Od D E D D al bunden. rer berge Erscheint: samstags. Frei abgeholt 1.45, montags, Haus 1.65, mittwochs und im Verlag durch die Post 1.45 zuzgl. 36 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenheim und Umgebung Anzeigenpreise: die 6-gespaltene Milli- meterzeile 15 Pfg.— Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden Preisliste Nr. J) Nr. 22 Mittwoch, den 19, Oktober 1949 1./ 49. Jahrgang —— Spinnrad und Atombombe Her Besuch des indischen Ministerpräsiden- ten Pan dit Nehru in England und Ame- rika unterscheidet sich in seiner Bedeutung wesentlich von den üblichen Staatsvisiten. In der Gestalt des kleinen temperamentvollen Inders repräsentiert sich das aus jahrhunder- telanger Abhängikeit befreite Indien als selb- ständiger Verhandlungspartner. Indien ist heute eine Weltmacht, mit der sich die ande- ren Großmächte nicht nur deshalb auseinan- der zusetzen haben, weil es mit seinen 300 Millionen Einwohnern zu den größten ge- schlossenen Siedlungsgebieten der Erde zählt. Es wird eine Aufgabe von Jahrzehnten sein, eine neue Arbeits- und Lebensgemeinschaft für Osten und Westen zu finden, wobei Indien offensichtlich die Rolle eines ersten Repräsen- tanten der ostasiatischen Völker zufällt, deren Profile heute und morgen aus dem Nebel der kolonialen Unfreiheit heraustreten. Ein Artikel in der repräsentativen amerika- nischen Zeitschrift„Foreign Affairs“, dessen Verfasser in der unmittelbaren Umge- bung von Nehru zu suchen sein dürfte, deutet die Schwierigkeiten der west- östlichen Begeg- nung an: Es gibt heute nach indischer Ansicht Völker(im Osten), deren Gedanken auf die Bedürfnisse des einfachen Lebens, auf Nahrung, nationale Freiheit und Frieden ge- richtet sind und Völker(des Westens), denen der indische Schreiber unterstellt, daß sie sich in erster Linie mit den Problemen befassen, die sich aus dem Besitz der politischen Macht ergeben.„Es ist der Unterschied zwischen dem Spinnrad und der Atombombe, so sagt er und kündigt an, daß das neue Indien als erstes eine Reformation der Politik for- dern werde, in der die Macht nicht mehr Meister sondern Diener des Menschen ist. Soweit das Programm Indiens, das bei den Gesprächen von Pandit Nehru mit den Staats- männern des Westens einen beruhigenden Hintergrund bilden kann. Im Vordergrund werden die aktuellen Nöte der indischen Na- tion stehen, die in Verbindung mit ihren poli- tischen Konsequenzen zugleich die Sorgen des Westens werden müssen, wenn der Gedanke einer west- östlichen Friedenswelt verwirk- cht werden soll. Indien ist das Klassische Land der Hungersnöte und des Massenster- bens. Es fehlt an Nahrung, Bekleidung und Wohnung und ehe sich die Absicht Nehrus, Indien innerhalb der nächsten drei Jahre von ausländischen Lebensmitteleinfuhren un- abhängig zu machen, erfüllen wird, müssen umfangreiche Meliorations-und Bewässerungs- Pläne durchgeführt werden, die riesenhafte Summen ausländischer Investitionen erfor- dern. Der Aufbau Indiens wird in den näch- sten 20 Jahren Investitioneſt zwischen 40 und 100 Milliarden Dollar notwendig machen, um ische Bevölkerung in ihrer Lebensweise auf einen Stand zu bringen, den wir nach Westlichen Begriffen als„Lebensstandard“ bezeichnen können. sind summen, die weit über das Hilfs- programm hinausgehen, das Amerika für un- entwickelte Gebiete in Anschlag gebracht hat oder bringen kann. Geht man ernsthaft daran, diese Pläne zu realisieren, kann es nur im Wege einer Aufbaugemeinschaft geschehen, an der alle westlichen Staaten teilhaben. Die eigenen Kräfte Indiens sind demgegenüber vollkommen unzureichend, auch wenn wir hören, daß Indien zum größten Gläubigerland für seinen einstigen Beherrscher England em- porgewachsen ist. England kann nicht zahlen und Pandit Nehru muß in Washington um Sturidung der indischen Schulden für die amerikanischen Weizenlieferungen bitten. Nehrus Forderungen sind hoch und es ist kraglich, ob es den Westmächten zu anderer Zeit in den Sinn gekommen wäre, den„Bett- ler“ aus dem Fernen Osten zu empfangen. Heute steht aber hinter Pandit Nehru ein Ge- sbenst, das alle Bedenken wirtschaftlicher Natur überschattet: der Kommunismus. Pandit Nehru ist die beherrschende Figur der Politischen Bühne Ostasiens, soweit sie noch vom Rommunismus frei ist. Er, der noch vor Zwel Jahren an eine eee mit den Foeſstunlon glaubte, hat sc zum Westen be- rt und wird dessen wichbigster Vorkäm- bler werden, wenn die rote Flut über kurz dder lang China überschwemmt hat und seine Fangarme weiter nach Süden und Süd-Osten ausstreckt. Der Kommunismus ist in Indien wie in China nicht so sehr ein weltanschau- lich- politisches Problem, sondern eine Frage des Brotkorbes. Man kann es Nehru nicht verdenken, wenn er bemüht ist, bei den Gesprächen in Wa- shington zu verhindern, daß Indien in die außenpolitische Abwehrfront der USA gegen den Kommmismus eingereiht wird. Er beruft Demontage wird beschleuntgt Steigende Unruhe unter der Belegschiaft der betroffenen Betriebe Leverkusen(TP). Mit der Demontage der Fabrikationsanlagen für synthetischen Kautschuk bei den Bayer-Farbenfabriken in Leverkusen soll nach einer britischen Verlaut- arung am nächsten Montag begonnen werden. Die Demontagearbeiten bei Gels enber g- Benzin sind in der letzten Zeit wesentlich verstärkt worden. Anfänglich war nur ein Trupp von 167 Arbeitern eingesetzt, heute sind es bereits 520. Aus mündlichen Ankündi- gungen geht hervor, daß in Kürze etwa 800 Mann beschäftigt werden sollen. Der Beleg- schaft bemächtigt sich angesichts dieser Tat- sache wieder steigende Unruhe, zumal nach den gegebenen Zusicherungen damit gerech- net worden war, daß das Demontagetempo nicht beschleunigt werden würde. Von den vor Demontagebeginn beschäftigten 3 000 Perso- nen befinden sich heute nur noch 1 400 im Werk. Weiteren 400 Personen ist die Kündi- gung zugestellt worden. Die Betriebsleitung der Reichswerke in Wa- tenstedt/ Salzgitter erklärte am Montag abend, die Reichswerke seien in großer Gefahr. Bei dem„„ Tempo der Abbauarbei- ten werde in vier Wochen nur noch ein Torso des früheren Werkkomplexes übrig sein. Die psychologischen und politischen Scha- den der Demontagen sind unübersehbar und Wachsen, je länger man den endgültigen De- montageschluß verzögert. Die Westmächte, die vier Jahre nach dem Frieg noch nicht zu einer. endgültigen Einigung in der Demontagefrage kommen konnten, haben sich die Sympathie weiter Bevölkerungskreise verscherzt, indem sie die wirtschaftlichen und sozialen Auswir- kungen geflissentlich übersahen. Um nur ein Beispiel anzuführen: Im Falle der Hoesch Werke in Dortmund handelte es sich um 6000 Af eiter und etwa 2500 Werkspen- sionäre, die mit ihren Angehörigen einen Kreis von etwa 20 000 Personen darstellten. Der Ab- bau ihrer Arbeitsstätten bedeutete in diesen, vie in vielen anderen Fällen, daß die Arbeiter vor dem Zusammenbruch ihrer Existenz en und mit ihren Familien das politische ariat vermehren gegen dessen Radika- ung an anderer Stelle so viele Worte ge- werden. Diese Seite ihrer Demontage- ird anscheinend von den Alliierten itzt, Obwohl sie in ihrer politischen ung auf die deutsche Bevölkerung Atscheidendem Gewicht ist. Die deut- n Arbeiter, die von der Demontage be- n werden, fragen nicht nach den we- schen Argumenten für die Demontage, n darnach, wie sie nach der Sprengung ihrer Fabriken weiterleben sollen. Aber auch die andere Frage nach dem Nut- zen der in Deutschland demontierten Fabriken für die Empfängerländer ist bis jetzt nicht beantwortet worden. Offiziell heißt es, daß die deutschen Maschinen zum Wiederaufbau der von Hitler zerstörten Gebiete benutzt werden Sollen. Andererseits ist es eine Tatsache, die nicht mehr verheimlicht werden kann, daß die abgebauten Maschinen aus Deutschland auf den Nebengleisen der europäischen und rus- sischen Bahnhöfe verrosten und verkommen. Es ist merkwürdig, daß die Alliierten ge- rade in der Frage der Demontage alle psycho- logischen Grundsätze vergessen zu haben schei- nen, die sie im letzten Kriege mit großem Er- folg verwendeten. Es ist gar leicht, die natür- liche Gegenreaktion des deutschen Volkes als „Nationalismus“ zu bezeichnen; es wäre bes- Ser, die Fehler zu beseitigen, die zwangsläufig zu diesen Erscheinungen führen müssen und vorläufig noch ein bedenkliches Hindernis für den Weg Deutschlands in die Gemeinschaft der europaischen Nationen bedeuten. G. R. V „Wir bleiben ein Volk“ Eine Kundgebung der Evangelischen Kirche Berlin(epd). Der in Berlin versammelte Rat der Evangelischen Kirchen in Deutschland hat folgende Kundgebung erlassen:„Die Bil- dung einer Regierung der Bundesrepublik Deutschland im Westen und einer provisori- schen Regierung der Deutschen Demokrati- schen Republik im Osten hat aufs Neue die Zerrissenheit Deutschlands in zwei Teile sichtbar gemacht, die aus der Uneinigkeit der Besatzungsmächte entstanden ist. Trotz aller Entscheidungen der weltlichen Mächte, die über unis herrschen, bleiben wir ein Volk und sind darum zu brüderlicher Ge- meinschaft miteinander und zu brüderlicher Achtung voreinander verpflichtet. Von beiden deutschen Regięrungen erwarten wir, daß sie Alles daran setzen, dem deutschen Volk eine neue Einheit seiner staatlichen Ordnungen wiederzugeben. Die Männer und Frauen unse- res Volkes aber mahnen wir, ihren Gehorsam gegen die nun geschaffene staatliche Ordnung in jener Freiheit zu üben, die aus der persön- lichen Verantwortung vor Gott entspringt. „Schluß mit der Entnazifizierung“ Ein Antrag der FD im Bundestag Von unserem TP- Korrespondenten V. W. Bonn. Die Beendigung der Entnazi- fizierung mit sofortiger Wirkung beantragt die FDP-Fraktion des Bonner Bundestages. Der Antrag sieht vor, daß die Verfolgung von Verbrechen, die während der Nazi- Herrschaft begangen wurden, durch die ordentlichen Ge- richte erledigt werden soll. Die Einstufung in die Gruppen 3, 4 und 5, wie sie durch die Entnaziflzierungs-Behörden erfolgte, soll ge- genstandslos werden; die staatsbürgerliche Sleichberechtigung dieser Gruppen ist wieder herzustellen. Die in die Gruppen 1 und 2 eingestuften Personen, soweit sie Berufung eingelegt ha- sich darauf, daß inn die unmittelbare Nachbar- schaft zu Rußland und China zu einer Z 1 schenstellung zwingt, die sich nicht mit einer provokatorischen Hinwendung zu Ame- rika Vereinbaren läßt. Es ist der indischen Re- gierung bis jetzt gelungen, kommunistische N Wie sie vor allem im Hexenkessel Bengalen zuweilen aufflackern, mit Gewalt zu e Am Beispiel China hat man aber erkannt, daß die Krankheit weiter wu⸗ chern wird, wenn man nicht die Indier besser ernährt, besser kleidet, ihnen Wohnungen und Fabriken baut, wo sie arbeiten können und s für die Einflüsterungen der kommunistischen Heilslehren unempfindlich werden. Amerika und Europa werden sich bei den Gesprächen mit Pandit Nehru davon über- zeugen, daß Indien heute trotz oder gerade wegen seiner Not eine Macht ist, deren Schicksal mit die Zukunft der Welt beein- Nussen kann. F. B. ben, über die aber noch miehit entsctieden ist, sollen das Recht haben, ihr Verfahren durch ordentliche Gerichte abschließen zu lassen. Weiter ordert der Antrag, daß Fragen nach der politischen Vergangenheit— ausgenom- men nach der Gruppe 1 und 2— nicht mehr gestellt und Auskünfte hierüber von keiner Stelle mehr erteilt werden dürfen. Ein weiterer FDP-Antrag verlangt mit größ- ter Beschleunigung die Vorlage von Gesetzen, Welche die Rechts verhältnisse und die Ruhe- gehalts- Ansprüche aller Militär- Pensionäre und Hinterbliebenen nach dem Grundsatz staatsbürgerlicher Gleichberechtigung bundes- einheitlich regeln. Außerordentliche Beförde- rungen in der Zeit zwischen 1933 und 1945 sollen dabei überprüft werden. Schumacher wird deutlieh Scharfe Absage an linksoppositionelle Kreise Fran K Turt(TP). Eine lin Ks-OPpPpPOSi- bionelle Gruppe innerhalb der deutschen Sozialdemokraten, die„Sozialdemo- Krat e Aktion“, trat am Sonntag in Frank- furt zum erstenmal an die Öffentlichkeit. Sie Wirft der SPD Verbürgerlichung und Verspie- gerung vor und fordert ihre Mitglieder auf, sich wieder dem kämpferischen Sozialismus zuzuwenden. Der frühere Oberbürgermeister von Nürnberg Franz Ziegler teilte mit, daß die neue Gruppe versuchen will, die SpD zu reformieren und zu verjüngen. Sie verlange die Wiederaufnahme aller ausgeschlos— SPD-Mitglieder. Auch die Diffamierung Kommunisten müsse aufhören. Eine Versammlung trojanischer Esel“ nannte der SPD-Parteivorsitzende Pr. Kürt Schumacher am Montag in Bonn unserem dortigen TP- Berichterstatter gegenüber die neue Frankfurter Gruppe. Auf die Möglich- keit einer Spaltung der westdeutschen SPD, etwa nach dem Muster der ostzonalen SED, eingehend, erklärte Schumacher, daß ein solcher Vorgang diesseits des„Eisernen Vor- hanges“ unmöglich sei. Wörtlich sagte er: „Wir haben in unserer Partei kein trojani- sches Pferd; aber einen Verein trojanischer Esel gibt es, aus Elementen bestehend, die von uns längst ausgeschlossen worden sind“. Zwar seien die Untersuchungen noch im Gange, doch handele es sich bei den Inspira- toren der sogenannten„Sozialdemokratischen Aktion“ fraglos um Leute, die wegen kom- munistischer Umtriebe aus der SPD d Uus geschlossen worden seien. In den nächsten Tagen werde der SPD-Parteivor- stand eine offizielle Erklärung zu diesen Vor- gangen abgeben. Endgültiger Bruch mit Tito? Aufsehenerregende Erklärung General Konieffs Budapest(TP). Anläßlich eiger Unter- redung mit ungarischen Offizieren soll nach Mitteilung gut informierter Kreise der sow jetische Marschall Konieff erklärt haben, die Sowjetunion werde schon in aller- nächster Zeit die diplomatischen Be- z i S hungen zu Jugoslawien ab- brechen. 1 Fragen Von Gestern auf Heute angen Nachrichten über den 8 jerung der drei ehemali- 4(aaten Estland, Lettland und E51 tauen zu uns. Briefe, die den Weg nach Westen Fe n und Berichte von Flüchtlingen, denen es gelungen ist, das Land zu verlassen, sind die einzigen Quellen, die uns Tatsachen vom gegenw artigen Leben in diesem einst so n Gebiet Osteuropas vermitteln. samste und gleichzeitig auch radi- Kals ttel, um die in den Schoß der Sow- jetunion heimgekehrten Gebiete ideologisch zu sichern, ist und bleibt der von den Sow- jets immer wieder großzügig und rücksichts- los angewandte„Bevölkerungsaus- ba usch“, In Estland leben heute ungefähr 2 Millionen Menschen. Eine halbe Million da- von sind im Lande verbliebene Esten, der Rest setzt sich aus Russen, Ukrainern, Mon- golen und anderen Volksstämmen der Sowiet⸗ mion zusammen, die im Zuge dieses„Be- e e 8 und der„ideologischen gung des Landes“ zum großen Teil auch nicht freiwillig hierher gekommen sind. Mit einigen lokal bedingten Variationen geht die- ser Prozeß auch in den sogenannten lettischen 85 litauischen Sowjetrepubliken vor sich. Auch hier wurde der„Bevölkerungsaustausch“ schnellstes und sicherstes Mittel zur Sow- jerung des Landes durchgeführt. Nicht genug damit. Es wird in diesen Ge- bieten jetzt auch eine„Bevölkerungs- ver mischung“ angestrebt, die ein biolo- Zisches„Aufgehen“ der kleinen noch verblie- benen estnischen, lettischen und litauischen Volksgruppen im größeren Volksganzen zur Folge haben soll, wobei raffinjierterweise nack außen hin die Bevölkerung dem Namen nach drhalten bleibt. Frauen, deren Männer aus irgendwelchen Gründen außer Landes sind, werden einfach wieder verheiratet und zwar mit Männern der hierher verpflanzten Sow- ſet-Völker. Die alten Ehen werden für ungül- tig erklärt und der neue Ehemann nimmt den Namen der Frau an, er erscheint also im Standesamtsregister als Lette, Este oder Li- bauer. Diese Zwangsehen werden auch dei unverheirateten jungen Mädchen durch- geführt. Infolgedessen ist in diesen Gebieten eine wahre Heiratswut ausgebrochen, denn verständlicherweise suchen sich zahlreiche Frauen mit einem Landsmann zu verheiraten, um nicht eines Tages vor die Tatsache gestellt zu werden, einen Fremden beiraten zu müssen. Angesichts dieser Terrormethoden nimmt es nicht wunder, daß viele zur Verzweiflung getriebene Menschen das große Risiko einer, gefährlichen Flucht auf sich nehmen, um den Möühlsteinen der Sowjietisierung zu entgehen. Nur aus diesem Grunde ziehen es die DPS dieser Länder vor, weiterhin in Lagern der Bizone zu bleiben, wenn ihnen auch das Herz vor schmerzlicher Sehnsucht nach ihrer zer- marterten Heimat zerspringen mag. Dr. M. 9 1 ich g Fmtlassen und wieder verhaftet Iise Koch kommt vor deutsches Gericht Landsberg am Lech(TP). Use Koch, bekannt als die ehemalige Kommandeuse von Buchenwald, wurde am Montag aus der ame- rikanischen Haft entlassen. Der deutsche Oberstaatsanwalt Dr. Ihlkopf ließ sie unmit- telbar darauf wieder verhaften, da sie sich jetzt vor einem deutschen Gericht zu verant- Worten hat. Etwa 40 amerikanische Soldaten und polnische Wachleute waren bereitgestent, da man Demonstrationen von jüdischen Ver- schleppten befürchtete. Der Weitertra 1 nach dem Frauengefängnis Aichach wickelte sich jedoch ohne Zwischenfälle ab. Vor Anerkennung Berlins Als 12. Land der Bundesrepublik Bonn(TP). Der Berliner Oberbürgermei- ster Prof. Reuter und Frau Louise Schr&= der trafen am Montag in Bonn mit Bundes- kanzler Dr. Adenauer zusammen. An der Besprechung nahmen außerdem Wirtschafts- minister Professor Erhard, Finanzminister Dr. Schäffer und der Minister für gesamtdeutsche Jacob Kaiser teil. Professor Reuter trug dem Bundeskanzler erneut den Wunsch Berlins vor, als 12. Land in die Bundesrepu- lik aufgenommen zu werden. Wie aus Bonn weiter gemeldet wird, rech- net man damit, daß Berlin schon in den nächsten Tagen als 12. Eand der Bun- desrepubliłk de facto anerkannt wird. Die Bundesregierung wird ihre Entscheidung in dieser Frage voraussichtlich in einer den nächsten Plenarsitzungen des Bundestages be- Kanntgeben. Moch vor neuen Schwierigkeiten Keine Partei will Wirtschaftsministerium Paris(TP). Dem neuen französischen Au- genminister Jules Moch ist es noch nicht ge- lungen, sein Kabinett zusammenzustellen. Während noch am frühen Montagnachmittag davon geredet wurde, daß Moch sein Kabinett endgültig zusammengestellt habe, sind am Abend neue Sehwierigkeiten aufge- treten. Nach wie vor will keine Partei das Wirtschafts- und das Finanz ministerium über- nehmen. Aufstand in Albanien Hodschas Regime auf schwachen Füßen Von unserem TP- Korrespondenten A. Triest. Die italienische Nachrichten- agentur Astra veröffentlichte am Montagabend die sensationelle Meldung, daß in Albanien schon vor etwa zwei Wochen eine Revolte ausgebrochen sei, die sich einwandfrei gegen die sowjetische Uberfremdung des Landes richte. Wenn zu dieser aufsehenserregenden Mel- dung bis jetzt auch keine Einzelheiten in Er- fahrung zu bringen waren, so besagen die in den letzten Tagen hier einlaufenden Berichte aus Albanien doch übereinstimmend, daß das sowWjethörige Regime Hodschas weitgehend isoliert ist und sich nur noch mit brutaler Ge- Walt an der Macht halten kann. Nach vor- sichtigen Schätzungen verfügt der albanische Diktator noch über 10 bis 15 000 zuverlässige Kommunisten, 3000 Agenten und Funktionäre der Partei und einen Teil der auf 50 000 Mann gebrachten Armee, die gut verpflegt und gut besoldet wird. Die Mehrheit des albani- schen Volkes aber lehnt das kommunistische Diktatur-Regi entschieden ab. Schon vor ein paar gen berichteten zuzverlässige neu- trale Beobachter, die Lage in Albanien haba 51 zespitzt, daß der kleinste Anlaß ge- eine großangelegte Auf- Ads gung zu entfachen. Als Hauptzen- tren des Widerstandes gegen Enver Hodschs rden die Gebiete im Norden und Nordosten ndes bezeichnet, also das jugoslawisch- nische Grenzgebiet, ferner der Nordepi- den, der an Grieckenland angrenzt., Um * Dramatische Wendung zum Besseren“ Londoner Stimmen zum Kampfeinstellungs- Entschluß der griechischen Rebellen London(TP). Zu dem bereits gemeldeten Entschluß der griechischen Aufständischen, ihre„Operationen vorläufig einzustellen“, er- klärte am Montag ein Beamter des britischen uhenministeriums, daß damit nur ein tat- schlich bereits bestehender Zustand aner- zannt werde. Seit der schweren Niederlage der Kommunisten im Grammos-Gebirge sei Es ohnehin kaum noch zu Kampfhandlungen in Griechenland gekommen. Wie der britische Piplomat Weiter ausführte ist man in London der Ansicht, daß die Ge- Fahr eines Wiederauflebens der Kämpfe nur dann endgültig behoben Werden kann, wenn Garantien dafür Vorliegen, daß die nördlichen Nachbarn Griechenlands sich jeder Einmi- Schung enthalten. Uber diese Frage finden Bekanntlich in den Vereinten Nationen zur Zeit Verhandlungen statt. Zu der Erklärung der griechischen Rebellen nahmen am Montag die beiden liberalen Lon- dener Blätter„News Chronicle“ und„Man- chester Guardian“ Stellung. Während„News Chronicle“ eine überraschend optimistische Haltung an den Tag legt, beurteilt der„Man- chester Guardian“ die Lage in Griechenland Wesentlich vorsichtiger. In dem Leitartikel des C hTO= Kiels beißt es u. a.:„In Situation in Griechenland ist eine dramatische Wen- dung zum Besseren eingetreten. Die Bekanntgabe, daß die kommunistischen-Auf⸗ ständischen ihre Operationen vorerst einstel- len werden, kommt einer Kapitulation sd nahe wie nur irgend möglich. Was auch immer die Gründe sind, die die Aufständischen zur Bekanntgabe dieser Erklärung bewogen haben, die Tatsache bleibt bestehen, daß das griechi- sche Volk jetzt wieder einmal die Chance er- Hält, Ordnung im Lande zu schaffen“. Der„Manchester Guardian“ meint, es sei unwahrscheinlich, daß die Bekanntgabe der Aufständischen erfolgt wäre, wenn sie nicht mit der russischen Politik überein- stimmte.„Bisher haben die Russen“, so fährt das Blatt fort, in der griechischen Frage nur langsam und widerwillig nachgegeben. Ob sie zu weiteren und zwar erheblicheren Zu- getändnissen bereit sind. ist zweifelhaft. Aber jedenfalls scheint es, als ob die Zeit 2 Verhandlungen gekommen sei. Es ist Auf- gabe der UN-Vermittlungskommission, eine Basis für ein Abkommen zu finden, so be- grenzt es auch sein mag.“ „News der Erbitterte Schlacht um Amoy Kommunisten bedrohen Formosa— Tschiang- kaischeks letzte Bastion in Gefahr g kong(IP). Nordöstlich der briti- 1 weitere Verbände Mao-Tse- effen, ist um die Hafenstadt Amoy ftigsten Schlachten des chi- irg ges entbrannt. Beim Ver- aus dem Hafen der unter schärfstem eriefeuer der angreifenden Kommunisten Stadt auszulaufen, wurde ein brit hiff von einer Granate getroffen. Drei (hinesen kamen dabei ums Leben. mo y Gordcehinesisch: Hia-men) liegt in de Hrovinz Fukien und ist eine bedeutende Hall Asstadt mit etwa 234 000 Einwohnern, außerdem Sitz einer chinesischen Universität. Der Ausgang dieser Schlacht ist für den weiteren Verlauf des chinesischen Bürger- Krieges von umso größerer Bedeutung, als von aus die nationalchinesischen Truppen auf die gegenüberliegende Insel For mos a einen der letzten Stützpunkte des national chinesischen Regimes— evakuiert wurden. Wie soeben noch bekannt wird, ist auf For- mosa der amerikanische Senator Smit h ein- getroffen, um mit Generalissimus Tschiang- kaischek Besprechungen zu führen. FOr mos a, die zweihundert Kilometer vom Festland zwischen Hongkong und Schanghai gelegene Insel von der Größe Hollands ist in den vergangenen Wochen zur letzten Bastion der geschlagenen national- chinesischen Trup- ben ausgebaut worden. Diese Tatsache ist von Weittragender Bedeutung, und zwar nicht nur für die kriegführenden Parteien in China, sondern für alle an den Vorgängen im Fer- hen Osten interessierten Mächte. Formosa steht zu sehr im Schnittpunkt der sich kreu- zenden Linien der großen Politik, als daß es sich selbst überlassen bleiben könnte. Nach dem chinesisch- japanischen Kriege Wurde die Insel 1895 von Japan erworben, nach dessen Niederlage die Alliierten im Jahre 1945 Formosa an China zurückgaben. Für die Bevölkerung, die wohl chinesisch ist, aber im Laufe der Jahrhunderte selb- Ständige Züge entwickelt hat und politische Selbständigkeit anstrebt, war die neue Herr- schaft eine zweifelhafte Sache. Wohl wurde ihr von Pschiangkaischek eine beschränkte Eigenverwaltung zugebilligt, doch der Statt- halter, General Tschen vi, kümmerte sich nicht um die Abmachungen und unterdrückte rigoros alle Selbständigkeitsbestrebungen. So lieg er 5000 For mosaner als politische Gegner Chinas hinrichten. Abgesehen von bereichterte er sich maßlos. Die Ein- ner Formosas wissen in der Tat nicht, em sie sich bekennen sollen: Zu Tschiang- Kaischek, zu Mao-Tse-Tung oder zu Japan. Die Lage wird noch verworrener durch den Umstand, daß in letzter Zeit die Möglichkeit eines amerikanischen Protektorats über Formosa oder eine Treuhänderschaft der UNO diskutiert wurde. Nach dem Rückzug vom Festland glaubte sich die nationalchinesische Regierung auf Formosa sicher fühlen zu können. Der größte Teil der Luftwaffe und die Flotte wurde be- reits auf Stützpunkte der Insel verteilt. 2 bisher von Amoy aus 1 fast täglich Truppen nicht zu zweifeln ist— Amoy in die Kommunisten fallen wird, verliert rmosa den direkten Nachschubweg. Das Wäre für Tschiangkaischek ein schwerer Schlag, wenn er die Insel wirklich nur als letzten Zufluchtsort in seine Pläne einbezogen hätte. Der Generalissimus Nationalchinas denkt aber weiter. Er weiß sehr genau, daß die Insel Formosa ein natürliches Bindeglied zwischen den amerikanischen Stützpunkten auf den Philippinen und Japan ist. Ihr Ver- lust. an die Kommunisten würde zweifellos einen Einbruch in die vorgeschobene Verteidi- gungslinie der USA im Fernen Osten bedeu- ten und der roten Hochflut freie Bahn geben. Tschlangkaischek hat daher— sicher in der stillen Hoffnung, doch noch eine Unterstüt- zung durch die USA erreichen zu können— vor kurzem der amerikanischen Regierung den Vorschlag unterbreitet, Formosa für 1½ Milliarden Dollar zu kaufen. Außerdem soll er der UNO die Treuhänderschaft über die Insel angetragen haben. VOM TAGE Dreimächte- Besprechungen über deutschen Schiffsbau. In London wird mit einer baldigen Wiederaufnahme der Dreimächte-Besprechun- gen über den deutschen Schiffsbau gerechnet. Der Bremer Senatspräsident Kaisen erklärte dazu, er glaube, daß nun auch Großbritannien bereit sei, die im Washingtoner Abkommen vorgesehenen Erleichterungen für die deutsche Schiffahrt zu verwirklichen.(TP) Der Prozeß gegen von Manstein. Im Man- stein-Prozeß erklärte der deutsche Verteidi- ger, Dr. Laternser, er wolle beweisen, daß auch die Sowjetunion, Großbritannien und andere Länder Kriegsgefangene zu verbotenen Arbeiten, wWie z. B. zum Minenräumen, einge- setzt hätten.(TP) Aus Rußland heimgekehrt. Im Durchgangs- lager Hof Moschendorf trafen 646 Ruhland- Heimkehrer ein, unter denen sich 36 Frauen befinden. 175 Männer und 4 Frauen gehen nach Württemberg-Baden. Die Heimkehrer kommen größtenteils aus Lagern bei Kara- ganda, Motewyka, Stalino und Krasnolutsch. (TP) „Oh alte Burschenherrlichkeit. Uber 600 ehemalige Burschenschaftler beschlossen den im Jahre 1933 aufgelösten Verband der alten Burschenschaft neu zu gründen, sobald die Rechtsgrundlagen mit den deutschen und alli- jerten Stellen geklärt sind.(TP) Mac-Tse-Tung beglückwünscht Pieck und Grote Mao-Tse-Tung, der Ministerprä- sident d kommunistischen Chinas, sandte der ostdeutschen Regierung seine Glückwün- sche zur Bildung der„Deutschen Demokrati- schen R 8(TP) Ohurchill beraten Verteidigungs- 1 britische Premierminister Attlee und Winston Churchill werden demnächst zu- sammenkommen, um Verteidigungsprobleme zu besprechen. Es handelt sich um die ersten Verhandlungen zwischen Regierung und Op- Position seit Bekanntgabe der Atomexplosion in Sowietrußland.(TP) ington antwortet Moskau. Das ameri- me Außenrhinisterium wies am Montag seiner Antwort auf die Sowjetnote zur Bil- g der westdeutschen Regierung die Be- uptungen Moskaus zurück, die Westmächte alten Deutschland in einen Exerzierplatz und Europa in ein Unruhezentrum verwandelt.(TP) 4145 Attlee fragen, Der „Säuberung“ auch im Sport Prag entdeckt einen„Super- Hennecke“ Prag(TP), Die Säuberungsaktion in der Tschechoslowakei greift jetzt auch auf die Sportverbände über. Aus der tschechoslo- Wakischen Eishokey mannschaft sind drei Spie- ler als„demoralisierende Elemente“ ausge- schlossen worden. Anscheinend befürchtet das kommunistische Regime, daß ein Teil der Sportler von internationalen Wettkämpfen Uicht in die Tschechoslowakei zurückkehrt. Dafür hat man einen neuen Arbeiteraktivi- sten entdeckt. In einer Schuhfabrik in Gott- Waldo soll der Arbeiter Jan Nemetz in seiner normalen Arbeitszeit 9300% mehr als die normale Produktionsquote erreicht haben. Dies bedeutet, dag Nemetz die Arbeit von 100 Tagen in einem einzigen Tag verrichtet hat! Eine Prager Zeitung schreibt dazu, Ne- habe seine Leistung vor den Augen von Sglerungsvertretern, der Gewerkschaften und der gesamten Belegschaft vollbracht. U e 7 * Selbstmordfälle in der Pfalz im 16. Jahrhundert Auch in früheren Jahrhunderten gab es Leute, die lebensüberdrüſſig warn und ſich in dem Glauben, das Leben nicht weiter er⸗ tragen zu können, Selbſtmord begingen. So ſind im Generallandesarchiv in Karlsruhe Akten erhalten über Selbſtmorde aus den Johren 15421583, die aber auch noch ſolche Fälle umfaſſen, die bise twa 1520 zurücklie⸗ gen. Es handelt ſich um„Ampt Mosbach, Boxſperg und Brettheim“. Allgemein wurde der Selbſtmord als eine ſchwere Verſündi⸗ gung angeſehen und ſchwer geahndet. Die Kirche verweigerte ſolchen Perſonen das Be⸗ gräbnis an geweihter Stätte, während die weltliche Obrigkeit zur Vermögenskonfiskatioh ſchitt. Dieſes Recht übte auch die Kurpfalz auf Grund eines kaiſerlichen Privilegs aus So bilden dieſe Akten rechts⸗ und kulturge⸗ ſchichtlich manches Bemerkenwerte, und gehen weit über eine ſtatiſtiſche Bedeutung hinauz Die Akten führen im ganzen 43 ſolcher Fäll⸗ im Zeitraum von faſt 60 Jahren an; Selbſt⸗ entleibung war alſo ſelten und erſtreckte ſich faſt ausſchließlich auf bäuerliche und klein⸗ bürgerliche Kreiſe. Zwei Adlige bildeten hier eine Ausnahme, die 1561 durch Selbſtmord endeten. Meiſtens endeten dieſe durch den Strick; Vergiftungen kamen in dieſer Zeit nicht vor. Die rechtliche Behandlung hing we⸗ ſentlich von den Beweggründen zu dieſer Tat ab. Erfolgte die Tat aus„blödigkeit dez haupts“, Geiſtesverwirrung und Melancholie, ſo wurde das Vermögen nicht eingezogen. Nur hie und da wurde zur Abſchreckng ande⸗ rer laut Erlaß vom 31. Mai 1600 ein Ge⸗ ringes vom Nachlaß beſchlagnahmt. Das gleſ⸗ che erfolgte, wenn ſchwere, ſchmerzhafte kör⸗ perliche Leiden den Unglücklichen in den Tod trieben. Befanden ſich die Hinterbliebenen in dürftigen Verhältniſſen, ſo ließ man Mil⸗ de walten und verzichtete a uf die Konfiska⸗ tion oder nahm nur ſoviel, wie diesheerdi⸗ gung uſw. erforderte. Bei zweifelloſer Gei⸗ ſteskrankheit durfte die Beiſetzung auf dem Friedhofe erfolgen. Verſchtedentlich finden wir aber auch recht eigentümliche Bräuche. So wurde 1573 Kaſp, Leutenſchlager, Gemeinsmann zu Burckheim, der ſich erhängt hatte,„als der erden ohn⸗ würdig“ auf freiem Felde verbrannt. So der fuhr man 1550 zu Hexberg in der Mosbacher Cent mit der Leiche eines Krämers, der ſei⸗ nen„Kram“ verſpielt und ſich ebenfalls er hängt hatte: ſie wurde im Elbuck in Gegen wart von verſchiedenen Amtsperſonen und 20 Bauern durch den Waſenmeiſter verbrannt, Nach einer anderen Sitte übergab man den Körper dem Wafſer, indem man ihn in ein Faß ſteckte und dieſes nach dem Rhein fuhr Solche Fälle melden die Akten aus Sinsheim Heidelsheim, Gochsheim und Diedelsheim. Zu Steinsfurt erbat die Familie eines Selbſt niorders die Vergünſtigung, die Verbren⸗ nung durch den Nachrichter zu unterlaſſen und die Lilche nach dem Rhein ſchaffen zu loſſen. Dieſe Bräuche reſultieren wohl daraus, diß man allgemein der Anſicht war, daß der Leib eines ſich ſelbſt Richtenden nicht in der Erde ruhen dürfe,„der erden ohnwürdig ſeil, wie es in dem Fall von Burckheim hieß, und dem Feuer oder Waſſer zu übergeben ſei Den Rhein anſtatt des nahen Neckars wählte man wohl wegen der größeren Waſſermaſſen und der ſtarken Strömung. Schärfer als ſonſt ging die Regierung in einem Falle vor, der in eigenartiger Weiſe für die Heidelberger Hochſchule von Bedey tung wurde, und ſich in Eberbach am Merit zutrug. Nach kurzer Krankhit entleibte ſich im April 1580 der Sohn eines Ratsver wandten Dieſer war in erſter Ehe mit der Tochter eines Ratsmitgliedes vermählt und hatte nach deren Tod zum zweitenmale gehei⸗ ratet. Die Leiche wurde beim Halsgericht bei⸗ geſetzt, das Vermögen ſollte dem Staat an⸗ heimfallen. Auf Bitten des Ratsmitgliede begnügte ſich der Kurfürſt mit 600 Gulden und gab das übrige Vermögen frei. Dieſe 600 Gulden wurden nun zu Stipendien für die Heidelberger laß, daß aus dem Kapital zwei Stipendien für das Dioniſyanum verwendet werden ſoll⸗ ten. Die Zinſen ſollten zwei Mitglieder aus der Sippe des Verſtorbenen, die des Studi⸗ ums würdig und tauglich wären, oder, falls ſolche nicht vorhanden, zwei andere Eberba cher Bürgerſöhne erhalten. Nach dieſem Erlaß wurde auch gehandelt, die erſten Bedachten waren Verwandte des Verſtorbenen. Die Muller vom Aynelhof Roman von Margarete Neidl (Renate Halden) Aged rechksſchig Verlag Aug. Schwingenſtein, München. Nachdruck verboten Ich ſuche für einen Film ein Kind, das ein Liedchen zu ſingen hätte. Ich kann Ihnen nicht verſprechen, ob die n e e der Kleinen befriedigend ausfallen ereit, mit der Kleinen zu einer Probe 21. Fortſetzung wird Wären Sie zu kommen?“ Erwartungsvoll blickte Maria von einem zum andern. Der Vatec ſagte bedächtig:„Sie verzeihen mir, wenn ich nicht ſofort zuſage. Ich fürchte, wenn ſie die Probe nicht beſteht ihr dieſe Enttäuſchung weh tun könnte.“ „Sie denken etwas ſehr weit“, ſagte Profeſſor Burg⸗ teil! Sie freute ſich au willkommene Aushilfe und vielleicht könnteſt Du im Som⸗ mer einmal ein die Berge gehen, was für Dich Jo notwendig wäre Auf Eliſabeth iſt jetzt kaum mehr zu zählen. Es iſt auch verſtändlich wegen ihrer nahen Hochzeit; ſte hat ſoviel Gutes für uns getan wie keiner unſerer Verwandten. Wenn Maria wirklich in dem Film ein Liedchen ſingt, ich glaube kaum, daß das ſchon auf ihren weiteren Lebensweg einen großen Einfluß haben ſollte.“ 5 8 „Alſo mit einem Wort, Du biſt für die Annahme“ „Ja“, sagte Frau Fritzi offen begeiſtert,„ich bin dafür, die Gelegenheit zu erfaſſen, möglicherweiſe tut es uns ſpä⸗ ter leid, ſie verſäumt zu haben.“ a 8 „Vielleicht haſt Du recht“, ſagte Rudolf Seinfels,„wir werden es verſuchen, es iſt immerhin eine Zukunftsmöglich⸗ keit für euch, und ich weiß ja nicht, wie alt ich werde.“ „Um Gotteswillen, Rudolf, keine ſo trüben Gedanken, heuer biſt Du viel gefünder als voriges Jahr, und wenn es uns gelingen sollte, daß Du in die Berge kommſt, wird ſich Dein Leiden vielleicht noch mehr beſſern.“ 5 „Nicht traurig ſein, Mutti“, ſagte Maria,„Vater wird gewiß wieder ganz geſund werden, und morgen gehe ich ſingen. Ich freue mich ſchon ſehr darauf.“. Rudolf zog das Kind auf ſeine Kniee und küßte es herz⸗ haft ab Das war die echte Anbefangenheit der Kindheit. Keine Spur von 2 05 oder Aufregung, nein, im Gegen⸗ die Abwechflung. Sie beſchloſſen einen kleinen Spaziergang zum Fani⸗ teum. Es war ein Lieblingsweg Rudolfs. Die Gegend war einſam und lieblich. Wie ſtaunten ſie aber, als nuf der 8 55 Wieſe davor Autos mit 0 ſtanden! dürfte jedoch gerade der Schluß ſein, denn es wurde ſchon eingepackt. Maria klatſchte vergnügt in die Hände und fragte ſo⸗ fort, ob bei ihr auch ſo ein Auto käme, ſie abzuholen. Da mußten die Eltern herzlich lachen und gingen nun näher zu den Wagen hin, um Maria die 1 5 zu machen, alles mit eigenen Augen zu ſehen. Zufälli feſſor Burghard. Er erkannte ſie ſofort un 7 teilte ihm mit, daß ſie ſich zum Probeſingen entſchloſſen hätten. Zeit und Ort wurden Perſonenwagen die kleine Maria eingeladen, ein Stückchen mitzufahren. Die Eltern geſtatteten es und ſie wurde beim Haus abgeſetzt. Frau Fritzi war mitgefahren, Rudolf lang zam und gedankenvoll nachgegangen. ö War es Zufall? War es Vorsehung? War es Beſtim⸗ mung? Wie oft hatte er darüber nachgegrübelt. Wieviel ſofort feſtgeſetzt und im Filmentwürfe hatte er gemacht— für die Schreibtiſchlade, dachte. Es er Aufnahmen geweſen * ar un ſie auch Pro⸗ of ort und Frau Fritzi Er war ja gar nicht einverſtanden, daß Maria in das Filmatelier ging, aber hatte er anderſeits ein Recht, dem 5 Kinnde dieſe Chance für einen ſpäteren Aufſtieg zu ver⸗ wehren? Was konnte er dem Kinde bieten? Ein höchſt ein⸗ faches Heim, und da ſeine Geſundheit nicht die beſte war, nicht einmal eine ſichere Zukunft. Er hatte es deutlich ge⸗ ſehen, wie ſehr Fritzi ſchon über die Gelegenheit erfreut war, einmal der Enge ihres Haushalts zu entrinnen. Er liebte die Einſamkeit, aber er hatte ſeine Dichtkunſt, die vielen Ideen, mit denen er ſich beſchäftigte, aber Fritzt hatte nur den Haushalt kam ſie in Geſellſchaft, in ein Theater, oder nur in ein Kino, und ſie war doch ſchließlich noch jung. Merkwürdig, daß ihm das e ſo zum Bewußtſein kam!— Am folgenden Sie richtete für ſich und Maria alles zum f dann machte ſie das Frühſtück. Maria war ſchon früh au den Beinen und ihr Plappermäulchen ging unentwegt. Stets verſuchte ſie die beiden Lieder zu ſingen, bis der Vater endlich mahnte, ſie könne ſie dort vor den Herren ſtünde. „Frau Fritzi wagte beſcheiden die mitgehen werde, dieſer aber lehnte ſofort ab. 5 „Ich glaube, daß Du mich nicht brauchen kannſt“, ſagte er lächelnd,„ich werde Dich zu Hauſe erwarten und wünſche Dir, daß alles nach Deinem Sinn ausgeht.“ 5 Ein Kind ſang ein Lied, der richtige Mann hörte es und man die Fäden waren geſponnen So war das Leben. Stets unberechenbar und immer kam es anders als . Und zu oft die Sorgen. Nie zeitlich auf. orgen ſtand Frau Fritzi Spee her, ruhig damit warten, bis Frage, ob Rudolf nicht Fortſetzung fo Univerſität beſtimmt. In Oktober 1580 verfügte ein kurfürſtlicher Er * .. nnn o