0 Rr. 239 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 13. Oktober 1937 Badiſche Gaukulturwoche Der Tag des Theaters. EI Mannheim. Die Gaukulturwoche brachte am Mon⸗ ug den Tag des Theaters, der vormittags im feſtlich ge⸗ chmückten großen Ratsſaal der Hauptſtadt Mannheim mit 12 zahlreich beſuchten Landestagung der Reichstheaterkam⸗ mer begann, deren Bedeutung durch die Anweſenheit herovr⸗ nagender Vertreter von Partei, Staat und Gemeinden un⸗ tetſtrichen wurde. Ein Streichquartett leitete die Veranſtal⸗ tung ein, die Landesleiter Generalintendant Dr. Himmig⸗ hoffen mit einer Anſprache eröffnete. Die Begrüßungs⸗ worte des Mannheimer Oberbürgermeiſters Renninger galten vor allem Gauleiker Alfred Eduard Frauenfeld, dem Geſchäftsführer der Reichstheaterkammer, und Landesleiter Dr. Himmighoffen. Mannheim ſei mit ſeinem Theater in einer Peiſe verbunden, wie es vielleicht nur wenige Theater ſeien, was ſich aus der großen Vergangenheit gerade dieſer Bühne erkläre, die man ſchlechthin als die Wiege des deutſchen Thea⸗ ters bezeichnen könne und von der eine ungeheure Kräfteaus⸗ ſtrahlung in unſer Volk gegangen ſei. Nach einem weiteren Muſikſtück des Kergl⸗Quartetts nahm der Hauptredner der Tagung, Gauleiter Frauen⸗ feld, das Wort zu großangelegten Ausführungen über das Thema„Deutſche Tl aterpolitik“. In allgemeinen Betrach⸗ tungen ſtellte er zunächſt feſt, daß der Nationalſozialismus nicht nur auf den Gebieten der Wirtſchaft und Politik, ſon⸗ dern auch hinſichtlich der Kultur verheerende Zuſtände vor⸗ gefunden habe. Das meiſte mußte von Grund auf neugeſtal⸗ tet werden, ohne daß das künſtleriſche Leben dadurch unter⸗ brochen wurde. Daher erkläre es ſich vielleicht, daß der brei⸗ ten Maſſe des Volkes, ja dem Künſtler ſelbſt, die umwäl⸗ zenden Dinge, die ſich gerade auf kulturpolitiſchem Gebiet zu⸗ getragen haben, nicht ſo ſehr bewußt geworden ſeien. Die Einrichtungen der Reichskulturkammer ſind ohne Vorbild; die Fülle der Aufgaben bedingte deren Teilung. Bezüglich der Nachwuchsfrage, die uns beſonders am Herzen liegt, ſteht der lernende künſtleriſche Menſch im Vordergrund. Wer ſich hier nicht von großen Ideen und Gedanken leiten läßt, muß ſich gefallen laſſen, daß mit allem Nachdruck gegen ihn vorgegangen wird. Eine gewiſſe Mindeſtlehrzeit iſt erforder⸗ lich. Die Berufsberatung und-prüfung muß beim Anfänger ſtrenge Maßſtäbe anlegen. Dieſe Betrachtungen haben einen ehr ernſten Hintergrund. Wir werden noch manches daran⸗ ſetzen, damit zum Schutze der Kunſt und der heranwachſenden Künſtler genügend Sicherungen eingebaut werden. Eine weitere Aufgabe iſt die Betreuung des im Be⸗ tufsleben ſtehenden künſtleriſchen Menſchen. Die hier in An⸗ griff genommene Neugeſtaltung des Vermittlungsweſens wird fichts gemeinhaben mit dem Bühnennachweis vergangener Zeiten, der unter Ueberbetonung des Sozialprinzips das Lei⸗ ſtungsprinzip hintanſtellte. An erſter Stelle hat die künſt⸗ leriſche Leiſtung zu ſtehen! Bei dem in dieſen Tagen aufge⸗ bauten freien Vermittlungsweſen wird ſich der Markt ſo aus⸗ lichten können, daß derjenige, der durch Leiſtung Anſpruch auf Engagement hat, ein ſolches finden kann. Selbſtverſtändlich wird die Reichskulturkammer dieſes neue Vermittlungsweſen unter ſchärfſte Kontrolle ſtellen. Der Vermittler wird mit der Geldfrage nichts zu tun haben. Bezüglich des Tarifwer⸗ kes und der Ueberwachung ſeiner Durchführung verſicherte der Redner ſeine Zuhörer, die Reichstheaterkammer wiſſe, wo det Hebel anzuſetzen ſei, um Mängel zu beſeitigen. Nicht der hächſte Etat bringe die beſten künſtleriſchen Leiſtungen. Das muß nicht ſo ſein, aber man hat ſehr oft feſtſtellen müſſen, daß gerade dort, wo es an Mitteln fehlt, die größte Ver⸗ innerlichung der Leiſtungen und das künſtleriſche Erleben von beſonderer Tiefe geſtaltet worden war. So geſehen, kann die Bezahlung an Gage für den Künſtler nicht eine Abgeltung der Leiſtung, ſondern allenfalls eine Aufwandsentſchädigung für ihn ſein. Gauleiter Frauenfeld ſtellte in dieſer Verbin⸗ dung das Ziel ſeiner Dienſtſtelle heraus, die ganzjährige Be⸗ zahlung der Tätigkeit des Bühnenkünſtlers durchzuſetzen und zam ſchließlich auch auf die Verſorgungsfrage zu ſprechen. Ihre Löſung ſei deswegen bisher ſchwierig geweſen, weil die Auslegung des Begriffes der Arbeitsunfähigkeit des Bühnen⸗ lnſtters im Vergleich zum übrigen arbeitenden Menſchen grundverſchieden ausfallen müſſe. Der große Plan des Reichs⸗ miniſters Dr. Goebbels, eine eigene Altersverſicherung zu ſhaffen, habe nun einen Ausweg aus allen dieſen Schwierig⸗ keiten gebracht. Zum Schluß betonte der Redner die auch ſeitens des Künſtlers beſtehende Verpflichtung. Kunſt ſei nicht mehr eine Heheimwiſſenſchaft oder bevorzugtes Privileg irgendeines ollsteiles, ſondern eine ernſte, das ganze Volk berührende Angelegenheit, denn keinem Volk ſei— wie die Geſchichte lehtt— Kunſt ſo ſehr Sehnſucht und Erfüllung, wie gerade dem deutſchen Volke. Landesleiter Himmighoffen unkerſtrich l einen Dankesworten das Erlebnis, welches die Vorte Gau⸗ leiter Frauenfelds für die Tagungsteilnehmer geweſen ſeien. Neue Richtlinien für Hausgehilfinnen Durch die 1934 und 1935 erlaſſenen Richtlinien für Haus⸗ lehilfen haben die Neichstreuhänder der Arbeit für dieſe lang tkachläſſigte Gruppe von Beſchäftigten einen Arbeitsver⸗ kagsſchutz geſchaffen, der trotz mancher Lücken und bezirk⸗ ichen Verſchiedenheiten und trotz der rechtlichen Anverbindlich⸗ bit der Richtlinſen einen erfreulichen Fortſchritt bedeutete. Im Frühjahr d. J. hat nun eine Reviſion der Richtlinien ein⸗ get, die ſich bisher auf Sachſen, Pommern, Oſtpreußen und Heſſen erſtreckt. Durch die Neufaſſung ſind, wie die ozlale Praxis“ mitteilt, die Richtlinien in den genannten ezirken inhaltlich verbeſſert und faſt völlig miteinander in eberein timmung gebracht worden. Sie gelten nunmehr für le Perſonen— auch Angeſtellte— die im Haushalt mit haus twbirtſchaftlichen Arbeiten oder auch perſönlichen Dienſten egen Entgelt oder zum Zwecke der Berufsausbildung be⸗ ſhaſtigt werden, auch wenn ſie nicht im Haushalt 9 uf Aushilfskräfte, die durchſchniktlich weniger als fünf Stun⸗ 1 am Tage oder nur tageweiſe tätig ſind, finden ſie keine wendung. Die— bisher verſchieden bemeſſene— Arbeits⸗ 10 ſoll in der Regel zehn Stunden am Tage nicht überſchrei⸗ an und zwiſchen 6 und 21 Uhr liegen. In jeder Woche und au edem zweiten Sonn⸗ oder Feiertag beſteht Anſpruch uf einen freien Nachmittag und Abend, wobei in Oſtpreußen 1 Stelle der zwei halben ein ganzer Tag treten kann. Der naub ſteigt von 7(in Sachſen von 6) Kalendertagen im 9 70 Dienſtjahr auf 15(bisher 14) Tage vom vierken(in e hteuzen vom fünften) Dienstjahr an; für Jugendliche iſt Healer(15 bis 10 Tage). Im Falle unverſchuldeter ſegankheit iſt das Barentgelt für drei Tage und nach halb⸗ ſchriger Beſchäftigung für eine Woche weiterzuzahlen. Bet gugzerer Arbeitsunfähigkeit wird der Unterſchied zwiſchen dem nankengeld und 90 v. H. des Barlohnes für einen halben N einjähriger Beſchäftigung für einen ganzen Monat 5 het. Beſtimmungen über die Haftung und über die Zu⸗ She der Beſchäftigung und Kündigung im Falle der wangerſchaft feblen dagegen nach wie vor. Der Anglückstag von Lakehurſt Die wahrſcheinlichen Urſachen der„Hindenburg“ Kakaſtrophe. München, 12. Oktober. „ In der Hauptverſammlung der Lilienthal-Geſellſchaft für Luftfahrkforſchung, die am Dienstag im Kongreßſaal des Deutſchen Muſeums in Gegenwart von kund 2000 Vertretern der Luftfahrtforſchung, Luftfahrttechnik, Flie⸗ gerei, Luftwaffe, Induſtrie uſw. eröffnet wurde, erſtaktete Profeſſor Dr. ing. Max Dieckmann(München) einen Lricht über die elektriſchen Anterſuchungen aus Anlaß der „Hindenburg“-Kataſtrophe. 5 Profeſſor Dieckmann führte aus: Der von dem Reichs⸗ miniſter der Luftfahrt ernannte deutſche Unterſuchungs⸗ ausſchuß für Klärung der„Hindenburg!“-Kataſtrophe weilte vom 14. bis 28. Mai in Lakehurſt und bearbeitete anſchlie⸗ ßend in der Heimat eine Reihe von Fragen weiter, wobei 5 gelang, experimentell die„Hindenburg“ ⸗Kataſtrophe als Folge des Zuſammentreffens ungünſtiger natürlicher Um⸗ ſtände zu reproduzieren. a „Die Landung des Lufrſchiffes in Lakehurſt wurde wegen mäßigſtarker örtlicher Gewitterſohle verſchoben, dann aber auf Anraten des Stationsleiters in Lakehurſt doch vorge⸗ nommen. Beide Haltetaue waren bereits gefallen, und die etwa 15 Sekunden vor dem 18.25 Uhr offenkundigen Un⸗ glück wurden von keinem Zeugen irgendwie etwa auffäl⸗ lige Umſtände wahrgenommen. Mit Eintritt der le etwa 15 Sekunden bemerkten einige Zeugen in de des Schiffes, wo die Vertikalfloſſe in den Schiffsrü mündet, i eine vöklich⸗feurige Erſcheinung, die aber durchaus keinen gefährlichen Eindruck machte. Dieſer Erſcheinung folgte nach Ablauf der geſchätzten Se⸗ kundenzahl ein heftiger, offener Flammenausbruch großen Ausmaßes, gleichzeitig ging ein ſtarker Stoß durch das ganze Schiff. Das Feuer breitete ſich nun von dem Ent⸗ ſtehungsort außerordentlich ſchnell aus, wobei das von den Flammen eingehüllte Heck zuerſt zur Erde ging. Während der Kataſtrophe fiel leichter Regen. Ueber eines herrſchte namentlich nach den Ausſagen von Dr. Eckener im Unterſuchungsausſchuß wohl Einig⸗ keit, daß nämlich in den allerletzten Minuten der Fahrt im hinteren Teil des Schiffes Waſſerſtoff aus einer Zelle ausgetreten iſt. Dieſem Zuſammenhang iſt folgendes weſentlich: Wenn Traggas aus den Ueberdrucksventilen oder beim Navigie⸗ ren aus den Manövrierventilen austritt, ſo ſorgt normaler⸗ weiſe eine überaus reichlich bemeſſene, mit dem Fahrwind und der Kaminwirkung arbeitende Belüftungsanlage da⸗ für, daß das Waſſerſtoffluftgemiſch in allerkürzeſter Zeit auf vorgeſchriebenem Wege aus dem Luftſchiff entfernt wird. In den kritiſchen Minuten lag das Schiff aber ſtill, die Entgaſung blieb im weſentlichen auf die Kaminwirkung beſchränkt, und es muß deshalb mit der zeitweiligen An⸗ weſenheit von Waſſerſtoffluftgemiſch höherer Konzentration Führerbilder als WHW.⸗Abzeichen Erſte Straßenſammlung am 16. und 17. Oktober. Die erſte Straßenſammlung des diesjährigen Winter⸗ hilfswerkes wird von der Deutſchen Arbeitsfront durch⸗ eführt. Am 16. und 17. Oktober werden Mitglieder der Ac ein Buchabzeichen in fünffacher Ausführung verkau⸗ fen, von dem vorerſt 20 Millionen Stück in Auftrag gege⸗ ben worden ſind. Jedes der fünf Buchabzeichen, die kleine Kunſtwerke und ſchöne Erinnerungsſtücke ſind, zeigt in erſtklaſſigen Originalaufnahmen den Führer in ſeinen Be⸗ ziehungen zum Volke. Das Abzeichen„Der Führer und die Bewegung“ läßt in klaren und gutgeſchnittenen Bildern den Siegeszug der Kämpfer Adolf Hiklers vor unſerem Auge erſtehen. Wir ſehen den Führer im Geſpräch mit Verwundeten, an den Gräbern gefallener Kameraden, während der Feier des 9. November, im feſtlichen Glanz der Nürnberger Reichspar⸗ teitage und im einfachen Rahmen ſeiner Arbeitsſtätte. Ebenſo zeigt das Büchlein„Der Führer und der Arbeiter“, wie das ganze arbeitende Volk Deutſchlands den Führer verehrt. Die Bilder zeigen den Führer inmitten von Ar⸗ beitern in Fabriken, Schiffswerften, Straßenbauplätzen, an der Reichsautobahn. Wie ſehr ſich gerade das junge Deutſchland zum Führer bekennt, geht aus dem Abzeichen „Der Führer und die Jugend“ hervor, in dem ſich die An⸗ hänglichkeit und Begeiſterung der Jungen und Mädel, de⸗ ren Front ſeinen Namen tragen darf, ausdrückt. Die neue deutſche Wehrmacht ſieht in Adolf Hitler ihren Schöpfer und oberſten Herrn. Ausgezeichnete Bilder im Buchabzeichen „Der Führer und die Wehrmacht“ führen uns in das Ma⸗ növergelände, zur Flotte, zu eindrucksvollen Paraden und zur Luftwaffe. n 5 3 Die wenigen freien Stunden, die dem Führer in ſeiner ſchweren politiſchen Arbeit manchmal geſchenkt ſind, rufen ihn in ſeine geliebten Berge. Doch auch dort hat er, wie das Büchlein„Der Führer in den Bergen“ zeigt, nur wenig Ruhe und Ausſpannung, denn es vergeht kaum ein Tag, daß nicht wichtige Telegramme, Beſprechungen und Maf⸗ über einer Gasaustrittsſtelle unter dem Außenhüllenſtoff im Firſt des Schiffes gerechnet werden. Damit war die Möglichkeit einer für die Zündung notwendigen Hauptbe⸗ dingung gegeben; denn nur dann, wenn gleichzeitig zünd⸗ fertiges Gemiſch und eine Zündungsurſache wie Feuer, Sprühentladung, Funken vorliegen, kann es zu einer Ka⸗ taſtrophe kommen. Nun haben die inzwiſchen abgeſchloſſenen Beobachtun⸗ gen und Verſuche ergeben, daß man auch die zweite Haupt⸗ bedingung, die Möglichkeit des Auftretens zündfähiger Junken auf Grund luftelektriſcher Erſch verſuche in Lakehurſt als vo nden annehmen darf. So kann man zur Landez t in Lakehurſt das Zuſam⸗ mentreffen folgender Einzelumſtände als gegeben anneh⸗ men: 1. Es war wahrſcheinlich zündfähiges Gemiſch unter dem Firſt des hinteren Teiles des Luftſchiffes, bedingt dadurch, daß wegen des Stilliegens des Schiffes Fahrt⸗ windventilation fehlte oder herabgeſetzt war. 2. Es regnete, und gerade dieſer Teil des Hinterſchiffes kann als der feuchteſte Teil betrachtet werden. Man kann alſo mit äußerlich feuchten Stellen rechnen. 3. Es war eine Hochlandung ausgeführt worden, d. h. das Potentialgefälle üher dem Schiff und damit das Durchgriffsfeld war größer, als wenn es eine Tiefenlan⸗ dung geweſen wäre. 4. Zur Zeit der Landung fand ein Nachgewitter ſtatt; während dieſer Zeit macht das Potentialgefälle erfahrungs⸗ gemäß ſehr raſche und ſehr große Aenderungen. 5. Durch den Regen waren die Halteſeile immer näſſer und leitender geworden Würde ein einziger dieſer fünf Punkte in Lakehurſt ge⸗ fehlt haben, ſo würde eine Zündung nicht haben eintreten können. Im Anſchluß an den Vortrag von Profeſſor Dr. Dieck⸗ mann wies Miniſterialdirigent M uehnig⸗Hoff⸗ mann darauf hin, daß der Verluſt des„Hindenburg“ als eine Fügung höherer Gewalt betrachtet werden müſſe, und daß Luftſchiffbau und Luftſchiffreederei ſowie alle Stellen, die zu einer Abwehr von Anſchlägen in Betracht gekommen ſeien, ihr Menſchenmöglichſtes getan hätten. Die Arbeiten der Lilienthal⸗Geſellſchaft Im Verlauf der Hauptverſammlung, die von dem Prä⸗ ſidenten der Lilienthal⸗Geſellſchaft mit dem Hinweis auf die Bedeutung und die Ziele der Geſellſchaft eingeleitet worden war, machte Miniſterialrat Bäumker, der Chef der Forſchungsabteilung im Techniſchen Amt und Ge⸗ ſchäftsführende Präſident der Lilienthalgeſellſchaft, Mit⸗ teilungen von einem von der Geſellſchaft veranſtalteten Preisausſchreiben für Arbeiten über Flugzeug⸗ bau, Flugmotoren, Flugfunkweſen und Luftwaffenweſen. Er dankte dem Reichsminiſter für Wiſſenſchaft, Erziehung und Volksbildung Ruſt für die am Vorabend der Haupt⸗ verſammlung bekanntgegebene Stiftung von zwei Prei⸗ ſen, die alljährlich am Todestages Lilienthals in Höhe von 5000 bezw. 3000 Mark zur Verteilung kommen ſollen. Für die Zukunft habe ſich die Geſellſchaft eine neue Au f⸗ gabe geſtellt, nämlich die Aufrechterhaltung perſönlicher Verbindungen zu den engſten Angehörigen der Opfer der im Kampf um den Fortſchritt der Luftfahrttechnik verun⸗ glückten Flugzeugbeſatzungen. Die Verſammlung erhob ſich ehrfurchtsvoll von den Sitzen, als die Namen derer verleſen wurden, die ſeit der Gründung der Lilienthal⸗Geſellſchaft im Dienſte der Luft⸗ fahrtforſchung gefallen ſind. Generalmajor Udet nahm anſchließend als Mitglied des Senats der Geſellſchaft die Verleihung der Lilienthal⸗Gedenkmünze an folgende Perſönlichkeiten vor: Prof. Dr. ing. Otto Ma⸗ der⸗Deſſau, Dr. ing. Arthur Berger⸗Stuttgart, Dipl.⸗Ing. Fritz Nallinger⸗Stuttgart, Prof. Dipl.⸗Ing. Willy Meſſer⸗ ſchmitt⸗Augsburg. Während einer Pauſe der Hauptverſammlung empfing Reichsminiſter Heß im Seitengang des Kongreßbaues die ausländiſchen Teilnehmer der Tagung, die ihm durch Mini⸗ ſterialrat Bäumker vorgeſtellt wurden. Der Miniſter be⸗ grüßte jeden der Herren und unterhielt ſich beſonders an⸗ geregt mit Oberſt Lindbergh. Anſchließend beglück⸗ wünſchte er die mit der Lilienthal⸗ Gedenkmünze Ausge⸗ zeichneten. Im weiteren Verlauf der Vorträge ſprach Flieger⸗ Stabsingenjeur Hucke⸗ Berlin über die„Entwicklung des Blindfluges und ſeine Bedeutung für die Luftfahrt“. Die Einführung der ſyſtematiſchen Schulung für den Blind⸗ flug ſei entſcheidend für die Weiterentwicklung des deutſchen Sato kehre Wenn Deutſchland den gewonnenen Vor⸗ ſprung auf dem Gebiet des Blindfluges behalten wolle, ſo müſſe jeder, der blind fliegen könne, auch blind landen kön⸗ nen. Dazu aber müßten die vorhandenen Inſtrumente und Geräte weiter durchgebildet werden. Abſchließend gab, mit lebhaftem Beifall begrüßt, der Direktor der Deukſchen Lufthanſa, Freiherr von Gablenz, der bekanntlich vor kurzem von ſeinem Pamirflug wieder zungen und der Bauſtoff⸗ ſonbeſuche den Führer beanſpruchen. lücklich heimgekehrt iſt, verſchiedene wertvolle Anregungen 5 15 55 reichen Gehen en im Blindflug. 15 bie Wehrmücht Die WHW.⸗Abzeichen der erſten Reichsſtraßen⸗ ſammlung. d Die DAF. führt am 16. und 17. Oktober die erſte Reichsſtraßenſammlung des diesjährigen Winter⸗ hilfswerkes durch. Dabei elangen fünf verſchie⸗ 1175 Buchabzeichen mit Aufnahmen vom Führer Der Führer und die ehrmacht; Der Führer und die 1b Der Führer und der Arbei⸗ ter; Der Führer und die Jugend; Der Führer in den Bergen) zum Ver⸗ kauf. Sie werden am Bändchen im Knopflock getragen. NSW. Reichsbildarchiv Enttäuſchte Hoffnungen der Wiſſenſchaft Amerikaniſche Forſcher in der„verlorenen Welt“.— Nach dem„Schiwa⸗Tempel“ zum„Wotansthron“.— Die Maus mit den Schaufelohren. Die erſte Etappe in dem Verſuch, die Geheimniſſe der bis heute unbekannten Gipfel der ſteilen Felſen im Grand⸗ Canyon zu unterſuchen, iſt zu Ende. Dieſes erſte Experi⸗ ment brachte eine große Enttäuſchung. Eine Expedition des Amerikaniſchen Muſeums für Naturgeſchichte erſtieg mit großem Koſtenaufwand und größter Mühe den „Schiwa⸗Tempel“, der rund 240 Meter hoch aus den tiefen Schluchten des Grand-Canyon emporragt. Man war feſt davon überzeugt, daß auf dem Gipfel jenes„Schiwa⸗ Tempels“ Tiere leben müßten, die ſich ſeit mehr als 80 000 oder gar 100 000 Jahren von aller Welt abgeſchloſſen un⸗ verändert erhalten hätten. Bei einer Ueberfliegung jenes Gipfels hatte man keine näheren Beobachtungen machen können. Alles hing alſo von dem Erfolg dieſer inter⸗ eſſanten Expedition ab, die in ein Land vorzuſtoßen hoffte, das bisher noch keines Menſchen Fuß betreten hatte. Die Enttäuſchung, die ſich aus den bisherigen Experimenten und Unterſuchungen ergibt, zeigt ſich vor allem darin, daß man nun auch noch den Verſuch machen will, den benach⸗ tans⸗Thron“ zu erſteigen. Welches aber ſind erigen Ergebniſſe? muß ſich die natürlichen Verhältniſſe am Grand⸗ Canyon vor Augen halten, um die Hoffnungen zu ver⸗ ſtehen, die man auf dieſe Expedition ſetzte. Der Green⸗ River, der ſich mit dem Grand⸗River ſpäter vereinigt, hat aus den Felſengebirgen von Colorado zuſammen mit dem Columbig⸗River tiefe Täler herausgewaſchen. Man kann in dieſem„National⸗Park“ von Arizona, der heute 349 Kilometer lang und bis zu 1500 Meter tief iſt, oftmals ſämtliche geologiſchen Formationen von der früheſten Zeit bis zur jüngſten Gegenwart an den ausgeſägten Fels⸗ wänden verfolgen. Dieſe Iſolierung der verſchiedenen ſtehengebliebenen Felſen erfolgte nach den bisherigen An⸗ nahmen in der jüngſten Eiszeit. Man glaubte alſo, daß ſich damals dort oben Tiere befanden, die abgeſchnitten wurden und dann ſich ſelbſtändig entwickelten. Als aber die Forſcher der amerikaniſchen Expedition unter der Leitung von Profeſſor Mecee die„verlorene Welt“ betraten, mußten ſie feſtſtellen, daß ſich dort oben nicht nur Fledermäuſe und Haſen, ſondern ſogar ganz ge⸗ wöhnliche Mäuſe und wahrſcheinlich ſogar eine Art Coyo⸗ ten aufhalten. Man ſetzte eine Falle und hatte kurze Zeit ſpäter zwei Mäuſe erwiſcht, die ſich nur dadurch von den amerikaniſchen Mäuſen unterſcheiden, daß ihre Ohren ein wenig größer ſind. Man will nun die Tiere, deren Spuren man dort oben fand, oder die man direkt fangen konnte, einer beſonderen Unterſuchung unterwerfen, da anzuneh⸗ men iſt, daß mit dieſen Tieren eine organiſche Verände⸗ rung vorgegangen iſt. Man hatte auch erwartet, daß die Pflanzenwelt ſich in einer ganz anderen Form entwickelt haben könnte. So dachte man daran, daß ſich hier vielleicht gewiſſe Farn⸗ arten erhalten hätten, die ſonſt auf der Erde im Zu⸗ ſammenhang mit der letzten Eiszeit ausſtarben. Aber man mußte feſtſtellen, daß die Pflanzenwelt eigentlichgge⸗ nau den Charakter hat, wie ſonſt in ganz Kalifornien. In den tieferen Lagen dagegen ähnelt ſie mehr jener Pflan⸗ zenwelt von Mexiko. Alſo auch hier blieben die Ueberraſchungen vollkom⸗ men aus. Als man gar neben einigen Bäumen die Hörner von gewiſſen Renntierarten entdeckte, war man ſich darüber im klaren, die Abtrennung jenes„Schiwa⸗ Tempels“ vor viel kürzerer Zeit erfolgt ſein müſſe. Die größte Ueberraſchung aber ſtellten einige andere Funde dar, die aus— Speerſpitzen beſtanden, Um 10 Uhr machte Dr. Zenker gangs einen Inſpektionsgang durch ſämtliche Paſſagier⸗ in Begleitung Irr⸗ kabinen. Ueberall faſt dasſelbe Bild: ängſtliche, verſtörte Geſichter, fröſtelnde, zuſammengekauerte Geſtalten. Zen⸗ kers Mienen waren durchaus heiter und unbeſorgt, und überall ſagte er dasſelbe:„Seien Sie ohne Sorge, meine Herrſchaften, wir werden dieſen wütenden Sturmangrif⸗ fen ſchon entkommen. Ich habe natürlich damit gerechnet. Das Schiff iſt in beſter Form!“ 5 „Hier und dort machte man ſich gegenſeitig Beſuche. Rijſer af Gjamſö, der Bürgermeiſter von Stockholm, Ge⸗ heimrat Kardorff und Konſul Ahrbecker ſpielten Skat, und Baron Tſukamato ſchaute intereſſiert zu. Kardorff hatte ſoeben einen Grand mit Zweien verloren, und daher kant es, daß Zenker und Irrgang in dieſer Kabine mit ſchal⸗ lendem Gelächter empfangen wurden. An einer andern Stelle erzählte der kleine Direktor Bauer die neueſten Witze, und auch hier wurde viel gelacht. Monatti und Poppoff philoſophierten allem Anſchein nach, und in einer andern Kabine ſpielte man Ekarté, wobei der Vicomte Gardins die Bank hielt. Upton Maephail war ſtark im Verlieren, dafür gewann der Türke Ibſam⸗Bey. a Schiffskranke gab es längſt nicht mehr, und auch der jepaniſche Baron hatte den Anfall völlig überwunden. Der Koch vermochte kaum ſo viel heißen Tee und Kaffee zu brauen, als vertilgt wurde. Die Temperatur war noch um einen Grad geſunken. Bald war der Gefrier⸗ punkt erreicht! In der Kabine, die Ruth und Ilona innehatten, fan⸗ den Dr. Zenker und Irrgang auf ihrem Rundgang Frau von Sabotta und noch eine andere Dame vor. Die Gat⸗ tin des öſterreichiſchen Geſandten bedauerte gerade: „Es iſt zu ſchrecklich, daß man nicht rauchen darf! Ich habe mich verſorgt... eine Ausnahme iſt wohl nicht ge⸗ ſtattet, Doktorchen?“ Sie war paſſionierte Raucherin und hatte das ſchmale goldene Etui immer in Bereitſchaft. „Ich bedauere recht ſehr, daß ich Ihnen meine Ein⸗ willigung dazu verſagen muß, gnädige Frau. Aber viel⸗ leicht werde ich im Laufe des morgigen Tages das Rauch⸗ verbot für ein halbes Stündchen aufheben. Es darf dann allerdings nur im Speiſeſagl unter ſtrengſter Kontrolle die aus geraucht werden!“ Stein hergeſtellt waren. Somit mußten die Forſcher des Amerikaniſchen Muſeums für Naturgeſchichte erkennen, daß ſchon vor ihnen Menſchen auf dieſen Höhen geweilt hatten, freilich vor einigen Jahrtauſenden, aber immer⸗ hin doch Menſchen, die ſich ſchon auf den Gebrauch von Werkzeugen und Pfeilſpitzen verſtanden. Man wird auf dem„Schiwa⸗Tempel“ und auf dem in den nächſten Tagen wohl gleichfalls bezwungenen„Wo⸗ tans⸗Thron“ die Unterſuchungen fortſetzen. Man nimmt nämlich immer noch an, daß es auf den iſolierten Berg⸗ ſpitzen Ueberraſchungen gibt, da all dieſe Bergſpitzen voll⸗ kommen trocken ſind. Die Tiere und die Pflanzen müßten ſich nach der Auffaſſung der Wiſſenſchaftler ſo entwickelt haben, daß ſie mit einem Minimum an Waſſer auskom⸗ men oder ſich bei den gelegentlichen Regenfällen auf Vor⸗ rat ſatttrinken können. Die Waſſersnot iſt ſo groß, daß man vielleicht ſogar wegen des Waſſermangels die Unterſuchungen zeitweilig unterbrechen muß. Man verſuchte, mit dem Flugzeug Waſſer in Waſſerbeuteln über dem„Schiwa⸗Tempel“ ab⸗ zuwerfen. Aber die Piloten beobachteten, daß die Waſſer⸗ beutel zerplatzten, als ſie auf die Bäume ſchlugen. Man hat jetzt eine beſondere Gruppe von Mormonen beauf⸗ tragt, Waſſer auf den„Schiwa-Tempel“ hinaufzuſchaffen. Nur wenn die Expedition lange genug in der Einſamkeit jener Bergſpitze verweilen kann, wird ſie den bis heute noch nicht feſtgeſtellten Senſationen auf die Spur kommen. Immerhin iſt vorläufig die Wiſſenſchaft und die Menſchheit überhaupt um eine Hoffnung ärmer. Die große Vergangenheit der Erde hat uns offenbar doch keine lebenden Zeugen zurückgelaſſen. Was die Natur im Laufe der Jahrtauſende vernichtete, das ſtarb, ohne irgendwo ein letztes Ueberbleibſel zu hinterlaſſen. Eintopf vom Meeresboden Wenig bekannt dürfte es ſein, daß es nicht nur in Oſtaſien, ſondern auch in europäiſchen Gewäſſern eßbaren Seetang gibt. So holen ſich z. B. die Irländer mehrere ſehr beliebte Nationalgerichte aus der See, nicht nur Auſtern, Fiſche und anderes Fleiſch, ſondern eben auch Gemüſe, ihren„Lewer“ oder„Lawer“, das ſie von einer gewiſſen, denſelben Namen tragenden Art von Seetang bereiteten. Das Gericht ſieht grün aus, faſt wie grüne Seife, und hat die Konſiſtenz unſeres Pflaumenmuſes. Es iſt eine von denjenigen Speiſen, die man entweder verabſcheut, oder in die man ſich verliebt. Es muß ſehr heiß gegeſſen werden und wird in demſelben kleinen Tie⸗ gel, in dem es gekocht wurde, auf den Tiſch gebracht und ſtets wieder ans Feuer geſetzt, wenn ſich die Gäſte bedient haben. Man verſendet dieſes Nahrungsmittel auch nach England, und in London verkünden es die Krämer den Kunden durch einen beſonderen Anſchlag an ihren Läden, wenn ſie friſches„Lawer“ erhalten haben. Auch an den Küſten Englands und Schottlands wer⸗ den hier und da manche Arten von Seegräſern gegeſſen. Eine andere Speiſe dieſer Art iſt der„Dilliſk“, den man in Belfaſt, in Kingſton und in anderen irdiſchen Küſten⸗ orten häufig auf den Märkten feilgeboten findet. Dieſer Dilliſk wird von der Küſtenbevölkerung in rohem Zuſtand gegeſſen. Als Würze dazu dient das Salz, mit dem das Seewaſſer ihn überzog; es wäre deshalb verkehrt, ihn ab⸗ zuwaſchen. In einigen Teilen Irlands findet man in den beſten Häuſern dieſes Meeresbodengemüſe. Auch „Curragheen“ oder„Currakeen“ iſt ein Geſchenk, das die Nereiden den iriſchen Küſten machen. Es wird ebenfalls aus dem„Seaweed“(Seegras) bereitet. Dieſes Seegras iſt weich und zart, wird in Milch zu einem Brei gekocht und dann in Formen geſchüttet, worin er ſtehen bleibt, bis er ſteif wird. „Das wäre fein,“ rief ſie erfreut aus und klatſchte dazu wie ein kleines Kind, das ſich über ein erhaltenes Spiel⸗ zeug freut, in die Hände.„Wollen Sie eine Partie Schach mit mir ſpielen?“ „Ich wage nicht, Ihnen einen zweiten Wunſch abzu⸗ ſchlagen, gnädige Frau,“ lächelte Zenker und verneigte ſich zuſtimmend. „Darf ich zuſehen?“ bat Frau von Scharſingk. „Wenn es Ihnen Vergnügen bereitet, gnädige Frau.“ „Hoffentlich kriegt ihr keine kalten Finger!“ neckte Ruth. „Wir ziehen Handſchuhe an, wie die andern auch.“ „Spielen wir in unſerer Kabine,“ ſagte Frau von Sabotta und hängte ſich an den Arm Zenkers. Frau von Scharſingk belegte den andern Arm. Sie gingen, und Irrgang war mit den beiden andern Damen allein. Er ſetzte ſich auf den Rand des einen Bet⸗ tes und plauderte mit ihnen. In der Hauptſache drehte ſich das Geſpräch um die Fahrt. Der Orkan hatte noch immer nicht nachgelaſſen. Das Schiff ſchlingerte und ſchaukelte zuweilen arg. Regenböen peitſchten gegen das Kabinenfenſter. Ilona plauderte jetzt über harmloſere Dinge, ſie erzählte von ihren Weltreiſen mit ihrem ver⸗ blichenen Gatten, von der Südſee und Kanaken und von der letzten Revolution in China, die ſie im Vorjahr in Shanghaf mitgemacht, als ſie ſich allein dort beſuchsweiſe aufgehalten habe. Ruth verhielt ſich ſchweigſamer. Mein Gott, was hätte ſie auch erzählen ſollen? Sie kannte die Welt ja wenig, hatte kaum etwas Beſonderes erlebt. Sollte ſie vom Pferdeſport ſprechen oder von dem letzten Auto⸗ rennen in Gabelbach, in dem ſie in der Damenklaſſe als Siegerin hervorgegangen? Gegenüber der Erzählungs⸗ kunſt Jlonas verblaßten dieſe unwichtigen Dinge ja nur zu ſehr. Irrgang hörte mit größtem Intereſſe zu, ſeine heißen Augen hingen förmlich an Ilonas ſprudelnden Lippen. Zuweilen lachte ſie laut auf, und er ſtimmte mit ein.. Plötzlich pochte es laut an der Tür. Es war der In⸗ genieur Brandt, der mit einer Entſchuldigung eintrat. „Ich traf den Baron Tſukamato auf dem Gang, und er ſagte mir, daß ich Sie hier finden würde, Irrgang.“ „Es hat ſich nichts Beſonderes ereignet, nur hat der Sturm in die linke Stirn⸗Gaszelle ein faſt anderthalb Meter langes Loch geriſſen, einen Riß, durch den das Gas entweicht. Aber man iſt ſchon beim Ausflicken.“ „Ich komme mit,“ ſagte Irrgang leicht beſtürzt und ſprang auf.„Ich bitte um Entſchuldigung, wenn ich mich entferne, meine Damen,“ verneigte er ſich lächelnd und küßte ihnen die Hand, zuerſt Ruth, deren leicht verſtörtes Weſen ihm auffiel. ö Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Mittwoch, 13. Oktober: 10 Johann Sebaſtian Bach und ſeine Söhne, Hörfol 10.30 Sendepauſe; 18 Unbekanntes aus Schwaben: u Katz⸗Gedächtnisſtunde; 19.15 Anſer ſingendes, Hingende⸗ Frankfurt; 21.15 Die nach Oſten zogen, 225 Jahre ſchwähſſe Siedlungen in Sathmar⸗Schwaben(Rumänien); 22 0 Nachrichten, Wetter, Sport; anſchl.: Echo der badiſchen 10 kulturwoche: 22.30 Wer macht mit? 5 Donnerstag, 14. Oktober: 10 Volksliedſingen; 10.30 Sendepauſe; 18 Das deu * 5 2 85 ö Lied; 19.15 Die Geige führt, Schallplatten; 20 Muſtalſaß Bilderbogen; 21.15 Junge Lyriker: Hans Schuh⸗Mannhein, 21.30 Walter Niemann ſpielt aus eigenen Werken; 22.20 eil Nachrichten, Wetter, Sport; anſchl.? Echo der badiſchen Gal kulturwoche; 22.30 Volks⸗ und Unterhaltungsmuſik. 5 Freitag, 15. Oktober: 10 Der Boden ruft, die Jugend folgt; 10.30 Die Fuß⸗ ballknappen von Schalke 04; 10.45 Sendepauſe; 18 fil terbunt; 19.15 Stuttgart ſpielt auf; 20 Deutſches Kofzett 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; anſchl.: Echo der bah ſchen Gaukulturwoche; 22.30 Zu Unterhaltung und Talg. Samstag, 16. Oktober(Tag des Rundfunks in der Ggle külturwoche Baden): er Türkenlouis, Hörfolge; 10.30 Sendepauſe; 11 Das ländlie 14.0 friſch auß füllt; 15 Volk und Wirtſchaft; 15.15 Wer recht in Freuden n wellen, er Funk für Alt und Jung; 18 Zeitge im Fu) Tonbericht der Woche; 19.10 Konzert Werken badiſcher Komponiſten; 20.10 Drum grüß ich dig mein sveranſtaltung der Re ſender Mittwoch, 13. Oktober: 9.30 Sendepauſe; 11.45 Deutſche Scholle; 16 Lieder und Balladen; 16.30 Nachmittagskonzert; 19.10 Unſer i gendes, klingendes Frankfurt; 21.15 Der brennende Was Hörspiel; 22.20 Kamerad, wo biſt du?; 22.30 Unterhaltung und Tanz. D Donnerstag, 14. Oktober: 11.15 Zweck und Bedeutung der Lehr⸗ und Leiſtungs⸗ ſchau der badiſchen Gemeinden in Karlsruhe vom 23. Oktober bis 11. November; 11.40 Deutſche Scholle; 15.15 Für uf⸗ lere Kinder; 15.45 Sendepauſe; 17.15 Muſik aus alter Zeit; 19.10 Wer viel bringt, wird jedem etwas bringen 21.15 Es rauſchten leiſ'“ die Wälder... Lieder und Klavier⸗ muſik; 22.30 Volks⸗ und Unterhaltungsmuſik. Freitag, 15. Oktober: 10.45 Mutter turnt und ſpielt mit dem Kind; 11 Sende⸗ pauſe; 11.40 Deutſche Scholle; 19.10 Bitte einſchalten! Adolf Condrell plaudert; 20 Deutſches Konzert; 22.30 Tanz⸗ muſik. Samstag, 16. Oktober(Tag des Rundfunks in der Gal külturwoche Baden): 9.30 Sendepauſe; 10.45 Programmanſage, Wirtſchaftz⸗ meldungen, Wetter; 11.15 Das ländliche Jahr; 15.15 Mer recht in Freuden wandern will, was machen wir am Song⸗ tag?; 16 Bodenſeewellen, froher Funk für Alt und Jung; 19.10 Konzert aus Werken badiſcher Komponiſten; 20.0 Drum grüß' ich dich, mein Badner Land, Gemeinſchaftsveran⸗ ſtaltung der Reichsſender Frankfurt und Stuttgart; 2200 Tanzmuſik. Als Ralf Irrgang nach einer Viertelſtunde die Kabine wieder betrat, fand er nur Ilona anweſend, in einen franzöſiſchen Roman leſend. Sie klappte das Buch ſofort zu und ſprang in die Höhe. Sie ſchien ſich über ſein aber; maliges Kommen mächtig zu freuen. Zuerſt mußte es ihr ſcheinen, als ob ſie ihn im Gefühl höchſten Glückes um⸗ armen wollte... und er dachte an die Küſſe, die er ihr ge— ſtern Nacht auf dem Gang im Ueberſchwang ſeiner Em pfindungen geraubt.. Aber ſein Geſichtsausdruck, den ſe für abweiſend hielt, der in Wirklichkeit aber nur leicht Ueberraſchung darüber bekundete, daß er ſie allein antraf, ſchveckte ſie zurück. „Sie ſind allein. 2“ „Ja, wie Sie ſehen, mein Freund,“ erwiderte ſie und wiegte ſich kokett in den Hüften, die weißen, ſchlankes, jchmalen Hände grazibs in die Seiten geſtemmt. Unter dem koſtbaren Nutriamantel, der ihre Geſtalt umſchloß lugten zierliche Füße hervor— elegante, modefarbene Schuhe mit Straß geziert. Ein feines ſpöttiſches Lächeln kräuſelte ihren Mund.. dieſen kleinen Mund mit den feuchten roten Lippen, den keine Falte beeinträchtigte, det ſchön wie eine Kirſche war, begehrend und betörend, und den er einmal— ein einziges Mal in heißer Leidenſcha geküßt f Wie er nun ſo ſtarr vor ihr ſtand, verſchwamm iht Geſtalt vor ſeinen Augen... nur zwei Dinge ſah er wie durch einen blutigen Nebelſchleier:— ihren Mund und ihre Augen.. dieſe glänzenden, immer feuchtſchin⸗ mernden, zuweilen melancholiſch blickenden Augen Durch den roten Schleier, der vor ſeinen Augen lag, wäh⸗ rend ihm das Blut durch die Adern brauſte und in den Schläfen wie dröhnende Schmiedehämmer pochte, be merkte er zuletzt nur noch das faszinierende dunkle Augen paar, worin es grünlich ſchillerte 5 Er ſtöhnte leiſe auf, warf beide Arme in die Luft, ab griffe er nach etwas Unſichtbarem Dann verflüchtigte ſich der rote Nebelſchleier— e, rann in ein Nichts.. Er ſah ſie vor ſich ſtehen, lächelnd und auffordern verlangend. Das ſtockende Blut jagte wieder durch ſeile Adern. Weißer Hauch ſtrömte aus ihrem Munde. d war wohl der Nebelſchleier, den er ſoeben geſehen. 5 Mit dumpfem Laut warf er ſich nach vorn, aber f wich ihm aus. „Was tun Sie, Herr Irrgang?“ Ihre Stimme klang ihm fremd. 1 „Ilona!“ ſtöhnte er und griff mit beiden Händen 1 die ſchmerzende Stirn. Dann fiel er ſchwer auf den S Sekundenlang ſchaute ſie beſtürzt auf ihn herab. Cie mitleidiger Ausdruck lag in ihren dunklen Augen. trat heran und ſtreichelte ihm das volle Haar. i * irrer