— 8 1 7 Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mz. 1.60, u der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., m Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Nr. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr kurniprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗ Konto: Karlsruhe 78439. Jages- und Anzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und gebung. Berkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenhelm. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdl⸗ Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A 7. 37: 1155 57. Jahrgang Donnerstag, den 19. Auguſt 1937 Die Schiffahrt im Mittelmeer Neue Anweiſungen an die engliſche Kriegsmarine. London, 18. Auguſt. Bei der Miniſterbeſprechung, die zur Erörterung der Lage im Fernen Oſten im engliſchen Außenamt abgehalten wurde, wurde auch die Frage der Handelsſchiffahrt im Mit⸗ telmeer zur Sprache gebracht und folgende amtliche Ver⸗ lautbarung veröffentlicht: „Die Regierung Seiner Majeſtät iſt ernſtlich beun⸗ ruhigt durch die in letzter Zeit anſteigende Zahl von An⸗ griffen auf die Schiffahrt im Mittelmeer und durch die Erweiterung des Gebiets, in dem dieſe Zwiſchenfälle letzt ſtattfinden. Die Regierung Seiner Majeſtät hat durch die Admiralität Anweiſungen ergehen laſſen, daß, falls irgend⸗ ein britiſches Handelsſchiff von einem U⸗Boot ohne Warn⸗ zeichen angegriffen wird, die Schiffe Seiner Majeſtät er⸗ mächtigt ſind, dieſen Angriff zu erwidern.“ Merzu ſchreibt die„Times“, vor kurzer Zeit ſchon hät⸗ ten die britiſchen Schiffe Anweisung erhalten, das Feuer u eröffnen, wenn ſie angeriffen würden. Im April 3. B. lde der engliſche Zerſtörer„Gallant“ das Feuer eröffnet als Flugzeugbomben in ſeine Nähe fielen. Die den briti⸗ ſchen Krlegsſchiffen gegebene Anweiſung ſtelle im Grunde nichts weiter dar als eine logiſche Erweiterung der frühe⸗ ren Anweiſung. Der in der amtlichen Mitteilung ange⸗ wandte Ausdruck„Ausdehnung des Gebietes“ bezieht ſich höchſtwahrſcheinlich auf den Angriff, der auf der Höhe der Dardanellen auf einen Oeltanker erfolgt ſei. Italieniſche Warnung vor Nervoſität Die Anerkennung des italieniſchen Imperiums und die hartnäckigen Vorurteile gewiſſer engliſcher Strömun⸗ gen in Bezug auf das Mittelmeer“ lautet die Ueberſchrift eines Artikels, den die römiſche Zeitung„Tribuna“ aus der Feder ihres Londoner Korreſpondenten veröffent⸗ licht. Es heißt darin, viele Anzeichen beſtünden dafür, daß die engliſche Regierung die Frage der Anerkennung gleich⸗ zeitig mit dem Problem der Sicherheit im Mittelmeer löſen möchte. England könne mit Italien auch ohne Zuſtimmung der Dominien zu einer Einigung gelangen. Es handele ſich vielmehr darum, ob man die verkehrte Auffaſſung hinſicht⸗ lich der Mittelmeerfrage aufgegeben habe oder nicht und ob man in England davon überzeugt ſei,„daß Italien im Mittelmeer eine Zuſammenarbeit und keinen Konflikt wünſche“. In dieſem Zuſammenhang erſcheine freilich ein Artikel des„Daily Telegraph“, in dem von den j ü ng⸗ ten Zwiſchenfällen im Mittelmeer die Rede ſei, ſedauerlich, denn er laſſe den Schluß zu, daß auch amt⸗ 111 N Kreiſe nicht frei von einer gewiſſen Nervo⸗ ät ſeien. a. Admiral Carls in Gibraltar Dank für die Pflege der Verwundeten der Deutkſchland“ London, 19. Aug. Admiral Carls traf an Bord des Pan⸗ och„Admiral Scheer“ in Gibraltar ein. Er ſtattete dem buverneur Sir Charles Harington einen Beſuch ab und dankte ihm im Namen der Reichsregierung für die gute Be⸗ handlung, die die durch den rotſpaniſchen Bombenabwurf auf g die„Deutſchland“ verwundeten Seeleute in Gibraltar erfah⸗ ren haben. Admiral Carls war dann Gaſt des Gouverneus bei einem Hlſtüct. Am Abend folgte Admiral Carls einer Einladung es Kommandierenden Konteradmirals von Gibraltar. Arteil im deutſch⸗litauiſchen Schiedsverfahren. Berlin, 18. Auguſt. n de litauiſchen Regierung ſeit Ende 1935 Verhandlungen über die Frage der kaatsangehörigkeit mehrerer memelländiſcher Beamten, Richter, Aerzte, denen der litauiſche Gouverneur des Memel⸗ gebietes im Laufe des Jahres 1935, zum Teil unmittelbar vor den damaligen Wahlen zum Memelländiſchen Landtag, die litauiſche Skaatsangehörigkeit und damit die memellän⸗ Uiſchen Bürgerrechte entzogen hatte. Da dieſe Verhandlungen in ſechs Fällen, darunter in dem des ehemaligen Präſidenten es Memelländiſchen Direktoriums Dr. Schreiber, zu keinem lichubni⸗ geführt hatten, wurde auf Grund des deutſch⸗ gatuſchen Optionsvertrages von 1925 im Oktober des letzten Jahres die ſchweizeriſche Bundesregierung um die Ernen⸗ nung eines neutralen Schiedsrichters zur Entſcheidung dieſer Streitfragen erbeten. Ste ernannte hierzu den Alt⸗Bundes⸗ richter Dr. Viktor Merz in Bern. i Nach längeren Verhandlungen iſt nunmehr das Schieds⸗ urteil erlaſſen worden. Dieſes erkennt den tandpunkt der eichsregierung in vollem Umfange an und legt der litaui⸗ chen Regierung die Verpflichtung auf, entſprechend den deut⸗ n Anträgen die litauiſche Staatsangehörigkeit aller in em Prozeß behandelten Memelländer, nämlich der prakti⸗ ſchen Aerzte Häwert und Lackner, der Amtsgerichtsräte Schneider und Schwarze, des ehemaligen Präſidenten des emelländiſchen Direktoriums Dr. Schreiber und des Me⸗ melländiſchen Verwaltungsgerichtsdirektors Dr. Treichler an⸗ zuerkennen. 5 8 Das Urteil ſtellt ausdrücklich feſt, daß die Optionserklä⸗ zungen rechtsgültig ſind, auf Grund deren die Memelländer, die im öffentſchen Dienſt der autonomen Verwaltung des emelgebietes ſtanden, im Jahre 1925 die litauiſche Skaats⸗ ſügezökigkeit erworben hatten, und daß den Maßnahmen des itauiſchen Gouverneurs, der dieſe Optionserklärungen nach zehn Jahren für ungültig erklärt hakte, die ſtaatsrechtlichen 10 nd völkerrechtlichen Borg ungen fehlen. Die in dem Ur⸗ eil erwähnten Memelländer, denen teilweiſe ſeit beinahe zel Jahren die Ausübung ihrer Aemter unterſagt worden war, ſind nunmehr wieder in den vollen Beſitz ihrer ſtaats⸗ „ Zwiſchen der deutſchen und der ſchweben bürgerlichen Rechte gelanat. Verſchärfte Lage in Tſingtau. Chineſiſche Truppenkonzentrakionen. Tokio, 18. Augaſt. Die Nachrichtenagentur Domei meldet ein Zunehmen der Spannung in Tſingtau und der Schantungproobinz. Es habe bei den Japanern große Entrüſtung ausgelöſt, daß die Verhaftung und Beſtrafung der chineſiſchen Attentäter, die die beiden japaniſchen Makroſen erſchoſſen hatten, bis⸗ her ausgeblieben iſt. Wie Domei meldet, wird in der Um⸗ gebung Tſingtaus eine neugebildete chineſiſche Diviſion zu⸗ ſammengezogen und weitere drei Diviſionen werden aus Weſt⸗Schantung in das ſüdöſtliche Schantunggebiet heran⸗ gezogen. Südlich der Eiſenbahnlinie Peiping—Tientſin hat ſich die militäriſche Aktivität verſtärkt Das Hauptquartier der japaniſchen Nordchina⸗Garniſon meldet den Vorm irſch der Truppen der chineſiſchen Zentralregierung weſtlich der Eiſenbahn Hankau—Peiping. Sie ſollen ſich ſchon bis auf 15 Kilometer Peiping genähert haben. Oeſtlich der Eiſenbahn Tientſin—-Pukau haben ſich 20 Kilometer ſüdlich Tangkus Kämpfe entwickelt. Ein Verſuch der Ueberreſte der 29. Armee, die rückwärtigen Verbindun⸗ gen der Nordchina-Garniſon nördlich Tientſins zu ſtören, konnte von den japaniſchen Truppen in einem mehrſtündi⸗ gen Gefecht vereitelt werden. Japans Maßnahmen in Schanghai Wie aus Tokio gemeldet wird, erklärte der Sprecher, des Auswärtigen Amtes, die Zurückziehung der internaklo⸗ nalen Polizeikräfte aus dem internationalen Gebiet öſtlich des Hongkiu⸗Kanals zwängen die japaniſchen Streitkräfte, den Schutz dieſes Bezirkes, in dem noch eine große Zahl ja⸗ paniſcher Bewohner lebe, ſelbſt zu übernehmen, da die Chi⸗ neſen dieſes Gebiet allſeitig angriffen. Das Hauptquartier, der Landungstruppen ergänzte die Mitteilungen des Spre⸗ chers dahin, daß heftige Angriffe der chineſiſchen Truppen felt japaniſche Fabrikanlagen im genannten Bezirk erfolgt eien. Der Abtransport der Flüchtlinge Die auf dem britiſchen Zerſtörer„Duncan“ und dem Begleitſchiff„Falmouth“ am Dienstag aus Schanghai ab⸗ beförderten britiſchen Frauen und Kinder ſind in Wuſun auf die„Raſputana“ umgebootet worden, mit der ſie na Hongkong gebracht werden. Der Zerſtörer„Duncan“ und die„Falmouth“ ſind nach Schanghai zurückgekehrt. Es ha⸗ ben ſich noch 3176 britiſche Frauen und Kinder zur Abbe⸗ förderung aus Schanghai gemeldet, im ganzen alſo über die Hälfte der in Schanghai lebenden britiſchen Frauen und Kinder. 182 niederländiſche Staatsangehörige, meiſt Frauen und Kinder, begaben ſich an Bord des holländiſchen Damp⸗ fers„Tasman“, um nach Hongkong in Sicherheit gebracht u werden. Vor dem Auslaufen wurde die„Tasman“ be⸗ ſih o e doch nicht getroffen. Das Feuern wurde einge⸗ ſtellt, als der Kapitän durch einen Funkſpruch mitgeteilt hatte, daß er Flüchtlinge an Bord habe. Eine engliſche Verlautbarung. Reuter meldet zur letzten britiſchen Miniſterbeſprechung, daß alle möglichen Schritte zu einer friedlichen Beilegung der Lage in Schanghai erörtert worden ſeien Auch ſeien alle denkbaren Maßnahmen zum Schutz britiſchen Lebens und Eigentums getroffen worden. Es werde darauf hin⸗ gewieſen, daß dadurch den Gerüchten, wonach alle briti⸗ ſchen Staatsangehörigen angewieſen worden ſeien, Schang⸗ hai zu verlaſſen, entgegengetreten werde Die britiſchen Geſchäftsleute, die ſich für ein Dortbleiben entſchieden, könnten verſichert ſein, daß alles überhaupt Mögliche zu ihrem Schutz getan werde. a Als günſtiges Zeichen werde die Bewegung des japa⸗ nischen„ flußabwärks betrachtet dieſes Schiff eine dauernde Zielſcheibe für chineſiſche An⸗ riffe gebildet habe, durch die auch die internationale Sied⸗ ung gefährdet worden ſei. China gegen ein Kompromiß? Der engliſche Vorſchlag zur Neutraliſierung der inker⸗ nationalen Niederlaſſung. London, 19. Aug iſt. In London wird beſtätigt, daß die engliſche Regrerung am Mittwoch der chineſiſchen und der pan Regie⸗ rung eine Vorſchlag unterbreitet hat, der die internationale. Siedlung in e aus den Kampfhandlungen her⸗ aushalten ſoll. Der Vorſchlag ſieht vor, daß ſowohl die chi⸗ geſiſche wie die japaniſche Regierung ihre Truppen aus der internationalen Niederlaſſung herausziehen und ich künftig jeder Kampfhandlung in dieſem Gebiet enthalten ſollen. Dagegen iſt die britiſche Regierung, und zwar zu⸗ ſammen mit der franzöſiſchen und amerikaniſchen Regie⸗ rung, falls dieſe e erklären, bereit, die In⸗ 75 6 ſämtlicher Mächte, d. h. alſo auch der Japaner zu arantieren und dafür Sorge zu tragen, daß Leben und igentum aller 19 1 1 9 95 innerhalb der internationa⸗ len Siedlung geſchützt werden. 5 Der enge orſchlag iſt vom engliſchen Botſchafter in Nanking der chineſiſchen 5 ien und auch nach Tokio weitergeleitet worden. Gleichzeitig hat ſich die engliſche Regierung mit der franzöſiſchen Regierung und der Regierung der Vereinigten Staaten in Verbindung ge⸗ A5 Laut Reuter hat der engliſche Vorſchlag keine 10 ufnahme bei den chineſiſchen Behörden 1 8 China würde dagegen möglicherweiſe einer Wiederherſtellung der im Jahre 1932 feſtgelegten entmilitariſierten Zone zuſtim⸗ men, aber nur unter der Bedingung, daß ſich die ſapani⸗ chen Streitkräfte vollſtändig aus dem Gebiet von Schang⸗ 15 zurückziehen. chlachtſchiffs„Idzumo“ flußabwärts betrachtet, da Nr. 192 Die Konſolidierung ſchreitet fort Zur Auflegung weiterer 700 Millionen Reichsanleihe. WPD. Zu Beginn der Konſolidierung, d. h. die Um⸗ wandlung von kurzfriſtigen in langfriſtige Schulden, alſo. der Stabiliſierung und Feſtigung der Reichsfinanzen, welche durch Ausgabe einer erſten Reichsanleihe im März 1935 einſetzte, war die Bekanntgabe der Auflegung für die mei⸗ ſten eine Ueberraſchung. Es kann heute nur als ein Zeichen des großen Verſtändniſſes für die Maßnahmen unſerer Reichsregierung ausgelegt werden, wenn von der breiten Bevölkerung heute die Fortſetzung der Konſolidierung di⸗ rekt ſchon erwartet wird und in der Preſſe Unterſuchangen angeſtellt werden, zu welchem Zeitpunkt wohl mit der Aus⸗ gabe einer neuen Reichsanleihe zu rechnen iſt. Vor kurzem noch war der Ausgang Auguſt oder Anfang September als Zeitpunkt angenommen, der für die Auflegung günſtig 155 Die Geldmarktverhältniſſe haben ſich ſedoch inzwi⸗ chen ſo günſtig entwickelt, daß bereits jetzt zur Monats⸗ mitte die Auflegung der Reichsanleihe wurde. Das Reich begibt 90 den gleichen Bedingungen wie im Mai dieſes Jahres 700 Millionen Reichsmark 4½prozen⸗ tige Reichsſchatzanweiſungen. Die Anleihe wird ebenfalls wie die vom Maj ſpäteſtens in 15 Jahren fällig. Die Ausloſung beginnt am 1. Auguſt 1947 mit einem Sechſtel des geſamten Betrages und wird jährlich in gleicher Höhe bis 1952 fortgeſetzt. Die durchſchnittliche Laufzeit beträgt ſomit wiederum 12 Jahre. 100 Millionen Reichsmark ſind von der neuen Emiſſion bereits feſt übernommen worden. Die reſtlichen 600 Millionen Reichsmark werden wiederum zum Kurſe von 98⅜ v. H. in der Zeit vom 25. Auguſt bis September zur Zeichnung aufgelegt. Die bewährte Me⸗ thode der ratenweiſen Einzahlung iſt auch diesmal beibe⸗ halten worden, und zwar ſind 20 v. H. am 21. September, 40 u, H. am 5. Oktober und je 20 v. H. am 27. Oktober und November zu entrichten. Das bekannte Barometer für den Flüſſigkeits⸗ grad des Geldmarktes, die Höhe des Solawechſel⸗ umlaufs, verzeichnet wieder einen hohen Grad von Liqui⸗ dität. Der Umlauf hat ſich nach dem Ultimo um rund 100 Millionen auf etwa 1 Milliarde Reichsmark erhöht. Fer⸗ ner ſind bis zur Monatsmitte bereits über 70 v. H. der neuen möglich Ultimobeanſpruchung der Reichsbank wieder abgedeckt worden. Die Bereitſtellung von Steuergeldern in Höhe von mehreren Hundert illionen Reichsmark am 10. Auguſt vollzog 5 ohne Rückgriff auf die Geldmarktanla⸗ en der Banken. Auch der Rentenmarkt zeigte ſeit einigen ochen trotz der Reiſezeit eine ungewöhnlich lebhafte Nach⸗ frage. Das Anlagebedürfnis war ſo groß, daß es keines⸗ wegs voll befriedigt werden konnte. Die neue Reichsan⸗ leiheemiſſion kommt daher einem ausgeſprochenen Anlage⸗ bedürfnis entgegen. Die bisherigen Erfolge bei der Auflegung der verſchie⸗ denen Emiſſionen haben in der Bevölkerung ein berechtig⸗ tes Vertrauen in die Anleihepolitik des Reiches e Wie ein Blick in die Monatsaus⸗ weiſe der Kreditbanken beſtätigt, ſind die Reichsanleihebe⸗ ſtände der Großbanken, welche bei den Emiſſionen eine hervorragende Stellung einnehmen, ſeit Juni 1936 nur um 10 Millionen Reichsmark geſtiegen. Seit dieſer Zeit wur⸗ den jedoch 2,8 Milliarden Reichsmark an Anleihen ausge⸗ geben. Die Zahlen beweiſen alſo, daß die älteren Anleihen tatſächlich im Publikum untergebracht worden ſind. Auch die Kursentwicklung iſt Ausdruck dafür, daß die vorher⸗ gegangenen Anleihen in feſten Händen find. Es würde ja auch dem Charakter der Konſolidierungsanleihe wider⸗ ſprechen, wenn die einzelnen Emiſſionen am Zeitpunkt der Auflegung einer neuen Anleihe abgeſtoßen würden, um Mittel für die neue Zeichnung freizumachen. Die neue Reichsanleihe wird weiterhin das Verhältnis von kurzfriſtiger zu langfriſtiger Verſchul⸗ dung beſſern, worauf der Reichsfinangminfſter vor eini⸗ ger Zeit ſchon hingewieſen hat. Die Auflegung beſtäfigt von neuem den feſten Willen unſerer Reichsregierung, an der bewährten Kapitalmarktpolitik unbeirrt ſeſtzuhakten. Sie ſtraft aber auch alle 915 5 Lügen, welche da glau⸗ ben befürchten zu müſſen, das Reich könnte ſich zu Experi⸗ menten auf Koſten der Sparer entſchließen. Es iſt ſchon faſt überflüſſig zu betonen, daß die Ausgabe einer neuen Reichsanleihe keine neue Verſchuldung bedeutet. Im Ge⸗ genteil wird die ganze Finanzlage des Reiches um ſo ſta⸗ iler, je mehr Mittel der kurzfriſtigen Verſchuldung in die langfriſtige Form umgegoſſen werden können. Ohne Zwei⸗ el werden auch diesmal wieder alle Kreiſe des Volkes von er gebotenen günſtigen Anlage ihrer Erſparniſſe Ge⸗ brauch machen und damit das Aufbauwerk unſerer Regie⸗ rung weiter fördern. S—T—Ä——» Weitere Bombenabwürfe i Die japaniſche Luftflotte hat die Stützpunkte der chine⸗ ſiſchen Luftflotte in Pengfu Gordweſtlich von 1 Hwaiyin(nordöſtlich von Nanking) und Haining⸗Fu(nord⸗ öſtlich von Hangtſchau) mit Bomben beworfen und acht 0 8enge ſowie drei 1 zerſtört, ohne ihrerſeits chaden zu erleiden. Am Mittwoch vormittag hat die ja⸗ paniſche Luftflotte den chineſiſchen Flughafen in Lonha (Vorort von Schanghai) angegriffen und dabei mehrere 9 Militärflugzeuge, welche in den Hallen lagen, vernichtet. Chineſiſche Flugzeuge warfen mehrere Bomben über einem Stadtviertel ab, das vorwiegend von Japanern be. wohnt wird. Eine Bombe fiel auf einen japaniſchen Tem⸗ pel. Eine andere Bombe fiel n ein Kinotheater und ver⸗ 75 zahlreiche Beſucher, darunter auch Frauen und Kin⸗ er. i Miniſterialrat Dr. Seeger 7 Berlin, 18. Aug. Am 17, Aug. 1937 verſtarb der Leiter der Filmabteilung des Reichsminiſteriums für Volksauf⸗ klärung und Proßaganda, Miniſterialrat Dr. Ernſt Seeger, in Berlin. Reichsminiſten Dr Goebbels hat dem Verſtorbenen einen herzlichen Nachruf gewidmet, in dem er dacauf hin⸗ weiſt, daß Seeger Jahre hindurch als wahrer Natianal⸗ ſozialiſt der Tak die Entwicklung des deutſchen Films an maßgebender Stelle beeinflußt und gefördert habe. Für immer, ſo heißt es in dem Nachruf weiter) werde der Neu⸗ aufbau des deutſchen Filmes mit der Perſönlichkeit des Verſtorhenen verknüpft ſein. 42800 Beſucher an einem Tag 707 985 Perſonen haben bisher die Ausſtellung „Entartete Kunſt“ geſehen München, 19. Aug. Statt nachzulaſſen, wächſt die Beſu⸗ cherzahl in der Ausſtellung„Entartete Kunſt“ von Tag zu Tag. Der letzte Sonntag brachte den Höchſtbeſuch ſeit der Er⸗ öffnung mit 42 800 Beſuchern. Auch von Ausländern wird die Ausſtellung in immer ſtärkerem Maße beſucht. Heimkehr vom Nanga Parbat Bauer und Bechtold wieder in München. München, 19. Aug, Nach einer Mitteilung der Deutſchen Himalgja⸗Stiftung ſind Paul Bauer und Fritz Bechtold, die ſich Ende Junj güf den Luftweg nach Indien begeben hat⸗ ten, am Mittwoch im Flugzeug wieder in München einge⸗ troffen. Es war ihnen und ihren Begleitern bekanntlich an der Unglücksſtelle am Nanga⸗Parbat gelungen, fünf von den verunglückten Bergſteigern, ſowie wertvolle Tagebü⸗ cher und ciffenſchaftliche Allfzeichnungen zu bergen. Dr. pon Kraus, der ebenfalls mit der G tion ausgeteiſt war, ſowie Dr. Luft, der einzige Ueber⸗ lebende der auf ſo kragiſche Weiſe ums Leben gekommenen deutſchen Bergſteiger, kehren auf dem Seeweg heim, wäh⸗ rend Dr, Troll zur Ergänzung ſeiner wiſſenſchaftlichen Ar⸗ beiten noch den Sikkim⸗Himalaja aufſucht und erſt ſpäter die Heimreiſe antreten wird. Neue volksdeutſche Preiſe Erweiterung der Zohann-Wolfgang⸗Goethe⸗ Stiftung. Berlin, 19. Aug. Die Ende 1935 von einem deutſch⸗ amerikaniſchen Glfter ins Leben gerufene Johann⸗Wolf⸗ t bers den aus der jährlich anfangs fünf Preiſe Ur hervortagende Leiſtungen auf dem Gebiet der deutſchen Litetatur und Kunſt verteilt wurden, iſt jetzt um einen Cöppernicus⸗Preis und einen Hermann⸗von⸗Salza⸗Preis erweitert worden Nachdem im Vorfahre bereits neugeſchaffen worden war, ſtehen der Stiftung ſomit jetzt folgende acht Preſſe zur Verfügung: Ein Herder⸗Preis für den preußiſch⸗baltiſchen Bereich, ein Goerres⸗Preis für die rhein⸗fränkiſchee Landſchaft, ein Erwin⸗von⸗Steinbach⸗Preis für das alemanniſche Stammesgebiet, ein Eichendorff-Preis für das Sudetendeutſchtum, ein Mozart⸗Preis für das bt Deutſchtum, ein Coppernicus⸗Preis für die deütſche Bolksgtuppe in Polen, ein Hermann⸗pon⸗Salza⸗ Preis fü den deutſchen Südoſten und ein Remocandt⸗ Preis. Die Preiſe werden auch weiterhin von deutſchen Univerſitäten verteilt. ein Rembrandt⸗Preis Spuren verſchollener Forſcher Ueberreſte einer Polarexpedikion aufgefunden Oslo, 19. Auguſt. Aus Tromiſtz wird gemeldet, daß ein Schiffer in der Dove⸗ Bah auf Spitzbergen ein altes r gefunden hat, in dem ſich verſchiedene Prismengläſer, Reſte eines Segeltuch⸗ hößstes, ein wollgefütterter Schlafſack und Ruder befanden, ferner Munition deutſcher Herkunft und Aluminium⸗Kochge⸗ ſchirr. Ein Teil der Gegenſtände, die geborgen werden konn⸗ ten, wurden von einem Kutter nach Tromſö gebracht. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß dieſe Ueber leibſel einer früheren Expedition 20 bis 25 Jahre dork gelegen haben. Aufzeichnungen und Reſte menſchlicher Körper wur⸗ den nicht gefunden. Da ein Teil der Ausrüſtungsgegenſtände deutſche Flrmenzeichen tragen, wird angenommen, daß es ſich Um die erſten Funde von der 1912 ſpurlos verſchwundenen deutſchen Polarexpedition des Leutnänts Schröder⸗ Strantz handelt. Die Macht des Schickials Noman von Gert RNothberg. 29 Die Mutter flüſterte es, und wieder ſtrich ihre Hand über die weiße Decke. Ilſe⸗Dore faltete ſtill die Hände. „Tu ein Wunder, Gottvater, gib ihn mir zurück,“ betete ſie. Die Schweſter kam wieder herein. Etwas mißbilligend ſah ſie, daß der Verletzte nicht mehr ganz ſo lag wie vor⸗ in Ilſe⸗Dore ſagte: 5 „Schweſter, ich—— Rudolf Heinsberg lebt! Er hat uns ganz groß angeſehen und—— er bat ber meinen e 0 a 7 14 Die Schweſter lief, was ſie laufen konnte, und holte den Arzt. Der kam ſofort. Ilſe⸗Dore berichtete ihm kurz. Da ſagte er: „Nun iſt meine Hoffnung größer. Bitte, gehen Sie jetzt, kommen Sie gegen Abend noch einmal wieder.“ Er begleitete ſie noch hinaus, während die Schweſter ihren Platz wieder einnahm. Eine 1 ſpäter erwachte Heinsberg wieder. „Durſt!“ Die Schweſter reichte ihm die Limonade, ſtützte den Kopf, ließ ihn trinken. „Was iſt eigentlich mit mir?“ Er wollte ſich ungeſtüm aufrichten. Sanft drückte die Hand der Schweſter ihn in die Kiſſen urück. f„Bleiben Sie ruhig, Herr Heinsberg, der Herr Sani⸗ tätsrat wird gleich kommen.“ i Heinsberg ſchloß die Augen. Das Denken fiel ihm ſchwer. Und was war denn das für ein brennender, boh⸗ render Schmerz in ſeinem Kopfe? Weitere Erfolge Francos Der Vormarſch an der Sankander⸗Fronk Salamanca, 18. Auguſt. Der national⸗ſpaniſche Heeresbericht meldet u. a.:„Front zon Santander: Der unaufhaltſame und ſiegreiche Vormarſch unſerer Truppen wurde fortgeſetzt. Ausgehend von den Hö⸗ hen 1701 weſtlich der Vertice Ropero haben die nationalen Truppen alle Stellungen bis El Frontal beſetzt, wodurch der Paß an der Landſtraße nach Valle de Cabuernica in unſere Hände fiel. Ferner wurden Callejones, La Muela, Abeal de Robledo bis Patuanto eingenommen. Andere Abteilungen eroberten den Berg Haro, Fuente del Moro, San Marin, Je⸗ ſtuenze und den Punkt 1198. Wieder andere Truppenabtei⸗ lungen ſäuberten das in den letzten Tagen abgeriegelte Ge⸗ biet und beſetzten mehrere Dörfer, darunter Arroyo und Ma⸗ lataka. Die Legionärstruppen haben in Orzales die Verbin⸗ dung mit den Brigaden von Navarra hergeſtellt. Sie beſetz⸗ ten Mediajo, Mediajo Frio, Puerto Eſpina, Pena Gorda, den Punkt 1119, die Stellung del Olmo und das Gebiet nördlich des Puerto del Escudo. Es wurde viel Kriegsmaterial erbeu⸗ tet, darunter 1400 Gewehre, zahlreiche Maſchinengewehre und ein Luftabwehrgeſchütz. Auch der Brigade Navarra fiel eine Menge Kriegsmaterial in die Hände. Andere Abteilun⸗ gen eroberten drei ſowjetruſſiſche Tanks, viele Maſchinenge⸗ wehre und eine Anzahl Pferde. Auch die Legionärstruppen haben viele Gefangene gemacht. Bis zur Stunde der Be⸗ richtsausgabe ſind über 2500 Gefangene im Sammellager eingetroffen, darunter mehrere Offiziere und ein Bataillons⸗ chef. Den anderen nationalen Truppenabteilungen fielen über 1000 Gefangene mit Waffen in die Hände. Der erſte Eiſenbahnzug iſt in Reinoſa eingelaufen. Wie der Sonderberichterſtatker des Deutſchen Nachrich⸗ tenbüros ergänzend meldet, haben die nationalen Truppen⸗ abteilungen innerhalb von wenigen Tagen 40 Ortſchaften auf einem Gebiet von 1125 qkm eingenommen. Sie ſind auf einer Front von etwa 30 km Ausdehnung um durchſchnittlich 25 km vorgegangen. Die Zahl der Gefangenen beläuft ſich auf ungefähr 5000, darunter ziemlich viele Anführer. Die Beute an Kriegsmate⸗ rial iſt ungeheuer groß. Die durch das Bergwerksgebiet füh⸗ rende Bahn von Valmaſeda(ſüdweſtlich Bilbaos) nach La Robla(nördlich der Stadt Leon) hat ihren Verkehr wieder aufgenommen und verbindet die baskiſche Front mit der Santander⸗Front. Die nationalen Truppenabteilungen im Abſchnitt von Reinoſa haben ſich auf der nach Santander führenden Landſtraße um etwa 10 km weiter vorgekämpft und ſtehen nach der Einnahme der Ortſchaft Lantueno vor dem Städt⸗ chen Santiurde. Die Legionärstruppen beſetzten wieder ei nige wichtige Höhenſtellungen und beherrſchen mit ihrer Ar⸗ tillerie das ſich gegen Norden ausdehnende Paſtal. Eine ihrer Abteilungen ſteht in unmittelbarer Nähe der Ortſchaft San Miguel de Luena. Die Bolſchewiſten ſetzen dem Vor⸗ marſch der Nationalen nur wenig Widerſtand entgegen. Sie haben mehrere Orte nördlich der Pena Parda⸗Berge, die zwi⸗ ſchen den Abſchnitten von Reinoſa und dem Magdalena⸗Paß liegen, bereits geräumt. Keine Zugeſtändniſſe Francos Bedingungsloſe Zuerkennung der Kriegführenden-Nechle gefordert. London, 19. Aug. Vom Außenamt der nationalſpani⸗ ſchen Regierung iſt Reuter gegenüber erklärk worden, daß General Franco in der Frage der Freiwilligen⸗ Zurück zie⸗ hung aus Spanien keinerlei Jugeſtändniſſe machen werde, um ſeine Anerkennung als kriegsführende Macht zu erzie⸗ len. Die nationalſpaniſche Regierung ſei der Anſicht, daß die Zuerkennung der Kriegsführenden⸗Kechte keinerlei Be⸗ dingungen unkerworfen werden könne. Kurzmeldungen Bern. Der Bundesrat beantragte in einer Botſchaft an die Bundesverſammlung Beſchlußfaſſung über die Durch⸗ führung der im Juni im Kanton Genf angenommenen Verfaſſungsgeſetze. Dieſe enthalten das Geſetz gegen kom⸗ muniſtiſche Vereinigungen und Organiſationen und andere ſtaatsgefährliche Vereinigungen ausländiſchen Urſprungs. Prag. Miniſterpräſident Hodza wird am Samstag den rumäniſchen Miniſterpräſidenten Tatarescu in Sighet (Sighetul Marmatiei) beſuchen; beide Staatsmänner machen von Sighet aus einem Ausflug in die Berge der Bukowina. Oktawa. Die kanadiſche Regierung hat ein Geſetz der Re⸗ gierung der Provinz Alberta, das alle Banken der Kon⸗ trolle der Provinz-⸗Regierung unterſtellen wollte, verboten. Wieder verſuchte er, zu ergründen, lag. Denn daß er ſich hier in einem Krankenhaus befand, war ihm klar geworden. Still lag er da. Mit einem Male aber zerriß der Vorhang. Die Exploſton! Sein Rettungswerk! Und dann war es um ihn ſelbſt dunkel geworden. War er verletzt? Wie heiß ihm wurde, wie unerträglich heiß! Unruhig fuhr die eine unverletzte Hand hin und her. Plötzlich faßte er eine der dunklen Roſen, die Ilſe⸗Dore ihm gebracht. Roſen? Aus ſeinem Garten? gelegt? Die Mutter vielleicht? weshalb er hier Wer hatte ſie ihm her⸗ War ſie— bei ihm ge⸗ weſen? Ja! Sie war doch hier? And—— Ilſe⸗Dore? Sie hatte doch ihren Kopf auf ſeine Hand gelegt? Wie er alles wieder wußte. Aber nein! Nichts wußte er! Geträumt mußte er ha⸗ ben. Die Mutter? Ja, die würde zu ihm kommen. Doch Ilſe⸗Dore? Sie kam nicht. Nie würde ſie ihren Fuß hier⸗ herſetzen. Sie war vor ihm geflohen wie vor etwas Schreck⸗ lichem. And deswegen hatte er ſterben wollen, hatte das 8 8 für ſich als Erlöſung genommen. So war es ge⸗ weſen. Wieder lag er und ſann. Wenn ihm nur nicht ſo heiß wäre So erſtickend heiß. Er wollte die Schweſter aber auch nicht ſchon wieder bit⸗ ten, ihm zu trinken zu geben. Die Schweſter ſah auf ihre Uhr. Leiſe erhob ſie ſich, huſchte hinaus, kam ſchon nach wenigen Minuten mit einer Glasſchale zurück. Sie ſchob dem Verletzten ein Stückchen Eis in den Mund. Welch eine Wohltat das 8 5 bedeutete, erkannte ſie an ſeinem dankbaren ick. Wieder grübelte er. Dore hier bei ihm? Wenn ihn nur der ce nicht ſo felge ee Es konnte doch nicht ſein. Ilſe lich wurde dieſer dumpfe Schmerz. Mit letzter K er die klaren Gedanken zuſammen, re 5 „Von wem ſind dieſe— Roſen!“ e Ni 1 eidg. . 13 Geraubte Kunſtſchätze aufgeſunden Paris, 18. Aug. In Ax⸗les⸗Thermes an der franzöſiſch ſpaniſchen Grenze entdeckte die Polizei in einer Ziegeleſ Kunſtgegenſtände— wie es heißt— im Werte von 60 Mill. Peſeten, darunter 47 Oelgemeälde bekannter Maler, ſilberne und Elfenbeinſtatuen, alte Schmuckgegenſtände und 14 Sil. berbarren im Gewicht von je 30 kg. Vermutlich ſind dieſe Kunſtwerke aus Spanien geraubt und auf franzöſiſchem Bo⸗ den verborgen worden. Weiter wurde ein ganzes Arſenal von Munition und Giftgaſen aufgedeckt. Selbſtgeſtellung des Pariſer Aktentäters. Paris, 19. Aug Der Jugoſlawe Radajewitſch, der am Sonntag abend in Paris ſeinen Landsmann Tzerwin⸗ tſchitſch angeſchoſſen hatte und den die Polizei über die ſpa⸗ niſche Grenze entkommen wähnte, ſtellte ſich der Parſſer Polizei. Muſſolinis Sohn als Langſtreckenflieger Paris, 19. Aug. Auf dem Flugplatz Iſtres bei Marfeille ſind acht der neun italieniſchen Flugzeuge eingetroffen, die an dem Langſtreckenflug Iſtres Damaskus Paris teil nehmen wollen. Einer der Apparate wird von Bruno Muſ⸗ ſolini, einem Sohn des italieniſchen Regierungschefs, ge⸗ ſteuert. Großrazzia in par is Fahndung nach Hotkeldieben und anderen unerwünſchlen Güſten Paris, 18. Aug. Zur Weltausſtellung, die eine große Zahl, von Beſuchern aus aller Welt verzeichnet, ſind auch zahlreiche Hoteldiebe und anderes lichtſcheues Geſindel nach Paris ge⸗ kommen. Die umfangreichſten Diebſtähle, die in der Letten Zeit— vor allem in großen Hotels— verübt wurden und deren Opfer faſt ausſchließlich reiche Ausländer waren, legen Zeugnis von dem Treiben dieſer gemeingefährlichen Bande ab. Die Pariſer Polizei hat es deshalb für angebracht gehal⸗ ten, eine Großrazzia in der geſamten Stadt durchzufahren, Stadtviertel für Stadtviertel wurde von der Polizei durch⸗ ſucht. Alle irgendwie bedenklich erſcheinenden Perſonen muß⸗ ten auf Verlangen ihre Ausweispapiere vorzeigen. Die Raz zia dauerte bis in die ſpäten Nachtſtunden. Zahlreiche Verba tungen wurden vorgenommen. Holländiſcher Dampfer ſendel Hilferufe. Paris, 19. Aug Die Funkſtation von Caſablanca hat einen Hilferuf des holländiſchen Dampfers„Willemsplain“ aufgefangen. Das Schiff iſt 41 Grad 31 Minuten nördlſcher Breite und 9 Grad 34 Minuten weſtlicher Länge(etlog 120 Kilometer vor der portugieſiſchen Küſte nördlich von Porto) im Nebel mit einem unbekannten Schiff zu⸗ ſammengeſtoßen. a Autokataſtrophe in Jugoflawien. Belgrad, 19. Aug. Der Kommandant der jugoflrthiſchen Gendarmerie, General Jowan Naumowitſch, wurde Mitt⸗ woch mit ſeiner Familie das Opfer einer Autokataſtrophe. An einem ungeſchützten Bahnübergang bei dem Städtchen Uſchitze erfaßte der Schnellzug Serafſewo— Belgrad das Auto und ſchleifte es etwa 100 Meter weit Der Lokomo⸗ tipführer konnte wegen des abgleitenden Terrains den Zug nicht fruher zum Stehen bringen. Im Auto befanden ſich General Naumowitſch, ſeine Gattin und ſeine beiden Söhne von 15 und 9 Jahren, der Chef des öffentlichen Si⸗ cherheitsdienſtes, Oberſt Bofitſch ein Gendarmerisunter⸗ offizier und der Chauffeur. Alle Inſaſſen wurden verletzt. Die etungen erlitten der General, ſelne 5 ſchwerſten Verl Gattin und ſein älteſter Sohn. Der Zuſtand der Genann⸗ ten iſt kritiſch. Exploſion auf einem amerikaniſchen Zerſtörer. Philadelphia, 19. Aug. Während der Prüfung der Si⸗ cherheitsventile des Zerſtörers„Caſſin“ in der Marine⸗ werft explodierte ein Dampfrohr. Drei Mann wurden ge⸗ tötet, acht in ein Krankenhaus gebracht. Der Zerſtörer ge hört zum neueſten Typ in der amerikaniſchen Kriegs⸗ bohnen 1 marine. Ein unangenehmes Gbel, das sich aber leicht und mit Erfolg läßt. Pflegen Sie Cb 9 Haar und Kopfhaut regelmäßig so, daß kein Hlkali und keine Kalkselfe im Haar verbleiben, also mit SCcHWARZKOPE Gegen Schuppen besonders zu empfehlen: Schwarzkopf-Schaumpon Sorte Teer zu 20 Pfennig Schwarzkopf-Extra-Zart mit Kräuterbad 30 Pfennig bekämpfen „Von Ihrer Frau Mutter und Fräulein Helmrodte⸗ 915 beiden Damen waren vorhin da, wiſſen Sie es nicht mehr?“ Erſchrocken beugte ſich die Schweſter vor. letzte hatte die los 2 . Leiſe ſtrich ihre Hand über die Hand des Kranken. Er öffnete die Augen, flüſterte: e „Ilſe⸗Dore Hier das it doch unmöglich?“ 5„Fräulein Ilſe⸗Dore Helmrodte war hier mit Ihrer Frau Mutter, Herr Heinsberg. Die Damen haben Ihnen die wundervollen Roſen hergelegt. Ihre Frau Mutter trug die gelben und Fräulein Helmrodte die dunklen, ro⸗ ten! Die Damen ſind dann Arm in Arm fortgegangen.“ Er richtete ſich ein wenig auf. „Schweſter, was iſt eigentlich los mit mir?“ „Sie dürfen nicht ſoviel ſprechen, Herr Heinsberg, Bitte bleiben Sie doch ruhig. Sie haben eine ſchwere Kopfes letzung und der Arm iſt auch verletzt.“ „Danke“ Nun lag er ruhig da, ſprach auch nicht mehr. Aber die Schweſter hatte keine Ahnung, wie es in ſeinem In⸗ nern ausſah. Wenn Ilſe⸗Dore Der Ver⸗ Augen geſchloſſen. War er wieder bewußt⸗ hier geweſen war mit ſeiner Mutter zuſammen, dann hatte ſie ihn doch noch lieb? Oder— trieb das Mitleid ſie, weil man ihr etwas von ſeinem ſelbſtver⸗ ſtändlichen Helfen berichtet hatte? Er ſtöhnte. „Haben Sie große Schmerzen?“ Die ruhige, klare Stimme der Schweſter⸗ Rudolf Heinsberg legte den Kopf müde zur Seite, ant⸗ verfiel nach und nach in einen Däm⸗ n en Gestalten einen e c führte Linde ſich ein nd der Krante warf, ſich Fog as u eig 1 8 i ö 5 For 1 19! eber ſte Wird 8 91 an——— ſetzung folgt: Aare 28. Seen e 5 2 24 Nes coe — * ſchen Nitt⸗ Phe. chen das 9 Zug ſich iden Si iter⸗ leht. elne zun⸗ S5 ine⸗ nt⸗ m⸗ en 191 ich 00 10 Badiſche Chronik UT Heidelberg.(Aus dem Zug geſtürzt.) Auf der Fahrt von Heidelberg nach Mannheim iſt eine 33jährige Frau, die ein vierjähriges Kind auf dem Arm trug, vermut⸗ lich infolge Anvorſichtigkeit aus dem Zuge geſtürzt. Die Frau erlitt einen Schädelbruch und ſonſtige Verletzungen, während das Kind einen Oberſchenkelbruch davontrug. () Bretten.(Zur großen Armee.) Im Alter von 80 Jahren iſt in Kürnbach der Altveteran von 1870.71 und Alteſte Einwohner der Gemeinde, Maurermeiſter Heinrich Müller, geſtorben. 9 Bühl.(Laſtwagen gegen Zug.) Am ſüdöſtlichen Ortsausgang beim Ungeſchützten Bahnübergang nach Kappel⸗ rodeck ereignete ſich ein Zuſammenſtoß des fahrplanmäßigen Zuges der Achertalbahn mit einem mit Schotter beladenen Laſtzug der Fa. Fehring u. Wächter in Furſchenbach. Die Maſchine der Achertalbahn erfaßte den Zugwagen des Laſt⸗ zuges hinter dem Führerſitz und Tuderke ihn in das ftiefer⸗ liegende Wieſengelände, während der Anhänger quer über die Schienen zu liegen kam. Glücklicherweiſe kamen Menſchenleben nicht zu Schaden. Der Zugwagen des Laſtzuges wurde demo⸗ liert, und auch die Maſchine der Achertalbahn wurde erheblich beſchädigt. Der Eiſenbahn⸗ ſowie der Straßenverkehr erfuhren durch die Wegräumungsarbeiten eine mehrſtündige Unter⸗ brechung. Die Motorſportſchule Achern leiſtete wertvolle Dienſte. Schönau(Wieſental).(Kraftwagen ging in Trümmer.) Im benachbarten Schönbuchen hatte ein Kraft⸗ fahrer das Pech, gegen ein Hindernis zu ſtoßen. Die Wagen⸗ tüt ſprang auf, und die Frau des Fahrers ſtürzte auf die Straße. Der Mann hielt ſogleich an, um ſeiner Frau zu hel⸗ fen, die glücklicherweiſe nur geringfügige Verletzungen erlitten hatte. Inzwiſchen aber kam der herrenloſe Wagen auf der etwas abſchüſſigen Straße in Fahrt, fuhr über die ſteile Böſchung und ſtürzte in das Waſſer der nahe vorbeifließen⸗ den Wieſe, wobei er vollſtändig in Trümmer ging. Schopfheim.(Kind im Waſchzuber ertrun⸗ ken.) In Wiechs ſtürzte das anderthalbjährige Kind des Gaſtwirts Burrin in einen gefüllten Waſchzuber und ertrank. Lörrach.(Oberrheiniſcher Narrentag.) Der Natrentag der oberrbeiniſchen Narrenzünfte wird am 13. Februar 1938 in der Grenzſtadt Lörrach ſtattfinden. Am Sonntag, den 19. September, findet hier eine Sitzung der Zunftmeiſter der oberrheiniſchen Narrenzünfte ſtatt, der im Hinblick auf das große Treffen im Februar erhöhte Bedeu⸗ tung zukommt. O Freib! 1 e M Anklage der Kin des⸗ Das Schwurgericht ſprach ein erhobenen Anklage der Kindes⸗ verneinte den Vorſatz einer beabſich⸗ 5 mangels jeden Kauſalzuſammen⸗ ſigkeit entfällt. tigten Tötung des hanges, wodurch auch (—) Don ancſchin gelegt.) Bei nannenfriedhofefrei⸗ boiten ſtiez man auf Plat⸗ tengrabſtätten. i ſor Dr. Revelio⸗ Villingen wurden dann weitere Grabungen angeſtellt, die zu dem Erfolge führten, daß ein ganzer alemanniſcher Friedhof freigelegt werden konnte. Es handelt ſich hierbei um etwa 70 Gräber, darunter auch Kindergräber. Grabſtätten wie Ske⸗ lette ſind zum Teil noch gul erhalten. Als Beigaben der Toten wurden Schwerter, Lanzenſpitzen und Schmuckgegen⸗ ſtände gefunden. Der entdeckte Alemannenfriedhof ſtammt lehr wahrſcheinlich aus dem 6. Jahrhunderten, Ehr. Der Reichsinnenminiſter in Konſtanz. (-) Konſtanz. Reichsinnenminiſter Dr. Frick, der auf einer Fahrt an den Bodenſee auch die Orte Bräunlingen, Donaueſchingen, Allensbach und die Inſel Reichenau berührt hütte traf gegen 18.45 Uhr in Konſtanz ein. In Begleitung des Innenminiſters befanden ſich außet ſeinem Stabe auch Reichsſtatthalter Robert Wagner und der badiſche Innenmini⸗ ſter Pflaumer. Von der Konſtanzer Bevölkerung, die ſich kot des ſtarken Regens in großer Zahl eingefunden hatte, wurde der Reichsinnenminiſter berzlihſt begrüßt. Nach dem Abſchreiten der Ehrenformationen begab ſich der Reichsinnen⸗ miniſter in das Rathaus, wo er von Oberbürgermeiſter Herr⸗ maun willkommen geheißen wurde. Dr. Frick brachte zum Ausdruck, daß die beſondere Lage der Stadt Konſtanz in Berlin nicht verkannt werde. Der Miniſter ſagte ſeine Un⸗ zerſtüzung zu, wo immer dies möglich ſel. Auch bei ſeiner Abfahrt vom Konſtanzer Rathaus wurde der Reichsinnen⸗ minister von der Bevölkerung herzlichſt begrüßt.— Die Wei⸗ zelfahrt von Konſtanz erfolgte am Mittwoch zur Beſich⸗ ügung der Pfahlbauten von Unteruhldingen. Damit wird die Beſichtigungsreiſe des Reichsinnenminiſters in Baden ihr Ende finden.— Im Anſchluß an die Fahrt durch Baden wird Reichsinnenminiſter Dr. Frick der Stadt Sigmaringen einen Beſuch abſtatten. Son dervorſtellung in Oetigheim. () Oetigheim. Die Nachfrage zum Beſuche der„Jung⸗ frau von Orleans“ im Volksſchauſpiel Oetigheim iſt derartig groß geworden daß die noch ausstehenden Spieltage nicht genügen, die Beſucherſchaft zu erfaſſen. Sämtliche Vorſtel⸗ lungen bis Spielzeitende(26. September) ſind durch Vor⸗ beſtellungen und KdF.⸗Züge geſichert, ſo daß für den Zu⸗ auf Karten beſonders zurückgeſtellt werden mußten. Um aber niemand von dem herrlichen Erlebnis der Oetigheimer Freilichtaufführung der„Jungfrau von Orleans“ auszuſchlie⸗ den, hat ſich die Feſtſpielleitung entſchloſſen, einen en Spieltag für den kommenden Samstag(21. Auguſt) an⸗ zuſezen. Um allen werktätigen Volksgenoſſen die Möglich⸗ keit zum Beſuch zu geben, iſt der Beginn dieſer Sondervok⸗ tellung auf 14.30 Uhr feſtgelegt worden. — 5 Aufgepaßt! 5„Wenn man den Stecker des Kontakts einer elektriſchen e aus der Steckdoſe nehmen will, darf man nicht an ſeßt eizungeſchnur ziehen, weil ſonſt leicht Kurzſchluß ent⸗ cht. Man faſſe vielmehr den Stecker an und nehme ihn 8 der Doſe, ſo wie es die Abbildung links zeigt. f ſchaft 1 5 eine Aus den Nachbargauen Neuſtadt a. d. Weinſtr.(Großzügige Pläne.) In der letzten Sitzung der Ratsherren würde unter dem Vorſitz von Oberbürgermeiſter Imbt eine Reihe wichtiger Angelegen⸗ heiten behandelt. So entſchloſſen ſich die Ratsherren, den Oſtflügel des Krankenhauſes(Hetzelſtift) vollkommen auszu⸗ bauen. Das Bauvorhaben wird etwa 80 000 Mark bean⸗ ſpruchen. Die Herrichtung einer Reihe von Straßen in und außerhalb der Stadt wird ebenfalls ſofort in Angriff ge⸗ nommen. In dieſem Zuſammenhang wies der Oberbürgermei⸗ ſter darauf hin, daß die Stadt den bisherigen Feſtplatz der Winzinger Kerwe in eine große Parkanlage verwandeln werde. Dafür oll in der Vorſtadt Winzingen ein neues gro⸗ ßes Feſt⸗ und Aufmarſchgelände erſchloſſen werden, das den immer mehr ſteigenden Anforderungen der Gauhauptſtadt entſprechen wird. Die Winzinger Kerwe, die heute mehr oder weniger noch eine Angelegenheit von Neuſtadt iſt, oll groß⸗ zügig ausgebaut und zu einem Volksfeſt geſtaltet werden. Neben dem Weinleſefeſt im Oktober ſoll das Volksfeſt, das etwa den Namen„Feſt der Deutſchen Weinſtraße“ erhalten könnte, Mittelpunkt aller großen Volksfeſte der Pfalz wer⸗ den. Im weiteren Verlauf der Beratung wurde der Bau von 68 neuen Volkswohnungen als notwendig erachtet. Die Mittel hierfür wurden bereitgeſtellt. Die Jugendherberge auf der Hambacher Höhe, in der bis vor kurzem die H J.⸗Gs⸗ bietsführerſchule untergebracht war, wird von der Stadt er⸗ worben und für die Unterbringung der Berufsſchule umgeſtal⸗ tet. Der Jugendherbergsverband will dafür eine neue moderne Jugendherberge in Neuſtadt errichten. Srankenthal.(Eine Jugendſchu tzkammer.) Auf Grund der Anordnung des Reichsjuſtizminiſters wird auch im Bereich des Landgerichts Frankenthal eine Ju⸗ gendſchutzkammer eingerichtet, die am 1. September ihre Tätigkeit aufnehmen wird. Die neue Kammer wird ſich im weſentlichen mit der Behandlung von Sittlichkeitsver⸗ brechen von und an Jugendlichen, fahrläſſiger Körperver⸗ letzung und Verſtößen gegen die Arbeitsſchutzgeſetze für Jugendliche befaſſen. Neuſtadt a. d. Weinſtraße.(Gauſchützenfeſt.) In der Woche vom 22. bis 29. Auguſt findet in Neuſtadt das 2. Saarpfälziſche Gauſchützenfeſt ſtatt. Die Schüitzengeſell⸗ ſchaft Neuſtadt hat auch heuer wieder die Organiſation des Feſtes übernommen Wie in der Verſammlung der Schüt⸗ zengeſellſchaft bekanntgegeben wurde, iſt in Neuſtadt zum ſtändigen Austragungsort des alljährlichen Gau⸗Schüßen⸗ feſtes beſtimmt worden. Frankenthal.(Lambsheim ſchickt den 1000. Waggon Obſt.) Am Dienstag iſt auf dem Lambshei⸗ mer Obſt⸗Großmarkt der 1000. Waggon mit einer Ladung von gemiſchtem Obſt, Zwetſchen, Mirabellen, Tomaten, abgefertigt worden. Das bedeutet, daß in dieſem Jahre bisher 1000 Waggons dieſe Zentrale des vorderpfälziſchen Obſthandels verlaſſen haben. Der Waggon ging nach München und traf in den frühen Morgenſtunden des Mitt⸗ woch in der bayeriſchen Hauptſtadt ein. Saarbrücken.(Bergmannstod.) Auf dem Kla⸗ renthalſchacht iſt der in Fürſtenhauſen⸗Fenne wohnende 36 Jahre alte Bergmann Walter Röder durch herabſtür⸗ zende Geſteinsmaſſen getötet worden. Frankfurt a. M.(Verſtärkter Flugdienſt.) Anläßlich der Leipziger Herbſtmeſſe wird die Deutſche Luft⸗ hanſa in der Zeit vom 28. Auguſt bis 3. September den Flugverkehr zwiſchen dem Rhein⸗Main⸗Gebier und der Meſſe⸗ ſtadt erheblich verſtärken. Während dieſer Zeit verkehren an Werktagen in beiden Richtungen vier Großflugzeuge zwiſchen Frankfurt und Leipzig. Am Meſſeſonntag verkehrt neben dem planmäßigen Abendflugzeug auch das Frühflugzeug. Meſſebeſucher erhalten eine Sonderermäßigung von 10 Pro⸗ zent, die auch zuſätzlich neben dem Rückflugrabatt gewährt wird. Dieſe Vergünſtigungen werden auch den Inhabern der Fluggutſcheine gewährt. e e Limburg.(Errichtung eines Heimatmüſe⸗ ums.) Der bekannte Walderdolffer Hof in Limburg, das frühmittelalterliche Stammſchloß der Frafen von Molsberg⸗ Walderdorff, wird einer völligen Erneuerung unterzogen. Stadt und Kreisverwaltung haben beſchloſſen, hier ein Hei⸗ matmuſeum für den Kreis Limburg zu ſchaffen, mit deſſen Einrichtung jetzt begonnen wurde. ' Sanuau.(15jähriges Mädchen vermißt.) Seit dem 13. Auguſt wird die 15jährige Gertrude Kehm aus Langendiebach vermißt, Das Mädchen iſt etwa 1,65 Meter groß, hat rötlichblonde krauſe Haare und lange Zöpfe. Es trägt eine gelbweiße Bluſe und feinkarierten Trägerrock. Das Mädchen, das ein Damenfahrrad mit ſich führt, wurde zuletzt am 14. Auguſt in Frankfurt a. M. geſehen. Hanau.(Großer Schmuckdiebſtahl.) Einbre⸗ cher ſtahlen hier eine echte Perlenſchnur mit 173 auffallend weißen Perlen und Diamantverſchluß. Es handelt ſich um vorne große, nach hinten kleiner werdende Perlen. Den Die⸗ ben fielen ar herdem ein goldenes Armband, mehrere Bril⸗ lantringe, Halsketten. Proſchen uſw. in die Hände. — l Beim Abſtieg von der Jocheralm abgeſtürzt Bad Tölz, 19. Aug. Die 16 Jahre alte Maria Reinhardt aus Stuttgart, die mit einem Mädel und zwei Jungen einen Ausflug auf die Jocheralm am Jochberg unternommen hatte, ſtürzte beim Abſtieg tödlich ab. Auf dem Rückweg von der Alm ſuchte ſie den Weg nach Urfeld abzukürzen, kam aber dabei vom Wege ab und ſtürzte über den Abhang am ſoge⸗ nannten Deſſeleck 50 Meter tief ab. Sie blieb mit einem ſchweren Schädelbruch und Knochenbrüchen tot liegen. Sie wurde von der Bergwacht geborgen. a Verhängnisvolle Paddelbootfahrkl. Bei einer Fahrt auf der Salzach von Golling nach Hallein(Salzburg), kippte ein Paddelbot bei einer Wehranlage um Die beiden Inſaſſen, die amerikaniſchen Staatsangehörigen Profeſſor; Rhodos Willad aus n und der 19jährige Student William Hull aus Pennſylvanien, fielen ins Waſſer, konn⸗ ten aber mit Hilfe von Fabrikarbeitern geborgen werden. Doll ſtieg dann aber auf die Wehranlage, um das Boot zu retten, wobei er ausglitt und 8 Meter tief in den Strudel des Wehrs hinabſtürzte. Die Arbeiter warfen ihm einen Rettungsring zu, er verſank jedoch, ehe er ihn zu faſſen vermochte. l 5 b Elektrotagung in Düſſeldorf. Berlin, 19. Aug. Vom 1. bis 3. September veranſtaltet die Arbeits ene zur Förderung der Elektenwirt⸗ agung in Düſſeldorf, auf der Fangen er Elektrowirtſchaft bor den Vertretern des geſamten deutſchen Elektrofaches behandelt werden. die Tazung wird durch eine öffentliche Vortragsveranſtaltung am Vor⸗ mittag des 1. September eingeleitet. Zu Beginn dieſer Vor⸗ tragsveranſtaltung ſpricht Dr. ing. Czimatis, Major im Reichskriegsminiſterium und Chef des Stabes beim Beauf⸗ tragten für den Vierjahresplan, Amt für deutſche Roh⸗ und Werkſtoffe, über„Gegenwartsfragen der Elektrowirt⸗ ſchaft“. ö i acht Verkehrsunfälle. Lalcale Nuudocliau Erſter Abſchied. Die meiſten von uns merken gar nichts von dem ſtillen Abſchied, der ſich bereits in dieſen Auguſtwochen vollzieht: die erſten Zugvögel machen ſich auf die Reiſe und eilen gen Süden! Ganz lautlos haben ſich manche von ihnen bereits Anfang Auguſt davongemacht, ſo z. B. der Mauerſegler, der allerdings auch zeitig im Jahre bei uns eintrifft. Niemand kann ſagen, was dieſe Vögel bewegt, ſchon zu einer Zeit, da es bei uns noch ſommerlich warm iſt, füd⸗ lichere Länder aufzuſuchen. Bei allen Zugvögeln erwacht nach Beendigung der Brutzeit, wenn die jungen Tiere flügge geworden ſind, der Wandertrieb, der ſich etwa über die Zeit von Auguſt bis November verteilt. Dann ſchnüren die Vögle„das Reiſebündel“ und fliegen davon, weit über Land und Meer, um erſt mit den erſten linden Frühlings⸗ lüften wieder heimzukehren. Mit den Mauerſeglern, die gewiſſe Aehnlichkeit mit den Schwalben haben, fängt es, wie geſagt, an. Später folgen dann die anderen: Schwalben und Störche, Buchfinken und Stare— unſere ganze ausgedehnte Vogelgeſellſchaft, von der ja nur ſehr wenige Arten ſeßhaft ſind und auch die Wintermonate über im kalten Norden bleiben. Im Grunde hat es für uns wenig Bedeutung, wenn jetzt die erſten Vö⸗ gel fortziehen— denn lange ſchon iſt es ſtill geworden in der Vogelwelt, die ſüßen Liebeslieder des Frühlings ſind längſt verſtummt und haben ernſten Elternpflichten Platz gemacht. Nun iſt es ſo weit: die Jungen können fliegen und ſind kräftig genug, um mit den Eltern die große Reiſe gen Süden wagen zu können. Die erſten Vogelfamilien ſtar⸗ ten, andere ſind noch dabei, mit den lieben Kleinen täglich das Fliegen zu trainieren, um in ein paar Wochen end⸗ gültig reiſefertig zu ſein. Das alles vollzieht ſich ganz lautlos. Aber wir wiſſen es doch, daß unſere kleinen gefiederten Freunde zum Ab⸗ ſchied rüſten, und es iſt uns, wie wenn ein erſter herbſtlicher Schatten die Sommerſonne verdunkelte. Preißelbeerernte. Wenn die Hundstage ihrem Ende entgegengehen, finden wir im Unterholz der Waldungen in gebirgigen Gegenden die erſten reifen Preißelbeeren. Die Zeit der Preißelbeer⸗ ernte beginnt. Allerdings müſſen die Sammler diesmal eine betrübliche Feſtſtellung machen. Auf den trockenen Sand⸗ böden findet man ganze Flächen, wo die Preißelbeerſträucher völlig verdorrt ſind. Das iſt ſeit dem Dürrjahre 1911 nicht mehr beobachtet werden. Die Preißelbeere iſt vom nordiſchen Menſchen ſchon zur Pfahlbauzeit gern und in Mengen gegeſſen worden, da man den Zucker nicht kannte und Honig nicht überall zur Verfügung ſtand, haben es beſonders unſere Vormütter verſtanden, recht wohlſchmeckende Preißelbeeren einzukochen. Beſonders heilſam gegen Gicht und Stoffwechſelkrankheiten ſoll dieſe Frucht ſein. Es iſt noch nicht lange her, daß Preißelbeeren als ein barbariſch⸗germaniſches Eſſen im Aus⸗ land galt und namentlich die Zuſammenſtellung von Rind⸗ fleiſch mit Preißelbeeren wurde in Frankreich als eine grobe Geſchmackloſigkeit verſchrieen. Jedoch die Zeiten ändern ſich. Heute findet man dieſe Zuſammenſtellung auf den internationalen Feinſchmeckertafeln aller Weltteile, und damit iſt die Preißelbeere zu einem nicht unwichtigen Aus⸗ fuhrgegenſtand für einzelne deutſche Gegenden geworden. Striche und Steine auf den Straßen. Der General- inſpektor für das deutſche Straßenweſen⸗ hat in den Richt⸗ linken für den Ausbau der Landſtraßen Beſtimmüngen über Leiteinrichtungen an den Reichsſtraßen getroffen, die der Reichsverkehrsminiſter als beſonders wirkſames Mit⸗ tel zur Vermeidung von Verkehrsunfällen empfiehlt In Betracht kommen Leitſteine und Leitpflöcke, Baumſpiegel, Schutzanlagen und Grenzſtriche. Die Leitſteine ſind ge⸗ normt und ſollen dort aufgeſtellt werden, wo der Straßen⸗ rand nicht auf andere Weiſe gekennzeichnet iſt. Als Baum⸗ ſpiegel gilt der Weißanſtrich von Bäumen. Eine unerwar⸗ tete gefährliche Einengung des Verkehrsraumes ſoll durch weißs Farbſtreifen an Häuſern oder Mauern uſw. gekenn⸗ zeichnet werben. 8 Aus dem Gerichtssaal. Wegen Blatſchande zwei Jahre Zuchthaus. Der 40⸗ jährige Theodor Mayer aus Altſtmonswald war angeklagt, ſich an ſeiner minderjährigen Tochter uͤnſitklich vergangen zu haben. Wie aus den Fürſorgeakten zu entnehmen iſt, hat das jetzt 17jährige Mädchen bereits eine ſehr bewegte Ver⸗ gangenheit hinter ſich. Die ihm zur Laſt gelegten Straf⸗ taten gab der Angeklagte zu. Die Mannheimer Strafkam⸗ mer verurteilte ihn gemäß des Antrages der Staatsanwalt⸗ dealt zwei Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehr⸗ verluſt. Heiratsſchwindler und Betrüger. Der verheiratete 38⸗ jährige Angeklagte Hans Hermann Quintel aus Wein⸗ heim, bereits wegen eines ähnlich gelagerten Deliktes mit einem Jahr acht Monaten Gefängnis beſtraft, wurde vom Mannheimer Schöffengericht wegen Heiratsſchwindels und Betrugs, begangen in vier Fällen, zu zwet Jahren Gefängnis und drei Jahren Ehrverluſt verurteilt. Der Angeklagte hat zwet Frauen zu gleicher Zeit vorgeſchwindelt, er ſei ledig und beabſichtige, ſie zu heiraten. Die Schwindelmanöver hat⸗ ten einen Hintergrund. Quintel wollte von den vertrauens⸗ ſeligen Frauen Geld. Er erhielt auch einmal 17,50 Mark und dann noch einmal 16 Mark. Von einer Rückzahlung wat natürlich keine Rede. Von einem Autoverleih lieh ſich der Angeklagte einen Kraftwagen, um ſeine Frau in Oberkir abzuholen. 10 Mark zahlte er an, die reſtlichen 23 Marf blieb er ſchuldig, Einer anderen Frau machte der Angeklagte vor, er habe einen Autounfall gehabt. Die Geldſtrafe in Höhe von 165 Mark müſſe er am nächſten Tage bezahlen, ſonſt käme er in Haft. Als die„Freundin“ keine Anſtalten machte, dieſen Betrag zu leihen, bak er ſie, 25 Mark auszu⸗ händigen, da 140 Mark von einem Chef und ſeinem Bruder vorgeſteet würden. Die Ahnungsloſe überließ in ihrem Ver⸗ trauen dem Angeklagten das Sparkaſſenbuch in der Annahme, daß er nur 25 Mark abhebe. In Wirklichkeit belohnte Quin⸗ tel das ihm geſchenkte Vertrauen mit der Entnahme von 125 Mark. Weitere 18 Mark für eine Reiſe nach Friedrichs⸗ hafen, wo der Angeklagte angeblich von ſeinen Verwandten Geld zur Rückzahlung ſeiner Schuld holen wollte, waren gleichfalls in die eigene Taſche gefloſſen. 5 5 J Acht Verkehrsunfälle. Hier ereigneten ſich ö 5 Hierbei wurden neun Perſonen leicht verletzt und ſieben Fahrzeuge beſchädigt. Sechs der Verkehrs⸗ unfälle ſind auf Nichtbeachtung der Verkehrsvorſch⸗ fen zu⸗ rückzuführen. 1 Die Wurſtpreisveroroͤnung in der Praxis Auf Grund der mehrwöchigen Geltung der Wurſtpreis⸗ verordnung des Reichskommiſſars für die Preisbildung gibt Regierungsrat Bormann in der Deutſchen Fleiſcher⸗ zeitung einen erſten Ueberblick über die Auswirkung der Verordnung in der Praxis. Die Verbraucherſchaft habe die durch die Verordnung bewirkte Herabſetzung der hohen Wurſtpreiſe und die Aufrichtung eines allgemeinen Höchſt⸗ preiſes von 2.— Mark durchweg begrüßt, wenn auch nicht überſehen werden könne, daß gerade von Verbrauchern da und dort Befürchtungen laut geworden ſeien, die neue Preisregelung könne unter Umſtänden zu einer qualitati⸗ ven Verſchlechterung der Spitzenwurſtſorten führen. Daß eine ſolche Auswirkung, falls ſie wirklich ſpürbar werden ſollte, ſofort weitere Maßnahmen zeitigen müßte, ſei ohne weiteres klar. Die geplante Herausgabe eindeutiger Güte⸗ vorſchriften durch den Reichskommiſſar für die Preis⸗ bildung, wie bereits angekündigt ſei, zeige ſchon, daß es nach dieſer Richtung hin nicht an Vorſorge fehlen werde. In den Kreiſen der Herſteller habe die einſchnei⸗ dende Maßnahme der Höchſtpreisfeſtſetzung mancherlei Kritik ausgelöſt, aber es ſei vielleicht nicht genügend be⸗ kannt, daß der jetzt amtlich feſtgeſetzte Höchſtpreis aus den Kreiſen der Herſteller ſelbſt in Vorſchlag gebracht worden ſei. Gewiß werde bei den Herſtellerfirmen manche innere Umſtellung, jedenfalls aber eine genaue Ueberprüfung der kalkulatoriſchen und fabrikatoriſchen Einzelheiten, mög⸗ licherweiſe da und dort auch eine Beſchneidung der Nutzen⸗ ſpanne notwendig ſein. Wenn auch auf dieſem Gebiet lei⸗ der ſchon einzelne Umgehungsverſuche unternommen wor⸗ den ſeien, ſo ſollte man doch wiſſen, daß derartige Manöver den Preisüberwachungsbehörden nicht lange verborgen bleiben und daß die zu erwartenden Strafen für Umgehangs⸗ verſuche den erſtrebten Vorteil nicht lohnen. Volks brauch und Rechtsbrauch Das deutſche Bauerntum iſt die Grundlage des Volks⸗ tums und keine wahre Kultur ohne bäuerliche Kultur, Kul⸗ tur iſt Tradition; ſie wird im Bauerntum gewahrt und erhalten. Der Bauer iſt traditionsgebunden und hält mehr als der Städter an Sitte und Brauch feſt. Die Volksſitte iſt gemeinſam hervorgebracht von dem ganzen Volke, iſt aus ihm und ſeinen natürlichen Gefühlen hervorgewachſen und zeigt die Grundlage ſeines Charakters. Die Sitte gibt auch ſchwächeren Menſchen einen gewiſſen Halt; ſie dient — nach Ihrings Wort— manchmal als„Sicherheitspoli⸗ zei des Sittlichen“, Die Angſt, ohne Kranz vor den Trau⸗ altar zu treten, die Scheu, zu Pfingſten eine Strohpuppe oder ein Bündel aus Dornenzweigen ſtatt des Birkenbäum⸗ chens vor der Haustür vorzufinden, ſchützt manches Dorf⸗ mädchen wohl eher vor Unvorſichtigkeiten als moraliſche Ermahnungen. Das bäuerliche Brauchtum hängt an tau⸗ ſend Fäden mit dem Recht zuſammen. Volksbrauch und Rechtsbrauch ſtehen in Wechſelwirkung, ergänzen ſich viel⸗ fach, geraten aber auch oft in Widerſtreit. Der Hochzeits⸗ brauch, die junge Frau bei ihrer Einführung in das neue Heim den Herd dreimal umwandeln zu laſſen, kann als „ſymboliſche“ Aufnahme in den neuen Hausſtand bezeichnet werden. Es iſt aber auch ein Ausdruck des Reſpektes vor der vornehmſten bevorzugteſten Stätte des Bauernhauſes, denn der Herd war im germaniſchen Begriff das„Heilig⸗ 1 8 wo der Hausgeiſt und die Hausgötter ihr Heim haben. Wie Volksbrauch und Rechtsbrauch in Wechſelwirkung ſteht, dafür geben z. B. die dörflichen Flurumgänge ein Beiſpiel. Die Flurumgänge ſind als vorchriſtliche Dank⸗ gebete für den Ernteſegen anzuſprechen. Allmählich ſind die religiböſen Flurumgänge zu rechtlichen Grenzbeſichti⸗ gungen und Grenzberichtigungen geworden. Doch Volksbrauch und Rechtsbrauch ſind auch vielſach in Widerſtreit geraten. Die Gründe für Verbote von Volks⸗ bräuchen ſind meiſt von erzieheriſcher Art, um Unfug und Unanſtand zu verhindern. Entgleiſungen und Auswüchſe liegen bei Bräuchen, deren Träger das ſunge Volk iſt, nahe, zumal dann, wenn der alte, eigentliche Sinn der Sitte ver⸗ geſſen iſt und der 1 e ſein Spiel treibt. Wenn in früheren Zeiten bei der 1 oder Ab⸗ ſchaffung von Volksbräuchen die Rückſicht auf die Rechts⸗ ordnung vielfach übertrieben wurde, ſo iſt heute der Weg wieder frei zur Wiedererweckung alten verſchütteten Volks⸗ hrauches in heilſamer Verbindung mit geſundem Rechts⸗ brauch. Weisheiten aus dem Leben Zum 100. Geburtstag Heinrich Hansjakobs. Am 19. Auguſt jährt ſich zum hundertſten Male der Ge⸗ burtstag Heinrich Hansjakobs, des eigenwüchſigen Schilderers der Schwarzwaldlandſchaft und ihres Bauerntums. Wer in ſeinen Werken lieſt, wird immer wieder gefeſſelt werden durch die Betrachtungen, die Hansjakob über die Schattenſeiten der modernen„Kultur“, über die menſchlichen Schwächen und Eitelkeiten, vor allem aber über das Bauern⸗ tum als den ewigen Quell der Volkserneuerung in ſeine Ge⸗ ſchichten einfließen läßt. Immer ſind dieſe Bekenntniſſe eines wahren Volksmannes reizvoll, auch wenn ſie uns bisweilen naltmodiſch“ oder etwas ſchrullig anmuten. Viele von ihnen ſind aber auch zeilloſe Wahrheiten, ja, ſind ſo„modern“, als eien ſie erſt heute niedergeſchrieben. Denn erſt das neue Deutſchland hat wieder zurückgefunden zu den alten Wahrhei⸗ ten von der Bedeutung geſunden Volkskums und Bauernkums. Wir geben hier einige dieſer Hansjakob'ſchen Betrachtun⸗ gen wieder. Sie ſind aus einigen ſeiner Werke willkürlich herausgegriffen. Wem ſie gefallen, der möge zu irgend einem der vielen Bücher des Schwarzwälder Volksſchriftſtellers grei⸗ fen. Er wird in jedem davon noch viele andere gute Gedan⸗ ken in feſſelnder Formulierung finden. Manchmal wird er auch über die eine oder andere dieſer Bemerkungen lächeln, vielleicht ärgert ihn auch dieſe oder jene— aber alle ſind intereſſant und regen zum Nachdenken an. And das iſt ſchließlich nicht wenig. Doch nun hat der alte Hansjakob das Wort! * „Agrarier bin ich in dem Sinne, daß ich ſage— auf dem Acker(lateiniſch ager) und im Acker, auf der Scholle und in der Scholle ruht das Leben und das Heil der Menſch⸗ heit. Bei der Mutter Natur, da wohnen Glück und Friede, ſo weit ſie hienieden zu wohnen pflegen.“ * „Wenn einſt der Pflug wieder über unſere dieſe Brutſtätten der Kultur, der Induſtrie und und die Menſchen zwiſchen ihren Trümmern Geißen und Schafe hüten, werden ſie, des bin ich gewiß, weit glücklicher ſein, als heute, wo unſere Profeſſoren triumphierend von der Höhe der Bildung und dem Steigen des nationalen Wohlſtandes reden, während Millionen unzufriedener Armer und Enterbter nach Brot und Genuß ſchreien. Unſere vom Kultur⸗ und Stadtleben blaſierte Menſchheit fühlt es, ver⸗ möge eines natürlichen Inſtinktes, wo das Glück noch zu ſuchen iſt. Drum eilt ſie in hellen Haufen allſommerlich hinaus aus den Städten aufs Land zur Mutter Natur— um ſich zu erholen von den ſchädigenden Kulturgenüſſen des Stadtlebens.“ Städte geht, des Elendes, * „Ein Bauernfürſt im Schwarzwald ſteht al pari mit ſei⸗ nen Knechten, vorab in der Hauptſache, in der Arbeit. Ja, die wichtigſten Arbeiten verrichtet der Bur allein, ſo das Säen und das Füttern des Viehs— ſelbſt bei den ſchwerſten, beim Mähen, Rütti⸗Brennen und z'Ackerfahren ſteht er vorn dran.“ „Je begabter und talentvoller ein Menſch iſt, umſo mehr wird er veranlagt ſein, Fehler und Torheiten zu be⸗ gehen. Die größten Sünden an und in der Menſchheit und die größten Torheiten in der Welt haben nicht Eſel— ſon⸗ dern ſogenannte geſcheite Leute begangen.“ * „Daß auch Naturmenſchen fühlen, daß ſie andern geiſtig überlegen ſind, iſt natürlich. Das Pferd weiß auch, daß es den Eſel überragt. Nur fühlt ſich der Eſel nicht gekränkt, während die Eſel unter den Menſchen es nie leiden können, wenn andere auch nur um eine halbe Kopfeslänge geiſtig über ſie hinausſchauen.“ * „Mit Schrecken bemerke ich, daß mir das Wort Weiber wieder entſchlüpft iſt, welches meine freundlichen Leſerinnen mir ſchon ſo oft unterſagt haben, weil es ſo ordinär ſei Haben unſere Damen auch ſchon ernſtlich darüber nachgedacht, was Dame(dama) heißt? Es heißt Geiße und iſt ſicher viel ordinärer als das Wort„Weib“, das offenbar von„weben“ kommt, und der Minneſänger Walther hat deshalb die Wei⸗ ber ſeiner Zeit ſo gelobt, weil ſie, ſelbſt die Edelfrauen auf den Burgen, nicht nur für ſich, ſondern auch für alle Manns⸗ völker die Kleider eigenhändig gewoben haben.“ Sportliches. Das Fachamt Fußball hat durch den Gauführer folk gende Entſcheidung gefällt: Zur Feſtſtellung des 12. teilnehmenden Vereins in der Runde der Bezirksklaſſenſpiele finden zwiſchen der T. u. Sp. Ziegelhauſen und 98 Seckenheim zwei Entſchei⸗ dungsſpiele ſtatt und zwar am 22. Auguſt in Ziegel. hauſen und am 29. Auguſt in Seckenheim. Somit ſteßt alſo feſt, daß Seckenheim am kommenden Sonntag zum Vorſpiel in Ziegelhauſen antreten muß. Der Gang wird nicht leicht ſein, und zu äußerſter Entfaltung Veranlaſſun geben. Ein guter Rückhalt gibt dem Spiel eine ebenſolch: Note. Es iſt daher zu wünſchen, daß Fußballanhänger reſtlos die Mannſchaft bei dem ſchweren Kampf begleiten. Wer mit der O. E.G.⸗Bahn fahren will und noch nicht im Beſitz des Reichsbund⸗Mitgliederausweiſes iſt, ſoll bis Freitag abend(ſiehe heutiges Inſerat der Fußballverein gung) in der Verſammlung das Lichtbild abgeben. Es wird nochmals beſonders darauf aufmerkſam gemacht, daß nut der in den Genuß des verbilligten Fahrpreiſes gelangt, der einen Reichsbundpaß beſitzt. Luxemburgs Leichtathleten haben den zum 22. Auguſt nach Luxemburg ⸗Stadt vereinbarten Länderkampf mt Deutſchland ohne Angabe von Gründen abgeſagt. Deutſch land wird alſo am Sonntag nur an fünf Fronten kämpfen. Die Polin Walaſiewicz ſtellte bei einem Sportfeſt in Graudenz eine neue Weltbeſtleiſtung mi 50⸗Meter⸗Lauf mit 6.3 Sekunden auf. 5 Olympiaſieger Louis Hoſtin(Frankreich) iſt wieder in feiner Form. Bei einer Schwerathletikveranſtaltung in Nizza brachte er im Gewichtheben 377,5 Kilogramm(Stem⸗ men der Halbſchwergewichtsklaſſe) zur Hochſtrecke und im beidarmigen Reißen ſtellte er mit 123 Kilogramm einen neuen Weltrekord uuf. Die deutſche Tennis⸗Mannſchaft, beſtehend aus Gott fried von Cramm, Heinrich Henkel, Marieluiſe Horn und Dr. Heini Kleinſchroth, hat am Montag ihre Weltreiſe an⸗ getreten, die ſich bekanntlich bis zum März erſtrecken wird. eſpielt wird in USA, Auſtralien, Japan und Indien. Die deutſche Meiſterſchaft im Vierer⸗Vereins Mann⸗ ſchaftsfahren wird am 22. Auguſt auf einer 10 Kilometer langen Streeck in der Nähe Berlins entſchieden. 27 Mann⸗ ſchaften haben gemeldet, darunter auch die Mannſchaft von Wanderer Chemnitz, die ſeit 1933 im Beſitz des Titels ſſt. Auf der Nürnberger Radrennbahn ſtarket am 29. Aug. die deutſche National⸗Mannſchaft der Bahnfahrer. Das Programm umfaßt drei Wettbewerbe, Malfahren, Nus⸗ ſcheidungsfahren und Zeitfahren. Die badiſchen Meeiſterſchaften im Freiſtilringen werden am 22. Auguſt in Wieſental(Welter⸗ bis Schwergewichh und am 29. Auguſt in Lahr(Bantam bis Leichtgewicht durchgeführt. Aachener Reitturnier Ueber die 2.10 Meter hohe Mauer. die Seckenheimer Der vorletzte Tag des 13. Internationalen Reitturniers zu Aachen ſtand im Zeichen prächtiger Springleiſtungen. In den drei Abteilungen des Sb⸗Springens um den Preis des Reichskriegsminiſters ſtarteten faſt ſämtliche Spring⸗ zanonen des In⸗ und Auslandes. Erſt nach dreimaligem Stechen war der Sieger in Ibrahim unter Oblt. Mondron (Belgien) ermittelt. Die große Mauer war beim dritten Stichkampf bereits auf 2.10 Meter erhöht worden, als von den ſieben fehlerloſen Pferden nur noch Ibrahim und der ebenfalls für Belgien ſtartende Sidney unter Beauduin zum Endkampf rüſteten. Während ſich Sidney vier Fehler zuzog, ſchaffte Ibrahim ſowohl die Mauer als auch den ge⸗ waltigen Oxer und war damit verdienter Sieger. In einer Dreſſur kam Abſinth(Oberſtlt. Gerhard) zu einem neuen Erfolg, und das Ausländer⸗Jagdſpringen für Reiter holte ſich der Ungar Nefeſejts unter Hptm. Endrödy. Je wenjger Rufgaben du in deinem keben zu meiſtern haſt, um ſo leerer und unnüger wird die dein keben erſchelnen. Du ſollſt Dich für die semeinſchoſt einſetzen! —.[ renn Feten der, Here Tages, 80 de Verſammlungs⸗ Kalender. Sauerkraut, Tages⸗ 1 neue r Obſtkuchen 5 Fußballvereinigung. Am kommenden Sonntag findet in Plß⸗Blüchling e mädchen Ziegelhauſen das erſte Entſcheidungsſpiel um den Auf⸗ neue per 1. Ohlober Weizenmehl, Type 502 ſtieg zur Bezirksklaſſe ſtatt. Die unteren Mannſchaften Holl. Heringe, geſucht. e 00 8 10 75 ſpielen vorher ebenfalls in Ziegelhauſen. Wer noch neue Vorſtellung jetzt Schieder Ban. keinen Reichsbund⸗Mitgliedsausweis hat, ſoll am Marinaden. ſchon erwünſcht. Brief 6 Pfg. Freitag abend in der Verſammlung ein Lichtbild ab⸗ Noll 9b Reu⸗Oſtheim, Schreibers Vanillinzucker geben; ebenſo das Fahrgeld mit RM. 1.— für Hin⸗ op Feberbachstt. 40, II. 3 Brief 10 Pfg. und Rückfahrt. Fahrpreisermäßigung gibt es nur für und Bismarch⸗—. *— 2 Fra 8„t Dr. Oetkers. Inhaber des Reichsbundpaſſes.— Am Freitag abend geringe. e Or. Oetkers Vanillinzucker Training für alle Aktiven und anſchließend Spieler⸗ 8 Zwekſchgen Brief 5 Pfg. verſammlung. eorg Röſor ab 5 Uhr 1 1 5 5 40 915 W e dekaufen osſnen o 33 u. 46 Pfg. f Sultaninen Friſch Hauptſtr. 127. 1ůÆ7. 0 3 5 4 Kilo 40 u. 60 Pfg. Frau oingelro ßen. Tabatkeinnähen 500 gr 40 Pfg. 4 KAFFEE geſucht. e 15 95 aus friſch, Röſtungen, rein im ſſtr. 199 Stü ig. 5 Geſchmack, kräfiges Aroma, Haup 0 k.. 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Klaſſen-Lotterie Ohne Gewähr Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer in den beiden Abteilungen 1 und II 8. Ziehungstag 16. Auguſt 1937 In der heutigen Vormittagsziehung wurden gezogen 4 Gewinne zu 10000 RM. 264658 390722 2 Gewinne zu 5000 RM. 26331 8 Gewinne zu 3000 RM. 78283 123772 298451 349313 12 Gewinne zu 2000 RM. 25721 31147 41394 97505 162998 240880 58 Gewinne zu 1000 Naht, 739 40329 53661 60662 66427 75407 77588 82638 87186 94543 99165 9470 134304 13696 146731 Nachdruck verboten 188981 172202 176488 209828 248022 267094 312508 833705 3445798 363810 366957 369806 371343 372987 92 Gewinne zu 500 RM. 8 57340 63299 16360 117356 121047 127558 128124 130939 135122 186277 137698 141870 148708 148664 150705 153903 156350 156729 163143 164089 165395 187693 194064 201574 224124 244216 281965 292035 298474 317202 320333 328186 329175 331556 333652 339649 340561 365779 396387 398501 206 Gewinne zu 300 Ne. 4046 5386 6166 10128 13660 34434 35885 39154 42270 45914 47442 48027 49706 52508 53719 53852 54839 58558 89785 68705 70939 78834 78865 80380 85332 85422 86053 86796 98075 101617 106797 109925 110901 122885 124519 127598 129094 134945 134956 136948[42127 145860 148281 150618 150716 155470 155516 171338 174938 179054 196074 202428 207618 208889 218411 215880 219586 221567 227121 227665 228720 229151 231385 8 4336 12363 17998 34267 35136 53105 233795 234931 235981 288077 286162 238800 241883 249374 252848? 286341 259459 262075 268115 268972 274868 378204 280248 281519 286226 2873585 315871 319466 336874 328600 331480 332100 332850 338791 844445 848771 349504 352474 360461 364070 368033 369330 874856 374862 378489 893266 In der heutigen Nachmittagsziehung wurden gezogen 4 Cewinne zu 5000 Roe. 36650 170710 2 Gewinne zu 3000 RM. 365993 9 10 Gewinne zu 2099 RM. 42400 73819 134737 304469 998491 48 Gewinne zu 1000 RM. 1443 68036 69755 97911 98031 123925 197738 298358 227416 231884 288623 247882 248778 271163 278935 296522 300678 811875 315494 320139 329364 340176 360216 396052 78 Gewinne zu 500 RM. 5984 6765 9031 76978 79723 83565 1 92227 97965 71274 121989 139374 144345 152368 152447 3589005 159227 171451 208895 208828 232056 252511 259027 273468 27899 285783 289551 313252 814815 832184 335450 337033 345170 363984 364049 366091 372009 389699 392788 166 Gewinne zu 300 NWt. 158085 185315 158197 171876 171818 177152 177682 179281 N 227833 357689 159087 588828 528175 388739 202958 310489 578758 286825 30148 304999 354035 3574567 3483 2578 257877 27545 298625 501448 304329 304587 324083 324388 331710 332352 332 858218 886848 339398 342680 346194 371549 372188 377722 378457 378555 395362 ſt. rer folk eins jn en der öntſches; Ziegel it ſteht ig zum g wird laſſung enſolch nheimer chweren ch nicht oll bis vereini⸗ 5s wird aß nut gelangt, August f mit heutſch. mpfen. feſt in r⸗Lauf der in ig in (Stem. nd im einen Gott⸗ n und iſe an⸗ wird. en. Mann. ometer Nann⸗ ft von els iſt. Aug. verden wicht) wicht Das. f Aus⸗ rniers ingen. Preis pring⸗ ligem ndron ritten s von id der Uduin Fehler n ge⸗ einer neuen holte — terie rboten ne ier 1057 2. 7 — N— A. 2 —— — — Der Fall 3 8—— „Unterhaltungs⸗ Beilage zum Andreas. Roman von Harry Hoff. 15. Forrſezung.) „Wir hatten vor eknigen Wochen ſechs Apparate na Mailand geliefert. Ich mußte ſehr eilig noch 1 10 Ma, ſchinenteile dorthin bringen. Eigentlich ſollte ich hier in der Schweiz gar nicht landen. Mein Flugzeug ſteht auf dem See draußen. Bei dem Nebel hat die Luftpolizei bisher nichts gemerkt— die Landung übrigens, ſage ich dir— das war ein Kunſtſtück. Es iſt wie ein Wunder, daß die Kiſte dabei nicht zu Bruch ging.“ „Du willſt alſo weiter nach Deutſchland?“ „So bald, wie möglich.“ „Du— Herbert— das iſt ausgezeichnet!“ „Wieſo?“ Ein toller Gedanke hat Kirchner durchblitzt. Aber da gibt es kein Schwanken. Das mußte gleich ausgeführt wer⸗ den.„Höre mal,“ ſagt er,„haſt du noch Platz in dem Flug⸗ zeug?“ „Natürlich. Es iſt nur ein Bordfunker bei mir.“ „Jwei Plätze?“ „Vier, wenn es ſein muß. Aber was willſt du denn?“ „Du würdeſt mich zu unendlichem Dank verpflichten. Würdeſt du mich und eine Dame mitfliegen laſſen?“ Das hagere, verwitterte Geſicht Kleins zieht ſich zu einem verſtändnisvollen Lächeln zuſammen.„Es kommt darauf an,“ ſagt er zögernd,„ob ihr Papiere habt!“ „Papiere? Natürlich— das wäre das Wenigſte.“ „Haſt du dich etwa verlobt hier?“ „Unſinn.— Aber entſchuldige—“ er ſchaut auf die hr—»ich muß handeln. Später erkläre ich alles. Du brauchſt nur eine kleine Komödie zu ſpielen.“ „Wenn's ſein muß!“ „Du biſt ein Freund von Herrn Cord!“ „Was bin ich? Du ſpinnſt wohl!“ „Ein Freund von Herrn Cord.“ „Wer iſt das?“ „Ein Induſtrieller aus Zürich.“ „Gemacht.“* g „Herr Cord iſt mit ſeinem Auto in Chur ſtecken geblie⸗ ben. Du fliegſt nun dort hin, um ihn zu holen, und die Dame ſoll dich begleiten.“ „Na ſchön. Aber wer iſt die Dame? Wo iſt ſie? Um was handelt es ſich überhaupt?“ „Erklärungen folgen. Ich werde ſchon alles machen. dagen nur das, was ich dir eben geſagt habe, zu be⸗ n. „Wird gemacht.“ 8 8 8585 „Wann kannſt du fliegen?“ f „Im— eigentlich muß ich doch erſt den Beſcheid ab⸗ warten— und bei dem Nebel—“ „„Alſo höre— in einer halben Stunde werden wir ſtarten!“ (Nachdruck verboten.) „Was heißt hier Karlchen? Wir werden ſtarten!“ „Im— ich will ſehen, was ſich machen läßt.“ Kirchner ſucht die Telefonzelle auf; läßt ſich mit dem Hotel verbinden.„Gräfin Mallwitz? Einen Moment, bitte!“ Ein Knacken.—„Hier Gräfin Mallwitz!“ „Hier Herbert Klein— gnädigſte Gräfin— ich rufe Sie im Auftrage von Herrn Cord an.“ „Ah— kann er nicht kommen? Wer ſind Sie?“ „Ich bin ein Freund von Herrn Cord. Er iſt mit ſei⸗ nem Wagen in Chur ſtecken geblieben und hat mich beauf⸗ tragt, ihn mit meinem Flugzeug dort abzuholen. Er wußte, daß ich hier bin und rief mich vor einer Stunde an. Er ſagte, ich möge Sie herzlich bitten, mit mir ihm entgegenzufliegen.“ 1— mit einem Flugzeug? Das iſt ja— ich weiß nicht—“ „Es wird ein herrlicher Flug, gnädige Frau! Ich werde Ihnen ein Auto ſchicken, das Sie ſofort zu meinem Apparat bringen wird. Sind Sie einverſtanden?“ „Ich weiß nicht—“ „Herr Cord erwartet Sie ganz beſtimmt!“ „Na— gut dann!“ „In zehn Minuten wird der Wagen bei Ihnen ſein.“ ** * Das Auto iſt vorgefahren. Die„Gräfin“ läßt noch einen Augenblick auf ſich warten. Kirchner hat ſich un⸗ kenntlich gemacht und wartet im Fond des Wagens. Sie kommt. Er begrüßt ſie höflich, mit verſtellter Stimme. Das Mietauto fährt auf den See zu. Man ſchreitet im Nebel. Ein harter Wind bläſt ſcharf und kalt. Es iſt ſchneidend. Einzelne Flocken fallen. Man kann nicht weit ſehen. Plötz⸗ lich taucht vor ihnen das Flugzeug auf. „Aber ich weiß nicht—“ Die„Gräfin“ will eine Ein⸗ wendung machen. Da wird ihr Klein als Pilot vorgeſtellt. Ueberraſchung geht über die verwitterten Züge des Sportsmanns. So hübſch hat er ſich den neuen Paſſagier gar nicht vorgeſtellt. Kirchner ſetzt ſich neben den ehemaligen Schulkamera⸗ den. Der Bordfunker nimmt zunächſt in der Kabine neben der„Gräfin“ Platz. Die Maſchine ſtartet. Sie wird vom ſtarken Wind hin und her gezerrt. Aber der Start gelingt. Klein iſt ein tüchtiger Flieger. Er ſchimpft wie ein Rohrſpatz über den Nebel— kaum dreihundert Meter weit kann man ſehen. „Weiß der Deuwel— wenn ich nicht gegen die Berge renne! Gar keine Orientierung!“ brummt er zwiſchen den Zähnen. Dabei zieht er das Höhenſteuer. Im Kreiſe flie⸗ gend, ſchraubt er ſich in die Wolken. Er muß ſich ganz auf die Inſtrumente verlaſſen. Zur Linken taucht plötzli ſchat⸗ „Erlaube mal, Karlchen—“ * tenhaft eine Gebirgswand auf. Selbſt Klein iſt ers hrocken. Er reißt die Maſchine zur Seite. Sein Blick iſt ſtarr auf den Höhenmeſſer gerichtet. Man ſteigt und ſteigt. Endlich glaubt er in nördlicher Richtung ſteuern zu können. Um den Apparat fegen Wolken; er ſchwankt hin und her; ſackt in ein Luftloch, wird zur Seite geriſſen. Normalerweiſe hätte man in zehn Minuten in Chur ſein müſſen. Doch Frau Andreas hat keinen Begriff von Flugzeugentfernungen. Sie ſtreckt ſich behaglich in der ge⸗ heizten Kabine aus. Steckt ſich eine Zigarette in den Mund. Der Bordfunker gibt ihr Feuer. Sie weißt nicht, ob es einer Gräfin angemeſſen iſt, mit dem Mann ein Geſpräch anzuknüpfen. Man will ſich nicht gerne etwas vergeben. Alſo ſchweigt ſie lieber. Der Fremde ſcheint auch nicht gewillt zu ſein, ein Geſpräch anzuknüpfen. Er ſtarrt nach vorne in das Gebrau der Wolken hinein. Ihm iſt nicht geheuer. Wenn Klein nicht am Steuer ſäße, würde er den gewagten Flug für Wahnſinn erklären. Man konnte in jedem Augenblick an einer Felswand oder auf einem Gletſcher zerſchellen.— 1 606 Inzwiſchen fragt Klein ſeinen Jugendfreund: 10 8“ „Alſo— wer iſt es?“ 5 N 18 „Eine Vrbrecherin.“. „Teufel— dieſe hübſche Frau!— Du willſt ſie nach Deutſchland haben?“ Maatürlich. Sobald wir über die Grenze ſind, werde ich zu ihr gehen und ſie verhaften“ „So hübſch— und eine Verbrecherin!“ ſtößt Klein wieder zwiſchen den Zähnen hervor. D du haſt gewiß auch ſchon von ihr geleſen. Der Fall macht jetzt überall von ſich reden.“ VW Von welchem Fall ſprichſt du?“ „Es iſt die Frau des Mörders Andreas!“ Klein läßt vor Schreck faſt das Steuer los.„Menſch!“ ſagt er,„da machſt du ja einen Fang! Gratuliere!“ „Danke.— Wo ſind wir jetzt?“ g „„Schätzungsweiſe über Liechtenſtein. Der Fluß, der da ber heit unten durch die Nebelfetzen heraufſchimmert, iſt er Rhein.“ d a Kirchner blickt ſich nach der Kabine um. Frau Andreas ſcheint etwas nervös zu werden. Sie winkt ihm zu, er 19 5 nach hinten kommen. Der Inſpektor bemerkt zu Klein: i i „Gib mir ein Zeichen, wenn wir die Grenze über⸗ fliegen!“ f „Schön. Ich hebe die Hand hoch.“ 3 Kirchner vertauſcht ſeinen Platz mit dem Funker. Frau N ſtreift ihn mit einem mißtrauiſch⸗prüfenden „Wir fliegen ſo lange—“ ſagt ſte,„es kann doch nicht „ 19 85 b 5 „der Pilot hat ſich im Nebel verflogen!“ erwidert Kirchner. Sie drückt im Aſchenbecher eine Zigarette aus. Die ſehr ſchlanken, blaſſen Hände e zu zittern. »Was iſt denn das für ein Fluß da unten?“ fragt ſie mit merkwürdig bebender Stimme. „Ich kenne mich leider hier oben nicht aus,“ erwidert Inſpektor Kirchner gelaſſen,„der Pilot wird ſich ja nun e e a. 3 Schweigen. Nach einer Weile fährt ſie zuſammen. Die dagen kunteln. Mit einem bösen ic schaut e Kg Wir fliegen nun ſchon faſt eine Stunde. Da ſtimmt etwas nicht. Sie haben mich falſch unterrichtet!“ i wand löſen— Arme durch die Schlinge ziehen— Tür Kirchner entledigt ſich im l S du ſchi⸗ e r und ſagt mit böhnt Klein. [„Wir müſſen Sich Er nennt feinen Namen. Sie fährt von neuem zuſam⸗ f. men. Ihr Spiel ſcheint verloren. Verbiſſen ſtarrt ſie von ſich hin auf den Aſchenbecher. Sekundenlang dreht ſich alles in ihrem Kopf. Aber dann beißt ſie die Zähne zuſammen. Nur jetzt ruhig bleiben! 5 Sie wartet, bis Kirchner ſich nach vorn an den Funker wendet. Blitzſchnell hat ſie ihre Handtaſche geöffnet und einen kleinen Revolver hervorgezogen. Aber im ſelben Augenblick, als ſie ihn auf den Inſpektor richtet, hat er ihr die Waffe ſchon aus der Hand geſchlagen. Der Schuß löſt ſich und geht durch die Decke. 1 Klein und der Funker ſind erſchrocken herumgefahren. Sie blicken in ein verzerrtes Frauengeſicht. 0 „Sie ſcheinen mich doch ein wenig zu unterſchätzen, Ver⸗ ehrteſte!“ ſagt Kirchner gelaſſen und nimmt den Revolver auf,„was würde Ihnen das übrigens nützen, wenn Sie mich hier über den Haufen ſchießen? Dummheit!“ 5 Das Wort Dummheit hat er ſo höhniſch⸗verachtungs⸗ voll ausgeſprochen, daß es ſie wie ein Hieb trifft. Sie hält ihre Taſche umklammert. Er nimmt ſie ihr aus der Hand, unterſucht ſie. 1 „Wollen doch lieber mal nachſehen, ob noch ſo ein Spielzeug da drin iſt!“ 5 0 3 Das iſt nicht der Fall. Er erhebt ſich und wendet ſich an den Funker, der an die Polizei in Stuttgart einen Spruch durchgeben ſoll. rau Andreas blickt ſtarr auf die gegenüberliegende Bordwand. Mechaniſch gleitet ihr Blick über eine gedruckte Anweiſung, die ſie ſchon einmal ſtudiert hat.„Achtung! Im Falle ernſter Gefahr— Fallſchirm an linker Bord⸗ „„FFFF FFC öffnen— abſpringen—“. Die Worte tanzen ihr vor den Augen. Sie kann plötz⸗ lich wieder ſcharf denken. Kirchner verhandelt noch mit dem Funker. Er beachtet ſie im Augenblick nicht. Den Fall ſchirm konnte ſie greifen. Hinter ihr, an der rechten Wand, iſt die Tür. Es gibt kein Beſinnen mehr. Entſchluß und Handlung fallen zuſammen. Sie reißt den Schirm an ſich. Niemals ſpäter konnte ſie ſich entſinnen, wie ihre Arme ſo raſch in die Schlingen kamen,— wie ſie zur Tür kam, ſie aufriß und ſich mit dem gar nicht ſo leichten Apparat hin⸗ ausſtürzen konnte Aber es iſt ihr gelungen. Sie ſauſt in eine ſchneidende Kälte und Tiefe hinunter. 1 Als Kirchner ſich umwendet, iſt ſie verſchwunden. Er traut ſeinen Augen nicht, ſtürzt nach hinten in den Ge⸗ päckraum, reißt die Toilette auf. Leer. Stürzt wieder nach vorne. Selbſt er, der ſonſt immer Gemeſſene, Ruhige, hat für einen Moment die Faſſung verloren. i Der Apparat ſchaukelt heftig. Böen zerren ihn hin und her. Wolkenſchleier fegen vorüber. Die Sicht iſt ſchlecht. Stotternd macht Kirchner Klein auf das Geſchehene aufmerkſam. 8 „Sie hat ſich hinausgeſtürzt!“ 0 Der Pilot wirft einen Blick auf die Stelle, an welchen der Fallſchirm angebracht war. Sofort geht er abwärts und fliegt in Spiralen. Das Flugzeug fällt, ſtößt wieder in eine Nebelwand. Nichts iſt zu erkennen. Klein zuckt die Achſeln.„Muß erſt hier durch!“ ſagt er knurrend,„fatal Geſchichte!“? i 5 i 5 „Sie wird zerſchellt ſein!“ ſagt Kirchner. 2 Klein ſieht ihn an.„Zerſchellt? Wieſo? Mit dem F irm?“ g N Da wird der Inspektor blaß.„Fallſchirm?“ wiederho And ſi „Natü ſam⸗ vor alles men. de mehr die Mitternachtsſtunde und mit ihr der Beginn nker des neuen Jahres heranrückte, um ſo fröhlicher wurde die und Stimmung im Dorfkrug zu Hiddenſtedt. Nicht etwa, daß lben die Gaſtſtube voll von Menſchen geweſen wäre und ſich vor ter dem Hauſe die Geſpanne der Gäſte drängten... nein, chuß nichts von alledem. Fremde waren überhaupt nicht an⸗ weſend. Der Wirt des Dorfkrugs feierte allein mit ſeiner ren. Familie und allen denen, die in ſeinen Dienſten ſtanden, das Ende des alten und den Anfang des neuen Jahres. Ver- die Punſchterrine, ſchon mehrfach gefüllt, dampfte auf lber dem Tiſch, luſtige Geſchichten machten die Runde, jemand Sie ßjprach ernſt von den Toten des Jahres, worauf es ſtill wurde ringsumher, aber gleich darauf flammte erneut der ngs Frohſinn auf, und ſo war es auch nur recht, denn man war hält ja nicht beiſammen, um zu trauern, ſondern um ſich zu and, freuen—— zu freuen darüber, daß das alte Jahr, ſo hart Rees auch hier und da geweſen war, doch ſo manches Gute ein und ſo manchen Fortſchritt gebracht hatte. n Auf des Krugwirtes faltigem Geſicht lag eine gewiſſe Spannung, als er ſtumm zur Uhr ſchaute. Sehn Minuten ſich fehlten noch an Mitternacht. Er ließ die Uhr wieder in der inen Weſtentaſche verſchwinden und ſah aufmerkſam zu Dieter s ſeinem Jungen, einem geſunden, kräftigen Bur⸗ ende chen von 1 00 Jahren, der ſein ganzer Stolz war und uckte den auf die Probe zu ſtellen er ſich in dieſer Nacht vorge⸗ ung! nommen hatte. bord. Der Krugwirt klopfte plötzlich an ſein Glas und ſogleich Tür trat Stille ein. i „Hört, Leute,“ wandte er ſich an ſeine Familie und lötz⸗ die anderen,„ihr werdet euch vielleicht wundern über das, mit was 1 Punt ſagen werde, aber mir ſcheint, daß gerade über Fall⸗ dieſen Punkt viel zu wenig geſprochen wird und darum—.“ and. Er räuſperte ſich und fuhr ſchließlich fort:„Seht mal, wir ſitzen hier froh und gemütlich beiſammen in einer fi warmen Stube, verbringen unſere Zeit mit Nichtstun und ie laſſen uns dieſen edlen Stoff ſchmecken. Habt ihr aber ſchon , einmal darüber nachgedacht, daß es Hunderttauſende von hin⸗ Menſchen gibt, die kein fröhliches Neujahr feiern können, i weil ihre Pflicht es nicht geſtattet? Denkt an die Feuer⸗ wehrleute, die Bahnbeamten, die Nachtwächter, denkt an die Polizeibeamten, Die Seeleute, die Flieger, denkt an die 1655 Leute, die dafür ſorgen, daß in dieſer Stunde immer noch nach das elektriſche Licht im Zimmer und das Gas in der Küche hal brennt, denkt an die Aerzte, die Belegſchaften der Kranken⸗ häuſer, die Kraftfahrer der Fernlaſtzüge.. liebe Freunde, Tauſende und aber Tauſende von Volksgenoſſen, die auch erne ſo ſorglos beieinander 575 und feiern möchten, arbeiten in dieſer Stunde mit Hingabe an ihrem Werk, eil die Pflicht es von ihnen verlangt. Und im Gedenken n dieſe Braven wollen wir alle, die wir hier ſo freudig n Beginn des neuen Jahres erwarten, uns das Verſpre⸗ lcher en geben, genau ſo unſere Pflicht zu jeder Zeit zu tun, ärts enn es von uns verlangt wird... Sau dann, wenn wir jeder eicht auch lieber juſt im Augenblick gerade dazu keine t die uſt haben. Freunde, hebt euer Glas, wir trinken auf das ohl und die Geſundheit aller derjenigen, die in dieſer nde nicht feiern, ſondern ihre Pflicht tun!“ Das war eine lange Anſprache... die längſte, die der Krugwirt wohl überhaupt gehalten hatte. Verwunderte icke trafen ihn, und ſelbſt Dieter warf dem Vater einen chen zu, aber wie alle anderen, ſo hob auch er das rholt f une und tat einen Zug. N rdꝰ Weiter rückten die Nite Nun fehlten nur noch 5 vier Minuten an der Mitternachtsſtunde. Der Krugwirt andte den Kopf, juſt trat ſeine Frau mit einigen friſchen Gläſern aus der Küche. Er gab ihr einen Wink— und ſie e. Gleich darauf kam ſie in ſcheinbar großer Erregung ute!“ rief ſie.„Die Dunggrube auf dem Hof ſteht ... wer hat ſie aufgedeckt? Ein Ur wenn jemand in der Dunkelheit hi! ind muß ſofort hinaus und ſie ſchließen!“ „Dann wird es Dieter ſein, der das beſo rugwirt.„Geh, Dieter,“ wandte er ſich as Mutter ſagt. Aber ſofort... gle 1 i Minuten vor Neu⸗ Leber allem die Pflicht. Eine lehrreiche Geſchichte r fuhr auf. Jetzt? Je debe. L nie i ch auf ſeinen jun. lich geweſen ſein, die junge von Scheiden und Meiden. . 98 Zügen. Die Mutter ſagte nichts und auch ſein Vater chwieg. Dieters Trotz ſchien zu wachſen. Aber dann, ganz unmerklich, veränderte ſich der Ausdruck ſeines Geſichts. Waren ihm die Worte des Vaters eingefallen? Die Ge⸗ ſchichte, die er da vorhin erzählt hatte? Hm.. die Grube! Es ſtimmte, wer auf dem Hof in der Dunkelheit einen Fehltritt tat—— nein, das durfte nicht ſein... und ſchon ſtürmte Dieter hinaus. Vater und Mutter ſahen ſich einen Augenblick an und ganz beſtimmt: ihre Augen glänzten freudig. Gleich darauf ſchlug es Mitternacht. 8 „Proſit Neujahr!“ ſchallte es von allen Seiten. Gläſer klirrten aneinander, freudig erregte Stimmen klangen auf. Dieter arbeitete in bitterer Kälte auf dem Hof und hörte den Lärm von weitem. Er hätte heulen mö⸗ gen, ja, das hätte er, aber heulten etwa die ungezählten Tauſende von Volksgenoſſen auch, die gerade in dieſer Stunde ihrer Pflicht nachgingen und andere feiern ſahen? Aus dieſem Gedanken ſchöpfte Dieter Kraft. Ja, er lachte ſogar, Heulen! Wie er nur darauf kommen konnte! Lächerlich! So, und nun war die Grube geſchloſſen, kein Unglück konnte mehr geſchehen, der Augenblick war da, in dem er zu den anderen zurückkehren konnte. Seine Augen blitzten fröhlich, als er ins Zimmer trat. Da aber legten ſich die Arme ſeiner Eltern um ſeine Schul⸗ tern und ſtolz hörte er, wie ihm der Vater zuflüſterte: „Brap, mein Junge, nur weiter ſo im Leben.. du wirſt deinen Weg machen.. Herſt die Pflicht und dann das Vergnügen] Und nun wünſche ich auch dir ein frohes und geſundes neues Jahr!“ G. O. Ein alter Bücherſchrank Von Lydia Kath. ö Der alte Bücherſchrank war ein Erbſtück. Ganz plötzlich und unerwartet kam er ins Haus geſchneit, und man wußte eigentlich nicht ſo recht, was man damit anfangen jollte. Dann aber, als in einer ſpäten Nachmittagsſtunde Strah⸗ len der Sonne ſchräg ins Zimmer fielen und das dunkle Mahagoni des Holzes aufleuchten ließen, da plötzlich wurde die Schönheit dieſes alten Schrankes lebendig. Er bekam ein Geſicht, er begann zu ſprechen— du lieber Gott: was hatte der zierliche Schrank nicht alles erlebt! Er war einer Fa⸗ milie ſchon ſeit zwei Generationen ein treuer Diener ge⸗ weſen, manchmal mehr, manchmal weniger geſchätzt und geliebt, ſo wie es eben kommt im Menſchenleben und wie es den Neigungen der einzelnen entſpricht. Einmal, ſo er⸗ innerte ſich der alte Schrank, hatte er eine gute Zeit gehabt. Da kam Tag für Tag, wenn die blauen Schatten der Däm⸗ merung durch den Raum geiſterten, eine junge Frau in die ſtille Ecke des„roten Zimmers“. Sie ſtrich mit ihren ſchma⸗ len, ſchönen Händen liebkoſend über das glänzende Holz, ſie öffnete die Tür wie ein Heiligtum behutſam und leiſe— ſie wählte lange zwiſchen den 1 800 eihen ihrer Lieb⸗ lingsbücher. Und lange ſaß ſie am Fenſter, las ſehnſüchtigen Herzens Gedicht um Gedicht, Novelle um Novelle, bis es ganz, ganz dunkel in der Stube geworden war. Dann ging ſie ſeufzend hinaus, zu den 1 1 Sie ſoll nicht ſehr glück⸗ u a Dies und manches andere noch ging einem durch den Sinn, als man in der Dämmerſtunde die Schönheit des Mahagoni⸗Schrankes entdeckte. Eine verſunkene Zeit ſtieg auf— ſchattenhaft glitten Ae durch die Dämmerung — Schickſale wurden noch einmal lebendig. i 0 Die dichten Bücherreihen ſtanden ſtill und ſtumm, ſo wie eine andere Hand ſie geordnet hatte. Faſt hielt einen eine ſeltſame Scheu davon ab, ſie zu berühren.— Da gab es ein rotes 8 5 auf dem leſen und ſehr geliebt. Büchlein, Gedichte eines heute vergeſ Bändchen mit Goldſchnitt und goldener Schrift Deckel. Vergilbt und brüchig die Seiten, viel ge⸗ Alte Geſchichten ſtanden in dem N enen Verfaſſers— ſie Frühling und Herbſt, von Liebe und Leid, Anſpruchslos in ihrer Art— das es ſich lohnte. Und dennoch handelten von wenig war darunter, um — es lohnte ſich ſchon, wenn auch auf andere Weiſe. Eine zierliche Frauenhandſchrift hatte ein Tagebuch aus dieſem kleinen Gedichtband gemacht. Hier und da ſtanden Daten, kleine Bemerkungen, Freude und Leid, wie Tag und Jahr ſie mit ſich bringen. Niemand las dieſes Buch, niemand als dieſe junge Frau, die in der Dämmerung die Stufen zum ſtillſten Zimmer des Hauſes emporeilte. Und ſo konnte ſie ungehindert ihr Leben darin niederſchreiben, ſchlicht und ergreifend in kurzen Worten. Am 21. November 1829 las ſie das Gedicht„Regentag. Alles iſt traurig und dunkel.“ Und ein anderes Mal war es ein Sonnentag, um den es ſich lohnte, daß er aufgezeichnet wurde— ein Feſt, eine kleine Freude, ein Geburtstag, eine Reiſe. Nur ein rotes Buch mit unbedeutenden, ſentimentalen Gedichten— und doch das Buch eines Lebens, das reich war an Gedanken und Gefühlen, reich und dennoch arm an Liebe.—— Nein, er kam nicht zum Trödler, der alte Bücherſchrank, der ſo unerwartet ins Haus ſchneite. Er erhielt ſeinen Platz im ſtillſten Zimmer des Hauſes. Da ſpielen die Sonnen⸗ ſtrahlen auf ſeinem glänzenden Holz, auf ſeinen blitzenden Scheiben. Glocken klingen vom nahen Kirchturm herüber, manchmal ein Kinderlachen— ſeltſam fremd in dieſer Stille, fal ſchwer von Gedanken iſt und noch ſchwerer von Schick⸗ alen. Und wieder wie einſt kommen um die Dämmerſtunde leichte Schritte die Treppe hinauf, eine Hand greift nach den alten Büchern, und ein junger Menſch lieſt oft und lange in den vergilbten, brüchigen Seiten, bis alles Licht im dunklen Blau des Abends ertrunken iſt und von den nahen Wieſen die weißen Nebel ſchleierzart herüberziehen. 12 9 Familienbücher Die Familie iſt der tiefſte Kern unſeres Seins und un⸗ ſerer Heimat. Aus ihr vermögen wir uns vielleicht äußer⸗ lich zu löſen, innerlich aber bleiben wir ihr ewig verhaftet. Es müßte deshalb eigentlich für jeden Menſchen von Be⸗ deutung ſein, wie ſeine Großeltern und Eltern lebten und dachten, wie er ſelbſt in jungen Jahren ausſah, welche Ent⸗ wicklung er durchlief. In manchen Häuſern finden ſich Bücher, in denen alle wichtigen Ereigniſſe niedergeſchrie⸗ ben wurden— Geburts-, Heirats⸗ und Todesanzeigen, Wege und Irrwege der Kinder, Lachen und Tränen, Freude 59 und Leid. Er wäre gut, wenn recht viele ſich heute, wo die Familie wieder ein beſonderer Wertbegriff geworden iſt, dazu entſchließen würden, ſolche Familienbücher anzulegen. Vielfach wird der Frau die Aufgabe zufallen, das Fa⸗ milienbuch zu führen, und ſie iſt wohl auch am geeignetſten dazu, der Aufgabe gerecht zu werden. Denn gerade die Mutter weiß ja am beſten Beſcheid über das Werden des kindlichen Charakters, ſie hört die erſten Worte ihres Kin⸗ des, und ſie verſteht ſeine geheimſten Seelenregungen wie kein anderer Menſch. Ihre Söhne und Töchter werden es ihr in ſpäteren Jahren immer wieder danken, wenn ſie dafür ſorgte, daß die Erinnerung an ſolche Dinge erhalten blieb. Denn ſchließlich hat jeder erwachſene Menſch Freude und Intereſſe daran, zu erfahren, was er einmal in den erſten Jahren ſeines Lebens dachte und tat. Ja, ſelbſt Kin⸗ deskinder werden immer wieder von neuem in einem Buche leſen, das ihnen Auskunft gibt über ihres eigenen Daſeins Urſprung. Und ſie werden erſt dann, wenn Sie Weſen und Leben ihrer Vorfahren kennen, ihr eigenes Weſen ganz begreifen und ehrfürchtig vor den lebensvollen en. der Vergangenheit verweilen, denen ſie Dank wiſſen. Vielleicht darf hier noch angeregt werden, daß man auch die Bilder der einzelnen Familienmitglieder dem Er⸗ innerungsbüchlein beifügt, vielleicht auch hübſche Zeichnun⸗ gen der Kinder ſelbſt. So würden die Worte durch das Bild noch ſtärkere Wirkſamkeit erhalten, und das Buch würde einen unerſetzlichen Wert darſtellen für ganze Generationen. Die Wüſte ohne Gand Mit dem Wort Wüſte verbindet ſich die Vorſtellung von unerſchöpflichen Mengen Sand. Dieſe Annahme iſt jedoch, worauf der deutſche Afrikaforſcher Rohlfs in den ſiebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hinwies, nur zum Teil richtig. Rohlfs, der die Libyſche Wüſte durchſtreift hat, fand auch beträchtliche Gebiete in der Wüſte, die vom Quarzſand, den man ſonſt in unüberſehbarer Fülle antrifft, gänzlich frei waren. In dieſen Gebieten wanderte man meilenweit über gänzlich kahlen Felsboden und hier offenbarte ſich noch weit eindringlicher die Troſtloſigkeit der Wüſte, denn es war auch nicht das Mindeſte vorhanden, das irgendwie auf eine organiſche Exiſtenz hätte ſchließen laſſen. ſtenwind in Arabien, 10—11. Maſſe im 1415. die Welt Vermächtnis, Kettenrätſel. 1 8 5 5 Erdinnern, 11—12. Balkon auf Pfei⸗ lern, 12—9. Titel des abeſſiniſchen —— Herrſchers, 13—14. unbebautes, gras⸗ 8 bewachſenes Land, im Heim, 15—16. Gründer des türkiſch. 9 5 Reiches, 16—13. Lederſorte, 1718. 5 5 5 7 Hängevaſe, 1819. 19—20, römiſcher Kaiſer, 2017. rö⸗ 8 miſcher Feldherr und Staatsmann. 15 1 17 15 8 1 Wabenrätſel. 15 15 20 19 Man bilde in jedem Kettenglied vier fünfbuchſtabige Wörter, die ſich ring⸗ förmig aneinanderſchließen und fol⸗ gende Bedeutung haben: 1—2. Kleiderſchrank in Arbeitsräu⸗ men, 2—3. altdeutſcher Gott, 3—4. Gründer des ruſſiſchen Reiches, 4—1. geometriſche Figur, 5—6. Beglaubiger, 6—7. eine Rätſelart, 7—8. Stadtrat im alten Rom, 8—5. exotiſcher Vogel mit rieſigem Schnabel, 9—10. heißer Wü⸗ Um die einzelnen Ziffern herum ſind ſechsbuchſtabige Wörter aufzubauen, die jeweils im Pfeilfeld beginnen und— mit Ausnahme von Nr. 6— in Uhr⸗ zeigerrichtung verlaufen. Die Wörter bedeuten: 1. Frauengeſtalt der griechiſchen Sage, 2. Gerät zur Stärkung der Arm⸗ muskeln, 3. Klagelied, 4. Wäſcheſtoff, 5. Gebirgspflanze(zu Likör und medi⸗ ziniſchen Zwecken), 6.(linksherum) Ge⸗ 5 im nordöſtlichen Afrika, 7. römiſche öttin. . 8 Auflöſung aus letzter Nummer. Kreuzworträtſel: Waagerecht: 1. Spindel, 7. Atom, 8. Opal, 10. Harem, 11. Spreu, 13. Ire, 14. Ehe, 16. Gin, 17. Deut, 19. Gobi, 20. Ernte, 21. Leſe, 24. Sago, 27. Gnu, 28. Gig, 30. Lar, 31. Otmar, 33. Alarm, 35. Emma, 36. Zaun, 37. Eisbein.— Senkrecht: 1. Streu, 2. Poe, 3. Imme, 4. Doſe, 5. Epp, 6. Largo, 7. Aare, 9. Leib, 10. Hidalgo, 12. Ani⸗ form, 15. Hanni, 18. Tee, 19. Ges, 22. Ente, 23. Summe, 25. Alaun, 26. Garn, 28. Gras, 29. Gaze, 32. Ami, 34. Lal.