deere terergpegene Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poft Mk. 1.60, u der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte kr. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Nr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages- und flnzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Vertündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Betriebsftörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprücher Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdl⸗ Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A 6. 37: 1160 7 37. Jahrgang Montag, den 19. Juli 1987 Nr. 165 Wieder ewige, deutſche Kunſt! Denkwürdiger Tag in der deutſchen Kulturgeſchichte/ Der Führer als Wegbereiter der neuen Kunſt Anerbittliche Säuberungsaktion angekündigt. München, 19. Juli Als in der Nacht des 6. Juni 1931 die Flammen eines rieſengroßen Brandes den alten Münchener Glaspalaſt mit unerſetzlichen Werten deutſcher Malerromantik zerſtört hat⸗ ten, da war München ſeines großen Ausſtellungsbaus für die neuere bildende Kunſt beraubt und an der Stätte des abgebrannten Gebäudes breitete ſich ein Ruinenfeld aus, das das Straßenbild verunſtaltete und gleichſam ein krauri⸗ ges Symbol jener troſtloſen Zeit war. In Adolf Hitler aber entſtand ſchon damals der feſte Entſchluß, daß München einen großen neuen Kunſttempel erhalten müſſe. Nach der nationalſozialiſtiſchen Machtergreifung wurde dann auch hier ſofort zur Tat geſchritten, und ſchon im Herbſt 1933 fand die feierliche Grundſteinlegung für den nach den Ent⸗ würfen des großen Architekten Paul Ludwig Trooſt in enger Zuſammenarbeit mit dem Führer erdachten Bau ſtatt. Mit dem für die deutſche Kunſtgeſchichte denkwürdigen 18. Juli 1937 war nun die Stunde gekommen, in der der Führer den wundervollen Bau, der in ſeiner edlen Form ein ſteingefügter Hymnus der Geſtaltungskraft, des Schön⸗ heitsſinnes und der Kunſtliebe des jungen Deutſchland iſt, feierlich einweihen und zugleich die„Große Deutſche Kunſt⸗ ausſtellung 1937“, die erſte repräſentative Schau der bil⸗ denden Kunſt im Reich Adolf Hitlers, eröffnen konnte. Die Teilnahme des deutſchen Volks an dem großen kul⸗ turellen Ereignis entſprach ganz ſeiner weittragenden Be⸗ deutung. Schon am Vorabend bewegten ſich im Märchen⸗ glanz der Illumination, im Zauber des Feſtſchmuckes und epackt von den Klängen der muſikaliſchen und geſanglichen ufführungen buchſtäblich Hunderttauſende in der Stadt. Von der dritten Morgenſtunde des Sonntags an ſtrömten dann neue Zehntauſende von auswärts herbei Gegen 10 Uhr marſchierten in der Prinzregentenſtraße die Ehrenkompanien und Ehrenformationen auf. Auf der dem Haus der deutſchen Kunſt gegenüberliegenden Straßen⸗ 522 nahmen rund 3000 Ehrengäſte Platz. Die Mitglieder er Reichsregierung, das diplomatiſche Korps, das Führer⸗ korps der Bewegung und andere Ehrengäſte begaben ſich in das Haus der deutſchen Kunſt, um dort den Führer zu erwarten. g Kurz vor halb 11 Uhr hörte man von der Ludwigſtraße her das Brauſen des Jubels: Der Führer kommt. Unter den Klängen des Präſentiermarſchs ſchritt Adolf Hit⸗ ler die Fronten der Formationen ab. Die Aebergabe des Hauſes Der Führer betrat dann die Freitreppe des Hauſes der deutſchen Kunſt. Staatskommiſſatl Gauleit er Adolf Wagner richtete folgende Worte an den Führer: „In einem bisher ungeahnten und noch nie gekannten Ausmaß iſt das Künſtlertum des Deutſchen Reichs und des deutſchen Volks heute hier in München angetreten, um dem feierlichen Akt der Uebergabe des Hauſes der deutſchen Kunſt beizuwohnen. Als Staatskommiſſar des Hauſes darf ich melden, daß das Haus entſtanden iſt und errichtet wurde, ſo wie Sie, mein Führer, es befohlen haben. Wir in Mün⸗ chen ſind glücklich, und es erfüllt uns ſchon ſeit Beginn der nationalſozialiſtiſchen Bewegung mit unendlichem Stolz, daß unſere Stadt die Geburtsſtadt der nationalſozialiſtiſchen Be⸗ wegung geworden iſt. Zu dieſem Stolz kommt heute noch ein neues großes Glück: daß unſere Stadt zur Stadt der Wiedergeburt der deutſchen Kunſt wurde.“ Staatskommiſſar Gauleiter Adolf Wagner forderte zum Schluß ſeiner Anſprache die deutſchen Künſtler und alle An⸗ weſenden auf, den Führer und Reichskanzler mit einem Siegheil als Gelöbnis des Danks und der Treue zu be⸗ rüßen. Begeiſtert ſtimmten die vor dem Haus der deut⸗ ſchen Kunſt Verſammelten in den Ruf ein. Der Vorſitzende des Vorſtands des Hauſes der deutſchen Kunſt, Auguſt von Finckh, übergab nunmehr dem Füh⸗ rer das Haus mit folgenden Worten:„Mein Führer! Ihnen 955 in dieſer feierlichen Stunde unſer erſter Gruß! Von 5 iſt der Wille ausgegangen zu dieſer Schöpfung. Ihrem Wollen hat die Form 700 die hohe Kunſt un⸗ eres verewigten Paul Ludwig Trooſt, dem ein tragiſches eſchick verwehrt hat, heute das Werk vollendet zu ſehen. Dem Opferſinn vieler deutſcher Männer, die Sie, mein Führer, begeiſterten, dankt der Bau Ausführung und Voll⸗ endung. So iſt denn das Werk drei echt deutſchen Kräften entwachſen: unbeugſamem Willen, gottbegnadeter Kunſt und ergebener Treule. Um Beginn, Werden und Vollendung wachte Ihre nimmermüde Sorge. Dafür dankt Ihnen am heutigen Tag die ganze Nation, allen voran die deut⸗ 12 Künſtler, deren Kunſt Sie dieſes Haus weihen wer⸗ n , Die Walter dieſes Werkes, die Sie berufen, übergeben Ihnen nun das Haus. Es möge ein Markſtein ſein auf Ihrem Weg, auf dem Sie das deutſche Volk zu Frieden und Glück führen werden. Möge das Haus ſelbſt und alles, was es jemals zu bergen beſtimmt iſt, ſich würdig erweiſen einer großen deutſchen Kunſt!“ 4 Der Führer und Reichskanzler antwortete mit einer Anſprache, in der er u. a. ſagte: Ihnen, Parteigenoſſe Wagner, danke ich dafür, daß Sie die Ideen und Gedanken von viereinhalb Jahren nicht nur in ſich aufgenommen, ſondern mit dem ganzen Fanatis⸗ mus ihrer Perſönlichkeit geholfen haben, ſie zu verwirk⸗ lichen. Ihnen, Herr von Finckh, danke ich, daß Sie in ſo hingebungsvoller Arbeit und— ich darf wohl ſagen— mit ſo ſeltener Fähigkeit es zu Wege brachten, die Mittel für dieſes Haus aus einem Kreiſe, der nicht groß war, in Form freiwilliger Spenden zuſammenzubringen. Denn auch dies muß das deutſche Volk heute wiſſen: Das Haus, das 15 vor Ihnen ſteht, iſt erbaut worden aus dem freien Opferſinn deutſcher Volksgenoſſen! Vor viereinhalb Jahren wurde dieſes Werk in der Pla⸗ nung und kurze Zeit darauf auch im Bau begonnen. Jetzt er⸗ leben wir ſeine Vollendung: Das größte und ſchönſte Ausſtel⸗ lungsgebäude der Kunſt, das es auf der Welt zurzeit gibt! Ich möchte aber auch den Künſtlern und Arbei⸗ tern danken, die das Werk unſeres großen verſtorbenen Mei⸗ ſters zur Ausführung gebracht haben. Es iſt ein ſtolzes Denk⸗ mal, das Sie ſich ſelbſt ſetzten. Es wird bleiben, wenn von vielen ſonſt keine Erinnerung mehr auf die Nachwelt über⸗ kommen ſein wird. So übergebe ich damit dieſes herrliche Haus feiner Beſtimmung. In der Ehrenhalle Die Ehrenhalle bildet den Kern des Gebäudes. Sie iſt in Wahrheit eines der großartigſten Dokumente nationalſozia⸗ liſtiſcher Baugeſinnung. Die Reinheit und Klarheit der Linien und Formen wirkt überwältigend. Nach dem feierlichen Akt der Uebergabe des Hauſes der deutſchen Kunſt betritt der Führer, von der Freitreppe kommend, die Ehrenhalle. Die Feſtverſammlung begrüßt den Schirmherrn der deutſchen Kunſt; ehrerbietig mit erhobener Rechten. Andächtig lauſchen die Feſt⸗ gäſte der weihevollen Hymne, die den Feſtakt einleitet. So⸗ dann tritt der Staatskommiſſar für das Haus der deutſchen Kunſt, Gauleiter Adolf Wagner, vor und verkündet: „Zur Eröffnung der Großen Deutſchen Kunſtausſtellung im Haus der deutſchen Kunſt in München ſpricht der Führer!“: Nun erhob ſich der Schöpfer dieſes Kunſtwerks, der Schirmherr der deutſchen Kunſt, der Führer und Reichskanz⸗ ler Adolf Hitler, um das Wort zu einer großangelegten Rede zu ergreifen, mit der er die„Große Deutſche Kunſtausſtellung 1937“ eröffnet. Er führte im weſentlichen Folgendes aus: „Als vor vier Jahren die feierliche Grundſteinlegung dieſes Hauſes ſtattfand, waren wir uns alle bewußt, daß nicht nur der Stein für ein neues Haus geſetzt, ſondern der Grund gelegt werden mußte, für eine neue und wahre deutſche Kunſt. Es galt, eine Wende herbeizuführen in der Entwicklung des geſamten deutſchen kulturellen Schaffens. Der Zuſammenbruch und der allgemeine Verfall Deutſchlands war— wie wir wiſſen— nicht nur ein wirt⸗ ſchaftlicher oder politiſcher, ſondern ein in vielleicht noch viel größerem Ausmaß kultureller geweſen. Immer mehr Menſchen erkannten, daß die durch die marxiſtiſch⸗parlamentariſche Demokratie und Zentrumswirt⸗ ſchaft erreichte und ſich dauernd ſteigernde weltanſchauliche und politiſche Zerſplitterung zu einer allmählichen Auflöſung des einheitlichen Volksgefühls und damit der Volksgemein⸗ ſchaft und infolgedeſſen zur Lähmung der inneren und äuße⸗ ren Lebenskraft unſeres Volks führen mußte. Dieſe eintreten⸗ den Schwächen des deutſchen Volkskörpers aber führten zu jener internationalen Rechtsloſigkeit, die ihren außenpoliti⸗ ſchen Lohn in der konſtanten Verweigerung der deutſchen Gleichberechtigung fand. So ſehr ſich auch aus verſtändlichen Gründen unſere inneren und äußeren Gegner bemühten, die deutſche Ohn⸗ macht mit einem förmlichen Dunſt international üblicher Phraſen zu umſchleiern, ſo ſehr hat doch die Härte der Tat⸗ ſachen geholfen, das deutſche Volk zu erziehen und ihm die Augen zu öffnen über das Ausmaß ſeines Zuſammenbruchs und Verfalls, den es unter den Auſpizien ſeiner weſtlich W demokratiſchen Völkerbundsideologen erlitten atte. a Viel erfolgreicher und vor allem anhaltender als auf po⸗ litiſchem und wirtſchaftlichem Gebiet war die durch Schlag⸗ worte und Phraſen erreichte Verwirrung der Anſichten öber das Weſen der Kultur im allgemeinen und des deutſchen Kulturlebens und Kulturverfalls im beſonderen. Das Ju- dentum verſtand es beſonders unter Ausnutzung ſeiner Stellung in der Preſſe, mit Hilfe der ſogenannten Kunſt⸗ kritik nicht nur die natürlichen Auffaſſungen über das We⸗ ſen und die Aufgaben der Kunſt ſowie deren Zweck all⸗ mählich zu verwirren, 0 überhaupt das allgemeine geſunde Empfinden auf dieſem Gebiet zu zerſtören. raurig war es zu erleben, wie durch Schlagwörter und Blödeleien allmählich eben doch nicht nur ein Gefühl der allgemeinen Unſicherheit in der Beurteilung künſtleriſcher Leiſtungen oder Beſtrebungen aufkam, ſondern wie dies mithalf, jene Feigheit und Angſt großzuzüchten, die ſelbſt anſonſten ver⸗ ſtändige Menſchen hinderten, gegen dieſen Kultur⸗ bolſchewismus Stellung zu nehmen bezw. ſich den dieſem Geſetz heraus finden wir dann auch einen allgen niederträchtigen Propagandiſten dieſer kulturloſen Narretelen zu widerſetzen. Dadurch konnte es den geſchäftstüchtigen jü⸗ diſchen Kunſthändlern gelingen, die größten Schmieragen von heute auf morgen einfach als die Schöpfungen ihrer neuen und damit modernen Kunſt zu offerieren und vor allem zu taxieren, während man umgekehrt hochgeſchätzte Werke kurzerhand abtat und ihre Meiſter als unmodern ein⸗ fach zur Strecke brachte. Denn in dieſem Wort„modern“ liegt naturgemäß die Vernichtung all jener, die dieſen Unſinn mitmachen wol⸗ len, begründet. Natürlich wird ſich gegen eine ſolche Auf⸗ faſſung der wirkliche Künſtler wenden. Allein wie⸗ viel wahre und große Künſtler hat es zu allen Zeiten auf der Welt auf einmal gegeben? Die wahre Kunſt iſt und bleibt in ihren Leiſtungen immer eine ewige, d. h. ſie un⸗ terliegt nicht dem Geſetz der ſaiſonmäßigen Bewertung der Leiſtungen eines Schneiderateliers Ihre Würdigung ver⸗ dient ſie ſich als eine aus dem tiefſten Weſen eines Volks entſtammende unſterbliche Offenbarung. Was war dabei nun natürlicher, als daß gerade die Sorte kleiner Gegenwartskunſtfabrikanten ſogar noch auf das eifrigſte mithalf, um 1. den Glauben an die völkiſche Gebundenheit und damit an die zeitliche Unvergänglichkeit eines Kunſtwerks zu beſeitigen, um ſo 2. dem eigenen Kunſtwerkden Vergleich mit den Lei⸗ ſtungen der Vergangenheit zu erſparen und es als daſeins⸗ berechtigt wenigſtens der Gegenwart aufoktroyieren zu kön⸗ nen. Daher ſind auch gerade dieſe Leute, die ſelbſt die größte Toleranz beanſpruchen, bei der Beurteilung ihrer! eigenen Erzeugniſſe von größter Intoleranz in der Wür⸗ digung der Arbeiten anderer, und zwar nicht nur ſol⸗ cher aus der Vergangenheit, ſondern auch von Künſtlern der Gegenwart. Genau wie in der Politik, gab es auch eine Verſchwörung des Unzulänglichen und Min⸗ der wertigen gegen das beſſere Vergangene und das befürchtet beſſere Gegenwärtige oder auch nur geahnt beſ⸗ ſere Zukünftige. So wenig nun dieſe Kunſtmißhandlung an poſitivem Können aufzuweiſen hat, ſo groß iſt dafür das gut einſtudierte Lexikon von Schlagwörtern und Phraſen. Kein Kunſtwerk ohne eine genau gedruckte Deutung ſeines ſonſt unverſtändlichen Sinns. Dabei kam dieſen kläglichen Kunſt⸗ ſchwadroneuren immer wieder die Feigheit unſeres ſogenannten beſitzenden Bürgertums zugute. Es gab daher für dieſe Ark von Kunſtproduzenten und Kunſtvertreibern gar nichts Beſ⸗ ſeres, als ſich gegenſeitig in die Hände zu ſpielen und von vornherein alle jene als„ungebildete Banauſen“ zu bezeich⸗ nen, die dieſes Spiel durchſchauten oder ſonſt nicht mitmachen wollten. Ja, unſere Juden haben ihre bürgerlichen Pappen⸗ heimer nur zu gut gekannt, und die mit ihnen marſchierenden modernen Kunſtdeuter erkannten ebenfalls nur zu ſchnell, was da los war. Ich möchte daher an dieſer Stelle heute folgende Feſt⸗ ſtellung treffen: Bis zum Machtanteitt des Nationalſozjalks⸗ mus hat es in Deutſchland eine ſogenannte moderte“ Kunſt gegeven, d. h. aiſo, wie es ſchon im weſen dieses Wortes liegt, faſt jedes Jahr eine andere. Das natiogal⸗ ſozialiſtiſche Deutſchland aber will wieder eine„deutſche Kunſt“, und dieſe ſoll und wird, wie alle ſchöpferiſchen Werte eines Volks, eine ewige ſein. Entbehrt ſie aber eines ſolchen Ewig⸗ keitswerts für unſer Volk, dann iſt ſie auch heute ohne höhe⸗ ren Wert. Als daher der Grundſtein für dieſes Haus gelegt wurde, ſollte damit der Bau eines Tempels beginnen nicht für eine ſogenannte moderne— ſondern für eine wahre und ewige deutſche Kunſt, d. h. noch beſſer: ein Haus für die Kunſt des deutſchen Volkes und nicht für irgendeine internationale Kunſt der Inhre 1937, 1940, 1950 oder 1960, denn in der Zeit liegt keine Kunſt begründet, ſondern nur in den Völkern. Es hat daher auch der Künſtler nicht ſo ſehr einer Zeit ein Denkmal zu ſet⸗ zen, ſondern ſeinem Volk. Solange ein Volk beſteht, iſt es in der Flucht der Erſcheinungen der ruhende Pol. Es iſt das Seiende und Bleibende! Und damit iſt auch die Kunſt als dieſes Sejenden Weſensausdruck ein ewiges Denkmal, ſelbſt ſeiend und blei⸗ bend und gibt daher auch keinen Maßſtab von geſtern und heute, von modern und unmodern, ſondern es gibt nur einen Maßſtab von„wertlos“ oder„wertvoll“ und damit von zewig“ oder„vergänglich“. And dieſe Ewigkeit liegt gefaßt im Leben der Völker, ſolange alſo dieſe ſelbſt ewig ſind, d. h. beſtehen. Ich will daher, wenn ich von deutſcher Kunſt rede— wofür dieſes Haus gebaut wurde— den Maßſtab im deut⸗ ſchen Volk, in ſeinem Weſen und Leben, ſeinem Gefühl, ſeinen Empfindungen und ihre Entwicklung in ſeiner Entwicklung ſehen. Es liegt daher in den Maßen feines Daſeins auch der Maßſtab für den Wert oder Un wert 1 kulturellen Lebens und damit unſeres künſtleriſchen Schaffens. 5 5 oft die Frage geſtellt worden, was „deu l denn nun ſein“ eigentlich heiße. Unter allen Definitio⸗ über aufgeſtellt worden ſind, ſcheint mir ſene wohl am wür⸗ digſten zu ſein, die es überhaupt nicht verſucht, in erſter Linie eine Erklärung abzugeben als vielmehr ein Geſetz aufzuſtellen. dieſer Wel mag, hat ſchon ein großer Deutſcher einſt ausgeſprochen: „Deutſch ſein 0 klar ſein!“ Das aber 5 2 daß 1 5 damit logiſch und vor allem aber auch wahr Ein herrliches Geſetz, das allerdings auch jeden 1 verpflichtet, ihm zu dienen und es damit zu erfüllen. unſeres Polks entſprechende ültigen Maßſtab für das richtige, weil dem Leb gültig öſtab f N 8 nen, die in Jahrhunderten und von vielen Männern dar⸗ Das ſchönſte Geſet aber, das ich mir für mein Volk auf als Aufgabe ſeines Lebens vorzuſtellen ver⸗. Die tiefinnere Sehnſucht nun nach einer ſolchen wahren deutſchen Kunſt, die in ſich die Züge dieſes Geſetzes der Klarheit trägt, hat in unſerem Volk immer ge⸗ lebt. Sie hat unſere großen Maler, unſere Bildhauer, die Geſtalter unſerer Architekturen, unſere Denker und Dich⸗ ter und am allerhöchſten wohl unſere Muſiker erfüllt. Als an jenem unglücklichen 6. Juni 1931 der alte Glaspalaſt in Feuer und Flammen aufging, da verbrannte in ihm ein Unſterblicher Schatz einer ſo wahrhaften deutſchen Kunſt. Romantiker hießen ſie und waren dabei doch nur die ſchönſten Vertreter jenes deutſchen Suchens nach der wirk⸗ lichen und wahrhaftigen Art unſeres Volks und nach einem aufrichtigen und anſtändigen Ausdruck dieſes innerlich ge⸗ ahnten Lebensgeſetzes. Denn nicht nur die gewählten Stoffe der Darſtellung waren dabei für ihre Charak⸗ teriſtik des deutſchen Weſens entſcheidend, ſondern ebenſo ſehr die klare und einfache Art der Wiedergabe dieſer Emp⸗ findungen. And es iſt daher auch kein Zufall, daß gerade dieſe Mei⸗ ſter dem deutſcheſten und damit natürlichſten Teil unſeres Volks am allernächſten ſtanden. Dieſe Meiſter waren und ſind unſterblich, ſelbſt heute, da viele ihrer Werke im Original nicht mehr leben, ſondern höchſtens noch in Kopien oder Reproduktionen erhalten ſind. Unſere deutſchen Romantiker von einſt dachten nicht im geringſten daran, etwa alt oder gar modern zu ſein oder ſein zu wollen. Sie fühlten und empfoͤnden als Deutſche und rechneten natürlich dementſprechend mit einer dauern⸗ den Bewertung ihrer Werke, entſprechend der Lebensdauer des deutſchen Volks. Welch eine Tragik alſo, daß ge⸗ rade ihre Arbeiten verbrennen mußten, während die Er⸗ zeugniſſe unſerer modernen Kunſtfabrikanten, die ja ohnehin als in der Zeit liegend ausgegeben werden und leider nur zu lange erhalten blieben. Wir wollen ſie nun aber auch ſelbſt pflegen als Dokumente des kiefſten Verfalls unſeres Volkes und ſeiner Kultur. Dem Zweck ſoll auch die Ausſtellung der Verfallszeit dienen, die wir in dieſen Tagen ebenfalls dem Beſuch der deutſchen Volks⸗ genoſſen öffnen und empfehlen. Sie wird für viele eine heilſame Lehre ſein. In den langen Jahren der Planung und damit der gei⸗ 1 Ausrichtung und Geſtaltung eines neuen Reichs be⸗ chäftigte ich mich oft mit den Aufgaben, die uns die Wie⸗ dergeburt der Nation beſonders auf dem Gebiet ihrer kul⸗ turellen Säuberung auferlegen würde. Denn Deutſchland ſollte ja nicht nur politiſch oder wirtſchaftlich, ſondern in erſter Linie auch kulturell wiedererſtehen. Ja, ich war und ich bin überzeugt, daß der letzteren für die Zu⸗ kunft eine noch viel größere Bedeutung zukommen wird als den beiden erſteren Ich war gerade nach unſerem Zuſammenbruch der Ueber⸗ zeugung, daß Völker, die einmal geſtrauchelt ſind und nun von ihrer ganzen Umwelt getreten werden, erſt recht die Ver⸗ pflichtung beſitzen, ihren Unterdrückern gegenüber den eigenen Wert noch bewußter zu betonen und zu bekunden. Es gibt aber nun einma kein ſtolzeres Dokument für das höchſte Lebensrecht eines Volkes als deſſen unſterbliche kulturelle Leiſtungen. Ich war daher auch immer entſchloſſen— wenn das Schickſal uns einmal die Macht geben würde— über dieſe Dinge mii neemand zu diskutieren, ſondern auch hier Entſcheidungen zu treffen. Denn das Verſtändnis für ſo große Aufgaben iſt nicht allen gegeben. Mit kleinen ſpießer⸗ haften Geiſtern aber über Probleme zu verhandeln, die ſie einfach nicht verſtehen, weil ſie weit über ihren Horizont hin⸗ ausragen, iſt zwecklos. Noch falſcher aber würde es ſein, ſich gar von jenen beirren zu laſſen, die als grundſätzliche Feinde einer nationalen Wiedergeburt die Be⸗ deutung der kulturellen Erhebung ſogar ſehr genau erkennen und ſie deshalb erſt recht mit allen Mikteln zu ſtören und zu hemmen verſuchen. Unter den vielen Plänen, die mir im Krieg und in der Zeit nach dem Zuſammenbruch vorſchwebten, befand ſich auch der, in München, der Stadt mit der weitaus größten künſtleriſchen Ausſtellungstradition— angeſichts des gänzlich unwürdigen Zuſtands des alten Gebäudes— einen neuen großen Ausſtellungspalaſt für die deutſche Kunſt zu erkichten. Auch an den nunmehr gewählten Platz dachte ich ſchon vor vielen Jahren. Sie werden es nun alle verſtehen, wenn mich in dieſen Tagen ein wahrhaft ſchmerzlicher Kummer erfüllt darüber, daß es die Vorſehung nicht geſtattet hat, den heutigen Tag mit dem Mann zu erleben, der mir ſofort nach der Ueber⸗ nahme der Macht als einer der größten deutſchen Baumeiſter die Pläne auch für dieſes Werk entworfen hat. Als ich mich an den bereits die Parteibauten bearbeitenden Profeſſor Ludwig Trooſt wendete mit der Bitte, ein Kunſtaus⸗ ſtellungsgebäude auf dieſem Platz zu errichten, da hatte dieſer ſeltene Mann eine Anzahl groß gedachter Skizzen bereits aus⸗ geführt für ein ſolches Gebäude. Und dieſer neue Baugedanke iſt, das werden Sie mie heute wohl alle zugeben, ein wahrhaft großer und künſtleriſcher Wurf. So einmalig und eigenartig iſt dieſes Objekt, daß es mit nichts verglichen werden kann. So iſt hier ein Haus entſtanden, würdig genug, um den höchſten Leiſtungen der Kunſt eine Gelegenheit zu geben, ſich dem deutſchen Volk zu zeigen. Und ſo ſollte der Bau dieſes Hauſes zugleich mit einen Wende⸗ punkt darſtellen und das chaotiſche Bauſtümpern, das hin⸗ ter uns lag, beenden. Ein erſter Neubau, der ſich würdig einreihen ſoll in die 80 Leiſtungen unſeres deut⸗ en kunſtgeſchichtlichen Lebens. i 8 Sie 192 55 nun auch verſtehen, daß es nicht ge⸗ nügen darf, der bildenden deutſchen Kunſt dieſes Haus zu geben, das ſo anſtändig, klar und wahrhaftig iſt, ſo daß wir es ſchon mit Recht als ein Haus der deutſchen Kunſt be⸗ eichnen dürfen, ſondern daß nunmehr auch die Aus⸗ 9 ſelbſt eine Wende bringen muß gegenüber dem erlebten künſtleriſchen, bildhaueriſchen und malerischen Verfall. Wenn ich nun einmal nicht mehr geleiſtet hätte in mei⸗ nem Leben, als nur dieſen einen Bau hier veranlaßt zu haben, dann hätte ich ſchon dadurch für die deutſche Kunſt mehr getan als alle die lächerlichen Skribenten unſerer früheren Judenzeitungen oder die kleinen Kunſtkleckſer, die, ihre eigene Vergänglichkeit vorausahnend, als einzige Emp⸗ fehlung nur die Modernität ihrer Schöpfungen anzupreiſen hatten. 5 ich weiß aber, daß, ganz abgeſehen von dieſem nenen 21 10 3 dau Reich eine unerhörte Blüte der deutſchen Kunſt beranlaſſen wird. denn goch niemals ſind ihr gewaltigere Aufgaben geſtell! worden, als es in dieſem Reiche heute der Fall iſt und in der Zukunft ſein wird. Und noch niemals war dabei die Bemeſſung der dazu nötigen Miltel großzügiger als im nakionalſozialiſtiſchen Deulſch⸗ land. Allerdings, wenn ich nun heute vor Ihnen ſpreche, ſo ſpreche ich auch als der Reprälentant dieſes Reiches, und ſo wie ich an die Ewigkeit dieſes Reiches glaube, das nichts anderes ſein ſoll als ein lebender Organismus unſe⸗ res Volkes, ſo kann ich auch nur glauben und damit arbei⸗ ten an und für eine ewige deutſche Kunſt. Daher wird die Kunſt dieſes neuen Reiches nicht mit Maßſtäben von alt oder modern zu meſſen ſein, ſondern ſie wird als eine deutſche Kunſt ſich ihre Unvergänglichkeit vor unſerer Geſchichte zu ſichern haben. Denn die Kunſt iſt nun einmal keine Mode. So wenig wie ſich das Weſen und das Blut unſeres Volkes ändert, muß auch die Kunſt den Charakter des Vergänglichen ver⸗ lieren, um ſtattdeſſen in ihren fortgeſetzt ſich ſteigernden Schöpfungen ein bildhaft würdiger Ausdruck des Lebens⸗ verlaufes unſeres Volkes zu ſein. Ich will daher in dieſer Stunde bekennen, daß es mein unabänderlicher Entſchluß iſt, genau ſo wie auf dem Ge⸗ biet der politiſchen Verwirrung nunmehr auch hier mit den Phraſen im deutſchen Kunſtleben aufzuräumen. „Kunſtwerke“, die an ſich nicht verſtanden werden kön⸗ nen, ſondern als Daſeinsberechtigung erſt eine ſchwulſtige Gebrauchsanweiſung benötigen, um endlich jenen Verſchüch⸗ terten zu finden, der einen ſo dummen oder frechen Unfinn aufnimmt, werden von jetzt ab den Weg zum deutſchen Volke nicht mehr finden! Alle dieſe Schlagworte„Inneres Erleben“, „Eine ſtarke Geſinnung“,„Kraftvolles Wollen“,„Zukunkts⸗ trächtige Empfindung“,„Heroiſche Haltung“,„Bedeutſames Einfühlen“,„Erlebte Zeitordnung“,„Urſprüngliche Primi⸗ tivität“ uſw. alle dieſe dummen verlogenen Ausreden, Phraſen oder Schwätzereien werden keine Entſchuldigung oder gar Empfehlung für an ſich wertloſe, weil einfach un⸗ gekonnte Erzeugniſſe mehr abgeben. Ob jemand ein ſtar⸗ kes Wollen hat oder ein inneres Erleben, das mag er Neues Flottenabkommen mit England Beweis für Deutſchlands Willen zur Zuſammenarbeit. Am 17. Juli wurde im engliſchen Außenamt in Er⸗ gänzung des deutſch⸗engliſchen Flottenabkommens von 1935 ein weiteres deutſch⸗engliſches Flottenabkommen ab⸗ geſchloſſen. Es wurde für Deutſchland vom Botſchafter von Ribbentrop und für Großbritannien von Außen⸗ miniſter Eden und dem Marineminiſter Duff Cooper unterzeichnet. Das neue Uebereinkommen beſteht aus drei Teilen: a) einer qualitativen Vereinbarung, d. h. einem Uebereinkommen über Schiffsgröße und Beſtückung der Kriegsſchiffe und einer Verabredung, Nachrichten über künftige Schiffsbauten auszutauſchen; b) einer als„Erklärung“ bezeichneten Ergän⸗ zungs vereinbarung zum deutſch⸗engliſchen Flot⸗ tenabkommen von 1935, die der beſonderen Lage Deutſch⸗ lands nach dieſem Abkommen Rechnung trägt. e) einem Notenwechſel, der die Baufeierzeit für große Kreuzer behandelt. Das neue Uebereinkommen tritt nach Ratifikation und gleichzeitig mit dem Londoner Flottenvertrag von 1936 und einem engliſch⸗ſowjetruſſiſchen Vertrag, der ebenfalls am 17. Juli 1937 in London unterzeichnet wurde, in Kraft. J. Das deutſch⸗engliſche Flottenabkom⸗ men vom 18. Juni 1935 beſtimmt, daß die deutſche Flottenſtärke 35 v. H. der britiſchen, in Tonnage ge⸗ meſſen, betragen ſollte. Der Vertrag enthielt jedoch keiner⸗ lei Beſtimmungen über die Größe der Schiffstypen oder ihre Beſtückung. Eine Regelung dieſer Fragen konnte ſeinerzeit noch nicht getroffen werden, da zur Zeit des Ab⸗ ſchluſſes des Abkommens von 1935 Verhandlungen zwiſchen den Mächten des Londoner Vertrages von 1930 darüber ſchwebten, was für Bindungen in bezug auf Schiffsgröße und Geſchützkaliber künftig getroffen werden ſollten. Deutſchland erklärte ſich ſeinerze“ bereit, Verein⸗ barungen mit England zu treffen, falls eine ſolche Rege⸗ lung auch von den übrigen Seemächten, einſchließlich der Sowjetunion, angenommen würde. Eine derartige Ver⸗ einbarung iſt zwiſchen England, Frankreich und den Ver⸗ einigten Staaten von Amerika am 25. März 1936 im ſo⸗ genannten Londoner Flottenvertrag von 1936 zuſtande gekommen. Nach Abſchluß dieſes Abkommens wurden daher Verhandlungen zwiſchen Deutſchland und Großbritannien und zwiſchen Großbritannien und der Sowjetunion aufgenommen. Dieſe Verhandlungen ſind jetzt mit der Unterzeichnung der obenerwähnten Verein⸗ barungen abgeſchloſſen worden. Die einzelnen Schiffsklaſſen II. Das Uebereinkommen ſieht im einzelnen vor: a) Das qualitative Abkommen enthält in ſeinem erſten Teil Begriffsbeſtimmungen für die verſchiedenen Schiffsklaſſen, die in Schlachtſchiffe, Flugzeug⸗ träger, leichte Ueberwaſſerfahrzeuge, Unterſeeboote, kleine Kriegsfahrzeuge und Hilfsfahrzeuge eingeteilt ſind. Das Abkommen beſtimmt, wann Fahrzeuge dieſer Schiffs⸗ klaſſen als überaltert zu gelten haben und erſetzt wer⸗ den können. Schlachtſchiffe dürfen nicht mehr als 35 000 Tonnen groß ſein und keine ſchwereren Geſchütze als 40,6 Zentimeter führen, Flug zeugträ ger nicht. über 23 000 Tonnen bei einer Höchſtgrenze von 15,5 Zen⸗ timeter Geſchützkaliber. Die Klaſſe der leichten Ueber⸗ waſſerfahrzeuge iſt in drei Unterabteilungen ein⸗ geteilt: große Kreuzer bis zu 10 000 Tonnen Waſſerver⸗ drängung und keinem größeren Geſchützkaliber als 20 Zen⸗ timeter, kleine Kreuzer bis zu 8000 Tonnen und 15,5 Zen⸗ timeter Geſchützkaliber ſowie ferner in eine dritte Unter⸗ abteilung, nämlich Schiffe bis zu 3000 Tonnen und 15,5 Zentimeter Geſchützkaliber, die etwa Zerſtörern und Flottillenführern entſpricht. Unterſeeboote dürfen keine größere Waſſerverdrängung als 2000 Tonnen und keine ſchwereren Geſchütze als 13 Zentimeter haben. Beſonders hervorzuheben iſt Artikel 6 des Abkom⸗ mens, der eine grundſätzliche Einigung über eine Bau⸗ feierzeit für große Kreuzer, ſogenannte A-Kreuzer, enthält. Die Baufeierzeit läuft bis zum J. Januar 1947. Angeſichts der Tatſache, daß die So w jetunion wäh⸗ rend der Dauer des Abkommens große Kreuzer auf Stapel zu legen beabſichtigt, iſt jedoch eine beſondere Beſtimmung aufgenommen worden, derzufolge die Baufeierzeit ge⸗ kürzt werden kann. Der deutſch⸗engliſche Notenwechſel über dieſe Frage ſetzt im einzelnen die Gründe auseinander, die eine vor⸗ behaltloſe Annahme der Banſeierzeit unmöglich gemacht haben, und bringt klar zum Ausdruck, daß die Verantwor⸗ tung für eine etwaige Beendigung der Baufeierzeit nicht Deutſchland trifft. lieben ausbauen. Wenn die beiden neuen Abkommen durch ſein Werk und nicht durch ſchwatzhafte Worte beweiſen. Ueberhaupt intereſſiert uns alle viel weniger das ſogenannte Wollen als das Können. Das, was in den letzten Jahrzehnten in Deutſchland von neuer Kunſt redete, hat die neue deutſche Zeit jedenfalls nicht begriffen. Denn nicht Literaten ſind die Geſtalter einer neuen Epoche, ſondern die Kämpfer, das heißt: die wirklich geſtalten⸗ den, Völker führenden und damit Geſchichte machenden Er⸗ ſcheinungen. Die heutige neue Zeit arbeitet an einem neuen Maenſchentyp. Angeheure Anſtrengungen werden auf un⸗ zähligen Gebieten des Lebens vollbracht, um das Volk zu heben, um unſere Männer, Knaben und Jünglinge, die Mäd⸗ chen und Frauen geſünder und damit kraftvoller und ſchöner zu geſtalten. Und aus dieſer Kraft und aus dieſer Schönheit ſtrömen ein neues Lebensgefühl, eine neue Lebensfreude! Niemals war die Menſchheit im Ausſehen und in ihrer Empfindung der Antike näher als heute. Sport⸗, Wett⸗ und Kampfſpiele ſtählen Millionen jugendlicher Körper und zei⸗ gen ſie uns nun ſteigend in einer Form und Verfaſſung, wie ſie viele tauſend Jahre nicht geſehen, ja kaum geahnt worden ſind. Ein leuchtend ſchöner Menſchentyp wächſt heran, der nach höchſter Arbeitsleiſtung dem ſchönen alten Spruch hul⸗ digt: Saure Wochen, aber frohe Feſte! 5 Dieſer Menſchentyp, den wir erſt im vergangenen Jahre in den Olympiſchen Spielen in ſeiner ſtrahlenden, ſtolzen, körperlichen Kraft und Geſundheit vor der ganzen Welt in Erſcheinung treten ſahen, dieſer Menſchentyp, meine Herren prähiſtoriſchen Kunſtſtotterer, iſt der Typ der neuen Zeit, und was fabrizieren Sie? Mißgeſtaltete Krüppel und Krelins, Frauen, die nur abſcheu⸗erregend wirken können, Männer, die Tieren näher ſind als Menſchen, Kinder, die, wenn ſie ſo leben würden, geradezu als Fluch Gottes empfunden werden müßten! Mitteilung von Neubauten Das Abkommen beſtimmt weiter, daß beabſichtigte Neubauten im voraus den Vertragspartnern mitgeteilt werden ſollen. Ferner ſind Vereinbarungen über einen Nachrichtenaustauſch über die Fertigſtellung von Kriegsſchiffen getroffen worden. Endlich enthält das Ab⸗ lommen entſprechend dem engliſch⸗franzöſiſch⸗amerikani⸗ ſchen Vertrag ſogenannte— Sicherheitsklauſeln. Dieſe geſtatten bei Eintritt beſonderer Umſtände eine Ueberprüfung des Vertrages. Der Vertrag bleibt, falls er nicht vorher gekündigt wird, bis zum 31. Dezember 1942 in Kraft. Es iſt vorgeſehen, daß neue Beſprechungen über eine Verlängerung oder Abänderung des Abkommens im letzten Vierteljahr des Jahres 1940 ſtattfinden ſollen. b) Die„Erklärung“, d. h. das Zuſatzabkom⸗ men zum deutſch⸗engliſchen Flottenvertrag von 1935, ent⸗ hält Beſtimmungen über die Anwendung des Stärkever⸗ hältniſſes der deutſchen Flotte zur britiſchen in Höhe von 35100 auf die einzelnen Schiffsklaſſen, die Möglichkeit der Tonnageübertragung von einer Schiffsklaſſe auf eine andere ſowie Sonderbeſtimmungen über das Alter der nach den Beſtimmungen des Verſailler Vertrages gebau⸗ ten deutſchen Kriegsſchiffe. Dieſe Erklärung trägt der be⸗ ſonderen Lage Rechnung, in der ſich Deutſchland Oals einzige quantitativ gebundene Macht befindet, e) Der deutſch⸗engliſche Notenwechſel behandelt, wie bereits oben unter a) angeführt, die Möglichkeit für eine etwaige Kürzung des Baufeierjähres für große Kreuzer. III. Das neue Abkommen iſt das Ergebnis längerer Verhandlungen. Es regelt alle zwiſchen England und Deutſchland offen gebliebenen Flottenfragen und zeigt, daß bei gegenſeitigem guten Willen auch ſchwierige Fra⸗ gen gelöſt werden können. Die Tatſache des Vertrags⸗ abſchluſſes iſt ein weiterer Beweis für Deutſchlands Willen zur Zuſammenarbeit und zeigt ſein Beſtreben, alles zu tun, un' ein Wettrüſten zur See zu verhindern. 9 F 55 860 1 Nor g Oer engliſch⸗ſowjelruſſiſche Flottenvertrag Der gleichzeitig mit dem deutſch⸗engliſchen Flotten⸗ übereinkommen unterzeichnete engliſch⸗ſowjet⸗ ruſſiſche Flottenvertrag beruht auf den Beſtimmungen des Londoner Flottenvertrages 1936. Er enthält ſomit für Sowjetrußland die gleichen Beſtimmungen wie für die übrigen Mächte über die Begrenzungen der Schiffsgrößen und Schiffskaliber. In dem Vertrag ſind ſodann ein⸗ gehende Sonderbeſtimmungen in bezug auf den Fernen Oſten enthalten Die Sowjetunion iſt in bezug auf die Flottenbauten im Fernen Oſten hiernach ſo lange von der Verpflichtung entbunden, Großbritannien im voraus zu unterrichten, als die Sowjetunion die Beſtimmungen im Vertrag von 1936 in bezug auf Schiffsbauten und Be⸗ ſtückung einhält. Sie kann darüber hinaus von dieſen Be⸗ ſtimmungen abweichen, wenn ſie hiervon der engliſchen Regierung Kenntnis gibt. Durch das neue Abkommen ſollle das deutſch⸗eng⸗ liſche Abkomemn von 1935 durch Ausführungsbeſtimmun⸗ gen ergänzt werden, und außerdem ſollte ein Anſchluß Deutſchlands an den zwiſchen England, den Vereinigten Staaten und Frankreich abgeſchloſſenen Vertrag von 1936 gefunden werden. Die Schwierigkeit lag in der quanti⸗ kativen Bindung, jetzt iſt jedoch nur eine qualita⸗ live Bindung feſtgelegt worden, die Deutſchland als ein⸗ zige qualitativ gebundene Macht auf ſich genommen und damit erneut einen ſehr deutlichen Beitrag für die Sache des Friedens geleiſtet hat. Die einzelnen Typen ſind nach Größe und Bewaffnung beſchränkt, nicht nach ihrer Zahl, Gleichlaufend mit den Verhandlungen zwiſchen Deutſch⸗ land und England wurden zwiſchen der britiſchen Re⸗ gierung und Sowjetrußland Verhandlungen geführt und abgeſchloſſen. Da die Sowjets abweichende Forderungen ſtellten, ergaben ſich Rückwirkungen auf die deutſche Hal⸗ tung für die deutſch⸗engliſchen Verhandlungen. Neben Be⸗ grenzungen der Haupttypen ſieht der neue Vertrag noch einen Nachrichtenaustauſch vor. Jährlich ſind die Bau⸗ abſichten für das kommende Jahr einander mitzuteilen und genaue Angaben über die geplanten Schiffe zu geben. Dadurch ſoll das Gefühl der Unſicherheit und des Miß⸗ trauens zwiſchen den Mächten beſeitigt werden. Wenn Deutſchland ſich entſchloſſen hat, die gleichen Bindungen zu übernehmen wie die anderen Seemächte, ſo iſt das ein erneuter Beweis für die Tatſache, daß Deuschland ſein Flotte nicht zu Angriffszwecken wieder aufbaut. Denn darf nicht vergeſſen werden, Deutſchland iſt zur Zeit d einzige Seemacht in der Welt, die quantitativ gebund iſt. Alle anderen Seemächte können ihre Flotte nach Be Kraft ſind, werden alle größeren Seemächte außer Jap durch gleiche Bedingungen gebunden ſein. N Fortſetzung 2. Blatt. % A — * e Generalſuperintendent D. Zoellner 1 Im Alter von 77 Jahren iſt in Düſſeldorf General⸗ ſuperintendent a. D. D. Zoellner nach ſchwerem Leiden geſtorben. Der Verſtorbene war gebürtiger Weſtfale aus dem Ravensberger Lande. Er wurde zuerſt Pfarrer im Wuppertal und kam dann als Vorſteher des Diakoniſſen⸗ mutterhauſes nach Kaiſerswerth. 1905 wurde er zum Generalſuperintendenten von Weſtfalen berufen, ein Amt, das er zwei Jahrzehnte bekleidete. Stark beſchäftigte ſich ), Zoellner mit der kirchlichen Auslandsarbeit, beſonders mit der evangeliſchen Frauenhilfe im Ausland und dem evangeliſchen Kirchentum in Braſilien. Auch in der ökume⸗ niſchen Bewegung wirkte er aktiv mit. Im Oktober 1935 übernahm er den Vorſitz des Reichskirchenausſchuſſes, einen Poſten, den er bis zu deſſen Rücktritt innehatte. Anwetter über der Wachau Schwere Schäden an den Weinbergen. Ueber den Städten der Wachau, Krems und Stein, ging ein furchtbares Unwetter nieder. Wolkenbrüche und Hagelſchlag haben an den Weinbergen entlang der Donau ſchwerſten Schaden angerichtet. Von den Hängen ſtürzten große Waſſermaſſen hernieder, die die Straßen von Krems und Stein mit Geröll und Schlamm bedeckten. Die Krem⸗ ſer Höhenſtraße, die erſt vor drei Jahren fertiggeſtellt wurde, fiel zum größten Teil den Elementen zum Opfer. Zahlreiche Todesopfer in Mitteiſapan Schwere Gewitterſtürme und wolkenbruchartiger Re⸗ gen ſuchten Mitteljapan heim und richteten große Schäden an. In der Provinz Kanagawa in der Nähe von Tokio wurden die Hütten von Straßenarbeitern durch Erdrutſche verſchüttet. Bisher wurden 22 Tote geborgen. Die Flüſſe ſchwollen ſo ſehr an, daß ſie die Dämme durchbrachen, die Dörfer überfluteten, die Reisfelder vernichteten und Brük⸗ ken fortſchwemmten. Viele Bauern ertranken in den Flu⸗ ten. Mehr als 1000 Häuſer ſollen eingeſtürzt ſein. In einem Ort ſtürzte eine Schule ein, und mehrere Kinder wurden getötet. 7 9 2 91* Am die Hälſie verringert! Wieder eine halbe Million Anterſtützungsempfänger weniger. Berlin, 19. Juli. us dem zuſammenfaſſenden Bericht über die öffentliche im Rechnungsjahr 1933 37, den das Statiſt ſ he im neuen Heft von„Wirtſchaft und Statiſtik“ ver⸗ öffentlicht, geht hervor, daß die Zahl der Hilfsbedürftigen much in dieſem Jahre weiter um rund 419 000 oder 17 v. H. Heſunken iſt. Die Zahl betrug am 31. März 1937 mit knapp zwei Millionen nur noch 44 v. H. der während des Höchſtſtandes wom Frühjahr 1933 unterſtützten 4,7 Millionen. Damals waren zwei Drittel aller laufend Anterſtützten Arbeitsloſe; getzt entfällt auf ſie nur noch ein Viertel der Geſamtzahl. Die geſamte öffentliche Fürſorgelaſt(nämlich der Zuſchußbe⸗ darf der Fürſorgeverbände und die Zuſchußleiſtungen des Reiches und der Länder) ging entſprechend im Rechnungsjahr 19386⸗37 von rund 1670 Millionen Mark auf 1400 Millionen Mark(je Einwohner von 25,3 Mark auf 21,2 Mark) zurück. Im Vergleich mit dem Kriſenjahr 1932⸗33 hat ſich die öffent⸗ liche Fürſorgelaſt, die damals faſt 2,75 Milliarden Mark betrug, um nahezu die Hälfte verringert. . . Anglück im Hamburger Hafen Barkaſſe geſunken.— Sieben Toke. Hamburg, 19. Juli. In der Nacht zum Sonntag ereig⸗ mete ſich im Hamburger Hafen ein ſchwerer Unglücksfall. Bei einem Zuſammenſtoß zwiſchen einem Schlepper und einer Verkehrsbarkaſſe ſank die mit ſieben Fahrgäſten und dem Schiffsführer beſetzte Barkaſſe Dabei ertranken ſieben Perſonen, während ein Mann gerettet werden konnte. Der Zuſammenſtoß ereignete ſich gegen 1.30 Uhr nachts. Die Verunglückten befanden ſich an Bord der Barkaſſs „Blitzer“ und waren von den Landungsbrücken auf St. Pauli nach dem Kaiſer⸗Wilhelm-Hoeft im Kuhwaerder Vorhafen unterwegs. Im Kuhwaerder Vorhafen ereignete ſich dann der Zuſammenſtoß, deſſen Urſache noch ungeklärt iſt. Trotz ſofortiger Hilfe und Rettungsmaßnahmen— ein Zollkreuzer erhellte die Unfallſtelle mit Scheinwerfern, von dem Schlepper wurden Leinen und Rettungsringe gewor⸗ fen— gelang es nur einen Mann zu retten. Fünf Opfer der Kataſtrophe gehören zu dem in Liver⸗ pool beheimatelen, inzwiſchen wieder von Hamburg ausge⸗ reiſten Schiff„Cyelops“ der Blue⸗Funnel⸗Line, darunter auch der erſte Ingenieur des Schiffes und ſeine Frau. Die beiden weiteren Verunglückten ſollen Hamburger Hafen⸗ arbeiter ſein. Ein Taucher begann noch in der Nacht feine Arbeiten und konnte bisher fünf eLichen bergen. Auch die Barkaſſe wurde geborgen. Schweres Eiſenbahnunglück in Indien Ueber 100 Tote.— Sabotage? g London, 18. Juli. In Patna in Zentral⸗Indien ereignete ſich eine der ſchwerſten Eiſenbahnkakaſtrophen der letzten Jahre. Nach den bisher vorliegenden Meldungen wurden über 100 Perſonen getötet und etwa 200 verletzt. Der von der Kataſtrophe betroffene Zug war der Expreß in Richtung Kalkutta, der bei der Einfahrt in den Bahnhof von Bihta bei Patna ent⸗ gleiſte. Die Maſchine und drei Wagen ſtürzten die Böſchung hinunter. 5 5 Die Arſache des Unglücks iſt noch nicht feſtgeſtellt, aber aufgeriſſene Schienen laſſen den Verdacht auftauchen, daß Sabotage vorliegt. 2 Schieberprozeß Boſel Juden klatſchen Beifall.— Richter läßt Tribünen räumen. Wien, 16. Juli. Im 5 gegen den jüdiſchen Finanzſchieber Boſel ſtellte der Staatsanwalt den Strafan⸗ trag. Er erklärte, daß ſeiner Anſicht nach der Angeklagte des Meineides ound ſei, der nach r ot Strafgeſetz als Betrug gewertet wird. Der Staatsanwalt 8 verlangte demnach eine Strafe von 5 bis 10 Jahren. Nach der Rede des Verkeidigers Boſels, der in ſeinen Ausführungen den Schieber und Kriegsgewinnler am Schluß ſogar als einen„Wohltäter des Vaterlandes“ hin⸗ zuſtellen ſuchte, brach das hauplſächlich aus Juden zuſam⸗ men uditorium in Bravorufe und Beifallklatſchen rſitzende ließ daraufhin durch Juſtizbeamle den rung verlangt Der gewohnheitsmäßiger Badiſche Chronik I Heidelberg. Gunahme des Ausländerbe⸗ ſuchs) Das weſentliche Merkmal des Heidelberger Frem⸗ denverkehrs im Juni 1937 iſt eine Steigerung der Zahl der Auslandsfremden um 43 Prozent gegenüber dem Juni 1936. Geſamtzahl der Neuankünfte 25 309, von denen 9467 aus dem Ausland kamen. Darunter waren 3283 Engländer (84.6 Prozent der Ausländer), 1837 Angehörige der Ver⸗ einigten Staaten von Nordamerika(19.4 Prozent), 1056 Holländer(12.1 Prozent), 791 Dänen, 731 Schweden, 145 Norweger(die nordiſchen Staaten zuſammen 17,6 Prozent), 242 Belgier und Luxemburger, 211 Franzoſen, 206 Schwei⸗ zer, 179 Auſtralier, 161 Oeſterreicher, 118 Tſchechoſlowaken. Seit dem 1. Januar kamen nach Heidelberg 83 555 regi⸗ ſtrierte übernachtende Fremde, von denen 63 502 Inländer und 20 053 Ausländer waren. heidelberg.(Ungeheuerliches Sittlich⸗ keits verbrechen.) Ein Verbrechen, das von einer un⸗ glaublichen Roheit und Grauſamleit zeugt und weit über den Rahmen deſſen hinausgeht, was vor den Gerichten ſonſt an Sittlichkeitsverbrechen verhandelt wird, beſchäftigte die Heidelberger Strafkammer. Es handelt ſich um den Ueber⸗ fall und das Notzuchtverbrechen, das am 2. Mai in Zre⸗ e auſen geſchehen war und den Abſcheu der ganzen Bevölkerung hervorgerufen hatte. Das Verbrechen ſelbſt hat ſich ungefähr folgendermaßen abgeſpielt: Die beiden Ange⸗ klagten, der 20jährige Willi Brandel aus Heidelberg und der 19jährige Heinrich Schmidt aus Ziegelhauſen, hatten ſich in Geſellſchaft mehrerer anderer junger Burſchen ſchon ſeit Wochen über das Problem Frau unterhalten und dabei beſchloſſen, irgendein Mädchen mit Gewalt zum Verkehr zu zwingen. Bereits am 30. April waren ſie einem Pärchen gefolgt, hatten dann aber ihr Vorhaben wieder aufgegeben. Am 2. Mai überfiel dann Brandel ein Mädchen auf offener Straße und verſetzte ihm mit einem zwei Meter langen Baumpfahl einen wuchtigen Schlag auf den Kopf. Gemein⸗ jam trugen ſie dann das ohnmächtige, aus Mund, Naſe und Ohren blutende Mädchen auf eine Wieſe, wo Brandel es mißbrauchte. Die Strafkammer erkannte gegen Brandel wegen gefährlicher Körperverletzung in Tateinheit mit einem Verbrechen der Notzucht auf die verhältnismäßig milde Gefängnisſtrafe von einem Jahr acht Monaten, gegen Schmidt auf nur ſechs Monate Gefängnis. [ Heidelberg.(Snappan Sicherungsverwah⸗ rung vorbei.) Seit 1924 iſt lein Jahr vergangen, ohne daß der nun wegen Vornahme unſittlicher Handlungen an⸗ geklagte 34jährige Alfred Kneller aus Jektenbach(Saar⸗ pfalz) wegen irgend eines Deliktes verurteilt werden mußte. Selbſt hinter Gefängnismauern konnte er ſich nie einwand⸗ frei führen. Er hat nie eine geregelte Arbeit angenommen, hatte nie einen feſten Wohnſitz und erwarb ſeinen Lebens⸗ unterhalt allein durch Betteln, Stehlen und Betrügen. Ver⸗ ſchloſſen, unaufrichtig und arbeitsſcheu iſt er ein Typ des unverbeſſerlichen Gewohnheitsverbrechers. Das Gericht ver⸗ urteilte ihn zu einer Gefängnisſtrafe von einem Jahr ſechs Monaten und drohte ihm bei den nächſten Straffälligkeit Si die Sicherungsverwahrung an. L Schillingſtadt(Bauland).(Beim Kirſchen⸗ pflücken zu Tode geſtürzt.) Beim Kirſchenpflücken kam hier der 86 Jahre alte Karl Seeber durch Umkippen der Leiter infolge ſchwerer innerer Verletzungen zu Tode. Er war einer der älteſten Leute des Ortes. (Y Philippsburg.(Guter Spargelerlö 8.) In der Generalverſammlung der 229 Mitglieder zählenden Spar⸗ gelbaugenoſſenſchaft wurde mitgeteilt, das insgeſamt 2914 Zentner Spargel mit einem Erlös von rund 81 000 Mark abgeſetzt wurden Lörrach.(Intereſſante Funde.) Bei Erdarbei⸗ ten an der neu zu ſchaffenden Landſtraße Baſel— Freiburg wurde in der Nähe von Welmlingen eine Höhle angeſchnit⸗ ten. Denkmalspfleger Wilhelm entdeckte in der Lößwand des Berghanges eine dunkle Schicht von etwa zwei Meter Höhe, in der ſich Holzkohlenreſte und vorgeſchichtliche Scher⸗ ben vorfanden, darunter auch einige Stücke römiſcher terra ſigillata, deren Technik auf ſüdgalliſche Fabriken des er⸗ ſten Jahrhunderts n. Chr. deutet. Der Denkmalspfleger vermutet, daß dieſe Stücke aus Siedlungsplätzen ſtam⸗ men, die ſich am Hang oder auf der Höhe des Hangs be⸗ fanden, der ſich nördlich des Dorfes erhebt. Bereits 1930 wurden pon einem Dorfbewohner bei Säuberung eines Brunnenſchachtes ein Beil und ein Steinhammer zutage gefördert. Auch konnte man vor zehn Jahren in der Ge⸗ gend alemanniſche Plattengräber auffinden. Rheinregulierung oberhalb des Bodenſees. Schweizeriſche und öſterreichiſche Fachleute, welche die Verhältniſſe oberhalb des Rheins vor der Einmündung in den Bodenſee ſtudierten, kamen zu der Feſtſtellung, daß zu einer Verminderung der Geſchiebezufuhr eine zweckmäßige Verbauung der Wildbäche notwendig ſei. Dieſen Verbau⸗ ungen käme für die geſamte Rheinregulierung die aller⸗ größte Bedeutung zu, weil ſie einen maßgebenden Einfluß auf die Höhenlage der Rheinſohle an den korrigierten Rhein⸗ ſtrecken ausüben. Da der bisherige Ausbau noch keineswegs genügt, ſo ſoll bei den Regierungen beantragt werden, die notwendigen Mittel zu bewilligen für dieſe Verbauung der Wildbäche im Einzugsgebiet des Rheins. Zwei Jahre Gefängnis für Kappler. () Karlsruhe. Am heutigen dritten Tage des Prozeſ⸗ ſes gegen den 46 Jahre alten ehemaligen Rennfahrer Karl Kappler aus Gernsbach ergriff der Staatsanwalt das Wort zu einer zweieinhalbſtündigen Anklagerede. In ſei⸗ nen einleitenden Ausführungen kennzeichnete er den An⸗ geklagten als einen Schädling, der die Jagd auf junge Mädchen ſportmäßig betrieben und damit gegen die Inter⸗ eſſen der Volksgemeinſchaft verſtoßen habe. Eine der wichtigſten Aufgaben der Strafrechtspflege ſei der Schutz unſerer heranwachſenden Jugend. Wenn der Angeklagte angegeben habe, daß er als Rennfahrer mit einem Fuße im Grabe 5 und aus dieſem Geſichtspunkt heraus ſeine leichtſinnige Lebensweiſe entſchuldigen wolle, ſo ſei ihm entgegenzuhalten, daß Hunderttauſende von Volksgenoſſen wie etwa Bergarbeiter oder Arbeiter auf Baugerüſten ſich ſtändig in Lebensgefahr befänden und auch von ihnen eine anſtändige, der Volksgemeinſchaft angepaßte Lebensfüh⸗ Anklagevertreter ging dann auf die einzelnen Punkte der Anklage näher ein er beantragte unter Zubilligung mildernder Umſtände eine Gefängnis⸗ trafe von zwei 5 Die Verteidiger plädierten auf ee hee Gegen 23 Uhr wurde das Urteil een er Angeklagte Karl Kappler wurde wegen der Notzucht und wegen Verführung zu ängnisſtrafe von zwei Jahren unter Anrechnung von fache Monaten Unterſuchungshaft verurteilt. Das V ren wegen tätlicher Beleidigung in d a 8 185 urde eingeſtellt. 8 5— Beobachter“. 1 Sonnenaufgang 42 Lalcale ſeuudocliau Hochſommerlicher Juliſonntag. Die Hundstage ſind ins Land gezogen. Das bewies der geſtrige dritte Sonntag im Hochſommermonat. Sub⸗ tropiſche Luftmaſſen haben bereits am Wochenende ganz Mitteleuropa überflutet. Die Temperaturen haben daher wieder im Schatten die 30 Grad⸗Grenze erreicht und zum Teil überſchritten. Doch zu einem richtigen Sommer gehört auch eine richtige Hitze. Für die Reife und Ernte der Getreidefelder ſind ſolche Tage wirklich ein Geſchenk des Himmels. So wurde auch der geſtrige Sonntag von unſeren Landwirten zur Bergung der Ernte benutzt. Vom frühen Morgen an ſah man den ganzen Tag ſchwerbeladene Ernte⸗ wagen heimfahren. Der Ausflugs⸗ und Reiſeverkehr war geſtern in den frühen Morgenſtunden ein enormer. In den früheſten Morgenſtunden ſchon benützten die Fußballer geſchloſſen und andere Teilnehmer den„Kraft durch Freude“ ⸗Sonderzug nach Wildbad, um dort die Schönheiten des württember⸗ giſchen Schwarzwald auf ſich wirken zu laſſen. Die Teil⸗ nehmer waren reſtlos befriedigt, umſomehr, da die Tem⸗ peratur in den höheren Lagen viel niederer war und ſo das Wandern in den herrlichen Wäldern ein Tag der Er⸗ holung und Freude wurde.— Der Geſangverein„Lieder⸗ tafel“ unternahm mit zwei Omnibuſſen eine Fahrt ins Blaue, an der ſich 80 Perſonen beteiligten. Es ging in die weinfrohe Pfalz und an den fröhlichen Geſichtern war es abzuleſen, daß auch hier unter Sangesbrüdern Frohſinn und Heiterkeit den Tag abſtimmten. Andere Ausflügler ſuchten ihre Erholung in den ſchattigen Wäldern der nahen Bergſtraße und gingen der Hitze aus dem Weg. Wer zu Hauſe blieb, ſuchte in den Nachmittagsſtunden beſtimmt das köſtliche Naß auf,ſei es am Strandbad oder an der Sand⸗ bank des Neckars oder in einem Gaſthaus, um ſeine Kehle zu netzen. In Mannheim feierten geſtern drei Ortsgruppen am Neckarſtrand und den Rennwieſen ihr Volksfeſt. Das ſchöne Wetter lockte unzählige Beſucher an. 0 Seltſames Ereignis am Sternenhimmel. In den Sommernächten leuchten die Sterne merk⸗ würdig klar aus dem ſatten Blau, während ſie ſonſt weltenfern im Raum zu hängen ſcheinen. Aufmerkſame Beobachter erlebten am Samstag abend ein eigenartiges Schauſpiel am Sternenhimmel. Der Mond bedeckte kurz nach einbrechender Dunkelheit den Planeten Mars. Eine ſolche⸗ Planetenbedeckung iſt außergewöhnlich ſelten und gilt als ein aſtronomiſches Ereignis. * Anfälle am Wochenende. Immer wieder muß vor dem unvorſichtigen Spielen der Kinder auf den Straßen der Stadt gewarnt werden. Am vergangenen Samstagnachmittag ſprang auf der Relais⸗ ſtraße ein ſechs Jahre alter Knabe einem Reifen nach und geriet dabei in die Fahrbahn eines Motorrades. Er wurde von dem Kraftrad auf den Boden geſchleudert und erlitt einen ſchweren Schädelbruch, dem er kurz nach ſeiner Ein⸗ lieferung ins Krankenhaus erlag. Auf die gleiche Weiſe erlitt auf der Waldhofſtraße ein vier Jahre alter Junge ſchwere Verletzungen. Er ſprang in die Fahrbahn eines Motorrades, wurde von ihm er⸗ faßt und zu Boden geſchleudert. a Beachtet die Verkehrsvorſchriften! Am Wochenende ereigneten ſich in Mannheim weitere fünf Verkehrsunfälle, allerdings wurde geringerer Perſonen⸗ und Verkehrsſchaden angerichtet. Durchweg ſind dieſe Unfälle auf Nichtbeachtung der Verkehrsvorſchriften zurückzuführen. Gegen betrunkene Radfahrer mußte am Wochenende die Polizei einſchreiten, die faſt an keinem Wochenende fehlen. Es wurden polizeilich acht ſolcher Perſonen feſt⸗ geſtellt, die durch ihr Verhalten den Verkehr gefährdeten und behinderten. 10 Perſonen gelangten wegen Ruheſtörung und groben Unfugs zur Anzeige. . Tödlicher Verkehrsunfall vor Gericht. In der Worch⸗ feldſtraße ſtieß vor einiger Zeit ein Motorradfahrer mit einem Lieferauto zuſammen, wobei deſſen Begleitperſon, die 23 Jahre alte Eliſabeth Wochele aus Düſſeldorf, ge⸗ tötet und der Fahrzeuglenker verletzt wurden. Die Ver⸗ handlung vor dem Schöffengericht klärte dieſen Fall. eide Fahrzeuglenker, der 45 15 5 alte Konrad Schuh⸗ mann aus Offenburg und der 20 Jahre alte Emil 7 aus Düſſeldorf(Bruder der. wurden dig geſprochen und zu je zwei Monaten Gefängnis verurteilt. * 1 N K Achtung! Franktreichreiſende! Von zuſtändiger Seite 8 wird nochmals darauf hingewieſen, daß bei Reiſen nach Frankreich ein beſonderer Vermerk durch die heimatliche Paßbehörde im Reiſepaß angebracht werden muß. Es treffen immer noch zahlreiche Reichsdeutſche an der deutſch⸗ franzöſiſchen Grenze ein, die ſich aus Unkenntnis dieſer Beſtimmung diefen Vermerk nicht beſorgt haben. Dieſe Reiſenden müſſen an der Grenze zurückgewieſen werden, bis ſie dieſen Vermerk erbracht haben. Da dieſer aber nurn 5 von der Heimatbehörde eingetragen werden kann, er⸗ wachſen dieſen Reiſenden oft erhebliche Unkoſten. Es kaun daher allen Reiſenden nach Frankreich nur erneut dringend geraten werden, ſich dieſen Vermerk vor ihrer Abreiſe zu beſorgen. a N Gedenktage(19. Juli). 12 5 1810 Königin Luiſe von Preußen in Hohenzieritz geſtorbe 1819 Der Dichter Gottfried Keller in Zürich 00 oren. 1859 Der Mediziner und Schriftſteller Karl Ludwig Schleich in Stettin geboren. N 5 1870 Kriegserklärung 1 an Preußen. 1917„Friedensreſolution“ des Deutſchen Reichstags 1922 Das Programm der NSDAP wird im„Völkiſche veröffentlicht. i Monduntergang 0,33 Verbrechens iner Geſamtge⸗ ſchuldig * CFF Geckenheim zur Karolinger Zeit Von K. Wolber. Schluß Im Jahre 823 überträgt Kaiſer Ludwig der Fromme ſeinen herrſchaftlichen Anteil an einem Hof zuſammen mit der Kirche in Seckenheim dem Kloſter Lorſch, womit zuvor 2 Grafen belehnt waren. Der Kaiſer unterſchreibt in Frankfurt a. M. eigenhändig dieſen Akt. Die Kirche war wohl eine Holzkirche, wie wir ſie in Norddeutſchland und Skandinavien da und dort noch in ſo herrlicher Pracht antreffen. Um die Kirche lag der Friedhof. Im Gegenſatz zur»orchriſtlichen Zeit wurden die Toten ohne Beigabe beſtattet. Sie lagen im der Kirche. Die Kirche übernahm das Seelenheil der und bekam dafür das Totengeld. Jene Kirche, die ſo zu Lorſch kam, wird wohl dem heiligen Nazarius, einem römiſchen Heiligen geweiht geweſen ſein. Aus dieſer Zeit ſtammen jedenfalls die beiden Steinſärge, die lange hier in der Kirche ſtanden und nun im Karlsruher Muſeum aufbewahrt werden. Solche Särge fanden ſich auch in Rehbach in der Pfalz und Steinbach im Odenwald. Mit dem Kloſter Lorſch war Seckenheim alſo religiös und, nach dem Zerfall des Lobdengaues auch politiſch ver⸗ bunden. Bis zur letzten Stunde trug Seckenheim den Lorſcher Abt im Ortsſiegel; es gehörte damals zum Amt Schauen⸗ burg. Kirchengüter, Konfeſſionsfrage und Schulpfründen müſſen ſich bis auf heute noch darin auswirken. Das Gemeindehaus mit dem Farrenſtall ſoll heute noch aus Lorſcher Zeit Zeuge ſein. Auch andere Klöſter hatten damals Beſitzungen in Seckenheim. Prüm in der Eifel(Hl. Medardus) hatte hier Aecker in einer Straße, und das Kloſter Weißenburg. Wohl ſt man nicht mehr in der Lage, dieſe erſten Kirchengüter güter örtlich feſtzuſtellen. Doch werden die ſpäteren Kirchen⸗ güter immer wieder ſich aus dieſen erſten entwickelt haben. Die Kirchen haben bis heute noch ſolche Beſitzungen. Ihre Beſitzungen früherer Zeiten zeigen uns noch die Flurnamen: Münchwälder, Pfaffenweg, Frühmeß, Herrengarten, hl. An⸗ wender, der Fiſchweiher im Backofen, der dem Kloſter Schönau die Fiſche zur Faſtenſpeiſe lieferte, der Glockacker, Der ganze Grenzhöfer Wald trägt Grenzſteine mit Abts⸗ ſtäben. jetzt Schutz Toten 2. Das politiſche Leben. Der Lobdengau(ſchon bei den Kelten und Römern vorhanden) war das engſte Landgebiet, zu dem Seckenheim gehörte. Ladenburg war die Hauptſtadt dieſes Bezirkes. Es lag an der Nibelungenſtraße die von Paris über Worms nach Ladenburg— Wiesloch— Wien Konſtantinopel führte. Da bald auch bei Ladenburg die Neckarſchiffahrt endigte, wurde es auch Zollſtätte für die Schiffsladungen. So hatte damals Ladenburg eine hervorragende Bedeutung. Mannheim war in jener Zeit ein entlegenes Bauerndorf. Heidelberg exiſtierte noch nicht. In Ladenburg wohnte der Gaugraf, der auf dem Stahlbühl zwiſchen Ladenburg und Leutershauſen Gericht hielt. Auch der Kaiſer hatte ſeinen Saal, ſeine kleine Pfalz in Ladenburg. So begreifen wir es, daß die erſten Stein⸗ bauten aus germaniſcher Zeit in unſerer Gegend in Laden⸗ burg zu finden ſind: Die St. Sebaſtianskirche als Reſt des Saales und der Gaugrafenburg, die Krypta in der Gallus⸗ kirche. Auch in Handſchuhsheim ſind noch die Pfeiler der damaligen ſteinernen Kirche zu ſehen. Das Land am unteren Neckar war Bauernland. Die Zahl der Dörfer war doppelt ſo groß als heute: Herms⸗ heim, Kloppenheim, beim Fröſchloch?, Mallau?— Neckarau war Königshof auf einer Neckarinſel, es hatte den Rhein⸗ ſich das Dorf. Wo lag in dieſer Zeit das Dorf Seckenheim? Es hatte dieſelben Wohngruben und dasſelbe Geſchirr wie Hermsheim. Wir wiſſen es nicht. Vielleicht gibt es mal einen Zufallsfund, der uns auch hier einen Lichtblick in die Dorfgeſchichte bringt. 1 Am Anfang der Karolingerzeit finden wir den macht⸗ vollen Zentralſtaat, am Ende entſteht die Kleinſtaatexei, die dem deutſchen Reich, ſoeben gegründet, den Todeskeim in ſeinen Schoß legt. Der Gau Ladenburg wird unter Mainz(Lorſch)— Worms aufgeteilt. Das ſaliſche Geſchlecht hatte, wie es ſcheint, ſich auch auf der rechten Rhein⸗ ſeite Güter erworben, aus der ſpäter die Pfalz entſtand. 3. Das Dorfleben. Es iſt bekannt, daß es bei den Germanen eine Güter⸗ verteilung urſprünglich nicht gab. In gleichen Loſen wurde das Feld unter die Familien verteilt. Im Lorſcher Coder finden wir dagegen ſchon die Gemarkung ab⸗ und aufgeteilt. Der Privatbeſitz iſt vorhanden. Es gibt Großbeſitzer, Mittel⸗ und Kleinbetriebe, auch Ausmärker. Die Dreifelder⸗ wirtſchaft bringt ſchon die Einleitung in Oberfeld⸗, Mittel⸗ und Niederfeld. Auch die Flurnamen entſtehen in jener Zeit. Auf dem Felde wird nur Getreide(Sommer⸗ und Winterfrucht) gebaut. Die Brache dient der Weide. Alles andere(Gemüſe, Hülſenfrüchte, Hanf, Flachs) pflanzte man in Gärten. Deshalb war die Zahl der Gärten ſehr groß: Frongärten, Dorfgärten, Herrengräten, Kappes. 1 Das Feld war alſo aufgeteilt. Waſſer, Wald, Weide blieb Gemeingut. Im Lorſcher Codex finden wir auch die Namen der damaligen Beſitzer eingetragen. Der Bewohner hatte nur einen und zwar einen deutſchen Namen. Das Chriſtentum hat auf die Namengebung noch keinen Ein⸗ fluß gehabt. Es gab Namen wie: Wieſenrich d. h. der Wieſenreiche oder Liuthold d. h. der Leutholde. (Wir haben mit Abſicht dieſen Teil gekürzt behandelt). Aus den Nachbargauen. Schwerer Motorradunfall. Rheingönheim, 18. Juli. Hier wurde beim Verlaſſen des Gehſteiges der Dreher Ottmar Edinger von einem Motorradfahrer mit Sozius erfaßt und überfahren. Mit ſchweren Verletzungen mußte Edinger ins Krankenhaus ge⸗ bracht werden; auch der Soziusfahrer wurde erheblich verletzt. Frankenthal.(1600 Mark im Küchenſchrank.) Hier ſind einer Familie 1600 Mark ſauer zuſammengeſpar⸗ tes Geld, das im Küchenſchrank aufbewahrt wurde, durch einen noch unaufgeklärten Diebſtahl abhanden gekommen. Man muß es ſchon als Leichtſinn bezeichnen, einen ſo ho⸗ hen Barbetrag zu Hauſe aufzubewahren und ihn nicht einer Sparkaſſe zu überbringen. Darmſtadt.(Im Gefängnis lernten ſie ſich kennen.) Die Große Strafkammer verhandelte gegen zwei junge, knapp 20 Jahre alte Darmſtädter Angeklagte. Beide ſind ſchon etliche Male wegen Diebſtahls vorbeſtraft, hatten allerdings bis dahin noch nicht zuſammen„gear⸗ beitet“. Im Gefängnis lernten ſie ſich im vorigen Jahr kennen, und als ſie ſich in Darmſtadt wiedertrafen, gab das natürlich mannigfache Berührungspunkte; man beſchloß, Kenntniſſe und Erfahrungen in Zukunft zuſammen zu ver⸗ werten. Die beiden ſind in 23 Fällen des ſchweren Dieb⸗ ſtahls angeklagt, von denen ſie 18 Einbrüche gemeinſam unternahmen, die übrigen jeder für ſich allein. Teils be⸗ gingen ſie ſie in Darmſtadt, teils in Frankfurt. Da der eine Schloſſer war, fiel es ihnen nicht ſchwer, mit Dietrichen, die ſie ſelbſt angefertigt oder geſtohlen hatten, Türen und Schubladen aufzuſperren. Ihre Beute war recht verſchie⸗ den. Manchmal waren es nur Lebens⸗ oder Genußmittel, oder etwas Wechſelgeld, das ſie in den Ladenkaſſen vor⸗ fanden. In einem Fall erbeuteten ſie 100 Mark. Das Ge⸗ richt war der Auffaſſung, daß den beiden mildernde Um⸗ ſtände nicht mehr zuzubilligen ſeien und erkannte auf Zuchthausſtrafen von drei und dreieinhalb Jahren. Darmſtadt.(So ein Gauner.) Ein 27jähriger An⸗ geklagter führte ſich einen Tag nach ſeiner Entlaſſuͤng aus dem Gefängnis bei der Frau eines Strafgefangenen als „Gefängnisbeamter“ ein, der für ihren Mann etwas tun könne. Er errang ſich die Sympathie der jungen Frau, ſo daß man beſchloß, die Scheidung einzureichen, um dann heiraten zu können. Mittlerweile ließ ſich der angehende Ehemann von der Frau gut verſorgen und brachte zum Dank dafür ihre Sachen ins Pfandhaus. Die Große Straf⸗ kammer verurteilte den gewiſſenloſen Gauner rechtskräftig zu 15 Monaten Zuchthaus und drei Jahren Ehrverluſt. * Frankfurt a. M.(Schwindler ſammelt Spenden.) Ein Unbekannter, der ſich Börner nennt, ſammelt unberechtigterweiſe Spenden für das SA. Er bedient ſich einer Zuittung, auf der ein heute nicht mehr gebräuchlicher Stempel ihn als„Sozialwart“ einer SA⸗ Standarte kennzeichnet. Die Quittungen ſind gefälſcht. Be⸗ kanntlich iſt auch jede Sammlung, gleich welcher Art, ge⸗ nehmigungspflichtig. Spendenſammler haben ſich den fe been gegenüber ſtets unaufgefordert auszuwei⸗ en. — Heilbronn.(Straßenbahn von Fernlaſt⸗ zug angefahren.) Beim Ueberholen ſtieß ein ſtadt⸗ einwärts fahrender Fernlaſtzug mit einer Straßenbahn zu⸗ ammen. Der Anhänger des Laſtkraftwagens wurde mit olcher Wucht gegen die Stirnſeite des Straßenbahnwagens geſchleudert, 55 der Wagen aus dem Gleis gehoben und die Plattform ſamt Fahrſchalter weggeriſſen wurden. Der Straßenbahnführer kam mit leichten Verletzungen davon, während ein 11jähriges Mädchen, das auf der Plattform ſtand, mit einer ſchweren Beinverletzung einem Kranken⸗ haus zugeführt werden mußte. — Friedrichshafen.(Unter ſchwerer Laſtbegra⸗ ben) Beim Entleeren eines mit Rollbahn⸗Schienen be⸗ ladenen Laſtwagens in Löwental kamen zwei Schienen⸗ ſtöße ins Gleiten. Der Arbeiter Norbert Häring aus Mühl⸗ hofen blieb an den abgleitenden Schienen mit der Hoſe hän⸗ en und wurde mit zu Boden geriſſen. Die beiden je ſechs Nene ſchweren Eiſenſtücke fielen dem Mann auf die ruſt und auf ein Bein, ſo daß er mit ſchweren Verletzun⸗ gen dem Krankenhaus zugeführt werden mußte. — Alm.(Kind tödlich verunglückt.) Das anderthalbjährige Söhnchen der Familie Oppold in der Wörthſtraße fiel beim Beereneinkochen in ſiedendes Waſſer und erlitt dabei ſo ſchwere Brandwunden, daß es ſtarb. — Zöbingen, Kr. Ellwangen.(Brand durch Blitz⸗ ſchlag.) Der Blitz ſchlug in das Wirtſchaftsgebäude des Landwirts Waizmann ein und zündete. In wenigen Augen⸗ blicken brannte das Gebäude lichterloh. Scheuer und Stal⸗ lung brannten nieder. ** Marburg,(Großfeuer.) In der Seidelſchen Mühle bei dem Kreisort Göttingen brach ein Großfeuer aus. Der anſtrengenden Arbeit von vier Motorſpritzen⸗ mannſchaften aus den umliegenden Orten gelang es, nach zwei Stunden den Brand abzulöſchen. Dem Feuer zum Op⸗ fer gefallen ſind der Oberſtock eines Hauſes ſowie eine Scheune mit Heuvorräten. Schwere Anwetter — Ulm. 17. Juli. Ueber der Ulmer Gegend gingen aus⸗ gedehnte Gewitter nieder, die erheblichen Schaden anrichte⸗ ten. In Ulm ſelbſt riß der ſtarke Sturm in vielen Grünan⸗ lagen der Stadt Bäume um; zeitweiſe waren mehrere Stra⸗ ßen in der Umgebung durch umgeſtürzte Bäume geſperrt. Durch Blitzſchlag in eine Leitung erlitt die Stromverſorgung der Stadt vorübergehend eine Unterbrechung. Die Regen⸗ mengen waren ſehr beträchtlich. Auch aus Neu⸗Ulm wird von ſchweren Schäden im Baumbeſtand des Stadtbezirks berichtet. In der ganzen Umgegend riß der Sturm in den Obſtgärten viel unreifes Obſt ab. Am ſchlimmſten wütete das Wetter in Laupheim, wo ein regelrechter Orkan mit Regen und Hagelböen niederging. Viele Bäume wurden entwurzelt und beſchädigt. In wenigen Minuten waren die Adolf⸗Hitler⸗ und die Rabenſtraße in reißende Ströme verwandelt, die dem großen Hochwaſſer von 1926 nicht nachſtanden. Der Untere Marktplatz und andere tief gelegene Stadtteile glichen großen Seen. In 20 Minuten waren auf den Quadratmeter 55 Liter Waſſer gefallen, ein Wolkenbruch, wie ihn die älteſten Leute der Stadt noch nie erlebt hatten. Viele Keller und Wohnungen ſtanden unter Waſſer. Auch über dem Bodenſeegebiet — Friedrichshafen. Auch über dem Bodenſeegebiet ent⸗ lud ſich ein heftiges Unwetter. Es war verbunden mit ſtür⸗ miſchen Weſtböen, ſtarkem Gewitterregen und Blitzeinſchlä⸗ gen. Obwohl der Sturmwarndienſt bereits eine halbe Stunde vor dem Losbrechen des Unwetters die Sturmmel⸗ dung ausgegeben hatte, übertraf die Gewalt des Sturmes doch alle Vorſtellungen. Der Bodenſee hatte ſtürmiſchen Wellengang. Die Kaimauern und die Hafenmole wurden überfluket, haushohe Wellen ſchlugen bei dem Strandgaſt⸗ haus Rommelsbacher faſt in die Arkaden und weit über die Hafenmole hinaus über das vor Anker liegende Schiff „Stadt Ueberlingen“, ſo daß dieſes an einer anderen An⸗ legeſtelle feſtmachen mußte. Während des Gewitterſturms wurden fünf Blitzeinſchläge gezählt. Schlimme Folgen hatte ein kalter Blitzſchlag am Haus Kohlbachweg 1, deſſen⸗ Dach teilweiſe abgedeckt und deſſen Innenräume ſtark be⸗ ſchädigt wurden. Man kann ſich in Friedrichshafen nicht erinnern, in den letzten Jahrzehnten ein derartig ſchweres Sturmwetter erlebt zu haben. Hagelwetter vernichtet die Tabakernke. — Marbach a. N. Das Hagelwetter hat auch in Plei⸗ delsheim beſonders großen Schaden angerichtet. Am ſchlimmſten haben hier unter dem Hagel die Tabakpflanzen gelitten. Die Blätter hängen zerfetzt an den Pflanzen und ſind wertlos geworden, ſo daß nahezu die ganze Tabakernte⸗ des Pleidelsheimer Anbaugebietes vernichtet iſt. Auch das Getreide und die anderen Feldfrüchte haben überaus ſtark gelitten. Wie ſtark der Hagelſchlag war, geht auch daraus hervor, daß Leute, die auf dem Felde arbeiteten und keinen Unterſchlupf finden konnten, durch die Hagelkörner am Kopf und an den Armen blutende Wunden erhielten. Vierjähriges Mädchen ermordet — Biberach. Das ſeit Mittwoch voriger Woche vermißte⸗ vierjährige Töchterchen des Friſeurs Beck in Biberach wurde nun nach Einſatz eines Polizeiſpürhundes in einem Heu⸗ ſchuppen unter Stroh vergraben ermordet aufgefunden. Es⸗ liegt ein Notzuchtsverbrechen, begangen von dem 17jährigen Hausgehilfen des Friſeurs, vor. Dieſer geſtand am Tatort das abſcheuliche Verbrechen ein. Bei der Tatortvernehmung kam es zu erregten Zwiſchenfällen, als die empörte Bevöl⸗ kerung ſich auf den Mordbuben ſtürzen wollte. Af Burch den Boden des Omnibus gefallen. Auf eigen⸗ artige Weiſe kamen zwei Fahrgäſte des fahrplanmäßigen Kurswagens der Reichspoſtlinke Hinterſtein— Hindelang, ums Leben. Kurz vor der Oſtrachbrücke bei Bad Oberſtdor durchſchlug die Kardanwelle den Boden des Wagens. Frau Linda Grütze aus Meißen, die zurzeit in Oberſtdorf als Kurgaſt weilte, und der Uhrmacher Joſef Anton Gſchwen⸗ der, die unmitelbar über der aufgeriſſenen Stelle ſaßen, fie⸗ len durch und gerieten unter den noch immer in Fahrt be⸗ findlichen Wagen. Sie erlitten ſchwere Verletzungen, die ihren ſofortigen Tod zur Folge hatten. ck Der Führer beglückwünſcht Hundertjährige. Der Führer und Reichskanzler hat der Frau Margaretha Stol⸗ lenwerk in Calenberg(Kreis Schleiden, Regierungsbezirk Aachen) aus Anlaß der Vollendung ihres 100. Lebensjah⸗ res ein perſönliches Glückwunſchſchreiben und eine Ehren⸗ gabe zugehen laſſen. a Von einem Hund angegriffen. In Klapfenberg (Bayern) wurde der junge Landwirt Eiſenhut von ſeinem Hund, der plötzlich einen Tobſuchtsanfall bekam, angegrif⸗ ſen. Geiſtesgegenwärtig griff Eiſenhut dem Hund mit bei⸗ den Händen in den Rachen, damit ihm das Tier nicht ins Geſicht ſpringen konnte. Auf die Hilferufe kamen Ange⸗ hörige herbei und erſchoſſen das Tier. Amtliche Bekanntmachungen der Stadt Mannheim. Oeffentliche Erinnerung. Die nachſtehend aufgeführten, aus dem Monat Juni 1937 her⸗ rührenden Gebühren waren bis be 19. Juli 1937 zur 22. Juli 1937 Zahlung ahlung an die Stadtkaſſe Mann⸗ Verſäumnisgebühr in eim fällig⸗ ö a Gemeindegerichtsgebühren, Miet⸗ einigungsamtsgebühren, Tiefbau⸗ 90 hohen Koſten An dieſe Zahlungen wird erinnert. Wer nunmehr nſcht bis ſpäteſtens leiſtet, hat nach den Vorſchriften der bad. Semeindebetreibungsordnung eine Höhe von 2 v. H. der Schuldigkeit zu entrichten. Der Schuldner hat außerdem die verbundene Für die uns anlablich unserer Dermdplun 8 erwiesenen Juſfmerſcsamilceſien danſten wir Herzlichsi Amur Naufelder u. Hau „Zwangsvollſtreckung zu erwarten, 0 De ere men beser Mahnung zer nen- Geckenbein, 40. Su, 4037. bühren, Baugebühren, Bale einzelnen Säumigen erfolgt nicht. 5 gerichtsgebühren. Stadtkaſſe. Kollerinſel.. 5 W i n 1 erw ei e n⸗V erk a uf Her uus Für dle uns anloblich unserer Vermählung 8»zum Putzen. erwiesenen Aufmerſtsamſtellen danſten wis Zu erfragen Das. 9 e 155 20 ittwoch, den 21. Juli, nachmittags r 5 im Gaſth aus g Ochſen“ in Brühl Kapellenstr. 20. das Erträgnis von etwa 22 ha Winterweizen(General Gummi⸗ von Stocken, Hauter, Carſten V und Hohenwetters⸗ bacher Braunwelzen) der Kollerinſel in Einzelloſen. ſtempel Zahlungsfriſt: Martini 1937. liefert Räheres bei Güteraufſeher Röſch, Kollerinſel. gieckarbote⸗ . Domänenamt Heidelberg.] Druckerei. Herzlicbsi Peer Swingenberger u. Stall Marie geb. der Mm.-Gecbenbeim, 19. uli 1937. Dreſchgelelſſchaft mm. ⸗Somenheim. Heute Montag Abend 9 Ahr im Gaſthaus„Zum Löwen“. erforderlich. Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Monta 5 19. wigshafen, Abt. 55, 61, 106, 401 bis 404, 416 bis 41 5 420 bis 428, 425 bis 429, 431, 432 bis 434, 438, 451 bis 452, 491 bis 492, 521 bis 523, 905 bis 909, Gruppe — derchenga Dienstag, 20. Juli: Miete C 30 und 2. Sondermiele C15 und für die NS.⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 142 bis 144: Liebe in der Lerchengaſſe. Ope- rette von Arno Vetterling. Anfang 20 En 220 5 Versammlung der Aklionre Pünktliches und vollzähliges Erſcheinen iſt unbedingg zuli: Für die NS.⸗Kulturgemeinde Lub 8 3 5 Rer. 618 bis 617: Liebe in der %) AA „