525.. Ners furt art . S e Se Se d N d αο⏑ ⏑⏑ S SDK 1 — Weilfeln. ndesseg klagen. doid(2), ir 1860 s Than- g Fürth Stutt- m her- nd dem utschen h. Die ch ver- htliches schwer jetzt in In der tor für war in „ch 4:0 uit dem mange chlagen en. Ein 12 zeit- 1. Aber en Ein- einem gischen unter Riecker , Wäre r aus- vor der Halb- „ noch e e g is rata eiswert F. A F g Ihre 8 N urch Wtò. str. dachten. bilieg Welzel ſeizen 1 brodus — „„ Erscheint: samstags. Frei montags, Haus 1.65, mittwochs und im Verlag abgeholt 1.45, durch die Post 1.45 zuzgl. 36 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenheim und Umgebung Anzeigenpreise: die 6-gespaltene Milli- meterzeile 15 Pfg.— Creisliste Nr. I) Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden Nr. 13 Mittwoch, den 28, September 1949 1/49. Jahrgang Kontrolle der Atomenergie jetzt das zentrale Weltproblem Es geht um die Verhütung der Weltkatastrophe er. Seitdem offiziell bestätigt wurde, daß die Sowiet-Union im Besitz des Atomgeheim- nisses ist, beschäftigt sich die Weltpresse in zahlreichen Aufsätzen mit dem Problem der Atomenergie und ihrer internationalen Veenunz⸗ Fast in jedem Aufsatz Kontrolle der wird betont, daß die Atomenergie nunmehr das wichtigste Problem der Weltpolitik geworden ist. So schreibt in London der konservative Daily Telegraph“: „Alles dreht sich jetzt um die Frage einer Kontrolle der Atomenergie. Zwar gibt die russische Regierung zu, daß eine solche Kon- trolle notwendig ist, um die Einhaltung des Beschlusses über das Verbot der Herstellung von Atomwaffen zu gewährleisten, aber wäh- rend der ganzen Debatten im Atomausschuß der Vereinten Nationen ist von russischer Seite niemals zugegeben worden, daß eine solche Kontrolle nur dann wirksam sein kann, wenn sie von einer unabhängigen KGT perschaft nach Art der im Baruch-Plan vorgesehenen durchgeführt wird. Von russi- scher Seite ist hier immer wieder der Stand- punkt vertreten worden, daß die Kontrolle der Atomenergie auf dem Wege über den Weltsicherheitsrat ausgeübt werden soll,— das würde aber bedeuten, daß Rußland jeder- zeit die Möglichkeit hätte, bestimmte Maß- nahmen in dieser Richtung durch sein Veto unmöglich zu machen. in einem Artikel des Guardian“ heißt es Thema: „Der russische Vertreter bei der Vollver- sammlung der Vereinten Nationen, Wyschinski, hat strenge internationale Kontrolle der Atom- energie verlangt. Aber wie können die West- mächte die Völker hinter dem Eisernen Vor- hang davon überzeugen, daß die russische Regierung mit internationaler Inspektion nur die Tatsache zu verschleiern sucht, daß hier- mit Selbst- Inspektion gemeint ist, die Keine Garantie dafür bietet, daß alle not- wendigen Bedingungen eingehalten würden.“ In dem Hauptleitartikel der„Lor kshire Post“ wird u. a. gesagt: „Es wäre schwerlich ratsam, wenn die West- mächte ihre Verteidigungsmaßbnahmen hinaus- schieben würden in der Hoffnung, daß Ruß- land jetzt bereit sein wird, an der Schaffung eines wirksamen Systems der Atomkontrolle mitzuwirken. Aber immerhin ist es notwendig, die russischen Vorschläge auf ihre Aufrichtig- Reit hin zu prüfen. Denn die Möglichkeit ist Nicht ganz von der Hand zu weisen, daß die Obstruktionspolitik, die Rußland in der Ver- gangenheit an den Tag gelegt hat, von dem Wunsche geleitet war, z und ch 8 1 ein ma! selbst in den Besitz des Geheimnisses der Herstellung von Atombomben zu kommen, ehe die Kontrolle der Atomenergie einer inter- nationalen Körperschaft anvertraut würde. Wenn die Russen jetzt wirklich zur Mitarbeit bereit sind, dann werden sie bald feststellen können, daß die Völker des Westens ernstlich darauf bedacht sind, mit ihnen zusammen die Menschheit vor einem neuen Blutbad zu be- Wahren.“ Auch die volkstümlich rechtsstehende„Dai- Iy Mail!“ beschäftigt sich in ihrem Haupt- leitartikel mit der Atom-Explosion in Ruß- land. Sie schreibt: „Soll eine Kontrolle der Atomenergie wirk- sam sein, dann muß sie die Möglichkeit einer Inspektion einschließen, d. h., dag Ausländer nach hier kommen können, um sich nun in Fabriken und Laboratorien umzusehen, und daß wir das Recht hätten, im Ausland das- Selbe zu tun. Die Westmächte waren 1947 be- reit, diese Bedingungen anzunehmen. Aber die Sowjetunion, die angeblich den Gedanken des Internationalismus vertritt, lehnte die Vorschläge ab, weil sie auf eine Ein mi- schung in die nationale Souverä- nität hinausliefen. Eine solche Auffassung ist aber in dieser Frage nicht mehr am Platze. Wenn es nicht gelingt, die nationale Sou- veränität so weit einzuschränken, daß eine internationale Inspektion der Atomanlagen möglich ist, dann wird es unweigerlich zu einem Wettrüsten auf dem Gebiete der Atom- waffen und zu guter Letzt zur Weltkatastrophe kommen. Die Menschheit wird sich dann eben als unfähig erweisen, ihrer eigenen Schöpfung Herr zu bleiben und würde von der 3 lläche der Erde verschwinden.“ 25 „Manchester zu dem gleichen * Frankfurt. Die Nachrichten agentur U veröffentlichte einen Bericht über die deut- schen Atom wissenschaftler, die gegenwärtig i der Sowjetunion leben. Daraus geht hervor, daß zwei Assistenten von Prof. Heisenberg, Dr. Riehl und Dr. Döbel, sich seit Kriegsende in Rußland aufhalten. Außerdem sollen nach diesem Bericht die Physiker Manfred von Ar- denne und Prof. Hertz in Rufland leben. Nach der Agenturmeldung sollen Prof. Hertz und von Ardenne in der Nähe von Moskau arbei- ten. Beide e sollen theoretisch in der Lage sein, At 189 Die Verantwortung des Publikums nach der DM- Abwertung— Kabinettssitzung in Bonn v. W. Bonn. Das Festhalten an den alten Preisen für die wesentlichen Import- Lebens- mittel verhindert nach amtlicher Bonner An- sicht nicht nur das Anlaufen der Lohn-Preis- Spirale, es rechtfertigt auch nicht die gestei- gerte Kauflust des Publikums in den letzten acht Tagen. Man weist im Gegenteil schon jetzt darauf hin, daß jede Tendenz einer Preissteigerung wirtschaftlich ebenso unbe- gründet ist, wie sie es nach der Währungs- reform und bis zum Weihnachtsfest 1948 war, als das Käufer-Publikum nicht genügend Zu- rückhaltung übte und dadurch die ungerecht- kertigten Tendenzen eines Preisanstieges ge- radezu förderte. Es wird in Bonn gesagt, daß die Subven- tions-Politik der Regierung, verbunden mit dem Tatbestand eines erheblichen und um- fassenden Warenlagers in Westdeutschland keine wesentliche Preissteige- rung rechtfertigt, so daß nunmehr das Publikum allein vor der Wahl stehe, dort zu kaufen, wo die Preise entsprechend der tat- sächlichen Situation fest bleiben, oder dort, Wo sie unter Ausnutzung einer scheinbaren Konjunktur anziehen. Sicher ist, dag Wirt- schaftsminister Erhard auch diesmal nicht in das Preisgefüge eingreifen wird, ebenso Wenig, wie er es im Jahre 1948 tat, wobei man allerdings im Wirtschaftministerium da- mit rechnet, daß der Käufer des Jahres 1949 mehr Erfahrung im Abdrosseln von preis- steigernden Markttendenzen haben wird, als der aus der Zeit kurz nach der Währungs- reform. MecCloy flog nach Paris Die letzten 24 Stunden sahen den Versuch des amerikanischen Hohen Kommissars Me- CIO y, die Franzosen zum Einschwenken auf die angloamerikanische Linie in der Frage der DM-Abwertung zu veranlassen. Mecloy flog in den frühen Morgenstunden des Mon- tag um 1.30 Uhr von Bonn nach Paris, wo er nicht nur mit dem Europa-Chef des Marshall Plans Harriman zusammentraf, sondern— Wie es heißt— auch mit Vertretern der fran- zösischen Regierung. Die französischen Ein- wände gegen eine von den Amerikanern und Briten vorgeschlagene Abwertung der D-Mark um 25% werden besonders in dem deutschen Preisverhältnis zwischen Koks und Stahl begründet. Hier liegen die hauptsäch- lichsten Befürchtungen der Franzosen, die besorgt sind, daß durch eine indirekte Sub- ventionierung der deutschen Stahl- Industrie Deutschland nicht nur den westeuropäischen Markt beherrschen wird, sondern auch die französische Stahl- Industrie in ihrem Be- stand gefährdet. Mecloy bemühte sich, wie man hört, in dieser Beziehung zu intervenie- ren und flog in den Nachmittagsstunden des Montag zunächst nach Frankfurt und später nach Bonn zurück. Wie verlautet, befürworten die Franzosen eine Abwertung der P- Mark um 20%. D e ee Verhandlungen über teilweisen Demontage-Stop V. W. Bonn. Deutsche Wirtschaftsfachleute werden am Dienstag mit amerikanischen und britischen Sachverständigen über einen vor- läukigen Demontagestop für drei Fabriken in Nord-Rhein- Westfalen ver- handeln. Es handelt sich um die Thyssen- Hütte, die Hydrierwerke Gelsenberg und die Hütte Hüls. Ein Austauschvorschlag für die Heinrichshütte in Hattingen wird augenblick- lich in London geprüft. Ultimatum an„Rheinpreußen“ V. W. Bonn. Die Betriebsleitung der chemi- schen Werke„Rheinpreußen“ in Mörs hat am Montag eine Einstellung der Demontagear- beiten angeordnet. Am Wochenende hatten Arbeiter der Werke einen Uberfall auf ein Mitglied der Betriebsleitung verübt. Der stell- vertretende britische Kommissar hat der Be- triebsleitung mitteilen lassen, falls die De- montagearbeiten nicht wieder aufgenommen würden, werde er Militär einsetzen und die Werke schließen. Die Frage der Demontage steht als wichtig- ster Punkt auf der Tagesordnung des Bundes- tages, der am Dienstag in Bonn seine gesetz- gebende Tätigkeit aufnimmt. Senator fordert Demontage-Ende Washington(NBC). Die Einstellung der Demontagen deutscher Fabriken forderte der republikanische Senator Langer im amerika- nischen Senat. Der Abbau sollte unterbrochen werden, bis die zu demontierenden deutschen Werke ein zweites Mal von einer amerika- nischen Kommission überprüft worden seien. fer erklärte weiter, die Vereinigten Staa- ten würden Deutschland mit der einen Hand 5 n, während sie mit der anderen die Fa- briken niederrissen, die für den Bestand der deutschen Wirtschaft notwendig seien. Die Zeit drängt immer mehr Montag nachmittag fand in Bonn in der gegen Journalisten polizeilich abgeschirmten Bundeskanzlei eine Kabinetts-Sitzung statt, die im Zeichen der Tatsache stand, daß die DM- Abwertung aus Gründen der innerdeut- zen Beruhigung und der Außenhandels- Förderung mehr als dringlich ist. Da zur Zeit keine Akkreditive gestellt wer- den, stockt das Import-Geschäft immer mehr; am Montag waren die Abhebun- gen bei den Banken und Sparkassen beson- ders grog. Im Export-Geschäft hat England seit der Pfund-Abwertung ein beträchtliches Geschäft machen können, während die deut- sche Ausfuhr unter den ungeklärten Verrech- nmungsverhältnissen leidet. Die Bundesregierung ist, wie man nach der heutigen Kabinettssitzung erfuhr, bereit, die französischen Wünsche in jeder für die deut- schen Verhältnisse tragbaren Weise zu erfül- len. Sie vertritt jedoch die Ansicht, daß das Währungsproblem gesondert behandelt werden müsse von dem Problem der Stahl-, Eisen- und Kokspreise. Die französische Regierung ist bislang der entgegengesetzten Meinung. Wirtschaftsminister Frhar d erklärte hier- zu unserem Bonner Mitarbeiter:„Erst wollen wir die Deutsche Mark umbewerten, und dann werden wir uns über die Stahl-, Eisen- und Kokspreise unterhalten.“ Ein anderes Kabi- nettsmitglied ließ erkennen, daß es ohne fran- zösisches Nachgeben in der Abwertungskrage durchaus zweifelhaft sei, ob noch in der Nacht zum Dienstag eine Entscheidung gefällt wer⸗ den könne.— ä— ertrauensfrage für Pfundabwertung Ondon(BBC). Im britischen Parlament am Dienstag die Debatte über die Wertung. Das britische Kabinett trat aus diesem Grund am Montag zu einer vor- hereitenden Sitzung zusammen, Die Minister haben daher eine Reglerungsvorlage ausge- arbeltet, in der das Parlament aufgefordert d, dle Finanz- und Wirtschaftspolitik der Abour- erung zu billigen, Premiermini- ster Attlee verbindet mit dieser Debatte die Verbrauens frage. Falls die Abgeord- neten den Vorschlägen nicht zustimmen, muß die Regierung zurücktreten. Unterrichtete Kreise glauben aber, daß das Parlament seine Zustimmung geben wird. Die Regierungsvorlage verspricht laut UP, daß die Vollbeschäftigung aufrecht erhalten und die Tätigkeit der sozialen Dienste ge- Sichert würde. 1 5 * London(BBC). In den Edelvaluta-Län- dern ist, wie gemeldet wird, der Absatz der britischen Waren seit der Pfundabwertung gestiegen. Viele amerikanische Warenhäuser verkaufen jetzt britische Erzeugnisse bis zu 24% billiger, In den USA und in der Schweiz sind infolge der Verbilligung der Autopreise unerwartet viel neue Bestellungen auf briti- sche Waren eingelaufen. 8 1 Holland annektiert 10 000 Quadratmeter Besprechungen zwischen Adenauer und Arnold V. W. Bonn. Bundeskanzler Dr. Adenauer empfing am Montag den Ministerpräsidenten von Nordrhein- Westfalen, Karl Arnold, zu einer Besprechung über die neue holländische Grenzänderung bei Cleve. Wie verlautet, hat Arnold den Bundeskanzler gebeten, wegen dieser Grenzänderung bei den Hohen Kom- missaren vorstellig zu werden. Holland hat am Samstag eine etwa 10 000 Quadratmeter umfassende Fläche nordwestlich von Cleve zum holländischen Hoheitsgebiet erklärt. Entspannung in der griechischen Frage New YVOT k(BBOC). Constantin Tsaldaris, der griechische Außenminister, erklärte vor der UN- Vollversammlung, die griechische Ar- mee werde sich gegen jeden Angriff verteidi- gen, hege selbst aber keine Angriffs- a b Sichten. Diese Erklärung des griechi- schen Außenministers hat laut P zu einer gewissen Entspannung geführt, da es bisher in Berichten aus Athen hieß, die griechische Regierung sei entschlossen, Guerilla-Kämpfer bis auf albanisches Gebiet zu verfolgen. . Der Präsident der UN- Vollversammlung General Romulo sprach am Sonntag in New Vork über die Aufgaben der Organisa- tion der Vereinten Nationen. Er bezeichnete die UN als den ruhenden Pol bei allen internationalen Meinungsverschiedenheiten. Allerdings wäre es übertrieben, wenn man behaupten würde, die Organisation der Ver- einten Nationen halte die Welt zusammen. Man könne jedoch feststellen, daß die UN die einzelnen Staaten daran hin der e, sich all- zusehr miteinander zu verfeinden. Zur internationalen Kontrolle der Atomener- gie sagte er, diese Frage könne nur durch die IN SelGst werden. Das bürgerliche Rädchen A. F. M. Wien. Seit einigen Tagen hat in Gsterreich der Kampf um die Stimmen für die am 9 Oktober stattfindenden Wahlen in vollem Umfang eingesetzt. Fast eine Million neuer Wähler wird diesmal das Resultat beeinflus- sen: Heimkehrer, eingebürgerte Flüchtlinge, Amnestierte und Jungwähler. Kein Wunder, wenn sich alle Parteien eifrig um die Gunst dieser„unbeschriebenen Blät- ter“ bemühen. Neben den drei„alten“, der Volkspartei, den Sozialdemokra⸗ ten und den Kommunisten, tun dies ganz besonders die neuen, dem modernen Jargon entsprechend, nicht als„Parteien“, sondern als wWwahl werbende Gruppen“ in den Kampf ziehender Vereinigungen. Wo- rin der Unterschied besteht, darüber sollen sich„Schriftgelehrte“ den Kopf zerbrechen. wir finden auf jeden Fall keinen! Die aktivste dieser Gruppen ist zweifellos der Verband der Unabhängigen“, der unter Führung des Salzburger Journa- listen Dr. Herbert Kraus steht und vor allem inzwischen amnestierte Nationalsozia- listen um sich schart. Interessant ist in diesem Zusammenhang besonders die Haltung der Kommunisten dem Vd gegenüber, die in Wien deutlicher in Erscheinung trat als an- derswo. Zuerst tobten die Kommunisten und ver- schrien die neue Gruppe als„‚neonazistische Bewegung“, so wie sie mit diesem Schlagwort ja alles unschädlich zu machen versuchen, was ihnen nicht in den Kram paßt. Plötzlich aber erkannten sie, daß auch der VdU, zwischen Sichel und Hammer geknetet, ihrer politischen Taktik nur dienlich sein könnte. ES kam quasi zu einem— geschriebenen oder unge- schriebenen—„Stillhalteabkommen“: der Vdu zerfetzte nicht mehr in jeder Massenkund- gebung und in jeder Nummer seiner Zeitung die KP und diese zeterte nicht mehr gegen die„Neonazis“ der Bewegung des Dr. Kraus. Dieser selbst erklärte noch vor kurzem, daß es für ihn unmöglich sei, in Wien aufzutreten, da er nicht wagen könne, die Demarkations- linie zu überschreiten. Die Russen— so be- hauptete er damals— seien sogar soweit ge- gangen, daß sie verschiedene Leute mit dem Namen Kraus, in der Meinung, es handle sich um den Obmann des Vd, verhaftet hätten. Plötzlich aber tauchte Dr. Kraus doch in Wien auf. Zwar hatte er die Demarkationslinie über- flogen, aber wenn die Russen wirklich ein so großes Interesse an ihm hätten, so wäre eg ihnen sicherlich auch in anderen Sektoren Wiens möglich gewesen, dieses Interesse zu befriedigen. Doch es geschahen noch größere Wunder: Der kommunistisch gelenkte KZ- Verband Wiens hätte so gerne wieder einmal Radau geschlagen und dazu wäre die Anwesenheit des als„Neonazi“ verschrienen Kraus ja der geeignetste Anlaß gewesen. Statt dessen aber wurde ausgerechnet zur gleichen Stunde, als Dr. Kraus in Wien sprach, eine Versammlung des KZ- Verbandes einberufen. Wahrscheinlich wollte man die Aktivisten dieser kommunisti- schen Garde absorbieren, um sich an das obenerwähnte, Stillhalteabkommen“ zu halten. Weshalb denn diese plötzliche Wendung? Die Uberlegung der Kommunisten ist denkbar einfach. Jede bürgerliche„vierte Partei“ geht auf Kosten der Volkspartei als bisher einziger bürgerlicher Organisation. Je stärker also der Vd ins neue Parlament einzieht, um 80 schwächer wird die Oe VP sein. In diesem spe- ziellen Fall aber haben die Kommunisten durch ihren verlängerten Arm des russischen Elementes im alliierten Kontrollrat die Mög- lichkeit, nach den Wahlen den Vd als „neonazistische Bewegung“ zu verbieten und die Abgeordneten ihrer Mandate verlustig zu erklären. Laut Verfassung dürfen aber aus- gefallene Mandate nicht neu besetzt werden, so daß das ganze Kräfteverhältnis gestört und zu Gunsten der Linken verschoben wäre. Diese Konstellation gibt zu denken. Der Offiziell bürgerliche, bestimmt aber antimar- xistische„Verband der Unabhängigen“ ist plötzlich im Getriebe der kommunistischen Taktik zu einem sehr wichtigen Rädchen ge- worden. Und wenn sich der Vd heute dar- über freut, mit den Kommunisten zu einem „Stillhalteabkommen“ gelangt zu sein, so sollte er sich vor Augen halten, daß dieses Abkom- men eben nur„auf Zeit“ geschlossen wurde. Wäre es eine unlösliche Ehe, so hätte er sich ja Selbst aufgegeben. Als zeitlich begrenzte Abmachung ändert dieses Abkommen viel- 28 8 das Bild des Wahlkamates, erhöht aber A kür die 7515 nach den Wahlen. Balkan-Krise vorläufig überwunden Von unserem Südost-Sonderberichterstatter HK. F. Wien Trotz der in Wien noch immer eintreffenden Nachrichten über andauernde russische Trup- Penbewegungen in Ungarn, nimmt man in Wiener diplomatischen Kreisen doch an, daß — falls kein unvorhergesehener Zwischenfall eintritt— die Gefahr eines bewaffneten rus- sisch- jugoslawischen Konfliktes vorerst besei- tigt ist. Immer deutlicher wird erkennbar, daß der eigentliche Spannungsherd der letzten Wochen Albanien war. Man glaubt heute, daß der russische Druck auf Belgrad und der militä- rische Aufmarsch an der jugosl. Nordgrenze, Jugoslawien und die Westmächte vor jeder Aktion gegen die kominformtreue Regierung Enver Hodschas warnen sollten. Das kom- munistische Regime in Albanien befand sich nämlich in der Gefahr eines von zwei Seiten drohenden Angriffes. Pit o erkannte in Al- banien den schwächsten— für Jugoslawien aber sehr unangenehmen— Stützpunkt der sowꝛzetischen Einkreisungspolitik gegen sein Land. Er war bemüht, einen Staatsstreich in Tirana hervorzurufen, was aber sofort zu scharfen Gegenmaßnahmen und zur Hinrich- tung des Innenministers Hoxa führte. Auf der anderen Seite trafen schon seit vie- len Wochen Nachrichten aus Athen ein, daß dort verschiedene politische Kreise, besonders Aber die Armee, mit steigender Ungeduld auf die albanische Unterstützung der griechischen Rebellen hinwiesen und, zur endgültigen Be- reinigung der Lage, die Ausrottung der auf albanischem Gebiet liegenden Rebellennester forderten. N Es war naheliegend, anzunehmen, daß zwi- schen Athen und Belgrad Fühlung über eine gemeinsame Aktion in Albanien aufgenom- men wurde. Die alarmartigen Hilferufe aus Tirana scheinen in Moskau Besorgnis um den Wertvollen Stützpunkt am Mittelmeer und in der Flanke Jugoslawiens ausgelöst zu haben eine Besorgnis für die der russisch- albanische Beistandspakt den notwendigen Vorwand gab. Wie man jetzt erfährt, haben die Botschaf- ter Großbritanniens und der USA zur glei- chen Zeit als die Sowjetunion ihren Druck auf Belgrad ausübte, in Athen darauf hingewirkt, die dortige Regierung von jeder Aktion in Al- banien ahzuhalten. Dieser Schritt der Bot- schafter scheint— ebenso wie die russische Machtdemonstration in Südungarn— seine Wirkung nicht verfehlt zu haben. Da Moskau seinerseits der albanischen Re- gierung nahelegte, vorerst jede provozierende Politik einzustellen, scheint— zumindest für die nächste Zeit— keine Gefahr einer Weiteren Zuspitzung der Lage zu bestehen. Das Belgrader Dementi aller Meldungen Über die Bildung eines albanischen Befrei- ungskomitees in Jugoslawien und die offi- zielle albanische Erklärung, in Zukunft die Soldaten beider griechischen Bürgerkriegs- parteien beim Betreten albanischen Territo- riums zu internieren, scheint die Annahme zu bestätigen, daß der Höhepunkt der Bal- kKankrise überschritten ist. Zweifellos wird Moskau versuchen, die ju- goslawische Frage zum gegebenen Zeitpunkt auf jeden Fall zu bereinigen. Die heutige Ent- spannung kann daher nur als Atempause, kei- nesfalls aber als endgültige Lösung angese- hen werden. Für diese Anschauung spricht auch die Hast, mit der auf der anderen Seite Segenwärtig Exilregierungen gegründet wer- den. Nachdem albanische Komitees bisher be- reits in Wien und Rom bestanden haben, er- fährt man nun, daß auch in Amerika ein „Freies Komitee der Albaner“ gebildet wurde, um sich der Unterstützung der um Boston Manton-Onensive hat begonnen Kanton(N). Die Streitkräfte der chinesi- schen Kommunisten begannen am Montag früh ihren lang erwarteten Vorstoß auf Kan- to n, die derzeitige Hauptstadt von National- len Meldungen greifen die t etwa 65 000 Mann an. Ein itkräfte befindet sich be- ich von Kanton. Südostasien in Gärung Staatschefs und Völker des Pazifikpaktes DPZ. Tschlangkaischek, dessen Stimme über das nationalchinesische Radio einmal aus For- mosa, dann aus Südkorea, aus Kanton und Tschungking ertönt, ist politisch rastlos tätig. Dem amerikanischen Weißbuch ist zu ent- nehmen, dag Washington den asiatischen Kommunismus außerhalb von Chinas Grenzen bekämpfen will. Aber Tschiang will sich und sein Regime mit allen Mitteln an einem anti kommunistischen Pazi- fi kpakt beteiligen. Deshalb war er nach Südkorea geflogen, deshalb hatte er, zusam- men mit Staatspräsident Shyngman Rhee den Als nati kommunistisch bekannten philippini- schen Staatspräsidenten Quirino vor dessen Reise nach Washington zur Bildung des Pak- bes aufgefordert. Quirino scheint aber Winke bekommen zu haben, daß Washington eine Belastung des Paktes durch den Namen und das Regime Tschiangs nicht wünsche und daß man allenfalls nur das strategisch wichtige Formosa dem früheren nationalchinesischen Staatschef einräumen werde. Dann ergriff Pibul Songgram, der in Sau- mur militärisch ausgebildete, sein tadelloses Französisch mit Argot-Ausdrücken belebende Ministerpräsident Siams die Initiative und forderte seinerseits zur Bildung des Pazifik- paktes auf. Und schließlich erklärte der Staats- chef Burmas, ein Pakt der Pazifikstaaten dürfe nicht von Männern geführt werden, die aus der Zeit der japanischen großh asiatischen Be- herrschungsversuche her politisch belastet seien. Dieser Vorwurf trifft für Quirino zu, für Shyngman Rhee nur beschränkt, für Pibul Songgram sehr viel weniger beschränkt, und schließlich am belastendsten für Soe k ar no, den wieder aus holländischer Haft entlas- senen Präsidenten von Indonesien, der sich allerdings nicht als Führer des Pazifikpaktes zu Wort gemeldet hat. Kollaboration mit den Japanern kann man auch mit bestem Willen nicht dem australischen Ministerpräsidenten vorwerfen, der begreiflicherweise an einem solchen Pakt das größte Interesse haben muß. Kein Zweifel, einem pazifistischen, anti- kommunistischen Staatsbund müssen die Länder angehören, deren Staatschefs in den letzten Wochen ihre Führungsan- sprüche geltend machten. Sind aber die Völker dieser Staaten moralisch be- reit und wirtschaftlich fähig, den Kampf zur Eindämmung der roten Flut in Asien aufzunehmen? Innere Unruhen von Korea bis Siam K Orea, uraltes Kulturland Ostasiens, be- Hindet sich in bedenklichster inner ęr Un- ruh e. Der kürzlich veröffentlichte UNO- Be- richt weist warnend auf die Gefahren eines Bürgerkrieges hin, der lastend über dem ge- teilten Volk, dem Opfer des Ost-Westgegen- satzes schwebe. Den Koreanern war in der Zeit, als sie im Souveränitätsverhältnis an China Tribute zahlten, sogar von den Chi- nesen, die in solchen Dingen gewiß nicht klein- lich sind, stets ungewöhnliche Korruption und Nachlässigkeit in Regierungs angelegenheiten berum lebenden— ungefähr 80 000— Alba- ner zu versichern. Exkönig Zogu hat in Kairo ein ähnliches Komitee errichtet. Aber auch die russische Aktion gegen Tito soll— wenn Ruß- land die Zeit für gekommen erachtet— mit der Gründung einer jugoslawischen Emigran- tenregierung, die vom Ausland zum Aufstand rufen wird, eingeleitet werden. Vorgeworken worden. Der UNO-Bericht ent- hält verschleiert ähnliche Vorwürfe, was Süd- korea betrifft. Auf den Philippinen liegen wichtige SA- Stützpunkte. Aber das Land be- findet sich in einer schon bald hundert Jahre währenden Bauernrevolte. Partisanen, die Kleinkrieg gegen die Großgrundbesitzer führen, wimmeln unangreifbar in den Ur- Waldgebirgen. Dampf gegen den kolonialen Imperialismus f Uberall in diesen pazifischen Staaten gärt der Kampf gegen den kolonialen Impe- mus, der zu den Schlagworten der nesischen Kommunisten seit Sun FVat- Sens Zeiten gehört. Uberall spielt sich die Neuerung der Agrar- Airtschaft in kämpferischer Form ab. Uber- die militärischen Erfolge der Rot- e hinesen nachhaltige propagandistische Jirkung, denn überall in diesen Ländern le- hen Millionen von Chinesen und unter ihnen chie Vertrauensleute und Propagandisten des chinesischen Politbüros. Uberall sind auch die Partisanen teils mit japanischen Beute- Waften ausgerüstet ‚teils stehen sie unter dem Rommando untergetauchter japanischer Offi- zlèere, selbst im kommunistischen China; teils ben die Partisanen ihre Waffen noch aus der Zeit behalten, als von den Alliierten über- all in Ostasien zur Bekämpfung der Japaner heimliche Volksbefreiungsarmeen ausgerüstet wurden. So ist es eine Tatsache, daß zwischen Mao Tse- tungs neu erobertem, noch chaoti- schem Gebiet und dem Indien Nehrus keine batsächliche Macht vorhanden ist, au- Ber den weitverstreuten USA- Stützpunkten. Die Autonomiebestrebungen der südchinesi- schen Provinz Vün nan gegenüber dem Re- gime Tschiangkaischeks sind nun im Zusam- menhang mit der Bildung eines Pazifikbundes höchst bedeutsam. Denn Lünnan, die schwer zugängliche Hochgebirgsprovinz, in der zahl- reiche Urbewohner Südchinas und Mohame- daner leben, grenzt unmittelbar an Vietnam- Indochina und an Burma an, an die Länder also, in denen der Kommunismus nach den Plänen Washingtons außerhalb Chinas be- kämpft werden soll. Dieser chinesischen Süd- provinz kommt damit als Vorfeld der Ein- dämmungsfront gegen den asiatischen Kom- munismus hobe Bedeutung zu. Kanton G). Der nationalchinesische Staatspräsident beschuldigte die Sowjetunion, das chinesisch- sowjetische Abkommen von 1945 gebrochen zu haben. Es sei jedoch noch nicht entschieden, ob China seine Be- schuldigungen offiziell den Vereinten Natio- nen unterbreiten werde. Der Präsident gab zu, daß die Lage der Zentralregierung Kri- tisch sei. Er betonte jedoch, der Endsieg über den Kommunismus hänge nicht von der Eroberung von Dörfern und Städten ab; der Sieg könne errungen werden, wenn das chi- nesische Volk entschlossen sei, den Kommu- nismus abzulehnen. Dimitroffs Erben Bulgariens neues Triumvirat Die Säuberung der bulgarischen Ministerien von angeblich titofreundlichen Elementen geht Weiter. Der stellvertretende bulgarische Außen- minister, Topentseharoff, wurde jetzt von seinem Amt suspendiert. Der nachstehende aufschlußreiche Bericht über das neue Trium- Virat in Bulgarien verdient in diesem Zusam- menhang besondere Beachtung. Wenn ein Herrscher stirbt, dann entbrennt meist sehr schnell der Kampf um sein Erbe. Der Trauerzug für Dimitrof f fand in Mos- kau statt, dort wurden auch die neuen Rollen Verteilt. Die beiden Hauptrivalen gaben dem Verstorbenen das letzte Geleit. Gleichzeitig holten sie sich bei Stalin die Entscheidung: Wilky Tscherwenkoff, Schwager Dimi- troffs, Sekretär des Zentralkomitees der Kom- munistischen Partei Bulgariens und zugleich Erziehungsminister, Anton Jugoff, Innen- minister, gleichzeitig Chef der Sicherheits- polizei. Jeder bekam etwas, und ein dritter dazu. TSoherwenkoff wurde stellvertreten. der Ministerpräsident und behielt die Leitun des Parteisekretariats. Die höchsten Staats- und Parteiämter sind damit in seiner Person vereinigt. Man hat aber aus der Affäre Tito Selernt, Tscherwenkoffs gefährlichster Gegen- spieler, A. Jug off, wurde ihm als Zweiter Vize-Ministerpräsident zur Seite gestellt. Der neue Außenminister Wladimir Popto mo f, ein linientreuer Kommunist, vervollständig das Triumvirat, dem die ganze Macht im Staate übertragen wurde. Dieser neue Mann des Po. litbüros ist ausgesprochener Gegner Titos. Er lebte 20 Jahre in Moskau, kam 1944 nach Bul- garien zurück, leitete die Kommunistische Presse, ist bezeichnenderweise gebürtiger Ma. 28dor er, Mitglied des Vorstandes der„Maze Gonischen Befreiungsfront“ und hat einen Wichtigen Posten in der Kominform-Hierarchie inne. Der getreue Anhänger Kolarof 1. Jahre alt, behielt seinen nur repräsentativen Posten als Ministerpräsident. VON GESTERN AUF HEUTE Dienstag, den 27. Sepember Wie wir heute aus Rom melden, fanden dort Demonstrationen von einigen hundert Neofaschisten statt, die den einstigen Duce hochleben ließen und sich auch sonst recht ungezwungen aufführten. Die Polizei erschien gegen Ende der Vorstellung und be- Wies damit, daß die Sache nicht allzu ernst zu nehmen War. Ein neuer„Marsch auf Rom War offenbar nicht zu befürchten. Jedoch ver- ursachen die Neofaschisten andernorts in Rom erheblich mehr Kopfzerbrechen. Wie nämlich die Baseler„Nationalzeitung“ zu berichten Weiß, denkt man im Vatikan daran, den Sar Kophag des 1939 verstorbenen und in den Ge- Wölben unter der Peterskirche beigesetzten Papstes Pius XI. demnächst aufzustellen und ihn anläßlich des Heiligen Jahres festlich ein- zuweihen. Was dies mit den Neofaschisten tun hat? Nun, es ist alter Brauch in der Va. tikanstadt, die marmornen Sarkophage der Päpste mit den wichtigsten Ereignissen ihrer Regierungsjahre zu schmücken. Bei Pius XI War dies aber unzweifelhaft die Unterzeich- mung der Lateran-Verträge mit Mussolini am 11. Februar 1929. Und nun wird die Sache schon deutlicher. Auf den fertiggestellten Re- lief-Darstellungen des neuen Sarkophags 18 nämlich dieser Vertragsabschluß zu sehen, Wobei es nicht ohne eine Abbildung Musso- linis ging. Kann man es aber heute schon Wagen, so frägt man sich jetzt im Vatikan, den ehemaligen Duce wieder der Offentlich- keit zu zeigen, und dazu noch in Marmor und in der feierlichen Würde eines Denkmals! Würde das Bildnis Mussolinis nicht möglicher- Weise zu neofaschistischen Wallfahrten hin- unter in die Gewölbe der Peterskirche füh- ren? Dies wäre dann tatsächlich eine„Unter- grund- Bewegung im wörtlichsten Sinne) Man kann gespannt sein, wie die Diplomatie des Vatikans, die schon schwierigere Prob- leme gelöst hat, mit dieser unbequemen„Ge- schichte“ fertig werden wird. 8. De Gaulle's gewandelte Ansichten General de Gaulle erklärte am Sonntag in einer Rede in Bordeaux, das französische Volk dürfe sich nicht in Sicherheit wie- gen und glauben, es sei geger AHT fffE ge schützt. Der Nordatlantische Vertrag 2. B. habe jetzt, da das Geheimnis der Atombombe bei- den Seiten bekannt ist, einen großen Teil seines Wertes verloren. Die Vereinigten Staaten seien in keiner Weise verpflichtet, unmittelbar nach einem Angriff Europa mit starken Kräften zu Hilfe zu kommen. Doch würde Amerika einem star- ken Europa, das auch Deutschland umfassen müßte, gewiß mit größerer Be- reitwilligkeit wirksame Unterstützung leisten General de Gaulle sprach voller Anerkennung über die Leistungen und Fähigkeiten des deutschen Volkes, wenn es nicht— wie er sich ausdrückte— durch Eroberungssucht auf Ab- wege geführt werde. Deutschland und Frank- reich— so schloß der General— müßten in unmittelbarer Zusammenarbeit die zwischen ihnen bestehenden Streitfragen beilegen, denn dies sei eine Voraussetzung kür die Schaffung der Einheit Europas. Clara Schumann Ein Frauenbildnis von Otto Bandel 5 Clara Schumann ist eine der wenigen gro- Ben Frauengestalten der deutschen Musikge- schichte. Schon das 5jährige Mädchen begann der Vater, der berühmte Klavierlehrer Fried- rich Wieck, in Leipzig im Klavierspiel zu unterrichten und im Alter von 8 Jahren gab sie ihre ersten Konzerte. Mit seiner kaum 11 Jahre alten Tochter machte Wieck Konzert- reisen durch Deutschland und Frankreich, die in den Salons von Paris ihren krönenden Hö- hepunkt fanden, dort, Wo die glänzenden Vir- tuosen der Zeit zu Hause waren, wo man ei- nem Liszt und Paganini zujubelte. Der ehr- geizige Vater wollte seine hochbegabte Toch- ter als glänzenden Stern der europäischen Ronzertsäle von Tausenden täglich umjubelt sehen, und Clara war auf dem besten Weg da- zu. Das Virtuosentum nahm in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer größere und auch gefährlichere Formen an. Ein Kon- zert war in erster Linie ein gesellschaftliches, erst in zweiter Linie ein musikalisches Ereig- mis, und Dirigent und Solist wurden zum Ab- gott des Publikums, was oft zur Folge hatte, daß ein zeitgenössisches Violin- oder Klavier- Konzert, das nur der Virtuosität wegen ge- schrieben wurde, einem Klassischen Konzert vorgezogen wurde. Und so dominierten die glänzenden Virtuosen der Tasten, die nicht immer die künstlerische Tiefe eines Liszt hatten. 5 Auf diesen Weg hatte Friedrich Wieck seine Tochter geführt und er hatte zu früh damit begonnen. Er Wollte sie als Wunderkind Se- hen, wie einst der kleine Mozart eines gewe- sen War. Ein solches Unterfangen ist immer gefährlich; denn das Wachsen des äußeren Ruhmes und das langsame Reifen des inneren Künstlertums verlieren meist das Gleichge- Wicht, es sei denn, es steckt schon in dem Kinde so viel künstlerische Kraft, daß es diese Jahre des„Wunderkindes“ zu überbrücken vermag. Das war bei Mozart so, weil es das größte musikalische Genie war, und das war bei Clara Wieck der Fall, weil sie nicht nur die vom Vater erlernte Virtuosität besaß, son- dern weil ihr reiches Künstlertum langsam in ihr wuchs und nicht vom Jubel der Konzert- säle und von den Komplimenten der Gesell- schaft überspült wurde. Und noch eines war es, das sie über dieses Virtuosentum weit hinaushob: sie war nicht nur Künstlerin, sie War auch Frau. Und von den beiden Seiten ihres Wesens war die Seite der Frau die größere, sie übertraf die der Künstlerin. So sehen wir Clara Schumann heute, auch wenn Wir nicht an das Bild denken, das uns der Film„Träumerei“ gezeichnet hat. Schon der Name Clara Schumann sagt uns viel. Als Clara Wieck war sie die grobe Künstlerin geworden und doch ist sie für uns nur als Clara Schumann ein Begriff. Sie ge- Hört als Frau zu Robert Schumann, jener gro- Ben Musikergestalt des 19. Jahrhunderts, de- ren Persönlichkeit wir nie ganz erfassen kön- nen, weil sie so tief und so vielseitig war. Der ehrgeizige und hartnäckige alte Wieck, der seine Tochter zur Göttin des Konzertsaa- les machen wollte, verweigerte sein Ja-Wort, Als Schumann um Clara's Hand anhielt. Aber sie folgte endlich Robert Schumann, nachdem sie vergeblich Jahre auf die Zustimmung ihres Vaters gewartet hatte. Denn sie wußte von Anfang an, daß sich ihr Leben nur an seiner Seite erfüllen könnte; sie wußte es gleich, als der junge Träumer in ihres Vaters Haus ge- kommen war, um beim alten Wieck Klavier- unterricht zu nehmen. Und weil sie Frau und Künstlerin war, wurde sie Schumanns Ge- Tährtin. Der geschworene Verehrer reiner In- strumentalmusik brach im überschwänglichen Glück seiner jungen Ehe in einen Liederfrüh- ling aus, aus dem wir einen reichen Schatz der schönsten Lieder besitzen. An einer Vir- tuosin, auch an einer bloßen Künstlerin hätte sich die Liebe eines Robert Schumann nicht entzündet; es war eine ihm ebenbürtige Frau, die sein Genie entflammte. Für Clara Schumann folgte der kürzeste und doch reichste ihrer drei Lebensabschnitte. Sie verband mit ihrer tiefen Fraulichkeit die verwirrenden Fäden der Schumann'schen Seele. Wir dürfen darum getrost die Frage stellen:„Was wäre Robert Schumann ohne Clara geworden?“ Sie kannte den Reichtum der Seele Schumanns, die Gegensätze, die in ihr schlummerten und die zarten Saiten, die zerbrechlich waren wie feines Glas. Und sie hielt dies alles in ihrer Hut. Sie brachte die feinen Saiten zum Klingen, und wir verdan- ken ihr unendlich viel, einen großen Teil des Werkes vor Robert Schumann. Sie war viel glücklicher an seiner Seite als auf dem Po- dium der Konzertsäle und setzte ihre große Eunst für das Werk ihres Mannes ein, wobei sie jedem äußerlichen Virtuosentum ihrer Natur nach abhold war, wie auch Robert Schumann in seinen musikkritischen Schrif- ten dem hohlen Formalismus und leeren Vir- tuosentum den Kampf ansagte. Vierzehn Jahre lang hielt' sie diese zarten Saiten in ihrer Hand, da vermochte sie es nimmer. Sie zersprangen, weil sie zu fein Waren. Im Jahre 1854, nach einer Konzert- reise durch Holland, stürzte sich Schumann in den Rhein, wurde noch lebend ans Ufer gebracht, mußte aber die letzten zwei Jahre seines Lebens in einer Heilanstalt verbringen. Um 40 Jahre überlebte ihn Clara, Nun hielt sie das Werk Robert Schumanns in ihren Händen und gab es an die Nachwelt weiter. Sie trug es durch die Konzertsäle und reichte es als Lehrerin einer jungen Musikgeneration weiter. Wenn wir heute den langsamen Satz des Schumann'schen a-moll- Konzertes hören, So schliegzen wir die Augen und sehen die edle Frau, für die es geschrieben ist und ohne die es niemals entstanden wäre; wir sehen sie mit zarten Fingern und verklärtem Ge- sicht am Kl tier sitzen, und so wird mit dem Werke von Robert Schumann der Name Clara Schumann auf ewig verknüpft sein. Dichter und Denker Hoffmannsthal Otto Heusce hele:„Hugo von Hoffmanns thal, Dank und Gedächtnis“ Werlag Karl Albert, Freiburg). Wer das Schaffen des schwäbischen Dichters und Schriftstellers Otto Heuschele näher kennt und m Verlauf der letzten Jahrzehnte noch nicht verloren hat, zu einem wahren verfolgt hat, weiß, daß er menschlich und künstlerisch neben einem Stefan George vor allem der Erscheinung Hugo von Hoffmanns- thal verpflichtet ist. Es sind mehrere Auf- sätze, in denen er während der Jahre 1928 1947 sein persönliches Bekenntnis zu Hugo von Hoffmannsthal abgelegt und das Wesen dieser künstlerischen Persönlichkeit unter den verschiedensten Gesichtspunkten geklärt und gedeutet hat. Das Hoffmannsthal-Buch, das er nun vorlegt, faßt diese Bekenntnisse zu- sammen und bildet gleichzeitig ein in sich ab-. gerundetes Ganzes, das den Menschen, den Künstler und nicht zuletzt den prophetischen Wegbereiter seiner Zeit Hugo von Hoffmanns- thal jenseits jener ersten voreiligen Deutung umreißt, die, wie es auch Stefan George be- schieden War, ibn nur als„Astheten“ zu neh- men und zu werten wußte. Otto Heuschele gelingt es, in der Form per- sönlicher Zeugnisse darzutun, Wie sehr Hoff- mannsthal aus dem Geistigen schlechthin 18518 f und wirkte und wie sehr dieser Osterreicher aus tiefer Sicht und geradezu prophetischerp Schau um das Schicksal der deutschen Nation bangte und ihr Seher und Warner war. 1 Wenn demnächst, wie man hört, die Württ, Staatstheater darangehen, Hugo von Hoff- mannsthals„Turm“ zu inszenieren, so möchte man wahrhaft wünschen, daß vorher dieses Buch Otto Heuscheles und vor allem seine Abhandlung über dieses Werk darin viele Le- ser fände. Otto Heuschele ist wie wenige An- dere dazu berufen, das Werk und das Mensch- tum Hugo von Hoffmannsthals in seinen gel- stigen Zusammenhängen und seiner zeitlichen Situation zu deuten und tut dies in dem vor- liegenden Werk mit der Kraft einer Schau, die auf das Wesentliche geht, und in einer sprach lich und darstellerisch gepflegten Form, di ihn unter die besten Essayisten reiht und Lektüre dieses Hoffmannsthal-Buches jede der den Sinn für echtes, adliges Dichter dere 0 nuß werden läßt. ertreten. Zweiter ellt. Der OM O ff, Iständigt m Staate des Po. Titos. Er Ach Bul- mistische iger Ma- 5„Maze. it einen jerarchie 0 ff, 72 tativen ITE epember fanden hundert einstigen ch sonst Polizei und be- zu ernst uf Rom“ och ver- in Rom nämlich berichten den Sar⸗ den Ge- gesetzten len und lich ein- üsten der Va- age der en ihrer Pius XI. ter zeich- olini am e Sache Iten Re- hags 18 sehen, Musso⸗ e schon Vatikan, lentlich- mor und nkmals? 5glicher- en hin- me füh- „Unter- nme!) olomatie e Prob- en„Ge- ten tag in e Volk b Wie Affe ge- B. habe abe bei- en Teil Keiner einem zu Hilfe m Star- hland rer Be- leisten. dennung ten des er sich auf Ab- Frank- Bten in beit itfragen setzung . ae und 3e vor lanns- Auf- 1928 Hugo Wesen er den t und , das se Zu- ch ab- 1, den ischen danns- zutung 3e be- 1 neh- ee n per- Hoff- lebte eicher tischer Nation bereuen Württ. Hoff- möchte Nr. 13 Neckar-Bote(2. Blatt) Mittwoch, den 28. September 1949 Lehrstellenmange! Eine grundsätzliche Klarstellung 1. Noch zu keinem Zeitpunkt seit fast 50 Jahren— solange besteht die Handwerks- kammer— waren absolut und auch relativ gemessen an der Zahl der Handwerksbetriebe — 80 viele Handwerkslehrlinge in der Lehr- Ungsrolle eingetragen wie heute. Gewiß eine verblüffende Feststellung angesichts der ge- nannten Vorwürfe Die Ursachen für diese Steigerung der Lehrlingszahlen liegen auf der Hand. Der Krieg und auch schon die Aufrü- stungsjahre haben viele junge Menschen von der Erlernung eines Handwerks abgehalten, so daß nach dem Zusammenbruch ein ver- stärkter Zustrom zu den Lehrwerkstätten ein- setzte. Das Handwerk hat diesen Strom nach bester Möglichkeit aufgenommen, wenn es auch, so Wenig wie andere Bildungsstätten, beispielsweise die Hoch- und Fachschulen, in der Lage War, ihn restlos zu bewältigen. 2. Das ist alles schön und richtig, wird man sagen, Das Handwerk hat also in den letzten vier Jahren viele Lehrlinge eingestellt. Wie ist es aber gegenwe hiermit bestellt? Hier- zu wieder eine überraschende Feststellung: Das Handwerk stellt auch gegenwWär tig noch mehr Lehrlinge ein als im Durchschnitt nor- maler Jahre. Richtig ist nur eines: Gegen- über den abnormen Einstellungen der letzten vier Jahre ist ein erheblicher Rückgang tat- sächlich festzustellen. Warum werden weniger Lehr- linge eingestellt? Aus zwei Gründen: a) Das scharfe Absinken des Beschäfti- gungsgrads in vielen Handwerksberufen wirkt sich automatisch auf die Lehrlingshaltung aus. Der Handwerksmeister, der keine oder nicht genügend Arbeit hat, kann keine Lehrlinge ausbilden. Lehrlingsausbildung ist eine ver- antwortungsvolle Aufgabe. Der Lehrling 8011 und muß aus der Vielfalt der täglich wech- selnden praktischen Arbeit lernen. Wo diese Vielfalt fehlt, weil nicht genügend Arbeit vor- handen ist, entstehen Halbkönner und Pfu- scher. „Das Handwerk stellt keine Lehrlinge mehr ein. Es verurteilt in einem„Anfall von Selbst- vernichtungswahn“ sich selbst zum Ausster- ben, Die Tage der letzten Meister sind gezählt. Das Handwerk entzieht sich seiner staats- bürgerlichen Pflicht, für den qualifizierten Ge- Sellen- und Facharbeiternachwuchs zu sorgen. Tausende Jugendliche können keine Lehrstelle finden.“ eee Diese und ähnliche Vorwürfe und Warnun- gen kann man fast täglich lesen. Eine grund- Saätzliche Klarstellung ist notwendig, die hier- mit versucht werden soll. nanzielle Frage für jeden Handwerksmeister. Dag sie das ist und daß mancher Handwerks- bp) Die Lehrlingsausbildung ist auch eine fi- meister sich ausgerechnet hat, daß er— be- sonders in wirtschaftlich unsicheren Zeiten, Wo er nicht immer voll beschäftigt ist— bei den Lehrlingen auch noch finanziell zusetzen s und aus diesem Grund mit der Lehr- sind nun Viele dem Handwerk besonders böse. Wenn man wünscht, daß das Handwerk recht viele Jugendliche ausbilden soll, dann darf man die finanzielle Belastung für die Lehrmeister nicht überspannen. Uber die Höhe dieser Lasten bestehen nun bei denen, die sie nicht zu tragen haben, oft sehr unklare Vor- stellungen. Sie werden in der Regel unter- schätzt. Die Erziehungsbeihilfen sind im Jahre 1943 durch den Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz stark erhöht, in den meisten Fällen auf ein Vielfaches der früheren Sätze hinaufgesetzt worden. Dazu wurden sie auch noch vereinheitlicht, d. h. für alle Berufe in gleicher Höhe festgelegt. Diese Anordnung galt mit einigen Ergänzungen bis vor kurzem. Sie ist der Ursprung allen Upbels. Gewiß, während der 06 im Kriege und in der Nachkriegs Währungsreform, Wo dazu vom Au praktisch jeder geforderte Preis gezahlt wurde, machten sich keine nachteiligen Folgen be- merkbar. Seit der Währungsreform sieht die Sache aber anders aus. Jeder Handwerksmei- ster steht in scharfem Konkurrenzkampf und muß scharf kalkulieren, wenn er nicht unter die Räder kommen will. Allein mit der Bezahlung der Erziehungs- Peihilfe sind die Aufwendungen für den Lehr- ling ja nicht gedeckt. Dazu kommen die So- zlallasten, die gerade in letzter Zeit durch das Sozialversicherungsanpassungsgesetz Wieder gestiegen sind, der bezahlte Urlaub, der für Jugendliche unter 18 Jahren 24 Arbeitstage beträgt, die gesetzlichen Fest- und Feiertage, die bezahlt werden müssen, und nicht zuletzt die 10—15 Wochen Unterrichtsstunden in der Gewerbeschule, in denen der Lehrling in der Werkstätte fehlt. Im Krankheitsfalle muß die ung gesunder Zus den ein zahlen. Zustand zur u bringt aber die beihilfen nochn begründet diese Wendigkeit, Ist es aber sozial gesehen richtig, die Erziehungsbe 1 1 zuschrauben, die zwangsläufig ein A Erziehungsbeihilfe bis zu sechs Wochen wei- tergewährt werden. Wenn in Krisenzeiten die Arbeit stockt, läuft die Erziehungsbeihilfe Weiter, auch wenn der Lehrling keine produk- tive Arbeit leistet. d Lasten, die den tatsächlichen ür den Lehrling auf mindestens te der Erziehungsbeihilfe erhöhen. 3. Die Lage ist in den einzelnen Handwerks- en und auch örtlich sehr verschieden. Die 1 Festsetzung einheitlicher Erziehungs- hilfen für alle Handwerksberufe ist ein un- and. Der wirtschaftliche Nutzen, Lehrling in den einzelnen Hand- 1 den verschiedenen Lehrjah- f ganze Problem wird viel zu unter dem Gesichtswinkel der Arbeits- leistung des Lehrlings betrachtet. Vor 50 Jahren hat der Lehrling keine Er- ziehungsbeihilfe erhalten, sondern mußte viel- fach noch Lehrgeld an den Lehrmeister be- Niemand wünscht diesen K. Auf der anderen Seitq spannung und Schema- eihilfen tatsächlich mit sich, daß viele tüchtige Hand- er keine Lust mehr zeigen werden, n und Können unter Mühe und Ar- beit an die Jugendlichen weiterzugeben., 4. Vor wenigen Wochen sind die Erziehungs- Als hinaufgesetzt worden. Man Erhöhung mit sozialer Not- jhilfen auf eine Höhe! der Lehrlingseinstellungen mit sich bringen muß? Täglich sprechen die Eltern Vieler Ju- gendlicher bei den Handwerksmeistern vor 3 sie gerne auf einen Teil der zichten, daß es ihnen 36 ihr Sohn oder ihre eit Wirklich etwas lernen, Mpf und erklären, dal Erziehungsbei viel wich Tochter in der Lehr um für den Lebe! Die Handwerksmei istet zu sein. er können hierauf nicht eingehen, weil die Erziehungsbeihilfen unab- dingbar sind. Man wird einen Weg finden ssen, dem Lehrmeister für seine Berufs- erziehungsaufgabe einen gewissen Anreiz zu geben. In Schweden erhält beispielsweise je- der Lehrmeister vom Staat für die Ausbil- dung eines Lehrlings einen Zuschuß von 1000 Kronen. Es ist der Uberlegung wert, ob man nicht auch bei uns ähnliche Wege gehen z0ll und muß. — (Stuttgart) Von Turnerischer Pokalkampf in Friedrichsfeld. Zeigte das Kreisturnfest im Sommer die Aufwärtsentwicklung der Turnbewegung, 80 bietet si am kommenden Samstag erneut Gelegenheit, sich von den guten Leistungen der Turner und Turnerinnen von hier und Umgebung zu überzeugen. Der ITV. Friedrichs⸗ feld'stiktete einen Wanderpokal, der am Samstag vergeben wird. Der Einladung des Gastgebers sind neben Tv. Edingen, TV. Neckarhausen auch die Seckenheimer Vereine FSG. und TV. 98 gefolgt. Mit Interesse wird man verfolgen, Wem gelingen wird, den Pokal dem Stifter zu entreißen. Turnerinnen werden mit Tänzen und Gymnastikübungen erfreuen, Beginn Sams- tag, 19.45 Uhr in der Kantine der Steinzeug⸗ Warenfabrik. Die Kegler kämpften Deutsche J-Bahnmeister ermittelt Sport — Sicul Wieder wurde in Stuttgart eine Deut- Meisterschaft ausgetragen, die Sehe aber nur ein kleines sachkundiges Häufchen Leute anlockte. Dies ist sehr überraschend, denn vor dem Kriege betrieben über 400 000 Menschen esen Sport, der sich Regeln nennt. Die Sportkegler ermittelten am Freitag und Samstag im Stuttgarter Keglersporthaus, das von den Amerikanern für zwei Tage frei- b en wurde, ihre ersten J-Bahn-Meister nach dem Kriege. Die Liste der Sieger lautet: Einzel(ö Kurzenberger(München) 1429 Pkt., Winkler(Mannheim) 1421 Pkt., Kußgmaul(Karlsruhe) 1419 Pkt. Einzel(Se- niorer Dolle Frankfurt) 690 Plet., Ostendorf (Hamburg) 677 Pkt., Wetzler(Stuttgart) 668 Pkt. Einzel Gugendliche): Stockinger 651 Pkt., Laun(Kelsterbach) 647 hmider(Karlsruhe) 524 Pkt. Verbands- t(Senioren): Baden 2927 Pkt., 922 Pkt. Vereinsmannschafts- annheim I 3393 Pkt., Stutt- Feuerbach 3381 Pkt. Meisterschaft: Schwabenku- 3304(beide Stuttgart), KV „igrter gartel 38, beim 3 Neckar-Bote, Südd. Heimatzeitung für Mannheim-Sectenhelm und Umgebung! Veröffentlicht unter Generallizenz Nr. 3. Verantwortl. Herausgeber: Georg Härdle, Druck und Verlag: Buchdruckerei Georg Zimmermann(Inhaber Georg Härdle) Mannheim-Seckenheim, Das Abenteuer mit Betty Die Geſchichte einer Begegnung/ Von Heinz Hecker Warme, goldene Sonnenstrahlen leuchten durch die tiefhängenden Zweige der blühen- den Obstbàume und malen bronce- grüne Lich- ter auf die sonntäglichen Menschen, die sich an den Tischen im Rasen, auf den langen Bretterbänken drängen, ein fröhliches Ge- wimmel von Farben und Stimmen. Am Ende eines Tisches habe ich Platz ge- funden und habe von der mit vollen Gläsern vorbeikommenden Bedienung eines vor mich hingestellt gekriegt und genieße mit dem er- sten Schluck den herbwürzigen Duft sommer- licher Reife, der in dem Apfelwein den Segen des Vorjahrs einschließt. Der Garten, in des- sen Schatten ich auf dem Rückweg von einer kleinen Wanderung zur kurzen Rast verweile, liegt auf den Höhen der Stadt und durch die Zweige der Bäume schimmern die pastellfar- benen, violetten Töne, die das Gewirr der vielen Dächer mit der silbrig-blauen Luft der Ferne mischt. Am Tisch nebenan sitzt eine Frau und beugt sich zu einem Kind hinab. Sein goldner Lockenkopf schaut mit einer anmutigen Beu- gung aus dem weißen Kinderwagen 2zu ihr auf. Da ich mich am Ende des Tisches vor neugierigen Zuschauern einigermaßen sicher weiß, versuche ich in meinem Skizzenbuch diese rührende Gestalt des Kindes festzuhal- ten. Ich glaubte mit ein paar Strichen diesem Vorsatz gerecht werden zu können, entdeckte mich aber kurz darauf, fast besessen von einem weiteren Anreiz des Vorwurfs festge- halten zu sein und in der Auswägung der zartesten Helldunkelabstufungen versuchte ich das Licht, das die Haare des Kindes Wie mit einer goldenen Glorie umfängt, in meine Zeichnung einzufangen. Als ich geendet und den Deckel über den Block schließe, beugt sich ein Mann mittleren Alters, anscheinend ein Arbeiter, der mit seiner Familie einen Sonntagsausflug gemacht hat, zu mir herüber und bittet, unbeholfen wie es die Art dieser Menschen ist, aber höflich und zurückhaltend um die Erlaubnis die Zeichnung ansehen zu dürfen. Ich reiche das Blatt herüber und mit seinen großen braunen Händen legt er es vorsichtig Vor sich hin und sein Blick ruht lange auf den Linien. Auf seine Schulter gelehnt be- trachtet auch ein Mädchen die Skizze mit großen äunklen Augen. Eine Fülle schöner Haare, die in einem Kranz um das gleichmä- Bige Rund eines wohlgeformten Ropfes Se- legt sind, steigert mit ihrer tiefen Dunkelheit das zarte Rosa des Gesichtes, das im Hals zu einem warmen Goldgeſb übergeht, ein seltsa- mer Reiz bei jungen Mädchen mit brünettem Typ. Ich schätze ihr Alter auf etW²ZAf Sechzehn His siebzehn Jahre und sie scheint seine Toch-⸗ ter zu sein. Als er mit einem Dankeswort die Zeielmung zurückreicht, fügt er hinzu, dag Betty, seine Tochter auch zeichne! Aber nicht so gut meinte er. Ich frage, Wwas Betty zeichme, Ich richte die Frage an ihn, denn eine merk- Würdige Scheu hindert mich, das Wort an das Mädchen selbst zu richten. Blumen, sagt nun Betty mit einer sehr hohen und leisen Stim- me. Ich sehe das Mädchen an und mein Blick ruht auf dem glühenden Rot, das von dem Sonnenlicht in ihrer Ohr- en, sagt das Mädchen und des Wortes formt sich ihr Mund zu einer schwellenden Fülle der Lippen. Auch einen blühenden Obstbaum hat sie neulich sehr schön gemalt, sagte der Vater. Betty wurde rot und trank hastig aus ihrem Glas und blieb im folgenden schweigsam neben dem Vater sitzen. Es wurden zwischen uns Männern noch ei- nige Worte gewechselt und der nicht sehr ge- sprächige Mann frug mich, ob er mich einmal besuchen könne, und ob ich es erlaube, daß er sich Bilder von mir besche, denn er liebe 80 sehr alles Gemalte. Mit einer nicht unberech- tigten Hoffnung, daß er wahrscheinlich Betty mitbringen würde, sagte ich iim die Anschrift meines Ateliers und die Zeiten, zu denen ich am besten anzutreffen sei. Die Anmut des Mädchens und ein in mir erwachendes Gefühl für ihren fast südlich- fremden Llebreiz weck ten in mir Regungen, denen sich wohl jeder junge Mann in diesen Jahren nicht ungern hingibt. Ich hätte aber trotzdem dieses kleine Aben- teuer bald vergessen, wenn es nicht ein paar Page später an meine Ateliertüre geklopft hätte und auf mein Herein Betty eintrat. Sie War allein, schloß die Tür hinter sich Und ging mit einer Sicherheit, die mich über- Taschite, auf mich zu und sagte: „Guten Tag. Ich war gerade in der Stadt und wolte mir im Vorbeigehen ein paar Bil- der von Ihnen ansehen.“ Sie sprach mit fast übertrieben lauter Stimme und sah sich bel diesen Worten prüfend im Raum um. Ich mußte lächeln, denn irgendwie Am- Slerte mich diese betont zur Schau getragenen Uberlegenheit. Ich bot ihr einen Platz an. Sie ließ sich in den alten gepolsterten Sessel fal- len und legte die Arme auf die breiten Leh- nen, während sie ihré schlanken Beine gerade vor sich hinstreckte. Ich bot ihr ein Glas Wermut an. In einem geschliffenen Glas, das ich einmal in Venedig gekauft hatte, stand er vor ihr und als ich das meine erhob und ihr zutrank, kippte sie das Glas mit einem Schluck herunter. Darauf- hin sah sie mich starr an und hielt beide Hände vor die Brust. Wenn zwei dasſelbe tun Margot und der Herr am Nebentisch— So begann eine Liebe Sie aßen gemeinsam in einem Speisehaus. Gemeinsam, jedoch an an zwei getrennten Fischen, wo jedes seinen Stammplatz hatte. Das Speisehaus selbst lag im ersten Stock- Werk und bestand aus eiper Reihe ineinander- gehender Zimmer, denen auf den ersten Blick anzusehen War, daß sie einmal privaten Wohn- zwecken gedient hatten. Ein Umstand, der si- cher nicht wenige Gäste bestimmte, um den Preis des Treppensteigens die nahezu fami- liäre Behaglichkeit der Räume zu genießen. Wer ein derartiges Speisehaus, das heißt einen alkoholfreien Wirtschaftsbetrieb be- sucht, tut es im allgemeinen mit der Absicht, sich die geistige Spannkraft für den restlichen Arbeitstag zu erhalten. Von dieser Sorte Wa- ren wohl alle Gäste, die hier verkehrten, das sah man schon ihren Gesichtern an: jungen und alten, männlich unternehmenden und weiblich ergebenen. Auf die mehr oder weni- ger betonte Geistigkeit ihrer Berufe konnte man im übrigen aus der Allmittäglich und all- abendlich verabreichten Speisenfolge schlie- gen, die keinerlei Schlemmerei, was Menge und Art betraf, gestattete. Um 80 größeren Wert war auf die Zubereitung gelegt, für die der Besitzer und gleichzeitige Küchenchef per- sönlich der Verantwortung übernahm. Fräulein Margot war in einem Unfern ge- jegenen Staatsbetrieb, He r König in einem Bankhaus beschäftigt— beide mit durchge- Bender Arbeitszeit, so daß ihnen, alles in al- lem, knapp eine Stunde zur Mittagspause Plieb.* a Regelmäßig zehn Minuten nach ein Uhr tra- ken sie sich in dem an sich nüchternen, nur durch die weißgedeckten Tische und die da- rum versammelten Gäste stimmungsvoll be- lebten Speiseraum. Fast immer jedoch in ei⸗ nem Abstand, daß eins von beiden bereits Platz genommen oder mit Suppe und den gemacht Hatte. Das ersten Bissen den Anfang Verbindende unter den öslichkeiten, wel⸗ che die Speisekarte gewährte, war jedesmal die Wahl des gleichen Gerichts. Oder es ge- nügte ein Blick auf die schon besetzte Tafel des anderen, um ohne langes Besinnen just dasselbe zu bestellen. „Eigentlich sehe ich nicht eint, sagte sich der Herr am Nebentisch,„warum Wir bei 80 auffallend übereinstimmendem Geschmack nicht eine Privatküche aufmachen sollten!“, Denn er fühlte deutlich eine Regung seines Herzens. „Der Herr da drüben tut mir im Grunde leid— wenn er erst wüßte, wie gut ich mich auf die Zubereitung unserer Lieblingsspeisen verstehe!“ Aufseufzend sprach so das nette Fräulein vor sich hin, dern sie hatte Ver- trauen zu ihm gefaßt. Aber keines getraute sich, das erste Wort an den anderen zu richten. Es war auch wegen der Leute, die mit Argusaugen einander be- lauerten. Wochen und Monde ging dieses Wortlose Fragespiel so fort. Höchstens, daß sie einander mit den Blicken flüchtig grüßten oder sich mit einem Lächeln zuzwinkerten, wenn sie das Bedürftnis empfanden, wieder einmal den e Geschmack ausdrücklich festzustel- en. Sie hatte es immer ziemlich eilig, in ihr Büro zu kommen. Er dagegen war ein richti- ger Verschwender seiner Zeit. Aber einmal Prachte er es doch fertig, unmittelbar nach Mr wegzugehen und sie in einer Seitenstraße einzuholen: Verzeihung, gnädiges Fräulein“ Wollte er sagen. Indessen brachte er in der Aufregung nur die banale Frage heraus:„Nun, Haben die Spätzle geschmeckt?“ Ob sie geschmeckt hatten! Aber die eigent- liche Frage, die in diese nur schamhaft ein- gewickelt war, wurde genau 80 richtig ver- standen und ebenso zustimmend beantwortet. Nur zwei leere Stammplätze trauerten darob. 8 8 N a N „Mein Gott“, sagte sie, Was war das? Ich dachte es wäre Limonade“. Und sie sah mich 80 erschrocken an, als ob ich sie vergiftet Nätte. Ich holte eine Mappe mit Zeichnungen und Aquarellen, Skizeen und Studien von Reisen und Seefahrten, aus dem Schrank, da ich glaubte, daß sie diese abenteuerliche Seite der Kunst reizen würde., Ich hatte mich hinter sie gestellt und während sie die Arbeiten lang- sam besah, spürte ich die Wärme ihres schlan- ken Körpers, dessen Atem sich mit dem schweren Dufte des dunklen Haares mischte. Die zarte Rundung ihrer Schulter hatte etwas Rührendes und eine Locke, die dumm und sinnfältig aus der glattgelegten Frisur heraus- stand, gab dem Mädchen einen kKapriziösen Reiz. Während sie die Blätter interessiert zu betrachten schien, sah sie zwischendurch im- mer wieder auf, für einen kurzen Moment nur, aber anscheinend sehr intensiv etwas be- trachtend, was in der Ecke des Ateliers am Fenster ihre Aufmerksamkeit erweckte. Ich konnte aber nichts Außer gewöhnliches dort bemerken, außer einem Hocker, auf dem eine noch ungereinigte Palette mit Pinseln lag, und einer kleineren Staffelei, auf der eine Frisch grundierte Leinwand stand. Gerade als ich sie fragen Wollte, was sie dort so fessele, sprang sie auf. Die Skizzen und Blätter fielen auf den Boden. Ohne dar- auf zu achten ging sie auf den Hocker zu, nahm einige Pinsel und fuhr mit denselben in die roten, gelben und grünen und blauen Farbhäufchen und malte in blitzartiger Ge- schwindigkeit auf die helle, weiße Fläche der Leinwand farbige Punkte und Kringel, lch stand völlig überrascht und war nicht in der Lage ihr irgendwie Einhalt zu gebieten, Mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der sie den Raum betreten und Guten Tag gesagt hatte, erklärte sie jetzt, daß sie wieder gehen müsse, es Wäre sehr schön gewesen und sie danke mir vielmals und vielleicht käme sie einmal wieder. Und ehe ich es recht übersehen konnte, was vor sich ging, war sie zur Tür hinaus. Ich lief ihr nach. Aber schon sprang sie die Treppe hinunter, Im untersten Stockwerk blieb sie stehen, sah hinauf und Als sie mich oben stehen sah, rief sie aut durch das Treppenhaus: a „Auf Wiedersehen!“ und War Verschwunden. Sie kam nicht wieder.. 12 Einige Jahre später traf ich sie in einer Werkstatt der Kunstgewerbeschule. Sie er- kannte mich sofort und entschuldigte sich, dag sie damals so albern gewesen sei, aber 8e Hätte gerade ihren fünfzehnten Geburtstag gehabt und hätte zum erstenmal in rem Le ben Olfarben geschen und hätte diese unbe- dingt ausprobieren müssen. e Ordnung muß ſein i In einer schwäbischen Landstadt pflegte der Mesner seine Morgenbegrüßung bei der Schul- visitation nach der Hierarchie abzustufen; „Ganz untertänigsten guten Morgen, Herr Prälat!“ 5 5 h „Wünsche wohl geruht zu haben, Herr Kan!“ d 3 „Schönen guten Morgen, Herr Pfarrer „Grüß Gott, Herr Vikar!“ 1 5 „Schönen Tag heut', Herr I „Isch mer 8 do, Mariele? mädchen.. m Heim der Heimatloſen Er ſchůtternde bilder unverſchuldeter Not und haltloſer Verkommenheit Dreiundzwanzig Jahre alt ist der Heim- kehrer in der abgetragenen Uniform, der in Begleitung seiner„Braut“ vor dem Fürsorge- beamten des i und Upbernach- tungsheimes tritt, das vom Roten Kreuz im Stuttgarter Katharinenstift in der Schiller- straße unterhalten wird. Er sei auf der Durchreise vom Entlassungslager in seine Heimat und habe hier zufällig seine Braut getroffen, berichtet der ehemalige Soldat, und da sie beide mittellos seien, benötigten sie zur Weiterfahrt zunächst eine kleine Unter- stützung. Der Fürsorgebeamte, der hier Tag für Tag fünfzig bis sechzig solcher Fälle zu bearbeiten hat— er ist für alle durch Stutt- gart kommende Heimkehrer, Flüchtlinge und Illegale Grenzgänger zuständig— betrachtet sich zunächst einmal die„Braut“ genauer. Dieses aufgedonnerte, grellrot geschminkte Mädchen hat er hier schon einmal gesehen, er blättert in den Akten und stellt fest, daß die junge Frau in ihrer sehr eindeutigen Auf- machung nicht nur schon einmal bei ihm um Unterstützung gebettelt hat, sondern außer- dem eine alte Bekannte der Sittenpolizei ist. Es gelingt ihm, sie gleich durch einen Poli- zisten nach der Moltkekaserne bringen zu lassen, wo sie wegen Ansteckungsgefahr län- gere Zeit in Behandlung bleiben wird, dem jungen Heimkehrer aber kann er die prak- tischen Folgerungen aus diesem ersten„Lie- beserlebnis“ nach jahrelanger Gefangenschaft gleich als ernüchternde, aber vermutlich auch sehr heilsame Lehre mit auf den Heimweg geben. Mit primitioſten Mitteln Das Verpflegungs- und Ubernachtungsheim des Roten Kreuzes steht in Stuttgart nicht in sehr gutem Ruf. Da den Durchreisenden und Obdachlosen in irgend einer Weise geholfen werden mußte, hat das Rote Kreuz nach dem Zug ammenbruch das ehemalige Wehrmachts- heim im Katharinenstift weitergeführt, und es hat dabei mit primitivsten Mitteln täglich dreihundert bis vierhundert Ubernachtungen ermöglicht. Seit Mai 1945 bis heute hat es etwa 2,3 Millionen Essen ausgegeben, davon etwa ein Drittel kostenlos, es hat in dieser Zeit einer Unzahl von Flüchtlingen, Heim- Kkehrern und illegalen Grenzgängern über die ersten Schwierigkeiten hinweghelfen können, ferner wurden die Unterbringungs- und Ver- Pflegungsmöglichkeiten langsam aber stetig verbessert, aber es ist dem Stuttgarter Kreis- verein nicht gelungen, die Elemente von die- sem Heim fernzuhalten, die sich immer und überall an solche Stellen der caritativen Für- sorge klammern. Das Heim enthält heute mehrere Schlaf- Säle, in denen auf Feldbetten mit Matratzen mittellose Durchreisende eine sehr billige Ubernachtungsgelegenheit finden können. Dag die Matratzen völlig verschmutzt wurden, war nicht zu verhindern, denn die meisten Gäste nahmen aus Angst vor Diebstählen ihre Klei- der und Schuhe mit ins Bett. Die Matratzen zu überziehen wäre sinnlos, da die Uberzüge erfahrungsgemäß bald eine anderweitige Ver- wendung finden würden. Ein Raum steht Frauen mit Kindern zur Verfügung, der wie die anderen fast jede Nacht voll belegt ist. Gänzlich mittellosen wird übrigens für eine Nacht kostenlos Quartier gegeben. Außer diesen Räumen sind für Berufstä- tige, die in Stuttgart schon Arbeit, aber noch keine Wohnung gefunden haben, zwei Schlaf- sale mit einigen Spinden und Tischen einge- richtet. Ferner besteht eins weitere Upernach- tungsgelegenheit für Durchreisende, die keine Hotelunterkunft finden können. Auch die bei- den hierfür reservierten Schlafsäle, die übri- gens mit weiß überzogenen Betten ausgestat- tet wurden, sind in jeder Nacht voll belegt. Hier wird für die Ubernachtung ein Mindest- preis von zwei bis drei Mark verlangt, der aber meist von den Gäàsten erheblich nach oben aufgerundet wird. Sammelpunkt menſchlichen Strandguts In einem grogen, aber sehr dürftig einge- richteten Raum sitzt um die Mittagszeit der Hausmeister des Heims und gibt an besonders Bedürftige kostenlos Essenkarten aus. Einer nach dem anderen treten sie hier an, Wan- derarbeiter, Flüchtlinge, Arbeitslose, illegale Grenzgänger und erzählen, warum sie die Unterstützung des Roten Kreuzes in Anspruch nehmen müssen. Der Hausmeister hat ein gutes Herz, er gibt überall dort, wo die Not offensichtlich ist, aber er weiß auch zu unter- scheiden zwischen den schuldlos und den leichtsinnig ins Elend Geratenen. Denn auch an diesem Sammelpunkt der Besitzlosen und Gestrandeten zeigt sich noch sehr deutlich der Unterschied zwischen Armut und Ver- derbnis, zwischen unverschuldeter Not und Haltloser Verkommenheit. Sie sind alle ohne einen Pfennig, diese Frauen, Kinder und Märmer in ihren ausgefransten Kleidern, den ungepflegten Haaren und den müden Gesich- tern, und wenn sie ihre Not schildern, dann geschieht es aus wochen- und monatelanger Gewöhnung immer in demselben leisen, lei- ernden Tonfall, und doch sieht man oft auf den ersten Blicke, wer nur vom Schicksal ge- schlagen und wer wirklich gefallen ist. Kleine Anzeichen in Blick und Haltung, in der Art. wie sie ihre aufgebrauchten Kleider tragen Wie sie ihr kümmerliches Gepäck gebündelt haben. 85 erraten oft mehr als ein großer amt: licher k ragebogen. Und wenn sie hinterher in de: großen Speisesaal mit seinen einfa- chen Tischen und Bänken sitzen und ihr nahrhaftes Mahl verzehren, dann zeigt sich Wieder, wer noch menschliche Empfindung besitzt und wer allen inneren Halt verloren hat. Alle, die ein Recht auf Unterstützung zu haben glauben, können sich an den Fürsor- gebeamten wenden, der als Vertreter des städtischen Wohlfahrtsamtes mit seiner Assi- stentin täglich allen Bedürftigen zur Verfü- gung steht. Dieses Recht steht vor allem den ehemaligen Kriegsgefangenen zu, die sich nach Stuttgart entlassen liegen. Für die Heim- kehrer liegen hier alle Formulare und Frage- bogen auf, die sie zur Anmeldung benötigen, wodurch ihnen viele Gänge zu den städti- schen Amtern erspart bleiben. Wesentlich schwierigere, oft erschütternde Fälle sind für den Fürsorger die Flüchtlinge. Eine Frau betritt den Raum, ihr ganzes Ge- päck besteht aus einer zerfetzten Handtasche, der sie einen kleinen grünen Zettel entnimmt, den russischen Umsiedlerpaß, ihren einzigen Personalausweis. Sie stamme aus Königsberg, berichtet sie unter Tränen in unverfälschtem ost preußischem Dialekt. Ihr Mann ist gefallen, ihr Sohn, als die Russen kamen, ertrunken, sie selbst wurde im April 1948 ins Flücht- lingslager Görlitz eingeliefert, von dort mit einer kleinen Unterstützung im Mai dieses Jahres entlassen. Vor wenigen Tagen hat sie, Weil hier die Lebensverhältnisse besser seien, den Sprung in die Westzonen gewagt. Nun steht sie völlig mittellos in Stuttgart. Ihre Tochter lebt in Bremen, befindet sich aber zur Ausbildung in einem Krankenhaus und kann sie deshalb noch nicht aufnehmen. Der Fürsorgebeamte erkundigt sich genau nach allen Einzelheiten, er muß dies tun, weil im- mer wieder von arbeitsscheuen Elementen Versucht wird, als Flüchtling einstweilen in einem Lager ein sorgloses Dasein zu finden. Hier aber hat er auf Grund seiner persönli- chen Ortskenntnis den Eindruck, daß die An- gaben stimmen: die Frau wird mit etwas Zehrgeld ausgestattet und ins Flüchtlingsla- ger Kornwestheim eingewiesen, wo weiter für sie gesorgt werden kann. Verdreckt und ohne einen Pfennig Geld Der Frau folgt ein junges Ehepaar. Er ist klein, mager, beinamputiert, stützt sich auf einen Stock. Die Haare haben seit Monaten keinen Frisör mehr gesehen, Kleider, Gesicht und Hände sind völlig verdreckt. Sie ist eben- falls klein, jedoch rundlich, schlampig, ein ehemals schickes Kostüm verhüllt ausge- franst und speckig die quellenden Formen. Haare, Gesicht, Hände und Beine starren vor Schmutz. Er ist siebenundzwanzig, sie sechs- undzwanzig Jahre alt. Ihre Ausweise sind in Ordnung. Von Clausnitz in Sachsen sind die beiden im März dieses Jahres aufgebrochen, irgendwo schwarz über die Grenze, dann zu- erst nach Hannover- gekommen, anschließend über Braunschweig, Celle, Düsseldorf, Frank- furt nach Mannheim weitergezogen. Uberall hätten sie entweder keine oder nur für kurze Zeit Arbeit gefunden. Nun sind sie hier, ohne einen Pfennig Geld, ein Pappkarton und eine alte Handtasche enthält ihre ganze Habe. Sie suchten weiterhin Arbeit, behaupteten sie, er sei Eisendreher, sie wolle gern zum Bauern. Der Beamte weist auch Zehrgeld an und schickt sie nach Kornwest- heim, wo sie vorläufig Unterkunft und wahr- scheinlich auch Arbeit finden könnten. Nach- dem sie sich mit vielen Dankesworten verab- schiedet haben, meint er, daß die beiden ver- mutlich nie nach Kornwestheim, sondern weiter bettelnd zur nächsten Unterstützungs- stelle ziehen werden. Was soll er dagegen tun? Zwangsmaßnahmen stehen ihm nicht zu Ge- bote. Der nächste ist ein Volksdeutscher, aus Mähren gebürtig, hat seit dem Zusammen- bruch in Gsterreich gelebt, will aber in Deutschland arbeiten, wo seine Brüder und seine Schwester sich schon niedergelassen ha- ben. Auch er ist ärmlich angezogen, aber sau- ber. Er kam erst gestern in Stuttgart an, hat jedoch als Maurer schon Arbeit gefunden, seine neue Firma hat für ihn Zuzug beantragt ihnen ein kleines und er erkundigt sich nun nach den weiteren Formalitäten. Der Beamte gibt ihm Auskunft, verweist ihn an die richtigen Stellen, läßt ihm außerdem vier Mark ausbezahlen, damit er bis zu seinem ersten Zahltag am Wochen- ende leben kann— ein einfacher und klarer Fall.„So ist es bei fast allen Volksdeutschen aus der Tschechoslowakei“, erklärt der Für- sorger anschließend, mit ihnen hat man kaum irgendwelche Mühe. Sie kommen, suchen sich Arbeit— und finden merkwürdigerweise auch immer gleich irgend eine Beschäftigung. Ich habe deshalb überhaupt den Eindruck, daß jeder, der heutzutage arbeiten will, eine Stelle finden kann, wenn sie auch außerhalb seines Berufes liegt“. Inzwischen klingelt das Telefon: die evan- gelische Jugendpflege ruft an, sie schicke einen Josef K., den man doch nach B. bei Crailsheim weiterleiten möge, wo das dortige Pfarramt für eine Stelle sorgen werde, Der junge Mann kommt, er ist Flüchtling, hatte sich schon im Frühjahr bei der Jugendpflege gemeldet und war zu einem Bauern bei Bret- ten verwiesen worden. Nach Beendigung der Erntearbeiten wurde er vor zwei Tagen ent- lassen, vernünftigerweise setzte er sich wie- der mit seinen Betreuern in Verbindung und kann nun wieder eine Stelle vermittelt be- kommen. Auch er ist mittellos, und da der Fürsorgebeamte nur Unterstützungen bis zu sechs Mark bewilligen kann, das Fahrgeld nach Crailsheim jedoch 6.80 Mark kostet, legt er stillschweigend und verstohlen noch eine Mark aus eigener Tasche zu dem angewie- senen Betrag.„Diese Jugendlichen“, meint er, als der junge Mann sich verabschiedet hatte,„machen uns die größten Sorgen. Es ist einfach unglaublich, welche Verwilderung selbst jetzt noch, vier Jahre nach Kriegsende, unter den jungen Menschen beiderlei Ge- schlechts anzutreffen ist“. Edith hat eine»Couſine« getroffen Zwei Mädchen melden sich nun, die letzten Bittsteller dieses Nachmittags. Edith F. heißt die eine, sechzehn Jahre alt, sie stammt aus Pirna, ist schwarz über die Grenze und heute in Stuttgart eingetroffen. Selbstverständlich ist sie völlig mittellos, hat aber zufällig ihre Cousine getroffen, die sie hierher brachte, da- mit sie zunächst einmal eine kleine Unter- stützung erhalte. Der Beamte hört sich die ganze, umständlich in breitem Sächsisch er- zählte Flüchtlingsgeschichte an, erkundigt sich dann bei der Cousine, welche Pläne sie mit dem Mädchen habe— und entdeckt plötzlich, daß er auch sie schon kennt.„Sie sind doch“, sagt er und schlägt in den Akten nach,„sie sind doch selbst mindestens schon dreimal bei mir gewesen“, und er versucht herauszu- bekommen, was sie mit der jungen sächsi- schen Grenzgängerin vorhat. Letztere aber zieht sich, als sie bemerkt, daß ohne genaue amtliche Erhebungen hier nichts zu machen ist, langsam zur Tür zurück und ist mit einem Sprung draußen. Daraufhin hat auch die „Cousine“ kein Interesse mehr an einer Fort- setzung des Gesprächs und verläßt uns eben- kalls ohne weitere Erklärungen.„Sehen Sie“, sagte der Beamte,„was hier vorgeht, ist zwar völlig klar, aber wir haben keine Macht, ir- gend etwas zu unternehmen. Vielleicht wer- den die beiden gelegentlich bei einer Razzia aufgegriffen. Aber so lange ihnen nichts nachzuweisen ist, kann man nicht gegen sie vorgehen. Und dabei sind es gar nicht wenige, ie auf solche Weise ihr Leben fristen!“ Es ist später Nachmittag, als wir das Katha- »inenstift verlassen. Der große, weiträumige Hausgang wimmelt von ärmlichen, abgerisse- den und zerlumpten Gestalten, die hier für eine Nacht eig Obdach suchen. Soweit der Datz reicht, werden sie aufgenommen, und ann sind sie bis zum nächsten Morgen der zorge um Unterkunft und Verpflegung ent- noben. Am anderen Tag beginnt die Not von Neuem— sie müssen weiter. Die einen suchen mit allen Kräften nach Arbeit, manche fin- den eine Stelle und vielleicht auch Quartier, so daß sie wieder Fuß fassen können im Le- ben, in der menschlichen Gesellschaft. Die andern werden weiter getrieben, ziellos und haltlos— Strandgut im bewegten Meere des Geschehens unserer Zeit. Ist es ein Wunder, daß in den dunklen Gängen dieses Heims der Heimatlosen oft um die letzten Habseligkei- ten, um das letzte Hemd, um die letzte warme Jacke noch heimlich gehandelt und geschachert wird? Wo Elend ist, sind die Aasgeier nicht fern, die davon profitieren. Wer aber ist schuld an diesen Dingen und Wer kann und soll sie ändern? Der Staat vielleicht? Er hat nicht das Recht, die Freiheit seiner Bürger zu beschneiden, und ohne Zwangsmaßnahmen ist hier keine Anderung zu schaffen. Wer aber will die Aufgabe auf sich nehmen, hier das Echte vom Falschen zu sondern, die geheuchelte Not von der ech- ten Armut zu unterscheiden— gerade hier, wo sich diese Gegensätze so oft überschnei- den? Was sich hier an grauenhaftem Elend und haltloser Verkommtnheit zusammenballt und sich deshalb so erschütternd offenkundig zeigt, ist dem auf brechenden Geschwür eines kran- ken Körpers vergleichbar. Es wäre sinnlos, gewaltsam diese Stelle wegzuoperieren, sie würde an anderem Orte sofort von neuem aufbrechen. Nur wenn der ganze Körper ge- sundet, können auch diese Wunden wieder heilen. Herbert Hagemann Ein glücklicher Mensch Es gibt noch Slückliche Menschen— aber man muß weit reisen, um sie zu finden. Sir Malcolm Darling, ein her vorragender Kenner Indiens ist 2000 km durch den nördlichen Teil dieses Landes im Winter 1946/47 gereist und hat sie angetroffen. Sein Buch:„Am Tor zur Freiheit“, das im Oxforder Universitätsver- lag erschienen ist und aus dem die Weltpresse Auszüge brachte, Wäre allein schon wegen dieser einen Szene wertvoll, die er uns aus einem abgeélegenen Dorf berichtet, wo er sich, wie auch sonst, für die Verbreitung der Ra- dioapparate interessierte.„Nein“, sagte der Vorsteher des Dorfes zu ihm,„wir haben kei- nen Radioapparat, und das ist der Grund, Warum wir hier keine Aufregungen kennen und keine Unruhen haben, denn wir hören nichts.“ Hat jemand zur„Perfektion der Tech- nik“ je kürzer und Klarer Stellung genom- men als jener Bürgermeister aus dem fernen Indien? I. Die ſchlanke Linie Ein amerikanischer Publizist kritisiert die zunehmende„ebensverkürzende Verfettung“ Während aus den europäischen Ländern und besonders aus Deutschland in den letzten Jah- ren Hilferufe über die mangelnde Ernährung kamen, während die guten und w. ohlschmek- kenden Dinge meist nur in der Erinnerung vor uns schwebten, der Gürtel immer enger geschnallt werden mußte und so aus der Not bei vielen die„schlanke Linie“ geboren wurde, Werden in den Vereinigten Staaten Stimmen laut, die gegen die zunehmende Verfettung des amerikanischen Menschen— sor allem nach dem 40..— Sturm laufen, einer Verfettung, die resultiert aus der Uber⸗ fülle der vorhandenen Lebensmittel und einer un vernünftigen Lebensweise. Verfettung be- deutet Verkürzung des Lebens, also zurück zur gesunden, lebensverlängernden, dünnen Linie, sagen die Kritiker im eigenen Lager, Die Wortführer dieser bescheideneren Le- bensweise stützten sich dabei auf wissen- schaftliche Erkenntnisse. In Ithaca im Staate New Vork existiert das Cornwell-Laborato- rium, eine großzügig angelegte Versuchsan- stalt. Die in diesem Laboratorium auf Grund von genauen Untersuchungen zu Tage geför- derten Ergebnisse interessieren nicht nur den Fachmann, sondern auch den Laien, die große Masse der Bevölkerung. Die Versuchsobjekte sind Tiere: Forellen, Hamster, Hunde und vor allem Ratten. Der amerikanische Publizist James Rorty gibt darüber in der amerikani- schen Zeitschrift„Harpers Magazine“ eine ge- naue Schilderung. So werden z. B. in der Versuchsanstalt Ratten gehalten, die fressen können, soviel sie wollen und in anderen Kä- ligen sitzen solche, die wesentlich weniger be- kommen, die sozusagen eine Diät einhalten müssen. Während die ersten fett und wohlge- nährt ausschauen, liegen die andern„auf der dünnen Seite des Lebens“, aber sie sind obne Zweifel die gesünderen. Ihr Fell ist glänzend, ihre Augen glitzern, ihre Bewegungen sind lebhaft. Nicht Zucht, sondern sparsame, aber ausreichende Fütterung brachte sie in diesen gesunden Zustand. Die Wissenschaftler im Cornwell- Laboratorium haben bewiesen, dag es möglich ist, die übliche Lebensspanne der Ratte durch eine solche Methode genau ge- steuerter Ernährung zu verdoppeln. Man setzte jene Tiere auf eine Diät, die nieder War an Kalorien, besonders während des frü- hen Lebensalters. Sie wurden dünn gehalten durch eine Kost, die wiederum reich war an Vitaminen und mineralischen Stoffen. Da- durch wurde wohl ihr Wachstum verzögert, aber am Ende ihr Leben verlängert. Die älteste dieser dünnen Ratten wurde 1456 Tage alt, also etwa vier Jahre. Das normale Le- bensalter einer Ratte beträgt aber höchstens zwei Jahre. Die dünnen Ratten bleiben auch „im Alter“ flink, lebhaft, stark und potent bis wenige Wochen vor ihrem Tod. Im Jahre 1939 begann das Laboratorium einen Versuch, der 500 gut und sparsam ge- fütterte Ratten umfaßte. In regelmäßigen Zeit- abständen wurden welche davon getötet und seziert, um die Entwicklung der chronischen Krankheiten zu verfolgen. Es wurde festge- stellt, daß z. B. Lungenentzündung, an der die meisten in„Freiheit“ lebenden Ratten sterben, wesentlich zögernder jene dünnen Tiere anſſel und daß auch die Nieren länger gesünder blieben. Es dürfte für viele Menschen verlockend sein, die aus diesen Tierversuchen gewonne- nen Erkenntnisse auch auf das menschliche Leben zu übertragen. Im übrigen wurde schon in früheren Jahrhunderten die Ansicht ver- treten, daß sowohl dünne Tiere wie auch schlanke menschliche Wesen länger leben als ihre fetten Partner. Es gab zu allen Zeiten Männer und Frauen, die sich bemühten, eine „asketische“ Lebensweise zu propagieren und selbst aufrecht zu erhalten. So lebte von 1464 bis 1566 der Italiener Luigi Cornaro, der der Nachwelt eine berühmt gewordene Schrift hinterließ„Von der Kunst des Lebens“. Cor- naro aß und trank nahezu 40 Jahre lang un- mäßig, bis er plötzlich den Irrtum seiner Be- bensweise erkannte. Er wurde ein eifriger Verfechter einer Diät, die ungefähr 300 gr. Nahrung täglich vorschrieb, bestehend aus Suppe, Brot, einem Ei und anstatt Wasser etwas Wein. Der„Reformator“ lebte darnach noch etwa 60 Jahre, allerdings immer in ei- nem leicht hungrigen Zustand, aber trotzdem gesund und munter. Er verwaltete das Bis- tum von Padua und im Alter von 90 Jahren War er noch geistig beweglich und körperlich Kräftig. Nach den Ausführungen der amerikanischen Zeitschrift„Harpers Magazine“ weisen die Gefängnisse mit den niedersten Verpflegungs- sätzen die niedrigsten Krankheits-—— Sterbe- fälle auf! Ohne Zweifel wird die amerikanische Le- bensmittelindustrie auf solche revolutionie- rende Parolen sehr negativ reagieren. Denn ein Speisezettel, in dem Weißbrot, Kuchen, Pastetchen, Schinken, Rahm und Butter, star- ke Biere und andere wohlschmeckende Dinge gestrichen würden, bedeutete für sie ein äu- Berst mageres Geschäft. Und für die Men- schen selbst? Vieleicht ein langes Leben, aber ein Leben ohne Gaumenkitzel, ohne das 8 fühl der Sattheit. Und wer von den vielen Millionen amerikanischer Bürger wird darauf — ohne zwingende Notwendigkeit— aus ei- genen Stücken verzichten wollen? 8 3 5 r eee — PT ˙„ 4 die ung“ und Jah- rung nek- rung nger Not rde, men (ung lem Hen, ber- iner be- rück men * Le- en- aate Aato- an- und för- den oB d kte vor Zist Mi- Se- der Sen La- be- ten ge- der hne nd, ind ber Sen im E der 8 Lan der rü- ten an 0a ert; Die age 5 Der Kampf um Jerusalem Internationalisierung der Heiligen Stätten? Ministerpräsident David Ben Gurion gak dieser Tage in seiner Neujahrspbotschaft an das israelitische Volk der Hoffnung Ausdruck, daß Jerusalem bald die Hauptstadt der israelitischen Staates sein werde. Einer der Hauptgründe, weshalb es im Vorderen Orient seit dem arabisch- jüdischen Krieg noch immer nicht zu einem Friedens- schlug kam, ist in dem Streit um die Heiligen Stätten in Jerusalem zu suchen. Diesem Sreit, der heute noch mit politischen und di- Plomatischen Waffen ausgetragen wird und der— wie viele objektive Beobachter be- haupten— vielleicht morgen schon in einen neuen blutigen Konflikt ausarten kann, wird aBerhalb der interessierten Kreise viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Jerusalem ist eben nicht bloß ein geogra- phischer Begriff, es ist vor allem ein Objekt des Gefühls. Hier überschneiden sich verschie- dengeartete religiöse und politische Momente. Sie bilden ein fast unlösbares, ungewöhnlich kompliziertes Problem, dessen Entwirrung nicht weniger Schwierigkeiten bietet, wie sei- nerzeit das gesamte Palästinaproblem. Nicht nur das Christentum, auch die Juden und der Islam betrachten Jerusalem als eine heilige Stadt. Für die christliche Welt sind es die Heiligen Stätten mit der Grabkirche als Mittelpunkt, für die ein besonderer Schutz verlangt wird. Für die Juden ist Jerusalem die von König David gegründete ewige Haupt- Stadt des Reiches Zion, mit der Klagemauer und vielen anderen verehrungswürdigen Denk- mälern einer mehr tausendjährigen, religiösen Sehnsucht. Für die Mohammedaner ist Jerusalem der Ort, wo der große Prophet und Künder des Islams auf dem heiligen Pferd Buraàd zu Allah in den Himmel aufstieg. Alle drei Glaubensbekenntnisse erheben Anspruch auf die Achtung ihrer Gefühle, aber dazu ge- sellen sich auch rein politische und spekula- tive Interessen, die eine allseitige befriedi- gende Lösung bis jetzt verhindert haben. Jerusalem ist keine einheitliche Stadt mehr. In Wirklichkeit gibt es zwei durch die alte Stadtmauer voneinander getrennnte Städte: die von den Arabern bevölkerte Altstadt— in der sich auch die berühmte Omarmoschee befindet— mit etwa 30 000 Einwohnern und die ungefähr vierzehnmal größere Neustadt, die fast ausschließlich von rund 100 000 Juden bewohnt wird. Die Neustadt befindet sich Außerhalb der Stadtmauer. Sie fällt durch ihre moderne Bauweise und die prächtigen Villenquartiere auf. Die Altstadt befindet sich seit der Beendi- gung der Feindseligkeiten im Bestize jorda- nischer Besatzungstruppen, so daß die alte Stadtmauer gleichzeitig die— wenn auch um- strittene— Grenzesdes Staates Israel dar- Stellt. Die Araber halten ferner den Oberg, die Häbräische Universität, den historischen Jüdischen Friedhof und das große Spital be- Setzt, während die quden in der Neustadt auch in einem ausgesprochen arabischen Villen- Viertel sitzen. Dieses verworrene geographi- Sche Mosaik entstand, weil die Vereinigten Nationen, noch bevor die Waffen den Kampf um Jerusalem entschieden hatten, den Waf- kenstillstand ungeachtet des damaligen Front- Verlaufes durchsetzten. Israel und Jordanien sind somit de facto die Besitzer der geteilten Stadt. Sie könnten unter sich letzten Endes zu einer Einigung gelangen, wenn sich nicht andere, lIandsfremde Mächte eingeschaltet hätten, die sich um ein neues Statut für die Heiligen Stätten bemühen. Die arabischen Staaten lehnen sich gegen den Gedanken auf, daß Israel und der König Abdullah von Jordanien die umstrittene Stadt gemeinsam oder getrennt verwalten sollen. Sie möchten Jerusalem der Schutzaufsicht eines Mitgliedstaates der UNO unterstellen. Der Vatikan drängt auf die Internationa- lisierung der Heiligen Stätten. Dagegen argu- mentieren die Israeliten und Araber, daß die Heiligen Stätten seit der Zeit der Kreuzfahrer Weder unter einer christlichen noch unter einer internationalen Kontrolle gestanden hät- ten und daß das religiése Empfinden der Pil- ger aus aller Welt noche stets respektiert wor- Jen sei. Staatspräsident von Israel, Dr. Weiz- mann, erklärte, Isreal empfinde es als Pflicht Segenüber der Welt, die Heiligen Stätten auf Seinem Staatsgebiet zu schützen. 5 SOM TAGE Kongreßdelegation eingetroffen. Eine Dele- gation des amerikanischen Kongresses, welche die Arbeit der amerikanischen Stellen in der Bundesrepublik Deutschland an Ort und Stelle begutachten soll, ist in Berlin eingetroffen. Die Kongreßmitglieder werden mit leitenden amerikanischen Beamten konferieren.(B. St.) Neues Uranbergwerk südlich Prag. Wie AP erfährt, wurde etwa 40 km südlich von Prag unter Leitung von sowjetischen Ingenieuren ein neues Uranbergwerk in Betrieb genom- men. Zwei tschechische Bergwerke fördern bereits Uranerze für den Bedarf der Sowjet- union.— Wie AP aus Madrid berichtet, haben Bergarbeiter an der spanischen Seite der Py- renden neue Uranvorkommen entdeckt. 35 Priester verhaftet. Nach einer Meldung des Vatikansenders sind in der Tschechoslo- wakei weitere 35 katholische Priester ver- haftet worden. Die Anklageschriften wurden bisher noch nicht veröffentlicht. 105 Kardinäle? Papst Pius XII. beabsichtigt, laut Reuter, die Zahl der Mitglieder des Kar- dinalskollegiums von 70 auf 105 zu erhöhen. In Vatikankreisen wird vermutet, daß zu den neuen Mitgliedern des Kollegiums auch die Erzbischöfe von Prag, Beran und von Agram, Stepinak, zählen werden. Wichtige Lohnverhandlungen in den USA. In den Vereinigten Staaten finden in diesen Wochen eine Reihe wichtiger Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Unternehmern statt. Die Besprechungen über den Stahl- arbeiterkonflikt wurden bereits am Montag aufgenommen. Die amerikanischen Kohlen- arbeiter werden am Donnerstag versuchen, ihre Forderungen durchzusetzen. Auch die Automobilarbeitergewerkschaft verhandelt zur Zeit mit den Fordwerken über ein neues Pen- sionssystem. Taft über Spanien. Für die Wiederaufnahme normaler diplomatischer Beziehungen zu Spa- nien sprach sich erneut der amerikanische Se- nator Taft aus. Taft sagte, die strategische Be- deutung der Iberischen Halbinsel macht es erforderlich, daß die Vereinigten Staaten einen Botschafter nach Madrid entsenden. In Madrid traf der amerikanische Abgeordnete Marti zu einer Informationsreise ein. In den nächsten Tagen werden noch weitere amerikanische Parlamentarier in Spanien erwartet. DR in Hamburg gegründet. Der Landes- verband Hamburg der Deutschen Rechtspar- tei ist am vergangenen Wochenengde gegrün- det worden. Herbert Ritter, ein Mitglied des Vorstandes, gab bekannt, daß die deutsche Rechtspartei den Gedanken eines vereinten Europa in den Vordergrund ihrer Arbeit stel- len und etwaige stark nationalistische Ten- denzen unterdrücken wolle Max Planck- Medaille überreicht. In Anwe⸗ senheit von Bundespräsident Heuß wurde auf dem Jahrestag der physikalischen Gesell- schaft in Bonn Prof. Dr. Otto Hahn und Frau Prof. Meitner die Max-Planck-Medaille über- reicht. In seiner Begrüßungsansprache erin- nerte Bundespräsident Heuß an seine persön- lichen Erlebnisse, die ihn mit Max Planck verbinden. Katholikentag erst wieder 1951. Der nächste deutsche Katholikentag soll mit Rücksicht auf das Heilige Jahr erst 1951 stattfinden. Für 1950 sind dafür in allen deutschen Diézesen kleinere Veranstaltungen geplant.( Sonderstandesamt für KZ- Todesfälle. Ein Sonderstandesamt für Urkunden der ehemali- gen Konzentrationslager ist in Arolsen/ Kreis Waldeck eingerichtet worden. Sterbeurkunden über Todesfälle in den früheren deutschen Konzentrationslagern können beim Sonder- standesamt angefordert werden. Düsenjäger abgestürzt. Ein britischer Düsen jäger stürzte am Sonnabend in der Nähe von Osnabrück ab. Der Pilot kam ums Leben. Internationale Messe in den USA. Die Ver- einigten Staaten werden im nächsten Jahr eine große internationale Handelsmesse durchfüh- ren. An dieser Schau sollen die Marshall- Plan-Länder besonders stark beteiligt sein. Die Messe soll dazu beitragen, den Welthan- del zu steigern, um damit die Dollareinkünfte der Ausstellerländer zu erhöhen. In den Ver- einigten Staaten soll die Bereitschaft zur Auf- nahme europäischer Waren in der letzten Zeit größer geworden sein. Südweſtd. Nund ſchau Ablieferungssoll für Brotgetreide Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat für das Bundesgebiet ein Brotgetreide-Ablieferungssol! von vorläufig 2,5 Millionen Tonnen festgesetzt. Bisher sind davon etwa 390 000 Tonnen abgeliefert wor- den. Zur gleichen Zeit des Vorjahres war nur etwa die Hälfte dieser Menge abgeliefert. Nordbadische CDU tagt. Der Landesvor- stand der CDU in Nordbaden tritt am Diens- tag in Karlsruhe zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Auf der Tagesordnung steht die Nominierung des Landesbezirksprä- sidenten für Nordbaden. Gegen die Ernennung des früheren Mannheimer Oberbürgermeisters Josef Braun werden in Kreisen der CDU Nordbadens Bedenken geäußert. Das Würt⸗ temberg- Badische Kabinett wird sich Anfang Oktober wieder mit der Frage befassen. Beschränkungen für Auslandsreisen und Auswanderung aufgehoben hkt. Frankfurt. In einer am Montag gemeinsam ausgegebenen britisch- amerikani- schen Erklärung werden in Westdeutschland die bestehenden Beschränkungen für Aus- landsreisen und Auswanderung aufgehoben. Dabei soll den Deutschen auch die Möglich- keit gegeben werden, das Flüchtlings- und Apbeitslosenproblem zu lösen. Für Fragen des Reiseverkehrs ins Ausland werden von der Bundesregierung besondere Amter ge- schaffen. Die Besatzungsbehörden behalten sich nur noch das Recht vor, solche Reisen abzulehnen, die sich auf die alliierten Kontrollfunktionen schädlich auswirken könnten oder die den Interessen Deutschlands entgegenstehen. Die Auswanderung von fachlich geschulten Personen aus gewissen Berufs- und Handels- zweigen soll zunächst noch überwacht werden, damit die deutschen Interessen gewahrt blei- ben. Flüchtlingslager überfüllt Hof(F).„Das Flüchtlingslager Hof-Mo- schendorf beherbergt gegenwärtig 600 Per- sonen mehr, als es eigentlich aufnehmen kann“, teilte der Grenzbeauftragte für das Flüchtlingswesen, Kurt Müller, mit. Stockun- gen im Abtransport der Flüchtlinge nach ihren bayerischen Aufnahmeorten bei laufenden Neuzugängen aus anderen Lagern haben die Iberfüllung verursacht. Mit einer Entlastung ist nach Angabe des Sprechers erst in den nächsten Tagen zu rechnen. Razzia in der Epfendorfer Mühle K. D. EPfen dorf. Trotz der unermüd- lichen Arbeit aller zuständigen Stellen ist es bis jetzt noch nicht gelungen, den Epfendorfer Mordfall aufzuklären, Seit dem Bekanntwer- den des grausigen Verbrechens— wie erinner- lich wurden vor einiger Zeit der Besitzer der Epfendorfer Mühle im Bett ermordet und seine Frau schwer verletzt— sind hier die unmöglichsten Gerüchte im Gange, Dieser Tage führte nun die Polizei eine größere AK tion durch, Ein mit Beamten aus Rottweil be- Setzter LKW erschien völlig unvermutet am Tatort, um eine Groß-Razzia durchzuführen. Die ganze Mühle wurde von den Beamten buchstäblich„auf den Kopf gestellt“. Einer besonders eingehenden Untersuchung unter- zog man die Abortgrube des Hauses, da der Verdacht bestand, daß sich hier ein für die Aufklärung wichtiger Gegenstand finden werde., Trotz angestrengter Bemühungen blieb die Untersuchung aber erfolglos. Vermißter nach vier Jahren heimgekehrt F. Gräfenhausen. Uber vier qahre war Fritz Rathfel der von Obernhaugen-Grä- fenhausen, Gastwirt zur Traube, im Osten als vermißt gemeldet. Zur großen Freude seiner Angehörigen und der gesamten Gemeinde kehrte er dieser Tage gesund in seine Heimat zurück. Vier Zentner schwerer Keiler erlegt S. Wip pingen, Kr. Ulm. In der vergan- genen Woche gelang es einer Treibjagdgesell- schaft, einen 200 kg schweren Keiler zu er- legen. Herumtreibende Wildschweinherden ha- ben in letzter Zeit erheblichen Schaden ver- ursacht, der auf über 2 ha geschätzt wird. ongler Hochschulkurs beendet Tübingen. Einhundert Germanisten 2 1 allen westeuropäischen Ländern zus Kanada und den USA nahmen an dem vier Wochen dauernden Internationalen Hoch- schulkurs der Universität Tübingen teil, der ihnen in wissenschaftlichen Vorträgen und Arbeitsgemeinschaften die Kenntnis der deut- schen Sprache, im Besuch von Konzerten und Theateraufführungen sowie in Exkursionen nach dem Bodensee, zu den oberschwäbischen Barockkirchen, nach der Schwäbischen Alb. dem Schwarzwald, nach Stuttgart, Marbach und einigen weiteren Orten Südwestdeutsch- lands auch die Kenntnis des deutschen Men- schen und der deutschen Landschaft vermit- teln sollte. Etwa 80 Teilnehmer legten am Schluß eine Prüfung in deutscher Sprach- und Literatur wissenschaft ab, über deren Ergebnis sie ein Diplom erhielten. Ukrainische Hochschule in Ulm S. Ulm. Ulms DP.-Lager beginnen sich wieder zu füllen, wobei einzelne Transporte immer wieder neue Uberraschungen bringen. Soeben kamen 400 Tschechoslowaken in der Hindenburgkaserne und 500 Ukrainer in der Sedankaserne an. Letztere brachten gleich eine Hochschule mit mehreren Fakultäten, 100 Pro- fessoren und Angestellte, sowie 150 Hörern mit. Es handelt sich um Teile der vor 27 Jah- ren in Prag gegründeten Ukrainischen Tech- nischen Hochschule, die während der letzten vier Jahre in Regensburg untergebracht War. Das Institut zählt bisher 800 Absolventen und über 12 000 Fernhörer in aller Welt, ausge- nommen Rußland. In Räumen der Ulmer Sedankaserne wird nun ein regelrechter Hoch- schulbetrieb eröffnet werden. Auch ein Ukrai- nergymnasium mit 14 Professoren und eine Volksschule kamen an. Von der Lokomotive erfaßt K. D. Tal hausen(Frs. Rottweil). Auf dem Bahnhof Talhausen ereignete sich dieser Tage ein folgenschwerer Unfall. Eine Frau aus Alt- oberndorf überschritt in der Annahme, der Zug, mit dem sie heimfahren wollte, fahre auf dem zweiten Gleis ein, das erste Gleis. Im letzten Augenblick bemerkte sie ihren Irr- tum und wollte umkehren. Dabei wurde sie von der Lokomotive erfaßt und so unglücklich gegen einen Leitungsmast geschleudert, daß sie kurz darauf verstarb. Kein Paragraph vorgesehen Eislingen(ERD). Gegen einen Geflügel- halter aus Eislingen wurde eine Anzeige er- stattet, weil ein Hahn aus seiner Zucht durch sein Krähen die Nachtruhe der Nachbarn störte. Der Geflügelhalter erklärte sich außer- stande, diesen Mißstand zu beseitigen. Die Nachbarn bestanden aber darauf, daß dem Hahn das Krähen verboten werden müßte. Die Polizei kam in eine schwierige Lage. Nach langem Hin und Her wurde die Anzeige schließlich mit dem Argument niedergeschla- gen, daß für diesen Fall kein Paragraph vor- gesehen sei. Lebhafter Besuch der Hotelfachmesse St. Konstanz. Ein Rundgang durch die erste Badische Gaststätten- und Hotelfach- messe beweist das hohe Niveau, das die deut- sche Beberbergungsindustrie heute erreicht Hat. In 8 Gruppen aufgeteilt und geschmack- voll ausgestellt, zeigt sie all das, was man im modernen Gaststättengewerbe braucht. Dazu kommen einige Sonderschauen wie„Gast und Garten“,„Der gedeckte Tisch“,„Süße Kost“. Frankreich ist mit einem Weinpavillon ver- treten. Gleich in den ersten Tagen hatte die Messe einen lebhaften Besuch aufzuweisen. Man rechnet vor allem auch mit einem stär- keren Zuspruch aus Gsterreich und aus der Schweiz. 2 M. P. Waldsee. Ein besonders gerissener Gauner scheint ein junger Mann zu sein, der S0 geschickt den Ehrlichen zu spielen wußte, daß er in Waldsee von Privatleuten zum Uber- nachten aufgenommen wurde. Am nächsten Morgen ließ er nicht nur einen ihm geliehenen Regenmantel, sondern auch eine Herrenarm- banduhr, ein Zigarettenetui und Schmuck mit- gehen. Erst jetzt erfuhren seine Wirte, daß ihr unehrlicher Gast schon bei anderen die gewährte Gastfreundschaft durch Mitnehmen einer wertvollen Porzellanfigur übel gelohnt 2 l eee Die Mutter vom Apnelhoß 5 Roman von Margarete Neid! (Renate Halden) Urheberrechtsſchuz Verlag Aug. Schwingenſtein, München. 12. Fortſetzung Nachdruck verboten Baronin Riſa war mehrmals im Zimmer auf⸗ und ab⸗ gegangen, nun blieb ſie vor ihm ehen.„Schau. Arthur, ich habe gehofft, gleich an ein Staatstheater zu gelangen. Die Agenten, denen ich vorgeſungen habe, in ſelbſt der Kapellmeiſter der Oper, waren begeiſtert.“ »Von Dir, Riſa“, ſagte Burghard ſarkaſtiſch,„Du biſt eine ſchöne Frau, Riſa, Du weißt, wie ſehr ich dich liebe, deinetwegen habe ich mich von Mariaane gentlich ge⸗ trennt, hoffend, mit Dir einſt in vollſter Harmonie ganz der Kunſt zu leben und nun ſchiebſt Du jede Entſcheidung immer wieder hinaus. Ich war ſo froh, dieſen Vertrag zu erreichen, denn es iſt ein Aebergang, ein erſter Anfang, und Du nimmſt mir jede Freude meines Erfolges. Deinetwegen verzichte ich, mein Kind zu ſehen, und da wir uns am Ziele glauben, da ich endlich einen Vertrag für Dich erreicht hatte, freut er Dich nicht und Du nimmſt ihn vielleicht nicht einmal an, weil— Du einen anderen Minn lieber haſt als mich“, ſchloß der Profeſſor bitter,„oder denkſt Du, ich ſei blind und merke das nicht?“ „Hör auf, guäle mich doch nicht ſo entſetzlich“. rief Riſa jetzt verzweifelt.„Was weißt denn du, wie unglücklich ich bin Haſt Du Dir je die Mühe genommen, auch über mich ein wenig nachzudenken? Ich glaube kaum! Du weißt nicht, was es heißt, als kleines Kind auf den Brettern zu ſtehen. Heute wirſt du geherzt und geküßt, am nächſten Tag ge⸗ prügelt. Die ganze 1 wartet darauf, daß Du bald ein gefeierter Star biſt und daß Du bald recht viel ver⸗ dienſt. Was wußte ich von einem Familienleben] Meinen Vater kannte ich nicht, meine Mutter— war eine ſehr ſchöne Frau, aber für mich hatte ſie nicht viel Zeit, ſie * jenen mußte ja Geld verdienen und eines Tages war ſiee fort. Ich blieb bei der alten Marie, die zog mich auf, feilte ihre kargen Biſſen mit mir und ich brachte ihr, was ich als Statiſtin verdiente. Dann entdeckte man meine Stimme. Da lernte ich Hans von Langen kennen. Wir liebten»in⸗ ander, aber an eine Ehe war nicht zu denken, das hätte ſein Vater, der Herr Hofrat, nie zugegeben. Später lernte ich den Freiherrn von Schwarzenſee kennen. Er war 60— ich 16. Kannſt Du Dir das überhaupt vorſtellen, was das heißt? Aber ich ſah den Luxus täglich um mich herum, ich wollte ihn auch haben, und er bot mir alles in verſchwen⸗ deriſcher Güte und heute noch im Grabe danke ich es ihm, daß er mich ſicher vor Vielem bewahrt hat, was mir ge⸗ droht hätte. Nur eines konnte er mir nicht geben:„Liebe“. Dann trateſt Du in mein Leben. Du erſchloſſeſt mir die Kunſt. Arthur, hör mir gut zu, was ich Dir jetzt ſage! Ich meinte Dich wirklich zu lieben, wenngleich Du ſo ehr⸗ lich ſein mußt, einzugeſtehen, daß ich Dir immer abriet, Dich meinetwegen che den zu laſſen. Aber dann, dann lernte ich„ihn“ kennen. Ich kann nichts dafür, Arthur. Anton iſt„der Mann“ für mich. Ich ſchäme mich nicht, es zu ſagen. Ich liebe dieſen Mann und werde um ihn fämp⸗ fen mit allen, allen Mitteln. Was weiß dieſe Eliſabeth vom Leben! Was weiß ſie von der Liebe! Aufgewachſen in einem Elternhaus, in dem ſte keine Sorgen kannte, ſieht ſie zufällig Anton, und da iſt die 5 Liebe auf den erſten Blick! Was habe ich dagegen ſchon 1 an Not, Kummer, Verzweiflung, enttäuſchter Liebe! And jetzt, wo ich mich am Ziele meiner Wünſche wähnte, ſollte 5 freiwillig zurücktreten? Nein und tauſendmal nein! J kämpfe um Anton mit allen Mitteln! Ich weiß, Du biſt darüber ſchwer gekränkt, vielleicht biſt Du böſe auf mich, vielleicht kommſt Du nie mehr wieder, ich kann es nicht ändern, Arthur. Ich bin eine offene Natur, ich mußte es Dir lagen.“ 5 Eine lange Pauſe entſtand, dann ſagte Arthur ton⸗ los:„Du vergißt eines, Riſa, daß ich Dich liebe, ſowie Du jebſt, mit allen Faſern meines Herzens liebe ich Dich, und was ſoll jetzt werden?“ Langſam ging er auf ſie zu, die auf den Diwan niedergeſunken war und ihr An⸗ geſicht verborgen hielt.„Riſa“, flüſterte er,„ein Wort nur ſag mir, ein gutes Wort.“ Da erhob ſie den tränenüberſtrömten Kopf und face leiſe:„Arthur, Du mein einziger Freund, verlaß mich jetz nicht, laß mir Zeit, haßß wieder zurechtzufinden. Dieſe Eliſabeth, wie ich ſie haſſe, warum muß ſie gerade dieſen Mann lieben! Sie hat alles, ſie iſt jung, ſie iſt hübſch, ſie hat ein Elternhaus, ſie kann ſtudieren! Das hatte ich alles nicht und jetzt, gerade jetzt, wo ich den Mann gefunden habe, den ich einmal ſchon ſah und liebte, als ganz junges Mädchen, ohne daß er es wußte, jetzt muß er mir verloren gehen. Aber ich ertrage es nicht, und wenn ich darüber zu Grunde gehe.“ Arthur hatte ſich zu ihr hingeſetzt und ſtreichelte ſie ſanft.„Riſa“, ſagte er leiſe,„ſei vernünftig, die Kunſt kann über alles tröſten, ſie hat auch mich oft getröſtet und ſie wird mich wieder tröſten, denn heute iſt viel in mir zer⸗ brochen.“ „Arthur“, ſagte Riſa leiſe,„biſt Du mir ſehr böſe?“ „Böſe“, ſagte Arthur weich,„böſe iſt nicht das richtige Wort, enttäuſcht bin ich, ſchwer gekränkt, daß ich das für Liebe nahm, was— vielleicht Zeitvertreib geweſen iſt.“ „Nein“, ſchrie Riſa heftig,„das iſt nicht wahr, ich habe Dir kein Gefühl vorgetäuſcht, das ich nicht empfand. Aber ich weiß nicht, ob Du ic richtig verſtehſt, auch in der Liebe gibt es ſo, wie ſoll ich ſagen, Unterſchiede. Ich liebte Dich, oder richtiger geſagt, ich vermeinte Dich zu liehen, bis ich den anderen wiederſah, dann erſt wußte ich, was Liebe iſt. Glaub' mir das doch, Arthur! Ich denke noch gerne zu⸗ rück an die ſchönen Stunden, die ich mit Dir im Sommer verbrachte, an die Wochen ungetrübter, glücklicher Kunſt?s? e e Das Schönſte dieſer Welt aber war mir noch verſchloſſen! Jene große Liebe, die Berge verſetzt, r rzeihe mir, wenn ich heute durch jenes andere Gefühl beherricht, momentan Dir nicht das ſein kann, was Du von mir er⸗ warteſt, laß mir Zeit, mich wieder zurechtzufinden. Ich weiß ja gar nicht, ob mein Traum ſich verwirklicht.“ 5 Fortſetzung folgt 3 8 7 Luxus oder Repräsentation 7 5 Von unserem Korrespondenten V. W. Bonn. Nicht nur in ausländischen, auch in deutschen Kreisen wird zur Zeit viel von dem Aufwand gesprochen, der in den Ta- gen der neuen deutschen Staatwerdung in Bonn getrieben worden sein soll. Man hat die Großzügigkeit der Bauten für die Bundesor- gane bemängelt, das„luxuriös ausgestattete“ Parlamentsrestaurant Kritisiert, die Kosten für den Blumenschmuck mißbilligend vermerkt und die Empfänge der„hohen Herren“ als Allzu großartig für unser armes Land, für fehl am Platze gehalten. Was die Bauten(oder besser Anbauten) in Bonn betrifft, können diese höchstens als Zzweckentsprechend bezeichnet werden. Der Mitteltrakt des Parlamentsgebäudes bestand bereits, als hier, in der Görres- Straße am Rhein, die Pädagogis sche Akademie residierte. Kleine Umbauten haben ihn für seinen jetzi- gen Verwendungszweck umgestaltet. Der Saal im ersten Stock, der auch dem Plenum des Parlamentarischen Rates, dem Schöpfer des Grundgesetzes Quartier bot, wird weiter für die Vollversammlungen des Bundesrates be- nützt(ohne bauliche Veränderungen) und dient außerdem Pressekonferenzen und ande- Ten Sitzungen mit einer größeren Teilnehmer- zahl. Durch Anbau eines Flügels von beschei- denen Ausmaßen sind Bürordume— und zwar recht kleine— entstanden, Parallel zu dem bereits vorhandenen Ost- flügel des Hauptgebäudes, gewissermaßen im Hof, hat man ein eingeschoßiges Gebäude er- richtet, das mit danebenliegender Großküche das sogenannte„sagenumwobene“ Bundesre- staurant beherbergt. Zugegeben, daß es an Größe(Was die Tischzahl betrifft) alle sonsti- gen Gaststätten Bonns überflügelt; doch Größe allein ist noch kein Luxus, wenn sie bedingt wird durch die Zahl der Gäste, die— wie z. B. bei der Bundes versammlung— einschließ- lich der Presse und der Angestellten im Hause die 1000 leicht übersteigen kann. Stahlrohrmöbel, auf den Tischen kleine Va- sen mit Blumen, die wöchentlich einmal aus- gewechselt werden, einfaches Geschirr und mehr als bescheidenes Besteck sind das, was man heutzutage in jeder bürgerlichen Gast- stätte vorzufinden hofft; mehr findet man in der„Luxusgaststätte“ im Bundeshaus nicht. Die Mittagsspeisekarte bietet drei Gerichte— das billigste zu DM 1.65 für Suppe, Hauptge- richt und Nachtisch— an, und auf der Abend- Karte liest man neben Siedewurst mit Kar- toffelsalat als Höhepunkt einen halben jg. Hahn. Nur äußerst selten sieht man— und dann nur abends— eine Flasche Wein auf einem der Tische. Das Glas Bier oder die Karaffe Apfelsaft sind die Regel; die Essenszeit des Einzelnen ist nach Viertelstunden zu bemes- sen, denn jeder ist in die Arbeit eingespannt und hat es eilig(wovon die Kellner manches Lied singen könnten). Auch der Plenarsaal ist nach dem Gesichts- Punkt der Zweckmäßigkeit gebaut. Die Klapp- Sitze der Abgeordneten sind als einzige leder- überzogen, die der Presse aus Holz, wobei nur die ersten Reihen der Pressetribüne Schreib- Pulte haben. Ein Wort auch zu den Empfängen. Thre not- Wendige Massierung in den ersten Tagen nach dem Zusammentritt der Bundesorgane mag bei Manchem den Eindruck erweckt haben, als seien— und würden noch immer— in Bonn Feste„am laufenden Band“ gefeiert. Bei dem einzigen großen Empfang— groß, was die Zahl der Gäste anbetrifft— den der Mini- sterpräsident von Nordrhein- Westfalen Karl Arnold und Gattin zu Ehren des neugewähl- ten Bundespräsidenten gaben, hat kaum einer der 1500 Gäste mehr als eine Tasse Tee, 1 bis 2 Stück Kuchen, 2 Zigaretten und später(am Ende der nur zwei Stunden dauernden Veran- staltung) ein Glas Wein erhalten. Der nach- haltige Eindruck, den dieser Empfang trotz- dem und vielleicht gerade wegen seiner spar- samen Bewirtung bei den meisten Besuchern Hinterlieg, wurde also nicht durch unzeitge- mäßen Aufwand sondern durch den seit 1933 nicht mehr gewohnten guten Stil und außer- dem durch den herrlichen Rahmen erzeugt, den Park und Schloß Brühl an diesem milden Spätsommerabend abgaben. In der vergangenen Woche hat man in Bonn wieder so etwas wie einen souveränen deutschen Staat aufzubauen begonnen. Dazu hat man auch äußerlich eine Form gefunden, die mit würdig- repräsentativ bezeichnet wer- den kann. Wer sie luxuriös nennt, verkennt entweder den Sinn dieses Wortes oder es 1 hen bei ihm andere Gründe mit, auf die einzugehen es sich nicht lohnt. VOM TAG E Protest gegen die Eisenbahnerentlassungen. Gegen die kürzlichen Entlassungen bei der Bundesbahn wandten sich die Teilnehmer einer Protestkundgebung der Eisenbahner- Gewerkschaft im Direktionsbezirk Essen. In einer Entschließung fordern die Eisenbahner U. a. Koordinierung aller Verkehrsträger durch ein Bundesgesetz und einen größeren Verkehr der Bundesbahn durch verstärkten Han- del mit der Sowjetzone. Kölner Textilmesse eröffnet. Die Kölner Textilmesse zählte am Eröffnungstag ar Sonntag über 14 000 Besucher. Die Aussteller berichteten übereinstimmend über zufrieden- stellende Geschäftsabschlüsse. Reimann kritisiert. Der westdeutsche Kom- munistenführer Max Reimann kritisierte in Hamburg die Haltung einiger westdeutscher Kor nisten. Er sagte, diese seien propagan- ch zu zaghaft. Die Sowjetunion gebe durch ihre Politik den westdeutschen Kom- munisten hervorragende Argumente in die Hand. Dies sei von einigen Kommunisten nur Doch nicht richtig erkannt worden. Loritz- Prozeß ausgesetzt. Der Verleum- dungsprozeß gegen den WAV-Landesvor- sitzenden Alfred Loritz wurde vom Landge- richt München endgültig ausgesetzt. Die Maß- nahme erfolgte, weil bis Samstag die Auf- hebung der Abgeordnetenimmunität nicht er- folgte und ein Prozeß nicht länger als 10 Tage Unterbrochen werden darf. Welt wirtschaftliche Gesellschaft wieder ge- gründet. Die deutsche Welt wirtschaftliche Ge- sellschaft wurde in Berlin wieder gegründet. Präsident wurde der Vorsitzende des Vor- stands der AEG, Friedrich Spenrad. Ziel der Gesellschaft ist eine auf wissenschaftlicher 5 kenntnis beruhende welt wirtschaftliche Zu- sam mmenarbeit. dist Lolcale Nundocliau. Michaeli! In enger Verbindung mit unſerem Volks⸗ aber ganz beſonders mit dem bäuerlichen Leben ſteht der M lichgelstag, den wir am 29. Ses taher auf unſerem Kalender ver⸗ zeichnet finden. Schon ſeit dem 6. Jahrhundert wird der Michaelstag überall im Volk gern gefeiert, iſt er doch der Patronatstag des ſtarken Kämpfer r über das Dunkel und die Hölle. Die Bilder zeigen St. Michael als den ſtreitbaren Dienſtgeiſt des Herrn, als kraft⸗ volle Mannesgeſt alt, der mit ſeinem ſiegreichen Schwert über den hölliſchen Drachen Herr wird. Wenn auch diefer Tag babe nicht mehr als Feiertag 1 0 0 wird, ſo hat er 190 der bäuerlichen Meinung ſeine beſondele Be⸗ deutung als Wetter- und Lostag für die Zane nachfolgende Her bſt⸗ und Winterzeit. Die nachfolgenden Bauernſprüche, die zum Teil aus früheſter Zeit ſtammen, legen hierfür beredtes Zeugnis ab. So heißt es in alten We u. a.„Wenn Michael das Wetter gut, Feder an ſeinen Hut“.„Bringt St. Michael Regen, dann kann man im Winter den Pelz anlegen“.—„Wenn an Michaelis Wind von Nord und Oſten weht, ein harter Winter vor uns ſteht“.—„Michael zindt's Licht an und ſchneidt den Tag ab“. Dieſer letzte Spruch zeigt beſonders die vorgeſchrittene Jahreszeit an, er zeigt das Wachſen der Nacht und das täglich e Abnehmen der Tageshelligkeit. Kirchlich geſehen hat der Tag 19 0 noch eine große Bedeutung, da Michael auch Patron der Jugend iſt, die in feierlicher Weiſe ihres Schützhei ligen gedenkt. Bereits am ver⸗ gangenen Sonntag trafen ſich deshalb die jungen Scharen aus Rordbaden auf der Thingſtätte in Heidelberg. Im Mittelpunkt des Tages ſtand am Vormittag ein feierlicher Feſtgottesdienſt, während am Nachmittag als Vertreter des ers der Hauptstelle für die kath. Jugend Deutſchlands, Johannes Müller, Trier, über die Gegenwartsprobleme der deutſchen Jugend ſprach. In würdiger Weiſe beſchloſſen Aufführungen von Spielſcharen aus Karlsruhe und Heidelberg dieſen für die Jugend ſo bedeutſamen Tag, bei dem die Jungmannſchaften aus Sechkenheim zahlreich vertreten waren. Hinweis für die Vereine. Durch den Geflügelzüchterverein werden wir gebeten, die Vereine jetzt ſchon auf die Lokalausſtellung am 6. November hinzuweiſen, daß dieſer Tag möglichſt von Veranſtaltungen freigehalten wi rd. ſteckt der Bauer eine goldene Eine erfreuliche Einrichtung. W. weiſen unſere Leſer beſonders auf die Anzeig des Haus- und Grundbeſitzervereins hin, da an 3 aufeinanderfolgenden Fieitegen 10 Seckenheim einen Sprechtag abhält, um den Hausbeſitzern bei der Ausfüllung 955 Formulan für die Soforthilfe behilflich zu ſein. * Wetterbericht U bersicht: Der anhaltende Druckanstieg bewirkt den Aufbau eines umfangr eich Hochdruckgebietes über ganz Europa, so daß las ruhige Spätsommerwetter anhält. Fahrpreisermäßigungen für hilfsbedürftige Flüchtlinge hbt. Frankfurt. Hilfsbedürftige Flücht linge erhalten ab 1. November auf der Bun- desbahn vier mal jährlich eine 50prozentig Fahrpreisermäßigung für Privatreisen. Kin- der von hilfsbedürftigen Flüchtlingen brau- chen nur die Hälfte des ermäßigten Preises zu zahlen. Als hilfsbedürftig gilt, wer den notwendigen Lebensbedarf für sich und seine Uunterhaltsberechtigten Angehörigen nicht oder nicht ausreichend aus eigenen Mitteln bestreiten kann. Die Hilfsbedürftigen dürfen auch keine Unterstützung von Angehörigen oder einer anderen Seite erhalten. Die Kreis- flüchtlingsbehörde muß die Hilfsbedürftigkeit bestätigen. Nationaltheater Mannheim Spielplan Mittwoch, 28. 9.(Miete J, Nr. 2)„Die Boheme Oper v. G. Puccini. Anf. 19.30, End 4e 21.45 Uhr. Pie Edt. führung aus dem Sera 3 V. W. A. Mozart,. Anf. 14.00, Ende 16.80 Uhr. Donnerstag, 29. 9.(Miete H, Nr. 2) abends: „Was ihr wollt“, Lustsp. von W. Shakespeate Aniang 19.30, Ende 22 Uhr. Freitag, 30. 9.(Miete C, Nr. 2)„Geschichte Gott friedens v. Berlichingen m. der eisernen Hand, dramatisiert v. Joh. W. v. Goethe. Anf. 1830 Ende 22.00 Uhr. Samstag, 1. 10.(Miete L, Nr. 2)„Tannhäuser, Oper v. Rich. Wagner. Anf. 18, Ende 22 Uhr. Sonntag, 2. 10. Freier Eintritt) vorm.: Goethe Feierstunde, anläßlich des 200. Geburtstag des Dichters. Ansprache des Dichters Rudels Hagelstange unter Mitwirkung des National theater- Orchesters. Anf, 11, Ende 12.30 U. Sonntag, 2. 10.(außer Miete) abends: Fest vorstellung ee Gottfriedens von Berlichingen mit der èisernen Hand“, drama- tisiert von Joh. W. v. Goethe. Anfang 18.30 Ende 22.00 Uhr. Montag, 3. 10.(ohne Kartenverkauf) nachm. für die Schüler der Höheren Lehranstalten: „Die Entführung aus dem Serail“, Singspiel von W. A. Mozart. Anf. 14, Ende 16.30 Uhr Montag, 3. 10.(Miete A, Nr. 2) Die Boheme Oper v. G. Pucoini. Anf. 19.30, Ende 21.45 Uf 0 Vereins- Kalender r 6 Der Verein „Weinrees in die Männergesangverein 1861. den 2. Oktober seine Unsere Aktiven und passiven Mitglieder nebst Angehörige sind hiermit herzlich eingeladen. OEG. 7.50 Uhr. Achtung, Hausbesitzer Lieder-Abend 1 Zur Besprechung und Ausfüllung der für die Sofortabgabe erforderlichen Formulare findet am Freitag, 30. September, Freitag, 7. Oktober, Freitag, 14. Oktober 1949 in Seckenheim U Gasthaus„Zum Löwen“ von 18-21 Uhr ein Sprechiuag Soweit möglich, werden hierbei Formulare gleich aus- 85 die die Mitgliedschaft statt. gefüllt. Nicht-Mitglieder des Vereins, erwerben wollen, werden ebenfalls in gleicher Weise beraten. Der Vorsitzende: Gerhard Vögele. 9 KGleingartenverein., Wanrbeln.- Sebkenheim laden wir freundlichst ein. J 25 Eintritt 1.— DM. 24 Der Vorstand. 1 4 1 T ·˙· A 8 70 37 Daeuleusl-Lhealer Seckenbeim 11 5055 N Sängerbund 8b, MAhm.-Sobkenheim J Für den am Lerbangenen Freitag ausgefallenen Film macht am Sonntag, 22 43 5 a Palz“. i i Zu dem am Sonntag, den 2. Oktober 1949, Abfahrt ab Rathaus mit der 14 2 8 33 U 20 Uhr im Vereinshaus stattfindenden ö zeigen wir denselben heute Mittwoch Abend nochmals. Wenn man etwas streichen muß, FARBEN be, LENIUS — Kloppenheimerstraße 99(Nähe Wasserturm) Uebernehme fachgerechte Ausführung sämtl. Malerarbeiten. Eofinung unserer erwellerten baschaler ung am Samstag, den 1. Oktober 1940 um 10 Uhr. Aus diesem Anlaß erhält jeder Kunde am Samstag Samstag, den 1. Oktober 1949, 19 Uhr f 5 im Lokal„Zum Stern“. Unsere Mitglieder, sind hierzu recht herzlich eingeladen. 10% Rabatt in Form eines Gutscheines. 655 Ein reich sortiertes Lager, preiswert und geschmackvoll wie immer, von dem führenden Haus am Platze H. Keilel K. g. Teætilien Wolle Handarbeiten 3 Seschäft bleibt arm Donnerstag und Freitag gesoh 10882 1 Eigelterungs- Rarlonte sind eingetroffen und werden ab sofort ausgegeben. Im Auftrag 1 1 guterhaſtenes Klavier (Markenfabrikat) 2 mod. Betten m. patentröst zu verkaufen. Anzusehen von 10-12 und 15-18 Uhr. 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