Dngapeeis Monatlich Mä. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, n der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., im Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte S. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Beruſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 3 ages und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Seckenheim. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertag Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüche Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdl Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D. ⸗A. 11. 37 1160 37. Jahrgang Heukmaldentſcher Arbeitsleiſtung Des Führers Dank an die Autobahner. Der Kameradſchaftsabend der Reichsautobahnarbeitex im Theater des Volkes in Berlin geſtaltete ſich für die Teil⸗ nehmer zu einem unvergeßlichen Erlebnis. In überaus eindrucksvollen Ausführungen legte der Führer den 2000 Männern, die in allen deutſchen Gauen an den Reichsautobahnen ſchaffen und die in dieſer Feierſtunde um den Führer verſammelt waren, Sinn, Zweck und Be⸗ deutung dieſes gewaltigen Werkes dar. Seine Worte zeugten von der tiefen inneren Anteilnahme, die den Schöpfer der Idee mit den Trägern und Geſtaltern dieſer für die Jahrhunderte beſtimmten Straßenbauten ver⸗ bindet. Dieſe Verbundenheit klang aus jedem ſeiner Worte, die aus dem Herzen kamen und zu Herzen gingen. Unter minutenlangem ſtürmiſchem Jubel gab der Führer ſeiner Freude und ſeinem Stolz über das größte Werk, das zur Zeit auf dieſer Erde geſchaffen und geſtaltet wird, Ausdruck. Er verband damit den Dank an den deutſchen Arbeiter, aus deſſen Reihen er ſelbſt hervorgegangen ſei und der immer am treueſten zu ihm geſtanden habe. Dieſes Denkmal der deutſchen Arbeits⸗ leiſtung ſei nicht nur ein Werk des deutſchen Geiſtes, ſon⸗ dern auch das Werk der deutſchen Arbeitskraft und der deutſchen Fauſt. Die Arbeiter nahmen die Anſprache des Führers mit nicht endenwollenden Kundgebungen der Treue und der Dankharkeit auf. Begeiſtert und ergriffen ſtimmten ſie in das Siegheil ein, das Reichsminiſter Dr. Goebbels auf den Führer ausbrachte. e Der Ehrenabend des deutſchen Arbeiters Noch ſtanden die Autobahnarbeiter und mit ihnen alle anderen Gäſte dieſes feſtlichen Abends unter dem Eindruck der hinreißenden und alle Herzen entfachenden Rede des Führers, da nahm wiederum im Beiſein Adolf Hitlers— der der heiteren Muſe gewidmete zweite Teil des Kameradſchaftsabends ſeinen Anfang. Ein faſt zwei⸗ tündiges erleſenes Programm war die Quelle nicht nur herzerfriſchender Heiterkeit, ſondern auch höchſten Kunſt⸗ genuſſes. Nur Erſtklaſſiges wurde geboten. Die Berliner Theater und Varietés, vor allem das Deutſche Opernhaus und die Scala, hatten ihre beſten Kräfte zur Verfügung geſtellt, und aus den einzelnen Nummern war ein Pro⸗ gramm geſtaltet worden, wie es reichhaltiger, ſprühender und mitreißender überhaupt nicht hätte erdacht werden können. Welchen ſtarken Anteil die Werkmänner des Autobahnbaues an dieſem unbeſchreiblich ſchönen und wirklich unvergeßlichen Geſchehen nahmen, zeigte der immer und immer wieder aufrauſchende Beifall, der die Künſtler grüßte und ihnen dankte Das war für alle, die dieſem Ehrenabend des deutſchen Arbeiters beiwohnen durften, das be⸗ glückendſte Erlebnis: zu erkennen und ganz unmittelbar fühlen, mit welcher Freude und mit wie großer Bereit⸗ ſchaft die Männer der Arbeit die ihnen gebotene und mit herzlicher Kameraſchaft geſpendete Kunſt empfingen. Bis zum Schluß— die Mitternachtsſtunde war ſchon überſchritten— blieb der Führer bei ſeinen Autobahn⸗ arbeitern. Der toſende Beifall, der dann noch einmal ſpontan einſetzte, als Adolf Hitler das Theater verließ, war das Zeichen innerſten, aus tiefſtem Herzen kommenden Dankes für die ſchönen Stunden, die die Einladung nach Berlin den Vertretern der Schaffen⸗ den an den Autobahnen bereitet hatte. Beſuch in der Potsdamer Garniſonkirche Den zweitauſend Gäſten von den Straßen des Füh⸗ kers brachte der zweite Tag ihres Berliner Beſuches einen Ausflug nach Potsdam. Die 67 Omnibuſſe, die gegen Mit⸗ tag dort eintrafen, füllten die ganzen Straßenzüge rings um die Garniſonkirche, die das erſte Ziel der Gäſte war. Da ſaßen nun die„Grenadiere der Arbeit“, wie Prof. Kania ſie in einer Anſprache nannte, die Schaffenden an den Straßen des Führers, Kopf an Kopf in andächtigem Schweigen zu Füßen des Sarges des großen Preußen⸗ königs, an der geweihten, vom Geiſt einer großen Ge⸗ ſchichte umrauſchten Geburtsſtätte des Dritten Reiches. Die Akkorde der Orgel, auf der ſchon Joh. Seb Bach, ge⸗ ſpielt hat, durchbrauſten das Gotteshaus. Dann gab Prof. Kania Erläuterungen, weniger über die Geſchichte der Kirche ſelbſt, als über die Tugenden, die Preußen und Deutſchland groß gemacht haben: Tapferkeit, Wahrheit, Gerechtigkeit, Weisheit.— Zum Abſchluß der Feier ſpielte der Kammervirtuoſe Müller von der Staatsoper auf der 1 5 des Königs aus einem Flötenkonzert Friedrichs des roßen. Anſchließend wurden noch mehrere andere Sehens⸗ würdigkeiten der alten Garniſonſtadt, vor allem das Schloß Sansſoueci, in Augenſchein genommen. Der Londoner amerikaniſche Bokſchafter geſlorben. 5 London, 20. Dez. Der amerikaniſche Botſchafter in Lon⸗ au, Bingham, iſt, wie aus Baltimore in USA berichtet wird, dork am Samstag nach einer Operation geſtorben. Freudiges Ereignis im Hauſe Ciano. Rom, 20. Dez. Gräfin Edda Ciano, die Gemahlin des llalieniſchen Außenminiſters und älteſte Tochter Muſſolinis, it am Samstag glückliche Mutter eines dritten Sohnes ge⸗ worden, der den ae Marzio erhalten hat.— Der Füh⸗ ker und Reichskanzler hat ſeinen telegraphiſchen Glück⸗ wunſch ausgeſprochen. 25 — Montag, den 20. Dezember 1987 — 225 Coſima Wagners 100. Geburtstag Eine Gedenkfeier in Bayreuth. Bayreuth, 20. Dezember. „In einer Feierſtunde wurde am Sonntag in der Lud⸗ wig⸗Siebert⸗Feſthalle zu Bayreuth des 100. Geburtstags Coſima Wagners gedacht. Zu dieſer Feier waren u. a. Frau Winifred Wagner, Gauleiter Wächtler, der Präſident der Reichsmuſikkammer, Profeſſor Raabe, Landeskultur⸗ walter Kolbe, ſowie Vertreter der Wehrmacht und der ſtädtiſchen Behörden erſchienen. Nach einer muſikaliſchen Einleitung Keller eine Anſprache, in der er das Wagners würdigte. Sodann hielt Frau Daniela Thode v. Bülow, die Toch⸗ ter Coſima Wagners, die Gedenkrede, in der ſie von der Ehrfurcht Coſima Wagners vor ihrer Lebensaufgabe ſprach, die in echter Hingabe an das Werk Richard Wag⸗ ners, in der gewiſſenhaften Wiedergabe des von ihm in ſei⸗ nen Werken Gewollten beſtanden habe. hielt Bürgermeiſter Andenken Coſima Adolf Hikler beſuchle die Mufter Blombergs. i Berlin, 19. Dez. Adolf Hitler ſtattete der Mutter des Reichskriegsminiſters, Frau Emma von Blomberg, in Ebers⸗ walde zu ihrem 90. Geburtsta ge einen Gratulations⸗ beſuch ab. Die Prager Verlautbarung Zur„Annäherung mit allen Nachbarländern“ bereit. Ueber die Beſprechungen des franzöſiſchen Außen⸗ miniſters Delbos mit der tſchechoſlowakiſchen Regierung wurde eine amtliche Verlautbarung ausgegeben, in der die„völlige Uebereinſtimmung der Anſichten“ der tſche⸗ choſlowakiſchen und der franzöſiſchen Regierung über ſämtliche Fragen feſtgeſtellt wird. Die Politik beider Staaten, die durch einige grundlegende und dauernde Prinzipien beherrſcht werde, die gleichzeitig durch die natürlichen Bedingungen beſtimmt und den internatio⸗ nalen Ereigniſſen angepaßt würden, bleibe dieſen gemein⸗ ſamen Prinzipien treu, die ſich bereits bewährt hätten und kñeine Möglichleit der Verſöhnung aus⸗ ſchlöſſen: Dieſe Uebereinſtimmung der Anſichten trete insbeſondere in der gemeinſamen Zuneigung der Tſche⸗ choflowakei und Frankreichs zur Genfer Entente zutage. Beide Länder, ſo heißt es in der Verlautbarung wei⸗ ter, ſind auch fernerhin überzeugt, daß der Frieden Euro⸗ pas und die Sicherheit der Völker tatſächlich und wirkſam nur durch eine allgemeine Zuſammenarbeit erreicht wer⸗ den können, die die Achtung vor den Rechten und Pflich⸗ ten jedes Staates zum Inhalt hat. Im Verlaufe der Unterredungen in Prag wurde be⸗ tont,„daß beide Regierungen in ihrer Sorge um die Er⸗ haltung des Friedens Europas bereit ſind, jede Aktion zu unterſtützen, die die Annäherung mit allen Nachbar⸗ ländern erleichtern könnte. Beide Regierungen ſind über⸗ zeugt, daß die beſtehenden Verpflichtungen kein Hinder⸗ nis für eine derartige Annäherung bilden, die vom poli⸗ tiſchen und wirtſchaftlichen Standpunkt für alle inter⸗ eſſierten Staaten und für ganz Europa vorteilhaft wäre.“ Zum Schluß wird erklärt, daß beide Staaten von der Notwendigkeit der Fortſetzung ihrer vertrauensvollen Zuſammenarbeit überzeugt ſeien. Der franzöſiſche Außenminiſter Delbos hat am Sonn⸗ abend die Rückreiſe nach Paris angetreten. Der Handelsverkehr mit Italien Ergänzende Wirtſchaftsverhandlungen. Rom, 20. Dezember. Der Miniſter des Auswärtigen Graf Ciano und der deutſche Botſchafter von Haſſell haben im Palazzo Chigi meh⸗ tere wirtſchaftliche Vereinbarungen unterzeichnet. Die Ver⸗ einbarungen ſind von dem deutſchen und dem italieniſchen Regierungsausſchuß für die Regelung der deutſch⸗italieni⸗ ſchen Wirtſchaftsbeziehungen unter Vorſitz von Miniſterial⸗ direktor Sarnow und Botſchafter Giannini während der in Rom zum Abſchluß gebrachten Tagung vorbereitet worden. Dieſe Tagung gab den Ausſchüſſen Gelegenheit, alle die beiden Länder betreffenden wirtſchaftlichen Fragen zu er⸗ örtern und eine Reihe von weiteren Erleichterungen für den Handelsverkehr vorzubereiten. Die neuen 1 Vereinbarungen finden in Rom ſtarke Beachtung. Der Direktor des„Giornale de⸗ Italia“ betont, daß der gegenwärtige Warenaustauſch im ſtändigen Wachſen begriffen sel Deutſchland nehme ſchon heute den 1 Platz im italieniſchen e ein. So belaufe ſich die italieniſche Einfuhr aus Deutſchland in den erſten ſieben Monaten des laufenden Jahres auf 1 386 000 000 Lire gegenüber 1 584 000 000 Lire für das anze Jahr 1936. Italiens Ausfuhr nach Deutſchland betrage für die gleichen Zeitabſchnitte 849 Millionen beziehungs⸗ weiſe 1 061 000 000 Lire Italien decke vor allem den größ⸗ ten Teil ſeines Bedarfs an Kohlen, an Erzeugniſſen der Schwerinduſtrie ſowie der Maſchineninduſtrie in Deutſch⸗ land das ſeinerſeits Hauptabnehmer der italieniſchen Reis⸗ und Südfrüchte⸗Ausfuhr ſei. Wichtiger aber noch als das Sichergänzen dieſer beiden eite auf die wirtſchaft⸗ liche Unabhängigkeit hinarbeitenden Staaten ſei die Tat⸗ ſache, daß zwiſchen Rom und Berlin heute der gemeinſame aufrichtige Wille beſtehe, ſich auch bei der Durchführung der Wirſſchaftsſchlacht und der Auswertung aller nationalen Hilfsquellen gegenſeitig zu unterſtützen. Dieſer Wille iſt die Beſtätigung der Feſtigkeit ſowie des aktiven Und ſolidari⸗ ſchen Geiſtes der Achſe Berlin—-Rom. . 3— erer e eee. Nr. 296 * 72 7 Frontkämpfer wünſchen den Frieden Der kriegsblinde Franzoſe Scapini ſprach in Berlin. Die aufrichtigſten und leidenſchaftlichſten Wortführer für eine deutſch⸗franzöſiſche Freundſchaft ſind die Front⸗ impfer des Weltkrieges. Ihre Stimme klingt echt, ihr Ruf nach einer Verſtändigung iſt überzeugend. Der kriegs⸗ blinde Franzoſe Georges Scapini, der dieſer Tage in Deutſchland zu Gaſt weilt, iſt einer der berufenſten Ver⸗ treter des deutſch⸗franzöſiſchen Verſtändigungsgedankens. Abgeordneter Scapini, der mit 21 Jahren an der Front ſein Augenlicht verlor, iſt Präſident des Comité France⸗ Allemagne und ſpielt im politiſchen Leben Frankreichs eine hervorragende Rolle. Daß ſeine Worte auch in Deutſchland ſtarke Beachtung finden, zeigte ein Vortrag, den Abgeordneter Scapini in der Berliner Univerſität 111 Mitgliedern der Deutſch⸗Franzöſiſchen Geſellſchaft hielt. Scapini umriß das Kriegserlebnis, das in allen Völkern den Wunſch aufkommen ließ, daß ihnen die Wiederholung dieſes Schickſals erſpart bleiben möge. Die bisherigen Methoden zur Friedensſicherung hätten ſich jedoch als Ideologien erwieſen, die in der Wirklichkeit nicht Beſtand hätten. Vielleicht ſei es überhaupt ein Irr⸗ tum geweſen, die Möglichkeiten einer europäiſchen Zu⸗ ſammenarbeit zunächſt auf dem politiſchen Gebiete zu ſuchen, da die Wirtſchaftsfragen viel beherrſchender und dringender ſeien. Für die Wirtſchaftsfragen hätte auch viel eher eine Löſung gefunden werden können. Europa, das ein ſo großes kulturelles Erbe zu verteidigen habe, müſſe ſich auch ſtärker ſeiner wirtſchaftlichen Zuſammen⸗ gehörigkeit bewußt werden. Eine Erörterung dieſer Frage ſtelle eine der fruchtbarſten Grundlagen für die deutſch⸗franzöſiſche Ausſprache dar. Wenn die beiden Völker ihr Verhältnis zueinander freundſchaftlich zu regeln verſtehen würden, ſeien auch die Wohlfahrt und der Friede Europas geſichert. Das Comité France⸗Alle⸗ magne in Frankreich vereine ſeine Bemühungen mit denen der Deutſch⸗Franzöſiſchen Geſellſchaft in Deutſchland, um, ausgehend vom Fronterlebnis, den Gedanken einer groß⸗ zügigen und kameradſchaftlichen Annäherung in alle Schichten der Bevölkerung zu tragen. Es könne ſchon fehr bedeutſame Erfolge in beiden Ländern feſtſtellen. Der Gedanke einer Verſtändigung mit Deutſchland ſei in allen Schichien des franzöſiſchen Volkes weit vor⸗ geſchritten. Scapini ſchloß ſeine mit außerordentlichem Beifall aufgenommenen, in franzöſiſcher Sprache gehaltenen Ausführungen mit folgenden deutſchen Worten:„Wir wiſſen, daß ein Konflikt zwiſchen unſeren beiden Län⸗ dern eine große Kataſtroube wäre. Wir ſind Frontkämp⸗ fer, wir ſind nicht feige. Aber wir kennen den Krieg, und wir wollen nicht, daß unſere Kinder dasſelbe erleiden müſſen. Darum wünſchen wir einen dauerhaften Frie⸗ den zwiſchen unſeren beiden Völkern.“ Anſchließend an ſeinen Vortrag begab ſich der Ab⸗ geordnete Seapini zu einem Kameradſchaftsabend der Nationalſozialiſtiſchen Kriegsopferverſorgung im Ber⸗ liner Clou, wo er von Reichskriegsopferführer Oberlind⸗ ober begrüßt wurde, und er den 3500 ehemaligen Front⸗ kämpfern der Reichshauptſtadt die Grüße ihrer franzöſi⸗ ſchen Kameraden überbrachte. Auch dem Bund der erblindeten Krieger in der NSͤi O ſtattete Seapini einen Beſuch ab. Der Bundesobmann der deutſchen Kriegsblinden, Martens, begrüßte Scapini herzlich als Kameraden und Schickſals⸗ gefährten des großen Krieges. Präſident Scapini dankte in deutſcher Sprache Die Kriegsbeſchädigten ſeien in be⸗ ſonderem Maße berufen, die Verſtändigung der Völker untereinander zu vertiefen. Wenn Frankreich und Deutſch⸗ land gemeinſam für den Frieden arbeiteten, ſo ſei der Friede Europas geſichert und die Toten des Weltkrieges ſeien nicht umſonſt gefallen. Das franzöſiſche Preisdrama Bewegte Klage im Pariſer Senat. Seit den Tagen des marxiſtiſch⸗kommuniſtiſchen Volks⸗ frontkabinetts Blum hat die wirtſchaftliche und ſoziale Lage Frankreichs eine geradezu kataſtrophale Entwicklung genommen, die von ausländiſchen Sachkennern mit ſtändig wachſender Beſorgnis verfolgt worden iſt. Nur in Frank⸗ reich ſelbſt ſchien man ſich bisher der großen Gefahr nicht bewußt zu werden. Jetzt erſt iſt die franzöſiſche Oeffent⸗ lichkeit durch eine bemerkenswerte Ausſprache im Senat auf den Ernſt der Lage aufmerkſam geworden. Aus den Ausführungen verſchiedener Redner erfuhr man, daß vom Auguſt bis November laufenden Jahres ſich die Preiſe gegenüber dem gleichen Zeitraum 1935 um 60 bis 80 v. H. erhöht haben, daß die Beſtellungen um 30 v. H. zurückgegangen ſind— alles Beweiſe für die ver⸗ minderte Kaufkraft der Bevölkerung, die gleichzeitig durch⸗ weg zu den geringeren Qualitäten abgewandert iſt. Bei den billigen Artikeln ließ ſich leine ausreichende Verdienſt⸗ ſpanne erzielen, ſo daß die franzöſiſchen Induſtrkellen vor der Alternative ſtehen, entweder die Zahl oder den Lohn ihrer Angeſtellten und Arbeiter herabzuſetzen, a Für den Geſamtvorgang fand der Vizepräſident des Senats, Farjon, die Kennzeichnung, daß Frankreich heute einem„Preisdrama“ gegenüberſtehe. Er fand da⸗ mit die volle Zuſtimmung einer ganzen Reihe anderer Senatoren, von denen noch 1 115 rt wurde, daß ſich die franzöſiſche Handelsbilanz um 16 Mil⸗ liarden verringert, die Arbeitsloſigkeit ſich, aber geſteigert habe.. 55 32 * Politiſches Allerlei Verſammlungsruhe bis 15. Januar. Der Reichsprogandaleiter der NSDAP, Reichsminiſter Dr. Goebbels, gibt— wie die NSͤ meldet— bekannt: „Wie im Vorjahr endet auch in dieſem Jahr die Verſamm⸗ lungstätigkeit für die erſte Hälfte des Winterfeldzuges am 15. Dezember. Der Beginn der Verſammlungstätigkeit für den zweiten Teil des Winterfeldzuegs iſt auf den 15. Ja⸗ nnuar 1938 feſtgeſetzt. In der Zwiſchenzeit ſoll jede Ver⸗ ſammlungstätigkeit ruhen mit Ausnahme der Veranſtal⸗ tungen der Filmſtellen und der NS⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“. Franzöſiſch⸗türkiſche E in der Alexandrelte⸗Frage. Nach einer Havasmeldung aus Ankara iſt dort eine franzöſiſche Militärabordnung eingetroffen. Havas berichtet weiter, die bevorſtehende Beſprechung zwiſchen dem Ober⸗ befehlshaber der franzöſiſchen Levante⸗Truppen, General Huntzinger, ſeinem Stabschef und türkiſchen Generalſtabs⸗ offizieren ſei die erſte Fühlungnahme wie ſie nach Artikel 3 des franzöſiſch⸗türkiſchen Vertrags vom 29. Mai 1937 über die gebietsmäßige Verbürgung des Sandſchak von Alexandrette vorgeſehen iſt.— Der Artikel beſtimmt, daß die Generalſtäbe der vexrtragsſchließenden Teile in unmittel⸗ barer Fühlung bleiben, um Maßnahmen zu treffen, die Durchführung der beiden Regierungen obliegenden Ver⸗ pflichtungen gegebenenfalls zu gewährleiſten. Jeuergefecht in Paläſtina. . der Nähe des nordöſtlich von Jaffa gelegenen Tul Karem ſpürten engliſche Militärſtreitkräfte eine Abteilung arabiſcher Freiſchärler auf Zunächſt kam es zwiſchen der Vorhut der britiſchen Truppen und den Arabern zu einem Feuergefecht, bei dem drei Araber getötet und einer ſchwer verletzt wurde. Auf engliſcher Seite wurde ein Verwunde⸗ ter gezählt. Sobald die Haupttruppe der Engländer auf dem Gefechtsplatz erſchien, flohen die arabiſchen Freiſchärler. Ihre Toten und die Schwerverletzten ließen ſie auf dem Kampfplatz zurück. Haiti verlangt panamerikaniſche Schlichtung. Der Präſident von Haiti teilte Rooſevelt mit, daß er nunmehr den ſogen, Gondra-Vertrag von 1923 in Anwen⸗ dung bringen werde, da die erbetene Vermittlung zwi⸗ ſchen ihm und dem Präſidenten der Dominikaniſchen Re⸗ publik ausſichtslos erſcheine. Der Gondra⸗Vertrag beſtimmt, daß ein Ausſchuß der panamerikaniſchen Staaten den Be⸗ ſchwerdefall unterſuchen und darüber zu Gericht ſitzen ſoll. Falls ein Staat ſich dem Urteil nicht fügt, ſollen gemein⸗ ſame Maßnahmen gegen ihn ergriffen werden. In ſeiner Antwort erklärte Rooſevelt ſeine volle Zuſtimmung zu dieſem Schritt Haitis. Das polniſche Grenz onengeſetz Benachteiligung deutſcher Grundbeſitzer. Die Handhabung des ſeit dem 1. Juli gültigen Grenz⸗ zonengeſetzes gegenüber den deutſchen Grundbeſitzern hat den Vertreter der deutſchen Volksgruppe im polniſchen Parlament, Senator Wiesner, veranlaßt, im Senat eine Eingabe an den Juſtizminiſter vorzulegen. Das Grenzzonengeſetz macht die Rechtsgültigkeit eines Kauf⸗ und Ueberlaſſungsvertrages oder Erbnachlaſſes ab⸗ hängig von der Genehmigung des Woiwoden. In den pol⸗ niſchen Weſtgebieten ſtellen ſich nun die Gerichte auf den Standpunkt, daß auch ſolche Ueberlaſſungsverträge, die vor dem genehmigungspflichtigen Termin auf dem normalen Rechtsweg abgeſchloſſen wurden, ungültig ſind, wenn die Eintragung in das Grundbuch z. B. wegen Arbeitsüber⸗ laſtung oder Zeitmangels der Gerichte nicht bis zum 1. Juli erfolgen konnte. Dieſe Geſetzeshandhabung wirkte ſich gegen Hunderte von Deutſchen in den Grenzgebieten aus, die vor dem Inkrafttreten des Grenzzonengeſetzes ihren Beſitz verkaufen oder auf ihre Kinder übertragen laſſen wollten. Die jetzt für ſie notwendige Genehmigung des Woiwoden wird ihnen— in Oſtoberſchleſien faſt regel⸗ mäßig— verweigert, ſo daß die Gefahr beſteht, daß Hun⸗ derte von deutſchen Beſitzungen infolge dieſer Handhabung des Grenzzonengeſetzes in andere Hände übergehen. In ſeiner Eingabe bittet Senator Wiesner den Juſtiz⸗ miniſter, durch einen Erlaß dafür zu ſorgen, daß alle Uebereignungsverträge, welche ordnungsmäßig vor dem 1. Juli abgewickelt worden ſind, von den Gerichten un⸗ r und ohne Genehmigungspflicht erledigt werden. ä S 8 Hine lellume Begegnung Sie ſchwieg.„Iſt es ein Zeichen von Feigheit, wenn man Selbſtmord begeht?“ fragte ſie plötzlich. „Darüber können die anderen nicht urteilen. Man iſt krank, man hat es ſatt, man iſt müde, will nichts mehr von allem wiſſen. Oder man hat Angſt vor etwas und wird hineingetrieben...“ „Ja, ſo iſt es!“ rief ſie lebhaft und richtete ſich auf. „So war's bei mir damals.“ „Und es ſind immer andere ſchuld— nicht wahr?“ Sie drehte ſich herum, ihre Augen blitzten ihn an. „Andere? Gewiß! Sie tragen dazu bei. Aber ſeit dem Vortrag von Bothmer weiß ich, daß es nur an uns ſelbſt liegt, an unſeren Eltern, an dem, was ſie uns vererbt haben, daß wir ſo geboren ſind, ſo unglücklich belaſtet, und daß wir dazu beſtimmt ſind.“ „Zu was?“ Sie beugte ſich über ſeinen Seſſel.„Ach, weshalb dar⸗ über reden? Jetzt iſt ja alles gut. Wenn du wüßteſt, wie ich dich liebe, aber du willſt es ja nicht wiſſen— nein, nein... Schluchzend ſank ſie zurück. . Horſt beobachtete ſeine Mutter. Es fiel ihm eine Ver⸗ änderung an ihr auf. Ihr Geſicht hatte die Friſche ver⸗ loren, und ihr Haar glänzte hell, wie gefärbt. Und manch⸗ mal, wenn ſie zu Tiſch kam, bildete er ſich ein, ſie habe Rot aufgelegt. Was war denn das nur auf einmal zwiſchen ſeinen Eltern? Er wollte nicht fragen, ſeiner Mutter nicht weh tun, er fühlte, daß ſie litt, und ſein Vater ſchien jetzt ſehr beſchäftigt. Die Stunden, da er überhaupt noch im Hauſe erſchien, waren ausgefüllt von eiligen Telephon⸗ geſprächen, die tagsüber ihn nicht erreicht hatten. Und jeden Abend ging er aus. ledigt worden iſt. „Gelbſtverſchuldete Gchwäche“ Garvin für Reviſion der britiſchen Politik. London, 20. Dezember. In ſeinem Sonntagsartikel im„Obſerver“ weiſt Garvin diesmal beſonders auf die ernſte Lage für Großbritannien im Fernen Oſten hin. Die britiſche Politik habe die Schwie⸗ rigkeiten in drei lebenswichtigen Zentren, nämlich in der Heimat, im weiten Mittelmeer und in den aſiatiſchen Ge⸗ wäſſern gehäuft, was ſicher zur britiſchen Ohnmacht in je⸗ dem dieſer Weltteile führe. Die ſchlimmſten Folgen dieſer ſelbſtverſchuldeten Schwäche zeigten ſich im Fernen Oſten. Daher ſei eine geſunde Politik für das ganze Weltreich notwendig. England müſſe, um der britiſchen Flotte ihre Freiheit wiederzugeben, ſeine europäiſche Politik von Grund auf revidieren. Dazu gehöre eine Klärung mit Deutſchland und mit Italien. Italien habe die Genfer In⸗ ſtitutionen verlaſſen. Englands Weigerung, die Annektion Abeſſiniens anzuerkennen, habe weder Abeſſinien noch Genf noch dem britiſchen Weltreich genützt. Es ſei daher richtiger, die italieniſche Souveränität über Abeſſinien anzuerkennen. Eine Wiederherſtellung der engliſch-italieniſchen Freund⸗ ſchaft und Zuſammenarbeit in den Fragen gemeinſamer Intereſſen, ohne weitere Verſuche, Rom und Berlin gegen⸗ einander auszuſpielen, würde eine der beſten Garantien für den britiſchen Hauptweg nach Indien ſein. Garvin wendet ſich dann gegen Verſailles und ſagt, das alte diplomatiſche Spiel von Verſailles ſei für immer vor⸗ bei. Es laſſe ſich nicht mehr länger mit dem Leben und der Sicherheit des britiſchen Weltreichs vereinbaren, daß man verſuche, das Deutſche Reich in Mitteleuropa zu blok⸗ kieren. Das bedeute den Tod für die eigentliche Aufgabe, die Treuhänderſchaft eines weltweiten Reichs zu erhalten. Pierre Cots Beſuch in London Enge Juſammenarbeit der Luftwaffen Englands und Frankreichs. Paris, 20. Dezember. Der Londoner Berichterſtatter des„Figaro“ ſchreibt zu dem Aufenthalt des franzöſiſchen Luftfahrtminiſters Cot in England, die Beſprechungen mit ſeinem britiſchen Kollegen Lord Swinton müßten von beſonderer Bedeutung geweſen ſein, da die beiden Miniſter beſchloſſen hätten, daß ſich dem⸗ nächſt eine Abordnung franzöſiſcher Fliegeroffiziere nach London begeben werde, um die von den Miniſtern beſpro⸗ chenen Fragen eingehender zu behandeln. Lord Swinton hat Luftfahrtminiſter Cot die letzten Herſtellungsziffern der britiſchen Flugzeugwerke mitgeteilt, wonach England zur⸗ zeit monatlich etwa 200 Militärflugzeuge herſtelle. Ver⸗ mutlich werde England 1939 über 4500 Militärflugzeuge ver⸗ fügen, alſo etwa 2000 mehr als ſeinerzeit vorgeſehen. Luft⸗ fahrtminiſter Cot habe ſeinerſeits Erklärungen über die franzöſiſche Luftwaffe abgegeben. Die Generalſtäbe der Luftwaffe beider Länder würden nunmehr in eine enge Zuſammenarbeit treten. U. a. handle es ſich auch um die Frage, inwieweit England, deſſen für ſeine Auſtralienver⸗ bindungen wichtiger Flugſtützpunkt Rangoon durch den fernöſtlichen Krieg an Wert eingebüßt habe, als Erſatz auf 15 franzöſiſchen Stützpunkte in Indochina werde rechnen önnen. Rooſevelts Reformpläne gefaͤhrdet Kein einziger Geſetzesvorſchlag erledigt. Die Regierung Rooſevelt hat im Parlament eine der ſchwerſten politiſchen Niederlagen ſeit ihrem Beſtehen er⸗ litten. Das Repräſentantenhaus hat mit 216 gegen 198 Stimmen beſchloſſen, die Geſetzesvorlage über die Rege⸗ lung von Löhnen und Arbeitszeit zu weiterem Studium an einen Ausſchuß zurückzuſenden. Dies bedeu⸗ tet, daß der Geſetzentwurf einen der wichtigſten Teile und einen weſentlichen Fortſchritt des Rooſeveltſchen neuen Kurſes darſtellen ſollte, vorläufig— wahrſcheinlich ſogar für die Dauer des nächſten Kongreſſes— add acta gelegt wird. Da die von Senat und Unterhaus angenommene Farmbill zur Regelung der Ernteüberſchüſſe jetzt zur Ausarbeitung einer Kompromißfaſſung an einen aus Mit⸗ gliedern beider Häuſer zuſammengeſetzten Ausſchuß ver⸗ wieſen worden iſt, wird die Sonderſitzung am nächſten Mittwoch zu Ende gehen, ohne daß eine einzige der von Rooſevelt vorgeſchlagenen wichtigen Geſetzesvorlagen er⸗ Der Nebel, der das Tal durchwogte, und das ſchlechte Wetter kam ihm gerade recht. Um ſo wärmer war es dann in dem kleinen Hauſe und um ſo heller brannte das Licht nachher bei ihr da draußen. Verſunken war alles, was ihn tagsüber gehemmt, ge⸗ ſtört und aufgehalten hatte, was ſeine Sehnſucht gebremſt und ſeinen Gedanken in die Zügel fiel. Er haßte jetzt alles, was ihn abhielt, herauszuwandern. Geſellſchaften waren ihm eine Laſt, ſich unterhalten zu müſſen, gezwungen ſein, Artigkeiten ſagen zu müſſen, mit fremden, gleichgültigen Menſchen Feſte feiern, die keine für ihn waren. Das beſte war noch die Arbeit. Da vergaß man ſich wenigſtens für Stunden. Als Bothmer eines Abends vor das kleine Haus kam, fand er es dunkel und verſchloſſen. Er klopfte und rüttelte an den Türen, ſie blieben verſchloſſen und das Haus lag dunkel und ſtill im herbſtlichen Regen. War ſie krank? Das konnte doch nicht ſein. Sie hätte ihn ſonſt in der Klinik angerufen. Kurze Nachrichten ohne Namensnennung waren erlaubt. Schweſter Brita nahm ſie entgegen.„Eine Dame, die ihren Namen nicht ſagen wollte, hat angerufen.“ Er wanderte eine Weile auf dem ſandigen Weg unter den naſſen Birken auf und ab, der Wind ſchüttelte an ſeinem Mantel und riß ihm den Hut vom Kopfe; es war ein häßliches Wetter. Als ſie nach einer halben Stunde noch nicht kam und auch kein Licht in dem kleinen Hauſe angezündet wurde, ging er langſam zur Stadt zurück. Er traf ſeine Familie beim Abendeſſen. „Because I love you!“ tönte ihm der Lautſprecher ent⸗ gegen. Stroh nahm die naſſen Sachen ab. In der Diele brannte ein Kaminfeuer, der Handarbeitskorb ſeiner Frau ſtand daneben, Zeitungen logen auf dem niedrigen Tiſch, Zigaretten und Süßigkeiten. Sie entbehren nichts, wenn ich nicht da bin, dachte er. Tiſch ſaß. berabzuſetzen. „Du ſchon?“ begrüßte ihn ſein Sohn, der am gedeckten Die Stadt Tſingtau in Flammen? Amerikaniſches Kriegsſchiff zur Hilfeleiſtung unkerwegs. Schanghai, 20. Dezember. Nach Berichten, die auf dem Flaggſchiff des amerikani- ſchen Oſtaſiengeſchwaders, Kreuzer„Auguſta“, eingegangen ſind, ſoll in der Stadt Tſingtau ein rieſiger Brand ausge⸗ brochen ſein, der angeblich von chineſiſchen Truppenkeilen angelegt wurde. Der amerikaniſche Kreuzer„Marbelhead“ iſt von hier nach Tſingtau ausgelaufen, um den dort leben⸗ den Amerikanern und anderen Ausländern Hilfe zu leiſten. * 5 7 7 Krieg mit verſchärfſten Mitteln? Die Beratungen des Kaiſerlichen Haupkquartiers. Tokio, 20. Dezember. In den letzten außerordentlichen Beratungen des Kai⸗ ſerlichen Hauptquartiers und des Kabinetts ſcheint, wie man in politiſchen Kreiſen hört, zunächſt grundſätzlich be⸗ ſchloſſen worden zu ſein, den Krieg mit verſchärften Mit⸗ teln fortzuführen, falls China Verhandlungen zur Beile⸗ gung des Konfliktes in jeder Form ablehnen ſollte. Des⸗ halb ſeien alle mit der Fortführung des Krieges zuſam⸗ menhängenden Fragen einſtweilen zurückgeſtellt worden, bis 15 Haltung der chineſiſchen Regierung klar zu überſehen iſt. Gut unterrichtete Kreiſe glauben ferner zu wiſſen, daß vor der endgültigen Entſcheidung nicht nur die Lage in China, ſondern auch die innere und äußere Lage Japans unter dem Geſichtspunkt der verſchärften Kriegsführung genau geprüft werden würde, da im Falle weiteren chine⸗ en Widerſtands ſchwerwiegende Beſchlüſſe zu faſſen eien. Moskaus Einmiſchung 120 Sowjetflugzeuge für China. Nach einer japaniſchen Meldung ſind auf dem Wege über Lantſchau in der Kanſu⸗Provinz 120 ſowjetruſſiſche Flugzeuge mit 240 ſowjetruſſiſchen Piloten in dem neuen Hauptſuartier Tſchiangkaiſchels, Hankau, eingetroffen. Der gleichen Quelle zufolge hat der neue Sowjetbotſchafter in China Tſchiangkaiſchek folgende Ratſchläge erteilt: Die chineſiſche Nationalregierung in eine Volksfrontregierung umzuwandeln, die ſich zur Hälfte aus Sowjetruſſen zuſam⸗ menſetzt, und zugleich Offiziere der ſowjetruſſiſchen Roten Armee in das militäriſche Hauptquartier Tſchiangkaiſcheks einzuſtellen. Der Londoner„Daily Telegraph“ meldet, daß nach Mitteilung eines Amerikaners auf ſeiten der Chineſen eine internationale Flieger formation kämpfe. Er ſelbſt ſei Mitglied dieſer Formation. Sie ſeien 20 Mann, meiſt Amerikaner. Der Amerikaner beſtätigt weiter das Eintreffen ſowjetruſſiſcher Flugzeuge mit Pi⸗ loten. Er nimmt an, daß die Piloten von den Sopjets ihr Gehalt bezögen. Kurzmeldungen Wegen Gattenmordes zum Tode verurteilt. Das Schwurgericht in Köln verurteilte den 2 jährigen Friedrich Mohr aus Köln⸗Flittard wegen Mordes an ſeiner Ehefrau zum Tode und zum dauernden Verluſt der bürger⸗ lichen Ehrenrechte. Mohr hatte ſeiner in Hoffnung befindlichen Frau auf dem Heimwege an einer dunklen Stelle mit einem Raſiermeſſer den Hals durchſchnitten, ſo daß ſie verblutete. Tiber⸗Hochwaſſer geht zurück Angeſtrengte Rettungsarbeit im Ueberſchwemmungsgebiet. Das Hochwaſſer des Tiber iſt nicht weiter geſtiegen. Mit Eintritt von Froſt hat ſich das Wetter aufgeklärt. Die Rettungs⸗ mannſchaften und der Hilfsdienſt haben in dem Ueberſchwem⸗ mungsgebiet der römiſchen Campagna Hunderte von Menſchen in Sicherheit gebracht oder mit Lebensmitteln verſorgt. Der Hochwaſſerſchaden auf den Feldern, an Gebäuden und Vieh läßt ſich noch nicht abſehen. Bukareſt. Die Regierung Tatarescu hat eine Verord- nung erlaſſen, durch die an allen von deutſchen Kindern beſuchten Staatsſchulen der deutſche Unterricht in den ge⸗ ſamten Klaſſen wieder eingeführt wird. Warſchau. Die Bank von Polen hat beſchloſſen, mit Wirkung vom 18. Dezember ihren Diskontſatz, der ſeit dem 26. Oktober 1933 5 v. H. betrug um ½ v. H. auf 4%½ v. h. deck aufzu⸗ Seine Frau bedeutete Stroh, raſch ein Ge legen. Sie hatten ihn nicht mehr erwartet. „Merkwürdig!“ ſagte Bothmer.„Ich bin doch jeden Abend hier, mit Ausnahme, wenn ich Dienſt habe...“ „Haſt du etwas geſagt, Horſt?“ „Nein, kein Wort!“ „Dann laß das Grimaſſenſchneiden und nimm das Glas aus dem Geſicht beim Eſſen.“ Bothmer konnte Monokel nicht leiden. „Dann kann ich aber mein Beefſteak nicht ſehen“, ſagte Horſt und erntete bei Stroh ein unterdrücktes Kichern. „Der iſt auch ſchon kindiſch“, ſagte Bothmer hinter dem Alten her. 5 „Be—cau-au—au—se— I love— you!“ ſang eine ferne Männerſtimme. Er warf die Schlüſſel auf den Tiſch. „Stört dich die Muſik?“ fragte Horſt. „Ja, die ſtört mich!“ ſagte Bothmer. Horſt ſprang auf und drückte auf den Knopf.„ love vou!“ verklang es ſchmachtend. Schweigend ſaß man ſich am Tiſch gegenüber in dem großen Eßſaal. Bothmer konnte ſeine Mißſtimmung nicht verbergen. Stroh trippelte auf den Zehenſpitzen umher und ſprach nur noch im Flüſterton. 5 Jeder fühlte, daß ein Gewitter in der Luft hing. Die Stunden in ſeinem Hauſe waren ihm jetzt unerträglich: dieſe Mahlzeiten, bei denen er ſeinem Sohne gegenüber ſaß und das blaſſe, trauervolle Geſicht ſeiner Frau ſah. Ahnte ſie etwas? Auch Horſt war heute ſchweigſam und betrachtete ſeinen Vater verſtohlen. „Was ſiehſt du mich eigentlich immer ſo an?“ fragte Bothmer ſeinen Sohn. „Darf man dich nicht mehr anſehen, Papa?— Papa wird mir nächſtens ſeine Karte ſchicken“, ſpottete Horſt „Mein Herr, weshalb fixieren Sie mich ſo?— Du lern doch noch um, Papa...!“ ß „Ich lerne nie um“, ſagte Bothmer. Und ſchob ſeinen Teller fort. . 1 Aud cdlenꝛ bdcliecleu lande 5 Brand im Kurpfälziſchen Muſeum. Heidelberg, 20. Dez. Am Samstag ſpät abends entſtand 9950 bisher nicht aufgeklärter Urſache im Dachgeſchoß des Gebäudes vom Kurpfälziſchen Muſeum in der Hauptſtraße ein Brand, deſſen Bekämpfung ſich durch die Lage des Brandherdes ſchwierig geſtaltete. Die Feuerwehr konnte ihn aber trotzdem auf ſeinen Herd beſchränken, ſo daß der Geſamtſchaden nicht ſehr bedeutend iſt. Die betroffenen Bil⸗ der im Dachgeſchoß haben mehr durch die Hitze als durch das Feuer ſelbſt gelitten. Der Brand, der zweifellos eine große Gefahr für das Muſeum und für das werkvolle Ge⸗ 1 9 5 bedeutete, iſt alſo noch verhältnismäßig gut abge⸗ () Neudorf bei Bruchf abgebrannt.) In der 9 des Landwirts Andreas 5 worden. Das Vieh konnte gerettet ſache iſt unbekannt. Schüler wohnen einer Gerichtsverhandlung bei. Freiburg. Dem Beiſpiel anderer Städte folgend, wird nun auch die Freiburger Gerichtsbehörde zu beſonders ge⸗ eigneten Gerichtsverhandlungen die Schüler der oberen Klaſſen der Mittelſchulen als Zuhörer einladen. Nachdem vor kurzem die oberen Klaſſen des Mädchenrealgymna⸗ ſiums einer Gerichtsverhandlung gegen einen Kraftfahrer wegen fahrläſſiger Tötung beiwohnten, waren die oberen Klaſſen der Rotteckoberrealſchule, des Realgymnaſiums und Oberrealſchule und einer Höheren Vorbereitungsſchule Zu⸗ hörer einer Gerichtsverhandlung, die ſich mit einem Be⸗ trüger und Heiratsſchwindler zu befaſſen hatte. Vor Be⸗ ginn der Verhandlung ſprach der Juſtizpreſſedezernent beim Landgericht Freiburg, Landgerichtsrat Dr. Orth, über Sinn und Zweck dieſer Neuerung Es ſei der Wunſch des badiſchen Juſtigzminiſters Dr. Wacker, die Jugend ſchon recht früh an die Rechtspflege heranzuführen. Dieſe Straf⸗ gerichtsperhandlungen ſollten vor allem aufklärend und erzieheriſch wirken. Darnach wurde in die Tagesordnung eingetreten. Angeklagt war der 30 Jahre alte Karl Dreher aus Freiburg wegen Urkundenfälſchung und Betrugs im Rückfall. Der Angeklagte iſt bereits mit 13 Vorſtrafen we⸗ gen allerlei Straftaten belaſtet. Der ſchwerſte der jetzigen Anklagefälle iſt ein vollendeter Heiratsſchwindel einem 30⸗ jährigen Mädchen gegenüber, dem er die Heirat verſprach und ſich das Sparkaſſenbuch des Mädchens aushändigen ließ. In kurzen Abſtanden hob er von dem Guthaben 1380 Mark ab, das er in fragwürdiger Geſellſchaft verfſubelte. Das Urteil des Schöffengerichts lautete wegen Betrugs im Rückfall und ſch nerer Urku denfälſchung auf ein Jahr drei Monate Zuchthaus, 300 Mark Geldſtrafe und Ehrenrechts⸗ verluſt auf drei Jahre. klonomiegebäude — 0 1 = Unfälle beim Skifahren und Rodeln. Bürchen(Kleines Wieſental). Beim Skifahren fiel hier ein 14jähriger Junge ſo unglücklich, daß er ein Bein brach und nach Anlegung eines Stützverbandes nach Schopfheim ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Iſtein. Beim Rodeln auf einer vereiſten ſteil abfallen⸗ den Straße ſtieß ſich ein Junge, der bäuchlings rodelte, beim plötzlichen Stoppen eine Latte ſo ſtark gegen den Leib. daß der Arzt geholt werden mußte, der eine nicht unge⸗ fährliche Verletzung feſtſtellte Freiburg.(Wildererbande vor Gericht.) Vor der Großen Strafkammer hatten ſich ſechs Perſonen aus Bahlingen a. K. wegen Wilderns bezw. Hehlerei zu ver⸗ antworten. Zum Teil einzeln, zum Teil»meinſchaftlich, hatten die Angeklagten vom Spätherbſt 1935 bis zum Früh⸗ jahr 1937 unerlaubt auf Haſen, Faſanen und Großwild Jagd gemacht. Die Beweisaufnahme ergab, daß die Taten nicht mehr als Jugendſtreiche, wie es die Angeklagten wahr⸗ haben wollten, zu bezeichnen ſind, denn der Jagdfrevel wurde ſchließlich ganz ſyſtematiſch und wohlüberlegt betrie⸗ ben. Die gewilderten Haſen und Faſanen wurden von der mitangeklagten Frau in der von ihr damals geführten Wirtſchaft zurechtgemacht, wo auch das Wilderergut dann verzehrt wurde. Es wurden Gefängnisſtrafen von einem Monat bis zu einem Jahr verhängt. Luiſe Zenger erhielt wegen Hehlerei und Begünſtigung drei Monate Gefängnis— Bad Dürrheim.(Der Fremdenverkehr.) Unſer Schwarzwaldkurort verzeichnete im Monat November 1937 499 Neuankünfte von Gäſten mit 21881 Uebernachtungen. Bis 1. Dezember 1937 betrug die Zahl der angekommenen Gäſte 14898 mit 307 414 Uebernachtungen Lörrach.(Verurteilte Hochſtaplerin). Eine eriebene Hochſtaplerin iſt die 45 Jahre alte geſchiedene Emilie Kienzle aus Riedlingen, die wegen mehrfacher Be⸗ trügereien zurzeit eine zehnmonatige Gefängnisſtrafe ver⸗ büßt, zu der ſie vom Amtsgericht Mannheim verurteilt worden iſt Der Fall, der ſie vor den Lörracher Richter brachte, betraf Schwindeleien in Herten, wo ſie von dem Pflegevater ihres Kindes unter allen möglichen unwahren Angaben Geld herauslockte und auch wirklich 180 Mark be⸗ bam. Um zu ihrem Ziel zu kommen, hatte die Angeklagte früher ſich ſogar als Geiſteskranke aufgeſpielt und damit auch einen gewiſſen Erfolg gehabt. Unter Einrechnung einer ehnmonatigen Gefängnisſtrafe, die ſie verbüßt, erkannte das Gericht auf eine Geſamtſtrafe von einem Jahr drei Monaten Gefängnis. Der 355er pol Fall“ läuft im hieſigen Palaſt⸗Theatet. Aus den Nachbargauen Ludwigshafen.(Wieder rückfällig.) Dieſer Tage wurde ein 53jähriger Mann dabei ertappt, als er auf einer Bauſtelle ein Quantum altes Eiſen und alte Tücher ent⸗ wendete. Er wurde feſtgenommen und dem Amtsgericht vorgef jrt. Bei dem Bekroffenen handelt es ſich um einen rückfälligen Dieb, der erſt vor wenigen Tagen wegen eines ähnlichen Diebſtahls zu einer mehrmonatigen ſtrafe verurteilt worden iſt. Neuſtadt a. d. Weinſtraße.(Zwei Güterzüge fuhren aufeinander.) In den Abendſtunden 12 75 in der Nähe des Neuſtädter Bahnhofs einem rangierenden Güterzug ein anderer, in Richtung Haßloch fahrender Gü⸗ terzug in die Seite. Durch die Wucht des Zuſammenſtoßes wurden von dem ausfahrenden Güterzug die Maſchine und einige Wagen aus dem Gleis geworfen und völlig zertrüm⸗ mert, mehrere Wagen wurden ineinandergeſchoben. Wie durch ein Wunder wurden Perſonen nicht ernſtlich verletzt; der eine Zugführer erlitt Verletzungen am Schenkel, wäh⸗ rend der andere Verletzungen am Kopfe davontrug. Mit den Aufräumungsarbeiten wurde ſofort begonnen. Der Durchgangsverbehr hat du. dieſen Unfall keine Störung erlitten. — Renningen, Kr. Leonberg.(Spiel mit dem Gewehr). Der(7jährige Sohn Walter des Landwirts Eiſenhardt hantierte im Schuppen des elterlichen Hofes mit einem alten Gewehr, das ſich plötzlich entlud. Der junge Mann mußte mit einem Lungenſchuß in lebensge⸗ fährlichem Zuſtand ins Kreiskrankenhaus gebracht werden. Gefängnis⸗ Vier Soldaten vom Auto überfahren Aſchaffenburg, 20. Dez. Eine Kompanie des Aſchaffen⸗ burger Infanterie⸗Regiments beging in Haibach ihre Weih⸗ nachtsfeier. Zwiſchen Mitternacht und 1 Uhr begaben ſich vier Rekruten auf den Heimweg. Sie gingen nebeneinander auf der rechten Straßenſeite. Plötzlich kam ein Auto von hinten angefahren und raſte mit einer ſolchen Wucht in die Gruppe der Rekruten, daß alle vier zu Boden geſchleudert wurden. Einer von ihnen war ſofort tot. Zwei ſeiner Ka⸗ meraden trugen ſchwere Bein⸗ und Rückenverletzungen da⸗ von. Der vierte hat eine Oberſchenkelverletzung erlitten, die leichterer Natur iſt.— Bei dem ums Leben gekommenen Soldaten handelt es ſich um den 22jährigen Schützen Wil⸗ helm Hentz aus Neuglashütten bei Kothen in der Rhön. Schwer verletzt wurden der Schütze Ludwig Beneſch, 21 Jahre alt, aus Frankfurt a. M. und der gleichaltrige Schütze Johann Etzel aus Kleinblankenbach. Dem Fahrer des Unglücksautos, dem 17jahrigen Kurt Meßner, der bei einer Autovermietung in Aſchaffenburg tätig iſt, war von der Verwaltungsbehörde ausnahmsweiſe der Führerſchein bewilligt worden. Er hat in der Unglücksnacht Soldaten von der Weihnachtsfeier nach Aſchaffenburg zurückgebracht. Meßner gibt an, daß er wegen eines entgegenkommenden Fahrzeugs habe abblenden müſſen und infolgedeſſen die Gruppe auf der Straße nicht bemerkt habe. Acht Verletzte bei einem Zuſammenſtoß. Hannover, 20. Dez. Wie die Reichsbahndirektion Han⸗ nover mitteilt, fuhr am Samstag gegen 22,30 Uhr ein aus dem Bahnhof Hildesheim ausfahrender Güterzug einem Triebwagen in die Flanke. Acht Reiſende wurden leichter verletzt, von denen ein Teil nach ärztlicher Behandlung die Reiſe fortſetzen konnte. Eine Unterſuchung iſt eingeleitet. ab Zu geringe Schneedecke. Bei der Abfahrt von der Gindelalm ſtürzte der verheiratete Joſef Riederer von Hausham gegen einen Baum und erlitt einen Rippenbruch mit Verletzungen der Lunge. Der Unfall iſt auf die geringe Schneedecke zurückzuführen. Nächtlicher Eindringling angeſchoſſen — Friedrichshafen. In der Nacht wurde ein Hausbe⸗ ſitzer durch einen im Schatten ſeines Hauſes ſtehenden e Mann mehrmals aufgefordert. auf die Straße erunterzukomen, da es ſich um eine dringende Beſprechung handle Als der Hausbeſitzer nach anfänglichem Zögern dieſer Aufforderung Folge leiſtete und den Fremden zur Rede ſtellte, verweigerte ihm dieſer die Antwort auf die Frage nach ſeinem Begehr. Der Hausbeſitzer wollte den Burſchen daraufhin feſtnehmen, wobei es jedoch zu einem Handgemenge kam, bei dem der Hausbeſitzer die Oberhand behielt. Da der nächtliche Eindringling darnach die Flucht ergriff, wurde die Polizei von dem Vorfall ſofort in Kenntnis geſetzt. Während einige Beamte auf der Suche nach dem Burſchen waren, hörten ſie plötzlich hintereinan⸗ der vier Schüſſe fallen, die, wie ſich herausſtellte, von dem Nachtwächter einer Firma in der Notwehr auf den Bur⸗ ſchen abgegeben wurden, nachdem er den Nachtwächter zu⸗ vor ebenfalls bedroht 935 15 Einer der Schüſſe traf den Burſchen in den Oberſchenkel. Obwohl es ihm trotz ſeiner Verletzung zunächſt gelang, wieder die Flucht zu ergreifen, konnte er bald darauf feſtgenommen werden Es handelt ſich um einen 23 Jahre alten Angeſtellten eines Fried⸗ fiche Betriebes, der den unüberlegten Vorfall in be⸗ trunkenem Zuſtand verurſacht hat. Er mußte in das Kran⸗ kenhaus eingeliefert werden, wo das Geſchoß auf opera⸗ tivem Weg entfernt wurde. Der„goldene“ Sonntag gab ſich wettermäßig von ſeiner ſchlechteſten Seite. Bereits am Samstag gab es Schnee mit Regen, was ſich auch am Sonntag fortſetzte, ſodaß mancher die guten Abſichten, dieſen Sonntag zu Weihnachtseinkäufen zu benutzen, wieder aufgab. Es war ein richtiges„Sudelwetter“, bei dem man am liebſten zu Hauſe blieb, und die Einkäufe auf die nächſten Tage verſchob. Von auswärts kamen lediglich Käufer in die Stadt, die an den Werktagen vor Weihnachten zu Einkäuſen keine Zeit mehr fanden. Demgegenüber waren Gaſtſtätten, Kinos uſw. ſtark beſucht. Mancher Geſchäftsmann war aber vom„Goldenen“ enttäuſcht; hoffentlich läßt ſich noch vieles nachholen. Eine beſondere Note erhielt das Wochenende durch die Sammeltätigkeit der Jugend, die ſich mit großem Eifer für das WHW k hingab. Allgemein ſah man die Jungen und Mädels trotz des ſchlechten Wetters mit frohen Geſichtern die Sammelbüchſe ſchwingen und die Weihnachtsfiguren ver⸗ kaufen; ſicherlich haben ſie auch mit beachtlichem Erfolg abgeſchnitten. Ihr Eiſer hat dies aber auch verdient. Der Stadtverkehr war verhältnismäßig gut. Bei der Reichsbahn hat bereits der Weihnachtsverkehr eingesetzt, zwei Schnellzüge mußten doppelt gefahren werden. Ein Sonderzug brachte Weihnachtsurlauber des Reichsarbeitsdienſtes von Konſtanz, und ein Winterſportzug fuhr in den Schwarzwald. Mit dem geſtrigen letzten Adventſonntag haben wir nun die letzte Kerze am Adventskranz entzündet. Die Zeit der Vorfreude hat nun ihren Abſchluß gefunden, der Tag der Erfüllung naht. Schon wird der Chriſtbaum aufgeſtellt und mit ſeinem Schmuck behängt. Geheimnisvolles Flüſtern aus Kindermund zeigt an, daß Weihnachten nun naht. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, werden wir nach faſt 10 jähriger Unterbrechung eine„Weiße Weihnacht“ erleben. Ein verbreitetes Tief hat namentlich in Nord⸗ weſtdeutſchland Schneefälle gebracht. Auch unſere Region wurde noch im Laufe des geſtrigen Tages von der kalten Nordoſtluftſtrömung erreicht, ſodaß wohl ziemlich genau, auch kalendermäßig, der Winter ſeine Herrſchaft antreten wird. Wegen des Weihnachts⸗ und Neujahrsfeſtes werden je⸗ weils der Haupt⸗, Augarten⸗ und Lindenhofmarkt auf Frei⸗ tag, den 24. bezw. 31. Dezember vorverlegt. Der Gockels⸗ markt fällt jeweils aus. Drei weitere Gehöfte wurden im Laufe des Samstag hier von der Maul⸗ und Klauenſeuche betroffen, während aus Ilvesheim ein weiterer Fall gemeldet wird. * Kleine Ilvesheimer Notizen. Die im Jahre 1928 mit einem Koſtenaufwand von 6000 Mk. erſtellten Wohnbaracken, die zuletzt von drei Familien bewohnt waren, werden nunmehr geräumt, da die Bewohner anderweitig untergebracht werden können. Die Baracken werden abgebrochen; damit verſchwindet eine Er⸗ innerung an die Syſtemzeit. Auf Ilvesheimer Gemarkung werden im Zuge der Feld⸗ bereinigung neue Feldwege angelegt und die alten, künftig überflüſſigen Wege zu Ackerland hergerichtet. Auch in der jetzt vollſtändig. 8 und bezogenen Siedlung„Gule Hoffnung“ werden die Wege demnächſt in Angriff genommen. Die Steuerkarten für 1938 wurden dieſer Tage zugeſtellt; wer noch keine Steuerkarte erhalten hat, muß ſie beim Bürgermeiſteramt beantragen.— Die an Oſtern 1938 ſchul⸗ pflichtig werdenden Kinder wurden am Freitag angemeldet. * Erſter Kammermuſikabend. Die Städt. Hochſchule für Muſik und Theater veranſtaltet heute Montag, 20. Dez., abends 8 Uhr im Harmonieſaal, D 2, 6, einen öffentlichen Kammermuſikabend. Zum Vortrag gelangt Klavier⸗ und Streicher⸗Kammermuſik von L. v. Beethoven. Die muſikaliſche Leitung des Abends hat Herr Konzertmeiſter Carl Müller. Es wirken mit die Studierenden Hermine Baum, Richard Baum, Richard Ellinger, Willy Heckmann, Fritz Hoffmann, Erika Krenz und Marianne Sonntag. Einlaßkarten ſind im Sekretariat der Hochſchule, A 1, 3, und an der Abendkaſſe erhältlich. IJ Bom Nationaltheater. Der 1. Weihnachtsfeiertag bringt in der Oper wie im Schauſpiel eine eee Im Nationaltheater wird Verdis„Aida“ neueinſtudiert ge⸗ geben. Muſikaliſche Leitung: Karl Elmendorff. Inſzenie⸗ rung Friedrich Brandenburg. Es ſingen: Die Damen Huska (Aida), Ziegler(Amneris) und Gremmler und die Herren Hallſtroem(Rhadames), Peter Schäfer(König), Heinrich Hölzlin(Ramphis), Schweska(Amonasro) und Bartling. Im Neuen Theater erſcheint in der Inſzenierung von Hans Becker der Schwank mit Muſik„Die große Kanone“, War Seckenheim einmal; ein Fiſcher dorf? „Seckenheim war früher ein armes Fiſcherdorf“, ſo hört man ältere Dorfbewohner immer wieder ſagen. Dagegen ſpricht jedoch die Tatſache, daß ein Dorf wie Seckenheim, das in ſeiner Blütezeit bis zu 30 qkm Ge⸗ markungsfläche aufweis, nur eine bäuerliche Niederlaſſung geweſen ſein kann. Im Lorſcher Coder hören wir oft von Güterſchenlungen, und auch im ſpäteren Mittelalter erſcheint in der Geſchichte nur das bäuerliche Dorf Seckenheim. Vor dem Krieg galt Seckenheim ſogar als das reichſte Dorf Badens. Und auch noch nach ſeiner Eingemeindung zu Mann⸗ heim hat das Dorf von allen Dörfern im ganzen Bezirk ſein äußeres Dorfbild am ſchönſten erhalten. Von 49 Erb⸗ höfen im Bezirk Mannheim entfalten allein 26 auf Secken⸗ heim und trotz ſtädtiſcher umgebung hat ſich hier Sitte und Brauchtum in beſonderer Reinheit erhalten. And dennoch müſſen wir einräumen, daß der Neckar, der geſchichtlich als fiſchreiches Gewäſſer belegt iſt, jederzeit Fiſcher angelockt haben muß. Es verſteht ſich die Frage: Wo hatten die Fiſcher zwiſchen Mannheim und Dilsberg ihre Niederlaſſungen? Neckarhauſen muß doch mit Beſtimmk⸗ heit als ehemaliges Fiſcherdorf angeſprochen werden, und die Wolfsangel im Dorfwappen der kleinen Gemeinde Ilves⸗ heim zeigt uns ebenfalls deutlich das einſtige Fiſcherdorf an? Näheres über dieſe Fiſcherfrage im unteren Neckar er⸗ jählen uns die Akten. Im General⸗Landesarchiv Karlsruhe inden wir ein Heftlein(Fasz. Pfalz Generalia: Zunftweſen 5664), das uns über den Stand der Fiſcherzunft des unteren Neckartales vom 15. Juli 1764 genaues 5 hatte Mannheim damals 17, Feudenheim 7, Ilvesheim 3. richtet. Darnach Seckenheim 12, Neckarhauſen 6, Neckargemünd 13, Heidelberg 39 Fiſcherfamilien. Nehmen wir die Stadtgemeinden weg, dann ſteht Seckenheim von den Dörfern weit an erſter Stelle. Es erreicht faſt die Zahl der Stadt Neckargemünd, es überragt weit die Landgemeinden. Die kleinſte Zahl hat Ilvesheim, Neckarhauſen die Hälfte von Seckenheim. Feuden⸗ heim ſteht von den Dörfern an 2. Stelle. Nimmt man eine Familie zu durchſchnittlich 6—7 Per⸗ ſonen an, dann hätten Seckenheims Fiſcherfamilien faſt 100 Menſchen umfaßt, d. i. ein Fünftel des mittelalterlichen Dorfes. Man darf wohl annehmen, daß dieſe Fiſcher neben dem Bauerndorf für ſich als Fiſcher beiſammen wohnten, wie es heute noch das Dorfbild von Neckarau aufzeigt. Vielleicht wohnten die Seckenheimer Fiſcher im Wörth(mund⸗ artlich Hundsrück), das wohl einmal eine Inſel am Neckar war. Dieſe Fiſcher ſtanden im Dorf in gutem Anſehen. Wir finden ſie oft in führenden Stellen in der Gemeinde. Die Namen der Seckenheimer Fiſcher, die eine Zunft bildeten, in jener Zeit waren: Bartell Wolff, Brudermeiſter, Martin Frey, Hannß Georg Reiß, Nicklaß Frey, Felten Reiß, Jacob Reiß, Nicklaß Wolff, Georg Baſtian Huber, Hannß Martin Bruch, Peter Bruch, Matthes Reiß, Hannß Georg Bruch. Die Reiß ſind anſcheinend ausgeſtorben. Die Wolf, Bruch, Frey und Huber ſind in andere Berufe übergangen. Heute gibt es in Seckenheim keine e mehr. Die letzten waren Raufelder und Meyer. Mit ihrem Tod ſtarb für Seckenheim der Fiſcherberuf aus. Ihre Söhne ſtehen heute z. T. als Angelfiſcher am Neckar. Berufsfiſcher finden wir heute in unſerer Gegend nur noch an der! heimer Fähre und in Neckarhauſen. Dort können wir heute noch die großen Netze am Ufer zum Trocknen e ſehen. 5 K. Wolber. Landjugend im Reichsberufswetikampf. Der„Nährſtand“ ſtellt die meiſten Teilnehmer. In dieſen Wochen werden die letzten Vorbeleitungen zum 5. Reichsberufswettkampf getroffen. Die Jugend rüſtet ſich abermals zu dem größten Werk jugendlichen Leiſtungswillens. Die Landjugend ſteht hier nicht zurück. Vorbereitung und Durchführung liegen auch in dieſem Jahr in den Händen de 0 es Jugendamtes der Deutſchen Arbeitsfront und des ſozialen Amtes der Reichsjugendführung. Für die Gruppe„Nähr⸗ ſtand“ wurden die beſondere Vorbeleitung und Durchführung wiederum dem Reichsnährſtand, und zwar ſeinen Jugend⸗ warten übertragen. Welche Bedeutung die Gruppe„Nährſtand“ inn des Reichsberufswettlampfes hat, geht ſchon aus der Teilnehmerzahlen hervor. Von insgeſamt 1.8 N nehmern entfallen allein 148 144 Mädel und 211 18⸗ 1 auf die Gruppe Nährſtand; davon waren aus Baden rund 10000 Jungen und 6200 Mädel. In den Landesbauern⸗ ſchaften liegt die Geſamtleitung des Reichsberufswettkampfes „Gruppe Nährſtand“ in der Hand der Abteilung 1B. Inner⸗ halb ihrer Kreiſe ſind die Jugendwarte der Kreisbauern⸗ ſchaften als Wettkampfleiter tätig. Der Reichsberufswettkampf beginnt im Februar mit dem Ortswettkampf. Neu iſt in dieſem Jahr der Kreisueltkampf, dem der Gau«und Reichswettkampf folgen. Bemerkenswert iſt die Feſtſtellung, daß die Gruppe „Nährſtand“ das ſtärkſte Teilnehmerkontingent von allen Berufsgruppen innerhalb des Reichsberufsueltkampſes ſtellt. Jungbauern und Jungbäuerinnen, Landarbeiter und Land arbeiterinnen, meldet euch ſofort bei eurem Ortsbauernführer oder Ortsjugendwarten und ⸗wartinnen zum Reichsberufs⸗ wettkampf 1938 an! Endgültiger Meldeſchluß wird noch be⸗ kanntgegeben. 2 Auszahlung von Dienſtbezügen vor Weihnachten. Der Badiſche Finanz⸗ und Wirtſchaftsminiſter hat fol⸗ gende Anordnung herausgegeben: Dem Vorgehen de Reichs entſprechend können mit Rückſicht auf das Weih⸗ nachts⸗ und Neujahrsfeſt die Löhne für die Arbeiter des Landes wie folgt ausgezahlt werden: a) Die am 24. De⸗ zember fälligen Löhne bereits am Donnerstag, den 23. De⸗ zember 1937, b) die am 31. Dezember 1937 fälligen Löhne bereits am Donnerstag, den 30. Dezember 1937. Die für dieſe Zahlungen erforderlich werdenden Ueberweiſungen auf Bank⸗ uſw. Konten ſowie diejenigen im Poſtwege dür⸗ fen jeweils entſprechend früher getätigt werden. Die Ge⸗ meinden(Gemeindeverbände) und die ſonſtigen der Landes⸗ aufſicht unterſtehenden Körperſchaften, Anſtalten und Stif⸗ tungen des öffentlichen Rechts ſind ermächtigt, entſprechend zu verfahren. S Glocken läuten die Weihnacht ein Der Reichsſender Frankfurt hat das Weih⸗ nachtsprogramm in großen Zügen bereits feſtgelegt. U. a. ſteht am erſten Feiertag die große Glockenſendung im Mit⸗ telpunkt, die einſt von Frankfurt ihren Ausgang nahm, dann von den meiſten Sendern übernommen wurde und nun in ver⸗ änderter Geſtalt wieder nach Frankfurt zurückgekehrt iſt. Es werden nicht mehr die Glocken der deutſchen Dome ſein, ſon⸗ dern die unſerer Heimat. Wir haben in unſerem Gau und darüber hinaus im Sendegebiet ſo viele ſchöne Glocken, daß ſie wirklich ausreichen, um Weihnacht einzuläuten. So wird auch die Sendung heißen„Die Glocken unſerer Heimat läu⸗ ten die Weihnacht ein“. Vom Bodenſee bis ins Kaſ⸗ ſeler Land werden alle ſchönen Glocken erklingen, die von Konſt anz, Freiburg, Marburg, Koblenz, Mainz, Limburg, Gelnhauſen, dörfliche Kirchen und die kleinen Bergkirchen aus dem Schwarzwald. Bei die⸗ ſer Gelegenheit wurde im Waldecker Land ein kaum be⸗ kannter alter Weihnachtsbrauch entdeckt. Hier werden die Glocken an Weihnachten nicht geläutet, ſondern in einem beſtimmten Rhythmus angeſchlagen. Auch das wird man in der weihnachtlichen Glockenſendung hören. Aus hem Gerichtssaal Jugendlicher Hochſtapler vor dem Sondergericht. [ Mann Mannheim, der antworten * Har 1 in 1 (Verbrechen und Vergehen nach Paragraphen 3 Heimtückeg s bom 20. 12. 34 und der Parag 244, 268 des R StS) zur Laſt. Seit 193 Angeklagte ſeinen Beruf und reiſte de 1 Deutſchland herum. In München und Ulm wurde er dringenden Diebſtahlsverdachts feſt⸗ gehalten. Sein n Beſuch machte er Ende 1935 in Tül 5 ſtellte ſich einem Jungvolkführer als 2 1 Sozial- und Verpfleg genutzte die rent vor und bat um Uebernachtung ihm auch ſofort bewilligt wurde. Er t des Gaſtgebers, um mit deſſen veis abzuſtempeln, den er, mit zwei 1 verſehen, auf ſeinen eigenen Namen holder erhielt er auf dieſelbe lügen⸗ und Verpflegung. Im Dezember tein einem Photohändler Angaben über Autounfall und ließ ſich einen Rollfilm en mit dem Hinweis, daß er ſofort bei Mannheim die Schuld begleichen 18 garnicht ſeine Abſicht war. Die nächſte Sta⸗ tion war Bremen Dort ſprach er in einem chiffahrts⸗ büro vor und bat um einen Erlaubnisſchein zur Frei⸗ fahrt nach Hamburg Dieſer Bitte wurde entſprochen. Als ſich M. in Hamburg von dem Kapitän des Motorbootes verabſchiedete, dankte er für die Verköſtigung und verſprach, einen Artikel in der HJ⸗Zeitung darüber zu ver⸗ ffentlichen. Dies war aber nur Bluff. In Düſſeldorf ſuchte er Angeklagte Volksſchulen auf, wobei er eine Armbinde es Streifendienſtes der HJ trug. Seiner Tante ſtahl er 20 Mark, in Friedrichshafen wußte er nochmals einen Roll⸗ film ohne Bezahlung zu erlangen, indem er ſich eines fal⸗ ſchen Namens und einer falſchen Adreſſe bediente. Schließ⸗ lich ſtahl der Angeklagte in Mannheim ein Fahrrad. Die Betrugsfälle und Diebſtähle beging er noch als Minderjäh⸗ riger. Wie Erſter Staatsanwalt Trunck ausführte, gehört dieſer Angeklagte zu den Menſchen, die durch hochſtapleri⸗ ſches Auftreten Eindruck machen wollen und ſo auf Lug und Trug ausgehen. Es ſei nur der Jugendlichkeit des Angeklagten zuzuſchreiben, daß von einer Zuchthausſtrafe abgeſehen werde Dafür müſſe aber eine Gefängnisſtrafe von zweieinhalb Jahren ausgeſprochen werden, um dem Angeklagten klarzumachen, daß ſein Weg verfehlt ſei und er hei Viederholungsfällen mit Zuchthaus zu rechnen habe. * machte M. ir einen vorgetauſe En Schlimmer Ausgang einer Bierreiſe. Lörrach. Mit einem außerordentlich ſchwerwiegenden Fall grober Pflichtverletzung eines Taxifahrers, der ſich während des Dienſtes zu einer Bierreiſe verleiten ließ und dann in ſtark angetrunkenem Zuſtande einen ſchweren Autounfall herbeiführte, hatte ſich eine Verhandlung vor dem Einzelrichter beim Amtsgericht Lörrach zu befaſſen. Der Kraftwagenunfall, den der 32 Jahre alte verheiratete Chauffeur Ludwig Giſſinger, wohnhaft in Hauingen, auf der Hauptverkehrsſtraße zwiſchen Brombach und Lörrach in den frühen Morgenſtunden des 24. Oktober d. J. verſchul⸗ dete und bei dem vier mitfahrende Perſonen mehr oder we⸗ niger ſchwer verletzt wurden, erregte ſeinerzeit durch die be⸗ ſonderen Umſtände, die zu dem Unglück führten, erhebliches Aufſehen. Giſſinger, der ſehr wohl wußte, was er ange⸗ richtet hatte, war nach dem Unglück nur beſtrebt, die Spu⸗ ren zu berwiſchen, ehe die Polizei dahinter kam. Er küm⸗ merte ſich daher auch gar nicht ſonderlich um ſeine verletz⸗ ten Mitfahrer, von denen der eine eine ſchwere Kopfverlet⸗ zung und Gehirnerſchütterung, ein zweiter einen Schlüſſel⸗ beinbruch uſw. davongetragen hatte, ſo daß dieſe ſich allein einige hundert Meter weit bis zum nächſten Haus a mußten, wo ſie nach der Rettungsſtelle telefonierten. Giſ⸗ ſinger wurde dann am Nachmittag desſelben Tages in ſei⸗ ner Wohnung verhaftet.— In der Urteilsbegründung ſtellte der Vorſitzende als ſtrafverſchärfende Momente klar und deutlich heraus, die vor allem darin liegen, daß es ſich bei Giſſinger um einen Taxifahrer handelt, der im Dienſt der Allgemeinheit ſteht und von dem die Oeffentlichkeit da⸗ her ein beſonders großes Maß von Pflichtbewußtſein und unbedingte Nüchternheit im Dienſt verlangen muß. Das Ge⸗ richt erkannte entſprechend dem Antrag des Staatsanwalts auf eine Gefängnisſtrafe von einem Jahr und Tragung der Koſten. Ein Monat 15 Tage Unterſuchungshaft wurden an⸗ gerechnet. —— Weihnachtsbaum— Lebensbaum Unter den Kindheitseindrücken iſt wohl keiner ſtärker und bleibender als der, den man vom brennenden Weih⸗ nachtsbaum empfing. Es waltet ein beſeligendes Geheim nis um den immergrünen Baum, dem ſich auch der Ver⸗ ſtockteſte nicht zu entziehen vermag. Wie lange ſchon mag man den Weihnachtsbaum in Deutſchland kennen? Daß er in Brauch gekommen iſt, er⸗ jren wir aus dem Munde eines Eiferers, der gegen ihn predigend, zu Felde zog. Ein Geiſtlicher, Geiler vom Kai⸗ ſersberg, verkündete 1508 in Straßburg von der Kanzel herunter, daß das Feſt der Geburt Chriſti eine„Schmach und Schande“ geworden ſei, weil man es ganz nach der Art feiere, wie einſt die Heiden das Neujahrsfeſt began⸗ gen hätten:„Sie feſtivieren, etlich mit tanzen und ſprin⸗ gen, ander mit ſtechen, ander mit danreiß(Tannenreiſig) in die Stube legen, ander, daß ſie einander gaben ſchicken, lebkuchen und wein“. Geiler vom Kaiſersberg hatte mit ſeinen Worten recht und zugleich unrecht, recht inſofern, als er die weihnachtlichen Bräuche heidniſch nannte, un⸗ recht damit, daß er gegen ſie eiferte, denn die Künder der chriſtlichen Lehre waren es ja geweſen, die uralten völki⸗ ſchen Kult in ihrem Sinne umdeuteten, einen Kult, der tief in der religiöſen Schau unſerer Ahnen wurzelte. Wenn auch der Tannenbaum in ſeiner jetzigen Geſtalt erſt einige Jahrhunderte lang in deutſchen Landen üblich iſt, ſo hat er auf dem Boden unſerer Väter und Ahnen doch eine Reihe von Vorläufern gehabt, die auf ihn deut⸗ lich hinweiſen.„Kinjesbaum“ und Weihnachtspyramide, Zweige von Ebereſchen, Dornſträuchern und vor allem von der Miſtel, der goldgrünen, ſind ihm vorausgegangen. Welcher naturgegebenen Sinnbilder man ſich auch immer bedienen mochte, ſie gehen alle auf eine Erkenntnis zurück: Menſch und Lebensbaum(Yagdraſil), ſtehen im innigſten Zuſammenhang. Erklärlich und verſtändlich, daß Gene⸗ rationen und Völker des indogermaniſchen Lebensraumes verſchiedene Bilder hatten, weſentlich bleibt, daß ſie alle hinweiſen auf den ewiggrünen Weltenbaum. Iſt es nicht gerade bezeichnend, daß unſere Ahnen zur Mittwinterszeit ihre Häuſer mit der Miſtel ſchmückten, jener Miſtel, die des ſtrahlenden Balder junges Leben endete? Jener Miſtel, die Bäume, auf denen ſie ſich anſiedelte, zum Abſterben brachte? Nein, es iſt gar nicht ſeltſam, es zeugt nur für die inbrünſtige Verbundenheit nordiſchen Blutes mit der göttlichen Ordnung, die eben dieſe Miſtel wachſen ließ, durch ſie den Tod herbeiführte, um neues Leben blühen zu laſſen. Im Heiligtum von Altupſala ſtand die immer⸗ grüne Eibe. Die Edda berichtet von dem wunderbaren, köſtlichen Baum Glaſir, der„mit güldenem Laube vor Sigyrs Sälen ſteht“ Das Blühen ſteht in engem Zuſam⸗ menhang mit den Sinnbildern der Mittwinterszeit. Ur⸗ alter Volksglaube will wahrhaben, daß in der Mittwinter⸗ nacht die Bäume für eine Stunde blühen und Frucht tra⸗ gen. Sorgen wir nicht auch dafür, daß die Blumenzwie⸗ beln zur Weihnacht blühend im Zimmer ſtehen? Es mag hieraus die Sehnſucht nach dem Frühling ſprechen, die zur Mittwinterszeit beſonders ſtark die Herzen erfüllt. Auch der Fruchtbarkeitswunſch des neuen Jahres hängt gewiß mit dieſer Sitte zuſammen. Häufig, ſehr häufig iſt der Weihnachtsbaum in deut⸗ ſchen Landen verboten geweſen, aber er hat ſich, anknüp⸗ fend an uralten Ahnenglauben dennoch durchgeſetzt. Jene, die ihn verboten, haben erkennen müſſen, daß das Blut doch ſtärker iſt als das papierne Wort. Zum Kaiſerhof. 2. 5 Morgen Weihnachtsfest Aparte Ges chenkpackungen aſlach 95 „ in verschiedenen Daurfiims 8 Chlachtfest. Hausgebäck 125 gr 15 Pfg. Hagener Miſchung 125 fr 15 Pfg. Kaffeegebäck 125 fr 20 Pfg. Spekulatius 125 fr 20 Pfg. Anisgebäck(Springerle) 125 fr 20 Pfg. Teegebäck 125 gr 25 Pfg. Schokolade in Geſchenk⸗ und stets die modernsten Dhote- Apparate empfiehlt Neckär-Drogerie Walter Hornung Von 9 Ahr ab. Wellfleiſch. Hierzu ladet freundlichſt ein Adam Gropp. Zweckmäßige Kunden Werbung durch die Zeitungsanzeige ſenkt die Waren⸗Preiſe, packung mit Bandverzierung Packung—.90 u. 1.20 weil durch die Zeitungsanzeigen Pralinen, offen größerer Amſatz erzielt wird 125 gr ab 20 Pfg. Pralinen 125 fr-Karton ab 50 Pfg. 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Dezember 1937 In der heutigen Vormittagsziehung wurden gezogen 2 Gewinne zu 50000 RM. 273879 2 Gewinne zu 5000 RM. 85057 2 Gewinne zu 3000 RM. 32468 3 8 Gewinne zu 2000 RM. 121160 1844 12 Gewinne 5 1000 RM. 2 168. 280578 813951 29 365010 56672 58183 250778 314981 3349 22 Gewinne zu 800 RM. 12049 114848 139618 149809 256125 258484 315560 329420 344449 359873 386947 48 Gewinne zu 500 KM 14842 20549 33386 90803 106162 118944 524149 141482 179770 178882 184522 198475 204532 227836 238574 243115 248827 266499 287884 384625 367875 370475 381471 384781 196 Gewinne J 400 RW. 831 19297 19549 328531 328877 3829898 334518 388791 338043 341084 342327 348860 351489 852097 355540 356755 360314 368842 377696 392845 398948 In der heutigen Nachmittagsziehung wurden gezogen 2 Gewinne zu 100000 R. 829966 6 Gewinne zu 3000 Ra. 1676 278788 311286 13 Gewinne zu 1000 RM. 1440 8345 89961 110831 218297 321803 32 Gewinne zu 800 RM. 14410 41282 74443 113332 133283 137671 380 167764 200084 214665 236357 244471 266474 35335 378915 49 Gewinne zu 500 RM. 15234 15574 40735 64514 78295 107204 185308 188827 184482 208086 211190 223142 271392 300461 322680 323866 831458 838563 384439 337377 384454 370180 38345 885236 14200 19706 29757 5885 36811 38479 41885 52050 52260 92488 8273 98582 04348 98867 302999 305083 312005 318855 0848 348805 351068 354720 360807 b 1 3——— 2 2 ere