utref. rank- erlin. ichen Kant. Ath. Jatio- arten Auch thle. t mit Die am 8 W ichen Ath⸗ chu rün- ittel: faxer und an Erscheint: montags, mittwochs, freitags und samstags. Frei Haus 1.75, im Verlag abgeholt 1.55, durch die Post 1.55 zuzgl. 36 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pig. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenheim und Umgebung Anzeigenpreise: die 6-gespaltene Milli- meterzeile 15 Pfg.— Ereisliste Nr. 1) Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden Nr. 168 Samstag, den 21. Oktober 1950 2.750. Jahrgang Kein„neuer Kurs“ in London von unserem Korrespondenten H. S. London Der Rücktritt des erkrankten britischen Schatzkanzlers Sir Stafford CTI pPPsS, dessen Name in den Nachkriegsjahren mit dem Be- griff Austerity“ geradezu identisch War, wird mit großer Wahrscheinlichkeit keine Verände- rungen in der Finanzpolitik der Labour-Re- gierung nach sich ziehen. Sein Nachfolger Hugh Gaitskell se- hörte von jeher zu den„hoffnungsvollen jun- gen Leuten“ in der naheren Umgebung des zurückgetretenen Schatzkanzlers und genoß auch dessen volles Vertrauen, Allerdings zählt er nicht zur Hierarchie der Labour-Party und kann deshalb wahrscheinlich nicht mit der- selben Autorität wie Cripps sprechen, wenn es darum geht, Kontrollmagnahmen zur Ver- hütung einer Inflation durchzusetzen. Die Opposition gegen den Eohnstop wird von Tag zu Tag kritischer, und die ständig ansteigen den Weltmarktpreise für Rohstoffe machen es immer schwieriger, die britischen Preise Selbst mit Subsidien— auf dem gegenwärti- gen Stand zu halten. Hinzu kommt, daß Gaitskell diesen umstrit- tensten aller Ministerposten gerade zu einem recht Kritischen Zeitpunkt übernimmt. Die Marshallplanhilfe geht ihrem Ende zu, und die Forderungen nach einer Verstärkung der Rüstung verstummen nicht. Großbritannien hat zugesagt, Während der kommenden drei Jahre 3,4 Milliarden Pfund Sterling für die Aufrüstung bereitzustellen. Während seines kürzlichen Aufenthaltes in den Vereinigten Staaten mußte Gaitskell vor amerikanischen Regierungsvertretern mit Bedauern bekennen, daß Großbritannien nicht in der Lage sei, auch nur einen Penny mehr für die Rüstung auszugeben, ohne den gefürchteten Schritt von der Friedens- in die Kriegswirtschaft zu tun. Die schweren Aufgaben, vor denen Gaits- kell steht, lassen sich wie folgt kurz zusam- menfassen: 1. Finanzierung der Wiederaufrüstung ohne Gefährdung des wirtschaftlichen Aufstiegs. 2. Forderungen der Gewerkschaften Auf Lohnerhöhung. Die am schlechtesten bezahl ten Kohlengrubenarbeiter haben bereits eine Lohnerhöhung durchgesetzt. 3. Steigen der Weltmarktpreise für die mei- sten Rohstoffe, was sich auch schon im Klein- handel auswirkt. Der britische Lebenshal- tungsindex ist im Vergleich zum Vormonat um einen Punkt auf 114 gestiegen. 4. Großbritannien importiert immer noch mehr als es ausführt, In den Monaten Juli, August und September konnte allerdings ohne Berechnung der Marshallplanhilfe mehr in die Dollarländer exportiert werden, als von dort eingeführt wurde. Dies sind die politischen e auf der finanziellen Ebene, mit denen sich der neue Schatzkanzler auseinandersetzen muß. Aller- dings hat er noch fünf Monate vor sich, ehe eine größere finanzielle Entscheidung Seiner- seits erforderlich wird— die Ausarbeitung eines neuen Budgetentwurfes für das kom- mende Jahr, der dem Parlament bis zum kommenden April vorliegen muß. Vor diesem Zeitpunkt körnen aber möglicherweise neue Wahlen abgehalten werden. Frotz der großen Schwierigkeiten, denen sich Gaitskell in der nächsten Zukunft gegen- übersieht, übernimmt er dennoch den Posten N Wesentlich günstigeren Umständen als sein Vorgänger. Sir Stafford Cripps fand sich seinerzeit fast über Nacht auf dem Minister- posten, nachdem der erste Schatzkanzler der Labour- Regierung, Hugh Dalton, den unver- zeihlichen Fehler begangen hatte, einem Presse- Korrespondenten Einblick in den geheimen Budgetentwurf zu gestatten. Als Cripps Sich in dem Ministersessel niederließ, befand sich Großbritannien gerade im Tiefpunkt seiner Nachkriegskrise. Die amerikanische Anleihe War so gut wie aufgebraucht und die Mar- Shallplanhilfe noch nicht angelaufen. Jetzt, nach drei Jahren des ständigen Stroms der Marshallplangelder, kann Groß- britannien zumindest auf dem Papier von sich behaupten, daß es sich in einer besseren wirtschaftlichen Verfassung befindet als in den letzten Vorkriegsjahren. Steigende Gold- und Dollarreserven und eine fast gänzliche Schliegung der Dollarlücke sind das Ergebnis der Politik Sir Stafford Cripps. An diesem Punkte setzt nunmehr Gaitskell an, vorerst in der Offentlichkeit nur als Schü- ler Sir Staffords bekannt, und mehr oder we- niger noch ein„unbeschriebenes Blatt“, aus- gesetzt auf dem bewegten Meer der Welt- fHnanzpolitik. * Aclendmer: Keine Verpflichtungen eingegangen Große Rede des Bundeskanzlers über Deutsch- lands Aufgabe— Scharfe Stellungnahme ge- gen Niemöller Goslar(UP). Bundeskanzler Dr. Aden- auer wandte sich am Freitag auf dem CDU- Parteitag in einer großangelegten Rede über Deutschlands Aufgabe im europäischen Span- nungsfeld gegen die Behauptung, daß die Bundesregierung oder der Bundeskanzler „Verpflichtungen irgendwelcher Art“ in der Remilitaris jlerungsfrage eingegan- gen seien. Gleichzeitig betonte der Kanzler in seiner Rede, daß Westdeutschland einen Damm gegen das Eindringen sowietrussischer Ideen aufrichten müsse, und forderte alle Parteien auf,„an dieser im besten und wahrsten Sinne des Wortes überparteilichen deutschen und europäischen Aufgabe“ mitzuarbeiten. Zu Beginn seiner Rede hatte Adenauer nach Begrüßungsworten die Aufforderu an die Delegierten gerichtet, sich zum Ab n der dritten Strophe des Deutschlandliedes zu er- heben,„Wenn ich Sie nun bitte, gemeinsam mit mir diese Strophe zu singen, so tue ich es, weil wir damit am besten die tiefe Uber- zeugung von der Notwendigkeit der Einigkeit, des Rechtes und der Freiheit vor aller Welt bekennen“, erklärte der Bundeskanzler, und setzte danm seine Rede fort. „Ich stelle fest: Die Bundesregierung oder der Bundeskanzler haben keine Ver- Pfliehtungen irgendwelcher Art einge- gangen“ sagte Dr. Adenauer.„Es ist auch das Eingeben solcher Verpflichtungen von niemand verlangt worden. Es ist kein An- gebot gemacht worden“. Der Kanzler wandte sich in diesem Zu- sammenhang scharf gegen die Außerungen NIiemöllers, der jetzt„der lauteste Rufer im Streite“ sei, während er bel der Aufstel- lung der Polizeiarmee in der Ostzone ge- schwiegen habe. Adenauer unterstrich, daß der Bundestag über den etwaigen deutschen Beitrag zur Verteidigung Europas entschei- den müsse und zwar erst darm, wenn die Westlichen Alliierten eine offizielle und pT AZISse Anfrage an die Bundesrepublik gerichtet hätten. Frankreich habe sich jedoch dagegen ausgesprochen, diese Frage jetzt zu Stellen. Eine Auflösung der Bundestages und Neuwahlen oder eine Volksbefragung zur Remilitarisierung seien nach dem Grundgesetz nicht möglich, erklärte der Renzler. Warum wir handeln müssen „Deutschland steht unmittelbar der sowiet- russischen Macht gegenüber“, sagte Adenauer an anderer Stelle seiner Rede. Im Falle einer Aggression sei die„mitten im europäischen Spannungsfeld“ gelegene Bundesrepublik das erste Opfer. Der Kanzler unterstrich die Genugtuung des deutschen Volkes über den Beschluß der New, Lorker Aubßenmini enz für die Sicherheit Deutschlands einzuste- hen. Die Verstärkung der alliierten Truppen bringe Lasten mit sich, die Westmächte hät- ten jedoch zugesagt, diese Lasten so gering Wie möglich zu halten Bundeskanzler Dr. Adenauer äußerte die Uberzeugung, daß die westlichen Alliierten jetzt den einzigen Weg eingeschlagen hätten, der den Frieden sichern könne: sich ebenso stark zu machen wie die Sowjetunion, um mit ihr über die Herstellung eines dauernden Friedens zu verhandeln. Weitere wichtige Punkte der Rede des deutschen Bundeskanzlers waren: 1. Adenauer bekannte sich erneut zur Ver- ständigung mit Frankreich 2. Er versicherte, daß die Bundesregierung, der Bundestag und er persönlich mit gan- 2 er Kraft dafür eintreten würden, daß das militaristische Denken bei der etwaigen Auf- stellung eines deutschen Kontingents in einer amerikanisch- europäischen Armee nicht wie- derkehre. 3. Er bezeichnete die Wiederherstellung der Einheit Deutschlands als das große deutsche Ziel und rief den Deutschen der Ostzone zu:„Harret aus und hoffet auf un 4. Der Kanzler protestierte erneut gegen die Zurückhaltung der deutschen Kriegs- gefangenen in Rußland. Er bekannte sich in diesem Zusammenhang zur westlichen Freiheitsidee und meinte:„Für uns Deutsche kann, es niemals sowietrussische Sklaverei geben, sondern nur einen Frieden in Freiheit.“ Protestnoten Moskaus an Westmächte Thema: Angebliche Aufstellung einer west- deutschen Armee— Erste Reaktion auf den Schritt des Kreml London(UP). Die Sowzetunion hat die drei Westmächte in einer am Donnerstag zu- gestellten Note beschuldigt, offen die Auf- stellung einer westdeutschen Armee zu planen Gleichzeitig stellt die sowzetische Regierung fest, daß sie die Verwirklichung dieser Ab- sicht nicht dulden werde. In der sowietischen Note wird eingangs der Protest der drei Westmächte gegen den mili- tärischen Charakter der Volkspolizei in der Ostzone zurückgewiesen, Darauf erklärt die Sowjetunion ihrerseits,„daß in den westlichen Besatzungszonen Deutschlands Polizeiforma- tionen bestehen, die in Wirklichkeit Armee einheiten sind“, Die sowjetische Note erin- nert dann an das am 19. September von den Außenministern der drei Westmächte nach ihrer New Vorker Konferenz veröffentlichte Kommuniqué und erklärt, daß darin erstens die Aufstellung mobiler Polizeieinheiten“ und zweitens die„Hinzuziehung Westdeutsch- lands zu den gemeinsamen Streitkräften“ vor- gesehen sei.„In anderen Worten, es wird die Wiederaufstellung der deutschen Armee offen geplant, was in völligem Widerspruch zu den Bestimmungen der Potsdamer Konferenz über die Entmilitarisierung Deutschlands steht.“ in der sowjetischen Note wird versichert, daß die Organisation und Bewaffnung der Volkspolizei in jeder Beziehung den Direkti- ven der Potsdamer Konferenz und des alliier- ten Kontrollrats für Deutschland entspreche. „Scheinheiliges Manöver“ Außenminister Acheson dementierte vor Pressevertretern die sowjetische Behauptung, daß die in Westdeutschland gebildeten Polizei- verbände eine Armee darstellten. Er habe we- nig Hoffnung, daß es zu Friedensgesprächen“ zwischen den Großmächten kommen werde, solange dle Sowietunion ihre. Haltung ändere. Der Westen misse damit fortfahren, sich zu stärken. Amerikanische Re- gierungsbeamte erklärten, daß die amerika- nische Politik gegenüber Westdeutschland trotz der sowjetischen Note kaum geändert werden dürfte. In Westdeutschland gibt es weder re- guläre deutsche militärische Truppen-Ver- bände noch militärische Polizei-Einheiten.“ Mit dieser kategorischen Feststellung wiesen deutsche Regierungskreise und Sprecher der Alliierten Hohen Kommission in Bonn die so- wWietische Behauptung über angebliche Remi- litarisierungserscheinungen in der Bundesre- publik als„scheinheiliges Ablenkungsmanö- ver“ zurück. Der stellvertretende amerika- nische Hohe Kommissar, General Hays, meinte, er möchte gern erfahren, wo die deutschen Militär formationen ständen, von denen die soWjetische Regierung in ihrer Note an die Westmächte spreche. Befriedigung in Frankreich Die sowjetische Note sei eine Warnung an die Westmächte vor der Wiederbewaffnung Deutschlands, erklärte ein Sprecher des fran- z6sischen Außenministeriums. Der Sprecher lehnte den sowjetischen Protest ab und er- klärte, er„entbehre jeder Grundlage“. Gut- unterrichtete Personen erklären aber, die Note sei mit einer„gewissen Befriedigung“ In Frankreich aufgenommen worden. In die- sen Kreisen wird darauf hingewiesen, daß Frankreich sich immer gegen die von den Vereinigten Staaten vorgeschlagene Wieder- bewaffnung Deutschlands gewandt habe. Der sowjetische Protest könne, obwohl unberech- tigt, doch nur die französische Haltung stär- ken, heißt es. Molotow nach Prag gereist „Remilitarsierungspläne“ im Vordergrund London(UP). Radio Moskau gab am Frei- tag abend bekannt, daß der stellvertretende Sowjetische Ministerpräsident Molotow in Prag eingetroffen Sei, um mit Ministern der Kominformländer über die Pläne der West- mächte zur Remilitarisierung Deutschlands zu beraten. In Prag habe eine Konferenz begon- nen, an der Minister von 8 Staaten teinehmen, Diese EKoriferenz befasse sich mit Fragen, die im Zusammenhang mit der New Lorker Rom- ferenz der drei Westmächte aufgetaucht sind, die sich am 19. September mit der Remilitari- sierung Westdeutschlands befaßt habe. Manöver in der Ostzone Sowzetverbände und Volkspolizei üben London(ZSH. Aus der Ostzone wird ge- 0 meldet, daß die russische Armee und die so- genannte Volkspolizei der Ostzone gemein- same Manöver durchführen. Mehrere Divi- sionen der Roten Armee kämpften eine Ma- növerschlacht gegen Verbände der Volks- a Polizei, die mit Maschinengewehren, Geschiüt- zen und Panzern ausgerüstet seien. Ein etwa 30 Kilometer breites Gebiet längs der Grenze Ostdeutschlands mit Polen und der Tschecho, Slowakei Sei zur Zeit für die Manöver gesperrt. Zahlreiche Gesetze verabschiedet Bundesrat billigte in zweiter Lesung Etat 1950 B 0 nn(UP). Der Bundesrat nahm in seiner lng das Haushaltsgesetz für das Rech- Un 0 1950 und einzelne Etatspläne an. Er beauftragte aber gleichzeitig seinen Finanzaus- schuß, Abänderungsanträge noch einmal zu beraten und sie dem Bundestag nachträglich zur nächsten Beratung zuzuleiten. Im weiteren Verlauf der Sitzung, die 19 Punkte behandelte, verabschiedete der Bun- desrat eine Reihe von Gesetzen und Verord- nungen, darunter als eines der wichtigsten das Gesetz über die Schaffung eines Bun desverwaltungsgerichtes und eines Bun desdienststrafhofes. Dabei er- gaben sich Meinungsverschiedenheiten über den Sitz dieser Institutionen, als der Vertre- ter Bayerns gegen Berlin sprach, weil es bei der augenblicklich noch herrschenden Un- sicherheit nicht ratsam sei, diese Behörden nach Berlin zu legen. Der Vertreter Berlins hielt dem entgegen, dag„der freie Zugang zu Berlin so lange gewahrt bleiben wird, wie überhaupt in Deutschland Ruhe herrscht“. Außerdem wurden vom Bundesrat ein zwei- tes Gesetz zur Förderung der Wirtschaft Groß- Berlins, mehrere Durchführungs- Verordnungen zum Sofortbhilfe gesetz und ein Gesetz über die Anerkennung von Nottrauungen neee Verordnun- gen zum ersten Wohn baugesetz gab der Bundesrat mit geringfügi gel Anderungen ebenfalls seine Zustimmung. Schließlich wur- den einige Sozi setze und ein Anderungs- gesetz zum Wertpapierbereinigungsgesetz ver- aAbschiedet. Der Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung der Jugendnot wurde vom Antragsteller, dem Land Württemberg-Hohen- zollern, zurückgezogen, nachdem der Vertre- ter des Bundesinnen ministeriums erklärt Hatte, daß die Wohlfahrts- und Jugendabtei- Jung seines Ministeriums sich intensiv mit die- sen Fragen beschäftige. Der Vertreter des Innen ministeriums gab in diesem Zusammen- hang bekannt, daß es im Bundesgebiet zur Zeit 600 000 arbeits- und berufslose Jugend- liche gibt. 82 Deutsche Kriegsgefangenen-Denkschrüft Die deutsche Bundesregierung hat eine Denkschrift über die Frage der deutschen Kriegsgefangenen ausgearbeitet. Das Memo- randum wird auf Veranlassung der USA, Großbritanniens und Australiens der Vollver- sammlung der Vereinten Nationen zugeleitet. Pfarrer Merten, der Sachbearbeiter für Kriegsgefangenenfragen im Bundesflüchtlings- Ministerium, führte dazu aus, die Sowietunion, die Tschechoslowakei, Jugoslawien und Alba nien hielten noch deutsche Kriegsgefangene fest. Einzelne Gefangene säßen noch in Grie- chemland und Italien. Rund 2000 Deutsche seien noch in Frankreich, Belgien, Luxem- burg, Holland, Dänemark und Norwegen kriegsgefangen, zum großen Teil als Kriegs- verbrecher oder Untersuchungshäftlinge. Die Rechtsschutzstelle im Bundesjustiz ministerium verfolge die Verfahren gegen die Deutschen und versuche zu erreichen, daß sie vorzeitig entlassen oder begnadigt würden. Die Zahl der im Osten verstorbenen Kriegsgefangenen schätze man auf nahezu eine Million. Das deutsche Volk wird am 26. Oktober seiner kriegsgefangenen und verschleppten Brüder und Schwestern in aller Welt geden- ken. Die Glocken der Kirchen werden un z W6If Uhr für zehn Minuten läuten. In einer kurzen Verkehrsstille und Arbeitspause denkt Deutschland an seine Kriegsgefangenen. Teuerungszuschläge für Beamte Eine Regelung für Bundesbeamte BOonn(UP). Beamte des Bundes erhalten auf Beschluß des Bundeskabinetts für die Dauer von vier Monaten eine Teuerungszu- lage. Das Kabinett hat sich dazu im Zusam- menhang mit den Tarifvereinbarungen für Angestellte im öffentlichen Dienst entschlos- sen. Beamte mit einen Grundgehalt bis zu 350 DM bekommen danach einen Teuerungs- zuschlag von monatlich 20 DM. Bundesbeamte mri einem Gehalt von 350,01 DM bis zu 369,99 DM erhalten zu ihrem monatlichen Grund- gehalt eine Zulage, wobei jedoch der Betrag von zusammen 370 DM. nicht überschritten werden darf. Entsprechende Vereinbarungen werden auch für die Bundesbahn und die Bundespost getroffen. wendungen an die Bayernpartei in Verbin- dung Sebracht. JJ Minister verklagt Abgeordneten Das Schicksal der Landsberg-Häftlinge Keine generelle Begnadigung zu erwarten Er aunbtfurt(ur) der amerikanische Hohe Kommissar Mecloy wird voraussicht- lich innerhalb der nächsten 6 Wochen über de Vorschläge des US-Snadenausschusses entscheiden, der sich eingehend mit der Uber- Prüfung der Fälle der in Landsberg inhaftier- ten Kriegsverbrecher befaßt hat. Dies er Aus- schuß hat, wie man hört, seine Vorschläge dem amerikanischen Hohen Rommi berbreitet, und es sei zu erwarten, de 5 eime„individuelle Entscheidung“ treffen, d. h. eine Arzahl Urteile revidieren und andere be- stätigen werde. Es könne damit gerechnet Werden, daß Mecloy nach diesem Prir ip auch über die 16 Todeskandidaten entscheiden Wird, die dort seit annähernd drei Jahren auf die Vollstreckung ihrer Urteile Warten. Neue Aussagen im Falkenhausenprozeß Ein Vorstoß belgischer politischer Häftlinge Brüssel(UP). Im Falkenhausen-Prozeß schilderte der mitangeklagte General Reeder, daß zwischen der deutschen Sicherheitspolizei „Sipo“ und der Militärverwaltung unter Ge- neral von Falkenhausen ein ständiger Streit geherrscht habe. Reeder teilte dem Gericht mit, daß im Falle eines deutschen Sieges 1944 beschlossen war, den Norden Belgiens dem Flamen de Wiele, den Süden dem Wallonen Degrelle zu unterstellen und beantragte, etwa 200 Akten genau durchzusehen, um die Wahr- heit seiner Behauptungen nachzuprüfen. Die belgische Vereinigung ehemaliger Poli- tischer Häftlinge beschuldigte die Justizbehör- den, daß General von Falkenhausen und Seine Mitangeklagten aus Gründen der internatio- len Politik mit seidenen Handschuhen ange- faßt würden. Der Vorsitzende des Gerichts, Marechal, betonte demgegenüber, daß Poli- lische oder diplomatische Rücksichten keinen Einflug auf das Gericht hätten. Deutsche Zeugen entlasteten Reeder und Falkenhausen Brüssel(OP). Ein Beamter der Regierung in Bonn, Franz Thedieck, sagte als Zeuge im Brüsseler Kriegsverbrecherprozeg aus, Gene- ral Reeder, der frühere deutsche Zivilgouver- neur in Belgien, habe im Kampf gegen die Anordnungen der Nationalsozialistischen Par- tei Mut bewiesen“, Reeder und General von Falkenhausen, der frühere Militärbefehls- Haber in Belgien und Nordfrankreich, wurden durch die Aussagen von Weiteren deutschen Zeugen heftig verteidigt. Diese sagten aus, die beiden deutschen Militärs hätten den Nazi- enordnungen auf Geiselerschießungen und Zur Deportstion von Juden Widerstand ent- 8 Sesetzt. 8 Sensation rief die Aussage des frühe- ren Shefs der Rechtsabteilung in der deut- Schen Militärverwaltung für Belgien, von Randenborgh, hervor. Dieser erklärte, die deutsche Verwaltung habe im Jahre 1943 vor- geschlagen, daß Personen, die wegen uner- laubten Waffenbesitzes verhaftet worden WA Ten, von belgischen Gerichtshöfen aAbgeurteilt Werden sollten. Diese Regelung sei für ein Paar Monate in Kraft gewesen, bis Tlitler Selbst sie zurückgezogen habe. Trotzdem seien durch diesen von Reeder und Falkenhausen Unterstützten Vorschlag 400 Belgier vor dem Tode gerettet worden. Bundespräsident empfing Schlange-Schönin- gen. Bundespräsident Heuss empfing den deut- schen Generalkonsul in London, Dr. Schlange- Schöningen zur Berichterstattung über dessen bisherige Tätigkeit in London. Liberaler Studentenbund gegründet. Libe- rale Studentengruppen von 18 Universitäten un Westdeutschland und Berlin haben sich in Bonn zum„Liberalen Studentenbund Deutsch- Ends“ zusammengeschlossen. 5 Witwe Marschall Fochs gestorben. Die Witwe dies französischen Marschalls Ferdinand Foch js in Paris im Alter von 90 Jahren gestorben. Exleichterungen für Schiffbau. Der amerika- nische Hohe Kommissar Mecloy erklärte in einem Telegramm an den Bremer Senatsprä- sidenten Kaisen, daß in einigen Monaten mit Tühlbaren Erleichterungen für den deutschen Schiflbau zu rechnen sei. kEnunhase des Kampfes in Rorga Pyongyang fest in den Händen der UN-Trup- ben— 27 000 Kommunisten werden einge- kesselt TOKIO(UP). Der Kampf in Korea scheint seinem Ende entgegenzugehen. Drei Divisio- nen der Streitkräfte der Vereinten Nationen beschleunigten am Freitag abend ihren Vor- marsch in nördlicher Richtung, um die im Norden von Fyongyang abgesetzten 4000 ame- rikanischen Fallschirmspringer zu verstärken und um die Garnison von Fyongyang, deren Stärke auf 27 000 Mann geschätzt wird, durch Einkesselun g an der Flucht in die Mand- schurei zu hindern. Die Leitung der letzten Hauptaktionen der Truppen der Vereinten Nationen hatte Gene- ral Mearthur persönlich übernommen. Er lei- tete die Landeaktion von einem Viermotorigen Dienstflugzeug aus und landete nach Beendi- zung dieser Aktion auf dem Hlugple mord koreanischen ong Mearthur sagte Voraus, daß der Krieg in Korea eimdeutig seinem Ende entgegengehe. Er befahl den südkoreanischen Streitkräften den schnellstmöglichen Vormarsch bis zur mandschurischen Grenze. Sie be- inden sich bereits Alf dem Weg zu diesem Ziel und besetzten am Freitag die 225 Kilo- Meter nördlich des 38. Breit Ngrades liegende Stadt Hong won, Am Freitag bei Anbruch der Nacht befanden sie sich mehr als 140 Kilometer von der mandschurischen Grenze entfernt. Ihre Entfernung zur Grenze der So- Wietunion betrug zur gleichen Zeit noch rund 350 Kilometer. Berichterstatter, die mit Mearthur nach Pyongyang kamen, teilen mit, daß seine Pläne für die in Nordkorea stehenden amerikani- schen und britischen Truppen noch nicht be- Kammtgegeben wurden. Es wird jedoch damit Serechnet, dag MeArthur befehlen Wird, daß diese Streitkräfte ihren Vormarsch nach Nor- den in 8 Entfernung von der Generalmajor Almond, der die Truppen der Vereinten Nationen bei Seoul zum Sieg führte, flog nach Wonsan, um den militärischen Ober- Orea zu übernehmen. Amerikanischer Fall- und Suktschon eee e ES wird Ktion ger bei Sunts 1 2 85 75 dag sich die n Landtru Fal Wird China noch eingreifen? Die Möglichkeit des Eingreifens Chinas oder der Sowietunion in Korea wird in unterrich- teten amerikanischen Kreisen kaum noch in Erwägung gezogen, da der Krieg in Korea sich seinem Ende zuneigt. Man schätzt, dag die chinesischen Kommunisten etwa 300 000 Mann in der Mandschurei haben und außer- dem noch etwa 60 000 Mann an der Grenze am Lalu-Fluß. Sie verfügen aber über keine nennenswerten Luftstreitkräfte und könnten daher von den UN-Truppen abgewiesen wer- den. Die Sowietunion v ügt dagegen über entsprechende Luftstreitl e, die zugunsten Nordkoreaner eingreifen könnten. Nach Ansicht militärischer Sachver ig nicht anzunehmen, daß die chinesischen Kom- munisten und die Sowziettruppen eine ge- meinsame Offensive unternehmen Werden. eee bedrohen auch in Paris Carpentier, fran der im Fernen Os dei men. Die gelben Tore des Rom lastes waren fest verschlossen, Wäh- rend sich wenig weiter nördlich Tausende von Kommunisten vermutlich zu einem neuen An- griff sammeln. Amtlich konnte nicht in Er- kahrung gebracht werden, wWie weit von Hanoi entfernt die Truppen konzentrationen statt- finden. Man schätzt die Entfernung auf 25 oder 30 Kilometer. Hanoi selbst ist über- schwemmt mit Flüchtlingen. Es herrscht eine gespannte Stimmung. Alle Festungen, die Indochina von dem kommunistischen China trennen, sind gefallen bis auf eine, Langson. Doch sollen bereits auch östlich dieser Wich tigen indochinesischen Grenzstadt Kämpfe ausgebrochen sein. Es hat den Anschein, als ob die Kommunisten versuchen, die französi- sche Garnison in Langson einzukesseln. Bisher Wurde nur im Nordwesten von Langson ge- Kämpft. Die Vietminh-Rebellen behaupten, ein Bataillon französischer Fallschirmjäger in Stärke von über 400 Mann vernichtet zu haben, das versucht habe, Nasan zurückzuer- Obern. Indochina-Politäik gebilligt Die französische Nationalversammlung nahm mit 353 gegen 215 Stimmen eine Resolution an, in der sie ihr Vertrauen ausdrückt, daß die Regierung„in unmittelbarer Zukunft die nötigen Schritte einschlagen Wird, um den Streitkräften in Indochina die grögtmögliche Unterstutzung zu gewanhren und die ver- teidigung der Staaten der Union zu sichern“ Der Verabschiedung der Resolution war ein Tag heftiger Debatten über die besorgnis- erregende militärische Lage in Indochina Vorangegangen. Ministerpräsident Pleven war in der Diskussion immer wieder das Ziel hef- liger Kritik von Abgeordneten der äußersten Rechten und Linken gewesen. Eine neue De- batte soll abgehalten werden, sobald aus Indochina Berichte vom Minister für die Staaten der französischen Union, Letourneau, und von General Juin eingetroffen sind. Und nun: Deutschland Die französische Nationalversammlung be- schloß am Freitagabend einstimmig, am kom- menden Dienstag mit einer umfassenden De- batte über die Frage der deutschen Wieder- bewaffnung zu beginnen. Außenminister Ro- bert Schuman teilte den Abgeordneten mit, daß die französische Regierung die amerika- mische Forderung abgelehnt habe, der deut- schen Wiederbewaffnung im Prinzip“ zuzu- stimmen., Er kündigte an, daß er am kom- menden Dienstag eine Regierungserklärung zu dieser Frage abgeben werde. Die Debatte über die deutsche Wiederbewaffnung muß vor Donnerstagnachmittag abgeschlossen sein. Weil Verteidigungsminister Moch an diesem Tag nach Washington abreisen Wird, um an der Tagung der Verteidigungsminister der Atlantikpaktstaaten teilzunehmen. Bei dieser Tagung wird über die Frage der deutschen Wiederbewaffnung ebenfalls beraten Werden. Romulo Nachfolger Trygve Lies? Sowzets ziehen andere Kandidaten vor Lake Success(UP). Politische Beobach- ter halten den philippinischen Außenminister Romulo für den aussichtsreichsten Kandi- daten auf den Posten des Generalsekretärs der Vereinten Nationen. Demgegenüber er- klärte der sowjetische Außenminister Wy- schinski, daß die Sowjetunion gegen die Er- nennung des Mexikaners Nervo kein Veto einlegen würde, falls dieser für das Amt des Generalsekretärs der Vereinten Nationen Vorgeschlagen würde. Neues aus aller Welt Wieder Kleinkrieg im Valkalager Aufstand der Tschechen gegen Lagerpolizei Nürnberg(UP). Am Donnerstag kam 88 im Nürnberger Valkalager, das Sssenwiärtig 3300 tschechische Flüchtlinge beherbergt, Wie⸗ der zu einem Aufstand der Insassen Segen die Lagerpolizei. Anlaß zu dem Aufruhr, bel dem die Tschechen mit Steinwürfen und Tät⸗ lichkeiten gegen die Polizisten Vorgingen, waren die Maßnahmen der Lagerpolizei zur Durchführung der Sperrstunde in der Lager- Kantine. Zwei tschechische Flüchtlinge, die ihre Kameraden aufgewiegelt haben sollen, Wurden festgenommen.. Raubüberfälle àm hellichten Tag Anschläge auf Berliner Juweliergeschäfte Berlin(UP). Zwei Jugoslawen und ein Grieche überflelen während der Geschäfts- zeit mit vorgehaltenen Pistolen ein Juwelier geschäft in der Westberliner Innenstadt, Si überwältigten den Inhaber, flüchteten jedoch, als eine Verwandte unerwartet auftauchte und um Filfe rief. Alle drei Täter Konnten bereits wenige Minuten später von der Po- lizei verhaftet werden. Schon Kurz zuvor wWwar es zu einem ähnlichen Vorfall gekommen, als unbekannte Täter durch mehrere Wände hin. durch in ein J Uweliergeschäft einbrachen und dort Schmuck und Wertgegenstände im 8 samtwert von etwa 20 000 DM raubten. Es War dies bereits der fünfte Einbruch in das Sleiche Geschäft. ö Seltsamer Unglücksfall in Trier Trier(UP). Der 16 Jährige Sohn einer Amilje aus Prier wurde in einer der letzten Nächte das Opfer eines Sbenso eigenartigen 1 We tragischen Unfalls. Er hatte Besuchern seiner Eltern sein Bett überlassen Und sich in der Küche ein behelfsmäßiges Lager er- richtet Im Schlaf stieß er eien Stuhl um den die Mutter an die Ruhestätte gestellt hatte. Der Stuhl drückte im Fallen einen Hahn des Gasherdes auf, am nächsten Morgen fanden die Eltern ihren Sohn tot auf. Rom im Zeichen des neuen Dogmas Kardinäle und Bischöfe treffen ein 5 Vatikanstadt(OP). Bisher simd 5 aus- Wärtige Kardinäle und 60 Bischöfe zur Teil- nahme an den Feierlichkeiten der Prokla- mierung des Dogmas der leibiſchen Aufnahme der Jungfrau Maria in den Himmel am 1. November in Rom eingetroffen, Das Zentral- Komitee des Heiligen Jahres hat eine amtliche Verlautbarung herausgegeben, in der erklärt Wird, dag das Dogma der Uperwindung des Materialismus, Existenzialismus und des lai- Zistischen Heidentums dienen wird. Britischer Atom wissenschaftler verchwunden London(UP), Einer der führenden briti- schen Atomwissenschaftler ist Verschwunden. Die britischen Behörden forderten die Polizei der westeuropàischen Staaten Auf, ihnen be- Hülflich zu sein, seine Spur zu finden. Bei dem Verschwundenen handelt es Sich um Prof. Pantecorvo, einem Seborenen Italiener. Wirbelsturm über Florida Schwere Schäden im Badeort Miami Miami, Florida P). Bei einem der schwer- sten Wirbelstürme, die Florida innerhalb der letzten 24 Jahre erlebte, wurden eine Person getötet und 14 weitere Verletzt. Der Hurri- kan raste über den bekannten amerikanischen Badeort Miami mit einer Windgeschwindig⸗ keit bis zu 170 Stundenkilometern hinweg und richtete Schäden in Höhe von 5 Millionen Dollar an. Das städtische Wasserwerk wurde schwer beschädigt und die halbe Stadt ist ohne Strom. Die Bewohner von Miami Waren vorher von dem Herannahen des Sturmes gewarnt Worden und hatten zumeist in modernen Hau- sern Schutz gesucht. Die Straßen Waren men- schenleer, als der Sturm hereinbrach. Bäume Wurden wie Strohhalme geknickt und Fen- Sterscheiben trotz herabgelassener Rolläden eingedrückt. 5 8. P. Maier ü S2 ypiſchen Wendelſtein, Oberſalzberg und Nordkette IV Ferienimpreſſionen 195 0 Aber der Weg zu Hitlers Teehaus war mit der langen Bergfahrt noch nicht zu de. Denn zunächſt ſtanden wir vor einem ieſentor aus Kupfer, das einen etwa 600 n agen Tunnel freigab, der vollkommen mit opfſteinen ausgepflaſtert und nur am Bo⸗ n mit Platten belegt war. Dieſer Tun⸗ var genau der Größe eines deutſchen os angepaßt. Alſo mußten wir mar⸗ 2 Nach dieſen 60ö m ſtanden wir einem kapellenähnlichen Rondell mit rekter Beleuchtung, herrlichen Fresken mfortablen Sitzgelegenheiten. Man uns aber faſt keine Zeit zum Staunen, in bereits öffnete ſich eine weitere Tür ſahen uns einem Fahrſtuhl gegen⸗ bei dem ſogar den Amerikanern für ment“ die„Spucke“ wegblieb. Eleganz, t mit allen techniſchen Schikanen, einer bedeutenden techniſchen wie öſen Angelegenheit zu machen. Weiche an den Wänden, vergoldete Leiſten große gefaßle Spiegel, eine Skala, 1 Meter Anſtieg anzeigte, ein N alſo kurzum ein„Ding“, das mehr nallte“. Aber wir ſtaunten weiter, ließlich waren wir auch einmal im is Fahrſtuhl gefahren. Denn bis wir 5 iſſig werd konnten, mitten im Teehaus Hitlers. am Werk, um den 120m hohen nachgewieſenermaßen om wohl brauche, waren Hitler war nur fünfmal in ſeinem Teehaus. Zunächſt blicken wir uns einmal in der kleinen ſchmuckloſen Halle um, in die wir vom Fahrſtuhl aus gelangten, um dann dem „engliſchen Führer“ zu folgen, der uns an⸗ hand von Originalfotos durch die unverſehr⸗ ten Räume führte, denen nur die Innenein⸗ richtung aus der glanzvollen Zeit fehlte. Die waren als Souvenirs oder Brennholz den Weg alles Irdiſchen gegangen. Beherr⸗ ſchend, wie im Haus Wachenfeld, war auch hier der große Teeraum, der aus ſeiner halb⸗ runden Einglaſung von der Decke bis zum Boden einen herrlichen Rundblick auf die ganze Bergwelt geſtattete. Auf der Gegenſeite wiederum ein großer Kamin aus Carara⸗ Marmor und der Boden ausgelegt mit gro⸗ ßen Steinflieſen. Das Originalbild geigte den gleichen Stil in der Innenausſtattung, wie auf dem Oberſalzberg, fabelhafte Polſter⸗ möbel, große Teppiche und Gobelins an den Wänden, während ein kleiner abgeſchloſſener Erker neben dieſem Raum ſehr privaten und intimen Charakter trug. Hier ſoll angeblich Eva Braun, nur getrennt durch einen Rie⸗ ſenvorhang, den Geſprächen Hitlers gelauſcht haben. Neben dieſem großen Teeraum befin⸗ det ſich der kleine, etwas niedere Speiſeſaal, erbaut in der Form einer germaniſchen Hal⸗ le mit großen Deckenbalken und holzgeſchnitz⸗ ten Vitrinen, von denen noch ein letztes Fragment ſtehen geblieben war. Hier hat . der SS⸗General Fe⸗ ge 1943 die Schweſter Eva Brauns ge⸗ heiratet. Fegelein wurde bekanntlich 1945 beim Kampf um Berlin auf Anordnung Hit⸗ lers, we Räume f geſchildert, ein kleiner „Wache, die f zwei Bäder verv „Eagles Neſt“, da 5 in auf Ar it⸗ iſt, mußten wir diesmal Feigheit erſchoſſen. Die weiteren ten von Hitler im Ganzen nur fünfmal auf⸗ geſucht wurde. Verwunderlich erſcheint, daß ſich hier kein Schlafraum befand. Man nimmt an, daß dieſes herrliche„Eagles Neſt“ noch einen weiteren Ausbau erfahren hätte, wenn.... Wegen des Ausbaues überhaupt pirſchten wir uns an den„Interpreter“ heran, als die ſonſtigen Gäſte die kleine „Snack⸗Bar“ in dem früheren Wachraum auf⸗ geſucht hatten. Ueberraſcht blickte der gute Mann auf, als wir ihn mik dem hier oben ſcheinbar unbekannten Deutſch um ein paar Angaben anhielten. Aber dann gab er be⸗ veitwillig Auskunft. Das Teehaus, ſo erklärte er, wurde 1938 unter ſchwierigſten Um⸗ ſtänden auf der ſteilen Felskuppe erbaut, das nur einen Zugang, durch den Berg, hat, da ringsum alles ſteil abfällt. 3000 Ar⸗ beiter und Gebirgsjäger waren auf der 1800 Meter hohen Kuppe über ſechs Monate be⸗ ſchäftigt, um dieſes Haus zu erſtellen, das einen Geſamtaufwand von ſchätzungsweiſe 25 Millionen verſchlang. Nachdenklich ver⸗ ließen wir nach einem kurzen Rundblick das Teehaus Hitlers, ſicher geleitete uns der Fahrſtuhl wieder zum Tunnel und zum Wa⸗ gen zurück. Ein eindrucksvolles Erlebnis lag hinter uns, ein Erlebnis, das uns ſehr viel zu denken gab über eine Zeit, von der wir eigentlich garnichts oder nicht viel gewußt hatten. So mußten wir wenigſtens jetzt feſt⸗ ſtellen. 3 Ein Abſtecher ins Ausland 85 Oeſter reich. ö Daß Oeſterreich wieder Ausland geworden vor der eigentlichen Zolldouane ſpüren. Ueberall tauchten die Schilder am Straßen⸗ rand auf, die auf die nahende Grenze hin⸗ wieſen. Oſtmark— Heſterreich, Land deut⸗ ſcher Zunge hinter der Grenze. Durch einen glücklichen Umſtand, der ſchon lange Zeit Innsbrucker Export⸗ meſſe hieß, hatten wir einen Meſſepaß von den deutſchen Behörden bekommen, der fü einen Tag Gültigkeit beſaß und nur 6 DM koſtete. Man hatte uns vorher einhellig klar gemacht, daß über die Grenze nur 5 DM mitgenommen werden durften, alles andere würde der Beſchlagnahme verfallen. Alſo hinein mit den reſtlichen Peſeten in den Schuh, denn man hatte uns da und dort er⸗ zählt, daß die DM. in Oeſterreich ein gern geſehenes Zahlungsmittel ſei, mit der ſo allerhand neckiſche Wechſelſcherzchen mögli ſeien. Aber diesmal darf ich ſagen, daß wir in Kiefersfelden an der eigentlichen Zoll⸗ ſtation, gegenüber Kufſtein, das Herz doch ein wenig zu klopfen anfing, als die deut⸗ ſchen Grenzer mit ihrer bekannten Gründ⸗ lichkeit allen Grenzgängern auf den Zahn fühlten. Aus jedem kleinen Trupp holten ſie ſich mit mathematiſcher Sicherheit ein be⸗ dauernswertes Opfer heraus, das ſie bis in die letzten Winkel auf die„wichtigen“ Deviſen durchſuchten. Wir lachten zwar ſelbſt über ſoviel tieriſchen Ernſt, als ſie jeden Wagen unſtülpten, als ſeien nur Groß verbrecher und Schmuggler hier angefahren, aber dieſes Lachen verging uns faſt, als eine weinende Dame, der man ſogar die Schulterkiſſen aus dem Kleid getrennt hatte aus dem Zollhaus trat. Ja, ja, Dienſt ist halt Dienſt. Und dies in dem herrlichen Flecken Kiefersfelden, der ſeit 1618 die äl⸗ teſte bäuerliche Dorfbühne Deutſchlands be⸗ ſitzt. Vielleicht wird dort bald etwas über „den Schmuggel“ gegeben. Ganz anders aber die Oeſterreicher auf der anderen Seite bei Kufſtein, denn dieſe waren„kommod „Hobns was zu verzollen“? Na? Dann glück liche Reiſe. Das war alles Aber auch hier atmeten wir erleichtert auf, als ſich di Schranken hinter uns geſchloſſen. Nun ware wir mitten drin im herrlichen Auſtric V