8 * Nr. 53 Neckar-Bote(2. Blatt) Samstag, den 31. Dezember 1949 1949 Ins neue Jahr 1950 Ein Wunder von heute Aber niemand vermochte es zu ſehen „Ist sie wieder da?“ fragte der Kellner den Bahnhofswirt. „Da steht sie“, sagte der mürrisch. Er stand dick und in einer Wollweste hinter dem Schanktisch. Der Kellner hatte sein volles Tablett mit Schwung über den Blechtisch geschoben. Er Blickte die Frau an, die etwas seitwärts an der Theke stand und mit ganz vorsichtigen Fingern eine Kaffeetasse Bielt. Der Kellner blickte sie ausdruckslos an. Er hatte ein mageres Gesicht und sah nicht ge- sund aus Sein Kopf war eckig und die krau- sen grauen Haare bildeten einen wulstigen Busch über der bleichen Stirn. Er schüttelte langsam den Kopf und wandte sich wieder dem Wirt zu.„Komisch“, sagte er,„diese Frau ist komisch“. Mehr sagte er nicht, und vielleicht meinte er anch gar nicht, Was er sagte. Der Wirt lächelte. Die Frau setzte die Tasse nieder. „Wann kommt der Zug?“ wollte sie WIsses. „Ein Uhr zwanzig“, sagte der Wirt,„heute kommt er um ein Uhr zwanzig“. N Er wischte mit seinem Lappen über die platte des Schanktisches. Es roch nach Bier und nach Brühwurst. Der Wind fegte etwas dünnen Schnee in den grogen Raum und der Boden war mit schmutzigen Lachen bedeckt. Die Frau wandte sich um und ging auf Sie machte vorsichtige den Ausgang au. ö langsam, aber schrecklich Schritte und ging beharrlich. Der Wirt sah ihr nach und der Kellner schob müde eine Ladung Teller auf den Tisch und sagte:„Nie. Daraus wird nie Was.“ Die Frau war schon fast verschwunden. Der Eis- wind blähte ihren dünnen schwarzen Mantel. „Einfach nie“, murmelte der Kellner. 1. Der Mann an der Sperre knipste die Bahn- sreigkarte der Frau.„Wieder da?“ Sagte er. „„a, murmelte die Frau eilfertig, ,um ein Imr zwanzig kommt ein Zug“. „Ja, ein Uhr zwanzig“, sagte der Mann an der Sperre,„bleiben Sie doch noch hier unten, oben z eht es zu sehr.“? „Wies“ fragte sie abwesend. Sie ging weiter and der Beamte sah sie die Treppe hinauf- steigen, eine kleine, schwarze Frau im Eis- Staub, der von oben heruntergefegt wurde und im Licht der Tunnellaternen zu einer einzigen wirbelnden, weißen Wolke wurde. Der Beamte stieß mit seinem Ellbogen Sei- ben Nachbarn an. „Sie ist wieder da.“ Der andere hatte es gesehen. Er blickte Steemm aus seinem aufgeschlagenen Kragen. r zuckte mit den Schultern. Die Frau War 1 hm egal. Ihm war überhaupt alles egal. * Die Frau stand auf dem Bahnsteig. Der War ziemlich leer und gestreift von nassem Schnee. Die Bogenlampen schaukelten. Man sah ein Paar dünne Lichter von Stellwerken und Sig- malen. 0 „Da ist sie Wieder“, sagte der Mann in sei- nem Häuschen und setzte die rote Mütze auf. Er schüttelte den Kopf.„Ich kann's nicht sehen, wenn sie dasteht. Es macht mich när- denn „Wieso denn?“ sagte ein anderer und kaute nan einem Stück Brot, 0 — „Wieso?“ rief der Vorsteher,„du hast ein Gemüt wie ein Hund. Es macht mich einfach närrisch, wenn ich sehe, wie diese Frau War- tet. Völlig umsonst. Der kommt nicht. Auf gut Glück kommt niemand. Sie ist einfach verrückt.“ f Der andere kaute und trank schwarzen Kaf- fee aus einer Blechkanne. Er kaute und sah auf den Bahnsteig. i Der Vorsteher sagte schließlich:„Naja. Es tut ihr vielleicht wohl. Aber sehen kann ich es nicht, wenn sie ihr Bildchen aus der Tasche nimmt und es hochhält mit einem Gesicht, sage ich dir, mit einem Gesicht, nee, ich kann's nicht sehen.“ Und kast etwas staunend setzte er hinzu: „Und es wird auch nichts daraus.“ Der andere kaute und sagte:„Vielleicht weil es der letzte Transport dieses Jahres ist.“ Er meinte es nicht ernst. Er meinte eigent- lich gar nichts dabei. Er sagte es nur so da- hin. Es war wie ein Hohn, der gleich ver- sickerte, wie der Schnee draußen. *„ Die Frau stand fast regungslos. Es Waren noch mehr Leute auf dem Bahnsteig, aber alle bewegten sich. Viele hatten Telegramme in der Tasche, Karten und Briefe. Sie wußten, daß ihre Leute kamen. g 7 Nur die Frau stand ganz still. Der Schein der schaukelnden Lampe unter der rußigen Decke strich fortwährend sanft über sie hin. Ihr eigener Schatten pendelte, so wie sich vielleicht ihr Herz bewegte. Es sprach jemand sie an.„Warten Sie auch auf einen Heim- Kehrer?“ „Ja“, sagte die Frau eilig und klappte so- gleich ihre Handtasche auf und entnahm ihr ein Bild. „Ich weiß nicht, wann er kommt“, sagte sie, aber sie sagte es, als müsse er jeden Tag kommen. Die Mann hörte ihr höflich zu, aber er dachte: Sie steht hier ganz unnütz. Sowas gibt's nicht. Das wär' wie ein Wunder. Und Wunder? Du liebe Zeit! 0 Um ein Uhr zwanzig kam der Zug und die Frau bewegte sich. Sie hielt ihr Bild hoch und sagte nichts, aber alles an ihr war schreck- lich gespannt. Und ganz zum Schluß kam ein Mann lang- sam. Er blieb stehen und die Hand der Frau mit dem Bild fiel schlaff herunter. Ganz leise sagte der Mann:„Du, Mutter?“ Es war gar nichts Sensationelles. Ein Mann hielt eine Frau umschlungen. Es flel gar nicht auf. Es waren nur ein paar schluchzende Töne hörbar. Und das Licht der Lampe kreiste immer noch und die Schatten schwankten wild hin und her und Eis trieb in Schwaden durch den Lichtkegel. Der Mann mit der roten Mütze starrte durch die Scheibe seines Häuschens:„Ver- dammt, er ist gekommen. Ich bin fertig, Mensch, er ist gekommen.“ Und der Beamte an der Sperre stieß seinen Nachbarn an:„Sie hat ihn mitgebracht.“ Er stieß seinen Atem weg.„‚Dreißigmal war sie bestimmt hier und jetzt hat sie ihn mitge- bracht.“. Doch der Nachbar antwortete nicht. Ihm war alles egal. Er war einfach zu kalt, um dabei etwas zu finden. 8 Nur der Kellner starrte blaß zur Tür, wischte sich über die Stirn und sagte:„Das ist wien Wunder, verdammt nochmal.“ Und er sab staunend hinüber. Aber er War 2zu müde, um länger etwas dabei zu finden. Es war spät und der Raum roch nach Bier und nach Brühwurst. Herbert Reinecker EIN FROM MER WUNSCH Die Vierz'ger-Jahre gehn zu Ende, Die zweite Hälfte des Jahrhunderts steigt herauf— Daß sich doch damit unser Ich wünscht es heiß und trink ein Glas darauf. 5 „Ein guot Los zum Bessern wendel Pat ſelig Jor“ Die Neujahrskarte von einst— Eisen- und Porzellankarten Millionen von Neujahrskarten tragen an je- dem Jahresanfang astronomische Zahlen von Glückwünschen über die Erde. Doch so, wie die Zeiten wechselten, so wandelten sich auch die Neujahrskarten. Aus der ursprünglich mündlichen Form des Glückwünschens wech- selten die Wünsche in die geschriebenen und schließlich mit der Erfindung der Buchdruk- kerkunst auch in die gedruckte Form bin- über, und erst von da ab kam die eigentliche Neujahrskarte auf,. Die älteste dieser gedruck- ten Karten stammt aus dem Jahre 1466 und zeigt auf einem kunstvoll gezeichneten Schrift- band den Spruch:„Ein guot selig Jor!“ Der Meister, der sie gezeichnet hat, ist übrigens heute noch unbekannt. Weil aber nun diese hübsche Karte sehr gefiel und weite Verbrei- tung fand, so wurde das„guot selig Jor“ zur allgemeinen Formel, die man, wenn auch manchmal etwas abgeändert, besonders in Ka- lendern von damals häufig findet. Sogar ein . ganz trockener Gerichtskalender aus dem Jahr 1660 enthält den Wunsch für ein glück- hafft new Jar“. 73 128 5 Dabei blieb es aber zunächst, denn das ge- genseitige Verschicken von Neujahrskarten war damals doch noch eine Ausnahme. Ebenso wie die plak tgroßen Neujahrswünsche, die man als Wandschmuck ins Zimmer hängte und die eine ziemlich kostspielige Sache waren. Mit dem Vordringen des Barockstils verlor sich die ursprünglich so einfache Art der Neujahrs- Karte ins Schwulstige und Uberladene, ob- Wohl sie jetzt schon häufiger auftauchte. Allerhand Kuriositäten gab es auch schon; Karten aus Porzellan von den Porzellan- manufakturen in Berlin und Meißen und in Berlin sogar fein aus Eisen gegossene Karten. Später kam es abermals zu einem Wandel. Man lieg die Schmuckkarte weg und fand es vornehmer, seine Wünsche nur auf eine Visi- tenkarte zu schreiben und zu versenden. Bis endlich die Ansichtskarte durch die Welt machte. Als einzigartiges Kuriosum einer Glück- Wwunschkarte soll-Der auch die„Karte“ nicht vergessen werder, ie zu Ende des vorigen Jahrhunderts auf Befehl des Gaekwar von Baroda, eines der reichsten Radschahs angefer- tigt wurde, und die als die kostbarste Glück⸗ wunschkarte aller Zeiten gilt. Nicht weniger als 40 Elefanten sollen getötet worden sein, bis das geeignete, vollkommen fehlerfreie Stück Elfenbein gefunden wurde, aus den, sie hergestellt ist. Vier Leute arbeiteten gt als sechs Monate daran, um 10 C0 Sg sαιο enn aus dem Leben Buddhas in die Karte mazuschnei- den, Außer den übrigen kostbaren Verzierun- gen wurden noch 44 Diamanten von großer Schönheit und Größe auf dem Elfenbein angebracht. Der Wert der Glückwunschkarte wurde auf mehr als eine Million Mark ge- schätzt. Der Gaekwar wollte sie der Königin von England zur Jahrhundertwende überrei- chen. Es kam aber nicht dazu, denn der Gaek- War wurde leider vorher— abgesetzt. Wir freilich machen es anders herum und wünschen einander, was sich nur wünschen läßt, auch ohne Elefanten. Wer aber seinem Nächsten ein gutes Jahr wünscht, der mag sich auch des kernigen Neujahrswunsches erin- nern, den Goethe einmal schrieb: „Zum Neuen Jahre Glück und Heil! Auf jede Wunde eine Salbe! Auf groben Klotz ein grober Keil! Auf jeden Schelmen anderthalbe!“ ihren Siegeszug Herr, Dir in die Hände ſei alles gelegt! Rudolf Alexander Sehröder: Nun läuft zu End das alte Jahr; und ward ein neues doch fürwahr. So geht dein altes Leben fort, und wird doch neu durch Gottes Wort. Ich werd auch fertig, klagt die Zeit: du bist es, spricht die Fwigkeit. Heinrich Seidel: Der das Heil der Welt in den Händen hält, segnet uns mit jun- gem Hoffnungsschein. Friedrich Christian Oetinger: Es ist weiter nichts nötig, als daß ich mit verbundenen Augen mich von Gott führen lasse. 5 Walter Goes: Auch ein Christ weiß micht, was kommt; aber er weiß, woher es kommt. Walter Goes: Das kann uns ein Prost sein, wohin wir auch gehen auf unseres De- bens Wanderung: Gott geht mit. Walter Goes: Besinne dich nicht so sehr darüber, wie du erreichst, was du willst, als darüber, daß Gott mit dir das erreicht, was er Will. 0 Hermann Bezzel: Nimm der einzel- nen Minute wahr, verschwende nicht die flüchtige Stunde, nütze aus den schnell da- hingehenden Tag und sei mit deiner Zeit treu im Haushalten. Conrad Ferdinand Meyer:;. Ich schaue nicht nach alter Zeiten Glück. Ich breche durch und sehe nicht zurück. Eduard Mörike: 5 Du, Vater, Du rate! Lenke Du und wende! Herr, Dir in die Hände sei Anfang und Ende, sei alles gelegt! Sildeſterſpuß im Glockenſtuhl Auch eine Kriegserinnerung Auch wenn er hätte reden dürfen, Wäre der eherne Glockenmund der Kirchtürme vom Kaukasus bis zum Stlantik verstummt ange- Sichts des lähmenden Entsetzens, des sinn- losen Hinmordens und der zerstampften Erde Sanzer Länder, durch die der grinsende To- deszug der apokelyptischen Reiter seinen Weg nahm. Irgendwo auf diesem weiten Trümmerfeld war es jedoch meinem abgelö- Leier zal sten Regiment beschieden, die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr in einer halbwegs heil gebliebenen Ortschaft für eine kurze Atempause zu verbringen. Um es uns Wohl sein zu lassen brauchten wir also nicht erst Hütten zu bauen, und da auch mit der Heran- schaffung alles irgendwie Trinkbaren nicht geknausert worden War, durften Mannschaf- ten wWẽäie Okfiziere einem keuchtfröhlichen Ver- lauf der Silvesterngeht seelenruhig entgegen- Sehen,„ 3. Uperflüssig zu sagen, daß es an diesem Abend auch in unserer Kasinorunde ziemlich hoch berging zund desto höher, je mehr der e N tternacht sing. Bis einer der Herren die Bemerkung machts er sehe nicht ein, worum denn nach guter alter Sitte nicht die Neujahrsglocken geläutet werden sollten. Js, Warum auch nicht, echote es belfällig in der Runde. Für mich, der ch als Ortskom- maridant eingesetzt war, hieß es nun, das Er- Ich selbst hatte mir die große Glocke, leicht an der Dicke der Taue zu erkennen, ausge- sucht. Mit ganzer Muskelkraft und voller In- brunst gaben wir uns der hehren Aufgabe hin, und mit Genugtuung stellten wir fest, Wie sich die Glocken hörbar ächzend an ihren schweren Tragebalken bewegten. Da— Was war das? Mein Glockenstrang fühlte sich beim Niederziehen plötzlich wie gewichtslos an, während gleichzeitig vom Glockenstub her ein dumpfes Rumoren, so als spuke es da oben, zu vernehmen war. Und wie wir vier uns noch entgeistert angesehen haben müssen, kam ein gespenstiges Etwas stürzend und krachend herabgepoltert, durchschlug einen und noch einen Zwischenboden und blieb mit schwerem Aufschlag in unserer Mitte liegen. Wie Todgeweihte Warteten WIr nur darauf, daß der ganze Glockenstuhl auf Uns niedersauste. Als dies wider Erwarten nicht geschah, benutzten wir die erste Mög- lichkeit, unsere Situation zu erfassen, um Hals über Kopf die Treppe hinunter ins Freie zu gelangen. Alles weitere, was etwa noch kom- men sollte, Wollten wir hier in Ruhe abwar- ten. Mittlerweile, so stellten wir fest, waren auch die kleinen Glocken langsam zum Still- stand gekommen. Ruhe, unheimliche Ruhe herrschte nun im ganzen Gebälk 8 Da standen wir nun und beratschlagten, was weiter zu tun sei. Eingedenk des Fah- neneides, der Mut in allen Dienstobliegenhei- ten befiehlt, erstiegen Wir nochmals den Turm, um wenigstens die Ursache des Don- nergepolters festzustellen. Und was sahen forderliche zu veranlassen. Drei zuverlässige wir?— Wie ein zur Strecke gebrachtes ge- kahrliches Ungeheuer lag der schätzungsweise der großen einen Zentner schwere Klöppel einander auf Rot. Warum kommt Unglück meiſt haufenweiſe: Innerhalb weniger Wochen kamen durch Flugzeugabstürze fast 300 Menschen ums Le- ben. Die Zeitungen sprachen schon von einer Katastrophenserie. Gibt es das? 0 N Nachdem vor Jahren das amerikanische Rie- senluftschiff„eron“ vernichtet worden War, ging fast an derselben Stelle ein Kleinluft- schiff zugrunde. Gleichzeitig zersplitterte ein französisches Marineluftschiff, und das Groß- flugzeug„Liverpool“ stürzte ab. Die Presse sprach damals von einem„Gesetz der Serie“. Am 11. September 1932 stürzte der Europa- flieger Zwirko ab, gleichzeitig der Segelflie- ger Jans in Darmstadt, der Ing. Kerschmann in Zürich und der deutsche Flieger Lang bei Ulm. Alle tödlich. Am gleichen Tag forderte ein russisches Flugzeugunglück fünf Tote. Solche Beispiele lassen sich beliebig ver- mehren. Nicht umsonst sagen die Menschen: ein Unglück kommt selten allein! Alles. Un- glück kommt haufenweise! Jeder hat das schon an sich selber erfahren. Gibt es also Wirklich ein Gesetz der Serie?. Daß es Glücksserien und Pechsträhnen gibt, ist tausendfach erwiesen. In Monte Carlo fiel einmal im Roulette die Kugel 114 mal hinter- . Das war eine Sensation, die sich nie mehr Wahr scheinlichkeit, dal a vorkommt, ist so gering, daß Millarden, Bil- lionen, ja Quadrillionen Jahre vergehen müß- ten, um das wieder zu erleben. So lange Aber Wird unser Erdball gar nicht existieren. ES war dies eben eine Seri„„ In Amerika ist es l einem Ta i der verunglückte. Man verzei. „Weltrekorde in Glücks fällen!“ allen so: an einem Tage gelingt uns alles, andern Tag geht alle U da: 3 5 1 5 Un mal hintereinan- ereignen wird. Denn die daß dies wieder einmal ekommen, daß ein ſchnet dort auch 0 Es gent uns be von zwei oder drei Erfindern gemacht. Warum das 80 ist, vermögen wir kaum zu ahnen. Liegt etwas, was sich ereignen wird. schon jetzt gewissermaßen„in der Luft“, so daß es besonders Feinfühlige erahnen? Der Arzt und Philosoph Dr. Buttersack hat dies in seinen Werken behauptet und begründet,. Aber wie ist es mit dem Gesetz der Serie? Verläuft unser Leben wirklich periodisch, gewisser mahben in Quantensprüngen? Wir wissen es nicht. Das seriale Geschehen entzieht sich einer logischen Untersuchung und. Begrün- dung, wir müssen es hinnehmen als eine Tat- Sache. 5 g 8 5 „ 5 8 Kommt ſoso ein neuer Kalender? 5 in Vorschlag der UI e Seit Jahren, schon spricht man von einer Ealenderreform ohne dag man sich bisher zu einer Neueinteilung des Kalenderjahres ent- schließen konnte. Unser seit 1582 bestehender gregorianischer Kalender, der seinen Ursprung im alten Agypten hatte, soll nun endgültig reformiert werden und Zwar durch die UN, deren Vorschlag von 13 Nationen Bereits aa: genommen wurde. Nach diesem neuen Kalender beginnt das Jahr mit einem Sohntag(1. Januar) Die Mo nate Januar, April, Juli, Oktober haben 31 Tage, alle übrigen Monate(auch der Februar) 5 8. Vierteljahr ist somit 91 Täge lang. Da aber das Jahr nach dieser Berech- 30 Tage. Jedes V nung nur 364 Tage zählt statt 3 5. muß zwi⸗ schen dem Dezernber und dem 1. Januar ein„Silvest ingsschoben werden, der die Eigenart h nung noch . 78 8 2 weder eine Wochentagsbezeich- Datum eau kühren. Auberdem 85 Karl Herdt Baustoffhandlung Breisacherstr. 2 Richard Rall WW. NManufakturwaren 8 Kehlerstr. 2 LO DWIG LIOCHBUHLER HAUPTSTRASSE 143 Maschinen- und Kraft-Fahrzeuge Schuh- ond Lederwarenhabus ARNOILD DEZEMBER und Frau HLDEOUND geb. Herr Haqopfstraße 127 Max Frey u. Frau Metzgerei Freiburgerstr. 54 Heinrich Jakoby Mineralwasser-Fabrik Kloppenheimerstr. 105 Heinz Wagner Glaserei Meßkircherstr. 17 nebst Familie Friedrich Wolf Emil Bühler u. Frau Metzgerei Meersburgerstr. 23 Auch im nchsten ahr aus neu: Friedr. Treusch WW. Tabakwaren Kloppenheimerstr. 52 TOTO ANNAHME Hermann Pfliegensdörfer Elektro- Installation Radio/ Beleuchtungskörper Kehlerstr. 1 Albert Möll u. Frau Weinhandlung— Brennerei Freiburgerstr. 57 Georg Lahr u. Frau Metzgerei Siedlung Theodor Theurer u. Frau Schuh-Haus an der Volksschule Karl Barth u. Frau F uhrunternehmen Freiburgerstr. 35 Familien August u. Emil Wolf Glasermeister Offenburgerstraße 39 Silveſter⸗bunſch Selbstzubereitetes bedeutet mehr Freude und weniger Kosten. Das gilt auch für den Weibhnachtspunsch. Wir sorgen rechtzeitig dafür, daß die nötigen Zutaten im Haus sind, denn wenn es ein echter Punsch werden soll, dann dürfen Zitronen, Zimt oder Nelken, Arak oder Rum, Weiß-, Rot- oder Schaum- wein nicht fehlen. Für welche der nachstehenden Punschre- zepte wir uns entscheiden, hängt allerdings nicht zuletzt von unserem Geldbeutel ab: Am einfachsten ist der Zitronen- bunsch. Mit 1% Liter Wasser kochen wir einen guten Tee, fügen Saft und abgeriebene Schalen von 4 Zitronen zusammen mit 300 g Zucker dazu, zum Schluß noch% 1 Arak oder Rum und machen das Ganze vor dem Ser- vieren nochmals gut heiß. Ein feiner Rumpuns ch ist schon etwas kostspieliger und muß rechtzeitig angesetzt werden: 1 Pfd. Micker und drei Zitronen, von welchen man außer dem Saft noch einige keingeschnittene Stückchen von der Schale dazunimmt, werden in einer Terrine mit% l kochendes Wasser übergossen und gut zuge- deckt, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Dann gibt man je ½% 1 Rum und Schaum- oder Weißwein dazu und läßt es nochmals einige Stunden stehen. Man kann ihn auskühlen las- sen oder heiggemacht servieren. Und nun zum Schluß noch ein Schwe- denpunsch- e Orangestückchen ler sagt zu seiner Frau:„Lilo, du Hast jetet oder ganz etwas Kostbares und Köstliches sind Ananas— läßt man in einer Terrine mit klarem Wasser bedeckt einfrieren. Dann be- reitet man eine Mischung von ½ Pfd. geläu- tertem Zucker,% 1 Maraschino, I Arak und dem Saft von zwei Zitronen, gießt diese über das Eis und fügt kurz vor dem Anrichten eine Flasche Schaumwein hinzu. Ein Grundrezept aber ist dieses: „Wasser braucht nicht, Zucker kann, Rum muß sein!“ 5 Wie ſehnell die Zeit vergeht! Herr Müller hat seiner Frau einen Hut auf den Weihnachtstisch gelegt. Frau Müller dankt herzlich. Aber warum ist er nur Allein zur Maler-Meister Modistin gegangen?— Sie hätte ein anderes Modell gewählt! Und überhaupt! Wenn man jedes Jahr nur einen neuen Winterhut be- kommt, dann. Am S ebend ist man sehr lustig. Um Mitternacht klingen die Gläser und Herr Mül- einen Wunsch frei! Den ersten Wunsch im neuen Jahr schlage ich dir nicht ab.“—„Einen Wunsch?“ Ihre Wangen glühten. „Einen Wunsch?—— Einen—— Winter- aut!“ „Einen Winterhut? Du hast doch erst zu Weihnachten einen bekommen „Aber Otto— das war doch 8——— m vorigen Jahr!“ Familie Zwingenberger Gasthaus„Zum Hirsch“ Zähringerstraße 51 Max Seitz u. Frau Schuhmachermeister Hauptstraße 122 Otto Bauder Nastatterstr. 39 Wirtschaft Ernst Rudolf u. Frau ZUR TURNHALLE- Jakob Würthwein Lebensmittel/ Feinkost Nastatterstr. 27 Gg. Zimmermann WW. Papier- und Schreibwaren Zähringerstr. 68 f Allen unseren verehrten Lesern, Ceschaiſtsſreunden und Nitarbeitern Wünschen wir ein g9läcleliclies neues Jalit und verbinden damit die Hojynuns auf Gesundheit, per- sönliches und berufliches Wohlergehen im neuen Jahr. Mer lag und Nechaltlion ges eee Sele; N Wenz Gasthaus 2 Pfalz. Zähringerstr. 103 5 Al EMIL. HERD“T Dachdecker. Geschäft — Freiborgerstraße 40— delete„„ EMMA HER 5 8 Ernst NMöll u. Frau Maßschneiderei Heinrich Werle U. PIs Salon Kloppenheimerstr.„ ase 92 Anton Kreutzer Schreiner und Mõbel. Lager- Ottenhöferstr. 8 8 Gärtnerei 55 5 Theo bald Schwarz oebegese, 28 ODafen- Tegel 8 „ 2 UN LOWVEN“ Adoiſ Seite N Georg Stahl u. Frau Schuhmacherei Freiburgerstraße 18 Schlosserei KARL. BAUMANN . EisenKOnstrufction Megkircherstrage S2 Zigarrenhaus Ernst Hartmann Hauptstr. 157 Familie Robert Schmich Bäckerei und Kolonialwaren Kloppenheimerstr. 66 Otto Löffler Ubrmacher und Optiker Hauptstraße 118 Allen unseren Kunden ond Freunden ein frohes und glöckliches neues Jahr! Wir danken för das uns entgegengebrechte Vertrauen und Werden be- müht bleiben, Sie quch im neben Jdht gut und gewissenhaft zu bedienen. Fer. Keifel Textilien— Wolle— Handarbeiten MANNHEM-SECKENH EM, Haoptstraße 131 Dampfwäscherei PHILIPP VOLK Zähringerstraße 45 Telefon 47144 Josef Günther Damen. und Herren- Friseur Hauptstraße 131 Schuhhaus WEICKUM& Co. SALAMANDER-= Alleinverkauf Familie Obst, Gemüse und Lebensmittelgeschäft Hauptstraße 110 Margarete Schneider Wwò. Georg Röser EISENWAREN Hauptstraße 172 Karl Hartmann METZGEREI Hauptstraße 155 7 MAI GRB Opp und FRAU Zähringerstraße 43 Josef Merdes u. Frau Waschmittel Ole und Fette Leihbücherei Achernerstraße 3 HERNH ANN BHERKON MALER- MEISTER Achernerstraße 44 ALEXANDER SSHAMIUE Metzgerei ZUM REICHSADLER Karl Schmitt u. Frau b Hauptstraße 125 Aogost Schmidt Inhaber: KARL NEUTHIN SFR Oefen/ Herde Haushaltwaren Kloppenheimerstr. 46-48 date Taliet im neuen Jahr Wünscht Familie eating Zöndapp- Horen, Sachs-Dienst Tankstelle, Fahrschule Hoppenheimerstr. 79, Telefen 47243 Landesprodokte Hauptstraße 151 Albert Ehrhardt Sattler-, Tapezier- u. Polstergeschäft Staufenerstr. 12 Alfred Fritz Schneidermeister Offenburgerstraße 387 Edmund Würthwein Spenglerei- und Installationsgeschäft i Offenburgerstraße 59 Adam Gropp Flaschenbier- Handlung Kloppenheimerstr. 54 Bernhard Muschelknautz 8 CKEREI 5 dersbargerar, 40 Wilh. Haneke Uu. 85 Spenglerei u, Installation Hauptstr. 99 Gasthaus„Zum Stern“ Emil Stein u. 0 Silvester ab 20 Uhr 1 22 ond Frau LEBENS MHTTELZGESCHRFET Freiburgerstraße 61 Jakob Möll u. Frau „ZUM PFALZ ER HOP. Hauptstraße 127 Artur Appel u. Frau Gärtnerei Obst, Gemũse, Sũdfrüchte 8 Hauptstraße 123 Geschwister Neudeck Gastwirtschaft, Zum Ochsen“ 8 8 104 BEIIE 4 RAUCH Familie G2 Belle „„ VON DER TaPETEN ⸗„„ LIN MANN Mes EC EN. EHM, STENGELSTEASSE 2 Familie Heinrich Marzen ell Milchgeschäft/ Brennholzsägerei Kapellenstraße 10 Wiäalter Dietz u. Frau Hauptstraße 104(Zum Ochsen“) WEINE- SPIRITUOSEN RAUCH. u. SUSS- WAREN NN EN-ENRC HONG pOLSTER-MOBEL 5 oeοαννjõẽmzd TAPEZIER- ARBEITEN Allen unseren Belamiten und Gescheſtofreunden N ein elüchrliches und eee e — 19350 8 elegkege dees e Olla Damen- uncl Herren Friseur Kloppenheimerst. 84 Wihem „ 5 5 babe, 45 Obst- Gemüse- und Kartoffel- e 5 .. haben wir noch heute den 1. Januar als Jahresbeginn— Aus der Geschichte der menschlichen Zeitrechnung 1. Januar 1950— damit treten wir, scheint es, in die zweite Hälfte des Jahrhunderts ein. Rückblicke auf das verflossene halbe Sa- kulum werden veröffentlicht, und in Amerika Wird der„Mann des Halbjahrhunderts“ be- stimmt. Aber beginnt nicht die zweite Hälfte des Jahrhunderts erst am 1. Januar 1951 und das kommende Jahrhundert mit dem Beginn des Jahres 2001? Bei der vorigen Jahrhundert- wende gab es einen langwierigen Gelehrten- streit, ob das Jahr 1900 als letztes des alten oder als erstes des neuen Jahrhunderts zu gelten habe. Wenn wir auch heute gröhßere Sorgen haben, als uns in einen solchen Prin- zipien- Streit zu verlieren, so ist es doch recht interessant, einmal die Geschichte der mensch- lichen Zeitrechnung etwas näher zu betrach- ten, und wir sehen dann, welch willkürliche und unzureichende Einrichtung doch unser Kalender ist. Sonne und Mond als Zeitmarken Schon die ältesten Menschen machten sich ihre Zeiteinteilung nach Sonne und Mond. Der Tag als die Zeit zwischen zwei Sonnenauf; gängen, der Monat als Zeitspanne von Neu- mond zu Neumond, das Jahr als die Periode von einem Frühling— markiert durch Tag- and Nachtgleiche— zum anderen, damit natte man eigentlich schon den Kalender. Aber als man diesen Rhythmus der Tag- und Nachtgestirne in ein System bringen sollte, begannen die Schwierigkeiten und bestehen bis auf den heutigen Tag. Denn der Mond- monat dauert 29% Tage, und das Jahr hat 365% Page oder 122% Mondmonate. Die Astro- nomen und Mathematiker aller Zeiten haben versucht, für diese Zahlen einen Nenner zu finden und eine Zeitberechnung aufzustellen, bei der Tag, Monate und Jahre in ständigem Wechsel übereinstimmen. Vergeblich, denn auch die Zeitmaße unserer fortgeschrittenen Zeit leiden noch daran, daß die Tageszahlen der Kalendermonate wechseln. Unseren Mo- naten fehlt die wichtigste Eigenschaft, die man bei einem Maß voraussetzt: daß es sich gleich bleibt. Jahre mit 10 und mit 13 Monaten Die alten Völker des Ostens hatten alle ein Jahr mit 12 Monaten. Die Zahl der Tage des Monats aber war bei allen Völkern ver- schieden; gemeinsam war ihnen nur, daß die Monate in dem Jahre nie aufgingen. Jeweils dach ein paar Jahren stimmten die Monate mit den Jahreszeiten so wenig überein, daß man gezwungen war, ein paar Schaltmonate einzufügen. Noch heute folgt im jüdischen Kalender nach jeweils zwei oder drei zwölf- monatigen Jahren mit 353 bis 355 Tagen ein Jahr mit 13 Monaten, das dann 383 bis 385 Tage hat. Völker des dunklen und kalten Nordens dagegen hielten es anders. Sie tählten einfach nur die Mondumläufe in der Zeit des Säens, Wachsens und Erntens, wäh- rend die Periode der Winterruhe in ihrer Zeitrechnung gar nicht vorhanden War. Das Jahr hatte damit also nur 10 Monate; es be- gann im zeitigen Frühjahr und hörte im Spätherbst auf. Unser Kalender entstand im alten Rom Auch die alten Römer, die die Begründung des Kalenders und den Anfang ihrer Zeit- rechnung dem sagenhaften Gründer der Stadt, Romulus, zuschrieben, kannten in der ältesten Zeit nur 10 Monate. Das Wort Kalender selbst stammt aus dem Lateinischen und bezeichnet eigentlich den ersten Tag des Monats, denn im alten Rom verkündete der oberste Priester, der Pontifex Maximus, an jedem Neumond die„calendae“ den Beginn eines neuen Mo- nats. Eigentlich heißt das Wort„die Aus- rufungen“. Es begann mit dem dem Kriegs- gott Mars geweihten Monat, unserem heutigen März. Der Name April kommt von Aperire, d. h. öfnen. Es ist der Monat, in dem sich die Knospen auftun. Der dritte Monat des alten römischen Kalenders war der Mal, dessen Bezeichnung wahrscheinlich auf die Göttin Maia zurückzuführen ist, deren Fest man am Weil ein Römer nach Spanien ziehen mußlle 1 egim. eses Mondumlaufes felerte. Der ko- 81 05 AZat Junius ist wohl nach der Göt⸗ tin Juno benannt, nach manchen Auslegungen auch war er der Monat der Jungen, der Ju- miores, zu dem man auch den Mai als den Monat der Majores, der Alteren, in Verbin- dung brachte. Die weiteren Monate wurden einfach mit der Ordnungszahl benannt. und noch heute nennen wir unseren 10. Monat Oktober, Was eigentlich der achte heißt, wäh- Tend unser 12. Monat noch immer lateinisch der Zehnte genannt wird. Erst der König Numa Pompilius soll dem Jahr zwei weitere Monate zugefügt haben, nämlich den Januar, der dem Gotte Janus geweiht war. und den Februar, den„Reinigungs- Monat“, in dem das Fest der Lupercalien oder auch Februalaia begangen wurde. Auch Kaiser Augustus forderte seine 31 Tage Als Julius Cäsar eine Reform des römi- schen Kalenders durchführte, beschloß der römische Senat, den fünften Monat des römi- schen Jahres zu seinen Ehren Julius zu nen- nen. Der Kaiser Augustus durfte natürlich dem großen Cäsar an Ehren nicht nachstehen, und so erhielt der sechste Monat seinen Na- men, den wir heute auch noch anwenden. Weniger erfolgreich war der Kaiser Nero, denn der Name Neroneus für den April hat den berühmt- berüchtigten Herrscher nicht überlebt. Eigentlich ist es doch merkwürdig, daß der Monat Februar in der Regel nur 28 Tage hat, während andere mit 30 Tagen nicht auskom- men. Nun, ursprünglich hatte der Februar als letzter Monat des Jahres 29 Tage. Als aber der august seinen Namen bekam, hatte der sechste römische Monat nur 30 Tage gehabt. Cäsars Juli aber hatte 31. Da nun Augustus im Urteil der Zeitgenossen und Schmeichler nicht geringer war als Cäsar, nahm man vom Februar, dem Jahresende, einen Tag weg und fügte ihn dem August an. Warum das Jahr mit dem Januar beginnt Wissen Sie eigentlich, warum unser Jahr ausgerechnet mit dem 1. Januar beginnt? Der natürliche Zeitpunkt für den Anfang eines Jahres wäre doch die Frühlings- oder Herbst- Tag- und Nachtgleiche. Der römische Kalender, den wir ja heute noch nicht nur als Wort, sondern auch als System anwenden, kannte, wle Wir wissen, tatsächlich den März als Jah- resbeginn. Im Jahre 600 der römischen Zeit- rechnung, das war beim Jahreswechsel 154 zu 153 vor Chr., brach ein Aufstand spanischer Völker gegen die römische Herrschaft aus, zu dessen Unterdrückung ein Konsul gesandt werden mußte. Die neuen Konsuln pflegten jeweils zu Jahresbeginn ihr Amt anzutreten. Da aber die Kriegslage drängte und man den neuen Konsul mit seinen Legionen schnell brauchte, verlegte man kurz entschlossen die Upernahme seiner Amtszeit und damit den Beginn des Jahres auf den 1. Januar. Dabei blieb es bis auf den heutigen Tag. Zuweilen war die Zeit aus den Fugen Bis der Kalender die heutige, einigermaßen brauchbare Gestalt bekommen hatte, war manche Reform notwendig. Im Altertum flelen fast in jedem Land die Monate auf einen anderen Zeitabschnitt. Und da die Zahlen der U Monate nie in den Jahresabschnitt paßten, war das Zeitdurcheinander kaum noch er- träglich. Als Cicero lebte, hatte sich z. B. die Zeit so verschoben, daß die Frühlings-Tag- und Nachtgleiche zwei Monate später eintrat, Als sie es kalendermäßig hätte tun müssen. Die erste große Reform ließ Cäsar von seinem Landsmann Marcus Fabius und dem griechi- schen Astronomen Sosigenes durchführen. Den Ruhm allerdings steckte Julius Cäsar ein, denn die kommenden eineinhalbtausend Jahre wurde nach dem Julianischen Kalender ge- zählt. Der Julianische Kalender rechnete ein Jahr mit 365% Tagen und einem zusätz- lichen Schalttag alle vier Jahre. Dieses Jahr aber war immer noch elf Minuten zu lang, so daß der Kalender nach jeweils 130 Jahren wieder um einen Tag aus den Fugen kam. Im 16. Jahrhundert war die Frühlings-Tag- und Nachtgleiche wieder statt am 21. schon am 10. März. Am 4. Oktober 1582 wurde dann der von dem Veroneser Luigi Ghiraldi aufgestellte und vom Papst Gregor XIII. verkündete Gregorianische Kalender einge- führt. Wieder einmal ließ man einen Zeit- Abschnitt einfach unter den Tisch fallen, und auf den 4. Oktober kam gleich der 15. Dieser neue Kalender, nach dem wir uns beute noch richten, sieht vor, daß alle 100 Jahre ein Schaltjahr ausgelassen wird, aber alle 400 Jahre, das nächste Mal im Jahre 2000, entfällt diese Auslassung. Christi Geburt im Jahre 4 oder 5 v. Chr. Wenn wir nun unsere Ausgangsfrage nach dem tatsächlichen Beginn eines Jahrhunderts Heantworten wollten, so könnten wir ja ein- fach bis zu dem Beginn unserer Ara rück- Wärts zählen und feststellen, wann das erste Jahrhundert anfing. War das im Jahre der Geburt Christi? Aber selbst da stoßen wir auf Schwierigkeiten, denn Jesus Christus ist schon vier oder fünf Jahre„v. Chr.“, also vor dem ersten Jahr der christlichen Zeitrechnung geboren worden. Die Zählung in Jahren nach Christi Geburt wurde nämlich erst ein halbes Jahrtausend nach diesem welt geschichtlichen Ereignis eingeführt und der Abt Dionysius Exig uus, der das Jahr 754 der römischen Zeitrechnung als das Jahr 525 nach Christi Geburt berechnete, hat sich dabei um einige Jahre geirrt. Diese christliche Jahreszählung galt zunächst nur innerhalb der Kirche und nur für die Benennung der Osterfeste; sie wurde später von Karl dem Großen offiziell eingeführt und ist erst etwa seit dem Jahre 1000 in Europa allgemein anerkannt. H. A. Alte Neujahrslieder In allen Gegenden der Oberrheinlende wire dds Neujahr„angesungen“, zumal in entlegenel Orten des Schwarzwalds und des Odenwalds Eines der ältesten Neujahrslieder ist das in Achertal gebräuchliche„Schnitzlied“ j es stamm noch aus der Zeit, da an Weihnachten Neujah gefeiert wurde, Es beginnt: Hinicht ist die käneste Nacht, Das! Kindlein Jesus geboren ward, Es ist geboren und das ist wahr, Ein kleines Kindlein, ein großer Gott. Wir wünschen euch allen ein gutes Neujahl Ein guts Neujahr und auch viel Glück, Zo beten wir ap Herrn Jesus Christ. ZUM NEFEUFEN JAHR Wie heimlicherweise ein Engelein lese mit rosigen Füßen die Erde betritt, 5 . 5 80 nannte der Morgen. Jauchæt ihm, ihr Frommen, ein heilig Willkommen Ein heilig Willkommen Hera, jauchae du mit l * In ihm sei's begonnen, der Monde und Sonnen an hlauen Gexellen 5 des Himmels hetegt! a 5 Du, Vater, du rate] 5 Lenke du und wende Herr, dir in die Hunde gei Anfang und Ende, alles gelegt 8 „ Eduard orie ihr sollt das Jahr in Freude erleben. Wir wün Im dunklen Hausgang werden die Lieder ge sungen oder, wenn das Haus geschlossen ist vor dem Haus. Aufmerksam lauscht man in dag Stube den Sängern. öfknet dei Bauer Haus- ocer Stubentür. Bine der Sänger spricht nun die Verse:„Jetzt habeß wir den Bauersleuten qesungen zu einem guter Neujahr/ Was et uns gibt, wollen wir tragen Und uns über die Gaben nicht beklagen. 7 sollen sein nicht zu klein und nicht zu groß, Daß sie den Schnitzsack nicht verstoßt.— Haus vater, steig ins Dach, Hol herunter ein Rip bach/ Nicht zu klein und nicht zu qroß,/ Daß e den Schnitzsack nicht verstoßt.— Hausvate: steig unter den First, Hol herunter von Deine: Bratwürst,/ dreimal lang um den Ofen herum, das muß eine herrliche Bretwurst sein Ode gib uns ein Glas Schnaps,/ den trinken wir au den Platz Gib uns eine Schnitte Speck, sons gehen wir nicht von der Türe weg,/ oder hols uns ein Krüglein Wein,/ 8 kommen wir gern dir herein Wer könnte den Wünschen ganz widerspre chen: Die Sänger werden bewirtet; von alters her beschenkt man sie aach mit Dürrobst, mi „Schnitzen“ Neujahrssänger: ö „Ihr habt uns tedlich und ebrlich gegeben, schen dem pauern einen goldenen Wagen,/ der soll ihn in das Himmelreich tragen. Wir wün schen der Bäuerin eine goldene Kron,/ und fü ihre Güte ewigen Lohn.“. Bleibt der erhoffte Lohn aus, da kann mg, hören:„Man hat uns ehrlich und redlich nichts qeben, der Teufel soll euch den Hals ra sägen!“ Im Odenwald ist es mancherorts der Nacht- . ist der Gesang zu Ende, Zum Abschied bedanken sich die Wächter, der in 3er Nenjahrsnacht wie in Vor- väterzeit sein Horn erschallen läßt. Er zieht von Haus zu Haus von einem Mann begleitet, und sagt laut deklamſerend folgenden Spruch:* Jetzt treten wir ein in das neue Jahr, Herr Jesu hilf uns aus der Gefahr. Wend ab von uns böse Zeit, 5 9 125 Brinq uns nicht pest, noch arme Leut! Sein Begleiter fährt sodann singend fort: Wir bitten insgemein,/ laß uns die drei Haupt. stücke befolget sein./ Gib uns dein Wort ung dein Sakrament,/ von nun an bis an unser End.“ Bekrön das Jahr mit deiner Güt/ und uns mi Segen überschüttl/ Daß solches sei und werde wahr, das wünschen wir der Christenschar Hierauf singep die beiden zweistimmig: a Das alte Jahr vergangen ist, 4 Wir danken dir, Herr Jesus Christ, 1 Daß du uns in gar großer Gefahr 1 Behütet hast lange Zeit und Jahr! Die Odenwälder Dorfkinder singen am Nen jahrsmorgen vor den Häusern, von denen sii eine Gabe zu erwarten haben: 1 „Wir wünschen euch Glück zu allem Glück, das treibt das Unglück weit zurück/ und la euch viele Jahre leben,/ einmal in den Himm schweben./ Gesundheit, langes Leben,/ ung darauf solls— Feuer geben!“ Worten knallten die Buben mit ihren Kinderpf? stolen. Lärm bannt das Böse 5 Besonders festlich wird die Neujahrsnacht au dem Dilsberg bei Heidelberg begangen. Unte Vorantritt der Musikkapelle und des„Feldwaa bels“ zieht die Nachtwächtergarde durchs alt“ Bergstädtchen. Dreistimmig singt der Naehe wächterchor, nachdem das Horn geblasen ha“, das älte Dilsberqer Neujahrslied: Hört ihr Leut und läßt euch sagen, Unsere Glock hat zwölf geschlagen, 5 Das alte Jahr ist vergangen, 44 Das neue hat angefangen, 3 Wir wünschen euch allzugleichen, 3 Den Armen, wie den Reichen, Wir wünschen euch allzumal Ein glückseliges Neujahr, Lobt froh den Herrn! 5 Nach diesem Lied stimmt die ganze Gemei des„Te Deum“ an. Wenn auch dieses verklun gen so ruft sich alles gegenseitig die Händ schfittelnd„Prost Neujahr“ zu.. Necktar-Bote, Südd. Heimatzeitung für Mannbelm-Seckenh und Umgebung. Veröffentlicht unter Genexrallizenz Nr. Verantwortl. Herausgeber: Georg Härdle, Druck und Verl Buchdruckerei Georg Zimmermann(Inhaber Georg Mannbeim-Seckenheim. 2 Traum einer Liebe Eine Silvester-Erzählung Ich schaue auf die Uhr: Gleich ist es Mitter- nacht! Noch ist es still draußen. Ein paar Mi- nuten noch und das neue Jahr wird geräusch- voll beginnen: Glocken werden läuten, Böller- schüsse ertönen und von Haus zu Haus wird man sich Silvesterwünsche zurufen. Die Kerzen am silbernen Leuchter brennen Von einer heimlichen Unruhe getrieben, gehe ich im Zimmer auf und ab. Es war doch falsch, alle Einladungen abzulehnen. Aber ich fürchtete die laute Fröhlichkeit einer unbe- schwerten Gesellschaft. Nun, da mir die Stille schwer aufs Herz fällt, hörte ich gern Musik und Lachen So stelle ich das Radio ein. Eine schwermütige Musik erklingt. Ich horche auf Ilona liebte sie. So be- schwört auch diese letzte Stunde des Jahres ihr Bild. das ich um der nicht vernarbten willen vergessen möchte, Aber die Menschen, die uns mitten im Slück der Liebe verließen, sind den To- mitten aus dem blühenden Leben gerissen wurden: Die Tiefe vermag sie nicht zu halten. Gespenstern gleich kehren Sie immer wieder in unser Leben zurück. So auch — diese Melodien Wunde meines Herzens ten gleich, die du, Tlona!. Da schlägt es vom Turm, dunkel fallen die Slocken ein. Wir geben über die Schwelle des Jahres! Rufen und Lachen draußen. Jetzt nur nicht sentimental werden, alter Geselle, rede ich mir zul Nicht an die Zimmer denken, in denen nun noch einmal die Lichterbäume er- strahlen, die Gläser klingen und innige Blicke Auch in meinem Glase perlt der Sekt, Ich trinke dem versunkenen Jahre zu. Was das neue bringt, liegt hinter getauscht werden und kam in dieses blühende Land, dessen voll Unbegreifen gegenüber den Notwendig- milde Schönheit mich gleichsam zärtlich um- fing. Eines Morgens die Fahrt über den licht- blauen See, die Fremde an der Reeling, dieses derbe gelassene Gesicht, dessen dunkle Augen mir dennoch leidenschaftliche Liebe zum Le- ben verrieten. ö es ein Traum bleiben ten Boden unter d ernunf Als wir uns kennenlernten, war uns, als wären wir durch das Leben aufeinander zu- gegangen. Ilona glich einer nie verlöschenden Flamme, und ich liebte sie um dieser sprühen- den Lebendigkeit willen. Sie aber suchte nach Geborgenheit. In mir fand sie jene Beständig- keit und Freude am beschaulichen Verweilen. die sie bei anderen entzückte und zu der sie selbst doch nicht berufen war. Wie die Per- len einer kostbaren Kette reihten sich unsere Tage aneinander, ein jeder ein Fest, ob wir unter dem ewig blauen Himmel am See la- gen oder in die Gipfeleinsamkeit der Berge stiegen. Mit nachtwandlerischer Sicherheit gingen wir auf dem steilen Grate unseres Glücks. Eines Abends, im letzten Lichte des Tages vor der Hütte, sprach ona das Wort vom Neide der Götter angesichts so großen Glücks. Ich schüttelte den Kopf und hielt ihre Hand nur fester.„Es ist ein Traum“, sagte sie, „ein tiefer schöner Traum. Eigentlich müßte Ich aber glaubte, das Glück fest in den Händen zu halten, schmiedete Zukunftspläne und begann, unser Zweisamsein behutsam in die alltägliche Wirklichkeit einzufügen. Ich wies den Vertreter, der vorsprach, nicht wie- der ab und versicherte mein Leben. Wir soll- 5 Füßen haben. Dann rief die Pflicht mich heim. Ilona folgte mir in die Stadt. Dort aber fiel bald der erste Schatten nser Glück. Ein Mensch, feind allen aller Konvention und allen Pflich- nur den Regungen ihres künlte Llona sich bald wie keiten meines Lebenskreises. Selbst tief er- schrocken erlebten wir die ersten Disharmo- nien. Es kamen hochsommerliche Tage, die in traumhafter Schönheit heraufstiegen. Voller Lockung war die Ferne. Komm' empfing mich Ilona am Morgen,„laß uns hinausfahren und leben— hier in der Stadt vegetiert man nurl“ Ein Schatten fle! über ihr schönes Ant- Utz, als ich bedauernd verneinte. Immer die Pflicht, diese graue entsetzliche Pflicht“ entfuhr es ihr leidenschaftlich, während ihr Tränen in den Augen standen,„Liebst du denn mich nicht mehr?“ Ich beteuerte es ihr. bat sie um Verständnis für unaufschiebbare Pflichten und Geschäfte, für die unumgäng- liche Ordnung, der ich mich nun einmal fügen müsse. Immer diese scheußlichen Ketten“ erwiderte sie heftig, ob sie nun Pflicht, Ord- nung oder Vernunft beißen. Was geht denn über das lebendige Leben, über unser Glück?“ „Ich machte mir am Schreibtisch zu schaffen „Ja, kuhr sie erregt fort, so ist dein Wesen und so wird dein ganzes Leben verlaufen, so hübsch geordnet, wie alles in den Kästchen deines Schreibtisches liegt, von der Geburts- Urkunde bis zur Lebensversicherungspolice. Pflicht, Ordnung, Sicherheit— das sind deine Götter! Mich rufen andere!“ 5 Wir sahen uns fortan seltener, doch immer wieder führte uns die Sehnsucht zueinander zurück. Zuweilen war mir, als liebte ich Ilona tleker als je zuvor. Aber immer öfter ging mir nun ihr Wort durch den Sinn:„Es müßt eine unbändige Kraft und Bewegtheit ihres Lebens Traum bleiben“ Insgeheim spürte ich, daß die b und jede 8s f stohlen an. die ein Besucher von Spruchte Einmal wðwar der Sobn die Ordnung und das Gefüge mein es Seins sprengen würde. 8 3 brüfer tätige Professor Kir ndor 18 2⁰ seinem peinlichen Erstaunen auf die Frage n e gat eine solche Menge von Büchern „Ben holen. Der Professor bot ihm eine Heitere Geſchichte Der verblüffte Examinator f Im juristischen Staatsexsmen erhielt der als was Betrug sei, von einem Kandidaten recht mangelhaft vorbereitet zu sein schien, die verblüffende Antwort: Wenn Sie mich durchfallen lassen, Herr Professor.“ Kirndor fer war ärgerlich:„Ich möchte Sie darauf au merksam machen, daß ich bei Prüfungen keit Scherzfragen zu stellen pflege“ Der Stude War gekränkt: Aber, Herr Professor, na juristischer Auffassung liegt Betrug vor, Wend man die Unwissenheit eines andern ausnutz ihn zu schädigen“„ die trügerische„Handschrift“ Philipp Melanehthon war ein Fr der Chiromantie, der Wahrsagekunst au s Händen.— Als er einst bei einem Bürg 1 Wittenberg zu Besuch war, betrachtete ex Freuden die Hände eines der Kinder sein Wirtes und sagte: Dies Büblein wird ein großer Gottesgelehrter werden! Philippe“, entgegnete der Vater. Wenn kein Dirnlein wäre.“ e 5 An die Luft gesetzt Joseph Kohler, der berühmte Berlir Rechtslehrer um die letzte Jahrhundertwer aß sie einen weiträumigen füllen. In jeder freien Minute Sa Schreibtisch, und jede Minute sah er Freundes bei ihn, um sich eine Au K Bei den letzte JJJJWVVSVS0 . 55 15 EH d — e