22 9 Rr. 233 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 6. Oktober 1937 —— er Volksgenoſſen Rechenſchaft A1s5g. Nun iſt das Winterhilfswerk des deutſchen Vol⸗ les wieder im Gange. So wie ſeine Eröffnung jährlich ein eierlicher Augenblick iſt, ſo bedeuten auch ſeine markante⸗ ten Punkte, wie der Tag der nationalen Solidarität, die Eintopfſonntage, und die Sammeltage der Gliederungen, im⸗ mer wieder Feiern des Volkes. Was 1933 mit dem begeiſternden Schwung grundſätz⸗ lch neuer nationalſozialiſtiſcher Geſtaltungskraft geſchaffen würde, iſt in den folgenden Jahren zu einem feſten Begriff, ener feſten Gewohnheit und, man kann ſagen, zu einer lie⸗ ben Gewohnheit des deutſchen Volkes geworden. Denn je⸗ desmal ſpürt der Volksgenoſſe, daß ihm hier eine Gelegen⸗ eit gegeben wurde, ſtill und namenlos, ſelbſtlos und be⸗ scheiden dem Führer in ſchönſter Form für das zu danken, was er Deutſchland ſchenkte. An dem Maß des Opferwil⸗ lens mag man erkennen, wie tief die Erziehung zur Volks⸗ gemeinſchaft in die Herzen eingedrungen iſt. Das Schönſte an den Winterhilfsgaben der Nation iſt, daß ſie nicht pha⸗ riſdiſch geſpendet werden, ſondern Gaben des Herzens, Ga⸗ ben des Volkes für das Volk ſind. Es gilt heute nicht mehr, Löcher zuzuſtopfen, die in den Zeiten tiefſten Elends aufgeriſſen wurden, ſondern heute heißt es, Lebenskräfte des Volkes zu pflegen und zu ſchüt⸗ zen, die durch die Härte des Winters angegriffen werden oder gefährdet werden können. Die milden Gaben, die in der Syſtemzeit hier und da eingeſammelt wurden, um einige Menſchen vor dem bitteren Hungertode zu bewahren, ſind längſt abgelöſt durch das freiwillige Opfer eines ganzen Volkes, das ſeine Kraft und Leiſtungsfähigkeit, ſeine Ge⸗ ſundheit und ausreichende Ernährung überhaupt nicht erſt in Frage ſtellen laſſen will. Darum erhalten nicht nur die— ohnehin nur noch wenigen— Arbeitsloſen und Unterſtützungsempfänger Brot und Kleidung durch das WHW, ſondern mehr und mehr treten in den jährlichen Rechenſchaftsberichten Zweckbeſtim⸗ mungen auf, die eine zuſätzliche Unterſtützung arbeitender und erwerbstätiger Volksgenoſſen und ihrer Familien er⸗ kennen laſſen. Kurzarbeiter und erſt ſeit kurzer Zeit wieder in Arbeit ſtehende Schaffende werden ebenſo bedacht wie das Hilfswerk„Mutter und Kind“, in dem ſich die entſchei⸗ denden Maßnahmen für die Geſunderhaltung der jungen und der kommenden Generation auswirken. Der Sinn unſeres Opfers wird nicht geringer dadurch, daß das Elend verringert wurde. Die geeinte Arbeitskraft unſeres Volkes vermochte in den letzten Jahren die Produk⸗ ton zu verdoppeln und das Volkseinkommen um Milliarden zu ſteigern. Was dadurch jedem einzelnen an Lebensſicher⸗ heit, Lebensfreude, Lebenshoffnung zufloß, kann ſein An⸗ tell am Winterhilfswerk des deutſchen Volkes überhaupt nur andeuten. Aber jeder kann ſeinen Dank an den Führer vervollſtändigen, wenn er Rechenſchaft vor ſich ſelber ab— legt über ſeine Opfer und über ſeine innere Bereitſchaft und dabei ſicherlich noch manchen Schritt weitergehen als bis⸗ her. Ihm wird auch 1937/8 das WHW zu einer wahrhaf⸗ den Feier werden, in der er ſich ſchweigend, froh und dank⸗ bar mit ſeinem ganzen Volk vereint weiß. * Die NS ſoll die Volks kraft ſtä ken Ng. Berlin, 5. Okt. Wie die Nationalſozialiſtiſche Parteikorreſpondenz meldet, fanden ſich in Berlin die Gau⸗ beauftragten für das Winterhilfswerk des deutſchen Volkes im Hauptamt für Volkswohlfahrt zuſammen. Der Reichs⸗ beauftragte für das WHW, Haupkamtsleiter Hilgenfeldt, wies darauf hin, daß das WHW urſprünglich in der Be⸗ treuung der Notleidenden eine Tagesaufgabe erfüllen fut daß ſich aber mit der Belebung der Wirtſchaft dieſe Aufgabe erweitere. Im Hilfswerk„Mutter und Kind ſeien die wichtigſten Aufgaben zu erfüllen. Niemand ſolle A daß mit der Durchführung des WHW allein die ufgaben der NSW erſchöpft ſeien. Die Arbeit der NS fange jetzt erſt richtig an. Sie werde dafür ſorgen, daß die Rolgebiete des Reiches, die zum Teil ſchon Jahrhunderte alt eien, verſchwinden würden. Sie werde es weiter nicht zu⸗ laſſen. daß Volkskraft verkomme. Die Geſundheitsfürſorge müſſe mit allen Mitteln vorwärtsgetrieben werden. Dazu ſei eine enge Zuſammenarbeit mit den Aemtern für Volks⸗ geſundheit notwendig. Die NS, die heute acht Millionen Mitglieder zähle, werde alle dieſe Gedanken in das Volk hineintragen. Dieſe Aufgaben könnten aber nicht mit den Mitgliedsbeiträgen der NSW allein erfüllt werden, ſon⸗ dern es müßten die Ueberſchüſſe aus dem WHW dazu her⸗ angezogen werden. 5 Eine Fülle impoſanter Zahlen Der Jahresbericht des Winterhilfswerkes 1936/37, er⸗ ſtattet von dem Reichsbeauftragten Hilgenfeldt, liegt vor. das Aufkommen betrug demnach im Winter 1936/37 415 Millionen Mark. Davon ſind 294,3 Millionen Mark Geld⸗ ſpenden, 92,8 Mill. Mark Sachspenden, während 28 Mill. durch perbilltgten Einkauf, Frachterlaß der Reichsbahn usw. zur Wertſteigerung der Bilanz beitrugen. „Die Verwendung ergibt für das Berichtsjahr folgendes id Verteilte Spenden 321 Mill. Mark, Aufwen⸗ ungen für das Hilfswerk Mutter und Kind 54,6 Mill. Nark, für den Reichsmütterdienſt und das Deutſche Rote Kreuz je 5 Mill. Mark, für andere Organiſationen der Wohl⸗ ſahrtspflege 11.5 Mill. Mark, für das Tuberkuloſehilfs⸗ werk 3 Mill. Mark und für Unkoſten 7,4 Mill. Mark. Ins⸗ Han verzeichnen die Leiſtungen des WHW die umme von 408 323 140,04 Mark. Damit iſt eine i jährliche Steigerung 1 worden, die ſich durch folgende Vergleichszahlen 1938/34 350 Mill. Mark 1934/5 360,4 Mill. Mark 1935/6 372 Mill. Mark 1936/37 408,3 Mill. Mark Die Steigerung gegen das Vorjahr betrug alſo noch amal 35 Mil Mak. 5 e e ufkommen von über 415 Millionen fab in ſolche Spenden, die beim Reichsbeauftragten ſt und andere, die bei den Gauen vereinnahmt wurden. di lurgemäß bilden die letzteren den größeren Poſten, da e Sammeltätigkeit überwiegend dezenkraliſiert vor ſich gehen muß Trotzdem weiſt das Konto der Zentrale über 79 Mill. Mark direkter Spenden auf, darunter über 52 Millionen in bar. Die Gaue vereinnahmten zuſammen 222,5 Mill. Mark an Geldspenden. Die größten Poſten ſind: Spenden von Firmen und Verbänden 65,3 Mill. Opfer von Lohn und Gehalt 57 Mill. Eintopfſpenden 33.7 Mill. Reichsſtraßenſammlungen 33,5 Mill. Andere Eingänge ſind u. a. der Tag der nationalen Solidarität mit 5,6 Mill., die Reichsgeldſammelliſten mit 5,4 Mill. uſw. Die Auslandsorganiſation der NSDAP hat den ſchönen Betrag von 2,5 Mill. beigetragen. Die Straßenſammlungen brachten, wie ſchon bemerkt, den Betrag von über 30 Mill. Mark auf. Das ſind die Erträge für den Verkauf der be⸗ liebten Abzeichen, Plaketten uſw. An erſter Stelle ſtand das Ergebnis der Trachtenfiguren(6 Mill.), es folgen die Grenz⸗ landwappen(5.3 Mill.), dann die Bernſteinnadeln(4 Mill), der Edelſtein und die Marguerite(je 3,9 Mill.), die Eiſerne Roſe mit 3,5 Mill. Mark. Die Aufteilung der Leiſtungen ergibt ſich aus folgenden Zahlen(in Mark): Nahrungsmittel 124 080 304,02 Brennmaterial 62 937 592,36 Bekleidung 78 965 265,14 9 579 671,89 38 630 041,72 7 650 106,53 Haushaltungsgegenſtände Gutſcheine und Leiſtungen Sonſtige Sachſpenden In der Verteilung der Spenden drückt ſich gleichzeitig die ſoziale Lage der Gaue aus. An der Spitze ſteht Sachſen, das für rund 28 Millionen Sach⸗ ſpenden zugeteilt erhielt. Es folgt Groß-Berlin mit 25,5 Mill. Mark und Schleſien mit 22 Mill. Eſſen iſt mit 17 Mill. bedacht, Düſſeldorf mit 19 Mill. Köln⸗Aachen mit 15 Mill., Weſtfalen⸗Süd mit 17 Mill., Weſtfalen⸗Nord mit 14,4 Mill., Heſſen⸗Naſſau mit 14 Mill., Thüringen und Bayeriſche Oſtmark mit'e 10 Mill. Mark Sachwerken. Mengen 0 ſtehen an der Spitze der Spenden naturgemäß die Kohlen. Hier wurdeß über 21 Mill. Doppelzentner verteilt Es folgen die Kartoffeln mit 5,4 Mill Doppelzentner. Daß aber auch die vielen kleinen Spenden ins Gewicht fallen, beweiſt die Tatſache, daß die Pfundſpenden zuſammengerechnet 24 Millionen Doppel- zentner ausgemacht haben Zukünftig wird, wie ſchon Reichsminiſter Dr. Goeb⸗ bels in ſeiner Rede andeutete, die vorbeugende Für⸗ ſorge in den Vordergrund treten nachdem die Maſſen-Ar⸗ beitsloſigkeit überwunden iſt. Die Tatſache, daß dieſer Jah⸗ resbericht erſtmals 54 Mill Mark für das Hilfswerk Mufter und Kind nachweiſt, bezeichnet die Richtung dieſer kommenden Ar⸗ beit zu einem erheblichen Teil Der Jahresbericht, der auch darüber vorliegt, iſt ein Zeugnis umſichtiger und großzü⸗ giger Arbeit 176000 Mütter haben einige Zeit Erholung in beſonderen Heimen gefunden. Dieſes Werk wird weiter ausgebaut und beſonders auch auf die Jugend ausgedehnt. Nicht vergeſſen iſt der Dank gn die unermüdlichen Sammler und Helfer des WH W. Ihre Zahl betrug durch⸗ ſchnittlich 1349 000. Die Zahl der Betreuten betrug (mit ihren Familienangehörigen) im Jahresdurchſchnitt 10,7 Mill. Köpfe. Mit Recht ſtellt der Jahresbericht ſeinen Zahlen das Wort voran:„Die Leiſtungen des Winterhilfswerks ſind ein Denkmal das nicht aus Steinen, ſondern aus Herzen errichtet iſt. Aus den Herzen jener, die der Idee der Volks⸗ gemeinſchaft opferten und jener, die für die Idee der Volks⸗ gemeinſchaft arbeiteten.“ Oer verbeſſerte Volksempfaͤnger Moderniſiertes Volksgerät für 65 Mark. Berlin, 5. Oktober. Im„Zeit⸗Funk“ der deutſchen Reichsſender gab der Präſident der Reichsrundfunkkammer, Kriegler, der Oef⸗ fentlichkeit bekannt, daß der von Reichsminiſter Dr. Goeb⸗ bels bei Eröffnung der diesjährigen„Großen deutſchen Rundfunkausſtellung“ in Berlin angekündigte neue ver⸗ beſſerte und verbilligte Volksempfänger erſchienen iſt und in den Geſchäften des Rundfunkeinzelhandels zum Verkauf bereitſteht. Wie Präſident Kriegler erklärte, beweiſt das Erſcheinen des neuen Volksempfängers, der die Typenbezeichnung „Vé 301 Wu“ trägt, daß die Staatsführung und damit auch die politiſche Rundfunkführung in ihren Propaganda⸗ maßnahmen für den Rundfunk nach wie vor am Volks⸗ empfänger 1 und daß der Volksempfänger auch wei⸗ terhin die volkstümlichſte Maßnahme für die Gewinnung neuer Rundfunkteilnehmer bleibt. Mit dem neuen Volks⸗ empfänger habe die politiſche Rundfunkführung auch den Volksempfänger an der in den letzten Jahren erfolgten Vervollkommnung der rundfunkkechniſchen Erkenntniſſe und Ergebniſſe teilnehmen laſſen. Als Ergebnis des von der Reichsrundfunkkammer der Induſtrie erteilten Auftrages. den Volksempfänger den neuen techniſchen Anforderungen anzupaſſen, die an einen modernen Einkreiſer zu ſteſien ſind, läge heute der neue Volksempfänger vor. Die Merkmale ſeiner Verbeſſerung ſeien eine leichtere Handhabung der Bedienung, die Erhs⸗ hung der Klangqualität, die Erreichung einer größeren Empfindlichkeit, beſonders beim Tagesempfang, und ſchließ⸗ lich eine Steigerung der Betriebsſicherheit und eine Verbil⸗ ligung um 11 Mark gegenüber dem früheren Volksempfän⸗ ger. Das neue Gerät koſte trotz aller techniſchen Verbeſſe⸗ rungen 65 Mark Wie Präſident Kriegler weiter ausführte, ſolle der neue Volksempfänger nach wie vor ein Schrittmacher ſein bei dem propagandiſtiſchen Großangriff auf diejenigen Kreiſe, die noch nicht Rundfunkteilnehmer ſind und die zu der Mil⸗ lionenarmee der bisherigen Rundfunkteilnehmer ſtrömen ſollen. Durch Verbeſſerung und Verbilligung ſei dieſes neue Gerät der modernſte Empfänger in der volkstümlichen Preisklaſſe geworden. Es ſei ein Apparat, der in Konſtruk⸗ tion und Produktion von der politiſchen Rundfunkführung überwacht werde und ſomit für die Volksgenoſſen, die Rundfunkteil⸗ nehmer werden wollen, eine Gewähr dafür biete, mit dieſem Apparat auf die billigſte und zweckmäßigſte Weiſe verſorgt zu werden. Ihnen allen werde die Möglichkeit, Rundfunkteilnehmer zu werden, erleichtert durch den neuen Volksempfänger„Ve 301 Wu“, den Schrittmacher des na⸗ tionalſozialiſtiſchen Rundfunks. Präſident Kriegler gab ferner bekannt, daß der alte Volksempfänger, deſſen Preis bekanntlich auf 59 Mark her⸗ abgeſetzt ſei, immer noch nicht veraltet ſei, und es für ſeine Qualität ſpräche, wenn er ſich in den vier Jahren ſeines Beſtehens gegenüber den vielfach wechſelnden Typen der ſonſtigen Rundfunkgeräte mit gewaltigen Umſätzen auf dem Markt behaupten konnte. Auch der alte Volksempfänger habe noch ſeine Exiſtenzberechtigung, und die Preisherab⸗ ſezung werde auch ihm neue Käuferſchichten zuführen, die gewiß ſein könnten, mit dieſem alten verbilligten Volks⸗ empfänger einen leiſtungsfähigen und zuverläſſigen Appa⸗ rat zu erhalten. Marktberichte (Ohne Gewähr.) Mannheimer Großviehmarkt v. 5. Oktober. Am Mann⸗ heimer Großviehmarkt ſtanden folgende Tiere zum Verkauf: 99 Ochſen, 187 Bullen, 220 Rinder, 293 Kühe, zuſammen 799 Stück Großvieh(Vorwoche 753). Die Zuteilung er⸗ folgte entſprechend den Kontingenten bei einer unveränderten Höchſtnotiz für Ochſen 42 bis 45, Bullen 40 bis 43, Rinder 41 bis 44, Kühe 40 bis 43. Der Schweinemarkt war mit 1722 Tieren(Vorwoche 2224 Stück) beſchickt. Die Höchſt⸗ notiz gegenüber der Vorwoche einen Pfennig niedriger, gleich 55 Pfg. Am Kälbermarkt waren 1255 Tiere aufgetrieben (Vorwoche 1060). Auch hier erfolgte Zuteilung nach den Kontingenten bei unveränderter Höchſtnotiz von 60 bis 65 Pfg. port in Kürze In Stuftgart wird nunmehr, wie das Fachamt Schwer⸗ athletik bekanntgibt, am 11. Dezember der Rückkampf des am 8. November in Prag ſtattfindenden Gewichtheberlän⸗ derkampfes Deutſchland— Tſchechoflowakei durchgeführt. Europaſchwergewichtsmeiſter Arno Kölblin wird im Rahmen eines großen Meiſterſchaftsprogramms am 19. 11 55 in Berlin gegen den Engländer Eddie Steele boxen. Um zwei Ländertreffen iſt das internationale Pro⸗ gramm unſerer Amateurboxer bereichert worden. Am 3. Dezember findet in Stettin bereits ein Kampf gegen Finn⸗ land ſtatt und kaum 14 Tage ſpäter boxen insgeſamt 12 deutſche Vertreter gegen England. Ein zweites Hallenhandballturnier gelangt am 7. No⸗ vember in der Städtiſchen Feſthalle in Karlsruhe zur Durchführung. Mittelrheiniſcher Jehnkampfmeiſter wurde Weitz⸗Düren, der es auf insgeſamt 5664 Punkte brachte. Guſtav Sule, Eſtlands bekannter Speerwerfer, warf am Sonntag auf einem Sportfeſt in Dorpat den Speer 73.31 Meter weit und ſchuf damit einen neuen Landes⸗ rekord. ſi Niederſachſens Reichsbund Pokalmannſchaft wird zum Spiel gegen Württemberg in Hannover in folgender Auf⸗ ſtellung antreten: Flotow; Sievert, Freytag; Schulz, Delke, Männer, Malecki Lachner Fricke. R. und E. Meng. In den Bremer Centralhallen kamen die italieniſchen Amateurboxer vor 3000 Zuſchauern zu einem verdienten 10:6⸗Sieg über eine verſtärkte Niederſachfſen⸗Staffel. Den ſchönſten Kampf lieferte der Recklinghauſer Schwergewicht⸗ ler Schnarre, der Lazzari(Rom) nach Punkten ſchlug. Die Schauübung der Wehrmacht beim Ernte⸗ dankfeſt auf dem Bücke⸗ berg. An dem Gefecht, das ſich zu Beginn des Staats⸗ aktes auf dem Bückeberg oſtwärts der Bahnlinie Pyrmont— Hameln ab⸗ ſpielte, beteiligten ſich 10 000 Mann aller Waf⸗ fengattungen der Wehr⸗ macht. Im Hintergrund das mit Bomben belegte Uebungsdorf„Bücke⸗ dorf“, das eigens für die Vorführungen 25 Wehrmacht aufgebaut worden war. Weltbild(WW. Neues Leben in uralten Mauern Jeſte Marienberg bei Würzburg wird wiederhergeſtellt Selten vermag eine Stadt die Pracht ihrer reichen ge⸗ ſchichtlichen Vergangenheit und die edle Baugeſinnung ver⸗ klungener Jahrhunderte ſo eindrucksvoll und überwälkigend vor Augen zu führen wie die ſchöne alte Frankenſtadt Würz⸗ burg. Ihre künſtleriſche Kultur offenbart ſich am ſtärkſten in den zwei glänzenden Schmuckſtücken, der Reſidenz und der Feſtung Marienberg, die Würzburg zu der „Stadt mit den zwei Schlöſſern“ gemacht haben. Während der Ruhm des Barockſchloſſes Balthaſar Neumanns ſchon ſeit langem über die ganze Erde ſtrahlt, beginnt das zweite Kleinod hoch über Würzburgs Türmen, die Feſte Marien⸗ berg, eigentlich erſt in dieſen Tagen weithin zu leuchten. Welcher Beſucher der Stadt kennt nicht das wundervolle Bild, das ſich ihm bietet, wenn er auf der alten, von zwölf barocken Heiligen bewachten Mainbrücke ſteht und vor ihm die Feſte ſteil aufſteigt, getragen von ſteinernen Bollwerken, Mauern und Baſtionen. Hier, zwiſchen Sonnen⸗ und Marien⸗ turm, zeigt ſie ihre unangreifbare Stirne. An ihrem Oſt⸗ und Südhang reift friedlich im Schutze der Mauern goldener Frankenwein. Dort, zwiſchen vorſpringenden Mauerkanten, Vorwerken und Baſteien fängt ſich die Sonnenglut und kocht an dem ſteilen Hang den feurigſten, edelſten Rebenſaft Würzburgs, den„Leiſtenwein“. Von welcher Seite aus man den Marienberg auch be⸗ ſchauen mag, immer wird die mächtige Erſcheinung des Bau⸗ werkes beſtimmt von dem Kranz der rieſigen Futtermauern, wuchtigen Baſtionen und einer monumentalen großzügigen hung Auf dem verlängerten ſchmalen Bergrücken der Weſtſeite verläuft die Zufahrtsſtraße zur Feſte. Sechs gewaltige Tore, in denen die Kühle des Geſteins den Ein⸗ tretenden umgibt, vermitteln den Zutritt. Und dann ſteht der Beſucher im ſonnenbeſtrahlten Burghof, vor ſich den frei⸗ ſtehenden Bergfried, die Schloßkirche und das Brunnenhaus. Es iſt jener Fleck Erde, der durch viele Jahrhunderte Macht⸗ zentrum des Frankenlandes war. Aus einem merowingiſchen Kaſtell entſtand im Laufe der Jahrhunderte eine Burg, die ſich ſchließlich zur Feſtung wan⸗ delte. Die Schloßkirche„Zu unſerer lieben Frauen“, die Berg und Burg den Namen gegeben hat, gilt als der älteſte erhaltene Kirchenbau Deutſchlands; im Jahre 706 wurde ſie von dem Frankenherzog Hetan II. gegründet. Die großen Ereigniſſe der Würzburger Geſchichte haben das Antlitz der Feſte geformt. Jede Epoche des Frankenvolkes hat ihre ſicht⸗ baren Spuren in dem Bau verewigt, der über fünf Jahr⸗ hunderte den Fürſtbiſchöſen von Würzburg und Herzögen von Franken als Reſidenz diente. Die blutigen Kämpfe der Bürgerſchaft mit dem Biſchof im Mittelalter, Bauern-, Schweden⸗ und Franzoſenkrieg, der deutſche Bruderzwiſt vom Jahre 1866, jedes große Htereigee beeinflußte Schick⸗ ſal und bauliche Geſtalt der Feſte. Als jedoch im Jahre 1868 ihre militäriſche Eigenſchaft als Feſtung aufgehoben wurde, fing ihr Glanz an, langſam zu verblaſſen; der Staub der Jahrhunderte legte ſich auf leiſe bröckelnde Dächer und Mauern. Bis die Stunde der Befreiung und Erneuerung kam. Das neue Reich ließ Spitzhacke, Hammer und Kelle ſchwingen und die Kruſte entfernen, die manche Reize und Schönheiten ver⸗ deckte. Die Klarheit der Linienführung und Architektur wurde ſo uche he wie ſie die Vergangenheit geformt hatte. Das köſtliche Kleinod bekam eine neue Faſſung, die ſeine Werte eindringlich zur Geltung kommen läßt. Heute ſind der„Für⸗ ſtenbau“ und die angrenzenden Gebäudeteile wiederherge⸗ 0 ſie zeigen das getreue Bild ihres früheren Zuſtandes. Was hier Hiſtoriker, Architekt und bildender Künſtler ge⸗ ſchaffen haben, iſt Meiſterwerk. Der„Fürſtengarten“, eine wundervolle Gartenanlage im Stile des 18. Jahrhunderts, ruft genau ſo das Entzücken der Beſchauer hervor wie das Durchſchreiten der ehemaligen fürſtbiſchöflichen Prunk⸗ und Wohngemächer, die den Geiſt der deutſchen Renaiſſance bild⸗ haft heraufbeſchwören. In der wehrhaften Echterbaſtei und im Arſenalbau iſt das„Wiſſenſchaftliche Inſtitut für deutſche Hochſchulkunde und Studentengeſchichte“ im Entſtehen — 21— Reomen ven WIIIV R828 Punkt 6 Uhr Glocken. Der Telegraph gibt den Maſchiniſten den Befehl Dr. Zenkers: „Voraus!“ Der Oberingenieur, der in der hinteren Gondel am Fenſter ſich befand, wurde in dieſem Moment von außen am Arm gezogen. Es war ſein dreijähriges Söhnchen, das von einem Soldaten zu ihm heraufgehoben wurde, damit er ihm noch einen letzten Kuß geben konnte. Die Gattin war ſo ſehr bewegt, daß es ihr unmöglich war, ein Wort über die Lippen zu bringen. Inmitten dieſes über alle Maßen begeiſterten Men⸗ ſchenhaufens ſtand der greiſe Präſident des Deutſchen Reiches und winkte barhäuptig, tränenumflorten Auges, aber ſtolzen Blickes Mannſchaft und Paſſagieren von „L. E. 127“ ein letztes Lebewohl mit dem Taſchentuch zu. Die vorderen Bordmotore ſetzten ein.. Und dann hob ſich der weiße, ſchlanke Rieſenleib des Luftſchiffes langſam vom Erdboden Stieg höher und höher Umkreiſte den Flughafen zweimal ganz niedrig. Als Zenker und Irrgang die Gondel beſtiegen, er⸗ zitterte die Luft von brauſendem Hurrageſchrei „Schiff abwiegen!“ erſcholl das Kommando des Wach⸗ offiziers. Und dann: „Klar zum Ausfahren!“ Die Haltemannſchaft erledigt kurz ihre Arbeiten, und ſchon erfolgt das Kommando Dr. Zenkers: „Ausfahren!“ Da intoniert die Militärkapelle das Deutſchlandlied. Das Rieſenluftſchiff kommt langſam in Bewegung und verläßt den Heimatort Der große hiſtoriſche Moment iſt gekommen! Der bunte Menſchenhaufen, der wie ein ungeheures, wogendes Meer anzuſchauen iſt, gebärdet ſich wie toll. Der Orkan iſt losgebrochen Die Luft erbebt vom Hurrageſchrei Hände recken ſich zum letzten Abſchied empor, Tücher flattern im lauen Wind, Mützen fliegen in die Luft ertönen in ſämtlichen Gondeln die Unvergleichlich iſt der Blick vom Fürſtengarten auf die Stadt. Das Auge erſchaut hier eines jener Städtebilder, die ſich unvergeßlich in die Seele eingraben. Der. Zeuner. Der Nordpol gibt ſeine Opfer zurück Erſt vor kurzem traf die Nachricht ein, daß ein norwe⸗ giſcher Fiſchkutter Ueberreſte einer deutſchen Spitzbergen⸗ Expedition, die 1912 unter Leitung von Schröder⸗Stranz. zur wiſſenſchaftlichen Erforſchung des Eilandes ausgezo⸗ gen war und auf den unendlich weiten Eiswüſten ein Opfer des Weißen Todes wurde. Und ſoeben hat aber⸗ mals das Eismeer die Ueberbleibſel einer Expedition freigegeben. Im Jahre 1897 hatte der Schwede Andrée zuſammen mit zwei Kameraden den Verſuch gemacht, den Nordpol mit einem Luftballon zu erreichen. Ueber dreißig Jahre hatte man nichts mehr von den dreien gehört. 1930 wurde das letzte Lager der Expedition mit den Leichen und den Tagebüchern aufgefunden. Diesmal fand das norwegiſche Boot„Gudrun“ eine der zwölf von den Polarfahrern mitgenommenen Schwimmbojen, die an einer kleinen Inſel angetrieben wurde, die normalerweiſe der Vereiſung wegen nicht zugänglich iſt. In der Boje befand ſich eine Nachricht, vom 12. Juli 1897 datiert und von den drei Schweden Andrée, Strindberg und Fraenkel unterzeichnet.„Wir treiben in 20 Meter Höhe beinahe genau oſtwärts über große Eis⸗ felder mit wenig Packeis und großen offenen Stellen. Unſere Poſition iſt ungefähr 82,5 Grad nördliche Breite und 28 Grad öſtliche Länge. Bewegung langſam, manch⸗ mal gar keine. Alles wohl.“ Mit dem Auffinden dieſer Boje fehlen von den ſeinerzeit mitgenommenen nur noch ſechs. Von den früher gefundenen hatte nur eine eine ſchriftliche Nachricht enthalten. Dieſe war am 11. Juli 1897 abgeworfen und teilte mit, daß bis dahin die Durch⸗ ſchnittshöhe des Ballons 250 Meter war. Am 22. Auguſt 1930 hörte die ganze Welt davon, daß ein norwegiſches Schiff Andrées und ſeiner Gefährten letztes Lager aufgefunden und die Reſte von zwei der um⸗ gekommenen Forſcher angetroffen hatte. Sofort wurde eine Expedition ausgerüſtet, die auch den Leichnam des dritten Teilnehmers fand. Sämtliche Funde wurden nach Schweden gebracht, die drei Forſcher dort beigeſetzt, und die Ueberreſte des Lagers, die Tagebücher und die Bil⸗ der, die die Expedition aufgenommen hatte, wurden im Stockholmer Andrée-Muſeum, zuſammen mit den frühe⸗ ren Funden, ſorgfältig konſerviert. Auch die jetzt gefun⸗ dene Boje wird dieſer Sammlung angegliedert. Ver miſchtes Sie verlangen ihren Abtransport. Der Staatsſekretär für Schottland hat von der Inſel Roan an der Küſte von Sutherland eine dringende Anfrage erhalten, ſo ſchnell wie möglich für den Abtransport der Bewohner von jener Inſel zu ſorgen. Zur Zeit leben auf dem Eiland noch ſechs Familien, die ſämtlich MacDonald heißen. Der Ab⸗ transport wird vor allem deshalb verlangt, weil die Inſe! kein Poſtamt, keinen Friedhof, keine Kirche, keinen Arzt und nicht einmal einen Lehrer hat. Selbſt Pferde können auf der Inſel nicht gehalten werden. Vor ſechzig Jahren war das Eiland ſtark bewohnt; dann aber kam die große Auswanderungswelle nach Kanada, Auſtralien und Neu⸗ Seeland. Als Folge wurde auch die Einwohnerzahl von Roan kleiner und kleiner. Oel aus Klatſchmohn. Wie die„Rundſchau Techniſcher Arbeit“ mitteilt, haben längere Unterſuchungen ergeben, daß in dem in Deutſchland als Unkraut ſo häufig vor⸗ kommenden Klatſchmohn ein Oel enthalten iſt, das in ſeinem Wert dem Oel des Opium⸗ oder Schlafmohns gleichkommt. Das Oel iſt nicht giftig und wird in guter, d. h. 22prozentiger Ausbeute gewonnen. Die Nutzbar⸗ machung des Klatſchmohns dürfte die angeſpannte Oelver⸗ ſorgung erleichtern; denn dem Anbau auf zahlreichen Oel⸗ ländereien bieten ſich weiter keine Schwieriakeiten. Kann man ihn operieren? Der Generalſtaatsanpa in Oklahoma hat dem 21jährigen Sträfling Benny Ellioh ezialiſey die Zuſtimmung erteilt, ſich von einem Gehirnſp operieren zu laſſen. Benny Elliott hatte mit 10 Ja einen ſchweren Unfall, der eine ernſte Gehirnerſchüſten bzw. verletzung herbeiführte. Seit jener Zeit hat Elio in gewiſſen Abſtänden gewiſſe kriminelle Neigungen 10 hat nicht nur ſehr häufig ſchwere Diebſtähle verübt 15 dern außerdem zwei Mordverſuche begangen. Er hu ſelbſt die Operation, die die ſeinerzeit hervorgerufene 0 hirnbeſchädigung beheben ſoll, in Vorſchlag gebracht Ge Aerzte ſind bereit, die Operation auszuführen, bean aber gleichzeitig, daß es ſich um eine Operation auf T0 und Leben handle. 1 8 9599h•«„«„«“„6r———PPVPQMPZꝑœQ— U. 64(4ũõͤ] PP RNundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Num mern; 6 Morgenlied, Zeit, Wetter, landwirtſchaftliche Notierungen Gymnaſtik, 6.30 Frühkonzert(7 bis 7.10 Nachrichten) 9 Daſſerſtandsmeldungen, Wetter, Marktberichte, Gymnafſt 8.30 Morgenmuſik; 9.30 Sendepauſe; 11.30 Volksmuſik; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wetter, Nachrichten; 13.15 Mt tagskonzert; 14 Allerlei von Zwei bis Drei; 15 Sendepaufß 16 Nachmittagskonzert; 18.30 Griff ins Heute; 19 Nachrich ten, Neues vom Tage; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Spor 24 Nachtkonzert. 85 Donnerstag, 7. Oktober: 10 Volksliedſingen; 10.30 Sendepauſe; 18 Unbekanntez aus Schwaben; 19.15 Zum Feierabend, Schallplatten; 2045 Durch die Wälder, durch die Auen, Almanach für Jäger und ſtaturfreunde; 21.15 Abendkonzert; 22.30 Volks⸗ und Unter. haltungsmuſik. „„ 0· 742 0 Freitag, 8. Oktober: 10 Die Schraubenwelle, Hörſpiel von der See, 1030 Davispokal— ſeine Spiele und Kämpfe; 10.45 Sende⸗ pauſe; 18 Große hiſtoriſche Marſchfolge; 19.13 Stuttgatt ſpielt auf, heitere Feierabendmuſik; 20.15 Grün iſt die Heide, bunte Stunde um Hermann Löns; 21.15 Neue Kammermuſſf 22.30 Nachtmuſik. 0 Samstag, 9. Oktober: 10 Hier spricht die Zeit, Sendung um den Hohenſtaufen 10.30 Sendepauſe; 15 Wer recht in Freuden wandern will was machen wir am Sonntag; 16 Froher Funk für Alt und Jung, 1000 Takte Paul Lincke; 18 Tonbericht der Woche; 19.15 Von jedem etwas, für jeden etwas, Schallplatten; 20 Laßt die Pfropfen knallen, großer bunter Abend zum„Zest der deutſchen Traube“; 22.30 Tanzmuſik. Reichsſender Frankfurt a. M.: Donnerstag, 7. Oktober: 11 Anſprache des Reichsjugendführers Baldur von Schi⸗ rach anläßlich der Einweihung von 50 neuen Jugendherbergen, ſowie zahlreicher Grundſteinlegungen und Richtfeſte von Iu⸗ gendherbergen; 11.45 Deutſche Scholle; 15.15 Für unſere Kinder; 15.30 Sendepause; 19.10 Wenn die Soldaten fröhliche Soldatenlieder und Märſche; 20 Der Wein in Sang und Klang; 21 Kammermuſik; 22.30 Volks⸗ und Unterhal⸗ tungsmuſik. Freitag, 8. Oktober: 11.15 Mutter turnt und ſpielt mit dem Kind; 1140 Deutſche Scholle; 19.10 Unterhaltungskonzert; 20.15 Hals und Hanne, muſikaliſche Komödie von Johannes Müller 21.15 Rufendes Land, Funkfolge; 22.30 Tanzmuſik. Samstag, 9. Oktober: 11.45 Deutſche Scholle; 15.15 Volk und Wirtſchafl 15.30 Auf, auf zum fröhlichen Jagen; 16 Froher Funk ft Alt und Jung; 19 ekt; 20 Rigoletto, Oper von Verdi: 22.30 Mir kan n Sonntag. 19 Und die Militärmannſchaften haben alle Hände voll zu tun, um Ordnung zu halten, dafür zu ſorgen, daß der Menſchenſtrom ſich nicht Bahn bricht und vorwärts⸗ flute Die Muſik wird von dem Geſchrei der Maſſe über⸗ tönt... von der rieſigen Menſchenmaſſe, die ſich am Großen Mügaelſee eingefunden hat und ſich aus allen Schichten der Bevölkerung zuſammenſetzt. Es hat den Anſchein, als gebe es keinen Parteihader und Haß mehr.. In dieſer hiſtoriſchen Stunde war ſich das deutſche Volk einmal reſtlos einig— einig, wie nur ſelten zuvor! Die Chronik des Weltgeſchehens hat nur wenige der⸗ artige erhebende Augenblicke zu verzeichnen.. Die zahlreichen Angehörigen der Beſatzung und Paſſa⸗ giere und die hohen Regierungsvertreter begleiten den ſtolzen Rieſen und winken— hier und dort wohl wei⸗ Hunderttauſende Taſchentücher ſahen ſie aus den Gon⸗ delfenſtern drunten flattern. Das Brauſen und Surren der Motore verhinderte es, daß das raſende Triumph⸗ geſchrei an ihr Ohr drang; ſie hörten es nicht, aber ſie fühlten es Mit direktem Kurs ging es dem gewaltigen Häuſerblock des nahen Berlin entgegen. Es gab in der Reichshauptſtadt wohl kaum ein Haus, aus dem dem Luftrieſen nicht Taſchentücher grüßend ent⸗ gegenflatterten. In kaum zweihundert Meter Höhe über⸗ flog das Schiff dreimal als Scheidegruß die Stadt. Man beobachtete, wie ſich in den Straßen der Verkehr ſtaute. Alles ſchien minutenlang zu ſtocken. Millionen von Men⸗ ſchen hatten den Kopf im Genick und blickten nach oben. Erſt dann kam man allmählich wieder ins Normale zu⸗ rück, als der weiße, ſchlanke Rieſe in ſüdweſtlicher Richtung im Morgendunſt entſchwunden war 7. Kapitel. Nach vierſtündiger Fahrt meldete„Z. L. 127“ nach Friedrichshagen den erſten Standort: Baſel! Die Nebel⸗ decke, die vorhin die Ausſicht auf die ſilberſchimmernden Schneeſpitzen der Alpen faſt gänzlich genommen, hatte 15 mittlerweile langſam gelichtet, und damit wurde der Funkverkehr freigegeben. Sofort ſetzte mit der Funkſtelle in Friedrichshagen ein lebhafter Verkehr ein. Aber auch zahlreiche andere Stationen riefen das Luftſchiff an, um wenigſtens einen kurzen Funkgruß mit dem ſtolzen Luft⸗ kreuzer auszutauſchen. Das Ausland meldete ſich eben⸗ falls: die Schweiz, Holland, Belgien, Frankreich, Spa⸗ nien und England, ſpäterhin Wien und Ungarn. Der Bordfunker hatte alle Hände voll Arbeit. Er erhielt Be⸗ fehl, zu funken:„Nach Auflöſung der Wolkennebel fett Fahrt über ſonniges Land mit einer Stundengeſchwindig⸗ leit von 70 5 Kilometern. Soeben Montbeliard paſſiert.“ Friedrichshagen übermittelte nochmals biele Grüße und glückliche Fahrt von den Angehörigen der Fahrtteilnehmer. Alle Städte und Ortſchaften, die überflogen wurden, waren von Menſchen voll, Nach ſchöner Fahrt über das Mittelgebirge von Frank reich— wenn auch bei zeitweiſe etwas böigem 6— n Südwind— wurde um d Uhr mittags bei der Gironde⸗ mündung die franzöſiſche Küſte paſſtert. Ueber franzöſi ſchem Boden wurden in der Hauptſache Wettertelegramme abgenommen. Oefters wurde beobachtet, daß Landbewoh⸗ ner bei Anbrauſen des Luftrieſen ſchnell in ihre Häuser verſchwanden. Dann noch ein letzter Gruß an die Heimat.. und dee Fahrt über das ungeheure Weltmeer, das ſchon ſo manchen kühnen Piloten für immer zu ſich herabgezogen hatte die Fahrt über den Atlantiſchen Ozean begann. Und zugleich die Nacht.. 55 Ueber die Nordecke Spaniens nimmt„2. L. 127 ſeinen Weg zu den Azoren An Bord iſt alles in ausgezeichneter Stimmung. Ka⸗ binen und Laufgänge ſind noch immer blumengeſchmück Das Brummen der Motore und Summen der Propeller. in den ſchallgedämpften Kabinen nur dumpf zu hören Zur Dämpfung dieſer Geräuſche ſind ganz beſondere Maßnahmen beim Bau getroffen worden. Es iſt wie in einem faſhionabeln internationalen Ho tel: man kommt und geht, ſteigt die Treppen empor un verſchwindet in ſeinem Zimmer, in dieſem Fall in sein, Kabine. Leider iſt zur Bequemlichkeit der Gäſte kein Lift vorhanden; es war aus techniſchen Gründen nicht möglil geweſen, einen Perſonenaufzug einzubauen Man ll, wandelt in glasbedeckten Veranden, die ſich an den Seiten der Kabinen entlangziehen und in denen es an bequemen Liegeſtühlen und Blumen nicht mangelt. Zwei Stewo⸗ ſind dauernd zur Stelle und ſchaffen das Gewünſchte 115 Küche oder Kantine herbei. Von hier aus hat man da Feſtland entſchwinden ſehen. von hier aus ſieht man jetzt die ungeheure Waſſerfläche des Atlantik blinken— blinken aus einer Höhe von nur wenigen hundert Matern Pechſchwarz iſt die Nacht jetzt geworden, aber uneng bohrt ſich der gewaltige Leib des Luftſchiffes ſeinen Beg mit großer Geſchwindſgteit durch die Finſternis.