N e Bezugspreis: Monatlich Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm bteite Willimeterzeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Rr. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Nr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. Dages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertag Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüche Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdl Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. 10. 37 1150 37. Jahrgang Neugeſtaltung der Reichshauptſtadt Der Führer legt den Grundſtein zum Neubau der Wehrtechniſchen Fakultät der Techniſchen Hochſchule. Berlin, 28. November. Die Reichshauptſtadt hatte am Samskag einen für ihre Baugeſchichte denkwürdigen Tag. Der Führer und Reichs- kanzler legte den Grundſtein zum Neubau der Wehrlechni⸗ ſchen Fakultät der Techniſchen Hochſchule und vollzog damit ſelbſt die erſten Hammerſchläge für ſein großes und kühnes Werk der baulichen Neugeſtaltung Berlins. Das mächtige Gebäude des Wehrtechniſchen Inſtituts wird am weſtlichen Rande der Reichshauntſtadt an der Teu⸗ felſee⸗Chauſſee erſtehen. Nicht allzu weit entfernt liegt ein anderes bedeutendes Baudenkmal des Dritten Reiches: das Reichsſportfeld, die Kampfſtätte der Olympiſchen Spiele. In nächſter Nähe befindet ſich das große Einfallstor der Reichs⸗ hauptſtadt, die Heerſtraße. Eingegliedert in die Landſchaft des Grunewaldes wird das Wehrtechniſche Inſtitut als ein mächtiger fünfſtöckiger Juaderbau hervorragen. Profeſſor Speer, der bewährte Baumeiſter des Führers, wird ihm die Form eines wuchtigen Kaſtells geben, das von zwei roßen Eckbauten begrenzt wird, die vier 30 Meter hohe cktürme tragen. Das machtvolle Gebäude umſchließt einen großen freien Hof. Bald nach der Grundſteinlegung werden die Bauarbeiten ſchon aufgenommen werden, und ſchon in zwei Jahren ſoll dieſes große Bauwerk vollendet ſein. An dem feſtlichen Ereignis der Grundſteinlegung nah⸗ men die höchſten Vertreter von Staat und Partei, die Spit⸗ en der Reichshauptſtadt und vor allem der Wehrmacht und Viſſenſchaft tell, deren Aufgaben zu dienen das zu errich⸗ tende Haus beſtimmt iſt. Die Wiedererringung der Wehr⸗ freiheit für das deutſche Volk hat die Wehrtechniſche Fakultät an der T. H. in Berlin— die einzige ihrer Art in Deutſch⸗ land— vor ſo große und neue Aufgaben geſtellt, daß ihre bisherigen Forſchungs⸗ und Lehrſtätten nicht mehr genü⸗ en. Der Wehrtechniſchen Fakultät obliegen vor allem die Fachgebiete des Nachrichtenweſens, der Waffenkonſtruktion, des Wehrbaues, der angewandten Optik und Balliſtik, Sprengſtoffchemie, des Fahrzeugbaues und Gasſchutzes, alſo alle weſentlichen Aufgaben der Landesverteidigung. Auf den beſonders errichteten Tribünen und auf dem weiten Platze hatten ſich viele tauſende Zuſchauer eingefun⸗ den. In mächtigen Blocks waren ſämtliche Gliederungen der Bewegung aufmarſchiert. Wie immer kündete die laute Begeiſterung die Ankunft des Führers ſchon von weitem an. Auf dem Wege zur Tribüne wurde er von Miniſterprä⸗ ſident Generaloberſt Göring, Reichserziehungsminiſter Ruſt, dem Dekan der Wehrtechniſchen Fakultät General der Ar⸗ tillerie Profeſſor Dr. Becker und dem Generalbauinſpektor Profeſſor Speer begleitet. Der Dekan der Wehrtechniſchen Fakultät, General der Artillerie Profeſſor Becker eröffnete den Feſtakt mit einer Anſprache, in der er die Entwicklung und Bedeutung der Forſchung und Lehre auf dem Gebiete der Wehrtechnik darſtellte. Die heutige Grundſteinlegung der Wehrtechniſchen Fa⸗ kultät bringe den Abſchluß eines über Jahrzehnte hinaus ſich erſtreckenden Ringens um den äußeren Aufbau der aka⸗ demiſchen wehrtechniſchen Arbeit. Erſt nach dem Sieg der nationalſozialiſtiſchen Revolution gewannen die Gedanken um Geſtaltung und um Entwicklung der Wehrtechnik einen und nunmehr entſcheidenden Auftrieb. Schon im Herbſt 1933 wurde mit eifriger Förderung und Befürwortung des Reichskriegsminiſters die Wehrtechniſche Fakultät an der Techniſchen Hochſchule in Berlin durch den Herrn Reichs; miniſter Ruſt eingerichtet. Dieſe Wehrtechniſche Fakultät hat ie aber nicht ſo guswirken können, wie ihre Gründer und ihre Mitglieder erhofften. Die Entſcheidung unſeres Führers brachte auch hier die Abhilfe. An dieſer meines Erachtens ganz beſonders günſtigen Stelle von Berlin ſollen die Neu⸗ bauken erſtehen, die ſieben wehrtechniſchen Inſtituten künf⸗ tighin ausreichenden Raum und zweckmäßig ausgeſtattete Räume für die Erfüllung ihrer wichtigen Aufgaben geben werden. Reiche miniſter Nuſt als nächſter Redner führte u. a. aus:„Am 14. Oktober 933, am gleichen Tage, an dem der Führer noch nicht geſtützt auf die Macht der Waffen, ſondern allein auf den politiſchen Willen eines durch ihn geeinten deutſchen Vol⸗ kes den Austritt Deutſchlands aus dem Völkerbund voll⸗ 5 und damit den erſten entſcheidenden Schritt aus den erſtrickungen des Verſailler Diktats in die Freiheit tat, habe ich einen Erlaß unterzeichnet, durch den eine neue Fa⸗ kultät an der Techniſchen Hochſchule zu Berlin, genannt Fakultät für allgemeine Technologie, ins Leben gerufen wurde. Nachdem der Führer dem deutſchen Volke ſeine Wehrhoheit wiedergegeben hatte und durch das von der Reichsregierung erlaſſene Wehrgeſetz der 4 W der deutſchen Wehrmacht und die allgemeine Wehrpflicht beſchloſſen war, erhielt die Fakultät den Namen der ihren wirklichen Aufgaben entſprach: Wehrtechniſche Fakultät. Mit der heutigen Grundſteinlegung wird die Entſchei⸗ dung für die dauernde Verbindung zwiſchen Wehrtechni⸗ cher Fakultät und Techniſcher Hochſchule beſiegelt. Meine Volksgenoſſen! So bedeutſam dieſe Schöpfung iſt, ſo iſt ſie doch nur der Beginn eines ungleich größsren Werkes. Der Neubau der Wehrtechniſchen Fakultät wird mit einbezogen in den großen Raum, auf dem ſich die neue Hochſchule des Dritten Reiches in Berlin erheben wird. Wenn wir beute . . eee eee eee ererbte. deer rte Ec Montag, den 29. November 1987 e 8 Nr. 278 damit beginnen, der Wehrtechniſchen Fakultät auf dieſem weiten Feld vor den Toren Berlins ein Haus zu errichten, ſo heißt das, daß die Techniſche Hochſchule mit ihren Ein⸗ richtungen und die Berliner Univerſität mit ihren Ein⸗ richtungen folgen werden, daß hier die Techniſche Hochſchule und Univerſität eine neue Stätte finden ſollen. Damit wird die heutige Grundſteinlegung der Wehr⸗ wiſſenſchaftlichen Fakultät nach dem Willen des Führers eine geſchichtliche Wende für die Entwicklung des geſamten deutſchen Hochſchulweſens bedeuten. Wenn wir aus Grün⸗ den der Zweckmäßigkeit eine Reihe von Wiſſenſchaften, die bisher an Univerſität und Techniſcher Hochſchule geſondert auftraten, zuſammenlegen in gemeinſame Lehrſtühle und gemeinſame Inſtitute der Univerſität und Hochſchule, wenn wir damit Kräfte und Mittel gewinnen und zugleich das Leiſtungsniveau unſerer Einrichtungen heben, ſo iſt auch dies ein Schritt auf dem Wege zum letzten Ziel. Und nun ein anderes: Die Studenten beider Hochſchu⸗ len werden in Zukunft denſelben Sportplatz haben und damit jene gemeinſame Erziehung zum körperlichen Ein⸗ ſatz, einzeln und in der Mannſchaft, ohne den heute keine Erziehung in Deutſchland mehr denkbar. Die Studenten der Reichsuniverſität Berlin werden den herrlichſten Sport⸗ platz der Welt haben, das Reichsſportfeld, und es wieder⸗ holt ſich damit der Werdegang jener erſten Akademie in Hellas, wo nicht der Sportplatz an die Hörſäle der Philo⸗ ſophen angebaut wurde, ſondern wo die Philoſophen ſich an den Uebungsplätzen der griechiſchen Jugend, an den Gymnaſien zuſammen einfanden. Heute ſtehen wir an der Schwelle eines neuen Zeit⸗ alters der Entdeckungen. Die Idee der Raſſe bedeutet viel mehr als eine einzelne noch ſo wichtige Tatſachenerkennt⸗ nis. Sie erſchließt uns die Welt des handelnden und ge⸗ ſtaltenden Menſchen. Die Schaffung dieſes Bauwerkes ſoll von uns verſtanden werden als ein glückhaftes Zeichen dafür, daß im Zeitalter des Nationalſozialismus dieſes Bündnis nicht eine leere Forderung bleibt, ſondern Dauer erhält, wie das Reich von vielen gedacht und erträumt wurde, aber erſt durch Adolf Hitler Wirklichkeit geworden iſt. Mein Führer! Sie haben für das deutſche Volk eine neue Zeit heraufgeführt. Sie werden auch mit der Groß⸗ artigkeit des Planes, wenn er erſt voll ans Licht treten wird, den Geiſt des jungen Deutſchlands hochhalten zu neuer Tat.“ Anſchließend verlas Reichsminiſter Ruſt den Wortlaut der Urkunde über die Grundſteinlegung zum Bau der Wehrtechniſchen Fakultät der Techniſchen Hochſchule Berlin: „Der Bau der Wehrtechniſchen Fakultät ſchafft nach dem Willen des Führers dem Deutſchen Reiche die zentrale Lehr⸗ und Forſchungsſtätte, die ſämtliche Zweige der Wehrtechnik und Wiſſenſchaft im Rahmen einer Hochſchule zuſammenfaßt. Die Vorarbeiten veranlaßte der Reichserziehungsmini⸗ ſter Dr. phil. h. c. Bernhard Ruſt und der Dekan der Wehrtechniſchen Fakultät General der Artillerie Profeſſor Dr. ing. Dr. phil. h. c. Karl Becker. Unter der Verantwor⸗ tung des Generalbauinſpektors Profeſſor Albert Speer wurde die Einzelplanung von Regierungsbaurat Malwitz vorgenommen. Den Grundſtein legte heute am 27. Novem⸗ ber im fünften Jahre nach der nationalſozialiſtiſchen Revo⸗ lution, im neunzehnhundertundſiebenunddreißigſten Jahre chriſtlicher Zeitrechnung der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler. Möge dieſe neue Stätte der Wiſſenſchaft für immer die Verbindung herſtellen zwiſchen deutſchem For⸗ ſchergeiſt und deutſcher Wehrkraft, damit das deutſche Volk geſichert gegen jeden Feind in Frieden ſeiner geſchicht⸗ lichen Sendung leben kann.“ Die feſtliche Stunde erreichte jetzt ihren Höhepunkt. Das alte Kampflied„Volk ans Gewehr“ ertönte. Maurermei⸗ ſter, Geſelle und Lehrling im Braunhemd nahmen nach altem Brauch die Vorbereitungen zur Grundſteinlegung bor. Dann trat der Führer und Reichskanzler vor den mächtigen auf einem hohen Poſtament ruhenden Block. Er führte in ſeiner Anſprache folgendes aus: „Mit dem heutigen Tage beginnt in Berlin eine Pe⸗ riode baulicher Neugeſtaltung, die das Bild und— wie ich überzeugt bin— auch den Charakter dieſer Stadt auf das ziefſte verändern wird. Die ehemalige Reſidenz hohenzoller⸗ ſcher Fürſten, Könige und Kaiſer ſoll nunmehr zur ewi⸗ gen Hauptſtadt des erſten deutſchen Volks⸗ reiches werden. In ihr wird für alle Zukunft jene Not behoben ſein, die einen großen Hiſtoriker zu der erkenntnis⸗ reichen Feſtſtellung führte, daß es ſtets das Unglück der Deutſchen geweſen ſei, wohl Hauptſtädte, aber niemals eine wahre Hauptſtadt beſeſſen zu haben. Denn eine wirkliche dauernde ſtaatliche Geſtaltung einer volklichen Gemein⸗ ſchaft erſcheint uns nach aller Einſicht und allen geſchichtli⸗ chen i nur dann denkbar, wenn die Führung einer ſolchen 0 ren führenden Mittelpunkt beſitzt. Es ſind daher nicht wenige der großen vergangenen Staatenbildungen verbunden geweſen nicht nur mit der Ge⸗ burt, ſondern ſogar mit dem Namen ihrer Hauptſtädte. Die Meinung aber, daß der Verfall dieſer Staaten bedingt ge⸗ weſen ſei durch die Ausbildung dieſer ihrer dominierenden auptſtädte als Organiſationsmittelpunkte des geſamten Sehen beruht auf einem Trugſchluß. Denn gerade die an⸗ fiken Staaten ſind nicht an ihren Städten zugrunde gegan⸗ en, ſondern die antiken Städte gingen zugrunde an der Verkennung und Mißachtung der ſie bedingenden und da⸗ mit tragenden Blukgeſetz e. So verfiel das Römiſche Reich 191 wegen Rom, denn ohne Rom als Stadt hätte es nie ein Römiſches Reich gegeben! emeinſchaft auch örtlich ihren unbeſtreitba⸗ —— Der natürliche Weg der meiſten großen Staatengrün⸗ dungen beginnt in ſeinem Ausgang faſt immer von einem erſten Kriſtalliſationspunkt des politiſchen und ſpäteren kul⸗ turellen Lebens, der dann ſehr oft als Hauptſtadt dem gan⸗ zen Staat ſeinen Namen verleiht! So wie aber das Deutſche Reich das ſpäte Ergebnis eines wechſelvollen Ringens verſchiedener deutſcher Stämme und Staaten nach einer ſtaatlich⸗politiſchen Einheit unſeres Volkes iſt, ſo fehlt dieſer nunmehr endlich erreichten Staats⸗ gründung gerade deshalb die natürliche überragende macht⸗ politiſche Zentrale. Denn wir wollen für die Bedeutung einer ſolchen Hauptſtadt nicht ſo ſehr die Zahl ihrer Einwohner als vielmehr die Größe und den Umfang ihres Geſamtbil⸗ des und damit ihres Geſamtwertes anſehen. Den Einwoh⸗ nern nach iſt Berlin mit 4,25 Millionen Menſchen ohne wei⸗ teres die Hauptſtadt des Reiches. Sie iſt es aber nicht, wenn wir darüber hinaus das Gewicht ihrer kulturellen und mo⸗ numentalen Bedeutung und Geſtaltung in Vergleich ſetzen zu den ähnlichen Werten anderer deutſcher Städte. Es iſt daher mein unabänderlicher Wille und Entſchluß, Berlin nunmehr mit jenen Straßen, Bauten und öffentli- chen Plätzen zu verſehen, die es für alle Zeiten als geeig⸗ net und würdig erſcheinen laſſen werden, die Hauptſtadt des Deutſchen Reiches zu ſein. 5 Es ſoll dabei die Größe dieſer Anlagen und Werke nicht bemeſſen werden nach den Bedürfniſſen der Jahre 1937, 1938, 1939 oder 1940, ſondern ſie ſoll gegeben ſein durch die Erkenntnis, daß es unſere Aufgabe iſt, einem tauſend⸗ jährigen Volk mit tauſendjähriger geſchichtlicher und kultu⸗ reller Vergangenheit für die vor ihm liegende unabſehbare Zukunft eine ebenbürkige kauſendzjährige Stadt zu bauen. Wir entziehen daher die in den kommenden zwanzig Jah⸗ ren zu dieſem Zweck in Berlin zu leiſtende Arbeit bewußt der Kritik der Gegenwart und unterwerfen ſie dafür der Beurteilung jener Generationen, die einſt nach uns kommen werden. Wie immer dieſes Urteil aber nach außen aus⸗ allen wird, eine Rechtfertigung ſoll man uns dann nicht herſagen können: Wir haben auch bei dieſer Arbeit nicht an uns gedacht, ſondern an jene, die nach uns kommen.“ Mit drei wuchtigen Hammerſchlägen nahm dann der Führer und Reichskanzler die Grundſteinlegung des erſten Bauwerkes vor, das die neue bauliche Entwicklung Berlins einleitet. Der Ruf„Es lebe Deutſchlands großer Baumei⸗ ſter! Adolf Hitler Siegheil!“ fand ein vieltauſendſtimmiges Echo und gab dieſer geſchichtlichen Stunde ihren Abſchluß. Gegen litauiſche Aebergriffe Kundgebung gegen die Verletzungen des Memel⸗Statuts. Die Sitzung des Memelländiſchen Landtags geſtaltete ſich zu einer eindrucksvollen Kundgebung gegen die zahl⸗ reichen Verletzungen des Memel⸗Statuts durch Litauen und insbeſondere gegen das unter Umgehung des Memel⸗ Direktoriums von der litauiſchen Regierung erlaſſene Ent⸗ eignungsgeſetz vom 6. Dezember d. J. für Gelände in und um Memel. Der memelländiſche Abgeordnete Monien gab eine Darlegung der verſchiedenen Schritte, die das Memel⸗ Direktorium und eine beſondere Landtagskommiſſion bei den litauiſchen Behörden im Sinne einer Löſung der Ent⸗ eignungsfrage unternommen hatten. U. a. verlas er ein Schreiben des Direktoriumspräſidenten Baldſzus an den litauiſchen Memelgouverneur vom 23. Oktober, in dem es u. a. heißt, daß das litauiſche Geſetz vom 6. September 1937 betreffend Enteignungen im Memelgebiet mit den Beſtimmungen des Memel⸗Statuts nicht ver⸗ einbar ſei, ſo daß dem Memeldirektorium nicht zugemu⸗ tet werden könne, die Rechtmäßigkeit dieſes Geſetzes an⸗ zuerkennen und darüber hinaus an ſeiner Durchführung mitzuwirken. Der Abgeordnete Monien charakteriſterte ſodann die tatſächliche Lage des Memelgebiets dahin, daß Landtag und Direktorium infolge des ſeit vielen Jahren von der litauiſchen Regierung verhängten Kriegszuſtandes eigent⸗ lich nur ein Scheindaſein führten und wandte ſich ſcharf gegen die Handhabung der Preſſezenſur, die jede nabe e über die Enteignungsfrage unterdrückt habe. Große Aufmerkſamkeit fand die Rede des Abgeord⸗ neten Surau, der ſich gegen die zahlreichen vom litauiſchen Gouverneur erhobenen Einſprüche gegen memelländiſche Geſetze wandte und insbeſondere gegen das Verbot des Wohnungszwangsbewirtſchaftungsgeſetzes polemiſierte, wobei er gleichzeitig an die Signatarmächte der Memelkonvention appellierte, die nach ſeiner Auf⸗ faſſung bei derartigen Zuſtänden zum Einſchreiten ver⸗ pflichtet ſeien. Präſident Baldſzus begründete nochmals eingehend den memelländiſchen Rechtsſtandpunkt, betonte aber anſchließend die grundſätz⸗ liche Bereitſchaft des Memeldirektoriums zur Mitwirkung bei tatſächlich notwendigen Enteignungen. Die Entſchließung der Memeldeutſchen Die vom Abgeordneten Monien eingebrachte Ent⸗ ſchließung, daß die Vornahme von Enteignungen im gemelgebiet zur Zuſtändigkeit der lokalen Gewalten ge⸗ höre, daß die vom Direktorium und der Landtagskommiſ⸗ ſion bisher unternommenen Schritte ausdrücklich gebilligt würden, und daß die Kommiſſion beauftragt werde, auch weiterhin alle geſetzmäßigen Schritte zu unternehmen, um die memelländiſchen Rechte zu wahren und ſtatutmäßige Zuſtände im Memelgebiet zu ſchaffen, wurde von der memelländiſchen Einheitsfraktibn einſtimmig mit überwältigender Mehrheit gegen die Stimmen der litauiſchen Abgeordneten angenommen. 4 Vorſtellungen der Mächte in Tokio Um das chineſiſche Jollweſen. London, 28. Nov. Der britiſche Botſchafter in Tokio iſt angewieſen worden, bei der japaniſchen Regierung vor⸗ ſtellig zu werden und dieſe darauf hinzuweiſen, daß die britiſche Regierung bei jeder Aenderung des chineſiſchen Zollweſens vorher gefragt zu werden wünſche. Man nimmt an, daß dieſe Angelegenheit, bei der Eng⸗ land mit den Vereinigten Staaten und Frankreich zuſam⸗ menarbeiten wird, bei den Beſprechungen mit den franzö⸗ ſiſchen Miniſtern am Montag erörtert werden wird.— Die Vereinigten Staaten haben inzwiſchen einen entſprechenden Schritt unternommen. Starke Landflucht in Frankreich Durch die 40⸗Stunden⸗Woche noch verſchärft. In der Senatsſitzung in Paris ſprach Senator Beau⸗ mont über die Kriſe in der franzöſiſchen Land wirtſchaft. Die Abwanderung der Bauern in die Städte habe teil⸗ weiſe die Dorfbevölkerung um die Hälfte verringert. Der landwirtſchaftliche Beſitz habe im Jahre. 1913 einen Wert von 63 Milliarden Franken gehabt, dem müß⸗ ten heute 630 Milliarden Franken entſprechen. Der heu⸗ tige Wert betrage aber nur noch 180 Milliarden, alſo ſei ein Verluſt von 450 Milliarden eingetreten. Die Abwanderung der Landbevölkerung, die dieſem Be⸗ ſitzverluſt zugrunde liege, ſei durch die 40⸗Stunden⸗Woche nur noch verſchärft worden, denn die jugendliche Land⸗ bevölkerung dränge in die Städte, um in den Fabriken zu arbeiten oder Beamter zu werden. Maul und Klauenfeuche aus Nordafrika eingeſchleppt Beſonders ſchwierig ſei das Problem des mangelnden Abſatzes für die landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe. Der Bauer ſei das Opfer der Spekulanten. Dem Bauern müſſe eine größere Kaufkraft gegeben und ſeine Erzeugniſſe müßten aufgewertet werden. Auch die Frage der Abſatzmärkte behandelte der Redner, der vor allem auf die Erſchwerung für die Ausfuhr und auf die Schäden der Maul⸗ und Klauen ſeuche in Frankreich hin⸗ wies, die aus Nordafrika eingeſchleppt worden ſei.„Wie konnte es geſchehen“, ſo ſagte der Senator,„daß der Vieh⸗ beſtand des franzöſiſchen Mutterlandes vor dieſer Seuche nicht durch wirkungsvolle Maßnahmen geſchützt wor⸗ den iſt?“ Ein anderer Senator wies gleichfalls auf die Schä⸗ den der Maul- und Klauenſeuche hin, verlangte auch ſchär⸗ feren Kampf gegen die Rindertuberkuloſe und forderte die Regierung auf, Kredite zur Bekämpfung dieſer Seuchen zu beantragen. Abwehr maßnahmen der Regierung Landwirtſchaftsminiſter Monet ſprach ſich zuſtimmend für eine Preisaufwertung der Landwirtſchaftserzeugniſſe aus. Frankreich verſuche, die Abſatzmärkte für ſeine Land⸗ wirtſchaftserzeugniſſe zu wahren und zu erweitern und gewähre ſogar gewiſſe Prämien. Zur Maul⸗ und Klauenſeuche erklärte Monet, daß er nicht rechtzeitig aus den nordafrikaniſchen Beſitzungen die notwendigen Auskünfte erhalten habe. Die geſamten tierärztlichen Dienſtſtellen müßten vollſtändig reorganiſiert werden. Zur Zeit ſei, ſo ſagte der franzöſiſche Landwirtſchaftsminiſter, die Seuche wieder im Abflauen. Zur Hebung der Land⸗ wirtſchaft müſſe auch geſetzlich gegen die Teilung des Be⸗ ſitzes angegangen werden, wobei insbeſondere an Hilfs⸗ maßnahmen durch die landwirtſchaftlichen Kreditkaſſen ge⸗ dacht werde. Der Miniſter kündigte ſodann die beſondere Aufmerkſamkeit der Regierung für alle Fragen der Land⸗ wirtſchaftskriſe an. Man werde finanzielle Maßnahmen zur Unterſtützung der kinderreichen Bauernfamilien und demnächſt vielleicht auch eine Altersrente für alte Land⸗ arbeiter vorbereiten. Der Trauergottesdienſt für Ramſay MacDonald. In der Weſtminſter⸗Abtei in London fand der Trauergottesdienſt für den früheren Premierminiſter Ramſay Mac Donald ſtatt, nach⸗ dem der Sarg in die Weſtminſter⸗Abtei gebracht worden war. An dem Trauergottesdienſt nahm als Vertreter des Königs der Herzog von Gloueeſter teil, ebenſo faſt ſämtliche Kabinetts⸗ mitglieder ſowie führende Parlamentarier. Unter den Trauer⸗ gäſten ſah man u. a. auch Lord Baldwin. Unter ſtarker Anteil⸗ nahme des Publikums wurden die ſterblichen Ueberreſte Ram⸗ ſay Mac Donalds in ein Krematorium übergeführt. Die Aſche wird in ſeiner Heimatſtadt Loſſiemouth beigeſetzt. TbTTTTTTGTTTbTTfTGTGTfTfTfTbTbTbb ine Jella Roman von Lisbeth Dill. 8 23 Bothmer legte die Gabel hin.„Du mußt mir ſchon überlaſſen, wie ich meine Patienten abfertige. In deinem Gebiet herrſchſt du ja auch. Aber ſag mir doch, was dir fehlt! Was iſt denn geſchehen? Wie kommſt du auf einmal auf dieſe— Sache?“ „Ich habe etwas gefunden“, ſagte ſie entſchloſſen. „Nun, und. 2“ Sie nahm wortlos aus ihrer kleinen ſeidenen Taſche ein Stück Papier und legte es vor ihm auf den Tiſch. Es war die Depeſche, dieſes Stadttelegramm mit den paar Worten:„Heißen Dank...“ Er knitterte das Papier zuſammen.„Nun, das iſt doch hoffentlich nicht der Grund deiner Erregung“, ſagte er ruhig. Sie blickte ihn ſtarr an. Daß er ſo ſchauſpielern konnte. „Wo haſt du denn das Papier her?“ fragte er. „Es lag im Papierkorb.“ „So!“ rief er.„Wenn es wirklich etwas von Be⸗ deutung war, glaubſt du, ich hätte dieſe dumme Depeſche in den Papierkorb getan?“ Sie antwortete nicht. Sie ſchaute in die Bäume des Gartens. Draußen ſchnitt jemand Gras mit der roſtigen Mähmaſchine. Das Knirſchen tat ihr weh. „Dieſes Telegramm kommt allerdings von dem armen Mädchen, das neulich zu mir ins Haus kam, weil es mich in der Poliklinik nicht traf. Es war ein ziemlich ver⸗ zweifelter Fall. Ich gab ihr einen Rat und auch etwas Geld.“ „Einer wildfremden Perſon?“ „Einem Menſchen, dem es ſchlecht ging. Ich mache da keine Unterſchiede. Umſonſt bin ich ja wohl nicht Pſych⸗ iater. Es handelte ſich hier um eine Rettung. Wenn ich ihr nicht geholfen hätte, läge ſie heute vielleicht in Mörks Klinik. Dieſes Telegramm war ihr Dank.“ Das Papier blieb zwiſchen ihnen liegen, 2 Pegegnung Und dann ſetzt du dich zu ihr in den Wagen und fährſt * 7 N 7 7 2 Kein Kompromiß mit Valencia Erklärung des Generals Franco. Havas veröffentlicht eine Unterredung, die ſein Son⸗ derberichterſtatter in Burgos mit General Franco hatte. Im Verlauf dieſer Unterredung erklärte General Franco: „Ich werde meinen Willen mit dem Endſieg durch⸗ ſetzen und nicht diskutieren. Ich erkläre, daß ich den Krieg mit den Waffen gewinnen werde, daß ich die Annahme eines Schlichtungsvorſchlages verweigere, und daß ich kein Kompromiß mit den Valenciabolſchewiſten ſchließen werde. Ich lege Wert darauf, zu wiederholen, daß unſere Bewegung die Einigung allen guten Willens und aller Energien in Spanien zum oberſten Ziel hat. Allen Spa⸗ niern ſtehen wir mit offenen Armen gegenüber. Wir bie⸗ ten ihnen an und werden ihnen allen anbieten, das Spa⸗ nien von morgen aufzubauen, mit Ausnahme jener offen⸗ ſichtlichen Verbrecher, die an der Täuſchung des Volkes über unſere Abſichten und Ziele ſchuldig ſind. Dieſes neue Spanien wird ein Land der Gerechtigkeit und der Brüder⸗ lichkeit ſein. Auf den Schlachtfeldern wie auf wirtſchaft⸗ lichem, handelspolitiſchem, induſtriellem und ſelbſt ſozia⸗ lem Gebiet iſt der Krieg bereits gewonnen. Ich habe nicht über Waffenſtillſtandsbedingungen zu diskutieren. Meine Truppen werden weiter vorgehen. Wenn ſich die Gegner ergeben wollen, ſo brauchen ſie nur die Waffen vor uns niederzulegen, kämpfen oder bedingungslos nachzugeben, nichts anderes!“ Mit dieſer Erklärung begegnet General Franco Ge⸗ rüchten in engliſchen und franzöſiſchen Zeitungen, die von Verhandlungen hinter den Kuliſſen zwiſchen Paris, Lon⸗ don und Valencia wiſſen wollen. Durch Entſendung von Konſularvertretern haben die Weſtmächte der militäriſchen Lage in Spanien Rechnung getragen, haben aber doch auf die beiden Parteien einen Druck in Richtung eines Waf⸗ fenſtillſtandes verſucht, weil man offenbar einen klaren Endſieg Francos nicht gern ſieht. Die bisherigen militä⸗ riſchen Erfolge der Nationalſpanier berechtigen aber den Anſpruch Francos auf einen Endſieg. Zur Zeit wer⸗ den militäriſche Umgruppierungen vorgenommen, und zwar mit aller Ruhe; denn an eine wirkliche rotſpaniſche Offenſive iſt nicht mehr zu denken, ebenſowenig iſt auf eine Hilfe zu rechnen. Man kann wohl annehmen, daß Paris und London dieſe eindeutige Forderung Francos verſtehen werden. Franco hebt neutrale Zone auf Blockade der Oſtküſte in voller Schärfe. San Sebaſtian, 29. November. Laut Meldung aus Salamanca hat die nationale Mari⸗ neleitung der Internationalen Schiffahrt mitgeteilt, daß zur wirkſamen Durchführung der Blockade der ſowjetſpaniſchen Küſte(einſck ich der Inſel Menorca) der Handelsverkehr mit dorligen Häfen unterſagt und die neutralen Zonen von Valencia und Barcelona aufgehoben werden. Im Augenblick der Veröffentlichung dieſer Bekanntmachung werden alle dort anlegenden Schiffe angegriffen werden. 8 5— 5 Scheich Gaadi hingerichtet Der von dem Militärgericht in Haifa zum Tode ver⸗ urteilte 80 Jahre alte Araberſcheich Farhan Saadi iſt in dem Gerichtsgefängnis von Akko durch den Strang hin⸗ gerichtet worden. Damit iſt das erſte Todesurteil, das von dem neuen Militärgericht in Paläſtina gefällt wurde, vollſtreckt worden. Die Begnadigung, die man teilweiſe erwartete, iſt alſo ausgeblieben. Aeber 80 000 Araber proteſtieren Die Meldung von der Hinrichtung hat in Damaskus wie eine Bombe gewirkt. Ueber 50 000 Araber zogen vor das engliſche Konſulat, um gegen das Todesurteil zu pro⸗ leſtieren. Die Menge feierte den Hingerichteten als einen Märtyrer der arabiſchen Sache. Die Regierung hat Trup⸗ pen zum Schutze des engliſchen Konſulats eingeſetzt. —— Kubas früherer Präſident verhaftet. Der frühere kubaniſche Präſident General Machado, gegen den ein Auslieferungsver⸗ fahren ſchwebt, wurde in einem New⸗Horker Krankenhaus ver⸗ haftet. Die kubaniſche Regierung verlangt ſeine Auslieferung wegen Mordes, Unterſchlagung und mehrerer anderer Ver⸗ brechen Die Beſchuldigungen rühren aus der Zeit der kuba⸗ niſchen Revolution des Jahres 1933 her, durch die die Herr⸗ ſchaft Machados geſtürzt wurde. Machado war damals aus Kuba geflohen. 8 e 25 8 „Ich verſtehe wirklich nicht, daß du dich auf einmal in meine Sprechzimmerangelegenheiten miſchſt, Nelly. Wie kommſt du darauf, einem harmloſen Stadttelegramm irgendeine häßliche Bedeutung unterzulegen, wie?“ Sie ſchwieg, da Stroh mit den Paſtetchen hereinkam. Sie wartete, bis er wieder draußen war. Dann ſagte Bothmer mit mehr Ruhe, als er innerlich beſaß:„Du ſcheinſt überreizt zu ſein. Und ich brauche meine Nerven. Aber wenn ich heimkomme, und du ſitzt mir bei Tiſch wie eine ſtille Dulderin gegenüber, das halt' ich nicht aus!“ „Und ich ertrage es nicht, dir zu mißtrauen!“ rief ſie leidenſchaftlich und erhob ſich. Ihre Geſtalt bäumte ſich unter dieſem Gedanken.„Geſtehe es doch lieber offen, was es mit dieſem Frauenzimmer iſt, die ſeit acht Tagen unſer Haus belagerte und dir auflauert...“ „Frauenzimmer?! Es iſt eine Dame!“ „Die?!“ „Jawohl. Wenn du ſie kennteſt! Sie hatte ein Eltern⸗ haus wie du, ſie hat die Töchterſchule beſucht, ſie war ſogar in Penſion.“ s „Du biſt ja ausgezeichnet über ihre Verhältniſſe unter⸗ richtet“, ſagte ſie.„Aber mir iſt ſie nicht allein aufgefallen, die Leute ſprechen ſchon darüber. Niemals haſt du jemand um die Teezeit empfangen. Dieſe halbe Stunde am Tage gehörte bis jetzt mir. Aber dieſe Dame ſetzte ſich in deinen Seſſel— in ihrem ſchmutzigen Kleid. Sie hat dir etwas vorgeweint, und du haſt ihr geglaubt Ein Pſfychiater! mit ihr mittags durch die Stadt, in der dich jedes Kind kennt! Du kannſt nicht verlangen, daß wir alle durch deine Brille ſehen. Und ich kann den Leuten nicht verbieten, darüber zu denken— was ſie wollen.“ „Es intereſſiert mich gar nicht, was die Leute über dieſen Fall denken“, unterbrach er ſie.„Es würde mich viel mehr intereſſieren, wie du dazu kommſt, mir plötzlich Vorwürfe zu machen, weil ich einem Menſchen aus der Not helfe. Gut, ich habe ihr geholfen, ich gab ihr das Geld — das iſt aber wohl meine Sache, da ich dieſes Geld ja auch beſchaffe. Ich kann es alſo ausgeben, wofür ich will. Kurzmeldungen Frachtflugzeug abgeſtürzt Das planmäßige Frachtflugzeug der Strecke London Köln— Hannover— Berlin verunglückte am Freitagabend gegen 21.30 Uhr kurz nach dem Start auf dem Flughafen Croydon aus bisher unbekannter Urſache und geriet in Brand. Dabei kam die aus Flugkapitän Bayer, Flug⸗ maſchiniſt Kelbel und Flugzeugfunker Peterſen beſtehende Beſatzung ums Leben. Die Mukter des Reichs miniſters Funk geſtorben. Königsberg, 29. Nov. Die Mutter des Reichsminiſters Walter Funk, Frau Sophie Funk, iſt nach längerer Krank⸗ heit im Hauſe ihres Sohnes, des Kreisſchulungsleiters Funk geſtorben. Sie erreichte ein Alter von 78 Jahren. Die Ein. äſcherung findet am 30. November ſtatt. Lanbesverräter hingerichtet Die Juſtizpreſſeſtelle beim Volksgerichtshof teilt mit: Der vom Volksgerichtshof wegen Landesverrats zum Tode und zu dauerndem Ehrverluſt verurteilte 28jährige Hubert Sprengel it hingerichtet worden. Der Verurteilte iſt ins Ausland geflohen weil er in Deutſchland eine längere Gefängnisſtrafe zu er⸗ warten hatte. Als er in der Fremde nach kurzer Zeit in Not geriet, iſt er der Verſuchung erlegen, ſich für Geld dem gegen ſein Vaterland arbeitenden ausländiſchen Nachrichtendienſt zur Verfügung zu ſtellen. Sobald er ſich aber einmal an die fremde Macht verkauft hatte, hat ſie ihn immer mehr in ihren Bann gezogen. Ein Jahr lang iſt der Verurteilte auf immer neue Ausſpähungsreiſen nach Deutſchland ausgeſchickt worden, bis ſchließlich die Treue eines deutſchen Soldaten, den der Ver⸗ Urteilte vergeblich für die ausländiſche Spionage zu gewinnen ſuchte, ſeinem Treiben ein Ende geſetzt hat. Kein Freimaurerverbot für die Schweiz. i Bern, 29. Nov. Der Volksentſcheid über den Antrag die Freimaurerlogen im geſamten Bundesgebiet aufzulbſen, endete mit einer Able hnung des Initiativantrages. Politiſche Zuſammenſtöße in Linz. Wien, 29. Nov. In den Volksgartenſälen in Linz fand eine Feier der Legitimiſten anläßlich des 25. Geburtstage; Ottos von Habsburg ſtatt. Zahlreiche Nationalſozialiſten begannen, wie amtlich mitgeteilt wird, gleich zu Begin der Verſammlung heftig gegen die Habsburger zu demon ſtrieren. Sie brachen in Pfui⸗Rufe gegen Otto aus und langen ſchließlich das Deutſchlandlied. Es kam zu einein ſchweren Saalſchlacht, in deren Verlauf viele Perſoner verletzt wurden. Die Polizei verhaftete eine große Anzah Nationalſozialiſten. Vermißtes Verkehrsflugzeug zerkrümmerk aufgefunden. Sofia, 29. Nov. Das ſeit fünf Tagen vermißte Ver kehrsflugzeug der polniſchen Geſellſchaft Lot wurde vor einer Suchkolonne zerſchellt aufgefunden. Man fand e⸗ auf einem der Grate des in Bulgariſch⸗Mazedonien gele genen Pirin⸗Gebirges in 2600 Meker Höhe. Die Trümmer der Maſchine lagen im 2 Meter tiefen Schnee. Neben der Trümmern lagen die Leichen der drei Mann Beſatzung und der drei Fluggäſte. Etwas weiter fand man dit Flagge. Alle Anzeichen ſprechen dafür, daß das Flugzeug bei dichtem Nebel gegen den Berggrat geflogen und dabe explodiert iſt. Exploſion im Straßenbahnwagen.— 16 Verletzte. Bukareſt, 29. Nov. In einem Bukareſter Straßenbahn wagen ereignete ſich eine ſtarke Exploſion, die anſcheinend dadurch verurſacht wurde, daß ein Fahrgaſt einen Benzin behälter mit ſich geführt hatte. Der Wagen war im Nu in eine dichte Rauchwolke gehüllt. Die Fahrgäſte verſuchten in wilder Flucht durch die Fenſter das Freie zu erreichen um verletzten ſich zum Teil erheblich. Insgeſamt wurden 1 Verletzte gezählt, Schwerer Sturm an der finniſchen Küſte. Nachts wurde die Küſte von Finnland von einem ſchweren Sturm heimgeſucht. Auch in dem Seengebiet Finnlands hat der Sturm ſchwer gewütet. In dem See Kuuslahti ſind acht Kinder, die ſich mit einem Ruderboot auf dem Heimweg aus der Schule befanden, ertrunken. Im Bottniſchen und Finni⸗ ſchen Meerbuſen verbrachten Hunderte von Menſchen auf ver⸗ ſchiedenen finniſchen, eſtniſchen und däniſchen Dampfern und Segelſchiſſen die Nacht unter Lebensgefahr und konnten nur mit knapper Not gerettet werden. Der Hafen von Hanko wurde ſchwer beſchädigt. Ein großes Gebäude am Kai, das auf Eiſenbeton gebaut war, wurde von den Wellen vollſtändig zerſtört Dein Sohn fragt mich ja auch nicht danach, wofür er mein Geld ausgibt. Und du haſt das ja immer ſehr richtig ge⸗ funden..“ Ju dieſem Augenblick klingelte das Telephon. Frau Bothmer, die dem Apparat am nächſten war, ergriff den Hörer. Schweſter Brita fragte, ob Herr Profeſſor an⸗ weſend ſei. Es ſei ein Poliziſt da, der nach der Dame fragte, die neulich verunglückt ſei.„Er will wiſſen, wo ſie wohnt.“ Frau Bothmer reichte ihm ſchweigend den Höker. Bothmer hörte hinein.„Ach ſo— er ſoll das Büro von Profeſſor Martin anrufen, dort iſt ſie jetzt.“ Er hing wieder an. Daß ſie das nicht fünf Minuten ſpäter fragen konnte! 5 Eine Stunde ſpäter herrſchte Bothmer die hübſche Schweſter Brita in ſeinem Geſchäftszimmer an:„Ich habe Ihnen geſagt, Sie ſollen mich nicht in meiner Win anrufen! Der Herr hätte ja fünf Minuten warten können! Ich liebe es nicht, wenn Meldungen aus der Klinit in meinem Hauſe ausgerichtet werden. Verſtanden? Ich halte das ſtreng getrennt. Tun Sie das bitte künftig auch. Die junge, hübſche Schweſter mit dem elegant fei Lockenkopf unter der koketten weißen Haube ging un machte die Tür etwas feſter zu als ſonſt. a Was hatte der denn auf einmal?„Was ſoll ich denn machen, wenn der Schupo daſteht? Der hat auch keine Zeit. Und ich kann doch nichts dafür, daß ſeine Frau am Telephon war...“, ſagte ſie zu den anderen, die im Gang ſtanden. 2 „Was hat denn Frau Bothmer mit der Sache zu tun fuhr eine hagere, ältere Schweſter dazwiſchen. 0 „Das iſt's ja gerade.“ Die hübſche Schleſierin ſteckte 55 eine Nelke zwiſchen den roten Schürzenlatz und ging 5 ihr kleines Büro und begann auf der Maſchine 3 mettern. 5 5 Als die Schweſtern nach dem Kaffee nach allen Rich tungen ausſchwärmten, trugen ſie eine intereſſante 89955 keit unter ihren weißen Hauben mit. Der unnahbare war alſo auch nur ein Menſch. ö 8 . Forlfetzung folgt. 0 Vor ratet nem beifa hieſit konn (1 Polit wohl Tage dere betr. von Aug Ecke Stra wage konn nicht gerir 0 reiche! Staa und Einfü den Maß wohn haft lagen Eleme g 5 die in grund ken i und Perſo züglic Die! zahl beu unter müſſe nahm ſett. der p unmif Stad in e gare. über näch 23jal orten alt ber und Geſe laute Schu Mon wurd mild Jahr Käfe im ſchun rad len unte. der Mar doch kann 0 Roſa das einei an n ſie b mene wank antre das ekla tra ſtrafl ließ künft Preſſi müſſe Badiſche Chronik () Bruchſal.(Ungeklärter Verkehrsunfall.) Vor dem Ortsausgang von Helmsheim wurde der verhei⸗ ratete Joſef Blumhofer aus Forſt ſchwerverletzt neben ſei⸗ nem Motorrad aufgefunden. Ein an der Unfallſtelle vor⸗ beifahrender Omnibus brachte den Verunglückten in das hieſige Krankenhaus. Ueber den bedauernswerten Unfall konnte noch nichts feſtgeſtellt werden. Y Pforzheim.(Betrunkener überfahren). Der Polizeibericht meldet: Der in der Oberen Iſpringerſtraße 23 wohnende verheiratete Hermann Hirth wurde mit zehn Tagen Haft beſtraft, weil er in völliger Trunkenheit an⸗ dere Verkehrsteilnehmer gefährdete. Er lag nachts ſinnlos betrunken auf der Bayernſtraße und wäre hier beinahe von einem Kraftwagen überfahren worden, der im letzten Augenblick anhalten konnte. Später blieb Hirth an der Ecke Hohenzollern⸗ und Bayernſtraße wieder auf der Straße liegen Er wurde dann von einem Perſonenkraft⸗ wagen überfahren, deſſen Führer keine Schuld trifft. Er konnte im Nebel den am Boden liegenden Betrunkenen nicht ſehen. Die Verletzungen, die Hirth erlitten hat, ſind geringfügig. AAkt i on M; Aktion gegen Wilderer in Baden Vorbeugungshaft und polizeiliche Ueberwachung. (J Karlsruhe, 24. Nov. Wie in der Oeffentlichkeit hin⸗ teichend bekanntgeworden iſt, hat der nationalſozialiſtiſche Staat bet der Bekämpfung des Gewerbs⸗, Gewohnheits⸗ und gemeingefährlichen Verbrechertums neue Methoden zur Einführung racht, die ſich zum Segen des ordnunglieben⸗ den Staatsbürgers ausgewirkt haben. In Verfolg dieſer Maßnahmen ſind eine große Anzahl von Berufs⸗ und ge⸗ 7 wohnheitsmäßigen Verbrechern in vorbeugende Polizei⸗ haft genommen worden. Gegen andere wurden Auf⸗ lagen verhängt, die geeignet ſind, verbrecheriſch veranlagte Elemente von der Begehung weiterer Straftaten abzuhalten. Im Rahmen der vorbeugenden Verbrechensbekämpfung, die im nationalſozialiſtiſchen Staat beſonders in den Vorder⸗ grund gerückt iſt, wurden nun alle in den letzten zehn Jah⸗ ken im Lande Baden wegen Jagdvergehens ſowie gewerbs⸗ und gewohnheitsmäßi Wilderet rechtskräftig verurteilten Perſonen durch umfe Maßnahmen feſtgeſtellt und be⸗ züglich ihrer verbrecheriſchen Neigung zum Wildern überprüft. Die Ueberprüfung di Perſonen hat ergeben, daß eine An⸗ zahl wegen d kte vorbeſtrafter Perſonen in Vor⸗ heugungshaf mmen und vorerſt etwa 50 Wilderer unter liche Ueberwachung geſtellt werden müſſen. zeiſtelle Karlsruhe hat dieſe Maß⸗ nahme ſchlagartig das ganze Land Baden in Kraft ge⸗ letzt. Di der vorbeugenden Polizeihaft ſowie der planmäßige achung möge den beteiligten Kreiſen ßverſtändlich vor Augen führen, daß der nattonalſozia⸗ icht gewillt iſt, dieſes Uebel weiter zu dulden, hickt, es in kürzeſter Zeit voll und ganz plaf E Staat nic mehr ſich anf auszurotten. Die staatliche von weiteren Fä Kriminalpolizei prüft zurzeit noch eine Reihe nach und wird ſich bezüglich der Ver⸗ erforderlicher Maßnahmen je nach dem Maßn je iligten Kreiſe in nächſter Zeit ſchlüf Aus dem Gerichtsſaal 2 1 und Betrüger abgeurkeilt. [ Maanheim. In der Nacht auf 30. Auguſt wurde im Stadtteil Sandhofen durch Abmontieren der Türſchlöſſer in eine Gaſtwirtſchaft eingebrochen und eine Menge Zi⸗ garetten und etwa 13 Mark Bargeld geſtohlen. Als Ver⸗ über dieſes Einbruches verhaftete die Polizei bereits am nächſten Tage den 22 Jahre alten Karl Willi Sp. und den 23jährigen Alfred Schweidler, beide aus Mannheimer Vor⸗ orten. Der dritte Beteiligte, Martin Schuſter, 23 Jahre alt und in Sandhofen wohnhaft, konnte am 9. Septem⸗ ber in der Konſtanzer Gegend aufgegriffen werden Er und Schweidler ſind bereits vorbeſtraft, Sp. iſt mit den Geſetzen vorher noch nicht in Konflikt gekommen. Dennoch lautete gegen ihn die Strafe auf ein Jahr Gefängnis. Schuſter wurde zu zweieinhalb Jahren, Schweidler zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Die Unterſuchungshaft wurde allen dreien, denen das Schöffengericht im übrigen mildernde Umſtände zübilligte, angerechnet.— Der 26 Jahre alte Heinrich Hermann Kreuzer aus Mannheim⸗ Käfertal hatte ſich vor dem Schöffengericht wegen Betrugs im Rückfall, Unterſchlagung und erſchwerter Urkundenfäl⸗ ſchung zu verantworten. Der Angeklagte kaufte ein Motor⸗ rad für 980 Mark, ohne Geld zu beſitzen und etwas bezah⸗ len zu können, tankte auf Koſten ſeines Arbeitgebers und unternahm ſchließlich auch den dreiſten Verſuch, einen mit der Unterſchrift ſeines Chefs gefälſchten Scheck in 3000 tark zu verwandeln. Die Bank merkte den Schwindel je⸗ doch und ließ Kreuzer verhaften. Das Schöffengericht er⸗ kannte auf zweieinhalb Jahre Gefängnis. *. Von der Karlsruher Strafkammer. e Karlsruhe. Die 25 Jahre alte einſchlägig vorbeſtrafte oſalie Amreich geb. Maier aus Mannheim war durch das hieſige Schöffengericht wegen verſuchter Erpreſſung zu eineinhalb Jahren ne verurteilt worden. Sie hatte an mehrere hieſige Aerztinnen Briefe geſchrieben, in denen ſie behauptete, ſie hätte Kenntnis von angeblich vorgenom⸗ menen Abtreibungen. Die Empfängerinnen der Briefe wandten ſich an die Staatsanwaltſchaft und ſtellten Straf⸗ antrag gegen die Angeklagte. Das Berufungsgericht hob das Urteil des Schöffengerichts auf und verurteilte die An⸗ e wegen Beleidigung zu einem Jahr Gefängnis. Die trafkammer war der Auffaſſun„daß es ſich um eine ſtrafloſe Vorbereitungshandlung 95 Angeklagten handelte, ließ ſie jedoch nicht darüber im Unklaren, daß ſie in einem ünftigen Wiederholungsfalle mit Verurteilung wegen Er⸗ müste zu Zuchthaus und Sicherungsverwahrung rechnen e. * Wegen Kindskökung und Totſchlags verurkeilt. 1 Das Schwurgericht verurteilte die 20 Jahre alte ledige Grete Bürgelin aus. wegen Kindstö⸗ zung zu drei Jahren Zuchthaus und den 26 Benz aus Freiburg wegen Totſchlags zu fünf Jahren Zuchthaus und 0 Jahren Ehrverluſt. Die Unterſuchungs⸗ haft wurde mit zwei Monaten angerechnet. Im September wurde in einem hieſigen Gaſthaus von der Bürgelin ein And geboren. das von ihr und dem Angeklagten Benz, dem date des Kindes, kurz nach der Geburt erſtickt wurde, in⸗ em ſchon die Mutter dem Kinde den Mund zuhielt und, als das Kind noch lebte, auch Benz dies tat und ſchließlich noch den Mund mit einem e zuband. Benz fuhr un nach Denzlingen und warf die Leiche in die Glotter, 100 ſie nach einigen Tagen gefunden und ſehr bold iden⸗ Afziert wurde. 5 jährigen Guſtar Ein weiterer Fall von Kindeskötung Itelburg. Das Schwurgericht verurteilte die 24 Jahre alte Lina Katharine Koßmann aus Kappel a. Rh. wegen Kindestötung und Abtreibungsverſuch zu einer Geſamt⸗ ſtrafe von drei Jahren vier Monaten Zuchthaus und drei Jahren Ehrverluſt. Vier Monate Unterſuchungshaft wur⸗ den angerechnet. Die Angeklagte hatte am 27. Februar d. J heimlich geboren und das Kind abſichtlich dadurch ge⸗ e es mit einer Decke ſolange zudeckle, bis es er⸗ tötet * Ein Zwiſchenfall im Gerichtssaal FJreiburg i. Br. In dem Strafvrozeß wegen Kinds⸗ tötung und Totſchlag Bürgelin⸗⸗ bam es zu einem pein⸗ Der Verteidiger, der mit Recht gegen lichen Zwiſchenfall. die Senſationsmacherei proteſtierte, die im Publikum mit dieſem Prozeß verbunden war, dehnte ſeine Angriffe auch auf die Preſſe aus, indem er von einer„unkontrollierba⸗ ren Senſationspreſſe“ ſprach. Der Vorſitzende wies dieſe Angriffe zurück und gab entgegenkommenderweiſe auch dem in der Verhandlung anweſenden Leiter des Reichs⸗ verbandes der deutſchen Preſſe, Gau Oberbaden, die Möglichkeit zu einer Erklärung, die dahin ging, daß es im Dritten Reich eine„unkontrollierbare Senſations⸗ preſſe“ nicht gebe und daß dieſe Angriffe gegen die Ehre der Preſſe unbegründet und gerade im vorliegenden Fall beſonders abwegig ſeien, weil die Preſſe gerade in dieſem Falle über den Tatbeſtand hinaus ſich vor der Verhand⸗ lung mit dieſem Kriminalfall nicht beſchäftigt habe. 0 Zuchthaus und Aeberweiſung in eine Heilanſtalt Freiburg. Wegen Totſchlagsverſuch und Brandſtiftung hatte ſich der in Lörrach⸗Tumringen wohnhafte 50 Jahre alte Eduard Greiner vor dem Freiburger Schwurgericht zu verantworten. Seitdem ſich Greiner der Trunkſucht er⸗ geben hatte, beſtanden in der Familie ſtarke Spannungen und es kam immer wieder zu Streit und Gewalttätigkeiten des Angeklagten. Dabei ſtellte ſich der Sohn ſchützend vor die Mutter. Am 14. April d. J. kam es wieder zu einem Zwiſchenfall in der Familie; der Angeklagte ging mit einem Metzgermeſſer auf ſeinen Sohn los. Nur durch die Flucht konnte ſich der Angegriffene retten. Greiner ging in ſein Anweſen zurück, zündete es an drei Stellen an und vollte ſich durch Erhängen das Leben nehmen. Er konnte noch rechtzeitig abgeſchnitten werden und auch der Brand war durch die Feuerwehr bald gelöſcht worden. Aus den Zeugenausſagen ging hervor, daß Greiner früher ein or⸗ dentlicher fleißiger Menſch geweſen war, ſeit der Zeit ſei⸗ ner Trunkſucht aber waren die Ausſagen ſehr helaſtend. Nach dem ärztlichen Sachverſtändigen iſt die Verände⸗ rung der Perſönlichkeit des Angeklagten der bereits chro⸗ niſch gewordenen Trunkſucht zuzuſchreiben, in der er erb⸗ lich belaſtet ſei. Die Ueberweiſung in eine Heilanſtalt wurde von dem Sachverſtändigen empfohlen. Das Urteil lau⸗ tete wegen Totſchlagsverſuchs und vollendeter Brandſtif⸗ tung auf zwei Jahre ſechs Monate Zuchthaus. Vier Mo⸗ nate der Unterſuchungshaft werden auf die Strafe ange⸗ rechnet. Des weiteren hat das Gericht beſchloſſen, den An⸗ geklagten nach Verbüßung der Strafe einer Heil⸗ und pflegeanſtalt zu überweiſen. Beſtäligtes Todesurteil. Durch Entſcheidung des Reichsgerichts wurde tober 1937 vom Schwurgericht Offenburg geklagte Suſanne Hehle aus Balzhofen er⸗ rteil rechtskräftig. Die von der Angeklag⸗ ten eingelegte Reviſion erwies ſich als unbegründet und mußte daher verworfen werden. Frau Hehle hatte am 8. Juli in der ehelichen Wohnung ihren Mann, den Ober⸗ monteure Ludwig Hehle, mit einer Schnur erdroſſelt. * 18 Aus den Nachbargauen Bergzabern.(Tödlicher Stur z von der Kel⸗ lertreppe.) In Niederhorbach ſtieß der in den 70er Jahren ſtehende Landwirt Michael Wiſſing von Bergza⸗ bern ſo unglücklich die Kellertreppe hinunter, daß er ſich ſchwere Verletzungen am Kopfe zuzog, an deren Folgen er geſtorben iſt. Der Verunglückte lebte allein im Haushalt und wollte anſcheinend noch in der Nacht in den Keller gehen. Er konnte ſich noch ſelbſt in die Wohnung ſchleppen wo er im Bett liegend blutüberſtrömt, aber noch am Le⸗ ben, vorgefunden wurde. Idar-Oberſtein.(Er muß die Edelſteine nach⸗ zählen.) Ein Edelſteinhändler hatte einen falſch aus⸗ gefüllten Genehmigungsantrag bei der Deviſenſtelle ein⸗ gereicht. Bei ſeiner Vernehmung vor dem Schöffengericht erklärte er, nicht imſtande zu ſein, in jedem einzelnen Fall immer wieder nachzuprüfen, ob die Zahl der auf jedem Päckchen angegebenen Edelſteine mit dem Inhalt überein⸗ ſtimme. Er wurde wegen Fahrläſſigkeit zu 200 Mark Geld⸗ ſtrafe verurteilt. In der Urteilsbegründung wurde betont, daß die Zahl der Edelſteine wenn nicht durch Nachzählen, dann durch andere Hilfsmittel feſtgeſtellt und die Angaben genau und ſorgfältig gemacht werden müſſen. — Friedrichshafen.(BVetrügeriſche Hauſie⸗ rerin). Im badiſchen Bodenſeegebiet hat ſich eir» etwa 30jährige Hauſiererin, die angeblich Textilwaren für eine Mannheimer Firmg verkaufte, von den erfolgten Beſtel⸗ lungen die Hälfte des Rechnungsbetrages anbezahlen laſ⸗ ſen. Die Beſteller erhielten fedoch keine Ware, und als ſich einer von ihnen an die angegebene Firma in Mannheim wenden wollte, ſtellte ſich heraus, daß die Firma garnicht exiſtiert. Vor der Schwindlerin, die wahrſcheinlich auch im ſchwäbiſchen Bodenſeegebiet ihre dunklen Geſchäfte zu ma⸗ chen verſuchen wird, ſei gewarnt. Geſchädigte wollen ſich an die nächſte Gendarmerjeſtelle wenden. — Jriedrichshafen.(Tödliche Unfallfol en). Wie berichtet, ſtieß am Montag auf der Reichsstraße 30 bei Torkenweiler der Hotelportſer Fritz Hauſer von hier, als er mit ſeinem Motorrad einem Heuwagen ausweichen wollte, mit einem Lieferwagen zuſammen und trug bei dem Sturz einen ſchweren Schädelbruch davon. Hauſer iſt im Krankenhaus Ravensburg ſeinen Verletzungen erlegen. — Schuſſenried(Der Fuchs auf der Bühne). In Kleinwinnaden hörte man im Hauſe des Gaſt⸗ und Land⸗ wirts Laux in den letzten Tagen öfters ein ſeltſames Ge⸗ polter auf der Bühne. Man ging jedoch der Sache nicht weiter nach, bis die Hausfrau im erſten Stock einen Fuchs überraſchte, der ſich ſchleunigſt wieder auf die Bühne ver⸗ zog. Der Gaſtwirt und ſein Knecht gingen nun bei ver⸗ ſchloſſenen Türen auf die 1 und machten Meiſter Reinecke, der ſich im Dachſtock häuslich eingerichtet hatte, den Garaus. euer Weltrekord in der Segelfliegerei. Der Segelflieger Eriſt Jachtmann ſtellte mit einem zweiſitzigen kom in ierten Wa ug einen neuen Weltrekord auf. Mit einer Zeitdauer von 14 Stunden und 3 Minuten gelang es ihm, dle bisherige Weltbeſtleiſtung von Schulz(9 Stunden) erheblich zu überbieten. 5 N 8 Der geſtrige erſte Adventſonntag hielt in dieſem Jahre ſeinen Einzug in echt vorweihnacht⸗ licher Stimmung. Starke Rauhreifbildung hatte in den Morgenſtunden Feld und Fluren in eine märchenhafte Winter⸗ landſchaft verwandelt. Die Temperaturen lagen in der Frühe ziemlich unter dem Gefrierpunkt, davon zeugten die Eis⸗ bildungen. Erſt in den Nachmittagsſtunden ſetzte Tauwetter ein— immerhin blieb es naßkalt. Im allgemeinen merkte man geſtern ſchon, daß es auf Weihnachten zugeht. Insbeſonders der Verkehr nach der Stadt war lebhaft. Man begegnete dort einem frohbewegten Bild, und die Schaufenſter erweckten das größte Intereſſe, um nach dem richtigen Weihnachtsgeſchenk zu ſuchen. Man ſah überall leuchtende Augen, beſonders bei der Jugend, die mit verlangenden Augen an den Spielwarenherrlichkeiten hingen. Große Anziehungskraft hatte die Ausſtellung im muſeum„Allerhand Weihnachtstand“, ſowie auch die Kunſt⸗ halle mit der Weihnachtsausſtellung Mannheimer Maler. Aber auch die Sportler kamen zu ihrem Recht Im Roſengarten hielt die Hitlerjugend ein Hallenſportſeſt ab, das ſehr gut beſucht war. Großes Intereſſe wurde auch dem Fußballſpiel des VfL Neckarau gegen Germania Brötzingen entgegengebracht. Die Mannheimer Stenographen trafen ſich geſtern zu dem im ganzen Reich durchgeführten Leiſtungsſchreiben der Deutſchen Arbeitsfront, an dem ſich 1800 Mannheimer Steno⸗ graphen beteiligten. Im Familienkreiſe haben wir geſtern den Adventskranz aufgehängt und angezündet. Melodien erwachten in uns wieder aus längſt entſchwundener Kindheit, Melodien, die uns ſagten, wie glücklich und erwartungsfroh auch wir einſt waren als Kinder vor Weihnachten. Schloß⸗ 0 0 Jahlreiche Zuſammenſtöße auf der Autobahn. Mannheim, 29. Nov. Am Sonntag kam auf der Reichs autobahn(km 70,7) in der Nähe von Friedrichsfel! ein Perſonenkraftwagen infolge der glatten Fahrbahn in⸗ Rutſchen und ſtellte ſich quer über die Fahrbahn. Dadurch rannten zwei nachfolgende Wagen gegen ihn. Die dre Wagen wurden derart ſchwer beſchädigt, daß ſie abge ſchleppt werden mußten. Verletzt wurden drei Perſonen die in das Städtiſche Krankenhaus eingeliefert wurden Der Polizeinotrufwagen wurde an der Unfallſtelle eben falls von zwei nachfolgenden Wagen angefahren, wobe gleichfalls alle drei Fahrzeuge beſchädigt wurden. Hierbe wurde eine Perſon leicht verletzt.— Im Mannheimet Stadtgebiet ereigneten ſich durch Außerachtlaſſen der Ver kehrsvorſchriften ſechs Verkehrsunfälle, wobei drei Perſo nen verletzt wurden. 5 [ Zur Keichsfachſchule erklärt. Die an der Carl⸗Benz⸗ Gewerbeſchule in Mannheim beſtehende Meiſterſchule für das Kraftfahrzeughandwerk iſt als einzige Schule dieſer Art zur Reichsfachſchule für das Kraftfahrzeughandwerk erklärt worden. „Allerhand Weihnachtstand“. In zwei Räumen hat das Schloßmuſeum aus ſeinen eigenen Beſtänden eine Schau aus dem Gut ſüddeutſcher Volkskunde zuſammenge⸗ ſtellt. Bockmodelle für die Marzipan⸗ und Lebkuchen⸗ bäckerei, geſchnitztes Kinderſpielzeug, Puppenhäuser und ⸗Stuben, Puppenküchen, eigenwillige Gläſer, Schnaps⸗ buddele, bäuerliche Töpfereien, Gebrauchsgeſchirr, Volks⸗ trachten ſind deutliche Zeugniſſe, daß jedes Stück bürger⸗ lichen und bäuerlichen Hausrats bei unſeren Ahnen mit beſonderer Liebe gebildet ward. Der Andreastag. Der Winter iſt ins Land gekommen. Er hüllt mit ſeinen kurzen Tagen und langen Nächten die Welt in Nebel und Finſternis; aus den Schatten der Vergangen⸗ heit ſteigt das Ahnen künftigen Schickſals, und mit der Andreasnacht, die unmittelbar bei dem erſten Advent ſteht, beginnt die Zeit, wo in mancherlei Volksbräuchen der naive Wunſch zum Ausdruck gelangt, hinter den Schleier der Zukunft zu blicken. a Der Andreastag, der auf den 30. November fällt, iſt das letzte Feſt des Kirchenjahres. In früheren Zeiten pflegte der Geiſtliche an dieſem Tage vor verſammelter Gemeinde über alle Geburten, Taufen und Eheſchließun⸗ gen im verfloſſenen Jahr zu berichten, und deshalb bringt der Volksglaube den heiligen Andreas in Zuſammenhang mit dieſen Familienereigniſſen. Vor allem gilt er bei der Jugend als weiſer Berater in allen Herzensangelegen⸗ heiten. „Laß mir erſcheinen Den Herzliebſten meinen, Laß mich ihn ſehen, Wie wir zum Altar gehen. Laß ihn erſcheinen bei Bier und Wein, Soll ich mit ihm glücklich ſein. Soll ich mit ihm leiden Not, Laß ihn erſcheinen bei Waſſer und Brot.“ So ſingen die heiratsluſtigen jungen Mädchen. Um Mitternacht des 30. November erſcheint ihnen das Bild des Zukünftigen im Brunnen oder im Spiegel in ihrer Kammer. Hinter den Rücken geworfene Apfelſchalen laſſen den Anfangsbuchſtaben ſeines Namens erkennen, und wenn ein über die Tür geworfener Schuh mit der Spitze nach der Stube weiſt, ſo wird der erſehnte Freier nicht mehr lange auf ſich warten laſſen. Auch die Haustiere geben den Jungfrauen an dieſem Lostage Auskunft: ſie klopfen um Mitternacht dreimal an den Hühnerſtall, und wenn ſich zuerſt der Hahn meldet, ſo wird bald Hochzeit gefeiert— gackert jedoch zuerſt die Henne, ſo iſt die Zei des Wartens noch lange nicht vorüber. Nach einem ur⸗ alten Volksglauben werden in der Andreasnacht geheim; nisvolle Kräfte lebendig, die geſtaltend in das Menſchen⸗ ſchickſal eingreifen, und an vielen Orten iſt es üblich, wie zu Silveſter, die Zukunft durch Bleigießen zu befragen Der Landmann aber freut ſich, wenn am Andreastage die Sonne vom Himmel lacht, denn ö i Andreas hell und klar a Bedeutet ein gutes Jahr.“ b 1 41 1 1 1 eee 2 3 Was bringt das Chriſtfeſt in dieſem Jahr? Wenn der Bauer das Erntedankfeſt feiert, iſt es für Induſtrie und Großhandel bereits Weihnachten, zu Neu⸗ jahr aber ſchon beinahe wieder Oſtern. Eine verkehrte Welt, in der doch Hunderttauſende leben. Spielzeug, das auf dem internationalen wie deutſchen Weihnachtsmarkt eine ſo große Rolle ſpielt, iſt hauptſächlich ein Maſſen⸗ artikel. Der Großhändler hat daher vielfach ſchon ſeine Beſtellungen auf der Leipziger Herbſtmeſſe gemacht und darf ſich glücklich ſchätzen, wenn er mit ſicherem Inſtinkt die kommenden Ereigniſſe rechtzeitig vorausgeſehen hat. Ueber 20 000 verſchiedene Artikel werden in den Lagern der Spielwaren⸗Großhandlungen manchmal geführt. Oft handelt es ſich allerdings nur um Pfennigware, bei der nur ein großer Abſatz einen entſprechenden Gewinn ge⸗ währleiſtet. Dafür gibt es jedoch auch in dieſer Branche keine Ladenhüter. Von jeher war das Spielzeug, ein Spiegelbild ſeiner Zeit, von hoher kulturgeſchichtlicher Bedeutung. Was die Menſchheit jeweils bewegte und in Atem hielt, kam in ihm zum Ausdruck. Auch in unſeren Tagen iſt dies nicht anders. Wie ſollten ſonſt ein„LZ. 129“ und originaltreue elektriſch betriebene Reichsautobahnen in Miniaturaus⸗ gaben, auf denen ſich kleine Rennwagen tummeln, gewer⸗ tet werden? Eine weitere intereſſante Neuheit auf dem Weihnachtsmarkt ſtellt ein ſeinem großen Vorbild genau nachgeahmter Kinder⸗Lautſprecher dar, der an jeden Radio⸗ apparat angeſchloſſen werden kann. Als Spielzeugfiguren mit Uhrwerk treten ſchließlich„Vater und Sohn“, die be⸗ kannten Witzfiguren aus einer großen deutſchen Illuſtrier⸗ ten, in Erſcheinung. Außerdem gibt es noch Spielzeug⸗ autos mit dazugehörigem Wohnwagen, ohne den ſich ein moderner Nomade das Leben nicht mehr denken kann. England und Amerika, die Hauptabnehmer deutſcher Spiel⸗ waren, zeigen großes Intereſſe an dieſen techniſchen Neuerungen, ſofern ſie das unvermeidliche„Made in Ger⸗ many“ tragen. Nur in dieſer Kennzeichnung erblickt der Ausländer eine Gewähr für deutſche Qualitätsarbeit. Erfreulicherweiſe faſt ausgemerzt iſt der Kitſch im Spielzeug. Faſt jeder Gegenſtand entſpricht irgendwie der Wirklichkeit, die Puppen, Figuren und Stofftiere erman⸗ geln der unnatürlichen, verkrampften Haltung, die früher ſo oft anzutreffen war, und der ſchreiend bunte Anſtrich vieler Spielwaren iſt naturgetreuer Färbung gewichen. Man kann dies am beſten an den Kriegsfahrzeugen feſt⸗ ſtellen, die genau dieſelbe gelbgrüne Deckfärbung gegen Fliegerſicht wie die motoriſterten Einheiten unſerer jun⸗ gen Wehrmacht haben. Unter den Weihnachtspuppen verdient eine beſonderer Erwähnung, die mit einem außergewöhnlich biegſamen Bleidraht als Rückgrat ausgerüſtet iſt. Die Puppe iſt hier⸗ durch nahezu unverwüſtlich und kann die tollſten Verren⸗ kungen vollführen. Im übrigen gibt es jetzt ſogar„Mode⸗ kleider“ für Puppen von der Stange. Ihre Länge ſchwankt zwiſchen zehn und ſiebzig Zentimetern und verteilt ſich auf über ein Dutzend Größen. Namhafte Modekünſtler waren monatelang an der Arbeit, die kleinen Damen nach dem neueſten Stil zu kleiden. Selbſt in den Geſellſchafts⸗ ſpielen iſt der Zeit Rechnung getragen. So trifft man jetzt, ſchon im Vorjahre auch, wieder Geſellſchaftsſpiele, die erſt kürzlich erſchienene neue Filme zum Unterhal⸗ tungsgegenſtand haben. Natürlich ſollen auch die„Großen“ ihre Weihnachts⸗ freude haben. Das Feſt bringt ihnen außer einem Tannen⸗ baumſtänder mit Waſſerfüllung, in dem der Baum lange Zeit friſch gehalten werden kann, diesmal zahlreiche prak⸗ tiſche Gegenſtände zum täglichen Gebrauch. Es ſei hier nur ein neuer Klingenſchärfer aus federndem Stahlblech ge⸗ nannt, durch den den Herren der Schöpfung das Raſieren bedeutend erleichtert wird. Abgenutzte Klingen aber ſoll man jetzt mit einem neuen handlichen Apparat in viele kleine andere Werkzeuge umwandeln können. Schließlich ſeien noch eine Aktentaſche mit Reißverſchluß, ein Schnur⸗ ſpanner für das Bügeleiſen und ein Salzſtreuer mit neu⸗ artigem Verſchluß als praktiſche Geſchenke erwähnt. Wie man aus Fachkreiſen hört, hat ſich das Verkaufsgeſchäft bisher ſchon recht gut angelaſſen. Nächſt dem Ausland kommen als erſte Kunden die Landleute, dann folgen die Bewohner der Klein- und Mittelſtädte, und ſchließlich deckt auch der wähleriſche Großſtädter ſeinen Bedarf. Befreiung der badiſchen Bauern aus der Leibeigenſchaft. In früheren Zeiten lebten unſere Bauern nicht als freie Männer auf ihrer Scholle, konnten nicht ſäen und ernten was ſie wollten, ſondern ſie waren auf Gedeih und Verderb der Herrſchaft verpflichtet. Ein unwürdiger Zuſtand, dem durch eine Verordnung Markgraf Karl Fried⸗ rich von Baden im Jahre 1783 ein Ende bereitete, indem er die Leibeigenſchaft aufhob. Endgültig wurde dieſen un⸗ würdigen Zuſtänden in den deutſchen Ländern— und auch in Baden— erſt zu Beginn des letzten Jahrhunderts ein Ende gemacht. Was verſtand man nun unter Leibeigenſchaft? Ein ſolcher Mann konnte kein freies Mädchen ehelichen, ſon⸗ dern er durfte nur eine Leibeigene freien. Vor allem: die Kinder aus einer ſolchen Ehe waren wiederum Leib⸗ eigene. Dieſe Leute bekamen von der Grundherrſchaft den Boden zur Bewirtſchaftung zugeteilt und hatten neben der Abgabe eines gewiſſen Prozentſatzes der Ernte und des Viehes für die Grundherrſchaft noch außerdem Dienſt⸗ leiſtungen ohne Bezahlung zu tun. Wenn wir dieſes Ver⸗ hältnis mit den ſonſtigen damaligen Zuſtänden vergleichen, ſo war es, falls es von der Herrſchaft nicht ausgenützt wurde, durchaus nicht drückend. Der deutſche Bauer des 13. und 14. Jahrhunderts brachte es bei kluger Bewirt⸗ ſchaftung des ihm anvertrauten Bodens zu für die damalige Zeit anſehnlichem Wohlſtand. Die folgenden Jahrhunderte brachten aber eine Verſchiebung der Zuſtände, die Abgaben und die Dienſtleiſtungen wurden ſo bedeutend erhöht, daß der Bauer ſie oft überhaupt nicht erfüllen konnte. Die Unzufriedenheit unter den Bauern ſtieg immer höher und führte zu offenem Aufſtand, deren Höhepunkt die Bauern⸗ kriege zu Beginn des 16. Jahrhunderts waren. Die Bauernaufſtände brachen zuſammen, und die Lage wurde noch ſchwieriger. Der unfreie Bauer hatte kein Be⸗ ſtimmungsrecht mehr über ſich und ſeine Familie und oft kam es vor, daß er ſeine eigene Ernte nicht richtig bergen konnte, da er mit ſeinen Geſpannen Frondienſte für die Grundherrſchaft verrichten mußte. Außer den verſchiedenen„Zehnten“, die ſich auf o ziemlich alles bezogen, was es auf einem Bauernhof geben kann, vom Korn bis zum Geflügel und den Eiern, hatte der Bauer noch eine große Anzahl Sonderabgaben. Bei einem Sterbefall, bei einer Hochzeit, bei einer Kindstaufe — immer hatte er irgend eine Abgabe zu leiſten, anſtatt umgekehrt. Wollte er etwas verkaufen, mußte er es zuerſt der Herrſchaft anbieten, mit dem ihm vorgeſchlagenen Ver⸗ kaufspreiſe mußte er einverſtanden ſein. In Kriegszeiten war der Bauer wehr⸗ und ſchutzlos den Uebergriffen der Soldatenhorden ausgeliefert, die ſich an allem vergriffen, nicht nur an Geld und Gut. Trotz allem hing der Bauer zäh an ſeiner Scholle und ſeinem Land. In Baden war es noch nicht am ſchlimmſten, in anderen Gegenden hatte er noch mehr zu leiden. Heute ſitzt der Bauer frei auf ſeiner Scholle und hat die Gewißheit, ein lebenswichtiger Faktor der deutſchen Volksgemeinſchaft zu ſein. Vorbei iſt der Schrecken und Gram, unter dem ſeine Vorfahren zu leiden hatten. Handelstei Behauptet Die Haltung am Aktienmarkt war am Wochenende freundlich. Bei ruhigem Geſchäft waren die Kurſe im allge⸗ meinen behauptet. Die Farbenaktie erfuhr eine leichte Beſſe⸗ rung. Kaliwerte ſetzten ihre Erholung weiter fort. Berliner Kraft und Licht, Bayeriſche Motoren, Feldmühle und Reichs⸗ bankanteile waren rückgängig. Am Rentenmarkt erfuhr die Altbeſitzanleihe eine Befeſtigung auf 132. Reichsbahnvor⸗ zugsaktien gaben um 0,25 Prozent nach. Am Deviſenmarkt konnte der Dollar ſeine Befeſti⸗ gung nicht behaupten. Der franzöſiſche Franken dagegen erwies lich weiterhin als widerſtandsfähig. * Sonne: A.: 748, U.: 15.49; Mond: A.; 7.18, U.: 15.29 N—* Gebote für Tierhalter Tierhaltung bedeutet die Uebernahme wichtiger Pflich⸗ ten. Dieſe werden in dem neuen Reichs⸗Tierſchutz⸗-Kalender 115 1938 folgendermaßen formuliert: 5 3 1 1 11 keine Gand wenn du nicht wirkliche Liebe zu ihnen haſt, denn ſie benötigen Pflege zu ihrem Gedeißen„0 Wohlbefinden.„%%% 2. Halte keine Tiere, bevor du dich über ihre Eigenart und ihre Bedürfniſſe, ihre Seelenregungen, kurz, ihre Lebens⸗ und Wohlſeinsbedingungen gründlich unterrichtet haſt. Sie vergelten dir dein Verſtändnts tauſendfach. 1 3. Halte keine Tiere, wenn du nicht ſoviel Zeit haſt ihre .— + Ayr* 3 55 7 2 Sprache verſtehen zu lernen. Der Hund ſpricht zum Beiſpiel deutlich mik Stimme, Ohren, Schwanz, den Augen und dem ganzen Geſicht; das Kaninchen mit Ohren und Schwänzchen; der Vogel mit beſonderen Lauten in ſeiner Stimme, mit Lock, Warn-, Bitt⸗, Freude⸗ und Angſtlauten. f 4. Halte keine Tiere als Spielzeug. Junge Tiere ſind hilfs⸗ und pflegebedürftig wie Kinder. Erwachſene Tiere ſind achtunggebietend und haben ihr Eigenleben. Sie ſind Eltern 1 55 Kinder mit den gleichen Sorgengefühlen wie Menſchen⸗ eltern.. 5. Halte keine Tiere, nur um dir damit Vergnügen oder Kurzweil oder Nutzen zu verſchaffen, ſondern behandle ſie als deine Lebenskameraden, um ihnen aus Gerechtigkeit und Güte ein möglichſt angenehmes Daſein zu bereiten. Sie ver⸗ dienen es. Jedes Tier iſt gut, falls es der Menſch nicht böſe geneckt, gereizt, geärgert oder auf andere Weiſe mißtrauiſch gemacht hat. 6. Halte keine Tiere, wenn du dir nicht zur Bedingung machen willſt:„Erſt verſorge ich ſie, dann ſetze ich mich zu Tiſch, denn ſie ſind Gefangene, ich aber bin frei“. Freiheit iſt das höchſte Glück jedes Geſchöpfes. Du nimmft es dem Tier wenn du es einſperrſt. Verſchaffe allen deinen Tieren reichlich Luft, Wärme und freie Bewegung, ſonſt werden ſie krank. J. Halte keine Tiere, wenn dir mie der Gedanke kommt, womit mache ich ihnen eine beſondere Freude; einen Lecker⸗ biſſen ſollen ſie haben, eine kleine frohe Abwechſlung; denn ſie ſchätzen das genau ſo wie du. 8. Halte keine Tiere, wenn du vergeſſen willſt, daß ſie, falls ſie dir zur Nahrung dienen ſollen, ihr kurzes Leben füt dich opfern. Schon darum haben ſie ein Recht darauf, daß du ihnen durch gute Behandlung und Pflege das Leben ſo angenehm wie möglich machſt. 9. Halte keine Tiere, wenn du nicht begreifen kannſt, daß ſie oft dankbarer, treuer, anhänglicher und ehrlicher als man⸗ cher Menſch ſind, und daß ſie dir Beſchützer, Freund, Beglei⸗ ter und uneigennütziger Diener ſein können. 10. Halte nur dann Tiere, wenn du ernſtlich gewillt biſt, alle die Pflichten gegen deine Tiere gewiſſenhaft zu erfüllen, die ſie als lebendige, auch angſt⸗ und ſchmerzempfmdende Weſen von dir zu ihrem Wohlbefinden erwarten dürfen. Nimm dich der Hilfsbedürftigen an, lehre es auch deinen Nächſten; das iſt wahres Menſchentum. „Kraft durch Freude“⸗Fahrten. Vom 24. Dezember 37 bis 2. Januar 38 nach Berlin. Preis: RM. 45.—. Bahnfahrt 9 Uebernachtungen mit Frühſtück.— Preis: RM. 17.—. Nur Bahnfahrt zum Verwandtenbeſuch. Vom 29. Dezember 37 bis 4. Januar 38 nach Berlin: Preis: RM. 30.—. Bahnfahrt, 4 Uebernachtungen mit Frühſtück.— Preis: RM. 17.—. Nur Bahnfahrt. a Bei dieſer Reiſe kann die Ausſtellung„Grüner Walde und das Internationale Reit⸗ und Fahrturnier beſucht wer⸗ den. Die Reiſe wird auf Veranlaſſung des Kreisamles vor allem den Mitgliedern des Reichsnährſtandes und den An⸗ gehörigen der deutſchen Reitervereine empfohlen. Da Bauern und Landwirte im Sommer kaum Zeit für Reiſen übrig haben, ſollten ſie ſich die günſtige Gelegenheit zum Beſuch der Reichshauptſtadt mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten nicht entgehen laſſen. Die Teilnehmer werden von der Fahrt beſtimmt begeiſtert ſein. Anmeldungen beim Ortswark des Kd F., K. Gehr. Zwangsverſteigerung. Dienstag, 30. November, 1937, vorm. 11 Uhr werde ich in Seckenheim an der Waaghalle gegen bare Zahlung im Vollſtreckungswege öffentlich verſteigern; 1 Schreibmaſchine, 1 Wanduhr, evt. auch f Kondi Tüchtig für Hausarbeit aushilfsweiſe, Reuoſtheim, Dürerſtraße 11. 98 Mädchen ür dauernd geſucht. torei Ries, 3 Schweine, verſchiedene Möbel. Mannheim, 27. Rovember 1937. Entlaufen junge ſchwarze Katze. Abzug, Llontenauerstr. 5 Spreng, Gerichtsvollzieher. 1 Honzener 1 herkl. Tey Es verkaufen: 1 mod prachtvoll. Herrenzimmer, Herrenzimmer⸗Lüſter, 2 Meſſingplatten, Nachtiſche. 5 1 komplette Küchen-Einrichtung Herz, Mannheim, C 8, 18, III. Anzuſehen täglich vorm. bis 2 Uhr nachm. 6 armiger pich, Matratzen, bei macht man, um dardus Nutzen zu ziehen. Wir Wir bleiben dabei. 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Dezember: Nachmittags⸗Vorſtellung, Schü⸗ lermiete A 3: Ein Maskenball. Oper von G Verdi. Anfang 14.30, Ende 17.15 Uhr.— Abends: Miete M 10 und 2. Sondermiete M 5 und für die Kulturgemeinde Mannheim, Abt. 364 bis 366: Spiel an Bord. Luſtſpiel von Axel Jvers. Anfang 20, Ende 22 Uhr. Donnerstag, 2. Dezember: Miete D 9 und 1. Sonder⸗ miete D 5: Schwarzer Peter. Eine Oper für kleine und große Leute; Muſik von Norbert Schultze. Anfang 20, Ende gegen 22.45 Uhr. iete Freitag, 3. Dezember: Miete Gag und 1. Sondermie G 5: Cavalleria ruſticana. Oper von Pietro Mascagni; hierauf: Der Bajazzo. Oper von Leon⸗ cavallo. Anfang 20, Ende gegen 22.45 Uhr. j6 Samstag, 4. Dezember: Miete H 9 und 1. ene § 5: Spaniſche Nacht. Oper von Eugen Bodart⸗ Anfang 20, Ende gegen 21.45 Uhr. 115 Sonntag, 5. Dezember: Nachmittags⸗Vorſtellung, Frei 5 Verkauf(Eintrittspreiſe 0,30 bis 3 Mark): 1 10 der Lerchengaſſe. Operette von Arno 1 Anfang 15, Ende 17.30 Uhr.— Abends: Miete 1 a und 2. Sondermiete E 5: Die Reiſe nach 5.2250 Luſtſpiel von W. Erich Schäfer. Anfang 20, Ende 22.7 Uhr.(Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Im Neuen Theater(Roſengarten): 1 785 Donnerstag, 2. Dezember: Für die Kulturgemeinde 45 wigshafen, Abt. 1 bis 3, 2 81 bie 3 43 b 1g 111 bis 112, 401 bis 404, 405 bis 406, 416 01 1 4% bis 423, 432 bis 434, 438, 451 bis 452, 601. 620: Die Reiſe nach Paris. Luſtſpiel von Erich Schäſer. Anfang 20, Ende 22.15 Uhr.