er Feh- 1 mutlich onatlich htlingen Vorwie⸗- siedelt len aus mberg⸗- en zur leswig⸗- Falls an 4 ubmör- r von mordes Ureiche verübt N eisung. 8. bsleiste äsiden-⸗ d Om- menge — — . 2 — 15 schaffen wußte. Neckar Bote(2. Blatt) Mittwoch, den 12. April 1950 AUS DERHEINMAI Pfälzer Propheten Es gehört zu den Kriegs- und Nachkriegser- scheinungen aller Zeiten, daß äußere und in- nere Not Sinn und Seele schärft für das Unmeß- und Unwägbare, daß Schwärmerei und Pseudo- prophetentun von dieser Welt Brücken zu schlagen sucht zu den Geheimnissen des Jen: seits und der Zukunft. Zählt auch der Pfälzer in seiner lebensfrohen Bejahung alles Irdischen nicht gerade zu den grüblerischen Naturen, 80 fehlt es doch wieder im Laufe der Jahre auch hierzulande nicht an Trägern solcher Stimmung. Hungersnot und Teuerung hatten nach den gro- den Kriegen Napoleons derartiger Geisteshal- ung weithin den Boden bereitet und liegen in jenem„mystischen Jahrzehnt“, wie man die ſahfe nach 1815 genannt hat, auch in sonst ernst- gerichteten Kreisen religiöse Schwarmgeiste- reien àufflackern. Da wollte einer, wie ein Zeit- genosse erzählt, dem Herrn Jesu auf der Land- Straße begegnet sein, ein anderer sprach im Geiste der Offenbarung Johannis von dem be- vorstehenden Ende der Welt, dem erwarteten Erscheinen des Antichristen. Auch wenige Jahre nach dem Ende des ersten Weltkriegs konnte in Pirmasens ein„Christus vom Horeb“ auftreten, und ähnliche Erscheinungen aus dieser Zeit, die uns noch nahe liegt, lassen anderes aus den rorhin erwähnten Jahren um so leichter ver- tehen. Da ließ sich auf dem linken Rheinufer ein auer aus Meckenheim bei Neustadt à, d. H. ver- ehmen. Er hieß Johann Philipp Wernz. Als er m 31. März 1835 zu Freisbach bei Landau starb, atte der Siebzigjährige ein Wanderleben hin- er sich, das den pfälzischen Volksprediger und ropheten durch die Gegend um Neustadt und andau, aber auch darüber hinaus geführt hatte, eine schwärmerischen Gedanken schrieb er in ngebändigten Reimen nieder, ließ sie drucken nd verkaufte die fliegenden Blättchen auf sei- en Waäanderfahrten. Nicht selten kam er wäh- end seines Wirkens mit den Polizeibehörden in Viderstreit und hatte sich dann vor pfälzischen zerichten, so in Kaiserslautern oder in Fran- enthal zu verantworten. Man verhörte und un- ersuchte und ließ ihn dann wieder laufen. Man latte ihn gefragt, ob ihm denn die Bibel auch ein Schicksal vorausgesagt habe, So schreibt r einmal: Der Prokureur hat mich im Gefängnis gefragt: Hat Ihm dann die Bibel zuvor das gesagt? Man hat's unserm Heiland vor mir so gemacht und hat ihn unschuldig ums Leben gebracht. Den eigentlichen Nährboden seiner„Lehren“ gab das Werk eines alten Mystikers ab, der im J. Jahrhundert auch einmal Pfarrer in Annwei⸗ ler gewesen war, des nicht unbekannten Peter Poiret. Noch kurz vor seinem Ende soll Wernz sich gerühmt haben, er werde auch seinem Leibe aach nicht sterben. Seine Freunde behaupteten wär, er habe am liebsten beim Weinglas pro- phezeit. Ist das richtig, so war doch allem An- schein nach auch des Meckenheimers Sehertum Wirklichkeitsnah und weltzugewandt, wie man es von pfälzischer Wesensart gewohnt ist. An Bedeutung und Ansehen stand der Freisbacher Bauernprophet jedenfalls einem rechtsrheini- schen Kollegen nach, der noch im Lied und in der Dichtung unserer Tage fortlebt, dem Johann Adam Müller von Maisbach, der in Wort und Schrift sich weithin bis ins Ausland Gehör zu Dr. A. B. Eine berühmte Arztfamilie Heute noch ist in den Uberlieferungen der Pfinz- 8 kalgemeinde Söllingen die Erinnerung an jenen tenberg aus etwe eine. Hirtenbuben lebendig, der sich kraft seines Fleißes und dank seiner Begabung zur ange- sehenen Stellung eines Kreisphysikus— heute Bezirksarzt— emporarbeitete, Philipp Jakob Kußmaul hatte die Neigung vom Vater geerbt, der als Chirurg die ärztliche Praxis des Pfinztal- dorfes besorgte. Als er mit vierzig Jahren starb, hinterließ er der Witwe und den vier Kindern ein geringes Vermögen, Philipp Jakob ging der Mutter willig zur Hand und half in der kleinen Landwirtschaft mit, aus der sich die Familie ernährte. Eines Tages hütete er die Kühe. Der Ortsgeistliche Jäger, der seinen Spaziergang machte, wunderte sich, daß der Hütejunge ein Gesangbuch bei sich trug. Noch mehr wuchs sein Erstaunen, als er feststellte, daß sein einstiger Schüler alle Lieder des Gesangbuches auswendig hersagen konnte. Um seinen Lerneifer zu be- kriedigen, war Philipp Jakob auf dieses„Selbst- studium“ verfallen, Nun nahm sich der freund- liche Pfarrer des Jungen an, Er stellte ihm seine Bücher zur Verfügung und gab ihm Unterricht in Latein Die erste Stufe zum Studium der Medi- zin War erklommen. Es bedurfte aber noch jahre- langen, zähen Fleißes und unermüdlicher Hin- gabe, bis das Ziel erreicht war, Auf Fürsprache des Pfarrers nahm sich der Amtschirurg Kärcher in Durlach des Knaben au und unterrichtete ihn in der Anatomie und in der Wundbehandlung. Die weitere Ausbildung erhielt er in der damals berühmten Bruchsaler Schule für Hebammen und Chirurgen. Als 24- jähriger legte er im Jahre 1814 in Karlsruhe das Stàaaàtsexamen für Wundärzte ab und diente als Militsrwundarzt bei den badi- schen Truppen vor Kehl und Straßburg und u Lothringen. Von den alten Eine feste Mauer mit wehrhaften Türmen ge- hört zum Bilde der mittelalterlichen Stadt, und wWo sich beides heute noch findet, berühren uns die Zeugen einer vergangenen Welt. Der Reiz des Altertümlichen geht von ihnen aus, und ein Gefühl des Umhegt- und Geborgenseins er- faßt auch noch den Menschen der Gegenwart. Wir können uns aber auch vorstellen, daß der Ausbau und die Erhaltung der Stadtmauer für die Bürgerschaft jener Zeit eine Last und eine Aufgabe war. Man suchte daher den Kreis der Mithelfer möglichst weit zu ziehen, So kommt es, daß oft auch die Dörfer der näheren Umge- bung um Mauerbau einer Stadt beteiligt waren, In Kriegszeiten genossen dann die Bauern den Schutz der Stadt. d. h. sie konnten ihr Vieh und ihre bewegliche Habe hinter die Mauern flüch- ten. Man nahm Arbeitskräfte, wie und wo man sie fand, und so wird es verständlich, daß nicht selten Strafen in Arbeit an den Stadtbefestigun- gen umgewandelt wurden. Es wundert uns auch nicht mehr, wenn wir hören, daß etwa einer strafweise 50 Quadersteine zur Mauer beischaf- ken muß. Auch das Baumaterial nahm man, Wo man es fand. Das Herbeischaffen von großen Steinmassen aus den Brüchen war nicht zu um- gehen. Aber die Wackensteine aus dem nahen Fluß oder der Abbruch eines alten Hauses ließ sich auch zum Ausfüllen des Materials ver wer- ten, und solches Füllmaterial pflegte man gut und gern zwischen die besseren Steinstücke mit einzubauen. Eine besondere Stimmung lag in der Nähe der alten Stadtmauer. Aus Sicherheitsgründen war es verboten, die Häuser an die Mauer heranzu- rücken. Es lief daher zwischen ihr und den Häusern gewöhnlich eine durchgehende, stille Gasse hin mit manchem heimeligem Winkel. Kleine Gärten, die Rückseiten von Schöpfen und Schuppen schoben sich an diese Gasse heran. Es war nicht immer leicht, für die Stadtmauern den nötigen Abstand zu sichern. Bei dem Raum- mangel in den meisten Städten suchten sich die Bürgerhäuser über die vorgeschriebenen Gren- zen hinauszudrängen, Besonders innere Mauer- ringe empfand man als beengend. Da hätte man- cher gern einen Durchgang, eine Lichtéöffnung und dergleichen eingebrochen, und der Rat mußte mit harten Strafen hinterher sein, um solche Beschädigungen zu verhindern. Bunten Wechsel in das Mauerbild brachten die Wach- türme und Tore. Beim Ausbau der Tore vor allem wurde mit nichts gespart. Schöne, mächtige Doch Philipp Jakob Kußmaul genügte die Be- tätigung als Wundarzt nicht, er Wollte ein regel- rechtes medizinisches Studium durchmachen. Durch seine chirurgische Praxis verschaffte er sich die Mittel, um sich auf die gymnasiale Reife- prüfung vorbereiten zu lassen, Dann studierte er an den Universitäten in Heidelberg und Würz- burg und bestand im Herbst des Jahres 1820 das Staatsexamen für innere Medizin. Er erhielt die erste Stelle als Assistenzarzt bei dem Landamt Karlsruhe in Graben, Dort erinnert heute noch eine Gedenktafel an die Familie Kußmaul. Denn hier wurde dem jungen Ehepaare der erste Sohn geboren, der zu einer Berühmtheit der deutschen Medizin geworden ist. Adolf Kußmaul hat seinen Lebensweg in einem Buche geschildert, das er „Lebenserinnerungen eines alten Arztes“ be- titelt, und in dem er auch aus seiner Jugendzeit erzählt. Er war als Arzt in Kandern tätig, Wo ebenfalls eine Gedenktafel an seinem einstigen Wohnhaus angebracht ist. Der Professor der inneren Medizin Adolf Kußmaul lehrte an den Universitäten Erlangen, Freiburg und Straßburg und war zu seiner Zeit eine beuchte der ärzt- lichen Wissenschaft. Auch in Söllingen wurde der wundärztliche Beruf in der Familie Kußmaul weitergeführt. Noch vor hundert Jahren übte ein Kar! Kußmaul die Tätigkeit eines Chirurgen aus. G. H. Stadtmauern Tortürme zu besitzen war der Stolz einer jeden Stadt. Doppeltürme sind nicht selten. Der Tor- hüter hat hier seinen Sitz; durch ein kleines Fen- ster überwacht er den Verkehr, Verteidigungs- gerät ist in der Nähe untergebracht. Beim Tore verweilt man gern; manchmal sieht man sich freilich auch zu einem gezwungenen Aufenthalt veranlaßt. Doch fällt dem fremden Wanderer hier eine Rast nicht schwer. Wie von selber hat sich an der Stelle ein malerisches Bild entwickelt und ein reizvoller Durchblick erfreut das Auge. Draußen vor dem Tor schillert grünlich das stehende Wasser des Stadtgrabens, Städte mit rundem Grundplan hetten gewöhnlich zwei par- allel laufende Gräben, Solche, die viereckig angelegt waren(wie etwa Offenburg), begnügten sich mit einem. Uber dem Stadgraben waren meist Gärten angelegt, und die Wege konnten hier noch einmal durch Gitter gesperrt werden, Das Ganze hatte noch einen gewissen Verteidi- gungswert. Die starken Zaunlatten konnten im- merhin einem überraschenden Reiterangriff vor- beugen Da und dort standen in diesem Vorge- lände auch leichtere Gebäude, die gewöhnlich Gewerbezwecken dienten, In Kriegszeiten Wur- den diese oft kurzerhand weggerissen oder ab- gebrannt, um dem Feind keine Deckung zu bie- ten. Der praktische Sinn des Rates ließ den Stadt- graben nicht unbenutzt. Meist wurden Fische darin gehalten. Schien der Friede von Dauer, dann ließ man wohl auch einfach das Wasser ab, säte das Gelände an und verpachtete es. War aber Unruhe im Land, dann schoß das Wasser wieder in die Gräben, und die Torwächter samt der Bürgerschaft hielt schärfere Umschau. Wenn die Sturmglocke ging, eilte jeder nach dem in der Ordnung vorgeschriebenen Platz. Für die Tore gab es gewöhnlich besondere Bestimmun- gen, So heißt es in der Freiburger Sturmglocken- odnung:„Wenn die Strumglock anschlägt, 80 sollen von der Stund an und ohne jeden weiteren Befehl alle die die Schlüssel zu den Toren haben, in ihrem Harnisch und ihren Waffen zu diesen Toren laufen und sechs der nächsten Nachbarn, die bei den Toren wohnen, mit ihnen, Die sollen dann die Fallbrücken heraufziehen und die Tore sorgfältig schließen und nicht vorher von der Stelle gehen, bis ihnen von oben her die Erlaub- nis dazu gegeben wird.“(Jahr 1509.) Ahnliche Sonderbestimmungen werden sich auch in den Sturmglockenordnungen der anderen Städte finden. O. Kohler *— 5 Neue Zeiten in Ffürſtenſitzen Die Deutiche boſt im Löwenſteiniſchen Schloß Klein⸗Heubach bei Miltenberg Wenn man von det alten Fachwerkstadt Mil- halbe Stunde dem Lauf des Mains nach Westen folgt, so kommt man nach der Uberquerung des kleinen Flüß⸗ chens Nud in ein breites Wiesengelände mitschö- nen, alten Baumgruppen. Wer in der eingeschla- genen Richtung weiter geht, wird bald von park ähnlichen Wegen aufgenommen, die ihn an Wäldchen vorbei langsam in einen schönen eng- lischen Garten des späten XVIII. Jahrhunderts kühren. Das Schloß, dessen ehemalige Herren fliese immer prachtvoller werdende Anlage ge- hört, triftt man auf diesem Wege erst spät: es ist ein mächtiger, von einem Mittelpavillon über- höhter Dreiflügelbau mit niedrigen Seitenge- bäuden und einer Schloßkapelle. In diesem eindrucksvollen Barockwerk aus der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts wurde eine bedeutsame Veränderung abgeschlossen, vielleicht die einschneidendste in der Geschichte des Klein-Heubacher Besitztums, dessen Tradi- lion bis in die karolingische Zeit des Klosters Lorsch zurückgeht und dessen jetzt bestehender Schloßbau auf mehr als 250 Jahre zurückblickt. Im Jahre 1037 kam das Lehen an die rheinischen Pfalzgrafen, von diesen an die Grafen von Ri en- e ck. 1559 erhielten es die Erbacher, bis Graf Karl Friedrich zu Erbach 1721 die Klein- kleubacher Besitzungen an den Fürsten zu L= wenstein und Wertheim verkaufte, Jetzt begann die Hauptbauzeit: das mächtige barocke Schloß, welches immer noch im Außeren die Landschaft beherrscht, und von dem im Inneren der Mar- morsaal mit Bauplastik und Deckengemälde er- bal t. Aus altem Besitz wurden pra chtvolle Kabinette eingerichtet: das Gobellnzimmer be: wahrte niederländische Wandteppiche aus dem XVII. Jahrhundert mit Szenen aus dem Leben es Auauslas. 8 7777! ebenso wie der große Treppenaufgang ihr ent- gültiges Antlitz im letzten Jahrzehnt des XVIII. Jahrhunderts in einem trefflichen Louis-Seize. Stiegenhaus, Speisezimmer und Thronsaal er. langten durch die erlesenen Stuckarbeiten und die in feinen Malereien abgestimmten Dekorati- onen kunstgeschichtliche Berühmtheit. In den Zeiten der ersten Unsicherheit nach dem jüngst vergangenen Krieg hielten sich in dem Schioß Flüchtlinge und heimatlose Aus- länder aller Nationen auf, welche die Schönheit ihres Quartiers wenig zu würdigen wußten, Da aber die Besitzer mit dem kostbarsten beweg- lichen Gut, wie den Gobelins und wertvollen alten Möbeln, sich rechtzeitig fortbegeben hat- ten, und die Anwesenheit der kremden Gäste nicht allzu lange dauerte, entstanden keine grö- geren Verwüstungen; jedoch waren die Beschädi- gungen doch s0 umfangreich, daß die ehemali- gen Besitzer mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln weder eine Erhaltung des damaligen Zustandes noch gar eine stilgerechte Wiederherstellung gewährleisten konnten. De gleichzeitig im ganzen Land höchste Wohnraum- not herrschte, Wurde das Schloß Klein-Hleubach zu einem Versuch der Begegnung alter und neuer Zeit ausersehen: die Fürsten Löwenstein verpachteten es(zunächst auf 33 Jahre) an die Deutsche Post, welche darin eine Schule für Fernmeldetechnik einzurichten begann. Einem„historisierenden“ 7 des XIX. Jahrhunderts hätte vor einem derar- tigen Gedanken gegraut: die profane Gegen- wart des modernen Maschinenzeitalters in den durch dle Tradition geheiligten Räumen! Die neue Denkmalpflege aber steht solchen Fragen nüchterner und praktischer gegenüber! Fürst und Postdireklion haben vereinbart, dag am zußerlichen Bestand des Schlosses und des Parks nichts verändert werden soll und daß zu jeder Erneuerung des Inneren der pächter die Geneh- migung des Besitzers einzuholen habe la der Tat merkt der Wanderer, der am Fluß- * 55 Altertumsfreund überzieht, nichts von dem neuen Inhalt des alten Gebäudes; die Renovierungsarbeiten stehen un- mittelbar von dem Abschluß, und man darf sa- gen, daß die Verwendung allermodernster Mittel sich für die Erhaltung des historischen Zustands durchaus glücklich ausgewirkt hat. Mit einer heutzutage erstaunlichen finanziel- len Großzügigkeit hat die Post ihren Schülern hohe und heile Unterrichtssäle mit den fort- schrittlichsten Maschinenanlagen sowie saubere und gemütliche Wohnräume geschaffen— ohne alte Kunst zerstört zu haben. Die großen Fest- räume wie Stiegenhaus, Marmorsaal und Speise- zimmer sind ganz unberührt geblieben— nur, und dem unwissenden Auge nicht einmal sicht- bar, um elektrisches Licht und Heißluftheizung „unter Stuck! modernisiert, Auch in sämtlichen anderen Räumlichkeiten wurde der schöne alte Deckenschmuck des Louis-Seize erhalten; das neue Licht, zum Teil in Neonröhren, kommt sei- ner Wirkung in Abendstunden nur zugute. Der geschichtliche Wert des Schlosses als Kulturdenkmal blieb erhalten, Sein Zweck aber ist ein zeitgemäßer geworden. Es ist zu hoffen, daß nach Ablauf einer Generation, der Dauer des ersten Pachtvertrags, Besitzer und Pächter mit- einander zufrieden sein werden. Man gewinnt Raum für junge Menschen, die in der zerstörten Grobstadt nicht unterkommen, und man rettet Kunstwerke, die ein Privatmann heute nicht mehtr pflegen kann. Dr. Klaus Fischer Großvater berichtet Der Großvater meiner Mutter, Friedrich Louis, saß als gräflich Erbachscher Forstrat im Odenwald. Das Wwar ein tolles, von übermütiger Laune sprudelndes Mannsbild, dem allerlei Ge- schichten nacherzählt werden, die an mittel- alterliche Schwanke erinnern. Als der„Alte im Odenwald! schon weiße Haare hatte, bekam er eines schönen Tages zu Eulbach den Besuch eines katholischen Wanderpriesters, der den de- 7 bi Die nuchtliche Suche nach dem Bergſpiegel Eine heitere Schwarzwaldgeſchichte Seit je ist des Menschen sehnlicher Wunsch nur einmal in die Zukunft blicken zu können Er denkt, wie schön wäre es, zu wissen, wie sich das weitere Leben abspielt oder zu wissen, wie man seelischen und irdischen Reichtum gewin- nen könnte. Ernsthafte Forscher und Dilletanten haben sich gar oft schon mit diesem Problem be- faßt. Doch ein fürgsorgliches Schicksal hat es verhindert, daß der Mensch den Schleier der Zu- kunft vorzeitig zerreiße. Aber im Herzen des Volkes liegt immer noch der Glaube der Ahnen verborgen, irgendwo in unserer Heimat liege der Bergspiegel vergraben, mit dessen Hilfe man alles, aber auch alles sehen könne.— Damals, als das Leben dem Menschen noch mehr Muße. stunden qönnte, und man noch manche Stunde hinter dem Schoppenglas hecken konnte, saßen in einem Schwarzweldstädtchen zur vorgerück- ter Stunde drei biedere Bürger bei ihrem Vier- tele. Der süffige Weißherbst hatte ihre Phantasie bereits mächtig angeregt, unde sie kamen wieder einmal auf ihr Lieblingsthema„Bergspiegel“ zu sprechen, Selbst der schweigsame Schorsch wurde munter, als das Stichwort fiel, Er schmun- zelte genießerisch, Wenn er daran dachte, was man alles in dem Bergspiegel sehen könnte. Es wäre doch ein höllisches Vergnügen, das Tun und Treiben der drallen, hübschen Nachbarin Tag für Tag beobachten zu können., Kurz ent- schlossen, einma] kühn geworden, entwickelte er seinen Plan.— Gen Mitternacht machten sich die drei mit Pickel und Schaufel auf den Weg, den kostbaren Schatz zu heben. Schweigend stellten sie sich an einer bestimmten Straßenkreuzung auf, und als die nahe Kirchenglecke die Geisterstunde verkündete, begannen sie tapfer zu pickeln und schaufeln Bald floß der Schweiß in Strömen, is! es doch gerade kein Vergnügen, eine Landstraße aufzureißenl Höher schlugen ihre Herzen, ale sie schließlich beinahe die notwendige Tiefe er- reicht hatten, Nur noch wenige Hiebe, und der Schatz war in hrem Besitz.— Doch jäh wurden sie in ihrer emsigen Arbei gestört Polternd öffnete sich ein Fensterladen, und eine rauhe Kommandostimme kfrug barsch, Was dieser Unsinn bedeute, Erschrocken fuhren die Schatzgräber zusammen, traurig liegen sie das, Handwerkszeug sinken. Umsonst war de“ Schweiß geflossen. Verborqen blieb auch wei terhin der Bergspiegel Menschenaugen, denn sie wären bei der geheimnisvollen Arbeit gestörf worden. Wie konnte man aber auch in der Nähe des gestrengen Polizeidieners einen Schatz he- ben wollen! Bevor sie sich noch lautlos und still schweigend von der verhängnisvollen Stelle drücken konnten, stand der Polizist vor ihnen, zückte Notizbuch und Bleistift, während sein stattlicher Schnurrbart sich sträubte ob solcher Ruhestörung und solch groben Unfugs, Neben dem Spott der Mitbürger bildete ein stattliches Strafmandat den Abschluß des nächtlichen Schatzsuchens. Von Kurt Beising Merlrauen Von Victor Hugo 55 Hab' Hoffnung, Kind! So schreit in alle Tage ein, im Glauben jeder Zukunft so entgegen! Laß uns um's Morgenrot bereit zum Beten sein, wie Gott der Herr, bereit zum Segen f O, arm Geschöpf Aus unseren Sünden kommt das Leid, vielleicht, wenn lange wir im Staub gelegen; und Gott der Reu' und Unschuld seine Huld 5 gibt ei uns wieder seinen Segen.[geweiht, Nachdichtung von Clemens Hellberg(aus dem Gedichtband, Gestern und Heute“ Humanitheon — Edition Lörrach),. 3 1 ——. mütlichen Ketzer im Angesichte des nahen Todes bekehren und zur Ablegung einer Beichte bewegen wollte. 5 5 „Ach wo, laß er mich doch in Ruhl Ich hab nix zu beichten.“ Aber der Apostel läßt nich locker und meint: daß alle Menschen schwache Sünder wären und daß auch der Redlichste sich mancher Schuld seines Lebens mit frommer Reue zu besinnen hätte. Der Alte schmunzelte. Und der Schelm seiner Jugend erwachte in ihm.„Herr jo. Da hat er recht. Und daß ich ihm die Wahrheit sage. einmal im Leben, da hab ich was verbroche. Herr jo, dees reut mich!— Und das will ich ihm jetzt beichtel“ Da wären um die Zeit, bevor Napoleon franzö- sischer Kaiser wurde, viele hochfürstliche Gäste im Erbacher Schlosse zu Besuch gewesen. Und er, als blutjunger Pikör, hätte vor dem Schlaf, zimmer einer schönen fürstlichen Dame die Ehrenwache halten müssen, in einer Dezember. dacht, bei grimmiger Kälte, in einem Korridor mit Steinfliesen und Marmorwänden. Um ein bißchen warm zu bekommen, hätte er immerzu die Hände um die Schultern geschlagen. Und plötzlich hätte die Tür sich aufgetan und die schöne Dame wäre auf der Schwelle gestanden, weib wie ein Engel, und hätte freundlich zu ihm gesagt:„Er scheint hier außen sehr kalt 20 haben?“ ö 5 3 Ich sach:„Herr jo, dees wees der liewe Got es kallen mir fast alle Glieder ussem Leib!“ Und da sacht die Hoheit:„So kommt er i! Gottes Namen herein zu mir, in meinem ist's Warm,“— Sacht's.— Un geht in ho Stübbche zurück.— Un wie ein Klotz bir stehengeblieben und habb da fromm und tug haft Weitergefrore N 8 — . ö . reg i enen die 7s. Was die heuligen Staatslenker Anno 1900 waren Die Männer, die im Jahre 2000 das politi- sche Getriebe ihrer Zeit maßgeblich beein- flussen werden, drücken heute— 1950— ent- weder noch die Schulbank, oder sie sind ge- rade ins Leben hinausgetreten Sie ausfindig zu machen. dürfte selbst jenen nicht gelingen, die sich hellseherischer Fähigkeiten rühmen können. Hingegen läßt sich schon jetzt ohne Mühe sagen, daß diese Regierungs- und Staats- chefs des Jahres 2000, die die Welt von mor- gen beunruhigen oder beruhigen werden, längst mitten unter uns stehen, und es läßt sich, zurückblickend auf die letzten 50 Jahre, sogar mutmaßen, daß es wieder die Besten ihrer Klasse, die Vorzugsschüler und Muster- knaben sein dürften, die das Rennen gewin- nen werden. Denn, was waren sie Anno 1900 anderes, als Musterknaben,— diese Männer, die heute europäische und Weltpolitik machen? Oder zumindest die große Mehrzahl von ihnen. Truman, Im Jahre 1900 sechzehnjährig, saß noch auf dem Gymnasium und las jedes Buch, das ihm unterkam, von der ersten bis zur letzten Zeile, worunter insbesondere seine Augen litten, die er schon damals mit starken Gläsern bewaff- nen mußte, In der Bücherei von Independence, jener Stadt, in der er das Gymnasium be- suchte, ließ er buchstäblich kein Buch unge- lesen. Seine glänzenden Zensuren konnte man hinter Glas hängen und die Achtung, die er unter seinen Kameraden genoß, war so un- f geteilt, daß er bei allen Raufereſen als Schieds- richter herangezogen wurde. Ins Leben hin- ausgetreten, blieb er nicht minder musterhaft: als Bierflaschen-Reiniger, Eisenbahn- Arbeiter, als Bankbeamter, Buchhalter, Farmer; als Kaufmann, schließlich Bezirksrichter und Se- nator. Als Landmann soll Truman die„ge- radesten Furchen von Missouri“ gezogen ha- ben. Attlee, Englands Regierungschef, im Jahre 1900 sieb- zehn Jahre alt, wuchs in einer streng konser- vativen Familie heran, besuchte pünktlich Schulen und Gottesdienst, lernte mühelos und zur vollen Zufriedenheit seiner Lehrer, schwärmte für Literatur und übersetzte fran- zösische und italienische Autoren. Erst viel später entdeckte er seine Liebe für die Ar- beiterklasse, hängte Literatur und Schöngei- stiges an den Nagel, und wurde zum„schwar- zen Schaf“ seiner stock konservativen Familie. Auriol, der französische Staatspräsident, im Jahre 1900 sechzehnjährig, ließ sich durch den Ver- lust eines Auges in seiner Kindheit nicht nur nicht entmutigen, sondern sein Gebrechen spornte ihn dermaßen zum Studium und zur Lektüre aller nur erreichbaren Werke über Kunst, Geschichte, Volkswirtschaft und Lite- ratur an, daß er seine Mitschüler weit über- flügelte. Obwohl die Zierde seiner Klasse, Weißt du, as ich geträumt hab'? Träume, die keine„Schäume“ waren.— Der Traum als Krankheitskünder.— Studien im „altägyptischen“ Traumbuch. „Träume sinds Schäume!“ behauptet der Re- list. Der Abergläubige jedoch schwört auf sein“ Traumbuch, das„schon bei den alten Agyptern“ hoch im Kurse gestanden habe and unbedingt wahr ist. Gewiss— manchmal ist es schön, geträumt zu haben. Träumen ist Entspannung. Aber es gibt auch Träume. die aufregend wirken sogar so aufregend. daß der Schläfer im Schlafen plötzlich zu reden beginnt oder jäh und schweißgebadet aufwacht, Er muß sieh dann erst einmal zu- rechtfinden, ob er nur träumte oder wirklich erlebte Solch ein Schlaf ist nicht mehr Er- guickung. Aber auch Probleme, die am Tage das Hirn stark beschäftigten und nicht zur Lösung kamen, können nachts aus dem Un- terbewußtsein her aufdrängen, Im Traum ge- langten sie schon bei manchem Erfinder, Dichter, Maler, Bildhauer oder Komponisten Hann plötzlich zu einer ganz einfachen und selhstverständlich erscheinenden Klärung. Peter Rosegger sah sich einmal im Traum in einen Gerichtssaal versetzt und erlebte Hier eine bestimmte Szene mit greifbarer Deutlichkeit. Er erwachte und wußte noch jede Phase dieses Praumerlebens ganz genau, zetzte sich hin und schrieb wie unter einem neren Zwange alles auf. Schließlich ent- stand das Volksdrama:„Am Tage des Ge- tichts“ Tartini, der von 1692 bis 1770 lebende Kom- bonist, berichtete gern darüber, wie er, der ein hervorragender Violinkünstler war zu seiner Teufelstriller-Sonate gekommen ist Auch sie entstand aus einem FTraumbild Die Zahl der Beispiele ließe sich auch auf Goethe erstrecken und ebenso auf andere Klassiker der Dichtung und Musik Mit alle- dem befaßte sich auch die psychologische Forschung und sie stellte fest, daß Träume kei- geswegs immer Schäume sind, sondern daß der Traum durchaus zu einer schöpferischen Tätigkeit anregen kann Die Quelle ist im- Mer das Unterbewußtsein, allenfalls ein äuße- der Einfluß Die nachts vom Körper gleitende Bettdecke kann durchaus einen Traum auslösen, daß man ins Wasser fiel und nun naß heraus- geklettert ist, also— friert. Der Seelenarzt hat in den Träumen seines Patienten jedoch schon oft Anhaltspunkte ge- kunden, um seinen Patienten von einem Lei- den heilen zu können. Er gab dem Patienten auf, über jeden Traum genau Buch zu füh- ren, um dadurch einen Schlüssel zu dessen Unterbewußtsein zu bekommen. Seelisches Leiden löst oft körperliche Leiden und Krank- heiten aus, die erst geheilt werden können, wenn die seelischen Bedrückungen abgestellt worden sind. Anders verhält es sich aber mit jener Art Traumdeutung, die sich des„echten, altägyp- tischen“ Praumbuches bedient. An jedem Morgen wird das Traumbuch zur Hand ge- nommen und gewissenhaft nachgeschlagen, Was der gehabte Traum nun zu bedeuten hat und ankündet, Solche„Nervenkitzel“ haben nichts mit psychologischer Forschung zu tun. Oft wird erst dadurch ein seelischer Krank- heitskeim gelegt, der schließlich zur Hysterie führen kann. Die wissenschaftliche Traum- forschung unterscheidet zweierlei Träume: den Reflex- und den Wahrtraum. Der Reflextraum befaßt sich mit Dingen, die am Tage vorher erlebt worden sind und nicht innerlich„verdaut“ wurden Eine schlechte Bettlage, übervoller Magen, Genuß von schwerverdaulichen Speisen vor dem Schlafengehen, auch Angst vor irgendwelchen vermuteten Ereignissen, vor Prüfungen und anderen Dingen können solche Träume aus- lösen. Sie haben nichts mit dem Schicksals- ablauf zu tun. 5 Wahrträume— jedoch vom wissenschaft- liehen Standpunkt gesehen— geben Auf- schluß über seelische Leiden, organische Vor- gänge und sich anbahnende Krankheiten über die jedoch niemals das Traumbuch Auf- schluß geben kann, sondern nur der psycho- logisch geschulte Arzt. In vielen Fällen schon war der Traum Künder einer bevorstehenden Erkrankung, also ein freundlicher Warner So konnten sofort Gegenmaßnahmen ergrif- ken und die Krankheit behandelt werden, ehe sie sich voll entwickelte. Hildegard Reinsch Auf wiſſenſchaftlichen Erkenntnissen gegründet, in unentwegter Forſctuunęs- Arbeit zu gereiſter Synthese gefügt, jahrelang millionerfach erptbt/ bietet. Filzisin auch heute wieder die beste Gewähr für die Ewicklung und Erhaltung eines gesunden kräftiger i Haarwyuchses. Srilzisin führt ſhrem Haarboden Wichtige Nähr- Aufbau- Anregungs und Schutzstofſe zu. Slisin i schützt Ihr Haar. 2 Die Haarpflege mit Trilysin Wird wirkungsvoll ergänzt durch Trilysin-Haars! S WirksamwWie-einstfl Deulsche Fischerei- Messe 1950 Bremerhaven 20.—31. Mai 1930 Verar er: Deutsche Fi rel-Messe 2. Anmeldungen bitte zu sen- den an; Ausstellungsleitung Bremerhaven, Postamt Fischereihafen Bist Du nüchtern oder blau: Immer schmeckt der Kabeljau. gend e, EIA STG RN trieb er seine Lehrer durch freidenkerische Aufsätze— es war die Dreyfus-Zeit— nicht selten in die Enge. Heuß, Anno 1900 sechzehn Jahre alt, war, wie sein Biograph Alfred Joachim Fischer kürzlich schrieb, ein ebenso guter Schüler, als ein bö- ser Bub, der zweimal in den Karzer kam, einmal wegen Beleidigung eines Schutzman- nes. Uber den heiklen Sittenpunkt hinaus konnten sich seine Lehrer aber über nichts beklagen. Denn der Gymnasiast Heuß hatte ein brillantes Gedächtnis, begriff alles im Handumdrehen und war ein Muster der Ka- meradschaftlichkeit. Einaudi, Italiens Präsident, Anno 1900 26jährig und Privatdozent der Rechtswissenschaft, unter- brach just um die Jahrhundertwende seinen tugendhaften Lebenslauf, um mit einer zwan- zigjährigen, wißbegierigen Hörerin an dei Universität Turin regelrecht zu flirten und sie, Wie sich's für einen Musterhaften gehört, dann natürlich auch zu heiraten, Von da ab verlief aber seine Karriere wieder unterbre- chungslos mustergültig. Renner, 5 der österreichische Präsident, stand 1900 schon im 30. Lebensjahr und befand sich in der be- vorzugten Stellung eines Bibliothekars im Reichsrat, für die er zufolge seines muster- gültigen Studienganges ausersehen worden War.— Nur die Diktatoren pflegen nicht immer als Musterknaben anzutreten. So war, um nur ein Beispiel zu nennen, Stalin, der Zwanzigjährige, damals noch als Josip Vissarionowitsch Dschugaschwili in den Klas- senbüchern vermerkt, ein Jahr vor der Jahr- hundertwende aus dem Priesterseminar in Piflis herausgeflogen, weil er, so oft Prüfungen angesagt waren, einfach nirgends zu finden war(siehe Eiserner Vorhang). Aber der Re- leglerte fand, daß in der Sternwarte von Tiflis, Wo er 1900 als Diener eintrat, eine weit kreiere Luft wehe, als in dem Priesterseminar. Wo er es immerhin sechs Jahre ausgehalten hatte. Nur, daß es ihn auch in der Stern- Warte nicht lange litt, weil er, sofort nach 1900 im Begriffe stand, unter die Berufsrevo- lutionäre zu gehen. Woher er den„Tip“ zu diesem neuen Beruf erhalten hatte? Weiß Gott, vielleicht aus den Sterne. Im übrigen dürfte aber Stalin nicht die einzige Ausnahme sein, die nur die Regel be- stätigt, daß dd Welt von Musterknaben re- giert wird. Hund um die Welt Lippenstift verschafft mehr Respekt Die englischen Polizeibeamtinnen sollter sich ruhig auch die Nase pudern und den Lip- benstift verwenden, erklärte der Chef- Inspek- tor der Metropolitan Police, Mr. A. Jones kürzlich in einer Versammlung in Willisden. Die weiblichen Polizisten hätten es zumeist mit Delinquentinnen im Alter zwischen 14 und 15 Jahren zu tun, die seit dem Aufkommen des New Look auf die Aufmachung ihres Ge- sichtes großen Wert legen. Eine Polizistin, die davon keine Ahnung hat und ihr Außeres vernachlässigt, würde diesen Mädchen bestimmt keinen Respekt einflößen, auch wenn sie noch so gescheit wäre. Hier irrte der Verleger Sinclair Lewis begann seine Karriere in der Reklameabteilung des Verlages Frederick L. Stokes& Co. Als er nach zwei Jahren seinen Chef um die Aufbesserung seines Wochen- gehaltes von 23 auf 25 Dollar ersuchte, gab es ein Donnerwetter. „Mr. Lewis“, fauchte ihn Frederick Stokes an,„Sie sind impertinent Aber da Sie ganz brauchbar sind, will ich Ihnen die zwei Dol- lar pro Woche bewilligen. Kommen Sie aber nicht noch einmal zu mir. Von mir werden Sie keine höhere Summe heraus kriegen.“ Hier irrte Stokes. Zehn Jahre später bot er Sinclair Lewis einen Vorschuß an von 75 000 Dollar für einen Roman, den er ungesehen kaufen wollte. Diesmal lehnte aber Sinclair Lewis ab. Literarische Zoologie in der Mode Antonio, der König der Pariser Friseure setzte vor kurzem die elegante Welt mit seinen neuesten Hutschöpfungen in Erstau- nen, für die er sich an den Fabeln von La- kontaine inspiriert hat. Seine neuesten Modell- frisuren sind mit Tieren verziert, die bei die- sem berühmtesten Fabeldichter des 17. Jahr- hunderts eine Rolle spielen. Man findet einen Fuchs in Samt, einen Raben in Filz und eine Katze in Ozelot. künstlerisch stilisierte Nach- kormungen, die der Frisur eingefügt werden. (Ob sie auch jeweils dem Charakter der Trä- gerin entsprechen, muß dahingestellt bleiben) Bei einer Modeschau in London wurden diese literarisch- zoologischen Frisuren zum ersten- mal einem begeisterten Publikum vorgeführt Das Gewicht einer solchen Kopfbedeckung beträgt nur 135 Gramm, dafür ist ihr Preis aber um so gewichtiger(man sprach von 160 000 Francs). Meister Antonio will mit dieser Schöpfung seinen Angriff gegen die Mode der kurzen Haare fortführen. Obgleich er selbst seinerzeit den oft so kümmerlich nachgeahmten Entenschwanz„Queue de can- ard“ zum Siegeszug geführt hat, bringt er jetzt eine neue Frisur Menestrel“ heraus, bei der das Haar bis zum Nacken herabfällt und von dort mit graziöser Wendung bis ber die freibleibenden Obren wieder bochgeführt Wird. f Die genqrrten„Iwischenhändler“ Von Karl Marja Krings Der Herzog Ludwig von Württemberg ver- lor eines Tages auf der Jagd einen kostbaren Hirschfänger, an dem er, da amouröse Erin- nerungen damit verbunden waren, sehr hing. Jäger und Bauern gaben sich lange vergeb- liche Mühe, das Revier nach dem kostbaren Lleblingswehr des Herzogs zu durchsuchen. Eine Summe von hundert Gulden und eine Gnade nach Wunsch wurden dem ehrlichen Finder zugesagt. Da erschien eines Morgens vor der Schloß- wache ein Bäuerlein, das vorgab, den Hirsch- känger gefunden zu haben, Der Wachposten, Fan der Mann so recht gelegen kam, er- Mlärte ihm, er könne ihn nur einlassen, wenn ihm ein Viertel der Belohnung überlassen werde.„. nur von mir hängt es ab, dir den Zugang zum Herzog zu gestatten“, sagte er, „Oder dich als Betrüger in Haft zu nehmen, da ja wohl angenommen werden kann, daß du den Hirschfänger gestohlen hast!“ Der Bauer, der gar nicht so einfältig war, wie der Posten anzunehmen schien, bedachte sich einen Augenblick. Nach reiflichem Uber- legen entsprach er dem Ansinnen,„Topp! Es gilt!“ sprach er und schlug in die dargebo- tene Hand ein. Das Schloßtor öffnete sich vor ihm Auf der Schloßtreppe begegnete ihm ein Schreiber, der ihn anrief:„Heda] Wohin des Wegs, Schwager?“ 5 „Zum Herzog willst du?“ kam es gedehnt aus des Schreibers Mund.„Zu dem können Leute deines Schlages nicht so ohne weiteres vorgelassen werden!“ „Aber. Herr, ich habe doch den Hirschfän- ger gefunden!“ „Und wenn Er das ganze Herzogtum gefun- den hätte— so kann Er doch nicht ohne wei- teres den Herzog sprechen. Aber— ich will Ihm einen Vorschlag machen, Hör Er gut zu: Nur ich kann Ihm den Zutritt zum Herzog verschaffen, versteht Er das? Ohne meine Fürsprache kann Er nicht vorgelassen wer- den. Ohne mich würde Er am Ende gar mit einer derben Prügelsuppe heimgeschickt wer- den, doch, wenp Er mir verspricht. mir ein Viertel der ausgesetzten Belohnung zu über- lassen, werde ich dafür sorgen, daß Er so- gleich vorgelassen wird!“ n e Als sie beide zum Vorzimmer des Herzogs kamen, verlangte der Kammerdiener erst den Grund des Besuches zu hören, bevor er sie einlassen wollte. Da erzählte der Bauer abermals, was ihn herführe. Der Kammerdiener wurde ernst und sagte dann:„Das geht so nicht, wie Er sich das vor- stellt, da muß ich erst mit dem Herzog spre- chen, aber— das kostet eine Kleinigkeit, un- ter der Hälfte der ausgesetzten Belohnung kann ich es wirklich nicht machen, einver- standen?“ 5 Diesmal war der Bauer ohne Besinnen be- reit, das Verlangen zu gewähren und konnte nun endlich vor seinen Landesherrn treten und diesem den Hirschfänger überreichen. Jetzt schien der Bauer doch etwas verlegen. Als aber der Fürst ihn wiederholt auffor-⸗ derte, faßte er Mut und bat untertänigst, ihm statt der ausgesetzten hundert Gulden— hundert Prügel verabreichen zu lassen. Der Herzog war verblüfft und glaubte einen Augenblick, einen Narren vor sich zu haben, derweil sein Gefolge in lautes Gelächter aus- brach. 25 „Ist das Sein Ernst?“ fragte er sich noch- mals vergewissernd. „Mein voller Ernst, Durchlaucht! Ich bitte um hundert Prügel!“ „Nun, jeder nach seinem Geschmack“, meinte sinnend der Herzog, holt also den Profoß herbei, daß er diesem Mann hier auf der Stelle die ausbedungene Gnade auszahle!“ „Ein Wort nur, durchlauchtigster Herr“ sprach der Bauer da, ein Wort nur wollen Eure Durchlaucht mir noch vergönnen! Mich trifft nämlich nichts von Eurer Gnade Eurem Schreiber mußte ich ein Viertel, dem Posten am Tor ebenfalls ein Viertel und Eurem Kammerdiener gar die Hälfte von dem ab- treten, was Eure Gnade mir zugedacht ha- ben— sonst hätte man mich überhaupt nicht bei Euch vorgelassen“ 5 Da aber lachte der Herzog wie nie zuvor, derweil die Hofherren saure Gesichter mach⸗ ten, Sogleich liel er die drei Sünder herbei- kühren und jedem auf der Stelle den ausbe- dungenen Anteil nachdrücklichst auszahlen. Dem Bauern aber ließ er zweihundert Gul- den aushändigen„Das ist mir der Spaß wert, den Er mir da bereitet hat!“ Rollmops, Hering, Glsardinen, Ob in Dosen oder 80 Lassen strahlen eure Mienen. Schmecken gut und. roh. Eisgekühlt und meeresfrisch Kaufst Du heute jeden Fisch. Trilysin mit Fett Trilysin oline Fett Gcgon d lle en Hulu, Und ist der Winter auch vorbei, 5 Stets krisch erhältst Du Lechs 8 ä und Schlei. Haisaplust i 5 muß auf der Packung stehen! Hansaplast wirkt hochbokferizid! fun Wir haben es 8 uns gemerkt: * Südwestdeulsche Rundschau Franzosen geben Tb-Heilstätten frei 2 Karlsruhe(UP). Im Laufe dieses Jahres mehreren Tagen sollen von der französischen Besatzungsmacht mtliche noch von ihr beschlagnahmten Tu- berkulosenheilstätten in Baden freigegeben Werden. Weitere Flüchtlinge für Südbaden Freiburg Von den 45 000 Flüchtlingen, die aus Polen und der Tschechoslowakei im Bundes- gebiet erwartet werden, kommen 60 Prozent in e Länder der französischen 200 Aut Süd- baden entfallen etws 4 500 bis 5 000, insgessmt ird Südbaden in diesem Jahr 50 000 Flüchtlinge aufnehmen müssen, von genen etwa 38 000 auf dem ordnungsmäßigen Wege zugeführt werden etwa 4 000 andere Zuwenderei sind und 2000 bis 3000 Kück wanderer aus westlichen Ländern so- weit ihre Rückkehr in die heimathiehe Ostzone nicht möglich ist. Bis zum 1 März hatte Südba- den 76 000 Flüchtlinge und 82 000 sonstiqe Zu- wanderer dulgenommen Wie bekennt wird, stellt der Bund den Län- dern füf dre, Monate eine Somme von 30 Mil. ioned DNM als Beihilfe lür die aus det Ostzone flüchtigen Beamten zur Verkügung die da von usgezahlten Summen werden auf die Leistun- gen aus der Soforthilfe nicht angerechnet Selbstmörder stürzt vom Baum Ebersbach/ Fils pd). Ein schon seit vermißter 78 Jahre alter Bentner wurde im Wald tot aufgefunden. Er atte sich an einen Ast gehängt. Dabei ist der Ast des Baumes gebrochen, so daß der Le- bensmüde auf die darunter liegenden scharf- kantigen Steine fiel und sich dadurch einen chädelbruch und weitere Verletzungen zu- og. Das Motiv der Tat ist nicht bekannt. Bei Baggerarbeiten Thermalduelle entdeckt haben eine Temperatur von 17 Grad Wärme, * 1 Sister den geahndet werden. Diese scarf W. N. Bad Liebenzell. Ein Bagger, der ei der Nagoldkorrektion eingesetzt ist, legte dieser Tage Felsspalten bloß, aus denen warme Quellen entströmten. Diese Quellen ährend das Nagoldwasser augenblicklich nur Grad warm ist. Die rührige Liebenzeller Uurverwaltung will in den nächsten Jahren Weitere Versuchsbohrungen vornehmen. i Schwindel mit Doktorentitel und Tipskala W. N. Bad Liebenzell. Ein Dr. med. et em. vertrieb„todsichere Tototipskalen“, Er Konnte sie zwar nicht erklären, aber eine enge Postabschnitte mit namhaften Gewin- verständigte jedoch die Polizei. Man stellte fest, daß Doktorentitel, Labor und Tipskalen Schwindel waren. Der Richter verurteilte den Lochstapler zu einem Jahr und sieben Mona- ten Gefängnis. Der falsche Dr. von Bach vor Gericht Stuttgart hpch. Vor der Stuttgarter Strafkammer beginnt am Donnerstag 13. April er Prozeß gegen Rudolf Glos, alias Dr. med. Geht nicht nach Heroldsbach! Besuch wird mit Kirchenstrafen geahn Nürnberg(UP). Durch eine Verfü⸗ ngen gegen diese Verfügung sollen mit istanzierung der Kirche von den Vor u 1 Heroldsbach machte sich während dei Osterfeiertage durch einen Rückgang der Be- sucherzahl bemerkbar. Schülerfahrten zur ERP- Ausstellung Mit der Bundesbahn sind Abmachungen ge- troffen worden, um den Schulkindern einen Besuch der ERP-(Marshallplam)-Ausstellung an Stuttgart zu ermöglichen. Die Ausstellung ist ungefähr 100 Meter vom Stuttgarter Hauptbahnhof entfernt und bis zum 20. April 1950 geöffnet. Die Bundesbahn hat sich bereit erklärt, an Schulkindergruppen Karten für fahrplanmäßige Züge zum verbilligten Preis von 50 Prozent auszugeben. Der Lehrer hat die entsprechenden Formulare bei der örtli- Men Station zu unterzeichnen. Die Fahrkar- tenausgabe wird dann für die vom Lehrer be- stätigte Schülerzahl die entsprechenden Kar- ten aushändigen.(SWE) Der„Gandhi Japans“ sprach in Stuttgart N. P. Stütt gart Dr. Kawaga, der Füh- rer des Protestantismus in Japan, hielt an Ostern in überfüllten Kirchen zwei Gottes- dienste in Stuttgart. Mit Altlandesbischof D. Wurm, Landesbischof Haug und weiteren Theologen behandelte Dr. Kawaga grundle- gende sozialpolitische und kirchliche Fragen. Dr. Kawaga, der von den Amerikanern der „Gandhi Japans“ genannt Wird, predigt die Absolute Gewaltlosigkeit. Japan vertrete, 80 berichtete er, nach Christi Vorbild den Grund- Satz der Waffenlosigkeit. Hinaus in die Ferne. Stuttga ret pd). Günter unterschlug als Stift 500 Mark und flüsterte seinem Freund Wenzel ins Ohr: Nun aber rasch abhauen! In Echterdingen bestiegen sie ein Flugzeug, um nach Frankfurt zu fliegen. Bei der Bilanz ihres Geldbeutels stellten die beiden 16jähri- gen Burschen mit Schrecken fest, daß sie nicht einmal mit dem Bummelzug viel weiter fah- ren können. Also wollten sie sich für die Fremdenlegion anmelden, wurden aber ab- Seewiesen. In Trier wurden die beiden Aben- teurer festgenommen und in Stuttgart vom Jugendgericht für einige Wochen ins Jugend- Arrest geschickt. Dei Weinstraßenexpreß Del Weinstlaßenexpreß hat seine Fahrten auf- geuommen und verkehrt ab Neustadt um 10.30 br, Bad Dürkheim an 1107 Uhr, Grünstadt an 11.57 Ubr.— Die Rückfahrt erfolgt ab Grünstadt um 12.30 Uhr, Bad Dürkheim an 13.09 Uhr und Neustadt an 13 52 Uhr. Diese Omnibuslinié be- deutet eine erfreuliche Verbesserung entlang der Wein traße, unter Berührung der bekann- testen Weindörfer, Um der Offentlichkeif einen Einblick in die geplanten weiteren Ver- kehrsveibesserungen der Bundesbahn 20 geben, kindet am Freitag eine Pressefahrt der Bundes- bahn von Neustadt nach Grünstadt statt. Die Pfalz verdient es Glels zellen, Fragen des allgemeinen Fremdenverkehrs und der Verkehrswerbung standen im Mittelpunkt der Diskussion bei der Arbeitstegung des Verkehrs-Ausschusses des Landes verkehrsverbandes Rheinland-Pfalz in der Weinterrasse„Blütenfeld“ in Gleiszellen. Das Ergebnis der Tagung war die straffèere Zusam- menfassung der Werbung für alle Veranstaltun- gen in der Pfalz und die Vermehrung der Anstren- gungen in der Werbung in anderen Gauen für die schöne weinfrohe und waldreiche Rheinpfalz. Jede Woche kommen 100 Nordamerikaner M. P. Ravensburg. Hundert Gäste aus Nordamerika werden ab 26. Juni jede Woche die Stadt Ravensburg besuchen. Auf der Durchreise nach Oberammergau werden die Luxusomnibusse in Ravensburg am späten Nachmittag eintreffen. Den amerikanischen Besuchern wird Gelegenheit geboten werden, das Münster von Weingarten mit seiner be- rühmten Gablerorgel sowie das alte Stamm- schloß der Erbtruchsessen von Waldburg, die noch völlig erhaltene Waldburg, zu besich- tigen. Die Leiche auf dem Heuboden EK. D. Gres gen. Auf dem Heuboden eines land wirtschaftlichen Anwesens in Gresgen im badischen Schwarzwald wurde die vollkom- men verstümmelte Leiche eines 12jährigen Jungen entdeckt. Die Fahndungsmaßnahmen sind bereits eingeleitet. Lolcale Nundcliau Schauturnen bei der Freien Sportgemeinde Eine bedeutſame Anerkennung all der bis⸗ herigen mühevollen Kleinarbeit erfuhr am Oſterſonntagabend die Freie Sportgemeinde in ihrem gut beſuchten Schauturnen, das eine gewiſſe Krönung des bisher Erreichten darſtellte. Der Vorſtand der FSG, P. Rau⸗ felder, konnte in ſeinen herzlich gehaltenen Begrüßungsworten u. a. Prof. Langer, den Kulturdezernent, als Vertreter des Oberbür⸗ germeiſters willkommen heißen. Seine hin⸗ weiſenden Worte zeigten kurz auf, welch große Schwierigkeiten die FS zu überwin⸗ den hatte, um den ſtetigen Anſtieg in allen Sparten wieder zu erreichen. Der Abend ſelbſt war der eindeutige Beweis für die warmen Worte des 1. Vorſitzenden. Das Schauturnen, das hauptſächlich die Arbeit der Frauen⸗, Turnerinnen und Schülerab⸗ teilungen zeigte, begann nach einem Vor⸗ ſpruch, mit einer feinen bewegungschoriſchen Einleitung der Turnerinnen nach der Sara⸗ bande von Händel. Im 1. Teil zeigten die Schüler und Schü⸗ lerinnen Uebungen an der Schwebebank, am Barren, Frei⸗ und gymnaſtiſche Uebungen in einer natürlichen, gelockerten und ſpiele⸗ riſchen Form und bewieſen damit, wie man bei den Kindern die Luſt und Liebe an ge⸗ ſundheitsfördernden Bewegungen wecken kann. Im Mittelpunkt des 2. Teils ſtanden die Darbietungen der Turnerinnen: Schwin⸗ gen und Schreiten, Bodengymnaſtik und Rei⸗ fenſchwingen. Die Leiterin der Aufführungen, Gymna⸗ ſtiklehrerin Frau Amberger aus Mannheim, verſtand ihrer Auffaſſung über das Frauen⸗ turnen Ausdruck zu verleihen. Auch die Dar⸗ bietungen der Turner, beſtehend in Frei⸗ Boden⸗, Barren⸗ und Reckübungen, fügten ſich gut in den Geſamtrahmen des Abends ein. Vor allem müſſen die glänzenden Lei⸗ ſtungen der Turner der Kreisriege, Ph. Haf⸗ ner, Eller, Paterrau und Kohlhaas erwähnt werden, die in ſchwierigen Uebungen ein außerordentlich Maß an Mut, Gewandheit und Kraft verrieten. So war es kein Wunder, daß die ſehr ſachverſtändigen Zuſchauer abſchließend rei⸗ chen Beifall für die gezeigten Leiſtungen ſpendeten und damit die erfolgreiche Wieder⸗ aufbauarbeit der FS Hin vollem Maß an⸗ erkannten. V. 2 Der Kulturring weiſt noch einmal auf die Möglichkeit des Vorverkaufs für die am Frei⸗ tag ſtattfindende Aufführung von„Hoff⸗ manns Erzählungen“ im Vereinshaus hin, die wir in unſerer Samstagausgabe bereits ausführlich beſprochen haben. Es wäre zu wünſchen, wenn dieſer Aufführung reges In⸗ tereſſe von Seiten der Bevölkerung entgegen⸗ gebracht würde. Mannheimer Tageschronik Schade um die Arbeit. Ziemlich enttäuſcht dürften die Diebe ge⸗ weſen ſein, die ſich die Mühe machten, mit einem Pickel die Rückwand eines Zigarren⸗ geſchäftes aufzureißen, um dann, am Ziele ihrer Wünſche angelangt, ſeſtſtellen zu müſ⸗ ſen, daß der Ladeninhaber ſeine Warenbe⸗ ſtände über Oſtern vorſichtshalber mit nach Hauſe genommen hatte. Mit leeren Händen mußten ſie unverrichteter Dinge wieder den Rückzug antreten.. Liebe auf Abwegen Anſcheinend aus verſchmähter Liebe ging in der Nähe der Friedrich⸗Ebertbrücke ein 23 jähriger in den Neckar. Aus eigenem Ent⸗ ſchluß ging er wieder an Land, um in ſeinen Wohnbunker zurückzukehren. Als er dort ſei⸗ ner Geliebten anſichtig wurde, bedrohte er ſie mit einem Meſſer und bekam einen Tob⸗ ſuchtsanfall. Im Städt. Krankenhaus, wohin man ihn gebracht hatte, tobte er weiter, ſo daß ſich eine ärztliche Behandlung nicht durchführen ließ., und der junge Mann zur Beobachtung in die Pſychiatriſche Klinik in Heidelberg überwieſen werden mußte. Wer war ſtärker? Ohne Wiſſen des Eigentümers ſetzte ſich ein 18 Jahre alter Burſche am Reiherplatz in Käfertal in einen amerikaniſchen Jeep, um ſeine Fahrkunſt unter Beweis zu ſtellen. Damit ſcheint es aber noch nicht weit her zu ſein, denn beim Fahren um den Reiherplatz verlor er die Herrſchaft über das Fahrzeug und rannte gegen eine Straßenlaterne, die ſo ſtark beſchädigt wurde, daß ſie abmontiert werden mußte. Der junge Mann kann von Glück ſagen, daß er bei dem Unfall unverletzt davonkam. Kurze Langfinger. Zu neugierig war ein Arbeiter in der Breitenſtraße, der der Verſuchung nicht wi⸗ derſtehen konnte, und von einem Fuhrwerk zwei Pakete herunterzog. Er war aber beob⸗ achtet worden. Auf der Flucht warf er die beiden Pakete weg, um ſich unſchuldig in ei⸗ ner nahegelegenen Metzgerei unter die Käu⸗ fer zu miſchen. Das alles nützte ihn aber nichts, denn der nachfolgende Polizeibeamte konnte den Dieb ausfindig machen und feſt⸗ nehmen. 5 Oſtermontagrennen in Heddesheim Es war außerordentlich zu bedauern, daß der Wettergott dem von langer Hand durch den Pferdezuchtverein in Heddesheim vor⸗ bereiteten Oſtermontagsrennen einen üblen Streich durch die Ungunſt der Witterung ſpielte. Durch dieſe Tatſache wurde das Ren⸗ nen nicht zu dem großen Anziehungspunkt der bäuerlichen Bevölkerung, wie es zu er⸗ warten geweſen wäre. Außerordentlich ſtark an den ſieben durch⸗ geführten Rennen waren wiederum die hie⸗ ſigen Landwirte beteiligt, die es ſich mit ih⸗ rem großen Anhang trotz des Wetters nicht nehmen ließen, an dem letzten offiziellen Aufgalopp vor dem großen hieſigen Rennen zu beteiligen. Beſonders ſtark durchſetzt mit hieſigen Teilnehmern war der Preis von Muckenſturm, einem Trabfahren, das wegen ſeiner ſtarken Beſetzung ſogar geteilt werden mußte. Hier erreichte Ernſt Seitz einen dritten Platz. Auch im Preis von Handel und Gewerbe, der für das Trabfahren der Kaltblüter ausgeſetzt war, konnte ſich ein weiterer Seckenheimer, Herbert Marzenell, auf den zweiten Platz ſetzen. Auch die übri⸗ gen Teilnehmer konnten ſich in den meiſt gut beſetzten Feldern plazieren. Auf jeden Fall hat dieſes Rennen den Reitern, Fahrern und auch Organiſatoren letzte Winke für den hieſigen Auftakt gegeben, gezeigt, wo noch zu verbeſſern iſt, daß das Training trotz der ſtark beſuchten ſonntäglichen Reitſtunden noch weiter ausgebaut und forciert werden muß, um das Seckenheimer Pferderennen an ſeine Tradition anſchließen zu laſſen und gleichzeitig den guten Stand der hieſigen Pferdezucht unter Beweis zu ſtellen. ER KAISER und dad Madchen ROMAN VON MARGOT BOGE R G OPY RIGHT SY VERLAG HELMUTSEILER. STUTTGART 21. Fortsetzung Inzwischen war es dem Pagen eingefallen, daß die Gefangene den ganzen Tag ohne Nah- rung geblieben war, und er wagte es, den Kaiser darauf aufmerksam zu machen Nanta mußte kommen und für Gela sorgen. ** Am nächsten Tage ritt der Kaiser in aller 5 in den Wald, um zu jagen. Gela hörte die Geräusche des Aufbruchs nd dachte: Nun muß ich den ganzen langen Tag hier sitzen und warten. Sie war sehr verzagt. Nanta kam und sagte: Eicke ist immer ch nicht zurückgekehrt!“ „Wo mag er nur sein?“ fragte Gela. Er sucht dich!“ murrte die Magd. jäter bat Gela um ihre Kleider. 5 Nanta erwiderte unwirsch:„Die Jägermei- terin hat deine Stube verschlossen und gibt chts heraus. Gar böse und verbittert ist die Frau, denn sie fürchtet, daß Eicke sein schönes Amt verliert und bestraft wird.“ Darüber war Gela sehr traurig. Die Magd brachte Wasser und einen Kamm. Schade ist es um dein schönes Haar! schalt ie ärgerlich.„Winnar hätte auch etwas 8 eres einfallen können, als es abzuschneiden. Alter Narr, der er ist!“ f enn man mich zur Nonne macht, verliere mein Haar ohnehin!“ entgegnete Gela eichgültig.. ler Mitleid fragte Nanta:„Du langweilst ohlsehr, du armes Kind? Gerate nicht sinn, damit du dem Faiser mutig de 8 „Noch niemals hatte ich lange Weile. Im- ergeht mir die Zeit allzu schnell, nn oviel über alle Dinge der Welt nach⸗ hst, wenn er dich zu sich rufen läßt!“ „Ich möchte wohl wissen, wie es in deinem Kopf aussieht!“ seufzte Nanta. Sie mußte das Mädchen allein lassen, denn Boda duldete es nicht, daß sie sich länger als nötig bei der Gefangenen aufhielt. Als sie schließlich die Abendsuppe brachte, fragte Gela gleich nach dem Jägermeister. „Nun müßte er doch da sein!“ sagte sie ängstlich.„Die Anwesenheit des Kaisers legt ihm Pflichten auf, die er nicht versäumen darf.“ „Denke lieber an deine eigenen Sorgen!“ mahnte die Magd. Eben kam Barbarossa von der Jagd zurück. Zu guter Stunde wirst du dem Kaiser begegnen. Er hat einen Ilten Hirsch erlegt, dessen mächtiges Geweih seine Freude erregte.“ Gela trat an das Fensterloch. Sie schämte sich, in Swints Jagdrock zum Kaiser gehen zu müssen. Als sie schließlich gerufen wurde, war es dunkel. Die jungen Pagen kicherten bei ihrem An- blick. Mit untertänigem Spott rissen sie die Tür vor dem Mädchen auf, das sie nicht beachtete. Der Kaiser saß allein an einem offenen Holzfeuer und las. Zuerst kam es Gela so vor, als hätte er ihr Kommen nicht wahrgenommen. Sie blieb schüchtern an der Tür stehen. „Komm doch näher, Gela!“ sagte der Kaiser mit flüchtiger Freundlichkeit und vertiefte sich sogleich wieder in die Schrift, die er in den Händen hielt. Gela fand das Aussehen Friedrich Barba- rossas jetzt ganz anders als auf dem Hof, Wo er hoch zu Pferde saß. Dort hatte er sich nach allen Seiten aus- gegeben und sein strenges Antlitz leutselig Zum Anschauen dargeboten. Nun war er in sich versunken, zugleich ge- sammelt und gelöst. Eigene Gedanken er- füllten ihn mit starker Lebendigkeit— es schienen keine frohen zu sein. Gela dachte mit plötzlichem Gram: Der Kaiser fertigt mich mit freundlicher Milde ganz nebenbei ab, während er wichtige Dinge bedenkt. Hatte er sie schon wieder vergessen? Seine blauen Augen, die schwarz wirkten, überflogen sie ruhesam und versenkten sich dann in das Flammenspiel des Holzes. Unendlich versorgt sah er aus, der Kaiser. Aber nicht wie ein Mensch, der an seinen Lasten ermüdete, sondern sie willensstark trägt. Was ihn beschäftigte, erfüllte ihn nicht mit Unrast, um als etwas Lästiges bewältigt zu werden— es schien vielmehr gesammelt in ihm zu arbeiten und eine unablässige Auf- gabe zu sein: Und was war das für eine Aufgabe? Etwas Besonderes und Großes mußte in ihr verbor- gen sein! Denn der Ausdruck Friedrich Bar- barossas glich dem bewölkten Himmel, der zuweilen vom Sonnenlicht durchbrochen wird. Die eilenden Gedanken des Herrschers schufen einen steten Wechsel der sichtbaren Stimmung: Helles und Dunkles löste sich ab. Bejahendes und Verneinendes kampfte mit- einander. schöpferisches ballte sich hinter der zuckenden Stirn. Beinahe erschrocken dachte Gela: In glei- cher Weise lebe ich in meinen kleinen Dar- stellungen. Aber mein Dasein ist neben seiner Kraft ein Schmetterlingsleben. Vermessen Wäre es von mir, den großen Kaiser mit meinen kleinen Wegzielen zu belästigen. Un- bedeutsam bin ich naben seiner gewichtigen Gewalt! Selbstvergessen trat sie näher an den sin- nenden Kaiser heran. Ja, sie beugte sich ein Wenig herab, um ihn besser sehen zu können. Da richtete Barbarossa den Blick auf sie und erfaßte überrascht ihre scheue Versun- kenheit. 5. Er hatte dem jungen Mädchen Gelegenheit geben wollen. sich zu sammeln, und die eine ede zusammenzusucnen, die es sich wohl fur ihn ausgedacht haben mochte. Stattdessen irrte es ganz abwegig umhez und schien die wichtige Angelegenheit völlig vergessen zu haben.. Er lächelte nachsichtig. „Sage mir, was du jetzt gerade denkst!“ ge- bot er unvermittelt, als griffe er mit sicherer Hand nach einem im Wasser spielenden Fischlein. Gela stammelte gehorsam:„Etwas ganz Be; langloses dachte ich, nämlich, daß Menschen- gesichter Landschaften sind! Manche gleichen einem kleinen Tal mit nahen Hügeln! An- dere ähneln einer Wiese oder einem steinigen einsamen Feld! Und wenige sind groß auf- getan mit unbekannten weiten Fernen.“ „So?“ erwiderte der Kaiser belustigt.„Und wie kamst du gerade jetzt auf diesen Ge- danken?“ f Verlegen gestand Gela:„Weil mir des Kai- sers Gesicht wie eine große Landschaft er- schien! Mit sehr hohen Bergen, wie ich sie niemals sah! Und das brandende Meer flutet wohl auch mit hinein, von dem ich off traume.“ Barbarossa betrachtete das junge Madchen mit scharfem Forschen. 5 Gela hatte die Arme vor der Brust gekreuzt Ihre Finger verkrampften sich fest an den schmalen Schultern. Sie zitterte heftig ung war angestrengt darum bemüht, es zu ver- bergen. 5 Des Kaisers dunkles Lachen flog freundlich durch den Raum. „Du frierst!“ sagte er. Komm näher an das Feuer! Setze dich auf diesen Buchen- Klotz.“ 2 Gela gehorchte.„Ich friere nicht!“ sicherte sie scheu. 5 „Fürchtest du dich etwa der Kaiser. 5. N „Warum sollte ich mich fürchten?“ fragte sie verwirrt. Ehrfurcht habe jch! Keine ver- vor mir?“ spottete Furcht! i „Und warum zitterst du Tragen traten in Gel . 8 Fremdsprachen in der höheren Schule Der Landesverband Nordbaden für Lehrer an Höheren Schulen(LVN) hat auf Grund des sog „Mannheimer Plans“ ein großzügiges Reform. programm ausgearbeitet. in Ubereinstimmung mit dem Schulprogramm des Deutschen Philologenverbandes und mi nen bereits bekannten Reformplänen einigel anderer deutschen Länder, die alle eine gemein same Basis für eine bundesstaatliche Regelung zu finden bemüht sind, hat sich die nordbadische Lehrerschaft endgültig auf die 9-klassige dif; ferenzierte, d. h. gegabelte Höhere Schule fest. gelegt, deren einzelne zur Reifeprüfung füh⸗ rende Züge alle Lateinunterricht erteilen, ihn aber verschieden Weitgehend durchführen. Dieser Gesamtreformplan kann natürlich nul schrittweise dürchgeführft werden. Um dabe nicht unnötig Zeit zu verlieren, schlägt der LVN Vor, gleich auf 4 Stufen mit einem Sofortpro gramm einzusetzen. Nicht nur die Teilung de! Senta in einen lateinischen und einen engli. schen Zug soll im Schuljahr 1930/1 eingeführ werden, es soll auch an den Mädchenrealgym. näsien in der Quarta die Wahl zwischen Latei nisch und Französisch freigegeben und ebense soll der Realschulplan für die Schüler(innen) die nach Abschluß der U II austreten wollen im neuen Schuljahr schon in Kl. O. III in Kraf treten. Außerdem soll von Kl. U II an die Mög. lichkeit gegeben werden, eine der drei Fremd. sprachen(z. B. Latein) durch eine naturwissen schaftliche Arbeitsgemeinschaft zu ersetzen. Neues badisches Liederbuch Die Möglichkeit zu richtigem Schaffen wird den badischen Sängern das jetzt erschienene neue Liederbuch geben, das im Auftrag des Bad. Sängerbundes durch den Musikausschuß zusam- mengestellt wurde und im Verlag Hochstein Heidelberg) erschienen ist. Es enthält über 30 Wertvolle Männerchöére der bedeutendsten Kom- Ponisten, darunter auch eine gute Auswahl zeit- gemäßen Liedgutes und wird allen Vereinen, die sich um eine künstlerisch ausgerichtete Kultur- Arbeit bemühen, ein brauchbarer musikalischer Führer sein. An den Sängern liegt es, schon jetzt sich auf das Badische Bundesliederfest einzustellen und es durch zahlreiche Beteiligung zu einer ein- drucksvollen Kundgebung ihrer Arbeit für Volk und Heimat zu machen Jeder Verein halte sich is Täge vom 4. bis 6. Kugüst für Karlsruhe frei nd lasse älle anderen Veranstaltungen hinter dieser ersten großen Gemeinschaftsfeier des Bundes zurücktreten. Bis dorthin sind es noch Vier Monate— jeder Sänger lege sich eine Spar- bse an und tue jede Woche eine Mark hinein, dann hat er bis zum August ein schönes Sümm- chen erspart und kann mitsingen, mitfeiern und miterleben. Fast die Hälfte in Unterstützung Fast die Hälfte def Bevölkerung Nordbaden: Ist nach Ansicht des Chefarztes der Landesver- sicherungsanstalt auf Unterstützung ange wie sen. Der Chefarzt begründet seine Ausicht da- mit, daß mehi als zehn Prozent der Einwohner des Landesteils auf Grund def Körperbeschädig- ten-Leistungsgesetzes Unterstützung beantragt Haben, wobei zu berücksichtigen ist, daß jedem Antragsteller durchschnittlich drei bis vier Fa- miliensugehörige zuzurechnen sind Nach den beststellungen der Landesversiche- rungsanstalt nehmen die Ausgaben für Unter- stützungen im nordbadischen Haushaltsplan die Zweite Stelle hinter den Besatz ungskosten ein und betragen etwa ein Viertel der Gesamtaus- gaben. Tagung der Bvang. Landessynode Durflscoh Die Landessynode der vereinigten evangelisch- protestantischen Landeskircbe Ba- dens Wird am 12 Mai zu eigner Taqung zusam- mentielen Hauptpunktder Taqung wird ein Be- richt sein übe die Faqunq def Synode dei EKD, die im April, in Berlin stattfindet. Außerdem werden Fragen dei Gottesdienstordnung und des Bekenutnisstandes der Landeskirche besprochen werden Die Tagung findet dieses Mal auf dem Thomashoft bei Durlech statt(epd) p. Lombardis Gruß an die Deutschen Der in den letzten Jahren zu besonderer Be- ühmtheit gelangte Jesuitenpater Riccardo ombardi spricht während seines Deuschland- desuchs am Donnerstag, 13. März in Karlsruhe. Kus diesem Anlaß schreibt der Kanzelredner: Ich freue mich, endlich auch in Deutschland las Wort Sottes verkünden zu dürfen und ent- diete aus diesem Anlaß dem qanzen deutscher. Volk in West und Ost meinen demütigen Gruß. Als ein eindringlich verpflichtendes Symbol Jaube ich meinen Stert im Ruhrgebiet, im Ar- deitszentrum Deutschlands, sehen zu können Inter der Arbeiterwelt muß eine neue cbrist- iche Zeit geboren werden, wenn Europa nicht kommunistisch werden soll. Unter den Arbeitern wir d eine neue christ- iche Zeit geboren werden, wenn wir uns alle als das erweisen, was wir zu jeder Stunde des Tages sein sollen: Glühende Vorkämpfer für ein besseres christliches Jahrhundert.“ Musik und Kunst im Unterricht Die vom Landesverband Nordbaden für Leh- rel an höheren Schulen(L. V. N.) ausgearbeiteten Reformvorschläge erkennen aàuch die Bedeu- tung des musischen Unterrichts(Musik und Kunsterziebung) an Allerdings konnten nicht alle Wünsche der Fachvertreter erfüllt werden, aber welcher Spielraum diesen Fächern im neuen Lehrplan eingeräumt wird, mag folgende Berechnung zeigen: Nach den bisberigen(d. h vor 1933 geltenden 1945 vorläufig wieder eingeführten) Lehrplänen betrug der Anteil der musischen Fächer an der Gesamtstundenzahl aller Pflichtfächer fü alle 9 Schuljahre ap den Gymnasien 6,18%, an den Realgymnasien 2,52% und an den Oberreal. schulen 8.36% Der neue Plan verbessert diese Zahlen für die Gymnasien auf 7.61%, für die übrigen Züge äàuf 9.12% Dazu kommt noch die Möglichkeit, in der altsprachlichen Abteilung von KI O Il anstatt des wegfallenden Pflicht- unterrichts in Kunsterziehung eine wahlfreie Arbeitsgemeinschaft zu setzen. Mindestens ebenso wichtig wie dieses rein zahlenmsbiqe Verbältnts ist natürlich die sach- liche Eingliederung vor allem der Kunster: ziehung in den Gesamtunterricht Weit meh als krühef wird sie durch andere Fächer, beson- ders Deutsch. Geschichte und Erdkunde(die auch gach dem neuen Entwurf mit den mus! schen Fächern zusammen eine besondere Grup de bilden qestützt uod qefördert. Whrend der LVN aut dem Stendpunk! steht, deb die Arbeit des Kunsterzieheis qenũ. gend berücksichtiqt wird fordert die Fachver. tretung gab dem Kunst, und Werkunterrich mehrt Stunden eingeräumt werden. Altkatholisches Priesterjubiläum Der engere Zusammenschluß der altketholi- schen Kirche in Baden erfolgte 1935 unter Bischof Erwin Kreuzer(Bonn), der soeben sein goldenes Priesterjubiläum beging. Eine Zeit lang hatte er die altkatholische Pfarrei in Frei- burg inne. Schreckensnacht in Johanngeorgenstadt Ein Uberlebender der Grubenkatastrophe be- richtet— Den Uran-Bergarbeitern sitzt der Tod im Nacken Im sächsischen Urangebiet ereigneten sich im November 1949 zwei entsetzliche Katastrophen. Presse und Rundfunk meldeten bisher lediglich die Tatsachen der beiden Grubenunglücke bei Johanngeorgenstadt und Annaberg. Jetzt ge- lang es unserem R. B.-Mitarbeiter von einem der die Johanngeorgenstädter Schreckensnacht zum 24. November 1949 miter- lebte, Einzelheiten über die damaligen Vor- gänge zu erfahren. Es war gerade Schichtablösung erfolgt. 2500 Kumpels hatten die tiefen, nassen Schächte verlassen und sich zur Ruhe begeben. Nur Wenige, unter ihnen auch Obersteiger M., gin- gen in die Kantine, In diesem Augenblick er- schien ein Sprengmeister und forderte 30 der soeben abgelösten Bergarbeiter auf, schnell einmal heraus zu kommen und ein paar Mi- nuten beim Abladen von Sprengmunition zu helfen. Nachdem gie zum Abebren cen gase Obersteiger, — 2 28—.— steins benötigten Kapseln dabei einfach auf die Erde in Kisten aufgeschichtet worden wa- ren, wurden die Helfer wieder entlassen. Kurzschluß im Stromkabel Kurz darauf ließ eine ungeheure De- tonation die Fensterscheiben in den Ba- racken zerspringen und Türen aus den Angeln fahren, Binnen weniger Minuten gerieten mehrere tausend Menschen in einen un- beschreiblichen Aufruhr. In der Baracke der Betriebsleitung herrschte ein Beilloses Durcheinander. Allmählich kristallisierte sich aus dem Stimmengewirr das Organ des dienst- habenden Motorenwartes Ulrich heraus, der sich zu verteidigen suchte. Er hatte gegen die Stapelung der Sprengmunition am Förder- turm des Schachtes 35 energisch protestiert, da er seine Stromkabel, die nicht besonders intakt, einfach auf der Erde entlang liefen, in Gefahr sah, als die schweren Behälter auf sie abgesetzt wurden, Man hatte seine Bedenken jedoch mit dem Bemerken zerstreut, daß es schnell gehen müsse. Kaum war der leere Lastkraftwagen abgefahren, als Ulrich auch schon ein Zischen am Stromkabel bemerkte, das durch die Belastung in die regennasse Erde gedrückt, Kurzschluß erhalten hatte und nun mit einer gewaltigen Stichflamme abbrannte. Der Maschinist kam nicht mehr dazu, einen Warnungsruf auszustoßen. Ein Sturzsee brach dureh Nach der gewaltigen Detonation erfüllte ein unterirdisches Grollen die Erde und als die Sicht wieder einigermaßen hergestellt War, Sah man vom Förderschacht 35 nichts mehr. Er war wie wegrasiert. Das ganze Arbeitsfeld hatte sich gesenkt und an der Einfahrt gähnte ein tiefer breiter Prichter. Inzwischen wurden sämtliche Feuerwehren in Sachsen, Thüringen und der Mark Bran- denburg alarmiert. Das unterirdische Grollen Verstärkte sich und deutlich vernahmen die Rettungsmannschaften einige unter Tage vor sich gehende Grubengasexplosionen. Später erwies sich, daß der Kurzschluß des Kabels nur der zündende Funke für eine grö- Bere Katastrophe in einem über 100 Meter unter der Erdoberfläche befindlichen Abbau-⸗ Stollen gewesen ist. Zahlreiche Erdbohrungen führten zu dem Ergebnis, daß das vernom- mene Getöse auf den Einbruch eines unter- irdischen Sturzsees zurückzuführen War. Ein Unglück hatte das andere ausgelöst. Flammenrasen dureh den Schacht Bevor die ersten größeren Feuerwehren ein- trafen, entstand an dem auf die Explosion Igonden Nachmittag ein Brand, der mit ger Geschwindigkeit ein immer größeres Gebiet eroberte. Etwa 3000 Bergbauleuten ist es zu verdanken, daß eine Ausbreitung der Vernichtungswelle auf Nachbarschächte ver- hindert wurde. Sechs Stunden Später war es erst möglich, sich der Rettung der überleben- den Eingeschlossenen zu widmen. Vorsichtige Schätzungen der Grubenleitung sprechen von 800 Bergarbeitern, welche noch nach dem eigentlichen Hauptunglück getötet oder schwer verletzt wurden. Bis zum Mittag des auf die Katastrophe folgenden Sonnabend gelang außerdem die Bergung von 1135 Poten. Hinzu kommen rund 750 Arbeiter der Stollen III und IV in den Schächten 35 und 38, welche er tranken, Weitere 865 Berg leute werden vermißt. Diese Zahlen dek- ken sich mit denen eines in die Westzone ge- flohenen Brandmeisters. Wettervorhersage Am Mittwoch und Donnerstag tagsüber vor- wiegend stark bewölkt und besonders am Mittwoch noch einzelne Schauer. Temperatu- ren kaum über 10 Grad. Nachts zeitweise Be- Wölkungsrückgang und vielfach leichter Frost; Mäßige Winde aus West bis Nordwest. Neckar-Bote, Südd. Heimatzeitung für Manuheim-Seckenhelm und Umgebung. Verantwortl. Herausgeber: Georg Härdle, Druck und Verlag: Buchdruckerei Gg. Zimmermann(Inhaber Georg Härdle), NManubeim-Seckenheich, Fernsprecher 47216— Geschäftsstelle Mannheim: Holzstraße 5. Fernsprecher 51806 Wirtschaft Deutsch- Schweizer Wirtschaftsverhandlungen: ö Unter dem Motto„Ländertag Schweiz“ veranstaltet die Industrie- und Handelskam mer Konstanz am 14. April eine deutsch. schweizerische Außenhandelstagung. In diesem Zusammenhang verlautet aus gut unterrichte. ten Kreisen, daß offiziell deutsch- schweizeri-. sche Wirtschaftsverhandlungen in Konstamm geplant seien.. Großhandel zum Mitbestimmungsrecht Der Verband des Groß- und Ausfuhrhandelz und die Hauptgemeinschaft des Deutschen Gewerkschaftsbundes haben mitgeteilt, dag sie weder mit der Methode noch mit der Ziel. setzung der von den Unternehmern am 30 und 31. März in Hattenheim geführten Ver- Handlungen einverstanden seien. Groß- und Einzelhandel würden es sich vorbehalten, ihre von den Unternehmern abweichende Auffas- sung zur Frage des Mitbestimmungsrechtes der Arbeitnehmer in der Wirtschaft auch in der Offentlichkeit zum Ausdruck zu bringen Stuttgarter Häuteauktion Auf der nächsten Stuttgarter Häuteauktion am 12. und 13. April gelangen 44 814 Groß- vieh-Häute, 60915 Kalbfelle, 9499 Schaffelle und 973 Roßhäute zum Ausgebot. Aus Würt⸗ temberg- Baden stammen davon: 21 439 Groß- viehhäute, 30 428 Kalbfelle, 2615 Schaffelle und 337 Roßhäute. Die Auktion findet in der Turn- und Festhalle Stuttgart- Feuerbach statt „Tag des Brotes“ Vom 17. bis 21. April findet in der gesamten Bundesrepublik der„Tag des Brotes“ als Werbemaßnahme für den Verzehr des Bro- tes statt. Der Zentralverband des Bäckerhand- Werks, Weinheim/ Bergstraße, veranstaltet aus diesem Anlaß am 17. 4. in Bonn eine Eröff- nungsfeier, die mit einer Brot- und Gebäck schau aus sämtlichen Ländern der Bundes- republik Deutschlands verbunden ist. Der Bundesernährungsminister wird über die Frage der Bedeutung des Brotes im deutschen Volke sprechen.(VD) Fernsprechverkehr mit Ungarn Das Bundespostministerium gibt bekannt, daß ab 15. April 1950 der Fernsprech- verkehr zwischen der Bundesrepublik Deutschland einschließlich Westberlin und Un- garn aufgenommen wird. Exportaufträge für Schmuckwarenindustrie Die württemberg-badische Schmuckwaren⸗ industrie hat nach wie vor unter eee dem Inlandsabsatz zu leiden; die Absatzver- 5 Bältnisse auf den Auslandsmärkten dürften sich etwas beleben, da ein erhöhter Eingang von Exportaufträgen, besonders aus der Schweiz, Holland, Belgien und aus Italien zu verzeichnen ist,. Einer Ausweitung des Exports in die USA stehen in erster Länie die hohen Einfuhrzölle encgegen. Kredit für Bruchsaler Zigarrenindustrie Die Zigarrenindustrie des Kreises Bruchs hat von Regierungsseite 500 00 DM zur Ver- fügung gestellt bekommen. Mit diesem Rredit soll die Einstellung von etwa 1700 unbeschäf⸗ tigten Tabakarbeitern ermöglicht werden. 43 281 000 DM wird die in diesem Jahr statt- findende Volks- und Berufszählung Kosten. 23 245 000 DM hiervon trägt der Bund, den Rest übernehmen die Länder. N N. 206 690 00 DRM spart die Bundeskasse im Laufe des Jahres durch den Beitritt zum Weltweizen abkommen ein. Die Rheinschiffahrt der Schwelz BASE ABD Nationalrat Dt trag übe. schweizerische Verkehrsfragen die Rheinschiffahrt. übe! die fast ein Drittel der ge- samten schweizerischen Importe befördert werde nehme in der Verkehrsaußenpolitik des Landes die erste Stelle ein. Danksagung Für die vielen sowie für die zahlreichen Kranz- und Blumenspenden beim Heimgang unserer lieben Entschlafenen Frau Anna Koltzenburg geb. Schmitthäußer sagen wir unseren innigsten Dank. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Ernst Koltzenburg Mannheim-Seckenheim, 12. April 1950 Beweise herzlicher Anteilnahme Ferkel zu verkaufen. Freiburgerstraße 11. Starke Kraut- u. Salatpflanzen zu haben bei Gropp, Meersburgerstraße 28 Norddeutsche Saalhar lone 5 Tüchtige tageweise sofort gesucht. 8 0 N münniche Bürokraft 40-50 Jahre alt, bewandert in Purchschreibebuchhaltung, . Unt. Nr. 212 an die Geschäftsst. d. 5 vorrätig: Böhms NMittelfrühe Bona Flava Ackersegen/ Voran Aquilla/ Agnes Merkur Mex. Schmich EEC Landesprodukte. Jetzt Klassenlose ½. DM 3.—. 90000 Ge- Winne stehen bereit. Neu: Als schönstes Geschenle zum Feste sind Blumen stets das allerbeste Empfehle: Schalen und Blu menkörbe Reiche Auswahl in Topfblumen aller Art finden Sie am billigsten beim Erzeuger in der Gärlinerei Schyarz am Friedhof/ Telefon 47381 4Zwischenklassen bei nur 1. DM Zuschlag. Pro- spekte und Gewinnpläne bei STURMER, P 3, 13 An den Planken Rheumu-Krunke erhalten kostenlos Auskunft über ein tausendfach bewährtes Naturheilmittel. Bei Nichterfolg Geld zurück. Galvante- Ring Co,, Bad Reichenhall G 146. 1— 0 Programm des Süddeutschen Rundfunks Donnerstag, 13. April Morgengymnastik Norwegische Komponisten Landfunk: Tabakanbau Nachmittagskonzert Die Frühjahrsmüdigkeit Hausmusik: Reger und Haas Zeitfunk und Unterhaltungsmusik Sport gestern und heute „Die Leute von nebenan“, v. W. Schmidt Bunte Melodienfolge Europa im Werden Quartett auf das Ende der Zeit von Oliver Messiaen Lyrik des 30jährigen Krieges 6.30 10.45 11.45 16.00 16.50 17.05 18.00 19.30 20.00 20.30 21.50 22.00 28.00 Freitag, 14. April Morgengymnastik Nachmittagskonzert Wir sprechen über neue Bücher Froh und heiter Frauenfunk g Musik zum Feierabend H. Mostar über Prozèesse von heute Symphoniekonzert(Kantate v. J. Weis mann) 21.15„Liebesspiel in Flandern“, nach Stijin Streuvels Die Woche in Bonn Die Rundfunktanzkapelle „Die Schuld Europas“, ein Gespräch Melodien zum Träumen 21.50 22.00 22.40 23.00 9 Samstag, 15. April Morgengymnastik Junge Solisten spielen Landfunk: Der Landschaftsgärtner Der Sport am Wochenende Zeitfunk: Was die Woche brachte Unsere Volksmusik 1 Jugendfunk 1 Nachmittagskonzert 5 Filmprisma Musik zum 3-Uhr-Tee Mensch und Arbeit 2 „Sle sind uns ein lieber Gast“, fröh⸗ licher Samstagabend Melodien von Franz Lehar H. Mostar: Worte zum Sonntag 6.30 10.45 11.45 13.45 14.00 15.00 15.40 16.00 16.45 17.00 18.00 20.00 20.45 22.00 22.15 24.00 Unterhaltung und Tanz Barmusik Eine Mittwoch. Nationaltheater Mannheim romantische Oper von Carl Maria v. Weber. Anf. 19,30 Ende 22,0 Uhr. Auzklek erfolgreich Siuseppe Verdi. in Ihrer Heimiatseitunes mn n Sonntag, 16, April, ist immer Donnerstag, 13. April, Miete N Nr. 11 u. fr. Verk.:„Rigoletto“ Oper ven Freitag, 14. April, Miete D Nr. 11 u. fr. Verk.:„Die Räuber“, Schausple! von Fr. v. Schiller. Samstag, 15. April, Miete O0 Nr. 11 u. fr. Verk.:„Der grüne Kakadu, Groteske von Arthur Schnitzler; hierauf;„Der zerbrochene Kr Lustspiel von Hch, v. Kleist. Anfang 19,30, Ende etwa 22,00 Uhr. von Johann Strauß. Anfang 14.00, Ende etwa 17,00 Uhr. außer Miete:„Rigoletto“, Oper von Giuseppe Anfang 20,00, Ende gegen 22,30 Uhr. Montag, 17. April, Miete E Nr. 11 u. fr. Verk.: von W. Shakespeare, 5 Freitag, 14. April, Gastspiel in Seckenheim,„Vereinshaus:„Hoffma Erzählungen“, phantastische Oper von Jacques Offenbach. Ant, 19,30, Ende etwa 22,30 Uhr. — . N Jequet erklärte diesel Tage in einem in Base! Jehsſtenen Vor? Spielplan 12. April, Miete Nr. 11 u. fr. Verk.:„Der Freischütz Anfang 19,30, Ende etwa 22,00 Uhr. Anfang 19,00, Ende etwa 22,30 Uhr. zu ermäßigten Preisen:„Die Fledermaus“, Opere Verdi „Das Wintermärchen“ Anfang 19,30, Ende etwa 22,30 Uhr. 5 Gastspiel: