samstags. Erscheint: montags, mittwochs und Frei Haus 1.65, im Verlag holt 1.45, durch die Post 1.45 zuzgl. istellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. 0 5 üddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenbheim und Umgebung Anzeigenpreise: die 6-gespaltene Milli- meterzeile 15 Pfg.—(Preisliste Nr. J) Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden Nr. 20 Samstag den 15. Oktober 1949 1./ 49. Jahrgang Mensch und Maschine Von David Lilienthal Der Verfasser des nachfolgenden Aufsatzes ist der Vorsitzende des Atomausschusses der Vereinigten Staaten. Er nahm am Donnerstag in New Lork zur Atomwaffe Stellung und er- klärte, Amerika verfüge jetzt über einen be- trächtlichen Vorrat an Atombomben. Es werde jedoch alles tun, um die Humanität und die demokratische Tradition zu erhalten. Lilien- thal weiß, wie selten einer, um den Nutzen und das Verderben der Technik und der Ma- schinen, Seine Ausführungen über dieses Thema haben darum besonderes Gewicht. Technik und Maschine sind zu Angel- punkten in dem gefährlichen Kampf gewor- den, in dem der Mensch um die Bewahrung einer geistigen Freiheit und die Schaffung eines wahrhaften Friedens ringt. Er läßt sich dabei von der Idee leiten, daß die Technik, in den Dienst des Menschlichen gestellt, nicht nur materielles Wohlergehen schafft, sondern auch die geistige Freiheit des Menschen nährt. Aus diesem Faktor erwächst auch das ent- scheidende Problem unserer Generation: Sol- len Maschinen und Wissenschaften den Men- schen degradieren und vernichten, oder sollen sie Würde und Adel des Menschengeschlechts erhöhen? Wie muß der Mensch Wissenschaft und Maschine benutzen, um die Wohlfahrt aller Menschen und die Entfaltung des mensch- lichen Geistes zu fördern? Dieser Problematik kann heute keiner mehr entrinnen. Sie beein- flußt das Leben eines jeden von uns. Alle geht 2 an: die Hausfrau, den Archivar, den Che- miker. Der Geistliche, der Professor, der Phy- siker müssen sich mit ihr genau so ausein- andersetzen wie der Geschäftsmann und der Staatsbeamte. Maschine und Technik sind an sich weder gut noch böse. Sie sind gut, wenn der Mensch sie zum Guten gebraucht, und sie sind nur dann böse, wenn er sie in den Dienst des Bösen stellt. Natürlich kann die Maschine dazu verwendet werden, den Menschen zu degra- dieren und zu versklaven. Sie kann benutzt werden, um das Land auszusaugen und gleich- seitig die Menschenwürde derer zu zerstören, die von diesem Lande leben; sie kann die Luft verpesten, die Ströme vergiften, die Wälder verheeren und damit Männer, Frauen und Kinder zu geistiger Erniedrigung in größ- ter Armut verdammen,. Aber die Maschine kann auch die Türen der menschlichen Mög- lichkeiten weiter aufstoßen— sie hat dies auch bereits getan— und den Geist des Menschen nähren. Die Technik kann Schmutz, Uber- bevölkerung und Krankheiten beseitigen hel- fen, sie kann den Boden kräftigen, Wälder erhalten und den Lebenskreis des Menschen menschen würdiger gestalten. Wir haben die Wahl— und dies ist für mich eine hoffnungsfrohe, verheißungs- volle Tatsache. Wenn wir weise genug sind. Wenn wir unseren demokratischen Regeln kolgen, dann können wir die Technik und die Maschine so überwachen und leiten, daß sie uns zum Guten dienen. Ich glaube daran, daß in Maschine und Technik mächtige Kräfte schlummern, die der allgemeinen Wohlfahrt nutzbar gemacht werden können. Ich glaube, daß die Welt der Technik, mit den Mitteln der Demokratie gelenkt, für die Entwicklung des Einzelmenschen größere Chancen als je zuvor in der Geschichte bietet. Aber dieses Ergebnis ist keineswegs zwangsläufig zu erwarten. Eben- so ist es denkbar, daß uns die Technik eine Sehr bittere Ernte bringt. Dies aber möchte ich feststellen: Wenn die Zuswertung von Forschung und Technik nicht bewußt auf das Hauptziel der mensch- lichen Wohlfahrt ausgerichtet wird, Wenn nicht die Technik von Menschen be- stimmt und gesteuert wird, die an das Volk und an demokratische und sittliche Ziele und Wege glauben, dann kann es geschehen, daß Wir desto weiter am Ziele vorbeischießen, je mehr Geld wir für die wissenschaftliche For- schung aufwenden. Wir können die Maschine nicht zum Wohle des menschlichen Geistes meistern, wenn wir kein Vertrauen 2 u den Menschen selbst haben. Dies ist die Grundlage für alles. Ein tiefer und fester Glaube an das Menschliche— der Glaube an die höchsten Werte des Lebens— ist der Fel- Sen, in dem alle diese Bemühungen verankert Sem müssen 8 Die amerikanische Demokratie beruht auf dem Glauben an das gesunde Urteilsvermögen der Gesamtheit eines Volkes. Sie baut auf dem Glauben auf, daß das Gewissen und der Se- unde Menschenverstand eines Volkes, wel⸗ ches beständig ehrlich und klar informiert Wird, zuverlsssig und sicher durch jede Krise bindurchführen. Wenn das gesunde Urteils- vermögen und das Gewissen eines Volkes demnach die Lenkung der angewandten Wis- Senschaft und der Technik übernehmen sollen, 0 erkordert dies ein in seiner Gesamtheit Und ihrer, diesen Vor Eine grundlegende Stellungnahme zur Frage des Südweststaates Stuttgart(TP). Der württemberg-badi- sche Ministerpräsident Dr. Maier hat an den Staatspräsidenten von Südbaden Leo Wohleb einen Brief gerichtet, der eine grundlegende, zusammenfassende Stellungnahme zu dem Problem des Südweststaates enhält. Der Brief hat folgenden Wortlaut: Sehr verehrter Herr Staatspräsident! Ihr Schreiben vom 24. August 1949 mit dem baldigen Vorschlag einer Vereinbarung der Neugliederung des südwestdeutschen Raumes lag teils ergänzenden, teils abändernden Mitteilung vom 28. Septem- ber 1949, war Gegenstand sorgfältiger Prü- kung durch den württemberg-badischen Mi- isterrat und den ständigen Ausschuß des Wäürttemberg-badischen Landtages. 1. Wir sehen im Zusammenschluß der drei südwestdeutschen Länder zu einem einheit- lichen und leistungsfähigen Staatsgebilde im Rahmen der Bun republik Deutschland und eines späteren wieder geeinten Ganzdeutsch- lands eine notwendige und glückliche Lösung, die Wir mit allen Kräften anstreben, Den Weg er Vereinbarung der drei Länder ziehen Wir einem Bundesgesetz vor. Eine solche Ver- einbarung kann jedoch in allen drei Ländern nur rechtswiraam und abgeschlossen werden Unter strenger Beachtung der in den drei Ländern allerdings verschieden gestalteten Vorschriften der Länderverfassungen. Dies msbesondere so weit, als eine Vereinbarung verfassungsändernde Bestimmungen enthalten sollte. 2. Die erste zum Volksentscheid zu stellende Frage kann nur die nach Bildung des einheit- ichen Südweststaates sein. Der in Bühl ge- ter in Bebenhausen wiederholte, Vorschlag für die getrennte Feststellung der stimmen in Alt württemberg einschlieglich Hohenzollern wird aufrecht erhalten. Hohen- zOllern als selbständigen Abstimmungsbezirk zu werten, scheint staatsrechtlich und faktisch mmöglich. 3. Die Frage nach dem Südweststaat und für Fall der Ablehnung die Frage nach Wie- herstellung von Altwürttemberg einschließ- 1 Hohenzollern und von Altbaden in einem Wahlgang zum Volksentscheid zu stellen, ist staatsrechtlich und faktisch unmöglich und er- scheint psychologisch falsch. Staatsrechtlich, weil die Stellung mehrerer Fragen innerhalb einer Volksabstimmung ein Novum im Staats- recht der demokratischen Völker wäre. Psycho- logisch und faktisch, weil sie Verwirrung un- ter die Abstimmenden brächte und zur Un- gültigkeit von Stimmzetteln in großem Aus- malz führen würde. Außerdem wäre eine zolche Fragestellung undemokratisch, weil sie gur zwei und nicht alle Fragen zur Abstim- mung brächte und deshalb den Teil der Wäh- er, welcher weder das eine noch das andere will, nicht zufriedenstellen würde. 4. Im Verfolg des Karlsruher Entwurfes dom 24. August 1948 sind wir der Auffassung, daß sich die daraus erfolgende Vereinbarung nur auf folgende vier Punkte erstreckte: 3) Der süd westdeutsche Staat gliedert sich in vier Regierungsbezirke. b) Hauptstädte dieser vier Regierungsbe- zirlke sind: Karlsruhe, Freiburg, Ludwigsburg, Sigmaringen oder Ravensburg. Landeshaupt- stadt ist Stuttgart. o) Die Landesregierung und die Ministerien sind unter Berücksichtigung der landsmann- schaftlichen Gliederungen des Staatswesens zu besetzen. d) Die in den drei Ländern bestehende ver- kassungsrechtliche Regelung auf dem Gebiet Staat, Kirche und Schule wird beibehalten. 5. Die Ablehnung des Südweststaates im Volksentscheid automatisch als Entscheid der Wiederherstellung der alten Länder zu wer- ten, ist verfassungsrechtlich unzulässig. 6. Trotz entgegenstehender sehr schwerwie- gender Bedenken möchten wir es nicht für ausgeschlossen halten, daß in der Drei-Län- ger vereinbarung unter Würdigung der Volks- meinung, wie sie im ersten Wahlgang zum Kusdrück kam, festgelegt wird, daß bei Ab- ehnung des Südweststaates im ersten Wahl- gang in einem anderen Wahlgang den Wahl- berechtigten der drei Länder Gelegenheit zum Volksentscheid über die Wiederherstellung der alten Länder gegeben wird. Mit Rücksicht guk die bestehenden Verfassungen und insbe- sondere auf die staats- und verkassungsrecht- liche Situation, daß Württemberg-Baden ein Nachte 33 Machte, sp wyohlinformiertes Volk. Der Glaube an das Volk muß also den Glauben an die Tatsachen, en die Macht des Wissens, an den freien Aus- tausch der Ideen und von da aus an die Er- ziehung und an die Wege der Erziehung in sich schließen. Denn dies sind die wahren Grundfesten, auf denen sich eine kreie Ge meinschaft erhebt. Dr. Maler antwortet Wonlen bestehendes staatsrechtliches Wesen ist, könnte jedoch die Wiederherstellung der beiden alten Länder nur dann als vom Volk gewollt an- gesehen werden, wenn sich in der zweiten Volksabstimmung, in jedem der beiden alten Länder Baden und Württemberg einschließlich Hohenzollern getrennt festgestellt, eine Mehr- heit ergibt und wenn ferner sich gleichzeitig me Mehrheit in jedem der drei derzeitigen zander Württemberg-Baden, Württemberg⸗ Hohenzollern und Baden ergibt. Denn es ist St— und verwaltungsrechtlich unmöglich, ein Land, das nicht zu Württemberg⸗ den gehört, über die verfassungsmäßige Trennung von Nordbaden und Nordwürttem- berg entscheidet. Ich wäre Ihnen für Ihre Stellungnahme zu men Darlegungen sehr verbunden. Ich er- ire mich auch zu einer erneuten Aussprache mmen mit dem Herrn Staatspräsidenten von Württemberg- Hohenzollern, dem ich eine Abschrift meines Schreibens übermittelt habe, bereit. Diese Aussprache ist jedoch zweckmäa- se durch die Beauftragten der drei erungen so vorzubereiten, daß ein Erfolg Zusammenkunft der drei Regierungen nicht als unsicher zu betrachten ist. Genehmigen Sie mir, Herr Staatspräsident, den Ausdruck meiner ganz vorzüglichen Hoch- achtung, Ihr sehr ergebener Dr. Reinhold Maier. * Der südbadische Staatspräsident Wohleb erklärte am Mittwoch abend in Heidelberg, er in erster Linie bemüht, Süd- und Nord- baden wieder zu vereinigen Nordbaden sei zu Unrecht abgetrennt worden Man müsse die Bevölkerung also fragen, ob sie den Südwest- staat oder die Wiederherstellung der alten Länder Württemberg und Baden wolle. Auch Tübingen antwortet M. K. Tübingen. Nach der Stuttgarter Reglerung hat auch Tübingen dem Staats- präsidenten Wohleb auf seine Vorschläge zum Südweststaat geantwortef. Das Schrei- ben, das am Donnerstagnachmittag vom er- weiterten Altestenrat des Landtages von Württemberg- Hohenzollern fast einstimmig gebilligt wurde, würdigt zunächst die süd- badischen Vorschläge, wobei klar herausge- stellt wird, daß sie in allen wesentlichen Punk- ten von den bisherigen Verhandlungen und Beschlüssen der drei Regierungschefs weit- gehend abweichen, Die Vorschläge, die hierauf von Tübingen gemacht wurden, decken sich Weitgehend mit denen aus Stuttgart. Ein wesentlicher Unterschied betrifft die zweite Abstimmung über die Wiederherstel- lung der alten Länder, Tübingen will die ge als bejaht sehen, wenn in beiden Ab- stimmungsbezirken Württemberg und Baden zugestimmt wird. Die von Stuttgart geforderte doppelte Mehrheit(Mehrheit in den Abstim- mungsbezirken und in den jetzigen drei Län- dern) lehnt Tübingen ab, um auch den An- schein zu vermeiden, daß die Wiederherstel- lung Badens von der Zustimmung Nordwürt- tembergs abhänge. Wenn der Südweststaat scheitert, so erklärte Staatspräsident Dr. Müller am Donnerstag abend der Presse, komme nur noch eine Wie- derhestellung der alten Länder in Frage, denn der jetzige Zustand sei unbefriedigend und nicht tragbar. ** Thyssen-Demontage beschleunigt Bundestags- Ausschüsse tagten in Bonn BOonn(TP). Neun Ausschüsse des Bundes- tages nahmen am Donnerstag ihre Arbeit Wieder auf. Der Wirtschaftspolitische Aus- schuß wählte den Abgeordneten Franz Etzel zu seinem Vorsitzenden. Mit Bestürzung hörte der Ausschuß den Bericht des CDU-Abgeord- neten, Dr. Lehr, daß die Demontage der August- Thyssen Hütte, des modern- sten europäischen Hüttenwerkes, in der letz- ten Zeit beschleunigt worden sei. Der Ausschuß für Finanzwesen wählte den SPD-Abgeordneten Dr. Höppker- Aschoff zum Vorsitzenden. Die„Rote Lilie“ Deutsche Spezialisten bauen den Russen V-3 Berlin(TP). Nach Berichten aus der Sowietzone bauen jetzt deutsche V-Waffen- Spezialisten für die Russen Transozean- ra ketten nach dem Typ, den die Deutschen bei Kriegsende eben zu entwickeln im Begriff Waren. Solche Geschosse würden zur Zeit mit gesteigerter Schnelligkeit von den riesigen unterirdischen Werkstätten von Peene- m ü n de an der Ostsee ausgestoßen. Die Deut- schen, die auf diese neuen V-3- Raketen Hoff- nungen setzten, die sich dann nicht mehr ver- Wirklichen konnten, nannten sie„Rote Li 11e, denn das Geschoß entfaltet sich über dem Ziel und versprüht eine Garbe von 8 bis 0 Bomben, die in einem Umkreis von 8 Quad- gatkilometern Zerstörungen anrichten. Reich- eite und Zielsicherheit seien für einen An- Zriff über 8000 Kilometern gegeben. Adenauer bei den Hohen Kommissaren Berlin u Demontagefrage im Vordergrund Von unserem TP- Korrespondenten V. W. Bonn. Auf dem Sitz der alliierten n Eemmissare, dem Petersberg bei Bonn, diese am Freitag mit Bundeskanzler Adenauer zusammen. Dabei wurden eine zahl laufender Probleme erörtert, welche die Kom are und die Bundesrepublik ge- meinsam betreffen. Wie aus alliierten Kreisen verlautet, standen das Berliner Problem und die ontage-Frage im Vordergrund der Besprec en. Einem alliierten Kommuni- qué zufolge, kam es während der Sitzung am Vor- und Nachmittag zu einem„Mei- nungs- Austausch über politische Fragen“. Nachrichten, denen zufolge der französische Hohe Kommissar Frangois-Poncet wegen der Reglerumgsumbildung in Frankreich eine Er- örterung des Demontage-Problems abgelehnt haben soll, sind weder von alliierter noch von deutscher Seite bestätigt worden. Soviel man hört, konnte über die Einbeziehung Berlins in die westdeutsche Bundesrepublik unter den Hohen Kommissaren keine einheitliche Auffassung erzielt werden. Für den Fall, daß die Berliner Vertreter im Bundestag und Bundesrat stimm- und vollbe- rechtigte Mitglieder würden, wäre der bis- herige Sonderstatus der ehemaligen Reichs- nauptstadt beendet und auch die Verantwor- tung für die zukünftige Entwicklung in Ber- lin müßte mehr von der deutschen als von der alliierten Seite getragen werden. Wie sehr von deutscher Seite das Berliner Problem als vordringlich beachtet wird, geht aus dem Umstand hervor, daß der Führer der Opposi- tion, Dr. Kurt Sehumacher, auf eigenen Wunsch am Sonnabend Vormittag in Gegen- Wart des zweiten Fraktionsvorsitzenden O- lenhauer mit Dr Konrad Adenauer neben dem 1 eine Beésprechung plant, in der Demontage- Problem die ostdeutsche und ins- besondere die Berliner F zur Diskussion Stehen Soll. Deutsche Vorschläge gebilligt Frankfurt(TP). Die alliierte Hohe ion hat am Donnerstag die deutschen läge für die Exportkohlenpreise ge- Pilligt. Die Hohen Kommissare loben in ihrem Schreiben an den Bundeskanzler die gute Zusammenarbeit zwischen den deutschen Sach- verständigen und den Fachleuten der alliier- ten Hohen Kommission. Uber die jüngste politische Entwicklung in Berlin und der sowjetischen Besatzungszone Werden die drei Hohen Kommissare am näch- sten Montag in Frankfurt beraten. D Kürzung der Marshallplanmittel Paris(TP). Die Marshallplan- Verwaltung in Washington hat endgültig die Bildung ei- es Dollarreservefonds in Höhe von 150 Mil- lionen Dollar verlangt. Aus diesem Grunde versandte die ERP- Verwaltung in Paris eine neue Aufstellung der Marshallplanmittel fül 1949/50. Danach werden von der Kürzung nui Belgien und Schweden nicht betroffen. Dei Anteil Westdeutschlands soll von 348 Millio- nen auf 332.9 Millionen gesenkt werden. Gewerkschaftsbund gegründet München(TP). Der Deutehe Ge- Wer kschaftsbund für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland wurde am Don- nerstag abend im Kongreßg-Saal des Deut- schen Museums gegründet. Die Grün- dungsurkunde wurde von den Vorsitzenden der westlichen Industrie- Gewerkschaften und den Mitgliedern des Gewerkschaftsrates un- ter zeichnet. Zuvor hatten die 497 Delegierten die Gründung des Gewerkschaftsbundes ein- stimmig gebilligt. Von den Delegierten des Gründungskongresses wurde die Stadt Düs- S EeIdorf zum Sitz des neuen Deutschen Ge- werkschaftsbundes bestimmt. Auf Düsseldorf entfielen 270 Stimmen und auf Frankfurt 214 Stimmen. 3 Delegierte enthielten sich der Stimme. Die Beratungen über die Satzungen des neuen Deutschen Gewerkschaftsbundes werden am Freitag, dem letzten Tage des Gründungskongresses, im Deutschen Museum zu München fortgesetzt. Im Tagungssaal des Gewerkschaftskongres- ses wurden am Donnerstag Flugblätter ver- teilt, um für Frankfurt als Bundeshauptstadt zu Werben. Die Gewerkschaftsor ganisation der Deut- schen Bundesrepublik wurde offiziell eingela- den, einige Delegierte zu der Gründungsver- sammlung des nicht kommunistischen Welt- gewerkschaftsbundes am 28. November nach London zu entsenden. 5 5 In Kanton ein marschiert N Am Samstag ofsgzelle Ubergabe Hongkong(TP). Die kommunistischen Truppen in China sind ani Freitag morgen in die Vorstädte von Kanton ein marschiert. Von nationalchinesischer Seite wurde kein Widerstand geleistet. Mit der offiziellen Uber- gabe der ehemaligen Hauptstadt der chinesi- schen Nationalregierung wird für Samstag gerechnet, Damit wird der Weg nach Hongkong für die chinesischen Kommuni- Sten r „err, gib wieder unsere Gelangenen! Landesbischof Wurm, Bischof Leiprecht und Dr. Eberhardt sprachen in einer Sonderver- anstaltung des Süddeutschen Rundfunks Stuttgart(TP). Der Süddeutsche Rund- funk brachte aus Anlaß der Gebetwoche für unsere Kriegsgefangenen eine Sonderveran- staltung, in deren e der. Landesbischof von Wü desb Of 1 D r. h. 85 Theophil 6 il der Erz- bichof von Rae Dr. Hans Leiprecht und der Intendant des Süddeutschen Rund- Tunks, Dr. Fritz Eberhard, sprachen. Die würdige Verarfstaltung, die von dem Wunsch der Deutschen nach Rückkehr und Wiedervereinigung mit den Brüdern, die von den ehemaligen Feindstaaten gegen alles Völkerrecht noch festgehalten werden, ge- tragen war, verlief überaus eindrucksvoll und die in den Reden vorgebrachten Argumente und geäußerten Wünsche werden hoffentlich auch in den Herzen und Hirnen der Alliierten einen wirkungsvollen Widerhall finden. „Macht Schluß mit Vergeltungsmaß nahmen!“ In der Sendung„Hen r, bring wieder unsere Gefangenen“ wies der ehe- malige Tande bischof D. Th. Wurm zunächst darauf hin, daß viereinhalb Jabre ins Land gegangen seien, seit die Waffen niedergelegt Wurden. Diejenigen, die nicht erst am Ende des Krieges, sondern schon während der Kampfhandlungen in Gefangenschaft geraten 8„ entbehrten nun schon 7 oder 8 Jahre die Freiheit.„Wo bleibt das Völker- 1 S cht?“ so fragte der Landesbischof und . daß diese endlose Zurückhaltung der a gefangenen jedem Gesetz der Humani- at und des Rechts entgegenstehe. Diejenigen, die gegen die Rechtsbrüche des Hitlerregimes zu Felde gezogen seien, ständen jetzt im Be- gbiff, dasse Ibe Unr echt zu begehen. S sei eine 55 nmenschlichkeit, Män- ner, die keines Verbrechens schuldig seien, von ihrem Beruf, ihrer Ausbildung und ihren Frauen und Kindern fernzuhalten. Auch ese Schuld werde sich dereinst an den da- Verantwortlichen und an den Völkern 5 in deren Namen solches Unrecht ge- Bischof fuhr fort:„Die meisten dieser AEgehaltenen Gefangenen befinden sich in der Gewalt der Sowjetunfion. Wir nehmen gern davon Kenntnis, daß zurzeit der icktransport im Gange ist und jede Woche von dort Heimkehrer eintreffen.“ Es müsse Allerdings betont Werden, daß eine große An- z80hl Kriegsgefangener aus der Sowjetzone niemals Al en werde und daß dort auch viele Frauen unter lebensunwürdigen Umständen als Arbeitssklavinnen festge- halten würden. In Frankreich wird noch immer die Division„Das Reich“ zurückgehalten. Eine Kompanie dieser Division hat das schändliche Verbrechen von Oradour begangen. Ist es Nötig, befriedigt es das französische National- bewußtsein, wenn auch die anderen Kompa- nien, die von dieser Untat nicht einmal etwas gewußt haben, geschweige denn beteiligt Waren, weil sie sich auf dem Marsch nach Nofdfrankreich befanden, festgehalten wer- den. Der Klassenarrest ist eine Maßnahme von zweifelhaftem Wert und gilt nicht als Merk- mal eines guten Pädagogen. Aber auf mili- tärisch- politischem Gebiet übertragen ist er moralisch nicht besser als das Geiselsystem, das zu den verwerflichen Methoden Hitlers und Himmlers gehörte. Wir können nur alle Völker erneut bitten: Macht Schluß mit all diesen Racheakten und Ver- geltungs maßnahmen! Wie soll zwi- schen den europäischen Völkern das so bitter notwendige Vertrauen entstehen, wenn 80 Weitergemacht wird, wie es seit vier Jahren üblich ist? Nur durch Großherzigkeit kann das schwer bedrohte Abendland genesen. Es Wird seine Kultur erhalten, wenn sie nicht selbst verrät.“ „Vergeßt nicht unsere und eure Gefangenen!“ Bischof Dr. Karl Joseph Leiprecht er- Klärte in seiner Ansprache u. a.:„Auch heute noch, da wir dem Ende des Jahres 1949 ent- gegengehen, ist die Zahl derer groß, die in zahllosen Gefangenenlagern zurückgehalten Werden. Auch heute noch arbeiten sie in den weiten Wäldern des Ostens als Holzfäller, an den endlosen Strecken der Eisenbahn und in den Lagerschuppen alsTransportarbeiter oder. Als Handlanger in den großen Fabriken und Rüstungsbauten. Sie alle dürfen wir nicht ver- essen. Dabei wollen wir besonders jener ge- denken, die in den Bergwerken unter den Primitivsten Verhältnissen leben oder ihre Gesundheit dem Moloch einer herzlosen Staatsmaschinerie zum Opfer bringen müssen. Wieviel sind dort im Elend und in der Verlas- senheit zugrunde gegangen. Wieviele unserer Brüder und Schwestern harren auf den Tag der Erlösung, der ihnen wieder Freiheit und ein menschenwürdiges Dasein bringen soll. Können wir es vor unserem Gewissen und Unserem Volk verantworten, wenn wir sie ihrem Schicksal überlassen und nicht immer Wieder die Weltöf fentlichkeit da- An eTIinneyn, daß es eine menschliche und besonders eine christliche Pflicht ist, alles zu tun, damit die Gefangenen herausgegeben Werden. Die Konferenz der deutschen Bischöfe in Fulda hat diese Verpflichtung in einer besonderen Entschließung ausgesprochen. Da- bei hat sie auch jener deutschen Brüder Se- dacht, die noch aus irgend einem Grunde in den vielen Gefängnissen schmachten. Seit Jahren warten Frauen und Kinder auf die Rückkehr ihres Gatten und Vaters. Und sie haben bisher vergeblich gewartet. Man hat diese unglücklichen Menschen monate- und jahrelang in den Gefängnissen zurückgehalten, ohne Verhör und ohne die Möglichkeit einer ordnungsgemäßen Verhandlung oder einer entsprechenden Verteidigung. Fast zur Ver- zweiflung wurden diese Opfer getrieben, wenn man ihnen nicht einmal das Recht auf irgend eine Beschäftigung gab. Darum rufen wir auch allen zu, meine lieben Hörer: Ver- geht nicht unsere und eure Gefan- genen!“ „Schluß mit der Demontage des Völkerrechts!“ Dr. Fritz Eberhard, der Intendant des Süddeutschen Rundfunks wies in seiner An- sprache darauf hin, daß er als Leiter des Frie- densbüros drei Jahre lang. 3. blem 5 auch das Pro- fangenen eingehend hat. Aus Arbeit heraus, sc ndant, spreche er zunächst über Ex führte dann u. a. aus: „Die Sowjetunion ist seinerzeit dem Jenfer Abkommen über die Behandlung der Kriegsgefangenen von 1929 nicht beigetreten. Die Sowjetunion ist daher auch an dessen Ar- tikel 75 nicht gebunden, der die Heimschaf- fung und Freilassung der Krie efangenen Unserer die Rechts lage. nach Beendigung der Feindseligkeiten vor- sieht. Aber: Die Sowietunion ist an das à1 l- gemeine Völkerrecht gebunden. Und ge- gen dieses allgemeine Völkerrecht hat die Sowjetunion mit der d der Kri efangenen verstoßen. Nach anerkann- tem Völkerrecht nämlich ist Kr jegsgefangen- schatt weder Rache noch Strafe sondern ledig- lich Sicherheitsverwahrung. Und zwar mit dem einzigen Zweck, die Kriegsgefangenen an der weiteren Teilnahme am Kampf zu ver- hindern. Kann uns nun die Sowjetunion ant- Worten, sie erkenne diesen Völkerrechtssatz nicht an? Nein, das kann sie nicht. Dieser Völkerrechtssatz ist 1946 durch das Urteil des Internationalen Militärgerichtshofes in Nürn- S Von den sowietischen Richtern mit- unterzeichnet wurde, bestätigt worden. An der Verpflichtung der Sowjetunion, die deutschen Kriegsgefangenen alsbald nach Be- endigung der Feindseligkeiten heimzuschaf- ken, kann also gar nicht gezweifelt werden. Die Sowjetunion ist dieser Verpflichtung nicht nachgekommen. Damit beging sje einen Kla- ren Rechtsbruüch. Seit 1945 hat je- der deutsche Kriegsgefangene das Recht auf Rü e k Kkehr in die Heimat. Wer einen Kriegsgefangenen dieses Rechtes Bergtibt und ihn dazu noch zur Arbeit zwingt, der erniedrigt ihn zum Ar beitss kla ven. Ich habe mir Wohl überlegt, ob ich als Deut- scher über diese völkerrechtlichen Fragen heute so offen sprechen soll. Ich weiß, das Völkerrecht ist von fünrenden Deutschen schon oft mit großer Nichtachtung behandelt, schlieglich von einem deutschen Führer mit n getreten worden und viele Deutsche den ihm geholfen. Das weiß ich alles. Aber Wie sollen wir Deutschen den Weg in die Völ- ker gemeinschaft finden, wenn wir uns nicht für unser Recht einsetzen, wenn es Anderen verletzt wird. als Deutsche, nachdem dies alles 8 hehen ist, erwarten, ja fordern, das ist: dal nun endlich mit diesen Verbrechen gegen die Menschlichkeit wirklich Schluß gemacht und daß alle uns dazu helfen. Der Intendant kam dann auf die in der etunion üblichen barbarischen Strafmaß für geringste Vergehen der Kriegs- nen zu sprechen. Er wies insbesondere die Scehw-Wweigelager hin, Niemand ISSe, Wes in diese Lager gekommen sei von Was wir und gern“, so 4a iner. Aus noch keiner heimgekehrt.“ Wir Wissen nichts über sie, als daß sie bestehen, 188 deutsche Kriegsgefangene in sie gebracht Wurden, und daß auch russische Zivilisten in ihnen leben. Unzählige Suchanzeigen kleben vergeblich an den Wänden der Heimkehrer- lager, Tausende von Frauen fragen vergeblich die Heimkehrer nach ihren Männern, nach hren Söhnen. Ihre Ungewißheit lastet auf ung allen. Wir fordern daher wenigstens Eisten Use rer Poten wir kordern ferner Listen derer, die, aus welchem Grund auch immer, in irgendwelchen Lagern oder Gefängnissen leben. Seit viereinhalb Jahren ruhen die Waffen. Wir fordern daher die sofortige Heim- schaffung aller Kriegsgefange- nen. allen Ländern, gegen die nichts an- deres vorgebracht werden kann, als daß sie 48 ls Soldaten Waren. Diese Forderung des Rechts erheben ins- besondere diejenigen, die stets gegen die Nazis und ihren Krieg gestanden haben, und die nun daran arbeiten, das deutsche öffent- liche Leben auf eine bessere, eine rechtliche Grundlage zu stellen. All unsere Arbeit daran wird vergeblich sein, wenn außer Fabriken auch alle Rechte demontirt werden. Darum fordern gerade wir, die wir die Wurzeln von Nationalsozialismus und Hitlerismus ausrotten Wollen: Schluß mit der Demontage, mit der Demontage des VöIEker- reehts! Knappste Mehrheit für Moch Dumult in der Pariser Nationalversammlung Paris(TP). Am Freitagvormittag wurde ger sozialistische Abgeordnete Moch von der manzösischen Nationalversammlung nach ei- Nr stürmischen Nachtsitzung zum Minister- Näsidenten gewählt. Moch erhielt 311 Stim- * zen, nur eine Stimme mehr als in der ver- ung vorgesehen. Das ist die geringste mmenzahl, mit der nach Kriegsende ein französischer Ministerpräsident gewählt wurde. Nach so mühsamem Beginn sind Mochs Aussichten, ein langlebiges Kabinett zu bil- den, nicht gerade sehr erfolgversprechend. Seine Wahl wurde von dem Präsidenten der Nationalversammlung, Herriot, nach fast dreistündigen Auseinandersetzungen über das Abstimmungsverfahren bekanntgegeben. Die Versammlung lehnte einen kommunistischen Antrag ab, nur tatsächlich anwesende Abge- ordnete s0llten abstimmen dürfen. Nach der Verfassung dürfen auch abpwesende Abgeord- nete bei Abstimmungen vertreten sein). Die Kommunisten waren vollzählig erschienen. Eine Anzahl anderer Abgeordneter fehlten jedoch. Die Gegner der Wahl Mochs begannen eine erregte Debatte darüber, wieviele Abge- ordnete wirklich zu stimmen wünschten. Au- Berdem erhoben sie andere Einwände gegen das Abstimmungsverfahren, und es kam Zu Tumultszenen. Schließlich berief Herriot den Rechts- und Geschäftsordnungsausschuß ein, der einige der Einwände der Opposition kür nicht stichhaltig erklärte seinen 60. Geburtstag üdweſtd. Nundſchau Ministerpräsident Dr. Regierungschef des Landes Baden, begeht am Sonntag, dem 16. Oktober, Seit über vier Jahren ist der Jubilar in seiner freundlichen Kundgebungen weiter Kreise der Bevölkerung gewiß nicht fehlen. „Vereinigung Südwest“ gegründet Heidelberg(SWE). Vertreter aus Poli- tik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung aus ganz Nordbaden gründeten hier eine vor- läufige„Vereinigung Südwest“. Ein erweiter- ter Ausschuß, in dem alle Berufe, Stände und politische Richtungen vertreten sind, soll ge- bildet werden. Bundestagsabgeordneter Ri- chard Freudenberg wurde der Vorsitz über- tragen. In einer Entschließung heißt es,„daß ein gesunder Bundesstaat lebensfähige Länder erfordere“. In dem Bereich Südwest sieht dis Vereinigung ein solches Ziel nur im Zusam- menschluß sämtlicher südwestdeutscher Län- der, denn„nur ein starkes Land hat Stimme und Gewicht im Deutschen Bund“. Die von rund 37 führenden Persönlichkeiten des öf- fentlichen Lebens aus Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe, Pforzheim, Weinheim, Hockenheim, Schönau, Schriesheim und Tauberbischofsheim Unterzeichnete Entschließung bekennt sich ab- Schlie d zum Sud staat„als der einzi- gen staatspolitischen Lösung“. Ra tadt werden 0 1 Südweststaat K A 15 8 1 U 155 e(SW 5. Der Karlsruher Stadt- rat hat einstimmig einen CDU- Antrag ange- nommen, in dem es nach einer Aufzählung der günstigen verkehre Uschen Vorzüge des Karlsruher Raumes u. a. heißt: „Im Falle des Südweststaates N der Stadtrat Karlsruhe als Landes haupt- stadt vor und verlangt aus reichen de Siche- rungen des Minist l 855 1er in Stuttgart, 8 Versammlu 1 scheiden kann und keine Verspre die Stadt bgegeben werden. Für den Fall stellung des Badischen Gesamtsta scht der Stadtrat, daß Karlsruhe de alte Landeshauptstadt Wird.“ Eine Entsch! 2 62 000 DM Staatstheaterzuschuß Karlsruhe(SWE). In der letzten Stadt- aAtssitzung wurde im Rahmen einer umfang- 5 gesordnung nach lebhafter Aus- e ein Zuschuß in Höhe von 550 O00 DM lich einer Nachtragsforderung von 70 000 OMark aus dem Etatsjahr 1948/49 für das Ba- dische Staatstheater bewilligt. Das verhängnisvolle Heizkissen Karlsruhe(SWE). Mit schweren Brand- wunden mußte ein vier Wochen altes Kind ins Krankenbeus eingeliefert werden, Wo es bald darauf verstarb. Die Verbrennungen hatte es durch ein auf den Leib gelegtes Heizkissen davogetr Sen, das überhitzt Wär, Weil man 3 len Strom rec tzei lig auszu- schalten. Weinheimer S. C. ersteht wieder Weinheim(SWE). Die Weinheimer„Ver- Caigung alter Korps- Studenten“ wurde die- Se Tage auf einer Wiedersehensfeier im Snal der Wachenburg erneut aus der Taufe gehoben. Der Oberbürgermeister von Wein- heim, sowie Vertreter der SPD- und CDU- Fraktionen, sowie des Stadtrates sprachen sich für die Rückgabe der Wachenburg an den„S. C.“ aus. Diese Gründungsburg war 1936 an die Stadt Weinheim gefallen. Reinhold Maier, Württemberg Politisch-leitenden Stellung und an seinem Ehrentag wird es an Wohleb kommt nach Ettlingen Karlsruhe(SWE). Das Albtalstädtchen Ettlingen steht am Sonntag im Zeichen eine; Treffens der Kolpingsfamilie. Wie wir zuver. lässig erfahren, hat auch der Staatspräsident von Südbaden, Dr. Leo Wohleb, sein Erschei- nen zugesagt. Morphium in der„Weißmehl“-Tüte 1 6TTach(SWE). Zu der bereits kürzlich meldeten Aufdeckung eines internationalen laufend Opiate über die deutsch- schweizerische Grenze brachten, eine Schneiderin aus dem schweizerischen Rheinfelden und ein in Prat- teln bei Basel beschäftigter deutscher Grenz- gänger waren. Eine bei einer Bekannten der Schneiderin in Basel durchgeführte Haussu- cl förderte auch ein Päckchen zutage, das als„Weigßmehl“ deklariert war, aber nicht wWe⸗ niger als ein Pfund reines Morphium enthielt. Bei der Durchsuchung des deutschen Grenz- gängers wurden zwei Pakete mit zusammen 1600 Sramm Morphium und Coffein gefunden. Ein Versteck der Bande, das sich in einem Heuschober eines Dorfes im Kanton Basel- J 1 befand, war bereits ausge Folizei zur Durchsuchung dort eintraf. 80 000 Gäste in neun Monaten W. N. Bad Liebenzell. Bürgermeiste und Kurdirektor G. Klepser gab anläßlid der Haushaltsberatung vor dem Gemeindera einen umfassenden Rückblick über die Bade saison 1949. Seit 1. Januar bis Ende Septembe urden rund 80 000 Ubernachtungen regist. hierzu kommen noch die vielen tausent Zusflügler, die das Geschäftsleben des strebenden Badeortes noch wesentlich be. lebten. 100 00 DM im Büstenhalter München(SWI. Der hiesigen Polizei ge. lang die Verhinderung eines größeren DM. Schmuggels, als auf dem Flugplatz München- Riem das flugplanmäßige Verkehrsflugzeug nach Zürich gerade starten wollte. Ein Amer! kaner und eine Italienerin, die diese Reise schon öfter„mit Erfolg“ gemacht hatten, wur den festgenommen und einer gründlichen Un- tersuchung unterzogen. Hierbei fand man im Leibgurt des Amerikaners 25 000 DM und 40.000 Dollar, während die Italienerin über 100 000 DM in ihrem Büstenhalter versteckt hatte. Da es sich um Ausländer handelte, wur- den sie der amerikanischen Dienststelle über- geben, welche Haftbefehl erließ. Selbstmord oder Unglücksfall? H. E. Pforzheim. An seinem Geburtstag verließ der zwölfjährige Sohn eines Gasarbei ters gegen Mittag auf dem N von der Buk- l ergschule zum Sportplatz seine Klassen- gersden. Der Junge legte seinen Schul, zen und die Mappe eines Kameraden in desen Wohnung in der Würmberger Straß D. Kurze Zeit später sah der Polierer Kal Letze den Knaben in der Mitte des„Schwar- 2 n Wegs“ stehen. Im selben Augenblick er lolgte eine Explosion. Der Arbeiter sah den Jungen fallen. Eine italienische Handgranate die der Zwölfjährige in der Hand hielt, war explodiert und hatte den Unslücklichen 800 Verletzt, daß er Tietze alarmierte sofort die Polizei und Ein 1 5 des Jungen sagte aus dieser sich seit einiger Zeit mit Selbstmord. Aken getragen habe. Einer anderen Aus- zufolge soll sich der Junge die Hand- ate im Gelände des ehemaligen Munitions- lagers Hagenschieß extra gesucht haben. Der Deutsche Gewerk Dr. Hans Böckler, den bisherigen Vor sitzenden des Gewer Kschaftsbundes in del britischen Zone, mit 397 Stimmen von 0 Stimmen zu seinem Vorsitzenden. schaftsbund wählte Ein europäischer Musiker Zum 100. Todestag Chopins Zur glanzvollsten Epoche des Pariser Mu- Siklebens gehören jene Dezennien des 19. Jahr- hunderts, als die Künste den klassischen Bo- den verließen und nach neuen Formeln drängten. Der Ruf nach Freiheit, nach indi- Vidueller Gestaltung persönlichster Ideen rührte zur Umwälzung der Kunstauffassung und allmählich kristallisierte sich ein neuer Funstbegriff heraus: Die Romantik. Empfohlen durch hohe Görner seiner pol- nischen Heimat kam 1830 der 20jährige Cho- pin über Wien nach Paris. Als musikalisches Wunderkind hatte er die sorgfältigste und gründlichste Ausbildung genossen Schnell entfaltete sich sein kompositorisches Genie, 80 daß er einen großen Teil seiner Werke, auch beide Klavierkonzerte schon fertig mit auf die Reise nahm. Sein Wesen war ebensd bezaubernd wie sein Spiel, das„süß und herb, sanft und wild, leichtbeschwingt und tiefsinnig, schmelzend und funkensprühend zugleich war“, wie La Mara schreibt. Liszt, der zwei Jahre später mit seinem Vater nach Paris Kam, der treue Freund mit dem großen edlen Herzen, der unbestechliche vornehme Biograph beginnt sein umfassendes Buch mit den Worten:„Chopin, sanfter, harmonischer Genius!“ Die Konzerttätigkeit im großen Rahmen mußte Chopin bald wieder einstellen, Ein so vollendeter Pianist er auch war es fehlte ihm die physische Kraft, selbst für seine ei- genen größeren Klavierwerke und auch die Energie in Uberwindung von Widerwärtig⸗ keiten, denen er lieber aus dem Wege ging. Liszt, der strahlende Meteor, von dem en ein- mal mit einem leisen Anflug von Bitterkeit sagte:„Il me donnera un royaume dans son empire“, und Thalberg, beinahe ebenso be- deutend, versetzten die Zuhörer in Ekstase Paganini und der berühmte Bariton Nourrit gehörten zu den strahlendsten Erscheinun- gon des damaligen Konzertlebens. Meyerbeer, der erfolgreiche Opernkomponist und Ber- lioz, der genialste Vertreter der neueren Mu- sik, trugen nicht weniger mit dazu bei, das Dariser Musikleben glanzvoll zu gestalten. Chopin, der Uberzarte, blieb abseits. So wie e für seine Kompositionen in richtiger Er- enntnis die Form wählte, worin er Hervor- agendes zu schaffen bestimmt war, so war auch das intime Hauskonzert der Rahmen, 9 er Auserwählten den erlesenen Genuß theoretischen Wertes zu beurteilen.“ In dem Werk des unsterblichen Meisters seines Spiels gewährte. Die hervorragendste Geister von Paris begegneten sich häufig! seinem Salon: seine polnischen Dichterfreund Mickiewiez und der alte Niemcewicz, Balza Heine, der große Maler französischer Roman: tik Delacroix, Liszt und die schöne Gräf d' Agoult u. a. 2 Die große Leidenschaft für die genidd Schriftstellerin George Sand, die Chopin inren Bann gezogen hatte, bezeichnet Liss als ein Unglück. Ohne seine Produktivität steigern, war die Verbindung für Chopis Gesundheit von Nachteil, sein Brustleide nahm zu, seine Schaffenskraft ab. Der Kl Vierunterricht strengte ihn an, die Sorge un seinen Lebensunterhalt erhöhte seine Reit barkeit. Wohl genoß er auf Schloß Nohan bei George Sand großzügige Gastfreundschaf und lange betreute sie ihn mit fast mütter. licher Hingabe. Aber für ihre robuste mußte der Tag kommen, wo ihr der Le. dende lästig wurde. Den Bruch hat Chop, nie überwunden. 3 Von allen seinen Schülern war Gutman der treueste; je mehr es mit dem Meister bergab ging, desto inniger pflegte er ihn übernahm den Unterricht, sorgte für groß-, zügige Unterstützung und half wo er konnte bis zum Tod Chopins am 17. Oktober 180 Liszt bewundert in Chopins Werken die Feinheit der Ausarbeitung;„Kühn, glänzend berückend verbergen sie ihre Tiefen hinter Viel Anmut, ihre Gelehrsamkeit hinter Viel Reiz, daß man sich nur mit Mühe ihrem hinreißenden Zauber zu entziehen vermag um sie kalten Blutes nach dem Maß ihres Genre der Klaviermusik, den er sowohl der technischen Art wie der geistigen Konzep- tion nach erst geschaffen hat, sind die Eti- den, die Präludien, die Nocturnes, Improptus Scherzi, Balladen, Tänze usw. Typen def Vollkommenheit. Allen seinen Werken 1 Chopin eine eigenartige Farbe, ein nicht beschreibendes Gepräge, einen mehr vibrie. renden Pulsschlag, der das Materielle babe abgestreift hatte und mehr auf das Innerst 8 des Hörers denn auf seine Sinne zu wirken schien.. Liszts biographisches Werk, worin er sene Bewunderung für Chopins Genie offen tut, ist heute noch eine wertvolle Quelle 200 und musikgeschichtlicher Tatsachen und Be, trachtungen und ein Führer zum Wesen 5 — räumt, als die 50 forf för sein„ f 0 3