wunderwerk dieſes Stils, der ſpäter Empireſtil getauft wurde. Er läßt dem Ungebore⸗ nen durch einen Senatsbeſchluß formell den Titel„König von Rom“ zuerkennen. Er wird Napoleon II. Franz Joſeph Karl heißen. In ihm ſoll das neunhundertjährige Habsburgerblut ein⸗ münden und das ach ſo junge Bonaparteblut. In Spanien wütet der Krieg. Er überläßt ihn den Marſchällen. Die Freundſchaft mit Rußland geht in die Brüche. Es waren Tage, die ſein ganzes Weſen zu wan⸗ deln ſchienen: der 18., 19. und 20. März 1811. Dann, am Morgen des 20., gegen ſechs Uhr, beſtellt Napoleon ſich ein heißes Bad. Sehr heiße Bäder, in denen ſein bereits etwas korpulenter Körper brennrot anläuft, liebt er ſehr, ſie machen ihn müde, bringen ſeine ſtets über⸗ empfindlichen Nerven zur Ruhe. Der Kaiſer ſitzt ſchon in der Wanne, als lebhaft an die Tür geklopft wird. Er läßt Dubois, den zweiten von den beiden Aerzten der Kaiſerin, eintreten. „Sire.., ich bin außer mir...es beſteht höchſte Gefahr für Mutter und Kind...“ Napoleon unterdrückt einen Aufſchrei. Augenblicken wird er eiſern ruhig. „Was würden Sie im gleichen Fall tun, Doktor, wenn Sie die Frau eines einfachen Pariſer Bürgers zu entbinden hätten?“ Der Arzt zögert keine Sekunde.„Ich würde die In⸗ ſtrumente gebrauchen.“ „Gut. Tun Sie, als ob Sie im Hauſe eines Krämers aus der rue Saint⸗Denis wären. Tragen Sie Sorge für Mutter und Kind, und wenn Sie...— jetzt wird der Kaiſer zaghaft, es arbeitet in ihm—,„wenn Sie beide nicht retten können, ſo.. erhalten Sie mir die Mutter...“ Dann trocknet er ſich haſtig ab, ſchlüpft in einen Schlafrock. So eilt er an das Bett der Leidenden. Er ſpricht ihr zu, er hält ihre Hand, und Tränen treten ihm in die Augen, als ſie bittet, bei ihr zu bleiben und ihre Hand nicht loszulaſſen. „Mut.. meine Liebe“, flüſtert er,„Mut—“ und dabei iſt er es ſelbſt, der in dieſen Minuten Mut braucht wie noch nie in ſeinem Leben. Er, von den Schlachtfel⸗ dern an den Anblick des Maſſentodes gewöhnt, wird— die Aerzte berichten es— totenblaß, er zittert wie Eſpen⸗ laub, er muß Marie Louiſes Hand loslaſſen und wankt hinaus. Zehn Minuten ſpäter meldet ihm Dubois, daß die Mutter gerettet iſt, das Kind aber— tot. Der Kaiſer ſchleppt ſich zurück an das Bett, Leute, die herbeiſpringen, müſſen ihn ſtützen. Die Aerzte unterſuchen das Kind. Es iſt ein Knabe. Sein Herz ſchlägt nicht. Im Zimmer iſt es totenſtill. Man hört kaum den Atem der Leidenden. Minuten vergehen ſo.. fünf Minuten, eine Ewig⸗ keit. Immer noch bemühen ſich die Aerzte um das Lind. Man frottiert es, flößt ihm Branntwein ein. Als das nicht hilft, legt man ihm heiße Kompreſſen auf. Jetzt UMtngt — ein leiſes Röcheln, wie ein Aufſchluchzen, von dort her⸗ über. Wieder Stille. Noch einmal dieſes Röcheln, auſchwel⸗ lend zu einem ganz ſchwachen, langgezogenen Schrei. Aerzte und Pflegerinnen laufen erregt auf und ab., Nur der Kaiſer ſteht wie eine Statue. Endlich rührt er ſich. Er wirft einen Blick auf dieſes zuckende Srunches Menſch, das nun doch ins Leben gefunden hat. Daus geln er hinaus. An der Tür wartet Conſtant, der Kammerdiener. „Wir haben einen Jungen“, jubelt der Kaiſen „aber er hat ſich lange bitten laſſen!“ Dann brüllt er der Ordonnanz jene Worte za berühmt geworden ſind: „Meine Pagen und 101 Kanonenſchüſſe!“ (Fortſetzung folag⸗ Er hält ihre Hände in In ſolchen Druckarbeiten tur Handel, Sewerbe und industrie liefert schnelistens Neckar-Bote- Druckerei 3