Erscheint: montags, mittwochs, freitags und samstags. Frei Haus 1.75, im Verlag abgeholt 1.55, durch die Post 1.55 zuzgl. 36 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenheim und Umgebung Anzeigenpreise: die 6-gespaltene Milli- meterzeile 15 Pfg.— Preisliste Nr. I) Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden Nr. 108 Samstag, den 8. Juli 1950 2.50. Jahrgang Großen Entscheidungen entgegen Von Willi Schie kling Der an mancherlei Sensationen gewöhnte deutsche Zeitungsleser mußte zu Beginn die- ser Woche die erstaunliche Feststellung ma- chen, daß der Kartoffelkäfer zum Thema einer hochpolitischen Note wurde: Moskau warf den Vereinigten Staaten vor, daß ihre Flugzeuge„nach einem sorgfältig vorberei- teten Plan“ Kartoffelkäfer über der Ostzone abgeworfen hätten, um die Lebensmittelver- sorgung des deutschen Volkes zu gefährden. Die Vereinigten Staaten haben inzwischen diese Anklagen in einer scharfen Erklärung zurückgewiesen. Niemand im Westen nahm die Behauptun- gen als solche ernst, aber manche westlichen Politiker und Zeitungen kragten, sich, was die Russen wohl gemeint haben mochten, als sie von„Kartoffelkäfern“ sprachen. Jedenfalls wurde man das Gefühl nicht los, dag zwi- schen den tragischen Ereignissen in Korea und der fast komisch anmutenden„Kartoffelkäfer- note“ ein gewisser Zusammenhang bestehe. Und den politischen Kreisen des Westens drängte sich die naheliegende Frage auf: sind diese Kartoffelkäfer-Anklagen, die Einstel- lung der Stromlieferungen nach Berlin und andere kleine Nadelstiche die Vorboten eines neuen Druckes auf Westberlin und West- deutschland, oder handelt es sich um bedeu- lungslose Ablenkungsmanòôver? 2 Auf dem Hintergrund des blutigen Zusam- menstoßes in Asien muß jeder sowjetische Schritt in Europa Mißtrauen auslösen. Auch dann, wenn es sich nur um eine vereinzelte Maßnahme im sogenannten Nerven- krieg“ und nicht um die Vorbereitung einer größeren Aktion handelt. Manche westlichen Kreise neigen zu der Auffassung, daß Moskau mit voller Absicht diese Nervosität und damit das Gefühl der Unsicherheit zu verstärken versucht. Das verstärkte Mißtrauen scheint aber auch positive Folgen zu haben: In Paris meinten hohe militärische Kreise, daß die letzten Er- eignisse zu einer Beschleunigung der Ver- tei digungs maßnahmen des Fonti- nents führen würden, und die Bonner Bun- desregierung fand eine gute Gelegenheit, er- neut die Aufmerksamkeit der westlichen Welt auf die heikle Frage der deutschen Sicher- Reit zu lenken, Wie weit die Forderung Adenauers auf eine„formale Sicherheitsgaran- „ties schließlich erfüllt werden wird, läßt sich och nicht übersehen. Immerhin versicherte 2 der amerikanische Hohe Kommissar, Mecloy. Wiederum, daß die Westmächte einen Angriff auf die Bundesrepublik als einen Angriff auf sich selbst betrachten würden.„Die alliierten Truppen werden in Deutschland bleiben, bis der Friede gesichert ist“, sagte er. Auch das Thema Bundespolizei“ rückte in die- sem Zusammenhang erneut in den Vorder- grund. Inzwischen verhandeln die Sachverständigen in London über die Revision des Bes at- 2 Uungs statuts, und in Paris tagen die Aus- schüsse, die dem Schuman-Plan zur Verschmelzung der westeuropäischen Schwer- industrie die konkrete Form geben sollen, In London geht es um die Gewährung größerer Souveränität an die Bundesrepublik, und in Paris geht es— im Grunde genommen— um die Beschränkung der Souveränität der einzelnen westeuropäischen Staaten. Das eine Schließt freilich das andere nicht aus, denn so- lange die Vereinigung Westeuropas nur Schritt um Schritt vor sich gehen kann, braucht die Bundesrepublik als Verhandlungspartner mehr Außenpolitische Bewegungsfreiheit, Soweit sich aus den bisher vorliegenden Berichten er- Rennen läßt, dürfte die Hauptschwierigkeit der Pariser Verhandlungen darin bestehen, Alle beteiligten Staaten für die Ubertragung Weitgehender Befugnisse an die vorgesehene „Hohe Behörde“, zu gewinnen. Ein Londoner Sprecher kommentierte die Pariser Vorschläge mti den Worten, sie enthielten„gewisse Merk- males, die keine britische Regierung anneh- men Könnte, Auch wenn sich die sechs Staaten in Paris untereinander einigen sollten, scheint ase im Moment die Aussicht gering, daß Großbritannien sich der Industrie- Union an- Schließen wird. Die Bedeutung der Konferenzen an der Seine und an der Themse für die deutsche Zukunft darf nicht unterschätzt werden. Mit noch größerer Aufmerksamkeit aber verfolgt man in Westdeutschland die Vorgänge in Rore a. Wie weit sich die Lage westlich der Elbe in den nächsten Jahren stabilisieren lägt, hängt sicherlich auch davon ab, ob das er südllich des 38. Breitengrades in abseh- rer Zeit gelöscht werden kann. Solange sich sten in Asien stark zeigt, dürfte man . wenig Neigung haben, in Deutsch- elkäfer-Proteste“ loszulassen oder rungen zu sperren wesentlich mehr zu unternehmen, als In Erwartung größerer Zusummenstö Unveränderte Lage an der Front- TOKIO(UP). Das Hauptquartier General Merthurs gab unter anderem am Freitag die überraschende Meldung bekannt, daß ameri- kanische Superfestungen in den koreanischen Gewässern vier Kriegsschiffe angegriffen haben, von denen alle Beteiligten annehmen, daß es Unterseeboote waren. Es ist bekannt, daß die Nordkoreaner niemals Unterseeboote besaßen. Wenn also die angegriffenen Fahr- zeuge Unterseeboote waren, könnte es sich dabei nach Ansicht hiesiger Beobachter um Einheiten der sowjetischen Flotte handeln. Schon vor einigen Tagen war mitgeteilt worden, daß sich ein erheblicher Teil der sowjetischen U-Bootflotte in Pazifischen Ge- Wässern befinde. Nunmehr erfährt man, daß dort schätzungsweise 300 sowjetische Unter- seeboote stationiert seien. Einer der bedeu- tendsten U-Boot-Stützpunkte sei der Hafen von Dairen, Der Angriff auf die Kriegsschiffe von denen hier die Rede ist, fiel zeitlich mit der Veröffentlichung einer an die USA ge- richteten Note des Kreml zusammen, in der die amerikanische Blockade der koreahischen Küste als ein offener Akt gegen die Aggres- sion gebrandmarkt wurde. Hier liegt in der Tat ein seltsames Ereignis vor. Vor märsche und Rückzüge Was die Gesamtlage in Korea angeht, so ist es in den letzten Stunden zu keinen größeren Kampfhandlungen auf der Erde gekommen. Nach den Berichten rücken die nordkoreani- schen Streitkräfte, während sich die Ameri- kaner und Südkoreaner zurückziehen, immer noch weiter nach Süden vor, wobei sie fast ununterbrochen Umfassungsmanöôver ausfüh- ren. Die Front verläuft im Augenblick von einem Punkt nördlich Chonan in nordöstlicher Richtung nach Magung, 40 km östlich Pyong- taek, weiter nach Chunju, 60 km östlich von Pyongtaek und von dort in östlicher Richtung auf die Ostküste Koreas. Zeitweilig konnten amerikanische Truppen den nordkoreanischen Vormarsch aufhalten und dadurch Zeit ge- winnen konnten, die einzige von Fahrzeugen benutzbare Brücke über den Ansong-Fluß zu sprengen. Am südlichen Ufer dieses Flus- ses gingen die amerikanischen Truppen in Stellung und hier treffen auch andauernd Verstärkungen ein. Bei einem Gegenangriff eroberten amerikanische Truppen 15 km des kürzlich verlorenen Gebietes zurück. An Ein- zelheiten wird gemeldet, daß die Nordkorea- ner im mittleren Sektor Longwol, Chechon und andere Ortschaften„befreit“ haben, wäh- rend sie an der Westküste das Gebiet von Anson, 16 km östlich Pyongtaek besetzt haben sollen. An verschiedenen Frontabschnitten glaubt man Anzeichen für die Nordkoreaner feststellen zu können, den Vormarsch nach Süden noch weiter fortzusetzen. Nach neueren Schätzungen sollen sie etwa 15„kleine Di- Visionen“ mit einer Stärke von fünf- bis E a- Hen sechstausend Mann in Südkorea stehen ben., Die Gesamtstärke der nordkoreani Streitkräfte wird auf 95000 Mann ge Sachverständige waren am Freitag der sicht, daß sich im Raum nördlich von Taejon eine Entscheidungsschlacht vorbereite. Amerikaner brauchen nur Zeit Protz der schwierigen Lage ist me gebenden amerikanischen Krei zuversichtlich gestimmt. Koramandeur, Generalmajor Dean, 0 lange zurück, baue immer wieder zungen und verlasse auch diese bis genügend amerikanische Verstärkungen eingetroffen seien. Mit einem Wort: Pie Amerikaner brauchen Zeit. Die Nachschub frage ist schwierig und zu spät haben die neue wieder. Amerikaner in Korea festgestellt, daß Dü- senjäger für die Verwendung in diesem Ge- biet völlig ungeeignet sind. Sie werden deshalb durch Mustangjäger ersetzt, die aber auch erst wieder an Ort und Stelle gebracht wer- den müssen. Man verhehlt sich in amerika- nischen Kreisen nicht, daß die Nordkoreaner in 12 Tagen, vom 38. Breitengrad aus 120 km nach Süden vorgestoßen sind und daß sie, Wenn es so weiter ginge, die Amerikaner Ende Juli an der koreanischen Südküste an die See drücken würden. Aber noch ist nicht Aller Tage Abend. Denn schon heute steht fest, daß die nordkoreanischen Flugzeuge bereits praktisch ausgeschaltet sind. Ferner seien die nordkoreanischen Streitkräfte jetzt in der Gebirgsgegend angelangt, die für Pan- zermanòver sehr ungeeignet ist. Aber die Zahl der amerikanischen Truppen ist immer noch zu gering. Man weiß indessen, dag Mearthur laufend Verstärkungen und Kriegs- Material schickt. 1100 Einsätze der Duftwaffe Ein Grund zu Besorgnis besteht nach ameri- kanischer Ansicht auch dann nicht, wenn die nordkoreanischen Streitkräfte von Wonjou aus nach Westen vorstoßen und eine neue Umfassungsbewegung einleiten sollten. Nach einer Ubersicht haben die amerikanischen Luftstreitkräfte in den vergangenen zehn Ta- gen über 1100 Einsätze geflogen und erheb- liche Schäden angerichtet. Die letzte Meldung lautet, daß amerikanische Bomber und Jagd- flugzeuge eine größere Ansammlung von nordkoreanischen Tanks und tausend Infante- risten angegriffen und zersprengt haben. Okkiziere des amerikanischen Nachrichten- dienstes sind fest davon überzeugt, daß die Nordkoreaner wiederholt an Jagdflugzeugen des sowjetischen Typs„Lak“ südkoreanische Kennzeichen angebracht haben. Möglicher- Weise, so heißt es in einem Bericht von der Front, könne der Samstag eine Wendung im Weiteren Verlauf des Koreakrieges bedeuten. Warten wir indessen ab. Truman ordnet Einberufungen an Sofortige Verstärkung der US-Streitkräfte auf 2 Millionen Mann— Wichtige Besprechungen in Washington Washington(UP). Präsident Truman ordnete am Freitag die Verstärkung der ame- rikanischen Streitkräfte auf die im Budget als Höchstgrenze genehmigte Ziffer von etwas mehr als 2 Millionen Mann an. Zur Erreichung dieses Zieles befahl der Präsident die Einbe- rufung aller wehrfähigen Männer im Alter von 19 bis 25 Jahren. Am Freitag abend empfing Präsident Tru- man führende Mitglieder des Militäraus- schusses des Kongresses zu einer Besprechung. Wie Senator Bridges mitteilte, hat der Präsi- dent die Abgeordneten wegen„einer dring- lichen Frage im Zusammenhang mit neuen Entwicklungen“ zu sich gebeten. Kurze Zeit später hat das amerikanische Verteidigungsministerium die Einberufung von Militärdienstpflichtigen angeordnet. Eine dazu herausgegebene Erklärung des Verteidigungs- ministeriums hat folgenden Wortlaut:„Auf Empfehlung des gemeinsamen Generalstabes und in Übereinstimmung mit den Staats- sekretären der Kriegsflotte, der Luftflotte und der Armee sowie mit Billigung des Präsiden- ten, ist die Armee, die Kriegsflotte und die Luftfiotte im Hinblick auf die Koreasituation ermächtigt worden, die auf Grund des Budgets zugebilligten Höchstziffern an militärischem Personal zu überschreiten. Dieser Akt bedeutet, den ersten Schritt zur Auffüllung der Einhei- ten von Armee, Kriegsflotte und Luftflotte, die bei den Korea- Operationen Verwendung fin- den sollen, auf volle Kriegsstärke... Die An- Wendung des Militärdienstgesetzes ist geneh- migt worden. Freiwilligenmeldungen werden ebenfalls angenommen“. 5 5 i Sofort nach Veröffentlichung der Erklärung rief der Direktor des Einberufungsbüros, Her- shey, eine Sondersitzung seines Stabes cin, um die Arbeit seiner Organisation so schnell wie möglich anlaufen zu Iassen. Präsident Truman unterrichtete führende Mitglieder der mili- tärischen Ausschüsse des Kongresses über das Programm zur Einberufung. Das Verteidigungsministerium teilte nicht mit, Wie viele Rekruten es zur Verstärkung der amerikanischen Streitkräfte benötigt. Die drei Waffengattungen haben zur Zeit einen Fersonalbestand von 1 370 000 Soldaten. Nach Ansicht militärischer Beobachter sind zur Auf- füllung der amerikanischen Streitkräfte auf die genehmigte Sollstärke 300 000 Dienst- Pllichtige erforderlich. Das Militärdienst-Gesetz wird zunächst bis zum 9. Juli 1951 gültig sein. Nach ihm können Dienstpflichtige im Alter von 19 bis zu 25 Jahren ohne Zustimmung des Kongresses ein- gezogen werden. Die vom Kongreß festgesetzte Höchstgrenze von 2 005 882 Soldaten aller Waf⸗ fengattungen der USA kann jedoch nicht ohne seine Einwilligung überschritten werden. Ein militärischer Sprecher gab seiner Hoffnung Ausdruck, daß man die benötigte Anzahl von Truppen durch Freiwillige erhalten werde. Von den Reservisten würden hauptsächlich Ofkiziere einberufen werden. Unter Mearthurs Oberkommando Beschluß des Sicherheitsrates der UN Lake Success(OP). Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat die Vereinigten Staaten ermächtigt, General Mearthur Zum Oberkommandierenden der alliierten Streit- bräkte in Korea zu ernennen. Ferner wurde den USA das Recht zugestanden, in Korea die Flagge der Vereinten Nationen neben den Natlonalfahnen zu führen. Die Resolution mit der Ernennung Mearthurs wurde mit sie- ben gegen keine Stimme angenommen. Der äs yplische, der indische und der jugoslawi- sche Deleglerte waren nicht anwesend. Moskau greift nach Tibet Rote Agenten in verschiedenen Klöstern LOGO(UP). Berichten von Radio Pei Ping zufolge ist es den chinesischen Kommuni- sten durch die Entsendung von Kommissaren in lamaistische Klöster gelungen, in Tibet Fuß zu fassen. Peiping gab Bekarmt, dag ein Aus- tausch von Abten aus Peiping und solchen dem Kloster Sakys bei Lhasa stattgef 8 nabe. Kloster Sakya ist der Sitz des Bundes „Roter Hut“. Dieser Bund ficht schon seit Jahrhunderten die Herrschaft des Dalai Lama in Lhasa an. Britischen Stellen sind Berichte zugegangen, wonach die Kommunisten in Nordosttibet mit Hilfe der Mönche des Bundes „Roter Hut“ eine tibetanische Volksregierung gebildet haben. 7 MecCloy: Keine Anzeichen einer bevorstehenden Aggression Der Hoke Kommissar glaubt nicht an einen Uberkfall auf Westdeutschland Frankfurt(UP). Es bestehen keinerlei Anzeichen eines bevorsteheſtlen Angriffes auf Westdeutschland, und ich glaube auch nicht, daß es zu einem Angriff kommen wird, klärte vor Pressevertretern der amerikaui Hohe Kommissar Mecloy in Frankfurt. Die Entwicklung in Korea bestärke ihn in cer Auffassung, daß ein derartiger Angriff sehr unwahrscheinlich sei. Mecloy betonte, daß er keinerlei Berichte Von ungewöhnlichen Truppenbewegungen in der Ostzone besitze, dagegen seien Informa- tionen über Truppenbewegungen auf dem Balkan vorhanden, deren Bedeutung er jedoch nicht abschätzen könne, In diesem Zu- sammenhang erwähnte Mecloy, daß eine Verstärkung der amerikanischen Streitkräfte in Deutschland nicht beabsichtigt sei. Es könne auch keine Rede davon sein, einige Divisionen in der US-Zone zu stationieren, denn in den übrigen Staaten Westeuropas seien ebenfalls nicht genügend Divisionen vorhanden. MecCloy zeigte sich über die Lage in Berlin nicht beunruhigt. Es handele sich bei der Stromlieferungseinstellung nicht um eine Willkürmaßnahme der Sowjets, da das Stromlieferungsabkommen abgelaufen sei und verlängert werden müsse. Es seien keine ge- nügenden Anzeichen vorhanden, die darauf Hindeuteten, daß eine neue Blockade der Stadt beabsichtigt sei. Zum Thema Bundespolizei bemerkte Me Cloy, daß sein Stellvertreter, Generalmajor Hays, und der Direktor des Amtes für öffent- liche Sicherheit, MecCraw, gegenwärtig die deutschen Vorschläge auf Errichtung einer Bundespolizei von 25 000 Mann überprüften. Auf eine Frage erwiderte Mecloy, er glaube, dag der Korea-Zwischenfall die Verwirk⸗ Uchung des Schumanplanes eher beschleuni- gen als verzögern werde. Wenn man über- haupt ein Fazit aus dem kommunistischen Uberfall ziehen wolle, dann nur das, daß keine Zeit mehr versäumt werden dürfe, die freiheitlichen Kräfte zur Abwehr zusammen- zufassen. Was geht in Jugoslawien vor? Bukarest(UP). Jugoslawien„rüstet in großem Stile“ und hat entlang der Grenzen von Rumänien, Ungarn, Bulgarien und Al banjen„zahllose Zwischenfälle Provoziert“, berichtet das Kominformjournal in seiner Fréitagsausgabe.„Die Tito-Clique hetze auf dem Balkan zum Kriege. Außerdem bedeu- tete die Schaffung der Achse Belgrad-Athen unter amerikanischer Protektion eine ernste Gefahr für den Frieden.“ Flüge nach den USA eingeschränkt. Das Hauptquartier des amerikanischen Lufttrans- port-Rommandos gab bekannt, daß die Flüge mach den Vereinigten Staaten infolge anderer zeitweilige Aufgaben“ stark eingeschränkt Werden. Eiesenprogramm zur Erzeugung von Atomenergie Washington(UP), Präsident Truman forderte vom Kongreß die Bewilligung von Weiteren 260 Millionen Dollar„für die Weiter- entwicklung von Atomwaffen aller Art, dar- unter auch der Wasserstoffbombe“. Der Präsident sagte zur Begründung, diese Mittel würden die Atomenergie- Kommission in die Lage versetzen,„zusätzliche und größere Werke und Anlagen zu errichten, die der Durchführung meiner Direktive vom 31. Ja- nuar 1950 dienen“. In dieser Direktive wurde ö ö ö die Kommission aufgefordert, ihre Arbeiten Zur Entwicklung von Atomwaffen aller Art, darunter der Wasserstoffbombe, weiter fort zusetzen. Truman erklärte ferner, daß die neuen Werke dazu dienen könnten, entweder Atom- Sprengstoffe oder Brennstoff für Atom- energie- oder Elektrizitätswerke zu erzeugen. Die neuen Werke würden sehr modern sein. Ihre Inbetriebnahme würde den Fortschritt des Atomenergie- Programms beschleunigen. Dazu verlautet von gut unterrichteter Quelle, daß die Atomenergie- Kommission die Absicht habe, Werke zur Erzeugung des Wasserstoff- bomben-Sprengstoffes„Tritium“ zu bauen. Dieselben Werke könnten auch Plutonium für Atombomben herstellen. Präsident Truman bekräftigte in der Begründung den Wunse der USA,„daß eine wirksame internationale Kontron der Atemenargie inren ausschnlen- zichen Gebrauch für friedliche Zwecke ge. währleisten möge. Das ist eines der grund- legenden Ziele der amerikanischen Regler und der übegwaltigenden Mehrheit der einten Nati dem sie ihre grö! 21 b Ziel en, dem sie i gewidmet haben. So cht erreicht Dem Verrat die Krone aufgesetzt Ostgebiete offiziell Polen übereignet Berlin(UP). Die Regierung der Ostzone und Polen haben einen formellen Vertrag ab- geschlossen, durch den die deutsch- polnische Grenze an die Oder-Neiße verlegt wird. Das Abkommen, in dem alle ostdeutschen Gebiete, die jetzt unter polnischer Verwaltung stehen, an Polen abgetreten werden, wurde in dem polnisch verwalteten Teil der Stadt Görlitz jenseits der Görlitzer Neiße von dem Minister- präsidenten der Ostzonenregierung, Grote- Wohl, und dem polnischen Ministerpräsidenten Cyrankiewiez unterzeichnet. Bundespolizei-Frage wird geprüft MeCloys Antwort nach Washington Frankfur-Main(Up). Der amerika- nische Hohe Kommissar Mecloy gab in sei- nem Antworttelegramm auf den Protest des republikanischen Abgeordneten Javits be- kannt, daß die Frage der deutschen Bundes- polizei gegenwärtig von einem Ausschuß ge- prüft werde, der von den drei Hohen Kommis- Ssaren ernannt worden sei, Javits hatte in sei- nem Telegramm an den amerikanischen Hohen Kommissar gegen die Pläne zur Schaf- kung einer westdeutschen Bundespolizei pro- testiert. MecCloy betonte in seiner Antwort, Haß es sich lediglich um ein„Polizeiproblem“ and nicht um die Bildung einer„militäri- schen oder halb militärischen Streitmacht“ Aandele. Man werde keine Empfehlung ohne Sorgfältige Uberlegungen geben, wobei die im Telegramm des republikanischen Abgeordne- ten enthaltenen Erwägungen berücksichtigt würden. Uberbrückungshilfe läuft an Endgültige Richtlinien verabschiedet Bonn(UP). Zwei Bundestagsausschüsse haben die endgültigen Richtlinien für die Zah- Jung der sogenannten Uberbrückungshilfe an Flüchtlingsbeamte und ehemalige Berufssolda- ten in Anwesenheit des Bundesfinanzministers zund der Ländervertreter nunmehr verabschie- det. Der Bundesflnanzminister sicherte zu. liese Richtlinien dem Bundeskabinett zur An- nahme zu empfehlen. Um Stockungen in der Auszahlung zu ver- meiden, sollen die Länder zunächst nach den alten Richtlinien verfahren und die Ande- rungen Schritt für Schritt durchführen. Die neuen Richtlinien sehen nicht nur eine Erweiterung des Personenkreises vor, der die Uperbrückungshilfe erhält, sondern er höhen auch den Umfang der zu zahlenden Beträge. Die Uberbrückungshilfe wird als Vorleistung auf die durch Bundesgesetz nach Artikel 131 des Grundgesetzes zu regelnde Versorgung ehenſaliger Beamter des Reiches gewährt. Bisher seien für die Monate April bis Juni bs Millionen DM vom Bund zur Zahlung von Uberbrückungsgeldern zur Verfügung gestellt worden, sagte der Bundestagsabgeordnete Falkner. Er kündigte an, daß der Finanzmini- ster auch für weitere Monate einen entspre- chenden Betrag bereitstellen wolle. Die neuen. bestimmen unter anderem: 1. Die W von 45 Jahren soll fort- Fallen. 2. 60 Prozent der Beträge sollen den Ver- triebenen zugute kommen. 3. Berechtigt sind Beamte, Angestellte und Arbeiter des öffentlichen Dienstes, für die am 8. 5. 1945 noch keine Kasse zur Auszahlung der Bezüge vorhanden war. Ferner Berufssolda- ten, die vor dem 8. 5. 1935 berufsmäßig in den Wehrdienst eingetreten sind. Schließlich alle Versorgungsberechtigten Hinterbliebenen ein- Schließlich der Frauen und Kinder, deren Er- nährer sich in Kriegsgefangenschaft befindet oder vermißt ist. An alleinstehende Personen Sollen mindestens 70 DM, an verheiratete min- destens 110 DM monatlich gezahlt werden. Als 1 Höchstbetrag sind 180 BT Vorgesehen. Keine Einigung über Mitbestimmung? Viele Fragen sollen offen geblieben sein Bonn(UP). Mit großem Erstaunen haben eingeweihte politische Kreise in Bonn von einem Kommuniqué des Bundesarbeitsmini- steriums Kenntnis genommen, durch das be- Hhauptet wurde, daß in der Frage der Mitbe- stimmung zwischen den beiden Sozialpartnern eme grundsätzliche Einigung erzielt worden sel. Diese Einigung beziehe sich nach Anga- ben von gut unterrichteten Persönlichkeiten mur auf die sogenannte überbetriebliche Mit- bestimmung. Alle anderen Fragen seien offen geblieben. Hierzu zählt zum Beispiel die Zahl der Ar- beitnehmer in den Aufsichtsräten und die Frage, ob Gewerkschaftsvertreter von außen her in diese delegiert werden dürfen. Unklar sei außerdem, wie die innerbetrieblichen Wirtschaftsausschüsse arbeiten sollen, wie sie Zusammengesetzt und von welcher Betriebs- Sröhe ab sie eingesetzt werden sollen. Die Mitteilung über eine geplante Zusammenar- beit zwischen Betriebsleitung und Belegschaft deutet nach Ansicht dieser Kreise lediglich auf betriebstechnische Mitarbeit hin, die schon immer üblich war. Diese Interpretation Wird durch den zweiten Hinweis verstärkt, es seien wegen der Mitbestimmung bei Per- Sonal- und Sozielfragen weitere Verhandlun- Sen notwendig. Die Außerung des Bundes- Pressechefs, es sei noch unbekannt, ob das Bundesarbeitsministerium nun einen Gesetz- entwurf ausarbeiten würde, ist nach Meinung von Sachverständigen schließlich 1 0 ständnis. daß die Einigung mißglückt ist. Leopolds Schwager verhaftet a Mldacntung eines Befehls der Exilregierung Brüssel(UP). Walter Baels, der Schwa- ger des belgischen K es, Wurde verhaftet, als er die franzésisch-bele Schritt, um an der Bestattung seiner Mutter teilzunehmen. Walter Baels, der in das Ge- kängnis von Mons eingeliefert wurde, ist einer der vier Brüder der Prinzessin de Rethy, der 7 5 0 jetzigen Gattin König Leopolds III. Er wurde 105 2 nach dem Krieg wegen„Desertion“ in absen- 5 zu drei Jahren Gefängnis verurte t. Er 8 0 jens seine Heimat Verlassen und sich nach on begeben. Von dort aus lehnte er es b, der Aufforderung der belgischen Exilregie- duns polze ea ſeisten dle 125 au den belei. Mao Tse Tungs Rolle Langer Krieg im Fernen Osten? Von unserem Korrespondenten Die Nachricht vom Kriegsbeginn in Korea hat in Spanien und Portugal ungeheueres Aufsehen erregt. Neben der Frage, wie die US und England darauf reagieren würden, interessierte vor allem, was die Menschen in Westdeutschland zu der neuen Entwicklung sagen. Als dann die ersten Nachrichten da- rüber vorlagen, war man hier erstaunt, da man angenommen hatte, daß sich der Men- schen in Westdeutschland eine Panik bemäch- tigen würde. Dabei berichteten die Korrespon- denten ziemlich einheitlich, daß von einer Pa- nik in Westdeutschland keine Rede sein kann und daß die Angstkäufe bei weitem nicht das Ausmaß angenommen haben wie zum Beispiel in der Schweiz, wo die Frauen begonnen ha- ben, sich je nach dem Stand der hauswirt- schaftlichen Finanzen für Monate oder gar Jahre einzudecken. Die Westdeutschen, dernd gesagt, haben doch verdammt gute Nerven! Auf jeden Fall scheint man auf der iberischen Halbinsel der Entwicklung, wie sie mit dem Krieg in Korea eingesetzt hat, weit gefährlichere Aspekte zuzuschreiben als in Westdeutschland. Studiert man die spanischen Zeitungen, dann findet man zum Teil recht gewagte Prognosen. Dabei können es sich die Zeitungen nicht verkneifen, mit einer gewis- sen Genugtuung darauf hinzuweisen, daß die Amerikaner eben viel zu spät gemerkt hätten, was es mit dem Kommunismus in Wirklichkeit auf sich habe. Es wird nicht direkt geschrie- ben, daß es viel klüger gewesen wäre, wenn die Amerikaner kurz vor Kriegsende zusam- men mit den Deutschen gegen die Russen marschiert wären, doch der Mann auf der Straße diskutiert ganz offen darüber. Das offizielle Franco-Spanien sieht in dem Korea-Konflikt zweifellos eine neue Chance, Wieder den Anschluß an den Westen zu finden. Ein sehr zuverlässiger Gewährsmann ver- sicherte, daß Franco nicht abgeneigt wäre, die Südkoreaner aktiv mit Waffen und Truppen zu unterstützen. Als Gegenleistung des We- stens würde in einem solchen Fall die volle Anerkennung des Franco-Regimes und die Wiederaufnahme in den Kreis der westlichen Mächte erwartet werden. Nun, ganz so weit dürfte es noch nicht sein. Immerhin ist recht interessant, daß man sowohl in Portugal als auch in Spanien der Auffassung ist, daß der Korea-Konflikt für die Amerikaner ein sehr langwieriges und sehr kostspieliges Unter- nehmen werden wird. Mindestens 20 bis 25 Divisionen seien notwendig, um den Krieg in Korea zu beenden. Werden die Amerikaner so viele Truppen einsetzen? Man glaubt nicht recht daran. Dagegen ist man vor allem in Portugal der Auffassung, daß Moskau sich Europäische Zahlungsunion beschlossen Ein großer Fortschritt in Paris Paris(UP). Der Ministerrat der euro- päischen Wiederaufbaubehörde(OEEO) hat den Entwurf für die Schaffung einer europài- schen Zahlungsunion, gebilligt. Ein Beamter der OEEC teilte mit, daß die Minister„volles Ubereinkommen über alle Punkte der Zah- lungsunion“ erzielt hätten. Alle 18 Mitglieder- staaten einschließlich der Schweiz werden an der Zahlungsunion teilnehmen. Die Mitarbeit der Schweiz war bisher fraglich erschienen. Dieses Ereignis wird in unterrichteten Krei- sen als ungewöhnlich bedeutsam angesehen. Denn nunmehr besteht die Möglichkeit, die Handelsbeziehungen zwischen den 18 am Marshallplan beteiligten Staaten dadurch reibungslos zu gestalten, daß den Staaten die Möglichkeit gegeben wird, ihre Zahlungs- verpflichtungen auf dem Wege über einen zentralen Fonds zu erfüllen. Diese Maßnahme tritt noch in der ersten Hälfte des Juli in Kraft. Revolution in der Luftabwehr? Raketen mit Tragflächen gegen Düsenbomber Lomdon(OP). Die traditionelle britische Vorberrschaft in der Forschung auf dem Ge- biet der Luftabwehf und des Jagdfliegerwesens meldet eine neue Errungenschaft: Die Kon- struktion eines ersten wirksamen Abwehr- mittels gegen Düsenbomber. Es hatte sich her- ausgestellt, daß die neuen Düsenbomber zu schnell für die Jagdflugzeuge alten Stils und zu wendig für die neuen Raketenjäger wurden. Deshalb zerbrachen sich die britischen Kon- strukteure den Kopf über eine wirksame SGegen maßnahme. Das Ergebnis der britischen Forschungen liegt jetzt vor: eine ferngesteuerte fFührerlose Rakete mit Tragflächen. Sie Wurde speziell für den Luftkampf in großen Höhen konstruiert und wurde mit Erfolg an der walisischen Küste ausprobiert. Höhere Offiziere, die den Versuchen beiwohnten, sol- len über die Schnelligkeit und Beweglichkeit SoWẽ˖ie über die leichte Art der Führung der Rakete verblüfft gewesen sein, Es könnte sein, daß die Rakete, sollte sie sich bewähren, die Euftabwehr in neue Bahnen lenken würde. Pleven soll neue Regierung bilden a Mollets Bemühungen abgeschlossen Faris(UP), Nachdem der französische So- zialistenführer Mollet seine mission“ zur Beilegung der kfrazösischen Krise abgeschlossen und dem Staatspräsidenten mit- Sscteilt hat, daß seiner Ansicht nach eine Kom- Begmden me, 5. großen Parteien 0 r Auriol den so wird hier bewun- Informations- nicht direkt einmischen wird, daß es also nicht zu einem direkten Zusammenstoß zwischen Amerikanern und Russen kommen wird. Doch der Krieg wird trotzdem nicht bald zu Ende gehen. Und warum nicht? Weil Mao Tse Tung nach portugiesischer Auffassung eingreifen wird. Die Argumentation für diese Annahme ist ziemlich einfach: Die Ameri- kaner haben Formosa in ihre pazifische Ver- teidigungszone einbezogen. Mao Tse Tung be- trachtet Formosa als zu China gehörig. Ver- teidigen nun die Amerikaner Nationalchina in Formosa, dann kann Mao Tse Tung sagen: ich verteidige das Rote China in Korea. Moskau kann sich hier völlig im Hintergrund halten. Es kann über Mao Tse Tung mit von der Partie sein. Da das Rote China zur Zeit starke Truppenverbände verfügbar hat, kann es ohne weiteres 200 000 bis 300 000 Mann nach Korea Werfen, ohne eine andere Front zu gefährden. Für die Amerikaner würde das eine harte Nuß bedeuten. Sie haben zwar zweifellos eine starke Materialüberlegenheit, doch dafür braucht Moskau nicht an Chinesen zu sparen. Menschenleben gelten in China viel weniger als in den USA, wo man es auf keinen Fall auf große Schlachten zwischen amerikanischen und chinesischen Infanterieeinheiten ankom- men lassen will. Zudem hat nach hiesiger An- sicht vor allem auch das psychologische Mo- ment Gewicht: Der amerikanische Soldat in Korea ist mehr oder weniger Beauftragter einer internationalen Organisation, kämpft also nur indirekt für sein Land. Auf der ganzen iberischen Halbinsel ist man ziemlich einheitlich der Auffassung, daß der Krieg in Korea sehr lange dauern wird. Hätte man ihn sehr schnell entscheiden können? Einige Kommentatoren sind der Auffassung, daß eine schnelle Beendigung denkbar gewe- sen wäre, wenn die Mehrzahl der Mitglieder der UN wenige Stunden nach Bekanntwerden des nordkoreanischen Angriffes Nordkorea den Krieg erklärt hätten und wenn gleich- 7eitig alle nur verfügbaren Kräfte in den Kampf geworfen worden wären. Der Krieg Segen Japan sei durch zwei Atombomben so- zu n blitzartig beendet worden, Auch in Korea hätten zwei Atombomben die Entschei- dung bringen können. Es ist zweifellos sehr gefährlich, mit dem Gedanken zu spielen, in den Kampf um Korea mit Atombomben einzugreifen. Die Frage ist nur, ob es sich vermeiden läßt, zum letzten Mittel zu greifen. Vor allem aus Madrid hört man immer wieder, daß die USA es sich nicht leisten könnte, Korea aufzugeben, nachdem sie sich offiziell zum Eingreifen entschlossen haben, Ein Verlust Koreas würde bedeuten, daß die US, die jetzt auf der Rangliste der Weltmächte zweifellos an erster Stelle ran- gieren, sofort an die zweite Stelle rücken wür⸗ den. Denn dann wäre Rußland der Sieger. „ Churchill für Ausnutzung der Atom-Uberlegenheit Korea-Debatte im Unterhaus— Haltung der Regierung gebilligt London(Up). Der britische Premiermi- nister Attlee sagte vor dem Unterhaus, der Koreakonflikt schließe„schwerwiegende Fra- gen des Friedens und des Krieges“ ein. Er forderte das Haus auf, die Gegenmaßnahmen der britischen Regierung in Korea zu unter- stützen. Attlee erklärte zu Beginn der Debatte, die ganze Welt sei den Vereinigten Staaten für ihren schnellen Entschluß, den angegriffenen Südkoreanern zu Hilfe zu kommen, verpflich- tet. Alle Staaten seien in Gefahr, einer ähn- lichen Aktion zum Opfer zu fallen, wenn einem Angreifer einmal erlaubt werde, mit den Früchten seines Angriffs zu entkommen. Attlee bezeichnete den nordkoreanischen Uberfall als einen Fall ‚nackter Aggres- sion“, und sagte dann:„MMit dem Geschehen der letzten 20 Jahre noch frisch in unserer Erinnerung, kann es keinen Zweifel geben, daß einem Angreifer unbedingt von vorn- herein entgegengetreten werden muß. Meiner Meinung nach hätte sich die Kriegsgefahr er- höht, hätte man in diesem Fall nichts unter- nommen.“ Die Haltung der britischen Regie- rung in Korea wurde im Unterhaus von dem Führer der Konservativen, Churchill, und dem Vorsitzenden der liberalen Partei, Davis, obne Einschränkung gebilligt. Churchill forderte die Westmächte auf, die jetzt noch bestehende Uberlegenheit des We- stens auf dem Gebiet der Atomwaffe dazu auszunutzen, mit der Sowjetunion zu einer Regelung zu kommen. Sobald erst die Scw- jetunion den Vorsprung des Westens aufge- holt habe, betonte Churchill, würden die Westmächte der Gewalt des Ostens ausgeliefert sein. Er erinnerte an Außerungen des ameri- kanischen Generalstabchefs General Bradley, daß die Sowjetunion innerhalb von drei oder vier Jahren unter Umständen über einen der- artigen Vorrat an Atombomben verfügen Würde, daß sich daraus eine schwere Kata- strophe entwickenn könne. Aus diesem Grunde sei es besser,„auf der Grundlage der Stärke und des Fortschritts unverzüglich eine friedliche Regelung mit der. zu suchen.“ Das britische Unterhaus billigte 5 die Entscheidung der Regierung, sich an„dem Widerstand gegen die unprovozierte Aggres- sion gegen die Republik Korea zu beteiligen“. 5 Prinzessin de Rethy erwartet ihr zweites Kind. Die gewöhnlich gutunterrichtete ka- tholische Zeitung„Libre Belgique“ berichtet, as die Gattin 8 Leopolds— die Prin- 155 N 8 e Gefa 8 N se. . 10 schwarzer Flor mit der schlichten Inschrift Entnazifizierungsausschuß in die Gruppe gierungsdirektor Jaksch habe der berlin Willi EKopf, der Sohn des. sidente britische Flugzeugträge Streitkräfte bei Korea 5 Wösser ausazulaufen. Am Rande bemerkt Ich verkaufe meine Memoiren Ich bin ein ganz einfacher Mann. Ein soge- nannter kleiner Mann. Ein Mann der Masse. Von mir haben Sie bestimmt noch nichts ge- a hört. Also, ich lebe etwa seit fünfzig Jahren, habe zwei Weltkriege mitgemacht, eine Ge- fangenschaft in Frankreich und eine in Si- birien, ich habe drei Kinder verloren und musste zweimal meine Heimat verlassen. Ich * erlebte drei Aufstände, ein Massaker, zwei“ Währungsreformen, eine Inflation und ein 1 Internierungslager. Ich habe zweimal zehn Jahre gehungert. Ich habe also eine Menge erlebt. Es hat mir gereicht sozusagen. 5 Sehen Sie, und nun habe ich mich inge 2 setzt und meine Memoiren geschrieben. Sie 0 sind überaus spannend, voller Dramatik und“ a gewiß auch voller Tragik. Ich wollte meine Memoiren verkaufen. sie sind im Stil einwandfrei. Das sagt jeder. E, d ist Alles Wahr, was auch niemand bestreitet. Aber glauben Sie, ich könnte meine Memoiren loswerden? Um keinen Preis der Welt, nicht- mal umsonst. 5 Sle interessieren nicht. Einer sagte schlank weg die Wahrheit: sie seien uninteressant, Ob ich Bormann nach dem Kriege getroffen? hätte? Nein, wie komme ich dazu. Ob ich Hit-“ ler im Nachthemd erlebt hätte? Auch nicht. Ob ich sonst irgend wie— nein, habe ich ge-“ sagt, ich habe garnichts irgendwie— nut zwei Weltkriege, vorne. Sibirien, Winter, Hunger, Bomben, Tod der Kinder, Brand des Hauses, Geld in den Ofen geschmissen. Es ist nichts. Alle„Sachverständigen“ sagen, es ist nichts.. Ich werde meine Memoiren nicht los. Die Me moiren eines kleinen, einfachen Mannes. Eines Mannes aus der Masse. Komisch, was! Cors Neues aus aller Well Lüneburgs Kirchtürme sind schief Lüneburg(UP). Wie Messungen ergeben haben, stehen jetzt alle Türme der drei grogen Lüneburger Kirchen schief. Der„Johannis“ kirchturm“ neigt sich um 2,20 M²eter vom Basismittelpunkt nach Südosten, Während der Turm der Nikolai-Kirche nach Osten und der? der Michaeliskirche nach Nordwesten geneigt ist. Ein Kuriosum bildet der Turm der Michaes- Iiskirche, der im unteren Teil zur Hälfte nach Nordwesten neigt, dann acht Meter senkrecht steht und in der Kuppel nach Nordosten hängt. Den Vater 1½ Jahre eingesperrt Opladen(UP). Durch den Versuch eines! H alten Mannes, sich aus einem Fenster zu stür- zen, wurde in Opladen eine Tragödie aufge- deckt. Polizeibeamte, die den Lebensmüden von seinem Vorhaben abhalten wollten, drangen in die Wohnung ein und stellten fest, daß der 84jährige in einem Zimmer einge- schlossen war und sich in einem erbermunse. 3 Würdigen Zustand befand. Der Greis War, 5 Wie die Ermittlungen ergaben, Vor rund ein- 1 einhalb Jahren von seiner Tochter und sei- nem Schwiegersohn nach Opladen gelockt und nu Seit dieser Zeit in einer kleinen Kammer ge- 8e fangen gehalten worden. Es wird angenom 12¹ men, daß die herzlose Tochter und ihr Mann AU glaubten, auf diese Weise schneller in de Besitz des Erbes des Vaters zu gelangen. Räuberhauptmann im Mahagonisarg Palermo, Sizilien(UP). Der Sarg mit den 1 sterblichen Uberresten des berüchtigten siz 5 Iianischen Räuberhauptmanns Guiliano wurde nach seinem Heimatort Montelepre überführt ge und dort feierlich beigesetzt. Der Mahagon Fe sarg war mit Silbergriffen besetzt und stand de auf vier silbernen Füßen, die die Form von 1 Löwenpranken hatten. Giulianos Schwester ta Giuseppina hatte den Sarg als letzten Liebes- dienst für ihren im Kampf mit der Poliz. gefallenen Bruder für 70 000 Lire gekauft. Vo der Tür des Giulianoschen Hauses hing ei „In Erinnerung an meinen Sohn“. Mutter Giu liano hat sich in ihrem Schmerz in das Hau eingeschlossen und weist alle Besucher ab. In- zwischen sind drei weitere Giuliano-Bandite verhaftet worden, die alle drei schon länger Zuchthausstrafen hinter sich haben und Für die insgesamt 66 Haftbefehle vorlagen. Truman empfing Bischof Dibelius Besprechung über„moralische Lage der Welt“ Washington(UP). Das Sekretariat d. Weißen Hauses teilt mit, daß Präsident TI man soeben den lutherischen Bischof von Ber Iin, Dibelius, zu einer kurzen Unterred empfangen habe.„Gegenstand der Unter- redung war die moralische Lage in der ganzen Welt“, sagte der stellvertretende Sekrets Ayers, der weiter mitteilte, daß Bischof Dibe- ius vom ehemaligen Sonderbotschafter Prä- sident Trumans beim Heiligen Stuhl, Taylor, begleitet War. Dr. Brüning wird in Köln sprechen. Den Shemalige deutsche Reichskanzler Dr. Brüning der sich zur Zeit zu einem privaten Besuch i Tünster aufhält, wird demnächst vor der S e atenschaft der Universität Köln und gadenen Gästen zu aktuellen politischen un re Problemen Stellung nehm Nach Westberlin geflohen. 35 Mitglieder Ostæonenpolizei haben in der ersten Juliwo in Westberlin Zuflucht gesucht. Sie befürch. teten offenbar nach Korea geschickt zu werden Hedler als Mitläufer eingestuft. Der Bun 28 tagsabgeordnete Hedler DRP) würde zehnstündiger Verhandlung von dem Ki Mitläufer eingestuft. Loritz Inmunität vom Landtag 9 8 Der bayerische Landtag hob 7 Im 5 des Abgeordneten und W Loritz überraschend auf. 1 soll Wahlrede behauptet haben, der bayer schen Exilregierung in Lond. Sohn von Heinrich Non ieh na on Niedersachsen, 18 8 Westberlin geflüchtet. Britischer Elugzeugträger na erhielt den Befehl, zur 0