ge⸗ ther hter ter⸗ len. die den. rauf ſam. auf im In ufs, nan. anz vor jen⸗ nat und dig fort chen. rm, ſern deck⸗ ver⸗ em⸗ ben. tan, tere nan äſer urch urch ren. uch. — — . 52 Nr. 154 Neckur⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 6. Juli 1937 Lebendige Ahnentafeln! „Das Volk, das Ahnen ehrt, hat Enkel.“— Rede des Keichsführers 88. Altrehſe, 5. Juli. Auf der 3. Reichstagung des Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Dozentenbundes ſprach der Reichsführer SS und Chef der deutſchen Polizei, Himmler. Er führte u. a. aus: Die europäiſchen Völker und Staaten ſind Männerorga⸗ niſationen, unſer ganzes Staatsleben iſt deshalb auf dem Männerrecht aufgebaut. Eines der Auswahlprinzipien war das Prinzip der rein fachlichen Leiſtung. Heute kommt zu dieſer fachlichen Bewährung die Ausleſe nach national⸗ ſozialiſtiſchen Geſichtspunkten. — Der Reichsführer Ss behandelte in Zuſammenhang damit die Gefahren einer Ausleſe, die gegen die Grundge⸗ ſetze der Raſſe verſtößt. Auch bloße ſtrafrechtliche und poli⸗ zeiliche Maßnahmen ſeien auf die Dauer nicht wirkungs⸗ poll, wenn man außer acht laſſe, die inneren ſitt⸗ lichen Werte der Raſſe und des Volkstums zu kräftigen und in Bewegung zu ſetzen. Als Beiſpiel führte er das chineſiſche Volk an, das den Volkstod über⸗ wand, als es in ſeinen Ahnen die ſittliche Kraft zur Behaup⸗ tung ſeiner Exiſtenz fand. Reichsführer Ss Himmler fand ein treffendes Beiſpiel für das Leben eines Volks: Ahnen und Enkel ſind wie Wurzeln und Blätter am Baum; Blätter ſchlägt ein Baum nur, wenn er Wurzeln hat. Wenn aber ein Volk ſo atomiſiert iſt, wie es bei uns war und zum Teil noch heute iſt, muß man ſich wundern, daß es überhaupt noch lebt. Die Bindung der in den gro⸗ ßen Städten miteinander Lebenden war uns ſogar völlig verloren gegangen. Erſt der Führer hat dieſe Verbindung der Miteinanderlebenden allmählich wieder hergeſtellt. Der Reichsführer wies hier auf die Kampfeinmiſchung der Be⸗ wegung hin, um fortzufahren: Nicht weniger wichtig iſt aber die innere Bindung eines Volks in ſeiner Geſchlechterfolge. Wir ferligen zwar Ahnen ⸗ lafeln, aber das iſt in der Mehrzahl kote Schreiberei. Wir müſſen dem Volksgenoſſen wieder klar machen, daß dieſe Tafeln lebendig ſind, daß er in ſeinen Ahnen lebt. Wir müſſen die Geſchichte unſerer Familien wieder kennenler nen, denn in den Ahnen kennt jeder die eigenen Fehler und die eigenen Tugenden. Wenn wir aber wieder unſere Ahnen verehren, ſind wir wieder verwurzelt, denn ein Volk, das ſeine Ahnen ehrt, hal Enkel. Im weiteren Verlauf der Tagung ſprach der Leiter der Abteilung für Nachwuchsſörderung in der Reichsdozenten⸗ führung, Dr. Ihm, über die Ausleſe zur Förderung des Hochſchullehrernachwuchſes Er wies darauf hin. daß der Mangel bereits vor der Machtübernahme über ein Jahrzehnt beſtand, aber erſt ſichtbar wurde, als die art⸗ fremde Intellektualität von Hochſchullehrern entfernt und der Ueberalterung eine Grenze geſetzt wurde. Er ſei der Ueberzeugung, daß aus der jungen Generation ausreichend weltanſchaulich geeigneter und wiſſenſchaftlich fähiger Nach⸗ wuchs erwachſe. Die Aufgabe der Dozentenführer als Be⸗ auftragte der Bewegung ſei es vorerſt lediglich, die Exiſtenz ſicherzuſtellen. Entgegen der beim Liberalismus meiſt an⸗ getroffenen. von der mönchiſchen Abge⸗ 8910 denheit der Gelehrten ſtellte Dr. Ihm heraus, daß erſt wieder mit der Che zum biologiſch richtigen Zeitpunkt die Forſchung in ein geſundes Verhältnis zum Ge⸗ ſamtleben der Nation geſtellt werde. Die Ausleſe der weltanſchaulich und wiſſenſchaftlich Beſten der Nation würde eine weſentliche Aufgabe der örtlichen Dozentenführer werden, um eine ſozialiſtiſche Ausleſe des Hochschulen für alle Zukunft ſicherzuſtellen. Völkiſche Geſchichtsſchreibung Der Führer an den hiſtorikertag. Berlin, 5. Juli. Der Präſident des Vereins für Ge⸗ ſchichte, Profeſſor Walter Frank, hat vom Deutſchen Hiſto⸗ rikertag in Erfurt das nachſtehende Telegramm an den Führer und Reichskanzler gerichtet: „Mein Führer! Im Namen der e des Vereins für Geſchichte, die heute zum erſten Mal nach dem Sieg der nationalſozialiſtiſchen Revolution wieder zu einem Deutſchen Hiſtorikertag zuſammengetreten ſind, entbiete ich Ihnen als dem großen Geſchichtsgeſtalter unſerer Nation das Gelöb⸗ nis treuer 1 chaft. Möge das Erleben großer geſchicht⸗ licher Taten, die wir Ihnen verdanken, 3 Geſchichts⸗ ſuhtendung und Geſchichtslehre wieder die Stärke verleihen, mitzuwirken an der Erziehung eines neuen deutſchen Ge⸗ ſchlechts, das große Taten nicht nur zu verſtehen, 5 auch zu tun bereit iſt. In alter Treue Walter Frank.“ Der Führer und Reichskanzler hat telegraphiſch wie folgt geantwortet: 8 Mannheimer Getreidegroßmarkk vom 5. Juli: Weizen: 55 Juli 1937 Feſtpreiſe, Preisgebiet W 14 20,80, W 15 20.90, W 16 21, W' 17 21.10, W 19 21.40, W 20 21,60, Aus⸗ gleich plus 40 Pfennig per 100 Kilo. Qualitätszuſchläge: Für 1 Kilo über Durchſchnitt 0.15, für 2 Kilo über Durchſchnitt 0.30, für 3 Kilo über Durchſchnitt 0.40; Abſchläge je Kilo 20 Pfennig; Roggen: per 10. Juli bis 30. September, Feſt⸗ preiſe, Preisgebiet R 14 18.50, R 15 18.60, R 18 19, R 19 19.20, Ausgleich plus 40 Pennig. Vom 1. 7. bis 9. 7. 17.80, 17.90, 18.30, 18.50; Qualitätszuſchläge: ür 1 Kilo über Durchſchnitt 0.075, für 2 Kilo 0.15, für 3 Kilo 0.22.5 je per 100 Kilogramm; Futtergerſte: per 10. Juli bis 31. Auguſt: Feſtpreiſe, Preisgebiet G 7 16.20, G 8 16.50, G 9 19.0 G 11 17, Ausgleich plus 40 Pennig. Vom 1. 7. bis 9. 7. 15.70, 16, 16.20, 16.50, Qualitätszuſchläge: Für 1 Kilo über Durchſchnitt 0,15, für 2 Kilo 0,30 per 100 Kilogramm. Fü⸗ jedes weitere Kilo bis zu 68 Kilo 0,10 Mark; 1 per Juli: Feſtpreiſe, Preisgebiet H 11 17.10, H 14 17.60, H 17 17.90, Ausgleich plus 40 Pfennig; Qualitatszuſchläge: Für jedes Kilogramm über Durchſchnikt 0.10 Mark per 100. Kilogramm; Raps ab Station 32; Mühlennachprodukte: Weizenkleie ſeit 15. 9. 1936 unverändert; Weizenvollkleie plus 0.50 Mark; Roggenkleie ſeit 15. 8. 1936 unverändert, Gerſtenfuttermehl vom 15. 6. bis 15. 7. 1937 G 7 19.40, G 8 19.70, G 9 19.90, G 11 20.20; Weizenfuttermehl 13,50, Bier⸗ treber, ab Fabrik, Höchſtpreis 14, Malzkeime, ab Fabrik, Höchſtpreis 13.40, Ausgleich plus 30 Pfennig; ſonſtige Fut⸗ terartikel unverändert; Rauhfutter ebenfalls unverändert; Mehlnotierungen: Type 812 aus Inlandsweizen. Preisge⸗ biet Baden, Juli: 14 30.10, 15 30.10, 16 30,10, 17 30.19, 19 30,45, 20 30.45, Pfalz⸗Saar 19 30.45, 20 30.45, für Auguſt je 10 Pfennig mehr; Roggenmehl: ſeit 15. Auguſt 15 5 aismehl: ſeit 15. März 1937 unver⸗ ändert. 8 1 „Den zum erſten Hiſtorikertag verſammelten Geſchichts⸗ forſchern danke ich für das mir kelegraphiſch übermittelte Gelöbnis kreuer Gefolgſchaft. Ich ſende Ihnen meine herz⸗ lichſten Grüße mik dem Wunſche, daß Ihre Tagung das Verſtändnis für die Nokwendigkeit einer klarlinigen, von völkiſchem Geiſte getragenen Geſchichtsſchreibung fördern möge.“ — Vier facher Mörder vor Gericht Prenzlau, 5. Juli. Am Montag begann vor dem Schwurgericht in Prenzlau der Prozeß gegen den 27jähri⸗ gen vierfachen Mörder Willi Roloff. Das Intereſſe der Be⸗ völkerung, die erlöſt aufatmete, als der Mörder am 1. No⸗ vember feſtgenommen wurde, iſt für dieſen letzten Akt des furchtbaren Kriminaldramas vor dem Schwurgericht in Prenzlau außerordentlich lebhaft. Der Mörder ſtammt aus einer hochachtbaren Familie. Sein Vater iſt ein redlicher Mann, und auch die beiden Brüder des Mörders ſind ſtrebſame und ehrliche Menſchen. Schon als Dreizehnjähriger hat Willi Roloff einen Ein⸗ bruchsdiebſtahl begangen, und als Sechzehnjähriger wurde er bereits wegen Diebstahls vom Jugendgericht zu Gefäng⸗ nis verurteilt. Sein Vater hat es ſtets von neuem mit dem Strolch verſucht und ihn nach ſeiner Lehrzeit in eine land⸗ wirtſchaftliche Schule nach Leipzig geſchickt. Aber immer wieder wurde der ungeratene Sohn ſtraffällig. Diebſtähle, Unterſchlagungen und Betrügereien brachten ihm erneut Gefängnisſtrafen ein. Im Jahre 1931 verübte er dann den mit zur Anklage ſtehenden Mord an einer bisher un⸗ bekannt gebliebenen Frau in Remlin. 1933 wurde Ro⸗ loff wegen Einbruchs zu einem Jahr drei Monaten Zucht⸗ haus verurteilt. Die Strafe verbüßte er bis zum Novem⸗ ber 1934. Im Sommer 1935 trat der Angeklagte eine neue Stellung auf einem Gut bei Brieſen an, die er bis zum Juli 1936 inne hatte. In dieſer Zeit verübte er die zur An⸗ klage ſtehenden Raubmorde an dem Landwirt Lüdke und dem Wirtſchafter Kochan. Im Juli 1936 wurde er zum Militärdienſt eingezogen, doch wurde er bald fahnenflüchtig. Nachdem er wieder einige Tage bei ſeinem Vater geblieben war, will er am 29. September nach Frankfurt a. d. O. ge⸗ fahren ſein, um dort ſeine frühere Braut zu erſchießen. An⸗ geblich konnte er dieſen Entſchluß nicht durchführen, weil er beobachtet wurde. Seit dieſer Zeit führte der Verbrecher ein Vagabundenleben. Er hat bis zu ſeiner am 1. No⸗ vember 1936 erfolgten Feſtnahme in dieſer Zeit etwa 25 Straftaten begangen, und zwar Motorrad⸗ und Fahrrad⸗ diebſtähle, Zechprellereien, Tankſtellenbetrügereien und wei⸗ tere Diebereien. Neben dieſen Vermögensdelikten werden ihm weiterhin zur Laſt gelegt die fahrläſſige Inbrandſetzung einer Scheuer und ein Notzuchtsverſuch an einem 13jährigen Mädchen. Am 24. Oktober 1936 beging er den Mord an dem Händler Worreſchk. Bereits zwei Tage ſpäter gelan⸗ gen ihm in Eberswalde zwei Betrügereien und gleich dar⸗ auf weitere Betrügereien in Frankfurt a. d. O. Seine Feſt⸗ nahme erfolgte in Eberswalde. Bei ſeiner Vernehmung zeigt ſich Roloff außerordentlich verſtockt. Im weiteren Verlauf der Vernehmung antwortete Ro⸗ loff faſt gar nichts mehr. a 2 Vorſitzender:„Erzählen Sie uns, was Sie in Markendorf erlebt haben. In der dortigen Gaſtwirtſchaft haben Sie doch den Händler Worreſchk kennengelernt.“— Der Angeklagte nickt mit dem Kopf.— Vorſitzen⸗ der:„Haben Sie ſchon damals den Plan gefaßt, ihn um⸗ 1 oder zu berauben?“— Angeklagter(nach angem Zögern mit leiſer Stimme):„Vielleicht, nicht gleich.“— Vorſitzender:„Wann haben Sie ſich das vorgenommen? Sie haben ihn doch erſchoſſen, das geben Si doch zu?“— Angeklagter:„Ja.“. Vorſitzender:„Was haben Sie ihm denn nun weggenommen? Die Sache hat ſich ja nicht gelohnt für Sie, denn Ihnen fielen ja nur Kleingeld und die Uhr in die Hände. 140 Mark, die der Händler in der inneren Rock⸗ taſche ſtecken hatte, ſind Ihnen ja entgangen.“— Der Ange⸗ klagte ſtiert weiter verſtockt vor ſich hin. 8 Sodann geht der Vorſitzende auf den Mordfall Luedke ein. Roloff hatte im Juni 1936 eine Anzeige auf⸗ gegeben, in der ein angeblicher Ortsbauernführer Müller 15 das Gut ſeiner Schwägerin einen Wirtſchafter ſuchte. Darauf meldeten ſich verſchiedene Perſonen, unter ihnen Luedke. Der Angeklagte gibt auch in dieſem Fall durch Kopfnicken zu, daß er den Luedke erſchoſſen und beraubt hat. Bei der Erörterung des Mordfalles Kochan wieder⸗ holt ſich das Gleiche. Mit Kochan war Roloff im Dezember 1935 in Verbindung gekommen, nachdem Kochan ein Stel⸗ lengeſuch aufgegeben hatte. Sodann kommt der Vorſitzende auf den Frauenmord in Remlin im Jahre 1931. zu ſprechen und fragt den Angeklagten, warum er dieſe Frau, deren Identität bisher noch nicht feſtgeſtellt werden konnte, ermordet hat. Roloff gibt auch hier nur wieder durch Kopfnicken zu, die Frau umgebracht zu haben, weil ſie ihm. nicht zu Willen ſein wollte. In der Nachmittagsverhandlung geht der Mörder plötz⸗ lich aus ſich heraus. Der Vorſitzende erſuchte ihn wiederum, ſich darüber zu äußern, wann er den Plan gefaßt habe, den Händler Worreſchk zu ermorden. Roloff verſucht die Tat! weiter ſo darzuſtelln, als habe er ſich von den Ereigniſſen treiben laſſen. Als der Abend herangekommen war, führte! der Mörder an einer einſamen Stelle der Landſtraße Alt⸗ Ranft Adlig⸗Reetz ſeine furchtbare Tat aus. Kaltblütig ſchichtete er mehrere Kiſten aus dem Wagen Worreſchks um den Toten auf, damit ein Vorübergepender nicht ſogleich die Leiche entdecken könnte. f N Sportliches. Piſtolenſchießen in Baden. In Anweſenheit des ſtellvertretenden Gauleiters Röhn fand am Sonntag in Heidelberg das Gau⸗Piſtolenſchießen des Gaues Baden der NSDAP. ſtatt. Im Mittelpunkt ſtand das Mannſchaftsſchießen, zu dem jede Mannſchaft drei Schüt⸗ zen zu ſtellen hatte. Am beſten ſchnitt die Karlsruher Mann⸗ ſchaft ab, die mit insgeſamt 263 Ringen in den Beſitz des Mannſchafts⸗Wanderpreiſes kam. Lörrach wurde mit 262 Ringen Zweiter vor Konſtanz mit 262 und Bruchſal mit 255 Ringen. Die beſte Einzelleiſtung vollbrachte der Lörracher Morath mit 101 Ringen vor Reinold(Wolfach) mit 100, Meyer(Gruppe Kurpfalz) 97, Lang(Mannheim) mit 95 und Egge(Gruppe Kurpfalz) mit 93 Ringen. Die NS⸗Kampfſpiele in Stuttgart Stuttgart. An den wehrſportlichen Wettkämpfen betei⸗ ligen ſich ſämtliche SA-Standarten der Gruppe Südweſt, die Reiter⸗ und Marine⸗Einheiten, das NSKK, die Schutz⸗ polizei, die ſtädtiſche Vollzugspolizei Stuttgart, die Hitler⸗ jugend, die Arbeitsdienſtgaue Württemberg(26) und Ba⸗ den(27), die Werkſcharen von Württemberg und Baden und die Wehrmacht, die beſonders bei den Einzelkämpfen — insgeſamt 34— vertreten iſt. Den Mannſchafts⸗Fünfkampf am Freitag, 9. Juli, führen insgeſamt 247 Mannſchaften zu je 10 Mann durch, und zwar Mannſchaften der SA und der Werkſcha⸗ ren, deren körperliche Ertüchtigung bekanntlich durch die SA wahrgenommen wird. Der Führer⸗Fünfkampf ſtellt an den einzelnen Wettbewerber beſondere Anforderungen, ſo im 3000 ⸗Meter⸗Lauf, Piſtolenſchießen und im 100⸗Meter⸗ Kleiderſchwimmen. Großen Zuſpruch haben luch die Schießwettkämpfe gefunden, zu denen die Polizei, die Hit⸗ lerjugend, der Reichsarbeitsdienſt, die Werkſcharen, das NS ein einer Stärke von 12 Mannſchaften antreten wer⸗ den Nach dieſen Wettkämpfen werden 10 Mannſchaften aus den Nachrichtenſtürmen der Gruppe im Leitungsbau ein⸗ geſetzt. Die Nachrichten⸗SA baut eine feldgerechte 500 Me⸗ ker lange Fernſprechleitung mit ſämtlichen dazu erforderli, chen Hilfsgeräten, Apparaten, Bauſtangen uſw. Ihre Auf⸗ gabe iſt, über dieſe Leitung einen Befehl durchzugeben. Der Samstag iſt den wehrſportlichen Uebun⸗ gen zu Waſſer vorbehalten. Von 12 bis 15 Uhr führen 64 Mannſchaften(SA, NS, Wehrmacht, Reichsorbeits⸗ dienſt, Schutzpolizei und ſtädtiſche Vollzugspolizei) Schwimm⸗ wettkämpfe(Schwimmſtaffeln) durch. Von 15 bis 18 Uhr findet die Vorführung der Marine⸗SA und SA⸗Pioniere ſtatt. Die Marine⸗SA zeigt das Pullen, Wettrudern, Ret⸗ tungsſchwimmen und beſchließt die Vorführung mit einer Auffahrt ſämtlicher Boote. Die SA⸗Pioniere üben das Ueberſetzen über einen Fluß mit Behelfsgeräten(Nachen, Nachenfähren und Pontons). Der Sonntag endlich iſt der Tag des SA-Mann⸗ ſchafts⸗Sports im Sinne der Aufgaben der NS⸗ Kampfſfpiele, dargeſtellt in erſter Linie durch den 25⸗Kilo⸗ meter⸗Gepäckmarſch, an dem ſich 23 Mannſchaften mit ins⸗ geſamt 3000 Männern beteiligen. Gleichzeitig ſtartet der Orientierungsgepäckmarſch. 39 Mannſchaften werden ſich mit Karte und Kompaß in unbekanntem Gelände bewegen, um, nach längerem Marſch am Ziel angelangt, einen Hand⸗ granaten⸗Zielwurf und Schießübungen auszuführen. Soll der Gepäckmarſch der 3000 SA⸗Männer die Wehr⸗ und Strapazentüchtigkeit der SA, ſo will dieſer Orientierungs⸗ gepäckmarſch ihren zuverläſſigen wehrhaften Einſatz auch nach längerem Marſchieren unter Beweis ſtellen. Während die Marſchmannſchaften unterwegs ſind, tre⸗ ten auf der neuen 400⸗Meter⸗Hindernisbahn hinter den Tribünen auf der Feſtwieſe die Mannſchaften zum Hinder⸗ nislauf im Dienſtanzug mit Sturmgepäck über Paliſaden, Mauern, Waſſergräben uſw. an. Die Kampfſpiele der Gruppe Südweſt in Stutt⸗ gart ſind auf keinen Fall mit irgend einem 1 übli⸗ cher Art zu vergleichen, ſondern eine in ihrer Art einmalige und eigenentwickelte Form der Darſtellung und Ausübung wehrhafter Tugenden des wehrfähigen deutſchen Mannes. In dieſem Zuſammenhang dürfte noch von Intereſſe ſein, daß in den Einzelkämpfen der Olympia⸗Dritte im, 3000⸗Meter⸗Lauf, SA⸗Mann Dompert, der zurzeit ſeiner den ar Wehrpflicht genügt, für die Wehrmacht an, en Start gehen wird, während der Dlympia⸗Anwärter Stadler für 2 SA⸗Standarte in den Kampf geht. Deutſcher Autoſieg in Amerika Bernd Roſemeyer erringt den Vanderbilk⸗ Pokal Newyork, 6. Juli. In dem großen Aukorennen um den Vanderbilt⸗Pokal errangen die deutſchen Farben den Sieg. Bernd Roſemeyer auf Auko⸗Anion ging vor Seaman auf Mercedes Benz als erſter durchs Ziel. Dieſer neue Sieg der deutſchen Farben iſt umſo beacht⸗ licher, als das Ergebnis dieſes Rennens in ganz Amerika, man kann wohl ſagen in der ganzen Welt mit größ⸗ ter Spannung erwartet wurde. Das Rennen um den Van⸗ derbilt⸗Pokal iſt das repräſentativſte Autorennen Ameri⸗ kas Deutſche Wagen nahmen zum erſten Mal ſeit dem Kriege an dieſem autoſportlichen Ereianis teil, ö Zur Weihe des Hauſes der Deutſchen Kunſt. 5 Neueſte Aufnahme des Hauſes der Deutſchen Kunſt in München, das am 18. Juli zum Tag der 5 eingeweiht und mit der erſten Großen Deutſchen Kunſtausſtellung eröffnet wird. P 2 ͤ 111 (1. Fortſetzung.) Paris, raſt, Paris ſteht kopf. Die Kanonenſchläge werden übertönt vom Jubel der Stadt. Kaum eine Stunde nach der Geburt ſteigt die Luft⸗ ſchifferin Madame Blanchard unter dem Schmettern der Fanfaren in einem Ballon auf, um die Proklamation des Königs von Rom, die ſeit Tagen fertiggedruckt vor⸗ liegt, überall abzuwerfen, wohin der luſtige Märzwind den Ballon tragen wird. Fieberhaft rüſtet man inzwiſchen auf dem Marsfeld zu einem Feuerwerk. Das Feſt währt den ganzen Tag, es dauert fort bis in die Nacht. Straßen, Häuſerzeilen, ſind ein Lichter⸗ geflirr. Das Feuerwerk lockt nicht mehr Neugierige als die Seine, auf der man raſch, mit Lampions und Man⸗ dolinen in tauſend Barken, eine venetianiſche Nacht ver⸗ anſtaltet hat. Napoleon aber ſteht am Fenſter des Großen Salons in den Tuilerien und blickt auf die Stadt hinab. 8„Sire“, weckt Conſtant ihn aus ſeiner Verſunkenheit, „der Hof verſammelt ſich zur Salbung des Königs von Rom, Monſeigneur de Rohan iſt erſchienen.“ Rohan... mit einem Rohan hat das Unglück der anderen Oeſterreicherin auf dem franzöſiſchen Thron be⸗ gönnen. Napoleon ſchüttelt den Gedanken ab und geht mit kurzen, raſchen Schritten— ſo wie er einen Rapport ab⸗ zunehmen gewöhnt iſt— in den Salon Carré. Erſt am 9. Juni, fünfzig Tage nach ſeiner Geburt, wird der junge König von Rom feierlich in Notre Dame getauft. Vom frühen Morgen an läuten alle Glocken der Stadt. Sie tragen ihre metallenen Grüße von weither, ſie hallen ſo laut, daß man die Stimmen der Neugierigen nicht hört, die auf den Straßen dichtgedrängt ſtehen. Als der lange Zug vor Notre Dame anlangt, miſchen ſich, durch die mächtigen Portale herausſtrömend, die Orgeltöne des Tedeum in den Glockenſchall. Zwei volle Stunden dauert die Auffahrt. Erſt kom⸗ men Holländiſche und Polniſche Garden, dann berittene Jäger, Mamelucken; der Hof in ſechsſpännigen Prunk⸗ karoſſen. Endlich in einem Wagen, den Pagen eskortieren, das ſieben Wochen alte Kind, auf den Knien ſeiner Gou⸗ vernannte, der Gräfin de Montesquieu. Es folgt die Ka⸗ roſſe des Kaiſers und der Kaiſerin. Am Hauptportal empfängt ſie der Onkel des Kaiſers, Kardinal Feſch. An der Spitze ſeiner Domherren, die ihre hermelinverbrämten violetten Chorröcke tragen, begrüßt er die Majeſtäten und das kaiſerliche Kind. Ein Wort Napoleons hat bereits die Runde gemacht. „Ich beneide den Kleinen. Ich habe den Ruhm zwingen müſſen, ihm fällt er zu. Ich werde Philipp ſein— er Alexander. Er braucht nur die Hände auszuſtrecken, um nach den fernſten Ländern der Welt zu greifen...“ Nach den Majeſtäten betreten die drei Taufpaten, der Großherzog von Würzburg(als Vertreter Kaiſer Franz'), Napoleons Mutter und Hortenſe, ſeine Schwägerin, die Kirche. Das ſind die kleinen Scherze, die ſich die Welt⸗ geſchichte leiſtet: Durch Zufall iſt in letzter Stunde an die Stelle Karolines Hortenſe getreten, die Tochter der Joſephine Beauharnais. Sie hat einen zweijährigen Sohn aus ihrer ſehr fragwürdigen Ehe mit Napoleons Bruder Joſeph, den er zum„König von Holland“ gemacht hat, und dieſer Sohn, der das Blut der Beauharnais in den Adern hat und nicht das der Habsburgerin(und wahr⸗ ſcheinlich gar kein Bonaparte-Blut), ihr Sohn wird der⸗ einſt als dritter Napoleon den Thron beſteigen.. Die Taufſzene läuft ab, wie ſie ein meiſterlicher Re⸗ giſſeur nicht beſſer inſzeniert hätte. Die Gräfin de Montes⸗ quieu reicht den Täufling Marie Louiſe. Im Moment, in dem die heilige Handlung beendet iſt, ruft der Herold dreimal ſein: „Es lebe der König von Rom!“ f Trotzdem iſt Napoleon düſter. Dieſer Soldat auf dem Thron iſt ein ganz großer Schauſpieler, und darum hat er mehr als die ſchlaueſten unter ſeinen Ratgebern die Witterung für das Publikum. Er ſpürt, daß dieſe Leute da draußen heute nicht mehr ſo recht in Stimmung ſind. Wirklich, die Nachrichten ſind ſchlecht, in Rußland zieht ſich drohendes Gewölk zuſammen, und aus Spanien iſt eben erſt die Meldung von einer ſchmerzlichen Niederlage — der Schlacht bei Albuera— eingetroffen. In Paris ſelbſt herrſcht Elend, die ſiebzehn Kriegsjahre haben alle Kräfte aufgezehrt, und der kaiſerliche Prunkzug hätte nur, ſtatt dem Seinekai zu folgen, die Rue Rivoli hinunter⸗ fahren müſſen, um auf ungezählten Läden das fatale „Zu vermieten“ zu ſehen. Der große Schauſpieler auf dem Königsthron mag ſein Stichwort noch ſo gut geben, er hat nicht mehr das Echo wie einſt. Als der Zug aus der Kirche herausſtrömt, übertönen die Glocken zum zweitenmal die ſchwächlichen Zurufe der Menge. 8 b Am 20. März haben dieſe Pariſer Kanonenſchüſſe überſchrien In Wien war die Freude über den Enkel, den Marie Louiſe dem Kaiſer geboren hatte, geteilt. Man ſah alles nur aus einem einzigen Blickwinkel. Bedeutete dieſes Kind, um das mehr diskutiert und ge⸗ ſtritten worden war, als je um einen Thronerben, den Frieden, den Europa brauchte? Würde es mit ſeinen roſigen Fäuſtchen den dämonengehetzten Vater feſthalten? Oder war dieſes Familienfeſt der Todfeinde nur ein Zwiſchenakt? Auf den Straßen gab es Leute, die ſagten: „In ein paar Jahren haben wir dieſen König von Rom als Bettelſtudenten hier in Wien.“ 8 8 2 — Kalſer ſpielt mit dem König Er aber, der Kleine, ſieben Wochen erſt alt, lag noch im traumloſen Halbſchlaf der früheſten Kindheit, ihm war Glockenſchall und„Es lebe der König von Rom!“ nicht mehr als das Schnarren einer kleinen Raſſel. Noch fühlte er nichts von dem grellen Licht und den ſchwarzen Schlag⸗ ſchatten, die ſeine Umwelt auf ſeine in goldener Umrah⸗ mung ſchwellenden Seidenkiſſen warf. Jöhlliſches Zwiſchenſpiel Der Kaiſer brütet über neuen Plänen. Der Winter in Rußland, die Hunger⸗ und Froſttage im niedergebrann⸗ ten Moskau, dann die Flucht... die Welt iſt anders ge⸗ worden in dieſen zwei Jahren. Zum erſtenmal iſt der Kai⸗ ſer nicht an der Spitze ſiegreicher Truppen in Paris ein⸗ gezogen, ſondern allein, in einem Wagen... und weit, in unendlicher Ferne, bahnen ſich die Trümmer der„Großen Armee“ den Weg in die Heimat. Schon wittern die geknechteten, gemarterten Völker Morgenluft. Die Berichte aus Deutſchland, aus Oeſter⸗ reich beweiſen es, und doch wüßte es der Kaiſer auch ſo. Er gibt ſich keinen Illuſionen hin. Er weiß, daß die große Entſcheidung gegen die Deutſchen, Engländer und Ruſſen noch bevorſteht. Und Oeſterreich? Napoleon fühlt, wie das Band, das die Heirat um ihn und den Habsburgerhof bindet, ſich ſtreckt— ange⸗ ſpannt zum Zerreißen. Wird es halten? Wird dieſe eine Frau, wird dieſes eine Kind auf der Waage der Welt⸗ geſchichte mehr wiegen als ein Volk, das danach begehrt, ſich den verbündeten Feinden anzuſchließen?! Im Geiſt durchmißt der Kaiſer den mitteleuropäiſchen Raum. N Wo.. zweifellos in Deutſchland, irgendwo an der Elbe, in Sachſen wohl... wo wird die letzte Entſchei⸗ dung der Schwerter fallen? Nun holt er ſeine Schatulle mit den ſtrategiſchen Mo⸗ dellen hervor. Als blutjunger Leutnant, in Bayonne, hat er ſich ſelbſt ſolche Modelle geſchnitzt. Für den Uneingeweihten ſind es nur viele, verſchieden große, bunt kolorierte Holz⸗ pflöckchen, aber für Napoleon ſind es die Figuren auf dem Schachbrett der Strategie. Regimenter, Bataillone, de⸗ tachierte Kompanien, Batterien, Schwadronen, Pionier⸗ abteilungen. Er kniet auf dem Teppich, die Generalſtabs⸗ karte zur Linken, farbige Bänder, die er legt, bedeuten Flüſſe und Straßen, kleine Blättchen markieren Berg⸗ hänge, Wälder, Dörfer. Und nun beginnt er, ſeine Schlacht⸗ ordnung aufzubauen. Aus den kleinen Holzpflöckchen formt er Korps, Diviſionen, Detachements. Dann rutſcht er auf die andere Seite, reiht die feindliche Armee auf. Unwillig blickt der Kaiſer auf Er liebt es ganz und gar nicht, geſtört zu werden. Eine böſe Falte ſpringt dicht neben der berühmten in die Stirn gekämmten Locke auf— — und verſchwindet. Seine Stirn iſt glatt... der Kaiſer lächelt...„Der König von Rom!“ meldet der Poſten ernſthaft. N: Eine luſtige kleine Szene hat ſich draußen abgeſpielt. Seine Majeſtät von Rom iſt wieder einmal ſeiner ge⸗ ſtrengen, ſehr wachſamen Gouvernante entwiſcht. Iſt auf ſeinen kleinen Beinchen durch die Gänge gelaufen bis zur Tür von Papas Arbeitszimmer. Schade, daß die Klinke ſo furchtbar hoch iſt. Man mag ſich auf die Zehen ſtellen, man mag ſich noch ſo recken, dieſe Klinke iſt unerreichbar. Aber wozu ſteht ſchließlich vor dieſer Tür ein Poſten? „Mach auf“, ſagt der Kleine,„ich will zu Papa...“ Leider hat der Poſten Befehl, dem Buben nicht zu folgen. Der Kaiſer hat das ausdrücklich ſo angeordnet: nur die Gouvernante, die Gräfin Montesquieu, hat Befehle zu erteilen. Der Kleine, der zu Hochmut und Eigenwilligkeit neigt, ſoll Reſpekt lernen. Schon will der Habsburger in Miniatur mit dem Fuß aufſtampfen, aber da naht auch bereits die Gouvernante, Sie iſt eine nicht mehr ganz junge, etwas vollbuſige Frau, die immer Schwarz trägt, weil die Jakobiner vor 18 Jahren einen ihrer Onkel geköpft hatten. Mit einem verzeihenden Lächeln(eigentlich müßte ſie Seiner Majeſtät einen Klaps geben), holt ſie den kleinen Ausreißer ein. Und der, durchaus darüber im klaren, daß er jetzt ſeinen Willen erfüllt bekommt, ſagt zu dem Poſten gebieteriſch: „Du ſollſt aufmachen! Der kleine König will es!“ Worauf der natürlich ſein Schmunzeln verbeißt, ſtramm ſalutiert, die Tür ſo öffnet, daß beide Flügel gleichzeitig aufgehen, und mit militäriſch⸗lauter Stimme meldet:„Der König von Rom!“ Und nun kniet der Kleine neben dem Vater auf dem Teppich, in den— wie in alle Teppiche und Gobelins in den Tuilerien— das Ne eingewebt iſt... ſein Mono⸗ gramm, das er noch lange, lange nicht leſen kann. Sind dieſe bunten Stäbchen und Pflöckchen nicht ein bezauberndes Spielzeug? Mit einem kleinen Seufzer ſieht Napoleon ſeine Schlachtordnung über den Haufen gewor⸗ fen. Was das Sperrfeuer der kleinen Batterien nicht voll⸗ brachte, roſige kleine Kinderfinger ſchaffen es mit einem einzigen Griff. Dieſe Kinderhände halten das Herz des Mannes, der einmal zu dem öſterreichiſchen Geſandten geſagt hat: „Weiß Gott, mir wird niemand vorwerfen, daß ich zuviel Herz habe, aber ein Krieg wäre mir jetzt verhaßt, weil er das Schickſal des Königs von Rom beeinfluſſen könnte Alle ſeine Liebe gehört dem Kind, das er ſich ſo ſehr gewünſeht hat. Seine Hände ſind nicht behutſam, aber der Klone kühlt es, daß ſie liebkoſen möchten, auch wenn 2. 58 e— 45 „ SCH E i Ce, sene Cel, N Ce, N, Le. Aufnahme: Hiſtoriſcher Bilderdienſt— M. Napoleon und Marie Louiſe bei der Taufe ihres Sohnes, des„Königs von Rom“. ſie kneifen. Einmal hat der Kaiſer ihn bei Tiſch auf die Knie genommen, hat ihm die milchweißen Wangen mit Soße beſchmiert und Tränen darüber gelacht, wie der Kleine ſich das ſalzige, ſcharfe Zeug abzulecken verſuchte. Die Montesquieu hat herbeieilen und dem ungezogenen Vater ſeinen Jungen wegnehmen müſſen. Ein andermal hat Napoleon mit dem Kleinen„Löwe“ geſpielt. Iſt auf allen vieren mit ihm unter dem Tiſch herumgekrochen und hat ſchauerliche Grimaſſen geſchnitten, bis dem Buben doch Angſt geworden iſt und dicke Tränen aus ſeinen tiefblauen Augen, die er von der deutſchen Mutter geerbt hat, herabfielen. 5 „Pfui“, ruft Napoleon,—„ein König, der weint! Unmöglich!“ s 5 Und er vergißt ganz, daß.. ein Kaiſer nicht auf allen vieren unter Tiſchen herumkriecht 55 Und doch zeigen ſich bereits die erſten Anzeichen jener tragiſchen Gegenſätzlichkeit, in die die Seele dieſes Kin⸗ des eingeſpannt iſt. Es iſt eine ganz andere Liebe, die Marie Louiſe dem Kleinen entgegenbringt. Die Mutter ſieht ein Kind, nur ein Kind. Sie läßt den Kleinen täglich wiegen, ſie kümmert ſich um ſein Eſſen, iſt beſorgt, wenn er ein wenig erkältet iſt. Es macht ihr un⸗ geheuren Spaß, ſeine bezaubernden, ſeidigen, blonden Locken zu ſtreicheln. Sie wählt unermüdlich ſeidene und ſamtene Kleider für ihn, faſt wie für eine Puppe, und überlegt ſtundenlang, was dem Kleinen angezogen wer⸗ den ſoll. 5— Der Kaiſer will mehr. Mauchmal, wenn ſein Blick auf den düſteren politiſchen Horizont hinausſchweift, kommt eine quälende Unruhe über ihn. Vielleicht ahnt er ſein Schickſal. Und dann iſt er verzweifelt, daß dieſer Knabe ſo jung, ſo furchtbar jung iſt. Vielleicht wird er bald.. bald einen Nachfolger nötig haben. 5 Wenn nur der Erbe alt genug wäre! Habsburg würde dafür ſorgen, daß ſein Sproß auf dem Throne blieb. Er kann es nicht erwarten, den kleinen König vom Rom heranwachſen zu ſehen. i Der Kleine findet ſich zwiſchen ſeiner Anderthalb⸗ jährigkeit und ſeinem Königtum nicht ganz zurecht. Er iſt überempfindſam, leicht verletzt. Glaubt er, daß er gekränkt wird, ſo ſchmollt, trotzt er. Madame de Montesqufeu ſchüt⸗ telt den Kopf, aber auf Befehl des Kaiſers muß ſie dem Kind abends vor dem Schlafengehen vorleſen. Drei Bücher hat ihr Napoleon ſelbſt zu dieſem Zweck gebracht: „Schönheiten der griechiſchen und römiſchen Geſchichte“, „Anekdoten aus dem Militärleben aller Völker“ und eine Bibel. Die arme Gräfin, ſie hat es nicht leicht, ſie ſtolpert ſelber beim Vorleſen über die langen griechiſchen Namen! Viel lieber möchte ſie dem Kleinen Märchen erzählen, aber das hat der Kaiſer ausdrücklich verboten. In ſeiner Welt gibt es keine Wunder, nur Schlachten, keine Feen, nur Generäle, keine Zwerge, nur Höflinge. Märchen ſind Hum⸗ bug. Märchen ſind, meint er, die Milch, mit der veräng⸗ ſtigte, verträumte Untertanen genährt werden. Könige, haben ſich an den... Schönheiten der griechiſchen Ge⸗ ſchichte zu laben.. i Einmal betritt er einen Saal, in dem der Kaiſer ge⸗ rade Staatsrat hält, und läuft auf ihn zu, ohne die Mar⸗ ſchälle und Miniſter zu beachten. 5 „Holla, mein Herr Sohn“, wehrt der Kaiſer,„haſt du die Herren auch begrüßt?“ i Etwas verlegen blickt der Junge in die Runde— dann nickt er, hebt die Hand und wirft den Pairs von Frankreich.. Kußhände zn 8 a „Man ſoll nicht behaupten“ ſagt Napoleon lächelnd, „daß wir dem Jungen leine Manieren beibringen..“ — Fortſetzung folgt. PPP Druckarbeiten für Handel, Gewerbe und industrie liefert schnellstens Neckar- Bote- Druckerei