B ireko Erscheint: montags, mittwochs, kreftags und samstags. Frei Haus 1.75, im Verlag abgeholt 1.55, durch die Post 1.55 zuzgl. 36 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pig. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim Seckenheim und Umgebung Anzeigenpreise: die 6-gespaltene Milli- meterzeile 15 Pfg.— reisliste Nr. I) Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden . Nr. 22 Mittwoch, den 7. Februar 1951 3.51. Jahrgang Süßwaren- Luxus?— Staats-Luxus! Von Dr. Volkmar Muthesius Ob wir Kaviar und Hummern, Langusten und Schildkrötensuppe essen, ist verhältnis mäßig gleichgültig. Wer sich solche Delikates- sen leisten will, der soll ruhig ein gutes Stück Geld dafür aufwenden. Aber daß Gebäck, Zucker waren, Schokolade und überhaupt alle Kakaoerzeugnisse mit einer Luxuss teuer belegt werden sollen— nichts anderes würde die fünfzigprozentige Sonderumsatzsteuer sein, die die Bundesregierung einführen will — das steht auf einem anderen Blatt. Um es gleich ganz deutlich zu sagen: So- lange man nicht davon überzeugt sein darf, daß Staatsverwaltung und Gemeindeverwal- tung so sparsam wie möglich wirtschaften, ist diese Besteuerung des Massenkonsums an Sühwaren eine wirtschaftliche und politische Unmöglichkeit und ein sozialer Unsinn. Süß- waren aller Art sind heute kein Luxus mehr, sondern sie sind auch die bescheidene Lebens- freude der kleinen Leute. Bonbons und Scho- kolade sind schon teuer genug, fast dreimal 50 teuer wie vor dem Krieg, und man darf sie nicht durch eine Sondersteuer im Preise auf das Fünf- oder Sachsfache der Vorkriegs- zeit hin aufschrauben. Die Angelegenheit hat aber zwei noch ernstere Seiten. Was wollen wir eigentlich gegenüber dem Osten verteidigen? Doch wohl nicht nur unsere Freiheit und Sicherheit, son- dern auch unseren Lebensstandard. Wenn Wir aber auf den Kartoffelstandard zurück- gehen wollen, wenn wir alles, was das Kar- ſtoffelniveau überragt, als Luxus ansehen und Steuerlich bestrafen wollen, dann geben wir Sozusagen die Hälfte unserer Verteidigungs- Position bereits auf, Ist das wirklich nötig? Wenn es sich nur darum handeln würde, daß erhöhte Staatseinnahmen aus einer sol- chen Luxussteuer auf Süßwaren herausge- Preſßt werden sollen, so wäre das an sich schon 5 schlimm genug. Es ist ein trauriges Schau- Ssdbiel, dag unsere Politiker, die Regierung, die Parlamentarier, den Ausgleich des Staats- hauskalts immer und immer wieder nur durch neue Steuern berbeizuführen suchen, und daß man immer noch nicht an eine Her a b- setzung der öffentlichen Ausga- ben herangeht. Bezirke, die früher von einem Regierungspräsidenten und zwei Land- raten regiert wurden, brauchen heute einen taatspräsidenten und ein Ministerkabineft. Und dabei zahlt das entmilitarisierte West- deutschland mehr als viermal so viel an Be- Satzungskosten, wie es vor vierzig Jahren für ein eigenes großes stehendes Heer ausgab! Die Süß waren-Luxussteuer wird aber nicht nur mit dem unersättlichen Geldhunger des Staates begründet, sondern auch noch mit an- deren Motiven: Man sagt uns, das Volk lebe zu gut, wir müßten zuviel importieren, wir Könnten uns zum Beispiel eine große Kakao- einkunr und auch einen so großen Zuckerim- port nicht leisten. 0 Solche Argumente sind immer sehr gefähr- ch. Wir wollen gar nicht davon sprechen, daß der Aufwand für die Einfuhr von Hum- mern und ähnlichen Dingen so minimal ist, daz er sich nicht einmal in Pro-Mille- Betra- Sen unserer Einfuhrwerte ausdrücken läßt. ber auch für Kakaobohnen werden monat- ch nur 1112 Mill. DM ausgegeben, das sind och nicht einmal ein Prozent unserer An- bortwerte, und für Zucker kommen wir auch nur auf znapp drei Prozent. 5 anz abgesehen davon wollen wir ja aber doch nie vergessen, daß viele Tausende deut- scher Arbeiter indirekt von dieser Einfuhr leben, insofern nämlich, als wir damit irgend men afrikanischen Negerhäuptling inn die 8e versetzen, seiner Frau eine Rette aus asperlen zu kaufen, die in Deutschland Tabriziert worden ist, oder es dem Besitzer mer Bananenplantage in Mittelamerixz ⁊u g ermöglichen, daß er sich ein Radiogerät an- ö das aus Deutschland importiert rd das von deutschen Arbeitern in deutschen riken hergestellt worden ist. Kehren wir zum Kartoffelstandard zurück, ies nicht nur Armut, sondern auch gkeit bedeuten, denn wir können en, wenn wir im Geben und Neh- ganzen Weltwirtschaft in Verbin- 5 wir können desto besser . erflechrtung, je Sröger Iszahlen sind, im Nehmen Usa weiterhin für baldige Wiederbewaffnung der Bundesrepublik—„ Ersatzfriedensvertrag“ in Sicht 8 Frankfurt(UP). Die amerikanische Ein- stellung zur Frage eines deutschen Verteidi- gungsbeitrages hat sich— wie ein Teilnehmer an der amerikanischen Diplomatenkonferenz in Frankfurt versicherte— nicht geändert. Die USA betrachteten eine baldige Wiederbe- waffnung Westdeutschlands nach wie vor als eines der„Hauptziele“ ihres Aufrüstungspro- gramms für Westeuropa. Die amerikanische Regierung beabsichtige eine„drastische Revi- sion“ des Besatzungsstatutes, um mit deut- scher Unterstützung innerhalb von„sechs bis acht Monaten“ die ersten deutschen Einheiten Aufstellen zu können. Wie dazu verlautet, wurde diese Haltung der Vereinigten Staaten am Montag in der Frankfurter Konferenz der amerikanischen Diplomaten in Westeuropa herausgestellt. Es heißt, dag die USA ibre Verbündeten beein- flussen wollten, das Besatzungsstatut zu revi- dieren und den Kriegszustand mit Deutsch- land bald zu beenden. Damit soll der Bun- desrepublik die gewünschte Gleichberechti⸗ Sung gegeben werden. Westdeutschland soll seine außenpolitischen Angelegenheiten und seinen Außenhandel sowie andere staatspoli. tische Fragen selbst regeln können. Konfe. renzteinehmer sprachen in diesem Zusam- menhang von einem„Ersatzfriedensvertrag“. Die westdeutsche Industrie soll weitgehend m die Produktion für die Verteidigung West- Suropas eingespannt werden. Bis Ende des Jahres soll die deutsche Stahlproduktion auf jährlich fünfzehn Millionen Tonnen erweitert werden. Die Grenze liegt jetzt bei 11,1 Mil- lionen Tonnen. Ferner dürfte Westdeutsch- land— nach den Empfehlungen der amerika- ischen Diplomaten— in das von den USA und den Atlantikpaktmächten ausgearbeitete Zuteilungssystem für Rohstoffe eingeschlos- sen werden. N Das Schwergewicht der amerikanischen Hilfe für Europa soll von dem Marshallplan weg auf die militärische Unterstützung verlagert werden. Da die Bundesrepublik als einziges wichtiges Mitglied der Organisation für die wirtschaftliche Zusammenarbeit(OEEOC nicht der atlantischen Gemeinschaft angehört, sollen mit ihr besondere Abmachungen ge troffen werden. 2 Moskau schlagt die fur nicht zu „Dunkle und verwickelte“ Antwort des Kremls — Zur Erörterung außerdeutscher Fragen be- reit? Frankfurt am Main(UP). Die Sowzet- union besteht, wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, in ihren gleichlautenden Antwort noten an die drei Westmächte nicht un- bedingt darauf, daß auf der vorgesehenen Viermächtekonferenz nur deutsche Angele- genheiten erörtert werden sollen. Sie hat je- doch auch nickt angedeutet, zu welchen Ver- handlungen sie außerhalb der deutschen Frage bereit sei. Moskau hat seine neueste Stellungnahme zur Viermächtekonferenz bekanntlich in No- ten bekanntgegeben, die den Vertretern der USA, Großbritanniens und Frankreichs in Moskau überreicht wurden. Gegenwärtig handelt es sich um die Fest- setzung der umstrittenen Tagesordnung auf Sinner Vorkonferenz. Bisher hatte die Sowiet- union darauf bestanden, daß auf der Vier- mächtekonferenz nur deutsche Probleme er- örtert werden, während die Westmächte auch die Aufnahme anderer Verhandlungsgegen- stände forderten. Die sowjetischen Noten enden mit dem Vor- schlag, daß sich die Vorbesprechungen der Kußenministerstellvertreter auf die Festset- zung der Tagesordnung beschränken sollten, einschlieglich der Aufstellung einer Prioritäts- ordnung. Die Sowjetunion habe keine Ein- wände dagegen zu erheben, wenn diese Stell- vertreterkonferenz in Paris abgehalten werde. Die amerikanischen Diplomaten, die zu einer Konferenz in Frankfurt am Main versammelt sind, prüfen zur Zeit die russische Antwort. Sie sind, wie weiter aus guter Quelle ver- lautet, von der Note nicht besonders beein- druckt. Ein Diplomat sagte:„Die ganze An- gelegenheit hat sich nicht wesentlich geän- dert. Vielleicht tritt eine Viermächtekonferenz im Juni zusammen. Zur Zeit brauchen wür unsere Koffer noch nicht au packen, um an der Konferenz teilzunehmen.“ Deutsche Einheiten noch in diesem Jahr? Paris denkt anders Im Gegensatz zu diesen Außerungen aus dem Kreis der amerikanischen Westeuropa- Diplomaten, vertritt man, wie aus Paris ver- lautet, dort immer noch die Auffassung, daß bis zur Verwirklichung einer deutschen Armee noch viele Monate, wenn nicht Jahre ins Land gehen werden. Ihre Auffassung stützt sich bekanntlich auf die angebliche Versiche- rung Präsident Trumans bei dem kürzlichen Washington-Besuch Plevens, daß erst die an- deren Westeuropäischen Staaten mit Amerika- nischen Waffen aufgerüstet Würden, ehe an eine Bewaffnung Westdeutschlands gedacht Werden könne. Plevens ehrgeiziger Plan einer europaischen Armee scheint infolgedessen auch für die Franzosen nicht mehr den Dring- lichkeitsgrad zu besitzen, wie in seinen ersten Phasen. Auch hat es den Anschein, als sei das französische Außenministerium über die kühle Aufnahme seiner Einladungen nicht Weiter entmutigt oder gar enttäuscht. „Mit einiger Besorgnis“ haben die ameri- Kanischen Diplomaten festgestellt, daß in Westdeutschland verschiedene Kreise der von den Sowjets inspirierten Kampagne des Mi- nister präsidenten der Deutschen Demokrati- schen Republik zur angeblichen Wiederver- einigung Deutschlands gewisse Aufmerksam- keit widmen. Man hofft aber, daß neue Zuge- Ständnisse der Westmächte die Regierung Adenauer in ihrer Abwehrstellung gegenüber den kommunistischen Manövern stärken Würden. Nur vier von den zehn eingeladenen Staa- ten haben sich nämlich bereit erklärt, an der für den 15. Februar 1951 vorgesehenen Konferenz mitzuwirken, und zwar West- deutschland, Italien, Belgien und Luxemburg Vier weitere Staaten— Großbritannien, Da- nemark, Norwegen und Portugal— gaben be- Kannt, daß sie nur Beobachter entsenden Würden. Holland ließ wissen, daß es teilneh- men werde, sich jedoch nicht darüber klar sei, ob és lediglich einen Beobachter nacli Paris delegieren oder aber sich voll beteiligen werde. Island, daß keine Armee besitzt, lehnte die Einladung von vornherein ab. Die Ver- einigten Staaten und Kanada waren ohnehin nur aufgefordert worden, Beobachter zu schicken. 5 Aus Londoner Quelle verlautet, daß die SoWietische Antwort im wesentlichen auf der bisherigen Tagesordnung bestehe. Moskau betone besonders die Notwendigkeit, über die deutsche Aufrüstung zu verhandeln. Es werde nicht ausdrücklich gesagt, daß auch andere Fragen erörtert werden könnten, doch werde die Forderung der Westmächte auf Auswei- tung der Tagesordnung auch nicht zurückge- wiesen. Die Note sei, ebenso wie die vorher- Sehende, äußerst„dunkel“ und„verwickelt“ Abgefaßt, so daß der eigentliche Sinn nieht mit voller Gewißheit erkannt werden könne. Die Note des Rrem!] habe die Tür für wei⸗ tere Verhandlungen nicht zugeschlagen, er- Klärten informierte Kreise in Paris. Aller- dings, so sagten die Gewährsleute, habe die SowWietische Note die Tür auch nicht weiter Seöffnet wie bisher. Es werde möglicherweise notwendig sein, die Sowjetunion um die Klar- stellung vieler Punkte ihrer Note zu ersuchen. „Le Monde“ bemerkt zu diesem Thema, daß die Aufrüstung Deutschlands unvermeidlich Werde, falls die Viermächtekonferenz zu kei- Bnerlei Ergebnissen führen würde. Beamte des amerikanischen Außenministe- Tiums lehnten es, wie aus Washington berich- tet wird, ab, die Note des Kreml sofort zu kommentieren.„Wir sind nicht in der Lage eine Auskunft zu geben, ehe wir Gelegenheit hatten, die Note eingehend zu prüfen“ erklär- ten sie. 5. Amerikanische, britische und französische Diplomaten hatten im amerikanischen Außen- Mumisterium eine längere Besprechung über die sowjetische Antwortnote. Ein Sprecher er- Klärte lediglich, daß es„sich um eine typische Sowjetische Antwort“ hbendele. „Verbindungsstelle“ im Ostsektor? angestrebt. Der b. oberste Zustellen. An den Anschlagkäst Bekanntmachungen der Ostberliner Be „Hausarrest“ für Präsident Gottwald? Der Beihilfe zur Flucht des chemaligen tsche- chischen Außenministers verdächtig— Was geht in Prag vor? g Wien(UP). Die„Neue Wiener Tageszei- tung“ veröffentlicht einen Eigenbericht aus Brünn(Tschechoslowakei) in dem es heißt, der tschechoslowakische Präsident Gottwald Sei unter Hausarrest und polizeiliche Ubeérwa- chung gestellt worden, weil er dem ehemali- gen Außenminister Clementis bei dessen Flucht außer Landes geholfen habe. „Clementis“, so schreibt das Blatt weiter, rühmte sich immer, der beste Freund Gott- walds zu sein, als welcher er auch Allgemein angesehen wurde, Seit seinem Verschwinden soll die Polizei eine fieberhafte Tätigkeit ent- wickelt und unter anderen den stellvertre tenden Außenhandelsminister Dr. Jonas und den ehemaligen slowakischen Innenraiinister Dr. Okali verhaftet haben. Der Stabschef der Vierten Division, Wladislav Vaverka, sei Über die Grenze entkommen. Westliche diplomati- sche Kreise in Wien bestätigten, daß Vaverka und der ehemalige tschechoslowakische stell- vertretende Justizminister Schwarz vor eini- gen Tagen in Wien aufgetaucht und jetzt Wahrscheinlich in Westösterreich seien. Cle mentis in Deutschland? Nach einer Exklärung aus dem Amte des amerikanischen Hohen Kommissars wird in Frankfurt mit der Möglichkeit gerechnet, daß sich Clementis in Deutschland befinde. Fin Amerikanischer Sprecher erklärte:„Wir haben Sehört, dag Clementis möglicherweise in Deutschland ist.“ Er fügte jedoch Hinzu, daß sein Amt nichts mit einer etwaigen Ver- bringung des geflüchteten Staatsmanmes nach Deutschland zu tun habe. Der Sprecher wei gerte sich, diese Erklärung weiter zu erläu- tern oder konkretere Angaben über die Quelle zu machen. 80 Man nimmt an, daß das Amt des Hohen Kornmissars— falls ihm die Ankunft Cle mentis durch den amerikanischen Geheim- est bestätigt wurde— die Mitteilung über dessen anwesenheit aus triftigen Gründen zurückchält. In diesem Zusammenhang wird au den enormen Propagandawert einer sol- chen Ankündigung für den. Westen angesichts der Bemühungen verwiesen, die titoistische Spaltung in den kommunistischen Parteien der-! Satellitenstaaten zu vertiefen. Es wird auch mit der Möglichkeit gerectmet, daß; Clementis sich nach England begeben wall, wo er die Kriegsjahre verbrachte und viele Freunde hat. In diesem Falle stehen möglicherweise die amerikanischen Militär- behörden, deren Zone der frühere Minister Passieren muß, um in die britische Zone zu Selangen, mit den britischen Behörden wegen Weiterleitung des Flüchtlings in Unterbend- lungen. Schließlich gibt es amerikanische Kreise, ce es für denkbar halten, dag Clementis in der Gegend von Nürnberg oder München, wo es tschechoslowakische Emigranten aller poli- tischen Richtungen gibt, Unterschlupf gefun- den habe. 8 Von Volkspolizisten verhaftet Zwischenfall an Berliner Sektorengrenze Berlin(UP). Zwei Beamte der West- berliner Polizei wurden von Volkspolizisten bei dem Versuch festgenommen, an der Sek- 5 torengrenze Kreuzberg einen Mann zu be- freien, der von der Volkspolizei vermutliocc entführt werden sollte. Die Westberliner Po- Hzeibeamten gerieten einige Meter in den Ost- Sektor; Sie wurden dort von fünfzehn Volks- Polizisten verhaftet, die hinter einem Sand- haufen warteten. 5 Der Ausfall zahlreicher S-Babhnzüge auf der Strecke Potsdam Wannsee muß als ein wei- terer Schritt zur verkehrsmäßigen Isolieru Westberlins betrachtet werden. Der Ausf, der Züge— es fahren jetzt nur noch vier täg- Iich, statt wie bisher 48— wird mit der N kährdung der Sicherheitsanlagen durch Bunt metalldiebstähle begründet. Durch diese Mag- nahme wird es in Zukunft Zehntausenden Be- Wohnern der Ostzone unmöglich gemacht, über die Strecke Potsdam Wannsee Charlotten- burg nach Westberlin zu kommen. Seit der gewaltsamen Eingliederung des Westberliner Ortsteils West-Staaken den Ostberliner Magistrat ist ein lautlosen und zäher Widerstand der Bevölkerung ge Sen alle Anordnungen des Ost- strats fe —— Auerbach soll Amter niederlegen Entschädigungsaffäre zieht weitere Kreise München(UP). Der Vorstand der israe- [litischen Kultusgemeinden in Bayern sprach dem Präsidenten des bayerischen Landesent- chädigungsamtes, Dr. Auerbach, sein Ver- trauen aus. Wie erst jetzt bekannt wird, hatte der Zentralrat der Juden in der vergangenen Woche gefordert, daß Auerbach seine Amter niederlegen solle. Die Affäre im bayerischen Landesentschä- digungsamt hat nunmehr eine weitere Ver- stärkung der untersuchenden Beamten not- wendig gemacht. Von der Staatsanwaltschaft München wurden insgesamt 50 Kriminalbe- amte hinzugezogen, die die 180 000 Wiedergut- machungsakten auf ihre Echtheit untersuchen sollen. Der bayerische Staat soll durch die Fälschungen von DP- Aufenthaltsbescheini- gungen um mehr als 200 000 DM geschädigt worden sein. Er verbrannte die Canaris- Tagebücher Uberraschung im Prozeß gegen Huppenkothen München(UP). Der Prozeß gegen den früheren Ss-Standartenführer und Gruppen- leiter im Reichssicherbeitshauptamt, Walter Huppenkothen, brachte schon am ersten Ver- handlungstag einen überraschenden Höhe- punkt. Der Angeklagte erklärte, er habe die Tagebücher des ehemaligen Chefs der deut- schen Abwehr, Admiral Canaris, in Mittersill bei Salzburg verbrannt. Auf die Frage des Vorsitzenden, warum er diese Erklärung nicht schon bei seinen früheren Vernehmungen ab- gegeben habe, entgegnete Huppenkothen:„Es War mir peinlich, darüber zu sprechen.“ Der Angeklagte fügte dann hinzu, er hätte die mehrere tausend Seiten umfassenden Tage- bücher des früheren deutschen Abwehrchefs Als„geheime Reichssache“ behandeln müssen und sie deshalb vernichtet. Huppenkothen steht unter Anklage, im Zu- sammenhang mit den Ereignissen am 20. Juli 1944 als Ankläger in einem Standgerichtsver- fahren die im Konzentrationslager Flossen- bürg erfolgte Hinrichtung von Canaris veran- laßt zu haben. Außerdem soll er die Exekution General Osters und von Heereschefrichter Dr. Sack und anderen befohlen haben. Göring wußte nichts vom Attentat Die ersten Zeugen im Huppenkothen- Prozeß München(UP). Am zweiten Tage des „Canaris- Prozesses“ vor dem Münchener Schwurgericht gab der angeklagte ehemalige Ss-Standartenführer im Reichssicherheits- Hauptamt, Walter Huppenkothen, zu, daß das Standgerichtsverfahren gegen den früheren deutschen Abwehrchef Admiral Canaris und Weitere fünf deutsche Generale ehr schnell und abrupt“ abgewickelt worden sei. Hitler abe angeordnet, die Verschwörer nicht vor ein Volksgericht zu stellen. Wie Huppenkothen weiter aussagte, hat— auf Befehl Hitlers auch den ehemaligen Reichs- marschall Göring auf dem Obersalzberg ver- nommen, um zu erfahren, ob dieser von der Verschwörung gegen Hitler etwas gewußt habe. Göring sei aber nicht informiert ge- Wesen. Huppenkothen behauptete erneut, sich be- müht zu haben, den Angeklagten vor den Standgerichten menschlich zu begegnen. Cana Tris sei wegen Hochverrats und nicht wegen Landesverrats verurteilt worden. Der Ange- klagte beruft sich bei allen ihm vorgewor- kenen Handlungen auf die Kriegsdienststraf- ö verfahrensordnung, nach der Hitler als Ober- ster Befehlshaber der Wehrmacht beliebig Standgerichte habe berufen können. Die wegen Teilnahme an der Verschwörung vom 20. Juli 1944 durch die Gestapo verhaftete Frau des im Verlauf der Aktion hingerichte- ten Hauptmanns Strünk, belastete den Ange- klagten schwer, als sie die Art der Verneh- mungen im Gestapogefängnis in der Prinz Albrecht-Straße in Berlin schilderte. Bei ihrer damaligen Verhaftung wurde sie nach ihren Aussagen in das Vernehmungszimmer im Reichssicherheitshauptamt geführt, in dem der Später durch ein Rollkommando erschossene Rechtsanwalt, Dr. Koch, auf einem Stuhl mit hinter der Stuhllehne gefesselten Händen saß. In Gegenwart des Angeklagten soll Koch von einem Gestapobeamten mit Fußtritten bear- beitet worden sein, um Frau Elisabeth Strünk dadurch zu erschrecken und zu Aussagen zu veranlassen. Huppenkothen stritt im Verlauf der Ver- nehmungen alles ab. Der ebenfalls im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli 1944 verhaftete ehe- malige Fregattenkapitän Liedig stellte fest, da der Angeklagte versucht habe, betont Korrekt und kameradschaftlich zu sein. 5 Als Kriegsverbrecher hingerichtet Todesurteile gegen zwei Deutsche vollstreckt 5 Metz(UP). Zwei Deutsche, Josef Weißen see und Anton Stollreiter, die wegen Kriegs- verbrechen zum Tode verurteilt worden Wa- ren, wurden auf einem Exerzierplatz bei Metz durch Erschießen hingerichtet. Der franzö- sische Offlzier, der das Exekutionskommando 255 befehligte, erklärte, daß die Verurteilten es abgelehnt hätten, sich die Augen verbinden au lassen.„Sie 5 tapfer gestorben“, fügte er inen. 5 1 7 Alle Insassen testet. Keiner der 29 In- Sassen des im Britisch-Kamerun abgestürzten viermotorigen französischen Verkehrsflug- zeuges ist, wie jetzt bekannt wurde, mit dem Leben davongekommen. 5 Marokko Flugplätze r S Latte arte. 8 8 das Amt doch anzunehmen Altlee:„Besuch bei Stalin zwecklos“ Lüäberale werden gegen Regierung stimmen— Sinkende Chancen der Labour-Party? London(UP). Der britische Premiermini- ster erklärte im Unterhaus auf Anfrage, sei- ner Ansicht nach sei es im Augenblick un- zweckmäßig, nach Moskau zu reisen und dort in einem persönlichen Gespräch mit Stalin die Möglichkeiten zur Verhütung eines drit- ten Weltkrieges zu besprechen. Der Fragesteller, der Konservative Osborne, wollte darauf wissen, ob der Premierminister nicht auch der Ansicht sei, daß das britische Volk dann die Lasten für die geplante Auf- rüstung mit noch größerer Willigkeit ertragen werde, wenn es sicher sei, daß alle Schritte unternommen wurden, um den Ausbruch eines Krieges zu verhindern. Hierauf erklärte Attlèe:„Es ist nicht gut, sich in eine Sache solcher Natur hineinzustür- zen.“ Die neun liberalen Mitglieder des britischen Unterhauses haben beschlossen, am Mittwoch bei der Abstimmung über das Inkrafttreten der Verstaatlichung der Stahlindustrie gegen die Regierung zu stimmen. Die Debatte im Unterhaus wird an den Migtrauensantrag Winston Churchills an- znüpfen, in dem die Verstaatlichung der Stahl- industrie verurteilt wird, die am 15. Februar in Kraft treten soll. Die neun liberalen Stim- men können bei der Abstimmung über die- sen Migtrauensantrag den Ausschlag geben, da eine große Zahl von Abgeordneten Krank ist und an der Sitzung nicht teilnehmen kann. Dadurch wird die Lage der Regierung recht kritisch, da ihre Mehrheit über die anderen Parteien nur sieben Stimmen beträgt. Wenn die Regierung bei dieser wichtigen Abstimmung in der Minderheit bleibt, rechnet man damit, dag König Georg VI. das Parla- ment auflösen wird. Bei Neuwahlen sind die Aussichten der Labour-Party heute recht frag- lich. Die letzten Ermittlungen des britischen Gallup-Instituts sprechen von einem starken Sinken der Popularität der Labour-Party und einem Steigen der Wahlaussichten der Kon- ser vativen. Sollte die Regierung dagegen bei der Ab- stimmung über die Stahlindustrie eine Mehr- heit erringen, wird diese große, kriegswichtige „Ehrlicher Makler“ gesucht Vereinte Nationen finden keine Vermittler Lake Success(UP). Die Bemühungen der Vereinten Nationen um die Schlichtung des koreanischen Konflikts sind auf Schwie- rigkeiten gestoßen, da sich bisher kein Land bereit gefunden hat, dem vorgesehenen Ver- mittlungsausschuß beizutreten. Der Präsident der Vollversammlung, Nas- Tollah Entezam, bemüht sich gegenwärtig um Zusammenstellung eines neuen Ausschusses, d die Mitglieder der alten„Dreierkommis- Sioné, Indien und Kanada, eine Mitarbeit ab- gelehnt haben. Entezam trat inzwischen an Schweren heran, das sich bis jetzt jedoch weder für noch gegen diesen Vorschlag er- Klärt hat. Als weifere mögliche Kandidaten werden Libanon, Pakistan und Agypten ge- Darnmt. Der Politische Hauptausschuß wird am Dienstag seine Debatte über die sowjetischen Beschwerden über die„amerikanische Ag- Sression gegen Formosa und die Mandschurei“ Tortsetzen. Der Außenminister der chinesischen Kom- mumisten Tschu En Lai gab bekannt, daß wegen der US-„Intrigen“ kein Delegierter der Peiping- Regierung an der UN- Debatte, die sich mit der sowjetischen Beschwerde be- schäftigen wird, teinehmen werde. In einer Antwort auf ein Telegramm des Vorsitzenden des Politischen Hauptausschusses der UN, Urdaneta Arbelaez, beschäftigt sich Tschu mit der Vorgeschichte der Einladung Peiping- Chinas, an den Debatten der UN über die China-Frage teilzunehmen. Tschu betont, daß die chinesische Volksregierung diesen Vor- schlag angenommen und einen Delegierten nach Lake Success entsandt habe und fährt damm fort:„Infolge der beherrschenden Rolle der Vereinigten Staaten hat der Politische Hauptausschuß jedoch die Diskussion über die Beschwerde des Angriffs auf China durch die USA verzögert, Unser Vertreter wartete eine lange Zeit ohne zu Wort zu kommen und reiste dann ab.“ Mit großer Wahrscheinlichkeit wird, wie in Lake Success verlautet, die nächste Sitzungs- periode der UN-Vollversammiung in New Vork oder Lake Success abgehalten werden. Nachdem Frankreich alle Anfragen, die Voll- versammlung für die nächste Sitzungsperiode aufzunehmen, abgelehnt hatte, ist nun à aus Großbritannien ein abschlägiger Bescheid eingetroffen. London soll die Beherbergung mit dem Hinweis auf die durch die britischen Festspiele entstehenden Verpflichtungen Abge- lehnt haben. * Schweden will vermitteln helfen Entezam bemüht sich um Mitarbeiter Lake Success(UP). Der Präsident der IDIN- Vollversammlung Nasrollah Entezam gab die Zustimmung des schwedischen Delegierten Grafström bekannt, im Vermittlungsausschuß der Vereinten Nationen mitzuwirken. Dieser Ausschuß wurde bekanntlich mit der An- nahme der China- Entschließung ins Leben 5 Serufen und sollte seine Tätigkeit sofort be- ginnen. In der Entschließung wurde Entezam ermächtigt, um seine Arbeit zu unterstützen. Er hatte sich zunächst an den indischen Delegierten Sir Benegal Rau und den kanadischen Außen- minister Pearson gewandt: Rau lehnte das Amt ab, und Pearson zßögerte mit der An- nahme. Aus zuverlässiger Quelle verlautet, daß man ihm von britischer Seite nahegelegt don gern. einen Delegierten de th im lungsausschuß Sehen würde. olitische Hauptausschuß der zwei Delegierte hinzuzuziehen, N man in ommon- UN- Voll- ente die Verlesung einer Er- kommunistischen China ab, 8 Industrie mit Wirkung vom 15. Februar ver- staatlicht. Streik dehnt sich aus Der in Liverpool von den Hafenarbeitern und Schauerleuten begonnene Streik breitet sich auch auf den Hafen von London aus. 200 Hafenarbeiter migachteten die Aufrufe der Gewerkschaften, den Streik zu unterlassen, und marschierten in die drei größten Londo- ner Dockanlagen, um weitere Hafenarbeiter und Schauerleute aufzufordern, die Arbeit niederzulegen. Es ist noch ungewiß, wie sich die Mehrzahl der Londoner Hafenarbeiter zu diesem Aufruf verhalten wird. Neuer„Lichtblitz“ über Las Vegas Atomexplosions- Versuche fortgesetzt Las Vegas(UP). Die Atombombenver- suche auf dem Wüstengelände von French- mans Flat werden fortgesetzt. Eine neue mäch- tige Explosion— die fünfte innerhalb der letzten Wochen— ist soeben erfolgt. In Las Vegas— über 160 Kilometer vom Versuchs- gelände entfernt— war der Stoß der Explo- sion deutlich zu spüren und der Himmel im Nordwesten erstrahlte in einem Lichtblitz, der an Intensität den Schein der Sonne wohl um ein Vielfaches übertraf. Zwei Angehörige der amerikanischen Atomenergie- Kommission und eine Anzahl von militärischen Fachleuten überwachten den Versuch. Der Lichtblitz der Explosion war selbst in Los Angeles zu sehen und wurde dort von zwei Fernsehkameras aufgenommen. Ein Reporter, der den letzten Atombomben- versuchen bet den Bikini-Inseln beigewohnt, erklärte, daß die Explosion in Nevada die im Pazifischen Ozean an Stärke und Ausmaß bei Weitem übertroffen hätten. Der Leiter der Versuche erklärte m An- schluß am die letzte Explosion, daß über die Wirkungen, die Art der verwendeten Waffen und über die Ergebnisse der Experimente nichts bekanntgegeben würde. Bei den Ver- suchen, seien keine Verluste an Menschen- leben eingetreten, weder auf dem Ubungs- feld selbst, noch in der näheren oder weiteren Umgebung. Vormarsch im Schutz von„Feuerwalzen“ UN- Kampfgruppen arbeiten sich in Richtung auf 38. Breitengrad vor— Schwere Verluste des Gegners Von UP- Korrespondent Earnest Hoberecht TO K Io. Feldhaubitzen und Kanonen aller Kaliber, unterstützt durch Schiffsgeschütze und Tiefflieger, überschütteten die chinesischen Kommunisten an ihrem Neuzahrstag mit einem stählernen Feuerwerk, das die Abwehr- stellungen des Gegners an verschiedenen Stel- len auseinandersprengte. Im mittleren Frontabschnitt haben sich zwei Kampfgruppen unter dem Schutz einer schwe- ren Feuerwalze über die Stadt Höngsong hinaus bis auf 45 Kilometer an den 38. Brei- tengrad vorgearbeitet und stehen auf glei- cher Höhe mit der südkoreanischen Haupt- stadt Seoul. Am westlichen Frontabschnitt durchbrachen zwei Panzerspitzen nördlich der hart um- kämpften Stadt An j ang nach Uberwindung erbitterten gegnerischen Widerstandes die kom- munistischen Linien und drangen bis auf elf Kilometer gegen Seoul vor. Bei den Kämpfen wurden schätzungsweise 1500 Kommunisten getötet oder verwundet. Während die Chine- sen den langsam vorstoßenden Verbänden der Vereinten Nationen nur Widerstand mit Hand- feuerwaffen entgegensetzen, wurden am mitt- leren Frontabschnitt seit langer Zeit wieder Panzer beobachtet. Von Luftaufklärern wer- den Verstärkungen gemeldet, die sich auf dem Marsch an die Front befinden. Wie ein Sprecher der 8. Armee bekanntgab, wurden im Raum von Seoul seit Beginn der neuen UN- Offensive 42 367 tote Kommunisten auf dem Schlachtfeld gezählt. UN- Soldaten, die Westlich von Anjang eine gegnerische Höhe besetzten, fanden über die Hänge zer- streut Hunderte von frisch ausgehobenen Gra- bern, während eine nicht zu übersehende Zahl von toten Kommunisten noch unbeerdigt her- umlag. Südkoreanische Verbände, die nordöstlich von Höngsong operieren, stießen auf stär- kere kommunistische Gegenwehr, die ihren Vormarsch zum Stehen brachte. Schnell nach- geführte schwere Artillerie nahm sofort den Beschuß der Abwehrstellungen auf und fügte den Kommunisten schwere Verluste zu. Es wird angenommen, daß es sich bei dem geg- nerischen Verband um nordkoreanische N heiten handelt. 8 ** 5 London billigt Aufrüstung Japans Labour-Regierung vor kritischen Tagen London(P). In britischen Regierungs- kreisen verlautet, daß Großbritannien sich mit der Aufrüstung Japans einverstanden er- klärt habe, sobald der Friedensvertrag ab- 5 geschlossen sei. Man weist in diesem Zu- sammenhang auf die Erklärung des amerika nischen Sonderbotschafters in Tokio, Foster Dulles, hin, daß die Aufrüstung Japans keine Forderung der USA darstelle, sondern von der freien Entscheidung des japanischen Vel kes abhänge. Da die US die Hauptverant- Wortung für Japan trügen, müßte, so meint man in London, auch die Frage der Verteidi- gung Japans in weitem Maß von den DSE entschieden werden. Die britische Labour-Regierung steht vor Kritischen Tagen. Am kommenden Mittwoch ttag wird im Unterhaus wahrscheinlich f. nt über die Verstaatlichung 5 britischen Eisen- und Stahlindustrie fal- len. Auf Grund der bisherigen Erfahrungen kann damit gerechnet! werden, dag die Regie- Neues aus aller Welt Airolo von Lawinen bedroht 13 Neue heftige Schneefälle im Alpengebiet Zürich(OP). Der heftigste Schneefall seit Menschengedenken ging in den letzten 24 Stunden über dem Tessintal in der Süd- Schweiz nieder. 30 Zentimeter Neuschnee liegt in den wärmsten Gebieten der Schweiz in dem Dreieck zwischen Simplon, St. Gott- hard und dem Luganer See. In den höheren Regionen gingen wieder einige Lawinen nie- der, die jedoch glücklicherweise keinen Scha- den anrichteten. Doch schwebt die gerade unterhalb des St. Gotthard liegende kleine Stadt Airolo, am Ausgang des Eisenbahn- tunnels durch den Paß, in ständiger Gefahr vor sich möglicherweise ablösenden Lawinen. 170 Personen sind evakuiert worden. Auch in Kärnten in den österreichischen Alpen kam es zu so schweren Schneefällen, daß erneut die Gefahr für ähnliche Lawinen Katastrophen, wie sie sich im Januar ereig- neten, besteht. Zu den drei Metern Schnee, die in diesen Gebieten noch von früher lie- gen, fiel in den letzten Stunden ein weiterer Meter Neuschnee. Der Straßenverkehr kann nur noch mit Mühe aufrechterhalten werden und ein Personenzug wurde bei Nötsch für einige Stunden an der Weiterfahrt gehindert. Auch in Norditalien gingen verschiedent- nich wieder Lawinen von den Bergen nieder. Sie haben zum Glück keine Menschenopfer gefordert, blockierten aber eine Anzahl von Straßen. unter ihnen die Pässe nach der Schweiz und Frankreich. Zwölf Tage in der Lawine begraben Das furchtbare Erlebnis eines Tiroler Bauern Wien(UP). Zwölf Tage war Gerhard Freisegger, ein 26 Jahre alter Tiroler Bauer, nur mit einem Schlafanzug bekleidet, in einer Lawine begraben. Heute liegt er im stäadti schen Krankenhaus in Lienz in Osttirol, 88 die Arzte glauben, daß er durchkommen wird. Seine Beine wird man aber vielleicht ampu- tieren müssen. 0 Freisegger schlief mit einem Kameraden in einer Hütte am Großglockner. In der Nat N zum 21. Januar wurde die Hütte von einer* Lawine erfaßt. Der Luftdruck riß das Dach ab, dann wirbelte die Hütte den Abhang hin?“ unter. Plötzlich war die Hütte voll Schnee“ Freisegger lag noch auf seiner Pritsche und War die ganze Zeit bei Bewußtsein. Sein Ka- merad, der unter ihm geschlafen hatte, rief laut um Hilfe. Kurze Zeit später wurde er still. Er War tot. Freisegger konnte sich nich. bewegen, um ihm zu helfen. Beide Arme Wur- den von zusammengepreßtem Schnee festge- halten. Uber seinem Gesicht befand sich ein kleiner Hohlraunf. Den ersten Tag verbrachte er damit, den Schnee mit seinen Beinen zu bearbeiten, um sich eine Höhle zu schaffen. Schließlich konnte er auch seine Arme befreien. Durch die an- gestrengte Arbeit hatte er sich zahlreiche Wunden zugezogen, da der zusammengepreßte Schnee„hart wie Zement“ war und die Haut verletzte. Freisegger wußte nicht, ob es Tag oder Nacht war. Vielleicht drei Tage lang litt er unter dem Hunger, dann machte ihm sein Magen keine Schwierigkeiten mehr. Mehrere Male verlor er das Bewußtsein. Nach einiger Zeit— vielleicht am dritten Tage— hörte er Stimmen, aber er Eonnte sich nicht bemerkbar machen. Lange Zeit darauf hörte er Wieder sprechen. Er fing an zu rufen und schließlich zu singen. Doch wieder wurde er nicht entdeckt. Verzweifelt bearbeitete er den Schnee mit Zähnen und Fingernägeln. Endlich war seine Höhle so groß, daß er da, Ein sitzen konnte. Später riß er von sein Pritsche ein Stück Holz ab und fing an, da- mit zu graben. Als er endlich doch aufgeben Wollte, stieß er zur Oberfläche durch: Er grub sich ein handgroßes Loch, Dann verließen ihn die Kräfte und er brach zusammen. Am nächsten Morgen hörte er wieder Stim- men, Wieder schrie er so laut er konnte. Er wurde gehört und Minuten später gefunden. Ds war Freitag, der 2. Februar. f „Pepe der Mörder“ erschoß sich Gesuchter Posträuber beging Selbstmord Lyon(UP). Der unter dem Namen„Pepe der Mörder“ von der französischen Polizei ge- suchte Spanier Jose Bailo-Mata wurde in der Nähe von Lyon in einem Werkzeugschuppen tot aufgefunden. Pepe soll nach Angaben der Polizei ein Mitglied der aus fünf Mann be- stehenden Bande gewesen sein, die vor kur- zem einen Postwagen in Lyon auszurauben versuchte, wobei ein Polizist und ein unbe- teiligter Passant getötet wurden. Bei dem Selbstmörder, der sich bereits 48 Stunden vor Auffinden seiner Leiche eine Kugel durch den Kopf geschossen hatte, fand die Polizei einen Brief, in dem Pepe mitteilte, daß er es Vorziehe, sich selbst zu töten, als mit der Polizei zu kämpfen, weil dadurch zu viel Blu vergossen Würde. Auf dem elektrischen Stuhl Drei Neger wegen Vergewaltigung hingerichtet Richmond, Virginia(Up). Drei Neges die wegen Vergewaltigung einer weißen Fr zum Tode verurteilt waren, sind auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet worden. Si Sehörten zu einer Gruppe von sieben Negern hatten es trotz zahlreicher Gesuche und Pro- teste abgelehnt, diese sieben Neger zu begn digen. Das Gefängnis, in dem die Hinri tungen stattfanden, wurde von einer Poliz abteilung bewacht. Demonstrationen fand nicht statt. 1 Lokomotive rammt Personenzug 5 Drei Todesopfer eines Eisenbahnunglücks Prag(UP). Bei einem Eisenbahnunglü 028 sich bei Veseli in Mähren ereignete, — Wie die Prager Presse berichtet drei F sonen getötet und etwa dreißig Verletzt WO. den sein. Das Unglück ereiencte 0 als