ond u ach ͤ urg; Sogaeiggun us n uedmlnbagzun ojùmſpo did age se qpb va zes inne N 141 nun eli jvwuuie ou ucilusgß 210 an sog un ogg Apen ibunze b c 2262 unebaom oi og auüng ne wog ava S aon ene ee Bezugspreis: Monatlich Mt. 1.40, durch die Poſt Mk. J. 60, u der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., m Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte . 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 3. Zt. gültig. Anzelgenſchluß 9 Ahr fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Tages- und Anzeigenblatt für Mannheim ⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn und Feiertage Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprücher Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. 8. 37: 1155 37. Jahrgang Freitag, den 24. September 1937 7 5 9 9 28 Mißgünſtige Begleitmuſik Neidiſche und hämiſche engliſch⸗franzöſiſche Kommenkare zum Muſſolini⸗Beſuch. Berlin, 23. September. Die Berliner Berichterſtatter der franzöſiſchen Zeitun⸗ gen geben in Vormeldungen ihre Eindrücke aus dem den Muſſolini⸗Beſuch erwartenden Deutſchland wieder. Auch in Leitartikeln und in politiſchen Abhandlungen werden in der franzöſiſchen Preſſe die Auswirkungen der Begegnung beider Staatsmänner erörtert. In dieſen Ausführungen, die ſich je nach der politiſchen Einſtellung des Blattes von Mißdeutungen bis zu groben Unfreundlichkeiten ſteigern, findet die durch dieſes Ereignis ausgelöſte franzöſiſche Ner⸗ poſität ihren Niederſchlag. Auf der anderen Seite bemüht ſich beiſpielsweiſe der „Temps“, der Entwicklung gerecht zu werden, indem er feſtſtellt, daß man ſicherlich den Forrſchritt begrüßen werde, der auf dem Wege einer engliſch⸗franzöſiſch⸗italieniſchen Emigung gemacht worden ſei und der für eine endgültige Regelung die günſtigſten Ausſichten biete. Alles deute in der Tat darauf hin, daß, wenn Italien ſich bereit erklärt, an einer Sachverſtändigenkonferenz teilzunehmen, es wohl auch bereit ſei, dem Ueberwachungsſyſtem im Mittelmeer beizutreten. Darüber hinaus würden aber auch die für die kommenden Wochen borgeſehenen italieniſch⸗engli⸗ ſchen Verhandlungen weſentlich erleichtert, und da die italieniſche Regierung zweimal in ihren Verlautbarungen darauf hingewieſen habe, daß die Reichsregierung ſtändig über die letzten Verhandlungen unterrichtet worden ſei, könne man annehmen, daß Rom die augenblickliche Haltung auch in voller Uebereinſtimmung mit Berlin einnehme. Am Vorabend des Berliner Beſuches Muſſolinis ſei dieſe Tatſache nicht gleichgültig. Londoner Phantaſien Ueber den Inhalt der Beſprechungen, die der franzöſi⸗ ſche Außenminiſter Delbos in Genf mit dem italieniſchen Völkerbundsvertreter Scoppa hatte, werden in der Londo⸗ ner Preſſe die verſchiedenſten Vermutungen angeſtellt. Mehrere Blätter ſind der Anſicht, daß es ſich um einen ernſthaften Annäherungsverſuch zwiſchen Frankreich und Italien gehandelt habe. Der Genfer Vertreter der„Times“ kann es nicht unter⸗ laſſen aufs neue die Atmoſphäre zu vergiften: In Genf frage man ſich, ſo ſchreibt er, warum Muſſolini gerade die⸗ ſen Augenblick gewählt habe, kurz vor ſeiner Abreiſe nach Deutſchland. Noch könne man nicht an einen wirklich ernſt⸗ haften Wunſch freundlicher Beziehungen zu Frankreich glauben. Offenſichtlich ſcheine ſedoch Muſſolinf die Möglich⸗ leit eines Kuhhandels in München und Berlin ins Auge zu faſſen(). Eine Entſpannung mit Frankreich würde für ihn ein gutes Gegengewicht bei ſeinen Berliner Verhandlungen darſtellen Seit der Konferenz von Nyon ei das Preſtige Englands und Frankreichs im Mittelmeer derart d daß ſich die Dinge überhaupt gewendet hätten(). In Genf glaube man, Muſſolini werde die Reichsregierung fühlen laſſen, daß er neue ſchwere Kano⸗ gen mit in die Beratungen bringe.(2) Vernon Bartlett geht im„News Chroniele“ ſoweit, daß er ſogar die Rom— Berlin⸗Achſe am Wanken ſieht. Italien ſcheine zweifelsohne über das enge Zuſam⸗ mengehen Frankreichs und Englands in der Nyon⸗Ange⸗ legenheit ſehr alarmiert zu ſein. Der Duce habe einen neuen politiſchen Kurs eingeſchlagen, und jetzt beſtünden einungsverſchiedenheiten in der Rom—Berlin⸗Achſe 1 Man kann ſich wirklich nicht wundern, daß dieſe Herren gt vor ihrer eigenen, unmittelbar bevorſtehenden Bloa⸗ mage haben. „Ein durchſichtiges Manöver“ In italieniſchen Kreiſen wird erklärt, daß der Mei⸗ nungsaustauſch des diplomatiſchen Vertreters in Genf und es franzöſiſchen Außenminiſters mit den beiden Unterre⸗ üngen erſchöpft iſt Die Gerüchte von beabſichtigten neuen uterredungen ſind unzutreffend. Der englisch franzöſiſche Verſuch, den Anſchein zu er⸗ wecken, als ob Italien 15 der Deutſchland⸗Keiſe Muſſolt⸗ nis politiſche Verhandlungen mit den Weſtmächten anbah⸗ nen wolle, wird als ein durchſichtiges Manöver bezeichnet. Der Aufruf Dr. Goebbels' 8 Der Aufruf des Reichsminiſters Dr. Goebbels an die werliner Bevölkerung und die Bekanntgabe der deutſchen Rraſden zum Beſuch des Due finden in der italieniſchen wie ſreudigſten Widerhall. Unter rieſigen Ueberſchriften ll Ganz Beutſchland flaggt während der Reiſe Muſſo⸗ dard, Die italleniſche Trikolore neben den deutſchen 1 0 oder„Der Duce und der Führer werden vor vier⸗ 1 9 Millionen Berlinern zur Welt ſprechen“ wird vor 1 der Aufruf des Reichspropagandaminiſters im Wort⸗ 10 und im Sperrdruck auf der erſten Seite mit dem Bild n Dr. Goebbels veröffentlicht. 5 Schon der Aufruf an ſich und der Schwung ſeiner fire ſind“, ſo ſchreibt„Meſſagero“,. bas die, außergewöhnliche und einzigartige Bedeutung, die beben che Deutſchland dem bevorſtehenden Treffen der tagnis für den Grad der Herzlichkeit, mit dem die Be⸗ es der i 5 Vertretung des ganzen ſchickt Die Tage Muſſolinis in München und Berlin erhiel⸗ ken, wie allgemein mit ſtolzer Freude bekont wird, den Rang von nationalen Feiertagen. In dieſen Tagen wird nach dem„Popolo di Roma“ der Duce per ſönlich„mit der Nation Fühlung nehmen, mit der Italien zum Heile Europas und zur Rektung ſeiner Kultur in fruchtbarer Ge⸗ meinſchafts arbeit ſeinen geſchichtlichen Weg gehen ſoll“. Auch ein Aufruf des Münchener Gauleiters Aus Anlaß des Beſuches des Duce in der Hauptſtadt der Bewegung hat Gauleiter und Staatsminiſter Adolf Wagner einen Aufruf an die Münchener Bevölkerung ge⸗ richtet, in dem zur Beflaggung aufgefordert und zum Schluß geſagt wird:„Wenn der Duce Italiens an der Seite des Führers von Deutſchland ſeinen Einzug in die Stadt unſerer Bewegung hält, dann ſoll die beiden Männer das Heil der 100 000 deutſchen Volksgenoſſen begrüßen, die ſich der Bedeutung dieſer Stunde bewußt ſind: Heil dem Duce Benito Muſſolini! Heil unſerem Fuͤhrer Adolf Hitler!“ 9 Die Achſe Botſchafter von Haſſell zum Beſuch Muſſolinis. Der Vertreter des Deutſchen Reiches in Rom, Bot⸗ ſchafter von Haſſell, ſtellt der„Nationalſozialiſtiſchen Parteikorreſpondenz“ aus Anlaß rreſpt 5 des bevorſtehenden Muſſolini-Beſuches die folgenden Ausführungen zur Verfügung: RSg. Als Muſſolini vor einigen Monaten das Wort von der Achſe Rom— Berlin prägte, da war es ſſcher licht ſeine Abſicht, den großen Vorrat politiſcher Schlagwörter durch ein neues zu vermehren. Die Bedeutung dieſes Aus⸗ druckes beruht nicht darauf, daß er möglichſt häufig mehr oder weniger gedankenlos wiederholt wird. Das leere Nach⸗ ſprechen einer ſolchen Formel kann ſie höchſtens abbrekuchen und auf allen Seiten Mißverſtändniſſe erzeugen. Ebenſo wahr iſt aber etwas anderes: Die Tatſache, daß ſich dieſe politiſche Parole Muſſolinis in ſo außerordent⸗ licher Weiſe den Gemütern eingeprägt hat, dergeſtalt, daß es heute kaum noch ein politiſches Geſpräch gibt, in dem nicht von der Achſe die Rede wäre, iſt der beſte Beweis dafür, daß der Duce mit dieſer anſchaulichen Bezeichnung einen Begriff blitzartig beleuchtet hat, der im wahren Sinne des Wortes eine Realität darſtellt. Dieſe Realität beſteht darin, daß das italieniſche und das deutſche Volk, verbunden durch eine verwandte politi⸗ ſche Grundauffaſſung und durch lebenswichtige gemein. ſame politiſche Intereſſen, bedroht durch die gleichen Ge⸗ fahren und erfüllt von demſelben Willen zur Selbſtbehaup⸗ tung, Rücken an Rücken ſtehen, um ihren Platz an der Sonne und ihre gen nſamen Ideale zu verteidigen. Sie ſind entſchloſſen, ſich aus dieſer ihrer Stellung nicht verdrängen zu laſſen, aber ſie ſind gleichzeitig bereit, in die Hände aller derer einzuſchlagen, die zu fruchtbarer Zuſam⸗ menarbeit gewillt ſind. Für die praktiſche Politik hat niemand dieſen Grundge⸗ danken beſſer ausgedrückt als Muſſolini in ſeiner eindrucks⸗ vollen Rede in Palermo. Das einzigartige Ereignis aber, vor dem wir heute ſtehen, der Beſuch Muſſolinis in Deutſch⸗ land und das Zuſammentreffen zwiſchen Führer und Duce, iſt beſtimmt, das Wort von der Achſe Berlin—-Rom in ſeiner wahren Bedeutung vor aller Welt zu ver⸗ anſchaulichen und wirkſam zu bekräftigen. Verletzung des Memelſtatuts Angerechtfertigte Enteignungen im Memelgebiet. Berlin, 23. September. Die kürzlich von der litauiſchen Regierung ausgeſpro⸗ chene Enteignung einer Landfläche von 440 Hektar in der Stadt und im Kreiſe Memel hat in der deutſchen Oeffent⸗ lichkeit einen Widerhall gefunden, der, wie der„Deutſche Dienſt“ ſchreibt, den verantwortlichen Kownoer Stellen we⸗ nig angenehm zu ſein ſcheint. Vor allem haben die Feſt⸗ ſtellungen, daß es ſich hier um einen glatten Verſtoß ge⸗ gen das Memelſtatut und einen von politiſchen Geſichts⸗ punkten diktierten Eingriff in die Rechte der autonomen Behörden des Memelgebietes handelt, zu einer längeren Entgegnung der Litauiſchen Telegraphen⸗Agentur Veran⸗ laſſung gegeben. 4 i 125 5 „Ungerechtfertigte und unbegründete Verdächtigungen“, ſo überſchreibt die halbamtliche litauiſche Nachrichtenſtelle ihren Erguß, in dem unter Berufung auf„zuſtändige li⸗ tauiſche Kreiſe“ der Verſuch gemacht wird, die Bodenent⸗ eignung zu rechtfertigen und zu begründen. Die Beſtim⸗ mung 35 Artikels 5, Ziffer 9, des Statuts, die ausdrück⸗ lich vorſchreibt, daß die bürgerliche Geſetzgebung einſchließ⸗ lich des Eigentumsrechtes zum Zuſtändigkeitsbereich der autonomen memelländiſchen Behörden gehört, wird einfach mit dem Bemerken beiſeite geſchoben, daß die Enteignun⸗ gen für öffentliche Zwecke mit zum Bereich des Zivilrechtes ehören. 5 s 5 5 litauiſchen Argumente können in keiner Weiſe ernſt genommen werden, auch nicht, was den Rechtfertigungs⸗ verſuch der Veto⸗Politik des litauiſchen Memelgouverneurs anbetrifft. Wenn! wird, daß der Gouverneur nur ſolche Geſetze mit dem Veto belegt, die entweder in Wider⸗ ſpruch zum Memelſtatut ſtehen oder die die Beſtimmungen des Statuts nicht genügend berückſichtigen, ſo kann anhand ahlreicher Beiſpiele das Gegenteil feſtgeſtellt werden. Als eweis hierfür werden die wiederholt vetierten Geſetze um Schutze des memelländiſchen Bauerntums und zur ekämpfung der Arbeitsloſigkeit angeführt, reine Wirt⸗ ſchaftsgeſetze, alſo ohne jeden politiſchen 151 Einen beſonderen Fall ſtellt auch das wiederholt vetierte Fernoſt⸗Konferenz in London? e e einer berühmten„Militärakademie. die von. chineſiſchen Generälen einſchließlich des Marſchalls Tſchiang⸗ kaiſchek beſucht worden iſt. Nr. 223 Der Knatchbull⸗3wiſchenfall iſt erledigt. London, 23. September. Das Eintreffen der japaniſchen Antwort auf die eng⸗ liſche Proteſtnote wegen der Verletzung des britiſchen Bot⸗ ſchafters in China ſowie die ſchwere Bombardierung Nan⸗ kings durch japaniſche Flugzeuge beſchäftigen die Londoner Blätter ſehr ſtark. Alle Zeltungen betonen, daß man briti⸗ ſcherſeits die Angelegenheit der Verletzung des britiſchen Botſchafters in Ehina mit dem Eintreffen der japaniſchen Antwort als erledigt betrachte. Sie heben aber gleichzeitig hervor, daß die Bombardierung Nankings im Widerſpruch zu der in der japaniſchen Note abgegebenen Verſicherung ſtehe, daß die nichtkämpfende Bevölkerung weiteſtgehend ver⸗ ſchont bleiben würde; dabei weiſt die„Times“ allerdings darauf hin, daß man Nanking nicht als offene Stadt betrachten könne, da ſich dort eine chineſiſche Garniſon befinde. In Genfer Berichten einiger Blätter wird die Erklä⸗ rung des auſtraliſchen Abgeoroͤneten Bruce hervorgehoben, der eine internationale Tagung zur Beratung über die Lage im Fernen Oſten anriet Es ſei möglich, daß in Kürze an alle intereſſierten Mächte eine Einladung zur Teilnahme an einer ſolchen Konferenz abgehen werde, die wahrſcheinlich in London ſtattfinden ſolle. I. f Die Japaner vor Poating Dem Hauptquartier der Chineſen. Peiping, 24. September. Der rechte Flügel der japaniſchen Truppen erreichte am Donnerstagnachmittag das Gebiet fannt der Landſtraße zwiſchen Mantſcheng und Paoting, ungefähr zehn Kilome⸗ ter weſtlich von der letztgenannten Stadt entfernt, wäh⸗ rend das Zentrum der japaniſchen Armee die mauerum⸗ gebende Stadt von Nordſoeſten her, in der Nähe der Eiſen⸗ bahnſtation, einzuſchließen beginnt. Paoting iſt nicht nur das große Hauptquartier der chi⸗ neſiſchen Nordarmee während des jetzigen Feldzuges, ſon⸗ dern e Garniſon Nordchinas mit ausgedehn⸗ ken Truppenübungsplätzen, einem Arſenal uſw. Die Stadt war früher Sitz 95 Provinzialregierung von Hopef und nahezu allen 757 + die st Amerikaniſcher Proteſt in Tokio Gegen die Luftangriffe auf Nanking. Washington, 23. September. Die amerikaniſche Regierung ließ durch ihren Botſchaf⸗ ter in Tokio einen zweiten und ſchärferen Proteſt gegen die Luftangriffe auf Nanking überreichen. Darin beanſtan⸗ det die Regierung der Vereinigten Staaten auf das ſchärfſte die Schaffung einer Lage, durch die der amerika⸗ niſche Botſchafter oder andere Amtsſtellen vor die Wahl ge⸗ ſtellt würden, entweder ihren Amtsſitz ſich ernſten Gefahren auszuſetzen. aufzugeben, der Die amerikaniſche Regierung behält ſich alle Rechte vor, für ſich und die amerikaniſchen Bürger für alle Schäden, die ſich aus den japaniſchen militäriſchen Operationen er⸗ geben, Erſatzforderungen zu ſtellen. Nach Preſſemeldungen iſt der amerikaniſche Botſchafter Johnſon mit ſeinem Stab wieder in das Botſchaftsge⸗ bäude in Nanking zurückgekehrt. Das Staatsdeparte⸗ ment, das darüber ſeine Befriedigung äußert, betont, daß es den Botſchafter nicht angewieſen hätte, nach Nanking zu⸗ rückzukehren, ſondern daß dieſer aus eigener Initiative ge⸗ handelt habe. Man hofft auch, daß damit die chineſiſche Ver⸗ ſtimmung wieder beſeitigt iſt. Japan lehnt Schadenerſatz ab Der franzöſiſche Botſchafter in Tokio hatte ebenſo wie die Botſchafter Englands und Amerikas einen Proteſt gegen die Bombardierung nichtmilitäriſcher Ziele eingelegt und die Schonung des Lebens der Ausländer verlangt. Ferner ſollte ſich die japaniſche Regierung bereiterklären, für alle Schäden, die Ausländern zugefügt würden, aufzukommen. Die japaniſche Regierung hal der erſten Bitte enkſpro⸗ chen, hal ſich aber nicht bereit erklärt, irgendeinen. den zu erſetzen, der Ausländern durch die Bombardie⸗ rung entſtehen könnte. 2 Geſetz über die Aufhebung der Wohnungszwangswirtſchaft in der Stadt Memel dar, das bereits vor Jahren von einem internationalen Gremium— deſſen Zuſtändigkeit auch Litauen anerkannt hat— als ſtatulgemäß einwand⸗ frei bezeichnet, ſpäter aber trotzdem erneut vom Gouver⸗ neur mit dem Veto belegt wurde. Wenn die Litauiſche Telegraphen⸗Agentur schließlich verſichert,„daß Litauen immer danach trachte, die guten nachbarlichen Beziehungen zu ſeinem großen Nachbar Deutſchland zu erhalten und zu vertiefen“, ſo iſt das auch der Wunſch Deutſchlands hinſichtlich Litauens. Die litauiſche Regierung muß ſich darüber klar werden, daß die Voraus⸗ ſetzung dieſer guten Beziehungen die Einhaltung der von Litauen im Memelabkommen übernommenen internatio⸗ nalen Verpflichtungen und die Achtung der Rechte der Me⸗ melländer darſtellt. f Botſchaſter v. Stohrer bei Franco Ueberreichung des Beglaubigungsſchreibens. San Sebaſtian, 23. Sept. Der neue deutſche Botſchafter bei der ſpaniſchen Nationalregierung von Stohrer über⸗ reichte am Donnerstag um 12 Uhr in Salamanca dem ſpa⸗ niſchen Staatschef General Franco mit dem üblichen feier⸗ lichen Zeremoniell ſein Beglaubigungsſchreiben. Die Uebergabe des Beglaubigungsſchreibens war mit einer eindrucksvollen Feier verbunden, die ein neuer Be⸗ weis war für die aufrichtige Freundſchaft zwiſchen dem Deutſchland Adolf Hitlers und dem jungen Spanien. Die Plaza⸗Mayor und das Rathaus waren mit unend⸗ lich vielen nationalen Fahnen und den Fahnen der Staa⸗ ten geſchmückt, die die ſpaniſche Nationalregierung aner— kannt haben. An den beiden Flügeln des Rathauſes waren Ehrenkompanien der ſpaniſchen Armee und in der Mitte des Platzes Abordnungen der Freiwilligenverbände mit ihren Fahnen aufmarſchiert Um 12 Uhr kündeten Trom⸗ petenſignale die Ankunft des Staatschefs. Die rieſige Menge brach in nicht endenwollende Hochrufe auf Franco und auf Deutſchland aus. General Franco wurde am Eingang des Rathau⸗ ſes von mehreren Generälen ſowie von den Spitzen der zi⸗ vilen Behörden willkommen geheißen. Beim Eintreffen des deutſchen Botſchafters von Stohrer ſpielte die Kapelle die deutſchen Hymnen und die Menge hob den Arm zum Gruß und brach anſchließend in Hochrufe auf Hitler, Deutſchland und Spanien aus. v. Stohrer und ſeine Be⸗ gleiter, der Botſchaftsrat und der Geſandtſchaftsrat, wur⸗ den von den Generälen in den Feſtſaal geleitet, wo ſie von General Franco aufs herzlichſte begrüßt wurden. Der deutſche Botſchafter überreichte ſein Beglaubigungsſchreiben mit einer kurzen Anſprache, in der Deutſchlands große Anerkennung für den von General Franco geführten Freiheitskampf und die herzliche Freundſchaft zum neuen Spanien zum Ausdruck kam. Der Botſchafter übermittelte die Grüße des Führers mit dem Wunſche, daß dem nationalen Spanien bald der endgültige Sieg beſchieden ſein möge. Staatschef General Franco hob in ſeiner Entgegnung die Sympathien hervor, die der letzte deutſche Botſchafter, General Faupel, ſich in Spanien erworben habe, und wies auf die gemeinſamen Ziele der beiden Nationen im Kampf für die Ziviliſation hin. Das deutſche Volk habe in dem Augenblick, da die bolſchewiſtiſche Gefahr Europa zu zertreten drohte, die Initiative ergriffen und ſich damit den Dank der ganzen ziviliſierten Welt ge⸗ ſichert. Wie Deutſchland dem Kommunismus im Oſten Halt geboten habe, ſo erfülle Spanien ſetzt eine ähnliche Aufgabe urch Niederwerfung des Bolſchewismus im Weſten. Gene⸗ ral Franco wünſchte ſchließlich, daß die Freundſchaft zwi⸗ ſchen den beiden jungen Nationen ſich immer enger geſtal⸗ ten möge. Der Vormarſch in Aſturien Im ſchneebedeckten Hochgebirge. Llanes(Aſturien), 24. September. Mit der zunehmenden Wetterbeſſerung hat auch die na⸗ tionale Flugwaffe an der Nordfront am Donnerstag ihre Tätigkeit wieder in verſtärktem Maße aufgenommen und die feindlichen Linien bombardiert. Die Nächte ſind in der Gebirgsgegend, in der ſich die Operationen abſpielen, be⸗ reits außerordentlich kalt, und die höchſten Erhebungen der kantabriſchen Cordilleren, die in den letzten 14 Tagen von den nationalen Truppen genommen wurden, ſind ſchon mit Schnee bedeckt. An der Oſtfront haben beſonders die ſüdlich der Küſten⸗ ſtraße operierenden Truppenverbände ihren Vormarſch er⸗ folgreich fortgeſetzt und den Ort Tielve beſetzt. Auf dem Vormarſch in weſtlicher Richtung erreichten ſie die Berg⸗ kette von Ondon und ſtellten die Verbindung ſowohl mit den auf der linken Flanke in den Ausläufern des Europa⸗ Gebirges operierenden Kolonnen wie auch mit den Trup⸗ pen im Abſchnitt Covodonga her. Die unter dem Oberbefehl des Generals Aranda ſtehen⸗ den Freiwilligen⸗Brigaden in der nordweſtſpaniſchen Pro⸗ vinz Galicien ſetzen ihre Operationen in dem überaus ſchwierigen Gelände des Pajares⸗Gebirges erfolgreich fort. Die Bolchſewiſten leiſten hier in Erkennknis der großen Be. deutung dieſes Abſchnitkes als Ausgangspunkt für die Be⸗ freiung des reſtlichen Teiles der Provinz Aſturien beſonders hartnäckigen Widerſtand, jedoch gelang es den Nakjonalen. mehrere kaktiſch wichtige Höhen und einige Ortſchaften ein⸗ zunehmen. Frau Ilona, die ſich bereits vom Reiſeſtaub geſäubert hatte, ſaß in dem bequemen Fauteuil mit langausgeſtreck⸗ ten Füßen und rauchte eine leicht parfümierte Zigarette. „Das iſt gar nicht zu erraten, Kindchen. Wir können nichts anderes tun als warten.“ „Sollen wir bei dem prachtvollen Wetter etwa in die⸗ ſem ſtickigen Hotelzimmer hocken? Ich habe wahrhaftig keine Luſt dazu. Gehen wir in die Stadt. Es wird zwar nicht viel zu ſehen geben, aber es iſt immer noch beſſer, als hier zu ſitzen.“ „Dann müſſen wir bei dem Portier Beſcheid hinter⸗ laſſen.“ Ilona erhob ſich und ſchleuderte die halb auf⸗ gerauchte Zigarette in den Marmoraſchenbecher. Dann 7 ſie leicht.„Gut, gehen wir! Sehen wir uns das tädtchen Skenninge an. Vielleicht haben wir etwas ver⸗ ſäumt, wenn wir es unterlaſſen! Man kann das nicht wiſſen!“ Und ſie lachte wie über einen guten Witz. Aber ſie verſäumten wirklich nichts! Skenninge iſt eine alte Stadt ohne beſondere Sehenswürdigkeiten, die Straßen zumeiſt ſchmal und holprig, hier und dort einmal ein größeres modernes Bauwerk oder Geſchäft. Die Haupt⸗ ſtraße war um dieſe Nachmittagsſtunde ziemlich belebt; hier flanierte und kokettierte die Jugend und trug ihre mehr oder weniger neue und auffallende Toilette zur Schau. Alles in allem alſo eine typiſch ſchwediſche Klein⸗ ſtadt ohne Beſonderheit. Die beiden jungen Damen landeten endlich in einem netten Kaffee der Hauptſtraße, in dem eine kleine Muſik⸗ kapelle für Unterhaltung ſorgte. Sie waren ſorglos und ließen ſich Schokolade und Gebäck trefflich munden. Von 1* 6 2 Der Zwiſchenfall von Breſe Nationalſpaniſche Vergeltungsmaßnahmen. San Sebaſtian, 23. September. Zu dem Zwiſchenfall im Hafen von Breſt wird dem DNB Vertreter von amtlicher nationalſpaniſcher Stelle er⸗ klärt, daß die Behauptungen der franzöſiſchen Linkspreſſe, die an dem Vorfall Beteiligten ſeien mit den Urhebern der Bombenanſchläge ſp Naris identiſch Unterſtellungen ſind. Die Auf bas ellſchiebenſte zurückgewiesen werden. Vie Grenzkommandantur von Irun und ihr Chef Troncosco hätten ſtets das größte Vertrauen General Francos gehabt und Frankreich oder den Franzoſen gegenüber nur ſtets freundliche Gefühle und Entgegenkommen gezeigt. Wenn der Zwiſchenfall von Breſt in der franzöſiſchen reſſe ſo ſenſationell aufgemacht werde, ſo ſeien dabei po⸗ ikiſch kendenziöſe Gründe e Die Verhaftung des nationalen Grenzchefs innerhalb der Bannmeile und ohne vorherige Benachrichtigung verſtoße gegen alle inkernatio⸗ nalen Gepflogenheiten. Es läge nicht im entfernteſten ein Angriff gegen Frankreich vor, da das U⸗Boot„C 2“ ſpa⸗ niſches Eigentum ſei und mit Einwilligung der Beſatzung fahren könne, wohin es wolle. Die Auseinanderſetzungen hätten ſich ausſchließlich auf ſpaniſchem Boden abgeſpielt und von einem Verbrechen könne höchſtens auf der Gegen⸗ ſeite geſprochen werden, da der bei dem Zwiſchenfall ums Leben Gekommene ein Nationalſpanier ſei. Nach einer in Gibraltar aus amtlicher Quelle vorlie⸗ genden Meldung iſt der franzöſiſche Konſul in Malaga im franzöſiſchen Konſulat von den nationalſpaniſchen Vehör⸗ den in Haftzuſtand verſetzt worden. Es iſt ihm verboten worden, das Konſulat zu verlaſſen. Wie man weiter aus Paris hört, ſollen gegen den franzöſiſchen Konſul in Ma⸗ laga außer dem Stubenarreſt, der gegen ihn verhängt wor⸗ den ſei, keine weiteren Vergeltungsmaßnahmen für die Verhaftung des Majors Troncosco geplant ſein. Das in ſowjetſpaniſchen Händen befindliche U-Voot „E 2“, das ſeit dem 30. Auguſt in Reparatur im franzö⸗ ſiſchen Handelsmarinehafen von Breſt lag, iſt unter der Aufſicht der franzöſiſchen Gendarmerie in den Kriegshafen Breſt geſchleppt worden, wo es im Arſenal verankert wurde. Politiſches Allerlei Wieder deutſcher Lehrer an polniſche Schule verſetzt. Der deutſche Lehrer Pflaum erhielt durch Vermittlung des ſtaatlichen Schulinſpektorats in Neutomiſchel die An⸗ ordnung des Warſchauer Kultusminiſters zugeſtellt, aus der hervorgeht, daß Lehrer Pflaum von der deutſchen Schule in Paproc im Kreiſe Neutomiſchel an eine rein polniſche Schule nach Kluczewo im Kreiſe Koſten verſetzt worden iſt. Durch dieſe Verfügung iſt der neunte deutſche Lehrer aus dem Kreiſe Neutomiſchel verſetzt worden. „Paläftind iſt ein arabiſches Land“. Der politiſche Ausſchuß der Völkerbundsverſammlung ſchloß die Ausſprache über Paläſtina ab. Der Vertreter des Iran ſagte, daß das Paläſtina⸗Problem nicht unter dem Geſichtswinkel der inneren Schwierigkeiten anderer Länder betrachtet werden dürfe. Man dürfe nicht vergeſſen, daß Paläſtina ein ches Land ſei, und daß die Araber die Einwanderer als Ausländer betrachteten. 5 Britiſche Fliegeroffiziere Inſtrukteure in der Türkei. Das Auswärtige Amt gibt bekannt, daß die türdiſche Regierung zwei britiſche Fliegeroffiziere— Wing⸗Com⸗ mender A. S. G. Lee und Geſchwaderführer S. Me. Koe⸗ ver— als Inſtrukteure für die neugeſchaffene türkiſche Luftwaffe verpflichtete. Die Verträge, die für die Dauer von drei Jahren mit der Möglichkeit auf Verlänge⸗ 103 gelten, wurden in der türkiſchen Botſchaft unterzeich⸗ net. Wieder 3000 ingermanländiſche Finnen zwangsverſchickt. Wie aus ſicherer Quelle bekannt wird, haben die Maſ⸗ ſenverbannungen ingermanländiſcher Finnen durch die Sowjetbehörden vor eineinhalb Wochen wieder begonnen. Rund 3000 Perſonen ſind von den ſowjetruſſiſchen Behör⸗ den neuerdings zwangsverſchickt worden. Die Mehrzahl ſtammt aus den Gemeinden nördlich der Newa. Die Fa⸗ milienväter werden in rückſichtsloſeſter Weiſe in dem be⸗ rüchtigten Spalernaja⸗Gefängnis in Leningrad geſammelt, während die Familien, getrennt von den Vätern, in ande⸗ re Verbannungsorte transportiert werden. Ein Teil der ſchon im Sommer 1936 aus Ingermanland nach Tſchere⸗ povetz verbannten Finnen ſoll jetzt nach Sibirien weiter⸗ verſchickt werden. im Imperialhotel, erhielten jedoch die Antwort, daß ſich bis letzt noch niemand nach den Damen ertundigt habe. Kurz vor 7 Uhr verließen ſie das Kaffee und kehrten in ihr Hotel zurück. Noch immer hatte niemand ihretwegen vor⸗ geſprochen, auch war keine Nachricht eingetroffen. Beſon⸗ ders Ruth zeigte ſich jetzt immer ungeduldiger. Das Un⸗ gewiſſe über das, was geſchehen war, geſchehen ſein mußte, bereitete ihr immer größere Sorgen. Frau Ilona hingegen war weniger in Unruhe. „„Wir warten bis morgen vormittag. Hat ſich dann nichts ereignet, dann fahren wir weiter. Aber ich bin über⸗ zeugt, daß heute abend ſich noch jemand im Hotel einfin⸗ den wird. Vielleicht können wir nachher auch einmal tele⸗ 15 8 8 in Berlin anfragen. Zunächſt habe ich jetzt aber unger. Gehen wir in das Hotelreſtaurant.“ Um 9 Uhr hatte ſich noch immer nichts ereignet. Sie be⸗ fanden ſich noch im Reſtaurant. Aber um 9.30 Uhr trat der Kellner an ihren Tiſch heran und meldete, daß ein Herr Felix Treff aus Berlin Fräulein Ruth Zenker zu ſprechen wünſche. „Ich laſſe den Herrn nach hier bitten,“ ſagte Ruth. Und während der Kellner verſchwand, meinte ſie mit perplexem Geſicht zu Ilona:„Ich kenne keinen Herrn Felix Treff aus Berlin. Was ſoll denn das nun wieder bedeuten?“ Sie ſchüttelte den Kopf und bemerkte nun in Begleitung des Kellners einen ſchlanken Herrn im Automantel und ele⸗ ganter Sportmütze. Es war Felix Treff. Er verneigte ſich und machte ein erſtauntes Geſicht mit einem Blick auf Ilona. „Meine Freundin Madame Pajorescu“, ſtellte Ruth bor.„Sie befand ſich im ſelben Zug mit demſelben Ziel, und ſie war ſo freundlich, mir in Serie Geſellſchaft zu leiſten, als ich meines Vaters Telegramm erhielt. Doch bitte, was iſt geſchehen, weshalb dieſe Fahrtunterbrechung?“ Treff, der das Deutſch mit einem ſcharfen, offenbar ſlawiſchen Akzent ſprach, nahm Platz, nachdem er ſich auch gegen Ilona verneiat. hier aus erkundigten ſie ſich auch zweimal beim Portier Kurzmeldungen Hamburg. In Hamburg fand am Donnerstag ein Flle, geralarm ſtatt, der bei vorbildlicher Diſziplin der Beyblke, rung außerordentlich erfolgreich verlief. Hochwaſſergefahr für Südbayern. München, 24. Sept. Die bayeriſche Landesſtelle für Ge. wäſſerkunde und die Abteilung Klimadienſt des Luftamlez München veröffentlichen am Donnerstag 17 Uhr folgenden Hochwaſſerbericht: „Infolge der ſeit Mittwoch nachmittag im Gebirge und im Alpenvorland ohne Unterbrechung anhaltenden ſtarken Regenfälle beſteht für Sübayern größere Hochwaſſergefahr, In der Nacht muß für die Alpenflüſſe und verſchiedentlich auch für die Flachlandflüſſe mit erheblichem Steigen gere net werden Da ein Abſchluß der Niederſchlagtätigkeit noch nicht in Ausſicht ſteht, iſt erhöhte Vorſicht geboten.“ Aus Bad Tölz wird gemeldet, daß die Iſar in außer⸗ ordentlich ſchnellem Steigen begriffen iſt. Auf der Schöt, telwiele war die Iſar bereits mittags über die Ufer ge, treten. Einige Stunden ſpäter war der ganze Iſarkaf his zum ſogenannten Kapellengaſteig überflutet. Zahlreiche Keller ſtehen unter Waſſer. Gegen Ueberſchreitungen von Lebensmittelpreiſen. Berlin, 24. Sept. Der Reichskommiſſar für Preisbll⸗ dung veröffentlicht im Reichsgeſetzblatt die Sechſte Ver ordnung über Ordnungsſtrafen bei Ueberſchreitungen von Preisfeſtſetzungen für Lebensmittel. Durch dieſe Verord, nung wird die Gültigkeitsdauer der Zweiten Verordnun vom 5. Dezember 1935 um ein weiteres Halbjahr bis zum 31. März 1938 verlängert. i Wieder deutſcher Rekord⸗Nordatlantikflug. Berlin, 23. Sept. Der ausgezeichneten Leiſtung des Nordatlantikpoſtflugzeuges„Nordwind“, das am 15. Sep⸗ tember auf der Flugſtrecke Horta(Azoren)— Newyork nt einer Flugzeit von 14 Stunden und 35 Minuten elfen Streckenrekord aufſtellte, reiht ſich ein neuer Rekordflug des gleichen Flugzeuges in umgekehrter Richtung würdig an. Von dem in Port Waſhington, dem Waſſerflughafe Newyorks, ſtationierten Flugſtützpunkt„Schwabenland wurde morgens um 4.10 Uhr die„Nordwind“ der Deut ſchen Lufthanſa zum Fluge nach Horta abgeſchoſſen, wo die Maſchine bereits um 18.28 Uhr, alſo nach einer Flugzeit von nur 14 Stunden und 18 Minuten, glatt waſſerte. Arſache des Eiſenbahnunglücks in Weißenfels. Halle a. d. S., 23. Sept. Der Eiſenbahnunfall, der ſich im Bahnhof Weißenfels ereignete und bei dem eine größere Anzahl von Fahrgäſten ſowie mehrere Zugbedienſtete ber⸗ letzt wurden, iſt, wie die Reichsbahndirektion Erfurt mit⸗ teilt, auf eine mangelhafte Fahrſtraßenprüfung zurückzufüh, ren. Die ſchuldigen Beamten ſind aus ihrem bisherigen Dienſt zurückgezogen worden. Die Verletzungen der Veruün⸗ glückten ſind, wie ſich nach der ärztlichen Unterſuchung her⸗ ausgeſtellt hat, nicht ernſthafter Natur. Von den 12 Verletz⸗ ten können zehn in den nächſten Tagen das Krankenhauz 1 Bei den beiden übrigen beſteht keine Lebens gefahr. a Der Markusplatz in Venedig überſchwemmt. Mailand, 23. Sept. Infolge des ſeit Tagen in Nord⸗ italien anhaltenden Unwetters wurde in Venedig während der Flut der Markusplatz überſchwemmt. Der Verkehr war dort nur über Notſtege möglich. Die Stadt Modena wurde von einem Wolkenbruch heimgeſucht, der Plätze und Sirg⸗ ßen überſchwemmte. Das Hochwaſſer des Po und der Elſch iſt weiter geſtiegen. Es wurden mehrere Leichen ange ſchwemmt. Bern. Die diesjährigen Schweizer Herbſtmanöver wur den mit den von Sonntag bis Mittwoch durchgeſe Manövern der 3. Diviſion im Raume des Aare⸗Laufes bis einſchließlich Bern beendet. Vor dem Bundesrat und der Bundesverſammlung ſowie den diplomatiſchen Miſſionen fand zum Abſchluß auf dem Beundenfeld in Bern eile Truppenparade ſtatt. Rom. Der Duce hat am Tage vor ſeiner Abreiſe nach Deutſchland die große Auguſtäiſche Ausſtellung eingeweiht die anläßlich der Feier des 2000. Geburtstages von Kaſſet Auguſtus veranſtaltet wird. Salamanca. Im Laufe der letzten Tage ſind in Barer, lona über 50 Mitglieder der„Trotzkiſten⸗Partei verhaftet worden. Die Feſtnahmen erfolgten durch ausländiſche Agen. ten, die im Dienſte des Sowjetkonſulates in Barcelona ſtehen 5 Das Geſicht dieſes Herrn Treff war von ſchmalem, vornehmem Schnitt, das volle dunkle Haar war glatt nah hinten gebürſtet, und um den faſt zu kleinen Mund la ein immerwährendes verbindliches Lächeln, das jedoch durchaus nicht unſympathiſch war. 72 5 „Ich glaube Ihnen recht gern, meine Damen, daß Si ſich über die Ordre aus Berlin in einiger Unruhe he⸗ finden,“ ſagte Treff liebenswürdig.„Ich bin ein guter Be⸗ kannter Ralf Irrgangs und mache übrigens die Weltreiſ des Luftſchiffes„Z. L. 127“ mit. Heute vormittag kraf ſit 12 von Irrgang ein Telegramm ein. bitte, hier f E———— Mit gierigen Blicken überflog Ruth den Inhalt. Jon rückte näher heran und las geſpannt mit: 2 „Felix Treff, Villa Roſendaal, Vaſagatan 1, Seen, ninge, Schweden. Erwartet Fräulein Ruth Zenker, au Fahrt nach Berlin befindlich, im Hotel Imperial. An komme ſelbſt in Skenninge in wichtiger Miſſion gegen Mitternacht im Flugzeug. Erwartet mich in Vila Roſendaal. meine Miſſion zu erfüllen. Weiteres iſt mir auch nicht 5 kannt. Sicher aber iſt es wohl eine ſehr wichtige al, gelegenheit, die Herrn Irrgang nach Skenninge führ Darf ich die Vamen bitten—? Mein Auto wartek vor de Portal. Mein Schwager und meine Schwägerin freuen e die Tochter eines Mannes, deſſen Name jetzt 0 Mund iſt, in ihrem beſcheidenen Heim bewirken 5 können.“ der Zehn Minuten ſpäter fuhren ſie durch die Straßen Stadt. Felix Treff ſaß am Se Ruth war ſchweigſan Ilona ſagte vergnügt:„Solche kleine Abenteuer fin meine Spezialität!“ is bil⸗ Ver⸗ bon rord⸗ nung zum des Sep⸗ k mit einen lag ürdig hafen fand“ Deut 0 die ig zeit r ſich Bere Vek⸗ mit⸗ ufüh⸗ rigen erün⸗ her⸗ leg haus hens⸗ 7 7 + Die großen Manöver Das Ergebnis des dritten Tages. Roſtock, 23. Sept. Beim Abſchluß des dritten Manöver⸗ tages ſtellte ſich die Entwicklung der Lage folgendermaßen dar: Beim Heer: In der Nacht zum 22. 9. verſuchte die ſüdoſtwärts von Malchin ſtehende, durch die vorausgegan⸗ genen Kämpfe ſtark geſchwächte 12. blaue Infanteriedivi⸗ ſion, die bis dahin die Hauptlaſt des„Kampfes getragen hatte, in allgemein nordoſtwärtiger Richtung durchzabre⸗ chen Dem tapferen Angriff blieb jedoch gegenüber dem weit überlegenen Gegner ein Erfolg verſagt. Der Durch⸗ bruch gelang nur ſchwächeren Teilen. Die rote Führung, die bereits im Laufe des 21. 9. Kenntnis von Ausladungen ſtarker blauer Kräfte im Raum Prenzlau— Anklam—Neu⸗ brandenburg erhalten hatte, entſchloß ſich, zunächſt lich mit dem in den Gefechten bei Malchin erreichten Erfolgen zu begnügen, und ſie befahl die Einſtellung des Angriffs. In der Nacht wurden Truppenverſchiebungen durchgeführt. Im übrigen gab es an der Front, abgeſehen von der beiderſei⸗ tigen regen Erkundungstätigkeit, keine weſentlichen Ereig⸗ niſſe Aut Grund von Meldungen über rückläufige Bewe⸗ gungen bei 8 n gegen Mittag ſtarke blaue Kräfte, keils aus eie jative, teils auf Befehl des Armee⸗ oberiomman der Gegend weſtlich von Neubranden⸗ burg zum Angriff in weſtlicher Richtung an. Nach einem Kampf mit den unterlegenen beweglichen roten Tei⸗ len erreichten f den Nachmittagsſtunden die Gegend weſtlich von gen und weiter ſüdlich die Gegend von Sülten ſawi h und ſüdweſtlich davon Möllen⸗ Bei der Kriegsmarine: Nachdem der blaue ii den ſpäten Abendſtunden des 21. 9. in den Feſtung Swinemünde gelangt war, tief er znacht in den Hafen ein. Etwa gleichzeitig mit gre Schneid gegen Swinemünde gerichtete rote Luft⸗ lriffe verurſachten trotz ſofort eingeſetzter ſtarker Erdab⸗ wehr erhebliche Verluſte an Perſonal und Material, konn⸗ ten aber die beabſichtigten Ausladungen nicht verhindern. Wegen der ſtarken Anhäufung von Schiffen im Hafen von Swinemünde wurde ein Teil des Transportes nach Stettin weitergeleitet und dort bis etwa 9 Uhr vormit⸗ tags ausgeladen. Swinemünde war am Morgen und wäh⸗ rend des Vormittags erneut das Ziel roter Luſtangeiffe, an denen ſich Sturzkampfflieger erfolgreich beteiligten. Bei der Luftwaffe; 2 die blaue Luft⸗ 0 9. durch rechtzei⸗ nigen Einſatz ihrer Sturzkampfkräfte mit dazu beigetragen hatte, den drohenden Durchbruch feindlicher Pan⸗ zerkräfte zu verhindern, griff ſie in der Nacht zum 22. J. die Verkehrs⸗ und Nachſchubeinrichtungen von Rot im Raume um Hannover an. Am 22. 9. ſetzte ſie die An⸗ griffe gegen die roten Luftwaffen⸗Anlagen fort. Rote Flie⸗ gerkampfverbände griffen in der Nacht zum 22. 9. Aus⸗ ladungen und Truppenanſammlungen zwiſchen Prenz⸗ lau und Anklam ſowie einige Marſchkolonnen an, wobei beſonders letztere empfindliche Verluſte erlitten Am 22. wurden die Angriffe der roten Luftwaffe auf er⸗ kannte Ausſchiffungen bei Stettin und Swine⸗ münde fortgeſetzt. Gleichzeitig wurden blaue Fliegerver⸗ bände aus ihren als belegt erkannten Flugplätzen erfolg⸗ reich bekämpft. Kommandos aus den Wolken. Roftock, 24 Sept. Donnerstag hat General der Flieger Milch das Manövergelände in einem von Generalmajor Udet geſteuerten Flugzeug beſichtigt. Als wir auf dem Schießberg unweit Zettemin gemein⸗ ſam mit General der Infanterie Adam, dem Kommandeur der Wehrmacht⸗ Akademie, das Vorgehen der„blauen“ Truppen verfolgen, nähert ſich in überraſchend langſamem Flug ein Flugzeug der Manöver⸗Leitung. Wie es, faſt ohne von der Stelle zu kommen, knapp über uns ſteht, er⸗ kennen wir am Steuer den Chef des Techniſchen Amtes der Luftwaffe, Generalmajor Udet, und dahinter Gene⸗ kal Milch. Das Flugzeug umkreiſt uns noch einmal, die Inſaſſen winken herunter. Sie hatten uns erkannt, und in kürzer Schleife ſetzt Generalmajor Üdet ganz in unſerer Nähe die Maſchine auf den Wieſenhang. Die Landege⸗ ſchwindigkeit iſt ſo gering, daß das Flugzeug nur zwei bis drei Meler rollt. Es iſt ein„Fieſeler⸗Storch“. Generalmajor Üdet erklärt uns die intereſſante kleine Maſchine. Es iſt ein ſogenanntes Verbindungsflug⸗ zeug, das den Zweck hat, unabhängig von irgendwelchen Flugplätzen mit geringſtem Start vom Boden wegzukom⸗ men und ebenſo ſicher auch in unebenem Gelände zu lan⸗ den Dabei bietet es bei ſeiner Bauart gute Beobach⸗ tungs möglichkeiten auch nach unten. Bei einer Hohſtgeſchwindigkeit von 180 bis 20 Kilometer in der Stunde beträgt die geringſte Geſchwindigkeit bei ſtehender Luft 45 Kilometer. Bei Gegenwind in der normalerweiſe vorhandenen Stärke ſinet die Geſchwindigkeit auf 20 bis 30 Kilometer General Milch erläutert das dann noch dra⸗ ſtiſch, daß der„Fieſeler⸗Storch“ bei einem Gegenwind von 6 Kilometer ſteht und bei 50 Kilometer Gegenwind lang⸗ ſam rückwärts fliegt. Dieſes Stehvermögen des Flugzeuges in der Luft gibt natürlich eine ganz beſondere Möglichkeit zur guten Beobachtung. Es bietet Platz für zwei Perſonen und iſt mit 220 PS⸗Argusmotor ausgerüſtet, der bei nor⸗ maler Reiſegeſchwindigkeit 70 Liter Treibſtoff in der Stunde verbraucht. Während Üdet uns die Maſchine noch einmal vorfliegt, gibt General Milch dem Vertreter des Deutſchen Nachrich⸗ tenbüros Erklärungen über ſeine Eindrücke vom Manöverfel d. Obwohl das ganze Gelände durchſpickt von Truppen ſei, wäre ſo gut wie nichts zu ſehen. waffe in den Nachmittagsſtunden des 21. Man könne der Infanterie und der Artillerie nur ein ompliment machen, wie muſtergültig die Deckung und arnung im Gelände im allgemeinen gehandhabt werde. 0 habe vom Flugzeug aus niedrigſter Höhe genau in jede dewegeung der Truppen Einblick nehmen können. Bei die⸗ em lang,amen Gleiten wären die unendlich vielen Einzel⸗ heiten zu ſehen die onſt bei der Luftbeobachtung dem Auge leicht entgehen könnten. Militäriſch habe das Flug⸗ zeug, das bei Vollgas eine Anlaufſtrecke von nur rund 10 Melern benötige, ſeine Hauptbedeutung als Verbindungs⸗ maſchine für die Stäbe. Man könne aber damit ſchnell und ſicher Schwer verwundete transportieren, die einen Landtransport nicht aushalten würden und bei denen eine ſchnelle Operation erforderlich ſet. Dazu kommt der Einſatz für die Polizei zur Aufmarſchrege⸗ lung, da man von der Maſchine aus nicht nur jeden ein⸗ zelnen Mann genau erkennen, ſondern auch bequem mündliche Befehle herunterrufen könne. Oberſtleutnant Johſt vom Reichskriegsminiſterium, der den Probeflug mitgemacht hat, beſtätigt uns die prachtvolle Beobachtungsmöglichkeit; er kann uns hernach eine bis zur Zerteilung jedes Maſchinengewehr⸗ und jedes Schützen⸗ trupps gehende genaue Beſchreibung des Gefechtsverlaufes in dem unüberſichtlichen Gelände geben, von dem wir trotz guten Einblicks von der überragenden Höhe nur wenig hat⸗ ten wahrnehmen können. Während General Milch wieder aufſteigt und uns beim Vorbeiflug auf vielleicht 10 Meter Höhe knipſt, malen wir uns aus, wie das künftig werden kann, wenn nun auch die mündlichen Befehle aus dem Him⸗ mel kommen. Aus Baden und den Nachbargauen. Prüfung für das höhere Handelsſchullehramt. () Karlsruhe. Die Staatsprüfung für das höhere Lehr⸗ amt an den Handelsſchulen wird in der Zeit vom 25. bis 30. Oktober 1937 durchgeführt. Geſuche um Zulaſſung zur Prü⸗ fung können diejenigen Handelsſchul⸗Referendare, die vor dem 31. Januar 1936 in den Vorbereitungsdienſt für das höhere Lehramt an Handelsſchulen aufgenommen wurden, durch Ver⸗ mittlung des Schulleiters gemäß Paragraph 12 a. a. O. bis päteſtens 5. Oktober 1937 beim Miniſterium einreichen. Später einlaufende oder unvollſtändige Geſuche werden nicht berückſichtigt. Beſucherzahlen badiſcher Kur⸗ und Fremdenorte. (). Karlsruhe. Bad Dürrheim verzeichnete im Auguſt d. J. 2634 Neuankünfte von Gäſten und 63 397 Uebernach⸗ tungen. Bis 1. September wurden 12 189 Gäſte gezählt. In Titiſee kamen im Auguſt 4207 Gäſte an, worunter ſich 679 Engländer, 374 Holländer, 128 Schweizer und 125 Franzoſen befanden. Insgeſamt waren im Berichtsmonat Gäſte aus 30 Nationen in Titiſee abgeſtiegen. Badenweiler hat ſeine Be⸗ ſucherzahl gegen 1931 verdoppelt. In dieſem Jahr traf der 20 000. Kurgaſt bereits drei Wochen früher als vergangenes Jahr ein, ſo daß wiederum eine Zunahme der Beſucher gegen Schluß der Saiſon zu verzeichnen ſein dürfte. Ein Forſcher rüſtet zur neuen Expedition. Freiburg. Der in Allensbach wohnende Forſcher Dr. Kohl⸗Larſen, der im März vorigen Jahres von einer zwei⸗ jährigen Afrikaerpedition zurückkehrte, hat wieder alle Vor⸗ bereitungen getroffen, um eine weitere Forſchungsreiſe durch⸗ zuführen. In wenigen Wochen wird Dr. Kohl⸗Larſen zu ſei⸗ ner dritten Afrikaerpedition ſtarten, die ihn über Hamburg, Genua durch den Suezkanal nach Tanger führen wird, von wo er den Marſch ins Innere des Landes antritt. Als ein⸗ zige Mitarbeiterin nimmt der Forſcher ſeine tapfere Frau mit, die nicht nur Proviantmeiſter, ſondern auch Fotograf, Zeichner und Wiſſenſchaftler iſt. — Heilbronn Der 51 Jahre alte verheiratete Ar⸗ beiter Paul Seiler von hier iſt in Sennfeld auf der Bau⸗ ſtelle des Gleisbaues am Montagnachmittag tödlich verun⸗ glückt. Er trat zu nahe an einen fahrenden Materialzug heran, wurde dabei vom Trittbrett eines Wagens erfaßt und unter den Zug geſchleudert. Dem Bedauernswerten wurden beide Beine abgefahren; außerdem erlitk er ſchwere innere Verletzungen, denen er kurz nach der Einlieferung ins Kran⸗ kenhaus Adelsheim erlag. Standarken der SA-Gruppe Südweſt beim Muſſolini⸗ Empfang. — Stutktkgarl. Bei dem großen Empfang des italieni⸗ ſchen Staatschefs in München werden ſämtliche Formatio⸗ nen der Partei aus dem ganzen Reichsgebiet mit Abord⸗ nungen vertreten ſein. Aus dem Bereich der SA⸗Gruppe Südweſt fuhren im Laufe des Donnerstag insgeſamt 23 SA⸗Führer und⸗Männer nach München, davon allein 19 Standartenkornetts. Zur Teilnahme befohlen waren die Standarten der SA⸗Standarten 109 Karlsruhe, 119 Stutt⸗ gart, 111 Raſtatt, 112 Eberbach a. N., 169 Offenburg, 172 Pforzheim, 113 Freiburg, 114 Konſtanz, 126 Donaueſchin⸗ gen, 142 Säckingen, 122 Heilbronn, 123 Ludwigsburg, 180 Tübingen, 247 Eßlingen, 120 Ulm, 124 Ravensburg, 125 Reutlingen, 127 Geislingen und die der Reiterſtandarte 53 Raſtatt. Die Abordnung ſteht unter Führung von SA⸗ OIberführer Weiß. Insgeſamt beteiligten ſich 390 Standar⸗ ten der 21 SA⸗Gruppen des Reichs am Empfang. Wie in Nürnberg beim Reichsparteitag liegt auch in München die Aufmarſchleitung in den Händen von SA⸗Gruppenführer Jüttner. Die Rückkehr der Standarten der SA⸗Gruppe Südweſt wird vorausſichtlich am Sonntag erfolgen. Ein Laſtwagen umgeflürzt Ein Toter, vier Verletzte Dannenfels. Zwiſchen Steinbach und Dannenfels 1 am Mittwochnachmittag ein Laſtwagen, wahrſchein⸗ ich infolge Verſagens der Bremſen und wegen der ſehr ſchlechten Beſchaffenheit der Straße um und kam quer äber die Straße zu liegen. Die Frau des Laſtwagenbeſitzers war ſofort kol, der Beſitzer und ſeine Tochter wurden ſchwer, der Sohn, der den Wagen fuhr, und ein Kind leichter verſetzl. Die vier Verletzten wurden am Mittwoch in das Kranken⸗ haus nach Kirchheimbolanden gebracht. — Möhringen d. d. F.(Der Todauf dem Bahn⸗ 7 ier wurde 15 der 29 Jahre alte Wilhelm Buchele von einem von Hohenheim kommenden Zug lödlich überfahren. Man nimmt an, daß ſich Büchele auf dem Heim⸗ weg verirrt hat und auf dem Bahnkörper zu Fall gekom⸗ men iſt, ſodaß er ſich vor dem herannahenden Zug nicht mehr hat retten können. . Lalcale Nuudscliau Der älteſte Bürger Seckenheims. Im Alter von über 90 Jahren iſt heute früh Michael Probſt geſtorben. Er war hier der letzte lebende Veteran aus dem ſiegreichen Kriege von 1870/71. Nun iſt auch er zur großen Armee heimgegangen. Altweiberſommer. Ein Hochdruckgebiet, das für die nächſten Tage von Beſtand ſein wird, hat die Regenfront weit über die Alpen zurückgedrängt. Wir werden daher vorläufig mit ſchönem Herbſtwetter zu rechnen haben. * i Fünf Verkehrsunfälle. Im Stadtgebiet ereigneten ſich fünf Verkehrsunfälle, bei denen zwei Perſonen verletzt und fünf Fahrzeuge beſchädigt wurden. Drei der Verkehrsunfälle ſind auf Nichtbeachtung des Vorfahrtsrechts zurückzuführen, während die beiden anderen durch Ausrutſchen auf der naſſen Fahrbahn verurſacht wurden.— Bei Verkehrskontrollen wur⸗ den wegen verſchiedener Uebertretungen der Reichsſtraßenver⸗ kehrsordnung 66 Perſonen gebührenpflichtig verwarnt und an 25 Kraftfahrzeughalter wurden rote Vorfahrtsſcheine ausge⸗ händigt, weil ihre Fahrzeuge techniſche Mängel aufwiesen. K Achtung, Briefmarkenſammler! Mannheim. Seitens der Ausſtellungsleitung der Ober⸗ rheiniſchen Induſtrie⸗Ausſtellung wird darauf aufmerkſam ge⸗ macht, daß auf dem Ausſtellungspoſtamt, welches ſich in Halle 4 der Ausſtellung befindet, auch die Führer⸗Briefmarlen zur Ausgabe und Abſtempelung mit dem Sonderpoſtſtempel gelangen. Im übrigen ergibt ſich für die Sammler in dieſen Tagen eine intereſſante Aenderung. Dieſe beſteht darin, daß durch die Verlängerung der Oberrheiniſchen Induſtrie⸗Ausſtel⸗ lung der Poſtſtempel, der bisher lautete: 4. bis 19. 9. 1987, nunmehr lautet: 4. bis 26. 9. 1937. Es ſind praktiſch für den Sammler zwei verſchiedene Stempel gelegentlich der Oberrhei⸗ niſchen Induſtrie⸗Ausſtellung erſchienen. — Das Recht der Großeltern. Die Frage, ob Großeltern ein Recht darauf haben mit ihren Enkelkindern zu verkeh⸗ ren, iſt vom Kammergericht bejaht worden. Eine Mutter, gleichzeitig Vormund ihres Kindes, hatte den Eltern ihres verſtorbenen Mannes den Beſuch des Kindes verweigert. Das Kammergericht ſtellte ſich auf die Seite der Großeltern und ſagte, wenn die Großeltern auch kein geſetzlich aner⸗ kannt eigenes Recht dieſer Art haben, liegt es doch, wenn beſondere Umſtände nicht dagegen ſprechen, unbedingt im Intereſſe der Enkelkinder, daß ihre verwandſchaftlichen Be⸗ ziehungen zu den Großeltern gepflegt werden. Das ſei nicht nur geboten, weil die Enkelkinder dadurch wirtſchaftliche Vorteile haben könnten, ſondern auch weil die Pflege des Familienſinnes und der kindlichen Zuneigung zu den Groß⸗ eltern den Enkelkindern charakterlich förderlich und von ideellen Vorteilen iſt. **. — Wann dürſen Betriebsfahnen mitgeführt werden? Das Organiſationsamt der Deutſchen Arbeitsfront erließ neue Beſtimmungen über das Führen von DA fF⸗Fahnen bei Veranſtaltungen wonach eine Fahne nur von einem da⸗ zu beſtimmten Politiſchen Leiter oder DAF ⸗Walter von ihrem Platz entfeent und getragen werden darf, Nur bei Aufmärſchen, an denen ſich die Belegſchaften geſchloſſen be⸗ teiligen, bei Betriebsfeiern, Jubilarenehrungen, Beerdigun⸗ gen uſw. dürfen Fahnenabordnungen teilnehmen. Auf alle „Fälle iſt es nicht zuläſſig, daß Betriebsfahnen bei Ausflügen mitgeführt werden * — Zulaſſung im Damenſchneiderhandwerk wird geregelt. Auf einer Reichstagung des Deutſchen Damenſchneiderhand⸗ werks in Ulm ſprach Abteilungsleiter im Reichsſtand des deutſchen Handwerks, Dr. ing. Hotz, über die Grundlagen der Berufsausbildung als Mittel zur Leiſtungsſteigerung im Damenſchneiderhandwerk. Die Arbeit des Damenſchneider⸗ handwerks müſſe wirtſchaftlich ſinnvoll und kulturell wert⸗ voll ſein Um dieſe Ziele zu erreichen, ſei es notwendig, eine Pflichtorganiſation zu haben— das ſei bereits erreicht— und außerdem die Zulaſſung zur Arbeit im Handwerkszweig von einem Befähigungsnachweis abhängig zu machen. Die 0 notwendigen fachlichen Vorſchriften für das Damen⸗ chneiderhtndwerk— ſo konnte der Redner mitteilen— ſeien jetzt ausgearbeitet und würden in den nächſten Tagen oder Wochen den Innungsmeiſtern zugehen. Natürlich könne erſt die praktiſche Arbeit aut dieſer Grundlage den endlichen Er⸗ folg herbeiführen. Beſucht die Leiſtungsſchau in Mannheim! Weit über 100 000 Volksgenoffen beſuchten bisher die Oberrheiniſche Induſtrieausſtellung in Mannheim, die ein eindkucksvolles Bild der Leiſtung und des Schaffens der badiſchen und ſaarpfälziſchen Betriebe vermittelt. Infolge des ſtarken Andranges wurde die Dauer der Ausſtellung bis zum 26. September verlängert. ieſe Ausſtellung iſt in beſonderem Maße geeignet, allen Schaffenden das Bewußtſein des Wortes und der Geltung der deutſchen Facharbeit zu vermitteln. Die Eindrücke einer Beſichtigung werden damit über den einmaligen Beſuch hin⸗ aus in der täglichen Arbeit fortwirken und unſerem unab⸗ läßlichen Bemühen dienſtbar ſein, durch reſtloſen Einſatz, durch Höchſtleiſtungen, die wirtſchaftliche Unabhängigkeit zu erzwingen 5 Allen Mitgliedern der DAF, Betriebsführern und Ge⸗ . empfehle ich, nach Möglichkeit noch ſetzt ie Gelegenheit zum! eſuch dieſer Leiſtungsſchau zu ergre fen. Zweckmäßig iſt die Durchführung von Gemeinſchafts⸗ fahrten, um die Vorteile des Preisnachlaſſes auszunützen. Heil Hitler! gez. Stahl, Gauobmann der DA. HokEN GERN: Die Standard- Packung enthält Borwertmorken. Also können sie durch Sammeln manche Mark ersparen. Sie verlangen des- halb stets die gelb: rote Packung. 1 ö* 4 5 1 8— 1 . ö 1 0 1 3 40 g 5 5* K* . . 7 1 4 *. „ 5 * 5 1 r 0 1 NN 17 2 11 1 1 18 ö f n n 1 N 1 1 55 1 1 11 1 4 8* 1 2 . 0 5. N ö 1 1 3 7 9 1 Mufikaliſche Akademie des Nationaltheater⸗ Orcheſters und Philh. Verein E. V. Mannheim 8 Montags⸗ und 8 Dienstags⸗Akademie⸗Konzerte. Zum 158. Mal ruft die Muſikaliſche Akademie des Nationaltheater⸗Orcheſters ihr Publikum. Die Akademie⸗ konzerte waren immer Kern, Stolz und Krönung des Mannheimer Muſiklebens. Dieſe Konzerte ſind ſtets gut beſucht, faſt immer ausverkauft. Sie bieten den muſikaliſchen Mannheimern hohe Kunſt in gediegener, würdiger Aus⸗ führung. Die Tradition der 157 Konzertwinter der Muſikal. Akademie liegt bei den Gebenden und bei den Nehmenden. Die Aufgabe und die Sendung, wartend geöffneten Men⸗ ſchen die erſehnte Koſtbarkeit der Muſik weiterzureichen, hat das Nationaltheater⸗Orcheſter getreulich erfüllt. Die Hörer haben ſeinen Darbietungen mit Hingabe und Be⸗ geiſterungsbereitſchaft gelauſcht. Mit Dutzend⸗ und Durch⸗ ſchnittsprogramme war dem Mannheimer Publikum nicht beizukommen. Das Programm des 158. Konzertjahres 1937/38 läßt denn auch an Mannigfaltigkeit kaum zu wünſchen übrig. Mannheim Generalmuſikdirektor Karl Elmendorff gibt dem neuen Programm wieder das Gepräge. Die Vortrags⸗ folge der acht Konzerte genügt, auf reizvolle Weiſe der vielgeſtaltigen Aufgabe, die ein Orcheſter von Rang heute zu löſen hat: das muſikaliſche Erbgut der Vergangenheit wird ſorgſam gepflegt, zeitgenöſſiſches Schaffen wird in erleſener Auswahl zu Gehör gebracht, neben der führenden deutſchen Muſik iſt die beſte ausländiſche Muſik berückſichtigt. Mannheims Generalmuſikdirektor und das Nationaltheater⸗ Orcheſter wetteifern mit Gaſtdirigenten und Virtuoſen von Weltruf um werkgetreue und zündende Aufführungen der Werke, die zur Wiedergabe auserſehen find. Unter den Gaſtdirigenten hat ſich Hans Weisbach bei uns ſchon be⸗ ſondere Gaſtrechte erworben. Zu ihm tritt in dieſem Jahre Bernadino Molinari aus Rom, ein führender Orcheſter⸗ dirigent Italiens, der im letzten Winter in Berlin mit dem Philharmoniſchen Orcheſter ganz große Erfolge hatte. Holen wir uns auf dieſe Weiſe weltbekannte Orcheſterführer zu Gaſtſpielen, ſo holt ſich die Welt andererſeits unſeren Generalmuſikdirektor Karl Elmendorff immer wieder zu Symphoniekonzerten und Opernaufführungen. Im In⸗ und Ausland vermochte er tiefgreifende Wirkungen zu erzielen, er zählt zu den allererſten Dirigenten Deutſchlands. Wenn die Muſikaliſche Akademie jetzt mit der Abon⸗ nentenwerbung für ihre Konzerte beginnt, ſo appelliert ſie an die Bereitſchaft, einen für Mannheim bezeichnenden und auszeichnenden Ausdruck künſtleriſchen Lebenswillens nicht verkümmern zu laſſen, ſondern durch Anteilnahme, durch Beteiligung zu ſtärken und zu ſteigern. Proſpekte mit Generalprogramm ſind in den Muſikalienhandlungen und allen Verkehrsvereinen zu haben. 8 3 Meiſter⸗Klavier⸗Abende. Nach mehrjähriger Pauſe finden in dieſem Jahre auch wieder die 3 Meiſter⸗Klavier⸗ Abende ſtatt, die ſich ſtets eines beſonders guten An⸗ ſehens in Mannheim erfreuten und vielen Muſikfreunden erlebnis⸗ und erinnerungsreiche Stunden vermittelt haben. Für den erſten Abend am 8. Oktober 1937 wurde Rabul von Koczalſki für einen Chopin⸗Abend verpflichtet, am 23. November 1937 ſpielt Edwin Fiſcher Werke von Bach, Beethoven, Reger und Schubert und am 3. Dezember 1937 bringt Claudio Arrau Werke von Mozart, Brahms, Schu⸗ mann und Liſzt zum Vortrag. Die Abende finden in der Harmonie D 2, 6 ſtatt. Aus den Mannheimer Gerichtsſälen Ein Kreditſchwindler kommt ins Zuchthaus. Mannheim. Der 1907 geborene Otto Heinzelmann aus Mühlacker hat bereits 18 Einträge im Strafregiſter. Seine letzte Gefängnisſtrafe mit drei Jahren zwei Monaten verbüßte er bis 8. Oktober 1934. Schon nach zwei Mona⸗ ten wurde der geriſſene Schwindler wieder ſtraffällig. Diesmal beging er in einer Reihe von Fäl ditbetrügerejen. Er zaufte ſich in Pforzheim bei zwei Firmen Schmuckſachen im Geſamtwert von 130 Mark, in Leipzig legte er einen Foto⸗ händler herein. In Mannheim kaufte er ſich ein Paar Schuhe und verſetzte ſie tags darauf im Leihhaus. Ein Mantel und andere Sachen wurden auf Raten gekauft, ohne jedoch die Zahlungen einzubehalten. Zum Glück konnten die Kaufleute ihre Waren oder das Geld größtenteils zurück⸗ erhalten. Das Schöffengericht verurteilte den Angeklagten wegen Betrugs im Rückfall unter den verſchärften Voraus⸗ ſetzungen zu einem Jahr ſechs Monaten Zuchthaus und zu einer Geldſtrafe von 160 Mark, letztere verbüßt durch die Un⸗ terſuch shaf Drei Anklagefälle vor der Jugendſchutzkammer. Vor der Jugendſchutzkammer fanden drei Verhandlungen gegen Sittlichkeitsverbrecher ſtatt, die ſich an Kindern unter 14 Jahren vergangen hatten. Ein Jahr Gefängnis erhielt der 58jährige verheiratete Otto Weick aus Ketſch. Er hatte in ſeiner Wohnung mit zwei noch ſchulpflichtigen Mädchen Anzüchtigkeiten getrieben.— Im zweiten Fall ſtand das Strafverfahren gegen den 59jährigen aver Halter aus Lau⸗ tenbach an, dem zur Laſt lag, in einem Gartenhaus an einem Mädchen zweimal unſittliche Handlungen vorgenommen zu haben. Die Staatsanwaltſchaft beantragte zehn Monate Ge⸗ fängnis, die von der Jugendſchutzkammer auch ausgeſprochen wurden.— Zuletzt wurde gegen den 30 jährigen verheirateten Willi Ueberrhein aus Mannheim⸗Feudenheim verhandelt. Dieſer pervers veranlagte Menſch näherte ſich Kindern, um ihnen durch die Vornahme unzüchtiger Handlungen ſeine ver⸗ derbliche Natur zu offenbaren. Er war von 1925 bis 1935 in der Fremdenlegion. Der Staatsanwalt beantragte wegen der Gefährlichkeit des Angeklagten eine Zuchthausſtrafe von einem Jahr. Die Jugendſchutzklammer ließ diesmal noch mildernde Umſtände gelten und verurteilte Ue. nur zu neun Monaten Gefängnis, abzüglich einen Monat Anterſuchungs⸗ haft. Gedenktage 24. September 1473 Der Landsknechtführer Georg v. Frundsberg in Min⸗ delsheim geboren. 1541 Der Arzt, Philoſoph und Naturforſcher Philippus Au⸗ recolus Theophraſtus Bombaſtus von Hohenheim, ge⸗ nannt Paracelſus, in Salzburg geſtorben.. 1583 Albrecht von Wallenſtein, Herzog von Friedland, Kai⸗ ſerlicher Generaliſſimus, auf Gult Hermanitz geboren. 1862 Bismarck wird preußiſcher Staatsminiſter. 1914 Beginn der Kämpfe um Verdun— Arras— Soiſ⸗ ſons— Armentieres— Ypern— Dixmuiden. Du haſt noch ein paar Arlaubstage! Benutze ſie zu einer Fahrt im goldenen Herbſt auf den Bückeberg. Drei Tage mit dem badiſchen e 1855 wegs, beim Staatsakt am Erntedanktag und in Hannover, der niederſächſiſchen Hauptſtadt, für nur 22 Mark geſamte Teilnehmerkoſten! Noch iſt es Zeit zur Anmeldung, die bis Samstag alle Kreis⸗ und Ortsbauernſchaften entgegennehmen. 10. Reichs lotterie ſü⸗ Arbeits beſchaffung Der Reichsſchatzmeiſter der NSDAP hat mit Zuſtimmung des Reichs- und Preußiſchen Miniſters des Innerg durch Entſchließung vom 25. 8. 37— R. g. 7/8. 37— der Na⸗ tionalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei in München die Veranſtaltung einer Geldlotterie für das Gebiet des ganzen deutſchen Reiches zur Gewinnung von Mttteln für die Ar⸗ beitsbeſchaffung der NSDAP genehmigt. Das Spielkapitgl beträgt 6 Millionen Mark und die Gewinnſumme 1600 000 Mark(424 152 Gewinne und 20 Prämien). Die Ziehung findet am 22. und 23. Dezember 1937 in München ſtatt. Der Vertrieb der Loſe beginnt am 1. Oktober 1937. Marktberichte (Ohne Gewähr.) Mannheimer Schweinemarkt v. 23. Sept. 189 Läufer 20 bis 26, 400 Ferkel bis ſechs Wochen 7 bis 11, über ſechs Wochen 11 bis 19 Mark. Marktverlauf: mittel. Man ner Getreidegroßmarkt v. 23. Sept. Alle No⸗ tierungen unverändert. Mannheimer Wochenmarkt v. 23. Sept. Vom Statiſtj⸗ ſchen Amt wurden folgende Verbraucherpreiſe für 0,5 kg in Rpfg. ermittelt: Kartoffeln 4,1 bis 45 Wirſing 10 bis 11; Weißkraut 6 bis 7; Rotkraut 10 bis 11; Blumenkohl, St. 10 bis 40; Roſenkohl 25; Karotten, Bſchl. 4 bis 7; Gelbe Rüben 8 bis 10; Rote Rüben 10; Spinat 16; Mangold 10 bis 12; Zwiebeln 8 bis 10; Grüne Bohnen 20 bis 305 Grüne Erbſen 20 bis 25; Kopfſalat, St. 5 bis 10; Endipfen⸗ ſalat, St. 5 bis 10; Feldſalat 80 bis 92; Oberkohlraben, St. 4 bis 8, Tomaten 8 bis 10; Radieschen, Bſchl. 5 his 8 Rettich, St. 7 bis 10; Meerrettich, St. 20 bis 35; Schlan⸗ gengurken, St. 15 bis 30; Einmachgurken, je 100 St. 80 bis 100; Suppengrünes, Bſchl. 3 bis 5; Peterſilie, Schnitt⸗ lauch, je Bſchl. 4 bis 5; Pfifferlinge 75; Maronenpilze 50; Grünreizker 30 bis 40; Aepfel 15 bis 25; Birnen 15 bis 353 Nüſſe 32 bis 45; Trauben 26 bis 35; Pfirſich 15 bis 305 Zwetſchgen 20 bis 23, Zitronen, St. 6 bis 12; Orangen 50; Bananen, St. 5 bis 12; Markenbutter 160; Landbutter 140 bis 142; Weißer Käſe 25 bis 30; Eier, St. 10 bis 125 Aale 120; Hechte 120; Barben 80, Karpfen 100; Schleien 120; Breſem 50 bis 60; Backfiſche 50; Kabeljau 35 bis 45, r——— Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Freitag, 24. September: 7. Abend der Werbewoche: Miete F 2 und 2. Sondermiete F 1: Hanneles Himmelfahrt. Oper von Paul Graener; vorher Sinfonia breve, von Paul Graener. Anfang 20, Ende gegen 21.45 Uhr. amstag, 25. September: 8. Abend der Werbewoche: Miete B 3 und 1. Sondermiete B 2 Friedrich Wilhelm l. Schauſpiel von Hans Rehberg. Anfang 19.30, Ende nach 22.15 Uhr. 8 Sonntag, 26. September: 1. Morgenfeier: Italien im Spiegel deutſcher Kunſt. Anfang 11.30, Ende gegen 13 Uhr.— Abends: Letzter Abend der Werbe⸗ woche: Miete C 3 und 1. Sondermiete C 2 und für die NS.⸗Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 563 bis 5707 In neuer Inszenierung: Euryanthe. Romantiſche Oper von Carl Maria von Weber. Anfang 19.30, Ende etwa 22.30 Uhr. ——— G7 — 5 ä 1 Wir den —— — 1 Literdose ½ Literdose 5 140 75 1410 —.75— 40 265 36 ismarokheringe Rollmops Geleeheringe Bratheringe —— Neue Vollheringe Holländer Stück 08 beim Hleimgang unserer lieben Entschlafenen sagen Pflege, dem kathol. Mütterverein und für die vielen Kranz- und Blumenspenden. Mhm.-Seckenheim, 24. September 1937. Danksagung. Für die vielen Beweise herzlicher Anteilnahme hiermit innigsten Dank. Besonderen Dank ehrwürdigen Schwestern für ihre liebevolle Die trauernden Hinterbliebenen: Familie Karl Herdt. Deutsche Stück—.07 GUßbüchlingse 500 gr 34 Der 3% RABATT 7. 30 Uhr. N Torfſtreu und Torfmull zum Abholen genommen. beſtellte ſofort abzuholen. Beſtellungen auf Gammel⸗Anzeiger An 15 Uür für Mitglieder der Landw. Ein- n. Verkaufsgenoſſenſchaft. Süßbücklinge Saatroggen iſt eingetroffen und kismaroxheringe Nollmops Letzter Termin zum Verwiegen des noch nicht ab⸗ Bratheringe gelieferten Flachsſtrohs iſt kommenden Montag früh Heringe i. Gelee Oelſardinen Sardellen Neue Vollheringe. Jak. Würthwein Lebensmittel, Feinkoſt an der Bahn, werden im Lager entgegen⸗ ge Hufe Sancte. an aeumehen Benin, u be egaugea. Aeſuc. D. z. M Hrade pla- Heute bis Montag der neue Fox-Film Holdflieber Die Geschichte eines Mannes und eines wunderbaren Hundes. Vorełta Noung uns allen bekannt aus dem herrlichen Farben- lm„Ramona“, spielt wieder mit. Beginn je abends 8 Uhr. PALAS Jung⸗ Keul ee hennen bash! f Jakob Würthwein, au verkaufen. zu verzaufek, Lebensmittel— Kaffeeröſterei.] Bonnlorferstr. 35. Kopen.-St. 97 L. Reuwertiger 3 fl. Il ee . We e el Im äußerſten Teile des Münſterlandes, am Ueber⸗ gang vom Weſtfäliſchen zum Hannoverſchen, wo Ahrends Hof lag, ſitzen die Bauerngeſchlechter ſeit Jahrhunderten unverrückbar auf der eigenen Scholle. Ihr Geſichtskreis iſt der ihrer Väter und Vorväter geblieben— meiſt auch der Kreis ihrer Verwandtſchaft— dennoch ſind ſie ſtark und erfahren, da ſie ſich Fremdem und Neuem zwar mit Mißtrauen nähern, doch keineswegs verſchließen. Etwas indes mag der ewige Kreislauf des gleichen Blutes da oben doch erzeugt haben: eine gewiſſe Hellhörigkeit der Sinne, die ſich häufig verſchwommen, hie und da aber auch ſehr deutlich offenbart. Die Menſchen dieſer Bega⸗ bung behandeln ſie mit Scheu und machen kein Weſen daraus. An einem Frühherbſtabend kam der Ahrend-Bauer ſpäter als gewöhnlich nach Hauſe. Der Nebel war ſchuld daran. Undurchdringlich, in ſchweren, grauen Tüchern hing er über dem Land, und man mußte ſchon ſehr ſicher ſein,l um Weg und Steg nicht zu verfehlen. Der feine Sprühregen hatte des Bauern Joppe völlig durchnäßt, die in Brei verwandelte Erde hing in dicken Klumpen an ſeinem Schuhwerk— ein Wetter war es, fiel ihm plötz⸗ lich ein, wie damals, als die Chriſtine das Haus verließ! Unwillig ſchüttelte er den mächtigen eisgrauen Kopf, wie, um die dummen Gedanken zu vertreiben; doch war das gar nicht ſo einfach. Ueber vier Jahre lagen nun dazwiſchen, und kein Tag ſchwand dahin, ohne die Er⸗ innerung an jenen Abend, da die einzige Ahrend⸗Tochter bleich und gefaßt den väterlichen Hof verlaſſen hatte, um zu Jürgen Speling zu gehen, dem Habenichts aus Spe⸗ lings Mühle, deren dürftiges Geklapper an windſtillen Tagen unangenehm bis hier herüberdrang. Der es mit all ſeinen neumodiſchen Ideen auch nicht um ein Jota weiterbringen würde wie ſein überſpannter Vater. Tja, dorthin war die Chriſtine gegangen, dort ſollte ſie ihr Leben lang bleiben, und mochte es ihr wirklich ſo ſchlecht gehen, wie man mehr als oft genug zu hören be⸗ kam. Kinder, die ſich gegen den Willen der Eltern auf⸗ lehnen, haben kein beſſeres Los verdient. Während der Bauer die ſchmutzigen Schuhe mit ſau⸗ heren bertauſchte, überfiel ihn angeſichts der freundlichen Hausdiele abermals eine weichere Regung: Mutter! Ja, ſie litt! Schweigend. Immer war ſie ſo eine Slille geweſen, bloß hatten früher ihre großen blaugrauen Augen geſprochen und mit ihrem frohen Glanz das ganze Haus erhellt. Der erſte Schatten fiel damals über ſie, as die Nachricht aus Verdun eintraf, von wo der einzige Sohn nun nie mehr zurückkehren ſollte. Und in den letz⸗ ken vier Jahren— ja, da hatten ſich Mutters Augen mmer mehr verſchleiert. Sie grübelte zuviel. Das lag ſowieſo drin in den Frauen aus ihrer Familie. Die horchten zuviel in ſich hinein. Deshalb hörten und ſahen ſe ja auch mehr als andere Sterbliche. Nach einem tiefen Aufſeufzen betrat Ahrend das Pohnzimmer. Nur die kleine Lampe an Mutters Näh⸗ liſch brannte. Es war hier weit behaglicher als in den Stuben der großen Nachbarhöfe. Mutter hatte immer mehr lun für gemütliche Häuslichkeit und feinere Arbeit ge⸗ habt als für das grobe Schaffen auf den Feldern. Jetzt ſß ſie in dem alten Ohrenſeſſel vor dem Wärme aus⸗ tahlenden Kachelofen und war.. eingenickt! Eine halbfertige Stickerei war ihren Händen entglitten, das feine Geſicht unter der noch immer vollen graublonden Haarkrone war zur Seite geſunken und ſchmerzlich ver⸗ 1 9 angenehme Träume ſchienen Mutter nicht zu um⸗ n Früher hätte der Bauer auf Ahrends Hof das nicht mitauſehen können. Ueber der Arbeit einſchlafen? Das gab es auch für die Frau auf einem der größten Höfe der 1 nicht. Arbeit mußte flott hintereinander getan 1 en, eine jede von einem jeden! Zum Schlafen war chts das Bett da!— In letzter Zeit aber hatte er ſich 1 5 paarmal, beſonders Mutter gegenüber, zu er⸗ ic 5 bereitgefunden. Und er wandte f In dieſem Augenblick fuhr die Frau mit einem Weh⸗ müten de und ſtarrte verſtört um ſich. Ihre Gedanken Naben wohl von ſehr weit zurückkehren, denn es dauerte 1 8 Zeit, bis ſie die Umgebung und den Mann er⸗ 5 e. Dann ſprang ſie jäh auf.„Wieviel Uhr, Ahrend? ſie ſchwer atmend. 125 117 Bauer war unwillkürlich zurückgewichen. Lang⸗ 5 9 5 er auf die Wanduhr an der anderen Seite des Veſterk„Gleich halb zehn, Mutter. Hatte mich auf 5 bagen etwas aufgehalten und.... Sie unter⸗ 0 n mit ungewohnter Haſt.„Du, Ahrend, wann 95 Osnabrücker Schnellzug vorbei!“ verblü nabrücker Schnellzug?“ wiederholte der Bauer üfft.„Willſt du verreiſen?“ borlbech meine: Wann fährt er oben an der Schranke auer i an der alten Barnſtorfer Landſtraße?“ Der berlegte kurz.„So gegen zehn Uhr, denke ich.“ 9 . Aufnahme: Scheuer(Bavaria)— M. „„„ 40„„„„„„„ t t e„„„„„ t c e 0( 6„ 6 c e 0 e e e e„e„„ ee e eee e e e e e e e e e e e e e e e ee ee e ee e ee ee e eee eee e e eee Die Frau trat nahe an ihn heran, ſie war ganz blaß, ihre Augen glänzten fiebrig.„Ahrend, du mußt ſofort hinfahren und nachſehen, ob..„Hob die Schranke geſchloſ⸗ ſen iſt!“ Als ſie jetzt nach ſeinem Arm griff, ſpürte er, wie ſie zitterte.„Mann! Ich habe grade ein Geſicht ge⸗ habt: Die Schranke war offen..“ Sie unterbrach ſich: „Iſt es neblig draußen?“ „Keine zehn Schritte ſveit zu ſehen!“ „Siehſt du! Es ſtimmt! Genau ſo war es. Ein Wagen kam die Straße heraufgejagt, Mann: gejagt! Und der Osnabrücker Schnellzug fuhr mitten hinein!“ Nach einer ſchweren Pauſe fügte ſie flüſternd hinzu:„Ein Wagen mit nem Apfelſchimmel!“. Ahrend zuckte bloß mit den Augenlidern. In der ganzen Gegend gab es einen einzigen Grauſchimmel. Er gehörte zu Spelings Mühle. In ſteigender Angſt ſchüt⸗ telte die Frau ſeinen Arm.„Um der Barmherzigkeit willen, Mann, du mußt hin! s paſſiert ſonſt ein Un⸗ glück. In zwanzig Minuten iſt es zu ſpät. Ahrend, du weißt, wie ich es gefühlt habe damals, bevor der Hannes fiel! Jetzt iſt es das gleiche. Bloß kann man es jetzt viel⸗ leicht noch jemanden retten. Mann, ſo wahr ein Gott im Himmel lebt: wenn du nicht fährſt—— es koſtet dieſe Nacht nicht nur ein Menſchenleben!“ Ahrend befreite ſich ruhig von ihrem Griff.„Ich fahre, Mutter“, ſagte er feſt. Wie der Bauer nun ange⸗ ſchirrt hatte und aus dem Hof gekommen war, wußte er nie mehr zu erzählen. Bis der Osnabrücker Schnellzug die Schranke über die alte Barnſtorfer Landſtraße paſſierte, dauerte es mindeſtens noch zwanzig Minuten, und der Weg dahin war bei normaler Sicht ein Katzenſprung— bei dem Nebel aber.. Der Mann, der das Pferd mit eiſerner Kraft durch die graue Wand trieb, und die Frau, die zu Hauſe auf den Knien lag— beide hatten nur einen einzigen Gedanken: Gott verzeihe uns unſere Härte gegen das Kind! Genau neunzehn Minuten gebrauchte Ahrend bis zur Schranke. Vor ſeinem Geſicht tanzte der Nebel wie Staub und die Wagenlampe gab nur einen kleinen trüben Licht⸗ kreis, doch fand er ſofort beſtätigt, woran er übrigens keine Sekunde gezweifelt hatte: Mutter hatte richtig ge⸗ ſehen— die Schranke war nicht geſchloſſen! Kaum war er keuchend und ſchwitzend vom Bock geſprungen und hatte begonnen, die Lampe hin und her zu ſchwenken,— nach der Seite von Spelings Mühle!— als dicht vor ihm der Kopf eines Grauſchimmels geiſtergleich den Nebel ſpaltete und dahinter die verſchwommenen Umriſſe eines Gefährtes auftauchten! Zu hören war nichts. Selbſt das Donnern des in den nächſten Sekunden vorüberbrauſen⸗ den Sehnellzuges klang gedämpft wie durch Lagen von Watte, obwohl keine fünf Meter von ihm trennten. Mit tödlicher Sicherheit hätte er das Geſpann überraſt und zertrümmert, wäre nicht Ahrend einfach dem Pferd in die Zügel gefallen. Nach einer gräßlichen Pauſe, in der nur noch das monotone Geräuſch des rieſelnden Regens vernehmbar war, kletterte ein Mann vom Wagenſitz und trat heran. Ahrend hob die Laterne und nickte. Jürgen Speling war es! „Mutter hatte ein Geſicht“, ſtieß Ahrend mühſam her⸗ vor. Der junge Müller wiſchte ſich den Angſtſchweiß aus Stirn und Augen. Einige Male mußte er tief Atem holen, ehe er antworten konnte. Schwer hob er die Hand, hielt ſie dem Bauern hin—„Das vergeß ich Euch nicht, Ahrend“, ſagte er heiſer.„Und wahrhaftig, ich glaube, ihr habt nicht nur mich gerettet. Ich muß den Arzt holen — mit Chriſtine iſt es ſo weit... Ahrend ſchlug ſchwei⸗ gend ein. Es überlief ihn kalt. Auch darin hatte Mutter recht gehabt.„Mehr denn ein Menſchenleben...“ 5 Oft mußte die Ahrend⸗Bäuerin in ſpäteren Jahren dieſe Geſchichte erzählen. Dann ſtrich ſie wohl mit leuch⸗ tenden Augen einem der lauſchenden Enkelkinder über die blonden Strähnen.„In dieſer Nacht wurde unſer kleiner Hannes geboren. Und als ich am anderen Morgen zu deiner Mutter ging— Jung, da ſchien die Sonne, und es war ein klarer Herbſttag.. der ſchönſte, den Ahrend und ich je erlebten i 3 —. Es war ein heißer Tag. am Tegernſee zur Erholung und hatte mich gerade zu Ich befand mich in Egern einem Mittagsſchläſchen niedergelaſſen, da raſſelte das Telephon. Alſo wieder auf und an den Apparat:„Hallo?“ —„Hier Expeditor Holdermüller, Grünwald, Herr Doktor. Sie müſſen ſofort kommen, ein Hirſch is auskommen aus'm Perlacher Forſt und ſteht bei uns im Revier!“ Freude und Ueberraſchung verſchlugen mir faſt die Stimme:„Endlich!“ Seit zwei Jahren wartete ich darauf. Heute, endlich, war meine Spekulation verwirklicht: Der Hirſch war da! Aufgeregt rief ich ins Telephon:„Ein guter Hirſch? Wie iſt das Geweih?! Wieviel Enden? Starke Stangen? Gut geſtellt? Wie ſchwer ich der Hirſch?“ Der Expeditor machte meinen Fragen ein Ende:„Das werden S' ſchon ſehn, wenn Sie'n ſchiaßen. Kommen S' nur gleich, daß er uns net auskommt.“—„Ich komme ſofort.“ Ich ſah auf die Uhr:„Teufel, der Mittagszug iſt ſchon fort, ich kann erſt abends weg.“ „Das wird viel zu ſpät zum Pürſchen. Soll ich n ſchiaßen derweil?“ Ich war tief erſchrocken. Meinen Hirſch ſchießen— der Expeditor, na, ich danke!„Auf keinen Fall dürfen Sie den Hirſch ſchießen,“ ſagte ich ſtreng und unter⸗ brach:„Schluß, ich bin bis fünf Uhr dort!“ Mein Entſchluß ſtand feſt. Emil Ganghofer, mein Nachbar, der Bruder des Dichters Ludwig Ganghofer, hatte ein Motorrad, das mußte er mir leihen. Ganghofer ſtellte mir begeiſtert die Maſchine zur Verfügung und machte ſich mit Feuereifer daran, ſie zu putzen, zu ſchmie⸗ ren ſowie Benzin und Oel aufzufüllen. Während der Zeit gab er mir gute Lehren für die Fahrt. Ich verſtand nichts von alledem, was er ſagte. Ich nickte immer mit dem Kopf und dachte an den Hirſch! Bei meiner Abfahrt hatte ſich ein größerer Kreis von Einheimiſchen und Sommerfriſchlern um mich verſam⸗ melt. Die Urteile über mein Unternehmen waren ver⸗ ſchieden, aber meiſt peſſimiſtiſch. Ich aber ſaß ſtolz droben auf dem Motorrad, im grünen Jagdanzug, auf dem Rücken den gepackten Ruckſack mit Wettermantel und quer darüber umgehängt die Büchsflinte, einen Bockzwilling. Meiner Anſicht nach ſah ich imponierend aus, aber ein Herr witzelte:„Der reine Jäger aus Kurpfalz!“ 5„Biſt du fertig?“ Emil Ganghofer durchſchnitt mit dieſer Frage meine proteſtierenden Gedanken und ſtemmte ſich gegen das Rad. Ich kommandierte:„Los!“ Er ſchob an und lief mit, die Maſchine ziſchte, und die Zuſchauer und Zuſchauerinnen riefen:„Waidmannsheil!“ Aber der Motor ſprang nicht an.„Laß doch das Ventilkabel los!“ keuchte Emil, blaurot im Geſicht und ſchweißtriefend. Ich gehorchte:„Bumm, bumm, bumm, töff, töff, töff!“ Der Motor war angeſprungen, und ich glitt dahin mit hoheits⸗ voller Selbſtverſtändlichkeit Was erlebte ich alles auf dieſer Fahrt zum Hirſch! Wieviel Steigungen mußte ich das ſchwere Motorrad hin⸗ aufſchieben! Ueber zehn Mark an Trinkgeldern gab ich aus an Helfer und Helferinnen aus allen Schichten der Bevölkerung, die mir das Rad wieder anſchoben, wenn ich ſteckengeblieben war. Ich dachte nur: Der Hirſch, der Hirſch!— und ſauſte weiter. Und ich erreichte mein Ziel! Ich kam gerade in Grünwald an, als der alte Expeditor, zur Pürſch gerüſtet, aus dem Hauſe trat. Grimmig ſtand er vor mir, breit und unterſetzt, grau in grau. Ganz in verblichenes Loden gehüllt, grau der lange Bart und das ſträhnige Haar, das unter dem grauen Jagdhut hervorquoll. Mit buſchigen, grauen Augenbrauen und Ohrenſchüppeln, ſo daß wenig von der gelb⸗perga⸗ mentenen Haut zu ſehen war.„Der Dachs“, wie wir ihn nannten. Er ſchlug grimmig an ſeinen Drilling:„Der Hirſch ſteht im Schwabenwinkel; i hab Ihnen an Hochſtand auf dem großen Schlag hingerichtet. Da ziagt er durch zum Wickenfeld da droben.“ Er trabte in ſeinem ſchaukelnden Gang voran. Ich hinterdrein, fiebernd vor Aufregung und in Schweiß gebadet. Der Dachs ſchnupperte in der Luft:„Es is net ſauber, es kommt an Wetter!“ Und richtig, kaum ſaß ich auf meinem Hochſtand in einer mächtigen Eiche, da fielen ſchon große Tropfen. Und bald ging ein Gewitter los, daß mir Hören und Sehen verging. Dazu raſte der Sturm, daß ich auf dem Hochſtand geſchüttelt wurde wie ein reifer Apfel. Aber feſt in mei⸗ nen Wettermantel gewickelt, hielt ich aus. Ich war ent⸗ ſchloſſen, den Hirſch abzuwarten. Der Hirſch mußte her! Als die Blitze immer greller niederfuhren, wurde es mir doch zu unheimlich, und ich beſchloß, wenigſtens das Gewehr bis zum Ende des Gewitters wegzutun, denn Eiſen zog den Blitz an. Ich kletterte zur Erde und barg meine Büchſe in einer dichten Fichte nahebei Dann nahm ich wieder meinen Poſten auf dem Baum ein, um ja den Hirſch nicht zu vergrämen Da gewahrte ich plötzlich un⸗ ten in dem feuchten Dunſt eine braune Kuh. Ich ſtaunte: Wie kam die Kuh bei dem Gewitter allein in den Wald? Ich ſah mit dem Glas genauer hin: Jeſſas der Hirſch! Höchſtens ſechzig Schritt weit, und ich hatte kein Gewehr! Vorſichtig ließ ich mich die Leiter des Hochſtands hinab⸗ gleiten, aber ich hatte noch nicht den Erdboden berührt, da hörte ich den Hirſch mit Gerumpel in der Richtung auf ein dichtes Tannendickicht flüchtig werden Der Dachs hörte meinen Bericht mit maliziöſem Lächeln an:„Ja, wenn dös Hirſchſchiaßen ſo leicht wär! Da glauben die jungen Herren Jager, ſie brauchaten nix, wie s Schnauferl aus in Stall ziehn und hinſauſen, und der Hirſch liegat auf der Decken“ Was hatte der alte Murrkopf nur gegen das Motorrad? Am anderen Morgen war ſchönſtes Sonnenwetter, und wir rückten in aller Frühe aus. Wir pürſchten lange ohne Reſultat: plötzlich ſah ich durch ein Gebüſch auf einer Wieſe ein braunes Tier. Ich ſtieß den Dachs an:„Expe⸗ ditor, der Hirſch— da!“ Den Alten riß es herum, und er folgte meinem Blick:„Wo? Da? Aber dös is ſa a Kuh. Wollen S' mich derblecken?“ Er ſah mich ſtrafend an. Ich ſchwieg beſchämt. Jetzt war der Hirſch eine Kuh, geſtern war die Kuh ein Hirſch geweſen Da ſollte ſich der Teufel auskennen! Ich war ſehr ärgerlich auf den Hirſch, die Kuh, den Dachs, auch auf mich, Wir pürſchten um das Tannendickicht herum, das der Hirſch am Abend vorher angenommen hatte. Endlich, die Jorge esel 7 Voi. 22 25 Sonne ſtand ſchon hoch am Himmel, entdeckte der Dachs die Fährte des Hirſches auf einer Waldwieſe. Der Alte reckte ſich hoch auf:„Hier“— er ſtieß ſeinen Jagdſtock in den weichen Grund—„hier ſchiaßen S' den Hirſch auf d' Nacht. Punktum!“ Majeſtätiſch wandte ſich der Dachs und ſchritt heimwärts. Ich hinterher. Es kam aber anders, als der alte Waidmann ange⸗ ordnet hatte. So einfach: Kommen und ſchießen, ging es nicht. Am Spätnachmittag zog im Weſten eine rieſige ſchwarze Wolkenwand am Himmel auf. Der Dachs ſchnup⸗ perte wieder in die Luft:„Teifi, Teifi, 8 kummt was.“ Gegen ſieben Uhr, zur beſten Zeit, wo wir jeden Augen⸗ blick den Hirſch erwarteten, klatſchte der Regen nieder, der Donner rollte. Wir ſaßen auf unſeren Feldſtühlen gut gedeckt im Schirm an der Waldwieſe.„Es is am beſten, mir gehn heim zur Mutter.“ meinte der Dachs und kratzte ſich den borſtigen Bart Ich fuhr auf:„Ich bleibe, ich will den Hirſch haben.“ Der Dachs ſeelenruhig:„Wie S' meinen, Herr Dokta, dann ſtell i mi ins Hochholz hinter, daß der Hirſch uns da net ausbricht.“ Aha, dachte ich, aha, alter Schlauberger. Im Hochholz ſtand ein verfallener Schober, ein ausgezeichneter Schutz gegen das Wetter. Der Alte verſchwand im Walde Bald ließ der Regen nach, die Wolken verzogen ſich, und gegen acht Uhr blaute der Abendhimmel über mir— Trotzdem es zum Schießen faſt ſchon zu dunkel war, konnte ich es nicht übers Herz bringen, meinen Stand zu ver⸗ laſſen Da, was war das? Zwei große, dunkle Tiere zogen äſend über die Lichtung. Jetzt warf das vorderſte Tier den Grind auf: Es war der Hirſch! Ich riß das Gewehr an die Backe und viſierte. Ich ſetzte wieder ab. Das Jagd⸗ fieber hatte mich ſo gepackt, daß der Büchſenlauf ſchwankte wie ein Rohr im Winde. Was tun? Nicht geſchoſſen iſt auch gefehlt, dachte ich. Da ſetzte ſich der Hirſch pfeilgerade auf mich zu in Be⸗ wegung. Ich ſtand hinter dem Holzſtoß, die Büchſe an⸗ gebackt, den Finger am Drücker des Schrotlaufes, der auch mit einer Kugel, einem Weichbleigeſchoß, geladen war, und wartete. Wie ein Schmiedehammer ſchlug mir das Herz in der Bruſt. Auf zehn Schritt trollte der Hoch⸗ geweihte vorüber. Ich gab Feuer. Ein gewaltiger Knall zerriß die Abendſtille. Der Hirſch hatte gezeichnet und in langen Sprüngen Richtung auf den Waldrand genommen. Dort machte er halt und ſtand wie angemauert, zu mir herüberäugend. Ich lud den Kugellauf ſchnell wieder, zielte, ſo gut es ging bei dem ſchlechten Licht, und ſchoß. Der Hirſch ſtand. Ich ſchoß weiter: Bumm— bumm! Der Hirſch ſtand unbe⸗ weglich wie eine Zielſcheibe. Erſt beim vierten Schuß brach er im Feuer zuſammen, ſchlegelte kurze Zeit und lag ſtill. Als ich hinkam, war er verendet. Ueberſelig ſtand ich vor meiner ſtolzen Beute: ein kapitaler Zehnender. Ich konnte mich nicht ſatt ſehen an dem Geweih. Mein erſter Hirſch! Ich hatte ihn nur einmal getroffen, mit dem erſten Doppelſchuß. Die Leber war durchbohrt, daher das eigentümliche Benehmen des Hirſches nach dem Schuß. Zeichnung: Grunwald— M. Dort machte er halt und ſtand wie angemauert, zu mir herüberäugend. 2. Während ich noch mit meinen Unterſuchungen beſchäf⸗ tigt war, näherte ſich mit langen Schritten der Dachs dem Schauplatz meiner Taten, ſchon von weitem ſchreiend und geftig geſtikulierend. Ich hörte Worte wie:„Drauflos⸗ gepulvert— das reine Schützenfeſt— alles vergrämt und berdorben— hitzige Schießerei!“ Ich hielt mich ruhig, bis er faſt heran war. Der Dachs riß die Augen auf:„Haben S' ihn do nel zfehlt?“ Mit einem Satz war der alte Waidmann be dem Hirſch und beugte ſich zur Erde:„Leberſchuß! Brap, Herr Dokta! Brav haben S' den naufgſchoſſen. Reſpektl Meine Gratulation!“ Und nun wurde im Nu— bildlich geſprochen— aus dem grimmen Dachs ein munterer, ibermütiger Dackel. Zum guten Schluß meinte er:„Und die im Forſcht drinna, die Großkopfeten, die Herren Forſchtner, was glaaben S', Herr Dokta, wia die d' Bler⸗ ſchen hänga loſſen, bal eahna dös zu Ohren kimmt mit unſernem Hirſch?! Juhuhu!“ Mit einem Juchzer zum Forſt hinüber machte der Alte ſich endgültig Luft. Auf einem ſchnell requirierten Fuhrwerk wurde der Hirſch im Triumph ins Dorf gefahren. Der ganze Ort war in Aufregung. Und trotz der vorgerückten Stunde erſchienen viele Neugierige, Männlein und Weiblein, um ſich den Hochgeweihten anzuſehen. Ein alter Bauer be⸗ taſtete das Geweih und meinte treuherzig:„Dös ſan Horn!“ Aber die meiſten hatten mehr Sinn für das Fleiſch. Dann fuhr ich, begleitet von den erſtaunten und he⸗ wundernden Blicken der Menge, nach Egern hinüber. Be⸗ ſonders die Sommerfriſchler konnten ſich nicht ſattſehen, Ich dachte: Schaut ihn euch nur an, den Hochgeweihten So ſchießt der Jäger aus Kurpfalz! Wo die Liebe hinfällt. Eine Erzählung von Uli Klimſch. Die Baronin von Reizenhoff war eine liebe, gut⸗ mütige, halbältere Dame mit einem ziemlich runden und doch noch recht jungen Geſicht, dunklen Kirſchenaugen und einem oft zugeſpitzten Mündlein. Meiſt nämlich, wenn ſie etwas beſonders Liebenswürdiges ſagen wollte, ſpitzte ſie ihren Mund, das heißt, ſie rundete ihn eigentlich, indem ſie ihn gleichzeitig ſehr klein machte. Liebenswür⸗ digkeiten konnten nicht reizvoller klingen als aus dem Munde der Baronin. Aber das hatte eigentlich nun doch nicht mehr ſoviel zu bedeuten. Die Hauptrolle im Hauſe ſpielte das Töch⸗ terlein, mit Vornamen Giſela. Die Baronin liebte ihr Töchterchen, ſo wie man ſein ein und alles liebt. Als Giſela neunzehn Jahre alt geworden war, gab die Mutter den erſten Ball, zu dem ſie lauter junge Herren einlud. Ball iſt ein verblichenes Wort. Die Baronin gab dennoch Farbe hinein. Nun muß noch geſagt ſein, daß ſie ſelber aus einer bürgerlichen Familie ſtammte und den Adel mehr betonte, als es der Adel von ſich aus tut. Sie tat das zwar mit Takt und faſt unmerklich, aber es ließ ſich doch nicht ver⸗ heimlichen. Zu dieſem Tanzfeſt, das ſie Ball nannte, lud ſie nun im Gedanken an Giſelas Zukunft vornehmlich junge Menſchen von adliger Herkunft ein, aber großzügig, wie ſie war, flocht ſie auch die goldene Tüchtigkeit aus bürgerlichen Kreiſen in ihren Einladungskranz. So durf⸗ ten an dem erſten großen Feſtabend für Giſela zwiſchen Bergreferendaren, Offizieren, Diplomatenſöhnen ſich auch Söhne von Wiſſenſchaftlern und Künſtlern und andere bunte Partien zeigen. Nun ergab es ſich auf dieſem Balle, an dem Giſela Fühlung zur Welt nehmen ſollte, daß die Baronin zu⸗ fällig ein Geſpräch mit anhörte, das Giſela mit einem jungen Kunſtmaler führte, der gerade den großen Staats⸗ preis für Malerei erhalten hatte. Dieſer junge Künſtler zitierte eine Stelle aus Goethes „Fauſt“ und fügte auch noch hinzu, daß er Giſela den „Fauſt“ ſchon am nächſten Tage durch die Poſt zuſenden laſſen wolle, weil ſie ihn noch nicht geleſen habe. „Aber Giſelchen!“ fuhr die Mutter dazwiſchen, und ihr Mund ward ſo rund und ſüß wie ein Fruchttörtchen. „Du haſt den„Fauſt“ noch nicht geleſen?“ Giſela ſchüt⸗ telte den Kopf.„Dann mußt du ihn aber gleich morgen unbedingt ſchnell mal durchleſen!“ ſagte die Baronin und bekam einen roten Kopf Da lachte Giſela plötzlich hell auf und ſah noch hübſcher aus als vorher, noch über⸗ legener, weil ſie wußte, daß die Mutter auch nicht Goethe las. Sie konnte ſich jedenfalls nicht daran erinnern Und ſie hatte auch einmal zufällig einen der ſchönen Goethe- bände, die im Salon wirkungsvoll aufgeſtellt waren ge⸗ öffnet; da hatte es gekniſtert, und die Seiten hingen feſt zuſammen, wie es neue Bücher ſo an ſich haben. Abet dieſe Bücher waren alt und ſtanden ſeit Generationen da. Es war einzig und allein zu bemerken, daß ſie immer gut abgeſtaubt waren und darum auch nicht ſo raſch alterten. Es fehlte übrigens ein Band, und das war der„Fauſt', Er war verliehen worden. 8 „Giſela, du haſt dich zu wenig um deine Gäſte ge⸗ kümmert,“ mahnte am nächſten Morgen die beſorgte Mut ter ihr Töchterchen. Dann kam die Poſt und brachte den „Fauſt“ mit Widmung. Giſela las und las und kam nachts im Bett bis zur ſchönen Helena, dann ſchlief ſie ein und vergaß ſogar, das Licht auszuknipſen. Das gefiel der Baronin gar nicht. Sie beſchloß, Giſela auf ein großes Hotelfeſt zu führen, auf dem ſie den Maler und ſeinen„Fauſt“ vergeſſen ſollte. Es war ein ſchönes, großes Feſt mit klingenden Namen und hervorragenden Zerſtreuungen, das wußte die Baronin. Mutter und Tochter ſaßen ſich an großer Tafel gegen über wie Faſan und Faſänchen, ſo hübſch angetan und in federleichter Laune, und gickelten und gackelten nach rechts und links, daß es eine wahre Freude war. Der Baronin gegenüber neben Giſela ſaß ein Hern der ihr weiter keinen Eindruck machte. Denn er ſaß recht ſalopp da, trug eine Hornbrille, und kurz und gut, kt machte der Baronin gar keinen Spaß. Da fragte ſie plot lich ihr Tiſchnachbar:„Baronin, wiſſen Sie, wer Ihnen gegenüberſitzt? Das iſt der bekannte Fürſt... Den Namen flüſterte er nur. „Nein, iſt's möglich, das iſt Fürſt...“ Auch ſe flüſterte den Namen. Im Nu hatte die Baronin den un ſcheinbaren Fürſten in ein Geſpräch verwickelt, ſo daß dieſer kaum mehr Atem ſchöpfen konnte. Und dann erga ſich das weitere.„Giſelchen, haſt du gehört? Fürſt ſagt, daß——. Ach, wie intereſſant, was Sie ſagel Fürſt.— So. Sie intereſſieren ſich auch für Sprach forſchung?— Ja, die neuen Automobilſtraßen, da haben Sie recht— Eine herrliche Silberfuchsfarm— ein hervor ragender Pferdekenner— nein, dieſe Bibliothek, und die übrigen Zimmer——“ Ein eiſerner Wille führt ſchließlich zum Ziel. Es gab ein Feſt nach dem anderen, und Giſela hatte einfach keine Zeit mehr, den„Fauſt“ weiterzuleſen. Dann kam 115 Unerwartete. Eines Morgens trat Giſela freudeſtrahlen, 1051 5 Schlafzimmer ihrer Mutter:„Ich habe mich ver obt.“ „Mit wem?“ fuhr die Mutter hoch. „Mit einem richtigen Bauern mit Hof, Land, Vieh Knechten und Mägden und allem, was dazugehört! „Giſela!“ Der Mann, der Giſela bald darauf 10 ratete, war ſo feſt und geſund, daß er gleich bei 7 erſten Beſuche bei der Baronin einem Rokokoſtühlche ſitzend die Lehne durchdrückte. bet Das Verhältnis zwiſchen Mutter und Tochter Ver⸗ blieb gleich ſchön und konnte durch die Wucht der änderung nicht bis ins letzte erſchüttert werden.—— eee Son Copyright by Carl Duncker Verlag, Berlin W. 62. 66. Fortſetzung.) Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Karl Hofmeiſter macht ſich auf den Weg. Da er mit 12 Mark nicht bis Italien kommt, verſucht er, mit einem Auto mitgenommen zu werden. Es gelingt ihm, und bald iſt er in Freiburg in Baden. Servatius erlebt eine peinliche Minute, als ihm der Portier des Baſeler Hotels ſeine Schweſter meldet. Als er die Tür öffnet, iſt er entſetzt, denn vor ihm ſteht Heidi. Er droht, ſie in den Zug zu ſetzen und nach Hauſe zu ſchicken; aber als ſie dringend bittet, mit nach Italien reiſen zu dürfen, willigt er ſchließlich ein. Auf ihr Bitten kommen ſie überein, als Bruder und Schweſter zu reiſen. Eine Stunde ſpäter geht der Zug. Heidi ſitzt in der Halle und wartet auf Servatius. Da bemerkt ſie, daß aus dem Zimmer des Profeſſors ein Boy kommt. Er trägt einen Brief in der Hand. Heidi ſtellt ſich als Schweſter des Gaſtes vor und verlangt den Brief. Er iſt an Profeſſor Welling gerichtet. Heidi ſteckt den Brief zu ſich. Mit Servatius fährt ſie zum Bahnhof. IV. Ganz ſo einfach, wie Karl Hofmeiſter ſich die Reiſe vorgeſtellt hat, iſt ſie nicht. Bis Freiburg zwar hat er ein bequemes und billiges Fahren und als er ſich dort mit herzlichem Dank von den beiden freundlichen Autlerinnen berabſchiedet, liegen die zwölf Reichsmark Fritz Hövelers noch unangebrochen in ſeiner Taſche. Aber bei ſeinen Er⸗ kundigungen im Reiſebüro muß er leider feſtſtellen, daß dieſer Betrag für eine Bahnfahrt durch die Schweiz bis Italien nicht langt. Woher nehmen und nicht ſtehlen? Karl Hofmeiſter hat kräftige Fäuſte und würde gern damit zupacken, aber Arbe findet man nicht ſo mir nichts dir nichts auf der Straße. Auch würde damit viel Zeit verloren gehen. Zeit aber hat Karl Hofmeiſter noch weniger als Geld. Er hat unterwegs ausgerechnet, daß er bei glatter Durchfahrt Heidi und den Profeſſor ungefähr an der italieniſchen Grenze einholen müßte. Muß er jetzt aber ſelber hier in Freiburg einige Tage bleiben und ſich durch irgendwelche Arbeit noch ein paar Mark zu verdienen ſuchen, dann ſind die beiden inzwiſchen weit in Italien und das Geld langt wieder nicht. 5 Karl verſucht es zunächſt noch einmal mit den Auto⸗ mobiliſten. Aber die freundlichen Damen, die einen netten, jungen Wandersmann einladen, in ihrem Wagen Platz zu nehmen, findet man nicht zu Dutzenden. Grade die Tatſache, daß Karl Hofmeiſter über die Grenze nach der Schweiz will, läßt ihn auf ungeahnte Schwierigkeiten ſtoßen. Er hat zwar ſeinen Paß noch von der Amerika⸗ fahrt mit dem Onkel her und zeigt ihn auf Verlangen be⸗ reitwillig den Herren, die ihn danach fragen, aber die Automobiliſten machen trotzdem bedenkliche Geſichter. So ein Paß kann gefälſcht ſein. Nach zwanzig mehr oder weniger ſchroffen Ableh⸗ nungen gibt Karl die Hoffnung auf eine weitere billige Autofahrt auf und wandert reſolut zum Bahnhof. Bis Baſel langt ſein Fahrgeld ja, es bleiben ſogar noch zwo Mark ſechzig Pfennige übrig. Alſo los! In Baſel wird man weiter ſehen! Karl trifft genau mit dem Zug in Baſel ein, mit dem Profeſſor Servatius und Heidi über Olten⸗Luzern weiter⸗ fahren. Aber in Unkenntnis der lokalen Verhältniſſe iſt Karl bereits auf dem Badiſchen Bahnhof in Baſel aus⸗ geſtiegen, während Heidi und der Profeſſor dreißig Minu⸗ ten ſpäter den Zug auf dem Baſeler Hauptbahnhof beſtei⸗ gen, genau zu der Zeit, da ihr Verfolger durch die Straßen der Stadt bummelt und am Hotel„International“ vor⸗ heikommt, ohne zu ahnen, daß dor kurzem noch Heidi Wel⸗ ling durch dieſe Tür getreten iſt. Auf dem Bundesbahnhof ſtillt Karl ſeinen Hunger durch ein belegtes Butterbrot und ein Glas Milch und ſchlendert dann durch die Vorhalle, mit Argusaugen nach irgendeiner Verdienſtmöglichkeit ſpähend. Trotz ſeiner leichtſinnigen Veranlagung verhehlt er ſich nicht, daß ſeine Aussichten für die Weiterreiſe gleich Null ſind. Keine Sekunde kommt ihm der Gedanke, die Sache aufzugeben und wieder heimwärts zu tippeln. Heidi iſt in Gefahr! Heidi reiſt ſchutzlos, allein mit einem unbekannten Ver⸗ führer nach Italien! Da gibt es keine Wahl für Karl Hofmeiſter. Einmal bereits als blinder Paſſagier gefahren, iſt für ihn der Gedanke einer Wiederholung natürlich nahe⸗ liegend. Zu ſeiner Ehre ſei es geſagt, daß ihm dieſer Gedanke trotzdem ſehr unangenehm iſt. In Pernambuco, das war etwas anderes! Da hat er ſich keine Gewiſſens⸗ biſſe gemacht, ſondern ſich eins gelacht. Diesmal alſo gilt es eine Gemeinheit, einen Betrug an den Schweizer Bundesbahnen. Karl Hofmeiſter windet ich bei dem Gedanken. Aber— Heidi! Diesmal gilt es doheres, als einem ekelhaften Onkel auszureißen! Nicht 1 eigenen Ich gilt es, ſondern einem lieben Mädel, das n ſeiner Unerfahrenheit drauf und dran iſt, die Beute eines gewiſſenloſen Schurken zu werden! Zum Kuckuck, arf man da nicht ein bißchen jeſuitiſch denken und den Zweck das Mittel heiligen laſſen! Wenn's doch gar nicht anders geht?! 8 Der Gedanke an Heidi iſt ſtärker als die moraliſchen Jedenken Karl Hofmeiſters. Mit zuſammengebiſſenen Nallendlteigt er in den abfahrtbereiten Schnellzug nach eine Der Zug iſt ſtark besetzt. Nur mit Mühe findet Karl Dacl. Platz in einem Abteil. Drei Damen und zwei teumen und zwei Herren ſind außer ihm in dieſem Ab⸗ 15 kleinbürgerlich ausſehende Leute aus der Provinz, ü eine der Damen, eine rotblonde, etwa fünfunddreißig⸗ a hrige, ſtattliche Frau zeigt in Kleidung und Haltung eine deiſbſtädliſche Eleganz. Aus den Geſprächen der Mit⸗ ſe enden untereinander entnimmt Karl ſehr bald, daß di ſamt und ſonders zu einer Reiſegeſellſchaft gehören, Abtefuf dem Wege nach Italien 3 uch die N des langgeſtreckten D⸗Zug⸗Wagens ſind mit Teil⸗ mern der Reifegeſellſchaft beſetzt. übrigen i„Hundert weniger vier!“ ſagt einer der Herren ver⸗ droſſen.„Ich war platt, als auf dem Bahnhof in Köln ſah, wie viele wir ſind. Im Reiſebüro hatten ſie uns doch verſichert, die Geſellſchaft würde höchſtens 40 Teil⸗ nehmer umfaſſen!“ 5„Na, das wär ja nicht ſo ſchlimm“, meint verſöhn⸗ lich eine der Damen, eine behäbige breite Fünfzigerin mit gutmütigem Geſicht.„Mich dauert bloß der arme Reiſeführer. Sie hätten ihm doch wenigſtens einen Aſſi⸗ ſtenten beigeben ſollen. Allein kann er uns ja gar nicht alle überſehen.“ .„Dat ſtimmt, Frau Urbans“, meint der andere Herr, ein biederer Maurermeiſter aus der Eifel.„Die ganze Fahrt über is unſer Reiſeführer überhaupt noch nit hier bei uns geweſen. Er müßt uns doch eigentlich wat von der Gegend erklären, wo wir vorbeifahren.“ Durch das Schweizerland brauſt der Zug. Karl laufcht, ganz klein zwiſchen die Mitreiſenden gedrängt, verſtohlen den Geprächen, aber ſeine Augen gehen unſtet immer wieder zur Abteiltür hinüber. Jeden Augenblick kann dort der Zugbeamte erſcheinen und die Fahrkarten revidieren. Dann iſt die Herrlichkeit zu Ende. Blühende Obſtgärten tauchen draußen auf, in ſaftiges Grün gebettete Villen, auf denen luſtige Schweizerfahnen wehen. Blaues, ſonnbeſchienenes Waſſer— Luzern! „Guck ens, wat für ne komiſche Brücke da!“ Der Mann aus der Eifel weiſt zum Fenſter hinaus.„Wo ſin mer denn jetzt?“ „Ich glaube, das iſt Luzern“, ſagt die großſtädtiſche Dame, ebenfalls intereſſiert hinausblickend.„Wir ſol⸗ len wirklich mal nachſehen, wo denn eigentlich unſer Reiſe⸗ führer ſteckt.“ 100 00, 2 1 8 + Zeichnung: Drewitz— M. Karl Hofmeiſter überholt den Zugbeamten, der die Abteiltür geöffnet hat, und er erſchrickt heftig, als er hinter ſich plötzlich die laute Stimme des Herrn aus der Eifel hört. „Jawohl, das iſt Luzern, die Hauptſtadt des gleich⸗ namigen Kantons, eine der ſchönſten Städte der Schweiz“, ſagt plötzlich eine junge Stimme hinter den ſich am Fenſter drängenden Reiſenden. Karl Hofmeiſter war zwar noch nie in der Schweiz, aber gottlob, Erdkunde und Geſchichte waren ſeine beſten Fächer aus der Schule. Er weiß allerhand. Während des ganzen Aufenthalts auf dem Luzerner Bahnhof muß Karl die Wißbegierigkeit ſeiner Mitreiſen⸗ den durch lange Vorträge ſtillen. Krampfhaft ſucht er in ſeinem Hirn zufſammen, was er über die Schweiz weiß. Es geht alles etwas kunterbunt durcheinander, aber die Zuhörer ſind trotzdem ſehr intereſſiert und befriedigt. Es kommen ſogar Reiſende aus den Nachbarabteilen an die Tür und hören ebenſo intereſſiert zu, verlangen kate⸗ goriſch ihren Teil an der Erklärung. Am Vierwaldſtätterſee vorbei geht die Fahrt. Küß⸗ nacht, die Tells⸗Kapelle, Rigi, Urirothſtock— Karl muß in einem fort erklären. Selber die Gegend nur aus Büchern und Bildern kennend, muß er dabei ſeine Auf⸗ merkſamkeit ſo ſtark anſpannen, daß er ganz den Zug⸗ beamten überhört, der die Abteiltür geöffnet hat, und er erſchrickt heftig, als er hinter ſich plötzlich die laute Stimme des Herrn aus der Eifel hört: „Fahrkarten ham mer nit, Herr Zugführer. Die hat all unſer Reiſeleiter.“ „Danke!“ Der Zugbeamte tippt höflich an ſeine Mütze. „Die Herrſchaften gehören alle zur Reiſegeſellſchaft?“ „Jawohl!“ fagt Karl geiſtesgegenwärtig, bevor einer der anderen antworten kann.„Alle zuſammen.“ Der Beamte nickt und markiert an den Nummern⸗ ſchildern der Abteiltür ſechs beſetzte Plätze. Als er wei⸗ N iſt, richten ſich fünf erſtaunte Augenpaare auf ar N „Nanu? Sie gehören auch zu uns? Davon haben Sie ja gar nichts geſagt!“ a „Ja, ich. ich.. Ein rettender Einfall kommt Karl in der Erinnerung an die bet h die ſeine Mit⸗ reiſenden vorhin unter geführt haben.„Ich bin dem Reiſeführer als Aſſiſtent beigegeben.“ 1 723 AKEL, Pol Sechs Abteile weiter rückwärts im Zuge ſitzt Herr Zeidel, der wohlbeſtallte Reiſeführer der„Werbü“(Weſt⸗ deutſches Reiſebüro m. b. H.) und blickt finſter auf ein Telegramm ſeiner Firma, das ihn auf dem Bahnhof Juzern erreicht hat. „Nachſendung von Aſſiſtent infolge Reiſeandrangs un⸗ möglich. Engagiert in Lugano oder Mailand zuver⸗ läſſigen Aſſiſtenten. Werbü.“ Herr Zeidel ärgert ſich gründlich. Wie die Herren in der Direktion ſich das denken! In Lugano iſt ſo leicht kein deutſcher Reiſeführer zu finden, der für wenig Gehalt die Arbeit übernimmt. Und etwa in Mailand? Aber andererſeits: Wenn das ſo weiter geht, werden die Teil⸗ nehmer unzufrieden. Ein einziger Reifeführer auf 96 Teilnehmer! Eigentlich ſollte die Geſellſchaft höchſtens 40 Teilnehmer umfaſſen, und jetzt hat man ihm 96 Teil⸗ nehmer aufgehalſt. Und nun weigert ſich die Firma auch noch, ihm auf ſeine dringende telegraphiſche Bitte hin einen Aſſiſtenten nachzuſchicken, der einen Teil der Arbeit übernehmen kann. 5 „Nächſten Erſten kündige ich“, brummt Herr Zeidel wütend, knüllt das Telegramm in die Taſche und macht ſich auf den Weg durch den Zugkorridor, um nach ſeinen Schutzbefohlenen zu ſehen. Karl hat den Schrecken, den ihm das Erſcheinen des Zugbeamten einjagte, eben überwunden und iſt eifrag da⸗ bei, ſeinen Fahrtgenoſſen den Kirchturm von Waaſen zu zeigen, als die Kataſtrophe naht; Herr Zeidel ſchiebt die Abteiltür zurück und lächelt ſeine Reileteilnehmer mit vorgeſchriebener Liebenswürdigkeit an. „In einer kleinen Stunde, gleich nach der Abfahrt von Göſchenen, wird im Speiſewagen das Mittageſſen ſerviert, meine Herrſchaften.“ „Da ſind Sie ja, Herr Reiſeführer!“ lacht die rot⸗ blonde Dame vom Fenſter her.„Wir haben uns ſchon ſeit Baſel die Augen nach Ihnen ausgeſchaut.“ „Bitte vielmals um Entſchuldigung, gnädige Frau. Eine ſo große Geſellſchaft., nicht wahr, man kann nicht überall zugleich ſein. Ich ſtehe natürlich gern zur Ver⸗ fügung, wenn irgend etwas...“ „Is halb ſo ſchlimm“, ſagt der Mann aus der Eifel gemütlich.„Ihr junger Aſſiſtent da is en Teufelskerl. Der hat uns alles gründlich erklärt.“ „Mein— Aſſiſtent?“ Herr Zeidel richtet einen baß erſtaunten Blick auf den jungen Menſchen, zu dem der Herr aus der Eifel hinübernickt. Aber noch ehe Herr Zei⸗ del mehr ſagen kann, reden ſchon zwei, drei der anderen Teilnehmer dazwiſchen. „Das war nett von Ihnen, Herr Zeidel, daß Sie uns den Herrn geſchickt haben.“ „Ohne ihn hätten wir überhaupt nicht gewußt, was wir da draußen ſehen.“ Der Reiſeführer blickt noch immer ſtarr den jungen Mann an und Karl erwidert feſt den Blick. Etwas Fle⸗ a liegt in ſeinen Augen. Herr Zeidel räuſpert ſich endlich. „Sehr erfreut, daß die Herrſchaften zufrieden ſind. Hm. Ja. Kommen Sie doch bitte mal mit, Herr...“ Draußen auf dem Flur ſtellt er eine raſche Frage: „Sind Sie Angeſtellter des Weſtdeutſchen Reiſebüros?“ 1„Nein“, ſagt Karl ehrlich,„das kenne ich überhaupt nicht.“ „Hm. Dann erklären Sie mir mal. Aber wir wollen nicht hier im Korridor verhandeln. Kommen Sie mit in mein Abteil!“ 5 Herr Zeidel hat ein eigenes Abteil, eines jener ſchmalen Halbabteile am Ende Wagens, das nur drei Plätze aufweiſt. Er fordert den jungen Mann auf, Platz zu nehmen. „Alſo bitte! Wer ſind Sie eigentlich?“ Karl Hofmeiſter weiß, daß Ehrlichkeit jetzt die einzige Hoffnung iſt.„Blinder Paſſagier“, ſagt er mit verzwei⸗ feltem Humor.„Ich habe keine Fahrkarte und kein Geld.“ Der Reiſeführer zieht die Brauen hoch.„Sie haben ſich alſo unter Mißbrauch des Namens meiner Firma als mein angeblicher Aſſiſtent in den Zug geſchlichen?“ „Das nicht.“ Karl erzählt mit kurzen Worten, wie er auf den Einfall kam, ſich als Mitglied der Reiſegeſell⸗ ſchaft auszugeben.„Die Teilnehmer beklagten ſich dar⸗ über, daß niemand ihnen die Ausſicht erklärte und mein⸗ ten, Sie hätten ſich einen Aſſiſtenten mitnehmen ſollen“, ſchließt er ruhig. Herr Zeidel hat während der kurzen Erzählung den jungen Menſchen ſcharf gemuſtert. Wie ein Gepäckmar⸗ der, der ſich im Zug an die Reiſenden heranmacht, ſieht er nicht aus. Auch nicht wie ein Hochſtapler. Dieſe unangenehmen Typen kennt Herr Zeidel aus ſeiner langen Praxis zur Genüge.„Wo wollten Sie denn hin?“ fragt er ein wenig freundlicher. „Nach Italien!“ „Hm. Haben Sie denn wenigſtens einen Paß?“ Karl holt ſeine Legitimation heraus und reicht ſie dem Paßbhid un hin. Er ſtudiert ſie genau, vergleicht das Paßbild mit dem Original, prüft die Stempel— plötzlich blickt er intereſſiert auf. Einreiſeviſum Pernambuco? Sie waren in Südamerika?“ „Jawohl. Ich bin mit dem Zeppelin zurückgekommen. Auch als blinder Paſſagier.“ Herr Zeidel lächelt wohlwollend. Scheint ein heller Junge zu ſein. Mit dem Luftſchiff als„Blinder“ über den Ozean, das erfordert Energie, Umſicht, Geriſſenheit. Hm. Hat er ja auch hier wieder geſehen. So einen jun⸗ gen Menſchen könnte man ſchon brauchen.„Welche Schul⸗ e haben Sie?“ will er wiſſen. „Realſchule, Primareife.“ „Sie ſprechen italieniſch?“ „Nur 15 und leidlich engliſch.“ „Genügt auch“, brummt der Reiſeführer.„In gt Hotels kommt man mit Franzöſiſch und Deutſch ebenſogut aus.“ Er behält das Paßheft in der Hand und ſieht Karl überlegend an. (Fortſetzung folgt.) e— . * 9* 9*. kreuzwort⸗Nätſel. f 5. 0 0 0 8 9 10 f N 5 14 5 0 17 18 19 0 25 2² 25 Die Wörter bedeuten: Waagerecht: 1. Land ir Arabien, 4. Fahrſtuhl, 8. Hafenſtadt in brit. Malakka 10. Sportgerät, 11. Fluß in Afrika, 12. Getränk, 14. Blas inſtrument, 16. Teil des Auges, 18. Nebenfluß der Wolga 20. Angehöriger eines nordiſchen Göttergeſchlechts, 21 Gewürzpflanze, 22. Pferdekrankheit, 23. Gewäſſer. Senk recht: 1. Berg in Griechenland, 2. optiſches Gerät 3. ſüdamerikaniſcher Kuckucksvogel, 5. elektriſch geladenes Atom, 6. Fleiſchſpeiſe, 7. Schweizer Freiheitsheld, 9. Erd- teil, 12. geographiſcher Begriff, 13. Schwur, 15. Brenn⸗ material, 17. Anrede, 19. Papageienart, 20. Abſchiedsgruß Schach⸗Aufgabe. 4a b 3 f 9 8 i n e 9, , . 2 5 2 ,b. . 2 g 55 5, ec 7 b 5 4 0 1 Weiß zieht und ſetzt mit dem dritten Zuge matt. Einſetz⸗Rätſel. Stil— Maie— Grad— Bas— Selen— Mai— Hube Man— Slave— Po— Tuſch— Laune. Vorſtehenden Wörtern ſoll, einerlei an welcher Stelle, noch je ein Buchſtabe eingefügt werden, ſo daß neue Wör⸗ ter entſtehen. Die eingefügten Buchſtaben müſſen zuſam⸗ mengezogen, ein Feſt im neuen Deutſchland nennen. Wirrwarr. Es iſt zu bilden aus: e rr u Junger Soldat. d e o r t Muſe. bft Stadt im Orient. VC Kleines Pelztier. e e hh i in w Sehnſucht nach Hauſe. l Italieniſche Inſel. aeehklopt Arzneiladen. e gin ns u Stadt in Heſſen⸗Naſſau. Nach richtiger Bildung der Wörter müſſen die An⸗ fangsbuchſtaben von oben nach unten, und Endbuchſtaben von unten nach oben geleſen, eine Verkehrsſtraße ergeben. Silben⸗Rätſel. Aus den 16 Silben: bi— damm— eg— eich— ge — im— kamp— ken— la— la— me— neu— rock— ſchof— ſto— ta ſind acht zweiſilbige Wörter zu bilden, die folgende Bedeutung haben: 1. Leinentuch, 2. Ackergerät, 3. hoher Geiſtlicher, 4. Eiſenbahnſtation unweit Berlin, 5. Stadt in der Provinz Brandenburg, 6. Inſekt, 7. Prieſtergewand, 8. Kartenſpiel. Die Wörter ergeben, wenn gefunden und richtig geordnet, in ihren Anfangs⸗ buchſtaben von oben nach unten und Endbuchſtaben von ein Sprichwort. unten nach dieſes? oben geleſen, Wie lautet Rätſel. Zwei Brüder laufen um die Wette, Und bald iſt der, bald der voraus; Nachts ruh'n ſie kampfesmüd' im Bette Einträchtig beieinander aus. Auflöſungen aus voriger Nummer: Kreuzworträtſel: Waagerecht: 1. Propeller, 8. Go, 9. Korea, 10. As, 12. Mal, 13. Ire, 15. Oie, 17. Elm, 19. Moa, 21. Ente, 23. Turf, 24. Riſpe, 25. Lenz, 27. Erde, 29. Ali, 30. Hof, 32. Oel, 33. Lei, 35. Lot, 37. du, 39. Tenor, 40. Ai, 41. Rhabarber.— Senkrecht: 1. Po, 2. Oka, 3. Pole, 4. er, 5. Leim, 6. Lar, 7. Ra, 8. Groen⸗ land, 11. Staffelei, 12. Met, 14. Emu, 16. Inſel, 18. Laſſo, 20. Orade, 22. Erz, 23. Tee, 26. Nil, 28. rot, 30. Hieb, 31. Flor, 34. Eta, 36. Orb, 38. Ur, 40. Ar. Magiſches Dreieck: e 0 e a R n Silbenrätſel: 1. Apotheke, 2. Nemeſis, 3. Der⸗ wiſch, 4. Etikette, 5. Nektar, 6. Walroß, 7. Euripides, 8. Indigo, 9. Bernburg, 10. Eſtremadura, 11. Ruyter, 12. Naugard, 13. Itzehoe, 14. Schlüter, 15. Tabak, 16. Agio, 17. Longchamp, 18. Linderhof.— An den Weibern iſt alles Herz, ſogar der Kopf. Homonym⸗ Scherze: 1. acht, Acht, 2. Arme, 3. Backen, Backen, 4. betrüge, betrüge, 5 Eſſen, 6. Fallen, fallen, 7. geladen, geladen. arme, Eſſen, Zeichnung: Werner— M. „Sind Sie krank, daß Sie ſo gebückt gehen?“— „Das nicht, aber meine Uhr geht nur im Liegen!“ „Peter, haſt du denn das Buch, das dir Onkel Walter geſchenkt hat, ſchon angeſehen?“ „Nein, noch nicht, Papa!“ „Warum denn nicht?“ 8 g „Mama hat geſagt, ich müſſe mir vorher die Hände waſchen!“ Nachts. Eine einſame Gegend. „Verzeihung, können Sie mir nicht ſagen, wo hier in der Nähe ein Polizeirevier iſt?“ „Hier in der Nähe iſt gar keines.“ „Aber wo kann man wenigſtens einen Schutzmann finden?“ „Weiß ich nicht.“ „Steht denn hier in der Gegend keiner?“ „Nein.“ „Nun, wenn die Dinge ſo liegen, würde es Ihnen etwas ausmachen, mir freundlichſt Ihre Uhr, Brieftaſche 5 und ſonſtige Wertgegenſtände auszuhändigen?“ d. h. vor dem kinseifen. Nivea- Creme gibt geschmeidige, gut tasierfähige 5 Heut, die Weder spannt noch aufspringt Kundin:„Wiſſen Sie, Fräulein, ſolch geſunde Geſichts⸗ farbe wie Sie möchte ich auch gern haben.“ „Möchten Sie gleich zwei Doſen davon haben oder genügt vorläufig eine?“ a E „Sie wollen ſchon wieder Urlaub?“, fragte der Chef den jungen Mann.„Wohl wieder einmal, um Ihre Frau zur Bahn zu bringen, um am Begräbnis Ihrer Schwieger⸗ mutter teilzunehmen, zur Taufe Ihres Jungen oder weil Ihr Töchterchen die Maſern hat?“ „Nein“, antwortete der junge Mann,„diesmal wird's Ernſt, ich bitte um Urlaub zu meiner Hochzeit!“ „Was iſt der Meiſterboxer eigentlich für ein Menſche Können Sie ihm etwas Schlechtes nachſagen?“ „Ich werd' mich hüten!“ Achtung! Ausschneiden und sammeln! f Preisfrage Nr. 4: Doppelpaketes zu 68 Pfg. e Vor- Nährend πν n g N A i N ii dem PAINMOIIVE-RHasierseife Was kostet ein 4 ltr. fewo: Waschbad bei Verwendung des preisgönztigen Nächste Anzeſge in 8 Tagen! Teilnohmebecingungen und preise in der letzten Anzeige Zwang zur Leiſtung die erſte Verpflichtung des Gütezeichens ſtellt. — der deutſchen Kleidwirtſchaft. Das Erkennungsmarke für Maßkleidung, handeln. Die Berufsorganiſation des Herrenſchneiderhand⸗ werks hat ein Gütezeichen für Maßkleidung eingeführt und ſich damit den Beſtrebungen angeſchloſſen, die man ſeit einiger Zeit bei verſchiedenen Zweigen des deut⸗ und fachlich weitgeſpannten Gütebedingungen ſorg⸗ ſchen Handwerks beobachten kann. Unſeres Wiſſens iſt das Schneiderhandwerk der zahlenmäßig größte Be⸗ rufszweig des Handwerks, der ſeine Leiſtungen unter Herrenſchneiderhandwerk umfaßt 125 000 Betriebe mit rund 100 000 Geſellen und Lehrlingen und einem Ge⸗ ſamtumſatz von annähernd 1 Milliarde Mark. Dieſe Zahlen ſind ein Beweis für die große wirtſchaftliche Bedeutung des Herrenſchneiderhandwerks innerhalb Maßſchneider⸗ handwerk, das an der Verſorgung der männlichen Bevölkerung mit Kleidung maßgebend beteiligt iſt, will letzt allen denen, die Maßkleidung tragen oder ſich ihr wieder zuwenden wollen, eine Leiſtungsgarantie in 18 1 eines Gütezeichens geben. Bei dieſem Gütezeichen ann es ſich nicht um ein bloßes Warenzeichen, eine Dafür wäre die Bezeichnung„Gütezeichen“ verfehlt. Wenn das Herrenſchneiderhandwerk ſein Zeichen ein Güte⸗ zeichen nennt, dann will es damit ſagen, daß die Maßkleidung, die dieſes Zeichen trägt, in ihrer inneren und äußeren Ausſtattung, in der Verwendung des Materials und in der Linienführung und Paßform ein Gütezeichen für Maßkleidung allen Bedingungen entſpricht, die man an ein gutes und ſchönes Bekleidungsſtück ſtellen muß. Die Inhaber des Gütezeichens ſind verpflichtet, die ſehr eingehenden fältig zu erfüllen. Das Gütezeichen wird nur Inhabern von Maß⸗ Das geſchäften verliehen, die in ihrer fachlichen Leiſtung ni einwandfrei und bereit ſind, ſich auch für die Zukunft einer dauernden Kontrolle zu unterwerfen. Darin liegt für alle Inhaber des Gütezeichens ein unnachgiebiger Zwang zur ſteten Leiſtung, zum dauernden Streben auf dem Wege der fachlichen Vervollkommnung und des Fortſchritts. Das aber wird allen Trägern von Maß kleidung eine Garantie für die Erfüllung ihrer Wünſche und Anſprüche ſein, denn das Gütezeichen ſchafft eine klare Leiſtungsgrundlage und gewährleiſtet vorbildliche Maßarbeit. Man weiß in Zukunft, was man verlan⸗ gen kann und was man bekommt. Wir ſehen in der Einführung des Gütezeichens für Maßkleidung eine mutige Maßnahme des Schnei⸗ derhandwerks, die ihren Grund nur in dem Bewußtſein fachlicher Stärke und Bereitſchaft haben kann. Das aber iſt für alle Freunde der Maßkleidung eine Be ruhigung. Durch 4 zum Erfolg. Das wird der Weg ſein, den das ehrbare Herrenſchneiderhandwerk unter dem Gütezeichen geht. Spendet Freiplätze Ihr ſpendet Glück für 50 9%. 28 1 die Jugend n Immo DA 2 VI. 87: 636 626. für Anzeigen iſt der Verlag der vorl. gettung nicht zuständig. Verantweri gg die Schriftleitung Kurt Winkler, für Anzeigenteil Carl Görg Verlag Sonn Sie Prospekt von Or. August Wolff, sielefele — gum Wochenende und Zum Zeitvertreib: Nr. 89 erſcheinen als Vellage, b Pl.⸗Nr. 8.— Für die auf diefer Seite erſcheinenden blatt Deutſcher Provins⸗Verleger, ſämtl. in Berlin SW 6s, Lindenftr⸗—440— EE