eſetzes rund⸗ phon, „ur künf⸗ oneig⸗ ſitzen, g be⸗ neldet r eine iſtung Nikro⸗ che. dienſt, tunde. tt mit zredigt . 3 90 Rr. 226 Reckar⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 28. September 1937 Der ſtarke Widerhall Es zeigt ſich jetzt ſchon deutlich, daß der Beſuch Muſſo⸗ linis in Deutſchland nicht nur äußerlich, ſondern auch poli⸗ tiſch in der ganzen Welt als ein Ereignis von hiſtoriſcher Größe gewertet wird. Selbſt die Preſſe derjenigen Länder, aus denen zunächſt eine etwas mißgünſtige Begleitmuſik ge⸗ kommen wär. verſchließt ſich nicht länger diefer Einſicht. So ſind auch die engliſchen Blätter mit ſpaltenlangen Berichten über den Beſuch und mit Kommentaren dazu angefüllt. Der„Obſerver“ ſchreibt, die Zuſammenkunft Hitlers und Muſſolinis, die beide zuſammen etwa 120 Millionen Men⸗ ſchen vertreten, ſei ein großes hiſtoriſches Ereignis. Das Band, das beide Länder vereine, ſei ein Faktor von großer Bedeutung für Europa. Die deutſch⸗italieniſche Kundgebung enthalte keine Drohung Deutſchland und Italien wünſch⸗ ten eine Verſtändigung mit England und Frankreich. Auch „Sunday Times“ betont, in der Zuſammenkunft müſſe man eine Gelegenheit ſehen, die die engliſche Diplomatie nutz⸗ reich anwenden könnte und die dadurch möglicherweiſe ganz Europa zum Vorteil gereichen würde. Im„Sunday Ex⸗ preß“ kommt der frühere Preſſechef des Foreign Office, Sir Arthur Willert, zu dem Schluß, weder Adolf Hitler noch Benito Muſſolini wünſchten einen Krieg Aus dem Manövergelände berichtet der„Daily Telegraph“, daß die deulſche Armee einen ausgezeichneten Eindruck mache. Ob⸗ wohl die Truppen ſchwere Märſche hinter ſich gehabt hät⸗ ten, ſeien ihr Geiſt und ihre Leiſtungsfähigkeit ſehr gut ge⸗ weſen. Offiziere und Mannſchaften hätten mit typiſch deut⸗ ſcher Gründlichkeit ihre Pflicht erfüllt. Die Ausrüſtungen ſeien gut und ſehr modern geweſen. Die Besichtigung der Kruppwerke durch Muſſolini wird von den Blättern als überraſchend hervor⸗ gehoben, da ſie urſprünglich nicht im Programm vorgeſe⸗ hen war. Mehrere Blätter ſtellen wieder Vermutungen über den Gegenſtand und das Ergebnis der bisherigen Beſprechungen an. U. a. betont die„Morning Poſt“ im Leitartikel, man könne annehmen, daß die deutſch⸗italieni⸗ ſche Verſtändigung in keiner Weiſe die Mächte Europas in Aufregung verſetze. Weder Deutſchland noch Italien beab⸗ ſichligten irgendetwas gegen England zu unternehmen. Daß Muſſolini Hitler aufſuche, ſei genau ſo wenig über⸗ raſchend wie die ſtändige Zuſammenarbeit zwiſchen den de⸗ mokratiſchen Nationen England und Frankreich. Jedem gebühre eben das Seine. Man müſſe aber zugeben, daß der Völkerbund bisher nichts für eine Entſpannung getan, ſon⸗ dern daß er im Gegenteil viel zur Beruhigung beige⸗ tragen habe. Wenn die Achſe Berlin— Rom nichts Drohendes enthalte, ſo verdanke man das auf keinen Fall dem Völkerbund. Eines ſtehe feſt, nämlich, daß die Zu⸗ ſammenkunft zwiſchen dem Duce und dem Führer ſowohl in Italien wie in Deutſchland größte Befriedigung erwecke und bei beiden Völkern beſte Stimmung hervorgerufen habe. Der Beſuch werde eine Entſpannun g in Eu⸗ ropa bringen und ſomit einen weiteren Schritt zur allge⸗ meinen Beruhigung und zur beſſeren Verſtändigung dar⸗ ſtellen. Wenn das das Ergebnis des Beſuches ſei, ſo werde er ſicherlich nicht vergebens geweſen ſein. Das„Wiener Montagsblatt“, die Montagausgabe der Reichspoſt“, widmet ſeinen Leitartikel dem Beſuch Muſſo⸗ linis in Deutſchland. Im Mittelpunkt der Betrachtungen ſtehen die günſtigen Auswirkungen der Achſe Berlin Rom. Einleitend ſtellt das Blatt feſt, daß ſich die internationale Aufregung über die Deutſchlandreiſe Muſſolinis in zwei charakteriſtiſchen Auslegungen äußere. Die eine ſtelle die guſammenkunft der beiden Regierungen als Komplott dar. Wenn die Regierungen von Berlin und Rom wirklich die ſchwärzeſten Pläne hegten, würden ſie deren Ausführungen wohl kaum ſo unter den Augen der ganzen Welt einleiten. die andere Auslegung möchte die Welt glauben machen, daß die Achſe Berlin—Rom ſeit Nyon und dem Genfer Heſpräch Vova⸗Scottas mit Delbos brüchig geworden ſei. Die Kreiſe, die ihrer Nervoſität auf dieſe breiſe Luft machten, vergäßen aber, daß die Deutſchlandreiſe Muſſolinis mehrere Monate bor der Konferenz von Nyon heſchloſſene Sache geweſen ſei. Beide Anſchauungen höben ſich alſo auf, und der Reſt ſei gleich Null. Wenn man die Ange aber ohne Vorurteil betrachte, ſo ſei durch die Achſe Verlin—Rom in der europäiſchen Politik überhaupt das Gleichgewicht erſt hergeſtellt worden, das ſeit Verſailles gefehlt habe. Es gebe keine beſſere Vorausſet⸗ zung für eine dauernde Verſtändigung Europas als dieſe beiden parallelen Achſen Berlin Rom und Paris—Lon⸗ don, allerdings nur dann, wenn die Sowjetunion außerhalb jeder Kombination bleibe. Schon bei dem heutigen Stand der Beziehungen zwiſchen den Mächten ware eine fortſchreitende Stabllität in Europa feſtzuſtellen, ſobald man ſich die Sowjetunion wegdenke Im Donau- raum ſei der ſtabiliſierende Einfluß der Achſe Berlin— Rom bereits deutlich in Erſcheinung getreten. Früher, zu der Zeit der Alleinherrſchaft von Verſailles, fe hier in⸗ folge des einſeitigen Drucks der Kleinen Entente eine zu ſtarke Erſtarrung eingetreten, die jede gedeihliche Entwick⸗ lung gehemmt habe. Erſt die deutſch⸗italieniſche Verſtän⸗ digung habe im Donauraum eine Auflockerung mit ſich ge⸗ bracht, die ſich von Tag zu Tag fruchtbarer geſtalte und die beſten Ausſichten für die Zukunft eröffne. Flammende Begeiſterung über das gewaltige Geſche⸗ 910 das ſich um Hitler und Muſſolinſ in Deutſchland ab⸗ pielt, und geſpannteſte Erwartungen, die angeſichts der letzten Vorbereitungen für den Empfang des titalieniſchen Regierungschefs in Berlin auf ihren Höhepunkt geſtiegen ſind, kennzeichnen die italieniſche Preſſe. Die Blätter bringen lebendige Schilderungen und unzählige Bilder von der Triumphfahrt der beiden Volksführer und Staatsmänner, deren Begegnung als das immer ſtärker den europäiſchen Horizent beherrſchende Ereignis gefeiert wird. Der Mailänder„Popolo d'Italia“ nimmt dieſe ein⸗ zigartige, in der Geſchichte zweier Völker vielleicht noch nie dageweſene, bis in die Tiefe des Volkslebens reichende Begeiſterung zum Ausgang der Betrachtungen über das Schickſal, das den jungen, auf triumphierenden Revolutio⸗ nen hervorgegangenen Regimen beſtimmt iſt. Der Haupt⸗ charakterzug der deutſch⸗italieniſchen Freundſchaft ſei ihre klare Offenheit gegenüber der Welt, das Fehlen von Hin⸗ tergedanken und ihr geiſtiger Charakter. Das Deutſchland Hitlers ſei nicht mehr das Deutſchland Wilhelms l., und die Achſe Rom— Berlin habe nichts mit dem vergangenen öſterreichiſch-deutſchen Bündnis oder dem Dreibund gemein. Schließlich ſei noch erwähnt, daß der Beſuch Muſſoli⸗ nis ſelbſt in Amerika im Mittelpunkt des öffentlichen Intereſſes ſteht. Die geſamte Preſſe ſchildert ausführlich die Ehrungen für Muſſolini und die Herzlichkeit des Emp⸗ fangs in München. Sie bringt bereits funkentelegraphiſch übermittelte Bilder von der Fahrt der beiden Staatsmän⸗ ner durch die Hauptſtadt der Bewegung.„Herald Tribune“ berichtet, mit der Ankunft Muſſolinis in München habe ein diplomatiſcher Beſuch begonnen, der einen Wende⸗ bärſte. in der europäiſchen Geſchichte darſtellen dürfte. Standartenturnier und Wehrmachtrennen. (0), Iffezheim. Auf der Rennbahn des Internatibnalen Clubs in Iffezheim fand am letzten Sonntag anſtelle der traditionellen ländlichen Rennen ein Standarkenturnier der SA.⸗Reiterſtandarte 53 mit Flaggenweihe und Rennen der Wehrmacht ſtatt, veranſtaltet vom Rennverein Iffezheim. Unter den zahlreichen Beſuchern ſah man Gruppenführer Ludin, Diviſionskommandeur Generalleutnant von Schaller und Major von Vopelius. Das Standartenturnier ſah einen Fünfkampf vor, von dem am Vormittag 00-m⸗Lauf., Keulen⸗Weitwurf und KK.⸗Schießen ausgetragen wurden. Am Nachmittag folgten nach der durch Standartenführer Major Bender vorgenommenen Weihe der ſieben Sturmflaggen ein Reiterprüfungs⸗ und Jagdſpringen der Standarte. In beiden Sportarten wurde Scharführer Baumann 1⸗53 überlegener Sieger. Den Wanderpreis der Standarte im Fünfkampf holte ſich der Sturm 5. Das Rennen der Wehrmacht brachte ein Offiziers⸗Flachrennen um den Preis von Iffezheim, den Leut⸗ nant Freiherr von Knieſtedt auf„Motte“ gewann, ein Un⸗ teroffiziersflachrennen um den Preis der SA., bei dem 16 Pferde am Start waren und Oberwachtmeiſter Kälble Sie⸗ ger wurde und ein Offiziers⸗Jagdrennen um den Preis des Internationalen Clubs, das die Leiſtungsſiegerquote von 560 brachte und bei dem Leutnant Bickel Sieger blieb. Die anſchließende Preisverteilung nahm Gruppenführer Ludin vor. Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Dienstag, 28. September: tung und Tanz. Mittwoch, 29. September: der; 22.30 Unterhaltung und Tanz, Schallplatten. Donnerstag, 30. September: Freitag, 1. Oktober: 9.30 Sendepauſe; 10 Fiſchauktion, Hörſpiel; 10.30 Segel⸗ fliegerlager Laucha, Funkberichte; 10.45 Sendepauſe; 17 Bun⸗ tes Konzert am Nachmittag, Schallplatten; 18.30 Griff ins Heute; dazwiſchen: Nachrichten; 19.15 Stuttgart ſpielt auf, heitere Feierabendmuſik; 20.15 Wer bietet mir zum Erſten ., Kabarett für Alle; 21.15 Abendkonzert; 22.30 Muſik zur ſpäten Nacht. Samstag, 2. Oktober: 9.30 Sendepauſe; 10 Paul von Hindenburg, Gedächtnis⸗ endung zu ſeinem 90. Geburtstag; 10.30 Sendepauſe; 15 Wer recht in Freuden wandern will, was machen wir am Sonntag?; 16 Bunte Melodien; 18 Tonbericht der Woche; 19 Nachrichten und Uebertragung vom Bückeberg; 20 Regi⸗ menter grüßen ihren Feldmarſchall, Parademärſche zum 90. Geburtstage Hindenburgs; 21 Ora ei laboraß dem Gedächtnis 11 Feldmarſchalls von Hindenburg; 22.30 Tanz⸗ muſik. Reichsſender Frankfurt a, M.: Dienstag, 28. September: 10.45 Sportfunk für die Jugend; 11 Sendepauſe; 11.40 Deutſche Scholle; 14.10 Allerlei von Zwei bis Drei; 15.15 Unſere Kinder machen uns Sorgen, zwei kleine Hörſzenen; 15.45 Sendepause; 19 Werke von Eduard Künneke; 20.10 Werke von Eduard Künneke, Fortſetzung; 21.15 Der deutſche Genius erlebt Italien; 22.30 Unterhaltung und Tanz. Mittwoch, 29. September: 9.30 Sendepauſe; 11.45 Deutſche Scholle; 19 Unſer ſin⸗ gendes, klingendes Frankfurt; 20.10 Unſer ſingendes, klin⸗ gendes Frankfurt, Fortſetzung; 21.15 Bunter Abend; 22.20 Kamerad, wo biſt du?; 22.30 Unterhaltung und Tanz. Donnerstag, 30. September: 11.40 Deutſche Scholle; 14.10 Vom Burgenland zum goldnen Wien, muſikaliſche Fahrt durch Oeſterreichs neun Bundesländer; 15.15 Für unſere Kinder; 15.45 Sendepauſe; 19 Am Brunne vor dem Tore... romantiſche Klavier⸗ und Chormuſik, 20.10... und abends wird getanzt; 21.15 Beethovenkonzert; 22,30 Unterhaltungskonzert. Freitag, 1. Oktober: 10.45 Mutter turnt und ſpielt mit dem Kind; 11 Sende⸗ pauſe, 11.40 Deutſche Scholle; 19 Zeit, Nachrichten; 19.10 Unterhaltungskonzert; 21.15 Heroiſcher Herbſt, Funkfolge; 22.30 Tanzmuſik. Samstag, 2. Oktober: 9.30 Sendepauſe; 11.45 Deutſche Scholle; 15.15 Volk und Wirtſchaft; 15.30 Bitte, nur nicht gleich beleidigt ſein, kleine Schwächen unſerer Mitmenſchen; 18 Bunte Melodien; 19 Reichsſendung; 20 Militärkonzert; 21 Ueber Länder und Meere, buntes Unterhaltungskonzert; 22.20 Ora et labora, dem Gedächtnis des berewigten Feldmarſchalls von Hinden⸗ bura: 23.20 Richard Waaner⸗Konzert. FFFFUFUFbFbFPFPFFPFPFPCPUPCVDVUVUVUUCœCUwUwUVPVœœVœwVCVPVœCVœVœVœVœVœVœDœœœDœVœVœVœVœVœVœVPVœœVœVVœwVœVVœVPVPVœVPPœPwœↄↄPPPPPPPwwœ—w———w—w—w—wV—V—V—b———FÄFWWPPPTGPTGPVPD DVDV W+W+ꝓ+TW+ꝗEWn.d,UDD111 eee Dort, wo die Spree bei Friedrichshagen in den Großen Müggelſee einfließt, befand ſich die Zenker⸗Werft, die ſich aus kleinen Anfängen heraus zu der heutigen Größe her⸗ musgebildet hatte. Es war kein Rieſenunternehmen, aber 90 war ein Privatunternehmen auf ſolider Grundlage, mit Anteilſcheinen, die ſich reſtlos im Privatbeſitz einer kleinen Gruppe befanden. Dr. Robert Zenkee war aus der Schule r. Eckeners hervorgegangen. Mißerfolge waren ihm licht verſagt geblieben. Es war ſchon immer eine Vorli⸗ bon ihm geweſen, ſeine eigenen Wege zu gehen Dr. Zenker war alſo der Begründer der Zenker⸗Werft, die in den letzten Jahren durch beſondere Luftſchiffkon⸗ ſruktionen und Rekordflüge immer mehr von ſich reden ge⸗ nacht hatte, nicht nur in Deutſchland, ſondern auch in der übrigen Welt. In Ralf Irrgang, der ſeinerzeit als Navigations⸗ oſftzier in Dienſten der„Luftſchiffbau⸗⸗Zeppelin⸗A.⸗G.“ ſctanden, im Kriege auf den Marine Luftſchiffen . 6%& 6%„. 11½%„L, 30% und„I. 54“ Dienſt elan hatte und mit dem„Pour le mérite“ ausgezeichnet purden war, war Zenker ein ediegener und fleißiger itarbeiter erſtanden. Irrgang hatte auch im Jahre 1924 e Ruhmesfahrt der„Z. R. III“ unter Führung Dr. Ecke⸗ 5 nach Amerika mitgemacht und war mit den„Delag“⸗ aſiſchiffen„Deutſchland I,„Schwaben“,„Sachſen“, „Hanſa“ und„Viktoria Luiſe“ gefahren. Durch ſyſtematiſche Arbeit hatten Zenker und Irr⸗ gung ein Gas erfunden, das anſtelle von Benzin Motore 15 ſpeiſen vermochte. Die Verbrennungsquote dieſes Ga⸗ lag überaus günſtig. Mehr durch Zufall hatte dann zutgang noch ein neuartiges Metall erfunden, das leich⸗ Spiel? Welches waren die geheimen Agenten, die hier im als das bisher bekannte Duraluminium war, zudem eine größere Feſtigkeit beſaß. Irrgang nannte dieſes neue Metall Irraluminium und ließ es patentieren. Auf dieſen beiden Entdeckungen baſierte der Bau des „2. L. 127“, des„Dreadnought der Lüfte“ oder des„Flie⸗ genden Hotels“, wie es in den Auslandszeitungen hieß. In fieberhafter Spannung harrte die Welt auf den kühnen Start des rieſigen Luftſchiffes zur Umſegelung der Erde. Die ganze ziviliſierte Welt ſtand im Zeichen dieſes Fluges. Würde es glücken, den Erdball in lumpigen zwei⸗ hundert Stunden zu umfliegen? Schon allein die Vor⸗ ſtellung war unwirklich und unglaubhaft, phantaſtiſch und gigantiſch. Jammerſchade war es nur, daß man den Tag des Abfluges nicht wußte, weil Dr. Zenker in ſeiner über⸗ großen Beſcheidenheit vor berechtigten Ovationen zurück⸗ trat. Weil er es picht liebte, im Mittelpunkt des Welt⸗ geſchehens zu ſtehen. Man kam ſo um ein mehr als grandioſes Schauſpiel. Man kam um ein Stück Welt⸗ geſchichte. Aber man lag auf der Lauer wie ein Tiger im Dſchungel vor ſeiner Beute. Zu jeder Tag⸗ und Nacht⸗ ſtunde war der Berliner Bürger bereit, hervorzuſchnellen und ſich auf ſeine Beute zu ſtürzen. Und die Beute war das Terrain in Friedrichshagen Als: man von den neuerlichen Anſchlägen auf das Le⸗ ben des vergötterten Lieblings Dr. Zenker im Hauſe ſeines Schwiegerſohnes in Stockholm und auf den Rieſenleib des Luftſchiffes, das erſt kürzlich ſeine ſetzte Probefahrt mit beſtem Reſultat gemacht, erfuhr, da! kannte die Wut im allgemeinen und die des Berliner im beſonderen keine Grenzen mehr. Welche Nation trieb hier ihr freventliches Solde ſtanden? Es waren Attentate auf die Ziviliſation, auf Kultur und Menſchheit! In alle Ewigkeit mochte Gott dieſe verruchte Bande verdammen. War auch der herab⸗ 55 venezianiſche Lüſter im Feſtſaal des Hauſes des otſchafters Jan van Laer in Stockholm ein Anſchlag auf das Leben Zenkers und Irrgangs? Verdammt ja, es gab keine andere Löſung! Die Preſſe ſchrie ob all dieſer in⸗ ſamen Schandtaten zum Himmel um e und das deutſche Volk ballte im ohnmächtigen Zorn die Fauſt. Nie hatte die Welt mit ſo geſpannter Aufmerkſamkeit die fteberhafte Erwartung erreichte den Siedepunkt.— Das geheimnisvolle Flugzeug, das den Leib des Dreadnought der Lüfte hatte zerreißen wollen mit ſeiner tückiſchen Bombe, zum Glück aber nur geringfügige Wun⸗ den geſchlagen hatte, war im Dunkel der Nacht entkommen, wiewohl die Kriminalpolizei die ſofortige Verfolgung auf⸗ genommen hatte Die Spur war kaum zu verfolgen, denn die Luft hinterläßt keine Spur, die zum Verräter werden kann. Aber die Behörden fahndeten weiter. Schon zwölf Stunden ſpäter war der geringfügige Schaden am Luftſchiff ausgebeſſert, denn zum Glück hatte die Bombe keine edleren Teile verletzt.— Dr. Zenker und Ralf Irrgang hatten ſich um 4 Uhr morgens auf dem Stettiner Bahnhof eingefunden, um Ruth abzuholen. Der Stettiner[D-Zug lief in die Halle ein, die Reiſenden zerſtreuten ſich, aber von Ruth war nichts zu ſehen. Das brachte die beiden Männer in gelinde Aufregung. 55 „Daß ſie ſpäter von Stockholm abgefahren iſt, glaube ich nicht,“ meinte Dr. Zenker nachdenklich, als ſie den Bahnhof verließen,„denn dann hätte ich beſtimmt ein Telegramm erhalten. Außerdem weiß Ruth, daß wir über⸗ morgen früh ſtarten wollen. Bitte, Irrgang, fragen Sie funkentelegraphiſch bei meiner Tochter in Stockholm an.“ „Ich muß bekennen, daß ich mich gleichfalls in Sorge um Ihr Fräulein Tochter befinde, Herr Zenker. Wir hät⸗ ten ſie nicht allein fahren laſſen ſollen! Ich habe ſchon daran gedacht und mir Vorwürfe gemacht. Es iſt ja aber auch immerhin noch möglich, daß ſie den Anſchlußzug nicht erreicht hat. Doch verſchaffen wir uns unter allen Umſtän⸗ den Gewißheit. Fahren Sie nach Hauſe zurück. Ich bleibe gleich in der Stadt und gebe das Telegramm auf. Wieder⸗ ſehen nachher in Ihrer Villa!“ Sie verabſchiedeten ſich durch Händedruck. Dr. Zenker fuhr mit dem Auto nach Hauſe. 5 In kürzeſter Zeit ſchon traf die funkentelegraphiſche Rückantwort aus Stockholm ein, die beſagte, daß Ruth pünktlich mit dem D⸗Zug 8 Uhr 55 Minuten Stockholm verlaſſen habe. In. Vaſſjß habe Ruth eine Freundin am 920 erwartet. Anfrage ſei bei dieſer erfolgt und Antwort na die Augen nach Berlin gerichtet, als in dieſen Tagen. Und Berlin und Stockholm erbeten worden. 95 enn Fafeir 9.30 Sendepauſe; 10 Mit lautem Jubel bringen wir den ſchönſten Erntektanz, Hörßene; 10.30 Sendepause; 19 Wett⸗ ſtreit der Inſtrumente, Schallplatten; 20 Wie es euch ge⸗ fällt; 2135 Brevier für Einſame, Hörfolge; 22.20 Poli⸗ tiſche Zeitungsſchau; 22.40 Alte Hausmuſik, 23 Unterhal⸗ 9.30 Sendepauſe; 10 Den Bauernblut uns ſchenkte, Hör⸗ folge um Franz Schubert; 10.30 Sendepauſe; 19 Unſer ſin⸗ gendes, klingendes Frankfurt; 20.10 Anno dazumal, heiteres Hörſpiel; 21.15 Ludwig van Beethoven⸗Konzert; 22.15 Lie⸗ 9.30 Sendepauſe; 10 Volksliedſingen; 10.30 Sendepauſe; 19 Rund um den Globus, kleine Weltreiſe mit Schallplatten; 20.10 Stimmen in der Nacht, ſpätſommerliches Intermezzo; 21 Das Neueſte zum Tanz, Schallplatten; 21.30 Johannes Brahms, Streichquartett c⸗moll; 22.30 Unterhaltungsmuſik. 1 N 55 f N 1 f „„ 5* . 1 5 5 8 1 1 ehe 5 5 ö 1 5 1 7 5 1 g 15 1. 5 . . . 1 1* g* 1 * * 1 * 4 8 * 19 15 1 4 5 9* 1 1 5 3 7 n 1 5 4 5 4 5 e R 1* * 3 Forſſeßung. „Meine Boys hohen mir ſchon einen zuten Teil 2% unp ich bitte uin Entſchuſdigung.— Ich e tatſächlich nicht, wo Traum und Wirklichkeit auseinander⸗ gehen. Natürlich war es Wahnſinn, mit meiner Malatia in den Knochen hinter den Tieren her zu rennen.— Nur da⸗ durch iſt es auch zu erklären, daß ich die ganze Nacht in der Steppe umherirrte— und am nächſten Morgen unter einem Baume zuſammenklappte.“ Es gelang uns wirklich, Mr. Rope in die Wirklichkeit zurückzubringen. Damit ſtellte ſich auch ein gewaltiger Hun⸗ ger ein, und unſer Krankenbeſuch endete mit einem aus⸗ gedehnten Frühſtück mit vielen gutgemeinten Trink⸗ ſprüchen... Am nächſten Nachmittag ratterten dann Johnny und ich endlich im klapperigen Ford unſerer Büffelherde nach, die nach Weſten weitergewechſelt war. FJurchtbarer Vorkampf in der Steppe Am nächſten Morgen kletterten Karl, Fräulein Urſel und Clifton in den bequemen Vorderſitz unſeres Autos und fuhren los. Dabei hatten ſie offenbar ganz Pat ver⸗ geſſen, der im Gepäckraum des Wagens neben dem ver⸗ letzten Fabeck geſchlafen hatte und nun im letzten Augen⸗ blick zur Erde ſprang. Unglücklicherweiſe gerade auf den ſchnarchenden Fuller, der mit einem unflätigen Fluch Pat die Fauſt zwiſchen die Rippen ſchlug, daß er zu Boden taumelte. Die Abfahrenden ſahen nichts mehr von dieſem Vor⸗ fall und winkten vergnügt zurück. Pat erhob ſich mühſam und ging auf den ſchimpfenden Fuller zu:„Ich habe Sie Erlebniſſe am afrikaniſchen Lagerfeuer Von F. G. SCHMID T-OLDEN Fuller dampfte förmlich und brüllte wütend:„Stey wie ein Mann— zum Cancantanzen ſind wir nicht do!“ Er ſtürzte wieder auf Pot les and ſchiug einen Schwinger, deſſen Wucht ihn herumriß, weil er ſein Ziel verfehlte. Dann ſchlug Pat blitzſchnell zweimal zu. Es krachte wie Axthiebe, und Fuller hielt überraſcht inne: „Werd' dir das Kratzen ſchon austreiben“— knurrte er böſe und rückte unerſchüttert wieder vor. Juller wirs unf In dieſem Augenblick ſchlug Piet an ſein Waſchbecken und verkündete das Ende der erſten Runde. Fuller trat ihm die Schüſſel mit ſeinem ſchweren Stiefel aus den Händen und heulte:„Vorwärts— Ihr Feiglinge! Zu Kinderſpielen ſind wir nicht hier...]“ Er prallte auf den ahnungsloſen Pat, der blitzſchnell in Deckung ging— aber nicht verhindern konnte, daß ihm Fullers Fauſt krachend in die Rippen ſchlug und ein zweiter Hieb ſeine Stirn⸗ haut aufriß. In derſelben Sekunde fuhr Fuller herum und ſtaärrte wortlos in die Oeffnung meines Coltrevolvers. Unwill⸗ kürlich hob er ſeine Fäuſte und bot ſo ein ziemlich lächer⸗ liches Bild. „Sie haben das Gongzeichen anſcheinend überhört, Mr. Fuller“, bemerkte ich höflich.„Es iſt Pauſe..“ Der Rieſe ſpuckte verächtlich aus.„Revolverheld“ höhnte er.„Na, päppelt Euer Wickelkind nur etwas auf! In der nächſten Runde zahle ich auch dafür...“ Er wies auf meinen Revolver und ſetzte ſich mürriſch neben einen Strauch. Pats Stirn ſchwoll zuſehens an. Aber ſein Atem ging ruhig— und ſein Blick war hart und klar, als er mir zuraunte:„Der Burſche iſt doch kein bloßer Großes Zebrarudel. Während der Wanderzeit iſt die Steppe mit Millionen Tieren überſät. zwar nicht mit Abſicht getreten und hätte mich natürlich entſchuldigt... Wollen aber annehmen, daß wir jetzt quitt ſind!“ Er ſtreckte Fuller verſöhnlich die Hand hin, aber der gröhlte auf:„Quitt— möchte dir ſo paſſen, alter Feig⸗ ling! Aber diesmal hilft kein Kneifen.. Juckt mich ſchon lange in den Fäuſten, Euch ſcheinheilige Bande zu ver⸗ prügeln— und heute wollen wir den Anfang machen...“ Er grinſte Pat verächtlich an:„Endlich allein, mein Junge! Alſo vorwärts, wenn du keine Memme biſt!“ Der Goliath riß ſich ſein Hemd vom Leibe und ſtreckte prahleriſch die langen muskelbepackten Gorillaarme, auf . die Sehnen wie dicke Stränge hervortraten, in die uft. Piet, der Bur, und ich, waren nähergetreten, und die Schwarzen äugten ſcheu von ihrer Feuerſtelle zu unſerer Gruppe herüber. Mit wurde bange für Pat, und ich ver⸗ ſuchte, den Streit beizulegen. Fuller überſchüttete mich mit einer Flut von Verwünſchungen, und auch Pat ſchüttelte abwehrend den Kopf. Wenn Mr. Fuller durchaus eine Boxlektion wünſcht, will ich ihm gern gefällig ſein“, meinte er ruhig.„Unten am Bach weiß ich eine paſſende Stelle, wo uns die neu⸗ gierigen Schwarzen nicht ſtören— und zum Frühſtück ſind wir wieder hier!“ Er ſchritt voraus, ohne eine Antwort abzuwarten, und Fuller folgte ihm höhniſch grinſend. Piet vergaß ſein Phlegma und ſtürzte zum Zelt, um dann mit zwei mächtigen Lederhandſchuhen und einem Emaille⸗Waſchbecken zurückzukommen. Ich ſchickte die Schwarzen an ihre Arbeit und folgte den Männern behaglich. Fuller lachte höhniſch, als ihm Piet. Handſchuhpaar anbot, bequemte ſich aber dann doch dazu, ſie überzuſtreifen. „Alſo— in Runden von drei Minuten“, ſchlug ich vor.„Zehn Runden werden wohl genügen...“ „Dummes Gefaſel!“ knurrte Fuller böſe.„In zwei Minuten iſt von Pat nichts mehr zu ſehen!“ Er ſtellte ſich auf den kleinen freien Platz, der den Ring darſtellte, und der mit ſeinem feſten, ebenen Unter⸗ grund gut dafür geeignet war. Hoch aufgerichtet erwar⸗ tete er ſeinen Gegner. Der kräftige Pat wirkte wie ein Kind gegen ihn, und ich machte mir im ſtillen Vorwürfe, dieſen nicht mit ſchär⸗ feren Drohungen verhindert zu haben. Aber jetzt war es zu ſpät— und ich konnte nur noch dafür ſorgen, daß Fuller ſich nicht an ſeinem geſchlagenen Gegner vergriff. Pat ſtand ruhig auf ſeinem Platz und ließ ſich durch Fullers höhniſche Zurufe nicht reizen. Plötzlich ſchoß der Goliath zwei Schritte vor und ſchlug blitzſchnell zwei, drei Hiebe dahin, wo Pat eben noch geſtanden hatte. Ich hielt den Atem an, denn die Wucht jedes Schla⸗ ges hätte genügt, einen Ochſen zu fällen. Aber Pat wich den wütenden Angriffen geſchickt aus und wurde kaum einmal von den Fäuſten geſtreift, die wie Schmiedehßmmer auf ihn einſchlugen. 55—.— Prahlhans... Aber ich werde mit ihm fertig werden!“ Als er mein zweifelndes Geſicht bemerkte, goß er lachend das Waſſer aus dem Waſchbecken und reichte die leere Schüſſel dem Buren. Piet ſchlug phlegmatiſch an den Gong und verkün⸗ dete den Beginn der zweiten Runde Wie ein Tiger fuhr Fuller hoch und ſtürzte auf ſeinen Gegner. Offenbar wollte er jetzt keine Sekunde mehr verſäumen. Aber immer trafen ſeine Schläge auf Pats Deckung und fuhren wirkungslos durch die Luft. Und als Piet ſchon das Waſchbecken hob, um das Ende der zweiten Runde zu verkünden, ſtürzte Fuller mit weit vorgeſchobenem Kopf und hochgezogenen Schul⸗ tern wie ein Stier brüllend auf ſeinen Gegner, um ihn niederzurennen. Pat wich gewandt zur Seite, ſchlug auf den Vorſtürzenden und traf mit voller Wucht die gefährliche Stelle unter dem Ohr. Fuller drehte ſich halb herum— Schaum trat aus dem halb geöffneten„Mund— und dann wurden ſeine ane glaſig, während er langſam zuſammen⸗ ackte. „Aus—“ meinte Piet. Und dann ſchleppten wir ge⸗ meinſam den ſchweren Fuller ins Lager, wo wir ihn erſt nach geraumer Zeit zu ſich bringen konnten. Nach dem Frühſtück ging Pat mit einer Flaſche Whisky in der Hand zu Fuller, der trübe und mürriſch den zu⸗ ſammengeſchmolzenen Inhalt ſeiner Schnapskiſte muſterte. Pat ſtreckte ſeinem beſtegten Widerſacher verſöhnlich die Rechte entgegen.„Wollen uns alſo wieder vertragen, Mr. Fuller! Sie brauchen die Sache übrigens nicht ſchwer zu nehmen, denn Sie haben gegen keinen ſchlechten Mann verloren. Vor zwei Jahren hatte ich die Meiſterſchaft der triſchen Armee und habe ſelten einen härteren Gegner ge⸗ funden...“ Fuller reichte mit abgewendetem Geſicht mürriſch die Hand, riß dann die Whiskyflaſche an ſich und verſchwand mit unverſtändlichem Gemurmel... Wir ſahen ihm kopf⸗ ſchüttelnd nach und bedauerten die Fülle urwüchſiger Kraft, die ſo ſinnlos vom Alkohol vernichtet wurde. Mit dem Laſſo auf Zebras Um Clifton während ſeiner Abweſenheit eine Freude zu machen, verabredeten wir für den Nachmittag einen Fang junger Zebras oder Antilopen. Ich ließ mir von Piet einen der merkwürdigen Fangſtöcke geben, wie ſie die Buren benutzen, um den flüchtigen Steppentieren die Schlinge umzuſtreifen. An und für ſich gehört ja zum Fang wilder Tiere auch wieder ein beſonderer Erlaubnis⸗ ſchein der Regierung. Aber da ich als Stellvertreter Clif⸗ tons reiten wollte, nahmen wir dieſe Vorſchrift nicht ſo genau. Außerdem behauptete Piet, daß mich ſein Pferd ſowieſo vor einer Uebertretung der Jagdgeſetze bewahren würde— und er ſollte wenigſtens teilweiſe Recht behalten. Die Fangſtöcke der Buren ſind etwa zwei⸗ einhalb Meter lang, tragen an ihrem oberſten Ende einen Ring und einen zweiten etwa einen Meter unterhalb. Durch dieſe Ringe wird das Laſſo gezogen, ſo daß der loſe herabhängende Strick eine Schlinge bildet, die dem gejagten Tier über den Kopf geſtreift wird. Zu dieſer Art von Laſſojagd gehört ſehr wenig Geſchicklichkeit und Uebung. Allerdings hat ſie auch den Nachteil, daß der Jäger ſehr dicht an das verfolgte Tier heranreiten muß. Laſſojagden auf gefährliches Wild— wie ich ſie zum Beiſpiel früher mit meinem Freunde Johnny auf Löwen ausgeübt hatte, wären da⸗ mit natürlich unmöglich. Aber zum eigentlichen Laſſowerfen gehört eine langjährige Uebung, die den Buren fehlt! Etwa eine halbe Stunde vom Lager trafen wir auf ein äſendes Zebrarudel. Der feiſte Leit⸗ hengſt äugte mißtrauiſch auf Piet und mich, während wir langſam näher trabten. Dann warf er plötzlich auf, warnte mit ſeinem eigen⸗ artigen Bellen das Rudel, und polternd un Happezud ga. loppierten die Zebras in die Ferne. Wir folgten in gerüch⸗ lichem Galopp. Denn kein Steppentier iſt ausbauernd ge⸗ nug, um nicht von einem guten Jagpferde eingeholt zu werden. Wenn auch einzelne Antilopen- und Gazellenarten die Schnelligkeit eines Pferdes weit übertreffen, ſo können ſie dieſe Geſchwindigkeiten doch meiſt nur auf wenige hun. dert Meter einhalten. Dieſe Tatſache hat ſich aus den na. türlichen Lebensgewohnheiten heraus entwickelt. Denn die großen Raubtiere, wie Löwe und Leopard jagen ihre Beute. indem ſie ſich möglichſt dicht heranſchleichen, um dann mit wenigen gewaltigen Sätzen ihr Opfer zu er⸗ reichen. Gelingt das nicht, ſo werden ſie niemals ihre Beute hetzen, ſondern die Jagd aufgeben.— Eine Aus⸗ nahme bildet der Gepard, der wohl das ſchnellſte vier⸗ füßige Tier der Erde iſt und dem es meiſt gelingt, Antl⸗ lopen und Gazellen auch auf flüchtiger Jagd zu erbeuten Nach wenigen Minuten waren wir dem Rudel, deſſen Flucht durch zahlreiche Jungtiere gehemmt wurde, wieder ziemlich nahe gekommen. Wir jagten in geſtrecktem Galopp darauf zu und ware bald mitten in der Herde. Die er wachſenen Tiere bockten und keilten, und die Muttertiere mit einigen fangbaren Jungen brachen vorn ſeitlich aus. Mit der Milchflaſche hochgepäppelt Wir folgten ihnen unverzüglich, um die Tiere durch eine langdauernde Hetze nicht unnütz zu ermüden und zu erſchöpfen. Als ich dicht an einem fangbaren Jungtier war und ſchon den Stock mit der herabbaumelnden Schlinge hob, bockte mein Pferd und brachte den erhobenen Fang⸗ ſtock offenbar in Zuſammenhang mit früheren rohen Zü⸗ gelriſſen. Ich warf das Fanggerät zur Erde, beruhigte den aufgeregten Gaul— und galoppierte dann der ent⸗ ſchwindenden Staubwolke wieder nach. Bald traf ich auf Piet, der abgeſtiegen war, und ein junges erbeutetes Zebra von der ſchnürenden Laſſoſchlinge befreite, um dafür ein breites Lederband um den Hals des Tieres zu befeſtigen. Um den Rappen wieder an die Jagd zu gewöhnen, preſchte ich noch einmal in die flüchtende Herde hinein und ritt dann im Bogen mitten durch das auseinander ſtiebende Rudel wieder zurück. Im langſamen Trabe näherte ich mich Piet, der mit ſeiner Beute dem Lager zuſtrebte. Der Rappe drängte mit Macht nach vorwärts und verſuchte häufig auszukeilen. Und als ich Piet erreicht hatte, fanden wir auch ſehr bald die Urſache dieſes merk⸗ würdigen Verhaltens heraus. Ein Zebrafüllen trabte dicht hinter dem Pferd. Offenbar hatte ich mich bei meinem Ritt durch das Rudel zwiſchen ein Muttertier und ſein Junges gedrängt— und das Jungtier war ohne weiteres dem Pferde gefolgt. Und ohne jede Feſſel trabte der kleine Wildling dann willig mit mir bis zum Lager. Am nächſten Tage fand ich Pat, wie er mit einer mäch⸗ tigen Milchflaſche bewaffnet zum Kral ging. Die jungen Zebras, Antilopen und Gazellen umdrängten ihn ſtür⸗ miſch, und das gutmütige Geſicht des Irländers ſtrahlte vor Freude über die zutraulichen Kinder der Steppe. Es iſt erſtaunlich, wie ſchnell ſich jung eingefangene afrikaniſche Tiere an ihren Pfleger gewöhnen. Und das trifft nicht nur für die harmloſen Zebras und Antilopen zu, ſondern auch für die wehrhaften Dickhäuter. So hatte ſich ein friſch gefangenes junges Nashorn dermaßen an ſeinen ſchwarzen Wächter gewöhnt, daß es nur dicht an ihn geſchmiegt ſchlafen wollte! Nun haben die Schwarzen aber die Gewohnheit, noch lange nach Einbruch der Dunkelheit an ihrem Feuer zuſammenzuhocken und zu ſchwatzen. Der Pfleger des Nashorns wartete alſo immer ſchon ſehn⸗ ſüchtig auf das Einſchlafen ſeines Schützlings, um ſich dann leiſe fortzuſtehlen und am abendlichen Schwatz ſeiner Landsleute teilzunehmen. Meiſt erſchien aber ſchon nach kurzer Zeit das Nas⸗ horn— boxte die umſitzenden Schwarzen zur Seite— und legte ſich dann behaglich ſchnaufend neben ſeinen Wärter, wo es weiterſchlief. Aber der wußte ſich ſpäter doch vor der unbequemen Anhänglichkeit ſeines Pfleglings zu ret⸗ ten. Er legte dem eingeſchlafenen jungen Tier ſeine ſchmie⸗ rige Jacke über den Koßf, und ſo ſchlummerte der kleine Dickhäuter friedlich mit der Witterung ſeines abgöttiſch geliebten Wärters in der Naſe bis zum Morgen An Pat hatte ſich beſonders das junge Zebra ange: ſchloſſen, das hinter meinem Rappen ins Lager getrabt war. Fuller lehnte über die Brüſtung des Krals und beobachtete mit höhniſchem Grinſen, wie ſein früherer Gegner mit dem jungen Tier ſpielte. (Fortſetzung folgt.) Gnus auf der Serengettiſteppe in Tanganjika. Die Aufnahme nachte Martin Johnſon aus dem Flugzeug, als die Tiere raſcher zahinzuſtürmen begannen, weil er mit ſeiner Maſchine tiefer herunterging. Aufnahmen(2): Aus Martin Johnſon„Babuna“. Mit Geneh⸗ migung des Verlages F. A. Brockhaus, Leipzig. Die Jugend von heute iſt der Staat von morgen. D . ——̃— —— 2 88——— — 2— 2 e r