9 * — Reckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 22. Dezember 1937 Nr. 298 0 2 2 Der Verkehrsfachmann ſpricht Beleuchtet die Fahrzeuge richtig!— Neue Beſtimmungen, beſonders wichtig für ländliche Gegenden. Auf Landſtraßen oder in ſchlecht beleuchteten Ortſchaf⸗ ten kann man des nachts oft Fuhrwerken begegnen, unter denen eine ſchwach leuchtende Laterne hin und her baumelt. Vielfach fehlt überhaupt ſede Beleuchtung oder ſie iſt ſo un⸗ günſtig angebracht, daß ſie don anderen Fahrzeugen nicht zu ſehen iſt. Mancher Kraftfahrer hat erſt in letzter Sekunde zu erkennen vermocht, daß ſich vor ihm ein gefahrdrohendes Hindernis in Form eines Pferdefuhrwerks auftat. Die durch die Erfahrungen der Praxis und gewiſſenhafte Beobachtungen ſich als notwendig erwieſenen Beſtimmungen haben ſchließlich im Paragraphen 24 eine geſetzliche Veranke⸗ rung gefunden, der gerade für ländliche Gegenden von größ⸗ ter Bedeutung iſt. 5 Ber Dunkelheit oder ſtarkem Nebel müſſen in Zukunft an Fahrzeugen aller Art(für Fahrräder gelten Sonderbeſtim⸗ mungen, auf die wir ſpäter einmal eingehen werden), die leltlichen Begrenzungen nach vorn durch weiße oder ſchwachgelbe Laternen und das Fahrzeugende nach hinten durch rote Laternen oder rote Rückſtrahler erkennbar gemacht werden. Die Beleuchtungseinrichtungen an der Vor⸗ derfront dürfen jedoch nicht— vielleicht aus Sparſamkeit auch gleichzeitig als Rücklichter benutzt werden, d. h. ſie dürfen nach hinten kein rotes Licht zeigen. Die Anbringung don Lampen unter dem Fahrzeug zur Kenntlichmachung der ſeitlichen Begrenzung iſt verboten. Dieſe neuen Beſtim⸗ mungen haben beſonders für den Fahrverkehr auf Landſtra⸗ ßen und kleinen, ſchlecht oder gar nicht beleuchteten Ortſchaften Wichtigkeit, müſſen aber auch in der Großſtadk berückſichtigt werden. Aus wirtſchaftlichen Gründen wird für dieſe ein⸗ ſchneidenden Beſtimmungen eine Uebergangszert zuge⸗ billigt; ſi. müſſen jedoch vom 1. Juli 1938 ab im ganzen Reichsgebiet ohne jede Ausnahme erfüllt werden. Außer den Kraftfahrzeugen und Straßenbahnen müſſen alſo auch die erte um die ſeitliche Be⸗ grenzung ausreichend anzuzeigen, die zur Fahrbahnbeleuchtung beſtimmten Lampen etwa in gleicher Höhe und gleichem Ah⸗ ſtand von der Fahrzeugmitte anbringen; die Lampen dürfen vom äußeren Fahrzeugrand nicht mehr als 40 em nach der Fahrzeugmitte zu entfernt ſein, ſodaß man ſchon von weitem die ungefähre Breite des Fahrzeuges abſchätzen kann. Schließ⸗ lich müſſen alle in Bewegung befindlichen Fahrzeuge bei Dun⸗ kelheit oder ſtarkem Nebel Lampen führen, die ihre Fahr⸗ bahn beleuchten. Die feitlichen Beleuchtungseinrichtun⸗ gen bei Pferdefuhrwerken müſſen alſo ſo ſtarke Wirkung haben, daß die Fahrbahn auch vor dem Geſpann be⸗ leuchtet iſt, andernfalls muß am Vorderende der Deichſel eine beſondere Lichtquelle angebracht ſein. Dieſe Beſtimmungen gelten nicht für abgeſtellte Fahrzeuge, wenn ſie durch andere Lichtquellen ausrei⸗ chend beleuchtet ſind. Dabei müſſen wir aber gleich auf den 2. Teil des Paragraphen 2 hinweiſen, der vorſchreibt, daß unbeſpannte Fuhrwerke bei Dunkelheit oder ſtarkem Nebel überhaupt nicht auf der Straße belaſſen wer⸗ den dürfen. Kann ausnahmsweiſe ihre Entfernung aus zwingenden Gründen nicht erfolgen, ſo muß die Deichſel abgenommen oder hochgeſchlagen werden und außerdem muß die seitliche Begrenzung des Fuhrwerks durch ausreichende Lichtquellen erkennbar gemacht werden. Darüber hinaus iſt hinten am Fuhrwerk zwiſchen Fahrzeugmitte und der linken Außenkante eine Laterne mit rotem Licht nicht höher als 125 em über dem Erdboden anzubringen. Sämtliche Lichtquellen bürſen andere Verkehrsteilneh⸗ mer nicht blenden. Wald, Wild und Volk Berlin, 16. Dez Erſtmalig unter dem Vorſitz des neuen Staatsſekretärs im Reichsforſtamt, Generalforſtmeiſter Al⸗ pers, fand eine Beſprechung mit den Leitern aller Län⸗ derforſtverwaltungen, den preußiſchen Landesforſtmeiſtern und den Leitern der bayeriſchen Regierungsforſtämter im Preußenhaus ſtatt. Generalforſtmeiſter Alpers gab in umfaſſenden Aus⸗ führungen ſeine Grundſätze über die allgemeinen Pflichten und den Einſag aller Forſtbeamten, ſowie die großen forſt⸗ lichen Aufgaben der nächſten Zeit kund Er umriß die künf⸗ tigen Aufgaben der Forſtverwaltung, deren weſentlichſtes Ziel eine einheitliche Ausrichtung verfolge und den Erfor⸗ derniſſen des geſamten deutſchen Waldes ſowie ſeiner Aus⸗ wertung als wichtiger Rohſtoffbaſis gerecht werde. Im Waldbau ſeien die Pläne des Keichsforſt⸗ und KReichsjägermeiſters zu verwirklichen, insbeſondere die Ber ⸗ bundenheit von Wald und Volk, der Gedanke der Nachhal⸗ tigkeil und die Auffaſſung vom organiſchen Waldweſen. Die planvolle Steuerung der Forſtwirtſchaft wolle die Dek⸗ kung des nationalen Bedarfs auf lange Sicht erreichen, u. a. mit einer ſinnvollen Marktordnung als der allgemeinen Grundlage unſerer nationalſozialiſtiſchen Notſchaft. Zum Schluß wies der Generalforſtmeiſter auf die Not⸗ wendigkeit der Zuſammenarbeit der Jagd⸗ und Forſt⸗ behörden hin, deren Aufgabe es ſei, einen zahlenmäßig, für die Landeskultur tragbaren, in ſeiner Qualität guten Bildbeſtand zu ſchaffen. . 4 2 Butter aufs Parkett Ns. Zugegeben, auf Grund der klimatiſchen und räumlichen Verhältniſſe in Deutſchland und auf Grund des andauernd ſteigenden Verbrauchs ſind die zuſtändigen Stellen in Deutſchland gezwungen, gelegentlich für eine ge⸗ wiſſe Beſchränkung bei einzelnen Lebensmitteln zu ſorgen. Wohlgemerkt. bei einzelnen oder, beſſer geſagt, bei einem einzigen Erzeugnis: nämlich beim Fett. Und zwar iſt dieſe geringe Beſchränkung praktiſch ſo durchgeführt worden, daß allen Anforderungen ſozialer Gerechtigkeit voll und ganz Genüge geſchehen iſt Mit einer geſpannten Nahrungsmittellage hat ein ſol⸗ cher einmaliger Vorgang ſelbſtverſtändlich nich: das ge⸗ ringſte zu tun. Im Gegenſatz zu manchen anderen Län⸗ dern, die angeblich aus der Fülle ſchöpfen, iſt in Deutſch⸗ land noch kein Menſch verhungert. Im Gegenteil, alle haben heute ſatt zu eſſen, auch die, die unter dem früheren Syſtem manchmal Hunger gelitten haben. Das will natürlich das Ausland nicht wahrhaben. Und ſo wird von gewiſſen Stellen immer und immer wieder die Tatſache der deutſchen Fettlücke als Zeichen einer in Deutſchland herrſchenden Hungersnot und e' baldigen Zuſammenbruchs des nationalſozialiſtiſchen ates hinge⸗ ſtellt. Wo ſoſche Meldungen nach Deutſch' kommen, da ſtoßen ſie auf das herzliche Gelächter des Volkes, und es gibt wohl keinen, der ſich nicht darüber freut, daß der Jude mit ſeinen Trabanten auf einem derartigen„Holzwege“ marſchiert. Nur gelegentlich gibt es allerdings Auch⸗Volksgenoſſen, die der Hetzpropaganda des Juden mehr zu glauben ſchei⸗ nen als der lebendigen Wirklichkeit. Da war zum Beiſpiel ein Ehepaar, das auf die angeblich drohende Fettknappheit reſtlos hereinfiel. Mann und Frau hamſterten Fett, wo ſie nur konnten. Und als ſie ſo einen runden halben Zentner Butter beiſammen hatten, da tat ihnen die Weltgeſchichte nicht den Gefallen, Deutſchland eine Fettknappheit zu be⸗ ſcheren Sie konnten regelmäßig ausreichend Butter und Fett einkaufen. Die Folge war daß die gehamſterte Butter es borzog, ranzig zu werden Da war nun guter Rat teuer Schließlich fiel man auf die Idee anſtatt des Bohnerwach⸗ les Butter zu verwenden. Jedoch das Schickſal rächte ſich. Auf dieſem ſo merkwürdig behandelten Boden glitt die Frau aus Nun hatte ſie im Krankenhaus einige Wochen Zeit genug, über ihr Tun nachzudenken. Damit nun der Mann nicht als Strohwitwer allein zu Hauſe zu trauern brauchte, hat man ihn derweil in Schutzhaft genommen, wo er ſich derſelben nützlichen Tätigkeik hingeben kann wie ſeine Frau im Krankenhaus. Lokaltermin in Gasbachwalden Auch die zweite Beſichtigung des Tatortes ohne entſcheidende Ergebniſſe.— Die Ausſagen der Verwandten. () Achern. Der dritte Verhandlungstag im Mordprozeß Fallert begann wiederum mit einem Lokaltermin am Tatort, wo noch weitere Zeugen vernommen wurden über die Lage des Getöteten im Kellerhals, über die genaue Plazierung der Blutlache und die damals feſtgeſtellten Blutſpuren. An⸗ ſchließend wurde durch das Gericht nochmals der Verſuch vom letzten Verhandlungstag, und zwar diesmal mit Blut, wieder⸗ holt und feſtgeſtellt, daß das Blut auf der zweiten inneren PPP Ene ſelame Bogognung Roman von Lisbeth Dill. 43 VIERZEHNTES KAPITEI. „Wer hat Ihnen das nette blaue Teeſervice geſchenkt?“ „Das hab' ich aus Leipzig bekommen.“ 5 ö Horſt drehte die ſchön geformte blaue Taſſe in der Hand. „Von wem?“ l „Von einem älteren Freund, der mir manchmal ſowas mitbringt.“. „Wie alt iſt denn dieſer Freund?“ „Schon fünfzig...“ „Ein gefährliches Alter.“ f 2 a „Das hat nichts zu ſagen. Wir reden nur von Kunſt. Das„Sie“ hatten ſie beibehalten, Horſt hatte es zur Bedingung gemacht.„Man verſpricht ſich ſonſt zu leicht“, meinte er. 5 f 5 Dabei war es geblieben. Sie fügte ſich dieſem feſten, unbeirrten Willen ohne Widerſtreben. Er hatte ihr auch verboten, den„Roten Hahn“ wieder zu betreten und ſich unnötig in der Stadt zu zeigen.„Sonſt ſehen Sie mich nie wieder“, drohte er. a i Es gibt Menſchen, die ſich kennen, ohne ein Wort mit⸗ einander geſprochen zu haben. Horſt war auf der Straße und in Lokalen ſchon oft ein großer, hagerer, ſalopp ge⸗ kleideter rothaariger Herr mit ſchlakſigen Manieren auf⸗ gefallen, der ihn ſcharf muſterte. Er ſetzte jedesmal, wenn er ihm begegnete, ein überhebliches Lächeln auf. Dieſes Lächeln konnte ſich Horſt nicht erklären. Er traf dieſen Rothaarigen überall. Wenn man ein Café betrat, ſaß er ſicher ſchreibend in einer Ecke. Kam man in die Uni⸗ verſitätsbibllothek, ſo hockte dieſer Rothaarige an einem der ſchwarzen Tiſche über einem Buch, aus dem er Aus⸗ züge machte. Neulich war er ihm in der Heide begegnet, gerade vor ihrem Hauſe. „Kennen Sie den vielleicht?“ fragte er. 8. „Weshalb ſollte ich den nicht kennen?“ ſagte ſie.„Dan lennt doch jeder. Das iſt Erich Mattl, der für ſchreibt.“ 5 555 eee die Tribüne „Woher kennen Sie ihn denn?“ forſchte er. „Ich hab' ihn im Metropolcafs kennengelernt.“ „Wie neulich den Weſtfalen?“ 8 „Welchen Weſtfalen?“ „Tun Sie nur nicht ſo. Das verfängt bei mir nicht. Sie wiſſen's ganz gut“, ſagte er.„Den Großen meine ich, der bei Bothmer famuliert. Er verkehrt auch im„Roten Hahn'.“ „Ach der“, ſagte ſie.„Den hab' ich mal im Theater ge⸗ troffen.“ „Verabredung oder Zufall?“ „Reiner Zufall. Er ſaß neben mir und ſprach mich an.“ „Sie laſſen ſich anſprechen?“ „Eiferſüchtig?“ lachte ſie.„Ich glaub', Sie haben einen rachſüchtigen Charakter. Ich könnte Sie mir gut als Othello vorſtellen.“ „Ich auch“, ſagte Horſt.„Ich hab' Sie neulich im Hahn' verſchwinden ſehen, nachdem Sie mir verſprochen hatten, ihn nicht mehr zu betreten. Sie ſaßen mit Herrn Mattl an einem Tiſch, wie alte Bekannte. Sie haben mich belogen mit dem Weſtfalen und dem Mattl.“ „Das iſt doch toll!“ rief ſie.„Sie ſpionjeren mir nach?“ Ihre Augen funkelten. Er rührte in ſeinem Tee.„Was iſt das für ein Mann?“ beſtand er. „Er hat drei Semeſter Jura ſtudiert, dann iſt ihm das zu fad geworden, und er hat ne Stellung angenommen bei einem Anwalt als Bürovorſteher.“ „So? Gleich zum Vorſteher hat man ihn gemacht?“ „Was haben Sie eigentlich gegen Mattl?“ fragte ſie. „Das iſt ein ſehr geſcheiter Menſch, und in vielen Dingen könnte mancher von ihm lernen.“ „Ich auch?“ 5 „Sie zu allererſt. Wie Sie mit einem umgehen zum Beiſpiel.“ 0 s: „Ich denke, das haben Sie gern. Sie haben mir ja ge⸗ ſagt, daß Sie keine Schmachtlappen mögen. Iſt der Mattl ſo einer?“ 5 „Der Herr Mattl iſt ein Herr, er iſt Korpsſtudent ge⸗ weſen.“ i. i „Bei welchem Korps denn?“ Das wußte ſie nicht. Kellertreppe nicht davon herrühren kann, daß von außen Blut durch die Kellertürritzen eingedrungeſt iſt. Im Verhandlungsſaal wurden dann noch Angehörige der Familie Fallert und der Angeklagten vernommen. Ein Bruder des Getöteten gab an, daß er vor dieſem Fall von den ſchlechten Familienverhältniſſen nichts gehört habe, wohl aber die Kinder bei ſeinem Beſuch kurz nach der Tat ſagten, daß ihr Vater ſchlecht behandelt worden ſei, daß er nur Kaf⸗ ſee und Brot, während der Knecht Wurſt und Eier zu eſſen bekam. Der Zeuge hatte wohl einen leiſen Verdacht, daß hier nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ſein könnte, fand aber keinerlei Anhaltspunkte. f Dem Bruder der Angeklagten war nichts bekannt, daß ſeine Schweſter ihm einmal nach dem Leben trachtete. Ueber die Urſachen des Unglücks habe ſie ihm kurz nachher erzählt, daß ihr Mann in der Brennerei aufräumen wollte. Der Vorſitzende hielt der Angeklagten vor, warum ſie denn nicht im Brennhaus nach ihrem Mann geſucht habe. Angeklagte:„Ich habe das Fenſter im Wohnzimmer aufge⸗ macht, aber in der Brennerei kein Licht geſehen.“ Durch die Vernehmung des Bruders des Knechtes wurde feſtgeſtellt, daß der Knecht um die fragliche Zeit zu Hauſe bei ſeinen Eltern in Sasbach war und im Bett gelegen hatſe⸗ Wenn er das Zimmer während der Nacht verlaſſen hätte, hätte der Zeuge es unbedingt hören müſſen. Ein anderer Bruder des Getöteten gab an, daß Fallert eigentlich erſt im letzten Jahr vor dem Tode gelegentlich eines Beſuches über ſeine Frau ſich beklagt hätte, und zwar in Form einer Entſchuldigung, daß er den Lohn für die Juſtine, die damals bei ihm im Dienſte war, nicht auszahlen könne; ſeine Frau hätte das Geld wieder einmal anderweitig gebraucht. Am Tage der Beerdigung, ſo ſchilderte der Zeuge weiter, wollten zwei Schweſtern des Zeugen die Ange⸗ klagte zum Toten führen. Sie hat ſich jedoch geſträubt und gerufen:„Bindet ihm erſt die Verletzung zu, ich kann ihn ſonſt nicht ſehen!“ In der Nachmittagsſitzung wurden unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit nochmals die Beziehungen der Angeklagten zu dem Knechl erörtert. Hierbei wurde feſtgeſtellt, daß jeweils bei dieſen Beziehungen die Angeklagte der treibende Teil ge⸗ weſen iſt. Intereſſant war, daß der als Zeuge vernommene Knecht die Vaterſchaft an dem letzten Kinde beſtritt, wäh⸗ rend er Anſpruch auf das vorletzte Kind erhob. Anſchließend wurden mit dem Zeugen noch verſchiedene Feſtſtellungen getroffen über die Oertlichkeiten im Hauſe und die Gepflogenheiten des Getöteten. Vor der Vereidigung gab der Knecht noch an, daß er nach der Beerdigung und nachdem er bereits wieder auf dem Hof war, die intimen Beziehungen wieder aufgenommen hätte, obwohl er in der Nachbarſchaft von der mutmaßlichen unnatürlichen Todes⸗ urſache des Fallerts reden gehört habe. Er habe die Ange⸗ klagte auch einmal zur Rede geſtellt und ihr vorgehalten, daß die Leute ſagen, es ſei mit dem Tod ihres Mannes nichk mit rechten Dingen zugegangen. Daraufhin bekam der Zeuge zur Antwort:„Karl, was denkſt Du denn von mir?“. Bet dem Gerede hätten die Leute weniger aber einen Verdacht gegen Frau Fallert geäußert als vielmehr gegen ihren Bru⸗ der, den man anſcheinend für fähig hielt, eine ſolche Tat zu begehen. Der in der Vorunterſuchung tätig geweſene Kriminal⸗ kommiſſar ſchilderte dem Gericht, was ihm der Sohn der An⸗ geklagten, der bekanntlich in der Hauptverhandlung das Zeug⸗ nis verweigerte, früher angegeben hätte. Der Sohn äußerte den Verdacht, daß ſein Vater nicht geſtürzt ſei, einmal, weil der Vater kerngefund geweſen ſei, dann, weil der Bottich nie in den Keller geſchafft wurde, und ſchließlich noch, weil die Eltern ſchlecht mitemander gelebt hätten. Die Erörterung der Werkzeuge, die beſchlagnahmt wor⸗ den waren, und heute dem Gericht vorlagen, zeiligten kei⸗ nerlei Erfolge. Die bei dem zuletzt gefundenen Hammer an⸗ geſtellten Unterſuchungen nach Blutſpuren ſind negativ verlau⸗ fen, ſodaß ſich die daran geknüpften Erwartungen nicht er⸗ füllten. Zum Schluß wurde die kommiſſariſche Vernehmung eines erkrankten wichtigen Zeugen angeordnet. Die Verhandlung in Sasbachwalden wurde damit abgeſchloſſen und die Wei⸗ den folgenden Vormittag im Schwur⸗ terverhandlung auf gerichtsſaal in Offenburg angeſetzt, in der auch die Sachver⸗ ſtöndigongutachton erſtattot werden. eee eee „Weshalb iſt er denn nicht dabeigeblieben? War ihm das auch zu fad“? Oder haben ſie ihn hinausgeworfen?“ „Er iſt freiwillig ausgetreten, weil ihm das Getue zu albern war.“ Sie löſchte die Flamme unter dem Tee⸗ keſſel. „Weshalb ſtort es Ste, wenn ich im toren Hahn zu Mittag eſſe?“ rief ſie.„Sie glauben, ich ließe mir etwas von Ihnen verbieten? Ich bin doch kein Kind mehr!“ „Gewiß nicht, aber ich habe meine Gründe.“ „Ach, deshalb ſind Sie die ganze Woche nicht ge⸗ kommen!? Wer hat Ihnen denn von dem Weſtfalen er⸗ zählt?“ „Ich habe meine Verbindungen.“ „Die Nadi..“, ſagte ſie verächtlich. „Bitte, nichts über meine Freundin Nadi. An Herrn Mattl intereſſiert mich nur— ſeine Karriere.“ Sie ſchwieg. Erregt, trank ſtumm ihren Tee. Sie ſchaute über die Heide, die im Dämmerſchein eines Regen tages grau ausſah, wie ein Meer. Es nebelte leicht, die Aecker und Wieſen ſchienen in einem wogenden Dunſt zu ſchwimmen. Die Lichter der Stadt glimmten in der Ferne matt durch den Nebel. In der Ecke welkte in einer roten Vaſe ein großer weißer Fliederſtrauß. „Oh, Flieder, mitten im Winter? Auch von dem alten Herrn aus Leipzig'?“ „Ich kaufe mir meine Blumen ſelbſt“, ſagte ſie darauf trotzig.. Es kam leine Stimmung mehr auf. Der Name Mattl fiel nicht mehr, aber er blieb zwiſchen ihnen ſtehen Horſt verabſchiedete ſich. Er nahm den kürzeſten Weg am Geſtüt vorbei, ſtieg an der Brücke in die Straßenbahn und fuhr heim Horſt hatte von der Nadi erfahren, daß Mattl ein ent⸗ laſſener Schreiber eines Anwaltbüros war, der von Ver⸗ mittlungen lebte und für die„Tribüne“ Artikel ſchrieb. Er war Student geweſen, hatte auch kurze Zeit irgend⸗ einer Verbindung angehört. Dann hatte er auf einem Anweltsbüro ſeinen letzten Schliff erhalten; er wußte alſo um bie Geſetzesparagraphen Beſcheid. Er hatte ſchon öfters die Studenten und die Korps, auch einen oder den anderen Profeſſor angegriffen, die aber das Blatt nicht laſen und die Anariffe ianorierten. a Rund um das Karlsruher Schloß Als am 17. Junt 1715 der Markgraf Karl Wilhelm mit feierlichem Gepränge von ſeiner Durlacher Reſidenz in den Hardtwald zog, um den Grundſtein zum Schloßturm zu legen, dachte er keineswegs an eine Stadtgründung. Seine Abſicht war die Anlage eines großen Tierparkes nach einem damals bekannten und durch die Jägerliteratur beſtätigten Vorbild. Das ausgeſuchte Gelände, in deſſen Eichen⸗ und Kiefernwäldern ſich Hirſche und Rehe tummelten, ſchien ihm dazu wie gewunſchen. Es war für ihn ein ideales Jagdgebiet. So haben für den Entſchluß des Markgrafen rein praktiſche Erwägungen den Ausſchlag gegeben. Und dieſer Erkenntnis ind alle legendären Darſtellungen, wie es etwa zur Grün⸗ dung der Stadt Karlsruhe gekommen ſein könnte 5 erinnern an den ſagenhaften Traum— längſt gewichen. Selbſtverſtändlich wollte ſich der Markgraf von Baden⸗Dur⸗ lach auch eine Stätte der Erholung und Ruhe ſchaffen. Daher der Name„Karols⸗Ruhe“. Verhältnismäßig noch jung an Jahren weiſt das Karlsruher Stadtbild ein eigen⸗ und ein⸗ zigartiges Gepräge auf. Man ſpricht allgemein von der Fächerſtadt und jeder auswärtige Beſucher beeilt ſich, dem Weſen dieſer ſtädtebaulichen Anlage nachzugehen. Er nimmt ſeinen Weg durch die Kaiſerſtraße, wobei er feſtſtellt, daß dieſelbe von neun Straßenzügen durchſchnitten wird, die radial zum Schloßplatz laufen. Alle mit dem Blick auf den Schloß⸗ turm. In der Mitte liegt als Achſe die Karl⸗Friedrich⸗ Straße, und von hier aus ſieht man den Mittelbau des Schloſſes. Charakteriſtiſch für Karlsruhe ſind auch der innere und äußere Zirkel. Wie war nun die Parkanlage des Markgrafen Karl Wilhelm?— Antwort: Um das Schloß als Mittelpunkt grup⸗ pierten ſich ſtrahlenförmig 32 Alleen. Davon entſprechen neun den genannten Straßenzügen, während von den übrigen 23 Alleen im Walde heute noch 14 feſtſtellbar ſind. Nun einiges über das Schloß ſelbſt. Darüber hat uns Regierungsrat Dr. Valdenaire bei einer Preſſeführung, die der Karlsruher Verkehrsverein unlängſt veranſtaltete, ſach⸗ kundigen Aufſchluß gegeben. Das ehemalige Reſidenzſchloß wurde von allen badiſchen Schlöſſern am wenigſten beachtet. Es wirkt einfach und nüchtern, aber wundervoll iſt ſeine Verbindung mit der Stadt. Mit der Durchführung der Parkanlage wurde 1740 begonnen, mit dem Bau des Tur⸗ mes 1715, dann folgten der Mittelbau und öſtliche Flügel, erſt ſpäter der weſtliche Anbau. Die Fertigſtellung des aus Mauer⸗ und Fachwerk beſtehenden Schloßbaues fällt in das Jahr 1720. Aber ſchon am 17. Juli 1717 gab hier der Markgraf ſeine erſte Audienz. 1720 hielt die ganze Hofhal⸗ tung ihren Eingang und in demſelben Jahre kamen auch die erſten Siedler aus Durlach herüber. Es entſtanden die erſten kleinen Häuschen hinter dem Zirkel in der Gegend der heutigen Waldhornſtraße. 40 Jahre ſpäter erfolgte durch den Markgrafen Karl Friedrich eine gründliche Umgeſtaltung des in ſeiner Architektur ziemlich rückständigen und im Innern mehr wie einfachen Schloſſes. Die Pläne franzöſiſcher Archi⸗ tekten, den alten Bau abzureißen und einen Neubau zu er⸗ ſtellen, hatten beim Markgrafen keine Gegenliebe gefunden. Er entſchied ſich für den Umbau, der 1752 in Angriff ge⸗ nommen wurde; Theater und Ballſäle im Oſtflügel ver⸗ ſchwanden und an ihrer Stelle wurde die Schloßkirche auf⸗ gebaut. Dann ging es an den Ausbau des Weſtflügels und danach an die Umgeſtaltung des Mittelbaues. Die letzten Arbeiten galten dem achteckigen ſteinernen Turm, der ſtatt der bisher geſchwungenen eine ſchöne runde geſchloſſene Haube erhielt. Dabei iſt zu bemerken, daß der alte Turm 18 Meter höher war als der heutige. um das Jahr 1760 war das Schloß im Rohbau fertig. Der ganze umbau erforderte 23 Jahre, was in den damaligen Zeitverhältniſſen begrün⸗ det war. Als 1783 ein ganz neuer Geſchmack aufkam, war an dem teuren Barockbau des Schloſſes nichts mehr zu ändern, wenn auch einige Räume um das Jahr 1800 von Weinbren⸗ ner gestaltet wurden. In die Augen fällt der prächtige figür⸗ liche Schmuck am Dachfirſt der Mittelfaſſade. Der Schöpfer des Karlsruher Schloſſes, ſo wie wir es heute vor uns ſehen— nur der Küchenbau blieb in der Arſprünglichen Geſtalt erhalten—, iſt der deutſche Architekt Freiherr von Keßlau. Die beiden kleinen Wachhaͤuschen vor dem Schloßportal ſtanden ehedem am Linkenheimertor. Der Platz vor dem Schloßgebäude war einſt als Luſtgarten an⸗ gelegt mit wundervollen Blumenbeeten und Zierbäumen, Springbrunnen, Tier⸗ und Vogelhäuſern, während hinter dem Schloß auf der Nordſeite Tierpark und Faſanengarten lagen. Zum Schloß gehörten auch die Marſtallgebäude und mehrere Orangerien. Im Verlaufe der Entwicklung zur Stadt iſt intereſſant, daß an der heutigen Kaiſerſtraße um das Jahr 1718 als einziges Haus die kleine Schenke zum„Waldhörnle“ ſtand, woher auch die Waldhornſtraße ihren Namen hat. Und 27 Jahre ſpäter zählte man ſüdwärts an kleinen Siedler⸗ häuschen erſt einige Dutzend. 8 Abſchließend wäre zu ſagen, daß das Schloß, das jetzt als Landesmuſeum dient, gegenwärtig inſtandgeſetzt wird und einen neuen Verputz erhält. Ueber den Gang dieſer Arbeiten äußerte ſich Baurat Koch. Dann betraten wir das Innere des Schloſſes und wanderten bis zum Dach des Mittelbaues, um die dort aufgeſtellten, bereiks erwähnten Plaſtiken zu bewundern und unſere Blicke über das reizvolle Karlsruher Stadtbild ſchweifen zu laſſen. Der Rufidgang führte weiter in den ſog. Küchenbau, deſſen oberes Stockwerk ebenfalls zu Ausſtellungszwecken hergerichtet wird. Das Landesmuſeum wird hier durch die Aufnahme der Sammlungen der Staat⸗ lichen Majolikamanufaktur, ſowie von Stücken alter Ofen⸗ baukunſt wie auch einer bis in die erſte Hälfte des 18. Jahr⸗ hunderts zurückgehenden Geweihſammlung eine wertvolle Be⸗ reicherung erfa ren. Die nötigen Auskünfte gab uns Kuſtos Dr. Moſer. Mit großem Intereſſe beſichtigten wir ſchließlich die Einrichtungen des Badiſchen Staatstheaters, wobei Büh⸗ N Zircher die Führung„hinter die Kuliſſen“ über⸗ nahm. N 2 Julfeſt und Weihnachten Die Weihnachtswochen ſind von einem beſonderen Zau⸗ ber umgeben. Heller leuchten in dieſer Zeit die Sterne vom Himmel, und die Tannenbäume rauſchen ein uraltes heili⸗ ges Lied. In den Herzen der Menſchen aber werden Klänge angeſchlagen, die 1 mitklingen mit den Tonen der Wellen, die das Weltall erfüllen. Schon unſeren Vorfah⸗ ren war dieſe Zeit der ſternenklaren internächte heilig. Sie glaubten ſie mit geheimnisvollem Geſchehen erfüllt. Das Julfeſt, die Winterſonnenwende, wurde feierlich be⸗ N Lodernde Scheiterhaufen erleuchteten die weihevol⸗ en 255 Noch heute wird in den nordiſchen Ländern das Julfeſt begangen und der Julklapp— ein Freundſchaftsge⸗ chenk— wird ausgetaucht. Das Chriſtentum machte ſich ie alten volkstümlichen Bräuche und Motive zu nutze und uf das Weihnachtsfeſt mit dem Lichterbaum und den Weihnachtsgaben. Es wurde im Mittelalter weiteſtgehend erweitert und zum Mittelpunkt des Volksalaubens. Kein Wunder, daß Brauchtum verſchiedenſter Art es umrankt. Für den Menſchen wurde das Weihnachtsfeſt zum Erleb⸗ nis des Jahres und den Kindern das ſchönſte Feſt reiner kindlicher Freuden. Der Weihnachtstag ſelbſt war der Höhe⸗ punkt der weihnachtlichen Jeit. Man glaubt, daß beim Klange der Weihnachtsglocken in begnadeten Gegenden bunte Blumen aus dem mit Schnee bedeckten Boden ſchöſſen, daß die Welt einen Augenblick ſtill hielte in ihrer kreiſenden Bewegung, und daß Flüſſe und Quellen weih⸗ nachtliche Melodien murmeln. Auch Tiere und Pflanzen 959 man in den Kreis dieſer myſtiſchen Vorſtellungen. Tauſendfachen Segen ſtrömte nach dem Volksglauben die Jul⸗ und Weihnacht aus. Man mußte ſich freilich bemühen, ihn feſtzuhalten. So ging der Bauer in dieſen nächtlichen Stunden zu ſeinen Haustieren in den Stall, zu den Bienen im Garten und dankte ihnen für die treuen Dienſte im ver⸗ gangenen Jahr und ermahnte ſie, auch im neuen Jahr wie⸗ der ihre Pflicht zu tun. Und dabei ſchüttete er in die Krip⸗ pen eine Sonderſpende„für Fleiß und Wohlverhalten“ So handhabt man es auch jetzt noch in verſchiedenen Gegenden. Auch der Obſtbäume gedenkt man am Weihnachtstage in beſonderem Maße. Der Bauer beſieht jeden Obſtbaum und wünſcht ihm viele Früchte im nächſten Sommer. In Schwaben, im Aargau und in Schweden bindet man in der Julnacht einen Strohhalm um jeden Obſtbaum, um alle Schädlinge von ihm fernzuhalten. Anderswo ſchüttelt man die Bäume, um ſie aufzuwecken aus dem Winterſchlaf und zu gutem Fruchtanſatz zu ermahnen. In vielen Gemeinden ſchneidet man zu Beginn der Weihnachtswochen, Anfang Dezember, knoſpende Zweige von den Kirſchbäumen und ſtellt ſie in der Stube in Waſſer in die Nähe des wärmen⸗ den Ofens. Beim Weihnachtsfeſt zeigen ſie dann duftende Blüten. Auch viele Städter ſchaffen ſich dieſen Weihnachts- ſchmuck. Am Rhein hing man früher Miſtelkränze. Efeu⸗ ranken und Strohbüſche an den Fruchtbäumen auf. In der Steiermark glaubt man, daß in der Weihnachtsnacht um Mitternacht die Glocken aller verſunkener Kirchen und Ka⸗ pellen zu läuten beginnen, bis der letzte Klang der Uhr verſchollen iſt. Es iſt eine geheimnisvolle Zeit, die Weih⸗ nachtszeit. Wir feiern ſie im Gedanken an unſere Ahnen, deren Flammenzeichen einſt zur gleichen Stunde gen Him⸗ mel loderten. Es iſt ein wunderbares Feſt, das Weihnachts⸗ und Julfeſt. Wer kann ſich ſeinem Zauber entziehen? 2 5 2 2 Sie lebte vor einer Million Jahren Geheimnis des„Peking⸗Menſchen“.— Eine intereſſante Rekonſtruktion.— Der Zufall wies den Weg. Trotz der Kriegswirren, die zur Zeit Oſtaſien er⸗ ſchüttern, obwohl gar nicht ſo weit von Peking die Ge— ſchütze donnern und die Maſchinengewehre rattern, geht die ſachliche Arbeit der Wiſſenſchaft unermüdlich weiter Man weiß, daß in der Nähe von Peking, im ſogenannten Tſcho Kau Dien⸗Gebiet Ueberreſte, Zähne, Schädeltrüm⸗ mer von Menſchen gefunden wurden, die man auf Grund des Fundortes als Peking⸗Menſchen bezeichnete. In dieſer Erforſchung des Peking⸗Menſchen, den man für den älteſten uns bekannten Urmenſchen hält, iſt man nun um eine intereſſante Etappe weitergekommen. In der anato⸗ miſchen Abteilung der Pekinger Univerſität haben die Wiſ⸗ ſenſchaftler aus den Zähnen und Schädeltrümmern einen Menſchenkopf rekonſtruiert, ſo daß uns in jenem Labora⸗ torium heute der Schädel einer Frau entgegenſtarrt, der vor einer Million Jahren von Leben erfüllt war. Man hat ſich bemüht, dieſe Rekonſtruktion ſo ſorgſam wie mög⸗ lich zu machen, jede Phantaſie auszuſchalten und nur da weiterzubauen, ſvo die Wiſſenſchaft ſchon eine Grundlage bot. Man wird in den nächſten Tagen damit beginnen, über jenen Schädel eine Haut zu ziehen, um dem Kopf wirkliche Menſchengeſtalt zu geben. Doch ſchon heute läßt ſich erkennen, daß der Kopf des Peking⸗Menſchen, oder genauer geſagt, jener Peking⸗Frau, affenähnlicher iſt, als man bisher annahm. Die Entdeckung jener Schädelteile und Zähne in den Höhlen in der Nähe des Dorfes Tſcho Kau Dien, 60 Kilo⸗ meter von Peking, liegt rund 16 Jahre zurück. Aber ſeit den erſten Funden iſt eine große, ſympathiſche wiſſen⸗ ſchaftliche Arbeit geleiſtet worden. Man fand damals in einer Höhle, auf der Suche nach beſtimmten Steinen, urſprünalich nur ein vaar Zähne. ein vaar Tierknochen Arp ein Geweih. VBamtt harte man eigentich nur never⸗ reſte von Tieren aus der Eiszeit aufgeſpürt. Aber der Schwede J. G. Anderſſon wurde durch einen ſolchen Zahn auf den Gedanken gebracht, daß dieſer Zahn vielleicht doch einem Menſchen gehört haben könnte. Er ließ durch einen Aſſiſtenten den Fundort weiter durchſuchen. Und wirklich entdeckte man viele Monate ſpäter ein paar wei⸗ tere Zähne, von denen jeder Fachmann einwandfrei ſagen konnte, daß es ſich um Menſchenzähne handelte. Freilich mußten die Zahnärzte und Anatomen auch geſtehen, daß dieſe Zähne noch Abſonderlichkeiten aufwie⸗ ſen, die dem heutigen Menſchen fehlen. Immerhin hatte man, einmal durch Zufall auf den Weg gebracht, in e Arbeit das Geheimnis des Peking⸗Menſchen enthüllt. Um aber die Wahrheit zu ſagen— man hatte von jenem Peking⸗Menſchen überhaupt nur erſt die erwähn⸗ ten Zähne. Von dieſen Zähnen ſtand es eigentlich nun von dem linken unteren Mahlzahn eines Kindes feſt, daß er wirklich einmal in dem Munde eines Menſchen gewach⸗ ſen war. Es war alſo ſchon wiſſenſchaftlich ein großes Wagnis, aus dieſem einen Zahn eine Theorie aufzubauen die— genau genommen— eine ganz neue Menſchen⸗ gattung annahm, eine Menſchengattung, die nichts mit dem Neandertaler oder dem Urmenſchen von Java zu tun hatte. Aber die wiſſenſchaftliche Logik ging mit wiſ⸗ ſenſchaftlicher Genauigkeit vor. Der Eifer wurde durch den Erfolg gekrönt. Es gelang nämlich einige Zeit ſpäter dem Kanadier Davidſon Black, zuſammen mit dem Ame⸗ rikaner A. W. Grabau und mehreren chineſiſchen Studen⸗ ten, an den früheren Grabungsſtellen bei Tſcho Kau Dien Knochen zu finden, unter denen man eine Reihe von Ein⸗ zelteilen unterſcheiden kann. Da war erſt einmal ein faß vollſtändiger rechter Unterkiefer. Endlich fand mar ein großes Stück Kinn. Dazu kamen 24 Zähne und einige Bruchſtücke aus der Schädeldecke. Das war in der Geſamt⸗ heit wenig, aber für die Forſchung, die an anderen Fun⸗ den geſchult worden war, ungeheuer viel. Man wußte jetz auf Grund der eingeleiteten Rekonſtruktionen, daß der Peking⸗Menſch viel älter war als der Neandertaler. Aber erſt in den letzten Tagen erfuhr man, daß er jene noch größere Affenähnlichkeit aufweiſt, die ihn in der Kette der Entwicklung der Menſchheit noch wichtiger, noch be⸗ deutungsvoller macht. Eine Hoffnung freilich müſſen die Wiſſenſchaftler trotz der nun einwandfrei feftgeſtellten größeren Affenähnlich⸗ keit des Peking⸗Menſchen begraben: Man hat das große „Zwiſchenglied“ zwiſchen Menſchen und Affen oder irgendeiner früheren Tier- oder Menſchenart noch niche gefunden. Das Stadium des Menſchenaffen hatte der Peking⸗Menſch längſt hinter ſich, als er in jenen Höhlen in China daranging, mit Werkzeugen Tiere zu erſchlagen und Zeichen in die Felswände zu ritzen. Der Peking⸗Menſch hatte damals ſchon die Stufe er⸗ reicht, die nach weiteren Stufen emporführt zum heutigen Menſchen, wobei die Frage offenbleibt, ob der Neander⸗ taler oder der Java-Menſch auf der gleichen Entwick— lungslinie aufwärtsging, oder über einen anderen Zweig emporſtieg. Bei den Peking⸗Menſchen mußte es beſonders überraſchend wirken, daß hier Werkzeuge, Tierknochen Menſchenknochen uſw. eng miteinander vermengt waren Bestand hier noch eine größe Lebensgemeinſchaft'zwiſchen Menſch und Tier? Hatte ſich die Feindſchaft noch nicht entwickelt, die erſt ſpäter durch die Zähmung wieder über⸗ wunden werden mußte? Das ſind die anderen Rätſel des Peking⸗Menſchen. 5 Gedenktage 2 2. Dezember. 1848 Der Sprachforſcher Ulrich von Wilamowitz⸗Moellen⸗ dorf in Markowitz in Poſen geboren. 1891 Der Orientaliſt und Politiker Paul Anton de Lagarde in Göttingen geſtorben. 5 1900 Der preußiſche Generalfeldmarſchall Leonhard Graf bon Blumenthal in Quellendorf geſtorben. 1917 Beginn der Friedensverhandlungen in Breſt⸗Litowfk. 1931 Der Vorgeſchichtsforſcher Guſtav Koſſinni in Berlin geſtorben. Sonnenaufgang 8.35 Sonnenuntergang 16.12 Mondaufgang 22.48 Monduntergang 10.54 Kürzeſter Taa. länaſte Nacht Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Morgenlied, Zeit, Wetter, landwirtſchaftliche Notierungen, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert(7 bis 7.10 Nachrichten); 8 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter, Marktberichte, Gymnaſtik; 8.30 Morgenmuſik; 9.30 Sendepauſe; 11.30 Volksmuſik; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wetter, Nachrichten; 13.15 Mittags⸗ konzert; 14 Konzert bezw. Schallplattenkonzert; 15 Sende⸗ pauſe, 16 Nachmittagskonzert; 18.30 Griff ins Heute; 19 Nachrichten, Neues vom Tage; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Donnerstag, 23. Dezember: 9.30 Fröhliche Morgenmuſik, Schallplatten; 15 Kleines Konzert, Schallplatten; 18 Stille Zeit.. Hörfolge; 19 und Endung; 20 Hohe Nacht der klaren Sterne, Singen und Sagen um weihnachtlich feſtliche Zeit; 20.30 Abend- konzert; 21.15 Quarkett G⸗Dur Werk 161 von Schubert; 22.20 Worüber man in Amerika ſpricht; 22.30 Volks⸗ und Unterhaltungsmuſik. Freitag, 24. Dezember: 9.30 Feſtliche Klänge; 14 Die Auflöſung unſeres großen Weihnachtspreisrätſels; 14.45 Unterhaltungskonzert, Schall platten; 16 Wir ſchmücken den Weihnachtsbaum; 17.30 Alte und neue Chorweiſen; 18 Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen, feſtliches Konzert; dazwiſchen 20 bis 20.20 Weih⸗ nachtsanſprache des Stellvertreters des Führers, Reichsmint⸗ ſter Rudolf Heß; 21.15 Unterhaltende Muſik am Weihnachts⸗ abend, 22.25 Weihnachten bei der Wehrmacht; 22.45 Fro⸗ her Ausklang. Samstag, 25. Dezember(J. Weihnachtstag): 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter⸗ und Schneeberi te; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Muſik am Morgen; 9 Chriſtliche Morgenſeier; 9.45 Wanderung in den hellen Morgen; 10 Weihnacht— Paradies der Kin⸗ der; 10.30 e 11.15 Die Herrin von Wa nfried, zum 100. Geburtstag von Coſima Wggner; 12 ittags⸗ konzert; 14 Für unſere Kinder: Kaſperles Weihnachtsgeſchenk; 14.30 Die feſtlichſte Stunde, Weihnacht in Heimat und Fremde; 15.15 Waldwinter, Stimmungsbilder aus der Rhön; 16 SGeſchenkparade, Königsberger Bilderbogen, Blasmuſik; 19 Die Zauber löte, Oper don Mozart, 22 Zeit, Nachrich⸗ ten, Wetker⸗ und Schneeberichte; 22.10 Sport; 22.25 Unter⸗ Reichsſender Frankfurt a. M.: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6. Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert; 7 Nachrichten; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen, 8.05 etter; 8.10 Gymnaſtik, 8.30 Muſik am Morgen; 9.45 Sendepauſe; 10 Schulfunk; 10.30 Hausfrau, hör zu; 10.45 Sendepauſe; 11.30 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter; 12 Mittagskonzert 1; 18 Zeit, Nachrichten, offene Stellen, lokale Nachrichten, Wetter; 13.15 Mittagskonzert II; 14 Zeit, Nach⸗ richten; 14.10 Schallplattenkonzerk; 15 Volk und Wirtſchaft; 15.15 Sendepause; 16 Nachmittagskonzert; 18 Zeitgeſchehen M. Funk; 19 Zeit, Nachrichten; 22 Zeil, Nachrichten; Donnerstag, 23. Dezember: 11.40 Deutſche Scholle; 15.15 Für unſere Kinder; 15.45 Sendepauſe; 19.10 Heitere Abendmuſik; 21.15 Stille Nacht — Heilige Nacht, Funkfolge; 22.30 Worüber man in Amerika ſpricht; 22.30 Volks⸗ und Anterhaltungsmuſik. Freitag, Dezember: 9.45 Hausfrau, hör zu; 10 Mutter turnt und ſpielt mit dem Kind; 10.15 Sendepauſe; 11.40 Deutſche Scholle; 14 Für unſere Kinder: Auflöſung unſeres großen Kinder⸗ preisrätſels; 14.45 Weihnachten in aller Welt, Schallplat⸗ ten; 15.35 Zeitgeſchehen im Funk; 16 Fröhliche Hirtenmuſik und Paſtorellen; 16.30 Klingende Märchen, bunter Reigen, ärchenmuſik; 17.30 Der Blindenchor ſingt Weihnachtslie⸗ der; 18 Das blaue Licht, Hörfolge; 19 Heilige Nacht, Nacht der unendlichen Liebe; 19.55 Umſchaltung; 20 Weihnachts⸗ anſprache des Stellvertreters des Führers, Reichsminiſter Rudolf Heß; 20.20 Die Glocken der Heimat läuten die Weih⸗ nacht ein; 21.30 Ewiges Weihnachtswunder, Funkfol ef 22.25 Weihnachten bei der Wehrmacht; 22.45 Froher Ausklang. Samstag, 25. Dezember(I. Weihnachtstag): 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Wetter⸗ und Schneeberichte; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Muſik am Morgen; 9 Chriſtliche Morgenfeier; 9.45 Wanderung in den hellen Morgen; 10 Weihnacht— Paradies der Kin⸗ der, Schallplatten; 10.30 Chorgeſang; 11.15 Die Herrin don Wahnfried, Coſima Wagner zum 100. Geburtstag; 12 Mittagskonzert; 14 Für unſere Kinder: Kaſperles Weih⸗ nachtsgeſchenk; 14.30 Die feſtlichſte Stunde, Weihnacht in Heimat und Fremde; 15.15 Deutſche Scholle; 16 Froher Funk für Alt und Jung, Geſchenkparade; 18 Blasmuſik; 19 Unterhaltungskonzert; 19.40 Sportſpiegel; 20 Weihnachts⸗ muſik aus alter und neuer Zeit; 22 Nachrichten, Wetter⸗ und haltung und Tanz; dazwiſchen: Beliebte Stimmen, Schall⸗ platten. 1 333300 Schneebericht; 22.10 Sport; 22.25 Unterhaltung und Tanz; dazwiſchen: Schallplatten. 5 1er Der