„„ gef. 1 Sie Erscheint: montags, mittwochs, freitags und samstags. Frei Haus 1.75, im Verlag abgeholt 1.55, durch die Post 1.55 zuzgl. 36 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenheim und Umgebung Anzeigenpreise: die 6-gespaltene Milli- meterzeile 15 Pfg.— Greisliste Nr. I) Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden Mittwoch, den 29. November 1950 2.50. Jahrgang en, die 3001 5 Si sien nie 2 1. 7 dische die neue jetzt nur 34 1 1 1 „nachdem gep schen Gemeir 8 Ver- stimmten der Landeswahllei treter der CDU. Gegen di nderung der Sitzverteilung 5p testierte der Landesvorstand der CDU in eine Stellungnahm dung kann nach der Meinung des Landesvor 1 Partei chen Gesichtspur gt stehe zu dem klaren Sin und Wortla 1 zes in Widerspruch. Die CDU stenkommission beauftragt, si komplex zu befke anden den württembel erichtshof um eine Entschei- mit di 1 Wird unter Un dischen St „ahlleiter Roßmann 5 erklärte, er Wortlaut des ums en Hrgebnis vorgenom- r Modus verstoße auch ssung festgelegte Sei durchaus mög- orden sei. gen da AHlprinzip. lte. Der CDU- Vertreter des Aus- 8 Ebenfalls darauf hin, daß das andere Auslegung zulasse als die, die von Roßmann getroffen worden sei. Dem- gegenüber betonten die von der SPD, DVP, G- BH und EPD gestellten Beisitzer des Ausschusses Ohl Innenminister Ulrich als auch die Mehrheit des Landtags seien der Auffassung gewesen, daß die Sitzverteilung genau so vorgenommen werden solle wie 1946. DU geht in Opposition Der Landesvorstand u. die Landtagsfraktion der Christlich- Demokratischen Union haben beschlossen, sich an der künftigen Regierung des Landes nicht zu beteiligen und im neuen Landtag in die Opposition zu gehen. Ini einer Verlautbarung betont die CDU in Württemberg und in Baden:„Das Ergebnis der Landtagswahlen hat infolge des Fernblei- pens weiter Wählerkreise die parlamentari- sche Stellung der SpD und der DV gestärkt. Bei dieser Sachlage glaubt die CDU, diesen Parteien die Regierungsbildung überlassen zu müssen.“ Nach dieser Entscheidung der CDU glaubt man im politischen Kreisen Stuttgarts, daß die Landesregierung von der SPD, der DVP und möglicherweise auch der„Deutschen Gemein- schaft“ gebildet werden wird. Die DVP Württemberg- Badens bedauert den Beschluß der Landtagsfraktion und des Lan- desvorstandes der CDV, die Regierungsbildung in Württemberg⸗Baden der SpD und der DVP zu überlassen Der DVP-Landesvorsitzende Hau B mann erklärte, seine Partei halte Weiterhin an der Auffassung fest, daß eine große Koalition die gegebene Lösung sein Würde. Nach parlamentarischen Grundsätzen lege aber die Initiative nicht in erster Linie bei der DVP. Im übrigen, sagte Haußmann, sei zu hoffen, daß die Regierungsbildung von den anderen Parteien nicht auf Grund bun- despolitischer Gesichtspunkte verzögert werde. Auch Ministerpräsident Majer(DVF) er- klärte in seiner Eigenschaft als Landtagsab- geordneter einem dpa- Vertreter, der Beschluß der CDU könne eventuell dazu beitragen, daß sich die Regierungsbildung stark verzögere. Er hoffe, daß sich die CDU doch noch an der Regierungsbildung beteiligen werde. * i SPD will Ministerpräsidenten stellen Stuttgart(UF), Nach dem Beschluß der D im neuen Stuttgarter Landtag in die Opposition zu gehen, gab die württemberg- badische SPD- Landesleitung bekannt, daß die SD gemäß dem Auftrag des Volkes“ ge- Willt sei, die Regierungsbildung zu überneh- men. Zur Verwirklichung dieses Beschlusses be- ansprucht die SPD den Posten des künftigen Ministerpräsidenten und schlägt als ihren Kandidaten hierfür den bisherigen Wirt- schaftsminister Württemberg Badens, Dr. Veit, vor. In der Erklärung heißt es weiter, „Als erste Maßnahme zur Vereinfachung der Staatsverwaltung verlange die SpD, dag Künftig der Miisterpräsident neben dem sterium vorstehen soll“. Staatsministerium noch einem Ressortrnini- Neblston des itsvertrags-Denkschrift erwartet Frankfurt(UP). Die Verkündung des revidiertéẽn Besatzungsstatutes für die Bun- Gesrepublik— die ursprünglich für das Wo- chenenle vorgesehen war— ist von der al- ierten Hohen Kommission bis auf„unbe- timmte Zeit“ vertagt worden. Wie United ess aus alliierten Kreisen in Frankfurt er- sregierung die von den 8 verlangten Vor- hebung gewisser Kon- ugsmächte noch nicht Delegierten haben 9 9. 978 Kommission abgesagt, die och stattfinden sollte. Kreise sind der Ansicht, die Bun- ierung Wer So lange zurüclchalten, Hohen Kom Lemorandum deskanzler nen Woche über- chrift war empfoh- durch einen Wzulösen. Gleich- te Adenauer an, eine neutrale Adenauer mitte 1e W 2 Romm n mit der Prüfung der Frage zu beauft n, Ob Dei d neben seinen bisherigen Lasten 1 liche Verpflich- tungen für die Verteidigung des übernehmen könne. Westens Nach Auflassung leitend Be- amter steht Adenauer of dem Standpunkt, daß erst eine Entscheidung der Regierungen in London, Washington und Pa- Tris über dieses deutsche Memorandum erfol- gen sollte, man die Revision des Besat- 2 Ul batutes en darauf verwie- ; ar die deutschen rung rt habe, Erfüllung n Psychologischen Voraussetzungen dafür schaffen würden, daß die Bevölkerung Westdeutschlands mit grö- gkeit als bisher einem Ver- teidigungsbeitrag zustimmen würde. Den- noch können sich alliierte Beobachter nicht des Eindrucks erwehren, als sei das deutsche Ansinnen letztlich doch eine Forderung, von der ein deutscher Verteidigungsbeitrag ab- hängig gemacht werde. Bereits MecCloy habe keinen Zweifel darüber gelassen, daß man um den deutschen Beitrag niemals feil- schen werde. Man müsse auf deutscher Seite begreifen, daß der Wille der USA, die Bun- desrepublik zu verteidigen, von dem Ausmaß des Beitrages abhänge, den die Deutschen Selbst zur Erhaltung ihrer Freiheit zu leisten bereit seien. Zur ten Sta zen Pläne uropas erzwingen könnte, 801 en ame- deutsche „ daß die West- henen smerikanischen Fran 18 ittel aus- Die erwähnten Gedan- mit solchen deutschen erörtert, die sich für die Meinung interessieren. Man rten Kre die Bonner bevor sie irgend eine Entschei- die Wiederbewaffnung treffe— endenzen auf der anderen Seite des Atlantik unterrichten sollte. Ein à ikanischer Beamter faßte seine Ansicht in folg„Es Wird für je- dermann aug rierig sein, der Bevölkerung der Vereinigten Staaten zu er- klären, warum ihre Söhne eine Linie an der end Millionen junger 3 0 das Aus gut unterrichteter Londoner Qũelle ver- lautete daß der französische Plan zur Bil- dung einer europäischen Armee ohne briti sche Truppen und unter Einbeziehung deut- scher„Kommandoeinheiten“ in den gegen- zungskonferenzen an Boden eine. Fine derartige euro- de einem europaischen Ge- en Verte unnen 8e sche Armee wü neralstab unterstéehen und in die gröhßere idigungs organisation der Atlantikpakt- e einbezogen werden, der amerikanische und britische Landtruppen sowie deren Luft- und Marinestreitkräfte angehören sollen. Der Steillvertreterrat der Atlantikpaktmächte ist noch immer damit beschäftigt, sich über die deutsche Beteiligung zu einigen. Von britischer Seite soll gehofft werden, daß mit der Re- kKrutierung deutscher Soldaten Schon bald begonnen werden könne. Die Frage sei nur noch, wer die Rekrutierung durchführen solle: die deutsche Regierung oder eine europäische Verteidigungsorgani- sation. f Acheson:„Lage sehr ernst“ del Sondersitzung des Nationalen Fruman be Sicherheitsrates ein— Sowzetische Pläne gegen Europa? ton(UP). Präsident Truman hat den„Nationalen Sicherheitsrat“ der Ver- einigten Staaten zu einer Sondersitzung ein- berufen. Dem Rat gehören die Chefs der Streitkräfte und die wichtigsten Mitglieder der Regierung an. Normalerweise tritt der Natio- nale Sicherheitsrat nur donnerstags zusammen Außenminister Acheson gab in einer ge- schlossenen Sitzung vor dem außenpolitischen Senatsausschuß eine detaillierte Ubersicht über die augenblickliche politische Lage. Se- nator Conally, der Vorsitzende des Aus- schusses, erklärte nach der Konferenz, dog der Außenminister die durch die chinesische Intervention in Korea geschaffene Situatiop als„s Ehrerns t“ hezeichnet habe. Nach An- sicht des Außenministers bestünde durchaus die Möglichkeit, daß durch die kommunistische Um die Koalition Die Vertreter der SPD und DVP haben die Verhandlungen 8 die Eildung der Regie- rung fortgesetzt. m einem von den Frak- tionsvorsitzenden der beiden Parteien, Möller (SPD) und Haußmann DVP), unterzeichneten Schreiben werden die CDU-Landesvorsitzen- den in Nord württemberg und Nordbaden so- wie der Fraktions vorsitzende der CDU ge- beten, die Frage zu klären, ob die CDU sich nur jeder Initiative zur Regierungsbildung enthalten wolle, oder ob sie es endgültig ab- lehne, sich an der Regierung zu beteiligen. Der Wortlaut des CDU- Beschlusses lasse dies nicht klar erkennen. Da im Interesse des Volkes und des Ansehens des Landtags die Bildung der neuen Regierung nicht verzögert werden dürfe, wären die SPD und die DVP dankbar, wenn die Verhandlungen mit der ODU spätestens am I. Dezember beginnen könnten. 5 Der Landesvorsitzende und Fraktionsvor- sitzende der württemberg-badischen DVP, Dr. Haußmann, hat dem Landesvorsitzenden der nordwürttembergischen CDU, Simpfendörfer, in einem gesonderten Brief versichert, daß die DV nach wie vor eine Regierung der großen Koalition anstrebe. Aktion in Korea eine geplante sowietische Ag- gression in EBuropa verschleieft werden solle. Im Hinblick auf die letzte Entwicklung sei eine„wesentlich beschleunigtere Kräfte- bildung“ in Westeuropa notwendig. Conally betonte, daß alle Konferenzteilnenmer der An- sicht seien, daß das chinesische Eingreifen in Korea„eine offizielle Aktion der chinesischen Regierung“ sei und nicht länger lediglich als eine Infiltration chinesischer Freiwilliger be- trachtet werden könne. Uber die Pläne zur Lösung der Koreakrise, die in der Konferenz erörtert worden waren, machte Conally kei- nerlei Angaben. Beamte des Verteidigungsministeriums teil- ten weiter mit, daß General Me Arthur nicht um die Genehmigung nachgesucht habe, in der Mandschurei Bomben abwerfen zu las- sen. Er habe nur um die Ermächtigung ge- beten, daß alliierte Flugzeuge feindliche Luft- Streitkräfte über die Grenze hinaus verfolgen dürfen. Dieses sei abgelehnt worden,„da un- sere Verbündeten damit nicht einverstanden Waren“. Der Abwurf von Atom bomben auf die chinesischen kommunistischen Trup- pen in Korea sei im Hinblick auf die kritische Weltlage nicht in Erwägung gezogen wor- den. Zur eventuellen Bombardierung militäri- scher Ziele in der Mandschurei sagten mili- tärische Sachverständige, daß diese Frage möglicherweise in Zukunft aktuell werden Könnte. Sie drückten zugleich die Hoffnung aus, daß dieses vermieden werde, da diese Maßnahme leicht dazu führen könnte, daß die USA in einen allgemeinen Krieg mit China verwickelt werden— gerade das, was die Sowjetunion zweifellos wünsche. Der amerikanische Verteidigungsminister Marshall erklärte in einer Rede, durch den koreanischen Krieg sei eine sehr kritische Lage geschaffen worden, die ein entschlosse- mes Handeln der Vereinten Nationen erfor- derlich mache. Nach einer langen Vorberei- tung hätten die chinesischen Kommunisten einen„großen aggressiven Vorstoß“ unternom- men, dessen Rückwirkungen nicht auf Nord- korea beschränkt seien, sondern auf die ge- samte Welt von Einfluß sein könnten. Ein weltweiter Konflikt könne nur verhindert werden, wenn alle Beteiligten Ruhe und Be- sonnenheit zeigten. vor zwei Tagen seine älteste Tochter durch dem Holzhammer!“ he vor dem„Spiegel“-Aus- tin nimmt unter Eid gemachte Aussage zurück Bonn(UP). Dreimal verwickelte sich der reiherr von Aretin vor dem„Spiegel“- isbare Widersprüche“, als es es von ihm im Dezember Geldbetrages in Höhe von mit Neue schuß— Are Zeuge A uch verhinderte Are ne von ihm am 7. No- machte Aussage zurück- rund bezweifelten die Aus- ind Walter Seufert weiter Verneh- en Widers h, daß er Ell. den in der Sitzung Aretin und AUmer Dezember sind von ank zu Lasten des 1 tin über- 0 von den nommenen Zeuge Kontos von Aumer n. Die Sen Wor „d Mann“. Das ist ein Teil der mir Dir 12 n der El Elv Unterstützung de schen F der Ba: 1 21 500 D n Geldmittel.“ Dagegen Aretin:„ sind mir über den ver- längerten Arm Aumers aus dem Büro Hein- richsbauer in Frankfurt zugegangen.“ Der Kusruf vom SPD-Abgeordneten Arndt:, Wie lange sollen wir uns das eigentlich noch ge- fallen lassen?“ ging unter in Protestrufen der Zuschauer„Her mit dem Holzhammer „Unglaublich“. Aber weder die EHErmahnungen des Vorsit- zenden doch nun endlich die Wahrheit zu sagen“ oder die ausgefeilten Fragen von Dr. Brandt Zivilberuf: Rechtsanwalt— noch das ungläubige Köpfeschütteln der zahlrei- chen Zuschauer konnten des Rätsels Lösung finden.„Wer zeichnet nun wirklich für die unde summe von 9900 DM?“ Mit dieser Frage wird der Ausschuß sich erneut am Mitt Woch beschäftigen, Adenauer:„Tödliches Spiel“ Der Bundeskanzler zur Sicherheitsfrage Berlin(UP). Als eine„Selbstverständlich- keit“ bezeichnete Bundeskanzler Adenauer in einer Ansprache vor Tausenden von Berlinern einen deutschen Beitrag zur Sicherheit Euro- Pas. Mit den Worten:„Wer nicht bereit ist, für die Freiheit Opfer zu bringen, hat diese Frei- heit nicht verdient“, griff der Bundeskanzler inn der Sporthalle am Berliner Funkturm in den Wahlkampf zu den Wahlen des Berliner Stadtparlaments ein, die am kommenden Sonmtag stattfinden. Die Einstellung der SpD zur Sicherheits- frage napnte Adenauer eine„ungeheure Ge- fahr für das Schicksal Deutschlands“ und ein„tödliches Spiel“. Wenn sich die Bundes- republik gegenüber der gemeinsamen Ver- teidigungspflicht ablehnend verhalte, könnte in Amerika der Eindruck entstehen, daß man in Deutschland nicht an der Freiheit inter- essiert sei. Es komme aber darauf an, eine starke amerikanisch- europäische Armee auf- Zustellen. Erst wenn sich der Russe sagen mise: es lohnt sich nicht, habe man das Beste für den wirklichen Frieden getan. Zur Frage der Revision des Besatzungssta- tuts appellierte der Bundeskanzter erneut an die Westlichen Alliierten, das Besatzungs- statut aufzuheben und durch einen Siche- rungsvertrag zu ersetzen. b Gnadenerlaß zu Weihnachten Auf Beschluß der Hohen Kommission Frankfurt(UP). Die alliierten Hohen Kommissare haben auch in diesem Jahr für Strafgefangene, die zwischen dem 16. Dezem- ber 1950 und dem 31. Januar 1951 aus der Strafhaft entlassen würden, Straferlaß be- schlossen. Die von der Amnestie betroffenen Gefangenen werden bereits am 16. Dezember 1950 entlassen. Es handelt sich dabei jedoch nur um solche Personen, die von alliierten Gerichten abgeurteilt wurden. Auf Strafge- fangene, die nach dem 1. Dezember verurteilt Werden, wird der Erlaß nicht angewendet. *. Böckler schrieb an Adenauer. In einem Brief an Bundeskanzler Adenauer forderte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschafts- bundes, Böckler, daß das Mitbestimmungs- recht der Arbeitnehmer rasch verwirklicht werde. Verteidigungsminister Tagung verschoben. Die Tagung der Verteidigungsminister der Nordatlantikpaktstaaten, die Mitte Dezember in London stattfinden sollte, wird wahrschein- ch um einen Monat verschoben werden. 5 Dänisches Königspaar in Frankreich. König Frederik und Königin Ingrid von Dänemark haben sich mit einem Sonderzug nach Frank- reich begeben. 0 5 5 5 Paasikivi 80 Jahre alt. Der finnische Staats- präsident Paasikivi ist 80 Jahre alt geworden. Es fanden keine Feiern statt, da Paasikivi erst 5 den Tod verloren Hat. 5 Knappe SPD-Mehrheit in Bayern Vorläufiges Gesamtergebnis nach 26-stündiger Zählung verkündet— Christlich- Soziale Union auf zweiten Platz zurückgedrängt München(Up). Mit den Wahlen zum neuen bayrischen Landtag hat sich der politi- sche Erdrutsch fortgesetzt, der sich schon bei den Parlamentswahlen in Hessen und in Württemberg-Baden deutlich abzuzeichnen begann. Auch in Bayern hat die Sozialderno- Kkratische Partei eine— wenn auch äußerst geringe— Mehrheit erzielt und die bisher unumstritten stärkste Partei des Landes— die Christlich-Soziale Union— auf den zwei- ten Platz zurückgedrängt. Nach dem vorläufigen Gesamtergebnis, das das bayrische Landeswahlamt nach einer ge- radezu mit Dramatik angefüllten Zählung von 26 Stunden verkündete, hat die SPD mit 2 586 659 Stimmen 28 Prozent 0,6 Progent mehr Stimmen als die CS U mit 2 526 780 Stimmen 27,4 Prozent erhalten. Als dritt- stärkste politische Gruppe konsolidierte sich die Bayernpartei mit 1 656 512 Stim- men 17,2 Prozent. Als„vierte Kraft“ setzte sich der BHE- DG„Block der Heimatver- triebenen und Entrechteten— Deutsche Ge- meinschaft“ mit 1 135 759 Stimmen 12,3 Prozent Stimmenanteil durch, womit die „politisch Unzufriedenen“ jetzt auch in Bay- ern ihre„politische Heimat gefunden haben dürften, nach der sie namentlich in diesem „konservativen Lande seit fünf Jahren ver- langt hatten. Fast bis zur Bedeutungslosigkeit ist die FDP mit 652 139 Stimmen 7,1 Pro- zelt der Stimmen verurteilt worden. Ledlig- lich im Wahlkreis Mittelfranken konnte sie 12,8 Prozent auf sich ziehen und sich wenig- Stens ein Mandat im Maximilianeum sichern Mit den zahlreichen Splittergruppen ver- schwand auch die Kommunistische Partei 178 683 Stimmen 1.9 Prozent) von der po- litischen Bildfläche Bayerns. Zweifellos hat der temperamentvolle Wahl- Kampf wesentlich das Interesse der sechs Millio- men Wahlberechtigten an der künftigen Zusam- mensetzung ihres Landesparlamentes ver- Stärkt. Mit einer Wahlbeteiligung von Wehrscheinlich über 80 Prozent führten de Bayern jene Behauptungen ad absurdum, die nach der Wahlmüdigkeit in Württemberg Baden(57 Prozent) und Hessen(65 Prozent) von einer allgemeinen politischen Lemargie in Westdeutschland wissen wollten. Opfer der Zersplitterung Ungeachtet der hohen Wahlbeteiligung ge- rade auf dem Lande sind die bayerischen Mit- telparteien den bürgerlichen Zersplitterungs- tendenzen zum Opfer gefallen, denen der fest- gefügte Linksblock der SPD und das Sam- amelbecken BHE-DG entgegenstand. Zwi- schen den schweren Mühlsteinen der Sozial- demokratie, der CSU, der Bayernpartei und des BHE-DG wurden alle anderen Gruppen Wie WAV, Königspartei, Deutscher Block und die Splittervereinigungen der Flüchtlinge, EKriegsgeschädigten und„Entrechteten“ auf- gerieben. Die SPD hat ihre Position gegenüber der Bundestagswahl um 5,2 Prozent verbessert, Womit sie praktisch auch ihre Zahl von 28,6 Prozent aus der ersten Landtagswahl 1946 wieder erreichen konnte. Wie grundsätzlich sich die politischen Verhältnisse in Bayern Verlagert haben, zeigt deutlich die„Kurve“ der CSU, der bei der letzten Landtagswahl 52,3 Prozent, bei der Bundestagswahl nur 29,2 Und jetzt 27,4 Prozent, zuflelen. Der FDP gab die baßerische Bevölkerung 1946 5,6 Prozent, für den Bundestag 8,5 und am Sonntag 7,1 Prozent ihrer Stimmen. Die schwerste Nieder- lage mußten die Kommunisten einstecken, denen für den ersten Landtag noch 6,1, bei der Bundestagswahl 4,1 und am Sonntag 1,9 Pro- zent zugesprochen wurden. Unbestreitbarer Verlierer ist auch Alfred Loritz mit seiner WAV, die im ersten Land- tag mit 7,4 Prozent vertreten war und jetzt mit 2,8 Prozent entsprechend der Zehn-Klau- Sel nicht berechtigt ist, in die Volksvertretung einzuziehen, nachdem sie noch mit 14,4 Pro- zent in den Bundestag geschickt worden War. Beinahe unangefochten von der Korruptions- Ak färe, die weit über die bayerischen Landes- grenzen hinaus Wellen geschlagen hat, konnte die Bayernpartei mit 17,2 Prozent offen- sichtlich die stark konservativen Elemente frunkreichs Regierung zurückgetreten Nach einer Niederlage in der Nationalver- sammlung— Kommunisten brachten Antrag gegen Moch durch Paris(UP). Die französische Regierung Pleven erlitt in der Nationalversammlung eine Niederlage und gab anschließend ihren Rücktritt bekannt. Die Niederlage erfolgte bei der Abstimmung über einen kommunistischen Antrag, Verteidigungsminister Moch wegen angeblichen Amtsmißbrauchs im Zusammen- hang mit dem„Generalsskandal“ vor zwei Jahren vor Gericht zu stellen. Die Abstim- mung ergab 235 Stimmen für und 203 Stim- men gegen den Antrag bei 37 Stimmenthal- tungen. Er war damit angenommen, obwohl nach der Verfassung 286 Stimmen erforderlich wären, um Moch wirklich vor Gericht zu bringen. Trotzdem zog der Ministerprasident die Folgerungen. Der sogenannte„Generalsskandal“ hat die französische Of fentlichkeit seit über einem Jahr beschäftigt. Bekanntlich waren der Ar- mee- Generalstabschef General Revers und General Mast ihrer Amter enthoben worden, da ein Teil eines Geheimberichts des Generals Revers über Indochina den Vietminh in die Hände gefallen war. Moch war zur Zeit des Skandals Innenminister. Die Rommunisten, die in ihm einen ihrer Hauptfeinde sahen, be- schuldigten ihn, daß Beamte des Innenmini- steriums in die Angelegenheit verwickelt ge- Wesen seien. Sie behaupteten, daß diese Be- aAmten in Verbindung mit dem zweifelhaften Mittelsmann und politischen Geschäftemacher Peyre in Verbindung gestanden hätten, der für die Entwendung des Dokuments verant- Wortlich sei. Wie feststeht, haben außer den Rommu- nisten und Gaullisten auch Mitglieder der Re- publikanischen Volkspartei(MRP) gegen den sozialistischen Innenminister Moch gestimmt Auf der Kapinettssitzung haben daraufhin Alle sozialistischen Minister ihren Rücktritt erklärt, woraufhin Pleven den Rücktritt des gesamten Kabinetts beschloß. 5 Auriol nimmt nieht an Staatspräsident Auriol hat sich bis jetzt geweigert, das Rücktrittsangebot des Kabi netts Pleven anzunehmen. Aus gut unterrich- teter Quelle verlautet, daß der Präsident dem Ministerpräsidenten Pleven erklärt habe, die Abstimmungsniederlage zwinge in diesem Fall nicht zu einem Rücktritt des Kabinetts. Auriol 5011 Pleven vorgeschlagen haben, in der Na- tionalversammlung die Vertrauensfrage 26 stellen und die Entscheidung damit diesem Gremium zu überlassen. In unterrichteten politischen Kreisen nimmt mam an, daß Auriol im Hinblick auf die Welt- Krise zögert, den Rücktritt des Kabinetts an- zunehmen, damit Frankreich nicht gerade jetzt wieder ohne Regierung dasteht. de Der Rücktritt des Kabinetts Pleven, das seit dem 12. Juli 1950 im Amt War, führt Frank- reich erneut in eine Kabiettskrise zu einer Zeit, in der die Regierung im Hinblick auf die Weltlage vor schwerwiegenden Entschlüs- sen steht. Indochina, Korea und die Wieder- Aufrüstung Deutschlands sind die Fragen, die die französische Offentlichkeit und die Re- Sierung beschäftigen, ohne daß es bisher zu einer Entscheidung gekommen wäre. Die gegenwärtige Kabinettskrise wird sich daher für Frankreich besonders schwer aus- Wirken. Sie kommt auch deswegen sehr unge- legen, weil das dänische Königspaar Zurzeit Zzu einem Staatsbesuch in Paris weilt. Präsi- dent Auriol wird sich jetzt nicht nur König Frederik und Königin Ingrid widmen kön nen, sondern dürfte sofort Besprechungen zur Lösung der Kabinettskrise aufnehmen. N- Front welter aufgerissen Konferenz im Hauptquartier Mearthurs— „Ein vollständig neuer Krieg“ TOKIO(UP). Während die chinesischen und koreanischen Kommunisten in Korea ihre Of- fensive gegen die Streitkräfte der Vereinten Nationen weiter nach Süden vortragen, die Front dieser Truppen noch stärker aufreißen und versuchen, starke amerikanische Ver- bände einzukesseln, wurden die amerikanischen Frontkommandeure nach Tokio befohlen, wo im Hauptquartier General Douglas MeaArthurs eine wiehtige Konferenz stattfand. m einem besonderen an die Vereinten Na- tionen gerichteten Kommunique hatte Me Arthur zuvor bekanntgegeben, daß wir in einem vollständig neuen Krieg begriffen sind, da sich jetzt mehr als 200 000 Chinesen in Korea befinden und weil offensichtlich die Ab- sicht besteht und die Vorbereitungen getrof- ĩen wurden, um diese Streitkräfte durch große Verstärkungen zu unterstützen“. Die kommunistischen Streitkräfte, die das zweite südkoreanische Korps vernichtet haben, konnten die Front der Truppen der Vereinten Nationen noch stärker aufreißen. Vorausab- des Landes an sich ziehen, zumal sie schon 1949 mit 20,9 Prozent in den Bundestag zu Sehen vermochte. Im ersten bayrischen Land- bag War die B noch nicht vertreten. SchliegB- lich hat der„Block der Heimatfvertriebenen“ mit 12,3 Prozent jene Voraussagen bestätigt, Müller und Hundhammer wieder im Landtag München(UP). Nach Auswertung der Wahlen ergibt Sich, wie vom e mitgeteilt wurde, folgende Sitzverteilung der 204 Abgeordneten im neuen Bayrischen Land- tag: CSU 64 Sitze, SpD 63 Sitze, BP 39 Sitze BHE. DG 26 Sitze, FDP 12 Sitze. 5 Bei der Auszählung der Mandate in Bay- ein wurde ermittelt, daß die beiden CSU- Staatsminister Dr. Müller und Pr. Hund hammer wieder in den Landtag gewählt wor- den sind. teilungen der Kommunisten erreichten mit Panzereinheiten einen Punkt, der über 30 km südlich von Toktschon liegt. Nach den neuesten Aufklärungsergebnissen sind starke kommu- nistische Verbände im Norden von Toktschon In Marsch gesetzt worden, um die südliche Angriffsspitze zu verstärken. Laufende An- griffe amerikanischer Jagd- und Kampfflug- zeuge sollen die hartbedrängten Truppen der Vereinten Nationen entlasten. Dennoch gelang es den Kommunisten, einen Punkt zu errei- chen, der über 20 Kilometer südlich der Linie liegt, von der aus die Truppen der Vereinten Nationen am vergangenen Freitag zur Offen- sive angetreten Waren. Die Gefahr, daß das erste und neunte ame- rikanische Korps, die die Front im Nordwesten Koreas halten, von den Kommunisten einge- Kkesselt werden, hat sich weiter vergrößert Die von Pyongyang nach Norden führende Hauptnachschublinie der Truppen der Verein- ten Nationen ist bereits stark bedroht. P- Korrespondent Moore meldet vom nord- östlichen Frontabschnitt, daß chinesische Kom- Mmunisten in Stärke von mehreren Regimen- tern die Linie der siebenten amerikanischer Infanteriedivision an der West-Seite des Tschosin-Staubeckens angreifen, während ko- reanische Kommunisten mit Panzerumterstüt- zung im Westen dieses Beckens ebenfalls zum Angriff angetreten sind. Den einzigen Ab- Wehrerfolg am nordwestlichen Frontabschnitt konnte die türkische Brigade erzielen, die knapp nördlich von Kunuri zwischen Kunuri und Toktschon einen Angriff der Rommuni- sten im Nahkampf abwies. Einheiten der ersten amerikanische Infan- teriedivision, die die zehn Rilometer westlich von Vongbyon liegende Stadt Longsangdong zurückerobert hatten, mußten dem starken kommunistischen Druck wieder weichen und sich den Verbänden der zweiten und der 25. ame- rikanischen Division anschließen, die sich fast 20 Kilometer zurückziehen mußten. Ein gro- Ber Teil dieser beiden Divisionen hat bereits den Tschongtschonfluß in südlicher Richtung überquert, während kleinere Verbände in heftige Rückzugsgefechte verwickelt sind. Neues aus aller Well Glutstrom bedroht Dorf Milo Die Lava fließt aus 38 Atna- Kratern Catania(UP). Am Gipfel des Atna 6800 nete sich der 38. Krater, aus dem feunz Lavaströme sich den Berghang hinab in umliegenden Täler wälzen, Die Gefahr Fornazzo scheint zur Zeit gebannt zu se Der Lavastrom, der sich dieser Ortschaft reits bedrohlich genähert hatte, ist dun einen ausgetrockneten Flußlauf so stark au, gehalten worden, daß seine Fortbewegung geschwindigkeit inzwischen von 35 auf Fünf Meter in der Stunde zurückgegangen Dafür ist jedoch die Gefahr für die Orts Milo wesentlich gewachsen. Von den sdue unerschöpflichen Lavaströmen zweigte Strom ab, der sich direkt auf die Ortsche zubewegt. 5 Es kann bereits mit Sicherheit gesagt den, daß die jetzige Eruption des Atna sentlich stärker ist als die Ausbrüche von 190 und 1949. Noch immer grollen die unter irdischen Explosionen und die Ströme vd Lava scheinen kein Ende nehmen zu wolle Regen und vulkanische Asche gehen gemen sam nieder und bilden am Boden einen zb Brei, der alles bedeckt. Nach den Schneestürmen— Hochwasse Zahl der Todesopfer auf 183 gestiegen Chicago(UP). Die Zahl der Todesopfe die in den Schneestürmen in den Oststagte der USA umkamen, ist nach letzten Berichte auf 183 gestiegen. Es handelt sich bei de Katastrophe um die schwersten Stürme de letzten 37 Jahre, Aus einigen Städten werden bis zu fünf Meter hohe Schneeverwehunge gemeldet. Ganze Industrien liegen still. Men- rere Millionen Arbeiter sind augenblickid arbeitslos und in verschiedenen Städten de Staaten Ohio und Pennsylvania macht Sd bereits eine Knappheit an Lebensmitteln un Brennstoffen bemerkbar, In Cleveland wurd die Nationalgarde angewiesen, wenn notwen dig von der Schußwaffe Gebrauch zu machen nachdem über 30 Fälle von Plünderung ge meldet wurden. Nachdem die Stürme abgeflaut sind, bilde Perschwemmungen eine neue Gefahr, Uber 3000 Personen wurden in Pennsylvania und an mehreren Orten an der atlantischen Küste evakuiert. Ring um Fort Moncay schließt sich Wieder ein französischer Stützpunkt 1 Saigon(UP). Die Besatzung des For?! Tschuphaisan, das in der Nähe des Forts Mor Cay liegt, traf nach Mitteilung eines n. sischen Militärsprechers in Hanoi ein. Tschu- Phaisan wurde geräumt, nachdem es zwei Tage lang von starken kommunistischen Gruppen angegriffen und dabei fast Völlig Zerstört worden war. Damit hat sich der Ring den die Kommunisten gegenwärtig um Mon- ay bilden, weiter verengt. Nach einer amt lichen französischen Erklärung ist jedoch noch nicht geplant, Moncay zu räumen. Gattin des vor einigen Wochen aus der in Landsberg entlassenen früheren Reich Pressechefs Dr. Otto Dietrich hat Scheidung lage eingereicht. ö Dänisches Königspaar in Paris. König Fre derik und Königin Ingrid von ae e * Frau Dietrich beantragt Scheidung.— H. trafen auf dem Pariser Bahnhof Bois de logne zu einem viertägigen Staatsbesuch Frankreich ein. Von Großbritannien anerkannt. Großbrt tannien hat beschlossen, den dreijährigen Re. nig Gyanendra von Nepal, der auf den Th gesetzt wurde, nachdem Rönig Tribhuvana Exil gegangen War, anzuerkennen. 4 „Drastische Schritte“ gegen Kirche. Nene drastische Schritte gegen die evangelisch Landeskirchenleitung von Berlin- Branden burg kündigte der SED- Ministerpräsident von Brandenburg, Jahn, auf der Sitzung de brandenburgischen Landtags in Potsdam an Wiederaufnahme der Beziehungen. De griechische Regierung teilte mit, daß de diplomatischen Beziehungen mit Jugoslawi Wieder aufgenommen werden. 8 Vorſchau auf die Bayreuther Feſtſpiele 1951 Das Jahr 1951 ist für die Anhänger der Mu- sik Richard Wagners und für die Stadt Bay- reuth in zweifacher Hinsicht von großer Be- deutung: Erstmals nach dem Krieg werden Wieder die in der ganzen Welt bekannten Wagner- Festspiele stattfinden; damit jährt sich auch dieses musikalische Ereignis zum 75. Mal. An zahlreich bekannte und auch un- bekannte Sängerinnen und Sänger nicht nur Europas, sondern auch der USA gingen Ein- ladungen zur Mitwirkung bei den„Meister- singern von Nürnberg,„Parsifal“ und dem ganzen„Ring der Nibelungen“ Namen waren nur wenige zu erfahren, doch hörte man häu- kig den Stuttgarter Tenor Wolfgang Windgas- sen nennen. Die Enkel Wagners, Wolfgang und Wieland, sind seit vielen Monaten, ja Jahren, bemüht, die besten Kräfte ausfindig zu ma- chen und zu verpflichten. Umbesetzungen noch kurz vor Beginn der Festspiele würden Aber keineswegs überraschen, Vor allem inter- esslert, wer am Dirigentenpult stehen wird. Man Kann beruhigt feststellen: Die Besten geben sich ein Stelldichein. Eröffnet werden die Festspiele mit Beethovens Neunter, die Dr. Wibelm Furtwängler dirigieren wird. Professor Hans Knappertsbusch wird den „Parsifal“ und den ersten Zyklus des„Ring“ leiten; bei den„Meistersingern“ und dem weiten„Ring“ Zyklus wird Herbert von Ka- rajan den Dirigentenstab führen. Es sollen, Wie Wolfgang Wagner berichtete, die promi- nentesten Größen des Bayreuth von einst kommen, doch wird das Ensemble auch zahl- reiche junge Kräfte umfassen. Unter anderem wird die New Lorker Metropolitan Opera ein stattliches Aufgebot über den Ozean schicken. Im Gegensatz zu Salzburg, wo die Wiener Philharmoniker als ständiges Orchester zu finden sind, werden in Bayreuth das Orche- ster und der Chor nicht aus festen Rlanskör- pern gebildet werden, sondern durch Auswahl verpflichtet, um sich zum Festspielorchester bzw. Festspielchor zu vereinigen, Von größter Bedeutung Frage der Regie, ein Problem, das noch nicht ganz gelöst erscheint; bei allen Aufführungen beabsichtigen nämlich Wagners Enkel, Schü- ler des großen Bayreuther Regisseurs Heinz Tietjen, selbst Regie zu führen und somit ne- ben den gewaltigen organisatorischen Auf- gaben den schwierigsten Teil der Festspiele mit zu übernehmen. r Auf dem Festspielprogramm stehen 17 Auf- führungen, deren erste am 29. Juli stattfinden Soll. Immer wieder wird die Frage aufgewor- fen: Wer soll die Kosten tragen?— eine Sorge, die im Mittelpunkt der Vorbereitungen steht. Man muß für jede Aufführung einen Betrag von rund 50 000 DM rechnen; da aber nur 1800 Plätze zur Verfügung stehen, bedeu- tet das, daß der einzelne Besucher durch- schnittlich 30 DM bezahlen muß. Zwar rech- net man mit großer Beteiligung des Auslan- des, doch genügt dieser Faktor allein nicht, um die Rechnung aufgehen zu lassen. Es feh- len ja leider dem Festspielhaus jegliche Re- quisiten und Bühnenbilder(diese will Wie- land Wagner selbst anfertigen), es mangelt an Kostümen und Stoffen. Alles kam in den Jah- ren während des Zusammenbruchs und nach- her allmählich abhanden; auf den verbliebe- nen Resten läßt sich nur schwer etwas Neues aufbauen. Nicht zu vergessen ist, daß, durch den Mißbrauch, den verschiedene Unterneh- men trieben, die gesamte technische Appara- tur zerstört Wurde. In dürren Worten gesagt: es werden ca. 1,5 Millionen DM benötigt, die nur zu einem Drittel von den erwarteten Be- suchern gedeckt werden können. Den großen Restbetrag kann weder der Bayerische Rund- Funk noch das Kultministerium Bayerns dek für die Aufführungen ist die Ken; es besteht einzig und allein die Hoff- nung auf Industriemäzene und auf Spenden der„Gesellschaft der Freunde von Bayreuth“. Nicht ausbleiben wird, daß sich im kom- menden Jahre die Of fentlichkeit in weitem Umfang mit dem schon legendär gewordenen „Fall Wagner“ befassen wird. Bayreuth haf die schwierige Aufgabe, die Bedeutung des Musikers Wagner aufzuzeigen, nicht, sich mit der Weltanschauung des Komponisten zu be- schäftigen oder gar das Wieder Wachzurufen, Was das Dritte Reich aus Wagner und seiner Musik zu machen verstand, nämlich Kultur- Propaganda. Diese Gefahr liegt insofern nahe, Als es Wagners Nachkommen wichtig sein Wird, die Bedeutung Richard Wagners mög- lichst genau aufzuzeigen. Es gibt keinen Beet- hoven-Kult und es braucht keinen Wagner⸗ Kult zu geben. Ohne Prophet zu sein, kann man behaupten, daß Richard Wagners Werke zwar nicht in vollem Umfang bestehen blei- ben werden, aber in ihren richtungsweisenden Grundzügen und als Anregung für zahlreiche große Komponisten noch Generationen über- dauern werden. Der Kern verdient Erhaltung, wenn man auch den Gegnern der Schale in vielem recht geben muß. IVV i Raabe-Preis an Hermann Heſſe Kaum einem deutschen Dichter der Gegen- wart wurden so viele Ehrungen zuteil wie dem greisen Hermann Hesse, der krank in Montagnola(Schweiz) liegt und dessen doch immer wieder gedacht wird. Die höchste Aus- zeichnung, die einem Dichter von der Welt Verliehen werden kann, den Nobelpreis, nennt er sein eigen. Neben zahlreichen Ehrungen erhielt er vor wenigen Jahren von der Stadt Frankfurt den Goethe-Preis. Nun hat, wie am Grabe des Dichters Wilhelm Raabe verkündet Wurde, Hermann Hesse auch den Erzähler- Preis der Stadt Braunschweig erhalten. Da- mit erfährt ein dichterisches Werk, das an in Form und Inhalt mustergültigen Gesamt- trotz allem— mag auch der Dichter H Größe und Bedeutung kaum übertroffen wird eine neue, gewichtige Würdigung. a Der Nobelpreis war die Anerkennung eines Werkes, einer überragenden Persönlichkeit Und eines großen Einsatzes für die drei höch- sten und wertvollsten Güter der Menschheit Frieden, Freiheit, Menschlichkeit. Es ist ein Leichtes, aus jedem der Werke des Dichters den Aufruf zur Erhaltung dieser Werte her- auszulesen. Der Mensch Hesse aber entsprach im Leben und Wirken ganz den Forderungen, die der Dichter Hermann Hesse den Menschen und nicht zuletzt sich selbst stellte Hätts Hermann Hesse anstatt zahlreicher Romane vieler Erzählungen, herrlicher Gedichte und In. 1 N e 5 Don een. * Uungezählter Essays nur ein Werk geschrie- ben, sei és das„Glasperlenspiel“,„Demian oder das starke„Krieg und Frieden“ so müßte Mm schon dafür ein Preis zuerkannt werden Jedes einzelne Werk ist das Resume inneret Weisheit, Lebensklugheit und wahrhafter Re- ligiosität, auch wenn der Name Gottes nich genannt wird. In diesem Jahr wurde des 73. Geburtstages des Dichters gedacht. Ist sein körperliches Befinden auch seither nicht besser geworden So ist doch der Geist nach wie vor rege; tiefer Sorge verfolgt der Dichter den Lauf det Politischen Ereignisse und sieht kummervol die dunklen Wolken am Horizont des Welt geschehens. Wie schmerzlich mag die Erkennt mis, daß die Menschen so wenig nach Fried und Menschlichkeit streben, gerade für des Mann sein, der die Gebote des Guten stets befolgte und sie seinen Mitmenschen in und immer wieder vorsagtel Ist es ein Wun⸗ der, wenn dieser Mund verstummt, da nit mand den Worten Gehör schenken will? Abe mann Hesse einmal schweigen, so wird doch das Vermächtnis bleiben:„Die Uberwindune des Krieges ist nach wie vor unser edelste Ziel und die letzte Konsequenz abendlänt christlicher Gesinnung“ f 2