Nr. 303 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 29. Dezember 1937 Baden im Jahre 1932 Die badiſche Land wirtſchaft ſetzte unter der zielbe⸗ wußten Führung des Reichsnährſtandes— Landesbauern⸗ ſchaft Baden— alles daran, um in der Erzeugungsſchlacht auf dem Poſten zu ſein. Baden ſteht hinſichtlich der Vie h⸗ und Pferdezucht und auf dem Gebiete der Spezial⸗ kulturen(Obſt, Gemüſe, Wein und Tabak) mit an der Spitze unter den deutſchen Gauen. 5 In das Programm des Vierjahresplanes fällt ſelbſtver⸗ tändlich auch der Kampf gegen den Verderb. Hier eien die unſchätzbaren Dienſte des Kältetechniſchen Inſtitu⸗ tes der Techniſchen gochſchule Karlsruhe und der Landwirt⸗ ſchaftlichen Reichsar ſtalt Auguſtenberg erwähnt. In der bäuerlichen Bevölkerung findet der Bau von Kartoffel⸗ ſilos erfreulicherweiſe immer mehr Eingang. Leider haben unſere badiſchen Viehhalter im Spätjahr einen empfindlichen Schlag durch die Ausbreitung der Maul⸗ und Klauenſeuche erlitten. Man rückt mit eiſerner Diſziplin der Seuche zu Leibe, die zum Glück im allgemeinen gutartig verläuft. Im Juni wurde Pg. Franz Merk in Grafenhauſen, M. d. R., zum Landesobmann der Landesbauernſchaft Ba⸗ den berufen. Bauweſen und Baukultur. Die Förderung des Wohnungsbaues und der Errichtung von Kleinſiedlungen iſt ein dankbares und erfolgreiches Aufgabengebiet der Badiſchen Landeskreditanſtalt und der Badiſchen Heimſtätten⸗Acß. Auch die Landesplanungsge⸗ meinſchaft hat ſich ſchon ſegensreich ausgewirkt. Am 19. Ja⸗ nuar ſprach Innenminiſter Pflaumer zu den Teilneh⸗ mern eines Kurſes für Bau⸗ und Siedlungsweſens im Frei⸗ burger Kaufhaus. Am 23. Mai wurde in Kehl eine Krlegs⸗ opferſiedlung eingeweiht. Im Sommer tagten in Karlsruhe die deutſchen und badiſchen Baugenoſſenſchaften ſowie der Hauptverband deutſcher Wohnungsunternehmen. Freiburg baute das Siedler⸗Gemeinſchaftshaus in Süddeutſchland. das am 22. Auguſt ſeiner Beſtimmung übergeben wurde. In engſter Verbindung mit der Bauwirtſchaft, aber auch mit dem Vierjahresplan ſteht der Rohſtoff Hol z. Wir in Baden können uns rühmen, das waldreichſte Land Deutſch⸗ lands zu ſein. 40 Prozent ſeines Bodens ſind mit Wald be⸗ deckt. Es war deshalb bedeutſam, wenn der Deutſche Jorſtverein ſeine Jahrestagung vom 29. Auguſt bis 4. September in Freiburg im Breisgau abhielt und dazu mehr als 1500 Mit⸗ ber und zahlreiche Gäſte aus dem Auslande, ſelbſt von eberſee, kamen. Die beſondere Wertſchätzung, deren ſich die deutſche Forſtwirtſchaft überall erfreut, fand u. a. ihren Ausdruck durch die Teilnahme des franzöſiſchen Staatsſekre⸗ tärs der Forſten, Liauthery, an der Tagung. Bei der Fülle weiterer Veranſtaltungen und Tagungen, die im Laufe des Jahres im Badnerland ſtattgefunden haben, iſt es unmöglich, dieſe auch nur auf⸗ zuzählen. Einige der wichtigſten Ereigniſſe müſſen aber er⸗ wähnt werden. Zunächſt iſt es das Feſt der deutſche Volks mu⸗ ſik, das am 5., 6. und 7. Juni über 500 Kapellen mit 15000 aktiven Muſikern, hauptſächlich aus Süddeutſchland in der Gauhauptſtadt vereinigte und als Gaſt ein franzöſi⸗ ſches Symphonieorcheſter aus Maubeuge in Karlsruhes Mauern ſah. Im gleichen Monat, und zwar vom 11. bis 14. Juni, folgte der Waffentag der deutſchen Kavalle⸗ rie, zu dem aus allen Gauen unſeres großen Vaterlandes die alken Reiterkgmeraden herbeigeeilt waren, mit ihnen die markante Gestalt des jetzt 88fährigen Generalfeldmar⸗ ſchalls von Mackenſen. Der 4. Juli nimmt in der Geſchichte der Stadt Frei⸗ burg einen beſonderen Ehrenplatz ein, da an dieſem Tage hier das erſte deutſch⸗franzöſiſche Soldaten⸗ treffen ſtattfand. Es kamen 2000 deutſche und 1000 fran⸗ fiche Frontkämpfer zuſammen. Wenige Monate ſpäter er⸗ 80 gte in Beſancon ein von gleicher Herzlichkeit getragener Gegenbeſuch. Kulturelle Veranſtaltungen Ein bedeutſames Glied in der Kette der kulturellen Veranſtaltungen bilden die alljährlichen Reichsfeſt⸗ ſpiele in 5 die am 20. Juli eröffnet wur⸗ den mit einer Spielzeit bis 22. Auguſt. Dabei gab Oberbür⸗ ermeiſter Dr. Neinhaus bekannt, daß der Heidelberger Nichterpreis in eine Stiftung mit einem Jahresbetrag von 4000 Mark umgewandelt werden ſoll. Auf den 29. Auguſt fiel die 75jährige Jubelfeier des 5 Sänger bun des in Pforzheim mit Wei⸗ heſtunde und erhebender Treuekundgebung für Führer, Volk und Vaterland auf dem Marktplatz. f Zu einem großen feſtlichen Erlebnis wurde die m uſi⸗ kaliſche Feierſtunde im Mannheimer Rosengarten am 17. Oktober. Der Präſident der Reichsmuſikkammer, Ge⸗ neralmuſikdirektor Dr. Raabe, ſprach über die neuen Wege der Reichsmuſikkammer und erklärte. daß vor allem die Hausmuſik eine beſondere Pflege finden wird. An dieſer Stelle wollen wir noch f das Interna⸗ tionale 8 Muſikfeſt vom 18 bis 21. März in Baden⸗Baden hinweiſen, bei dem elf Na⸗ tionen vertreten waren, ferner auf das Brahms feſt in Freiburg i. Br. und das Mozartfeſt in Heidel⸗ berg, die beide im Mai/Juni ſtattfanden, endlich und nicht zuletzt auf die herkömmliche Muſikfeier in Donau eſchin⸗ gen am 25. und 26. September. Den Weſtmarkpreis erhielt dieſes Jahr der Dichter Ro⸗ land Betſch in Ettlingen. Am 27. Juni konnte der berühmte Phyſiker der Ru⸗ erto Carola, Prof Dr. Lenard, den 75. Geburtstag lern In Anerkennung ſeiner Lebensarbeit als deutſcher Forſcher und ſeiner ſtets betonten e Haltung erhielt er vom Führer das Goldene E renzeichen der Partei, das ihm vom Gauleiter und Reichsſtatthalter überreicht wurde. i e Erfreulich 115 die mediziniſche Wiſſenſchaft iſt die Tat⸗ ſache, daß vor kurzem ſchon das Richtfeſt des im Mai begon⸗ nenen Neubaues der Freiburger Univerſitäts⸗ klinik gefeiert werden konnte. Unter Anteilnahme des Auslandes fand am 9. Oktober die Weihe des Rohrba⸗ cher Tuberkuloſe⸗Krankenhauſes ſtatt. 5 Ebenſo vorbildlich iſt Baden im Kampfe gegen den Krebs. Das hat 5 erkenn der Reſchsarbeitsge⸗ meinſchaft und des Reichsausſchuſſes für Kreb ekämpfung gefunden, die am 10. und 11. Dezember in Karlsruhe ver⸗ r e jammelt waren. Anſchließend tagte die Landesgruppe Ba⸗ den der deutſchen Röntgengeſellſchaft, bei welcher Gelegen⸗ heit die neue Röntgen⸗Radium⸗ Abteilung des Karlsruher Städtiſchen Krankenhauſes eröffnet wurde. Die Heimatkunde hat durch frühgeſchichtliche Funde eine weſentliche Bereiche⸗ rung erfahren. Wir verweiſen auf den Don aueſchin⸗ ger Alemannenfriedhof und die Ausgrabungen bei Lau⸗ fenburg. Intereſſant iſt, daß in dieſem Winter auf der Mettnau am Bodenſee eine vorgeſchichtliche Siedlung neu erſtehen ſoll. Die Unteruhldinger Pfahlbauten, das verdienſtvolle Werk des Altbürgermeiſters Sulger, ſind während des Sommers von rund 200 000 Perſonen beſich⸗ tigt worden. Der Verein„Badiſche Heimat“ hielt am 10. Ok⸗ tober in Baden⸗ Baden ſeine Jahrestagung ab und hörte dabei einen Vortrag des Generalinſpektors Dr. Todt über die Reichsautobahnen im deutſchen Landſchaftsbild. Die Pflege des heimatlichen Brauchtums hat in der Arbeitsge⸗ meinſchaft der Badnervereine aller Welt einen eifriger För⸗ derer gefunden.— Daß die Kulturpflege in einem ungeahnten Ausmaße im Schoße der Gemein⸗ den liegt, hat der Gauamtsleiter für Kommunalpolitik, Oberbürgermeiſter Dr. Kerber, in äußerſt intereſſanten Ausführungen während der Kommunalpolitiſchen Woche dargelegt. Das Kinzigtalſtädtchen Has lach feierte am 22. Auguſt in würdiger Weiſe und unter lebhafter Anteilnahme den 100. Geburtstag ſeines großen Sohnes, des Volks⸗ und Heimatſchriftſtellers Dr. Heinrich Hans jakob. Das aktehrwürdige Bauerndorf im badiſchen Franken⸗ lande, die Gemeinde Vilchband, beging über Pfingſten die 1100⸗Jahrfeier. Das Fauſtſtädtchen Staufen iſt 600 Jahre alt geworden. Der Fremdenverkehr war auch 1937 zufriedenſtellend. Man zählte von April bis September rund 940 000 Ankünfte mit 3,9 Millionen Uebernachtungen. Allein 172 000 Ausländer kamen zu uns. Baden wird mehr und mehr als Reiſeland für alle Jahres⸗ zeiten bekannt. Es iſt klar, daß das deutſche Hotel⸗ und Gaſtſtät⸗ tengewerbe auf dem Gebiete des Fremdenverkehrs wichtige Aufgaben zu erfüllen hat. Dieſe Erkenntnis be⸗ herrſchte die Heidelberger Tagung des Beherbergungsge⸗ werbes vom 6. bis 9. April, ihr trug auch die Süiweſtdeulſche Fachſchau in Karlsruhe(September Oktober) Rechnung. Der Verkehrsfachmann ſpricht Was das Millionenheer der Fußgänger zu beachten hat. Wenn man bisher bei der Erläuterung der neuen Stra⸗ ßen⸗Verkehrsordnung in der Hauptſache von den Rechten und Pflichten der Kraftfahrer geſprochen hat, ſo ſoll das noch lange nicht bedeuten, daß der Fußgänger ſtiefmütter⸗ lich behandelt wird oder daß ihn die neuen Straßen⸗Ver⸗ kehrsordnung nichts angeht. Im Gegenteil, auch ihm iſt ein beſonderer Abſchnitt„gewidmet“. Die Beſtimmungen für das Verhalten der Fußgänger ſind im weſentlichen nicht geändert worden. Die eindeutige Vorſchrift des Abſatz 1 im § 37 der StVO., 0 Fußgänger die Gehwege be⸗ nutzen müſſen, ſoll zunächſt einmal ein Hinweis für alle Fußgänger ſein, daß die Fahrbahn den Fahrzeugen gehört, daß alſo alle Fußgänger, die die Fahrbahn be⸗ nutzen müſſen, dieſe auf dem kürzeſten Wege mit der nö⸗ 1 Sorgfalt und ohne jeden Aufenthalt zu überſchreiten haben. Wie der Fußgänger vom Kraftfahrer mögliche Rückſicht fordern kann, ſo muß auch der Wagenlenker Verſtändnis bei den Fußgängern finden. Vielfach aber wollen„muti⸗ ge“ Fußgänger durch langſames und oft abſichtlich verhaltenes Uebergueren des Fahrdamms beweiſen, daß ſie vor einem Kraftfahrzeug keine Angſt haben. Offenſichtlich ſchikanöſes Verhalten eines Fußgängers auf dem Fahr⸗ damm iſt ſtrafbar; wird er von einem Kraftwagen dabei angefahren, ſo kann er ſogar für den durch ſein verkehrs⸗ widriges Verhalten angerichteten Schaden haftbar gemacht werden; die Fußgänger ſollen auch nicht die Geſchwindig⸗ keit eines ankommenden Kraftfahrzeuges unterſchätzen. Leichtſinnige, die noch ſchnell über den Fahrdamm zu kom⸗ men verſuchen, laufen dabei oft genug in den fahrenden Kraftwagen hinein oder zwingen den Fahrer zum ſcharfen Bremſen. Der Kraftwagen kann dann ſchnell einmal ins Rutſchen kommen und ſchleudern und gefährdet dadurch wie⸗ der andere Paſſanten oder Fahrzeuge. Im allgemeinen gilt alſo die Regel, daß der Fußgän⸗ ger die Bürgerſteige benutzen muß. Hier gibt es aber Aus⸗ nahmen, die in Zukunft ſtreng beachtet werden müſſen. Wenn ein Fußgänger Gegenſtände mitführt, die den übrigen Fußgängerverkehr behindern oder gefährden kön⸗ nen, dürfen ſie nicht auf dem Bürgerſteig gehen, ſondern müſſen die äußerſte rechte Seite der Fahrbahn benutzen. So dürfen z. B. Fenſterputzer mit ihren langen Leitern oder Schornſteinfeger mit ihren Arbeitsgeräten oder andere, die einen ſperrigen Gegenſtand tragen, nur auf der Fahrbahn gehen. Sie müſſen dabei ſelbſtverſtändlich die nötige Rückſicht auf den Fahrverkehr nehmen. Krankenfahrſtühle und Kin⸗ derwagen, die ihrem Beſtimmungszweck dienen, dürfen auf den Gehwegen geſchoben werden. Es iſt ja wohl jedem klar, daß Straßenkreuzun⸗ gen nicht in der Diagonale überſchritten werden dürfen. Die Fußgänger ſollen beim Wechſel von der einen zur anderen Straßenſeite den kürzeſten Weg wählen, alſo recht⸗ winklich hinübergehen. An Straßenkreuzungen mit bezeich⸗ neten Uebergängen ſind nur dieſe zu benutzen. An unüber⸗ ſichtlichen Stellen oder Straßen mit beſonders ſtarkem Ver⸗ kehr, aber auch an zahlreichen Plätzen hat die Verkehrspoli⸗ zeibehörde Schranken⸗, Seil⸗ oder Kettenabſperrungen an⸗ gebracht, um den Fußgängerverkehr nach einer beſtimmten Richtung abzulenken. Dieſe Abſperrungen müſſen immer re⸗ ſpektiert werden. ind nun noch ein Wort zu einer in Großſtädten heiß⸗ umſtrittenen Frage. Oft genug wird ein Autofahrer be⸗ ſchimpft, wenn er an haltender Straßenbahn vorbeifährt Ihm geſchieht dabei in vielen Fällen Unrecht, denn er darf vorbeifahren! Das geht aus dem Abf. 2 8 9 StVO. m klar hervor, der folgendes beſagt: Wenn an Halte⸗ ſtellen von Schienenfahrzeugen(gemeint ſind u. a. Stra⸗ ßenbahnen) die Fahrgäſte auf der Fahrbahn ein⸗ und aus⸗ ſteigen, darf nur in mäßiger Geſchwindigkeit und nur in einem ſolchen Abſtand vorbeigefahren werden, daß die Fahrgäſte nicht gefährdet werden; nötigenfalls hat der Fahrzeugführer anzuhalten. Dieſer Abſatz in der neuen Ver⸗ kehrsordnung ſoll aber auch andererſeits durchaus kein Freibrief für den Fahrer ſein. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß er als der Stärkere Rückſicht auf den Fußgänger, den Schwächeren nimmt, dem jedoch vorgeſchrieben iſt, die Fahrbahn möglichſt ſchnell zu räumen. Die Zunahme des Fahrzeugverkehrs infolge der Moto⸗ riſierung zwang die Geſetzgeber zum Schutz der Jugend, der Zukunft unſeres Volkes, zu einem generellen Verbot der Kinderſpiele auf der Fahrbahn ſoweit es ſich nicht um Straßen handelt, die für den Durchgangsverkehr geſperrt ſind. Der§ 43 ſagt ausdrücklich:„Auf der Fahr⸗ bahn ſind Kinderſpiele wie Werfen und Schleudern von Bällen und anderen Gegenſtänden, Seilſpringen, Steigen⸗ laſſen von Drachen, Kreiſel⸗ und Reifentreiben Fahren mit Rollern oder ähnlichen Fortbewegungsmitteln ſowie Spiele mit oder auf Fahrrädern unterſagt“. Das in manchen Ge⸗ genden von den Mädchen ſo beliebte„Hopſeſpielen“ in Ka⸗ ſten, die auf die Fahrbahn aufgemalt werden, fällt natürlich auch unter das Verbot. Innerhalb geſchloſſener Ortſchaften iſt nach dem 8 44 das ſportmäßige Skilaufen und Rodeln auf öffentlichen Straßen verboten. Dieſe Gebote bringen für alle Aufſichtsperſonen die Verpflichtung, ihre Kinder beim Spielen von den Fahrbahnen fernzuhalten. Unſere Kleinen gehören auf beſondere Spielplätze, tao ſie ohne Ge⸗ fahr für ſich und andere nach Herzensluſt ſpielen oder her⸗ umtoben können. Während der Hauptgeſchäftszeit kann man oft in ſtark begangenen Straßen beobachten, daß ſich mehrere Be⸗ kannte zu einer gemütlichen Unterhaltung zuſammenſtel⸗ len. So eine Paſſantengruppe wirkt ſich dann als regel⸗ rechtes Verkehrshindernis aus, das die übrigen Fußgänger zwingt, an anderen als den vorgeſchriebenen Uebergängen den Fahrdamm zu überqueren. Dadurch haben ſich ſchon oft Unfälle ereignet, die ohne weiteres hätten vermieden wer⸗ den können. Der Abſatz 3 des 8 37 ſchreibt jetzt vor:„Das Stehenbleiben an Straßenecken iſt unterſagt, wenn der Ver⸗ kehr dadurch behindert oder gefährdet wird.“ Marktberichte Mannheimer Großviehmarkt v. 23. Dez. Der Auftrieb betrug: 80 Ochſen, 116 Bullen, 75 Kühe, 101 Rinder, zu⸗ ſammen 372 Stück, gegenüber der Vorwoche 20 Tiere weniger. Zuteilung entſprechend den Kontingenten bei unveränderter Höchſtnotiz für Ochſen von 42 bis 45, Bullen 40 bis 43, Kühe 40 bis 43, Rinder 41 bis 44. Am Kälbermarkt waren 780(Vorwoche 926) Tiere angeboten. Trotz des geringen Auftriebes konnte ſich nur ein mittleres Geſchäft entwickeln. Höchſtnotiz unverändert mit 60 bis 65. Sehr ſchlecht beſchickt war der Schweinemarkt mit 837(Vorwoche 2445) Tieren. 5 0 im Rahmen der Kontingente. Unveränderte Höchſt⸗ notiz 54. Rundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 6 Morgenlied, Zeit, Wetter, landwirtſchaftliche Notierungen, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert(7 bis 7.10 Nachrichten); 8 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter, Marktberichte, Gymnaſtik; 8.30 Morgenmuſik; 9.30 Sendepauſe; 11.30 Volksmuſik; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Wetter, Nachrichten; 13.15 Mittags⸗ konzert; 14 Konzert bezw. Schallplattenkonzert; 15 Sende⸗ pauſe; 16 Nachmittagskonzert; 18.30 Griff ins Heute; 19 Nachrichten, Neues vom Tage; 22 Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. a Donnerstag, 30. Dezember: 18 Die Bläſerkameradſchaft, neue Muſizierform der HJ.; 19.15 Finale 1937, Schallplatten; 20.15„Liebespoſt“ G. m. b. H., Hörfolge; 21.15 Abendkonzert; 22.30 Volks⸗ und An⸗ terhaltungsmuſfik. Freitag, 31. Dezember: 18 Es muß ja nicht immer der Mar ſein, Schallplatten; 19 Anſprache des Neichsminiſters Dr. Goebbels zum Jahres⸗ ſchluß; 19.20 Die Frucht des guten Willens, Jahresrück⸗ blick; 20 bis 2 Wer bietet mehr— zum Letzten?, Großer Jahresausklang des Reichsſenders Stuttgart; dazwiſchen 23.40: Zur Jahreswende. Samstag, 1. Januar(Neujahr): 6 Hafenkonzert; 8.05 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter, Bauer, hör zu, Gymnaſtik; 8.30 Evang. Morgenfeier; 9 Muſik am Neujahrsmorgen, Schallplatten; 10 Gar fröhlich zu ſingen, ſo heben wir an... 10.30 Orgelmuſik; 11 Blas⸗ muſik; 12 Mittagskonzert; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Mittagskonzert; 14 Schwärmer und Raketen, Sil⸗ veſterabend bei Kasperle; 14.30 Ouvertüre 1988, Schallplat⸗ ten; 16 Gute Laune, zwei frohe Stunden; 18 Wir bleiben zu Hauſe.. Hörfolge für Daheimgebliebene; 19 Nachrichten, Sport; 19.30 Großer Richard⸗Wagner⸗Abend; 21.30 Lie⸗ der der Deutſchen aus aller Welt; 22 Zeit, Nachrichten, Wet⸗ ter, Sport; 22.30 Wir bitten zum Tanz; 24 Nachtmuſik. Reichsſender Frankfurt a. M.: Donnerstag, 30. Dezember: 11.40 Deutſche Scholle; 15.15 Für unſere Kinder; 15.45 Sendepauſe; 19.10 Ab und auf— im Jahreslauf, muſika⸗ liſche Erinnerung; 21.15 Beethoven⸗Konzert; 22.30 Steht ein Flammenſtoß in tiefer Nacht, Sendung der Jugend zur Jahreswende; 23 Volks⸗ und Unterhaltungsmuſik. Freitag, 31. Dezember: 10 Mutter turnt und„ielt mit dem Kind; 10.15 Sende⸗ pauſe; 11.40 Deutſche Scholle; 15.15 Für die Frau; 15.30 Wie der alte Timofej ſtarb; 19 Muſikaliſche Knallbonbons; dazwiſchen: Allerlei Silveſterſcherze in Runxendorf, Schall⸗ platten; 19.45 Der Silveſterabend, Betrachtungen; 20 bis 2 Luſtig wie's im alten war, geht's hinein ins neue Jahr, Ruck⸗Zuck⸗Sendung Frankfurt⸗Saarbrücken. Samstag, 1. Januar(Neujahr): 6 Hafenkonzert; 8.05 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.10 Wetter, Schneebericht; 8.15 Sendepauſe; 9 Chriſtliche Mor⸗ genfeier; 9.45 Raſſe und Glaube; 10 Katerfrühſtück, Schall⸗ platten; 10.30 Chorgeſang; 11.15 Eddiſche Weltſchöpfung, Funkfolge; 12 Mittagskonzert; 14 Schwärmer und Raketen, Silveſterabend bei Kaſperls; 14.30 Operettenwirbel; 15.30 Was ſie Feiertags treiben; 16 Nachmiktagskonzert; 18 Ski⸗ läufer ſind ein Volk von rauhen Sitten, eine Stunde gute Laune auf Harſch und Pulverſchnee; 19 Zeit, Nachrichten, Wetter; 19.10 Das nacholympiſche Jahr; 19.20 Großes Wunſchkonzert zugunſten des WHW.; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Wetter, Schneeberichte, lokale Nachrichten; 22.15 Sport; 22.30 Wunſchkonzert zugunſten des W Schallplatten; 24 Nachtkonzert. d 5 3 30 16. Der Zug des Todes Auch in den Reihen hervorragender und bekannter Perſön⸗ lichkeiten hat im abgelaufenen Jahre der Tod wieder reiche Ernte gehalten. Nachſtehend eine Ausleſe. Es verſtarben: Staatsmänner und Politiker. 1. Kuhlmann, Wilhelm von, deutſcher Beſandter, 58 Jahre, Dublin 1. Mataja Dr. Heinrich, Bundesminiſter a. D., 59 Jahre, Wien. 3. Chamberlain, Sir Auſten, engliſcher Staats⸗ miniſter, 73 Jahre, London. 5. Moellendorff von, ehemaliger Staatsſekretär, 55 Jahre, Berlin. 5. Snowden Lord Phil. engliſcher Schatzkanzler a. D. 73 Jahre, Tilford. 5. Prag Dr. Karl, tſchech. Politiker, 76 Jahre, Prag. 6. Doumergue, ehemaliger Präſident Frankreichs. 74 Jahre, Aigues⸗Vives 6. Schachleitner, Abt, nationalſoztaliſtiſcher Poli⸗ tiker, 76 Jahre, Fellbach. 7. Waldow von, Preußiſcher Miniſter a. D., 81 Jahre, Dannenwalde. 7. NPoſenberg von, Botſchafter a. D., 63 Jahre, Bayr. Fürſtenzell. 8. Oldenburg ⸗Januſchau, von, Kammerherr, 82 Jahre, Marienwerder. 8. Reynauld Georges, ehemaliger Senator, 71 Jahre vix. 8. Grge. ehemaliger deutſchnationgler Abgeordneter, 64 Jahre, Eiſenach. 8. Mellon, ehemaliger USA.⸗Staatsſekretär, South⸗ ampton, N. Y. 9. Maſaryt 1. tſchechiſcher Staatspräſident 87 Jahre. Lana bei Prag. 10 Mills, Ogden, ehemaliger USA. ⸗Schatzſekretär, 53 Jahre, New Pork. 11. Mac Donald, ehemaliger engliſcher Miniſterpräſt⸗ dent, 71 Jahre, auf Reiſe. 11. 9 r 135 klin Bouillon, franzöſiſcher Politiker, 67 Jahre, Paris. Militäriſche Perſönlichkeiten. 1. Behncke, Paul, Admiral, 71 Jahre, Berlin. Cambon ſtellvertretender franzöſiſcher Admiralſtabs⸗ chef, Paris. 1. Egidy Moritz von, Kapitän zur See a. D. 66 Jahre, Langfeld. 1. Mentz, Karl von, Generallt., 85 Jahre, Wernigerode. 1. Grandi General, ehem. ital. Kriegsminiſter, Rom. 2. Oven, Adolf K. von. General der Infanterie a. D., 82 Jahre, Berlin 3. Bleidorn, Rud., General der Art. a. D., 72 Jahre, Berlin. 3. Bolhmer, Graf Felix von, Generaloberſt, 85 Jahre, München. ö 3. Jözet Paſcha, Marſchall, 73 Jahre, Iſtanbul. 4. Gallwitz, Max von, General der Artillerie a. D., 85 Jahre, Neapel. 4. Kuhlwein von Rathenow, Generalmajor g. D., Stellv. Bundesführer des Kyffhäuferbundes, Berlin. 6. 1 General, 46 Jahre, Biscayafront, Flugzeug⸗ abſturz. 6. None Sir William, Admiral, 62 Jahre, Ports⸗ mouth. 7. Alten⸗Dunau, Karl von, Generallt., 84 Jahre, Saarbrücken. Lache maier, elden. 7. Mutius Albert von, Generallt,, 75 Jahre, Bunzlau. 8. Waßner, Konteradmiral, Marineattaché, 50 Jahre, 8 9 von, Generallt. 78 Jahre, Kiefers⸗ Haag. Crozler, General, engliſcher Heerführer, 58 Jahre, Walton ⸗öon⸗Thames. Buſſe, Generalmajor a. D., Verteidiger der Feſte Boyen, 81 Jahre, Blankenburg a. Harz. 9. Gerok, von, General der Infanterie a D., 83 Jahre, Stuttgart. 9 1 7 y, Stephan von, General der Kav., 78 Jahre Wien. 10 Bock von Wülfingen. Otto. Generalmajor, 83 Jahre. Hannover. 5. 11 Paris, Sir, Generalmafor, engliſcher Heerführer, 76 Jahre, Montreux 11 Tulſchel Ritter von. Generallt a. D. 73 Jahre, München. 12 Weſthoven Eduard von, Generalmajor. 64 Jahre,. Berlin 12 Ludendorff, Erich, General, 72 Jahre, München. 23. 1. Anſchütz, Geh.⸗Rat, Profeſſor Dr. chem., 85 Jahre, Darmſtadt. 12. 2. Krebs, Prof Dr Carl, Muſikgel. 80 Jahre. Berlin 25. 2. Achelis, Prof. Dr., Kirchenhiſtoriker, 72 J., Leipzig 30. 3 Wilbrandt⸗Baudius, Auguſte, Schauſp., 94 Jahre, 5. 4. Deſßmann, Geh Konſiſt.⸗Rat, Prof. Dr., Wüns⸗ dorf bei Berlin 26. 4. Oetker, Geh Rat, Strafrechtslehrer, 83 Jahre, Würzburg 23. 5. Reichel. Geh. Rat. Prof. Dr.⸗Ing. Elektroingenieur, Berlin 28. 5. Kerſchenſtelner, Geh. Rat, Chirurg, 64 Jahre, München. 29. 5. Meinhold, Geh. Konſiſt.⸗Rat 76 Jahre, Bonn. 10. 7. Kölliker, Geh. Rat, Prof., Orthopäde, 85 Jahre, Leipzig. 20. 7. Marconi, Guglielmo, ital, Erfinder, 63 Jahre, Rom 30 8. Sandrock, Adele Schauſp. 74 Jahre, Charlottenburg 7. 10 Müller, Renate, Filmſchauſp., 30 Jahre, Berlin. 1 11 Kraus, Felix von, Kammerſänger, 67 J., München 22. 11 Straumer. Prof. Dr., Architekt, 60 Jahre, Berlin. 3. 12. Körte, Geh. Rat, Werner, Chirurg, 84 Jahre, Berlin 6. 12. Lexer, Geh. Rat, Erich, Chirurg, 70 Jahre, Berlin 9. 12. Dal en, Dr. Schwedens größter Erfinder, 68 Jahre, 27 2. Sikorſki, Führer des polniſchen Aufſtandes von Toten des Jahres 1035. Von links 1 l Reichsgerig tspräſident a. D. Dr. Walter 85 Schwabe: 15 in⸗Kapitän Eraſt Ana i Mitte: Elard von Oldenburg⸗Jan 1 0 Schauſpielerin Adele Sandroc 8.5 d, Paul Behncke; Generaloberſt Fel Lehmann; Re 0 deten Bie Unten: General Bothmer; General Mar von leis. Ein Kalif erfand das Staatsexamen ankenhaus von Gondisapur.— Latein wird je der Aerzte.—„Geh nach Salerno!“ W die Araber, die im Oſten die Erben der grie ch⸗römiſchen Wiſſenſchaft wurden und bei aller Zer⸗ gswut doch die große Krankenanſtalt der Perſer in isapur verſchonten und für ſich nutzten, noch die e der abendländiſchen Klöſter ſind weſentlich über iſſ griechiſchen Arztes Galen hinausgekom⸗ Arabern iſt das inſofern eigenartig, weil ſie Großes in der Phyſik und Chemie leiſteten und doch nicht di rü zur Phyſiologie des Menſchen fanden. 8 5 ion verbot ihnen das Sezieren, wie der er als Arzt nicht operieren durfte. 8 2. Gelehrte, Schriftſteller, Künſtler. den — Wien 6. 8. Kuhn, Prof., Raſſenhygieniker, 67 Jahre, Bad Tölz Stockholm. 13. 12. Abel, Alfred. Schauſp., Regiſſ., 58 Jahre, Berlin. Wirtſchaftsführer, Techniker, Verſchiedene. 1918, 55 Jahre, Poſen. 3 Bruckmann Geh. Rat, Mitbegründer des Deutſchen Werkbundes, 72 Jahre, Heilbronn. 26 3. Möckel. Max, Geigenbauer, Inn.⸗Mſtr., 64 Berlin. 6 4. Palhs, Emile, Mitbegründer der franzöſiſchen Film induſtrie, Pau. 7, 5. Lehmann, Dipl.⸗Ing., Zeppelin⸗Kapitän, 51 Jahre Lakehurſt. ) 5. Mittelholzer, Afrikaflieger, 43 Fahre, Stangen wand, Hochſchwab. 5. Rockefeller, John, Petroleumköntig, 98 J., Florida Jahre f 6. Mitchell Flugzeugkonſtrukteur, 41 J., Southampton 1 7 Stmons Dr., Reichsger.⸗Präſ. a. D., 75 Jahre Nowawes 1 Earhart, Amelia, Weltfliegerin, verſchollen. 2%„ Delius Ernſt von, Rennfahrer, 25 Jahre, Bonn. 27 7 Diercke, Paul, Kartograph, 63 Jahre, Braunſchweig 2)„ Siemens Werner Ferd. von, 52 Jahre, Berlin. 14 8 Wilm, Dr. Rieſengebirge 8 Runeſman Lord, Schiffsreeder, 90 I, London. 0. 8. Röchling Geh Komm.⸗Rat, Induſttr., 81 J., Aachen 1 8. Schwabe, Karl, Sportflieger, Stralſund. 2 9 Coubertin Baron, Begründer der neuen piſchen Spiele, 75 Jahre, Lauſanne. 22 10 Brandi, Vorſ d. Bergbauvereins, 62 J., Dortmund. Lenze, Generaldirektor, Dr. b. c., 59 Jahre, Nauen. Martens Arthur, Segelflieger, Oſtende 29 11. Mantler, Dr chem. WTB. ⸗Direktor, 76 J., Berlin. Fürſtlichkeiten. Mulal⸗Haſid, eh Sultan Marokkos, Enghien⸗les⸗ Bains. 0. 10. Ernſt Ludwig(l., ehem. Großherzog von Heſſen, 69 Jahre, Darmſtadt. Eleonore ehem. 1 v. Heſſen, 67 1 Oſtende. Georg Donatus, Erbgroßherzog v. Heſſen, 31 J., Oſtende. Cäcklle, Erbgroßherzogin v. Heſſen, Prinzeſſin v. Griechenland, 26 Jahre, Oſtende. Erfinder des Duralumins, 68 Jahre Olym⸗ Die Toten des Jahres 1937 In den Niſchen der Moſcheen ſaßen die Gelehrten wie die Märchenerzähler an den Straßenecken und verſammel⸗ ten Schüler um ſich, die am Boden hockten und jedes Wort des Weiſen mitſchrieben. Der Lehrer hatte ſein Buch, aus dem er vorlas, aus den Schriften des Hippokrates und Galen überſetzt, und die Schüler ſtudierten wieder nach ihren Niederſchriften. In den Winkeln der mohammeda⸗ niſchen Heiligtümer wurde das„Kollegheft“ geboren. Auch das„Teſtat“, denn der Lehrer gab den tüchtigen Schülern die Erlaubnis, das von ihm Gehörte wieder weiterzuleh⸗ ren.— Aber die Araber hatten auch die Krankenhäuſer nicht zerſtört, die es in Indien ſchon 200 Jahre v. Chr. gab, die ſich in Perſien entwickelt hatten, und die überall beſonders unter dem Einfluß der chriſtlichen Lehre von den guten Werken entſtanden waren. Ja, ſie ſchätzten dieſe Spitäler ſehr als Lehranſtalten für ihre Aerzte. Während an den großen Univerſitäten, die die Moslemin errichteten, kaum in der Heilkunde unterwieſen wurde, bauten ſie z. T. in Damaskus ein gewaltiges Krankenhaus bei einer Moſchee. Rings um einen Hof lagen die Krankenſäle, in denen die Aerzte mit ihren Schülern„Viſite“ hielten, um dann in dem mit Teppichen ausgelegten Hof den Schülern das zu erklären, was ſie bei dem Rundgang an den Kran⸗ kenlagern geſehen hatten. Auch die Apotheke führten die Araber ein, denn ſie vermuteten wohl, daß der Arzt allein nicht auch noch die ganze Heilmittellehre beherrſchen könne. Schließlich ſind ſie auch die Väter der Examina geworden: Ein Arzt in Bagdad, wo bis dahin jeder nach Belieben heilen oder behandeln konnte, hatte einen hochgeſtellten Patienten vom Leben zum Tode befördert. Da riß dem Kalifen die Geduld, und er verfügte, daß alle Aerzte Bagdads ſich bei ſeinem Leibarzt zur Prüfung einzufinden hätten. Simon ben Tſabet nahm 931 das erſte medizi⸗ niſche Staatsexamen zu Bagdad ab. Im Abendland hatte die Heilkunſt in den Klöſtern eine Heimſtatt gefunden, wo nicht nur die Schriften des Galen geleſen, ſondern nach den Rezepten altgermaniſcher weiſer Frauen Kräuter geſammelt, gezogen und zu heil⸗ ſamen Tränken verkocht wurden, nur die Segensſprüche der „Heiden“ ließ der Mönch in der Kranken- und Pilgerſtube fort. Karl der Große aber begnügte ſich nicht damit, daß in den Klöſtern Kranke gepflegt werden konnten. Er ver⸗ langte ſchon von den Schülern der Kloſter⸗ und Dom⸗ ſchulen, daß ſie ſich mit den Heilkräutern vertraut machten, in die Schriften der alten Aerzte eingeführt wurden— das war zudem eine ausgezeichnete Uebung in dem ſo wichtigen Latein!— und ſich ſomit zu helfen wußten, wenn ſie als Männer ins Leben traten. Aber dieſe mediziniſchen Kenntniſſe blieben doch gering.„Lernet die Eigenſchaften der Kräuter und die Miſchungen der Arzneien kennen“, mahnte Caſſiodor die Mönche.„Aber ſetzet alle eure Hoff⸗ nung auf den Herrn, der Leben ohne Ende gewährt!“ Wozu da Naturforſchung? Als Wilhelm der Eroberer noch lange nicht mit ſei⸗ nen Normannen über den Kanal gezogen war und ſich durch die Schlacht bei Haſtings zum Herrn von England gemacht hatte, war er als ſtreitbarer Krieger ſchon weit⸗ hin bekannt. Aber auch manche Wunde hatte er ſich in den verſchiedenen Kämpfen zugezogen. Eine wollte ſehr lange Zeit nicht heilen, und die Waffen des kranken Normannen⸗ herzogs mußten roſten. Wohin ging man damals, wenn einem kein Arzt in der engeren Heimat helfen konnte? „Geh nach Salerno“, rieten Wilhelm ſeine Getreuen.— Salerno, im ſüdlichſten Zipfel Italiens gelegen, ſtand damals unter ſarazeniſchem Einfluß. Ob die Araber ihr ärztliches Wiſſen dorthin verpflanzt hatten, oder ob ſich ein Stamm von griechiſchen Aerzten über die fünfhundert Jahre ſeit der Römerzeit hier erhalten hatte, läßt ſich ſchwerlich feſtſtellen. Jedenfalls genoſſen die Aerzte von Salerno einen ausgezeichneten Ruf in ganz Europa und bildeten eine Art Gilde wie einſt die Asklepiaden. Auch ſie waren in ihrem Wiſſen ſtehengeblieben bei den Errungenſchaften der Alten, und ihr Vorzug war es vielleicht nur, daß ſie ſich vieles erhalten hatten, was bei den anderen Völkern im Laufe der Jahrhunderte in Ver⸗ geſſenheit geraten war. Auch ſie lehrten ihre Schüler den Körperbau der Menſchen nicht am Menſchen kennen, ſon⸗ dern ſezierten Schweine, auch ihre Chirurgie war ver⸗ fallen, wie ſie überall verfiel, wo die mohammedaniſche Scheu vor der blutigen Operation herrſchte. Aber der Schatz ihrer Erfahrungen war ſo groß, daß ſich kein junger Arzt beſſer ausbilden konnte, als wenn er zum Studium nach Salerno zog. Die Normannenherrſcher des König⸗ reichs Neapel wüßten wohl zu ſchätzen, was für ein Kleinod ſie mit der Aerzteſchaft von Salerno in ihrem Lande hatten, und König Roger beſtimmte für ſein ganzes Reich, daß keiner eine ärztliche Praxis ausüben dürfe, der nicht in Uebereinſtimmung mit den Gelehrten von Salerno von ſeinen Beamten dazu die Genehmigung erhalten habe, Der Staufenkaiſer Friedrich II., der Neapel⸗Sizilien geerbt hatte, beſtätigte 1240 dies Geſetz und erweiterte es dahin, daß er die Aerzteſchule von Salerno ſozuſagen zur „Staatsuniverſität“ erhob. Er gab ihr vor allem eine genaue Studienordnung: Um überhaupt mit Nutzen dem Vortrag der Salernoer Aerzte folgen zu können, ſollte der Student zunächſt drei Jahre Logtk ſtudieren. Dann erſt folgte die fünfjährige Ausbildung in der Medizin und das Examen.„Aber auch wenn die vorgeſchriebenen fünf Jahre des mediziniſchen Studiums vorüber ſind, wird der Arzt nicht ſofort ſelbſtändig praktizieren, ſondern noch ein volles Jahr hindurch in der Ausübung ſeines Berufes einen älteren, erfahrenen Praktiker zu Rate ziehen!“ 2 N Weltbild(r) 8, Sportflieger Karl kuf 1 15 8 05 8 r Sch elerin Renate Erich Ludendorff; Admiral es Prä Unter den Klängen d ie Beiſetzung General Ludendorffs in Tutzing. 8 großen Feldberrn in die Gruft geſenkt Welt k der ſterblichen entiermarſches wird der Sarg mi 2 2 A. 222 82 8