Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mt. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Nr. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Nr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages · und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle⸗ Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A 6. 37: 1160 37. Jahrgang Montag, den 5. Juli 1937 Arbeiteraustauſch mit Italien. Neues bedeutſames Abkommen.— Enge ſozialpolitiſche Zuſammenarbeit. Berlin, 5. Juli. Reichsleiter Dr. Ley und der Präſident des italieni⸗ ſchen Induſtriearbeiterverbandes, Cianetti, Mitglied des Großen Faſchiſtiſchen Rates, ſind im Anſchluß an den Beſuch des Präſidenten Cianetti in Deutſchland und an den Beſuch des Reichsleiters Dr. Ley in Italien in dieſen Tagen in Bad Schachen am Bodenſee erneut zuſammengekommen. Als Ergebnis eingehender Beſprechungen zwiſchen Dr. Ley und Präſident Cianetti iſt das nachſtehend formulierte be⸗ deutſame Abkommen vereinbart und ſowohl vom Führer und Reichskanzler Adolf Hitler als auch vom Chef der ita⸗ lieniſchen Regierung Muſſolini genehmigt worden: 5 1. Es iſt unſere Abſicht, eine gemeinſame Arbeit zu leiſten, die in gleichem Maße beiden Ländern nutzen und auch gleichzeitig dazu beitragen ſoll, die guten Beziehungen zwi⸗ ſchen allen Völkern zu fördern. 2. In dieſer gemeinſamen Arbeit, die auf dem gemeinſamen Glauben und auf dem gegenſeitigen Vertrauen ruht, ſind wir entſchloſſen, die Eigenarten der zwei Völker ſtreng zu achten, und zwar aus der Ueberzeugung heraus, daß dieſe Erkenntnis die Gewähr und die Grundlage des Er⸗ folges bildet. 3. Aus dieſem Grunde erkennen wir die organiſatoriſchen Formen des Faſchismus und des Nationalſozialismus als gegeben an. Eine Gegenüberſtellung des ſyndikaliſtiſchen corporativen Syſtems des Faſchismus und Zellenſyſtems der Deutſchen Arbeitsfront iſt dem⸗ nach ausgeſchloſſen. 4. Zur Erreichung obiger Ziele wird die Notwendigkeit er⸗ kannt, Begegnungen zwiſchen Leitern und Arbeitern bei⸗ der Völker zu veranſtalten und zu fördern, und zwar mit dem Endziel, daß ſich beide Syſteme gegenſeitig gründ⸗ lich kennenlernen. 5. Dieſe Begegnungen von Leitern und Arbeitern ſollen durch Unterſuchungen der einzelnen organiſatoriſchen Er⸗ fahrungen, durch Studien der Statuten der verſchiedenen 5 8 durch Beſuche von Amtsſtellen und Wer⸗ ken und Austauſch von kulturellem und propagandiſti⸗ ſchem Informationsmaterial ergänzt werden. Alles ge⸗ ſchieht in der Abſicht, die beiden Völker über das jeweils Erreichte auf dem Laufenden zu halten. 6. Bezüglich des Zieles, eine große Teilnahme von Arbei ⸗ kern an dem Auskauſch ſicherzuſtellen, wird vereinbart, daß von beiden Seiten alles gekan wird, um die even⸗ kuellen Schwierigkeiten zu überwinden, die ſich aus dem A der Deviſen und der Transportmiklel ergeben ollten. g 7. Der gemeinſame Wille, auf Grund des Inhaltes obenſte⸗ hender Punkte zu einer deutſch⸗italieniſchen Verſtändigung zu gelangen, darf nicht als das Beſtreben zur Gründung einer neuen Internationale angeſehen werden. Jede ver⸗ tretene Organiſation wahrt ihre Eigenarten und ihre volle Selbſtändigkeit. f 8. Es wird jedoch vereinbart, daß ſich beide Teile in allen Angelegenheiten, die in den Rahmen der gegenwärtigen Vereinbarung fallen, verpflichten, ſich gegenſeitig zu be⸗ ſprechen, bevor ſie Maßnahmen ergreifen, die internatio⸗ nalen Charakter haben. 5 Franzöſiſche Frontkämpfer in Freiburg 8 Bedeutſame Friedensreden. d a Freiburg i. Br., 5. Juli. Am Sonntag trafen in Freiburg mit einem Sonderzug 1000 franzöſiſche Frontkämpfer ein, wo ſie von 2000 deut⸗ chen Frontkameraden und der geſamten Bevölkerung herz⸗ lich begrüßt wurden. Der Beſuch der franzöſiſchen Front⸗ Kämpfer geht auf deren eigenen Wunſch zurück. eichskriegsopferführer Oberlindober erklärte in einer Begrüßungsanſprache, daß die Achtung vor dem tap⸗ feren Gegner von einſt mit dem Willen guter Kameradſchaft Und freundſchaftlicher Nachbarſchaft verbunden ſei. Reichs⸗ ſtatthalter Robert Wagner wies darauf hin. daß die deutſchen und franzöſiſchen Frontkämpfer heute unter der Laſt eines ſchweren und harten Schickſals Kameraden ge⸗ worden ſeien. Er drückte den Wunſch aus, daß dieſe Kame⸗ radſchoft ſich von den Frontſoldaten auf beide Völker über⸗ tragen möge und hieß die Gäſte herzlich willkommen. Nach der Begrüßung formierte ſich ein langer Zug, der zum Ehrenmal marſchierte, an dem neben der Haken⸗ kreuzfahne die Trikolore aufgezogen war. Die Helden⸗ ehrung wurde mit dem Lied vom guten Kameraden einge⸗ leitet. Sodann ergriff Reichskriegsopferführer Oberlind⸗ ober neuerlich das Wort und hob hervor, daß dem Frei⸗ burger Treffen erheblich größere Bedeutung zu⸗ komme als den kurzen Beſuchen, die ſich franzöſiſche und deutſche Frontkämpferführer bis jetzt abgeſtattet hätten. Freiburg ſei der Beweis dafür, daß die N ebenſo denke, wie ihre Führer Wenn unſer Führer und Reichskanzler davon ſprach, daß es zwiſchen den beiden Völkern nach der Saarabſtimmung keine territoria⸗ len Streitfragen mehr gebe, ſo hat dies zweifellos bei der großen Maſſe des fr anzöſiſchen Volkes Befriedigung ausgelost. Ver der dankte den Gäſten ice ie Ehrung der Toten und hob hervor, daß die Deut⸗ 1 heute ein glückliches Volk ſeien, das keinen andern unſch kenne, als daß die Nachbarnation ſich ebenſo in — Frieden finde und ebenſo glücklich ſei in der Löſung der Aufgaben, die jedes Volk für ſich habe. Darüber hinaus aber bilde das deutſche Volk einen Schutzwall gegen dem Bolſchewismus und gegen die Ideen der Zer⸗ ſetzung und des Zerſtörens. Zum Schluß ſeiner Ausführungen wies Oberkindober beſonders auf die wiederholten Erklärungen des Führers hin, denen zufolge Deutſchland zur Zuſammenarbeit in allen europäiſchen Fragen bereit ſei, wenn die Ehre des deutſchen Volkes nicht angetaſtet. ſondern ebenſo hochge⸗ halten werde, wie andere Nationen ihre Ehre hochzuhalten ſich verpflichtet fühlten. Ebenſo wie Deutſchland einen neuen Angriff abzuwehren wiſſen würde, ſei es bereit, mit der⸗ ſelben Entſchloſſenheit eine Freundes- und Kameradenhand zu ergreifen. Im Namen der franzöſiſchen Frontkämpfer dankte Dr. Maitre⸗Beſancon für den herzlichen Empfang und betonte, daß die Franzoſen im Bewußtſein gekommen ſeien, einen wichtigen Schritt auf dem Wege zur deutſch⸗ franzöſiſchen Verſöhnung zu unternehmen, die eine notwen⸗ dige Bedingung des europäiſchen Friedens ſei. Sie ſeien gekommen, um die deutſchen Kameraden aufzufordern. die ergangenheit zu vergeſſen und den Kriegsgefahren die Entſchloſſenheit eines gemeinſamen Frledens⸗ willens entgegenzuſetzen Wean die Deutſchen und Fran⸗ zoſen dahin kämen, ihre wirklichen Abſichten und Gefühle. kennen und verſtehen zu lernen, würden ſie die tragiſchen Mißverſtändniſſe verſchwinden ſehen, aus denen ein neuer Krieg entſtehen könnt 5 Mit den Worten„Es lebe Deutſchland! Es lebe Frank- reich, beide in Frieden und Freundſchaft für immer geeint!“ ſchloß der Redner ſeine Ausführungen, die ebenſo wie die fdr des Keichskriegsopferführers brauſenden Beifall anden. Belgiens Juſtizminiſter mißhandelt Ausſchreitungen der Amneſtiegegner in Mons. Der belgiſche Juſtizminiſter de Laveleye, der ſich den Haß der Amneſtiegegner im beſonderen Maße zugezogen hat, da er im Parlament die Amneſtievorlage vertrat und. der bereits vor wenigen Tagen bei einem Beſuch in Char⸗ leroi ausgepfiffen wurde, iſt in Mons tatlich angegriffen worden. Die Vorfälle ereigneten ſich etwa um die gleiche Stunde, als der König in Brüſſel die Vertreter der Front⸗ kämpferverbände empfing. 5 Der Miniſter war nach Mons gereiſt, um den Juſtiz⸗ behörden einen dienſtlichen Beſuch abzuſtatten. Als er vor dem Juſtizpalaſt eintraf, ſtellte ſich eine anſehnliche Menge, unter der ſich vorwiegend Frontkämpfer und Rexiſten befanden, dem Wagen des Miniſters in den Weg, und de Laveley wurde, ebenſo wie in Charlerot, beſchimpft und ausgepfiffen. Es gelang ihm nur mit Mühe, in den Juſtizpalaſt zu kommen. f Nach dem Beſuch im Juſtizpalaſt wurde der Miniſter von Polizeibeamten zu ſeinem Auto geleitet. Ein Polizei⸗ auto ſetzte ſich vor den Wagen, konnte jedoch wegen einer, Panne nicht in Gang gebracht werden, und dem Juſtiz⸗ miniſter blieb nichts anderes übrig, als aus ſeinem Wa⸗ gen auszuſteigen. Als er auf die Menge, die die ganze Zeit ſchon eine drohende Haltung eingenommen hatte, zu⸗ ging, erhob ſich ein ungeheurer Tumult. d Der Miniſter geriet mitten in die Menge, die ver⸗ ſuchte, ihm die Kleider vom Leibe zu reißen. In dem allgemeinen Durcheinander erhielt de Laveley plötzlich einen Fauſtſchlag ins Geſicht. Erſt allmählich gelang es den Poliziſten, den Juſtizminiſter in Schutz zu nehmen. 5 Dieſer Vorfall hat in den politiſchen Kreiſen in Brüſſel großes Aufſehen erregt. Man fragt ſich, welche politiſchen Folgerungen ſich hieraus ergeben werden. Es iſt mit Beſtimmtheit anzunehmen, daß die Liberalen nach der Rückkehr van Zeelands aus den Ver⸗ einigten Staaten auf den Rücktritt des Juſtizminiſters be⸗ ſtehen und daraus eine Kabinettsfrage machen werden. Anſchlag auf Galazar ö Bomben gegen den porkugieſiſchen Miniſterpräſidenken. Liſſabon, 5. Juli. Am Sonntagvormittag wurde auf den porkugieſiſchen Miniſterpräſidenten Salazar ein Bombenanſchlag verübt, der jedoch ohne Folgen 1e c 0 wurden nicht ver⸗ letzt. Der Anſchlag 0„als der Miniſterpräſident im Wagen vom Kirchenbeſuch zurückkehrte. Der Material ⸗ ſchaden iſt bedeutend. Das Attentat erinnert an jene Serie von Bombenan⸗ ſchlägen, die vor einigen Monaten zu verzeichnen waren und als deren Urheber Bolſchewiſten ermittelt wurden. . Der König lehnt ab 5 Der belgiſche König empfing die Vorſttzenden der wichtigſten belgiſchen d de Der Empfang beſchränkte ſich auf eine Rede des Königs zu den Forderungen verſchiedener Frontkämpfervereinigungen. Dieſe Forderungen bezogen ſich vor allem auf die Zurück⸗ ziehung des Amneſtiegeſetzes, auf die Auflöſung des Par⸗ laments, Rücktritt der Regierung und Veranſtaltung, einer Volksabſtimmung über die Frage der Amneſtie. Der König hat dieſe Forderungen unter Hinweis auf ſeine verfaſ⸗ ſungsmäßige Stellung abgelehnt.. . * Einbruch überraſchte, durch fünf Schüſf Nock nach einigen Tagen tarb. a Nr. 153 Raſſegeſetze auch in Weſtoberſchleſien Gleichſchaltung des früheren Abſtimmungsgebietes. Berlin, 4. Juli. Das deutſch⸗polniſche Abkommen über Oberſchleſien vom 15. Mai 1922(Genfer Abkommen) wurde zwiſchen dem Deutſchen Reich und Polen abgeſchloſſen, um die durch die Abtrennung Oſtoberſchleſiens eingetretenen wirtſchaftlichen und volkstumspolitiſchen Schwierigkeiten für eine Ueber⸗ 2 10 von 15 Jahren zu überbrücken. Teil 3 des Gen⸗ er Abkommens enthält weitgehende Schutzvorſchriften für die im deutſchen und die im polniſchen Teil des ehemaligen Abſtimmungsgebietes wohnhaften nationalen Minderheiten. Die Beſtimmungen des Genfer Abkommens unterſagen jede zunterſchiedliche Behandlung“ von Minderheitsangehörigen in ihren ſtaatsbürgerlichen und kulturellen Rechten. Alle Staatsangehörigen innerhalb der beiden Teilgebiete ſollten ohne Unterſchied der Geburt, der Sprache, des Volkstums und der Religion die gleiche rechtliche und tatſächliche Be⸗ handlung erfahren. Der Minderheitenſchutz des Genfer Abkommens wurde urſprünglich von den polniſchen Staatsanghörigen deutſchen Volkstums in Oſtoberſchleſien und den Staatsangehörigen des polniſchen Volkstums in Weſtoberſchleſien in Anſpruch genommen. Nach Einführung der deutſchen Raſſegeſetzge⸗ bung haben ſich die Juden in Weſtoberſchleſien ebenfalls auf die Schutzvorſchriften des Genfer Abkommens berufen und für ſich die Rechte einer„jüdiſchen Minderheit“ beanſprucht. Das Reich hat dem Judentum in Oſtoberſchle⸗ ſien den Minderheitenſchutz des Genfer Abkommens in loyaler Weiſe zugeſtanden. Im ehemaligen oberſchleſiſchen Abſtimmungsgebiet ſind deshalb die Vorſchriften der deut⸗ ſchen Raſſegeſetzgebung bisher nicht durchgeführt worden. Mit dem Ablauf der Minderheiten ⸗Schutzbeſtimmungen des Genfer Abkommens am 15. Juli 1937 kreten in Oſtober⸗ ſchleſien die Reichsgeſetze, die ſich mit dem Kaſſen⸗ und Blutſchutz befaſſen, automatiſch in Kraft. Dieſe Reichsgeſetze ſind nicht etwa durch einen Geſetzgebungsakt für den deut⸗ ſchen Teil des Abſtimmungsgebieles neu zu erlaſſen; denn ſie gelten ſtets für das 9e e Reichsgebiet, alſo auch in Weſtoberſchleſien, doch indes mit der Einſchränkung, daß die Durchführung der Beſtimmungen, die mit dem Minderhei⸗ kenſchutz nicht vereinbar waren, bis zum Außzerkrafttreken des Genfer Abkommens geſperrt war. 5 Mit dem Außerkrafttreten der völkerrechtlichen Verein⸗ barung tritt die neue Geſetzgebung des Reiches ohne jeden weiteren Geſetzgebungsakt auch in Weſtoberſchleſien in Wirkſamkeit. Die Nürnberger Geſetze gelten alſo mit dem 15. Juli 1937 uneingeſchränkt auch in Weſtoberſchleſien. Eine reichsgeſetzliche Regelung war nur auf einigen Gebie⸗ ten erforderlich. Es handelt ſich im weſentlichen um Vor⸗ ſchriften, die eine raſſenmäßige Bereinfgung der verſchiede⸗ nen Stände und Berufe vorſehen, und die, wie z. B. das Geſetz der Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums, nach ihrer Durchführung inzwiſchen außer Kraft getreten ſind. Das Ziel des Geſetzes iſt, die vollſtändige Gleichſchaltung des ehemaligen oberſchleſiſchen Ab⸗ ſtimmungsgebietes mit dem Rechtszuſtand in den übrigen Reichsgebieten herbeizuführen Jede Sonderregelung hat für Weſtoberſchleſien mit dem 15. Juli 1937 ihr Ende gefunden. Volkszorn gegen jüdiſche Meſſerhelden Immer neue Zwiſchenfälle in Polen. g g Auf dem Markt in Bendzin verſuchte ein Manne Händler ſeinen polniſchen Gehilfen bei der Lohnzahlung zu übervorteilen. Als auch der Vater des jungen Gehilfen, die Forderung ſeines Sohnes unterſtützte, fielen die Markt⸗ juden über die beiden her und verletzten ſie durch Meſſerſtiche. Eine zahlreiche Menſchenmenge ver⸗ prügelte die jüdiſchen Händler. 5 Die Empörung über die ſich ſtändig fortſetzenden blutigen Provokationen der Juden führte zu weiteren Kundgebungen, die auch auf Sosnowitz und Dombrowa übergriffen, dabei wurden jüdiſche Geſchäfte zerſtört und in jüdiſchen Häufern die Fenſterſcheiben eingeworfen. Nur mit großer Mühe konnte die verſtärkte Polizei die Ruhe wiederherſtellen. Vierzig Perſonen wurden vorübergehend feſtgenommen. 5 Jude plündert jüdiſche Geſchäfte In einem Dorf in der Nähe von Breſt am Bug ver⸗ haftete die polniſche Polizei einen Juden, der wäh⸗ rend der letzten Unruhen in Breſt die Läden ſeiner Stam⸗ mesgenoſſen geplündert und dabei nicht weniger als zehn Fahrräder geſtohlen hatte. Der Zorn der Breſter Bevölkerung war durch den Meuchelmord eines jüdiſchen Fleiſchers an einem Polizeibeamten geweckt worden. 155 Verlauf der Unruhen waren verſchiedene Läden jüdiſcher Händler zerſtört worden. a 2 l e Todesurteil beſtätigt. i erichts hat die von dem 31 5. rer/—. ͤůũdðõlt!̃%ðͤv 11 Kurzmeldungen Der Führer und Reichskanzler hat den Vortragenden Le⸗ gationsrat Pilger zum Geſandten in Kabul ernannt. Der Führer und Reichskanzler hat den Vortragenden Lega⸗ tionsrat Dr. Hempel zum Geſandten in Dublin ernannt. Exploſionsunglück im Ruhrgebiet Auf der Zeche„General Blumenthal“ in Recklinghau⸗ ſen ereignete ſich auf der Schachtanlage 3/4 der Minus⸗700⸗ Meter⸗Sohle im Flöz„Gretchen“ eine Exploſion. Drei Tote und 20 Verletzte wurden geborgen Vermißte befin⸗ den ſich nicht mehr in der Grube. 11 Tote, 9 Schwerverletzte. 5 Die Stiftung„Opfer der Arbeit“ hat anläßlich des Un⸗ glücks auf der Zeche„General Blumenthal“ in Recklinghau⸗ ſen 10 000 Mark zur Verfügung geſtellt. Im Laufe des Samstagabends ſind zwei weitere Berg⸗ knappen im Krankenhaus ihren ſchweren Verletzungen er⸗ legen, ſo daß ſich die Zahl der Todesopfer auf 11 erhöht hal. Schwer verletzt ſind noch neun. Der Führer hat an den Betriebsführer der Zeche Blumenthal Recklinghauſen folgendes Beileidstelegramm ge⸗ richtet:„In tiefer Trauer über die Nachricht von dem ſchwe⸗ ren Grubenunglück bitte ich Sie, den Hinterbliebenen der Toten meine herzlichſte Anteilnahme und den Verletzten meine aufrichtigen Wünſche für ihre baldige Wiederherſtel⸗ lung zu übermitteln. Als erſte Hilfe für die betroffenen Fa⸗ milien, ſtelle ich den Betrag von 10 000 Mark zur Verfü⸗ gung. Berkehrsunglück auf der Köln— Bonner Autoſtraße. Köln, 5. Juli. Ein ſchwerer Verkehrsunfall trug ſich in der Nacht zum Sonntag auf der Köln Bonner Aukoſtraße, etwa zwei Kilometer vor dem Kölner Verteilerkreis, zu Ein aus Richtung Bonn kommender Perſonenkraftwagen fuhr in voller Fahrt gegen einen mit Langhölzern beladenen An⸗ hängewagen, der von einem Trecker gezogen wurde. Der Anprall war ſo heftig, daß ſich die Lan ghölzer durch den Perſonenkraftwagen völlig hindurch⸗ obohrten. Der Fahrer des Kraftwagens, ein 18jähriger junger Mann aus Köln, wurde auf der Stelle ge ttöket. Sein Mitfahrer trug ſchwere Verle gungen davon, ebenſo der Beifahrer des Treckers. Motorſchiff auf dem Rhein auseinandergebrochen. Emmerich, 5. Juli. Das deutſche Motorſchiff„Rhenus 25“ geriet in der Nacht auf der Platte von Oſſenniſſe bei Hansweert in Holland auf dem Rhein auf Grund. Dabei iſt es in zwei Stücke gebrochen und voll Waſſer gelaufen. Das Schiff hatte eine Ladung Stückgut, die erheblichen Scha⸗ den erlitten hat. Man iſt noch bemüht, die Ladung zu lö⸗ ſchen. Widerſtand bei der Fronleichnamsprozeſſion Katholiſche Prieſter wegen Aufruhrs verurteilt. Königsberg, 5. Juli. Das Sondergericht verurteilte den Domherr n und Erzprieſter Buchholz zu drei Jahren Ge⸗ fängnis, den Kaplan Szinsczetzki zu zwei Jahren und 6 Mo⸗ naten Gefängnis, den Kaplan Hippel zu zwei Jahren Ge⸗ fängnis und den Kaplan Jordan zu einem Jahr Gefängnis, kügrere wegen des Verbrechens des Aufruhrs als Rädels⸗ ührer; weitere ſechs Angeklagte zu Gefängnisſtrafen von einem Jahr bis zu ſechs Monaten Gefängnis wegen Auf⸗ ruhrs; gegen einen jugendlichen Angeklagten würde eine Verwarnung ausgeſprochen. Die 11 Angeklagten hatten während der Fron⸗ leichnamsprozeſſion am 27. Mai dieſes Jahres e e bei der rechtmäßigen Ausübung ihres Am⸗ tes Widerſtand geleiſtet. Sie haben ferner eine Nötigung der Behörden verſucht. In der Beweisaufnahme haben die Angeklagten den Tatbeſtand zu verſchleiern geſucht, das Gericht hat ſich je⸗ doch auf ſolche Manöver nicht eingelaſſen. Bei dem Ange⸗ klagten Buchholz handelte es ſich um einen politiſtierenden Geiſtlichen, der vor 1933 in Oſtpreußen als einer der fana⸗ tiſchſten Parteigänger des Zentrums bekannt war und ge⸗ er den ſchon 1934 ein Verfahren wegen ſtaatsfeindlicher Aeußerungen geſchwebt hat. Bemerkenswert iſt, daß keiner der geiſtlichen Rädelsführer und Urheber der Vorfälle auch nur ein Wort zur Verteidigung der von ihnen aufgehetzten jugendlichen Angeklagten gefunden hat. 52 ä =( 7 a 07 Deutch SOD ru PE OE Me, 5 5 Acht Tage ſpäter war Grete außer Bett. Sie hatte ſich gut erholt, das ſtand außer Frage, aber doch wollte das friſche Rot einer neu erwachten Lebenskraft ſich nicht einſtellen. 1 Sie litt. Litt, weil mit der wiederkehrenden Erinne⸗ rung an alles Geſchehen auch die bange Sorge um Peter in ihrem Herzen auferſtanden war. Und was war aus der Mutter und Magda geworden? Hatten ſie ihr Ziel glück⸗ lich erreicht oder——? Dieſes Oder' zehrte an ihr und nur die Hoffnung hielt ſch aufrecht. Welches Glück im Unglück, daß ſie in dieſen ſchweren Stunden, den ſchwerſten ihres jungen Lebens, nicht ganz von aller Welt verlaſſen war, ſondern Schweſter Evelyne hatte, die ſich mit rührender Hingabe um ſie ſorgte und die ſich auch bereit erklärte, 5 Peter Dorn zu for⸗ 1 55 Denn auch Peter war ja nach Lindi gebracht worden. Die kurze Karte, die er ihr geſandt, bewies es u. Grete ſaß am Fenſter. Was für ein herrlicher Rund⸗ blick bot ig dem Auge! Aber ſie ſah nichts von der Schön⸗ 572 des Hafens und der Stadt, die nun in engliſchen Händen war, weil ihre Gedanken ganz woanders weilten. Warum winkte auf der 80 eine Frau zu ihr her⸗ auf? Grete wollte ſchon vom Fenſter zurücktreten, aber da erkannte ſie, daß es Schweſter Eveline war, die aus der Stadt zurückkehrte. 5 Nicht viel ſpäter trat ſie zur Tür herein— glühend vor Ene den und ſchier 5 8 Atem. 8 „Eine a euigkeit—— eine unglaubliche Neuigkeit für Sie!“ rief ſie und ſchwenkte ein Blatt Paper 123 5 Hand. Evelyne war— wieder einmal— bei der Militärbe⸗ 4. e Auskunft nicht zu erhalten geweſen. Sollte ſie h 8 h e ae ind 82 25 Grete flog ihr entgegen. »„Schweſter Evelyne!“ rief ſie.„Oh, ich ſehe s Ihnen an— Sie bringen mir eine aute Nachricht!“ Der ſchweizeriſche Bundespräſident Motta empfing den zu einer Beſichtigungsreiſe deutſcher Krieger⸗Kurhäuſer und Heil⸗ anſtalten in der Schweiz weilenden NSct.⸗Obergruppen⸗ führer Herzog von Coburg, Präſident des deutſchen Roten Kreuzes und Präſident der deutſchen Frontkämpferverbände. Der Senat hat die bereits von der Kammer verabſchiedete Geſetzesvorlage, die der Regierung weitgehende Vollmachten erteilt, mit 223 gegen 5 Stimmen angenommen. Das Grubenunglück in Cheſterton 30 Tote und 9 Schwerverletzte. Nach den letzten Mitteilungen hat das Bergwerks⸗ unglück von Cheſterton insgeſamt 30 Tote und 9 Schwer⸗ verletzte gefordert. 16 Leichen befinden ſich noch in dem brennenden Stollen. Wegen der ſtändigen Feuers⸗ und Exploſionsgefahr hat die Bergwerksverwaltung beſchloſſen, die Bergungsarbeiten einzuſtellen und den ganzen Stollen unter Waſſer zu ſetzen.. Die Anwetterſchäden in Polen In zwei Tagen 10 Millionen Zloty im Gebiete von Kielce. Verſchiedene polniſche Gebietsteile ſind in dieſem Jahre durch Unwetter beſonders ſchwer geſchädigt worden. Nach den Berechnungen der Landwirtſchaftskammer in Kielee hat der Hagelſchlag und Wolkenbruch am 21. und 22. Mai über dieſer Woiwodſchaft insgeſamt 25 000 Land⸗ wirtſchaften mit einer bebauten Fläche von 52000 Hektar betroffen. Nach den bisherigen Schätzungen beträgt der Schaden wenigſtens 10,3 Millionen Zloty, wobei darauf hingewieſen wird, daß dieſe Ziffer nicht den Schaden um⸗ faßt, der den Wohngebäuden und den Wirtſchaftsgebäuden zugefügt worden iſt. Einigung im Gaſtwirtekonflikt Die Schließung der Pariſer Gaſtſtätten in letzter Stunde abgeblaſen. Die Schließung der Hotels und Gaſtwirtſchaften in Paris, die für Sonnabend angeſetzt war, iſt abgeblaſen worden. In den ſpäten Nachtſtunden iſt es gelungen, eine vorläufige Einigung zu erzielen. Die Einigungsformel ſieht für die Köche eine Arbeitszeit von 50 Stunden und für die übrige Gefolgſchaft von 56 Stunden vor, die auf 5% Tage verteilt wird. Für die Dauer der Pariſer Welt⸗ Ausſtellung kann von dieſer Zeiteinteilung abgewichen werden. 5 Mit der Beilegung des Konfliktes im Hotelgewerbe fällt automatiſch der Streik der Lebensmittelgeſchäfte weg, der als ein Solidaritätsſtreik gedacht war. Neuer Streik in der Metallinduſtrie In der Metallinduſtrie von Montlugon und Umge⸗ bung iſt ein Generalſtreik ausgebrochen, weil die Forderung auf Erhöhung des Stundenlohnes nicht angenommen wor⸗ den iſt. Zu Zwiſchenfällen iſt es nicht gekommen. Der Streik erfaßt mehrere tauſend Arbeiter. Verhandlungen für ſeine Beilegung ſind bereits aufgenommen. Die Beilegung des Amur⸗Konfliktes Die Auffaſſung in der japaniſchen Armee. Die amtliche japaniſche Telegraphenagentur veröffent⸗ licht einen Bericht über die Einſtellung der Militärkreiſe zur Beilegung des Konfliktes zwiſchen der Sowjetunion und Japan. In der Armee werde dem Bericht zufolge auf die Tatſache hingewieſen, daß die Sowjets ſchon ein⸗ mal die Zurückziehung ihrer Truppen von den beiden Inſeln verfſprochen, aber nicht durchgeführt hätten. Man könne daher die Gefahren erſt dann für beſeitigt halten, wenn die bolſchewiſtiſchen Abteilungen dem Befehl des Kriegskommiſſars Woroſchilow gemäß die Räumung tatſächlich vollzogen hätten. Im Augenblick ſei das noch nicht geſchehen. Aus dieſem Grunde müſſe die japaniſche Armee alle Sowjetmaßnahmen ſorgfältig beobachten. 1 5 Der Bericht teilt ſchließlich mit, daß in japani⸗ ſchen Militärkreiſen Unzufriedenheit über die Nachrichten herrſche, denen zufolge die Frage des Beſitzrechtes über die beiden Inſeln in ſpäteren Verhandlungen entſchieden werden ſoll. Das Beſitzrecht. Mandſchukuos ſei über jeden Zweifel erhaben, ſo daß wee Verhandlungen überflüſſia ſeien. a Die junge Engländerin lachte.„Meine Landsleute ha⸗ ben eine ſchreckliche Wut auf dieſen Peter Dorn, o hes. Wiſ⸗ ſen Sie, was er gemacht hat? Geflohen iſt er!“ „Geflohen?“ ſtammelte Grete und wurde totenblaß. „Freuen Sie ſich nicht? O, Indien iſt ein. Land. Drei Tage, bevor der Transport abging, iſt er über den Stacheldraht gegangen. Was für ein Mann!“ „Und?“ ſtammelte Grete.„Und?“ i „Und?“ Schweſter Evelyne ſchien von dem Handſtreich förmlich begeiſtert zu ſein.„Und iſt entkommen, was denn ſonſt? Und das Schönſte iſt, niemand weiß, wie. Man hat. die ganze Stadt auf den Kopf geſtellt, aber gefunden hat ihn niemand.“ 5 f „Wann— wann iſt denn das geweſen?“ Grete faßte ſich an den Kopf. Die Ueberraſchung war für ſie zu groß. „Am ſechſten September vorigen Jahres,“ rief die an⸗ dere nach einem Blick auf den Zettel in ihrer Hand,„alſo vor rund ſechs Monaten. Ein ſtarkes Stück, wie?“ f Gemiſchte Gefühle ſtritten in Gretes Bruſt. Ja, gewiß, Peters Flucht beglückte ſie— einesteils. Das war ihr. Peter, wie 185 ihn kannte und liebte! Verwegen, tapfer, ein ganzer Kerl! Aber andererſeits ſchwebte er nun aufs Neue in Gefahren, deren Schwere ſie ja ſelbſt genug kannte. In Gefangenſchaft wäre er, wenn auch nicht ſicher vor Krankheiten, ſo doch vor Kugeln und zerplatzenden Schrappnells, Fliegerbomben und Giftpfeilen geſchützt ge⸗ weſen. Dieſer e ihrer Empfindungen war es auch, der ſie in dieſem Augenblick weder Freude noch, Schmerz fühlen ließ, ſondern ſie nur mit neuer, großer Unruhe erfüllte. a. Evelyne war aber eine große Sportenthuſiaſtin und. fand den„Spaß“ einfach den Ja, ſie war großzügig genug, zu wünſchen, daß dem kühnen Manne die Rück⸗ kehr zu ſeiner Truppe geglückt ſein möge.„Im übrigen,“ o erklärte ſie noch immer fehr aufgeregt,„ſei Peter Dorn keineswegs der einzige, der eine Flucht gewagt habe, nur ſei es in den anderen Fällen zum überwiegenden Teil ge⸗ lungen, dieſe freiheitsdürſtenden germen' wieder einzu⸗ fangen“ Dann ließ ſie ſich wieder in heller und nicht enden⸗ wollender Begeiſterung über Peter aus und erklärte, daß der Mann, den ſie einmal hei ähnlichen da ſein müſſe„Bloß keinen Durchſchnitt, pu 0 nen Durchſchnitt!!“ Sie redete ſo lange, bis f— endlich— doch ein leiſes Lächeln auf Gretes Züge ſtahl. f 1 Hilferuf nach Paris Spaniſche Bolſchewiſtenhäuptlinge beim franzöſiſchen Miniſterpräſidenken. 5 Paris, 5. Juli. Mehrere Pariſer Zeitungen veröffentlichen die aufſehen⸗ erregende Mitteilung, daß die bolſchewiſtiſch⸗ſpaniſchen Häuptlinge von Valencia,„Miniſterpräſidenl“ Negrin und ·Außenminiſter“ Giral, am Freitag nach Paris gekommen ſeien und bedeutungsvolle Beſprechungen mit der franzöſi⸗ ſchen Regierung geführt haben Es iſt bemerkenswert, daß dieſer Pariſer Beſuch der beiden ſpaniſchen Bolſchewiſten ſtreng geheimgehalten wird. Beide ſollen von Miniſterprä⸗ ſidenk Chautemps und Außenminiſters Delbos empfangen worden ſein. „Ibdur' meldet hierzu, daß Gerüchte über dieſen Beſuch bereits am ſpäten Freitagabend in Pariſer ſpaniſchen Krei⸗ ſen umliefen. Am Samstag ſei dieſe Tatſache beſtätigt wor⸗ den. Die ſpaniſchen Bolſchewiſten ſollen, ſo heißt es im Jour“, von Miniſterpräſident Chautemps und Außenmini⸗ ſter Delbos empfangen worden ſein und über die ver⸗ zweifelte Lage in Rotſpanien Bericht erſtattet haben. Die Ernährung der Bevölkerung ſei beſonders in Madrid zu einer Unmöglichkeit geworden. Bomben auf Frauen und Kinder 18 Tote allein in Burgos. Nach dem nationalen Heeresbericht erſchienen feind⸗ liche Flieger über einigen offenen Städten; ſiee bombartier⸗ ten u. a. auch Burgos, wo 18 Perſonen getötet und 21 verletzt wurden. Bis auf zwei waren es nur Frauen und Kinder. Dieſes neue Verbrechen der Bolſchewiſten wird ſeine gerechte Vergeltung finden. 8 Zu einer Zeitungsnachricht, daß die britiſche Admira⸗ lität erklärt habe, der Hafen von Santander ſei nicht durch die Nationalen blockiert, wird von maßgebender national⸗ ſpaniſcher Seite mitgeteilt, daß die Blockade an der nord⸗ ſpaniſchen Küſte nicht aufgehoben ſei und weiter aufrecht⸗ erhalten bleibe. 5 Franco beherrſcht 34 Provinzen. 5 Der„Popolo d'Italia“ erklärt, die von Italien und' Deutſchland in London überreichten Vorſchläge hätten ihre Grundlage in der Gerechtigkeit und könnten eine Ueber⸗ windung der Schwierigkeiten ermöglichen. 8 Man müſſe der Regierung Franco und dem von ihr beſetzten Gebiet die Eigenſchaften eines ſouveränen Staa⸗ tes zuerkennen; Franco beherrſche 34 Provin⸗ zen mit faſt 15 Millionen Einwohnern, während die Bolſchewiſten nur 16 Provinzen mit weniger als acht Millionen Einwohnern hätten. 8 Würde man der National⸗Regierung die Rechte einer kriegführenden Macht verweigern und ſie weiter in gro⸗ tesker Weiſe als„rebelliſch“ und„aufwiegleriſch“ hinſtellen, während dieſe Rechte den in drei Teile zerriſſenen und von blutigen Konflikten erſchütterten Bezirken der Bolſche⸗ wiſten⸗Häuptlinge von Valencia zuerkannt würden, ſo— wäre dies nicht ein Beweis für Neutralität, ſondern für offene Parteilichkeit. Die Pyrenäenlinie ſei nie⸗ mals verriegelt geweſen und die franzöſiſch⸗engliſch⸗ſowjet⸗ ruſſiſche Nichteinmiſchung beſtehe nur in der Einbildung. Die ſiegreichen Truppen Francos hätten Hunderte von Ka⸗ nonen, Tauſende von Maſchinengewehren und Zehntau⸗ ſende von Gewehren engliſcher, ſowjetruſſiſcher und fran⸗ zöſiſcher Herkunft erbeutet und Tauſende von Gefangenen dieſer drei Nationen gemacht. Kirchen werden Parteilokale Gefangene von den Fronten von Santander und Aſtu⸗ rien haben folgende Angaben gemacht: In Cuevas wurde die Pfarrkirche geſprengt. Die Kirche von Eisna wurde verbrannt. Die Kirche von Turon wurde ausgeraubt und ihr Turm geſprengt. Die Kirchen von Collada, von Llanes und von Figaredo wurden zu kommuniſtiſchen Parteiloka⸗ len umgewandelt. In Barcena wurde die Pfarrkirche ver⸗ brannt und zwei Prieſter erſchoſſen. In Santillana del Mar wurden die Nonnen vertrieben und zwei Klöſter zer⸗ ſtört. Die Colegiata, ein Kunſtinſtitut, wurde geſchloſſen. Weiter berichten die Gefangenen, daß die Glocken aller Kirchen von Santander eingeſchmolzen, die Kirchengeräte verſteigert und deren Erlöſe dem„Kriegsausſchuß“ von Santander übergeben worden ſeien.. 7 Zum erfrenmal nahm plotzlich ihre Abſicht, ebenfaus an die deutſche Front zurückzukehren, feſtere Formen an. Daß man Aerzte⸗ und Pflegeperſonal, das durch irgend⸗ welche Umſtände in die Hand des Gegners geraten war, nicht gefangen hielt, ſondern beiderſeits austauſchte, wußte ſie. Warum ſollte ſie alſo nicht verſuchen, ſo 1900 als mög⸗ lich wieder dorthin zu kommen, wo— ja, wo Peter war? Sie zögerte keinen Augenblick, auszuſprechen, was ſie bewegte, aber die engliſche Schweſter geriet geradezu au⸗ zer Faſſung. N. 8 „Grete wußte nicht, was an ihrer Abſicht ſo außerge⸗ 15 ſein ſollte.„Außerdem bin ich doch längſt wieder geſund!“ 5 „Geſund? Sie möge entſchuldigen,“ ſagte Evelyne,„aber, darüber müſſe ſie lachen. Geſund? Sterbenskrank ſei ſie, ſterbenskrank! Oder wiſſe ſie als deutſche Schweſter ſo we⸗ nig vom Rückfallfieber, das viel ſchlimmer ſei als die vor⸗ hergegangene Krankheit? Ob ſie denn glaube, Dr. Ferguſ⸗ ſon habe ſich umſonſt für ſie geplagt? Das müſſe 5 ſich aus dem Kopf ſchlagen, aber ganz ſchnell, ganz ſchnell! Und außerdem,“ ſchloß ſie hochatmend,„iſt der Krieg in vierzehn Tagen zu Ende, jawohl!“ ö „In zwei Wochen?“. „Schön, in drei vielleicht, oder in vier. Jedenfalls lohnt es für Sie gar nicht mehr, einen derartigen Antrag an unſere Militärbehörde zu ſtellen.“. Grete legte ihren Arm um der anderen Schulter. „Schweſter Evelyne,“ ſagte ſie,„warum meinen Sie es ſo gut mit mir? Sehen Sie in mir nicht die deutſche Feindin?“ Nein, das tat Evelyne ganz und gar nicht. Sie war, ein junges, von Natur aus fröhliches Mädchen, das ge⸗ 1 hatte, ſich in dieſer ſchrecklichen Zeit irgendwie nütz⸗ ich machen zu müſſen. So war ſie Krankenſchweſter gewor⸗ den und, kaum ausgebildet, nach Deutſch⸗Oſtafrika geſchickt worden, wo ſie ſich bereits nach acht Tagen einſam und verlaſſen vorkam. Da hatte ihr das Schickſal ein nete gleichaltriges Mädchen in den Weg geführt, auf das ſie alle Liebe häufen konnte, die ſich in 15 aufgeſpeichert— und e war plötzlich gar nicht mehr einſam, gar nicht mehr verlaſſen geweſen. Ja, ſo war das.. 5 Ja, und wie kam das nur: plötzlich hielten ſie ſich um⸗ ſchlungen und weinten. Bis Evelyne erklärte,„ſie wären ein paar ganz dumme Gänſe und es wäre ein Glück, daß Dr. Ferguſſon nicht dazu gekommen ſei. Was der ſich h hätte denken müſſen!“ / r ß. 15 5 ne Se . S S 1 28 108 18 M. een. ie . 122 ͤ ee e 8 leuchteten Lalcale Ruud ocliau Oer erſte Juliſonntag tand ganz im Zeichen des Hochſommers. Geradezu in ver⸗ ſchwenderiſcher Fülle ſandte die Sonne ihre heißen Strahlen hernieder, und des Himmels blaue Rieſenkuppel wölbde ſich den ganzen Tag über den wogenden Erntefeldern. In den Nachmittagsſtunden überſchritten ſogar die Tempera⸗ turen die 30 Grad⸗Grenze und es beſtand Gefahr zu Ge⸗ witterneigungen. Aufkommende nordweſtliche Winde ver⸗ trieben aber alsbald die drohenden, dunklen Wolken und do konnte der Tag, der eigentlich ein Tag der Feſte war, denn überall in den Stadtteilen fanden Volksfeſte ſtatt, ohne Störung zu Ende gehen und einer lauen träumeriſchen Sommernacht Platz machen. Unzählige zogen geſtern wieder hinaus in Gottes freie Natur, an die Strandbäder oder in die ſchattigen Wälder, um die Sinfonie es Sommers auf ſich wirken zu laſſen, denn nur zu bald wird es wieder zu Ende ſein. Am meiſten profitierten geſtern die zahlreichen Veranſtal⸗ tungen und Sommerfeſten. So fanden geſtern im Stadt⸗ bezirk Mannheim nicht weniger als neun NS⸗Volksfeſte ſtatt, die alle überaus gut beſucht waren. Auch das Sommer⸗ feſt in Schwetzingen bei Tanz und dorientaliſchem Ver⸗ gnügen im Hofe der Moſchee des Schwetzinger Schloßgartens Zog viele Beſucher an. Die einzige größere ſportliche Veranſtaltung fand geſtern im Stadion ſtatt, wo der Leichtathletikkampf Baden — Württemberg— Südweſt ausgetragen wurde. Trotz der Hitze hatten ſich zahlreiche Sportanhänger eingefunden. In Ilvesheim feierte geſtern der Geſangverein„Ger⸗ mania“ ſein 75 jähriges Sängerjubiläum, das ſich eines guten Beſuches erfreute. Die kath. Kirchengemeinde dort feierte geſtern ihr Kirchenpatronsfeſt durch einen feſtlichen Gottesdienſt. Deutſche Kolonialausſtellung Mannheim Von Oberbürgermeiſter Renninger eröffnet. „Stets daran denken, ſtets dafür wirken!“ Dieſe Mah⸗ nung, die zur Parole des ganzen deutſchen Volkes werden muß, ſteht einprägſam am Beginn der großen„Deutſchen Kolonialausſtellung Mannheim 1937“, welche Samstag er⸗ öffnet wurde. 5 Oberbürgermeiſter Renninger unterſtrich die Ehre; die der Stadt Mannheim zufalle, dieſe Ausſtellung gemein⸗ ſam mit dem Reichskolonſalbund zu veranſtalten. Er be⸗ Aüßte insbeſondere den Prinzen von Hohenzollern und. Stabsleiter Schleſing, die im Auftrage des Reichsamtes für Kolonialpolitik gekommen waren. Zur geſchichtlichen Ent⸗ wicklung des deutſchen kolonialen Gedankens übergehend, Aunterſtrich er den Anſpruch Deutſchlands auf ſein Kolonialreich, das nach wie vor beſtehe und auf das wir in vollem Umfange Anſpruch erheben. Die Ausſtellung ſolle weiten Bevölkerungsſchichten zeigen um was es in den Ko⸗ lonien geht. Das Volk müſſe ſich hinter dieſe An⸗ p rüſche ſtellen, um ſo für die Rückgabe dieſes Beſitzes die innere Vorausſetzung zu ſchaffen. Mit dem Wunſche, daß die Schau dazu beitragen werde, das Wiſſen um den kolo⸗ nialen Gedanken zu vertiefen und dem Führer durch die Belehrung im Volke eine moraliſche Waffe in die Hand zu geben, erklärte der Oberbürgermeiſter die Ausſtellung für eröffnet. „Stabsleiter Schleſing ſprach namens des Bundes⸗ führers, General Ritter von Epp, und des SS⸗Oberführers Admiral a. D. von Rühmann den herzlichen Dank der Bun⸗ Desführung aus. Es folgte ein Rundgang durch die hochintereſſante und ſehenswerte Schau. Von den verſchiedenen Abteilungen der Ausſtellung ſeien erwähnt die Stände der Genußmittel und Nahrungsmittelfirmen, der Leder- und Fellwareninduſtrie. eine reichhaltige Zuſammenſtellung ausländiſcher Hölzer, eine umfaſſende Ueberſicht der chemiſchen Induſtrie, eine Abteilung der Tropenmedizin, ferner die eindrucksvollen Gruppen aus dem Völkerleben unſerer Kolonien, die das Mannheimer Zeughausmuſeum aufbaute und denen ſich eine Gruppe oſtafrikaniſchen Tierlebens des Naturkunde⸗ muſeums anſchließt. Ein Raum dient dem Gedächtnis un⸗ ſerer Kolonialkrieger. Hier ſind auch Uniformen und Zinn⸗ figurengruppen zu ſehen. Ein anderer Raum zeigt Gemälde und Plaſtiken deut⸗ ſcher Künſtler mit kolonialen Landſchaftsſtimmungs⸗ und Volksbildern. „ een 25 jähr. Jubiläum des Geſangverein„Germania“ Ilvesheim An der Feier des 75 jährigen Beſtehens des Geſang⸗ vereins„Germania“ Ilvesheim nahm die Gemeinde eil, ja das Volksfeſt am Sonntag hatte einen Beſuch aufzuwei⸗ ſen, der faſt an den des Inſelfeſtes heranreichte. Das Feſtbankett am Samstagabend erhielt ſeinen be⸗ ſonderen Inhalt durch die Uebergabe der Vereinsfahne und eine Reihe von Ehrungen. Nach kurzer Begrüßung durch Vereinsführer Philipp Maurer hielt Feſtleiter Jakob Vögele eine Anſprache, in der er einen kurzen Rückblick auf die Geſchichte des Vereins gab und auch der Toten ehrend gedachte. Dem Verein gehören zur Zeit 22 Ehren⸗ mitglieder an, die 50, 60 und mehr Jahre Mitglied ſind. Mit einem Vorſpruch übergab ſodann Frl. A. Keilbach die erneuerte Vereinsfahne, worauf Kreisſängerführer K. Hügel eine Reihe von Ehrungen vornahm. Die goldene Ehrennadel des Badiſchen Sängerbundes für 45 jährigen Dienſt am deutſchen Männergeſang erhielten Jakob Keil und Jakob Herre, den Ehrenbrief für 40 Jahre konnte Bernhard Weibel und Franz Jakoby in Empfang nehmen. Die ſilberne Nadel für 25 jährige Treue zum Lied wurde an folgende Sänger ausgehändigt: Heinrich Berthold, Richard Crönlein, Jakob Götz, Paul Grabinger, Johann Link, Jak. Vögele und Chormeiſter Karl Köhr, der 25 Jahre Sänger und Dirigent iſt. Der Verein ſelbſt konnte ebenfalls zahl⸗ reiche Mitglieder für langjährige Mitgliedſchaft auszeichnen. Für 40 jährige Mitgliedſchaft wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt Philipp Keilbach 1, Philipp Keilbach II, Karl Brei⸗ hof, Angelus Ries und Eduard Hildebrand; für 25 jährige Mitgliedſchaft wurden geehrt Franz Weber, Mathias Vobis, Gottfried Möll, Georg Sommer und Ludwig Jakoby. Zum Ehrenmitglied und Ehrendirigenten wurde Oberlehrer a. D. Striegel ernannt; die Ehrenplakette des Vereins erhielten Vereinsführer Maurer, Feſtkaſſier Jakob Götz und Feſt⸗ leiter Jakob Vögele. Nachdem dieſer ausgiebige Segen von Ehrungen her⸗ niedergegangen war, durfte auch der Verein ſeinerſeits Neue Mitglieder des Mannheimer Nationaltheaters Für die kommende Spielzeit wurden folgende neue Mitglieder ans Nationaltheater Mannheim verpflichtet: In der Oper: Curt Becker⸗Huert, 1. Spielleiter der Oper) vom Stadttheater Aachen; Käthe Dietrich, 1. jugendliche und lyriſche Sängerin, vom Stadttheater Münſter i. W.; Roſe Kuſzka, dramatiſche und Zwiſchenfachſängerin von der Staatsoper München; Theo Lienhard, 1. lyrischer Bariton, von den Städtiſchen Bühnen in Breslau; Lutz⸗Walter Mil⸗ ler, jugendlicher Heldentenor, von den Städtiſchen Bühnen in Breslau; Hans Schweska, 1. Heldenbariton, vom Opern⸗ haus Chemnitz.— Im Schauſpiel: Rudolf Hammacher, Spielleiter des Schauſpiels und Schauſpieler, vom Stadt⸗ theater Aachen; Lore Mayerhofer, Naiv⸗Sentimenkale und jugendliche Salondame, vom Stadttheater Hanau, Herta Zietemann, Charakter- und Chargenſpielerin, vom Stadt⸗ theater Görlitz; Willy Baetcke, Inſpizient und Schauſpieler, vom Landestheater in Meiningen; Karl Hartmann, Char⸗ genſpieler; Robert Kleinert, 1. Charakterſpieler, von der Volksbühne Berlin.— Tanzgruppe: Wera Donalies, Tanzmeiſterin und 1. Solotänzerin, vom Stadttheater Mün⸗ ſter i. W.; Gabriele Loibl, Solotänzerin, vom Stadttheater Duisburg; Irmfried Wilimzig, Solotänzer, vom Stadtthea⸗ ter Münſter i. W. Als techniſcher Direktor wurde verpflichtet: Otto Junker vom Stadttheater Stettin. 5 U Tödlicher Verkehrsunfall durch Trunkenheit. Das Mannheimer Schöffengericht verurteilte den 22 Jahre alten Karl Handel aus Mannheim wegen fahrläſſiger Körperver⸗ letzung zu drei Monaten Gefängnis. Auf der Verkehrsinſel zwiſchen Renz⸗ und Colliniſtraße ereignete ſich am 3. April nachts 1 Uhr ein Verkehrsunfall durch Zuſammenprallen eines Motorradfahrers mit einem Radfahrer. Beide hatten durch übermäßigen Alkoholgenuß die nötige Vorſicht außer acht gelaſſen, ſo daß der Unfall durch beiderſeitiges Ver⸗ ſchulden entſtand. Bei dem Getöteten handelt es ſich um den 33 Jahre alten Schreiner Adam Streib aus Mannheim⸗ Feudenheim. Das Gericht erkannte auf die Mindeſtſtrafe, weil die Beweisaufnahme ergab, daß der Getötete in er⸗ höhtem Maße durch ſein Verhalten während des Fahrens am Zuſtandekommen des Unglücks ſchuld trug. Von Blüten, Bergen, Bädern und Barock Erinnerungen an eine Fahrt durch ſchönes deutſches Land. II. Nun geht die Fahrt nach Mosbach, deſſen ſchöne Fachwerkbauten ſehenswert ſind, und wieder neckarab⸗ wärts nach Eberbach, das von einem Kranz bewaldeter Berge umgeben und als Luftkurort bekannt iſt. Nun hat die Stadt ſich auch noch ein großes Strandbad zugelegt, das ſich ſehen laſſen kann. Von Eberbach aus fahren wir auf ſchöner Waldſtraße in den eigentlichen Odenwald hin⸗ ein. In Serpentinen ſchraubt ſich der Wagen hinauf auf etwa 500 Meter Höhe. Durch Wälder und Felder gehts, am Katzenbuckel, der höchſten Erhebung des Odenwaldes vor⸗ bel, nach dem ſchönen Städtchen Buchen mit vielen alten Häuſern und einem Heimatmuſeum, das allerlei Köſtlich⸗ keiten birgt. Walldürn iſt die nächſte Station. Das Städtchen hat 4000 Einwohner, aber 40 000 Wallfahrer, die alljährlich nach Walldürn kommen, erfüllen es für ein paar Wochen mit viel Leben. Prachtvoll die große Wallfahrts⸗ kirche in edlem Barock. Ueber Hartheim, deſſen altes Schloß von einem hübſchen Steingarten umgeben iſt, fah⸗ ren wir weiter„ins Land der Franken“ nach Tauber⸗ . Auch dort viele alte und ſchöne Bau⸗ 5 5 in der Kirche intereſſiert ein Altarbild Riemenſchnei⸗ Ders. Der Weg führt nun durch das anmutige Tal der Tau⸗ ber. Zwiſchen den bewaldeten Hügeln, die das Tal um⸗ ſäumen, liegen ſtille Dörfer— ein Bild tiefſten ländlichen Friedens. Kloſter Bronnbach mit ſeiner ſchönen Kirche und dem e wir leider nur noch ganz lache betrachten, da es mittlerweile ſchon Abend gewor⸗ den iſt. Bald fahren wir in Wertheim ein. Reizvoll war die. ane auf dem Main an 2 5 er⸗ ahnmal vorüber. Am anderen Morgen durch⸗ ſtreifen wir die ſchönen alten aſſen der Stadt bewundern die Brunnen tion im Schloßgar wird. Die 1 011 wi 16 t im Eiltempo berge. Das hübſche alte Freudenberg wird kurz be⸗ ſichtigt, dann kommen wir nach dem vielbeſuchten Mil⸗ tenberg mit ſeinem prächtigen mittelalterlichen Stadt⸗ bild. Kurze Raſt in der ſchönen alten Fürſtenherberge „Zum Rieſen“, die das älteſte, heute noch belich g e deut⸗ ſche Gaſthaus ſein ſoll— ein Ruhm, den freilich auch noch alte Schenken anderwärts für ſich in Anſpruch nehmen. Und nun geht es wieder in den Odenwald hinein nach Amorbach. Das hübſche, altfränkiſche Barockſtädtchen liegt mitten im Walde. Vor 700 Jahren hat Wolfram von Eſchenbach auf Schloß Wildenburg, ganz in der Nähe von Amorbach, ſeinen Parſival gedichtet, und man darf in dieſem Schloß wohl mit 1 die deutſche ba ſe⸗ hen. In der wundervollen Abteikirche Amorbach erleben wir eine beſondere Ueberraſchung. Auf der Barockorgel gibt uns Kantor Berthold Bührer ein Konzert, das uns alle Schönheiten des herrlichen Inſtruments erſchließt. Wir be⸗ greifen, weshalb ein Gutachten die Amorbacher Orgel als „die klanglich ſchönſte Barockorgel Europas“ bezeichnet hat. Und nun quer durch den Odenwald. Unermeßlich die rüchtigen Waldungen, durch die uns der Omnibus trägt. In Michelſtadt betrachten wir das alte Rathaus— ein bemerkenswerter Bau von beſonderer Eigenart. Und dann wieder durch Wälder, über Höhen und e hinunter ins Neckartal nach Hir ſchhorn. Vom Schloß ein feſſeln⸗ der Blick talaufwärts und talabwärts Bei Reckarſtei⸗ nach verlaſſen wir endgültig den ſchönen Fluß und ſein nicht minder ſchönes Tal. Nochmals 5 es durch den Odenwald und dann hinaus an den Weſthang des Gebir⸗ ges, der Rheinebene zu an die Bergſtraße. Dort beſuchen wir kurz Schriesheim zu Füßen der Strahlenburg und beſchließen die Fahrt in der Zweiburgenſtadt Wein ⸗ 112 die nicht nur ſehenswert iſt wegen ihrer hübſchen age, ſondern auch wegen der bemerkenswerten Vegeta⸗ ten des Grafen Berck heim igefahrt war 43 Ende. Sie bot un⸗ en Eindrücken, die man nicht vergeſſen Die Dreieinha endlich viel an mancherlei Angebinde zum Jubiläum entgegennehmen, ſo den Ehrenbrief des Deutſchen Sängerbundes, einen eben⸗ ſolchen vom Badiſchen Staatsminiſterium und eine Plakette der Gemeinde Ilvesheim. Die einheimiſchen Vereine brachten ebenfalls ihre Glückwünſche dar. Dieſer ganze Feſtakt wurde von muſikaliſchen Darbietungen der Stadtkapelle Laden⸗ burg umrahmt. Der Männerchor des Jubiläumsvereins ſang „Gottes iſt der Orient“ von Liſzt,„O Schutzgeiſt alles Schönen“ von Mozart und„Deutſchland, heil'ger Name“ von Ketterer. Ein Ehrenſingen der„Aurelia“ Ilvesheim und der Nachbarvereine„Liedertafel“ Seckenheim,„Sänger⸗ bund“ Seckenheim und Männergeſangverein Seckenheim be⸗ ſchloß den Abend. Am Sonntagmittag wurden die auswärtigen Vereine empfangen; man ſah vor allem Feudenheimer, Seckenheimer, Friedrichsfelder, Wallſtadter und Ladenburger Sänger⸗ kameraden. Um 14 Uhr marſchierte der Feſtzug zum Feſt⸗ platz. In der großen Halle begrüßte der Vereinsführer die Gäſte, darunter auch Landrat Veſenbeckh aus Mannheim. Eine Anſprache von Bezirksführer Hermann Bauer(Secken⸗ heim) leitete zum Freundſchaftsſingen über, das den Reſt des Nachmittags in Anſpruch nahm. a Abends traf man ſich wieder bei einem bunten Abend, der durch die Mitwirkung mehrerer Künſtler und dadurch, daß in den Pauſen die Kapelle zum Tanz ſpielte, wirklich abwechſlungsreich war. Elſe Zettler, die„Pälzer Krott“, hatte ſchon nach den erſten Worten die nach Tauſenden zählenden Zuhörer für ſich gewonnen. Zwei Tänzerinnen, die mit ihren grotesken Tänzen viel Heiterkeit hervorrieſen und die„Drei luſtigen Ilvesheimer“ vervollſtändigten die Vortragsfolge mit Anita Berger als Anſagerin. 2 Heute Montagabend beſchließt ein großes Volksfeſt das 75 jährige Jubiläum des Geſangvereins„Germania“, der auf eine wohlgelungene Veranſtaltung zurückblicken kann. Badiſche Chronik „Der erſte Preuße“ () Karlsruhe. Zur Begrüßung des nach Karlsruhe ver⸗ ſetzten Generalſtaatsanwaltes Eenſt Lautz fanden ſich die Beamten und Angeſtellten der Präſidialabkeilung des Ober⸗ landesgerichts und der Generalſtaatsanwaltſchaft ſowie die Oberſtaatsanwälte und Direktoren der Strafanſtalten zu einer ſchlichten Feier in dem geſchmückten Sitzungsſaal der Präſidialabteilung ein. Oberlandesgerichtspräſident Reinle hieß den neuen Generalſtaatsanwalt herzlich will⸗ kommen. Er ſagte dabei u. a.:„Sie, Herr eneralſtaatsan⸗ walt, kommen aus dem Norden zu uns. Sie ſind der er ſte Preuße, der in führender Stellung in den Bereich der badiſchen Juſtiz gelangt und damit die berühmte„Main⸗ linie“ überſchreitet. Ich möchte darin einen Akt ſymboliſcher Bedeutung erblicken. Die Schaffung und Sicherung der Reichseinheit durch unſeren Führer hat ja uns Badener be⸗ ſonders beſchenkt. Deshalb ſind wir auch einſichtig für all das, was dieſe Schaffung der Reichseinheit mit ſich bringt, notwendig mit ſich bringen muß, und dazu gehört auch, daß wir bei aller Wahrung unſerer geſchichtlich gewordenen und damit begründeten Stammeseigenheiten auch mit den Brü⸗ dern aus den anderen Ländern uns vertraut zu machen ha⸗ ben, damit wir in ihnen immer und überall zuerſt den Deut⸗ ſchen ſehen und als den unſeren empfinden.— General⸗ ſtaatsanwalt Lautz dankte für die ihm zuteil gewordene Begrüßung und erklärte, daß er ſein Amt in vertrauens⸗ vollem Einvernehmen mit dem Oberlandesgericht, mit den übrigen Justizbehörden, der Anwaltſchaft und den Vertre⸗ tern der NSDAP zu führen gedenke. Müllheim.(Vier Schwerverletzte bei Ver⸗ kehrsunfall.) Nachts unternahmen fünf junge Leute von Freiburg eine Spritztour ins Markgräfler Land. Auf der W von Lörrach nach Freiburg verunglückte der Wagen, deſſen Fahrer keinen Führerſchein beſaß. Vier Per⸗ ſonen wurden mit ſchweren Knochenbrüchen und Quetſchun⸗ gen ins Müllheimer Krankenhaus übergeführt. 1 () heinfelden.(Greiſin vom Laſtwagen ge⸗ tötet.) In dem Augenblick, da ein ſchwerer Laſtwagen der Brauerei Laſſer, Lörrach, angefahren kam, wollte eine etwa 70 Jahre alte Frau, die einen Handwagen vor ſich herſchob, die Straße noch überqueren. Sie lief dabei direkt in das d hinein, wurde von dem linken Vorderrad des ſchweren Laſtwagens erfaßt und zu Boden geriſſen. Sie trug ſo ſchwere Verletzungen davon, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Todesurteil im Mordprozeß Dotzauer beſtätigk. ) Karlsruhe, 3. Juli. Aus Seltdi wird gemeldet: Der erſte Strafſenat des Reichsgerichts hat die von dem 31 Jahre alten Anton Dotzauer aus Raſtakt gegen das Urteil des Schwurgerichts Karlsruhe vom 28. April ds. Is. eingelegte Reviſion als unbegründet verworfen. Damit iſt der Ange⸗ den ſoeben zuſammenge 250 000 25 91999 einen Wert von 29 1 ſtellen. 1 910 1 der Fänge m klagte wegen Mordes zum Tode und wegen ſchweren Dieb⸗ ſtahls im Rückfall ſowie wegen Beamtennötigung in Tat⸗ einheit mit Bedrohung zu insgeſamt ſieben Jahren Zucht⸗ haus und dauerndem Ehrverluſt verurteilt. Der Angeklagte fa in der Nacht auf 8. September vor. Is. vor der Wirt⸗ chaft„Zur Traube“ in Baden⸗Oos den Wachmann Arthur Nock, der ihn bei einem Einbruch überraſchte, durch fünf N ſo ſchwer verletzt, daß Nock nach einigen Tagen arb. 8 . Heldelbeerferien im Odenwald. In dieſem Jahr iſt im Odenwald eine ſo ſelten reiche Heidelbeerernte zu ver⸗ zeichnen, daß alle Hände notwendig ſind, um dieſe Gabe des deutſchen Waldes nicht umkommen zu laſſen. Aus die⸗ ſem Grunde wurden in einigen Gemeinden die Nachmit⸗ tagsunterrichtsſtunden der Jugend auf den Vormittag ver⸗ teilt, damit die Kinder bei der Bergung der Heidelbeer⸗ ernte in den Wäldern nachmittags helfen können. 5 Der Fiſchfang am Bodenſee. Der Bodenſee lieferte unſerer deutſchen Fiſcherei ere 1 geſtellten Ergeön 205 von chen aus m ilo Fan 48 467 Kilo Barſche, weiterhin 20 30 Brachſen 150 cklegt, ſondern mit der nötige eruhſamkeit. Wem die Ferienzeit, die ja nun angebrochen ft, Gelegenheit dazu bietet, ſollte dale gon Stück deut⸗ ſchen Landes einmal durchfahren oder durchwandern— er wird es beſtimmt nicht bereuen. 5 N 5 a 8 111 drucksvoller ſein, wenn mie felchen. „24145 Kilo Weißfi ee eee, ee eee eee eee ee eee e eee nn e Der Lebenstrank Von Judith von Gadow. „Keine Lage iſt ſo ſchlecht, daß ſie nicht irgendwo auch eine gute Seite zeigen könnte!“ Mit dieſem Satz verſuchten ſich die jungen Mädchen zu tröſten, die eingeregnet, ver⸗ froren und mißgeſtimmt in ihrem Zelt beiſammenſaßen. Sie waren mit Paddelbooten ausgezogen, um etwas Schönes zu erleben.„Etwas Schönes?“ Achſelzuckend warf die älteſte dieſe Frage unter die anderen.„Es kommt dar⸗ auf an, was man darunter verſteht!“, meinte ein Mädchen und verſtopfte eine undichte Stelle im Zelt.„Ach, ihr!“, rief Utta, die jüngſte,„das iſt doch ganz klar! Schön, das iſt Romantik. Wer von uns hat ſo etwas erlebt?“ Schwei⸗ gen und verſtärkter Regen. Heute? Romantik? Na ja, in der Technik vielleicht— wie man's nimmt. Aber ſonſt? Utta lächelte.„Hört zu“, ſagte ſie,„vergeßt den Regen eine Weile!“ Sie rückten zuſammen und waren nicht ſon⸗ derlich geſpannt. Utta kaute Grashalme und erzählte: „Allzu groß waren meine Kenntniſſe nicht, als ich als „Maid' meine erſte Stelle annahm. Ich bildete mir aber ein, alles zu können. Ich kam an den Niederrhein auf ein Obſtgut. Es war entſetzlich einſam, und meine feſte Abſicht, viel zu ſehen und zu erleben, kam mir bald lächerlich vor. Das Land iſt weit und merkwürdig grünſilbern unter dem blaſſen Himmel. Nüchtern? Aber da war die alte Janno. Sie war taubſtumm, uralt und verrichtete niedere Arbeit im Stall. Sie hauſte in der Futterküche unter Dämpfen von Kleie und Kartoffelſchalen. Im Halbdämmern umkniſterten ſie zahlloſe Katzen. Hexe oder Waldfrau? Es war alles um ſie wie in alten Geſchichten, und doch wahrhaftige Wirklich⸗ keit. Brandrote Haare hatte ſie trotz ihres Alters, waſſer⸗ helle Augen. Bald merkte ich, daß abends allerlei Menſchen zu ihr kamen und Päckchen bei ihr holten. Sie hatte die Gewürzbeete unter ſich, und ich hatte keine Ahnung von all dieſen Pflanzen, bis ich ſie allmählich unterſcheiden lernte: Iſop und Fenchel, Salbei, Lavendel, Minze und andere. Davon machte Janno Tees und andere Arzneigetränke. Es war ein ſchwüles Frühjahr, und ich quälte mich mit Kopfſchmerzen. Janndo merkte das, und mit ihren wilden Taubſtummenlauten machte ſie mir begreiflich, ich ſolle mich von ihr heilen laſſen. Als ich kam, ſah ſie mich ſo an, daß mir war, als ſauge mich eine Flamme ein. Sie wußte, daß ich krank war aus Sehnſucht nach irgend etwas. Nach Schönem, nach Romantik. Sie bewog mich, einen Trank einzunehmen und danach zu ſchlafen. Dabei machte ſie mit den Händen kreiſende Bewegungen, die mich um⸗ fingen wie Fülle und große Freude. Ich trank und lauſchte hinaus. Es war ein dichter, wilder Eichenhang rings um das Haus. Darin ſangen die Nachtigallen ſo ſtark, daß nichts mehr in der Welt war außer ihren flammenden Liedern. Bald ging mein Atem in ihnen unter. Ich hatte einen unheimlich deutlichen Traum, und zwar von einem langen, herrlichen Ritt auf ungebahnten Wegen. Ich erkannte, daß es Wildwechſel waren, und konnte durch die Erde ſehen, wie ſie auf Waſſer⸗ adern liefen von Oſt nach Weſt und von Nord nach Süd. Ich war ganz klein, und das andere ganz groß oder um⸗ gekehrt. Ich ſah ein raſtloſes, verwegenes, wildes Leben unter Kämpfen und Siegen, in Vernichtung und Ent⸗ ſtehung. Nichts hatte ich davon gewußt. Wo war die Ein⸗ samkeit geblieben, die Sehnſucht nach Erleben? Und alles war in feiner Grauſamkeit und Geſetzlichkeit doch herrlich und ſchön. Ich hatte immer nur ſchöne Teile geſehen, nun ſah ich das Ganze bei dieſem Traumritt. Als ich aufwachte, wurde es hell, und ich ſah noch, wie der ſinkende Tag dem ſteigenden das Sonnenrad zu drehen überließ. Friſch, befreit, geſund ſprang ich auf. Ich konnte nicht abwarten, in der Wirklichkeit mitzutun— ganz gleich, was. An Einſamkeit dachte ich von da an nicht mehr, ich hatte keine Zeit dazu. Das Leben war ſo ſpan⸗ nend geworden, daß ich mich vor ſeiner Fülle kaum noch retten konnte. Es war ſchön geworden!“ Die Mädchen ſchwiegen eine Weile. Dann ſchlug eine das Zelt zurück:„Wie es duftet!“, ſagte ſie leiſe.„Und da— ein Regenbogen!“ „Wie ging es denn ſchließlich dort aus am Nieder⸗ rhein?“ Utta ſchnürte eifrig an ihren Schuhen.„Ich ver⸗ liebte mich ſchrecklich“, ſagte ſie beſchämt,„und nächſtes Jahr heiraten wir. Wie ſoll ich bloß alles richtig begreifen und erleben? Ich glaube, ich muß wieder zu Janno gehen!“ „Lebt ſie denn noch?“ „Die kann üverhaupt nicht ſterben. Uebrigens iſt alles, was ich euch erzählte, wahr, Wort für Wort. Aber da kommt die Sonne— der Regen iſt vorüber!“ Vom Zipperlein Neues und altes über die verbreitetſte aller Volks⸗ krankheiten. Wenn man von der Schlafkrankheit lieſt oder von Malariaepidemien und anderen unangenehmen Begleit⸗ erſcheinungen des Lebens in der ewigen Wärme der Aequatorſonne hört, dann möchte man als Mitteleuropäer wohl phariſäerhaft an die Bruſt klopfen und ſagen: „Gott Lob, daß wir von ſolchen Krankenheiten verſchont bleiben!“ Gemach, wir haben auch unſere„Tropenkrank⸗ heit“, wir haben das Rheuma. Dieſe Krankheit unſerer Zonen übertrifft an Vielſeitigkeit der Erſcheinungsformen ſelbſt die Tuberkuloſe und den Krebs, an Häufigkeit des Auftretens aber beide zuſammen. Man hat in einer großen Berliner Klinik ſtatiſtiſch feſtgeſtellt, daß auf 100 Tuberkulöſe nicht weniger als 383 Rheumatiker kom⸗ men.— Eine Krankheit, um die man ſich kümmern muß. Wenn früher ein Menſch über ziehende, fließende, bohrende Schmerzen klagend zum Arzt in die Sprechſtunde kam, ſo lautete die Auskunft kurz und bündig:„Rheuma⸗ tismus.“ Was das war, und wie ſich das im Organis⸗ mus abſpielte, das wußte der Arzt ebenſowenig wie der Patient. Die Mittel waren ebenſo einfach wie die Dia⸗ gnoſe: Warmhalten, heiße Bäder, Packungen, Einreiben. Oder für den Wohlhabenden ein Rheumabad mit ſchönen heißen Quellen. So haben das übrigens ſchon unſere Vorfahren gehalten, denn das„Gliederreißen“ iſt nicht erſt eine Erfindung unſerer Ziviliſation. In den Ritter⸗ burgen mit ihren ſchlechtſchließenden Fenſtern und den rauchenden Kaminen mögen Ischias und Neuralgie ebenſo heimiſch geweſen ſein wie in den Höfen der Fran⸗ ken und Alemannen zur Zeit der Völkerwanderung. Die Ballade vom Grafen Eberhard mit dem Barte, der in Wildbad von ſchwerem Ischias Heilung ſuchte, iſt ja ein berühmter Fall in der Geſchichte des Rheumatismus. Was nun die forſchende Medizin über Weſen und Urſache der Krankheit herausgebracht hat, iſt von verwir⸗ render Vielfältigkeit. Es gibt Rheumatismus der Nerven, der Muskeln und der Knochen. Infektionskrankheiten können Rheumatismus hervorrufen: ehenſo aber auch Eiterherde in den Mandeln, ſchlechte Zähne, Entzündun⸗ gen in den Nebenhöhlen, chroniſche Blinddarmreizungen, und ſchließlich ſogar gibt es Menſchen, die vom Reißen geplagt werden, wenn ſie beſtimmte Nahrungsſtoffe eſſen, die ſie nicht vertragen. Störungen des Hormonhaushalts können ebenfalls ſchuld ſein, und viele Kinder, die nach Meinung der Großmutter das„Wachſen? haben, denen die Knie oder überhaupt die Glieder in offenbar rheuma⸗ tiſcher Weiſe weh tun, leiden in Wahrheit an Schild⸗ drüſenſtörungen, die nach Feſtſtellung von Prof. Schitten⸗ helm. München, häufig zum Rheumatismus führen. Daß Rheumatismus vielfach als Alterskrankheit gilt, war bisher nur auf Erfahrung gegründet. Heute weiß man, daß Drüſenſtörungen, wie ſie in höherem Alter auf⸗ treten, mit zu den häufigſten Rheumaurſachen gehören. Man hat bei älteren Frauen durch Einſpritzungen von Keimdrüſenhormonen überraſchende Heilungen des Rheu⸗ matismus erzielt. Ebenſo konnten Jugendliche mit Schilddrüſenpräparaten in manchen Fällen ſogar von ſchwerem Gelenkrheumatismus befreit werden.— Aber noch immer iſt die lange Reihe der Rheumaurſachen und Formen nicht erſchöpft. Daß eine gewiſſe Erbanlage eine Rolle ſpielt, iſt ſchon lange bekannt. Ebenſo gehört es wohl zu den Binſenweisheiten, daß häufiges Arbeiten in Zugluft, zu leichte Kleidung in rauhem Klima oder auch zu langer Aufenthalt in Räumen mit ſtarken Wärme⸗ unterſchieden faſt unfehlbar zu Rheumatismus in irgend⸗ einer Form führt. Prof. Rother, Berlin, hat feſtgeſtellt, daß manche Menſchen den Genuß gewiſſer tieriſcher Eiweißarten mit Rheumatismus büßen müſſen. Durch„Teſts“ kann man feſtſtellen, welche Stoffe die Krankheit verurſachen, und kann dann ganz ähnlich wie beim Heuſchnupfen mit Ab⸗ härtungskuren, ſogenannter Deſenſibiliſierung, das Rheuma heilen. Das iſt etwas völlig den Allergie⸗ erſcheinungen entſprechendes, und man hat das Rheuma deshalb auch unter dieſe Ueberempfindlichkeitskrankheiten eingereiht und gewiſſermaßen mit Heufieber, Neſſelſucht und gewiſſen Formen des Aſthmas gleichgeſtellt. Daran iſt viel Richtiges. Wenn eine vereiterte Mandel ununter⸗ brochen ihre Bakterien in das Blut ſtreut und damit den Körper zu einem ſtändigen Abwehrkampf zwingt, ſo ent⸗ ſteht im Laufe der Zeit ein Zuſtand allgemeiner Reiz⸗ barkeit des Organismus, der ſchließlich die Entſtehung rheumatiſcher Erſcheinungen begünſtigt. Nicht anders iſt es, wenn durch Fehlernährung die Gefäße ſtändig mit Stoffwechſelſchlacken, etwa mit Harnſäure, überſchwemmt werden, was bekanntlich eine der Urſachen der Gicht iſt. Von hier aus eröffnet auch die Wiſſenſchaft dem Kampf gegen den Rheumatismus, der ebenſo vielſeitig ſein muß wie die Krankheitsurſache. Diät war ſchon von jeher die nicht immer mit Geduld ertragene Hauptbehandlung der Gicht. Heute geht man noch ſorgfältiger vor und kon⸗ trolliert den Stoffwechſel ſehr genau im Reagenzglas.— Das allein genügt aber natürlich nicht! Sind Eiterherde an den rheumatiſchen Beſchwerden ſchuld, dann nützen Diät, Medikamente und Badekuren nichts; die Herde müß⸗ ſen ausgerottet werden. Deshalb forſcht der Arzt zuerſt einmal nach kranken Zähnen, Mandelſchwellungen und an⸗ deren Möglichkeiten der Bakterienausſtreuung. Oft kann eine kleine Operation das Uebel mit der Wurzel aus⸗ rotten und ſchlagartig helfen. Zuerſt muß alſo ein Fach⸗ arzt die eigentliche Urſache feſtſtellen, und dann erſt kann die Behandlung erfolgreich einſetzen. Manche Aufklärung könnte hier noch geleiſtet werden. Wüßten beiſpielsweiſe alle Menſchen, welche Folgen die Vernachläſſigung der Zähne haben kann, ſo würden ſie ſorgſamer mit ihrem Gebiß umgehen. Nicht anders ſteht es mit den Mandeln, und ſogar der Blinddarm kann bei chroniſcher Entzün⸗ dung Gelenkrheumatismus verſchulden. Das füngſte und recht ausſichtsreiche Rheumamittel ſind die ultrakurzen elektriſchen Wellen, wie ſie von Prof⸗ Schliephake, Gießen, angewendet werden. Die Heilwirkung beruht hier darauf, daß die ultrakurzen Wellen in dem beſtrahlten Gebiet durch heftige Durchblutung eine ſtarke Hitze erzeugen. Man kann auf dieſe Weiſe künſtliche Fie⸗ ber bis 41 Grad hervorrufen Bei vorſichtiger Anwen⸗ dung in der Hand eines erfahrenen Facharztes ſollen die Heilerfolge der Ultrakurzwellen auch in ſchweren Fällen überraſchend gut ſein. Jagd und Fiſcherei im Juli Jetzt iſt es für den Jäger ſchon ſehr ſchwer geworden. ſeine Böcke zu ſchießen. Der Monat Juli iſt, wenigſtens in der erſten Hälfte, das, was für den Rothirſch der Monat Auguſt bedeutet, Feiſtzeit. Die Böcke ſind zwar nicht heim⸗ licher als ſonſt, nur das geringe Aeſungsbedürfnis iſt daran ſchuld, daß ſie nicht mehr, wie in den erſten Junitagen, re⸗ gelmäßig zur Aeſung ziehen. Gegen das Ende des Monats, tritt aber das Rehwild in die Brunſt und nun iſt wieder reichlich Gelegenheit gegeben, die Böcke weiter zu beobach⸗ ten und das ſchlechte Material ſobald wie möglich auf die Decke zu legen. Im„Deutſchen Jäger“, München, iſt in letz⸗ ter Zeit öfters darauf hingewieſen worden, daß man ſich trotz der an ſich nicht gerade günſtigen Umſtände bemühen ſoll, noch vor Beginn der Brunſt der ſchlechten Böcke hab⸗ haft zu werden. „Die Rothirſche haben nunmehr ſchon ſtark geſchoben und die ſtarken Hirſche beginnen Mitte Juli mit dem Fegen. Bei den geringen Hirſchen und den Damſchauflern wird dies noch länger auf ſich warten laſſen. Führende Bachen haben zwar jetzt keine Schonzeit mehr, aber ein richtiger Weidmann wird es doch nicht übers Herz bringen, ein füh⸗ rendes Stück zu ſchießen.— „Die Haſen ſind immer noch vermehrungsluſtig und der Jäger kann dem Geſchlecht derer von Lampe nur dankbar ſein für dieſe Eigenſchaft. Das Flugwild führte ſeine Jun⸗ für und iſt ſtändig von Gefahren umgeben. Grund genug ür den Heger, auch ſeinen Pflichten in dieſer Hinſicht neben der Jagd auf den Bock nachzukommen. Dann iſt auch zu bedenken, daß für viele Wilderer die Blattzeit eine hohe Zeit iſt. Es iſt ihm jetzt eine Leichtigkeit, mit dem Kitzton die führende Geiß, die ſich auf der Hochzeitsreise befindet, vor das Rohr zu bekommen. 5 Der Fiſcher braucht im Monat Juli keine Schonzeiten. mehr zu beachten. Die Beißluſt der Hechte hat infolge der Ueberfülle an Nahrung nachgelaſſen. Die Schleppfiſchereß in den Seen iſt in vollem Betrieb. Die Spinnfiſcherei iſt zurzeit ebenfalls ſehr lohnend. Der Huchen beißt jetzt ſchlecht, Forellen ſteigen eifrig nach der Kunſtfliege. Auch die Tipp⸗ fiſcherei mit natürlichen Ködern(Heuſchrecken uſw.) iſt im Juli ſchon möglich. f Handelstelt An der Berliner Aktienbörſe war die Grundſtimmung. feſter, doch hielten ſich die Umſätze in engen Grenzen. Gegen Schluß des Geſchäfts bröckelten die Kurſe wieder leicht ab. Harpener waren knapp und ſetzten mit 3,5 Prozent höher ein. Siemens verbeſſerte ſich um 2,25. Auch Rheinmetall, Borſig und Orenſtein waren feſter. Am Markt der feſtverzins lichen Werte verbeſſerte⸗ ſich Kommunale Umſchuldungsanleihe auf 94,30 Prozent. Am Geldmarkt waren die Sätze für Blankotagesgeld⸗ auf 2,75 bis 3 Prozent ermäßigt. Am internationalen Deviſen markt war der Franken leicht erholt, das Pfund lag international feſt. Amtliche Vekanntmachungen der Stadt Mannheim. Oeffentliche Erinnerung. Zur Zahlung an die Stadttäaſſe Oreſchgeſellſchaft, Mhm.⸗Geckenheim. Zwemäßige Kunden⸗Werbung Betr. Wintergerſtedruſch. Alle, die in den nächſten Tagen Wintergerſte zu durch die Zeitungsanzeige ſenkt die Waren ⸗Preiſe, weil durch die Mannheim waren bezw. werden fällig] dreſchen beabſichtigen, wollen dies bis ſpäteſtens Mittwoch Zeitungs anzeigen ſpäteſtens am: 5. Juli 1937: die Gebäude⸗ im Büro der Landw. Ein⸗ und Verkaufsgenoſſenſchaft an⸗ größerer Amſatz erzielt wird ſonderſteuer für Juni 1937. melden. 5. Juli 1937: die Hundeſteuer s dul 1037, die Bi Zwangsverſteigerun 7% Juli 1937: die rgerſteuer, 8, ,,, Ablieferung der von den Arbeitge⸗ aug* 9 9, e%% 5 bern an den Lohn⸗ und Gehalts⸗ Dienstag, 6. Juli 1937, vormittags 11 Uhr 7 0, 7 ahlungen im Juni 1937 einbe⸗ werde ich in Seckenheim an der Waaghalle gate bare 7 7 5 g Zahlung im Vollſtreckungswege öffentlich verſteigern: 7 altenen Beträge. 10. Juli 1937: die bis dahin fällig werdende Vergnügungsſteuer 10. Juli 1937: die auf Grund 1 von Stundungen und Forderungs⸗ Mannheim, 3. Juli 1937.5 etteln bis dahin fällig werdenden 1 Läuferſchwein, 1 Schreibmaſchine, verſchiedene Möbel. Spreng, Gerichtsvollzieher. teuerzahlungen und Säumnis⸗ 7 zuſchläge. Schöne Wohnung! 14 Tage nach Zuſtellung des 5 ee 55 cn 3 Zimmer er eren Lehranſtalten, für 1. und 2. Sechſtel 1937/38. für 1. Küche An dieſe Zahlungen wird erinnert. in Ilvesheim 5686 liefert gag enten i. de d per J. Auguſt[ 50, 60, 75% in jeder Größe aer e oder 15 J. f Oruckerei eſetzes mit dem Ablauf des ig⸗] zu verm eten. dk. ürthwein a des S ein einmaliger Joſchlag] Zu erfragen in der Lebensmittel,[ Neckar⸗Bote. (Säumniszuſchlag) in Höhe von Geſchäftsſt. d. Bl. Feinkost. mmmmm 2 v. H. des rückſtändigen Steuer⸗ Felnster bayr. Ochsen- maulsalat Gummi- Stempel betrages verwirkt. Der Schuldner fen außerdem die mit hohen Koſten verbundene n zu erwarten. ne beſondere Mahnung jedes Stadtkaſſe. Taglohn- Bettel für Bauhandwerker einzelnen Säumigen erfolgt nicht.(nach vorgeschriebenem städtischen Nuster) zu haben in der Dructerei des Nectar-Bote.“ Unfere Zur . glückliche Jugend Spendel Freiplöte! Nsu-püinder-LTandverlthitfung * Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Montag, 5. Juli: Nachmittags⸗Vorſtellung, Schülermiete B: Der Waffenſchmied. Oper von Albert Lort⸗ ang. Anfang 15, Ende 17.45 Uhr.— Abends: Miete H 28 und 2. Sondermiete H 14 und für die NS⸗Kul⸗ turgemeinde Mannheim, Abt. 330 bis 332: Winter ⸗ märchen von Shakeſpeare. Anfang 19.30, Ende nach 22.30 Uhr. 5 Dienstag, 6. Juli: Miete C 28 und 2. Sondermiete G 14 und 705 die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt⸗ 201 bis 203, 383: Pygmalion Komödie von Bern⸗ hard Shaw. Anfang 20, Ende 22.30 Uhr. 8 Mittwoch, 7. Juli: Miete E 29 und 1. Sondermiete G 15: Abſchiedsabend für Paula Buchner: Triſtan und Iſolde von Richard Wagner. Anfang 18.308 i Ende 22.45 Uhr. 5 2 Donnerstag, 8. Juli: Miete D 29 und 1. Sondermiete D 15 und für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 239, 307: Zum erſten Male: Spiel an Bor d. Luſt⸗ ſpiel von Axel dvers. Anfang 20, Ende etwa 22 30 Uhr Fr A8 9. Juli: Miete G 29 und 1. Sondermiete G 15 s und für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 333 bis 335, 350: Wintermärch Samstag, 10. Juli: Miete H 29 und 1. Sondermiete H.15 und für die NS⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 336 bis 338, 349: Muſikaliſcher Komödienabend: Die ungeratene Tochter. Vallett von Laſella; Gianni Schiechi, Oper von Puccini; Der Drei⸗ ſpitz. Ballett von Manuel de Falla. Anfang 19.30 N Im Neuen Theater(Roſengarken: 5 Dienstag, 6. Juli: Für die NS⸗Kulturgemeinde Mann⸗ heim Abt. 124 bis 138, 524 bis 520, 544 bis 550, 560, 584 bis 590, Gruppe D Nr. 1 bis 400, Gruppe E 75 willig Nr. 1 bis 700: Gaſparon e Operette von Car Millöcker. Anfang 20, Ende 22.30 Uhr. en von Shakeſpeare. Anfang 19.30, Ende nach 22.30 Uhr. 8