a f zinter⸗ n, alle Nteten hm ſo deren iſt die Brach⸗ Aitel, N Kö⸗ lt, ge⸗ rellen. nongt. n die Tages, daß es t eben ts be⸗ näher Bauer 5 Liner ch mit denn charfen rt: t. Dek Rede s doch ungen, Mann, l ſteht, Korn⸗ Dann genblic lenken. eine enn nbödeg n gibt. n eher in eine daß er vokterle verboten — vinne mmer Nr. 185 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 11. Auguſt 1937 eee, Sommerpauſe Es gibt in jedem Jahre eine Zeit, in der die hohe Poli⸗ lik ihrer Sehnſucht nach Entſpannung doch nachgeben muß, und ſo gelangen auch in dieſem Jahre die internationalen olitiker, wenn auch etwas ſpät, zu ihrem mehr oder min⸗ der verdienten Ferienurlaub. In Frankreich hat ſich die Kammer vertagt, das engliſche Parlament iſt gleichfalls in die Ferien gegangen. Prominente Politiker aller Länder laſſen mitteilen, wo ſie ihren Urlaub verleben werden. Manchmal iſt dieſer Urlaub auch noch mit allerlei politiſchen Geſchäften belaſtet. Wenn jetzt beiſpielsweiſe der britiſche Botſchafter in Rom, Sir Eric Drummond, ſeine Urlaubs⸗ reiſe nach dem Heimatlande angetreten hat und dabei in Schottland den dort zur Erholung weilenden Premiermini⸗ ter Neville Chamberlain aufſucht, ſo kann man annehmen, 1 hier das Angenehme mit dem n verbunden wird und daß der britiſche Botſchafter in Rom den briti⸗ ſchen Erſtminiſter noch einmal perſönlich über das neue Klima in Italien, natürlich das politiſche Klima, nach dem Briefwechſel zwiſchen Chamberlain und dem Duce unter⸗ richtet. Selbſt der Nichteinmiſchungsausſchuß in London hat in ſeiner Ratloſigkeit ſich auf unbeſtimmte Zeit vertagt, und er iſt ſo, etwas unfreiwillig freilich, zu einem Sommerurlaub ekommen. Auch die 26. Sitzung hat zu keinem poſitiven Ziele geführt. Der Sowjetruſſe verhindert nach wie vor die europäiſche Einigung. In Frankreich macht man war ſehr viel Aufhebens von der Möglichkeit, daß jedes Land ſeloſtandig handeln könne in der Frage der Zuerken⸗ nung kriegführender Rechte an die ſpaniſchen Bürgerkriegs⸗ gruppen und daß Sowjetrußland gegen dieſe Selbſtändig⸗ keit Einwendungen nicht erheben würde, aber ſelbſt wenn ein ſolcher Verlegenheitsausweg beſchritten würde, wäre doch damit die Ausſicht auf die europäiſche Einigkeit dahin, Ja, es ſcheint ſchon ſo zu ſein, wie der„Daily Telegraph“ zu melden weiß, daß die Gewährung der Kriegführungs⸗ rechte eine individuelle Angelegenheſt der einzelnen Regie⸗ rungen bilde. Es heißt in jener Meldung weiter, daß Sow⸗ jetrußland eine ſolche Anerkennung nicht ausſprechen werde, aber dies ſei kein Grund für andere Regierungen, das nicht u tun. Es iſt ja ſo offenkundig, daß Moskau hier ein mög⸗ ſchtes Auseinanderſtreben der europäiſchen Mächte be⸗ weckt, und es iſt klar, daß es hofft, aus dieſer Verſchieden⸗ bel und Uneinigkeit wieder ſeine beſonderen Vorteile zu ziehen. Was Pakis alſo als„Moskauer Entgegenkommen“ ausgibt, iſt in Wahrheit eine hinterhältige bolſchewiſtiſche Intrige mit dem Ziele, auf dieſem Wege doch noch zu der großen europäiſchen Verwirrung zu kommen. Inzwiſchen dauert das einſeitige Kontrollſyſtem fort, d. h. die national⸗ ſpaniſche Küſte wird von franzöſiſchen und engliſchen Schif⸗ fen kontrolliert, während das Gebiet der Valencia⸗Bolſche⸗ wiſten von jener Kontrolle frei iſt, ſofern nicht die national⸗ ſpaniſchen Flotteneinheiten hier die Kontrolle ausüben und den allzu ſtarken Zuſtrom ſowjetruſſiſcher Munitions⸗ und Materialſendungen kraft ihrer Beherrſchung der See mit kriegeriſchen Maßnahmen abſtoppen. Wenn alles der verdienten Sommerruhe pflegt und von der getanen Arbeit ſommerlich ausruhen möchte,— der frote Störenfried kennt keinen Sommerurlaub, keine Ferien und kein Ausruhen. So ſind Moskaus Handlanger wieder im Mittelmeer tätig geweſen. Vier neutrale Damp⸗ fer ſind von ihren müßte ein beworfen worden. Ein engliſcher Dampfer mußte ſeine Beſatzung ausbooten, wobei der Kapitän und ein holländiſcher Beobachter durch Ma⸗ ſchinengewehrfeuer verwundet wurden. Es kennzeichnet den Tiefſtand bolſchewiſtiſcher Verkommenheit, daß die roten Flieger auf die ber feuerten, während dieſe das Schiff verließen. Der Kapitän des italieniſchen Damp⸗ 85„Mongioia“ iſt ſogar ſeinen Verletzungen erlegen. Wie⸗ er hat das Treiben roter Luftpiraten zu Menſchenverluſten geführt, und wieder ſchweigt Europa zu dieſem Skandal. Ja, man hat es fertiggebracht, ſogar die nationalſpaniſchen Streitkräfte für dieſe Bombenabwürfe verantwortlich zu machen, obwohl die nationalſpaniſche Heeresleitung von Salamanca feſtſtellt, daß zu dieſer Zeit nationalſpaniſche Flugzeuge überhaupt nicht zu einem Seefluge geſtartet wa⸗ ken. Schon die Tatſache, daß auch ein italieniſcher Dampfer, der klar und deutlich die italieniſche Flagge führte, ange⸗ griffen wurde, zeigt den Irrſinn der bolſchewiſtiſchen Lü⸗ genmeldungen. uf der einen Seite wirft man Italien vor, daß es Franco unterſtütze und dann beſchuldigt man wieder Franco, daß ſeine Flugzeuge die befreundeten italieniſchen Frachtſchiffe mit Bomben bewerfe. Es iſt wirklich nichts zu dumm, was nicht von der bolſchewiſtiſchen Lügenpropa⸗ ganda verſucht würde. Aber wenn man ſieht, daß ſelbſt eng⸗ liſche Amtsſtellen darauf hereinfallen, ſo kann man ſchon verſtehen, daß das Syſtem der Lüge immer wieder ver⸗ ſucht wird. In der Sommerpauſe wird ſich auch herausſtellen, ob die Beſſerung des europäiſchen Klimas von der Seite der direkten Verhandlungen her weiter gefördert werden kann. Die engliſch⸗italjeniſche Ausſyrache hat jeden⸗ aus ſeyr verheißungsvol eingeſetzt. Ole Ausſprache Gran⸗ di— Chamberlain konnte durch den Briefwechſel zwiſchen dem engliſchen Erſtminiſter und dem italieniſchen Staats⸗ wirkungsvoll fortgeführt werden. Der italieniſche Außenminiſter Graf Ciano hat dabei mit Recht bemerkt, daß es ſich in erſter Linie um pfychologiſche Schwierigkei⸗ ten handle, die zwiſchen den beiden Nationen ausgeräumt werden müßten. Das iſt eine ſehr wertvolle Feſtſtellung. Italiens Außenminiſter iſt nicht der Auffaſſung, daß ſach⸗ liche Intereſſengegenſätze unüberwindlicher Art einer Ver⸗ ſtändigung enkgegenſtehen, ſondern nur pfychologiſche Schwierigkeiten. Vielleicht iſt es wirklich möglich, Europa von dieſer Seite her zu befrieden und von hier aus auch die leidige ſpaniſche Frage ihrer Löſung entgegenzuführen. Trotz der deutlichen Feſtſtellungen, daß die Politik der Achſe Rom— Berlin durch eine anglo⸗itabeniſche Verſtändigung nur⸗ſyſtemgemäß erweitert wird, fehlt es natürlich nicht an törichten Verſuchen, unſere Eiferſucht zu wecken. Wenn das von Paris aus geſchieht, ſo haben wir in Deutſchland 75 den etwas ins Hintertreffen geratenen Freund Englands, für ſeine Nöte und Klagen alles Ver⸗ e Aber man ſoll doch die eigenen 11 nicht remden Völkern unterſtellen, dieweil man ſonſt zu offen⸗ kundig der Welt kundgibt, welche Seelenzuſtände einen ſelbſt bewegen. Jedenfalls liegt Deutſchland nichts ferner als das Gefühl der Elſerſacht s hat ſelber ſich viel zu red⸗ lich abgemüht, die engliſch⸗italfeniſchen Spannungen abzu⸗ auen und einer Zuſammenarbeit der großen europäiſchen Mächte mit Ausnahme Räterußlands den Weg zu ebnen, als daß man in Berlin jetzt nun über den erſten Erfolg dieſer Ausgleichsarbeit bedrückt oder betrübt ſein ſollte. Das Gegenteil iſt der Fall, und gerade Deutſchland kann es mit Sommerpauſe ſtarker. N wenn die 1 einen etwas entwölkten politiſchen Horizont aufweiſt. Sport in der GA Nicht Spiel, ſondern Erhaltung der Wehrkraft. Berlin, 10. Auguſt. Der Stabsführer der Oberſten SA⸗Führung, S A⸗Ober⸗ gruppenführer He 1 g, ſprach vor Vertretern der Preſſe über die Reichswettkämpfe der SA und die Entwicklung des Sports in der SA. Vorher nahm er zu drei Fragen von grundſätzlicher Bedeutung Stellung. Die erſte Frage ſei, ob die SA nunmehr ihre Hauptaufgabe im Sport ſehe und ſomit nicht mehr in dem Maße wie bis⸗ her zum Einſatz für die Partei als politiſche Kampftruppe zur Verfügung 6 0 „Hierzu iſt zu ſagen, daß die SA als Organiſation nicht zum Selbſtzweck geworden iſt und auch nie werden wird, ſondern in der Zukunft genau ſo wie in der Vergangen- heit Träger des 51 il 0 Kampfes ſein wird und jeder Einzelne ſich bewußt iſt, daß er als Nakionalſozialiſt der Bewegung und Idee zu dienen hat. SA-Mann ſein heißt Kämpfer ſein für den Führer, für ſeine Idee und Bewe⸗ gung. Es wird daher dieſe Aufgabe immer an erſter Stelle ſtehen und nicht verdrängt werden durch weitere der 8A geſtellte Aufgaben.“ Die zweite Frage ſei, ob es notwendig war, neben den im Reichsbund für Leibesübungen zuſam⸗ mengeſchloſſenen ſporttreibenden Organiſationen die SA mit einer ſportlichen Aufgabe zu betrauen. Die Diskuſſion hierüber gehe ſogar ſo weit, daß behauptet werde, die Uebertragung der Aufgabe an die SA durch den Führer, „Träger in Border und Durchführung der national⸗ ſozialiſtiſchen Kampfſpiele zu ſein, ſei eine„Notlöſung“, eine eigens für die SA erfundene Aufgabe. Dieſe Auffaſ⸗ ſungen laſſen jede Kenntnis über das Weſen der SA und im beſonderen über die Zielſetzung des Nationalſozialis⸗ mus, wie ſie der Führer in ſeinem Werk„Mein Kampf“ dargelegt hat, vermiſſen. Jede Organiſation, die der Füh⸗ rer geſchaffen hat, iſt nicht um ihrer ſelbſt willen ins Le⸗! ben gerufen worden, ſondern zu einem ganz be⸗ ſtimmten Zweck. In dem Kapitel über U Zweck der Organiſation der SA“ hat der Führer ſeine, Auffaſſung über den Sport, ſeinen Sinn und Zweck feſtge⸗ legt und der SA bereits damals die wehrſportlichen Auf⸗ gaben vorgezeichnet. Der Sport ſoll nicht um des Ruhmes! willen einzelner für Rekorde und Spitzenleiſtungen betrie⸗ ben werden, ſondern unter dem Geſichtspunkt der Wehr⸗ ertüchtigung.. 8 r 11 zum Ausdruck höchſter Selbſtdiſziplin werden im Dienen für das Volk, der Verkörperung höchſter ſoldall⸗ cher Tugenden und ſoll zu höchſter Einſatzfähigkeit und Opferbereitſchaft führen. Der Sport in der SA iſt nicht. Spiel, ſondern körperliche Ertüchtigung des deulſchen Man⸗ nes zur Erhaltung und Förderung der Wehrkraft. 3 Unter dieſen Geſichtspunkten aalen iſt der Sport in ſeiner geſamten Entwicklung nationalſozialiſtiſchen eſetzen unterworfen, wie andere Aufgaben auf kulturellem, wirt⸗ ſchaftlichem oder ſoziglem Gebiet uſw. Die Aufgabenſtellung an die SA für die körperliche Ertüchtigung unſeres Volkes iſt nicht neu. Sie iſt bereits in dem grundlegenden Werk des Führers„Mein Kampf“ feſtgelegt und findet im Jahre 1933 ihre erſten augenſcheinliche Offenbarung durch die Stiftung des S A⸗ Sportabzeichens, das 1935 durch den Führer erneuert und erweitert wurde und mit der Verfügung vom 18. März ſeine Krönung fand, indem der Führer das Leiſtungs buch für das SA⸗Sportab⸗ zeichen zur Urkunde erhoben hat. 5. Die geſamte Aufgabe ſtellt eine nationalſozialiſtiſche Forderung dar und kann demgemäß auch nur von einer Gliederung der Partei erfüllt werden. In dieſer Entwick⸗ lung wollen wir mit dem Reichsbund für Leibes übungen gute Kameradſchaft halten und aufs engſte mit ihm zuſammenarbeiten, wie dies bereits in der Praxis ge⸗ ſchieht.“ s 5 Die dritte Frage betreffe die Kennzeichnung der natio⸗ nalſozialiſtiſchen Kampfſpiele. Den Reichs⸗ wettkämpfen der Sͤa ſind Wettkämpfe der Stürme, Stan⸗ darten und Gruppen vorausgegangen, das heißt, daß die Millionen von Führern und Männern der SA unmittel⸗ bar für die große Aufgabe eingeſetzt wurden. Damit. wurde der geſamten ſportlichen ed in der SA die brei⸗ teſte Grundlage gegeben. Mit rund 6000 Wettkamfpteilneh⸗ mern bei den Reichswettkämpfen vom 13. bis 15. Auguſt als Auswahlmannſchaften aus den Gruppenwettkämpfen iſt der beſte Beweis der vorausgegangenen Breiten⸗ arbeit gegeben. Hier 95 der Sport wieder zu dem zurückgeführt, was er urſprünglich war, nämlich der Ausdruck wehrhaften Gei⸗ ſtes und höchſter Einſatzfähigkeit in ſelbſtloſer Hingabe. „Sinn und. Deukſchlandriege in Villingen 1 Nachdem die Nationalmannſchaft der Turner in harter Trainingsarbeit zum erſten Male mit den ſoeben bekannt gewordenen Uebungen der Weltmeiſterſchaft 1938 in Prag vertraut gemacht worden war und zur Erholung und Stär⸗ kung Fahrten durch den ſchönen Schwarzwald und ins Bo⸗ denſeegebiet unternommen hatte, trat die Mannſchaft am Sonntag in Villingen in einem großen Schauturnen vor die Oeffentlichkeit. Von 3000 Zuſchauern ſtürmiſch begrüßt, marſchierte die Mannſchaft unter Führung von Reichsmän⸗ nerturnwart Martin Schneider zum Turnen auf. Unter den Zuschauern bemerkte man Vertreter des Staates, der Par⸗ tei und Wehrmacht ſowie den badiſchen Gauſportführer Mi⸗ niſterialrat Kraft und Gaufachwart Dr. Fiſcher. In der Be⸗ ſetzung Pludrad, Beckert, Stadel, Schmelcher, Stangl, Stef⸗ fens und Frey zeigte die Turnernationalmannſchaft in Villingen ein hervorragendes Können am Barren, Pferd, an den Ringen, bei den Freiübungen und am Reck, und faſt fehlerlos turnten die beſten Turner Deutſchlands. Sie riſſen die Zuſchauer zu ſtürmiſchen Beifallskundgebungen hin und bewieſen, daß ſie bei dem Schauturnen auf dem Internationalen Turnfeſt in Paris die deutſchen Farben in gewohnter Weiſe vertreten werden. Die Villinger Trai⸗ ningswoche wird übrigens als ſtändige Schulungseinrich⸗ tung für die Nationalmannſchaft beibehalten und noch mehrfach wiederholt werden. i Frohes Feſt im Hochſchwarzwald St. Märgen. Vom ſchönſten Auguſtwetter begünſtigt, führte der Verkehrsverein St. Märgen in Zuſammenarbeit mit der Volks⸗ und Fortbildungsſchule, der NS⸗Kulturge⸗ meinde, dem Deutſchen Volksbildungswerk und dem Badi⸗ ſchen Heimatwerk den diesjährigen Heimattag durch. Wäh⸗ rend man ſich in den vergangenen Jahren auf die Heimat⸗ ſchau und das Heimatfeſt beſchränkt hatte, kam dieſes Jahr ein Heimatabend hinzu, der am Samstagabend abgehalten wurde. Am Nachmittag des Samstags hatte die Eröffnung der Heimatſchau ſtattgefunden, in der die zahlreichen Be⸗ ſucher Meiſter volkstümlicher Heimatkunſt am Werk ſahen. Den Höhepunkt der Veranſtaltung bildete das ſehr gut be⸗ ſuchte Heimatfeſt, das am Sonntagnachmittag bei der Schwedenſchanze ſtattfand. Nach einem Feſtzug durch das Dorf ſah man auf dem am Waldrand inmitten einer herr⸗ lichen Landſchaft gelegenen Feſtplatz den Schwarzwälder beim Spiel und Tanz. Der Heimattag, der mit der Anſtrah⸗ lung der Kloſterkirche ſeinen Abſchluß fand, war für die Veranſtalter und den ſchönen Schwarzwaldkurort St. Mär⸗ gen ein voller Erfolg. 469. Waldshuter Chilbi Waldshut. Vor 1 5 einem halben Jahrtauſend, es war im Sommer des Jahres 1468, als ein Heer von 16 000 Eid⸗ genoſſen ſchon fünf Wochen lang die Stadt Waldshut um⸗ zingelte. Durch den Mangel an Lebensmitteln war die Not auf das Höchſte geſtiegen, aber unverzagt harrte die kleine Beſatzung und die Buͤrgerſchaft aus, obwohl die Geſchoſſe ſchon klaffende Breſchen in die Feſtungsmauern der Gab geſchlagen hatten. Wohl rückte Erzherzog Sigismund mit einem Erſatzheer heran, aber die chweizer hatten die Uebermacht und rechneten jeden Tag mit der Uebergabe der Stadt. Da kommen die ehrſamen Waldshuter Junggeſellen auf den Einfall, den Feind zu überliſten. Mit den aller⸗ letzten Futtermitteln fütterten ſie einen Hammel und führ⸗ ten ihn auf der Stadtmauer herum. Die Belagerer ließen ſich täuſchen, boten einen für beide Teile annehmbaren Frieden, und Freund und Feind feierten ein Verbrüde⸗ rungsfeſt, die erſte Waldshuter Chilbi. So iſt es noch heute. Alljährlich am dritten Sonntag im Auguſt(diesmal vem 14. bis 22. Auguſt) begeht man das fröhliche Verbrüde⸗ rungsfeſt der Vorfahren. Marktberichte (Ohne Gewähr.) Mannheimer Großviehmarkt vom 10. Mannheimer Großviehmarkt waren aide Auguſt. Am Ochſen 52, Bullen 161, Kühe 183, Rinder 173, zuſammen 569 Stück Großvieh, gegenüber dem Auftrieb der Vorwoche 20 Tiere mehr. Bei unveränderter Höchſtnotiz erfolgte die gewohnte Zuteilung für: Ochſen 45 42—45, Bullen zu 40—43, Kühe zu 40—43, Rinder zu 41—44. Der Kälbermarkt hatte einen Auftrieb von 1229 Tieren gegenüber 1124 der Vor⸗ woche zu verzeichnen. Es erfolgte auch in dieſer Sparte 4 ede Zuteilung bei einer unveränderten Höchſtnotiz von 60—65 Pfg. Am Schweinemarkt be⸗ trug der Auftrieb 1515 Stück gegenüber 1710 Stück der Vorwoche. Zuteilung erfolgte wie üblich bei einer unverän⸗ derten Höchſtnotiz von 57 Pfg. — Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5 Konzert; 5.45 Morgenlied, Zeit, Wetter, Gymmnaſtik; 6.15 Nachrichten; 6.30 Frühkonzert, in der Pauſe(7 bis 7.10) Frühnachrichten; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, Welter, landwirtſchaftliche Nachrichten, Gymnaſtik; 8.30 Morgenkon⸗ zert; 11.30 Volksmuſik; 12 Mittagskonzert, 13 Zeit, Wet⸗ ter, Nachrichten; 13.15 Mittagskonzert; 14 Allerlei von Zwei bis Drei; 15 Sendepauſe; 16 Muſik am Nachmittag; 18 Griff ins Heute; 20 Nachrichten; 82 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Mittwoch, 11. Auguſt: 9.30 Sendepauſe; 19 Unſer ſingendes, klingendes Frank⸗ furt; 21.15 Der Schwabenkönig, Hörſpiel; 22.20 20. Jahres⸗ tagung des Deutſchen Auslandsinſtituts, dazwiſchen: Aus⸗ ſchnitte aus den Kameradſchaftsabend im Hofe des Deut⸗ ſchen Auslandsinſtituts; 22.35 Unterhaltung und Tanz zum ſpäten Abend, Schallplatten. Donnerstag, 12. Auguſt: 9.30 Sendepauſe; 19 Ehrt eure deutſchen Meiſter, Schall⸗ platten; 20.15 Tanz⸗ und Anterhaltungsmuſik; 21.15 Streich⸗ quartett d⸗moll von Franz Schubert; 22.15 25. Deutſche Oſtmeſſe, die wirtſchaftspolitiſchen Aufgaben der Deutſchen Oſtmeſſe; 22.30 Volks⸗ und AUnterhaltungsmuſik; 24 Paris und Helena, Oper von Gluck, 4. und 5. Akt. Freitag, 13. Auguſt: 9.30 Sendepause; 19 Stuttgart ſpielt auf, heitere Feier⸗ abendmuſik; 20.15 Die Heimat in der Fremde, Lieder und Gedichte Deutſcher jenſeits der Reichsgrenzen; 21 Zum 70. Geburtstag von Rudolf G. Binding; 21.15 Die Perlen⸗ fiſcher, Oper von Bizet; 23.30 Ein kleines Tänzchen, bitte, Schallplatten. 5 Samstag, 14. Auguſt: 9.30 Sendepauſe; 15 Wer recht in Freuden wandern will. was machen wir am Sonntag?; 16 Nachmittags⸗ konzert; dazwiſchen: Vorrennen und Zwiſchenläufe für die Europameiſterſchaft im Rudern; 18 Tonbericht der Woche; 19 Muſikaliſche Edelſteine, buntes Schallplattenkonzert; 20.15 Italieniſche Nächte, bunte Stunde; 21.15 Sommernachts⸗ traum, ſommerliche Muſik; 22.30 Wir tanzen in den Sonntag Reichsſender Frankfurt a. M.: Mittwoch, 11. Auguſt: 9.30 Hausfrau, hör zu; 9.45 Sendepauſe; 15.15 Sende⸗ pauſe; 19 Unſer ſingendes, klingendes Frankfurt; 20.15 Unſer ſingendes, klingendes Frankfurt, Fortſetzung; 21.15 Serena⸗ den, Tänze und Ballettmuſik; 22.20 Kamerad, wo biſt du 7; 22.30 Paprika und Ungarwein. Donnerstag, 12. Auguſt: 9.30 Hausfrau, hör zu; 10 Sendepause; 15.15 Für unſere Kinder; 19 O wie liegt ſo weit.. Klänge aus vergangener Zeit; 20,10 O wie liegt ſo weit... Fortſet⸗ zung; 21.15 Reich mir die Hand, mein Leben, Hörfolge; 22.30 Volks und Unterhaltungsmuſik; 24 Paris und Helena, Oper von Gluck. Freitag, 13. Auguſt: 8.10 Sendepauſe; 11 Hausfrau, hör zu; 11.15 Mutter turnt und ſpielt mit dem Kind; 15.15 bone 9 An⸗ terhaltungskonzert; 20.10 Unterhaltungskonzert, Fortſetzung 21.15 Der Titan, Szenen um Ludwig van Beethoven Samstag, 14. Auguſt: f 9.30 Hausfrau, hör zu; 9.45 Sendepauſe; 15.15 Volk und Wirtſchaft; 15.30 Luſtiger Eheſtreit, heitere Szene; 16 Nachmittagskonzert; als Einlage: Vorkrennen und Zwi⸗ ſchenläufe um die Europameiſterſchaft im Rudern; 173 Bei der Waldshuter Chilbi; 21.15 Das kleine Funkorcheſter ſpielt zum Tanz; 22.30 Wir tanzen in den Sonntag. 8 1 25 „Ich will meinem Vater entgegenfahren!“ Die letzten Stunden des Herzogs von Reichſtadt (Schluß) Das Wort zuckt, ziſcht durch Wien. Jetzt wiſſen es die Eingeweihten, morgen ſchon die Leute, die irgendeine entfernte Beziehung zum Hof haben, am dritten Tag er⸗ zählt es die Milchfrau der Portierin. „Der kleine Napoleon iſt ſehr krank.“ Nicht die Angſt vor den Spitzeln, den berüchtigten„Naderern“ des vor⸗ märzlichen Wien, eine unbewußte Scheu läßt ſie die Stimme ſenken.„Es ſoll— die Schwindſucht ſein——“ Man hat ihn nach Schönbrunn zurückgeführt. Er iſt gekränkt. Er ärgert ſich über dieſen Wichtigtuer, den Doktor Malfatti. Gewiß, ſeit ein paar Monaten, ſeit die⸗ ſem Huſten heuer im Frühjahr, der nicht ganz auskuriert worden iſt, hat er manchmal Schmerzen in der Seite. Und er ſchläft manchmal ſchlecht, fährt aus unruhigen Träu⸗ men auf, wiſcht ſich den Schweiß von der Stirn. Der Herzog betrachtet ſich im Spiegel. Ein Geſicht blickt ihm entgegen mit einer ſehr jugendlichen Trotzfalte, die an der Naſenſpurzel aufſpringt, die Stirn teilt. Die Augen blitzen, das iſt der Unmut. Unlängſt erſt hat Kom⸗ teſſe Nandine ihm geſagt, daß er am hübſcheſten iſt, wenn er ſo trotzig ungeduldig iſt. Langſam löſen ſich ſeine Lippen zu gen im ſpäten Mai verlangt er plötzlich, daß ihm Land⸗ karten von Italien gebracht werden. Man ſchiebt ihm drei ſeidene Kiſſen unter den Rücken, nun ſitzt er aufrecht im Bett, die Karten ſind auf ſeinen Knien ausgebreitet. Seine Wangen ſind gerötet von hoffnungsvoller Freude. Oder ſind das— die„Roſen des Todes“? Er diktiert General Hartmann die Orte, die die Reiſe⸗ geſellſchaft zwiſchen Trieſt(wo Kaiſer Franz ſeit Wochen weilt) und Mailand berühren wird:„Lodi—“ In Lodi 1 hat der General Bonaparte, damals noch weltenweit von ſeinem Kaiſertraum entfernt, 1796 die Oeſterreicher aus⸗ einandergejagt. Es iſt Lungenſchwindſucht „Kennen Sie Lodi?“ fragt der Herzog mit einem halben Lächeln. General?“ „Waren Sie damals mit dabei, Herr Hartmanns Antwort geht in einem Huſtenanfall des Herzogs unter. Wie immer nach einem ſolchen Anfall wagt der Herzog nachher nur in kurzen, ganz ſchwachen Zügen zu atmen. Aber diesmal Mund nicht iſt ſein e eee Mie. Cgalillu M Cue, Nee. nicht. Gegen Mittag, Malfatti war gerade bei ihm, ſagt er:„Sind die Reiſewagen fertig?“ Seit Wochen hat man dieſes Spiel geſpielt— er, der es längſt durchſchauen muß, klammert ſich daran. Für ihn ſind die Reiſewagen jetzt das Leben. „Der Wagen ſoll bereitſtehen, angeſpannt!“ murmelt er erregt.„Ich muß meinem Vater entgegenfahren—“ Das iſt, ſeit Prokeſch nicht mehr bei ihm iſt, das erſte⸗ mal, daß er ſeinen Vater nennt. Bis an den Rand des Abgrundes hat er ſeine Rolle, die man ihm aufgezwun⸗ gen, todestapfer geſpielt. Er hat geſchwiegen, hat alle Welt glauben laſſen, daß dieſe hübſche öſterreichiſche f Jetzt zerreißt jäh Hauptmannsuniform ſein Glück iſt. der Vorhang— die andere Welt, die Welt, in der dieſer Menſch wirklich gelebt hat, bricht hervor:„Ich muß mei⸗ nem Vater entgegenfahren!“ Gleich darauf verzerrt ein Erſtickungsanfall ſeine Züge. Er röchelt.„Wie ich leide! Wird dieſes traurige Leben endlich ein Ende nehmen?“ Der Arzt antwortet nicht. Behutſam wiſcht er Blut und Speichel vom zuckenden Mund des Leidenden. Er hört kaum, daß ſich hinter ihm eine Tür geöffnet hat, daß Schritte näher kommen. Der Herzog aber hat es gehört. Er erkennt Marie Louiſe und bringt ein Lächeln zu⸗ ſtande.„Es geht mir ganz ordentlich——“ Malfatti hat den Tod für die frühen Abendſtunden angekündigt. Schloß Schönbrunn liegt ſtill wie mit an⸗ gehaltenem Atem. Vor dem Gittertor warten die Equi⸗ pagen der Erzherzöge. Es wird acht Uhr, neun, halb zehn. einem Lächeln. Er wird morgen zum Groß⸗ vater gehen. Er wird wieder einmal von ſeinem Wunſch ſprechen, eine größere Reiſe anzutreten. Alle jungen Leute des Hofes machen ihre„Bildungsreiſen“, das iſt ſo üb⸗ lich. Nur ihm hat man bisher nie die Früh⸗ lingsfahrt nach Italien erlaubt. Warum iſt der Herzog ſo blaß? Er weiß, jede Wiederholung ſeiner Bitte hat unweigerlich die Folge, daß ſein Dienſt in der Kaſerne verſchärft wird. Es iſt gut, daß man ſchlau iſt. Der Herzog von Reich⸗ ſtadt hat nur um etwas zu bitten, ſo be⸗ kommt er pünktlich das Gegenteil. Wenn man das erſt weiß— Wieder lächelt der Herzog. Jetzt klopft es, General Hartmann tritt ein. Es macht zuweilen Spaß, den General zu erſchrecken. „Ich dachte gerade an Sie, Herr Gene⸗ ral,“ ſagt der Herzog, ohne ſich umzuwenden. „Ich wollte Ihnen ſagen, daß ich morgen Seiner Majeſtät meinem Herrn Großvater eine Bitte vortragen will.“ „Hoheit wiſſen, daß Sie auf Erfüllung jeder Bitte rechnen können.“ Der junge Herzog lacht ſein ſpöttiſchſtes Marie Louiſe zieht ſich zurück. Malfatti ſagt mit einem Seufzer:„Noch ein Tag,“ und ſchickt ſich an zu gehen. Draußen treibt der Wind, der vor dem Gewitter aufkommt, den Sand der Parkwege vor ſich her. Schon fallen die erſten ſchweren Tropfen. Da be⸗ eilen ſich auch die Erzherzoge und Erzherzo⸗ ginnen, in ihre Wagen zu kommen. Endlich, ſeit drei Tagen, hat der Herzog wieder Schlaf gefunden. Um Mitternacht be⸗ ziehen die beiden Dienſttuenden, Rittmeiſter von Moll und Doktor Nickert, ihre Poſten am Krankenßett. Er hört ſie nicht eintreten. Gegen dreiviertel vier Uhr morgens ſetzt er ſich, wie aus tiefſtem Schlaf, plötzlich auf. Die Augen bleiben geſchloſſen. Er ſagt ſehr laut, deutlicher, als er ſeit Wochen ge⸗ ſprochen:„Ich gehe unter! Ich gehe unter!“ Dann mühſam, qualvoll:„Meine Mutter rufen! Mutter rufen—— 1“ Laternen geiſtern durch die Korridore von Schönbrunn. Vom Vorhof hört man den Hufſchlag eines Reiters, der in vollem Galopp davonjagt.. Marie Louiſe, Erzherzog Franz Karl, General Hartmann, ein paar Höflinge, die Adjutanten und Aerzte verſammeln ſich. Es Lächeln in den Spiegel.„Ja— das weiß ich. Und darum will ich Seine Majeſtät bitten, mir ein paar Monate Urlaub für eine Reiſe zu bewilligen“ „Seine Majeſtät geſtattet Ihnen die Reiſe. Mit Aus⸗ nahme von Frankreich, das zu betreten Ihnen ein anderer Monarch erlauben müßte, ſteht es Ihnen frei, ſich überall⸗ hin zu begeben. Selbſtverſtändlich würde Seine Majeſtät ſchon in Anſehung Ihrer geſchwächten Geſundheit Italien als Reiſeziel bevorzugen.“ Warum iſt der Herzog plötzlich ſo blaß? Man öffnet die Gatter ſeines goldenen Käfigs— und er— fürchtet er ſich plötzlich? Die Haarſträhne fällt wieder über die Schläfe. Der ſilberne Kamm zittert in der allzu ſchmalen, blaſſen, faſt durchſichtigen Hand.„Danke,“ ſagt er un⸗ endlich traurig. Der General zieht ſich etwas betroffen zurück. Sein Schritt iſt nicht ſo laut, ſo feſt wie ſonſt. Es iſt faſt, als ob er hinausſchliche. Italien— man hat ihm Italien erlaubt. Der Her⸗ zog weiß in dieſer Minute des Grauens, daß es zu ſpät iſt. *. Schloß Schönbrunn iſt in dieſen Frühlingstagen des Jahres 1832 ſchickſalsumwölkt. Ein Kind wird in ſeinen Mauern geboren, das in einer furchtbaren Tragödie enden ſoll. In dieſen Monaten erliſcht ein Leben, das kaiſerlich begann und traurig endet— und ein anderes beginnt, das kaiſerlich im Grauen untergeht: Erzherzog Maxi⸗ milian, der Kaiſer von Mexiko, der in Queretaro unter den Kugeln der Soldaten Juarez' fallen wird— füſiliert! Man weiſt dem Herzog die Gemächer der Erzherzogin Sophie an. Weiß er, hat Prokeſch es ihm verraten, daß es dieſelben Zimmer ſind, in denen Napoleon zweimal, 1805 und 1809, gewohnt hat? Oh, ihm hat man ſie nicht zugewieſen, der Korſe hat ſich ſelber zu Gaſt gemeldet auf ſeine eigene Art. Zweimal iſt der Habsburger Hof in paniſchem Entſetzen aus Wien geflohen, zweimal haben da unten am Schloßportal franzöſiſche Grenadiere Poſten geſtanden.—— Der Herzog geht, ohne um ſich zu blicken, als ob dieſer Raum ihm aus tauſend Träumen bekannt wäre, ans Fenſter. Er blickt in dieſen Park hinab, in dem er als kleiner Bub ſo oft geſpielt hat. So fremd, ſo anders ſieht dieſer Park plötzlich aus. Verſucht er, ihn mit anderen Augen— mit den Augen des Vaters zu ſehen? In den erſten Tagen macht der Herzog noch kurze Spaziergänge im Park. Dann werden die Huſtenanfälle ſo quälend, daß Malfatti Bettruhe anordnet. Seltſamerweiſe ſcheint die Stimmung des Kranken jetzt beſſer. Er, der ſonſt zu Ungeduld, Heftigkeit und ſprunghaftem Weſen geneigt war, zeigt jetzt eine Geduld, die ſeine Umgebung in Erſtaunen ſetzt. An einem Mor- ſchmerzlich verzogen, meriſche Lächeln. Etwas ſpäter verabſchiedet ſich der General. Er iſt zu Metternich befohlen, dem er und Doktor Malfatti täglich Bericht erſtatten müſſen. Und nach dieſer Audienz diktiert der Staatskanzler einen Brief an den öſterreichiſchen Botſchafter in Paris, den Grafen Apponyi— das letzte, furchtbarſte Dokument einer Staatskunſt. „Es iſt“, diktiert er,„eine vollkommen ausgereifte galoppierende Lungenſchwindſucht. Ich bitte Sie, den König Louis Philippe auf den Nachfolger des Herzogs nachdrücklichſt aufmerkſam zu machen. Der junge Louis Bonaparte unterhält bereits zu den Anhängern ſeiner Familie Beziehungen. Am Todestage des Herzogs wird er ſich zum Haupt der Franzoſen auserſehen fühlen.“— Eine Reiſechaiſe nähert ſich in dieſen Tagen von Ita⸗ lien her Wien. Endlich hat man Marie Louiſe, der man bisher nur ſchöngefärbte Krankenberichte geſandt hat, die Wahrheit geſchrieben, und Kaiſer Franz ſelbſt hat ihr befohlen, nach Wien zu eilen. Es iſt ſeltſam: Kaiſer Franz ſchickt ſeine Tochter nach Wien— und(eibt in Trieſt. Man hat ihm geſchrieben, daß der Herzog nur mehr ein Schatten ſei, bereits vom Tode gezeichnet. Es iſt faſt, als ob der Kaiſer nicht wagte, dem unſeligen Opfer der Staatskunſt gegenüberzutreten. Auch als er endlich Trieſt verläßt, reiſt er langſamer als ſonſt; es iſt, als ob er zögerte. In jeder Station fragt er nach Nachrichten. Zuletzt wählt er einen Umweg über Linz und beſichtigt dort die Garniſon. Waxtet— wartet, ob ihm nicht die Pein, den Ster⸗ benden ſehen zu müſſen, doch durch den gnädigen Tod verfrüht abgenommen wird. „Ich will meinem Vater entgegenfahren!“ Am Morgen des 21. Juli ſetzt das ſchwere Fieber der Todeskriſe ein. Seit Tagen ſind die Offiziere des Herzogs im Breitſchaftsdienſt. Einer der Aerzte muß zu jeder Zeit im Lackſalon ſein. Auf dem Elfenbeintiſch, auf dem einſt Napoleon über die Landkarte des geſchlagenen, eroberten Oeſterreich gebeugt ſaß, liegt nun— die Karte der letzten Schlacht, die gegen den Imperator geſchlagen wurde: die Tabelle mit der Fieberkurve ſeines ſterbenden Sohnes.— Der Atem des Herzogs geht ſtoßweiſe, das Haar, das feucht an Schädel und Schläfen klebt, hat ganz den blond⸗ ſeidenen Glanz verloren. Seit zwei Tagen ſind die Augen des Sterbenden nur mehr halb geöffnet, aber er ſchläft noch umſchwebt ihn das ſtolz⸗träu⸗ Aufnahme: Scherl⸗Bilderdienſt— M. Der Herzog von Reichſtatt, Sohn des großen Korſen, auf dem Totenbett. ſcheint faſt falſcher Alarm geweſen zu ſein— der Herzog liegt ſtill und atmet faſt regel⸗ mäßig. Faſt eine Stunde vergeht ſo. Doktor Malfatti kommt aus der Stadt. Faſt gleich⸗ zeitig tritt der Prieſter ein, ein kaum geweihter Kaplan, der nach Schönbrunn befohlen worden iſt.. Wie verloren ſtammelt er halblaut ſeine lateiniſche Formel, während die Anweſenden niederknien und ſeine in das Oel getauchten Finger die Augen des Herzogs berühren, dann die Ohren, die Naſe, den Mund und die Hände. Marie Louiſe zittert wie Eſpenlaub, jeden Augenblick droht ſie zuſammenzuſinken. Nun tritt der Prieſter zurück. Doktor Malfatti beugt ſich über den Herzog. Seine Hand taſtet nach der Stirn. Es iſt ſo ſtill, daß ſeine leiſen, nur für Rittmeiſter von Moll beſtimmten Worte laut hallen: „Er iſt ſchon kalt!“ Marie Louiſe will ſich aufrichten, ſie ſinkt wieder auf die Knie. Man muß die Halbohnmächtige hinaustragen. Sünde wider das Blut Die Welt wollte an dieſen Tod des Einundzwanzig⸗ jährigen nicht glauben. In Frankreich, in Deutſchland, Italien und Polen ſprach man von Gift. Die einen be⸗ ſchuldigten die Habsburger, die anderen Metternich, wie⸗ der andere die Bourbonen. Sogar Proleſch, den Ver⸗ trauten des Prinzen, beſchuldigte eine Anklageſchrift, die in Buchform erſchien, er habe eine teufliſche Doppelrolle geſpielt und als Agent Metternichs dem Herzog eine ver⸗ giftete Melone gereicht. Dieſe Gerüchte verſtummten, ihre Unſinnigkeit mag wohl den boshafteſten Verleumdern eingeleuchtet haben. Nun tauchte eine andere Faſſung auf. Man erzählte, die; Begleiter hätten den Herzog auf höheren Befehl in ein laſterhaftes Leben hineingetrieben. Die Liebesaffären hätten das Mark des Napoleoniden aufgezehrt. Erſt aus jener Entfernung, die uns der zeitliche Ab⸗ ſtand gibt, können wir beſſer urteilen. Die Schuld Metter⸗ nichs, die Schuld Kaiſer Franz', der über ſeiner Schwäche für„Franzi“ nie die vermeintliche Staatsklugheit vergaß, die Schuld Marie Louiſes und aller, die an der Gefangen⸗ haltung des Königs von Rom mitwirkten, iſt von anderer Art. Sie alle wollten aus dem Sohn des Korſen einen öſterreichiſchen Erzherzog machen. 5 Sünde wider das Blut. Wäre dieſes Kind, das allein ſtand gegen eine Umwelt kalter, herzloſer Berechnung, nur der Sohn Napoleons geweſen— wir glauben, es hätte den Kampf gewonnen. Eines Tages hätte er die Feſſeln geſprengt, wäre ge⸗ flohen, hätte nach Frankreich, das ihn erwartete, heim⸗ gefunden. a Ende. — ruckarbeiten für Handel, Gewerbe und industrie liefert schnellstens Neckar-Bote- Druckerei