gere dten⸗ stück 6.80. und 8.— nach⸗ 2.— und 4.20. und 3.— Nr. 160 Neckar ⸗Vote(2. Blatt) Dienstag, 13. Juli 1937 Der Sommerurlaub Gerade in dieſen ſommerlichen Tagen wünſcht ſo man⸗ cher, ſeinen Urlaub verleben zu können. Alle können nicht auf einmal feiern, das läßt der Betrieb nicht zu, aber eine gerechte Verteilung iſt möglich. Wichtiger aber iſt, daß der Urlaub ſich heute überall durchgeſetzt hat. Daß Deutſch⸗ land mit der Urlaubsgewährung an der Spitze ſteht, das hat kürzlich ſogar der Direktor des Internationalen Ar⸗ beitsamtes in Genf anerkannt. Der Aufruf von Dr. Ley wird deshalb auch gerade jetzt offene Ohren und offene Herzen finden. In dieſem Aufruf heißt es unter anderem. „Wenn wir darum kämpfen, daß der deutſche Arbel⸗ ter einen ausreichenden Urlaub erhält, ſo hat er nicht nur ein Recht auf die von uns geſchaffenen Erholungsreisen, ſondern auch die Pflicht zur Teilnahme. Betriebsführer! verbeſſert die Urlaubszeiten, wo ſie noch nicht ausreichend ſind Ein Volk, das ſo große Aufgaben hat wie da⸗ deutſche, braucht Kraft, um ſie zu bewältigen. Urlaub iſt heute keine Vergünſtigung mehr, ſondern ſtellt eine Noc⸗ wendigkeit dar. Denn eine nervenſtarke, ſchaffensfreudige Geſolgſchaft iſt der größte Wert eines Betriebes!“ 5 Vorausſetzungen des Urlaubes. Es iſt meiſtens eine beſtimmte Wartezeit ben. Sie beträgt ſchon lange nicht mehr früher, entſteht grundsätzlich der Anſpruch auf Gewährung der vor⸗ geſehenen Freizeit. Er entfällt alſo z. B. bei vorzeitigem Ausscheiden. Iſt etwa als Urlaubsjahr das Kalenderjahr beſtimmt, und ſcheidet ein Gefolgſchaftsmitglied Anfang Dezember aus, dann hat es überhaupt keinen Urlaub zu beanſpruchen:„.. nur dann erwerben, wenn er am An⸗ fangstag des neuen Dienſtjahres(— Urlaubsjahr) noch im Dienſt der Beklagten ſteht“ Eine anteilige Urlaubsze⸗ währung kann in dieſen Fällen alſo nicht beanſprucht werden. Sie iſt nur dort einklagbar, wo ſie ausdrücklich beſtimmt iſt. Für jugendliche und ſchwerbeſchädigte Ge⸗ folgſchaftsmitglieder iſt übrigens heute ſchon überall eine kürzere Wartezeit vorgeſehen.— Eine Entlaſſung kurz vor Erreichung der Wartezeit verſtößt im allgemeinen gegen Treue und Glauben, wenn gleichwohl die Möglichkeit vor⸗ handen iſt, den Gekündigten ſo lange zu beſchäftigen, bis er den Urlaubsanſpruch erworben hat. Vielfach wird auch verlangt, daß der Beſchäftigte nicht Anlaß zur Beendigung des Arbeitsverhäliniſſes gegeben haben darf. In ſolchen Fällen iſt aber ſtets genau zu unterſcheiden zwiſchen Entlaſſung und Selbſtkün digung: Spricht die betreffende Urlaubsbeſt'mmung 3. B. lediglich von ſelbſtverſchuldeter Entlaſſung, dann fallen hierunter nicht Kündigungen durch den Arbeitneh⸗ mer und auch nicht ſolche Kündigungen, die etwa durch Betriebseinſchränkungen, Materialmangel uſw. erforderlich werden. Der Urlaubsanſpruch entfällt dann alſo nur bei einer Entlaſſung aus wichtigem, in der Perſon des Arbeit nehmers liegenden Grund.— Da Urlaub Freizeit iſt machen viele Beſtimmungen die Bezahlung der Urlaubs⸗ zeit davon abhängig, daß der Urlauber in ihr keine andere bezahlte Beſchäftigung ausübt, Eine derartige Bedingung iſt durchaus zuläſſig, desgleichen die für die Nichlbefolgung ausgeſprochene Verfallerklärung des Entgeltes zugunſten der NS. oder anderer gemeinnütziger Einrichtungen.— Da andererſeits vielfach Urlaub nicht immer„in Natura“ ewährt und genommen werden kann, iſt unter beſtimmten Vorausſetzungen ſeine Abgeltung ausnahmsweiſe durch Bezahlung zuläſſig. vorgeſchrie— überall, wie s Umfang des Urlaubs. Er iſt geſtaffelt nach Betriebszugehörigkeit, Be⸗ rufzugehörigkeit oder Lebensalter oder mehreren von ihnen außerdem ſind jugendliches Alter, Geſundheitszu⸗ ſtand Zugehörigkeit zur Hitlerſugend, SA. uſw vnd auch politiſche Verdienste zum Teil berückſichtigt. Wenn nichts anderes beſtimmt iſt, ſind frühere Beſchäftigungszeiten in dem gleichen Betriebe mitzurechnen, auch bann, wenn zwiſchendurch anderweitig gearbeitet wurde; denn nur auf ieſe Weiſe kann der Zweck, einem älteren, alſo eingeorbei⸗ teteren Gefolgſchattsmitglied größere Freizeit zukommen zu laſſen, erfüllt werden. Für die Berechnung der Warte⸗ zeit iſt grundſätzlich auch der Zeitraum zu berückſichtigen in dem der Beſchäftigte auf Grund eines mit einem an⸗ dern Unternehmen abgeſchloſſenen Vertrages in den Räu⸗ men und für den Betrieb des urſprünglichen Unternehmers tätig iſt.— Auch bei vorübergehender oder nur teilwet⸗ zer Beſchäftigung in einem Betrieb und bei Arbeiten auch noch in anderen Betrieben iſt Urlaub gemäß der maßge lichen Tarifordnung zu gewähren, da ein ſolcher Arbeit⸗ nehmer ebenfalls zur Gefolgſchaft gehört.— Schließlich iſt noch zu gewähren, daß die Ableiſtung des Wehr⸗ odet Ar⸗ beitsdienſtes ſich nicht nachteilig auf die Berechnung der Urlaubszeit auswirken darf. Als ein ſolcher Nachteil wäre es aber anzunehmen, wenn dieſe Dienſtzeit unberöckſichtigt bliebe, Es ſind ſtets auch die Vorſchriften der Verord⸗ nung über die Fürſorge für Soldaten und Arbeitsmänner vom 39. September 1936 zu beachten. Da ſte aber ledia⸗ lich für ſolche Männer gelten, die nach Erfüllung ihrer Dienſtpflicht ausſcheiden, können ſie keine Anwendung auf die Fälle freiwilliger Dienſtleiſtung im Wehr⸗ bzw. Ar⸗ beitsdienſt finden. Höhe des Urlaubsgeldes. Sinn und Zweck des Urlaubs würden nur zum Teil verwirklicht, wenn der Urlauber in dieſer Freizeit ſchlech⸗ ter geſtellt wäre, als in der Zeit der Ausübung ſeiner eigentlichen Tätigkeit. Deshalb beſtimmen viele Tariford⸗ nungen, daß er in der Urlaubszeit das Entgelt erhalten muß, das er auch bezogen hätte, wenn er nicht beurlaubt wäre. Wo eine ſolche ausdrückliche Beſtimmung fehlt, hat die Rechtsſprechung entſprechend entſchieden. Urlaub iſt alſo grundſätzlich Freizeit unter Fortzahlung des Lohnes Das macht ſo lange keine Schwierigkeiten, wie dieſer Lohn und die„ausgefallene“ Arbeitszeit genau keſtſtehen Das iſt aber nicht immer der Fall: Es ſind mitunter vorher außerdem noch Anſprüche entſtanden durch zuſchlagspflich⸗ tige Mehrarbeit(Ueberſtunden, Nacht-, Sonntagsarbeit uso) und ein Teil des Entgelts war vielleicht noch ab⸗ fl von beſtimmten Arbeitserfolgen(Akkordlohn, Ab chlußproviſion u. a.). Deshalb iſt zu ſagen: Das Urlaubs entgelt iſt nicht darnach zu bemeſſen, was der Urlauber im Falle der Fortſetzung ſeiner Arbeit verdient haben würde ſondern danach, was er in einem angemeſſenen Zeitraum vor Urlaubsantritt tatſächlich verdient hat. In dieſem Zu⸗ jammenhang iſt das grundlegende, fortſchrittliche Urteil des Reichsarbeitsgerichts vom 20. Januar 1937 zu erwähnen. Es hat entſchieden, daß der Proviſionsvertreter, der neben einem Fixum noch Anſpruch auf Proviſion hat, auch den mutmaßlichen Proviſionsverdienſt der Urlaubszeit bezahlt bekommen muß. Dieſe Vergütung iſt dann unter Zu⸗ grundelegung des durchſchnittlichen Proviſionseinkomamens der letzten Monate zu berechnen. ein Jahr. Erſt mit ihrer vollſtändigen Erreichung' Zeit des Urlaubsankritts. Sie wird, entſprechend dem Führerprinzip, von dem Unternehmer feſtgeſetzt. Hierbei iſt auf berechtigte Wünſche des Urlaubers(Schulferien, Kuraufenthalt, Kdeß.⸗ Teilnahme uſw.), im gleichen Maße aber auch auf die Be⸗ triebserforderniſſe(größere Aufträge, Saiſoneinflüſſe, an⸗ derweitige Beurlaubungen) Rückſicht zu nehmen. Der Ur⸗ kaubsanſpruch kann in Betriebs- oder Tarifordnungen für verfallen erklärt werden, wenn er nicht in einer beſtimm⸗ ten Zeit angetreten wird. Dieſe Einſchränkung ſoll jedoch nie ſo weit gehen, daß die Verwirkung auch ohne Verſchul⸗ den des Gefolgſchaftsmitgliedes eintreten kann. Sportnachrichten Sporttag des Bo, Obergau Baden Ui Mannheim. Der Sporttag des BdM., Obergau Baden, nahm am Sonntag im Stadion einen harmoniſchen Verlauf. Die Morgenfeier im Roſengarten ſtand unter dem Eindruck eines tiefen Erlebniſſes. Obergebietsführer Kemper hielt eine Anſprache und ſtellte die große Idee in den Mittel⸗ punkt ſeiner Ausführungen, daß der Glaube in unſerer Fahne verankert iſt, weil in ihr das Symbol des National⸗ ſozialismus eingeprägt iſt. Tauſende fanden ſich am Nachmittag im Stadion zum Sportfeſt ein. Der Einmarſch der Wimpel, die Flaggenhiſ⸗ ſung und der feierliche Aufzug der Turnerinnen gaben dem Sportfeſt eine würdige Einleitung. Untergauführerin Nahm ſprach in kernigen Begrüßungsworten das Willkommen. Die Führerin des Obergaues, Hilde Kraft, unterſtrich die Be⸗ deutung der ſportlichen Leiſtungen der Mädels. In dieſem Jahre hat durch den Erlaß des Führers in dem Reichsjugend⸗ geſetz das deutſche Mädel die Pflicht zur Körperertüchtigung. Es iſt aber auch das beſondere Vertrauen des Führers zu unſerer Jugend, das dieſes Werk ſchaffen ließ. Die Jugend iſt ſtolz darauf, hineinwachſen zu dürfen in die Partei, in die Frauenſchaft, ſie iſt ſtolz darauf, einmal als deutſche Mutter ihre Dienſte für ihr Vaterland zu kun. Nach der mit ſtarkem Beifall aufgenommenen Anſprache der Gauführerin wurde das Zeichen zum Beginn der ſport⸗ lichen Darbietungen gegeben. Die Laufſchule des BdM. zeigte treffliche Geſchicklichkeit. Bewundernswerte Leiſtungen erzielten die Mädels der Körperſchule. Der bunte Staffellauf bewies die bis zum letzten Einſatz bereite Ausdauer. Seil⸗ übungen und Bodenturnen der Jungmädels gaben einen Ein⸗ blick in die geſunde Sportarbeit, die für Geiſt und Körper eine vorbildliche Schule bedeutet. Das Grenzballſpiel des Bd M. Mannheim gegen den Bd M. Heidelberg wurde von Mannheim mit 2:0 gewonnen. Den Mannſchaftskampf, der bereits in den letzten Tagen ausgetragen wurde, gewann die Ortsgruppe Friedrichspark, die damit den Preis der Stadt Mannheim erhielt. Gebietsführer Kemper betonte nach dem Abſchluß des ſportlichen Geſchehens, daß die gezeigten Leiſtungen nur ein Ausſchnitt der geſamten Sportarbeit geweſen ſeien. Im ganzen Reich und im Land Baden habe ſich die Sportarbeit bei den Mädels reſtlos durchgeſetzt. Die Vorurteile, die man mit chriſtlichen Begriffen auseinanderlegen wollte, ſeien ausge⸗ merzt. Ein junges, ſtarkes und ſchönes Geſchlecht ſetze ſich jetzt ein. Die BdM.⸗Mädels würden ſo hart, flink und zäh wie die HJ. Mit dem Lied der HJ. war die Feierſtunde im Stadion beendet. 5 Sporttag der SA⸗Brigade 133 Mit dem Sporttag der SA⸗Brigade 153, der die Stan⸗ darten 17(Ludwigshafen), 171(Mannheim), 110(Heidel⸗ berg) und 250(Bruchſal) angehören, waren die Ausſchei⸗ dungskämpfe für die NS⸗Kampfſpiele in Nürnberg ver⸗ bunden. Auf der Kampfſtätte der Tgd. 78 Heidelberg gab es bei dieſer zweitägigen Veranſtaltung folgende Ergeb⸗ niſſe Deutſcher Wehrwettkampf(15⸗km⸗Gepäck⸗ marſch, 100⸗-m⸗Lauf, 3000-mLauf, Hochſprung, Handgrana⸗ ten⸗Zielwurf, KK⸗Schießen— jede Standarte 1 Führer und 36 Mann): 1. Standarte 250(Bruchſal) 789 Punkte, 2. Standarte 110(Heidelberg) 739 Punkte. Mannſchafts⸗Fünfkampf(20 km⸗Gepäck⸗ marſch, 250⸗m⸗ Hindernislauf, Handgranaten⸗Weitwurf, KK Schießen, 30-m⸗Schwimmen, jede Standarte 1 11 Mann): 1. Standarte 250(Bruchſal) 986 Standarte 110(Heidelberg) 804 Punkte. Hindernis⸗Staffel(jede Standarte eine Mannſchaft mit fünf Mann): 1. Standarte 110(Heidelberg) 4:26, Min., 2. Standarte 17(Ludwigshafen) 4:35,5 Min, 3. Standarte 250(Bruchſal) 4:40,7 Min. 1500-m Patrouillenlauf(1 Führer und 11 Mann): 1. Standarte 110(Heidelberg) 4:31 Min., 2. Stan⸗ darte 250(Bruchſal) 4:47 Min. 100⸗-m⸗ Hindernislauf(1 Führer u. 11 Mann): 1. Stundarte 110(Heidelberg) 24,5 Sek., 2. Standarte 171 (Mannheim) 26,4 Sek. 10 mal 200 m⸗Staffel: 1. Standarte 110(Hei⸗ delberg) 4:11,2 Min., 2. Standarte 250(Bruchſal) 4:30, Min. 3. Standarte 17(Ludwigshafen) 4:34,3 Min., 4 Standarte 171(Mannheim) 440,3 Min. Handgranaten⸗Weitwurf(Einzelkampf): 1. Rottenführer Kutſcher(Stand. 17) 64 m, 2. Rottenführer Oswald(Stand. 250) 58 m, 3. Sturmführer Bauſt(Stand. 110) 57 m. Fußball⸗Endſpiel: Standarte 17 hafen)— Standarte 110(Heidelberg) 4.0. f Handball⸗Endſpiel: Standarte 171(Maun⸗ heim)— Standarte 110(Heidelberg) 91:5; Kampfball: Standarte 171(Mannheim)— Star⸗ darte 110(Heidelberg) 21:0 Handball in der SA⸗Gruppe Kurpfalz. In dieſem Jahre wurden zum eerſtenmale die Wect⸗ kämpfe im Handball innerhalb der Beigaden und Gruppen bis zur Meiſterſchaft durchgeführt. Für die Endkämpfe qualifizierten ſich die Brigaden 151(Saar) und 150 (Main). Das Endſpiel um die Gruppenmeiſterſchaft fand im Herzogenried ſtatt. Die Saarländer konnten dieſes Spiel leicht mit 8:5 gewinnen, denn ihre Mannſchaft war ent⸗ ſchieden ſpielſtärker wie die des Gegners, der allerdings ſtarken Widerſtand leiſtete. Bei dieſem Entſcheidungsſpoel wurde darauf Bedacht genommen einzelne Spieler aus⸗ zuwechſeln, um am kommenden Sonntag die ſtärkſte Mann⸗ ſchaft zur Stelle zu haben, die die Gruppe Kurmark in Stuttgart vertreten wird. ührer und unkte, 2. (Ludwigs⸗ 22. Heidelberger Jugend⸗ und Schüler⸗Negatta Auf dem geſtauten Neckar wurde die 22. Heidelberger Ju⸗ gend⸗ und Schüler⸗Ruder⸗Regatta ausgetragen. Bei einer guten Beſetzung— 15 Vereine Südweſtdeutſchlands hatten 44 Boote mit 252 Ruderern gemeldet— gab es recht gute Leiſtungen und man konnte allgemein beachtliche Fortſchritte feſtſtellen. Sämtliche Rennen nahmen einen ſpannenden Ver⸗ lauf und brachten oft nur knappe Entſcheidungen. Die Er⸗ gebniſſe waren: Erſter Jugend⸗Vierer m. St.: 1. RG. Worms 4:16, 2. Würzburger RC. Bayern 4:21, 3. Mannheimer RG. 4:22, 4. Karlsruher RV.— Anfänger⸗Vierer m. St.: 1. Heilbron⸗ ner Schwaben, 2. Heidelberger RK., plus drei Längen, 3. Mannheimer RG. plus eine halbe Länge, 4. Ludwigshafener RV., 5. Mannheimer RC.— Zweiter Jugend⸗Vierer m. St.: 1. Hanauer RG. 4:15, 2. Würzburger RC. Bayern 4:18, 3. Mannheimer RV. Amicitia 4:27, 4. Ludwigshafener RV. 4:28.— Schüler⸗Vierer m. St.: 1. Heidelberger RK. 4:34, 2. Heidelberg College 4:49.— Dritter Jugend⸗Vierer m. St.: Abt. 1: 1. Heidelberger RK. 4:13, 2. Mannheimer RC. 4:17, 3. Ludwigshafener RV. 4:21; Abt. 2: 1. RG. Rheinau 4:33, 2. Heilbronner Schwaben 4:41, 3. Mannheimer RG. 4:53.— Leichtgewichts Vierer: 1. Mannheimer RC. 4:55, 2. RG. Worms 5:05.— Vierter Jugend⸗Vierer m. St.: 1. RG. Rheinau 4:33, 2. Alemannia Karlsruhe 4:86, 3. Heidelberger RK. 4:37, 4. Ludwigshafener RV. 4:46.— Zweiter Jugend⸗Achter: 1. Heidelberger RK. 4:51, 2. Mann⸗ heimer RV. Amicitia 4:53, 3. Mannheimer RC. 4:55.— Erſter Jugend⸗Achter: 1. Würzburger RC. Bayern 3:33, 2. RG. Worms 3:84, 3. Mannheimer RG. 3:35, 4. Mannheimer RC. 3:48. 1. Heidelberger Kanu⸗Negatia Mannheimer Siege. Auf der geradezu idealen Rennſtrecke am Neckar wurde am Sonntag vom WS. Heidelberg⸗Neuenheim die erſte Heidelberger Kanu⸗Regatta veranſtaltet, die bei einer ſehr guten Beſetzung ſportlich hochwertige Kämpfe brachte. Der ſtarke Gegenwind und ein entſprechender Wellenſchlag machten den Paddlern ſtark zu ſchaffen, zahlreiche Boote kenterten. Der Olympiadritte Xaver Hörmann(Eßlingen) kenterte im Einer⸗Kajak der Senioren hinter dem Mannheimer Stumpf an zweiter Stelle liegend wenige Meter vor dem Ziel. Sehr ſpannend verlief der Vierer⸗Kajak. Die drei Boote lagen im Ziel nur jeweils zwei Zehntelſekunden auseinander. Die Stutt⸗ garter Städtemannſchaft ſiegte mit Hörmann als Schlagmann in 4:81 vor der Mannheimer Kanu⸗Geſ. und der Paddel⸗Geſ. Mannheim. Auch die Jugendrennen nahmen einen ſehr ſchö⸗ nen Verlauf, hier belegten die teilnehmenden Mannheimer ſämtliche erſten Plätze. Der Davispokalkampf Deutſchland— Tſchechoſlowakei in Berlin endete mit einem deutſchen 4:1⸗Sieg. Am Sonntag, dem letzten Tag, ſiegte v. CEramm über Hecht mit 618, 7.5, 6:2, und der deutſche . Denker verlor gegen Cejnar mit 61:4, 6:8, 4:6, 26, 3:6. Bei der Frankreich⸗Rundfahrt wurde am Sonntag die 10. Etappe von Digne nach Nizza über 253 Kilometer gefahren. Sieger wurde der Belgier Verwaecke und als beſter Deutſcher kam Geyer auf den 28. Platz. Im Geſamtergebnis führt weiterhin der Bel⸗ gier S. Maes. Beſter Deutſcher iſt Bautz, der mit einem Rückſtand von rund 49 Minuten den 15. Rang einnimnit und jetzt für einen der vorderen Plätze kaum mehr in Frage kommt. Deutſchlands Schwimmer feierten im zweitägigen Länderkampf gegen Ungarn, der im Olympiaſtadion ausgetragen wuͤrde und bei dem es um die Vorherrſchaft im europäiſchen Schwimmſport ging einen knappen Sieg von 23:21 Punkten. Die deut⸗ ſchen Schwimmer leiſteten am Sonntag Hervorragendes und über 400 und 1500 Meter ſchwammen Plath und Arendt Rekordzeiten heraus, die gleichzeitig den Geſamt⸗ ſieg bedeuteten. N Guſtav Eder(köln), der deutſche Meiſter im Boxen der Weltergewichtsklaſſe, kämpfte in Rotterdam gegen den bekannten Holländer Bob van Klaveren. Eder ſiegte in dem über zehn Run⸗ den angeſetzten Kampf in der 8. Runde durch k. o. Bei der Frankfurter Kuderregatla gewann der Mainzer RV am zweiten Tag den Achter vor Oxford. Germania Frankfurt wurde, in knapper füh⸗ rung liegend, wegen Behinderung ausgeſchloſſen. Die Zermanen hatten vorher ſchon den Vierer gewonnen, wäh⸗ rend der Tangermünder Skuller Seedorf wieder Einer⸗ Sieger wurde. Schwediſche Kriegsſchiſſe besuchen Deulſchland. Das Flaggſchiff der ſchwediſchen Kriegsmarine„Sverige“ feuert beim Einlaufen in den Reichskriegshafen Kiel der h Landesſalut. 1 9 j7VFFFCCCCCCCCCCCTſTTTTTTTTTTT Terre eee x eee fer. rere In Paris vollzieht ſich das (2. Fortſetzung.) 8 Dann reiſt der Vater ab. Jetzt ſpielt er nicht mit bunten Klötzchen und Stäbchen, jetzt ſind die Dörfer nicht Papierſchnitzel, ſondern brennen wirklich, und der Plan, auf dem ſich alles abſpielt, iſt kein Teppich, in den das N gewirkt iſt, ſondern Deutſchland. Großbeeren. Die Katzbach. Nun darf in den Tuilerien nicht mehr vom guten Großpapa Franz geſprochen werden, denn der Kaiſer Franz hat ſich den Verbündeten, den Feinden, ange⸗ ſchloſſen. Leipzig. Die Hand des Schickſals hat, härter als die des ſpielenden Knaben, des Kaiſers Klötzchen und Stäb⸗ chen durcheinandergeſchüttelt. Ein Reich wankt in ſeinen Grundfeſten, bricht zu⸗ ſammen. In Paris ſpricht man bereits von einer Regent⸗ ſchaft, die Talleyrand führen und der Marie Louiſe der Form nach vorſtehen wird. So ſoll für das königliche Kind gerettet werden, was der faiſerliche Vater zu ver⸗ lieren droht. Für kurze Zeit kommt der Kaiſer nach Paris. Einen Tag lang iſt der kleine König bei ſeinem Vater, aber der hat jetzt keine Gedanken. Einmal nur, als der Bub, um ihn auf ſich aufmerkſam zu machen, an ſeinen Rockſchößen zupft, nimmt der Kaiſer ihn in die Arme und preßt ihn an ſich. Seine Gebärde iſt ängſtlich, faſt wild. Es iſt ein Sonntag. Der Kaiſer hat die Führer der Nationalgarde, die jetzt ſeine letzte, große Hoffnung iſt, zu ſich in die Tuilerien entboten. Man erwartet von ihm, daß er ſeine Pläne entfalten wird. Es ſind viele unter dieſen goldbetreßten Männern, die noch an ihn und ſeinen Stern glauben, die in letzter Stunde einen genialen, rettenden Schachzug erhoffen. Und manche ſind unter ihnen, die be⸗ reits an ſich und ihre Zukunft denken und im Geiſte die Brücken ſchlagen, auf denen ſie zu dem neuen Herrn— wer es auch ſei— hinüberſpazieren werden. Der Feind ſteht im Land Wie viele gehören der erſten, wie viele der zweiten Art an? Das iſt in dieſem Augenblick die Frage, von der für Napoleon faſt alles abhängt. 5 Nun ſind ſie im Marſchallſaal der Tuilerien ver⸗ ſammelt. Der Kaiſer tritt ein— es wird ſtill, an die ſechs⸗ hundert Männer richten geſpannt ihre Blicke auf ihn. Er iſt das von ſeinen großen Paraden gewöhnt, die Blicke haben ihn nie unſicher gemacht. Er hat ſeine beſten Ein⸗ fälle, er findet ſeine klarſten, wirkſamſten Parolen, wenn er dieſe Blicke auf ſich gerichtet fühlt. Jetzt geht eine Tür auf. Man iſt etwas betroffen. Die Kaiſerin tritt ein, ihr folgt die Gräfin Montesquieu. Sie trägt einen Knaben auf dem Arm.. einen kleinen, blondlockigen, blauäugigen Buben in der Uniform der Nationalgarde. Durch die Reihen geht ein Raunen. Die harte, metal⸗ liſche Stimme des Kaiſers durchſchneidet die Bewegung, er hat noch immer die hellen Vokale des Italieners, wer ihn hört, fühlt ſofort, daß er Korſe, italieniſchen Blutes ge⸗ blieben iſt auch als Kaiſer der Franzoſen. „Meine Herren“, ſagte er,„der Feind ſteht im Lande. Ich kehre zur Armee zurück. Vielleicht wird der Feind ſich Paris nähern. Ich ſtelle die Kaiſerin und den König von Rom, meine Frau und mein Kind, unter Ihren Schutz.“ Dann— zögert er eine Sekunde. Er lauſcht. Sein feines Ohr trägt ihm zu, was dieſe Menſchen nicht einmal flüſtern, er weiß, daß er ſie gewonnen hat. Aber kein Aufatmen, kein Lächeln verrät ſeine Beruhigung. Er fährt fort: „Ich kann beruhigt an die Front reiſen. Das Liebſte, was ich— nächſt Frankreich— auf Erden habe, iſt bei Ihnen in guter Hut. Sie werden meine Frau und mein Kind, wenn es nottut, verteidigen!“ Und plötzlich, als ob ſeine Sicherheit von ihm abfiele, fragt er mit einem Zagen in der Stimme, das all dieſen Männern fremd klingt:„Werden Sie meine Frau und mein Kind ver⸗ teidigen?“ Es iſt ein einziger Aufſchrei, der ihm aus ſechs⸗ hundert Kehlen antwortet. So echt, ſo tief gefühlt und bereit hat das„Vive Pempereur!“, Es lebe der Kaiſer!, ſeit langem nicht mehr geklungen. Die Kaiſerin gibt, totenblaß, einer Ohnmacht nahe, der Montesquicu einen Wink. Nun reicht die Gräfin Napoleon das Kind, und ſo, den kleinen Nationalgardiſten auf dem Arm, ſchreitet der Kaiſer die Reihen ab. Immer noch jubeln ſie, rufen ihm ihren Treue⸗ ſchwur zu.— Der Knabe, der nicht ahnt, nicht ahnen kann, daß es um ihn geht, in dieſem Augenblick ſchon mehr als um den Vater, blickt ernſt und fragend auf dieſe Männer, die ihn anſtarren, als ob ſie alle mit der Pflicht auch ein heiliges Recht auf ihnen erworben hätten. Dann zieht der Kaiſer ſich zurück. Bis ſpät in die Nacht hinein bleibt er allein, niemand darf zu ihm. Um drei Uhr morgens, ſeit acht Stunden ſchon ſchläft der König von Rom, werden die Pferde angeſpannt. Der Kaiſer will ſofort an die Front. Nun geht er allein durch die langen Gänge. Lauſchi an der Tür. Leiſe, auf den Zehenſpitzen, tritt er ein. Im ſchwachen Schimmer des Nachtlichts, das im Oel des Gla— ſes ſchwimmt, erkennt Napoleon ſeinen kleinen Sohn. So, un Schlaf, iſt das ein ganz, ganz kleines Kind. be⸗ N träumt es die Märchen, die Tante Kiu ihm nicht t erzählen dürfen, und nicht von den Schönheiten der griechiſchen und römiſchen Geſchichte. . Die Fäuſtchen ſind geballt, der Mund ſteht offen wie der Mund eines Engels von Raphael. Minutenlang Ei. blickt Napoleon auf ſeinen kleinen König von Rom herab, den er ſo heiß erſehnt hat, auf dieſes Kind— vielleicht iſt es der einzige Menſch, den er in ſeinem wilden, liebe⸗ leeren Leben wirklich geliebt hat— das er... nie mehr ſehen wird. Lieber tot als in den Händen des Feindes Paris iſt in Panik. Marie Louiſe iſt ratlos. Man will, rings um ſie, den Regentſchaftsrat bilden; die Verbündeten haben zu verſtehen gegeben, daß ſie mik Napoleon nie mehr Frieden ſchließen, daß ſie mit ihm nicht einmal verhandeln werden. Erſt wenn Napoleon er⸗ ledigt iſt, iſt ein wirklicher Friede möglich. Man ſagt Marie Louiſe, daß ſie noch alles retten kann. Die Oeſterreicher werden nicht dulden, daß ihr Sprößling vom Throne Frankreichs geſtoßen wird. Metternich wird alle in die Taſche ſtecken. Nur— jetzt aus Paris fliehen, das wäre in den Augen der Welt der Verzicht. Eine ſolche Geſte würde Metternich alle Trümpfe aus der Hand ſchlagen. Sie iſt keine politiſche Frau. Marie Louiſe denkt nicht gerne nach. Sie iſt Kaiſer Franz' Tochter und möchte am liebſten ihre Ruh' haben. Auch Franz nimmt nichts ſo ſehr übel, als daß einer ihm die Ruhe ſtört. Und das hat Napoleon allerdings oft und gründlich beſorgt. Aber ſie iſt auch nicht feige. Sie wird bleiben, wenn es nötig iſt. Im entſcheidenden Moment— jetzt hängt das Kaiſertum nur mehr an einem Haar— am 16. März 1814 trifft von der Front ein Brief Napoleons an ſeinen Bruder Joſeph ein. Napoleon befiehlt, daß die Kaiſerin und das Kind auf keinen Fall, um kleinen Preis in die Hände der Verbündeten fallen dürfen. „Ich möchte meinen Sohn“, ſchreibt Napoleon,„lieber tot in der Seine wiſſen als lebendig in den Händen der Feinde. Das Schickſal des von den Griechen gefangenen Aſtyanax iſt mir immer als das traurigſte in der ganzen Geſchichte erſchienen.“ Den Aſtyanax, den Sohn des Hektor und der Andro⸗ mache, ſollen die Griechen nach der Eroberung Trojas von der hohen Stadtmauer hinabgeworfen haben. Und doch... iſt dieſer kurze Tod vielleicht der Tragödie des kleinen Königs von Rom vorzuziehen. Hätte Napoleon das Ende ſeines Sohnes erlebt, hätte er ihn wohl— „das traurigſte Schickſal in der ganzen Geſchichte“ nennen dürfen. Denn was ſind die Märtyrer ihrer Geſinnung, die tragiſchen Helden, mag ihr Schickſal noch ſo grauſam ſein, gegen die Unſchuld des Kindes, das eine kaltherzige Refer der Grauſamkeit rachſüchtiger Peiniger aus⸗ iefert? Marie Louiſe unterwirft ſich dem Befehl des Gatten, ſo wie ſie ſich dem Befehl des Regentſchaftsrates unter- worfen hätte. Sie wartet in dieſen verhängnisvollen Tagen nicht auf die große Kraft und Erleuchtung, die über ſie kommen ſoll, ſie wartet nur ungeduldig auf Briefe aus Wien. Lieber als dem Gatten und den Ratgebern noch würde ſie dem Vater gehorchen Sie lächelt nur hilflos, als Hortenſe ihr wütend zu⸗ ruft:„Ich ſollte die Mutter des Königs von Rom ſein— ich wüßte, was ich zu tun hätte! Ich würde allen meine Entſchloſſenheit einflößen!“ Der Beginn der Flucht Nein, Marie Loniſe beſitzt nichts von der Entſchloſſen⸗ heit der Stieftochter Napoleons— die würde jetzt ins Stadthaus fahren, würde, das königliche Kind in den Armen, vor dieſe ach ſo leicht entzündbaren Pariſer hin⸗ treten und ſie auffordern, Paris bis zum letzten Bluts⸗ tropfen zu verteidigen. Marie Louiſe ſchüttelt nur den Kopf. Und überdies iſt ſie, ohne gerade flammend leidenſchaftlich zu ſein, doch böſe auf Hortenſe, denn ſie weiß, daß Napoleon ſie ein⸗ mal vor dem ruſſiſchen Feld⸗ Gesche ce, Ce,, Ke. 9 e Paris— willigt Marie Louiſe ein abzureiſen. Es iſt zehn Uhr morgens, ſeit zwei Stunden ſtehen die zehn ſchweren, grün lackierten Reiſewagen angeſpannt. Eine Eskorte be⸗ rittener Garde wartet ungeduldig. Der Kleine iſt der letzte, der geholt wird. Begreift er mit ſeinem frühreifen, gewaltſam geweckten Verſtand, was vorgeht? Oder iſt er nur widerſpenſtig? „Wohin fahren wir?“ „Nach Rambouillet, mein Kind.“ Er ſtrampelt, er will ſich nicht hinaustragen laſſen, er klammert ſich an die Vorhänge, an die Türpfoſten, an das Treppengeländer. „Ich will nicht nach Rambouillet!“ ſchreit er.„Es iſt ein häßliches Schloß! Wir bleiben hier!“ Endlich gelingt es der Gräfin Montesquieu, ihn zu beſänftigen. So erſchöpft iſt er, daß er faſt gleich darauf im Wagen auf den Knien ſeiner„Tante Kiu“ einſchlum⸗ mert. Nun ſetzen ſich die zehn Reiſewagen in Bewegung. Langſam.. ſchwer. Leute, die draußen herumſtehen— es iſt keine allzu große Menge— erkennen das kaiſerliche Wappen an den Wagentüren und begreifen. Schweigend ziehen ſie die Hüte wie vor einem Leichenzug. Irgendwo, weiter drüben, ein Pfiff, dann ein Ruf:„Es lebe das Haus Bourbon!“ Aber er findet kein Echo Das iſt der Beginn der Flucht. Der Zug der kaiſer⸗ lichen Wagen erreicht am ſelben Abend, auf Seitenſtraßen langſam vorwärts taſtend, Rambouillet. Während der Fahrt hat es endloſe Aufenthalte gegeben. Der Komman⸗ deux der Eskorte hat mehrmals darauf beſtanden, Pa⸗ trouillen auszuſenden und die Gegend nach Koſaken ab⸗ zuſuchen. Auf die Leute in den Dörfern iſt kein Verlaß, in ihrer Panik ſehen ſie Geſpenſter, faſt überall will man bereits Koſaken geſichtet haben. 5 Spiel der Diplomaten Rambouillet iſt wirklich, wie es der kleine König ge⸗ nannt hat,„ein häßliches Schloß“. Die eine Nacht, die man dort verbringt, iſt ſo unerträglich, daß Marie Louiſe kein Auge zutut und am Morgen zum erſtenmal in dieſen ſchweren Tagen rotgeweinte Augen hat. Am Morgen gibt ſie Befehl zur Weiterreiſe. Die nächſte Station iſt Blois. In Blois, in dem alten Schloß, in dem Gobelins und Täfelungen imprägniert ſind mit der vielhundertjährigen Geſchichte der franzöſiſchen Könige— hier wurden 1588 die beiden Herzoge de Guiſe ermordet—, unter den Augen der Toten ſozuſagen, die einſt hier reſidierten, führt der kleine Hofſtaat Marie Louiſes ein abgeſchiedenes Leben. Man wartet.. geduckt, als ob jeden Augenblick der Blitz einſchlagen müßte. Man wagt kaum, von der Welt draußen zu ſprechen. Nie noch hat Marie Louiſe ſo gefühlt, wie grauſam allein ſie in dem fremden Lande ge⸗ blieben iſt. Ihre Hofdamen— Adelige— denken bereits an die Rückkehr der Könige, ſuchen bereits Vorwände, um zu verſchwinden. Auf den erſten Pfiff des neuen Herrn werden ſie davonlaufen. Nur der kleine König iſt in guter Hut. Dieſe„Kin“, die bisher am Hofe als nüchterne, phantaſieloſe Frömm⸗ lerin gegolten hat, wächſt in den Tagen der Not in eine neue, größere Rolle hinein. Dieſe etwas altjüngferliche Perſon wird wirklich mütterlich, als der Kleine bedroht iſt. Als ſtrenggläubige Katholikin verabſcheut ſie Napoleon; den„Jakobiner, Kirchenräuber, den Schänder des Heiligen Stuhles“. Aber in Rambouillet und Blois iſt die Roya⸗ liſtin Montesquieu die einzige, die noch wirklich zu dem Kaiſerkind und ſeiner hilfloſen, ſchlecht beratenen Mutter, ſteh! 8 Draußen vollzieht ſich das Geſchick. In der Nacht vom 30. auf den 31. März, knapp zehn Tage nach Marie Loui⸗ ſes Abreiſe, ergibt ſich Paris kampflos den Verbündeten. Im übrigen beginnt jetzt das grauſe Spiel der Diplo⸗ matie. Die befrackten, ordenbeſternten Geſpenſter der Ver⸗ gangenheit tauchen aus ihren Schlupfwinkeln auf, in die Napoleons Kanonen ſie geſcheucht hatten, und ihrem Ränkeſpiel wird der herrliche, machtvolle Aufbruch der Völker, die ſich zum Befreiungskrieg geeint haben, zur ſchalen Staatsaktion.(Fortſetzung folgt.) zug mit Hortenſe betrogen half Am 21. März, dem Tag nach dem dritten Geburtstag des Kleinen, ſchreibt ſie einen Brief an den Kaiſer. Kaum ein Wort über Politik; ein kurzer Bericht über das Kind. „Er hat heute nacht ſehr ſchlecht geſchlafen; mehrmals hat er im Traum geweint. Als wir ihn fragten, was er gehabt hätte, ſagte er, er hätte von Dir geträumt— was, das konnten wir nicht aus ihm herausbringen.“ Dieſer Brief kreuzt ſich mit der Nachricht, daß der Kai⸗ ſer am Tage vorher, eben dem Geburtstag des Kindes, für deſſen Kaiſertum er jetzt nur mehr kämpft, bei Areis ſur [Aube auf Schwarzenbergs Oeſterreicher geſtoßen iſt. Der Verzweiflungsplan iſt geſchei⸗ tert— kein Weg führt mehr über den Rhein. Vergeblich hat der Kaiſer den Tod ge⸗ ſucht. Am 27. März endlich— nun ſtreifen ſchon vereinzelte Koſakenpatrouillen auf den Zufahrtsſtraßen rings um Am 31. März 1814 hat ſich das Schickſal Napoleons entſchieden— die Allii ziehen durch das Martinstor in Paris ein. Scherl⸗Bilderdienſt— M. erten Aufnahme: — Oruckarbeiten für Handel Gewerbe und industrie liefert schnellstens Neckar- Bote- Drucker. „ e