cgerſte 16,0% Nr. 208 Neckar ⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 7. September 1937 Goebbels an die Auslandsdeutſchen Der Schlußappell der 5. Reichstagung der Auslands⸗ deutſchen in Stuttgart iſt in dem prachtvollen äußeren Rah⸗ men und der Begeiſterung, mit der die Auslandsdeutſchen den Reichsminiſter Dr. Goebbels feierten, ein unvergeßliches Erlebnis geworden. Reichsminiſter Dr. Goebbels entbot im Namen des Füh⸗ rers, des Reichs und des Volks den Tauſenden von Aus⸗ landsdeutſchen, von denen viele ihr Vaterland jetzt zum erſten Male ſahen, den deutſchen Gruß und verkündete die größten Lehren, die heute Deutſchland erfüllen, die unſer poliliſches, wirtſchaftliches und kulturelles Leben ausrichten, die Lehren, die uns der Führer gelehrt hat und nach denen wir leben und arbeiten Unter immer wiederholter ſtürmk⸗ ſcher Zuſtimmung führte der Miniſter u. a. aus:„Wenn die Welt von 1918 bis 1933 ſich angewöhnt hatte, in Beutſch⸗ land nur den Prügelknaben für ihre gegenſätzlichen In⸗ tereſſen zu ſehen, ſo muß ſie heute erkennen, daß dieſer Zu⸗ ſtand nicht mehr exiſtiert, daß heute in den Grenzen des Reichs ein anderes Volk lebt und daß es nur zu natürlich iſt, daß der Geiſt dieſes Volks auch alle Deutſchen erfüllt, ob ſie nun innerhalb oder jenſeits unſerer Landesgrenzen leben und arbeiten. Es iſt keine Ueberheblichkeit, wenn wir Nationalſozialiſten ſagen: Wo wir ſtehen, da ſteht Deutſchland!“ Reichsminiſter Dr. Goebbels wandte ſich dann der im⸗ mer wieder im Ausland geſtellten Frage zu, was denn die Partei unter den Auslandsdeutſchen wolle. Sie habe die Aufgabe, erklärte er, unter den Reichsdeutſchen im Aus⸗ land den gleichen deutſchen Gedanken, dieſelbe deutſche Idee wach und lebendig zu erhalten. Die Parteigenoſſen im Aus⸗ land ſeien der Sauerteig unter den Reichsdeutſchen in der Welt Nachdrücklich betonte der Miniſter, daß dies nichts mit Spionage oder gar einem„Export des National⸗ ſozialismus ins Ausland“ zu tun habe. Ebenſowenig Ver⸗ anlaſſung beſtehe dazu, Kulturattaches ins Ausland zu ſchicken.„Unſere Kulturattaches“, betonte Dr. Goebbels unter ſtürmiſchem Beifall,„ſeid Ihr, meine Parteigenoſſen aus dem Ausland! Ihr ſeid überall unter den Reichsdeut⸗ ſchen die Träger der deutſchen Kultur und des deutſchen Ge⸗ dankens.“ Daß der Deutſche im Ausland jetzt ein anderes Geſicht zur Schau trage als früher, ſei nur natürlich, denn hinter ihm ſtehe nicht mehr ein ſchwächliches, ſondern ein ſtarkes ziel und willensbewußtes Deutſchland.„Das Ausland muß ur Kenntnis nehmen, daß es mit Deutſchland nicht mehr Lahe und Maus ſpielen kann. Auch unſere Auslandsdeut⸗ ſchen fühlen ſich dementſprechend als Söhne eines Vater⸗ lands, deſſen ſie ſich nicht mehr zu ſchämen brauchen, auf das ſie ſtolz ſein können. Die Welt könne es nicht verſtehen, was in die Deutſchen gefahren ſein möge, die früher als Volk der Dichter und Denker, als Träumer und Phantaſten dahinlebten. Früher pflegte die Welt die Deutſchen, die einmal ihr Vaterland berließen, als Kultur dünger zu benutzen. Damit war die deutſche Seele und das deutſche Blut, das uns einmal verlaſſen hatte, für immer der Na⸗ tion verloren„Das iſt nun anders geworden“, betogte Dr. Goebbels,„denn heute ſteht im Hintergrund ein ſtarkes Volk. Heute hält die Heimat mit magnetiſcher Kraft alle deutſchen Reichsbürger auch im Ausland feſt.“ Dr. Goebhels wies in dieſem Zuſammenhang darauf hin, daß darin kein berkappter Imperialismus liege, kein Streben, machtpolitiſch die Welt zu unterjochen.„Wir wollen auf un⸗ ſere Art gute Deutſche fein, und wenn uns niemand daran hindert, dann ſind wir gern bereit, einen großen und wert⸗ vollen Beitrag zum allgemeinen Weltfrieden beizufteuern.“ Mit ſcharfen Worten wandte ſich Dr. Goebbels gegen die⸗ jenigen, die das Fehlen jeglicher Kritik und der bene Freiheit der ei Deutſchland glauben eſtſtellen zu müſſeg. Das deutſche Volk habe heute eine ein⸗ eitliche Meinung und wolle Arbeit und nicht Kritik. Kritik abe es 14 Jahre genug gehabt, dafür aber kein Brot. Da unſere Gegner im lend die Erfolge des nationalſoziali⸗ ſtiſchen Aufbaus nicht mehr beſtreiten können, kritiſteren ſie an den Methoden herum Die Geſchichte fragt aber nicht nach den Methoden, mit denen wir 6 Millionen Men⸗ ſchen wieder Arbeit gegeben haben. Früher reiſten deutſche Regierungsvertreter in den Hauptſtädten des Auslands herum und bettelten um Kredite. Das haben wir nicht getan und werden wir auch nicht tun. Wir handeln nach dem Sprichwort:„Hilf Dir ſelbſt, dann hilft Dir Gott!“ Reichsminiſter Dr. Goebbels ſtellte dann feſt, daß die Auslandsdeutſchen jetzt Gelegenheit gehabt hätten, alle Ein⸗ richtungen des neuen Deutſchland kennenzulernen. Sie alle würden den Reichsangehörigen im Ausland erzählen, was ſie in Deutſchland geſehen hätten. Die Welt aber müſſe end⸗ lich begreifen lernen, daß es in Deutſchland keine Gruppe die Macht des Schickfals Roman von Gert Rothberg. 44 14. Kapitel. „„Wenn du einmal ſo recht verlaſſen biſt, meine kleine Ilſe⸗Dore, dann flüchte dich nach Berbisnau. Ich habe das Heim damals gegründet, als dein Mütterchen ge⸗ ſtorben war. Weil ich mir nicht mehr zu helfen wußte in all der Einſamkeit, die mich umgab. Ich hatte dich, aber du warſt noch ein ſehr unverſtändiges Menſchlein damals. Mit dem konnte ich nichts beſprechen. So floh ich nach Berbisnau, auf das Gut mitten im Schwarzwald, und hier habe ich dann eines Tages gedacht, daß es doch ſehr gut ſein müßte, ein Erholungsheim für arme Kinder, denen ſonſt nicht viel Gutes getan werden kann. Du glaubſt gar nicht, wie wohl einem werden kann, weun man ſieht, wie ſolch arme blaſſe Kinder an der Sonne gefunden, wie froh man iſt, reich zu ſein, um Gu⸗ ies stiften zu können. Ich habe dort immer wieder lachen lernt unter dem kleinen Volk. Mache du es auch ſo, zen Mädel. Gehe hin, ſei mitten unter ihnen, tolle lache. Es iſt herzerfriſchend. Und gehe dann wieder zurück, froh atark, Nur nicht den Kopf hängen, wenn ſchwere Ständen kommen, nur nicht mußig ſitzen ünd einer Sache katkrauern, die nicht zu ändern iſt. Damit tut man ſich Elöſt dann noch zuletzt das Schlimmſte an Sei in jeder Situation mein kapferes Kerlchen, dann bin ich immer mit dir zufrieden, auch wenn ich nicht mehr bei dir bin. ˖ So hatte Chriſtian Helmrodte einmal zu ſeiner Toch⸗ er geſprochen, als er vielleicht die Todesahnung ſchon in der Bruſt hatte. Und die Worte hatte Ilſe⸗Dore beherzigt, ls ihr junges Herz ſo grauſam mit dem Schwerſten be⸗ den wurde. 5 8 la Sie hatte ſich nach Berbisau geflüchtet. 0 Und keine Organiſatton gibt, mit der die Welt gegen Deutſch⸗ land Politik machen könne.„Im Innern wacht über die Si⸗ cherheit des Staats unſere Bewegung, an der Grenze wacht über die Sicherheit des Reichs unſere Armee. Wir Deutſche helfen uns auf unſere eigene Art. Wir beneiden kein Volk um ſeine innere Struktur, miſchen uns auch nicht in ſeine inneren Angelegenheiten ein. Wir wünſchen aber, daß auch die anderen Völker uns in Ruhe laſſen.“ Im Namen des Führers“, ſo ſchloß Dr. Goebbels, möchte ich Euch, meine Volksgenoſſen aus aller Welt, den letzten Gruß entbieten Tragt dieſen Namen im Herzen, ſeid gläubige Söhne und Töchter Eures Volkes und Eures Lan⸗ des. Haltet als Angehörige Eures Reichs feſt zum Deutſch⸗ tum der Mutter Eures Lebens und Eurer Art. Steht treu und unbeirrt trotz aller Hetze und trotz aller Verleumdun⸗ gen zum Führer, zum Volk und zum Reich!“ Eine überflüſſige Ermahnung Wafhington, 7. September. „Staatsſekretär Hull äußerte ſich in einer Erklärung über die amerikaniſchen Staatsbürgerpflichten, die auch für die außerhalb der Vereinigten Staaten geborenen amerikani⸗ ſchen Staatsbürger Geltung hätten Er wünſche, ſo führte er u a. aus, mit Nachdruck zu betonen, daß alle im Aus⸗ land Geborenen, die durch Naturaliſierung amerikaniſche Staatsbürger geworden ſeien, unter Eid im öffentlichen Ge⸗ richt erklärten, daß ſie die Verfaſſung der Vereinigten Staa⸗ ten unterſtützen und verteidigen wollten gegen alle fremden Und inneren Feinde. Es ſei klar, daß es ihre Pflicht ſei, uneingeſchränkt die amerikaniſche Verfaſſung, die amerika⸗ 1 Geſetze und die amerikaniſche Flagge zu unter⸗ ützen. Obwohl dieſe Definition der Staatsbürgerpflichten in ihrer Selbſtverſtändlichkeit nirgends beſtritten werden dürfte, wird die Erklärung Hulls in amerikaniſchen Kreiſen verſchiedentlich als eine Antwort auf den von der Stuttgarter Reichstagun g der Auslandsdeutſchen an das Auslandsdeutſchtum ergangenen Appell aufgefaßt. Es iſt dies darauf zurückzuführen, daß trotz aller eindeuti⸗ gen Erklärungen von deutſcher Seite die für die Reichs⸗ deutſchen im Ausland geltenden Grundſätze als bindend für das deutſche Volkstum im Auslande überhaupt hingeſtellt werden. Gechs allgemeine Beflaggungstage Ein Erlaß des Reichsinnenminiſters. Zur Durchführung des Reichsflaggengeſetzes hat der Reichsinnenminiſter eine Zweite Verordnung erlaſſen. Sie beſtimmt daß an regelmäßigen allgemeinen Beflaggungs⸗ tagen ſowie an Tagen, an denen zu einer allgemeinen Be⸗ flaggung beſonders aufgefordert wird, Privatperſonen nur die Reichs und Nationalflagge ſetzen. Aus⸗ nahmen beſtimmt die zur Anordnung einer allgemeinen Beflaggung zuſtändige Stelle. Regelmäßige allgemeine Beflaggungstage ſind: 1. der Reichsgründungstag(18 Januar), 2 der Tag der nationa⸗ len Erhebung(30. Januar), 3. der Heldengedenktag(85. Sonntag vor Oſtern), 4. der Geburtstag des Führers und Reichskanzlers(20. April), 5. der Nationale Feiertag des Deſchen Volkes(1. Mai), 6. der Erntedanktag lerſter Sonn⸗ tag nach Michaelis), Allgemein verboten iſt Privatperſonen das Setzen 1. der gegenwärtigen oder einer früheren Reichskriegs⸗ flagge oder ſonſtigen Flaggen und Fahnen der Wehrmacht, 2. der gegenwärtigen oder einer früheren Reichsdienſtflagge oder einer früheren mae 3. einer Pa der Reichs⸗ oder Landesflagge, 4 einer Kirchenflagge. Von der Beſtimmung der Nummer 1 kann der Reichskriegsminiſter im Einvernehmen mit dem Reichsinnenminiſter im Einzel⸗ fall Ausnahmen zulaſſen. Bei kirchlichen Feiern kön⸗ nen Privatperſonen nur die Reichs⸗ und Nationalflagge zeigen. Die Reichs⸗ und Nationalflagge darf nicht geſetzt werden, wenn der Anlaß oder die Begleitumſtände der Flaggenſetzung der Würde dieſes Symbols nicht entſpre⸗ chen. Dieſe Durchführungsbeſtimmungen regeln, entſprechend nationalſozialiſtiſchem Brauch, in formaler Weiſe einen Zuſtand, der im deutſchen Volk ſchon bald nach der Macht⸗ übernahme zu allgemeinem Brauch wurde, ein Brauch, der ſeinen grundſätzlichen Niederſchlag im Flaggengeſetz vom 15 September 1935 fand. Ausdrücklich hervorzuheben iſt, daß die neue Durchführungsverordnung ſich nur auf Privatperſonen erſtreckt, wenngleich ſelbſtverſtändlich die regelmäßigen allgemeinen Beflaggungstage auch für die Behörden uſw gelten. n Mitten unter den Pflegerinnen weilte ſie mit und arbeitete mit. Und nach und nach kam auch in ihr ſchönes, helles Geſicht wieder die Farbe. Schlank und geſchmeidig turnte ſie mit den Kleinen. Immer ſchon frühzeitig war ſie mitten unter ihnen. ö. Dann wieder kochte ſie mit in der Küche oder ſie jätete im Garten, einige Kinder um ſich, die mit roten Paus⸗ bäckchen fleißig bei der Arbeit waren. Ein anderes Mal wieder machten ſie weite Waldſpaziergänge. Kurz, es war nie Zeit, ſich zu langweiſen. a Nie las Ilſe⸗Dore eine Zeitung. Sie wollte nichts von der Welt wiſſen. Nichts, nichts. Und von den jüngeren und älteren Pflegerinnen verſuchte es nie jemand, mit ihr ein Geſpräch anzufangen, obwohl ſie wußten, durch die Zeitung wußten, was das ſchöne ſchlanke Mädchen in hieſe Einſamkeit getrieben haben mochte. Doch die Nächte! Die langen einſamen Nächte! denen ihr graute! 5. Ilſe⸗Dore wehrte ſich gegen dieſe törichte Sehnſucht, die Rudolf Heinsberg galt, und über die ſich kein Ver⸗ geſſen legte. Die Sehnſucht blieb. Aber dann kam doch der Schlaf barmherzig und mild. Der machte aller ſchmerzlichen, quälenden Sehnſucht ein Ende und ſtärkte ſie zu neuer Arbeit und Tätigkeit. Dick und roſig verließen die Kleinen nach einem Vier⸗ Die waren es, vor teljahr Berbisnau, und ſchmale, engbrüſtige, blaſſe Kin⸗ der kamen und nahmen die verlaſſenen Plätze ein. Auf dieſe Weiſe waren zwei volle Jahre vergangen. Ilſe⸗Dore war in dieſen zwei Jahren wieder völlig auf⸗ geblüht. Nur in ihren ſchönen Augen lag zuweilen tiefe Schwermut. And ſie wußte, daß nie jemand ſie hier ſuchen würde. Die Welt wußte gar nicht, daß Chriſtian Helmrodte der Gründer dieſes Kinderparadieſes war, und daß ſeine Tochter hier Zuflucht geſucht. Nur die Pflegerinnen und Freiwillige aus der Land wirtſchaft Sofort melden! Das Oberkommando des Heeres gibt bekannt: Land⸗ wirtſchaftliche Arbeitskräfte, die im Herbſt 1938 freiwillig in das Heer eintreten wollen und ihrer Arbeitsdienſtpflicht noch nicht genügt haben, müſſen ſich ſofort bei dem Trup⸗ penteil(Bataillon oder Abteilung) ſchriftlich melden, bei dem ſie eintreten wollen, ſonſt iſt ihre Einſtellung in den Reichsarbeitsdienſt zum 1. 11. 1937 und ihre Einſtellung in das Heer zum Herbſt 1938 nicht möglich. Zu den landwirt⸗ ſchaftlichen Arbeitskräften, die grundſätzlich nur im Winter⸗ halbjahr zur Erfüllung der dem Wehrdienſt vorausgehenden Arbeitsdienſtpflicht herangezogen werden dürfen, gehören Bauern und Landwirte ſowie deren Angehörige, ſoweit ſie in der Landwirtſchaft tätig ſind. Inſpektoren, Verwalter, landwirtſchaftliche Arbeiter aller Art, wie Knechte, Tagelöh⸗ ner, Deputanten, Wander ⸗(Saiſon)-Arbeiter, Melker, Vieh⸗ pfleger uſw, Winzer und Weinbergsarbeiter, Gärtner für feldmäßigen Anbau. Nach dem 15. 9. 1937 von Angehöri⸗ gen dieſer Berufe eingehende Einſtellungsgeſuche können nicht mehr berückſichtigt werden. f Feſt der Traube verſchoben Auf 16. und 17. Oktober Das in dieſem Jahre im Sepiember eine Reihe beſonders großer nationalpolitiſch wichtiger Veran⸗ ſtaltungen ſtattfinden werden, hat es ſich als zweckmäßig er⸗ wieſen, das„Feſt der deutſchen Traube und des Weines“ zu verlegen. Es wird nunmehr nicht, wie urſpünglich bekannt⸗ gegeben war, am 25. und 26. September, ſondern am 16. und 17. Oktober gefeiert werden. Die Weinpatenſchaften in Baden Auch in dieſem Jahr wird wiederum Patenwein in den verſchiedenen größeren Städten zum Ausſchank kommen. Für Baden⸗Baden iſt Wein von der Ortenau und Bühler Gegend vorgeſehen: für Freiburg Kaiſerſtühler, zuſätzlich Wein aus der Markgrafſchaft. Heidelberg bekommt eben⸗ falls Kaiſerſtühler und zuſätzlich Wein von der Bergſtr aße. Die Markgrafſchaft und der Kaiſerſtuhl werden für Karks⸗ ruhe den Patenwein liefern. Konſtanz und Mannheim werden Kaiſerſtühler erhalten. Offenburg bekommt Orte⸗ nauer und zuſätzlich Breisgauwein. Pforzheim und Wein⸗ geim Kaiſerſtühler. Weinheim zuſätzlich Wein von der Bergſtraße Kehl bekommt Wein aus der Ortenau und Bühler Gegend. Lörrach wird nur Wein aus der Mark⸗ grafſchaft erhalten. Villingen wird Pate ſein von dem Markgräfler und zuſätzlich vom Kaiſerſtühler Wein. Auffatzwettbewerb des Deutſchen Handwerks Ein Weg zur Löſung der Nachwuchsfrage. i In den Monaten Mai und Juni wurde in den beiden letzten Klaſſen der deutſchen Volksſchulen ein Aufſatzwett⸗ bewerb über das Handwerk durchgeführt. Die Aufſatz⸗ themen lauteten: 1. Warum hat das Handwerk im natio⸗ nalſozialiſtiſchen Staat eine beſondere Bedeutung? 2. Wel⸗ ches Handwerk gefällt dir am beſten und warum? Trotz der kurzen Vorbereitungszeit beteiligten ſich 5000 deutſche Volksſchulen mit rund 160 000 Aufſätzen an die⸗ ſem Wettbewerb. In der Sitzung des Reichspreisgerichts wurden 10 Aufſätze mit dem J. Preis, 10 mit dem 2. Preis und 10 mit dem 3. Preis ausgezeichnet. Auch der 4. bis 15. Preis wurde je 10 Aufſätzen zuerkannt. Insgeſamt wurden 150 wertvolle Sachpreiſe verteilt. Darüber hinaus wurden 200 Aufſätze mit einem Buchpreis„Das Deutſche Handwerk“ ausgezeichnet. Die Handwerksführung weiß, daß die Löſung der Nachwuchsfrage ausſchlaggebend für eine Aufwärtsent⸗ wicklung des Handwerks in der Zukunft iſt. Durch den Auf⸗ ſatzwettbewerb in den Schulen— den der Reichserzie⸗ hungsminiſter unterſtützt hat— iſt das Intereſſe am hand⸗ werklichen Denken mehr als bisher geweckt und eine ſtär⸗ kere Beſchäftigung unſerer Jugend mit den handwerklichen Berufen herbeigeführt worden. Die über Erwarten große Beteiligung an dem Wettbewerb iſt ein Beweis für die Richtigkeit dieſer Aktion. An Hand des Aufſatzwettbewer⸗ bes iſt auch die Möglichkeit gegeben, eine Reihe falſcher Auffaſſungen richtigzuſtellen. Dos ſilifswerz„Mutter und find“ dritt dunn ein, wenn die fraſt der Familie zur Selbsthilfe nicht ausreicht. der Arzt, der drüben im Dorfe die Praxis ausübte und gegen ein Gehalt hier mit nach dem Rechten ſah, der wußte es auch. Aber ſie waren zum Schweigen verpflich⸗ tet und achteten Ilſe⸗Dore viel zu hoch, um irgend jemand zu verraten, daß ſie ſich hier befand. Das Kreisamt, dem Chriſtian Helmrodte die Inſpek⸗ tionsrechte über das gemeinnützige Unternehmen gegeben hatte, ſandte ab und zu ſeinen Beamten herüber. Die Herren dort wußten ſelbſtverſtändlich auch Beſcheid und begrüßten Ilſe⸗Dore voll Verehrung, weil ſie das Liebes⸗ werk hier weiter führte und ebenſo wie der Vater vor der Welt nicht genannt ſein wollte. Ein wundervoller Sommerabend! Von den Wieſen duftete es herüber. Breit geſtreut lag das Heu. Am Waldrande drüben trat vorſichtig Wild heraus. Die Abendſonne ſchien golden durch die Bäume. Sie beſchien das kleine, ſchloßartige Gebäude, das doch ſo vielen Kindern, die ſonſt in luft⸗ und ſonnenloſen Räu⸗ men hockten, der Himmel war. Sie ſchliefen um dieſe Zeit, die Kleinen. Möglich war es, daß der Fritz, der kleine Vagabund, noch ſeine Vor⸗ träge hielt oder vielleicht gar eine gruslige, ſelbſterfun⸗ dene Geſpenſtergeſchichte erzählte. Dann würde Tante Marie, die große, ſtarkknochige Pflegerin, in den Knaben⸗ ſaal treten und ſie würden alle mäuschenſtill liegen, als hätten ſie ſchon längſt ſchön brav geſchlafen. Fortſetzung folgt. Gledenktage 7. September. N 1533 Königin Eliſabeth von England in Greenwich geb⸗ 1811 Der preußiſche Staatsmann Fürſt Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen geboren. 3 1914 Maubeuge kapituliert nach latätiger Belagerung. Sonnenaufgang 5.45 Sonnenuntergang 18.59 Mondaufaana 8.51 5 5 Monduntergang 19.14 * — ..„V .. 5 — 2 a —' 8 (1. Fortſetzung.) Pat wurde mit Fuller und unſerem gemeinſamen Boy auf Kiſten und Decken im geräumigen Gepäckraum einquartiert, und kurz vor der Abfahrt brachte Martin noch einen halbnackten Ndorobbo an, der eine europäiſche Jagdexpedition begleitet hatte und nun in ſeine Heimat — die Maſſaiſteppe— zurückgebracht werden ſollte. Schlemmerhaft genießen wir die Fahrt im bequemen Auto auf der guten Straße, die zum Kilimandſcharo führt. Anfänglich geht es Meilen um Meilen durch Wildreſervat. Rechts und links und vor und hinter uns äſen Herden von Gnus und Zebras, Antilopen und Gazellen. Lang⸗ halſige Strauße verſuchen hin und wieder ein Wettrennen mit unſerem Wagen und verſchwinden dann wie Kano⸗ nenkugeln über der nächſten Hügelwelle. Aber ſchon am zweiten Tage zeigt die außerordentliche Scheu der Steppenbewohner, daß wir das Schongebiet hinter uns haben, und da wir friſches Fleiſch brauchen, verſuche ich einen Schuß auf ein trollendes Hartebeeſt. Helle Schnitthaare am Anſchuß beweiſen, daß die Kugel zu tief ſitzt, und ich winke die beiden Farbigen zu mir, um die Nachſuche aufzunehmen. Unſer Wagen ſoll uns an der kaum drei Kilometer entfernten Waſſerſtelle er⸗ warten, wo wir lagern wollen. Faſt zwei Stunden hängen wir ſchon der Fährte nach, ohne daß ich Gelegenheit zum Fangſchuß habe. Wahr⸗ ſcheinlich kommt das angeſchoſſene Tier geſund davon, und ich entſchließe mich zur Rückkehr. Auf unſerer Spur zurückzugehen, hätte einen Umweg bedeutet, und ich ver⸗ ſuche, den Weg abzuſchneiden. Noch ein letzter Schluck aus der Feldflaſche— und dann marſchieren wir hinaus in die von letztem Sonnenlicht durchflutete Steppe. Die Sonne verſinkt zuſehends, und an ein Erreichen unſerer Safari iſt nicht zu denken. In einem Korongo— einer ausgetrockneten Regenſchlucht— müſſen wir die Nacht verbringen. Während der Ndorobbo Holz und Koch⸗ ſteine zuſammenſchleppt, mache ich mich mit dem Boy daran, mit den Buſchmeſſern nach Waſſer zu graben. Schon nach einem halben Metex zeigt ſich eine milchige Brühe, die ſich nach wenigen Minuten in klare und für den Tee genießbare Flüſſigkeit verwandelt. Im Ruckſack des Boys finden ſich glücklicherweiſe Kochkeſſel, Zucker, Tee, eine Büchſe mit Bisquits und eine Doſe Büchſen⸗ fleiſch. Der Löwe vor der Jelſenhöhle Da dringt ein Ton aus dem Dunkel der Steppe, ein tiefes, keuchendes Grollen— ſchwillt röchelnd an und ſteigert ſich zu hallendem Gebrüll. Von allen Seiten wird es aufgenommen, rollt in gewaltiger Woge über die ein⸗ ſame Savanne und erſtirbt ſchließlich als dumpfes Murren. Als ich am Lagerplatz eintreffe, empfängt mich der Boy mit angſtvoll rollenden Augen. Der Ndorobbo hat einen Stapel dürren Holzes neben ſich und beäugt gierig die geöffnete Doſe mit Fleiſch, die dem Boy vor Schreck ent⸗ fallen iſt. „Vorwärts, holt Holz und Dornenzweige, ſoviel ihr finden könnt, und bringt alles nach einer Höhlung ober⸗ halb, die ich eben gefunden habe!“ rufe ich den beiden Schwarzen zu und ſteige wieder bergan. Etwas oberhalb machte die Schlucht einen ſcharfen Knick, und hier hatten die zur Regenzeit rauſchenden Waſſermaſſen das Erdreich ausgeſpült. Reichlich eng für drei Perſonen, bot das Loch doch einen gewiſſen Schutz, wenn der Eingang durch hell⸗ lodernde Feuer abgeſperrt war. Ich verteile noch unſere Lebensmittel und lege mich mit der Büchſe im Arm zur Ruhe. Plötzlich fahre ich hoch und ſtarre auf einen klobigen Schatten, der ſich kaum zwei Schritt vor mir in dem Höhlengang aufgebaut hatte. Aus dem Schatten leuchten in grünem Feuer die Augen des Löwen. Mit flatternden Fingern taſte ich nach dem Sicherungsflügel der Büchſe— da brüllt es mir direkt ins Geſicht: Rrohhuh——. Ich ſchieße, ohne zu zielen, in die Richtung des Schattens und reiße den Repetier⸗ mechanismus zurück. Im Krachen des Schuſſes höre ich noch ein zorniges Aufgrollen, Steine rollen vom Abhang in die Tiefe. Dann iſt alles ſtill. Nur mein Herz hämmert bis zum Hals. Vor mir ſchiebt ſich die nackte Geſtalt des Ndorobbo in die Höhe, zerrt Reiſig aus dem Haufen und läßt das Feuer hell aufſprühen. „Anakimbia— er iſt ausgeriſſen,“ tröſtet der Ndo⸗ robbo gutmütig den ſchlotternden Boy und kriecht mit ſei⸗ nem ſchweren Maſſaiſpeer aus der Höhle. Nach kurzer Zeit bringt er ein Büſchel abgeſchoſſener Mähnenhaare. Mit Gewalt will ich mich zu neuem Schlaf zwingen. Am Eingang hockt jetzt wie ein rieſenhafter Froſch der Ndorobbo und wirft Reiſig in die hellodernden Feuer. Seinen Speer hält er griffbereit. Dabei ſummt er leiſe und gleichmütig vor ſich hin und blinzelt nur dann inter⸗ eſſiert nach den dunklen Abhängen der Schlucht, wenn das markerſchütternde Brüllen ſo nahe kommt, daß uns an⸗ ſcheinend nur wenige Meter von den wütenden Katzen trennen. Nach einigem Hindämmern merke ich, daß an Schlafen nicht zu denken iſt. Ich löſe den Ndorobbo ab, der durch friedliches Schnarchen beweiſt, wie wenig die Ereigniſſe dieſer Nacht ſein inneres Gleichgewicht ſtören konnten. Langſam verklingen die Chöre der Löwen. Die Raub⸗ tiere haben ihre Beute gemacht. Hungrig klingt nur noch das heiſere Gelächter der Hyänen und das gierige Winſeln der Schakale. Dann und wann unterbricht das ferne Don⸗ nern flüchtiger Hufe die tiefe Stille der Nacht.—— „Konditorei Honigvogel“ Dann verblaſſen die Sterne. Der Himmel leuchtet in rotvioletten Farben, und raſch und unvermittelt taucht im Oſten der rotglühende Sonnenball auf, überſchwemmt die Steppe mit Lichtfluten und treibt ſiegreich die Schwaden der Nachtnebel vor ſich her. Ich wecke meine Schwarzen, und nach kurzer Bera⸗ Unter Elfenbeinwilderern Erlebniſſe am afrſkaniſchen Lagerfeuer Von F. G. SCHMID T-OLDEN leiſen Morgenwind rauſchende Steppengras. Die Sonne fängt ſchon an zu ſtechen, als wir englich den fernen Punkt unſeres Autos finden.—— 5 Aechzend und polternd ſchaukelt unſer Auto über aus⸗ gefahrene Wege und hügelige Steppe. Die rötliche Staub⸗ wolke weht noch lange hinter uns wie die Rauchfahne eines Eiſenbahnzuges. Denn die gute Straße nach Moſhi haben wir verlaſſen und ſteuern dem ſtumpfen Kegel des Meruberges zu. Klarer und deutlicher tritt die weiße Rieſenkuppel des Kilimandſcharo, der über 6000 Meter hohe Kibo, in er⸗ greifender Schönheit aus den Wolken. Gletſcher und Schneefelder ſchimmern blendend und unwirklich und er⸗ innern uns hier in der ſonnendurchglühten Steppe an das Frucht⸗ und Sahneneis in Nairobi. Karl hat unſere letzte Blechſchachtel mit Süßigkeiten Fräulein Urſel in die Hand gedrückt, und neugierig be⸗ obachte ich das Verſchwinden unſerer Rationen zwiſchen den ſchimmernden Zahnreihen. Aber Karl iſt ſelig und tröſtet ſeine„Braut“, daß wir bald an eine Konditorei kommen werden. Und wirklich hat er damit recht! Das grinſende Geſicht des Ndorobbo ſchiebt ſich hinter uns in die Höhe, und während er ſich mit der einen Hand an das Verdeck klammert, zeigt er mit der anderen auf einen Buſch am Wegrand:„Mlembwe— Bwana— der Honig⸗ vogel, Herr!“ Ich faſſe Karls Arm:„Stop— wir ſind eben an der Konditorei angelangt!“ Und gefolgt von meinen ungläu⸗ big lachenden Gefährten, klettere ich vom Vorderſitz und zeige ihnen den kleinen, ſchwarzbraunen Vogel, der un⸗ geduldig vor uns her flattert. Auf einem niedrigen Baum erwartet er uns und rattert ſein„Ttrr—tſchirr“ wie ein wildgewordener Motor herunter. Und kaum iſt der Ndo⸗ robbo auf 20 Schritt nahe gekommen, ſo flattert der kleine Vogel weiter und führt uns ſo etwa 200 Schritt abſeits. Dann ſchweigt er plötzlich, und aufmerkſam beobachten wir die Schirmakazien in der Nähe, bis wir den aus⸗ gehöhlten Baumſtamm finden, den Eingeborene in den Aeſten aufgehängt haben. Die weitere Behandlung dieſes primitiven Bienen⸗ ſtockes überlaſſen wir unſeren Schwarzen und ziehen uns vorſichtig zum Wagen zurück. Denn kein Tier Afrikas kann es an Angriffsluſt mit der wilden Biene aufnehmen. Aber alles geht gut, und nach einer Viertelſtunde traben die beiden Neger durch Qualm und Rauchſchwaden und ſchleppen drei Töpfe voller Honigwaben an. Schnell wird noch eine Wabe an den Buſch gelegt, auf dem wir den Vogel zuerſt ſahen. Denn wer dem Mlembwe nichts von ſeiner Beute abgibt, den führt er nach dem Glauben der Eingeborenen beim nächſtenmal nicht zu einem Bienen⸗ korb, ſondern zu einer giftigen Schlange. Am Abend ſchlagen wir an einer Waſſerſtelle das Lager auf. Fräulein Urſel bezieht im Vorderteil des Autos eine abgeſchloſſene Kabine, deren breite Lederpolſter mit Kiſſen und Decken ein wundervolles Ruhelager bilden. Karl und Pat haben es ſich im geräumigen Gepäckraum bequem gemacht, und ich laſſe ſtets mein kleines Zelt auf⸗ ſchlagen. Nur Fuller verzichtet auf die angebotenen Be⸗ quemlichkeiten. Meiſt hockt er mürriſch und ſchweigſam am Feuer, raucht ſchweren ſchwarzen Tabak aus einer klobigen Pfeife und trinkt Rum oder Whisky aus der Flaſche, bis er ſich torkelnd und ſchnaufend unter den Wagen ſchiebt und in ſeine Declen rollt. Sein Gutenacht⸗ wunſch beſteht gewöhnlich in einem Fußtritt nach einem der beiden Schwarzen, die ihm ängſtlich aus dem Wege gehen und erleichtert hinter ihm hergrinſen. Ein unleid⸗ licher Gorilla— und beſorgt überlegen wir, wie wir dieſe Geſellſchaft noch wochenlang ertragen ſollen. SOs in der Steppe Etwa 100 Kilometer hinter Aruſcha kommt uns ein Flugzeug entgegen. Der Doppeldecker ſenkt ſich raſch, legt ſich in ſteiler Kurve auf die Seite und umſchwirrt uns wie eine ſchimmernde Libelle. Der Pilot brüllt uns etwas zu. Aber wir können nichts verſtehen, obwohl er mit gedroſ⸗ ſeltem Motor dicht an uns vorbeifegt. Dann fliegt er ein Stück zurück und ſchwingt ſechsmal den Arm durch die Luft. SOS.— das internationale Notzeichen! Und als wir verſtehen und langſam in dieſer Richtung weiter⸗ fahren, winkt er uns befriedigt zu. Sein Motor heult brüllend auf, und in ſteiler Kurve ſchießt ſein Flugzeug in die Luft und iſt in wenigen Minuten im Norden ver⸗ ſchwunden. ner Büffel brüllt. Wütend verlangt er, daß wir auf un⸗ ſerer Reiſeroute bleiben, und ohne Pats beſonderes Ver⸗ mitteln wäre es wahrſcheinlich jetzt ſchon zu dem längſt erwarteten Krach gekommen. Nach zwei Stunden zeigt der Ndorobbo nach links vor uns:„Angalia huko nbali— dort hinten!“ Aber erſt nach einer weiteren Viertelſtunde taucht ein ferner Punkt auf, den wir anſteuern. Und endlich halten wir vor einem Jagdlager. Zwei Zelte ſtehen unter einer breitäſtigen Schirmakazie. Pferde graſen in der Nähe, und ein hoch⸗ gewachſener Mann im offenen Jagdhemd und kurzer Khakihoſe ſchüttelt uns die Hände.„Iſt ja mächtig ſchnell gegangen! Manchmal ſind die Flieger alſo nicht nur zum Verſcheuchen des Wildes da.— Ihr Auto iſt übrigens famos geeignet als Krankenwagen!“ Karl fährt den Wagen zur Seite. Fuller kramt wü⸗ tend in ſeiner Schnapskiſte herum und trollt ſich ſchimp⸗ fend in die Büſche. Pat und ich begleiten den langen Engländer in das Zelt und ſtehen an einem ſchmalen Feldbett, auf dem ein blaſſer Mann liegt. Blutgetränkte Verbände um Kopf, Schultern und Arme zeigen nichts Gutes an. Aber augenblicklich können wir nichts helfen. Die Blutung ſteht, die Wunden ſind desinfiziert— und wir laſſen uns von Mr. Clifton, un⸗ ſerem neuen Bekannten, den Hergang des Unglücksfalles erzählen, während unſer Boy das Lager aufſchlägt und der Ndorobbo Holz und Waſſer herbeiſchleppt. „Rhino natürlich,“ meint Clifton und zeigt mit dem Daumen über ſeine Schulter nach ſeinem leiſe ſtöhnenden Gefährten.„Aber was für ein Burſche! Ich bin ja ſchon mit allerlei Nashörnern zuſammengeraten— aber ſo etwas habe ich noch nie erlebt! Muß wohl auch Irrſinnige unter den Tieren geben. Anſcheinend haben wir uns mit unſerem Lager mitten in ſein Revier geſetzt, und das nahm der alte Satan krumm. Zweimal iſt er nachts durch unſer Feuer getobt. Und als er geſtern am hellen Tag erſchien und unſere Pferde in die Steppe und die Ein⸗ geborenen auf die Bäume jagte, ſchoſſen wir auf ihn.“ Pläne in der„Sache Fuller“ „Und mein Freund— übrigens ein Landsmann von Ihnen,“ wandte ſich Clifton an mich und zeigte lächelnd auf die Schmiſſe meiner linken Wange—„alſo mein Freund und Piet, der Bur, rannten ihm in die Steppe nach, um ihm den Fangſchuß zu geben. Das traurige Ergebnis ſehen Sie hier.— Uebrigens ein Pechvogel, Ihr Landsmann. Vor ein paar Monaten verkaufte er ſeine Farm in Portugieſiſch⸗Oſt, gerät auf der Reiſe nach Nairobi einem Lumpen in die Hände, der ihn nicht nur um ſein Geld betrügt, ſondern auch noch zuſchanden ſchlägt und als tot im Pori liegen läßt.— Zufälligerweiſe kam mein Bur Piet, der mich auf meiner Tierfangſafari be⸗ gleitet vom Süden, hörte von Eingeborenen die Geſchichte und brachte den Mann mit—“ „— der Fabeck heißt,“ ergänzte ich die Erzählung. Und dann erzählten wir unſerem erſtaunten Zuhörer alles, was wir wußten, und faßten den Plan, vorläuſig die Sache vor Fuller geheimzuhalten. Denn lebend wür⸗ den wir den Kerl nicht nach Moſhi oder Aruſcha bringen können, wenn er etwa von Fabeck ahnte. Heute abend nach Einbruch der Dunkelheit würden wir den Verletzten an Karls Stelle im Auto einquartieren, und morgen in aller Frühe ſollten Fräulein Urſel, die wir einweihten, Clifton und Karl mit ihm zum Hoſpital nach Aruſcha fahren. Der Diſtriktskommiſſar würde mit zurückkommen und den Haftbefehl für Fuller mitbringen. Wir traten aus dem Zelt ins Freie, und Karl, der während unſerer Unterhaltung zu uns gekommen war, fragte Clifton:„Und wo haben Sie nun das Nashorn eigentlich bekommen?“ 5 „Leider gar nicht— ſondern es hat uns! Sehen Sie dort auf dem Hügel den Buren? Er hat ſchon zweimal auf den Nashornbullen geſchoſſen, aber der ſcheint kugel⸗ feſt zu ſein!“ Wir ſahen uns ungläubig an, während Clifton nach⸗ denklich vor ſich hin ſtarrte. 15 Daß Nashörner angreifen, ohne gereizt zu ſein, iſt eine alte Erfahrung. Aber meiſt ſind dieſe Angriffe ſchlecht oder gar nicht gezielt. Das Tier, das ſtumpfſinnig vor ſich hin döſt, hört vielleicht ein ihm unbekanntes Geräuſch, Und ohne Ueberlegung tobt es mit unheimlicher Gewandt⸗ heit darauf zu.(Fortſetzung folgt.) Wir ſchaukeln mit kochendem Kühler nach Südweſten. Der Ndorobbo hängt wie ein Affe am Verdeck und beobachtet das weite Pori vor uns. Nichts Ungewöhnliches kann ſeinen ſcharfen Augen entgehen, und Karl fährt zu, daß wir uns an die Sitze klammern und Fuller hinter uns wie ein angeſchoſſe⸗ Friede in der Wildnis. Ein ſehr ungewöhnliches Bild, das vier Löwen und mehrere Giraffen zeigt. Der Löwe iſt ſonſt ein grimmiger Feind der Giraffe. Der Photograph berichtet aber, daß eine von den Giraffen bis auf wenige Meter an die Löwen herankam und ſie längere Zeit betrachtete. Die Löwen nahmen keine Notiz von dieſer Nachbar⸗ ſchaft, ſondern trollten ſich ſpä⸗ ter davon. Das Bild iſt ein Beweis dafür, daß ſelbſt Lö⸗ wen eine friedlichere Geſinnung hegen— wenn ſie ſatt ſind. Aufnahme: Dorien Leight tung mit dem Ndorobbo marſchieren wir über das im (Mauritius)— M. ie Jugend von heute iſt der Staat von morgen,