Rr. 255 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Montag, 1. November 1937 Die Zeit lebt im Buch Pr. Goebbels eröffnet die„Woche des deutſchen Buches 1937“ Weimar, 1. November. In Weimar wurde die Woche des deutſchen Buches 1937 eingeleitet. Im Vortragsſaal des Goethe⸗Nationalmuſeums ſtand die 350 Bände umfaſſende Jahresſchau des deutſchen Schrifttums, die von der Reichsſchrifttumsſtelle beim Reichs⸗ ministerium für Volksaufklärung und Propaganda zuſam⸗ mengeſte!! worden iſt und die zugleich in den übrigen deut⸗ ſchen Großſtädten gezeigt wird. Sie bietet einen Einblick in das Schrifttum des Jahres 1936⸗37 und ſteht unter dem Grundgedanken der diesjährigen Buchwoche„Die Zeit lebt im Buch“. Geleitet vom Reichsſtatthalter Sauckel erſchien Reichs⸗ miniſter Dr. Goebbels mit Reichsleiter Bouhler. In ihrer Begleitung kamen der Präſident der Reichsſchrifttumskammer Hanns Johſt, der Präſident der Reichstheaterkammer Dr. Schlöſſer und Hauptamtsleiter Wilhelm Baur, der Leiter des deutſchen Buchhandels. Nachdem Dr. Goebbels die füh⸗ renden Perſönlichkeiten des Staates und der Bewegung in Thüringen, an ihrer Spitze Miniſterpräſident Marſchler, be⸗ grüßt hatte, ließ er ſich von Hauptamtsleiter Hederich, dem Leiter der Reichsſchrifttumsſtelle, durch die Abteilungen der Jahresſchau führen. Mit kurzen Worten überreichte ſodann Reichsſtatthalter Sauckel dem Miniſter eine Ehrengabe des Gaues Thüringen und der Stadt Weimar. Sie ſtellt eine Sammlung mit Naturtreue nachgebildeter Originale von Handſchriften und Handzeichnungen dar, die in einer Mappe von Prof. Dorf⸗ ler⸗Weimar liegen und von Oskar Brandſtetter⸗Leipzig repro⸗ duziert wurden. Im Anſchluß an die Eröffnung der Jahresſchau wohnte der Reichsmfniſter einer Feſtaufführung im Deutſchen Na⸗ tionaltheater bei. Geboten wurde Otko Exlers Weiheſpiel „Thors Gaſt“. Die offizielle Eröffnung der„Woche des deutſchen Bu⸗ ches 1937“ ſand am Sonntag in einer großen Kundgebung in der Weimar⸗Halle ſtatt. Reichsminiſter Dr Goebbels hielt eine große Rede, an deren Anfang er den Gedanken ſtellte:„Revolutio⸗ nen werden nicht ſo ſehr mit Waffen als mit Ideen ge⸗ macht“. Der Kampf um die Macht, der im Beginn der Re⸗ volution zum Ausdruck komme, ſei mehr ein Kampf des Geiſtes als der Gewalt Die ſchärfſte und ſchneidendſte Waffe des Geiſtes aber ſei das Wort. Die großen Redner ſeien es auch geweſen die die Revolutionen vorwärtstrieben, ihnen den heißen Atem und den mitreißenden Impuls ver⸗ liehen hätten. Aber hinter den Rednern habe in Revolutio⸗ nen ſtets das Hee: der Schreiber geſtanden. Dr Goebbels hezeichnete ſie l“ Infanterie dor geſchichtlichen Auf⸗ Htafios bewegungen, die hinter dem ewig voränſturmenden Stoßtrupp der großen Redner das eroberte Terrain beſetzt und ausgebaut hätten. „Die nationale Politik eines Volkes findet ihren bered⸗ teſten Ausdruck, ihr Symbol in Buch und Schwerk. Das Buch iſt die Waffe des friedlichen Mufbaugeſſtes, das Schwert die Waffe der Sicherung der nationalen Lebensgü⸗ ter. Sie ſind keine Gegenſätze, ſie bedingen ſich einander. Und wir wazen immer im Verlaufe der Geſchichte feſtſtel⸗ len können, daß ganz große hiſtoriſche Perſönlichkeiten ſich der Feder und des Schwertes bedienten, um das Leben ihrer Völker zu geſtalten. Ich brauche in dieſem Zuſammenhang nur an geſchichtliche Figuren wie Cageſar, Friedrich den Ein⸗ zigen, Napoleon, Clauſewitz. Moltke oder Schlieffen zu er⸗ nern. Nicht die rohe und ungeſtalte, ſondern die gebän⸗ digte und vergeiſtigte Kraft baut Völker und Staaten. Darum iſt die Macht auch immer mit der Idee gegangen. Und die Bücher als die Wegbereiter der Völker haben zu allen Zeiten nicht nur vergangene große Epochen verherr⸗ licht, ſondern auch kommende große Epochen geahnt, ange⸗ kündigt und vorbereitet.“ Dr. Goebbels erklärte, daß es dem Nationalſozialismus vorbehalten geweſen ſei, dieſe Syntheſe zwiſchen Geiſt und Kraft zu erkennen und ſie auch in ſeinen Werken und Taten zu verwirklichen. Der Nationalſozialismus ſei der große Er⸗ ziehungsfaktor des deutſchen Volkes. Seinen Schulen und Burgen könne kein anderer Sinn gegeben werden als der, nach gleichmäßigen und bleibenden Geſetzen eine Ausleſe des Volkes zu dieſen Prinzipien zu führen. „Der geiſtige und charakterliche Umgeſtaltungsprozeß unſeres Volkes kann nicht im Tempo der Revolutionen ſelbſt vollzogen werden. Er hat ſeine Zeit nötig. Es unterliegt aber auch keinem Zweifel, daß auf lange Sicht geſehen auf dieſe Weiſe unſer Volk ſelbſt durch ſeine Spitenſchicht allmählich eine vollkommene Umwandlung erfährt. daß es zu ſeinem wahren Weſen zurückgeführt wird und durch die Erzie⸗ gungsarbeit der Bewegung nach und nach ein ganz neues Bildungsideal entſteht. Die vergangene Epoche prägte das Wort, daß Wiſſen Macht ſei. Wir ſagen dagegen: Können iſt Macht! Das Können aber findet ſeinen Ausgangspunkt nicht nur in der natürlichen Veranlagung, ſondern auch in der Zielſtrebigkeit, mit der dieſe Veranlagung angeſetzt wird. Haltung und Geſinnung ind ausſchlaggebende Faktoren der Leiſtung. Nicht ſo ſehr die Summe des Wiſſens entſcheidet über den Rang einer Perſönlichkeit, als vielmehr die Befähigung, Wiſſen in der richtigen Weiſe an⸗ und einzuſetzen. Die bergangene Zeit ſtand im Zeichen einer plumpen und rohen leberſchätzung des rein Angelernten. Unſer Bil⸗ dungsideal iſt nicht abſolut, ſondern in feſte Beziehung zum Volke geſetzt. Wir führen die Nation zu einer vernünftigen und kraftvollen völkiſchen Lebensgeſtaltung.“ Dieſe innere Zielrichtung bezeichnete Dr. Goebbels als den wahren Grund für die geſunde Abwehr des National⸗ ſozialismus gegen den abſoluten Intellekt, der keine innere Bindung zum wirklichen Leben mehr beſitze. Er ſtellte aber dazu ausdrücklich feſt:„Allerdings muß ein ſcharfer Unter⸗ ſchied gemacht werden zwiſchen Intellektualismus und Intelligenz. Es iſt nicht richtig, die geiſtige Erkenntnis an ſich in Gegen⸗ ſatz zur Tat und zur Kraft des Willens zu ſtellen. Die Gro⸗ ßen unſeres Volkes haben ſich nicht nur in Werken, ſondern auch in Worten offenbart. Der Charakter allein iſt nicht ausreichend für den Aufbau von Völkern und Staaten. Er muß ſeine Ergänzung finden in Begabung und Fertigkeit. Begabung iſt da, Fertigkeit aber muß irgendwo gelehrt und gelernt werden. Ein ſicherer Schatz von Wiſſen und Erfah⸗ rung im beſten Sinne des Wortes iſt immer ein guter Aus⸗ gangspunkt für die Leiſtung. Ein Staat wird regiert mit Charakter, Willen, Wiſſen und einer Unſumme von Erfah⸗ rung. Es iſt alſo nicht unnationalſozialiſtiſch, etwas zu lernen. Die Geſinnung darf für Faulpelze keine Ausrede für die Trägheit ihres Herzens ſein. In einen geſunden Körper gehört ein geſunder Geiſt.“ Mit beſonderer Freude verzeichnete Dr. Goebbels daher die Tatſache, daß gerade in den Kreiſen der kämpfenden poli⸗ tiſchen Jugend dieſen Gedankengängen breiteſter Raum ge⸗ währt werde. Denn die Jugend, die das Leben noch vor ſich ſehe, habe einen geſunden Inſtinkt für ſeine Schwierigkeiten und auch dafür, daß man ſie nur mit beſtimmten Fähigkeiten überwinden kann.„Vorausſetzung in dieſem Fragenkomplex iſt nur, daß die nationalſozialiſtiſche Bildung nicht das Vorrecht einer Klaſſe wird, ſondern dem ganzen Volke gehört. Ihre Möglichkeiten müſſen jedem Begabten offenſtehen. Aber nicht der Staat oder die Partei iſt dann für die Ergreifung diefer Möglichkeiten verantwortlich, ſondern der Begabte ſelbſt.“ Die Menſchen, die heute verantwortliche Funktionen aus⸗ üben, ſeien durch den Ausleſeprozeß des Kampfes gegangen. Dieſe große Perſönlichkeitsſchule müſſe heute, da der Kampf jehle, durch die Erziehung erſetzt werden. Als eines dieſer Erziehungsmittel bezeichnete der Miniſter das Buch. Es ſolle zum klaren Denken und zur logischen Gedankenführung ge⸗ wöhnen. Es gelte in dieſem Zuſammenhang ſoviel wie Schule und Univerſität. Das Buch müſſe ſich daher an die Geſamtheit unſeres Volkes richten, um an ihr ſeine Erzie⸗ hungsaufgabe durchzuführen. Im Buch offenbare ein Volk ſich ſelbſt. Dr. Goebbels erwähnte die Arbeiten am deutſchen Ju⸗ gendſchrifttum, bei denen ſich der NS⸗Lehrerbund richtung⸗ weiſend eingeſetzt habe, und ſtellte dann zuſammenfaſſend feſt. daß 5 „1. Die Vereinzelung, in die der Schriftſteller aber auch der Leſer hineingekommen war, gebrochen iſt und 2. das dichteriſche Schaffen wieder mehr ſymboliſchen Cha⸗ rakter annimmt und ſeiner urſprünglichen Bedeutung gerecht wird.“ Die Ziffern des Geſamtumſatzes des deutſchen Buchhan⸗ dels bezeichnete Dr. Goebbels als den ſchlagkräftigſten Be⸗ weis dafür, daß das Volk dieſe Mobiliſation des dichteriſchen Schaffens richtig verſtanden hat Nach ſorgfältigen Schätzun⸗ gen ergebe ſich, daß die Neuerſcheinungen gegenüber 1936 in dieſem Jahre ein Mehr von 1246 Veröffentlichungen aufwieſen und daß im gleichen Zeitraum die Erſtauflagen um 1358 geſtiegen ſeien. Der Geſamtumſatz des deutſchen Buchhandels habe ſich gegenüber dem Vorjahre um 20 v. H. erhöht. Bei der Löſung der Frage der Förderung des deutſchen Schrifttums ergäben ſich folgende beiden getrennten Aufga⸗ benbereiche: 1. Die Frage der Heranführung der breiten Maſſen des deutſchen Volkes an das Buch überhaupt und 2. die Heraushebung des beſonders bemerkenswerten Schrift⸗ tums aller Art aus der Geſamtproduktion des Jahres. Der erſten Aufgabe, der Heranführung des Schrifttums an das Volk ſelbſt, diene im beſonderen die Woche des deut⸗ ſchen Buches. Ihre Bedeutung habe ſeit 1933 ſtändig zuge⸗ nommen. In dieſem Jahre würden ſchon in 2000 Orken des Reiches Sonderveranſtaltungen im Rahmen der deutſchen Buchwoche durchgeführt. Die zweite Aufgabe, die Heraushebung des beſonders be⸗ merkenswerten Schrifttums, werde vor allem in der Jahresſchau des deukſchen Schrifttums in Angriff genommen. In ihr werde von Jahresmitte zu Jahresmitte über die ganze Breite des literariſchen Schaf⸗ fens hinweg eine Auswahl geboten Die hier aufgeführten Werke würden in einer Liſte vereinigt, die in hoher Auflage ins Volk gehe und das Ergebnis der literariſchen Jahresernte den verſchiedenſten Zwecken dienſtbar mache Maßſtäbe der Ausleſe liefere vor allem die no!»nalſoziattd me Poweauna. Der Miniſter ſchloß ſeine Ausführungen mit den Wor⸗ ten:„Indem ich allen, die ſich um die Verbreitung des deutſchen Buches gemüht und bemüht haben, meinen Dank ausſpreche, gebe ich der Hoffnung Ausdruck, daß es uns ge— lingen möge, auf den Erfolgen der Vergangenheit auf⸗ bauend, noch größere Ergebniſſe für die Zukünft vorzube⸗ reiten. Wir Männer der nationalſozialiſtiſchen Tat könnten ein Leben ohne Buch nicht mehr als lebenswert erachten. Gerade deshalb aber ſoll es nicht nur zu Wenigen ſprechen. Die ganze Nation ſoll ſich ſeiner Schätze bemächtigen. Und ſo gebe ich der heute beginnenden großen Werbeaktion für das deutſche Schrifttum die Parole mit auf den Weg: Das deutſche Buch in die Hand des ganzen Volkes! Damit erkläre ich die„Woche des deutſchen Buches 1937“ für eröffnet.“ Der Rede des Reichspropagandaminiſters, die bei der Maſſe der Teilnehmer ſtürmiſchen Beifall auslöſte, war im Anſchluß der Begrüßungsworte des Reichsſtatthalters und Gauleiters Sauckel eine Anſprache des Präſidenten der Reichsſchrifttumskammer, Hanns Johſt, vorhergegangen. Johſt bezeichnete Adolf Hitler als das Bei⸗ ſpiel der geſchichtlichen Perſönlichkeit, deſſen Lebenswerk und Lebenswirkung aus Wort und Antwort, aus Rede und Ge⸗ genrede allein zu verſtehen ſei. Er habe das Wort von der Oberfläche der parlamentariſchen Geſchwätzigkeit befreit. Sein Wort ſei die erſte nationalſozialiſtiſche Tat geweſen. Für den Schriftſteller ſei es vorbei mit einem bildungsüberdünkelten, guten Stuben-Individualismus. Er gehöre ſeinem Volke oder ſeine Dachſtubenherrlichkeit gehöre entrümpelt. Jeder Verleger und jeder am Buch Tätige noch müſſe das Wiſſen um den Urkern der Kulturpolitik haben und mit dem Willen, dem eiſernen Willen, dieſer geſchloſſenen Kultur⸗ politik dem Nationalſozialismus dienen. Er dürfe ſich nicht mehr primär von privatwirtſchaftlichen Erwägungen leiten laſſen, ebenſowenig wie der Autor noch vom Privat-Schmerz⸗ oder Luſt her allein beſeelt und begeiſtert werde. Daher ſei das Wort des Reichsminiſters Dr. Goe s in das Gedächt⸗ nis zurückzurufen:„Das Bi. u Jahr zu Jahr bil⸗ iiger werden“. Die Bücherſtuben müßten allen Deutſchen gemeinſam gehören. Zweitauſend Jungbuchhändler hätten bereits die Reichs⸗ ſchule des deutſchen Buchhandels beſucht; dieſe Schulung voll bewundernswerter Energie hätte ihre Teilnehmer im Sinne der nationalſozialiſtiſchen Modernität beſeelt und begeiſtert. Ferner ſei als erfreuliches Zeichen zu vermelden, daß ein Fünftel aller Sortimentsbuchhandlungen im vergangenen Jahr eine Umſatzſteigerung von 30 bis über 40 v. H., daß drei Fünftel eine ſolche von 10 bis 15 v. H. erfahren hätten. Alle wirklichen kulturellen Großtaten hätten gleichzeitig propagan⸗ diſtiſchen Charakter im politiſchen Raum des Dritten Reiches zu tragen. Wer deutſch ſpreche und die deutſche Sprache mei⸗ ſtern wolle, müſſe deutſch denken und der deutſche Gedanke E in der Welt heiße:„Deutſche Politik“. „ 5 i 7 12 verſchiedene Edelſtein⸗Abzeichen Die Straßenſammlung am 6. und 7. November. Am 6. und 7. November wird eine Sammlung durch die SA., SS. und NSsick. durchgeführt, bei der zwölf ver⸗ ſchiedene Edelſtein-Abzeichen für das Winterhilfswerk 1937 auf den Straßen angeboten werden. Bei ihrer Herſtellung fanden mehr als 1000 Arbeiter Beſchäftigung für mehrere Monate. Herſtellungsort iſt in der Hauptſache das Städt⸗ chen Idar-Oberſtein. Die„Stadt des deutſchen Edelſteingewerbes“ Idar⸗ Oberſtein liegt im Tal der Nahe, die bei Bingen in den Rhein mündet. Schon die alten Römer zur Zeit Cäſars liebten die ſchönen Achatmandeln und Druſen aus Topas 150 1 oder Amethyſt, die man zur damaligen Zeit in den Mela⸗ phytfelſen der Hänge des Hunsrück fand. Geſchichtlicher Boden iſt es, in dem alle dieſe ſchönen Steine ſchlummern; eine Landſchaft, in der die deutſche Sage lebendig iſt. Heißt es doch im Volksmund, daß der Geburtsort des grimmen Hagen Tronje das heutige Drohenecken ſein ſoll, und daß der in der Nähe liegende Tränenweiher die ume den toten Siegfried vergoſſenen Tränen aufgefangen hat. Weit reicht die Geſchichte Idar⸗ Oberſteins zurück; die erſte Urkunde ſtammt aus dem Jahre 1454 und die erſte Innungsakte aus dem Jahre 1609. Die erſten primitiven Schleifmühlen oder— wie ſie im Volksmund genannt werden—„Schleifen“ ſtanden zur Zeit des frühen Mittelalters an den Ufern des Idar⸗ baches. Noch heute ſind einige dieſer Schleifen in Betrieb. Auch heute wird in dieſen alten Bachſchleifen noch gearbeitet, und ein großer Teil der Steine, die zur Her⸗ ſtellung des Novemberabzeichens für das Winterhilfswerk 1937/38 nötig ſind, wird hier geſchliffen. In dem großen Raum der Waſſerſchleife drehen ſich die rieſigen, bis zu vierzig Zentner ſchweren Schleifſteine, die in einer einein⸗ halb bis zwei Meter tiefen Grube ſo aufgehängt ſind, daß die Vertiefung um die Hälfte überragt wird. Die Schleif⸗ ſteine beſtehen aus äußerſt hartem Sandſtein und werden zumeiſt in der Pfalz hergeſtellt. Der Rohſtein wird auf einer rotierenden Metallſcheibe aus hochwertigem Stahl in Stücke geſchnitten und dann von dem Schleifer behauen. Nun beginnt der eigentliche Prozeß des Schleifens. Bei dieſer Arbeit liegt der Schleifer auf dem ſogenannten„Kipp⸗ ſtuhl“, der ſo gebaut iſt, daß das Gewicht von Schleifer und Stuhl zuſammen auf den zu bearbeitenden Stein drücken. In mühevoller Arbeit, die körperliche Kraft, ſach⸗ kundigen Blick und eine geübte Hand erfordert, wird ſo dem Stein die gewünſchte Form gegeben. Zum Schluß kommt der Stein auf den Polierblock, eine dicke, ſich drehende Buchenrolle, auf der der Stein ſeinen leuchtenden Glanz erhält. 8 mal des Unb Rudolf Heß am Grab Die deutſche Abordnun ehrte die Toten des Weltkrieges und ſchen Revolution durch i Kranzniederlegung am Grabmal — ekannten Soldaten des Unbekannten Soldaten. Rom. Weltbild(N). die Gefallenen der fa chiſtk⸗ Die WH W.⸗Abzeichen der zweiten Reichsſtraßenſammlung. Zur zweiten Reichsſtraßenſammlun .—— Weltbild(M). des WS W. am 6. und 7. November werden 12 ver⸗ ſchredene Edelſteinabzeichen aus Elektron verkauft. SA. SS. und NS. führen die Sammlung durch. ccc 15 1* 7 Sport des Sonntags Fußball Tſchammerpokal⸗Spiele(3. Schlußrunde): VfB. Stuttgart— Hannover 96 Berliner SV. 92— Sg. Fürth Dresdner SC.— Tod. Eimsbüttel Eintracht Braunſchweig— Schalte 04(n. Verl.) Bor. Dortmund— Duisburger FV. 08(n. Verl.) Meiſterſchaftsſpiele. Gau Mittelrhein: 0 0- 2 Tura Bonn— SV. Beuel 2:0 Alemannia Aachen— Mülheimer SV. 372 Rhenania Würſelen— Kölner BC. 4:0 Gau Hellen: SC. 03 Kaſſel— Boruſſia Fulda 22 Heſſen Hersfeld— Sport Kaſſel 1:3 VfB. Friedberg— FC. 93 Hanau(in Hanau) 111 Kewa Wachenbuchen— VfB. Großauheim 2:0 Germania Fulda— Spielverein Kaſſel 1222 Gau Württemberg: Sfr. Stuttgart— Ulmer FV. 94 281. 1. SSV. Ulm— FV. Zuffenhauſen 2:0 VfR. Schwenningen— Sfr. Eßlingen 1:0 Gau Bayern: Bayern München— Wacker München 0:2 1. FC. Nürnberg— BfB. Ingolſtadt 2:0 1. FC. 05 Schwein furt— Schwaben Augsburg 3:0 Jahn Regensburg— 1860 München 0:0 Fußballkampf Schweiz— Italien 22. Im 23. Fußball⸗Länderkampf zwiſchen der Schweiz und Italien, der gleichzeitig zum Europa⸗Pokal⸗Wettbewerb zählt, gab es vor 20000 Zuſchauern in Genf eine große Ueberraſchung. Die Eidgenoſſen lieferten gegen den Welt⸗ meiſter einen ihrer größten Kämpfe und hielten ein 2:2(2:1). Das Ergebnis gewinnt noch mehr an Wert, wenn man be⸗ rückſichtigt, daß die Schwetzer bereits nach der erſten halben Stunde einen Spieler verloren und gegen die vollzähligen Italiener den größten Teil des Spiels durchhalten mußten. Der Engländer Lewington leitete das Spiel ſehr umſichtig. Handball Auswahlſpiel. In München: Bayern— Brandenburg 9:8 Gau Südweſt: SW 98 Darmſtadt— Germania Pfungſtadt 47 Polizei Frankfurt VfR Schwanheim 8:8 70 Herrnsheim— FS Frankfurt 12:4 MSW Darmſtadt Viktoria Griesheim 1075 Gau Württemberg: TSV Süßen— TW Altenſtadt 21 Eßlinger TSV. Tgſ. Stuttgart 5:10 Stuttgarter Kickers TV Cannſtatt 5:8 Tſchft. Göppingen KSW Zuffenhauſen 6:11 Gau Bayern: 1. FJC Nürnberg Bamberger Reiter 5 TW 1860 Fürth 1860 München 9: Aeberraſchungen beim Silber ſchild Nordmark und Brandenburg ſtehen im Endſpiel. Zwei große Ueberraſchungen gab es in den Vorentſchei⸗ dungen des Kampfes um den Hockey⸗Silberſchild. In Berlin hatte Brandenburg Mühe, die Niederrheinmannſchaft 1:0 aus⸗ zuſchalten und in Hamburg überrannte Nordmark die Süd⸗ weſt⸗Elf gleich mit 5:1(3:0). Am 28. November ſtehen ſich ſomit Brandenburg als Verteidiger des Schildes und Nordmark im Endſpier gegenüber. Etwa 3000 Zuſchauer erlebten in Berlin⸗Grunewald den Kampf zwiſchen Brandenburg und Niederrhein, in dem zunächſt die Brandenburger leicht im Vorteil waren. Erſt in der 25. Minute wurde durch Schulz der einzige Treffer die⸗ ſes Spiels erzielt, nachdem kurz zuvor ein Tor wegen Abſeits nicht gegeben werden konnte. Die beiden ſchweren Spiele gegen Niederſachſen ſcheinen die Nordmark⸗Elf erſt richtig in Schwung gebracht zu haben. In blendender Verfaſſung ſtellten ſich die Norddeutſchen auf dem Platz des HTC. am Voßberg in Hamburg ihrem Geg⸗ ner und hatten das Spiel eigenklich dauernd in der Hand. Jakob Brendel Europameiſter. Bei den Europameiſterſchaften im Freiſtilringen fiel im wieder bis auf den letzten Platz beſetzten Münchener Zirkus⸗ bau Krone bereits die erſte Entſcheidung. In der dritten Runde der Bantamgewichtsklaſſe kam Jakob Brendel(Nürn⸗ berg) durch Hüftzug nach 14:23 Min. zu einem weiteren entſcheidenden Sieg über den Finnen Miljam Maunula. Da der Schwede Herman Tuveſſon überraſchend Stefan Toth (Ungarn) nach 13:20 Min. durch Armfeſſel legte, wurde der Nürnberger mit einem Fehlpunkt bereſts Europameiſter. Weltrekordmann Frömming. Dem bekannten deutſchen Traber⸗Champion Hans Frömming iſt es gelungen, in dieſem Jahre ſeinen 206. leg u feiern und damit den bisher von dem in Deutſchland a een Charly Mills gehaltenen Weltrekord für die beſte Jahresleiſtung zu übertreffen. Taruffi im Rekordfieber. Kurz vor der Rekordwoche auf der Reichsautobahn. hat der Italiener Taruffi mit ſeiner Spezial⸗Gilera⸗Maſchine jetzt nicht nur den abſoluten Welt⸗ rekord für Motorräder auf 274,281 Stundenkilometer geſtellt, ſondern noch eine ganze Reihe anderer Weltrekorde verbeſſert. So wird Henne auf BMW. ein reiches Arbeitsfeld vorfinden, wenn er alle ſeine Höchſtleiſtungen zurückerobern will. Marcel Thil ohne Titel. Die Internationale Box⸗Union 15 dem franzöſiſchen Mittelgewichts⸗Weltmeiſter Marcel Thil einen Titel aberkannt, weil er ihn nicht rechtzeitig gegen den Kubaner Kid Tunero verteidigt hat. Tunero wird im No⸗ vember in Berlin gegen Beſſelmann kämpfen. %%——fF— W 7—[— ꝛ 6 6665*õ*»2oé2 ‚——́—E—ä—ʒũ——— Gedenktage I. November. 1500 Der italieniſche Goldſchmied und Bildhauer Benvenuto Cellini in Florenz geboren. 1880 Der Grönlandforſcher Adolf Wegener in e e 1895 Max Skladanowſky führt den Film zum erſten Male öffentlich im Berliner Wintergarten vor. 1914 Deutſcher Seeſieg unter Vizeadmiral Graf v. Spee bei Coronel(Küſte von Chile) über die Engländer. Hin⸗ denburg wird„Oberbefehlshaber Oſt“. 1926 Dr. Goebbels übernimmt die Gauleitung in Berlin. Sonnenaufgang 7.21 Sonnenuntergang 16.55 Mondaufgang 5.33* Monduntergang 15.44 0 St. Hubertus, Schutzpatron der Jägerel „Des Jägers Urſprung liegt entfernt, dem Paradieſe nah; Noch war kein Kaufmann, kein Soldat, Kein Lehrer, Pfaff noch Advokat, Doch Jäger waren da.“ Sie waren da ſeit den erſten Anfängen der menſch lichen Kultur; denn aus dem Kampf des vorgeſchicht⸗ lichen Menſchen mit einer dämoniſchen Umwelt, mit wil⸗ den Tieren, die ſein Leben bedrohten und deren er ſich mit Fauſtkeil und Keule erwehren mußte, iſt die Jagd ent⸗ ſtanden. Sie lieferte ihm Nahrung und Kleidung; die Menſchen waren, lange bevor ſie Viehzucht und Ackerbau zu treiben begannen, ausſchließlich auf Jagd angewieſen, und auch heute gibt es noch Volksſtämme, die nur davon leben. Ueberall auf der Welt wird dem Wild mit allen nur erdenklichen Mitteln nachgeſtellt, als Gewerbe, aus Sportluſt oder zum Zeitvertreib. Den deutſchen Jäger aber kennzeichnet ſeine höhere Auffaſſung von waidmän— niſchen Pflichten, deren vornehmſte die Erhaltung des Wildſtandes als eines Stückes urwüchſiger heimatlicher Natur iſt. Ihr allein iſt es zu verdanken, daß die Organi⸗ ſation der deutſchen Jagd auf einer weſentlich höheren Stufe als in allen anderen Ländern der Welt ſteht und daß ſie mit ihren Nebeninduſtrien einen Wirtſchaftswert von beachtlicher Höhe darſtellt. Bei uns hängt die Jagdleidenſchaft zuſammen mit der Liebe zur Natur mit ihrer reichen Tier- und Pflanzen⸗ welt; ſie iſt ein hübſcher Weſenszug unſeres Volkes, der in der Dichtung mannigfach zum Ausdruck gelangt und der in der Geſtalt des Schutzpatrons der Jagd verkörpert iſt. Es iſt nicht Nimrod, ein Jäger öſtlicher Prägung, von dem das alte Teſtament berichtet. Die deutſche Jägerei verehrt als ihren Schutzheiligen St. Hubertus, den wilden Jäger, der ſich dazu bekehrt hatte, den Schöpfer im Ge⸗ ſchöpf zu ehren. Er geſchah, wie die Legende berichtet, an einem Karfreitag. Der Ritter Hugbert war an dieſem hohen Feiertage hinausgezogen und folgte der Fährte eines Hirſches. Im Augenblick aber, als er den tödlichen Schuß abgeben wollte, gewahrte er zwiſchen den Geweih⸗ ſtangen des gehetzten Wildes ein ſtrahlendes Kreuz. Tief ergriffen von dieſer Erſcheinung ſank der wilde Jäger in die Knie, gelobte Beſſerung und wurde von dieſer Stunde ab ein frommer Mann. Es braucht uns nicht anzufechten, daß der Hirſch ge⸗ rade om Karfreitag ein Geweih trug, in einer Zeit alſo, in der die Hirſche ihr Baſtgeweih erſt zu ſchieben beginnen. Auch dies gehört in den Bereich des Wunderbaren und berührt nicht den Sinn der Legende: Raum für alle hat die Erde. „Am St. Hubertusfeſt, als dem Feſt des allgemeinen Jagdpatrons, ſoll jeder rechtſchaffene Jäger ſich auf die Jagd begeben, es wäre denn, daß er durch Eis, Kälte oder einen ſtarken Platzregen davon abgehalten würde. Doch ſollen die Freunde der Jägerey an dieſem ſolennen Tage keinen um ſich leiden, welcher wider die Jagdregeln das Wild mutwilligerweiſe verderbet.“ S ſteht es zu leſen in Flemmings„Vollendeter Jäger“; ſo will es ein alter Brauch, der ſich bis auf unſere Tage erhalten hat, denn überall in deutſchen Landen verſammeln ſich die Freunde des Waidwerks am 3. November, um das An⸗ denken ihres Schutzpatrons zu feiern. Das St. Hubertus⸗ feſt gilt als der Höhepunkt der Herbſtjagden, die jetzt in allen Gauen Deutſchlands abgehalten werden und die größten Strecken des Jahres liefern. Dem Aufruf des Reichsjägermeiſters, Miniſterpräſident Hermann Göring folgend, wird ein beſtimmter Teil dieſer Jagdbeute dem Winterhilfswerk zur Verfügung geſtellt werden, damit auch der ärmſte unſerer Volksgenoſſen teilnehmen könne an den Gaben, die uns die heimatliche Natur beſchert. In dieſem Sinne grüßen wir alle Jünger St. Huberti, die jetzt hinausziehen werden zu löblichem Tun, mit dem alten Kernſpruch:„Hie guet deutſch Waidewerk allewege!“ Bäume, die ihr Laub behalten Spätherbſtliche Beobachtungen in Park und Wald. Der Wind fegt durch die Bäume und entkleidet ſie des letzten, dünnen Laubſchmuckes. Bald wird nur noch das nackte ſchwarze Geäſt von der grünen Herrlichkeit des Sommers und der leuchtenden Farbenſymphonie des Herbſtes übrig ſein. Aber mitten unter den kahlen Bäu⸗ men trifft man immer wieder merkwürdige Geſellen, die, allen Naturgeſetzen zum Trotz, den Herbſt hindurch und bis in den Winter hinein ihr— wenn auch verkümmertes — Laubgewand behalten. 5 Nicht Spielarten, die vielleicht einer Laune der Natur ihre Eigenart verdanken, ſind dieſe Bäume— der Menſch hat hier, mit oder ohne Willen, eingegriffen und den ewi⸗ gen Kreislauf unterbrochen. Der Botaniker Profeſſor Dingler hat gezeigt, daß an Bäumen, die er„geſchneidelt“, d. h. im Frühjahr der austreibenden Knoſpen beraubt hat, die Blätter, die an den darauf erſchienenen ſpäteren Trieben entſtehen, im Herbſt viel länger an den Bäumen ſitzen und grün bleiben, als die normalen Frühjahrsblät⸗ ter. Aber auch ohne den Verſuch mit dieſem Ziel eigens angeſtellt zu haben, kann man das häufig an Waſſertrie⸗ ben ſehen, die im Laufe des Sommers entſtanden, alſo erheblich jünger als die normalen Frühjahrstriebe ſind. Wo zu Anfang der Vegetationsperiode Aeſte von den Bäumen abgeſchnitten wurden, treten Waſſertriebe ja nicht ſelten zahlreich auf. Vor vielen Jahren haben zwei Bres⸗ lauer Botaniker in der Umgebung der ſchleſiſchen Haupt⸗ ſtadt nach ſolchen Bäumen und Sträuchern gefahndet. Aber dieſe Beobachtungen laſſen ſich in jedem Park oder gepflegten Wald anſtellen. Eins der beſten Beiſpiele iſt die Schwarzpappel. Die beiden Botaniker fanden einen mächtigen Baum dieſer Art, der an ſeiner Krone nur noch ganz vereinzelte trockene und braune Blätter beſaß, an einem ſeitlichen Buſch von Waſſertrieben aber am 8. No⸗ vember(und darüber hinaus) noch völlig grün war, ob⸗ wohl der Laubfall im Beobachtungsjahr ſchon früh ein⸗ ſetzte und lange Zeit rauhes Wetter herrſchte. Dieſelbe Er⸗ ſcheinung boten ein ſehr häufig vorkommender Zierſtrauch, der Pfeiffenſtrauch(Philadesphia) und einige Magnolien. Bei ihren Beobachtungen fiel den beiden noch eine andere merkwürdige Tatſache auf. Faſt an jeder Platane finden ſich am Umfang der ſonſt gänzlich laubloſen Krone ver⸗ einzelte, noch grüne Blätter, und zwar bleibt ſtets nur das Endblatt der Jahrestriebe ſtehen An Linden ſcheint län⸗ ger ausdauerndes Laub ſeltener aufzutreten. Wenn es aber der Fall iſt, ſo zeigen die Bäume dasſelbe Verhalten wie die Platanen. Sehr lange ſind häufig die Robinten, die unter dem Namen Wunderhorn, Heuſchreckenbaum, Schottendorn oder als Akazie bekannt ſind, belaubt. Zwar ſind bei ihnen Anfang November die Blätter nicht mehr beſonders friſch grün, aber auch nicht vertrocknet. Doch bleiben hier ſtets mehrere, drei bis fünf, der äußerſtef Blätter der Jahrestriebe ſtehen. Weiter nach rückwärts ſind ſie entweder ſchon ganz abgefallen oder nur durch die Mittelpinſel vertreten. Dieſe Erſcheinungen laſſen ſich ebenfalls wohl durch den oben erwähnten Dinglerſchen Verſuch erklären. Das letzte Blatt der Jahrestriebe iſt ſtets das jüngſte und gerade bei der Platane, die bis tief in den Sommer hinein treibt, erheblich jünger als die übrigen. Das Ausdauern der Blätter im Herbſt aber hängt von ihrem Alter ab. Daß bei der Robinie mehrere der jüngſten Blätter des Jahrestriebes ſtehen bleiben, läßt ſich vielleicht dadurch erklären, daß dieſer Baum erſt im ſpäten Frühjahr zu treiben beginnt, die Zeit der Ausbildung ſeiner Triebe kürzer iſt, die letzten Blätter zwar weſent⸗ lich älter als die erſten ſind, unter ſich aber einen gerin⸗ gen Altersunterſchied aufweiſen. Ein merkwürdiges, dem bisher geſchilderten im ge⸗ wiſſen Sinne entgegengeſetztes Verhalten zeigen Eiche, Buche und Hainbuche, die ihr braunes, trockenes Laub erſt allmählich im Laufe des Winters verlieren. Sie werfen die Blätter gerade von den jüngſten an der Peripherie der Krone ſtehenden Zweigen zuerſt ab, die Eiche alſo vor allem von ſämtlichen Johannistrieben. Das Fortſchreiten des Laubfalls findet dann allmählich nach dem Innern der Krone ſtatt, in ſenkrechter Richtung aber ſchneller als in waagerechter, ſo daß in einem gewiſſen Stadium eine mehr oder weniger kugelige Laubmaſſe übrigbleibt, die auf der unteren Fläche der Krone ruht. Es ſcheint damit zu⸗ fſammenzuhängen, daß Kurztriebe, an denen die Blätter am längſten fſeſt ſitzen bleiben, hauptſächlich in dieſer Re⸗ gion der Krone auftreten. Bei der Hainbuche ſcheint ſich übrigens eine Wechſelbeziehung zwiſchen Fruchtbildung und Laubausdauer zu finden. Fruchtende Kronen ſtehen ſchon lange gänzlich blattlos da, wenn ſterile Stamm⸗ triebe unterhalb der Krone noch Laub beſitzen und junge Sträucher in Hecken noch vollſtändig mit braunem Laub bedeckt ſind. Bei einigen Hängebuchen, die gleichfalls der Beobachtung unterworfen wurden, ſcheint der Blattfall in umgekehrter Richtung vor ſich zu gehen. Wenn in der zwel⸗ ten Hälfte des Novembers überhaupt noch Laub vorhan⸗ den war, ſtand es an den hängenden Zweigſpitzen, während die ganz üppige Krone entlaubt war. Es liegt nahe, dieſen Befund mit der bei Hängebuchen vielleicht veränderten Saftzirkulation in Verbindung zu hringen. Weinende Tiere Das Märchen von den Krokodilstränen.— Die Mutter⸗ liebe des Kamels.— Weinen wie ein Kalb.— Was Sven Hedin erlebte.— Affen, die Tränen vergießen.— Der Schmerz der Robben. „Lieder hat die Lerche, aber weinen kann ſie nicht Tränen hat das Krokodil, doch ein Schnupftuch nicht“, heißt es im Studentenlied. In Wirklichkeit aber kann die⸗ ſes häßliche räuberiſche Reptil gar nicht weinen, und die sprichwörtlichen Krokodilstränen, als Tränen der Falſch⸗ heit, ſind in das Reich der Phantaſie zu verweiſen. Viel beſſere Naturbeobachtung gibt ſich in der alten deutſchen ſtedeweiſe:„Er weint wie ein Kalb“ zu erkennen. Kön⸗ ten doch alle Wiederkäuer Tränen vergießen, worauf ſchon in anatomiſch als Tränenſack bezeichneter Kanal unter gen Augenhöhlen hinweiſt. Lange ſchon weiß man, daß dirſche und Rehe in Todesangſt Tränen vergießen. Auch as ſchöne, dunkle und mit langen Wimpern verſehene Auge der Giraffe blickt nach Ausſagen afrikaniſcher Rim⸗ ode tränenerfüllt den Menſchen an, der es tödlich ver⸗ vundet hat. In Not und Leid vergießen Kamele nach Beobachtungen der Beduinen und von Leuten, die dieſe Liere auf ihren Zügen durch die Wüſte genauer kennen⸗ ulernen Gelegenheit hatten, ſehr leicht Tränen. Sven dedin behauptet ſogar, ſelbſt oft geſehen zu haben, daß kamele, die ſich ſehr gute Behandlung von ſeiten ihres derrn zu erfreuen haben, zu weinen pflegen, wenn ſi den Tod herannahen fühlen und das Blut in ihren Adern u erſtarren beginnt. Der berühmte Forſchungsreiſende Pallas ſchreibt, daß die Tunguſen ein Kamel, welches ein Junges geworfen hat und dieſes nicht zum Saugen zu⸗ äßt, zur Erfüllung ſeiner Mutterpflichten bringen, indem ie es an einem in den Erdboden eingeſchlagenen Pflock inbinden und, einige Meter davon entfernt, das Junge, Dann ſpielt jemand auf der einheimiſchen Geige, der Chur, möglichſt traurige Melodien. Das Kamel beginnt u lauſchen und läßt bald keinen Blick mehr von ſeinem Sprößling. Da es aber nicht zu ihm hinlangen kann, üllt ſich ſein Augen mit großen Tränen, und das Tier derſucht ſich loszureißen. Nachdem die Tunguſen eine Zeitlang zugeſehen haben, laſſen ſie der unter Tränen zwachten. Mutterliebe durch Losbinden beider Tiere freien Lauf, die ſich dann in der rührendſten Weiſe zeigt. Tränen in den Augen des Hundes ſind oft zu beob⸗ ichten; denn dieſer treue Gefährte des Menſchen weint eicht bei gewaltſamer Trennung. Das gleiche wird auch don Pferden geſagt, die ihrem Herrn ſehr zugetan ſind. Große Tränen rollten aus den Augen des Pferdes, er⸗ jählt Sven Hedin von ſeinem Reitſchimmel in Tibet, der, raftlos geworden, plötzlich zuſammenbrach und auf der Erde liegenblieb.„Er weint“, ſagte der Sven Hedin be⸗ leitende Lama,„weil er, nachdem er ſo ehrenvoll alle, Anſtrengungen mit uns geteilt hat, nun nicht weiter mit uns ziehen kann.“ b Ein Forſchungsreiſender, der während ſeines Aufenk⸗ jaltes im Malaiiſchen Archipel an Affen Beobachtungen inſtellte, konnte feſtſtellen, daß dieſe Tiere häufig untet Tränen weinen, und zwar nicht nur gewöhnliche M atzen(Cercopithecus), ſondern auch Orang⸗Utans und Siamangs(Sjamanga syndactulus), die man mit Recht jet benfalls den Menſchenaffen zurechnet. Dieſe letzten zei⸗ zen ſich überhaupt ſehr gefühlvoll und weinen nicht nut n Trauer, ſondern wenn ſie in große Furcht geraten. Tiere, die, von Schmerz ergriffen, leicht Tränen ver⸗ zießen, ſind die Seeſäugetiere. Das wiſſen vor 1 die Robbenſchläger, welche erbarmungslos die alten Rob⸗ zem oder Seehunde vor den Augen der Jungen erſchlagett Daß beide dabei ganz wie Menſchen bitterlich weinen und Tränen vergießen, rührt die Herzen dieſer rauhen ah chen nicht. Auch die Augen der munteren Delphine ſa nan ſich mit Tränen füllen, wenn ſie, wie es früher 1 Mittelalter geſchah, von den Fiſchern mit ihren e umzingelt, auf den flachen Strand geſcheucht und i Scharen totgeſchlagen wurden. Ob auch Bären, wenn 15 lödlich verletzt, ihr Ende ſchnell herannahenfühlen, w f nen, iſt nicht feſtgeſtellt, von den Elefanten aber kann 1 00 das mit Sicherheit ſagen. Sieht man doch nicht Fah; ſchon Tränen über die Backen dieſer Rieſentiere her 15 dollen, wenn ſie ſich plötzlich in den Keddals gefangen uur der gewohnten Freiheit beraubt ſehen. Es ſind dies be⸗ wenige Beiſpiele aus der Reihe der Tiere, bei denen de obachtet wurde, daß ſie Tränen vergießen können⸗ rn Bri niſe Deu Ste perl ſicht ele. war die beg! lade bete giſch Über Ant Belt bere Kon ſie teilz part genf fikel Ann unm pres hat, vorz Ju füße ſchaf digen keit zu k