Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Rr. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 37. Jahrgang Fortſchritte des Bierſahregplanes Die erſte Jahresbilanz.— Erfolgreiche Ausweitung der Produktion. Halle, 11. November. Im Kahmen einer arbeitspolitſſchen Tagung der Dag hielt Oberſt Loeb, der Leiter des Amles für deutſche Roh⸗ und Werkſtoffe, einen Vortrag über die induſtrielle Wirk⸗ ſchaft im Vierjahresplan. Oberſt Loeb, der zum erſten Male ſeit dem Beſtehen des Amtes für den induſtriellen Wiederaufbau im Indu⸗ ſtriegau Halle⸗Merſeburg ſprach, kennzeichnete den Vierjah⸗ tesplan als ein Unternehmen, das nur gelingen könne, wenn die Leiſtungsgemeinſchaft des ganzen deutſchen Vol⸗ kes aus Verſtändnis und Ueberzeugung an ſeiner Verwirk⸗ lichung mitarbeite. Er ging dann auf Entſtehung und Zielſetzung des Vier⸗ gahresplanes ein ſowie auf Einzelheiten ſeiner praktiſchen durchführung. Er betrachtete ihn im Zuſammenhang mit der Geſamtheit der Aufgaben, die der Führer bei der Machtergreifung geſtellt hat und die in ſolcher Größe und in einem ſolchen Zeitmaß der Verwirklichung niemals er⸗ lebt wurden. Im Rahmen dieſer Aufgaben ſei die deut⸗ ſche Wirtſchaft in eine Bewegung gekommen, die geradezu heiſpiellos ſei. Als einen Maßſtab dafür nannte Oberſt Loeb die in den letzten vier Jahren zu verzeichnende Stei⸗ gerung der Steinkohlenförderung an der Ruhr um 60 v. H. „Wir können,“ ſo fuhr er fort,„der Zukunft mit ſo Rue Zuverſicht entgegenſehen, weil wir, wenn wir die llanz ziehen, eine große Anzahl von poſitiven Punkten in die Wagſchale zu werfen haben: eine arbeitſame Bevöl⸗ kerung, die ſich nicht im Klaſſenkampf verplempert, Chemi⸗ ker und Techniker, die gezeigt haben, was aus dem Weni⸗ gen, das wir haben, alles noch herauszuholen iſt, und weil wir die Regierungsform haben, die imſtande iſt, Schwie⸗ rigkeiten zu überwinden wie ſie ſich uns heute noch entge⸗ genſtellten.“ Einer Skizzierung der Lage auf einzelnen Sachgebie⸗ ten ſchickte Oberſt Loeb die Feſtſtellung voraus. daß wir angeſichts der Summe des im bisherigen Aufbau Geleiſte⸗ ten uns eines vorübergehenden Rohſtoffmangels nicht zu ſchämen brauchten, denn ein ſolcher Mangel ſei nicht zuletzt die Folge jenes gigantiſchen produktiven Schaffens. Der Staat habe ſich aber nicht mit der Feſtſtellung der begrenz⸗ ten Rohſtoffbeſtände und mit ihrer Verteilung begnügt, ſondern er ſei in Verfolg an die Ausweitung der eigenen Erzeugung herangegangen. Am Beiſpiel der Eigenbeſchaffung zeigte der Redner, daß die Grenze einer ſolchen Ausweitung nicht allein im Materiellen, ſondern im Maß der vernünf⸗ g ausgewerteten menſchlichen Schaffenskraft liege. Hin⸗ ſichtlich der Nichteiſenmetalle laſſe ſich der Nachweis füh⸗ ren, daß eine weitgehende Ablöſung durch Leichtmetalle, Holz und andere Stoffe möglich iſt unter Gewinnung mög⸗ licht praktiſcher Vorteile. Der geringſte Grund für eine Einfuhr in früherem Um⸗ fang ſei hinſichtlich der Eiſen und Erden zuzugeſtehen. Auf dem Gebiet des Holzes würden wir autark werden, zu⸗ mal wenn wir uns der Tatſache erinnerten, daß die Ver⸗ wendung von Holz zum Brennen unſinnig ſei. Mit Ge⸗ nugtuung konnte der Redner auf beträchtliche Vorteile hin⸗ weiſen, die noch ſtändig in Qualität und Verarbeitung der Jellwolle zu verzeichnen ſeien. Aehnlich wie hier ſei auch beim Kautſchuk nicht einzuſehen, warum es nicht möglich ſein ſollte, einen Stoff künſtlich herzuſtellen, der in einen verſchiedenen Ausführungen für unſere wirtſchaft⸗ lichen Zwecke beſſer geeignet ſei, als das„zufällige Er⸗ 1 5 der Natur, das urſprünglich andere Aufgaben At Endlich habe der Vierjahresplan uns einen unermeßli⸗ chen Vorſprung auch in der Brennſtoffrage verſchafft, mit dem ſich die heute noch glücklichen Erdöl⸗ länder ebenfalls auseinanderſetzen werden müßten. Oberſt Loeb ſchilderte zum Schluß, wie die Herſtellung mancher Aufbauſtoffe in Abfall⸗ und Nebener⸗ ug ellen bereits wieder die Grundlage für andere unſtſtoffe bilde. Er ſtellte zuſammenfaſſend feſt, daß der unerhörte Importzwang, der in der Vergangenheit auf uns laſtete, zu beſeitigen ſei. Die erſte Jahresbilanz des ierjahresplanes habe im einzelnen ergeben, daß der Vor⸗ anſchlag um ein weniges ſogar überſchritten wurde. Das 7 die Gewißheit, daß das Wort des Führers und Reichskanzlers eingelöſt werden könne: Kein Einfluß von innen oder außen würde uns an der Durchführung, der Grundgedanken unſeres Ausbauprogramms hindern. Gemeinſame Jahrestagung der NSG„Kraft durch Freude“ und der Reichskultur⸗ kammer 0 Die NSG„Kraft durch Freude“ und die Reichskultur⸗ ammer werden ihre e gemeinſame Jahrestagung am 26. November im Oeutſchen Opernhaus zu Berlin⸗ Charlottenburg durchführen. Bei dem Feſtakt werden der 1 ident der Reichskulturkammer, Reichsminiſter Dr. 5 bels, und der Leiter der DA, Reichsorganiſationslei⸗ er Dr. Ley, das Wort nehmen. Das Philharmoniſche Or⸗ gester unter Leitung von„ 1 Er Böhm⸗Dresden und Generalmuſikdirektor Profeſſor Gegen Jochum⸗Hamburg wird gemeinſam mit Profeſſor bei Kulenkampff zur feſtlichen Geſtaltung der Tagung eitragen. Am Abend findet eine Federung der Beet⸗ oben⸗Oper„Fidelio“ im Deutſchen Overnhaus ſtatt. EE ————— r Dages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. ———— n Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertag Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüche Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle Mannheim⸗Sechenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlie für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdl Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D. ⸗A. 10. 37: 1150 Freitag, den 12. November 1987 l Nr. 265 Gedenken an Langemarck Telegrammwechſel mit dem Führer und Reichskanzler. München, 12. Nov. An den Führer und Reichskanzler wurde von der Sitzung des Arbeitsausſchuſſes Langemarck beim Jugendführer des Deutſchen Reiches, der aus Anlaß des Jahrestages des Sturmes auf Langemarck zuſammen⸗ getreten war, folgendes Telegramm gerichtet: „Im Namen der im Arbeitsausſchuß Langemarck ver⸗ ſammelten Frontkämpfer und Jugendführer grüßen wir Sie in Ehrfurcht und Dankbarkeit und geloben treue Zuſam⸗ menarbeit im Dienſte an den heldiſchen Idealen unſeres Volkes. gez. General Freiherr von Grote, Baldur von Schirach, Jugendführer des Deutſchen Reiches.“ Der Führer und Reichskanzler antwortete: „Den im Arbeitsausſchuß Langemarck vereinigten Frontkämpfern und Jugendführern danke ich für die Grü⸗ ße, die ich in dankbarem Gedenken an die jungen deutſchen 5 von Langemarck herzlich erwidere. gez. Adolf hitler.“ Chamberlain iſt zuverſichtlich Außenpolitiſche Rede in der Guild⸗Hall London, 10. November. Nach Jahrhunderte altem Brauch feierte die Londoner City mit einem Prachtbankett im Feſtſaal des Rathauſes den Einzug des neuen Lordmaſors von London. Die ge⸗ ſamte Regierung war vertreten; Würdenträger der Geiſt⸗ lichkeit, des Rechtsſtandes und der Verwaltung ſowie das 95 amte diplomatiſche Korps nahmen an dem Bankett teil. er Höhepunkt der Feier war die Rede des britiſchen Pre⸗ mierminiſters. Die Rede Chamberlains ſtellte traditions⸗ gemäß einen Ueberblick über die politiſche Lage dar. Zu⸗ nächſt befaßte er ſich mit der kurz nach der Krönung in London ſtattgefundenen Reichskonferenz, deren Ziel, eine gleiche Linie zwiſchen den Regierungen des britiſchen Welt⸗ reiches herzuſtellen, voll und ganz erreicht worden ſei. Zur Lage im Fernen Oſten erklärte Chamberlain, die Kämpfe müßten eingeſtellt werden, damit eine Einigung der beiden kämpfenden Parteien hergeſtellt werden Zönne, dieſes Ziel könne man am leichteſten durch die Brüſſeler Konferenz erreichen. Chamberlain ging dann zu europäiſchen Fragen über. Nur wenige hätten bei Ausbruch der Feindſeligkeiten in Spanien vorausſehen können, daß ſie ſo viel Unruhe und ſo ſchwierige Probleme mitſichbringen würden. Er wies dann auf bie enge Zuſammenarbeit Englands mit der franzöſiſchen Regierung hin. Der Miniſterpräſident wandte ſich ferner den guten Ausſichten auf eine Engergeſtaltung der engliſch⸗ ame⸗ rikaniſchen Beziehungen zu und behandelte weiter die völlige Umordnung der Weltwirtſchaft ſowie die Belebung der engliſchen Wirtſchaft. Ueber das Verhältnis Englands zu Deutſchland und Italien ſagte Chamberlain dann: Ueber unſere Bezie⸗ hungen mit den beiden Großmächten, die jetzt ſo eng ver⸗ eint ſind, in dem, was als Rom—Berlin⸗Achſe bekannt iſt, will ich nur dieſes ſagen:„Es iſt der aufrichtige Wunſch der britiſchen Regierung, dieſe Beziehungen feſtbegründet auf einer Baſis gegenſeitiger Freundſchaft und Verſtän⸗ digung zu ſehen, die unſerer Anſicht nach nicht durch Ver⸗ ſchiedenheiten in den Methoden interner Verwaltung be⸗ rührt werden ſollte. Wir glauben jedoch daß ſolch eine Ver⸗ ſtändigung, die weitreichende Auswirkungen haben könnte. indem ſie das Vertrauen und die Sicherheit für Europa wiederherſtellen, durch informative Beratungen hoffnungs⸗ voller verfolgt werden kann, als durch feierliche Er⸗ klärungen Aus dieſem Grunde werde ich mich heute abend weiterer Worte über dieſe Angelegenheit enthalten.“ Die Lage des Völkerbundes ſei momentan ſehr verſchlechtert, weil einige der mächtigſten Nationen nicht Mitglied ſeien oder ihm gegenüber keine Sympathie emp⸗ fänden. Das Ziel der britiſchen Regierung müſſe ſein, die Autorität des Völkerbundes zu ſtärken. Abſchließend meinte Chamberlain, es müſſe das Ziel eines jeden Staatsmannes ſein, ſich für das Glück des Vol⸗ kes einzusetzen, für das und dem gegenüber er verantwort⸗ lich ſei. In dieſem Glauben ſei er ſicher, daß ein Weg ge⸗ 1 werden könne und auch gefunden werde, um die elt vom Rüſtungswettlauf und von Befürchtungen, die dieſer hervorrufe, zu befreien. Die Waffenſtillſtandsfeiern Ehrung der Gefallenen des Weltkriegs.— Zwiſchenfall am Londoner Kenokaph. London, 11. November. Im ſtillem Gedenken an die Gefallenen des Weltkrie⸗ ges 110 am Donnerstag in 1 England in der Zeit von 11 bis 11.02 Uhr der geſamte Verkehr. l kündeten die Schweigeminuten an, während derer die Menſchen auf den Straßen ſtehen blieben und in allen Be⸗ trieben Englands die Arbeit ruhte. r ſelben Zeit fand am Londoner Gefallenenehren⸗ 1 1 ent 1 eine Gefallenenehrung ſtatt. an der der liſche König in der Uniform eines Feldmarſchalls mit 5 guhſchen Küng und den Ne des königli⸗ chen Hauſes teilnahmen Kaum hatten die Schweigeminu⸗ ten begonnen als ein Mann die Ketten der den Kenotaph umſtehenden„ durchbrach und Schmährufe auf den König ausſtieß Wie„Preß Aſſociation berichtet, waren die Rufe ſo laut, daß ſie auch in den in anderen Stadtteilen aultgeledten Lautſprechern zu hören waren Berittene Polizei verhaftete den Störenfried. Hornſignale nn Union-Zack in Dublin öffentlich verbrannt In Dublin kam es bei den Gedenkfeierlichkeiten für die Gefallenen des Weltkriegs zu einem Zwiſchenfall Eine Gruppe junger Leute durchbrach während der Schwei g e⸗ minuten die vor dem Dubliner Trinidad College har⸗ rende Menge und verbrannte öffentlich einen Union⸗Jack, die Nationalflagge Großbritanniens. „Toleranz und Verſtändnis unter den Nationen“ Die Londoner Preſſe ſteht im Zeichen der Wiederkehr des Waffenſtillſtandstages. Die„Times“ befaßt ſich in einem langen Leitartikel mit der Aufrechterhaltung und dem Ausbau des Friedens. Die Forderung die der Waf⸗ e ſtelle, ſei, ſich geduldig zu bemühen, fremde Methoden und Syſteme zu verſtehen zu ſuchen, auch wenn ſie dem eigenen Gefühl fremd ſeien Ein dauerhafter Friede werde erſt dann geſichert ſein. wenn die Nationen gegenſei⸗ tig Toleranz und Verſtändnis zeigten und wenn jede Nation eine Zuſammenfaſſung toleranter und verſtändnisvoller Einzelmenſchen ſei. Das neue Regime in Braſilien Vargas zur ee ee— Die neue Kaffee politik.— Auslandsſchuldendienſt eingeſtellt. Rio de Janeiro. 11. November. Der innenpolikiſche Umſchwung hat nach amtlicher Dar⸗ ſtellung nirgends zu politiſchen Jwiſchenfällen oder Ruhe⸗ ſtörungen geführt Der Kampf, den die braſilianiſche Regie⸗ rung dem kommunſsmus angeſagt habe, werde planmä⸗ ßig weitergeführt Bisher ſind 870 Perſonen verhaftet worden, die beſchuldigt werden, direkt oder indirekt mit Moskau in Verbindung gestanden zu haben. Bundespräſident Vargas ſprach im Rundfunk zur Verfaſſungsänderung Er ſagte u. a., die Parteiwirtſchaft, die revolutionären Strömungen und der Klaſſenkampf hät⸗ ten das Land an den Rand des Bürgerkrieges gebracht. Deshalb ſei auch der Nan ahnnezuftand vor einiger Zeit verhängt worden. Jetzt aber ſei die Schaffung eines ſtar⸗ ken Regimes notwendig geworden, das Frieden, Gerechtig⸗ keit und Arbeit verbürge. Die neue Verfaſſung halte die demokratiſche Form zwar aufrecht; ſtütze ſich aber auf die „Bewegungen lebendiger außenparteilicher Kräfte, wie Volk, Heer und Marine“. a Der Präſident umriß weiter das Programm des neuen Regimes und kündigte eine neue Kaffeepolitik und vor al⸗ lem die Einſtellung des auswärtigen Schul⸗ dendienſtes bis zur Beſſerung der Wirkſchafts⸗ und Ernährungslage an. Weiter ſei der Austauſch des Eiſen⸗ bahn⸗ und Transportweſens, die Schaffung einer eige⸗ nen Schwerinduſtrie mit Unterſtützung ausländi⸗ ſchen Kapitals ſowie eine beſſere Ausrüſtung der Wehr⸗ macht zur Sicherung der Unabhängigkeit des Landes vor⸗ geſehen. In Zuſammenhang mit der Verkündung der neuen Verfaſſung gab die Polizeileitung eine weitere Mitteilung eraus. Die neue Verfaſſung werde einem Volksent⸗ cheid unterbreitet werden; ſie ſichere die Autorität des Bundes und verſehe die Regierung mit Machtmitteln zur Wahrung der Ordnung. Es werde ein Parlament und ein Wirtſchaftsrat geſchaffen werden. Sämtliche Rechte und Verträge würden geſichert werden. Die neue Verfaſſung führt die Todesſtrafe für be⸗ ſtimmte Verbrechen, wie Umſturz. Landesverrat und Mord wieder ein. Sämtliche braſilianiſchen Gouverneure haben ſich mit 755 Bundespräſidenten ſolidariſch erklärt, ausgenommen ie von Bahia und Pernambuco, wo ſogenannte Interventoren vom Bundespräſiden⸗ ten eingeſetzt worden ſind. Auch im Staate Rio de Ja⸗ neiro iſt eine ſolche„Intervention“ vorgenommen worden. Der braſilianiſche Kriegsmintſter erklärte in einer Proklamation an die Wehrmacht, daß es die Aufgabe des Militärs im gegenwärtigen Augenblick ſei, für die reibungsloſe Durchführung der neuen Verfaſſung ſo⸗ wie die Aufrechterhaltung der inneren Ordnung zu ſorgen. Die Wehrmacht müſſe eine Schutzwehr gegen alle Partei⸗ elüſte bilden und die geringſten Verſuche einer Störung er Ordnung im Keime erſticken Nach Meldungen aus Washington verhalten ſich die dortigen amtlichen Kreiſe gegenüber den Ereigniſſen in Braſilien vorläufig ſehr zurückhaltend Man erklärt, daß die von der amerikaniſchen Botſchaft in Rio de Janeiro ein⸗ gegangenen Berichte bisher ſo lückenhaft ſeien, daß man ie Lage in Braſilien noch nicht beurteilen, geſchweige denn zu ihr Stellung nehmen könne. Dagegen glaubt die„New York Times“ 2 zu können, daß man in Waſhingtoner Kreiſen ſtarke Befürch⸗ tungen wegen eines Uebergreifens der faſchiſtiſchen Bewe⸗ gung auf andere Länder Lateinamerikas hege. Zahlreiche Beobachter der amerikaniſchen Politik be⸗ füchten ferne daß die Errichtung eines autoritären Re⸗ imes in Braſilien das von Stagtsſekretär Hull auf der onferenz von Buenos Aires errichtete Gebäude e 1 könnte Auch ſieht man in einer ideologiſchen nnäherung Braſiliens an Italien eine Gefahr für die Zu⸗ kunft des panamerikaniſchen Gedankens Beamte des Staatsdepartements in Waſhington erklä⸗ ren, daß der Vorſchlag Hulls, ſechs amerikaniſche Zerſtörer an Braſilien zu verpachten, durch die Ereigniſſe nicht be⸗ rührt werde. Erfolg der deutſchen Fliegerei Internationaler Geſchwindigkeitsrekord gebrochen. Berlin, 12. November. Die deutſche Luftfahrt hat am 11. November 1937 einen ſtolzen Erfolg errungen: Es iſt Deutſchland zum erſtenmal möglich geweſen, den internationalen Geſchwindigkeitsre⸗ kord für Landflugzeuge in ſeine Hand zu bringen. N Der Rekord iſt nach den internationalen Abmachungen über eine gerade Strecke bei Augsburg von dem Chefpilo⸗ ten der Bayeriſchen Flugzeugwerke, Dr. Ing. Wurſter, mit einem Meſſerſchmitt⸗Flugzeug vor der Kommiſſion der Fe⸗ deration Aeronautique Internationale(Fs) geflogen worden, und zwar mit einer Durchſchnittgeſchwindigkeit von 610,21 Stundenkilometer. Den bisherigen internationalen Rekord für Landflug⸗ zeuge hatte der Amerikaner Hughes auf„Hughes⸗Spezial“ mit 567,115 Stundenkilometer. Die Leiſtung des Chefpiloten Wurſter iſt um ſo höher zu werten, als der Flug nach den internationalen Beſtimmungen in einer Höhe von nicht über 50 Metern geflogen werden mußte. Wurſter iſt einer der er⸗ folgreichſten deutſchen Einflieger. Er hat auch längere Zeit an der Erprobungsſtelle der Luftwaffe in Travemünde ge⸗ arbeitet 5 Der abſolute Weltrekord wird von dem Italiener Agello mit einem Waſſerflugzeug gehalten, und zwar mit einer durchſchnittlichen Stundengeſchwindigkeit von 708 Kilometer. Der Reichsminiſter der Luftfahrt, Generaloberſt Gö⸗ ring, hat an die Bayeriſchen Flugzeugwerke in Augsburg und an die Firma Daimler-Benz in Untertürkheim ſowie an den Chefpiloten Dr. Wurſter Telegramme gerichtet, in denen er ſeiner Anerkennung Ausdruck gibt. F r 7 1 Dank für die Rettung Filchners Ein Schreiben an den britiſchen Außenminiſter Berlin, 11. November. Die deutſche Botſchaft in London hat in einem Schrei⸗ ben an den britiſchen Staatsſekretär für auswärtige Ange⸗ legenheiten den aufrichtigen Dank der deutſchen Regierung für die vielfältigen und erfolgreichen Bemühungen der bri⸗ tiſchen und britiſch⸗indiſchen Behörden für die Befreiung des deutſchen Forſchungsreiſenden Dr. Filchner und ſei⸗ nes Begleiters Haack zum Ausdruck gebracht. In dem Schreiben iſt beſonders das große Entgegen⸗ kommen und die Hilfsbereitſchaft hervorgehoben worden, die das Foreign⸗Office und das Indig⸗Office, die indiſche Zen⸗ ee und die örtlichen Behörden in Kaſchmir ge⸗ zeigt haben Ferner ſind in dem Schreiben namentlich er⸗ wähnt der britiſche Generalkonſul in Kaſchgar, Major Packmann, und der britiſche Vizekonſul Gillett, deren beſon⸗ dere Bemühungen enkſcheidend zu dem Erfolg des Rettungswerks beigetragen aben. Wie bekannt, konnte Vizekonſul Gillett bereits im Frühjahr d. I. auf einer Dienſtreiſe Dr. Filchner und ſei⸗ nen Begleiter in Khotan ſprechen, was für die beiden Deut⸗ ſchen eine große moraliſche Hilfe in ihrer monate⸗ langen und gefährlichen Haft bedeutete. Nachrichten, die von Dr. Filchner aus Indien vorliegen, beſagen, daß er nicht nur die wiſſenſchaftlichen Aufgaben, die er ſich bei Antritt ſeiner Expedition geſtellt hatte, in vol⸗ lem Maße durchführen konnte, ſondern daß die wiſſenſchaftliche Ausbeute der Expedition Über die urſprünglichen Erwartungen hinausreicht. Dr. Filchner iſt zurzeit damit beſchaͤftigt, in freundſchaftlicher Fühlung mit den indiſchen Vermeſſungsbehörden die Er⸗ gebniſſe ſeiner Arbeit auszuwerten. Seine Expedition hat ſomit in jeder Beziehung einen ausgezeichneten Beweis ver⸗ ſtändnisvollen Zuſammenwirkens auf dem Gebiet der Wiſ⸗ ſenſchaft geliefert. Militäriſche Feiern zum Geburtstag Viktor Emanuels Anläßlich des 68. Geburtstags des Königs von Italien und Kaiſers von Aethiopien fanden in allen italie⸗ niſchen Städten militäriſche Feiern ſtatt. In Rom wurde die Militärparade in Anweſenheit des italieniſchen Regie⸗ rungschefs Muſſolini, der Mitglieder der Regierung und führender Perſönlichkeiten von Partef und Staat abgehal⸗ ten. 2 Roman von Lisbeth Dill. 10 „Augenblick!“ Bothmer durchſuchte mit der Linken den Briefſtoß und beförderte einen zerknitterten Brief heraus, mit einer wie vom Regen verwaſchenen Aufſchrift von einer ihm unbekannten Damenhand.„Halt, warten Sie mal, da hab' ich ſowas.“ 5 „Nun, dann leſen Sie mal raſch“, ſagte die Baßſtimme. Bothmer überflog die Zeilen:„Ich muß Sie ſprechen! Es geht nicht, daß Sie ſich immer wieder verleugnen laſſen. Es hängt alles von Ihnen ab! Ich muß allein ſein mit Ihnen!“ Jedes dritte Wort war unterſtrechen. Der Brief einer Verrückten, dachte er. „Jawohl, Weſten, ich leſe gerade! Sie ſchreibt ſehr er⸗ regt. Es wird ſich wohl um einen Fall handeln, der das Magdalenenhaus intereſſieren dürfte.“ Und wie von einem Blitzſtrahl erleuchtete ſich ihm alles. Das war ja„ſie“, das Mädchen, die Unbekannte, die geſtern hiergeweſen war; auf dieſem Seſſel hatte das arme Weſen geſeſſen.„Wo haben Sie ſie gefunden?“ Und Weſtens ruhiger Baß erklärte noch einmal:„Ein Kahn war gerade in der Nähe. Zwei Studenten haben ſie herausgezogen und mir ins Haus gebracht— bewußt⸗ los, aber es gelang, ſie zu beleben. Machen Sie ihr doch bitte ein Bett in Ihrer Klinik frei Wir können ſie wirk⸗ lich nicht gebrauchen. Sie iſt körperlich völlig intakt, nur etwas abgezehrt. Liebeskummer wahrſcheinlich, aber ſonſt geſund.“ Wie eine Handſchrift täuſchen kann, dachte Bothmer und ſchaute auf die fliegende, intelligente Handſchrift. Klar und logiſch ſtanden die Buchſtaben auf dem weißen Papier, aufgeweicht von dem ſchmutzigen Waſſer des Fluſſes. Es gingen ihm täglich Briefe von Nervöſen durch die Hände, überreizte und verworrene Schriften Irrſinniger. Alle trugen ihren Stempel. Aber dieſe Buchſtaben ſtanden feſt und aufrecht auf dem Papier. Ihre Haltung hat mich nicht getäuſcht, dachte er. Und doch habe ich ſie gehen laſſen. Daß ihr mein Vortrag einen ſolchen Eindruck hinterlaſſen Forderungen Japans in Schanghai Scharfe Warnung des japaniſchen Oberkommandos an die internationalen Niederlaſſungen Schanghai, 11. November. Vor Vertretern der internationalen Nachrichtenagentu⸗ ren ſprach im japaniſchen Hauptquartier nördlich des Jangtſepu der Oberkommandierende des ſapaniſchen Expe⸗ ditionskorps in Schanghai, General Matſui, eine gewiſſe Enktäuſchung darüber aus, daß ſich das Juſammenwirken mit den Vertretern der anderen Mächte in Schanghai nichl ſo geſtaltel hätte, wie er es bei ſeiner Abreiſe aus Tokio erhofft habe. Der General meinte mit dieſem Hinweis beſonders einige leitende Stellen beider internationalen Niederlaſſungen. Er verwies auf kommuniſtiſche Umtriebe und auf chineſiſche in Zivilkleidung in die internationalen Niederlaſſungen ge⸗ kangte Soldaten, die hinter der japaniſchen Front Gefahren heraufbeſchwören könnten General Matſui hegt zweifel über die enen der ſtrikten Neutralität in den internakionalen Niederlaſſungen, dan ſie nicht ſo sei, wie ſie von den Japanern verſtanden würde. Er beabſichtige nicht, die gegenwärtige Lage ein⸗ ſeitig auszunutzen Sollten jedoch entſprechende Umſtände eintreten— ſo betonte er in eindringlicher Weiſe— wür⸗ den die Japaner die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um Störungen ihrer militäriſchen Belange zu verhindern. Er befürchte, daß die urſprünglich geplante Zuſammenar⸗ beit, auf die er großen Wert lege, nicht mehr voll durch⸗ führbar ſei. Den chineſiſchen Widerſtand in Nantao bezeichnet Matſui als pöllig zwecklos, er werde in zwei Tagen gebro⸗ chen ſein. Ein weiterer Monat werde erforderlich ſein bis zur völligen Beruhigung der Lage rundherum um Schang⸗ hai. Mit dem Hinweis auf dieſe Erklärung des Generals Matſui und entſprechende Vorſtellungen bei dem Stadtrat der internationalen Niederlaſſung zur Unterdrückung der antijapaniſchen Agitation erhebt die japaniſche Zeitung von Schanghai„Todo Shimbun“ nachſtehende Forderungen: 1. Unterdrückung antijapaniſcher Bewegungen; 2. Maßnahmen gegen politiſche Intrigen; 3. Ausweiſung aller chineſiſchen politiſchen Verwal⸗ tungsorgane aus der internationalen Niederlaſſung; 4. Verſtärkung der japaniſchen Vertretung im Stadtrat: 5 Reviſion der zwiſchen den Chineſen und dem Konſu⸗ larkorps abgeſchloſſenen Landverfügungen; 6 Durchbrechung des engliſchen Monopols in der Poli⸗ zeldirektion. Falls die Behörden der internationalen Niederlaſſung die Erforderniſſe der Lage verkennen ſollten, würden die Japaniſchen Organe gezwungen ſein, Maßnahmen zur Sicherung der vollkommenen Neutralität der internationa- len Konzeſſionen zu ergreifen.“ Tragiſcher Tod eines engliſchen Journaliſten Nach einer Meldung aus Schanghai wurde der Sonder⸗ korreſpondent des Londoner Blattes„Daily Telegraph and Morning Poſt“ Pembroke Ste phens in Schanghai, während er die militariſchen Operationen vor Nantao von der Grenze der Franzöſiſchen Niederlaſſung aus beobach⸗ tete, durch eine verirrte Maſchinengewehrkugel tödlich ge⸗ troffen. 2. Die Japaner im Nantao⸗Gebiet liſchen Truppen iſt es am Donnerskagnachmit⸗ g gelungen, vom Weſten her in das Nankao⸗Gebiel vor⸗ zuſtoßen. An der Weſtfront beſetzten die Japaner Tſing po und ſtellten damit die Verbindung zwiſchen der von Soochow⸗ Creek nach rechts eingeſchwenkten Linie in der Chapu⸗ Front her. Im übrigen haben die Japaner zuſätzliche Trup⸗ pen weſtlich von Chapu gelandet. Die Funktionen des„kaiſerlichen Hauptquartiers“ Halbamtlich wird aus Tokio mitgeteilt, daß das„kaiſer⸗ liche Hauptquartier“, deſſen Errichtung demnächſt erfolgen wird, eine rein militäriſche Befehlsſtelle darſtelle Demnach iſt der urſprüngliche Plan aufgegeben worden, der in die⸗ ſem„Quartier“ neben einem militäriſchen Oberkommando auch eine beſondere Regierungsſtelle zur Durchführung von Kriegsgeſetzen unter militäriſcher Leitung vorſah N Hat. Eigentlich ſchmeichelhaft, dachte er. Meine Stu könnten ſich ein Beiſpiel daran nehmen. „Na, Sie brauchen ja nicht den ganzen Brief zu leſen, Bothmer!“ erinnerte Weſten. „Ich erinnere mich jetzt“, ſagte Bothmer.„Es kam geſtern um vier Uhr ein junges Mädchen in mein Haus, die ich zum erſten Male in meinem Leben geſehen habe 1915 eine Viertelſtunde angehört. Das kann ſtie geweſen ſein.“ „Soſo? Na ja, Sie ſcheinen aber in der Viertelſtunde tiefen Eindruck auf ſie gemacht zu haben, die Phantaſien ſprechen dafür. Die Nonnen ſind bereits im Bilde. Das Grundſtück hab' ich längſt in der Taſche, und ein viel ſchöneres. Der Magiſtrat kann ſeins behalten, brauche nicht mehr zu antichambrieren. Auf alle Fälle fahren Sie mal hier vorbei, die Oberin weiß um die Sache. Ich muß in einer halben Stunde nach München.“ Bothmer kam in den Garten und trank raſch ſeine Taſſe Kaffee.„Ich muß Weſten noch ſprechen, ich bin bald wieder da und ſetz' mich zu dir in den Garten. Verzeih', Kind, mach' kein ſo betrübtes Geſicht!“ „Was iſt denn eigentlich mit dieſer Dame?“ fragte ſie. „Ich weiß es nicht, deshalb fahr' ich ja hin.“ Er ſchob den zerknitterten Brief in ſeine Rocktaſche und verließ das aus 5 Die Weſtenſche Klinik lag in der Nonnengaſſe, einer wie von der Zeit vergeſſenen Straße der Altſtadt, die am Flußufer an der Schleuſe auslief. Es war ein großes, gelb getünchtes, altmodiſches Gebäude, ein ehemaliges Kloſter, mit kleinen, tiefliegenden Fenſtern, die wie Schießſcharten aus den dicken Mauern ſahen, und einem ſtillen, mit Klinkerſteinen gepflaſterten Hof, zwiſchen denen das Gras ſproßte. Die Zimmer wurden noch durch Porzellanöfen von außen geheizt. Weſten war ſchon abgereiſt, als Bothmer den langen Gang herunterkam, begleitet von einer älteren Nonne. Vor den Türen der Kranken ſtanden Blumen in Töpfen und Gläſern, nur vor der letzten Tür, Nummer einund⸗ dreißig, ſtanden keine Blumen. „Hier, bitte!“ Die Nonne öffnete. n ö In den Kiſſen des eiſernen Betts lag ein blonder Kopf. Die Nonne neigte ihre große weiße Haube über die denten Kurzmeldungen Berlin. Zwiſchen der deutſchen Regierung und der R gierung des Vereinigten Königreichs von Großbritanni 1 und Nordirland wurde ein Abkommen über die Befreiung der Einkünfte aus Luftverkehrsbetrieben von der Einkom⸗ mensſteuer abgeſchloſſen. Den Haag. Die ſeit zwei Wochen in Den H ten Verhandlungen über die Neuregelung des deutſch⸗ni derländiſchen Zahlungsverkehrs im Jahre 1938 würden 9955 läufig unterbrochen, um den beiden Delegationen Gelegen⸗ heit zur Berichterſtattung an ihre Regierungen zu geber aag geführ⸗ . 1 5 e erur en. . Amſterdam. Im weiteren Verlauf ſeiner Beſuchsreiſe in Holland beſichtigte Miniſter Seldte am 8 Mittwoch die ö f Von Nymwegen aus Arbeitsvorhaben an der Mags beſich⸗ Entwäſſerungsarbeiten bei Zwolle. wurden ſodann die tiat. Polniſche Anfrage in Danzig Danzig, 12. Nov. Der diplomatiſche Vertreter der Re⸗ publik Polen hatte in ſeiner Note im Auftrag der polniſchen Regierung den Danziger Senat gebeten, darüber zu wg⸗ chen daß die angekündigten Verordnungen über die Staats⸗ jugend und gegen die Neubildung von politiſchen Parteien nicht mit den Rechten der Tanziger Staatsangehörigen pol⸗ niſcher Herkunft in Widerſpruch ſtänden. Der Präſident des Senats hat darauf verſichert, daß durch die genannten Verordnungen die Rechte der Danzi⸗ ger Staatsangehörigen polniſcher Nationalität nicht berührt würden. Truppenvorbeimarſch in Paris In Paris fand wie alljährlich in Anweſenheit des Präſidenten der Republik, zahlreicher Vertreter der Regie⸗ rung und hoher Perſönlichkeiten der Politik und Heer die Feier des Waffenſtillſtandstages am Grabmal des Unbe⸗ kanten Soldaten in Paris ſtatt. Bereits kurz nach 9 Uhr begann am Triumphbogen Etoile⸗Platz der Aufmarſch der Verbände, dem gegen 11 Uhr ein Vorbeimarſch der Trup⸗ pen des Standortes Paris, der Frontkämpfer und Kriegs⸗ verletzten folgte. 2 * Geheimnisvoller Bombenanſchlag in Belfaſt London, 11. Nov. Das Rekrutierungsbüro für Freiwil⸗ lige der Marinereſerven in Belfaſt wurde am ſpäten Abend durch eine Bombenexploſion zerſtört. Die Exploſion war ſo heftig, daß ſie in der ganzen Stadt gehört werden konnte. Mehrere Leute, die borübergingen, entkamen wie durch ein Wunder ſchweren Verletzungen. Die Polizei er⸗ klärt, daß man Spuren eines Zeitzünders gefunden habe. Man nimmt an, daß bisher noch unbekannte Perſonen aus der Glastür des Büros ein Stück herausgeſchnitten und durch dieſes Loch eine Bombe in das Gebäude geworfen haben. Der Pförtner des Büros befand ſich im erſten Stock⸗ werk über der Stelle, an der die Bombe explodierte. Er kam aber glücklicherweiſe ohne jede Verletzung davon. Zritiſcher Dampfer vor Luzon feſtgelaufen London, 12. Nov. Wie aus Manila berichtet wird, iſt der britiſche Dampfer„Kenilwort“ auf der Höhe von Luzon auf Grund gelaufen. Vier Perſonen fanden dabei den Tod, während zwei weitere noch vermißt werden. Bergwerkskataſtrophe in Japan 500 Todesopfer in einer Kupfergrube. Tokio, 12. Nov. In einer Kupfergrube bei Kaizuma in der japaniſchen Provinz Nagano ereigneke ſich eine Kala ſtrophe, die dem Vernehmen nach auf einen Erdrutſch zu. rückzuführen iſt. Soviel zunächſt bekannt wurde, ſind mit Sicherheit 500 Bergleute, die bei dem Unglück verſchüllel wurden, ums Leben gekommen. Die Rektungsarbeiten ge⸗ ſtalteten ſich außerordentlich ſchwierig. — N* 25 Schlummernde und ſagte:„Profeſſor Bothmer iſt's!“ Der wirre Blondkopf hob ſich ſchwer, zwei helle Augen blinzelten ins Licht. Die Nonne war ſtill hinausgegangen. „Sie find's?“ ſagte ſie leiſe. Ihre ſchmalen Hände lagen müde und weiß auf der braunen Decke. „Was machen Sie für Geſchichten!“ begann Bothmer in ſeinem Krankenſtubenton.„Das konnte doch auch anders enden. Weshalb haben Sie das getan?“ Er beugte ſich zu ihr herab. Sie ſah ihn ſchweigend an. Dann ſagte ſie mühſam, als ob ihr jedes Wort Anſtrengung bereite:„Was hätten Sie mir denn geraten zu tun? Weshalb hat man mich herausgeholt aus dem Waſſer!?“ Ihr bleiches Geſicht färbte ſich rot.„Weshalb mich nicht untergehen laſſen! Glauben Sie, daß das eine aute Tat war?“ Er nahm ihre Hand und ſuchte ihren Puls. Sie entzog ihm ihre Hand.„Ich hab' kein Fieber, ich bin nicht krank. Ich bin nur müde. Es war ſo ſchwer— und nun alles umſonſt, Die Angſt, die ſchreckliche Augſt, bis man ſo weit war, und jetzt... Aber Sie haben ja auch kein Mitleid mit mir gehabt. Sie haben mich nicht einmal anhören wollen. In den Vorträgen ſprachen Sie von Mit⸗ gefühl für andere; aber wenn man zu Ihnen kommt, haben Sie für uns nur ein erhabenes Lächeln. Oh, Sie haben ein ganz anderes Geſicht gehabt, als ich Sie wieder⸗ ſah— in Ihrem Hauſe. Damals, auf dem Rednerpult, ſchienen Sie mir wie ein von Gott geſandtes Weſen, von Gott, an den ich nicht mehr glaube. Alles iſt Täuſchung 5 Betrug. Das Waſſer ſah ſo weich und tief aus, 11 1 war nur ekelhaft und ſchmutzig. Und die ganze Geſchichte nachher— nein, ich bin leine geniale Selbſtmörderin. i kann nichts ganz, nicht einmal ſterben. Weshalb ſehen 5 mich ſo an? Glauben Sie, daß ich das nicht noch einma tue? Hier nicht. Ich werde Ihnen keine Ungelegengen ig mehr machen, ich verſpreche Ihnen das. Aber hier 1 ich nicht mehr. Sie ſollen mich herauslaſſen aus. Kloſter, aber die Nonnen wollen nicht. Ich bitte Sie, w komm' ich hier heraus? Wie komm ich fort von hier? i „Wohin wollen Sie denn eigentlich?“ fragte er ruhig. „Irgendwohin. Mich verſtecken vor den Menſchen. f ⸗Und dann?“ 8 ſtätle Nähe zwei herar darm ledige karge nicht Kam; Man! Schü hat. 0 in der Leiſtu men gehör Aufm und politi ſtalter und i wichti als n tere mache 4 * gef mann infolg gekon Er fit Müll alſo mutli ſtehen . Fan ſich d halte! iſt de dama Seit vom des j! in eif * 2 6 Klaus der! in de gen, der meind JM d Geme Bruck burg; Male ruhe: ſtätt; Altde luchs⸗ biſcho Verſel Klau, Amts 5 Aber hatte des dieſer der auf d einzel eines in ei Berg menſt Send ernka ſpie chen ſpiele es 0 klein. zung, — „ —— 2*— 8 8 Badiſche Chronik Mord und Selbſtmord im Kraftwagen. * ünd, 12. Nov. Auf ihrem Weg zur Arbeits⸗ ſtätte fanden mehrere Arbeiter auf einem Waldweg in der Nähe von Neckargemünd einen Kraftwagen, in dem ſich zwei Perſoner befanden Bei näherem Zuſehen ſtellte ſich heraus, daß beide tot waren Die ſofort herbeigerufene Gen⸗ darmerie ſtellte feſt, daß es ſich um einen 26 Jahre alten ledigen Kraftfahrer und eine 43jährige Frau aus Nek⸗ kargemünd handelte. Die Urſachen der Tat konnten noch nicht feſtgeſtellt werden Wahrſcheinlich hat in dem Auto ein Kampf ſtattgefunden, ſo daß anzunehmen iſt, daß der junge Mann die Frau ohne deren Einverſtändnis durch drei Schüße getötet und dann ſich ſelbſt das Leben genommen hat. U E Der ö der Lehr⸗ und Leiſtungsſchau. () Karlsruhe. Seit dem Eröffnungstage haben 15 000 in der kommunalen Praxis tätige Volksgenoſſen die Lehr⸗ und Leiſtungsſchau der badiſchen Gemeinden beſucht. Dazu kom⸗ men zahlreiche, den verſchiedenſten Berufen und Kreiſen an⸗ gehörende Intereſſenten, die der Leiſtungsſchau ihre ganze Aufmerkſamkeit widmeten. Führende Männer der Politik und Kommunalwiſſenſchaft haben dem Amt für Kommunal⸗ politik der NSDAP., der Gauleitung Baden, dem Veran⸗ ſtalter der Ausſtellung, höchſte Anerkennung für die Idee und ihre Durchführung gezollt. Die Verlängerung der reichs⸗ wichtigen Ausſtellung bis einſchließlich 14. November hat ſich als notwendig erwieſen, da zu erwarten ſteht, daß noch wei⸗ tere Beſucherkreiſe von dieſer letzten Gelegenheit Gebrauch machen werden. * (—) Ueberlingen.(Tot im Waſſergraben auf⸗ gefunden.) Der in Mimmenhauſen wohnhafte Privat⸗ mann Auguſt Müller iſt auf dem Heimweg von auswärts infolge ſeiner Kurzſichtigkeit von dem ſchmalen Fußweg ab⸗ gekommen, den er von Bermatingen durch die Wieſe benützte. Er fiel in einen Waſſerabzugsgraben von nur geringer Tiefe. Müller wurde tot aufgefunden. Da der Kopf völlig frei lag, alſo Erſtickungstod nicht angenommen werden kann, hat ver⸗ mutlich ein Herzſchlag dem kurz vor dem 80. Lebensjahre ſtehenden Manne ein Ende bereitet. lach.(Schmiede über 200 Jahre in Familie nbeſitz.) Durch viele Generationen hindurch hat ſich die Schmiede von Oswald Reiſer in Familienbeſitz er⸗ halten. Das Anweſen, das erſtmals 1721 erwähnt wird, iſt das älteſte Haus der Stadt Stockach. Es befand ſich f s ſchon im Beſitz von Schmied Johannes Reiſer. Seit 216 Jahren hat ſich nun dieſes Handwerk immer wieder vom Vater auf den Sohn vererbt; da auch der älteſte Sohn des jetzigen Beſitzers das Schmiedehandwerk erlernt hat, wird in einer weiteren Generation die Tradition fortſeben. 85 * Weitere Ausdehnung der Maul⸗ und Klauenſeuche. () Karlsruhe. Die Hoffnung, daß Maul⸗ und Klauenſeuche langſam abzuebbeſt beginnt, hat ſich im Verlauf der letzten Tage leider nicht erfüllt. Zwar iſt die Seuche in den Gemeinden Heitersheim, Amt Müllheim, und Endin⸗ gen, Amt Emmendingen, erloſchen, ſodaß ſeit dem Ausbruch der Maul⸗ und Klauenſeuche in Baden nunmehr vier Ge⸗ meinden wieder von der üblen Viehkrankheit befreit ſind. N der Zeit vom 3. bis 9. November iſt aber in folgenden Gemeinden die Maul⸗ und Klauenſeuche ausgebrochen: Amt Bruchſal: Oberhauſen, Rheinsheim, Rheinhauſen, Philipps⸗ burg; Amt Buchen: Schillingſtadt; Amt Emmendingen: Maleck, Sasbach; Amt Freiburg: Wolfenweiler; Amt Karls⸗ tuhe: Rußheim; Amt Kehl: Rheinbiſchofsheim, Linx, Will⸗ ſtätt; Amt Lahr: Langenwinkel, S Allmannsweier, Altdorf, Orſchweier; Amt Raſtatt: t⸗Rheinau und Ver⸗ ſuchs⸗ und Lehrgut; Amt Sinsheim: r nt Tauber⸗ biſchofsheim: Lauda. Nunmehr ſind in Be einden verseucht. Neuerdings wrd der Ausbruch der Maul⸗ und Klauenſeuche aus Lichtenau, Amtsbezirk Kehl, und Oeligheim, Amtsbezirk Raſtatt, gemeldet. * 1 Was in jenem Bergtal möglich war Noch ehe die Maul⸗ und Klauenſeuche aus dem Elſaß Aber den Rhein in badiſche Stallungen eingeſchleppt wurde, hatten alle zuſtändigen Stellen des Reichsnährſtandes und des Staates zur Abwehr aufgerufen und auch die Abwehr Neſer bedrohlichen Gefahr vorbereitet. Aber es kommt bei der Eindämmung der Maul⸗ und Klauenſeuche nicht allein auf den behördlichen Bekämpfungsapparat, ſondern auf jeden einzelnen Menſchen in Stadt und Land an. Am Beiſpiel eines Gebirgsdorfes zeigt der Reichsſender Stuttgart u einer Hörfolge am 16. November:„Was in jenem Bergtal möglich war... was gemeinſchaftliches Zuſam⸗ kenſtehen gerade in der Seuchenabwehr erreichen kann. Die Sendung bringt der Reichsſender Stuttgart in ſeinem„Bau⸗ ernkalender“ um 11.30 Uhr. „ Goldburghauſen, Kr. Neresheim.(Berm Verſteck⸗ ſpielen tödlich verunglückt.) Das ſechsjährige Mäd⸗ chen des Landwirts Matthias Ackermann fiel beim Verſteck⸗ ſpielen in einen Schacht und zog ein zweites Mädchen, das es an der Hand gehalten hatte, mit ſich in die Tiefe. Die kleine Ackermann iſt zwei Tage nach dem Anfall den Verlet⸗ zungen erlegen. Marktberichte (Ohne Gewähr.) Mannheimer Getreidegroßmarkt v. 11. Nov. Sämtliche Notierungen unverändert. Mannheimer Wochenmarkt v. 11. Nov. Vom Statiſti⸗ ſchen Amt wurden folgende Verbraucherpreiſe für 0,5 kg in Apfg. ermittelt: Kartoffeln 4 bis 4,5, Salatkartoffeln 8; Wirſing 8 bis 10; Weißkraut 5 bis 6; Rotkraut 6 bis 10; Blumenkohl, St. 10 bis 50; Rosenkohl 20 bis 25; Karotten, ſchl. 5 bis 8; Gelbe Rüben 7 bis 8; Rote Rüben 8 bis 103 Spinat 12 bis 18; Zwiebeln 9 bis 10; Grüne Bohnen 32 bis 35, Schwarzwurzeln 20 bis 32; Kopfſalat, St.? bis 20 Endivienſalat, St, 5 bis 12; Feldſalat 30 bis 60, Ober⸗ kohlraben, St. 5 bis 8; Tomaten 8 bis 20; Radieschen, Bſchl. 5 bis 7; Rettich, Sl. 5 bis 20; Meerrettich, St. 10 bis 45; Suppengrünes, Peteiſilie, je Bſchl. 4 bis 5; Schnitt⸗ hauch, Bſchl. 4 bis 6) Pfifferlinge 80; Maronenpilze 40 bis 901 Grünreizker 40; Aepfel 12 bis 25; Birnen 12 bis 353 tronen 4 bis 7; Bananen, St. 5 bis 8; Markenbutter 160; Landbutter 140 bis 142; Weißer Käſe 25 bis 80, Eier, 5 10 bis 13; Hahn, geſchl., St. 100 bis 300; Huhn, geſchl, . 200 bis 400; Enten, geſchl., St. 400 bis 600; Tauben, geſchl, St. 60 bis 90; Gänſe, geſchl., St. 600 bis 800; Gänſe, geschl. 130 bis 140. — Aus den Nachbargauen „„ Herbstein(Vogelsberg).(Schwiegerſohn ſteckt A n weſen in Brandß. Wie gemeldet, iſt in der Nacht der geſamte Hof des Landwirts Joh. O. V. Ruhl durch ein Jeer eingeäſchert worden. Wie man von amtlicher Stelle erfährt, liegt Brandſtiftung vor. Als Täter wurde der Schwiegerſohn des Eigentümers verhaftet. Er iſt geſtändig, das Feuer aus Rache angelegt zu haben. 5 Mainz.(S0 n der Straßenbahn unter ein Auto gedrückt), Ein eigenartiger Verkehrsunfall ereig⸗ nete ſich im Vorort Koſtheim Als ein 15jähriger Radfahrer als einer Torfahrt in der Hochheimer Straße auf den Fahr⸗ damm fuhr, wurde er von einem Straßenbahnwagen er⸗ faßt und zur Seite gedrückt, ſodaß er vor einen gerade da⸗ herkommenden Kraftwagen zu liegen kam. Den dabei er⸗ littenen Verletzungen erlag der Juͤnge im Krankenhaus. Wetzlar.(Vater von 21 Kindern verun⸗ unglückt) Der Arbeiter Emil Rehm aus Wetzlar, Vater von 21 Kindern, wurde bei ſeiner Arbeit auf einer Bauſtelle von einem Baumſtamm, der bei Holzfällungen dicht neben dem Arbeitsplatz des Mannes nach der verkehrten Seite hin niederbrach, getroffen und ſo ſchwer verletzt, daß er bald darauf im Krankenhaus verſtarb. Gießen.( Wütender Bulle greift Metzger an.) In dem Kreisort Allendorf a. d. Lumda wurde der 56 Jahre alte Ludwig Putz, als er einen bösartigen Bullen ſchlachten wollte, von dem Tier zu Boden geriſſen. Dann trampelte der wütende Bulle auf dem Mann herum und verletzte ihn derart, daß er mit einem Schädelbruch und an⸗ deren ſchweren etzungen nach Gießen in die Klinik ge⸗ bracht werden mußte. Neu-Iſenburg.(mit einem Kopfſchuß aufge⸗ funden.) Mit einem Kopfſchuß, den er ſich ſelbſt beige⸗ bracht hatte, wurde ein Metzgerburſche, vor dem Bahnhofs⸗ gebäude liegend, aufgefunden. Die Rettungswache brachte den lebensgefährlich verletzten jungen Mann ſofort in ein Krankenhaus zur Operation. — Häslach, Kr. Leutkirch.(Im Mühlkanal er⸗ trunken.) Das vierjährige Töchterchen des Landwirts und Mühlenbeſitzers Ehrenbein fiel in den Mühlkanal, aus dem es nur noch als Leiche geborgen werden konnte. — Seedorf, Kr. Oberndorf.(Die Hand bis zum Gelenk abgeſchnitten.) Die ihrige Veronika Glück brachte die rechte Hand in die Futterſchneidemaſchine. Die Hand wurde ihr ſtückweiſe bis zum Gelenk abgeſchnitten. Nachbarn befreiten die Frau aus ihrer ſchrecklichen Lage. — Salem.(Tödlich überfahren.) Der in Mün⸗ chen beſchäftigt geweſene Flaſchner Wilhelm Bräuer von hier, der im 25. Lebensjahre ſtand, iſt auf der Straße München Paſing von einem Auto angefahren und tödlich verletzt wor⸗ den. Im Nebel vom Jagdkameraden erſchoſſen Wittlich, 11. Nov. In den Waldungen bei Niederöffin⸗ gen trug ſich ein tragiſcher Jagdunfall zu Zwei Jagdpäch⸗ ter aus Düſſeldorf befanden ſich hier auf der Jagd und hat⸗ ten ſich auf einem der beſten Sauwechſel angeſtellt. Einer der Jagdpächter ſoll nun, anſcheinend um beſſeres Schuß⸗ feld zu bekommen, ſeinen bisherigen Standort verlaſſen ha⸗ ben, ohne ſeinen Jagdgefährten vorher zu verſtändigen. Bei dem dichten Nebel konnte der Jagdkamerad auch nicht die Standortveränderung von ſich aus bemerken. Durch einen unglücklichen Schuß des Jagdpächters wurde deſſen Freund durch die Bruſt geſchoſſen. Er ſtarb kurz nach dem verhäng⸗ nisvollen Schuß. Die erſten Schneefälle ekommen wir einen milden Winter? als wenn das milde Wetter, das nach⸗ gerade unangenehm wurde, ein Ende haben und durch vorwinterliche Witterung abgelöſt werden ſoll. Die Wetter⸗ kundigen len allerdings wiſſen, daß der erſte Kälteein⸗ bruch Anfa November programmäßig erfolgt und kei⸗ nerlei Schlüſſe auf den kommenden Winter zuläßt. Sie ſa⸗ gen ſogar, daß wir einen milden Winter bekommen ſollen Jedenfalls iſt in den Bergen der erſte Neuſchnee gefal⸗ len. Der Kamm des Thüringer Waldes zeigt eine aller⸗ dings noch nicht zuſammenhängende Schneedecke, da die Temperaturen tagsüber wieder über Null hinausgingen. Am Donnerstagfrüh wurden auf dem Inſelsberg Tempe⸗ raturen von minus 3 bis minus 1,6 Grad gemeſſen. Die tiefſte Temperatur meldete die Sternwarte Jena für das Gebiet außerhalb des Thüringer Waldes mit minus 2 bis minus 1.6 Grad. Auf der Zugſpitze hatte die einen Meter dicke Alt⸗ ſchneedecke einen Ueberzug von Neuſchnee bekommen. Auch in den Alpentälern ſank nachts die Temperatur unter Null. Im Allgäu ſchneite es am Mittwoch. Die Schneedecke reicht jedoch vorerſt noch nicht bis ins Tal. Es ſcheint plötzlich Den Bruder erſchlagen. Eiſenberg(Saarpfalz), 12. Nov. Hier gerieten die Brü⸗ der Georg und Ludwig Eckel im Garten des elterlichen An⸗ weſens in Wortwechſel, in deſſen Verlauf Georg dem 30 Jahre alten verheirateten Ludwig eine Hacke auf die Stirn ſchlug. Dadurch entſtand eine große und tiefe Wunde. da ſich im Laufe des folgenden Tages das Befinden des Ver⸗ letzten verſchlimmerte, mußte er in das Krankenhaus Lud⸗ wigshafen gebracht werden, wo er inzwiſchen geſtorben iſt. Jamilie auf der Fahrt zur e verunglückt Bad Wildungen, 11. Nov Eine zu einer Beerdigung nach Melſungen fahrende Familie aus Lüdenſcheid i. W. fuhr mit dem Auto infolge des dichten Nebels und der Glätte auf der Staatsſtraße zwiſchen Hundsdorf und Löhlbach ge⸗ en einen Baum. Durch den ſtarken Anprall wurden die nſaſſen, Vater, Mutter und Tochter, aus dem Kraftwagen erausgeſchleudert. Dabei erlitt die Mutter ſo ſchwere Ver⸗ etzungen, daß ſie gleich nach dem Unglück verſtarb. Vater und Tochter wurden mit ſchweren Verletzungen in das He⸗ lenen⸗Krankenhaus in Bad Wildungen eingeltefert. Nach 18 Jahren zum Tode verurkeilt. Hamburg, 12. Nov. Jas Hanſeatiſche. verurteilte in zweitägiger Verhandlung den jetzt 45jährigen Heinrich Schulz aus Harbur wegen Mordes an dem Hilfs⸗ polizeibeamten Lehnert in Harburg zum Tode und zum dauernden Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte. Schulz war kurz nach dem am 12. Februar 1919 erfolgten Mord 4 verhaftet worden, jedoch wieder auf freien Fuß geſetzt, weil der gegen ihn vorliegende Verdacht nicht zum Be⸗ weis erhärtet werden konnte. Im Ahe 1937 gelang es, den Tatbeweis gegen Schulz ſo zu führen, daß er erneut feſtgenommen werden konnte Es ſtellte ſich dabei heraus, daß Schulz beim Hühnerdiebſtahl überraſcht worden war, wobei er den Hilfspoliziſten erſchoß. Nuudcliau Es vorwintert ſchon. Der erſte Reif iſt heute Nacht ins Land gezogen. Feld und Fluren hatten heute früh erſtmals ihr weißes Froſt⸗ kleid angezogen. Im Laufe der Nacht ſanken die Tempera⸗ turen erheblich ab und erreichten heute früh die Null Grad⸗ Grenze. Durch weitere Zufuhr arktiſcher kalter Luftmaſſen kam es heute vormittag auch in unſerer Region zu leichtem Schneefall. Pünktlich und genau hat ſich dieſes Jahr der Vorwinter eingeſtellt. Wie wird der Winter werden, iſt die bange Frage der Stunde. Nur eins kann jetzt ſchon feſt⸗ geſtellt werden, ſo ganz glatt wird der diesjährige Winter nicht verlaufen. Dafür ſorgte ſchon der abnormal heiß ver⸗ laufene Vorſommer, der im Winter den Ausgleich bringt. Es wird ſich wohl kaum ein dritter milder Winkler einſtellen. * Die Auszahlung der Wohlfahrtsunmterſtützung erfolgt heute nachmittag von 2.45—8.30 Uhr. Mietbücher, Ausweis⸗ und Kontrollkarten ſind vorzulegen. Die Zeit iſt genau einzuhalten. 2 Pilzwanderung. Am Sonntagnachmittag iſt nochmals unter Führung von Dr. Bickerich⸗Heidelberg eine Pilzwande⸗ rung in den Wald von Oftersheim bei Schwetzingen. Treff⸗ punkt am Bahnhof Oftersheim um 13.45 Uhr. Mannheim Hauptbahnhof ab 13.12 Uhr. Fahrräder werden eingeſtellt. Körbe und Meſſer nicht vergeſſen. loſigkeit wird nicht im Arbeitsbuch eingetra⸗ gen. Der Präſident der Reichsanſtalt für Arbeitsvermitt⸗ lung und Arbeitsloſenverſicherung hat entſchieden, daß Zei⸗ ten der Arbeitsloſigkeit nicht in das Arbeitsbuch einzutra⸗ gen ſind. In vielen Fällen würde dies überhaupt kaum durchführbar ſein. Dann beſteht aber auch die Befürchtung, daß die Inhaber von Arbeitsbüchern durch ſolche Eintra⸗ gungen ungünſtig gekennzeichnet und infolgedeſſen bei Stellenbeſetzungen benachteiligt werden Jahreszeitlich üb⸗ liche Arbeitsloſigkeit in Saiſongewerben eigne ſich zudem nicht für eine Eintragung. Aus den Angaben über die tat⸗ ſächlich abgeleiſteten Beſchäftigungen ergibt ſich nach An⸗ ſicht des Präſidenten eine ausreichende Möglichkeit zur Be⸗ Urteilung des Arbeitsbuchinhabers. — Erhöhung von Konzerteintrittspreiſen. Der Präſident der Reichsmuſikkammer hat folgende Mitteilung ergehen laſſen:„Der Herr Reichskommiſſar für Preisbildung hat anläßlich eines Einzelfalles über die Zuläſſigkeit von Ein⸗ trittspreiserhöhungen für Konzerte folgende Entſcheidung getroffen:„Ich halte es für erforderlich, daß Muſikveran⸗ ſtalter ſich künftig in jedem Fall, wenn ſie die bisher übli⸗ chen und insbeſondere die am 17 Oktober 1936, dem Stich⸗ tag der Verordnung über das Verbot von Preiserhöhungen vom 26 November 1936 gültigen Eintrittspreiſe erhöhen wollen, der vorherigen Zuſtimmung der örtlich zuſtändigen Preisbildungsſtelle vergewiſſern Ich bitte Sie deshalb, den in Betracht kommenden Mitgliedern Ihrer Kammer durch eine beſondere Bekanntmachung mitzuteflen, daß es auch in Fällen, in denen die Erhöhung der Eintrittspreiſe damit begründet wird. daß beſſere Kräfte als bisher hergngezo⸗ gen und dadurch die Unkoſten der Veranſtaltung geſteigert werden, der Genehmigung der Preisbildungsſtellen bedarf. Die Muſikveranſtalter haben der zuſtändigen Preisbil⸗ dungsſtelle rechtzeitig von der beabſichtigten Erhöhung der Eintrittspreiſe Anzeige zu machen und dabei eingehend un⸗ ter Beifügung der erforderlichen Unterlagen darzulegen, daß der erhöhte Preis unbedingt gefordert werden muß. Die neuen Preiſe dürfen erſt endgültig feſtgeſetzt werden, wenn die Preisbildungsſtelle ausdrücklich erklärt hat, daß ſie dagegen nichts einzuwenden habe“. — Achtung, Benzolvergiftung! Die zunehmende Ver⸗ wendung von Benzol als Löſungsmittel für Farben, Lacke, Klebſtoffe uſw bringt vermehrte Gefahren für die Gefolg⸗ ſchaftsmitglieder beim Umgang mit dieſen Stoffen mit ſich. Verſchiedene ſchwere und auch tödliche Vergiftungen haben gezeigt, daß bei den Betriebsleitern und den Gefolgſchafts⸗ mitgliedern die Kenntnis der Gefährlichkeit des Benzols noch nicht ſo verbreitet iſt, wie es zur Durchführung eines wirkſamen Schutzes erforderlich wäre Das Reichsgeſund⸗ heitsamt hat deshalb zur Unterrichtung der Beteiligten ein Merkblatt herausgegeben, das Hinweiſe enthält, wie die Betriebe Benzolvergiftungen verhüten und wie ſich Gefolg⸗ ſchaftsmitglieder vor Benzolvergiftung ſchützen können. Die erſte Autobahnbrücke über den Rhein. Mannheim. Schon längſt iſt vorgeſehen, eine Ver⸗ bindung vom Weſten zum Oſten mittels der Autobahn her⸗ zuſtellen, um eine gerade Linie zwiſchen Saarbrücken und der Autobahn Mannheim— Darmſtadt zu bekommen. Im Saarland und der Pfalz iſt dieſes Projekt bereits ein gutes Stück vorwärts gekommen. Die weitere Strecke Man n⸗ heim— Grünſtadt iſt im Bau, die Weiterführung bis Frankenthal wird gegenwärtig vorbereitet. Dieſe Weſt— Oſr⸗ verbindung ſetzt den Bau einer Rheinbrücke voraus, die etwa auf die Höhe Frankenthals kommen wird. Es iſt die erſte Autobahnbrücke über den Rhein. Mit der Fertigſtel⸗ lung dieſes Großprojekts iſt allerdings erſt in etwa drei Jah⸗ ren zu rechnen. Von Frankenthal aus wird die neue Auto⸗ bahn ihren Weg zwiſchen Sandhofen und Schar⸗ hof dem Sandtorfer Bruch zu nehmen und die Riedbahn⸗ ſtrecke Lampertheim— Waldhof überqueren. Vorbet zieht ſie dann an dem Waſſerwerk bei Sandtorß, um in der Nähe der Halteſtelle Poſtſtraße auch die Eiſenbahnſtrecke Lampertheim— Viernheim zu überqueren. Nördlich Viernheim wird der Anſchluß zur Autobahnſtrecke Mannheim — Darmſtadt hergeſtellt. Dieſe neue Verbindung kann von Mannheim aus bei Sandhofen oder auf einem einfachen Zu⸗ bringer bei Scharhof erreicht werden. Aber auch am Secken⸗ heimer Dreieck, in der Nähe der Rhein⸗Neckar⸗Hallen, iſt eine Zufahrt zur neuen Weſt- Oſtverbindung möglich. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß die neue Autobahnbrücke auch einen Radfahrerweg erhält, was gewiß zu begrüßen wäre. —, Wer erhält das Leiſtungsabzeichen für„Heimſtätten und Wohnungen“? Im Rahmen des Leistungs der deutſchen Betriebe wird auch ein Leiſtungsabzeichen für Heimſtätten und Wohnungen“ verliehen. Es erhalten es lolche Betriebe, die, von der Fürſorgepflicht des Betriebs führer ausgehend, eine wirkliche Wohnungsbetreuung für die Gefolgſchaftsmitglieder durchführen. Dieſe Wohnungs⸗ betreuung darf aber nicht dazu führen, daß Muſterſiedlun⸗ gen für mehr oder weniger alte Stammarbeiter enkſtehen, während auf der anderen Seite die Wohnungsverhältüſſſe der großen Mehrheit der Belegſchaft nicht zufriedenſtellend ind Das Leiſtungsabzeichen für vorbildliche Wohnungen und Heimſtätten wird nur an solche Betriebe verliehen, bei denen die Wohnungsverhältniſſe der geſamten Belegſchaft in Ordnung ſind. ee. 9 e e . Vom Schach ⸗Weltmeiſterkampf. Die zweite Hälfte beginnt. Schach 18 Der Weltmeiſterſchaftskampf im 9 Punkte für Aljechin, 6 Punkte für Dr. Altmeiſters Dr. zu überholen. Ein lieber netter Kerl Am kommenden Sonntag haben wir Beſuch. Einen lie⸗ ben, netten Kerl, der uns immer willkommen iſt.— Er iſt ein fröhlicher Gaſt, macht wenig Umſtände und iſt in jeder Hinſicht bequem. Aber eines iſt beſonders wichtig: Er legt größten Wert auf eine anſtändige Geſinnung und wo Klein⸗ lichkeit, Geiz oder gar Uebelwollen zu Hauſe ſind, kehrt er höchſt un ern ein. Ja, wahrſcheinlich hält er ſich gänzlich fern.— Dieſe Fälle ſind aber erfreulicherweiſe ſehr ſelten! Sie kennen ihn auch! Er kommt wahrſcheinlich auch in jedem Monat einmal an einem Sonntag zu Ihnen zu Gaſt — das heißt, wenn Sie den Anforderungen entſprechen, die er nun einmal ſtellt!— Er iſt nämlich rückſichtslos ehrlich — und ſieht auf Charakter! Er offenbart auch klipp und lar, was Sie von ihm denken, denn wo man ihn nicht ein⸗ ſcher 8 er ſich eben ſeinen Reim von der Sorte Men⸗ en 8. iſt nun wieder ſein Beſuchstag! Jeder ge⸗ währe ihm Einlaß, denn er iſt fröhlich und genügſam und iſt Beiſpiel dafür, wie jeder von uns ſeine Pflicht erfüllt und ſein Opfer bringt für das WHW! Sie wiſſen natürlich köngt wer der liebe Gaſt iſt: Unſer Freund Eintopf per⸗ ſönlich! Er hat ſich angemeldet! Seid bereit! . ũãõdddTTdTTTTTTTTTT... Zeitſchriften und Bücher. Zum Tag der deutſchen Hausmuſik bringen die deutſchen Reihe n N Send in hervorragender Weiſe ge⸗ eignet ſind, die liebe deutſche Hausmuſifk uns mehr denn je Reichsſender in der neuen Sendewoche eine ganze bedeutender Sendungen, die wieder näher zu bringen. Die neueſte Nummer 46 der „Funk⸗Illuſtrierten“ in Stuttgart veröffentlicht hierzu Bilder ebenſo auch zu der bedeutſamen Gaukulturwoche Heſſen⸗ Naſſau, die am 13. November ihren Anfang nimmt. Immer wieder kann dabei feſtgeſtellt werden, welche umfangreichen Arbeiten die Programme der deutſchen Reichsſender bean⸗ ſpruchen.— ſehr überſichtlichen Weiſe. noch ein umfangreiches Auslandsprogramm(über 50 Sender) und auch für die Sendepauſen iſt ein Anterhaltungsteil vor⸗ handen. Die Dauerbezieher der„Funk⸗Illuſtrierten“ ſind noch gegen Anfall verſichert, wofür ſchon über 100 000 Reichsmark ausbezahlt wurden. Der Verlag Wilhelm Herget, Stuttgart, Reinsburgſtraße 14, verſendet gern Probenummern dieſer bodenſtändigen Rundfunk⸗Zeitung. zwiſchen Dr. Euwe und ſeinem Herausforderer, Dr. Aljechin, iſt mit der Beendigung der 15. Partie in die letzte Spielhälfte ein⸗ getreten. Sie wurde remis. und nun ſteht der Kampf Euwe, ein zu Beginn des Treffens wohl kaum erwarteter Vorſprung des Aljechin. Denn der Auftakt des Kampfes war für Aljechin nicht allzu vielverſprechend, mußte er doch in den erſten Partien marſchieren, wie ſein Gegner es wollte. Aljechin kam aber und wendete das Blatt zu ſeinen Gunſten durch einige Partien, von denen eine großartiger war wie andere, und ging in Führung. Mit großer Spannung ver⸗ folgt die Schachwelt die weitere Entwicklung des Turniers und man kann ſagen, daß wohl kaum einem Schachturnier ein ſolches Intereſſe entgegengebracht wurde. Es wäre müßig, heute etwas über den Ausgang zu prophezeien, da immerhin die Möglichkeit beſteht, daß nochmals ein Umſchwung erfolgt, Sicherlich dürfte es aber Dr. Euwe ſehr ſchwer werden, ſeinen Gegner wieder zu erreichen und ihn dann gar noch n— Und die„Funk⸗Iͤlluſtrierte“ in Stuttgart ver⸗ mittelt dieſe wöchentlichen Programme dem Hörer in einer — Der verwöhnte Hörer findet Aus dem Gerichtsſaal ( Verurteilte Warenhausdiebinnen. Die Strafabtei⸗ lung des Amtsgerichts verurkeilte die 36jährige Ehefrau Elſe Ummelmann wegen Diebſtahls zu neun Monaten, die 30jäh⸗ rige Herta Schlötterlein zu vier Monaten Gefängms und den Ehemann Heinz Ammelmann wegen Hehlerei und Ver⸗ gehens gegen das Schußwaffengeſetz zu dreieinhalb Monaten Gefängnis. Die beiden erſtgenannten Angeklagten hatten in den Jahren 1936 bis Juni d. J. zum Teil gemeinſam in einem hieſigen Warenhaus, wo ſie als Verkäuferinnen tätig waren, nach und nach Kleidungsſtücke und Gebrauchsgegen⸗ ſtände im Geſamtwert von über 2000 Mark entwendet; die Sachen wurden von dem Ehemann Ammelmann in Verwah⸗ rung oder Gebrauch genommen. * Zuchthaus für gewerbsmäßigen Abtreiber. In der letzten Sitzung der Mannheimer Schwur⸗ gerichtstagung fand die Hauptverhandlung gegen den 29⸗ jährigen Lorenz Schumacher aus Mannheim ſtatt. Dem Angeklagten, der infolge eines Anfalles arbeitsunfähig iſt, lagen zehn nachgewieſene Fälle der gewerbsmäßigen Abtrei⸗ bung zur Laſt. Im einzelnen hat er ſich 12 bis 100 Mark für die„Behandlung“ zahlen laſſen. Die Verbrechen erſtreckten ſich über einen Zeitraum von vier Jahren. Sein früherer Einwand, er habe lediglich die„Auslagen“ berechnet, wurde durch die Ausſagen der Zeugen widerlegt. Das Schwurgericht verurteilte den Angeklagten Lorenz Schumacher gemäß dem Strafantrag zu vier Jahren drei Monaten Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverluſt. In der Urteilsbegründung wurde insbeſondere die Verwerflichkeit der Verbrechen Schumachers unterſtrichen und die Hartnäckigkeit, mit der er auch nach der Strafverſchärfung die Verbrechen fortſetzte. Die Frauen und deren Verlobten ſind bereits beſtraft worden. Jugendliche Einbrecher. Wegen eines Einbruchsdiebſtahls verurteilte das Het⸗ delberger Schöffengericht den 19 jährigen Eugen Kneiß und den gleichaltrigen Joſef Z., beide aus Mannheim⸗Fried⸗ richsfeld, zu einem Jahr drei Monaten bezw. vier Monaten und zwei Wochen Gefängnis. Die beiden halbwüchſigen Bur⸗ ſchen fuhren an einem Septemberſonntag von ihrem Heimat⸗ ort nach dem Grenzhof bei Heidelberg, angeblich um Obſt zu ſtehlen. In der dortigen Wirtſchafk kamen ſie jedoch von dem urſprünglichen Plan ab und verabredeten einen Ein⸗ bruchsdiebſtahl in dieſer Wirtſchaft. Sie blieben bis zur Poli⸗ zeiſtunde ſitzen und feuchteten ſich, um ihren Mut zu ſtärken, noch ordentlich die Kehle an. Dann entfernten ſich die Jüng⸗ linge zum Scheine, kehrten aber bald wieder zurück. Während 3. die Schuhe auszog und durch ein Küchenfenſter in das innere Haus eindrang, lag K. auf der Lauer. Z. beſaß die Frechheit, im Schankraum das Licht anzudrehen, damit er ſchnell den Schlüſſel zur Kaſſe fand. Schließlich benutzte er zum Aufbrechen der Schublade einen Schraubenzieher. Ins⸗ geſamt wurden 80 Mark erbeutet. Z. ließ einen 20⸗Mark⸗ Schein ſchnell in ſeiner Taſche verſchwinden, den Reſt teilte er brüderlich mit dem Komplizen. Er hatte ja auch den ſchwie⸗ rigeren Teil der Aufgabe übernommen. Gegen ihn erkannte das Gericht auf eine milde Strafe, weil er unvorbeſtraft iſt und guten Leumund genießt. Kneiß dagegen war als Trieb⸗ feder des Unternehmens anzuſehen. Er iſt trotz ſeiner Jugend bereits viermal vorbeſtraft. Das iſt die wahre Liebe nicht Der 35jährige Paul Bellemann aus Malſchenberg wurde vom Schöffengericht Herdelberg wegen gefährlicher Kör⸗ perverletzung zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Der Angeklagte lebte mit ſeiner Frau in äußerſt unglücklicher Ehe. Er ſelbſt ſprach dem Alkohol ziemlich ſtark zu, der ſittliche Lebenswandel ſeiner Frau war laut Zeugenausſagen nicht gerade als einwandfrei anzusprechen. Faſt tägliche Streitereien arteten nicht ſelten in Schlägereien aus, in deren Verlauf die Ehefrau einmal ſogar zum Meſſer griff und nur durch Wirtſchaft, Zur Turnhalle“ 5 Morgen . Samstag früh Schlachtfest. Von 9 Ahr ab Wellfleiſch m. Kraut 5 Hierzu ladetsfreundlichſt ein Hat Frau Miiller Emil Marzenell. ein Geheimrezept Nein, sie kocht auch nur mit Wasser— aber für ihren Kaffee holt sie die 5 duftige Reklame Mischung 125=fgr Packung—.65 immer frisch in den Qual nimm allemal Tropfen l. NA. Hauer posfillen- 80 R. Vorbeugend bei Husten, Heiserkeit, Katarrh. Der quslende Hustentreiz Wird schnell beseitigt. Germanja-Drog. Hölistin. Schönes, leeres! 8 l wagen Gebr. weißer Kinder⸗ zu vermieten. zu verkaufen. Klaus Möller. auf dern Segel 10 mer eule Ummer- 4 Wagen. 8 empfiehlt zu kaufen geſuchz. Jak. Würthwein Zu erfragen in der Lebensmittel, r Arterie nverkalkung? Zeugen Sle vor! Bekämpfen Sie Verdauungsstörungen, Schwindel gefühle und frô 94 Altern. in Apotheken und Drogerlen erhal- ten Sſe für 1. RM elne Monatspackung (und in dlesen Tagen Brauileute bade Sohlafzimmer neue eingetroffen: 1 Schlafzimmer dreitürig, Rm. 24ö. 1 Schlafzimmer, mit Frisier- kommode, Rm. 1 Schlafzimmer, m. Frisierkom., all. geschweift Hoch. 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Bellemann erwiſchte ſchließlich ein langes Metzgermeſ⸗ ſer, mit dem er auf ſeine Frau einſtach. Er traf oberhalb des Herzens in die Bruſt und verletzte die Frau lebensgefähr⸗ lich. Nur glücklichen Umſtänden iſt es zuzuſchreiben, daß ſie mit dem Leben davonkam. Der mediziniſche Sachverſtändige billigte dem Angeklagten den Paragraphen 51 Abſ. 2 zu mit der Begründung, daß B. an Schwachſinn mittleren Grades leide und in weitem Maße mit pſychopathiſchen Zügen behaftet ſei. Urteil im Fall Kappler rechtskräftig. Wie ſeinerzeit berichtet, wurde am 16. Juli d. J. der 46jährige Karl Kappler aus Gernsbach durch die Große Strafkammer des Landgerichts Karlsruhe wegen Nol⸗ zucht und Verführung zu einer Gefängmsſtrafe von zwei Jah⸗ ren ſechs Monaten verurteilt. Gegen dieſes Urteil legte der Angeklagte Reviſion an das Reichsgericht ein. Das Reichs⸗ gericht hat dieſer Tage die Reviſion des Angeklagten als un⸗ begründet verworfen. Das gegen Kappler ergangene Arteil der Strafkammer erlangt damit Rechtskraft. Ueber eine halbe Million über die Grenze geſchmuggelt. Die Große Strafkammer Freiburg verurteilte den 30jährigen Karl Schmäh, wohnhaft in Lörrach⸗Stetten, wegen fortgeſetzten ſchweren Deviſenverbrechens und wegen Bann⸗ bruchs zu zwei Jahren Zuchthaus, 200 000 Mark Geldſtrafe und fünf Jahren Ehrverluſt. Im Falle der Uneinbringlichkeit der Geldſtrafe tritt an deren Stelle eine entſprechende weitere Zuchthausſtrafe. Das zum Geldſchmuggel benutzte Auto und die bei der Verhaftung beſchlagnahmten 12000 Mark wurden eingezogen. Die Anklage legte Schmäh zur Laſt, von April 1938 bis Auguſt 1937 277000 Mark in Neichsbanknotem von Baſel nach Lörrach herübergeſchafft und 274000 Mark in deutſchem Hartgeld wieder über die Grenze nach Baſel ge⸗ ſchmuggelt zu haben. Durch die Aufmerkſamkeit eines Bafk⸗ beamten konnte im Auguſt d. J. dem volksſchädigenden Trei⸗ ben des Schmäh ein Ende gemacht werden. 9—9*ͤᷣä—— c HUVBPk—Bkkkkkkk22ꝛß„„ 33ß353õ3˙35ẽ ́ 3——375́öðr%. Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Samsta g, s. November: Miete E 8 und 2. Sonder⸗ miete E 4: Spaniſche Nacht. Heitere Oper von Eugen Bodart. Anfang 20, Ende 21.45 Uhr. Sonntag, 14. November: Nachmittags⸗Vorſtellung— öffentlicher Kartenverkauf— zu ermäßigten Preiſen; Die Reiſe nach Paris. Luſtſpiel von Walter Erich Schäfer. Anfang 15, Ende 1715 Uhr.— Abends: Miete A 8 und 2. Sondermiete A 4: Cavallerie ruſtican a. Oper von Pietro Mascagm; hierauf: Der Bajazzo. Oper von Leoncavallo. Anfang 20, Ende etwa 22.30 Uhr.(Eintauſch von Gutſcheinen aufge⸗ hoben). E VBerſammlunas⸗ Kalender. 2 Diedertafel. Heute abend 8.30 Uhr Probe. Ty. 98. Aebungsſtunde für Schüler fällt heute Freitag aus — Alle Jugend⸗Turner, Sportler, ⸗Spieler und ⸗Tut⸗ nerinnen finden ſich am Montag, den 14. Nov. abends 8 Uhr zur Eifteilung für die Weihnachtsfeier ein. Aus parteiamtlichen Mitteilungen entnommen: Die Deutſche Arbeitsfront. Sämtliche deutſche Vols⸗ genoſſen der Ortsruppe Mannheim⸗Seckenheim, die Kurzſchriſt (Stenographie) erlernen oder ſich weiterbilden wollen, werden erſucht, ſich auf der Geſchäftsſtelle der D. A. F., Frei⸗ burgerſtraße 2, oder bei Fr. Volk, Friſeurgeſchäft, Haupt⸗ ſtraße 129, zu melden. Bedingungen werden ihnen vor⸗ gelegt. Gleichzeitig werden Meldungen für das Reichsleiſtungs⸗ ſchreiben, für Anfänger, Fortgeſchrittene ſowie Spitzenkönner⸗ in allen Kurzſchriftſyſtemen entgegengenommen.— Melde⸗ ſchluß: Mittwoch, den 17. Nov. 37. Heute Freitag his Montag, je abends 8 Uhr oherloch Holmes „Die graue Dame“ Zu stets günstigen Preisen! Sporthemden Oberhemden Nachthemden Schlafanzüge In schöner Auswahl! AAA EN AN KEN Kee, anee Mannheims Fach- Geschäft für Kleiderstoffe 7 Weisswaren— Fertige Wäsche— Trikotagen — Strumpfwaren este. 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Er kneift die Augen ein wenig ſpöttiſch zuſammen, wenn ſie von einem Reitturnier, von einem Markt oder gar nur von einem Tanz im Gaſthaus„Zum grünen Baum“ berichten. Er beugt ſich nur vor der Prominenz. Er belächelt den Ver⸗ lehr anderer Städte, ausgenommen den New Porks und Chikagos. Er belächelt auch die beſcheidenen Vergnügun⸗ gen der Leute. die das Pech haben, nicht im Mittelpunkt der Welt zu wohnen, die nicht dabeigeweſen ſind. Sein Leben iſt nicht leicht. Er hetzt von einem Er⸗ eignis zum anderen, er iſt überall. Er quetſcht ſich durch, schimpft, ſieht nichts, ärgert ſich und geht nach Hauſe. Aber er war dabei. Er kann lächeln, wenn andere auch einmal etwas erzählen wollen, und das Lächeln ſagt: n ihr wart nicht dabei, ihr könnt nicht mit⸗ reden! In Wirklichkeit iſt das Leben des Herrn aber ein Martyrium, das man einmal näher betrachten muß. Sein Tag wird von der Angſt beherrſcht, etwas verſäumt zu haben. Er kann keine Einladung abſchlagen, irgendwie irgendeinem Ereignis zuſchauen zu können. Sein Leben iſt nichts als Mühe und Arbeit. Aber: Was hat der Menſch von all' ſeiner Arbeit unter der Sonne?! Hans Dampf hätte ſich beherrſchen und die Einla⸗ dung der Familie Meyer mit freundlichen Entſchuldi⸗ gungsworten ablehnen ſollen, denn Hans Dampf hatte— jedem kann es einmal paſſieren— zu Mittag zu viel Gurkenſalat gegeſſen und hatte davon ein leiſes Uebel⸗ befinden. Es ift ſehr ſchwer, unterhaltend und angenehm zu ſein, wenn man Bauchgrimmen hat. Es gibt Eis— Eis und Bauchgrimmen. Es gibt Muſik— Muſik und Bauchgrimmen. Hans Dampfs Geſicht iſt ſäuerlich, und die Mienen der Hausfrau werden ebenfalls ſäuerlich, denn ſie denkt: was hat dieſer widerliche Herr nur heute?, ein ſelten unangenehmer Menſch, dieſer Herr. Aber Hans Dampf kann jetzt nicht aufſtehen und ſagen:„Entſchuldi⸗ gen Sie, ich habe Bauchgrimmen“, das kann er nicht ſagen, der Hans Dampf, denn er iſt ein wohlerzogener Mann. Aber er hätte zu Hauſe bleiben ſollen, das wäre noch viel wohlerzogener geweſen. Der Mann ſitzt alſo grollend in der Ecke, weil er da⸗ beiſein mußte. Er zieht gar keine Lehren aus dieſer Sache, ſondern klemmt ſich nächſtes Mal trotz aller Einſicht in die Schlange der Wartenden vor dem Kartenverkauf einer Veranſtaltung, die beſonders wichtig iſt, und obwohl er gar keine Ausſicht mehr hat heranzukommen, denn alle Karten ſind längſt verkauft, ſteht er doch immer noch Schlange in der ſtillen Hoffnung, daß irgendein guter Zu⸗ fall ihm doch noch den Eingang in das verſchloſſene Para⸗ dies verſchafft. Aber alle guten Zufälle ſchlafen, und Haus Dampf könnte das auch längſt, aber er tut es nicht. Er; hat einen feinen Anzug an und wartet in einer Menge ſchimpfender Männer und Frauen, die ebenfalls nicht ſchlafen gehen wollen, weil das ein ſchlechtes Licht auf ihre Aufmerkſamkeit werfen könnte. Denn man wird ſie fra⸗ gen, und ſie wollen nicht geſtehen, daß ſie— o Sehande! nicht dabeigeweſen ſind. Darum ſchlafen ſie nicht, ſon⸗ ern warten und ſchimpfen. „Dieſe Macht, die ſtärker iſt als alle guten Einſichten, zwingt Hans Dampf auch, trotz Bauchanſatz und guter Sonntagshoſe auf den Bretterzaun zu klettern, der den Sportplatz umwallt und die gewaltig mit den Füßen ſtoßenden Fußballer vor den Blicken unberufener, nicht⸗ zahlender Zuſchauer ſchützt. Es verträgt ſich nicht recht mit den Lebensgewohnheiten des Hans Dampf, hier mit ſtrampelnden Beinen nach oben zu entern und über den Zaun gucken zu wollen, aber die Luſt am Böſen iſt größer als alle Vorſicht. Die Knie ſind abgeſchürft, die Hoſe kracht in den Nähten, und ein tückiſcher Nagel bohrt ſich innig und tief in den Oberſchenkel des Hans Dampf, der wach vor Schmerz und mit Viſionen von Blutvergif⸗ lung oben ſitzt. Aber er ſitzt oben— das macht ihm den Schmerz leicht und ſtärkt ihn, wenn er die tadelnden Blicke der Vorübergehenden auf ſich ruhen fühlt. Wie werden ſich die anderen ärgern, die nicht dabei geweſen ſind! Das iſt Balſam auf ſeine Wunde. Was ann der Menſch nicht alles ertragen, wenn er dieſen Triumph auskoſten kann. Hans Dampf iſt die Parallel⸗ erſcheinung zu der Frau, der ein ſchönes Kleid die rechte Freude erſt dann macht, wenn die Freundin aus Aerger darüber krank wird. Hans Dampf iſt eine Erſcheinung, die immer leben wird, aber eine recht unangenehme. B. S. Wie ſchnell fließt ein Lied über unſere Lippen, wenn wir ſo recht von Herzen froh ſind. Sobald wir ein In⸗ ſtrument zur Hand nehmen, ſei es die Fiedel oder die Blockflöte, ſei es die Laute oder das Schifferklavier, laſſen wir den Alltag hinter uns, ſchütteln wir alles Quälende von uns ab und finden in den Tönen Friede und Freude. Gute Muſik iſt der tiefſte und ſchönſte Appell an unſere Empfindungen, Weckerin des Guten und Schönen. Wenn wir hier von guter Muſik ſprechen, meinen wir nicht etwa nur die Muſikſchöpfungen der Klaſſiker, wir meinen in erſter Linie die Volksmuſik, die wirklich im Volke wurzelt, die die Melodien und Weiſen unzähliger Generationen uns überliefert und ſo zum Spiegel der Seele des Volkes geworden iſt. Die Pflege der Volksmuſik muß aber auch in den Händen des Volkes bleiben, ſie muß den Kern der Hausmuſik bilden. Es gibt Menſchen, die ſehen, wenn ſie das Wort Hausmuſik hören, gleich ein Quartett vor ſich, das uns die Melodien Haydns und Mozarts, Beet⸗ hovens und Schuberts vorzaubert. Wir aber meinen, daß man auch in der Hausmuſik einen Quell echter Lebens⸗ freude finden kann. Hausmuſik iſt es, wenn am Feierabend die Weiſen eines Volksliedes zu irgendeinem Begleitinſtrument er⸗ klingen und den Wohnraum in einen Feſtraum der Fa⸗ milienfreude verwandeln. Hausmuſik iſt es, wenn uns unſere Kinder die Lieder der heutigen Zeit ins Haus bringen und uns ſo teilnehmen laſſen an den Freuden der Jugend, an den Erlebniſſen der Jugend, die in den Kampf⸗ und Fahrtenliedern in den Klängen, die ſie aus ihren Heimen und Herbergen mitgebracht haben, aufleben. In den Liedern und Klängen des Volkes baden wir unſere Seelen geſund. Der ſeeliſche Gewinn, den wir durch die Hausmuſik davontragen, liegt eben darin, daß wir die Muſtk nicht nur als Hörende und Empfangende aufnehmen, ſondern darin, daß wir ſie ausüben. Das Suchen und Finden Muſik ift gebensfreude einer Melodie bringt uns in eine viel innigere Beziehung zur Muſik als das Hören allein. Und wenn wir ſelbſt uns in einen traulichen Winkel zurückziehen, unſer Lieb⸗ lingsinſtrument zur Hand nehmen und eine Stunde in Geſellſchaft der edlen Muſika verträumen, entrücken wir uns ganz den Sorgen des Alltags und den Sorgen unſe⸗ res Herzens. Eine ſolche Stunde bringt uns oft größere Klarheit über unſere eigenen Gefühle, über Zweifel unſe⸗ res Herzens, als es die Weisheit der größten Philoſo⸗ phen vermag. Hier wird uns die Muſik zu einem wahren Gottesgeſchenk, zum Lebensbronnen, der uns neue Kraft ſpendet. Die Muſik iſt die Kunſt, die den Empfindungen, die ſich durch keine andere Kunſt wiedergeben laſſen, noch lebendigen Ausdruck verleiht durch das Sichſelbſtverſenken in das Reich der Töne. So wie wir ſelbſt die Saiten der Laute berühren, ſo wie wir auf der Geige, der Flöte oder auch der Harmonika die Töne aufklingen laſſen, vom leiſeſten Pianiſſimo bis zum kraftvollen Forte, werden ſie ein Teil unſerer ſelbſt, ein Echo unſerer innerſten Seelenſchwingungen. Das ſind die glücklichen Stunden der Erlöſung und Entſpannung durch die Hausmuſik. Sie kommt über uns erquickend wie ein Frühlingstag oder mit der reinigenden Kraft eines Gewitterregens. Irgendwie werden wir durch die Muſik von dem Hauch des Göttlichen berührt, ſpüren wir den Odem der Ewigkeit. Die Hausmuſik iſt die ſchönſte Begleiterin unſeres Lebens, vom erſten Lied, das uns die Mutter an der Wiege ſang, bis zu den Melodien ſeliger Erinnerung, die das Alter wieder in das Land der Jugend führen. Die Pflege der Hausmuſik iſt darum die Pflege der edelſten und veredelnſten Volkskunſt, und die Menſchen, die in keinerlei Berührung mit ihr ſtehen, ſind in tiefſter Seele arm. Ja, man könnte bei ihnen, mit dem Volksmund zu ſprechen, jedes Gemüt vermiſſen, denn:„Böſe Men⸗ ſchen baben keine Lieder!“ i„ Die kleinen Geſchenke der Diva Erzählung von Heinrich Rumpff. Das Telephon klingelt. Der Juwelier hebt den Hörer. er Schrater Co.!“ meldet er gewohnheitsmäßig. „Herr Schrater perſönlich?“ fragt eine warme dunkle Frauenſtimme, die ihm gleich bekannt vorkommt.„Ich habe bisher viel bei Meißner gekauft. Doch man hat mir ſo oft Ihren ausgezeichneten Geſchmack gerühmt, daß ich mich ſelbſt überzeugen möchte. Hier ſpricht Linda Morell!“ Der Name der bekannten Filmkünſtlerin zwingt den Juwelier unwillkürlich zu einer achtungsvollen Verbeu⸗ gung in die Sprechmuſchel.„Stets gern zu Dienſten, gnädige Frau!“ „Ich bin leider krank“, ſagt die Morell, und das klingt nun wirklich leidend,„aber ich brauche aus einem beſon⸗ deren Anlaß für eine Reihe meiner Freundinnen ſehr ſchnell kleine Geſchenke. Ich habe an Schmuck gedacht: Armbänder oder beſonders ſchöne Ketten! Vielleicht auch Ringe, wenn ſich etwas Apartes findet. Bedingung iſt nur, daß ich von dem Stück, das ich ausſuche, zwölf ganz gleiche Exemplare erhalte. Iſt das zu machen?“ „Wenn es ſich nicht um ganz ausgefallene Unitäten handelt— gewiß!“ „Aber etwas Ausgefallenes ſuche ich ja gerade!“ Das klingt beinahe gereizt. Der Juwelier beſchwichtigt.„Ich verſtehe, gnädige Frau. Es wird auch keine Schwierigkeiten bieten. Ich dachte bloß an einzelne Steine von einer beſonderen Farbe, die ſich kaum ein zweites Mal finden laſſen.“ „Aber nein“, macht die Diva gedehnt,„ſo etwas Koſt⸗ bares ſoll es nun wieder nicht ſein. Wo denken Sie hin! Mehr als zwei⸗ bis zweieinhalbtauſend Mark kann ich unmöglich anlegen.“ „Zuſammen?“ fragt der Juwelier gewiſſenhaft und erhält ein gedämpftes Tonfilmlachen zur Antwort.„Aus⸗ gezeichnet! Was würden das wohl für Geſchenke ſein? Nein, pro Stück natürlich. Aber Sie müſſen zu mir kom⸗ men und etwas Schönes zum Ausſuchen mitbringen.“ Der Juwelier notiert bereits.„Ich werde eine bild⸗ ſchöne Kollektion zuſammenſtellen. Vielleicht je ein Dutzend Armbänder, Ringe und Ketten— gnädige Frau werden beſtimmt etwas Paſſendes finden. Und wann darf ich mich einfinden?“ „Wann? Ja, einen Augenblick! Wiſſen Sie, ich ſoll zwar nicht aus dem Bett, allein zur Aufnahme muß ich heute doch. Ich glaube, die ſchleppten mich vor den Appa⸗ rat, wenn ich ſchon im Sterben läge.— Ich muß meinen Diener fragen, wann der Arzt kommt.“ Schrater hört gedämpftes Klingeln, gleich darauf, etwas entfernt, ihre Stimme:„Franz! Wann kommt heute der Doktor?“— Nach einer kleinen Pauſe iſt ſie wieder da.„Hallo! Hören Sie? Alſo um ſechs heute abend, wenn es paßt. Sie wiſſen doch: Weſtendallee 2031— und hat ſchon einge⸗ hängt. Der Juwelier ſchüttelt leicht den Kopf. Kleine Ge⸗ ſchenke!? Wie verſchiedenartig doch die Anſichten der Menſchen ſind! Nach alter Gewohnheit vergewiſſert er ſich „Hi zunächſt im Adreßbuch— Telephonangaben ſind immer unzuverläſſig, und Vorſicht in jedem Falle iſt die oberſte Pflicht des Juweliers!— dann legt er eine Liſte an für Linda Morell, Weſtendallee 203, und beginnt auszuwäh⸗ len; ein Dutzend Armbänder, ein Dutzend Ringe, ebenſo⸗ viel Halsketten.. lauter ausgeſucht ſchöne Stücke, jedes über zweitauſend Mark wert. Frau Schrater berät ihn mit großem Intereſſe.„Könnten wir bei der Gelegenheit nicht die blauen Berylle unterbringen?“ meint ſie. Schrater hat inzwiſchen ſelbſt daran gedacht. Es han⸗ delt ſich da um eine Serie von zwölf dunkelblaugrünen, taubeneigroßen Beryllen aus Sammlerbeſitz, die er nur deshalb bisher nicht losgeworden iſt, weil er— ſelbſt ein großer Liebhaber— ſie nur geſchloſſen abgeben will. Ver⸗ arbeiten werden ſie ſich indes kaum laſſen.„Als Anhänger wunderbar und äußerſt apart!“ beſtimmt die Juweliers⸗ gattin. Doch Schrater iſt pedantiſch. Von Anhängern hat die Morell ja nichts geſagt! Außerdem befinden ſich die Steine in der Schraterſchen Filiale Unter den Linden. Soll man ſie vielleicht aufs Ungewiſſe herholen? „So frag halt telephoniſch noch einmal an!“ drängt Frau Schrater; die Berylle hat ſie längſt dick. Wie ſich ergibt, ſteht Linda Morell nicht im Telephon⸗ adreßbuch. Sie hat eine Geheimnummer, erklärt die Aus⸗ kunft Weſten, und die darf unter keinen Umſtänden mit⸗ geteilt werden. Auf die Einwände des Juweliers emp⸗ fiehlt die Beamtin ſchließlich, die Filmgeſellſchaft anzu⸗ rufen.„Dort nennt man Ihnen vielleicht die Nummer“, meint ſie— und Herr Schrater findet das einen guten Gedanken. f Pünktlich um ſechs Uhr klingelt es in dem hochherr⸗ ſchaftlichen Mietshaus der Weſtendallee an der maſſiven Tür, die auf ſchlichten Bronzetäfelchen den bekannten Namen Linda Morell trägt. Ein Diener in geſtreifter Hausjacke öffnet und muſtert den dunkelgekleideten Herren mit dem kleinen Lederkoffer zunächſt abweiſend, als ver⸗ mute er einen Vertreter für irgendwelche unbrauchbaren Haushaltartikel. Doch hat er kaum die Karte mit dem Namen des Juweliers entgegengenommen, als er ſehr höflich den Eingang freigibt. „Bitte ſehr, Herr Schrater“, ſagt er,„die gnädige Frau erwartet Sie bereits.“ Er hilft dem Juwelier aus dem Mantel und führt ihn in einen kleinen hellerleuch⸗ teten und überaus luxuriös eingerichteten Salon, darin ein überlebensgroßes Gemälde der Herrin dieſer Pracht dem Beſucher geheimnisvoll entgegenlächelt. Durch die weitgeöffnete Flügeltür ſieht man in eine Flucht mit er⸗ leſenem Geſchmack eingerichteter und matterhellter Räume, in deren letztem die Dienerjacke dann verſchwindet. Man hört entfernt ſehr diskretes Türenklappen und einen ie ſogar die dunkle ein wenig heiſere Stimme der Morell. Gleich darauf kehrt der Diener zurück.„Die gnädige Frau kann Herrn Schrater leider nicht empfangen. Sie befindet ſich ihrer Neuralgie wegen gerade in einer Packung. Die gnädige Frau läßt deshalb bitten, mir die Auswahl der Schmuckſachen mitzugeben und ſo lange warten zu wollen, bis ſie etwas ausgeſucht hat. Ueber den genauen Auftrag würde die gnädige Frau Herrn Schrater dann telephoniſch verſtändigen.“ lächeln— er erhebt ſich und entſichert die Patentſchlöſſer Die Stunde war zeitlos und ohne Gewicht. Zwei Menſchen fuhren heim. Wiegend trug ſie der Zug aus einem glückſonnigen Tag in den dämmernden Abend. Zwei Menſchen, die ſich einen Tag geſchenkt hatten, einen einzigen kurzen Sonntag, kehrten zu ſich ſelbſt zurück. An der Wagendecke klirrten leiſe die Lampen. Das Fahren des Zuges war von einer wohlig einſchläfernden Mono⸗ tonie, in die die bunte Vielheit der verfloſſenen Stunden ſich einbettete wie in einen kleinen zärtlichen Traum. Sie waren Großſtadtkinder, beide, Menſchen eines gehetzten Alltags. Sie: Schreibmaſchine, Telephonverbin⸗ dungen. Der Mann: Zeichenbrett, Stückliſten, Akkord⸗ berechnungen. Er: hundertzweiundſechzig netto pro Mo⸗ nat, ſie: hundertachtzig, dafür alleinſtehend und belaſtet mit den Ausgaben für ein viel zu teueres Zimmer. Jeder wußte das vom anderen. Viel näher kannten ſie ſich eigentlich noch nicht, aber über des anderen Monatsein⸗ kommen war jedes ſofort orientiert geweſen. Nun hatten ſie dieſen gemeinſamen Sonntag verlebt, den erſten, ſeit ſie ſich kannten, waren irgendwohin in die Berge gefahren, nicht mit Ruckſäcken und Kochgeſchirr, ſon⸗ dern wie eben eine kleine Sekretärin und ein junger In⸗ genieur Sonntags zuſammen ausfliegen, er das halbe Monatliche bei ſich, ſie, ebenfalls nicht ohne Geld, zwei kleine zuſammengefaltete Zwanziger in der Handtaſche und etwas Silber. Jetzt fuhren ſie heim und hatten doch eigentlich keine Heimat als ein Zimmer irgendwo in einem gleichgültigen fremden Haus, ein paar Bilder von Eltern und Geſchwi⸗ ſtern an den Wänden und in der Fabrik den gewohnten Arbeitsraum. Manchmal legte er ſeine Hand hinüber in ihren Schoß auf ihre Hände, dann öffnete ſie für einen Wim⸗ pernſchlag die Augen und ſah ihn an. Sie ſaßen unter den vielen ſonntagsmüden Reiſenden dieſes Zuges und waren ſich auf eine ſüße, erſchöpfende Art nahe und fremd.„Hat es dir gefallen?“—„Ja, ſehr!“—„Biſt du müde?“—„Ein wenig— du auch?“... Viel mehr hat⸗ ten ſie ſich nicht mehr zu ſagen nach dieſem übervollen Tag, aber um ſo mehr gingen ihre Gedanken gleiche, ſeltſam verſchlungene und ineinander mündende Wege „Was hat die Fahrt gemacht?“ dachte ſie in ihrer Ecke,„das muß ich ihm doch wenigſtens zurückgeben, er hat doch ſelbſt ſo wenig!“ Sie kam nicht ganz zu Ende mit dieſer Ueberlegung, weil er ſich wieder zu ihr her⸗ überbeugte:„Ich ruf' dich morgen an, ja?“ ſagte er, wäh⸗ rend auch ſeine Gedanken einen buckligen, ſteilen Hang er⸗ kllommen. Zum fünftenmal aufgeſtellt, ſtimmte die kleine ängſtliche Rechnung nicht, weil er fortwährend etwas anderes vergaß, einmal die Briefmarken und den Kaffee, dann wieder die zwei Mark für den Wein zum Nachmittag. Sie ſaßen einander gegenüber, zwei Menſchen, die ſich nicht gleichgültig mehr waren ſeit heute, aber ihr Alltag, dieſer Alltag, dem ſie für ein paar Stunden entronnen waren und dem ſie nun wieder entgegenfuhren, griff ſchon nach ihnen, ſtreckte ihnen ſchon aus ungewiſſer Ferne ſeine kleinen Mühen und Sorgen entgegen. „Was hat er nur alles für mich ausgelegt?“ ging ſie hinter geſchloſſenen Augen noch einmal den ganzen Tages⸗ verlauf durch:„Fahrgeld, die Fleiſchbrühe heute morgen, Kafſee, Eſſen,— die Bergfahrt hat mindeſtens drei Mark gekoſtet!— mußten die aber auch gleich zwei Portionen Kaffee bringen, ſtatt Taſſen!— Kuchen— Erdbeertörtchen 5 e Zeichnung: Grunwald— M. „Ich habe die Schmuckſtücke in einzelne Etuis gepackt, die gnädige Frau kann ruhig alles herausnehmen...“ Beinahe ſieht es aus, als zögere Herr Schrater flüch⸗ tig. Immerhin repräſentiert die kleine Taſche einen Wert von über achtzigtauſend Mark; doch ſcheint ihn das Ge⸗ ſicht der Morell von der Wand herab ſpöttiſch zu be⸗ des Juwelenkoffers.„Ich habe die Schmuckſtücke alle in einzelne Etuis gepackt“, ſagt er geſchäftsmäßig,„die gnädige Frau kann indes ruhig alle herausnehmen und zum Vergleich nebeneinanderlegen. Ich werde ſie dann ſpäter ſelber wieder einordnen.“ Der Diener verneigt ſich mit ausdrucksloſer Miene. „Ich werde es ausrichten. Bitte, nehmen Sie ſo lange Platz. Dort drüben liegen auch Zeitſchriften. Und er ent⸗ fernt ſich mit der gewichtigen Laſt ſo unintereſſtert, als trüge er Geſchirr hinaus. Herr Schrater folgt ihm mit den Blicken, wie er ſich gemeſſenen Schrittes durch die Flucht mit Sahne, mindeſtens 45 Pfennig das Stück] Und Ziga⸗ retten zu 6 raucht er ſonſt ſicher auch nicht!...“ „Geht es dir gut? Soll ich dir den Mantel nicht in die Ecke hängen?“ ſagte er und kletterte noch immer auf⸗ wärts über alle die kleinen und kleinſten Poſten, bis er endlich oben ankam auf dem ſchwindelnden Gipfel von 19 Mark und dort ein wenig erbittert und hilflos Um, ſchau hielt.„Nun muß mir Robert doch aushelfen, dieſen Monat! Und die Schuhe muß ich eben bis zum nächſten Monat laſſen!... Wenn ſie mir das Fahrgeld geben will nehm' ich es nicht! Damit wird ſie ſicher nachher anfan⸗ gen! Himmel, morgen iſt ja auch wieder die Straßenbahn fällig!— Es kann aber doch nicht ſein, daß wir 19 Mark gebraucht haben!“ „Danke!“ ſagte ſie etwas zu höflich fremd und lächelte dann zu einem zweiten„Danke!“, das dieſes erſte kühlere wieder gutmachen ſollte.„Ich kann ihm doch jetzt einfach nicht fünf Mark geben! Hab' ich denn überhaupt ſoviel kleines Geld bei mir?.. Auf ihrem Schoß lag die kleine Handtaſche von maus⸗ grauem Wildleder, in dieſer Taſche lagen zwei Zwanzig⸗ markſcheine und etwas Silbergeld, und dieſes Geld lat zwiſchen ihnen, eine kleine ſilberne Brücke, die ſie nicht trug, über die ſie nicht zueinander gelangen konnten. „Man ſtört ſich doch heute nicht mehr an ſolchen Aeußerlichkeiten!“ dachte ſie, im Begriff, das gute, er⸗ löſende Wort zu ſagen. Und ſeltſamerweiſe dachte er in dieſem Augenblick das gleiche und erwartete dieſes Wort. Aber es wurde nicht geſprochen, dieſes Wort, es blieb haften an den vielen beglückenden Bildern, die ſie gegen⸗ ſeitig von ſich aufgenommen hatten in dieſen wirklichkeits⸗ fremden und alltagentrückenden Stunden, und die dieſez Wort hätte zerſtören müſſen. Immer näher trug ſie der Zug dem Ende ihrer kleinen Liebesreiſe entgegen, dieſer etwas leichtſinnigen, jugendſeligen Fahrt, die 19 Mark gekoſtet hatte und nun einen Abſchluß finden mußte, über den ſie ſich grübelnd abquälten. „Es iſt alles ſo ſchwer! Auch wenn man ſo die an⸗ dere, neue Jugend iſt, man kommt nicht weg über dieſe Dinge!“ dachte das Mädchen in ſeiner Fenſterecke. Und da fiel ihm plötzlich etwas ein, das Dümmſte, das ihm überhaupt hätte einfallen können, aber es ſtartete glücklich und mit Eifer in dieſe Dummheit. „Willſt du mir einen Gefallen tun?“ fragte ſie und ſprach ſehr ſchnell und haſtig weiter.„Ich bin immer ſo leichtſinnig mit Geld. Heb' mir zwanzig Mark auf für die Schneiderin! Hier, heb' mir das auf, ſonſt iſt es doch wieder weg am Erſten!“ „Schwindel!“ dachte er und machte ein ſehr männlich überlegenes Geſicht, während ſie den ſchüchtern klein zu⸗ ſammengefalteten Zwanzigmarkſchein hervorkramte. „Gern!“ ſagte er.„Natürlich!“ Und verwahrte den Schein umſtändlich in ſeiner Brieftaſche. Es war ein Schwindel, ein kleines tolpatſchiges Manöver. Sie wußten es beide, aber gleichgültig, was nun weiter aus dieſem Zwanzigmarkſchein würde, für den Augenblick trug dieſe kleine Unaufrichtigkeit. Ueber dieſen kleinen Schwindel hinweg konnten ſie wieder zueinander gelangen. Sie hatte ſoviel feſten Grund faſt, dieſe kleine Lüge, wie der Waldboden, auf dem ſie heute nachmittag gegangen waren. der Räume entfernt. Gleich darauf zeigt das diskrete Türenklappen, daß er bei Linda Morell eingetreten iſt. Herrn Schraters Geſicht zeigt einen eigenartigen Ausdruck von Geſpanntheit... doch iſt es bedauerlich, daß ſeine nen Davongeſchrittenen nicht weiterhin folgen önnen! Wohl iſt der Diener in Linda Morells Zimmer ein⸗ getreten— jedoch nur, um es in Windeseile und von keinem Menſchen gehindert durch eine zweite Tür ſofort wieder zu verlaſſen: von Linda Morell iſt keine Spur zu ſehen! An der anderen Seite ſchließt ſich der hintere Flur an mit den Wirtſchaftsräumen und dem Lieferanten⸗ eingang— kurz davor liegt das Dienerzimmer. Im Laufen entledigt ſich der Diener ſeiner Jacke, läßt ſie achtlos zu Boden fallen, drückt in ſeinem Zimmer die Achtzigtauſendmark⸗Taſche des Juweliers in einen bereit⸗ ſtehenden Koffer, ſchlüpft in Rock und Mantel, nimmt den Hut— alles das Werk von Sekunden. Noch einmal blick er prüfend durch das Zimmer, das er vierzehn Tage lang als Linda Morells neuer Diener bewohnt hat, ebenſo⸗ lange, bis der heutige große Coup gelingen konnte— und daß er gelungen iſt, daran gibt es wohl keinen Zweifell Zwei Häuſer weiter wartet der Wagen. Mieze, die ſo wunderbar Linda Morells Tonfilmſtimme nachahmen kann, iſt bereits hinuntergeeilt, ſitzt, mit dem Fuß auf dem Gashebel, eine Minute noch. Nein! Nichts Verräteriſches bleibt im Zimmer zu⸗ rück. Der Mann eilt hinaus. Geräuſchlos öffnet und ſchließt ſich die gutgeökte Hintertür— er ſpringt die Stufen hinab. zwei ſtämmigen Herren, die ein Stock werk tiefer warteten, direkt in die Arme! Die Ueberraſchung iſt gut gelungen— die Hand⸗ ſchellen ſitzen, ehe der Verblüffte weiß, was mit ihm vor ſich geht. Zwei weitere Beamte, die von oben herunter⸗ eilen, finden nichts mehr zu tun. Ebenſowenig der„Juwe⸗ lier Schrater“, der ſoeben aus Linda Morells Wohnung heraustritt und ſich freundlich als Kommiſſar Grothe vor ſtellt.„Sehr gut ſerviert“, ſagt er anerkennend,„wirkli ausgezeichnet. Leider fehlt der letzte Schliff. Mir ee Sie haben die Dienerſchule doch nicht lange genug beſuch Uebrigens, Ihre famoſe Kollegin wartet bereits unten— aber in unſerem Wagen Fräulein Stephan von der Auskunftsſtelle des 155 phonamtes hat ſich ſelten über etwas ſo gefreut wie ü 155 den prachtvollen Brillantring, den ihr der Juwelier Schrater am nächſten Tag zuſandte.„Ohne Ihren 17 5 5 Filmgeſellſchaft anzurufen“, ſchrieb er dazu,„würde ernie erfahren haben, daß Linda Morell gar nicht in Berlin iſt.“ —— (12. Fortſetzung.) Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Bei der Beſichtigung des Forums verſucht Karl Hof⸗ meiſter, Heidi klarzumachen, daß ſie bedroht ſei. Heidi ver⸗ bittet ſich ſeine Eingriffe. Servatius tritt hinzu und beendet die Szene. Mit Zorn ſieht Heidi, wie Servatius wohlwollend mit dem Reiſeleiter ſpricht. Der Profeſſor empfindet, daß Karl ein aufnahmefähiger junger Menſch iſt. Er durch⸗ wandert mit dem Jüngeren das Forum und läßt in einem Vortrag die Vergangenheit auferſtehen. Karl iſt erſchüttert, und als ſie ſich trennen, iſt zwiſchen dem alten und jungen Mann eine Freundſchaft entſtanden. Karls Argwohn gegen den Profeſſor iſt damit zerſtoben. Den letzten Anſtoß gibt Servatius, der Heidi Karl Hofmeiſter zu einem abendlichen Spaziergang anvertraut. Heidi wehrt ſich gegen dieſe Geſell⸗ ſchaft. Während Servatius ſich mit ſeiner geſchiedenen Frau trifft, weiß Heidi die Geſellſchaft von Karl Hofmeiſter dadurch zu umgehen, daß ſie Lewand bittet, ihr die Stadt bei Nacht zu zeigen. Hofmeiſter erinnert daran, daß der Profeſſor ihn beauftragt habe, das Fräulein zu begleiten, Heidi und Lewand wollen allein ſein. „Nu nee...“ Lewand zieht energiſch den jungen Mann ein paar Schritte beiſeite.„Seien Sie kein Froſch, Hofmeiſter! In Genua ſchienen Sie mir doch'n ganz ver⸗ nünftiger Junge zu ſein. Wenn die Kleine mit mir bum⸗ meln will, dann... wir verſtehen uns doch, wa?“ Karl fühlt etwas Kniſterndes in ſeiner Hand und ballt in ohn⸗ mächtiger Wut die Fauſt. Dem Burſchen das„Trinkgeld“ ins Geſicht werfen? Nein, das geht nicht. Lewand iſt Reiſeteilnehmer, und ringsum in der Halle ſitzt noch eine ganze Reihe der Mitreiſenden. Es gäbe einen furchtbaren Skandal. Sein verzerrtes Lächeln unter einer kurzen Verbeu⸗ gung bergend, dreht Karl ſich um und geht raſch zum Lift. Hinauf zu Profeſſor Servatius! Ihn bitten, ein Macht⸗ wort mit Heidi zu reden! In dieſer Stunde iſt der„Bru⸗ der“ der einzige, der das Recht hat, Heidi von ihrem un⸗ überlegten Streich zurückzuhalten. Karl klopft zweimal, dreimal an die Tür des Pro⸗ feſſors, erſt beſcheiden, dann laut und energiſch. Drückt dann auf die Klinke. Die Tür iſt verſchloſſen. Von innen ſteckt kein Schlüſſel. Es ſtehen auch keine Schuhe vor der Tür. „Herr Profeſſor! Herr Profeſſor Servatius!“ Verwirrt ſtürzt Karl die Teppe hinunter zur Halle. Heidi und Lewand ſind nicht mehr da. Karls umher⸗ irrender Blick trifft den dicken Apotheker, der in einem der Klubſeſſel alle deutſchen Zeitungen verſchlingt, die das Hotel aufzuweiſen hat. „Haben Sie Fräulein Heidi nicht geſehen?“ „Fräulein Servatius iſt mit unſerem Herrn Lewand fortgefahren“, nickt der Apotheker.„Auch'n Geſchmack! Geht mich ja nichts an, aber— hm— wenn ich der Pro⸗ feſſor Servatius wäre, würde ich meine Schweſter nicht ausgerechnet mit dem Kavalier abends losziehen laſſen.“ Karl iſt ſchon an der Empfangsſchranke. Der Portier gibt erſchöpfende Auskunft.„Der Schlüſſel von Nummer 147? Jawohl, der hängt noch da. Signor Profeſſor hat ihn noch nicht gefordert. Und wo Herr Lewand und das Fräulein hingefahren ſind, Eh nun, Signor Lewand wollte zum Borgo in eine Kneipe. Welche, iſt allerdings ſchwer zu ſagen. Es kommen mindeſtens fünf in Betracht. Hier ſind die Adreſſen.“ Entſchloſſen nimmt Karl den Zettel, auf dem der Por⸗ tier raſch die Namen einiger Weinſchenken und Bars hin⸗ geworfen hat.„Gut. Einen Wagen! Aber raſch!“ 1 In einem Zimmer des erſten Stockes ſitzt Karl Ser⸗ vatius ſeiner geſchiedenen Frau gegenüber. Ernſt und ruhig bereitet Frau Gabriele den Tee, ernſt und verhalten iſt ihr ganzes Weſen. Servatius merkt es mit ſtillem Er⸗ ſtaunen. „Du haſt dich ſehr verändert, Gabriele“, ſagt er, die Teetaſſe hinſetzend.„Ich erkenne dich kaum wieder.“ „Ich habe mich ſelbſt erſt kennenlernen müſſen, Karl“, erwidert Frau Gabriele ſtill,„und eben darum muß ich mit dir ſprechen.“ Frau Gabriele legt die Hände zuſammen und ſieht ihn feſt an.„Haben wir beide nicht vor zwei Jahren einen ſehr törichten Entſchluß gefaßt, Karl?“ „Wie... wie willſt du, daß ich das verſtehe?“ „Genau ſo, wie ich es meine. Wir ſind beide keine Engel. Ich habe meine Fehler, du haſt die deinen. Aber deine kleinen Fehler und Schwächen erſcheinen, an deiner Tüchtigkeit und deinem Charakter gemeſſen, viel geringer als die meinen.“ „So haſt du früher nicht gedacht“, lächelt Servatius etwas bitter. „Ich ſagte dir ſchon, ich mußte mich erſt ſelbſt erken⸗ nen. Das iſt geſchehen. Glaubſt du, es ſei erfreulich für mich, als„geſchiedene Frau“ ohne Halt und ohne feſtes Heim durch die Welt zu reiſen?“ „Es war dein eigener Wille, Gabriele.“ „Ich leugne es nicht. Aber ſeitdem ſind mir in man⸗ cher Beziehung die Augen aufgegangen. Du wirſt nicht ſo unhöflich ſein, mir vorzuwerfen, ich ſei zu alt, um zu lernen. Ich hab gelernt, Karl. Vor allem, welcher Unter⸗ ſchied beſteht zwiſchen den leeren Komplimenten anderer und deiner Ehrlichkeit. Mögen ſie noch ſo geiſtreich klin⸗ gen, die Tomplimente— man merkt doch die Abſicht und ird verſtimmt. Ich habe auch gelernt, daß man keine großen Geldſummer braucht, um glücklich zu ſein. Weil man das, worauf es ankommt, doch nicht kaufen kann, ſelbſt wenn man Millionen zum Jenſter hinaus würfe.“ „Wozu ſagſt du mir das alles, Gabriele?“ Tief er⸗ rocken hat Servatius eine Bewegung gemacht, als wolle Frau Gabriele winkt ihm bittend, Platz & ſich „ Dei ich der A bin, daß zwei Menſchen, die ſich * W—.— wie 70 ſich in Ruhe darüber us ſpr Annen. Leszten Endes, weil ich dich fragen — AKEL DOA möchte, wie du dich zu dem Gedanken ſtellſt, unſere Ehe— wiederherzuſtellen.“ „Dazu— iſt es zu ſpät!“ Frau Gabriele ſieht den Mann, der die Worte rauh und erregt hervorgeſtoßen hat, mit einem ganz leiſen Lächeln an.„Ich glaube das nicht, Karl. Wenn du da⸗ mit etwa das kleine Mädchen meinſt, das du als deine „Schweſter“ mit auf die Reiſe genommen haft— Ach, Karl! Du ſagteſt vorhin, ich hätte mich verändert. Ich gebe dir das zurück. Karl Servatius als Lebemann, als Don Juan, der eine kleine Freundin mit ins Ausland nimmt— das erſcheint mir ſo unnatürlich, ſo komiſch, daß ich darüber nicht ernſtlich böſe ſein kann.“ „Du befindeſt dich in einem peinlichen Irrtum“, Ser⸗ vatius greift mechaniſch nach ſeinem Tuch und trocknet ſich die Stirn.„Heidi Welling iſt wirklich die Tochter eines meiner Studienfreunde. Vielleicht erinnerſt du dich, daß ich früher ſchon ſeinen Namen genannt habe. Daß ſie bei der Reiſegeſellſchaft als meine Schweſter bettachtet wird, iſt lediglich eine Folge einiger nicht vorauszuſehen⸗ der Umſtände. Ich muß dich bitten, von Fräulein Wel⸗ ling mit Achtung zu ſprechen.“ „Ah, ſie iſt alſo nicht deine Schweſter, ſondern... 2“ „Wenn du die Wahrheit wiſſen willſt, Gabriele— ich liebe dieſes junge Geſchöpf und hoffe, ſie einſt als meine Frau in mein Haus zu führen.“ Servatius atmet tief auf.„Ich denke, das iſt auch eine klare Antwort auf deine Frage.“ Beide haben ſich erhoben und ſtehen ſich Auge in Auge gegenüber. Ein klein wenig blaſſer iſt das Geſicht Gabriele Jordans geworden, aber ihre Augen halten ruhig den ſeinen ſtand. „Alſo doch! Ich danke dir für deine Offenheit, Karl, und ich will dir ebenſo offen erwidern. Es gab einmal eine Zeit, wo du mich liebhatteſt und mir auf Schritt und Zeichnung: Drewitz— M. Lewand läßt ſeinen Arm hinter ihrem Rücken herab⸗ gleiten und faßt ſie feſter um die Hüfte. Tritt nachfolgteſt. Ich habe damals die ſchwere Schuld begangen, dich zu heiraten, ohne das gleiche für dich zu empfinden. Darum, nur, nur daran krankte unſere Ehe. Alles andere waren Begleiterſcheinungen. Heute iſt es umgekehrt. Ich bin zu der Einſicht gekommen, daß du allein der Mann biſt, zu dem ich gehöre. Und ich will nicht für die Schuld, die ich damals dir gegenüber beging, für meinen eigenen Leichtſinn mein ganzes Leben lang büßen. Solange du nicht mit einer anderen verheiratet biſt, glaube ich, daß du innerlich ebenſowenig von mir loskommſt wie ich von dir, und genau ſo, wie du einſt um meine Liebe gekämpft haſt, ſo will ich jetzt um dich kämpfen.“ Iſt das Gabriele, die Leichtſinnige, die Ueberhebliche, die Oberflächliche, die nichts kannte als Luxus und Ver⸗ gnügen? Karl Servatius fühlt es warm werden unter ſeiner Stirnhaut. Er muß ein paarmal anſetzen, bevor er ſprechen kann. „Beendigen wir dieſes Geſpräch, Gabriele. Es hat keinen Sinn. In zwei Tagen iſt unſer Aufenthalt hier in Rom zu Ende und wir reiſen weiter. Du wirſt deinen eigenen Weg gehen, und ich glaube, es wird für uns beide beſſer ſein, wenn dieſer Weg uns nicht mehr zuſammen⸗ führt.“ „Wohl. Meinen eigenen Weg gehe ich, aber wenn du damit ſagen willſt, daß wir uns nicht mehr ſehen, ſo irrſt du. Ich reiſe nämlich mit euch weiter nach Neapel.“ „Das iſt unmöglich, Zabriele!“ „Warum? Du wirſt mir nicht verwehren können, mich der gleichen Reiſegeſellſchaft anzuſchließen. Oder gedenkſt du etwa, ſelber dich von deinen Reiſegefährten zu trennen, wenn ich es tue Karl Servatius Augen flackern unruhig.„Ich habe in der Tat kein Recht, deine Entſchlüſſe zu beſtimmen, Gabriele. Wenn du, wie es ſcheint, es darauf angelegt haſt, meine Kreiſe zu ſtören, ſo magſt du tun, was du für gut befindeſt. Nur um eines bitte ich dich herzlich: Ver⸗ wirre das junge Geſchöpf nicht, das mir naheſteht Heidi Welling weiß noch nichts davon, daß ich verheiratet war. Ich werde es ihr zu gegebener Zeit ſagen. Bi⸗ dahin aber möchte ich n be en ee Darum werde ich, wenn du auf deinem Entſchluß beharrſt, tatſächlich lieber ſchon hier in Rom meine jetzigen Reiſe⸗ gefährten verlaſſen.“ Das brauchſt du gar nicht, Karl. Ich ſchlage dir einen ehrlichen modus vivendi vor. Deine— Freundin braucht gar nicht zu wiſſen, daß die Frau Gabriele Jordan, die als neue Reiſegefährtin ſich einſtellt, dir irgendwie bekannt iſt. Ich meinerſeits werde ihr keinen Anlaß zu dieſer Ver⸗ mutung geben, ſondern gir genau ſo fremd gegenüber treten wie anderen Reiſeteilnehmern. Ich denke, du haſt ſchon hier im Hotel Gelegenheit gehabt, meine Diskretion anzuerkennen.“ „Geiß, aber— hm— gemeinſame Reiſe?“ „Ich will dir nahe ſein“, ſagt Frau Gabriele einfach. „Und ich will, daß du glauben lernſt, daß ich dir heute anders gegenüberſtehe als einſt. Nachher magſt du immer noch tun, was dir beliebt.“ „Fair play, Gabriele?“ „Natürlich, Karl. Du haſt leine Hinterliſt meinerſeits zu befürchten. Auch keine„Szenen“, wie du meinſt. Ich bin ſelbſtbewußt genug, um mit einem lieben, kleinen Mädel, das— verzeih mir die Ehrlichkeit— gar nicht zu dir paßt, ſchweigend den Kampf aufzunehmen.“ Karl Servatius ſtarrt die Frau an wie eine Erſchei⸗ nung und begeht eine S wozu dann eigentlich dieſe Sekunde lang Verrat an Heidi in ſeinem Herzen, denn es will ihm ſcheinen, daß dieſe ſchöne, ruhige Frau mit der vollendeten Sicherheit ihres Weſens wirklich viel beſſer zu ihm paßt als die kleine Heidi mit ihren jugendlichen Launen und kleinen Unarten. Frau Gabriele ſtreckt die Hand aus.„Sind wir einig, Karl? Ich werde meine— Bekanntſchaft mit dir nicht früher offenbaren, als bis du ſelbſt es wünſchſt. Ab⸗ gemacht? Dann bitte ich dich, mich jetzt allein zu laſſen. Ich bin müde.“ Tief beugt ſich Karl Servatius zum Abſchied über die Hand ſeiner geſchiedenen Frau. X. Stundenlanges Suchen in den verſchiedenen Wein⸗ ſtuben und Wirtſchaften des Borgo-Viertels. Die größte Hoffnung hat Karl auf eine kleine, elegante Bar geſetzt, das einzig„beſſere“ Lokal, das in dieſer Gegend zu finden iſt. Aber auch dort ſind die Geſuchten nicht. Karl ſchwankt ernſtlich, ob er nicht lieber zurückfahren und im Herzen der Stadt die Nachtlokale durchſuchen ſoll, als er, in eine ſchmale, dunkle Nebengaſſe einbiegend, die erleuchteten Schilder einiger neuer Gaſtſtuben ſieht. Er beſchließt, di vier letzten Kneipen noch mitzunehmen, und— in det zwei ten, die er betritt, findet er wahrhaftig Lewand und Heidi! Es iſt eine winzige Wirtſchaft. Bis zu der niederen, verſchmutzten Decke hinan ſtehen die Korbflaſchen mit dem grün⸗weiß⸗roten Etikett. Hinter einer ſchmierigen Thele ſpielt der Wirt Karten mit einem hemdärmeligen, dicken Mann. Ganz hinten im Lolal iſt eine Niſche, in der ein viereiger Tiſch und eine Holzbank ſtehen, und auf dieſer Bank ſitzen Heidi und Lewand. Heidis Geſicht iſt ganz blaß, und ihr Kopf hängt ſchwer gegen die Schulter de⸗ Mannes, der einen Arm um ſie geſchlungen hat und mit der Rechten eben ihr leres Glas füllt. Sein vom Wein gerötetes Geſicht ſieht unſäglich gemein und brutal aus 1 1 Seine Augen verſchlingen in unverhüllter Gier das Mädchen. „Sie... Sie haben mir doch verſprochen Monte... Monte Pincio zu zeigen“, lall abwehrend. Lewand läßt ſeinen Arm hinter i herabgleiten und faßt ſie feſter um die Hi 5 Eine Hand legt ſich plötzlich feſt auf das Weinglas, das Lewand dem willenloſen Mädchen aufzudrängen verſucht. „Du kommſt jetzt ſofort mit mir ins Hotel, Heidi!“ Bei dem harten Klang von Karls Stimme reißt das Mädchen die Augen auf und blickt entſetzt umher. Eine glühende Röte färbt plötzlich ſeine Wangen. Lewand iſt ebenfalls einen Moment durch das unvermutete Auftauchen Karls aus der Faſſung gebracht. Er wirft dem jungen Mann einen böſen Blick zu. „Was treibt Sie denn hierher, Hofmeiſter? Wie lom⸗ men Sie überhaupt Karl würdigt ihn keines Wortes. Et hat Heidi unter den Arm gefaßt und ſie emporgezogen.„Schämſt du dich nicht, Struppes? Du kannſt ja kaum ſtehen!“ „Miſchen Sie ſich gefälligſt nicht in Sachen, die Sie nichts angehen!“ Lewand ſucht Heidi am andern Arm 31 erfaſſen und auf den Sitz zurückzuziehen.„Ich habe Ihr Dienſte hier nicht verlangt, Herr„Reiſeleiter! Das klein Fräulein werde ich ſchon allein nach Hauſe bringen!“ Einen Augenblick läßt Karl ſeine Jugendgeſpielin lo⸗ und muſtert den wütenden Lewand mit einem verächt⸗ lichen Blick.„Wir beide ſprechen uns noch nachher im Hotel, Herr Lewand. Laſſen Sie jetzt gefälligſt Heidi los! Oder wünſchen Sie, daß ich von hier aus Herrn Proſeſſor Servatius anrufen und ihn bitten ſoll, herzulommen Lewand lenkt betroffen ein Karl bewahrt zwar mit bewundern werter Energie ſeine ruhige Haltung, aber in ſeinen Augen glüht etwas auf wie Exploſion⸗gefahr. Ju⸗ ſtinktiv ſpürt Lewand trotz ſeiner animierten Stimmung, daß aus dieſer gewaltſam bewahrten Ruhe herau⸗ n der nãchſten Sekunde ihm ein Fauſtſchlag in⸗ Geſicht fahren kann. Ex ſchlãgt ein etwas gelünſtelte⸗ Lachen an. „Na, wenn Sie durchaus unſer harmloſes Vergnügen ſtören wollen, dann fahren wir eben alle zuſammen heim Was, Kleine⸗ Das Glühen in Karls Augen vertieft ſich„Sie wer den den Heimweg allein finden, Herr Lewand. Nötigen⸗ falls ſchmeiß ich Sie eigenhändig vom Bagen herunter! 25 5 5 Ich verbitte mir Lewand⸗ lich vor Wut„Bas nehmen Sie ſich Fer Sie denn? un bezahlter Angeſtellter, den ich ſpringen laſſen kaun! Ich werde mich bei Ihrer irma beschweren, Sie Sie Lümmel! „Zomm, Heidi!“ Fortſetzuns 8 Schachaufgabe. h %. ,. 5.. , 4 2 2 Y W J e F Weiß zieht und ſetzt mit dem zweiten Zuge matt. Worträtſel⸗Scherze. Man ergänze in den nachſtehenden Sätzen ein ganzes Wort und dieſes in zwei geteilt; oder umgekehrt. 1. Er iſt— geſund,—— Fiſch im Waſſer. 2. Wie—— auch ſprach, er redete— Unſinn. 3. Ich kehrte iin als 4. Ich weiß nicht,—— ſchon— iſt. 5. Mit einem—— ſchien der— auf der Bildfläche. 6. Auf— machte er ſich auf,—— des Geldverluſtes näheres zu erfahren. Rätſel. Dem Schiffer bin gefährlich ich, Nimmſt du den Kopf mir, kannſt du mich Bei jedem Menſchen finden, Geſchwiſter ſind wir, tätig auch, Wie es von jeher bei uns Brauch! Nun ſuch', uns zu ergründen. Silbeurätſel. a— a— a— ab— al— ba— ba— ban— ce— chi — ei— den— di— do— em— forch— gal— go— ha— heim— in— is— ka— ka— klar— kom— la — le— lert— li— me— men— mi— ne— ne— nel— ni— non— ra rich— rie— ro— ſalt— ſten — ſyl— tiv— tor— tur— u— wies. Aus den vorſtehenden 50 Silben ſind 18 Wörter zu bilden, deren Anfangsbuchſtaben, von oben nach unten, und Endbuchſtaben, von unten nach oben geleſen, ein Zitat aus Schillers„Maria Stuart“ ergeben. Die zuſammengeſetzten Silben haben folgende Be⸗ deutung: 1. Bad in Heſſen(Provinz), 2. ſinnbildliche Darſtellung, 3. trojaniſcher Held, 4. aſiatiſcher Herrſcher⸗ titel, 5. Zufluchtsort, 6. Fluß in Süddeutſchland, 7. ſchäd⸗ licher Schmetterling, 8. Wirklichkeitsform, 9. italieniſcher Fremdenführer, 10. Jagdruf, 11. orientaliſche Kopfbe⸗ deckung, 12. getroffene Vereinbarung, 3 Muſe, 14. Stadt in Bayern, 15. Erzeugnis der Kochkunſt, 16. ita⸗ lieniſche Inſel, 17. Stadt am Niederrhein, 18. Mineral, Haarausfall! Trilysin mit dem neuen Wirkstoff neh- men, das Haar wird gesund und schön! Flas ehe z U RM 1.94 und 3.2 4 Gut raſiert⸗ Klingen horgsstellt nech DRP 598672, 609166 Gegenſätze 1. Zucker Stube ſchlecht. 2. Wenig trinkt ſie. ſie Fuß. 4. Nach die Hand. 5. Kaffee Eber Kohle. Zu vorſtehenden je drei Wörtern ſind die Gegenſätze— zwei⸗ bzw. dreiſilbige Wörter— zu ſuchen. Wie lauten dieſe? Tätigkeitsrätſel. 3. Lang 1 2 3 4 5 6 7 8 dient dem Menſchen. 2 8 blüht. 3 1 3 raubt. 402388 8 bewegt ſich kriechend fort. 5 fliegt und ſchwimmt. 8668 rauſcht. 883 gibt Milch. 8 83 wächſt und ſchmückt. Zweiſilbige Scharade. Ich ſehe im Gaſthaus gemütlich eins⸗zwei Sitzen, wie immer, beim Glaſe zwei. Als er nach Stunden dann zahlen ſollt', Fehlt's an Papier ihm, an Silber und Gold. Lieber Herr Wirt, ich bitt' um Kredit, Ich bringe das Geld ein ander Mal mit!“ So ſprach die eins⸗zwei, doch der Wirt mit Geſchrei Rief:„Gegen eins nur geb' ich die zwei. 2 — * Koppel⸗Rätſel. Aſche Auto Barte Berg Brei Chlor Eder Feld Form Gau Habe Haupt Kater Motte Ort Pot Saus Schaft Stein Tor Wal Wind. Unter Zuhilfenahme der Buchſtaben a deen o 2 ſet ew ſoll aus je zwei der vorſtehend genannten Wörter ein neues Wort zuſammengekoppelt werden, und zwar ganz anderen Sinnes. Die verbindenden Buchſtaben er⸗ geben, richtig geordnet, eine heilwirkende Betätigung. Auflöſungen aus voriger Nummer: Kreuzworträtſel: Waagerecht: 1. Sturm, 5. Faſan, 9. Talmi, 10. Eloge, 11. Rum, 12. Emu, 13. Lab, 14. Anker, 16. Meile, 18. Regel, 20. Armee, 23. Fauſt, 26. Etzel, 27. Leo, 29. Ali, 30. Bon, 31. Eſſig, 32. Georg, 33. Ratte, 34. Erato— Senkrecht: 1. Strom, 2. Taube, 3. Ulm, 11. Miene, 5. Feuer, 6. Sol, 7. Agave, 8. Nebel, 14. Allee, 15. Reval. 17 Ilm. 19. Gau, 20. Adler, 21. Rieſa, 22. Etage, 23. Feige, 24. Sport, 25. Tango, 28. Oſt, 30. Boa. Scharade: Blut arm— Blut arm. Auswechſelrätſel: Dogger, Juni, Opel, Erle, Kanon, Maſer, Lehe, Ringel, Metze, Kleie, Kuli, Watte.— Die Roſenzeit. Kopf⸗Ergänzungs⸗Aufgabe: Racker Elias Gemme Eſtrich Nubier Weſpe Erebus Tunke Traufe Etat Regel.— Regenwetter.— ö Silbenrätſel: l. Kamille, 2. Aſien, 3. Regen, 4. Tiara, 5. Eidam, 6. Nanſen, 7. Ulrike, 8. Nauheim, 9. „Dragoner, 10. Kaaba, 11. Amſterdam, 12. Naſſau, 13. Notiz, 14. Enzian, 15. Methode, 16. Allah, 17. Cognac, 18. Hagen, 19. Elba, 20. Natrium.— Karten und Kanne machen manchen zum armen Manne. Entzifferungs⸗ Aufgabe: Dem Mitleid folgt in kurzer Zeit Die Liebe, und dieſer die Zärtlichkeit. Ju. lütt weſen.“ Uebe 1000 worum goch? Wachen Sie goch einen Versuch mit einer Vulneral- Behandlung, die sich schon se! 89 bewöhtt dd oft gebollen hol in Ihrer Apotheke othalten Sie Volnerol-Prepotate Prospekte gtotis durch Apothekef P Grundmean, Berlin W 30. Mäsohestofle, leppiebe I e dun und schön EE Werkzeug und Messer gehen gem plõtzlich eigene Wege Immer vor- bereitet sein, immer Henseplast- Schnell- verband zur Hand heben im Nu 8 0 angelegt bewegungsfügig, V blutstillend u. heilungfördernd. V Humor Ganz ſchwierige Vernehmung. „Zeuge, Sie heißen?“ „Hein Finkenſtilt, Schiffer aus Harveſtehude.“ „Ihr Alter?“ „Och, de is all lang dohd.“ „Ich meine, wie alt Sie ſind und wann Sie geboren ſind?“ „Och, dat is all lang her. Djohr old.“ „Den Tag und das Jahr wiſſen Sie wohl nicht?“ „Nee, dat hev ich vergäten. Da bün ick doch noch ſo Ick bin ſo an de ſößtig „Religion?“ „Dat weet ick book nich.“ „Nanu? Kennen Sie Doktor Martin Luther?“ „Nee, ick bün nie krank weſen, und wenn, denn ſün wi immer to Doktor Havelkamp gahn.“ „Unſinn, alſo Religion unbekannt. Zeuge, Sie kennen die Bedeutung und die Wichtigkeit des Eides!“ Nee, ſo lange bin ick noch nich in Hamborg.“ Der Richter verzichtet auf dieſen Zeugen, da ſein Wahrnehmungsvermögen doch wohl nicht genug entwickelt iſt, um zur Sache etwas Weſentliches ausſagen zu können, . Fritz ſoll eine Druckſache und einen Brief zur Poſt bringen und die Marken dort aufkleben. Er kommt nach Hauſe und ſagt:„Erſt habe ich die zu 3 Pfennig angeleckt und dann die zu 12 Pfennig. Schmeckt auch nicht beſſer!“ In der Schule. „Wann entdeckte Kolumbus Amerika?“ „Als das Waſſer zu Ende war!“ * Lehrer: Fritzchen: „Mein Schäferhund, 400 Mark.“ „Dann laſſen Sie ihn doch dahin laufen, wo er ſie holen kann.“ ſagen Kenner, bringt mir * „Ich kenne einen Menſchen, der fing ohne Schuhe an, und jetzt hat er eine Million.“ „Mein Gott, wer putzt die denn alle?“ . Togal ist hervorragend bewährt bei: Rheuma Hexenschuss Sieht Nerven- und Ischias Kopfschmerz e Srippe/ Erkältungen Togal lindert nicht nur die Schmerzen, sondern beseitigt aueh Krankheitsstoffe. Es löst die Harnsäure u. ist unschädlich. Arzte u. Kliniken bestätigen immer wieder die gute Wirkung des Togal. Ein Versuch lohnt! Verlangen Sie aus- drücklich Togal— es gibt keinen Logal-ETsatz! Ns n en enen das kann ſede Frau. Reiben Sie täglich vor und nach der Arbeit Gesicht und Hände mit EUkutel ein. Dann bleibt lhre Habt zart und schön, Eokutol 3 nicht fettend, Toben zu 45 und 90 Pfg. 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