eee n . P ̃ c von rund vierzig Erscheint: montags, mittwochs, freitags und samstags. Frei Haus 1.75, im Verlag abgeholt 1.55, durch die Post 1.55 zuzgl. 36 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenheim und Umgebung Anzeigenpreise: die 6-gespaltene Milli- meterzeile 15 Pig.— Greisliste Nr. I) Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden Nr. 172 Samstag, den 28. Oktober 1950 2.50. Jahrgang Die Illegalen Eines der schwierigsten Probleme für die Bundesrepublik ergibt sich aus der Existenz von 300 000 bis 500 000 Menschen ohne feste Bleibe, die als„Illegale“ innerhalb der Grenzen des jungen Staates leben. Sie zehren zum großen Teil, ohne sich am werteschaffen- den Arbeitsprozeß zu beteiligen, von der Sub- stanz der Allgemeinheit. Das Schicksal dieser Bevölkerungsgruppe wird von den meisten Deutschen kaum noch beachtet, weil viele mit sich selbst genug zu tun und um ihre Existenz zu ringen haben. Das Gebiet der heutigen Bundesrepublik hatte eine ursprüngliche Gesamtbevölkerung lionen. Seit 1945 nahm es insgesamt 7,82 illionen Flüchtlinge aus der Ostzone, den ehemsis deutschen Gebieten östlich von Oder und Neiße sowie aus den angrenzenden Staaten auf. Diese Millionen beteiligen sich am Aufbau Deutschlands. sind heute legale Bürger der Bundesrepubli mit den gleichen Rechten und Pflichten wie die Alteingesessenen. Weitere 1,32 Millionen kamen in den letz- ten Jahren illegal über die Grenze und leben eitdem bei Freunden, Bekannten oder Ver- wandten— ohne Asylrecht. Sie gelten zwar werden von den Behörden je- igend geduldet. Sie flohen teils weil sie von den besseren iten im Westen wußten. Auch ei dieser Gruppe beteiligt sich Wiederaufbau und verdient mit ehrlicher 2. Mindestens 300 000 Menschen aber treiben sich heute nach amtlichen Schätzungen obne ordentliche Papiere, festen Wohnsitz oder Ar- beit in Westdeutschland herum. Ihre Heimat ist die Landstraße oder die Straßenecke der Großstadt geworden. Viele von ihnen schlafen im Sommer unter Bäumen und suchen in den Kalten Monaten abends Schütz in Fr mern. Sie suchen aus Resignation, Mutlosigkeit und manchmal auch Faulheit keine ordentliche Ar- beit oder ziehen als Schieber ihren spekula- tien Nutzen aus der Spaltung Deutschlands. Einige besitzen noch einen russischen Zonen- paß und fahren zwischen Nordsee und Thü- ringen, dem Ruhrgebiet und Brandenburg, Bayern und Sachsen hin und her, Wertvolle Mangelware mit sich führend und aus diesen „Geschäften“ Riesengewinne einsteckend. Einer von vielen ist Heinrich W. Die zweite * Halfte seines bisherigen Lebens ist eine ein- zige große Wanderung. Sie beginnt 1943 in Berlin. Er ist zwölf Jahre alt. Eine Bombe zerstört sein Elternhaus, die Mutter stirbt. Der Vater kommt auf„Bombenurlaub“ und bringt das Kind nach Leipzig zu Verwandten. Im Frühjahr 1945 drückt man dem Vierzehnjäh- rigen eine Panzerfaust in die Hand. Er gerät in Gefangenschaft und kommt nach Polen. 1947 Wird er frei. Seinen Vater sieht er niemals Wieder. Die Verwandten sind nach dem We- sten geflüchtet. Er weiß nicht, wohin. Flucht über die Grenze, als der Uranbergbau droht. Asyl wird verweigert, Westdeutschland fühlt sich nur politischen Flüchtlingen verpflichtet. Seitdem lebt er illegal, Im Sommer arbeitet er bei Bauern. Im Winter singt er in den Hö- fen der Großstadt. Er hat keine gute Stimme. Mitleidige werfen ihm Geldmünzen vor die Füße. „Weinendes Leben“ nennt der 42jährige Flüchtling aus Brandenburg seinen Roman, Das Buch erzählt die Geschichte der deutschen Volkswanderung im 20. Jahrhundert. Er ist im letzten Jahr in einer Mansardenstube ent- standen. Der Autor hofft, daß das Werk ihr zu einer Existenz im Westen verhilft. Seit zwei Jahren Wartet er vergebens auf seine Aufenthaltsgenehmigung. Mit Kurzgeschichten. verdient er sich ein paar Mark. Für körper- liche Arbeit ist er zu schwach. Vor Wochen hätte er beinahe feste Arbeit gefunden. Aber mm fehlen die Papiere. 1948 kam er nach Westdeutschland, weil er frei leben wollte. Jetzt kann er nicht mehr zurück. Einer, dem es besser geht, ist Ewald G. Man dtrifkt inn an Großstadtecken und in zweideu- tigen Lokalen, wo er als Ehrenmann“ seine Geschäfte tätigt Er bezeichmet sich Als„Poli- tisch Verkolgter, taucht plötzlich auf und ebenso schnell Wieder unter, hat stets eine gefüllte Brieftasche mit ost- und westdeut⸗ schem Geld und fährt einen eigenen Wagen Guten Freunden vertraut er an, daß er auch ein russisches Ausweispapier besitzt. Hin und Wieder verschwindet er hinter dem Eisernen Vorhang. Viele verantwortungsbewußte Menschen in Deutschland hatten gehofft, daß die Bundes- regierung versuchen werde, das Problem der „Illegalen“ im Notaufnahmegesetz zu 168en Leider hat der Bund bisher noch kaum einen Abgabeschuld und Ausgleichsleistung— Ein- schneidende Bestimmungen Bonn(UP). Der vom Bundeskabinett am Freitag gebilligte Entwurf eines Gesetzes zum endgültigen Lastenausgleich unterscheidet zwi- schen Abga bes chuld und Ausgleichs- leistung. Zur Abgabeschuld zählen einma- lige Vermögensabgabe, Sonderabgabe von Vor- ratsvermögen, Kredit-Gewinn-Abgabe, Hypo- theken-Gewinn- und Zins-Abgabe sowie die Obligationsgewinnabgabe. Für die Vermögensabgabe ist der Stichtag des 21. Juni 1948 maßgeblich, wobei die Ein- heitswerte zugrunde gele werden. Sie be- trägt 50 Prozent für Betriebe d 8 chen Wirtschaft, 37,5 Prozent bei Woh sern, 31,25 Prozent bei land- und fo schaftlichen Betrieben und 25 Prozer nen Land wirtschaften. Die Zin 92 als Verzinsung der Lastenausgleichsschuld und beträgt 1 Prozent des jeweils noch vorhande- gewerbli- 4 nen Vermögens, Die Soforthilfe wird an- gerechnet. Son wird Hilfe auf 25 Jahre erstrecke zwei Jahre der Soforthilfe abg Für sofortige Abgaben zum L. wird Rabatt gegeben. Ausgleichs leistungen Es werden 15 Schadensgruppen für Sach- und Geldschäden zwischen 500 und 150 000 DM gebildet, Schäden darüber hinaus werden nicht angesetzt. Für Einkommens verluste werden neun Gruppen gebildet für Einkommen zwi- schen 1 800 R-Merk und 18 000 R-Mark am Ursprünglichen Wobnsitz des Vertriebenen. Das G Hauptent- schädi 8 18e vor, die auf diese gung angerechnet werden. Zur Fes Uung der Hauptschaäden muß ein s Gesetz bis zum 31. De- zember det werden. Es wird eine Kriegsschadenrente als Leibrente gewährt, auf die andere Ren- Die Jut, nicht die Bundestag debattiert„Staatsfeinde“-Gesetz Lastenausgleichsvorlage noch vor Weihnachten? BOonn(UP). aller d Rec verdächtigen Elemente im öffentlichen Dienst! der Bundesrepublik verlangte die SPD-Frak- Bundestages. geordnete Jacobi betonte, bei chung des Beschlusses der Bun- e Feinde der Grundordnung Sch en, dürfe nicht nach der Gesin- sondern nur nach der Tat geurteilt er einzelne Fall müsse genau un- amit nahm die Sozialdemo- Kratie Stellung zu dem kommunistischen An- trag, den Beschluß der Regierung zur Entlas- 1 ler Kräfte auf- dem Ausschuß sen überwiesen. Forderung der Kommunisten, E Dr. Brand zu entlassen, naltsausschuß und dem Aus- resse, Rundfunk und Film zu. Die Brand, mit einigen Journa- en äche über eine Re- militarisierung Westdeutschlands geführt und sich damit zum„Sprachrohr kriegerischer Er- wägungen! gemacht zu haben. 8 Staatssekretär Hartmann vom Bundes- finanz ministerium kündigte an, der Finanz- minister werde dem Parlament noch vor Weih- nachten den Entwurf eines Lastenaus- gleiehsgesetzes zuleiten. Er beantwor- tete damit einen Antrag der KPD, ein Lasten- ausgleichsgesetz noch bis zum 1. November einzubringen. In zweiter und dritter Lesung verabschiedete der Bundestag ein neues Z u k- kergesetz, das die Erzeugung und den Verkauf von Zucker regelt. Danach kann die Bundesregierung Erzeugerpreise festsetzen. Der Bundesernährungsminister muß einen Versorgungsplan für Zucker aufstellen. Einstimmig hob der Bundestag die Immu- nität des Abgeordneten Günther Götzen- dor ff auf, der als Hospitant der DRP-Frak- tion angehört. Ihm wird Betrug beim Verkauf eines Kraftwagens vorgeworfen. Bundestags- Präsident Ehlers versicherte in diesem Zu- sammenhang, der Bundestag werde sich im- mer bemühen, derartige Vorkommnisse schnell zu Klären. Eine gerechte Uberprüfung entscheidenden Schritt zur Lösung dieses Problems getan. Nur die asozielen Elemente Unter den„IIlegalen“ freuen sich darüber ung trampen weiter mit Nordseefischen, amerika- nischen Nylons, deutschen Maschinenteilen und englischer Schokolade über die Zonen- grenze. — ente erhalten Männer Frauen über 60 Jahre. G 0 kür Männer der 1. 1. 1890 und für Fr 1. 1. 1895. Kriegsschadenrente giht es f Werbsunfähige, die mindestens zu ich sieht das Gesetz ederungshilfe zum N istenz als Vorschuß auf die Haupt- gung För derungsbeihilfen zur Berufsausbildung und für ähnliche Zwecke vor. Ein Sonderfonds von zwei mal 50 Millionen D-Mark innerhalb von 10 Jahren ist für po- litische Flüchtlinge aus der Sowjetzone vorge- sehen. Darauf besteht och kein Rec spruch, während für die Hauptentsc igung ein solcher Rechtsanspruch besteht, der in nem Verwaltungsverfahren eingeklagt wer- den kann. Anspruch auf Entschädigung triebene, Sachgesck 1 digte. re Ge Sitzer ration Verl Ausland er nur in haben Ver- ge be gilt als Rich 1. 1940(Alt. lere Lukas che 1 eines vom Bundes n Gesetzentwurfs für 1 Gesetzentwurfs ein klärten. Das Bundeskabinett hat den Gesetz- entwurf„grundsätzlich gebilligt“. Gesinnung strufen Finanzausgleich abgelehnt Der deutsche Bundesrat gedachte zu Be- ginn seiner 28. Sitzung der deutschen Kriegs- gefangenen im Ausland. Präsident E Ha r d gab der Hoffnung Ausdruck, daß sich die in dieser Frage angerufene Organisation der Vereinten Nationen durchsetzen werde und appellierte besonders an Frankreich. die Un- gewißheit über das Schicksal der inhaftierten Gefangenen zu klären. In seiner Arbeitssitzung nahm der Bundes- rat das als Rückläufer erneut vorliegende Bundes versorgungsgesetz trotz ver- schiedener Bedenken der Lander in Anbetracht! seiner Dringlichkeit gegen die Stimmen vor Baden an. Dagegen lehnte er den von der Bundesregierung beschlossenen Entwurf eines i nanz ausgleich un- das Rechnungsjahr 1950 1 Schleswig-Holstein, Würt⸗ temberg-Baden und Württemberg- Hohenzol- 1— 7 88 f 8 ter der finar und W die Dauer en Länder s 25 ade Neugliederung des Bundesgebietes e endlich ein gerechter Ausgleich geschaf- erden. Der Finanzausgleich dürfe nicht 6„die Reformbedürftigkeit enzen durch das Sub- eiert werde“. Graf Schwerins Stellung gefährdet? Die Gerüchte über ein mögliches Wehrgesetz BOnn(UP). Das Bundeskabinett soll sich — wie es dier beißt— am Freitag kritisch mit einer Außerung des Grafen Schwerin Auiseinandergesetzt haben, der als Sicher- heitsberater des Bundeskanzlers vor Presse- vertretern angeblich von der Möglichkeit eines Wehrgesetzes gesprochen hat. Graf Schwerin S011 diese Zußerung in privatem Kreise getan haben. Sie war von einigen Journalisten wie- dergegeben und dann offiziell dementiert worden. In unterrichteten Kreisen, die der Bundesregierung nabe stehen, wird behaup- tet, daß die Stellung Schwerins durch diese „Pressekonferenz stark gefährdet sei. Bun- destagsabgeordnete wollen wissen, daß Schwe- rin in letzter Zeit einige Male mit dem SPD- Führer Dr. Schumacher zusammengetroffen ist. Der Bundeskanzler hatte am Donnerstag den CDU- Abgeordneten Blank zum Beauf- tragten der Bundesregierung für alle mit der Unterbringung der alliierten Truppenverstär- kungen zusammenhängenden Fragen ernannt. „Stimm' für Bonn, dann gibt's Geld“ en Eid in der„Spiegel“-Affäre— Arndt cht von„Abbiegungs- Versuchen“ Eid Bonn(UP). Die Verhandlung des Unter- suchungsausschusses über angebliche Beste⸗ chungsaffären im Bundestag brachte die Ver- 2 g des BP- Abgeordneten Besold, der ganz besonderen Wert darauf legte, die Aus- sage auf seinen Eid zu nehmen:„Donhauser hat vor der Abstimmung Bonn- Frankfurt zu- mir gesagt: Stimm für Bonn, dann gibt es Geld.““ Der Abgeordnete Donhauser, der wäh- rend Besolds Vernehmung neben diesem saß, verließ bei der Eidesleistung protestierend den Saal. Er hatte behauptet, nie eine derartige Bemerkung zu Besold gemacht zu haben. Auch er versicherte bestimmt, daß er seine Aussagen „Selbstverständlich“ auf seinen Eid nehmen werde und sogar Wert darauf lege, in dieser Frage vereidigt zu werden. Bei der Vernehmung des Generalsekretärs der Arbeitsgemeinschaft CDU/CSU, Doerr pinghaus, hatte es zu Beginn der Ver- Handlung eine kurze Kontroverse gegeben, als der SPD-Abgeordnete Arndt behauptete: „Jedesmal, wenn eine Frage für einen Zeugen etwas un 2„ wird von seiten er abgebogen, so daß it zum Uber Generalsekretär ge- nach der Abstimmung Bonn- Ib mit der Zahlung der Ge- iten hatte, weil vorher grö- Parteikasse gebraucht antwortete, die Mit- knapp gewesen, untnis davon, ob sie für zucht worden seien.„Zu- hatte allein die Par- Er fügte dag Mittel aus den, ohne daß er zunaà det.“ Arndt fragt, ob er Frankfurt d hälter Schwi Bere Bet andere Dinge ve gang zu der Par hinzu, der Par se genommen wür er etwas davon erfahre. Die Vernehmung des h schen Staatsmi- nisters Hilpert, der gefragt wurde, ob er etwas über Zuwendungen an Abgeordnete im Zusammenhang mit der Hauptstadt-Wahl Wisse, verlief ergebnislos. Einigung über Bereitschaftspolizei Bis 31. März 1951 10 000 Mann aufgestellt BOn n(UP). Bund und Lander erzielten auf einer Konferenz der Ministerpräsidenten und Innenminister eine Einigung über den Aufbau der neuen Bereitschaftspolizei. Bis zum 31. Mrz 1951 sollen etwa 10 000 Mann aufgestellt werden. Bundesinnenminister Dr. Lehr er- klärte nach der Konferenz, das Endziel sei nach wie vor die Aufstellung von 30 000 Mann, wie sie von den Alliierten bewilligt worden sei,. Da sich Bund und Länder aber am Schluß ihrer f den und die Unter- bringung rigkeiten bereite, sollen die zeh den nig bilden. Ueber die Finanzierung wurde am Freitag nicht verhandelt, sie bleibt einer weiteren Ronferenz vorbehalten. Die Unterbringung Einheiten nahm besonders en Raum ion ein, da für die neuen Ver- alich Kasernen freigemacht werden Zinzelheiten über die Auf- teilung der P ei- Verbände und über den möglichen Abschluß eines Verwaltungsabkom- ien Bund und Ländern über die ollen noch geklärt werden. Polizei „Diktator“ Theodor Heuss Flugblätter im Raume von Köln K 6In(UP). Für eine gemäßigte Diktatur, die Bundespräsident Prof. Heuss ausüben solle, tritt ein Flugblatt ein, das im Raume Köln verteilt und auch an alle Schulen ver- schickt wurde. In dem Aufruf„Demokratie durch atur“ meint der Verfasser Karl daß die„Demokratie in Zeiten der Not inn“ sei. Die Gefahr einer„totalitari- 5 aAtur“ könne nur durch eine be- Wußt gemäßigte Diktatur“ beschworen wer- den. Während die Diktatur Hitlers keine Sr von Humor, Weish und stlronie sen habe, verfüge Bundespräsident Heuss 31le diese Eigenschaften. Ein in holprigen Reimen gesc icht stellt abschlie- Bend fest:„Der Mann ist schon gefunden und ihr alle ihn ja kennt w unumwunden/ unser Bundespr verantwortlicher Verlag zeichnet Verlag, Volnsberg(Kreis Siegen). Der Bundeskanzler spricht in Stuttgart. Bundeskanzler Dr. Adenauer wird am 4. No- Verner auf einer CDU- Kundgebung in Stutt- gart sprechen. a Entnazifizierung liegt in Agonie. Die Entf mazifizierung in Nordrhein- Westfalen liegt in den letzten Zügen, wenn sie tot ist, wird ihr miemand nachtrauern“, stellte in Düsseldorf der Justizminister Dr. Amelunxen fest. g Hoffmann erneut vor der Spruchkammer. Hitlers Leibfotograf, Heinrich Hoffmann, stand am Freitag in einem Berufungsverfahren zum sechsten Mal vor einer Münchener Spruch 1 Der Spruch wird ihm schriftlich über- mittelt. 5 0 5 g —— 8 —— Eisenhower für Oberkommando berei Frankreich-Plan hat Wenig Aussicht Sharleston(OP). General Dwight Eisen- hower gab am Freitag seine Bereitscl erkennen, den Posten eines Ob renden der Nordatlantikpakt-Staat nehmen, falls Präsident Truman ihm cdi Anbieten sollte. Eisenhower erklärte di einer Versammlung des Columbia-Uni Club in Charleston. Am Wochener Eisenhower mit Präsident Trumar den Beamten des Konferieren. Die Regierung der Bau von Gebäuden verboten, die gungs-, Erholun errichtet wer eitsch ter- Wei Der amerik Marshall k Vert 1 tik Pak 5 ü sieben Atlan- mit 2 ende Konfe- r aller Atlantik- 1 die teidigungsministern be S am Samstag un- terbreiten werde. Er betonte, daß Frankreich der Bildung deutscher Pivisionen unter gail keinen Umständen zustimmen könne, sondern daß es nur„kleine deutsche Einheiten“ pilli- gen werde. Alle Anzeichen neugeborene nigten euro kleiner dei Grogjaähri dafür, daß der Verei- nit Einbeziehung bände schon vor seine! sein Leben aushauchen wird. Henry Byroade, der Leiter der Deutschland- Abteilung im State Department, wird, wie man erfährt, an den Sitzungen der Verteidi- gungsminister der Atlantikpakt-Staaten teil. nehmen, um dem amerikanischen Verteidi- gungsminister in Fragen der deutschen Wie- derbewaffnung als Berater zur Seite zu ste- hen. Der Beschluß, Byroade zu dieser Konfe- berlz Hinzuzuziehen, läßt nach Ansicht ameri- kanlischer Beamter die Bedeutung erkennen, die die Vereinigten Staaten dem deutschen Beitrag zur Verteidigung Westeuropas bei- messen. Gute Stimmung für Spanien Vor der Liquidierung der Diffamierung Lake Success(up). Der politische Sonder- Ausschuß der IN- Vollversammlung begann mit der Spaniendebatte. Aus den Außerungen Sahlreicher Delegierter ist zu entnehmen, daß eine überwältigende Mehrheit sich für die Miederaufnahme der vollen diplomatischen Bezlehungen zu Spanien aussprechen wird. Der don sleben Staaten eingebrachte FEntschlie- Bumngsentwurf ermächtigt die Mitgliedstaaten der UN, die Chefs ihrer diplomatischen Mis- sionen nach Madrid zurückzusenden. Spanien 501 die Möglichkeit erhalten, in die Sonder- Organisationen der UN einzutreten. Mit Halskrausen und Perücken Offizielle Einweihung des neuen Unterhauses London(UP).„Beefeaters“ in roter Uni- rorm und weißen Halskrausen. Hornisten mit SüUbernen Instrumenten und die Lords mit weisen Perücken gaben der offiziellen Einwei⸗ Bung des wiedererstandenen britischen Unter- hauses einen bunten und traditionsreichen Rahmen. Nach einer kurzen Ansprache von Ministerpräsident Attlèe, dem sich Churchill Anschloß, begaben sich die Abgeordneten in langer Reihe in die große, alte Westminister- Hall, Wo König Georg eine kurze Ansprache Bielt.(Nach alter Tradition darf der König an keiner Unterhaus-Sitzung teilnehmen.) Danach wanderten die Unterhausmitglieder in Langer Reihe wieder in ihr neues Gebäude zu- rück. Die Nachwahl im Wahlkreis Glasgow, des- sen konservativer Abgeordneter gestorben Wär, wurde vom konservativen Kandidaten Hutchinson gewonnen. Amerikanische Einladung an Sowiels Verhandlungen über den japanischen Frie- densvertrag in Aussicht genommen Lake Success(P). Amerikanische Be- amte teilten mit, daß die Vereinigten Staaten die Sowzetunion eingeladen haben, gemeinsam mit den USA und elf anderen Staaten an der Ausarbeitung eines japanischen Friedensver- krages mitzuwirken, der kein Verbot einer Wiederbewaffnung Japans enthalten würde. Wie dazu bekannt Wird, hat Dulles bei sei- ner Unterredung mit Malik von diesem die Zusicherung erhalten, daß er den Kreml um eine Stellungnahme zum amerikanischen Sie- benpunkte-Plan für einen japanischen Frie- densvertrag bitten Werde. Bei dieser Unter- redung, die in den späten Abendstunden des Donnerstag stattfand, hat John Foster Dulles, der republikanische außenpolitische Berater Im State Department, die Haltung der Ver- einigten Staaten zur Frage der japanischen Friedensregelung eingehend dargelegt, Dulles nat vor allem die folgenden amerikanischen Forderungen vorgebracht * 1. Das Schicksal ehemaliger japanischer Be- sitzungen wie Formosa, Sücl-Sachalin, der BPescadores-Inseln und der Kurilen wird von den vier Großmächten des Pazifikraumes USA, Großbritannien, China und der Sowjet- anion entschieden, falls sich diese Mächte inmerhalb eines Jahres nach Inkrafttreten des japanischen Friedens vertrages nicht einigen körmen, soll die Generalversammlung der Vereinten Nationen mit der Entscheidung be- auftragt werden. 2. Die Vereinigten Staaten wollen die stra- tegische Treuhandverwaltung über die Ryu- Kyu- und die Bonin-Inseln Übernehmen. 3. Die Sicherheit Japans wird auch nas Unterzeichnung des japanischen Friede 1. ge wie Japan sich trages— wenigstens 5 Nicht selbst verteid u— Von den Ver- 1 bet, wobei ameri- und möglicherweise auch andere Truppen in Japan bleiben sollen. Das amerikanische Memorandum, das Dul- les an Malik Weitergab enthält keine direkte Forderung einer japanischen Wiederbewaff. nung. Nach zu sigen Informationen 00) kanische 55 Ottenbacher freigesprochen Einstimmiger Beschluß des Militärgerichts Paris(UP), Ein französisches Militärge⸗ richt hat den ehemaligen deutschen general- major Ottenbacher, der Allgeklagt War, Ver- brechen an französischen Zivilisten begangen zu haben, freigesprochen. Der Freispruch-Be- schluß wurde vom Gericht einstimmig gefaßt. Vor einem mit sechs französischen Generalen besetzten Gericht war Ottenbacher Vorge wor- ken worden, für die im Raume von Limoges und Perigueux im Herbst 1944 durchgeführte Hinrichtung von Zivilisten, für die Nieder- brennung von Dörfern und für andere Ver- geltungsmaßnahmen an Mitgliedern der fran- 2z68ischen Widerstandsbewegung verantwort- lich zu sein. Weitere Liberalisierung des Welthandels Neue Maßnahmen ab 1. Februar 1951 Paris(UP). Der Ministerrat der OEEC haf beschlossen, 75 Prozent des gesamten priva- ten Handelsverkehrs der 18 Mitgliedstaaten von den Quotenbeschränkungen zu befreien, die nach dem Kriege eingeführt wurden. Da- mit ist eine weitere Liberalisierung des Han- dels in Westeuropa beschlossen worden, bisher Waren nur 60 Prozent des Handels liberali- siert. Diese Regelung bezient sich nicht auf den staatlichen Handel. Die neuen Läberali- sie rungsmaßnahmen sollen am 1. Februar 1951 in Kraft treten. Chinesische Truppen auf koreanischem Gebiet? Stärker werdender kommunistischer Wider- stand— Weitere Städte erobert Tokio(UP). Die Erfolgsmeldungen über das Vordringen südkoreanischer Verbände bis zum Talu-Fluß, der natürlichen Grenze zwi- schen Mandschurei und Korea, wurden am Freitag durch Berichte von dem Einmarsch chinesischer Truppen in Stärke von 40 000 Mann in koreanisches Gebiet gedämpft. Das Gros der chinesischen Truppen, die in nord- koreanischen Uniformen eingekleidet sind, Soll sich nach südkoreanischen Meldungen bei Unsan befinden. Es wird angenommen, daß ese chinesischen Einheiten unter anderem e Aufgabe haben, die Wasserkraftwerke auf südlichen Ufer des Falu-Flußes zu schützen. Diese Berichte werden durch die Aussage eines chinesisch- sprechenden Gefangenen be- — igt, der behauptet, mit größeren Verbän- 4 8 den vor wenigen Tagen in nordkores mes Gebiet einmarschiert zu sein. Nordkoreanische Einheiten hatten mit Unterstützung von 3000 chinesischen Kommunisten 120 Em nörd- lich von Pjongjang und etwa 65 kin unterhalb der mandschurischen Grenze ein südkorea- nisches Regiment eingeschlossen. Doch konn- ten sich diese Truppen aus der Umklamme- kung befreien, Sie sind nach schweren Kämp- ken dabei, den Anschluß zu ihren eigenen Verbänden wiederherzustellen. Kurz nachdem der nordkoreanische Sender in Sinuiji verkündet hatte, daß die Nord- Koreaner„bis zum letzten Mann“ kämpfen Würden, ist es anderen südkoreanischen Ver- bänden an der Ostküste gelungen, sich der Wichtigen Stadt Songjin zu nähern. Vor- huten der Südkoreaner standen am Freitag am Stadtrand von Songjin, Wo sie auf harte Abwehr der Kommunisten stiegen. Die Aktionen in Korea wurden am Freitag durch den sich versteifenden Widerstand der ommunisten und durch relativ stärke Schneefälle behindert. Auf einer Frontbreite Jon 250 km waren am Freitag abend die Streitkräfte der Vereinten Nationen in Ge- kechte von verschiedener Stärke mit den Kommunisten verwickelt. Offiziere des ame- vi kanischen Abwehrdienstes tendieren noch immer zur Annahme, daß es sien— falls Wirklich Verstärkungen aus der Mandschurei eingetroffen sein sollten— dasei cher um in der Mandschurei lebende Nordkoreaner denn um Chinesen handele. Im alliierten Haupt- Auartier wird betont, daß die Tatsache des stärker werdenden kommunistischen Wider- standes in keiner Weise Anlaß zur ernsthaf- ter Bedenken gebe. Indien warnt vor Invasion Tibets Keine Erregung in London über Tibet-Berichte Neu Delhi(up). Indien legte bei der Re- Sierung des kommunistischen China Proteèest Beger dlie Invasion in Tibet ein. In infor- mierten Kreisen glaubt man, daß das kom- mumistische China Tibet mit der Besetzung des Landes vor vollendete Tatsachen stellen Wolle bevor noch über die Zukunft des Lan- des verhandelt wird. In britischen Regierungskreisen wurden die Berichte über eine angebliche Invasion Tibets durch kommunistische chinesische Truppen mit Gelassenheit aufgenommen. Es Wurde Allerdings Zugegeben, daß die Ruswirkung dieser Ereignisse auf die Beziehungen zwi schen Indien und China gleichzeitig einen entscheidenden Einflug auf das Mächtegleich- gewicht in Asien haben werde. Laokap unter Granatwerferfeuer Schwere Kämpfe in Indochina Saigon(UP). Die Festung Lackay, im Ta! des„Roten Flusses“ an der chinsesichen Grenze Selegen, wurde am Freitag von den indo- chinesischen Aufständischen mit Granatwer⸗ ferfeuer belegt. Ein eigentlicher Angriff der Vietminh-Verbände auf die Festung hat noch nicht begonnen. Etwa fünf Kilometer östlich Laokay begann am Freitagmorgen eine Schlacht zwischen den französischen Verteidl- ern und Vietminh- Truppen. Untersuchungsausschuß. Neues aus aller Well Feuer vernichtet Papierfabrik Ursache: Ein brennendes Zündholz zerbrach Berlin(UP). Die Papierfabrik dorf, Kreis Oschersleben Wurde durch ein Großfeuer völli Das Feuer wurde verursacht, als ein Ar mit Hilfe eines brennenden Streichhol heißggelaufene Lager einer achten wollte. Das Streichholz zerbr fiel in die Maschine. Der etwa 200 000 Ostmark gesch: ach ung aden wird auf Zt. In der Gefängniszelle verbrannt Selbstmord oder Flu Berlin(UP). Ein k Münzverbrecher steckte au ten Gründen im Westberliner atersuchungs, Sekängnis Moabit seinen Strohsack in Bran und erlitt hierbei daß er im Gefängniskranke naus verstarb Obwohl der Häftling den ten noch kur: vor semem Tode die Erklärung abgab, daß er den Strohsack in Brand gesteckt habe, um in das Krankenhaus eingeliefert zu Werden sind die Motive dieser Tat bisher moch imme ungeklärt. Es wird angenommen, daß die Ab. sicht vorlag, aus dem Gefängniskrankenhadz Zu entfliehen. versuche h verurteilte Wirbelsturm im Pazifik Millionenschaden verursacht Portland, Oregon(UP). Im Nordwest. Pazifik tobte am Freitag ein schwerer Wirbel. sturm, der im Staate Oregon nach bisher vor- liegenden Meldungen Schäden von mehr ah einer Million Dollar anrichtete. Ein Flugzeug mit vier Personen an Bord Wird, vermißt, Bg Wird befürchtet, daß es im Sturm abstürzte Ein zweiter Wirbelsturm wurde am Freitag SWa 1100 Kilometer vor der amerikanischen Westküste festgestellt. „Flugs zum Fenster hinaus“ Entnaziflzierungsbescheide fallen vom Himmel Kiel(UP). Ein Vorfall, der noch der Na- heren Aufklärung bedarf, Spielte sich dieset Tage in Kiel ab. Personen, die am Rathaus vorbeigingen, wurden Plötzlich aus einer Luke des Rathausturmes mit Tausenden von Ent- maziflzierungsbescheiden überschüttet. Es stellte sich heraus, daß zwei Schüler sich Eingang in die Aktenkammer Verschafft hatten. Dort in- Spizierten sie, wie sie später sagten,„den Pa- Dierkrieg“. Sie fanden dann Wohlgeordnet die Bescheide über eine mehr oder minder er- folgreiche behördliche„Eritbräunung“, Raum gesehen, hatten sie schen hren Entschluß ge- faßt.„Flugs zum Fenster hinaus und Wege, War ihre Devise. Nun befaßt sich die Kieler Kriminalpolizei mit der Angelegenheit. Fotoapparate schwammen davon Mißglückter Schmugglertrick auf der Salzach Burghausen(UP). Zwei Faltbootfahrer sichteten auf der Fahrt von Laufen nach Titt⸗ moning ein kleines, aus zwei zusammengebun- denen Autoschläuchen hergestelltes Floß, das die Salzach abwärts schwamm. Sie entdeck- ten dann auf den Schläuchen in einer Zelt- Plane 48 Fotoapparate und 12 Sonnenbrillen. Da an dem Floß eine Wurfleine befestigt War, Fan angenommen Werden, daß die Schmugg⸗ ler die Leine an einer engen Stelle des Flusses ans österreichische Ufer Werfen Wollten, da- mit die dort wartenden Komplicen das Floß hinũberziehen könnten. Die Leine scheint aber Ir Ziel verfehlt zu Haben, so daß das Floß sich selbständig auf eine Reise begab. Blücher stellt Strafantrag gegen„Rheinische Zeitung“ Vizekanzler Blücher stellte gegen den SbD-Bundestagsabgeordneten und Chef- redakteur der„Rheinischen Zeitung“, Eichler, SO Wie gegen den Bonner Korrespondenten des Blaktes Strafantrag Wegen verleumderischer Beleidigung. Der Strafantrag Steht im Zusam- menhang mit Berichten aus dem„Spiegel“ H. P. Maier Zwiſchen Wendeiſtein, Oberſalzberg und Nordkette . V Ferienimpreſſionen 1930 Oeſterreich hat ſich im äußeren Bild ge⸗ genüber früher nicht viel geändert, denn überall leuchteten uns die Tabaktrafiks ent⸗ gegen und Sie können ſich natürlich vor⸗ ſtellen, daß unſer erſter Blick den Preiſen in dem Bundesland des unerfüllten Staats⸗ vertrags galt. Wir waren rieſig enttäuſcht!! Denn in Oeſterreich iſt nichts billiger als in Deutſchland, außer Schnaps und Zi⸗ garetten. Aber, um gleich bei den Rauch⸗ waren zu bleiben, es gibt nur Orient⸗Ziga⸗ retten ſeligen Angedenkens, Memphis und Sport. 25 Stück Umgerechnet zu 1.40 DM. Da wurde natürlich ſofort gekauft. Die nor⸗ malen Lebenshaltungskoſten liegen durchweg in der Höhe der deutſchen, Luxuserzeug⸗ niſſe, wie Fotos uſw. ſogar noch ein Viel⸗ faches über unſeren Preiſen. Alſo war nichts zu machen mit billigen DM.⸗Einkäufen, zu⸗ mal man den Wechſelkurs für die DM. faſt täglich feſtſetzt, der zwiſchen 4.50 und 6.50 DM. für 100 Schilling ſchwankt. Und dies nicht nur täglich, ſondern auch örtlich, denn in Innsbruck vechnete man am gleichen Tag mit 4.50, während in Kufſtein eine nette junge Kellnerin in den alten Terlaner Stu⸗ ben ſich mit leichtem Lächeln auf 7.50 breit⸗ ſchlagen ließ. Nach dieſen Stippviſiten aber ging die Fahrt weiter über Rattenberg, Oe⸗ ſterreichs älteſte Stadt, herrlich grüßten die beiden Rieſenzüge vom wilden und zahmen Kaiſer herüber, das liebliche Zillertal mit ſeinen hochgelegenen ſeinen Sinödhöfen nickte ver⸗ ſöhnlich hernieder, Schwaz und Hall flogen vorbei, Jenbach zeigte mit einem großen Schild, daß man jetzt mit Macht und E. R. P.⸗Mikteln die kürzeſte Strecke nach Deutſchland über den Achenſee fertigzu⸗ bauen gedenkt. Freundliche Aſpekte, freund⸗ liche Dörfer und das müſſen wir ſagen, freundliche Menſchen. Die Oeſterreicher ſind Ans wirklich wieder gut geſinnt, wenn ſie auch nach 1945 gar manches weniger ſchöne Liedlein auf uns ſangen. Aber die Zeit, und noch mehr die DM. heilt vieles und ſicher bald alles. Innsbruck. Dieſe Stadt hat ganz und gar nichts von ihrem Zauber verloren. Die wenigen harten Wunden die der Krieg ſchlug, beginnen lang⸗ ſam zu verheilen und über der Stadt mit dem goldenen„Dachl“ ſteht freundlich und ruhig die Nordkette, ſchneeig blinkt es vom Gipfel herunter, die Patſcherkofelbahn fährt wie eh und je, und ſelbſt dem großen Pandramg der Schlacht am Berg Iſel haben die Zeichen nichts anhaben kön⸗ nen. In die Hoftirche kann man ebenfalls nur, wenn man ſeine Schillinge oder DM. parat hat. Das Gepräge der Stadt allerdings iſt internationaler geworden, genau ſo in⸗ ternational wie Oberammergau. Hier durf⸗ ten wir erſtmals die großen engliſchen und franzöſiſchen Reiſebuſſe beſtaunen, die Rei⸗ ſegeſellſchaften für vier Wochen durch halb Europa ſchaukeln. Aber anſonſten iſt Inns⸗ bruck die Alte geblieben. i Sonſt aber kämpft auch Oeſterreich, das genau ſo wie Deutſchland in vier Landes⸗ teile bzw. in zwei Einflußſphären zerriſſen, einen zähen Kampf um ſeine Selbſtbehaup⸗ tung. Zeichen und Zeuge war hierfür die große internationale Exportmeſſe in Inns⸗ bruck, der wir einen kurzen Beſuch abſtat⸗ teten. Von den Präziſionsmaſchinen über den neuen Steyr 50 bis zur Fremdenwer⸗ bung war hier alles in einer bunten Palette aufgezeigt, was Oeſterveich heute der Welt zu bieten hat. 5 Als Jungens waren wir vor dem Krieg durch die Marienthereſienſtraße mit unſeren Rädern gerollt und hatten die Welt offen vor uns geſehen und den eigenartigen Zau⸗ ber Innsbrucks beſonders empfunden. Da⸗ zwiſchen aber liegt nun ein Krieg. Und das heißt viel, ſehr viel ſogar. Entweder brachten wir jene Begeiſterungsfähigkeit Land und Stadt in dem goldenen Licht der Ferne zu ſehen, nicht mehr auf, oder war tatſächlich das ſprühende und vibrierende Oeſterreich durch die Kriegszeit auch um eine Nuance ruhiger und vor allem nüch⸗ terner geworden. So blieb trotz des pulſie⸗ renden Lebens in Innsbruck, der vollen Schaufenſter, der da und dort ſichtbaren Be⸗ häbigkeit etwas Unnennbares zurück, das wir nicht Enttäuſchung nennen können. Vielleicht iſt auch die Welt wirklich viel kleiner ge⸗ worden. So verließen wir Innsbruck wieder mit dem langſam hinter der Gebirgskette ver⸗ blaſſenden Tag, die ewige Ruhe der Berg⸗ rieſen auf der weiten Fahrt entlang des Inns hatte etwas Wohltuendes an ſich und legte ſich beſänftigend auf die Eindrücke dieſes Tages. Die Sonne ſchwand mehr und mehr hinter den oft ſchon ſchneeig glänzen⸗ den Kuppen, und als wir in Kufftein wieder einfuhren, hatte ſchon das Dunkel ſein weites Tuch über das Land gebreitet.. Die Feſtung auf dem vorgelagerten Fels⸗ ſcherte der ſchließlich über die Höhen 3 unſerer Heimatſtadt und dem grauen All⸗ 4 block lag bereits in einem nebligen Halb⸗ dunkel, während in den holprigen und engen Straßen bereits die Windlichter angezün⸗ det würden. Hier atmet in der abendlichen Dämmerung noch etwas von jenem Geiſt, der Urſtändigkeit, denn unwillkürlich fühlte man ſich beim Anblick des kopfſteingepflaſter⸗ ten Marktplatzes, umgeben von hochgieb⸗ ligen Fachwerkhäuſern mit der dahinter langſam anſteigenden Hauptſtraße in das Unbeſchwerte Zeitalter mittelalterlicher Ge⸗ mütlichkeit zurückverſetzt. Zu allem aber plät⸗ große Brunnen auf dem Markt⸗ platz aus vielen Speiern ſeine beruhigende einlullende Melodie. Zu dieſem Bild zaube⸗ riſcher Verklärung in der blauen Stunde ſang plötzlich, gleichſam aus den blaſſen Wol⸗ ken des abendlichen Himmels die große Hel⸗ denorgel von der Burg herunter ihr Abend⸗ lied über die ſich Stadt. Voll klangen die Akkorde über die ſich eng zuſammenduckenden Dächer, in einer machtvollen Improviſation ſchwang eine Fu⸗ ge Bachs hinaus in das friedliche Land und verwob in den ſtändig wechſelnden Varia⸗ tionen des Unbekannten an der Orgel Geiſt, Zeit, Sprache und Raum zu einem großen Bekenntnis, das dem Unſterblichen im Menſchen galt. Lange noch ſchwang dieſes Erlebnis in uns nach. Längſt hatten wir wieder die Grenzen paſſiert, die Länder und Menſchen gleicher Zunge trennen. Zurück, zurück, die ſchöne Zeit war zu Ende. Noch wenige Stunden und im Morgengrauen wurden die Konturen der Bergrieſen immer kleiner, die bayeriſche Hochebene nahm uns auf, um uns der rauhen Alb tag wiederzugeben. 1 Ende. r Roder (Sachsen-Anhalh g 8 vernichtet beiteg 5 Zes das Maschine beob, er unbekann, so schweére Verletzungen b ed o 0. e zur Ruhe anſchickende ebenſo dem Göttlichen, wie „535 F ˙ TT. E „ . K r