N. Nr. 164 Neckar ⸗Bote(2. Blatt) Samstag, 17. Juli 1937 Tempel einer neuen Zeit Das deutſche Volk und ſein Haus der Deutſchen Kunſt. NSg. Als am Morgen des 6. Juni 1931 die Schrek⸗ kensbotſchaft vom Brand des Münchener Glaspalaſtes die Welt durcheilte, war die Trauer allgemein. Nicht nur Zehntauſende von Münchenern umſäumten die Brandſtätte, um einen letzten Blick zu tun auf die rauchenden Trüm⸗ mer, die Ueberreſte unvergänglicher Werke. Alle Deutſchen empfanden den Verluſt. Nicht das überalterte und wenig ſchöne Gebäude war es, das unerſetzlich ſchien, nein, die deutſche Kunſt hatte einen Mittelpunkt verloren, und es be⸗ ſtand keine Hoffnung, ihn wiederhergeſtellt zu ſehen. Die Sorgen des Volkes galten anderen Dingen die Millionen⸗ zahl der Arbeitsloſen, der Zuſammenbruch jeder Ordnung, ein drohendes bolſchewiſtiſches Chaos vor Augen— das war die Zeit, in der der alte Glaspalaſt in Trümmer ging. Ein paar hundert Schritte weiter ſtanden wir an je⸗ nem Tage auf dem Dach des Braunen Hauſes und ſahen die letzten Rauchſchwaden aus den Trümmern aufſteigen; und wir fühlten in jenen Stunden inſtinktiv, daß entwe⸗ der dieſer Brand Symbol des letzten deutſchen Zuſammen⸗ bruchs ſei, oder aber mit einem neuen Deutſchland auch eine neue Zeit des deutſchen Künſtlers anbrechen und mit ihr ein neuer Mittelpunkt deutſchen Künſtlertums entſte⸗ hen würde. Wir ahnten, daß der Mann, für deſſen Miſſion wir mitdienen durften, auch der Bahnbrecher dieſer neuen Zeit des künſtleriſchen deutſchen Menſchen werden würde. Mehr als ſechs Jahre ſind ſeit jener Stunde vergan⸗ gen. Vor unſerem Braunen Haus ſind die gewaltigen Bau⸗ ten der Parteihäuſer entſtanden. Ueber die Ewige Wache weitet ſich der Blick zum Königlichen Platz. Die alte Kunſt⸗ ſtadt München hat ein feſtliches Gewand angelegt. Ein Schmuck von ungeahnter Eindruckskraft hat ein völlig neues Straßenbild geſchaffen. Aus den Zehntauſenden, die damals vor den Trümmern des Glaspalaſtes ſtanden, ſind Hunderttauſende geworden, die aus allen Teilen des Rei⸗ ches nach München kamen und in dichten Kolonnen dem Haus der Deutſchen Kunſt zuſtreben. Die Viſion von einſt iſt wunderbare Wirklichkeit geworden! Die deutſche Kunſt hat einen Mittelpunkt bekommen, wie ſie ihn in der deut⸗ ſchen Geſchichte in dieſer Größe und Eindruückskraft nie be⸗ ſeſſen hat. Wir haben nicht nur davon geſprochen, daß der deutſche Künſtler und das deutſche Volk zueinander kom⸗ men müßten, der Führer hat die Tat vollbracht. Er hat den Anſchlußpunkt von Kunſt und Volk, die Wallfahrts⸗ ſtätte der Nation zum Schaffen ihrer Künſtler im Haus der Deutſchen Kunſt geſtaltet. Während wir allein die weiten Säle durchſchreiten, in denen letzte Hand angelegt wird an die erſte große Aus⸗ ſtellung in dem neuen Bau, gewinnt in uns der Gedanke zwingend Kraft, daß hier in dieſen geräumigen und lich⸗ ten Hallen nun Jahr für Jahr Hunderttauſende von deut⸗ ſchen Menſchen in Andacht und in ſtolzer Freude die Werke ihrer deutſchen Künſtler auf ſich wirken kaſſen werden. Das Haus der Deutſchen Kunſt iſt keine Galerie iſt kein Mu⸗ ſeum, keine Kunſthandlung, die nur von wenigen Kennern beſucht wird. Es iſt das Haus des Volkes. Seine ge⸗ waltigen Räume vermögen Tauſende und Abertauſende zu faſſen— es iſt ein Bau, der ſo recht geeignet iſt, der künſtleriſche Mittelpunkt unſerer ganzen Nation u werden. Das Schaffen der deutſchen Künſtler wird be⸗ ſeelt und beflügelt werden von dem Gedanken, hier dem Volke die edelſten Schöpfungen des Jahres zeigen zu dür⸗ fen, und das Volk in ſeinen breiteſten Schichten wird prü⸗ fend und wägend, aber auch ergriffen von ſeder wahrhaft großen Leiſtung durch dieſe Räume gehen. i Und nicht nur das allein— Deutſchland hat ſeinen Künſtlern einen Bau errichtet, der ihrer wür dig iſt. Wer die gewaltige Ehrenhalle betritt, den überkommt ein Ahnen von der Tradition deutſchen künſtleriſchen Ringens und Schaffens; deſſen Gedanken gehen hinaus ins deutſche Land, das ſo reich iſt an ewigen Monumenten, die Zeug⸗ nis ablegen von dem Ringen um das Schöne, oom inne⸗ ren Kampf und der Geſtaltungskraft deutſcher künſtleri⸗ ſcher Menſchen. Dieſes Erbe aus zwei Jahrtauſenden iſt die Ver: pflichtung des Künſtlers von heute und wird ſie noch mehr ſein für die kommenden Generationen des deutſchen Künſtlertums. Wir brauchen uns keine Sorge zu machen um dieſe kommenden Generationen. Wahrer Künſt⸗ ler ſein heißt heute im Zeichen des Hauſes der Deutſchen Kunſt im Mittelpunkt der nationalen Anerkennung und Achtung ſtehen. Solche unwägbaren und doch in die Tiefe wirkenden Kräfte werden für die heranwachſenden Gene⸗ rationen eine größere und bedeutungsvollere Rolle ſpielen, als Leute mit dem Rechenſtift erklüngeln können. Wenn nun der Führer dieſes Haus der Deutſchen Kunſt, das ſeiner in die Zukunft blickenden Vorausſicht das Entſtehen verdankt, eröffnet, dann iſt das nicht nur ein Ereig⸗ nis für die deutſchen Künſtler, ſondern ein Ereignis für uns alle Nicht nur. daß wir durch eigene Teil⸗ nahme, durch den Rundfunk oder durch die Zeitung, die großeren Veranſtaurungen miterleven, die das Auge der ganzen Welt au Deutſchlands Kunſtfreude lenken werden, wir wiſſen, daß hier die Tore zu neuen Entwicklungszeiten deutſcher Kunſt geöffnet werden, und das geht jeden von uns an. Sage keiner, er ſei unempfänglich für künſtleri⸗ ſches Schaffen. Ihm iſt genau ſo wie jedem deutſchen Men⸗ ſchen Freude an der Kunſt in die Wiege gelegt worden. Er trete hin an die Altäre der Kunſt, und er wird belehrt ſein. Er wird fühlen, daß der Anblick des Schönen ihn rei⸗ cher, ſtolzer und freudiger macht. Und er wird ahnen, war⸗ um wir im nationalſozialiſtiſchen Deutſchland Jahr für Jahr der deutſchen Kunſt ein Feſt geſtalten. Er wird er⸗ kennen, daß ebenſo wie er und die ganze Nation im Weg zur Kunſt den Weg zu glücklichem Erlebnis findet. Kommende Generationen aber werden das Haus der Deutſchen Kunſt mit beſonderer Ehrfurcht betreten, weil es Zeugnis ablegt von der inneren Kraft, die unſerem Volke nach harten Prüfungen die Brücke in eine neue Welt ge⸗ baut hat. Helmut Sündermann. Bäuerliche Wohnkultur Die Arbeit des deutſchen Heimatwerks. ZdR. Immer mehr wird jetzt in den weiteſten Kreiſen die Erhaltung und Förderung einer lebendigen Bauernkultur der Gegenwart als Forderung der Zeit empfunden und immer mehr wird das Verſtändnis zur Erhaltung bäuerlichen Hausrats geweckt. Und das mit Recht! Ein jeder weiß, wie ſchwer das bäuerliche Handwerk in den letzten Jahrzehnten um Anerkennung gerungen hat und wie wenig Verſtändnis dafür vorhanden war. Gewiß, es gab ſtets einzelne, Wiſſen⸗ ſchaftler und Kunſtverſtändige, die vorwiegend nach altem bäuerlichem Handwerk ſuchten und ein großes Sammlerinter⸗ eſſe zeigten. So konnte man erleben, daß von den großen, alten Bauernhöfen die ſchönſten Stücke alter bäuerlicher Hand⸗ werkskunſt in das Heimatmuſeum oder in einen modiſch ele⸗ ganten Stadthaushalt wanderten und durch gröbſten ſtäd⸗ tiſchen Kitſch erſetzt wurden. Ja, in manchen Stadtwohnun⸗ gen gab es dann eine„ſtilecht eingerichtete Bauernſtube bezw. Bauernküche“, die den Gäſten als eine Beſonderheit vor Augen geführt wurde. In dieſer Stube oder Küche wurde entweder der„Mokka“ gereicht oder ein„echt bäuerlicher Umtrunk“ veranſtaltet. Dieſe Vorgänge ließen deutlich eine bis heute fortwirkende Gefahr erkennen: die Verpflanzung des ländlichen Handwerks⸗ gutes als bvolkskundliches Anſchauungsmaterial in ein Heimat⸗ muſeum oder als„Bauernzierat“ in eine luxurjöſe Stadt⸗ wohnung, Hier kann das Deutſche Heimatwerk mit vollem Recht das Verdienſt für ſich in Anſpruch nehmen, das Problem zuerſt richtig und in vollem Umfang erkannt zu haben. Es be⸗ gann ganz allmählich mit dem Aufſpüren der noch vorhan⸗ denen ländlichen Werkſtätten und ihrer Handwerker. Aus den Arbeiten dieſer Handwerker wurde das beſte herausge⸗ wählt und nach langer, ſorgfältiger Vorbereitung eine Aus⸗ ſtellung für Volkskunſt und bodenſtändiges Handwerk(1933 im Berliner Kunſtgewerbemuſeum) eröffnet, die die Aufgabe hatte, nicht nur einen Ueberblick über das vorhandene Schaf⸗ fen des bäuerlichen Handwerks zu geben, ſondern vor allem die Arbeit des in Volkstum und bodengebundener Ueber⸗ lieferung ſchaffenden bäuerlichen Handwerkers zu fördern. Es ſollte im deutſchen Volk das geſunde Verſtändnis für die Be⸗ deutung der hochentwickelten ländlichen Handwerkskultur ge⸗ ſchaffen werden. Aus dieſer Schau iſt im Dezember 1934 durch Verfügung des Reichsbauernführers R. Walther Darre die Gemeinnützige Geſellſchaft zur Förderung der bäuerlichen Handwerkskultur„Deutſches Heimatwerk“(Sitz Berlin) ent⸗ ſtanden, die ihren Lebenszweck nicht nur in dem Abſatz der Erzeugniſſe bäuerlicher Handwerkskunſt, ſondern vor allem auch in der Schulung und Erziehung der einzelnen bäuerlichen Handwerker zu dem tatſächlich noch lebendig vorhandenem Brauchtum unter Ausmerzung jeglicher großſtädtiſch entarteter, wertloſer Gebrauchsware erblickt. Ob es ſich nun um heſſiſche Töpferwaren, geflochtene Körbe aus Oſtpreußen, Holzſchnit⸗ zereien aus Bayern und aus der Rhön, ſchöne Schmuckbänder aus Oberbayern oder Thüringer Bauernſchränke handelt— man könnte in einem Aufzählen bleiben— überall verſucht das Deutſche Heimatwerk die ländlichen Handwerker wieder zu bodengebundener, artgemäßer Arbeitsweiſe zurückzuführen. Erſtaunlich iſt es, wie lange ſich in den einzelnen Familien die handwerkliche Tradition erhalten hat. Da gibt es Töp⸗ ferfamilien in Heſſen, die ſeit 400 Jahren ununterbrochen ihr Handwerk ausüben. Einige hundert bäuerliche Handwer⸗ ker arbeiten heute für das Deutſche Heimatwerk. Aus unbe⸗ kümmertem, urſprünglichem Schaffensdrang, aus einem unver⸗ bildeten Naturgefühl heraus ſollen dieſe Handwerker das for⸗ men und werken, was aus der Ueberlieferung von Jahrhun⸗ derten und Jahrtauſenden in jedem Bauernhaus an Hausrat nötig iſt, was der deutſche Bauer täglich braucht und be⸗ nutzt; denn das Deutſche Heimatwerk ſieht ſein Hauptziel vor⸗ nehmlich darin, dem deutſchen Bauern die Erzeugniſſe der bäuerlichen Handwerkskunſt ſelbſt zugänglich zu macheſt, und damit einer gewiſſen geſchäftstüchtigen„Volkskunſt⸗Konjunk⸗ tur“, die mit Unechtem und Wertloſem den Markt über⸗ ſchwemmt, einen Damm entgegenzuſetzen. Wie wichtig das Gelingen der Arbeit des Deutſchen Heimatwerkes iſt und wie ſehr dieſe Förderung handwerklicher Volkskunſt begrüßt wird, kann und wird der Erfolg beweiſen. Htg. Die verlorene Erbſchaft oder: Die geheimnisvolle Truhe des Schwarzwaldbauern. Nach einer dieſer Tage durch die Preſſe gegangenen amtlichen Mitteilung ſind von den jetzt ungültigen großen Fünfmarkſtücken faft anderthalb Millionen Stücke im Ge⸗ ſamtwerte von mehr als ſieben Millionen Mark noch nicht eingelöſt worden. Dabei handelt es ſich vermutlich um Spargelder, die in heimlich verſteckten Sparſtrümpfen oder ſorgſam unter Verſchluß gehaltenen Sparkiſten und käſten ein zwar wohlbehütetes, aber nunmehr zweckloſes Daſein friſten und deren gewiß noch ſehr altmodiſche Be⸗ ſitzer ſich vielleicht immer noch in dem Traume eines ver⸗ meintlich wertvollen Geldbeſitzes wiegen. Welch betrübli⸗ ches Erwachen aber, wenn ſie die Zeitung leſen! g Aber faſt ſcheint es, als ſeien derart lebensfremde Leute ebenſo weit entfernt, eine Tageszeitung zu leſen wie um eine zweckmäßige Sparweiſe beſorgt zu ſein. Berichtet doch eine Zeitung von dem faſt unglaublichen Fall, daß ein Schwarzwaldbauer dadurch um ſeine Erbſchaft betrogen wurde, daß ſein alter Vater das geſamte Bargeldvermö⸗ gen ſeit vielen Jahren in einer alten Truhe aufgehoben hatte, wo die Banknoten zwar die Zeit, nicht aber die verſchiedenen Außerkursſetzungen des Papiergeldes über⸗ dauert haben. Der erwähnte Zeitungsbericht ſchildert den Vorfall ſehr richtig und liefert zugleich eine dem Verhalten zahlreicher Volksgenoſſen bei der jüngſten Außerkraftſetzung der ſogenannten„Wagenräder“-Geld⸗ ſtücke. Darin heißt es u. a.: 2 Der älteſte Einwohner des kleinen Dorfes im württem⸗ bergiſchen Schwarzwald, der 80jährige Schindelmacher, iſt plötzlich verſchieden. Ein neues und junges Pferd, das der; 80jährige wegen eines plötzlich aufgetretenen Gewitters feſt⸗ machen wollte, ging bei einem grellen Blitzſchlag hoch und verletzte dabei den alten Schindelmacher ſo ſchwer, daß er wenige Minuten darauf verſtarb. Das bäuerliche Anweſen ging ohne rechtliche Schwierigkeiten auf den Sohn über. Nun beſaß Schindelmacher aber noch eine eichene und ſehr⸗ alte Truhe, deren Inhalt er auch ſeinem Sohne und ſeiner, Schwiegertochter gegenüber trotz des ſonſtigen beſten Ein⸗ vernehmens ſtreng geheim hielt. Den Schlüſſel zu der Truhe gab er nie aus der Hand. Daß ſich in der Truhe ein Spar⸗ aſſenbuch des Vaters befand, wußten Sohn und Schwiegertochter, wenn ſie auch die Abneigung des Vaters kannten, die er gegen Banken und Sparkaſſen hatte. Wie leider ſo viele alte Leute hielt Vater Schindelmacher das Geld lieber ſelber bei der Hand, als es einer Sparkaſſe an⸗ zuvertrauen. a Bei der Oeffnung der Truhe ergab ſich, daß die Vermu⸗ tung nach dem Vorhandenſein eines Sparkaſſenbuches rich⸗ tig war. Die darin vermerkte Summe war jedoch gering, und ſeit ſechs Jahren waren keine Zinſen mehr gutgeſchrie⸗ ben, ein Beweis dafür, daß Vater Schindelmacher ſeit dieſer Zeit nicht mehr auf der Sparkaſſe geweſen war. Neben dem Sparkaſſenbuch lag aber, zur Ueberraſchung des Soh⸗ nes und ſeiner Frau, auch noch ein größerer Betrag in Papiergeld, und zwar in Noten der Württembergiſchen Notenbank. Wie groß war aber die Ueberraſchung, als der junge Schindelmacher das Geld bei der Sparkaſſe einzahlen wollte. Das Sparbuch wurde zwar in Ordnung gebracht, die Zinſen gutgeſchrieben, aber das Geld nahm der Kaſſierer der Sparkaſſe nicht an— weil die Scheine inzwiſchen un⸗ gültig geworden waren. Der erſchrockene Schindelmacher mußte ſich von dem Kaſſierer folgendes ſagen laſſen: Am 2. Juni 1936 wurden dieſe Noten der Württember⸗ giſchen Notenbank kraftlos. Der Aufruf zum Umtauſch der Noten war in allen Zeitungen des Landes mehrfach ver⸗ öffentlicht worden. Trotzdem befanden ſich an dem Tage, als die Noten wertlos wurden, noch ſolche im Werte von 2 709 600 Reichsmark im Umlauf. Dieſe Werte ſchlummer⸗ ten im Strumpf oder in der Truhe von Leuten, die ihre Zeitung nicht aufmerkſam leſen. Nach und nach ſprach ſich aber anſcheinend doch die Wertloſigkeit der Noten herum, und die Württembergiſche Notenbank löſte aus Gründen der Billigkeit noch ſpäter vorgelegte Noten ein. Aber Ende 1936 waren noch immer Noten im Geſamtwert von 1236 700 Mark im Umlauf und nicht eingelöſt. Anfang April dieſes Jahres war aber die Geduld der Württember⸗ giſchen Notenbank mit Recht erſchöpft. Sie hat damals in allen Zeitungen verkündet, daß ein Umtauſch der wert⸗ loſen Noten von jetzt an nicht mehr erfolgen kann. Neun Monate„Bewährungsfriſt“ iſt aber auch lang genug; kein Menſch wird der Bank einen Vorwurf machen können. ewegung feſtlich geſchmückt. Mäiünchen vor ſeinem großen Feſt. 1 d ür di ierlichkeit„Tag der Deutſchen Kunſt“ ha ie Hauptſtadt der Ven ne delle geſchm Feed ee Säulen 5 dem Wahrzeichen der deukſchen Kunſt aufgeſtellt worden. 8 Weltbild(M). * a Frankreich feierte ſeinen Nationalfeiertag. Panzerwagen am Triumphbogen, ein 6 Weltbild(M) Ausſchnitt aus der großen Parade am Nation feiertag in Paris. treffende Illuſtration zu. ee eee, Kreuz und Quer Noklandung im Löwenzwinger.— Ein Löwe und eine Hyäne als 1— Der Bär im Hafen von Kopenhagen. er Clown, der den Elefanten ſtemml. Man hat ſchon von allerhand merkwürdigen Notlan⸗ dungen gehört. Am franzöſiſchen Nationalfeiertag mußte 5. B. ein Flugzeug, das an der Parade teilnahm, auf der Seine notlanden, um keine Menſchen zu gefährden. Das Flugzeug verſank, der Flieger aber konnte gerettet werden. Noch größeres Glück im Unglück hatte der engliſche Flieger Edward Richardſon, der dem Tode noch viel näher ſtand. Bei nebligem Wetter geriet er von der Flugſtrecke, die ihn nach dem großen Flugplotz in Eroydon bringen ſollte, ab und verflog ſich. Unglücklicherweiſe hatte er kein Benzin mehr und ſah ſich deshalb zu einer Notlandung gezwungen. Da ſich in ſeinem Verkehrsflugzeug keine Fluggäſte befan⸗ den, beſchloß er die Landung ſolange wie möglich hinaus⸗ zuſchieben. Infolgedeſſen flog er eine Zeitlang kreuz und quer durch dichte Nebelſchwaden und landete ſchließlich bei anbrechender Dämmerung in einem leicht hügeligen Ge⸗ lände bei einer merkwürdigen Felſengruppe, die in größe⸗ rem lumkreis eingezäunt war. Plötzlich ſah ſich Richardſon 9 Löwen gegenüber, die ihn unſchlüſſig betrachteten In ieſem Augenblick hielt er ſein letztes Stündchen für gekom⸗ men. Da hörte er auf einmal eine menſchliche Stimme und ſah einen Mann herbeilaufen, der die Löwen an⸗ brüllte und ſie mit einer Eiſenſtange in einen nahen Käfig trieb. Der Flieger war gerettet. Jetzt erſt bemerkte er, daß 55 ſeine Notlandung in einem umfriedeten Löwenzwinger des Zoologiſchen Gartens von Edgerfield ausgeführt halte. Wie ihm der Wärter dann erzählte, handelte es ſich bei den Löwen um ein älteres Ehepaar, das durch die Lan⸗ dung des Flugzeuges ſehr erſchreckt wurde; denn die Lö⸗ wen waren nachher kaum gus dem Käfig herauszubringen. Der Flieger hatte ſomit noch einmal Schwein gehabt, da ſogar der Wüſtenkönig ſich vor ihm fürchtete. 5 Eine andere Löwengeſchichte wird aus dem kleinen ſchweizeriſchen Ort Oedenburg erzählt. Ein Wanderzirkus der mit ſeinen Vorführungen bei der Bewohnerſchaft wenig Anklang fand, bezog das Stroh für ſeine wilden Tiere von einem Bauer. Als der Direktor infolge ſchlechten Ge⸗ ſchäftsganges nicht mehr zu zahlen vermochte, machte er dem Hauer den Vorſchlag, einen Löwen und eine Hyäne als Pfand anzunehmen. Der Bauer nahm das Anerbieten an, weil er ſich ſagte, daß die beiden Tiere einen weit größeren Wert haben, als der Schuldbetrag war. Aber er ſollte ſich gründlich verrechnet haben. Denn täglich mußte er den Tieren auch die entſprechende Fleiſchnahrung von einem Metzger beſorgen, und dieſe Koſten wuchſen gewaltig an, ſo daß der Bauer bald nicht mehr in der Lage dazu war. Infolgedeſſen verfiel er auf den Gedanken, dem Metzger das gleiche Anerbieten zu machen, wie er dies — 2 l Die Macht des Schickſals Roman von Gert Rothberg. Nachdruck verboten 1. Kapitel. Onkel Sebaldus, der Oberſt a. D., ſah ſeine Nichte höchſt vorwurfsvoll an. Dann ſagte er in ſeiner gutmütigen, ein wenig polternden Art: „Wenn man Geld hat, ſollte man auch wiſſen, was man will. Ich meine, du wirſt doch einen Unterſchied machen können zwiſchen einem blutigen Outſider und einem Kerl von Klaſſe? Fritz Feldern hat nichts, iſt nichts, wird nie was anderes ſein als ein armſeliger, ſchlecht bezahlter Ingenieur, Baron Neſtler aber bietet dir den alten Adel und iſt obendrein ein feſcher Kerl. Nu ſag bloß: Was gibt es da noch zu überlegen, mein Kind?“ 5 Ilſe⸗Dore lächelte. Dieſes weiche, ein wenig träumeriſche Lächeln paßte gut zu dem ſchmalen, ſchönen Mädchengeſicht. Onkel Sebaldus meinte gekränkt: „Da lachſt du nun wieder. Natürlich mußt du lachen. Wenn dir dein alter Onkel was Vernünftiges vorſchlägt, mußt du lachen. Aber ich ſage dir, es iſt gar nicht ſo ein⸗ fach für dich, einen paſſenden Mann zu bekommen. Mei⸗ ſtens werden es doch nur Mitgiftjäger ſein und dann kannſt du dich freuen.“ „Lieber Onkel, ereifere dich nicht. Ich denke vorerſt gar nicht daran, mich zu verheiraten. Und Fritz Feldern ſowie dein Baron kommen beide nicht für mich in Frage. Ich will frei bleiben.“ Jetzt miſchte ſich Tante Auguſte empört ein. „Du mußt heiraten. Du mußt! Andernfalls ſetzen ſich dir immer mehr verſchrobene Ideen in den Kopf. Und obendrein, daß ichs nur gleich einmal offen heraus ſage: Du denkſt auch gar nicht ein bißchen daran, was du dei⸗ ner Familie ſchuldig biſt. Sei verſichert, dein guter Va⸗ ter, wenn er noch lebte, der hätte dir den Kopf ſchor zurechtgeſetzt. Aber nun denkſt du, du biſt klüger als wir und läßt dir kaum noch etwas ſagen. Dabei meinen wis es ſo zut mit dir. And Baronin Neſtler klingt doch wirk lich vorzüglich. And der Mann iſt ein ſehr feiner Menſch Er paßt für dich wie kein anderer ſonſt.“ Tante Eveline wackelte mit dem Kopf, fiſchte im Pom padour nach der Brille und liſpelte: „Ich war auch einmal ſo übermütig wie du— und bir dann immer einſam geblieben.“ Jetzt lachte Ilſe-Dore hell auf. „Seid nicht komiſch. Ich bin neunzehn Jahre alt und habe noch viel Zeit. Wenn mir ein Mann begegnen wird den ich liebe, dann werde ich ihn auch heiraten. Das heißt, wenn er mich will! Unſer Geſchmack kann ja dann meilenweit auseinandergehen, was auch nicht zu ändern wäre. Onkel Sebaldus drehte unzufrieden ſeinen weißen Schnurrbart, dann meinte er: „Liebe! Liebe! Da lacht man darüber, wenn man alt iſt. Mumpitz! Kannſt es glauben. Eine vernünftige Ehe ohne Mumpitz, eh, ich meine Liebe, iſt das beſte. Laß dick nicht von dieſer ſogenannten Liebe blenden, mein Kind Das iſt ſchon immer Trug geweſen. Gegenſeitige Hochach⸗ tung iſt der beſte Leitfaden und führt auch immer zu einer guten Ehe. Alſo, jetzt ſei vernünftig und gib deine Zuſtimmung, daß wir den Baron am Siebzehnten zum Abendeſſen bitten.“ „Nein!“ Die drei Alten ſaßen mit erſchrocken erhobenen Köpfen da wie ein Schwarm aufgeſcheuchter Hühner. Tante Au⸗ guſte faßte ſich zuerſt. Sie ſtrich an ihrem Grauſeidenen mit ſpitzen Fingern herunter und meinte klagend: dom Hlrtusdirektor bekommen. Aber der Metzger fiel auf den Vorſchlag nicht herein. Inzwiſchen waren die Tiere zu einer Sehenswürdigkeit geworden. Sogar von weit her kam man nach dort, um die wilden Tiere des kleinen Bau⸗ ern zu beſtaunen. Das förderte den Fremdenverkehr, der dem ganzen Dorfe zu ſtatten kam, weshalb die Dorfge⸗ meinde beſchloß, die Tiere, die ſie nicht mehr miſſen will durch Spenden zu erhalten, die von der Gemeinde aufge⸗ bracht werden. Die Sache ſoll ſich bisher gut gelohnt haben, da die Leute, namentlich an Sonn⸗ und Feiertagen in großen Maſſen nach Oedenburg ſtrömen und allerlei Geld im Orte zurückließen. Harmloſere Geſellen als Löwen ſind die Waſchbären die ja mit den echten, wilden Bären nicht mehr als den Namen gemein haben. Von einem ſolchen auch ein Geſchicht⸗ chen: Im Kopenhagener Freihafen ſpukte es in den Näch⸗ ten. Zwiſchen den Schuppen und Aufbauten bewegte ſich monatelang ein unheimliches Weſen, das man nicht faſſen konnte. Ein menſchlicher Uebeltäter ſchien es nicht zu ſeig, jedenfalls waren Diebſtähle nicht feſtzuſtellen, unberechtigt dort herumſtrolchende Katzen oder Hunde hätte man ſchließ⸗ lich erwiſcht. Nun aber hat das geheimnisvolle nächtliche Ungeheuer ſein Schickſal erreicht. Eines Nachts erſchien ein Wächter des Freihafengebiets bei der dort untergebrachten Polizeiwache und meldete, daß er bei ſeinem Rundgang in der Dunkelheit ein wildes Tier bemerkt habe. Es habe auf einem Pfahl geſeſſen und ihn mit fürchterlichem Geziſch und Gefauch begrüßt. Das Tier ſei beſtimmt ein Bär ge⸗ weſen. Auf der Polizeiwache erkundigte man ſich zunächſt teilnehmend nach dem Lieblingsſchnaps des Wächters und nach der Größe ſeines Quantums, aber ſchließlich ging man den Angaben nach und fand ſie— teilweiſe wenigſtens — beſtätigt. In der Tat trieb ſich ein Bär im Hafen am Oereſund herum, allerdings nur ein Waſchbär, ein ziem⸗ lich ungefährlicher Geſelle. Man nimmt an, daß das Tier vor etwa neun Monaten mit einem norwegiſchen Schiff von Amerika herübergekommen und von Bord verſchwun⸗ den war. Nahrung: wie Vögel, Ratten, Brotabfälle und die Fleiſchrationen der eſtangeſtellten“ Hafenkatzen fand er reichlich. In einem großen Korb hatte er ſich in einem Geräteſchuppen ein Lager eingerichtet, in dem er die Ta⸗ gesſtunden verſchlief, um am ſpäten Abend, wenn rings⸗ um alles ſtill war, herauszukommen. Man glaubte ſchon, in dem Waſchbären eine gute Neuwerbung für den Kopen⸗ hagener Zoo zu machen. Bald erſchien auch ein Beamter des Zoologiſchen Gartens und fing den Bären ein. Die Abenteuer des kleinen Burſchen fanden aber einen tragi⸗ ſchen Abſchluß. Als der Tierarzt die„Aufnahmeunter⸗ ſuchung“ vornahm, ſtellte ſich heraus, daß der Waſchbär Verletzungen hatte, die von Hundebiſſen herrührten. Das war aber noch nicht das ärgſte. Das Spukweſen vom Frei⸗ hafen litt überdies an einer unheilbaren Hautkrankheit, die leicht auch auf die geſunden Inſaſſen des Zoo hätte übergreifen können Ein Schuß aus der Büchſe des Fut⸗ termeiſters machte ſchnell allen Qualen des Tieres ein Ende. 1 — „Du btſet ja tmſtande und bringſt uns eines Tages einen Arbeiter aus deinen Fabriken und verlangſt noch von uns daß wir ihm die Hände ſchütteln.“ Ilſe⸗Dore antwortete nicht. Aber das weiche, ſinnende Lächeln war wieder um ihren Mund. Im Geiſte ſah ſie einen großen, ſchlanken Mann, ein ſchmales energiſches Geſicht mit großen, blauen Augen, um den ſchön geſchnitte⸗ nen Mund ein hartes, ſpöttiſches Lächeln. Weshalb hatte er ſie ſo ſpöttiſch angeſehen? Haßte er ſie? Sie, ſeine Arbeitgeberin? Ilſe⸗Dore wußte es nicht, ob ſie ſich geirrt, aber es war ihr, als haſſe dieſer Mann ſie. And ſie hatte ſich an jenem Tage vorgenommen, nie wieder mit dem erſten Direktor durch ihre Werke einen Rundgang zu unternehmen. Nie wieder. Der Direktor mochte allein gehen. Sie verſtand ja auch nichts von allem und der blonde Mann an der gefährlichen Maſchine hatte ganz recht, wenn er ſpöttiſch lächelte. Warum vergaß ſie ihn nicht? Sie hatte doch ſo viele Geſichter geſehen an dieſen drei Tagen? Aber keines hatte ſie ſich ſo eingeprägt, wie das des großen ſchönen Menſchen. Erſt hatte ſie über ſich ſelbſt gelächelt. Dann lächelte ſie jedoch nicht mehr. Weil ſie immer wieder an ihn dachte! Weil ſie ſogar von ihm träumte! Das wußte niemand! Gott ſei Dank, daß es niemand wußte! Verſtohlen ſah ſie manchmal zum Fenſter des großen nach der Südſeite zu gelegenen Speiſezimmers hinaus, wenn drüben in den Werken Feierabend gemacht wurde Einmal ſah ſie ihn. Aber da ging er an der Seite eines niedlichen Mädels, das fröhlich lachte und mit dem er plauderte. Aber ſeltſam genug war es auch da. Er ragte aus der Menge heraus in ſeinem einfachen, dunk⸗ 515 Anzug und ſah aus, als gehöre er ganz wo anders hin. Die Kleine an ſeiner Seite war wahrſcheinlich ſeine Braut. Ilfe⸗Dore erinnerte ſich, daß ihr dieſe Vermutung an jenem Tage weh getan hatte Und eines Tages, es war nach einer längeren Be⸗ ſprechung mit dem erſten Direktor, da fragte ſie gerade heraus nach dem Arbeiter an der Maſchine im Saale S 4. And über das Geſicht des alten Herrn war ein faſt unmerkliches Lächeln gegangen. Dann hatte er geſagt: „Das iſt der Rudolf Heinsberg. Nach ihm ſind alle Frauen von den PMorken rein toll. Er iſt aber auch ein ſchöner Kerl und obendrein iſt er gebildet. Er müht ſich zwar, es zu verbergen, aber mir macht er nichts vor. Ich habe mir über ihn auch ſchon den Kopf zerbrochen. Schließ⸗ lich iſt aber für uns die Hauptſache, daß er ein tüchtiger Arbeiter iſt.“ Der alte Herr hatte ſie durch die Brillengläſer ange⸗ funkelt und ſie hatte zuſtimmend genickt. 5 2a, das iſt die Hauptſache. Steht er eigentlich allein d „Gnädiges Fräulein, ſoviel ich weiß, hat er noch die Mutter. Ich wüßte vielleicht nicht einmal das, aber zu⸗ fällig las ich einmal im Eintragungsbuch, daß Rudolf Heinsberg zu ſpät gekommen war, weil er während eines ſchweren Herzanfalles ſeiner Mutter bei ihr geblieben war.“ 5 „So! Ich danke Ihnen, Herr Böhmer.“ Sie hatte nicht mehr davon angefangen, es wäre auf⸗ fällig geweſen, und ihr war, als habe Böhmer ſowieſo ſchon ihr großes Intereſſe für Heinsberg bemerkt. Aber ihr erging es merkwürdig. Sie war nicht ab⸗ geneigt geweſen, Axel Neſtler zu heiraten. Daß er Ba⸗ ron war, war ihr ſicherlich nicht ausſchlaggebend gewe⸗ len, aber ex gefiel ihr. Er war elegant, weltgereiſt, hübſch, ſonſt aber ſollt ihr euch durchaus nicht über mich ärgern Wie mit einem Elefanten ein Clown Tauſende an der Naſe herumführt, wird aus London berichtet. Ein ſcholti⸗ ſcher Wanderzirkus hatte vor den Toren der engliſchen Hauptſtadt ſeine Zelte aufgeſchlagen. In grellen Farben prangten die Plakate, auf denen die ſenſationelle Sonder⸗ nummer zu leſen war, wonach ein Clown einen 87jährigen Elefanten mit einem Arm in die Höhe ſtemmen würde. Die Ankündigung brachte rieſige Menſchenmengen auf die Beine, die alle das große Kunſtſtück ſchauen wollten. Und ſo war denn der Zirkus an ſeinem Eröffnungsabend völ⸗ lig ausverkauft, ſogar alle Stehplätze waren mit Zuſchau⸗ ern vollgepfropft. Die Vorſtellung nahm programmäßig ihren Anfang. Zwiſchen den einzelnen artiſtiſchen Darbie⸗ tungen trat ein neu engagierter Clown auf und machte ſeine Späße, bei denen aber das Publikum merklich ruhig blieb. Offenbar intereſſierte man ſich unter den Zuſchauern⸗ für nichts anderes mehr als für den Mann, der in der Lage wäre, den Elefanten zu ſtemmen. Endlich trat der Stall⸗ meiſter in traditionellem Frack in die Manege und kün⸗ digte den ſenſationellen Kraftakt an. Die Kapelle ſpielte einen Tuſch, und die Stallburſchen führten einen alten Elefanten in die Manege. Das anweſende Publikum war im höchſten Maße geſpannt auf die Vorführung, die es von dem ſchlichten Clown erwartete, der jetzt von der andern Seite her die Manege betrat und nur mit einem kleinen Handköfferchen bewaffnet war. Lächelnd verneigte ſich der kleine Mann nach allen Seiten, umkreiſte mehrere Male den großen Elefanten und holte dann plötzlich aus dem Koffer ein graues Etwas heraus, das er an den Mund ſetzte und hineinzublaſen begann. Deutlich erkannte man, daß es ſich um eines der Badegummitiere handelte, das der Clown jetzt unter fürchterlichen Geſichtspverrenkungen ein⸗ armig in die Höhe ſtemmte und daraufhin die Manege ver⸗ ließ. Einer kürzeren atemloſen Stille folgte ein unvorſtell⸗ barer Lärm im ausverkauften Hauſe. Worte wie„Schwind⸗ ler“ und„Betrüger“ hagelten auf den Zirkusdirektor. Man drohte, den Zirkus zu demolieren, wenn das Eintrittsgeld nicht zurückgezahlt würde. Um ſich vor weiteren Unan⸗ nehmlichkeiten zu ſchützen, mußte er polizeiliche Hilfe in Anſpruch nehmen und ſeinen Zirkus ſofort abbrechen. Vor dem Londoner Varieté⸗Gericht verzichtete man darauf, die angebotenen Beweiſe erſt noch zu prüfen, ſondern kam zu dem Ergebnis, daß der Direktor im Unrecht ſei. Er könne nicht von einer Täuſchung des Clowns ſprechen. Als Zir⸗ kusunternehmer hätte er ſich ſagen müſſen, daß es keinen Menſchen gibt, der einen richtigen, lebenden Elefanten hochheben könne. Das Angebot des Clowns war eben nur eine Clownerie. Je weniger flufgeben du in deinem . keben zu meiſtern haßt, um ſo leerer und unnützer wird die dein keben erſcheinen. Du ſollſt dich für die semeinſchaß einſeten! in allem Sport bewandert und war ein angenehmer Ge⸗ ſellſchafter. Daß er neben ihr auch gern ihr Geld wollte, wußte ſie. Es hatte ſie aber nicht geſtört. Denn ihr Nie⸗ ſenvermögen würde ja letzten Endes jedem Manne eine ſehr angenehme Beigabe zu ihrer Perſon ſein. Das hatte ſie damals gedacht! Jetzt dachte ſie anders. Der beinahe feindſelige Blick aus Rudolf Heinsbergs blauen Augen war ihr mehr wert als die Liebesbeteue⸗ rungen des Barons. Ja, wozu ſollte das aber denn füh⸗ ren? Was ging ſie dieſer Arbeiter an, den alle Frauen heimlich liebten, der ein tüchtiger Kerl war, der noch eine Mutter hatte und bei ihr blieb, wenn ſie krank war, und der gebildet ſein ſollte und dieſe Bildung vor anderen verſteckte? Was ging dieſer Mann ſie an? Und warum dachte ſie gerade heute wieder ſo lebhaft an ihn, heute, wo ihre Verwandten ſie durchaus dem Ba⸗ ron Neſtler zuſchieben wollten? Trotzig hob Ilſe⸗Dore den Kopf. „Lieber Onkel Sebaldus, ihr meint es gewiß gut mit mir, doch ich heirate jetzt beſtimmt noch lange nicht. Bitte, ſagt nichts mehr in dieſer Angelegenheit, denn es hätte keinen Zweck.“ Onkel Sebaldus warf ſeiner Frau einen ſprechenden Blick zu, der ſoviel hieß als: „Da haſt du es. Ich habe es ja gleich geſagt. Das Mädel hat den Dickkopf von ihrem Vater, der mir ein lieber Bru⸗ der war.“ Tante Eveline weinte ein bißchen. Sie weinte immer, wenn ſich jemand einer beſſeren Einſicht nicht fügen wollte. Dieſe beſſere Einſicht war für ſie ein Leben lang ihr Bru⸗ der Sebaldus in Perſon geweſen. „Wir können alle drei ſchnell einmal ſterben, dann biſt du ohne Schutz auf dieſer Welt,“ ſagte ſie klagend. ö Das war nun eigentlich Tuſch. Tante Auguſte konnte nichts vom Sterben hören, da wurde ihr übel. Sie warf der Schwägerin einen niederſchmetternden Blick zu, krallte die eine Hand in den Arm ihres Gatten und ächzte: Mein Riechfläſchchen, Sebaldus. Links im Täſchchen.“ Während Onkel Sebaldus um ſeine Frau beſchäftigt war, ſah Ilſe⸗Dore beluſtigt zu. Sie war das alles ſeit Jahren zu ſehr gewöhnt, um ſich irgendwie jetzt um Tante Auguſte zu ängſtigen. Endlich erholte ſich Tante Auguſte, und der Onkel ſagte vorwurfsvoll: „Das brauchte alles nicht zu ſein, wenn du vernünftig wärſt, Ilſe⸗Dore.“ „Die Vernunft wird ſchon noch kommen. Einſtweilen fühle ich mich ſehr wohl, und ich gedenke, noch lange meine goldene Freiheit zu wahren.“ „Wenn dich wer hört,“ jammerte Tante Eveline, „man könnte auf den furchtbaren Gedanken kommen, als ſuchteſt du Abenteuer und wahrteſt dir aus dieſem Grunde deine Freiheit.“ Wielleicht ſuche ich ſie wirklich?“ Ilſe⸗Dore ſah ganz deutlich ein ſpöttiſches Lächeln in einem trotzigen,. Geſicht. Steif aufgerichtet ſaßen die Verwandten da. ermannte ſich der Onkel. Stimme: „Es war ein Fehler von uns, dich ausgerechnet nach Lauſanne zu ſchicken. Es ſcheinen dort Clemente mit dit zuſammen geweſen zu ſein, die dich verdorben haben. Zum Glück aber bin ich dein Vormund, und du wirſt dich immerhin an die guten alten Sitten der ehrenwerten Faß milie Helmrodt halten müſſen.“ ö Helles Rot flammte über Ilſe⸗Dores ſchönes Geſichkt Ihre Stimme ſchwang klingend durch den hohen Raum: „Keine Angſt, Onkel Sebaldus, die guten Sitten kenne ich genau. Alle werde ich ſie beſtimmt nicht akzeptieren 5„ wee penper-rereervererrcn Endlich Würdevoll, ölig klang ſeins f das verſpreche ich euch. Soweit es ſich aber einſtmals um mein Lebensglück handeln wird, erkenne ich keines ander Menſchen Meinung an. Da iſt nur meine eigene Mei nung maßgebend.“ g 5 El Erf tei daß gur mot Ble Qu Int Nat and zntl Kin 5 ar hne den zur Nat reif! Tie o Wick zim mai heei Mer zu i Aber peln 8 ee ENZIEHH DIE HN DER ZURNMHOURERE ODE Aus dem großen Lebenskampf, aus dem Ringen um Erfolg und das ewig wandelbare Glück erwächſt den meiſten Menſchen erſt in reiferem Alter die Erkenntnis, daß die eigentliche Beglückung nicht in äußeren Erſchei⸗ gungen zu ſuchen iſt, ſondern aus einer inneren Har⸗ monie entſteht. Es gibt aber kein ſichereres Mittel, zum Sleichklang mit Welt und Umwelt zu gelangen, keine Quelle tieferer Befriedung, keine Zuflucht von tröſtlicherer Innigkeit als wahrhaft ſtarke Verbundenheit mit der Natur. Das große Naturgeſetz, daß wir von Erde ſind and zu Erde werden ſollen, verliert ſeine Schrecken und znthüllt ſeine geheimnisvollen Kräfte. Wollen wir unſere Kinder, wie es doch der Wunſch jeder Mutter iſt, zu ſo e ausgeglichenen Menſchen erziehen und hnen zugleich eine unvergleichliche Waffe mitgeben für den Kampf dieſes Lebens, ſo pflanze man ihnen die Liebe zur Natur ins Herz. Nicht früh genug kann diefe„Freundſchaft mit der Natur“ gepflegt werden. Bringt man Kinder erſt im zeiferen Alter, wenn man ſie für„verſtändig“ hält, mit Tieren, Blumen, mit einem Stückchen Erde in Berührung, jo wirken die Ereigniſſe allzu ſtark, werden übertrieben wichtig genommen, und dem Verhältnis fehlt von Anbe⸗ zinn an das Selbſtverſtändliche. Solche Kinder, wenn man nicht ungemein viel Sorgfalt auf ihre Entwicklungs⸗ deeinfluſſung verwendet, werden ſpäterhin einmal zu Menſchen, die ſehr leicht alle Dinge außerhalb ihrer ſelbſt zu überſchätzen beginnen und unnötige Schwierigkeiten zu überwinden haben. Nein, ſchon das Kleinkind, der ſtram⸗ delnde Säugling ſoll im Körbchen zur Sommerzeit im Aufnahme Lindner Die haben keine Angſt. Maritius)— M. Sonnenſchein ſtehen, ſoll zappelnd, nackt und geſund über den Raſen kriechen Blumen zupfen und— eſſen und ohne ſede anerzogene Furcht mit Tieren umgehen lernen. Denn ſeltſam, auch Tiere, die als bösartig verſchrien ſind, er⸗ weiſen ſich als rührend geduldige Geſchöpfe, wenn ein un⸗ ſchuldiges Kind ſie plagt und an ihnen herumzerrt. Sie entwickeln ſogar eine zärtliche Liebe zu Kindern und wachen als eiferſüchtige Hüter über die kleinen Ge— ſchöpfe, die ihnen nicht mehr Beachtung ſchenken als jedem Kieſel und Grashalm am Wegrand. Das große Geheimnis der Zuneigung und Abneigung. Die unbekümmerte, natürlich⸗ſelbſtverſtändliche Ein⸗ ſtellung zu allen Vorgängen im großen Wundergarten Gottes iſt der beſte Erzieher für unſere Kleinen. Die wir⸗ belnden Schneeflocken wollen mit ihm ſpielen, ſo erklärt Das Kind jubelnd und tummelt ſich mit heißen Wangen in der friſchen Luft, die Schnecke auf dem Weg muß Grüße ins Märchenreich mitnehmen, und der Bach hat etwas zu erzählen; ſtundenlang kann man ihm zuhören] Es iſt die ganz naive Einſtellung zu den Wundern der Welt, die das Kinderherz zuerſt beſitzen muß, will es ſpäter einmal den großen Erkenntniſſen nachſpüren. Ja, aber, wenden viele Eltern ein, der„freundſchaft⸗ liche Umgang! mit der Natur hat doch auch ſeine Ge⸗ fahren: Kinder können, wenn ſie ſich kleine Wunden zu⸗ ziehen und auf der Erde ſpielen, den Starrkrampf be⸗ kommen; Hunde lecken die Kleinen zärtlich, und die Ge⸗ fahr iſt groß, daß das Kind Würmer bekommt; Erkältung, Hitzſchlag, tauſend Möglichkeiten zu Verletzungen— und es iſt überhaupt gar nicht auszudenken, was alles ge⸗ ſchehen kann, da draußen in der Natur!— Gerade dieſe übertrieben ängſtliche Vorſtellung ſchädigt die natürliche Entwicklung des Kindes. Nur überängſtliche Mütter er⸗ ziehen überängſtliche Kinder, und mag die Angſt auch nur im Herzen ſitzen— es werden einmal doch keine„ganzen Menſchen“ daraus. Sie werden ſtets Hemmungen zu über⸗ winden haben, wo andere Menſchen unbekümmert gerade aufs Ziel losgehen, weil ihnen die ſelbſtverſtändliche Ein⸗ ſtellung zu natürlichen Dingen fehlt. Iſt für das Kleinkind der Sandhaufen ſchon unent⸗ behrlich, ſo iſt es das Stückchen Erde für das größere Kind in noch höherem Maße. Kinder müſſen ſelbſt bud⸗ deln, graben, ſäen und ernten. Und wenn es auch an⸗ fangs nur Spielerei iſt, ſo kommt doch einmal der Augen⸗ blick, wo ſo ein kleines Weſen grübelnd und bis ins Innerſte erſchüttert und verwundert vor einer ausgekeimten Bohne ſteht, die es doch erſt vor wenigen Tagen als ſchönes⸗ glattes Rund in den Boden legte.„Warum, Mutti, warum——?“ Der Forſchungszug ins Wunder⸗ reich der Natur beginnt. Es iſt der herrliche Augenblick, wo die naive Einſtel⸗ lung zur Natur korrigiert wird und der kleine Verſtand zu arbeiten beginnt. Erſt die Verbindung beider Auf⸗ faſſungen, die der naiven Naturbetrachtung, die jede Ueberſchwenglichleit ausſchaltet und die forſchend, bewun⸗ dernde Betrachtung und aktive Arbeit ergeben die richtige, geſunde Stellung des Kindes zur Umwelt. Drum gebt ihm, wenn nicht ein Stücken Gartenland, ſo doch Blumentöpfe zu pflegen, einen Kaſten auf dem Balkon, und laßt das Kind, wenn es nicht um Hilfe und Rat bittet, allein damit ſchalten und walten. Laßt es ſelbſt⸗ ſtändig werden bei ſeinem großen Vorſtoß zur Enträtſe⸗ lung der Natur! Ein kleiner Hinweis hier und dort darf als Anregung dienen— mehr nicht! Die Fragen kommen schon ganz von ſelbſt! Schafft den Kindern natürliche Spielkameraden in Geſtalt von Blumen, Erde und Tieren. Ein Hund iſt häufig nur zu halten, wenn geſunde Auslaufsmöglich⸗ keiten für das Tier beſtehen. Aber eine Katze iſt mehr ans Heim gefeſſelt, ein Vogel darf ſich der Freiheit im Zimmer erfreuen, und ſogar Goldfiſche oder andere Lebe⸗ weſen im Auarium ſind Spielkameraden und Wegweiſer für die Kleinen, die ihr Herz in großer Liebe der Natur ſchenken wollen. Mit ſo vorgebildeten Kindern ſpäterhin, wenn ſie ſchon größer ſind, Spaziergänge zu unternehmen, iſt ein Genuß. Es werden einem ſelbſt erſt die Augen aufgehen, wie viele Wunder, kleine und große, uns rings umgeben. Das Kind entdeckt ſie und zeigt ſie uns beglückt. Und wir haben nichts anderes zu tun, als ſein Wiſſen aus der Quelle unſerer eigenen Erfahrung durch vertrautes Ge⸗ ſpräch, durch zwangloſes Geplauder, niemals durch lehr⸗ hafte Darſtellungen zu bereichern. Und wir bereichern uns ſtändig ſelbſt damit. 5 Man wird überraſcht ſein, wie viele künſtleriſche und dichteriſche Fähigkeiten unſprünglichſter Art in den meiſten Kindern ſchlummern. Oft genügt ſchon die kleinſte Anre⸗ gung, um die Kleinen zu veranlaſſen, Eindrücke von ſolchen Wanderungen ſchriftlich niederzulegen. Die Freude daran drückt ſie meiſt viel zu ſehr. Verſtohlen kommen ſie angelaufen, um der Mutter zu zeigen, was ſie bewegt. Und beglückt wird die Mutter erkennen, auf wie fruchtbaren Boden ihre naturgemäße Erziehung fiel. Sie darf beruhigt ſein: dieſe Freunde ihres Kindes, Erde, Tiere und Blumen, werden ihm ſein Leben lang treu bleiben und es ſchützen vor unendlich viel Kummer, und ihm Troſt bringen in Stunden der Enttäuſchung, die nie⸗ mals ausbleiben können E. Warnecke. Die„richtige Hand“ Sache“ heißen müßte. i 5 Selbſt Orchideen kann man im Zimmer ziehen. Sie ſind beſonders dankbar, da ſie nicht nur großen Farben⸗ reichtum hervorbringen, ſondern auch eine außerordentlich lange Blütendauer haben. Bis zu zwei Monaten können ſie ſich halten. Man braucht zu ihrer Zucht ein Oſtfenſter. Jedoch muß man beachten, daß manche Orchideenſorten gegen ſtarke Sonnenbeſtrahlung empfindlich ſind. Man muß ſich alſo erkundigen, um welche Art es ſich handelt. 5 Zur guten Pflege der Orchidee gehört das wöchentliche Abwaſchen der Blätter. Es geſchieht mit einem weichen Schwamm und lauwarmem Waſſer 5 Am beſten gebeihen die Odontogloſſen, Coelogynen, Crypedien und Cattleyen. Als Gefäße nimmt man ge⸗ wöhnliche Töpfe oder Schalen. Das Abflußloch wird ein wenig vergrößert, damit Luft und Waſſer gut durchziehen können und mit Schalen bedeckt. Darauf kommt eine Schicht Faſer und ſoviel gemiſchter Pflanzenſtoff wie nötig, Die Pflanze darf nicht zu hoch und nicht zu tief ſtehen. Oben⸗ drauf kommt eine zwei Zentimeter dicke Schicht Sumpf⸗ moos. Die Pflanzen werden nach dem Eintopfen ſofort reichlich gegoſſen und möglichſt warm und geſchützt geſtellt. Die erſte Zeit ſei man dann mit den Waſſergaben ſparſam. Erſt wenn ſich neue Triebe zeigen, darf man ihnen reich⸗ tcher Flüſſigkeit geben. 5 Der Pflanzenſtoff ſetzt ſich aus geſchnittener Farnwurzel und geſchnittenem Sumpfmoos zu gleichen Teilen zuſammen, dem man für Erdorchideen noch ein wenig e 1. K. „Vom Waſſer haben wir's gelernt nämlich, daß es oft ſehr hart iſt und uns die gute Seife zu häßlichen Kalkſeifenflocken macht. Vor der „großen Wäſche“ tun wir gut, das Waſſer mit Soda zu enthärten, weil eben nur das enthärtete Waſſer in der Lage iſt, die zum Waſchen ja unbedingt erforderliche Seife zum Schäumen zu bringen. Und ohne Seifenſchaum gibt es nun einmal keine ſaubere Wäſche. Im allgemeinen muß man auf einen Waſchkeſſel von etwa 50 Liter Inhalt etwa 150 Gramm Kriſtallſoda oder 120 Gramm Bleichſoda nehmen. Tut man das aber nicht, dann verbinden ſich die Kalkbeſtandteile des Waſſers mit der guten teuren Seife und machen ſie unwirkſam. Alſo: Enthärte das Waſch⸗ waſſer! Für den gochfſommer! Viel Spitzenſtoffe In der Mode iſt jede Tageszeit an einige beſtimmte Formen gebunden, die ſchon durch das Material bedingt ind. Nur die Spitzenſtoffe machen da eine Ausnahme, ſie achten weder auf Vormittag noch auf Abend und kehren alles um. Eine ſportliche Bluſe aus Leinenſpitze gilt zu jeder Stunde als ſehr elegant. Man macht allerdings Unterſchiede zwiſchen den einzelnen Geweben, ſchon wegen ihrer Durchſichtigkeit, aber im allgemeinen urteilt man nach dem Eindruck. Das Spitzenkoſtüm iſt ebenſo beliebt, es ſieht immer gut aus und vertritt in vielen Fällen das Abendkleid. Das lange, weite Spitzenkleid iſt wohl am ſchönſten und angenehmſten für ſommerliche Feſte. Ein richtiges Tanzkleid für eine Hochzeit im Sommer, für ein Gartenfeſt in einer heißen Nacht. 8 Unſere Abbildung zeigt ein hellblaues Abendkleid aus geſteifter Tüllſpitze, das über einem Unterkleid aus hell⸗ blauem oder altroſa Taft getragen wird. Durchſichtige Ueberwürfe auf andersfarbigem Grund ſind überhaupt ſehr beliebt, z. B. ſchwarzer Tüll auf kräftig buntem Seidenkrepp. Große leuchtende Blumentuffs kräftigen die Farbwirkung. Anſteckblumen dürfen niemals fehlen, am Gürtel, auf der Schulter. Das Spitzenkoſtüm daneben aus weißer Leinenſpitze iſt ganz ſchlicht gearbeitet. Die Aermel ſind kurz und nicht zu weit, ein ſtark glockiger Volant um⸗ rahmt den Halsausſchnitt. In der Taille ſind große gelbe Margeriten befeſtigt, der Rock iſt kurz und ziemlich ſchmal. Zu dieſen Kleidern werden große, meiſt am Rand gerade gehaltene Hüte getragen. Sehr zart und jugendlich wirken auch kleine Kappen aus zuſammengeſetzten Blüten oder häubchen⸗ und turbanartige Ripsbandgeflechte. Der Uni⸗ verſalſportanzug, Shorts und Wickelrock, wird durch eine grobe, weiße Leinenſpitzenbluſe vervollſtändigt. Alle drei Formen ſind uns ja wohlbekannt, jede für ſich. Nur die große Vorliebe für das Ergänzen und Ver⸗ vollſtändigen bringt alle Möglichkeiten in einem Anzug vereint. Oft werden mehrere Farben miteinander ver⸗ bunden, ein anderes Mal ſchafft man durch gut aufein⸗ ander abgeſtimmtes Material in angealichener Form die * 5 Schönheitspflege für jedermann Auch wenn man einmal berechtigten Grund hat, ärger⸗ lich oder verſtimmt zu ſein, braucht man das nicht durch Verrenkungen des Geſichts und böſe Zornesfalten auf Stirn zum Ausdruck zu bringen. Früher oder ſpäter rä ſich dieſes„Sich⸗gehen⸗laſſen“. 1 Zuerſt bilden ſich um die Augenpartie herum Mae Fältchen, daran anſchließend kommen die ſcharfen Naſen⸗ falten. Die Augenfalten müſſen ſehr vorſichtig behandelt werden, da die Haut unterhalb des Auges und ringsherum ſehr zart iſt. Zunächſt reinigt man des Abends die Haut um die Augenpartie mit Watte und Fettereme. Man keibt nun nicht etwa energiſch die Creme auf, ſondern tupft mehr. Dann wird vom Augenwinkel nach der Rich⸗ tung Naſe das Fett eingeklopft, und zwar am beſten mit der Kuppe des Mittelfingers. Ueber Nacht zieht das Fett gut ein. Am Morgen wird nach dem Waſchen nur ganz wenig Fettereme aufgetragen und hierüber ganz leiſe etwas Puder gelegt. Man ſoll auch nach Möglichkeit das„in⸗die⸗ Sonne⸗blinzeln“ vermeiden, da dies die Krähenfüße ver⸗ urſacht. 5 Die Naſenfalten, die von der Naſe zum Munde führen, kann man auch durch Cremebehandlung und klopfende Be⸗ wegungen mildern. Ein noch beſſeres Mittel ſind die ſo⸗ genannten Sprech- und Blasübungen. Wenn man un⸗ beobachtet iſt, ſoll man häufig am Tage die Backen auf⸗ blaſen, als ob man in eine Trompete bläſt oder Staub weg⸗ puſtet. Ein dutzendmal hintereinander kann nan dies ohne Mühe machen. Auch durch Aufſagen des Buchſtabens„O“ maſſiert man die Haut zwiſchen Naſe und Mund. Der Arzt ſpricht über Ziegenpeter, Mumms oder Schafskopf Dieſe Krankheit hat ihren Sitz in den Speicheldri und verläuft meiſtens harmlos. Es iſt alſo weiter ni ſchlimm, wenn Hans oder Fritz oder Klein⸗Gretchen eine Tages mit geſchwollener Backe und dickem Hals nach Haufe kommen. Das Oeffnen des Mundes iſt zwar ein wenig es ſchwert, und es beſteht Neigung zu Speichelfluß, doch gutes Zureden hilft dem Patienten über die unangenehmen Ta 0 hinweg. Eine Linderung der Spannung erzielt man du Oeleinreibungen und Wattepackungen. In ſchweren Fällen kommt es ſtatt zu einer Rück⸗ bildung zu Eiterungen. Sie werden am beſten mit Katg⸗ plasma beſchleunigt und dann durch einen winzigen Schnfkt vom Arzt geöffnet. Wenn harte Stellen zurückgeblieben ſind, reibt man ſie mit Jodkaliſalbe ein. Allerdings muß vorher der Aiußt gefragt werden, ob er dieſe Behandlung befürwortet. —————— 2 Gerichte für vier Perſonen Käſeauflauf Mit einem großen Eßlöffel Butter oder Margarine und einigen Löffeln Mehl wird eine helle Einſchwite ge⸗ macht und mit Milchwaſſer zu einem dicken Brei gerührt. Dazu kommen Salz, zwei Taſſen voll geriebener Käſe und vier Eier, das Weiße zu Schnee geſchlagen. In feuerfeſter Backform eine halbe Stunde im Ofen gebacken und int Aufſchnitt oder Salat zu Tiſch gegeben. Pikante Schweineſtücke Vier Schweinekoteletts oder Scheiben aus der Keul werden unpaniert in der Pfanne goldbraun gebraten 10 in einer tiefen Schüſſel warm geſtellt. Das Fett in de Pfanne wird mit Mehlwaſſer, Salz, etwas Fleiſchextraft und zwei kleingehackten Gurken durchgekocht und recht h über die Koteletts gegoſſen. 5 Ungariſches Kartoffelgemüſe 250 Gramm Zwiebeln werden in 50 Gramm Fett, am beſten durchwachſenen Speck, gelb geſchwitzt Il elneſſt Dämpftopf werden dann ſchichtweiſe gelegt 1250 Gramm rohe, in Scheiben geſchnittene Kartoffeln, 750 Gramm voſt der Schale befreite und ebenfalls in Scheiben geſchnittene Tomaten, Salz, ein wenig Paprika und die Speckzwiebeln. Auf dieſe Schichten wird nun gerade ſo viel Waſſer 9 eben, daß die oberſten Kartoffeln noch etwas Feuchtigkei 9955 V Der Topf wird feſt verſchloſſen, in einer halben Stunde 1 das Gericht gar, wird vorſichtig, damit es nicht zerfällt, ausgeſchüttet und mit zwei Eßlöffeln gehackter grünet Peterſilie beſtreut. 5 gewünſchte Wirkung. Kleid und Mantel aus gleichem Stoff wirken ſehr einheitlich, aber man liebt auch beruhi⸗ gende Gegenſätze in der Farbe und in den Web⸗ arten der modernen Ge⸗ webe. Tabakbraune Lei⸗ nenſpitze des Kleides, z. B. mit giftgrünem Gürtel, wird durch einen leichten Woll⸗ mantel in Beige oder Maisgelb aufgehellt. Solche an und für ſich harmoniſchen Kompoſi⸗ tionen können durch ent⸗ ſprechende Müſter oder durch das Hinzufügen 5 einer anderen Farbe in der Wirkung noch A erheblich geſteigert werden. Es gibt da keine Vorſchriften für eine wohlberechnete Uebereinſtimmung von Farbe und Form, man muß nur dem Ganzen durch irgend⸗ eine Kleinigkeit etwas Zuſammengehörig⸗ leit verleihen, ſei es durch die Eigenart eines Schnittes oder durch ein kaum fühlbares Betonen der großen Linie, des Einheitlichen. 5 Kleider in Koſtümform ſind ſehr ausgebreitet. Ange⸗ fangen beim Wollkoſtüm über Leinen und Leinenarten bis zum Koſtüm aus Organdy, mit glockigem Schoß und volantartigem Revers. Zu dieſer Kleidform paßt ſtets eine Hülle, die auch für alle übrigen Kleidungsſtücke den Mantel vertritt und hier— mit viel Sorgfalt gewählt— die einzig mögliche Ergänzung bildet. Unſere Abbildung zeigt einen Anzug für jede Gelegenheit, der ſich aus einem Koſtüm mit paſſendem Mantel zuſammenſetzt. u dem blaugrauen Rock aus feiner Wolle wird eine Bluſe k Jackenform aus dunkelblauem, ʒ r oder Rips getragen. Der Mantel aus dem Material Rockes iſt glockig geſchnitten. e a Text und Zeichnung: Hildegard Hoffman * l 5 8 4 . 4 1 3 14 1 Speer und Spiel Eport⸗Vorſchau Das dritte Juli⸗Wochenende ſteht im Zeichen ſchwerer Prüfungen für Deutſchlands Sportler. In Wimbledon treten 1 beſten Tennisſpieler zum Davispokal⸗Inter⸗ onenfinale gegen Amerika an, in London meſſen unſere zeichtathleten ihre Kräfte mit den beſten Vertretern der „Alten Welt“, bei der Frankreich⸗Radrundfahrt haben die deutſchen Fahrer trotz ihres Rückſtandes alle Hoffnungen auf ein gutes Abſchneiden noch nicht aufgegeben, beim In⸗ ternationalen Reitturnier in Berlin verteidigen unſere Of. 8 ihre Vormachtſtellung gegen ein ſtarkes ausländi⸗ es Aufgebot, und in Wales geht die Internationale Sechstagefahrt für Motorräder, ebenfalls mit deutſcher Be⸗ teiligung, zu Ende. Ein Sportprogramm alſo, das die größten Anforderungen an unſere Sportler ſtellt, und hof⸗ fentlich mit Erfolg beſtritten wird. In der Leichtathletik 105 die Britiſchen Meiſterſchaften bisher immer ein gro⸗ es Ereignis für den engliſchen Sport geweſen. Sie bil⸗ eten von jeher die einzige Gelegenheit zu einem Kräftever⸗ leich zwiſchen der brikiſchen und kontinentalen Spitzen⸗ laſſe. Im Londoner White⸗City⸗Stadion ſtehen dieſe Ti⸗ telkämpfe wieder einmal zur Entſcheidung an. Aus der Nennungsliſte, die 424 Meldungen aus acht Nationen ent⸗ hält, ragen die Namen der drei deutſchen Olympiaſieger Hein, Wöllke und Stöck heraus. Auch auf die Lei⸗ a unſerer übrigen Teilnehmer— Long, Schaumburg, Blask und Lutz— iſt man jenſeits des Kanals geſpannt. — Im Rahmen des Internationalen Berliner Reikturnters im Olympia⸗Stadion werden zwei Großſtaffeln (100 mal 100 Meter und 20 mal 200 Meter) gelaufen, an denen ſich durchweg Berliner Vereine beteiligen.— Der VfR Schleſien Breslau bringt ein internationales Sportfeſt zur Durchführung, an dem nicht nur die beſten Athleten aus dem Reich, ſondern auch einige Polen teilnehmen wer⸗ den.— Schließlich ſind noch die nationalen Feſte in Frankfurt⸗Höchſt und Mainz ſowie der Frauen⸗ Länderkampf Heſterreich Italien in Wien zu erwäh⸗ nen. Im Rudern werden wieder Regatten veranſtaltet. Die umfangreichſte Veranſtaltung ſteigt ohne Zweifel mit internationaler Be⸗ teiligung auf der Alſter in Hamburg(58 Vereine, 174 Boote und 906 Ruderer). Weitere Regatten werden in Aſchaffenburg(47 Vereine, 166 Boote und 851 Ruderer), Bad Ems(52 Boote aus 15 Vereinen mit 301 Ruderern) und in Kopenhagen veranſtaltet. Deutſcherſeits ſind an der Kopenhagener Regatta Triton Stettin im Oſtſee⸗Vierer und R Wiking Berlin im Vierer„ohne“ beteiligt. Im Kingen werden die Kämpfe zur deutſchen Mannſchafts⸗Meiſterſchaft mit den Vorſchlußrunden-Rückkämpfen fortgeſetzt. Sieg ⸗ fried⸗ Ludwigshafen und Berliner KSV haben nach den Vorkampfergebniſſen die beſten Ausſichten, in den Endkampf zu kommen. Siegfried⸗Ludwigshafen ſollte zu Hauſe ſeinen Vorkampfſieg von 96 über den letzten Titel⸗ träger AC Hörde 04 wiederholen, während der KV Stutt⸗ gart in Stuttgart nach ſeiner 4.11⸗Niederlage durch den Berliner KSW ſelbſt bei einem Sieg mit ſechs Toren Differenz nicht in die Endrunde kommt. Im Boxen tragen Nürnberg und Würzburg im Rahmen des bayriſchen Städte⸗Boxturnſers den zweiten Kampf in Nürnberg aus. — Vittorio Tamagnini unternimmt in Marſeille am Sams⸗ tag den Verſuch, durch einen Sieg über den franzöſiſchen Leichtgewichts-Europameiſter Guſtave Humery wieder in den Beſitz des Titels zu kommen. Im Motorſport Nia die Internationale Motorrad⸗Sechstagefahrt mit landrindod⸗Wells als Hauptquartier zu Ende. Deutſch⸗ lands Vertreter in den einzelnen Wettbewerben liegen noch ſehr gut im Rennen. Es iſt zu hoffen, daß durch einen neuen deutſchen Sieg im Trophäen⸗Kampf die nächſte Ver⸗ anſtaltung wieder in Deutſchland geſtartet werden kann. — Drei Adler-Wagen ſtarten bei der Oeſterreichiſchen Höhenſtraßenfahrt, die am Samstag in Baden bei Wien beginnt. Die Fahrer ſind P. v. Guilleaume, Peter Graf Orſſich und R. Sauerwein.— Auf der Strecke Schreiber⸗ hau—Reichsgrenze wird das Rieſengebirgsrennen 1937 ausgetragen. Im Kadſport ſteht das kommende Wochenende noch vollkommen im Zei⸗ chen der„Tour“. Nach einem Ruhetag in Perpignan wird am Samstag die Tagesſtrecke Perpignan—Luchon über 325 km. die längſte Strecke der ganzen Fahrt überhaupt, gefahren. Am Sonntag iſt erneut Ruhetag. Die Fernfaßrt oulouſe— Paris geht, ebenfalls mit deutſcher Beteiligung, zu Ende. Als wichtigſtes Straßenrennen in Deutſchland iſt„Rund um Forſt“ zu nennen. Gerechte Stimme aus Amerika Kampf Schmeling— Louis verlangt. Newyork, 16. Juli. Ein weißer Rabe ſcheint die Boxkommiſſion des Bun⸗ desdiſtriktes Columbia der Hauptſtadt Waſhington zu ſeim. Die Kommiſſion geißelt nämlich heute in Bezug auf die Schmeling-Kontroverſe die Finanzgebaren der Newyorker Boxveranſtalter und verlangt die Annullierung ſämtlicher gſſchen Mike Jacobs und Braddock⸗Louis einerſeits und Madiſon Square Garden und Max Schmeling andererſeits abgeſchloſſenen Verträge. Die Kommiſſion bezeichnet dabei allein Max Schmeling als logiſchen Herausforderer des„Weltmeiſters“ Joe Louis und 155 ägt vor, innerhalb von dreißig. Louis zu zwingen, mit Schmeling einen Kampf abzuſchließen. Im Weigerungsfalle ſollte der Weltmeiſtertitel für frei erklärt werden. Ueberhaupt müſſe der geſamte Amerikas auf eine andere, geſündere Grundlage ge⸗ ſtellt werden. In letzter Zeit habe man den Eindruck ge⸗ wonnen, als ſeien Verträge nur dazu da, um ſogenannten Boxveranſtaltern die Taſchen zu füllen, während Meiſter⸗ titel doch eigentlich nur in Anerkennung überlegener Box⸗ leiſtungen und nicht ausſchließlich für Zwecke des Geldver⸗ dienens verliehen werden ſollten. Bemerkenswert, daß damit zum erſten Male eine der amerikaniſchen Boxkommiſſionen den Mut aufgebracht hat, das Kind beim Namen zu nennen. Geſpannt darf man ſein, wie ſich Amerikas Sportführung, an die ſich dieſe Adreſſe wendet, verhalten wird. Box betrieb Gebietsſporttreffen— Jugendmeiſterſchaften. Eindeutig ſoll mit der Durchführung des Gebiets⸗ ſporttreffens der badiſchen HJ. und der Jugendmeiſterſchaf⸗ ten in der Leichtathletik zum Ausdruck gebracht werden, daß die Leibeserziehung der Jugend einen Weg geht, ein gemeinſames Ziel hat und von der Hitlerjugend und den Jugendabteilungen der Vereine des Reichsbundes für Leibesübungen getragen wird. Die Aufgaben, die in der Leibeserziehung der deutſchen Jugend, der Hitlerjugend und den Vereinen des Reichs⸗ bundes für Leibesübungen dabei zufallen, ſind klar um⸗ riſſen und nehmen auch immer feſtere Formen an. Die Hitlerjugend hat in ihrem Dienſtplan in jeder Woche einen Abend und im Monat 2 Sonntage der körperlichen Ertüch⸗ tigung vorbehalten. Dabei verſteht die Hitlerjugend gemäß den Forderungen, die an ſie geſtellt werden, unter körper⸗ licher Schulung Leibesübungen, Geländeſport, Schießen, Ausbildung von Hitlerjungen in den Marine⸗, Motor⸗, Flieger⸗ und Nachrichtenſcharen ſowie auf dem Gebiet des Luftſchutzes und Durchführung von Fahrten und Zeltlagern. Ihre Zielſetzung findet dieſe körperliche Ausbildung in dem Leiſtungsabzeichen des DJ. und der HJ., im Reiſchsſchieß⸗ wettkampf, Reichsſportwettkampf der HJ., Bann⸗ und Ge⸗ bietsſporttreffen, Sporttreffen der Marine⸗HJ, Gelände⸗ fahrt im Harz der Motor⸗HJ, im Reichsſegelflugwettbewerb und auf den NS⸗Kampfſpielen in Nürnberg. Dieſe rieſigen Aufgaben bedingen eine Mitarbeit aller fähigen Kräfte und auf dem Gebiet der reinen Leibesübungen eine enge Zuſammenarbeit mit den Vereinen des Reichsbundes für Leibesübungen. Die Vereine übernehmen in den freiwilligen Sport⸗ dienſtgruppen die ſportliche Schulung der Pimpfe und er⸗ ziehen geeignete Hitlerjungen auf dem Gebiet des Leiſtungs⸗ ſports. Gemeinſam arbeitet der Reichsbund für Leibes⸗ übungen an der körperlichen Grundſchulung aller 10— 18 jährigen Jugendlichen mit der Hitlerjuegnd und dann in ſeinen Jugendabteilungen die ſportlich geeignetſten 14—18 jährigen Jugendlichen zu erfaſſen. * Das Gebiet Baden der Hitlerjugend führt heute Sams⸗ tag und morgen Sonntag in Karlsruhe das große Gebiets⸗ ſporttrefſen, verbunden mit den Jugendmeiſterſchaften des Ds., durch. An dieſem großen Sporttreffen der HJ nehmen die beſten Mannſchaften der Banne und Jung⸗ banne des geſamten Gebietes Baden teil. Die Wettkämpfe finden am Samstagnachmittag und Sonntagvormittag auf dem KTV⸗Platz, die Schwimmwettkämpfe in Rappenwört ſtatt, während die Vorführungen am Sonntagnachmittag mit den Entſcheidungen und der Siegerehrung im Hoch⸗ ſchulſtadion durchgeführt werden. — Neue Kartoffeln Es war ſchon lange kein Vergnügen mehr, in den Kel⸗ ler zu gehen, um Kartoffeln heraufzuholen. Alte Kartof⸗ 9 ſehen nicht ſchön aus. Die langen Keime wuchern nur o aus ihnen heraus, und wenn die ſchaufelnden Finger in eine faule Kartoffel hineingeraten, iſt das auch nicht ge⸗ rade das Gefühl, als wenn man eine Roſe pflückt. Aber Sparſamkeit iſt nicht Geiz, und wer noch alte Kartoffeln in den Käſten hat, läßt ſie ſich ſchmecken. Aber eines Tages läuft einem denn doch das Waſſer im Munde zuſammen, wenn irgendwo das Auge auf eine An⸗ preißung ſtößt: Matjesheringe mit neuen Kartoffeln! Das läßt der Gaumen ſich nicht zweimal ſagen! Der Vater gibt daheim der Mutter einen ſteundlichen Stups.„Du, was meinſt du, eigentlich könnteſt du uns einmal Matjesheringe mit friſchen Kartoffeln vorſetzen!“ Die Mutter iſt diploma⸗ tiſch und weicht aus, Vater hat das kommen ſehen. Er greift in die Taſche und gibt der Mutter einen Vorſchuß. Und wirklich ſtehen am kaufe Tag neue Kartoffeln auf dem Tiſch, Goldgelbe„Mäufe“, glatt, als hätte Mutter ſie einzeln poliert! Erdduft iſt um ſie und der Hauch des Sommers. Feſt und friſch iſt ihr Fleiſch, die Zunge feiert ein 55 Und der Matſeshering, mild und ohne„Haut und Knochen“, vermählt ſich mit dem Erzeugnis der Scholle, 85 und Meer gehen vereint in die gleiche Endbeſtimmung ein Uns Heuttgen iſt es kaum noch vorſtellbar, daß es Kar⸗ toffeln in früheren Zeiten in Europa überhaupt nicht ge⸗ eben hat, daß dieſe aus Peru und von den Kordilleren fene bfiande in Preußen beiſpielsweiſe erſt auf Be⸗ reiben Friedrichs des Großen heimiſch wurde. Heute frei⸗ lich will keine Zunge ſie mehr miſſen, und wenn die Kar⸗ toffel in den erſten Sommermonaten in ihrer erdigen Friſche zu uns kommt, bedarf es nicht mehr des Krückſtocks des„Alten Fritz“, um uns zum Eſſen zu zwingen. Die friſchen Kartoffeln führen die Erntezeit heraus, ſie kommen in Geſellſchaft der friſchen Erbſen und Möhren, der grünen und dicken Bohnen, der Schlangengurken und des Beerenobſtes. Wenn die Frühkartoffeln auch noch nicht in den Keller wandern, wenn ſie auch als Delikateſſe nur ſparſam auf dem Tiſch erſcheinen— ſie ſind da und wer⸗ den nun nicht mehr verſchwinden, bis im Herbſt die Prall⸗ wucht der Säcke zu uns kommt und Kiſten und Käſten ſich füllen mit dem Segen der Erdäpfel. Aus dem Gerichtsſaal Mit Entziehung der Sterbeſakramente gedroht. Hanau, 17. Juli. Die Große Strafkammer verurteilte den 30 Jahre alten römiſch⸗katholiſchen Geiſtlichen Ludwig Wild zu zwei Monaten Gefängnis und zur Tragung der Koſten des Verfahrens. Als im vorigen Jahr ein Verfahren gegen den Kaplan f Hahner in Welkers bei Fulda wegen Kanzelhetze ſchwebte, verſah der Angeklagte an deſſen Stelle den Gottesdienſt. Kurz vor der Verhandlung gegen Kaplan Hahner hielt es der Angeklagte für richtig, ſich während des Gottesdienſtes auf unglaubliche Weiſe mit dieſem Strafverfahren zu be⸗ ſchäftigen, indem er erklärte, es ſei„nicht ſchön“, daß die eigenen Pfarrkinder ihren Prieſter angezeigt haben. Dabet ſtieß der angeklagte Pfarrer Wild unerhörte Drohungen ge⸗ gen diejenigen aus, die weiter nichts als ihre ſtaatsbürger⸗ liche Pflicht getan hatten. Er ging dabei ſo weit, von der Kanzel herunter zu ſagen, daß derjenige, der gegen einen Prieſter auftrete, in ſeiner Sterbeſtunde keinen geiſtlichen Beiſtand erhalten könne. Als ein Kirchenbeſucher auf dieſe beiſpielloſe Drohung in be⸗ greiflicher Entrüſtung rief:„Das gehört nicht hierher“, be⸗ zeichnete der Angeklagte dieſe Aeußerung als„unerhört“. In der Verhandlung verſuchte der Angeklagte, ſich hier⸗ mit herauszureden, daß er meinte, in der Erregung könne jedem Menſchen einmal ein„unbedachtes Wort“ über die Lippen kommen. Er mußte ſich aber vom Staatsan- walt ſagen laſſen, daß Angelegenheiten des Staates— und eine ſolche Angelegenheit ſei das Verfahren gegen den Kaplan Hahner geweſen— überhaupt nicht auf die Kandel F gehörten. Der Angeklagte habe mit der Drohung der geiſt⸗ lichen Beiſtandsverweigerung in der Sterbeſtunde die Zeu⸗ gen im damaligen Prozeß Hahner in einen ſchweren Ge⸗ wiſſenskonflikt gebracht. Bei der Urteilsfindung berückſich⸗ 1100 das Gericht die jugendliche Unerfahrenheit des Ange⸗ ö agten. Trier, 17. Juli. Die Große Strafkammer des Landge⸗ richts Koblenz tagte von Dienstag bis Freitag in Trier. Auf der Anklagebank ſaßen nicht weniger als 13 jetzige und ehemalige Angehörige der Genoſſenſchaft der Barmher⸗ digen Brüder von Trier und zwei Angeſtellte des 1 Ordens. Sie waren beſchuldigt, in den Jahren 1929 bis ö 1936 in Bonn, Dortmund, Saffig und Saarbrücken unzüch⸗ tige Handlungen an Perſonen unter 14 Jahren und an ihnen anvertrauten Pfleglingen verübt, ſowie widernatür⸗ liche Unzucht mit anderen Männern getrieben zu haben. = 25 E 2 1 5 — — 2 — 5 — 8 — D —. S 5 — 2 * 2 — 51 e 2 2 5 2 2 — 7285 2 2 — D 8 2 5 00 — . — 2 5 7 In der Urteilsbegründung wies der Vorſitzende 5 darauf hin, daß das Gericht kein Urteil über die Kirche oder ihre Einrichtungen zu fällen gehabt habe. Es ſeien lediglich die nachgewieſenen Straftaten zu verurteilen geweſen. Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5 Konzert; 5.45 Morgenlied, Zeit, Wetter, Gymnaſtik; 6.15 Nachrichten; 6.30 Frühkonzert, in der Pauſe(7 bis 7.10) Frühnachrichten; 8 Jeit, Waſſerſtandsmeldungen, Wetter, landwirtſchaftliche Nachrichten, Gymnaſtik; 8.30 Morgenkon⸗ zert; 11.30 Volksmuſit; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wet⸗ ter, Nachrichten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Allerlef von Zwei bis Drei; 15 Sendepause; 16 Muſik am Nachmittag; 18 Griff ins Heute; 21 Nachrichten; 22 Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Sonntag, 18. Juli: 6 Hafenkonzert; 8 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter, Gym⸗ naſtik; 8.30 Evang. Morgenfeier; 9 Wiener Lehrer⸗a⸗capella⸗ Chor ſingt; 9.30 Ernſte und heitere Ouvertüren, Schallplat⸗ ten; 10.20 Schaltpauſe; 10.30 Feierliche Einweihung des Hauſes der Deutſchen Kunſt und Eröffnung der großen deutſchen Kunſtausſtellung 1937; 12 Muſik am Mittag; 14 Seppel iſt mißtrauiſch; 14.30 Schallplatten; 15 Im Garten des kurpfälziſchen Muſeums, aus dem Wunderhorn und Georg Forſters teutſche Liedlein; 16 Sonntagnachmittag aus Saarbrücken; 18 Wer für Ungelehrten will ſchreiben, der muß ſpaſſen vil, Spiel mit Muſik; 19 Kunterbunt zur Abend⸗ ſtund, Schallplatten; 19.45 Turnen und Sport— haben das Wort; 20 Tag der Deutſchen Kunſt; 20.50 Einführung in die Oper„Der Liebestrank“; 21 Der Liebestrank, komiſche Oper von Donizetti; in der erſten Pauſe 21.30 bis 21.45; Zeit, Nachrichten, Wetter; in der zweiten Pauſe 22.20 bis 22.35: Sport; 23.30 Ein kleines Tänzchen, bitte, Schallplat⸗ ten; 24 Nachtkonzert. Montag, 19. Juli: 9.30 Sendepauſe, 19 Stuttgart ſpielt auf, heitere Feier⸗ abendmuſik; 20.30 Tage der Deutſchen Kunſt, Ueberblick über die Veranſtaltungen in München; 21 Nachrichten, Wet⸗ ter; anſchl.: Kurzgeſpräch zur 5. Reichstagung der Auslands⸗ organiſation der NSDAß.; 21.15 Auf der Alm da gibts ka Sünd, kleine Ferienreife mit Alpenball und Bergbeſtei⸗ gung; 22.30 Nachtmuſil und Tanz. Dienstag, 20. Juli: i 9.30 Sendepause; 19 Heut werden geboten— Schallplat⸗ ten und Anekdoten; 21.15 Franz Schubert⸗ Konzert; 2220 3 Zeitungsſchau; 22.40 Lieder; 23 Unterhaltung und nz. i Mittwoch, 21. Juli: 9.30 Sendepauſe; 19 Anſer ſingendes, klingendes Frank⸗ furt; 21.15 Wie es euch gefällt, ſchöne Abendmuſik; 22.30 Portugieſiſche Mufit, Programmausktauſch Deutſchland—Por⸗ tugal; 23 Tan⸗muſik. Reichsſender Frankfurt a. M.: Sonntag, 18. Juli: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter, 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Deutſche Scholle; 8.45 Orgel⸗ muſik; 9 Chriſtliche Morgenfeier; 9.45 Wohin mit der Freud, Schallplatten; 10 Klavierkonzert Nr. 2, A⸗dur von Lifztz 10.20 Umſchaltung; 10.30 Feierliche Einweihung des„Hauſes der deutſchen Kunſt“ und Eröffnung der großen deutſchen Kunſtausſtellung 1937; 12 Muſik am Mittag; 14 Für unſere Kinder; 14.30 Muſikaliſche Rückantworten, Schallplatten 15.30 Es freit ein wilder Waſſermann..„ mit Sagen Mär⸗ chen, Balladen und Liedern; 16 Nachmittagskonzert; als Ein⸗ lage: Ruderregatta Bad Ems und Deutſcher Wanderkag m Mayen; 18 Ein modernes Märchen; 19.40 Sportſpiegel des Sonntags; 20 Unterhaltungsmuſik; 20.50 Einführung in dis Oper: Der Liebestrank; 21 Der Liebestrank, Oper von Dani⸗ zetti: in der 1. Pauſe 21.30 bis 21.45: Nachrichten; in der 2. Pauſe 22.25 bis 22.35: Sport; 23.30 Wir bitten zum. Tanz; 24 Nachtkonzert. 9.30 Hausfrau, hör zu; 10 Sendepauſe; 11.45 Deutſche Scholle; 14.10 Allerlei von Zwei bis Drei; 15.15 Für unſeke Kinder; 19 Stuttgart ſpielt auf; 20.30 Ueberblick über die Veranſtaltungen der„Tage der deutſchen Kunst“; 21.15 Auf der Alm, da gibt's ka Sund, kleine Ferienreiſe mit Alpenball und Bergbeſteigung; 22.20 Die Welt des Sports; 22.35 Nachtmuſik und Tanz. Dienstag, 20. Juli: 5 9.30 Hausfrau, hör zu; 9.45 Sportfunk für die Jugend; 10.15 Sendepause; 11.45 Deutßhe Scholle; 15.15 Sen pauſe; 19 Klänge der Heimat; 21.15 Balladen von Ka e als Einlage: Klaviermuſik; 22.30 Anterhaltung 8 Mittwoch, 21. Juli: 9.30 Hausfrau, hör zu; 9.45 Sendepause; 11.50 ſche Scholle; 14.10 Allerlei von Zwei bis Drei; 15.15 Send ſe; 19 Unſer ſingendes, klingendes Frankfurt; 21.15 Frank. furt a. M., die rhein⸗mainiſche Stadt, Hörſpiel; 22.20 Kan rad, wo biſt du?; 22.30 Unterhaltungsmuſik. Montag, 19. Juli: 3 Y HN D