luß res ur⸗ ge fl. ſt an Nr. 324 Neckar ⸗Bote(2. Blatt) Montag, 6. Dezember 1937 Guſtav⸗Adolf⸗Nationaldenkmal Reichsminiſter Dr. Frick in Stockholm Reichsminiſter des Innern Dr. Frick hielt vor der Deutſch⸗ Schwediſchen Geſellſchaft in Stockholm einen Vortrag, in dem er ein Bild der Beziehungen zwiſchen Schweden und dem Deutſchen Reich gab und die geiſtigen Strömungen und geſchicht⸗ lichen Tatſachen darlegte, die das Werden des neuen Deutſch⸗ land beſtimmten. Reichsminiſter Dr. Frick wies u. g. darauf hin, was die Deutſchen mit den Schweden verbindet. Es iſt vor allem das liebevolle Verſtändnis auf der Grundlage gemein⸗ ſamer Abſtammung, das ſich in Deutſchlands ſchwerſter Zeit, im Weltkrieg, in ſo ſchöner und edler Hilfsbereitſchaft ſchwediſcher Frauen, wie Elſa Brandſtröm, Dr. Anna Linder und anderer, und in aufrichtiger Friedensgeſinnung und Neu⸗ tralität des ſchwediſchen Volkes äußerte. Der Miniſter gedachte dann dankbar der charaktervollen Haltung der ſchwediſchen Dele⸗ gierten, Offiziere und Soldaten während des Abſtimmungs⸗ kampfes des Saarlandes. i Der Redner wies dann auf das durch die Lage bedingte Schickſal Deutſchlands im Laufe der Jahrhunderte und auf den 30 jährigen Krieg hin. Das Eingreifen Schwedens in dieſen Krieg auf dem deutſchen Feſtland war kein Krieg gegen Deutſchland. Guſtav Adolf verteidigte deutſches Geiſtesgut. Wie anders wäre ſolches möglich, ſo fuhr der Redner fort, wenn die deutſchen Menſchen jener Zeit Guſtav Adolf nicht als Geiſt von ihrem Geiſt und Blut von ihrem Blut empfunden hätten! In der Tat, die geiſtige Einheit eines gemeinſamen Glaubens und die Verwandtſchaft des gleichartigen germaniſchen Blutes haben in jener Geſchichtsepoche beider Völker einen ſo hohen Grad der gleichartigen Empfindung er⸗ zeugt, wie dies kaum jemals in einer anderen Zeit oder bei zwei anderen Völkern der Fall geweſen ſein mag. So erſcheint es mir nur als Erfüllung einer deutſchen Ehrenpflicht, jenem echt germaniſchen Heldenkönig am Orte ſeines Soldatentods bei Lützen neben der ſchon beſtehenden ein⸗ er Gedenkkapelle ein würdiges Nationaldenkmal zu er⸗ richten. Als der hierfür zuſtändige Reichsminiſter habe ich dieſen Gedanken aufgegriffen und hoffe ihn in abſehbarer Zeit auch zu verwirklichen. Dieſe Gedenkſtätte ſoll uns ein Mahnmal ſein für alle Zeiten und zeugen für die jahrhundertealten engen gei⸗ 1 155 und kulturellen Beziehungen zwiſchen unſeren beiden ölkern. Das Werden von Volk und Reich Reichsminiſter Dr. Frick wies dann auf die Entſtehung Schwedens als Großmacht hin und behandelte die geſchichtliche Entwicklung in Deutſchland von dem Zerfall bis zum Zu⸗ ſammenſchluß zum Deutſchen Reich unter Bismarck und die Auswirkungen des Weltkrieges. Der Redner erwähnte hierbei, daß das Deutſche Reich nach dem Weltkriege nicht nur ſeine Ko⸗ lonien und ſeine Stellung im Welthandel, ſondern auch ein Sechſtel ſeines Reichsgebietes verlor, und daß dieſe ungeheuren materiellen Verluſte zuſammen mit den untragbaren Kriegs⸗ tributen ſich im Lebensſtandard des deutſchen Volkes, ebenſo wie in ſeiner geiſtigen Haltung, verheerend auswirken mußten, und fuhr dann fort: Es iſt das alleinige Verdienſt des Führers und Reichs⸗ kanzlers Adolf Hitler, daß das Reich im letzten Augenblick vor dem Bolſchewismus gerettet worden iſt und heute gefeſtigter, einheitlicher und geordneter daſteht, als jemals in ſeiner Ge⸗ ſchichte. Adolf Hitler hat damit zugleich eine europäiſche Auf⸗ gabe erfüllt, denn wäre das deutſche Bollwerk gefallen, dann hätte der Bolſchewismus vor keinem anderen europäiſchen Land mehr haltgemacht. Seither iſt Deutſchland ein nationaler Ein heitsſtaat eworden, in dem es nur eine einzige, vom Willen des ganzen Volkes getragene Zentralgewalt, die Reichsregierung unter Führung Adolf Hitlers, gibt. Nach der Machtergreifung, die am 30. Januar 1933 völlig geſetzmäßig erfolgte, entwickelte ſich der Neubau des Reiches in durchaus legaler, verfaſſungsrechtlich unanfechtbarer Weiſe. Das völkiſche Erwachen des deutſchen Volkes und der ſich darauf gründende Neubau des Reiches be⸗ ruhen auf einer neuen Lebensauffaſſung des deutſchen Menſchen. An die Stelle der Demokratie der Wahlurne und der Par⸗ teien, die das deutſche Volk in den Wahlen vom 5. März und 12. November 1933 ſelbſt beſeitigte, mußte eine neue Demo⸗ kratie treten, eine Demokratie des Vertrauens zu einer ſtarken, vom Volkswohl beherrſchten, wahrhaften Führung Es iſt nichts falſcher, als dieſe ausſchließlich vom Vertrauen des ganzen Volkes getragene Führung als Regierungsdiktatur zu bezeichnen. Die nationalſozialiſtiſche Führung bedeutet nicht, daß ein Alleinherrſcher dem Volke ſeinen Willen aufzwingt, ſondern ſie bedeutet, daß der Führer dem Volle voranſchreitet und ihm den Weg in die Zukunft zeigt, und daß das Volk ihm freiwillig und im Vertrauen auf ſeine Leiſtung als ſeine Ge⸗ folgſchaft folgt. Vier Jahre Aufbauarbeit Abſchließend darf ich über das Ergebnis der unter der Leſ⸗ tung des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler geleiſteten vier Jahre Aufbauarbeit ſagen: Innerpolitiſch hat das Deutſche Reich in jeder Hin⸗ ſicht einen erfreulichen Aufſchwung genommen. Es iſt in weni⸗ gen Jahren gelungen, das Millionenheer der Erwerbsloſen zu en und die deutſchen Bauern vor dem ſicheren Untergang zu retten. Außenpolitiſch hat die Regierung Adolf Hitlers die ſchmachvollen Feſſeln von Verſailles abgeſtreift und Deutſchland wieder als europäiſche Großmacht Anſehen und Geltung ver⸗ ſchafft. Durch zweiſeitige Verträge mit befreundeten Staaten hat ſie mehr zur Sicherung des Friedens beigetragen als manche kollektiven Sicherheitspakte“. Das deutſche Volk iſt ein Volk ohne Raum. Deshalb er⸗ heben wir immer lauter den Ruf nach Rückgabe der uns widerrechtlich abgenommenen Kolonien. Im zweiten Vierfahresplan haben wir uns das Ziel geſetzt, all die Rohſtoffe, die zur Aufrechterhaltung unſerer Wirtſchaft not wendig ſind, aus der eigenen Scholle und aus eigener Kraft zu gewinnen. f Wenn das Reich heute gefeſtigter als je und einheltlicher im Volkswillen und in der Führung als in irgendeiner Epoch ſeiner ne e en Geſchichle daſteht, dann iſt dieſe Leiſtung das Werk des Führers und Reichskanzlers, der ſeinem Volk den Glauben au ſeine eigene Kraft wiedergab, nicht nur für das Reich, ſondern für die Ziviliſation aller Völker und für Sſcherung des Friedens Europas von unſchätz⸗ barem Nutzen. f 5 l Die nationalſozialiſtiſche Idee wird von allen Deu die Kraft 9 die das Deutſche Reich zu ſeiner Adna nötig hatte, aber wir ſind auch der Anſicht, daß der N 8 ſalismus keine Exportware iſt. Die im Auslan 5 820 deutſchen Reichs angehört en, die ſich der N. ſozialiſtiſchen Bewegung angeſchloſſen haben, fühlen 5 1 8 mehr als je zuvor verpflichtet, ſich in die inneren Verhä 7510 ihres Gaſtlandes in keiner Weiſe einzumengen. Wir alle 577 5 der Zuſammenarbeit, der Verſtändigung und dem Frieden enen! N 2 für Arbaitsb 7 22 4 Sele Ländliche Kreditgenoſſenſchaften helfen die Erzeugungsſchlacht ſchlagen. Von A. W. Trumpf. Bekanntlich darf der Erbhof bei Aufnahme von Leih⸗ geld im allgemeinen nicht mehr mit Hypotheken belaſtet ver do Y 1 hoi 8 Hor 55 7570 4 werden. Damit ſcheiden als Geldgeber die Kreditinſtitute aus. die bei der Kredithergabe auf dingliche Sicherung angewieſen ſind. Andererſeits braucht der Hof, wenn er intenſiver wirtſchaften ſoll, mannigfachen Betriebskredit. Netz das das Blick⸗ der bäuer⸗ chen Erſparniſſe und Hergabe von Krediten an Dorf⸗ genoſſen in achtzigjähriger Arbeit unermeßlichen Segen auf dem Lande ſtiften können. Durch ihre genaue Kenntnis Finanzierung der Er⸗ So ſtieg in der Zeit vom 1. 1. 1934 bis 30, 6. 1937 die Zahl der Sparkonten um 31 v. H. auf 4 232 132; die Höhe der Spareinlagen um 42 v. H. auf RM. 2091 224 000.— Die verſtärkte Ausrüſtung der Raiffeiſenkaſſen machte es möglich, nicht nur jeden für die Intenſivierung der Land⸗ arbeit vertretbaven Betriebskredit zu gewähren, fondeen auch jährlich über 50 Mill. dz. künſtlichen Dünger gemeinſam zu beziehen, mehr als 1200 Kartoffeldämpfkolonnen, 6600 Saat⸗ gutreinigungsanlagen und 12 000 Beizen zu beſchaffen, über 4600 Mollerei⸗ und Milchverwertungsgenoſſenſchaften ſowie 22 Flachsröſten zu errichten und damit wertvolle Beiträge zur Erzeugungsſchlacht zu leiſten. 5 Den Höhepunkt in der Werbung um die Steigerung der Einlagen und damit der Leiſtungsfähigkeit bildet all⸗ jährlich der Nationale Spartag. Auf das Ergebnis des 29. Oktober 1937 können die Raiffeiſenkaſſen mit Recht ſtolz ſein: 698 900 Einzahler brachten an dieſem Tage 27 296 034.— Reichsmark Spareinlagen zu ihren Kaſſen. Jeder 6. Sparer ſuchte eine Raifſfeiſenkaſſe auf; das Ergebnis des Nationalen Spartages 1986 wurde in der Zahl der Einzahler um 46,7 v. H., in der Höhe der Einzahlungen um 38,1 v. H. übertroffen. Dieſe Vertrauenskundgebung ihrer Sparer er⸗ mutigt die Raiffeiſenkaſſen, in der Finanzierung der Er⸗ zeugungsſchlacht weiterhin nach Kräfte ihre Pflicht zu tun. Die Straßenverkehrsunfälle in Baden. Im Monat Oktober 1937 kamen beim Badiſchen Stati⸗ ſtiſchen Landesamt im ganzen 1056 Straßenverkehrsunfälle zur Meldung. Ihre Zahl hat ſich gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres nur unweſentlich(um 31 Unfälle), 1 die der Unfälle, an denen Kraftfahrzeuge beteiligt waren, dagegen weſentlich ſtärker(von 926 auf 983) erhöht. Dieſe Erhöhung dürfte mit der Zunahme der im Verkehr befind⸗ lichen Kraftfahrzeuge zuſammenhängen. Trotzdem iſt erfreu⸗ licherweiſe wiederum eine Verminderung der Zahl der ſchwe⸗ ren Unfälle feſtzuſtellen; denn während im Oktober vergan⸗ genen Jahres noch 37 Unfallgetötete zu beklagen waren, ging ihre Zahl im diesjährigen Monat Oktober auf 28 zurück. Da⸗ gegen hat ſich die Zahl der bei Verkehrsunfällen verletzten Perſonen nicht unweſentlich, nämlich von 686 auf 749 erhöht. Unter den 2011 an den Straßenverkehrsunfällen bebeiligten Verkehrsteilnehmern befanden ſich allein 1402 Kraftfahr⸗ zeuge, darunter 648 Perſonenkraftwagen, 397 Krafträder, 270 Liefer⸗ und Laſtkraftwagen, 41 Zugmaſchinen, 34 Kraft⸗ omnibuſſe uſw. Verglichen mit dem Vorjahr iſt die Zahl der unfallbeteiligten Liefer⸗ und Laſtkraftwagen etwas(um 23), die der Krafträder jedoch ganz weſentlich(um 78 oder um 24,5 Prozent) geſtiegen, wobei wiederum die Kleinkraft⸗ räder die ſtärkſte Zunahme aufweiſen. Die Zahl der übrigen an den Anfällen beteiligten Verkehrsteilnehmer iſt gegenüber dem Vorjahr faſt durchweg zurückgegangen, und zwar die Zahl der Radfahrer von 334 auf 325, die Zahl der Fuß⸗ gänger von 175 auf 142, die Zahl der beſpannten Fuhr⸗ werke von 84 auf 83 uſw. In 793 Fällen(im Vorjahr in 765) trug ein Kraftfahrzeug bezw. deſſen Führer die Schuld am Anfall, in 150 Fällen traf den Radfahrer die Verantwortung, in 83 den Fußgänger. Groß war auch die Zahl der ſonſtigen Urſachen; ſo war in 70 Fällen die Urſache des Unfalls in dem ſchlechten Zuſtand der Fahrbahn zu ſuchen(Glätte, Schlüpfrigkeit) und in 32 Fällen in ſkarkem Nebel 5 Förderung des Volkswohnungsbaues Weitere 43 Millionen Reichsmark bereitgeſtellt. Zur Behebung der Wohnungsnot der minderbemittel— ten werktätigen Volksgenoſſen hat der Reichs- und Preußi⸗ ſche Arbeitsminiſter, wie bekannt, im Jahre 1935 den Ba u von Volkswohnungen in die Wege geleitet. Die Maßnahme iſt ſehr gut fortgeſchritten. Um die Erſtellung ſolcher Wohnungen noch ſtärker zu beleben, hat der Mi⸗ niſter in den Beſtimmungen über die Förderung dieſer Bauvorhaben mit Reichsmitteln kürzlich weitgehende Vergünſtigungen und Vereinfachungen zugelaſſen, die ſich in der Hauptſache auf eine Ermäßigung des Zins⸗ ſatzes und eine Erhöhung des Reichsdarlehns ſowie auf die Grenze der Herſtellungskoſten beziehen. Für Volks⸗ genoſſen mit geringem Einkommen, beſonders in Not⸗ und Grenzgebieten, und für Anderreiche Familien iſt die Zins⸗ ermäßigung beſonders weitgehend. Dieſe Erleichterungen haben zu einer ſtarken Zunahme der Wohnbautätigkeit auch außerhalb des Vieriahresplanes geführt Der Reichs- und Preußiſche Arbeitsminiſter hat daher nunmehr erneut 43 Millionen RM. zur Förderung des Volkswohnungsbaues auf die Bewilligungsbehörden ver⸗ teilt. Damit ſind für dieſe Maßnahme bisher insgeſamt rund 130 Millionen RM. zur Verfügung geſtellt worden. Der größte Luft hafen der Welt Richtfeſt des neuen Flughafens Tempelhof. Berlin, 6. Dezember. In Anweſenheit des Reichsluftfahrtminiſters, General⸗ oberſt Hermann Göring, fand das Richtfeſt des neu erſtehen⸗ den Berliner Flughafens ſtatt, der nach ſeiner Fertigſtellung im nächſten Jahre der modernſte Luftbahnhof der Welt ſein wird. In dem rieſigen Vorhof, durch den der in Berlin an⸗ kommende Luftgaſt die Weltſtadt Berlin betreten wird, hat⸗ ten ſich neben den am Bau beteiligten Arbeitskameraden zahl⸗ reiche Ehrengäſte eingefunden, um an der Richtfeier teilzuneh⸗ men. Die Generalität der Luftwaffe und die Amtschefs des Reichsluftfahrtminiſteriums waren vollzählig erſchienen. Ferner ſah man Vertreter der übrigen Wehrmachtsteile, Vertreter der Reichs⸗ und ſtädtiſchen Behörden, der Partei ünd aller ihrer Gliederungen. 5 Die Feierſtunde des Richtfeſtes begann mit einer kurzen Anſprache des Architekten Prof. Dr. ing. Sagebiel, der für die treue Hilfe aller, die am Werk ſchafften, dankte. Stadtpräſident Dr. Lippert betonte, die Stadt Ber⸗ lin ſei ſich bewußt, daß die Tatſache, den größten Lufthafen der Welt in ihren Mauern zu beherbergen, auch verpflichte. Nach dem Richtſpruch des Zimmerpoliers, der auf die glückliche Vollendung des Baues in traditioneller Weiſe ſein Glas leerte und es auf dem Baugrund zerſchellen ließ, wurde unter den Klängen des Chorals„Nun danket alle Gott“ der große Richtkranz langſam emporgewunden und auf der ſtol⸗ zen Höhe des Quergebäudes angebracht. Reichsluftfahrtminiſter Generaloberſt Göring leitete ſeine Anſprache beim Richtfeſt des Neubaues des Flug⸗ hafens Tempelhof mit Worten des Dankes ein.„An dieſem ſtolzen Tage erfüllt uns ein tiefer Dank gegenüber dem Herr⸗ gott, der dieſem Werke ſeinen Segen gab; ein tiefer Dank gegenüber dem Führer, der dadurch, daß er das gewaltige Bauwerk des neuen Meiches ſchuf, auch dieſen Bau ermög⸗ lichte. Mein Dank aber gilt vor allem auch Euch, die Ihr an dieſem Bau geſchaffen habt, gilt in hervorragendem Maße Profeſſor Sagebiel als dem Mann, der den Bau erdacht und geleitet hat.“ Der Generaloberſt gedachte ſodann mit Worten herzlichſter Teilnahme der beiden Arbeitskameraden, die in treuer Pflichterfüllung bei dem Bau ein Opfer ihrer ſchweren Arbeit wurden. In einer Minute des Schweigens ehrten die Verſammelten das Andenken dieſer braven Arbeits⸗ männer. Generaloberſt Göring bezeichnete den Neubau des Flug⸗ hafens als das ſtolze Wahrzeichen der neuen deutſchen Luft⸗ fahrt, das einzigartig in ſeiner Größe, Schönheit und Zweck⸗ mäßigkeit daſtehen werde. So werde der Lufthafen Tem⸗ pelhof ein ſtolzes Tor für den Eintritt in das Deutſche Reich ſein.„Welch ein Mut, welch ein Glaube und welch ein gewaltiges Vertrauen“, ſo rief Generaloberſt Göring aus, „ſind notwendig, um ſolche Bauwerke zu ſchaffen! Nur ein wahrhaft kühner Geiſt vermag ſolche Bauten zu planen und zu errichten. In ihnen liegt ein gewaltiges Bekenntnis zur Ewigkeit unſeres Reiches. Wenn wir alle nicht mehr ſein wer⸗ den, dann ragen immer noch dieſe Bauten, dann ſprechen dieſe Steine und Quadern von einer großen Zeit, da ein ohnmächtiges und ſchwaches Volk wieder ſtark wurde.“ Generaloberſt Göring ſchilderte im großen Umriß das Werden unſerer Luftfahrt und Luftwaffe. Er würdigte dabei den gewaltigen Anteil, den die deutſche Arbeiterſchaft an der Durchführung der großen Aufgaben unſerer Zeit habe.„Ich weiß“, ſo rief Generaloberſt Göring den Bauarbeitern zu, „daß gerade Ihr, die deutſchen Arbeiter, es ſeid, auf die ich vertrauen muß und die mir helfen müſſen, damit das Werk des Vierjahresplanes gelingt. Und es war daher nur ein be⸗ ſcheidener Dank, wenn ich auf Vorſchlag des Reichsarbeits⸗ miniſters verfügt habe, daß nun auch die Feiertage entlohnt werden ſollen. Aber auch hierbei werden wir nicht ſtehen blei⸗ ben, ſondern immer weiter gehen in der Fürſorge für den ſchaffenden deutſchen Arbeiter.“ Richtfeſt auf dem größ⸗ ten Flughafen der Welt. Oben: Geſamtüberſicht des neuen Flughafens Tempelhof(Modell).— Unten: Die neuen Ge⸗ bäude auf dem Flug⸗ hafengelände, eren Richtfeſt in Anweſen⸗ heit des Reichsminiſters der Luftfahrt, General⸗ oberſt Göring, erfolgt. Weltbild(M). 5 ——— Sport und Spie Fußball Tſchammerpokal⸗Vorſchlußrunde: Erfurt: Schalke 04— SV. Waldhof 2 Hannover: Fortuna Düſſeldorf— Dresdner SC. 5:2 Reichsbundpokal⸗Vorrunde: Köln: Mittelrhein— Bayern 125 Meiſterſchaftsſpiele: Gau Heſſen: Spielverein Kaſſel— Boruſſia Fulda 21 Germania Fulda— Sport Kaſſel 2˙0 FC. 93 Hanau— SC. 03 Kaſſel 01 Heſſen Hersfeld— VfB. Großauheim 272 Gau Süd weſt: Boruſſia Neunkirchen— Kickers Offenbach 252 FSV. Frankfurt— Wormatia Worms 138 SV. Wiesbaden— 1. FC. Kaiſerslautern 22 FV. Saarbrücken— FK. Pirmaſens 825 Gau Baden: Freiburger FC.— 1. FC. Pforzheim 0·⁰ Phönix Karlsruhe— Germania Brötzingen 3 SVg. Sandhofen— Vf. Neckarau 1·0 Gau Württemberg: 1. SSV. Alm— VfB. Stuttgart 1 510 Union Böckingen— VfR. Schwenningen 3:0 FV. Zuffenhauſen— Ulmer FV. 94 2 Sfr. Stuttgart— SC. Stuttgart 0˙3 Gau Bayern: VfB. Ingolſtadt— SVg. Fürth 83 Freundſchaftsſpiele: SA.⸗Gruppe Weſtmark— Eintracht Frankfurt 8 Bayern München— Nachr.⸗Abtlg. München 5 Handbal/ Auswahlſpiel: Dresden: Sachſen— Deutſchböhmen 9:10 Meiſterſchafts ſpiele. Gau Südweſt: e 98 Darmſtadt— MS. Darmſtadt 5:6 Polizei Frankfurt— FSV. Frankfurt 4:2 VfR. Schwanheim— TSV. Herrnsheim 2211 TSG. 61 Ludwigshafen— Dor“. Haßloch 7:6 Gau Baden: 151 SV. Waldhof— TV. Not 10˙2 Gau Württemberg: 5 TSV. Schnaitheim— TV. Altenſtadt 4:11 Stuttgarter Kickers— TSV. Süßen 10:6 Tgſ. Stuttgart— TV. Cannſtatt 13:4 Eßlinger TSV.— TV. Urach 478 KSV. Zuffenhauſen— Tſchft. Göppingen 976 Wehrmacht— MTS. Leipzig(Geſ.⸗Sp.) 5:19 Gau Bayern: TV. 1860 Fürth— Sg. Fürth 3:4 TV. Milbertshofen— Poſt⸗SB. München 4.10 Polizei Nürnberg— 1860 München 5:6 Tad. Landshut— 1. FC. Nürnberg 6:10 Bamberger Reiter— 1. Fe. Bamberg 128 Mit Glück für Schalke.— Schalke 04— SV. Waldhof 21. Das Erfurter Vorſchlußrundentreffen um den Tſchammer⸗ Fußball⸗Pokal zwiſchen dem badiſchen Meiſter SV. Waldhof Fine ſelllame Begegnung 5 Roman von Lisbeth Dill. NEUNTES KAPITEI. Die Stadt hatte ſich geleert, die Univerſität war ge⸗ ſchloſſen. Bothmer beurlaubte die Schweſtern, die Oberin war verreiſt, die Aſſiſtenzärzte gingen abwechſelnd fort, der Oberarzt war auf Urlaub, nur der Chef blieb da. Er hätte eine wichtige Arbeit vor, hieß es. In der Klinit war eben wenig zu tun. Im Sommer ſind die meiſten Leute geſund. Er hätte jetzt gut fortgehen können, jeder wunderte ſich. Die Leute im Hauſe fingen an, ſich auf⸗ zulehnen. „Werden gnädige Frau denn dieſes Jahr gar nicht fortgehen?“ fragte Stroh. „Ich weiß es noch nicht, Stroh“, ſagte ſie. Bothmer wollte nicht fort. Er ſagte, er fühle ſich gerade jetzt ſehr wohl in der leeren Stadt, ohne Kollegen und ohne Studenten. Die ruhige Stadt war ihm angenehm Auf ſeinen abendlichen Spaziergängen in die Heide traf man keinen Menſchen. Er mußte ſeine Arbeit für ein Handbuch fertigmachen. Sein Verleger mahnte ihn, die Arbeit ſollte vor den Ferien abgeliefert ſein. Wenn der Beitrag jetzt nicht käme, ſchrieb der Verleger, könne das Buch nicht erſcheinen. Er hätte jetzt endlich Zeit dazu gehabt, abe; eine Gedanken waren nicht bei der Sache. Er verſug,« nachts zu arbeiten, aber es ging erſt recht nicht; es ſtörte in das Zwitſchern der Vögek im Garten, das Ticken der Uh auf der Diele, und er fand das was er geſchrieben hatu, einfach ſchlecht. Aber fertig werden mußte die Arbeit nun einmal. Er hatte ſie verſprochen. Eines Morgens meinte er:„Wie denkſt du darüber, Nelly, wenn wir doch irgendwohin gingen? In eine ruhige, einſame Landſchaft in der Nähe, in den Harz?“ Sie war ſofort dazu bereit und traf ihre Vorberei⸗ tungen. Sie packten ihre Koffer und reiſten nach Braun⸗ lage. Sie fanden eine gute, am Wald gelegene Penſion. Eine reine, kräftige Waldluft wehte hier. Bothmer hatte ein ruhiges Zimmer mit Holzbalkon und begann ſchon am erſten Tage mit ſeiner Arbeit. Er ſchrieb ſie von An⸗ fang an ganz neu. Er war wie verwandelt. Er kam mit der Arbeit gut vorwärts, und wenn ſie durch den Wald gingen, ſprach er mit ihr darüber, wie ſonſt. Nelly atmete auf. 8 5. f und dem deutſchen Meiſter Fc. Schalke 04 ſah die„Knappen“ app und mit etwas Glück mit 2:1 erfolgrefch, wobei das Ergebnis ſchon bei der Pauſe feſtſtand. In der Mitteldeul⸗ ſchen Kampfbahn hatten ſich knapp 40 000 Zuſchauer einge⸗ funden, die allerdings mit dem Spiel nicht ganz zufrieden waren, denn ſie erlebten einen wirklichen Pokalkampf, mit all' ſeinen Nebenerſcheinungen und der rauhen Gangart, die zuerſt von Schalke angeſchlagen wurde, dann aber von Wald⸗ hof übernommen wurde. Der Boden war ſchwer von dem voraufgegangenen Regen der Vortage. 12:2 Ecken ſprechen für den SV. Waldhof eine beredte Sprache. Das erſte Tor fiel in der 25. Minute, als der Schalker Angriff Waldhofs Verteidigung nach rechts gezogen hatte, ſodaß Linksaußen Mecke frei zum Torſchuß kam. Zehn Minuten ſpäter ſetzte ſich Schneider geſchickt durch, täuſchte die„Knappen“⸗Deckung und Sifflings Schuß ging unhaltbar unter die Latte. Kurz vor der Pauſe fiel dann die Entſcheidung, als Kallwitzki ungehindert einſchieſen konnte. Pörtgen ſoll hier allerdings bedenklich abſeits geſtanden haben. Nach der Pauſe änderte ſich an dem Ergebnis nichts mehr. An allen Geräten überlegen Deutſchlands Kunſtturner beſiegen Angarn mit 287,85:282,05 Punkten. Nicht allein der Sieg unſerer Kunſtturner über Ungarns Spitzenklaſſe war wertvoll, ſondern allein die Tatſache, daß Deutſchlands Turnkunſt an allen Geräten triumphierte. Der zweite Länderkampf zwiſchen Deutſchland und Ungarn, der am Sonntag mittag im Städtiſchen Theater zu Budapeſt vor 4000 Turnfreunden ausgetragen wurde, endete mit dem Siege der Deutſchen mit 287,85 Punkten gegen 282,05 Punkte der Ungarn. Beſter Einzelturner war Innozenz Stangl, der mit 48,55 Punkten ſelbſt noch Konrad Frey (48,30) und Alfred Schwarzmann(48) hinter ſich ließ. Un⸗ garns Spitzenturner Gabriel Kecskemeti und Franz Beckert folgten mit je 4/95 Punkten vor Toth(Ungarn) mit 47,15 Punkten. Die Bedeutung der Veranſtaltung wurde durch die An⸗ weſenheit des Reichsverweſers Admiral von Horthy unkerſtri⸗ chen, der auch die Schirmherrſchaft übernommen hatte. An allen Geräten, ſelbſt an den Ringen, ſicherte ſich Deutſchland jeweils einen kleinen Vorſprung, lediglich in den Freiübungen erhielten beide Mannſchaften mit Wertungsziffer 57 die gleiche Punktzahl. Gegelflug bei jedem Weiter Möglichkeit neuer Rekordleiſtungen. Auf einem Vortragsabend der Liltenthal⸗Geſellſchaft für Luftfahrtforſchung ſprach der Leiter des Deutſchen Forſchungs⸗ Inſtituts für Segelflug in Darmſtadt, Prof. Dr Georgi über die Möglichkeiten und Vorausſetzungen weiterer Rekord⸗ leiſtungen des Segelflugzeuges. Die alten Segelflüge hätten die Leiſtungsmöglichkeiten des deutſchen Segelflugzeuges und 55 Einſatzbereitſchaft der deutſchen Segelflieger glänzend be⸗ vieſen Eine Steigerung der Streckenleiſtung, die mit 503 Kilo⸗ metern ſeit 1935 noch nicht überboten worden ſei, und der Höhenleiſtung, die jetzt bei 6000 Metern liege, ſei möglich unter der Vorausſetzung, daß dem beſten Flieger das beſte Segel⸗ flugzeug gegeben werde. Durch die Bremsklappe ſei bereits erreicht worden, Wolken— ſegelflüge verhältnismäßig ſicher durchzuführen. Es ſei die Möglichkeit gegeben, durch Flug unter der Wolkenſtraße die Streckenleiſtung zu vergrößern. Unter Benutzung der Luft⸗ wellen, insbeſondere der Föhnwellen im Alpengebiet, werde man mit Benutzung des Höhenatmungsgeräts und in der Vor⸗ ausſetzung, daß das Segelflugzeug heizbar wird, Höhen von 7000 bis 8000 Meter n, vielleicht auch noch darüber, er⸗ reichen können. i e diesjährige Rhön⸗Segelflug⸗Weltbewerb zeigt, daß der Segelflieger auch unabhängig von der Wind⸗ richtung ein geſtecktes Ziel erreichen könne. Wir würden alſo in Zukunft zum Allſwwekter⸗Segelflug ko 1 3 0 1'mmen, der nicht mehr auf eine beſtimmte Wetterlage Rückſicht nehme. 8 habe ge⸗ Die erſten Tage waren ſonnig und ſchon. Bothmer war in beſter Stimmung. Bei Tiſch unterhielt er ſich mil ſeinen Nachbarn und war liebenswürdig zu den Damen Man aß an kleinen Tiſchen auf einer gedeckten Veranda, die voll blühender Blumen ſtand. Es waren nur einige Ehepaare da, ein beruhigend ſolides Publikum, das ſelbſt Ruhe ſuchte und nicht ſtörte. Von den Balkons aus hatte man eine weite Ausſicht auf die ſchönen Wälder. Auch ihr tat dieſe Ruhe wohl und ihr Herz beruhigte ſich hier oben. Sie ſammelte Pilze und Blumen, ſchrieb Briefe und las auf ihrem Liegeſtuhl engliſche Geſchichte. Dann ſchlug das Wetter plötzlich um. Es begann zu regnen, wie es nur im Harz regnet. Der Himmel ver⸗ düſterte ſich, des Morgens peitſchte ſchon der Regen die Tannen vor dem Fenſter, er plätſcherte vom Dach und gluckſte aus den Dachrinnen, der Garten ſchwamm und der Wald troff. Die Welt ſah grau und troſtlos aus. Die Gäſte der Penſion„Waldesruh“ beklopften den Barometer, ohne daß er ſtieg; die Damen ſaßen, in warme Schals ge⸗ hüllt, auf der Veranda und machten Handarbeiten oder ſchrieben Briefe auf ihren Zimmern. Frau Nelly wanderte tapfer mit ihrem Mann durch den triefenden Wald. Sie kamen naßgeregnet heim. „Das geht vorbei“, tröſtete die Wirtin die frierenden Sommergäſte. Aber der Regen ließ nicht nach. Es regnete Tag und Nacht. An manchen Tagen konnte man nicht vor die Tür gehen, ſo ſtürmte es. „Um ſo beſſer für meine Arbeit“, meinte Bothmer. Umgeben von regenrauſchenden Tannen, ſaß er auf ſeinem überdachten Balkon, eine warme Decke um die Beine, wie „Balzac in ſeiner Manſarde“, und arbeitete. Es kamen ihm ganz neue Gedanken in der Einſamkeit hier oben. Abends ſtiegen die Nebel brauend auf, man heizte bereits. In den Wäldern begegnete man nur Geſtalten in naſſen Lodenumhängen und Gummicapes. Bothmer war in ſeiner Wiſſenſchaft untergetaucht. Wenn er zu Tiſch kam, plauderte er angeregt mit ſeinen Nachbarinnen und erzählte von ſeinen Reiſen. Die Damen waren entzückt. Eine ältere Amerikanerin benutzte ſeine gute Laune, um ſich von ihm bei Tiſch ärztliche Ratſchläge geben zu laſſen. Er hörte ſie mit Geduld an. Er mußte an Mörk denken, dem ſeine Tiſchnachbarin auf einer Ge⸗ ſellſchgft ihr Leberleiden klagte und ſeinen Rat haben wollte.„Ziehen Sie ſich aus!“ ſagte Mörk. Bothmer hatte ſich keine Poſt heraufkommen laſſen, er wollte einmal„wirklich verreiſt“ ſein, keine Briefe leſen und keine Rechnungen ſehen. Die Briefe, die ihm trotzdem nachkamen, nahm er des Nachmittags auf der kleinen Poſt ſelbſt in Empfana. Es war immer derſelbe ſchmale, blaue Ver miſchtes 10 000 Dollar im Fleiſchpaket. Im Schlachthaus von Minneapolis iſt es zu einem ſeltfamen Irrtum gekommen. Die Kaſſiererin, Miß Fredericks hatte Kaſſe gemacht und die Einnahme des Tages im Betrage von 10000 Dollar in ein braunes Papier gewickelt und neben den Kaſſentiſch gelegt, um ſich inzwiſchen anzuziehen und zur Bahn zu gehen. Als ſie ſpäter bei der Bank ankam, wickelte ſie das braune Paket, das ſie neben der Kaſſe niedergelegt hatte und dort ſpäter fortnahm, aus. Statt der 10 000 Dollar fand ſie darin ein großes Stück Fleiſch. Man iſt ſich noch nicht im klaren darüber, ob Fleiſch und Geld zufällig verwechſelt worden ſind oder von einem geriſſenen Schwindler vertauſcht wurden. Fünf Briefe von Marie Antoinette. Im Hotel Drouot findet eine Verſteigerung ſtatt, wobei u. a. auch fünf echte Briefe von der Hand der unglücklichen Königin Marie Antoinette unter den Hammer kommen. Dieſe Briefe ſtam⸗ men aus der Sammlung des Marquis de Biaucourt. Für die Echtheit dieſer Briefe wird Garantie übernommen. Dieſe Garantie iſt ſehr wichtig, da in der Zeit zwiſchen 1840 und 1860 plötzlich zahlreiche Briefe der Marie An⸗ toinette auf den Markt lamen, die ſogar ihre volle Unter⸗ ſchrift trugen. Das machte die Hiſtoriker mißtrauiſch, denn Marie Antoinette hatte eigentlich nie ihre Briefe mit vollem Namen unterzeichnet. Später wurde feſtgeſtellt, daß ein Baron Feuillet des Conches die Briefe gefälſcht hatte, um ſeine große Sammlung von echten Briefen auch um dieſe ſehr ſeltenen Stücke zu bereichern, die er in echter Form nicht auftreiben konnte. Sonnenumdrehung und Unfallſtatiſtik. Es iſt ein alter Traum der Menſchheit, den Ablauf der Wetterveränderungen in gewiſſen Perioden erfaſſen zu können. So ſollte nach dem„Hundertjährigen Kalender“ ſich das Wetter wenigſtens in der Grundhaltung der Jahre in ſieben Jahren wiederholen. Die Beobachtung der Sonnenflecken, die viele Meteorologen wohl nicht ohne Grund für das irdiſche Wetter für mitverantwortlich hal— ten, vermehren ſich und vermindern ſich in einem beſtimm⸗ ten Turnus. Daß tatſächlich die Sonne— abgeſehen von allen aſtrologiſchen Spekulationen— als verantwortlicher Len⸗ ker mancher irdiſchen Geſchehniſſe angeſehen werden muß, beweiſen neuerdings die Unterſuchungen der Frankfurter Forſcher B. und F. Düll. Sie haben nämlich die Todes⸗ ſtatiſtiken eingehend ſtudiert, ſo z. B. 36 000 Todesfälle aus Kopenhagen aus fünf Jahren kalendariſch geordnet. Da⸗ bei ergab ſich deutlich, daß die Todeszahlen innerhalb einer Periode von je 27 Tagen anſtiegen und abſanken. Ganz beſonders zeigte ſich bei einzelnen Krankheiten, wie etwa Nervenleiden oder Störungen der Atmungsorgane häufig im Gefolge der 27tägigen Periode ein tödlicher Ausgang, und auch die Selbſtmordkurve folgte auffällig dieſem Turnus. Nun iſt es bekannt, daß ſich die Sonne gerade innerhalb von 27 Tagen einmal um ihre Achſe dreht. Hier liegt auch ein phyſikaliſch einwandfrei nachweis⸗ barer Zuſammenhang vor: Wer ſich je mit feineren Kom⸗ paſſen beſchäftigt hat, weiß, daß die Magnetnadel nicht nur von der genauen Nord-Süd⸗Richtung etwas abgelenkt iſt, weil ſie zum ſogenannten Magnetiſchen Pol weiſt, ſon⸗ dern, daß ſie auch oft zu tanzen und zu zittern anfängt. Das kann örtliche Urſachen in geologiſchen Störungen haben. Aber ein ſolches„Tanzen“ der Magnetnadel, wie es durch„Magnetiſche Stürme“ hervorgerufen wird, gibt es auch ebenfalls in einer 27tägigen Periode immer wie⸗ der. Das kann, wie die„Umſchau“ mitteilte, auf 48 Stationen der Erde, die ſich mit den Vorgängen im erdmagnetiſchen Feld befaſſen, feſtgeſtellt werden, Gleich⸗ zeitig, wenn der magnetiſche Tanz am ſtärkſten iſt, treten auch bei den Nervenkranken die meiſten Todesfälle ein, und in Kopenhagen vier, in Zürich zwei Tage, ſpäter erreicht die Selbſtmordkurve ihren Höhepunkt. e: Brief mit der ſchwungvollen Damenhand, von ſilbernem Siegel verſchloſſen. Ohne dieſe Briefe hätte er dieſen Aufenthalt vielleicht nicht ſolange ertragen. Solche Briefe hatte er in ſeinem Leben nur wenige bekommen, und dieſe Tage lagen ſo weit zurück, daß er ſich der Schreiberinnen kaum noch erinnerte. Seine Briefe waren lang und aus⸗ führlich. Er war ein geiſtvoller Plauderer in Briefen. Und wenn er auch mit dem Inhalt der blauen Briefe nicht immer einverſtanden war, ſie regten ihn an, wieder zu ſchreiben. Es war viel Widerſpruchsvolles darin, vieles, was er nicht verſtand, was ihm neu war, was ihn zur Entgegnung reizte, ſo daß er es als nette Abwechflung empfand, ſich ſolche Anregungen jeden Tag von der Poſt zu holen.„Wir Männer brauchen ſowas“, ſagte Mörk. „Auch wenn wir älter werden, und vielleicht gerade dann.“ Etwas Neues war in ſein Leben getreten. Beim Leſen ſtand eine kleine Fee im Mondſchein in ihrem weißen Kleid auf der ſilbernen- Heide, ſie holte ihre Zeichnungen unter dem Felsblock hervor und zeigte ſie ihm. Er hörte die Nachtigallen auf der Inſel ſchlagen. Er ging täglich abends nach der kleinen Poſtſtelle,„um den Wetterbericht zu leſen“. Der große Barometer an der Tür meldete immer gleichmäßig„Aufheiterung und leichte Regenfälle“, Es war ein höflicher Barometer, aber den Regen hielt er nicht ab. Die Bäume troffen, und der Nadelwaldboden klitſchte unter den Schuhen der Wanderer und der Himmel hing grau und tief über der Welt. Der Gutsbeſitzer aus der Uckermark meinte:„Jetzt kommt der Regen, wenn er nichts mehr nützen kann, nur damit die Kartoffeln ver⸗ faulen.“ Bothmer ertrug das ſchlechte Wetter, ohne zu klagen. Mit dieſem Zaubertrank in den Adern lebte es ſich leicht. Ich bin behext, dachte er. Der dicke, ergraute Beamte in dem kleinen Poſtamt ſchob ihm ſeinen blauen Brief immer mit einem grimmigen Blick hin. Wiſſen Sie ſchon? daß die größte Geschwindigkeit, die bisher mit Flug⸗ zeugen erreicht wurde, 709 Stundenkilometer beträgt? Dieſen Rekord ſtellte der Italiener Agello mit einem Rennflugzeug auf.