Erscheint: montags, mittwochs, freitags und samstags. Frei Haus 1.75, im Verlag abgeholt 1.55, durch die Post 1.55 zuzgl. 36 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenheim und Umgebung Anzeigenpreise: die 6-gespaltene Milli- meterzeile 15 Pfg.— Greisliste Nr. I) Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden Nr. 26 Mittwoch, den 14. Februar 1951 3.51. Jahrgang Belgrader Gespräche Der amerikanische Unterstaatssekretar Per- Eins weilt zu einem„Informationsbesuch“ in Belgrad. Es ist nicht schwer, zu erraten, welche Aufgaben ihm Außenminister Acheson in die KkKtentasche steckte. Denn Jugoslawien ist zur Zeit einer der Angelpunkte der amerikani- schen Europa-Politik. Wenngleich die Gerüchte nicht verstummen wollen, daß Tito auch heute noch geheime Beziehungen zum Kreml unter- halte, so gibt es andererseits doch handfeste Argumente, die es begründet erscheinen las- sen, warum die jugoslawische Regierung im- mer stärkere Anlehnung an den Westen sucht. Irgendwelche nennenswerte Hilfe für seine in der Entwicklung stecken gebliebene Indu- strie kann Tito von keinem seiner östlichen Nachbarn erwarten. Er braucht aber dringend Maschinen und moderne Einrichtungen für den Bergbau, die ihm nur die USA, England oder Deutschland zur Verfügung stellen können. Sie selbst sind wiederum seine besten Abneh- mer, wobei die Bundesrepublik sogar eine be- vorzugte Rolle spielt. Daß der letzte deutsch- jugoslawische Handelsvertrag nicht ganz zur beiderseitigen Zufriedenheit ausflel, lag we- der an Bonn noch an Belgrad, sondern an der über die Hohen Kommissare geltend gemach- ten Konkurrenz gewisser Länder. Die größte Sorge bereitet Tito zur Zeit al- lerdings der Mangel an Lebensmitteln, der sich als Folge der Dürre im letzten Jahr fast zu einer Katastrôphe auswuchs. Als die jugo- Slerwrische Regierung Getreide einkaufen wollte, zeigten ihr Ungarn, Bulgarien und die Sowiet- union die kalte Schulter. Wohl oder übel mußte sie sich also wiederum an die USA wenden. Außenpolitisch ist das gespannte Verhältnis zu Albanien und Ungarn Jugoslawiens größte Belastung. Tito sucht ihr zu begegnen, indem er den größten Teil seines Staatshaushalts für seine Armee aufwendet, die zahlenmäßig einen durchaus respektablen Umfang besitzt. Aber auch bei ihr zeigen sich die Schwächen der jugoslawischen Wirtschaft: da keine aus- reichende Rüstungsproduktion im eigenen Lande existiert. erhielten die Truppen fast durchweg Beutewaffen der verschiedensten Typen. Schwere Geschütze und Panzer fehlen bis auf wenige überalterte Exemplare. Und auch die Luftwaffe besteht großenteils nur aus alten deutschen, italienischen, russischen und englischen Maschinen. 0 Es zeugt für den Weitblick des Belgrader Staatschefs, daß er angesichts dieser Lage be- reit ist, erhebliche Opfer in Kauf zu nehmen, um wenigstens die drückendsten Schwierigkei- ten beiseite zu räumen. Er hat den sowijeti- schen Eommunismus in seinem Lande abge- baut und suchte gleichzeitig eine politische Annäherung an den Westen, die durch Kredite und Warenlieferungen belohnt wurde. Neuer- dings hat Belgrad in Washington nochmals um eine Anleihe nachgesucht, die es zur Deckung Seiner Importe braucht. Und nun unternahm Tito sogar einen Vor- stoß; zur Bereinigung des Triester Problems. Der sogenannte Freistaat“ soll auf der Basis direkter Verhandlungen zwischen Jugosla- wien und Italien zur vollen Unabhängigkeit gelangen. Gewisse Voraussetzungen für eine Bereinigung dieses seit Kriegsende latenten Streits um Triest sind insofern bereits ge- schaffen worden, als Tito in der von ihm be- setzten Zone die anti-italienische Propaganda einstellen ließ. 8 Noch aber ist Italien aus begreiflichen Gründen nicht bereit, auf ein Gebiet zu ver- zichten, auf das es historisch und ethnogra- Phisch Anspruch zu haben glaubt. Die jetzt von Belgrad vorgeschlagene Lösung! wird daher in Rom zunächst mit Vorbehalten, ja sogar teilweise mit temperamentvoller Kritik quittiert. Aber Tito hat in den letzten Wochen in der Tat bewiesen, daß es ihm durchaus ernst ist, einen modus vivendi zwischen den beiden Adria-Nachbarn zu finden. Denn ihm verdankt es de Gasperi in erster Linie, daß in der italienischen Kommunistenpartei Spaltun- Sen aufgebrochen sind, welche die innerpoli- tische Gefährdung der jungen Republik Weit- In zahlreichen staltenden Altlee: Al Große Debatte im Unterhaus— Deutschland im Mittelpunkt LO ndon(OP). Am Montag begann im Unter- haus die allgemein mit Spannung erwartete auhenpolitische Debatte. Sowohl Anthony Eden, der sie als Sprecher der Opposition er- flnete, Wie auch der den erkrankten Außen- minister Bevin vertretende Premierminister Attlee beschäftigten sich vorwiegend mit dem deutschen Problem, vor allem der Frage der deutschen Wiederbewaffnung. 8 Eden gab zu, daß es den Engländern nicht leicht falle, einer deutschen Wiederbewaff- nung vorurteilsfrei gegenüberzutreten. Er Sprach sich jedoch dafür aus, dag die West- mächte Deutschland die Möglichkeit geben, „seine Rolle in Europa unter gerechten und Shrenvollen Bedingungen zu spielen. Wend Deutschland nicht auf allen Gebieten mit dem Westen zusammenarbeitet— nicht nur in militärischer Hinsicht— kann es in Europe kein dauerndes Gefühl der Sicherheit geben, auch nicht für das deutsche Volk“. Der Sprecher der konservativen Opposition forderte deshalb schnelle Maßnahmen Zur Wiederherstellung der deutschen Gleichbe- rechtigung. Es gebe zwei Wege— so sagte er — die gegenüber Deutschland eingeschlagen werden könnten: I. Die Herstellung einer en- geren Zusammenarbeit mit dem Westen und 2. die Entmilitarisierung und Neutralisierung Deutschlands, auf die die gegenwärtige Poli- tik der Sowjetunion hinauszulaufen scheine. Eden fügte hier jedoch hinzu:„Dieser Weg scheint mir weder gangbar noch wünschens- Wert zu sein. Ich glaube auch nicht, daß er das Endziel der sowjetischen Politik darstellt“. den befürwortete im übrigen die Bemühun- gen um die Herbeiführung einer neuen Kon- ferenz des Auhgenministerrates der vier Groß- mächte, lehnte jedoch eine Beschränkung der 55 auf Deutschland nachdrücklich Ab. Englands vier Bedingungen Premierminister Attlee stellte für die Durch- führung der deutschen Wiederbewaffnung vier Bedingungen auf: 1. Die Wiederaufrüstung der Atlantikpakt- mächte muß derjenigen Deutschlands voran- gehen. 5 2. Die Verstärkung der Streitkräfte der demokratischen Länder muß vor der Aufstel- lung deutscher Truppenverbände kommen, 3. Deutsche Truppenverbände sollen in die gemeinsame Verteidigungsstreitmacht in einer Weise eingegliedert werden, die ein Wieder- aufleben der Gefahr des deutschen Militaris- mus ausschließt, und 4. Es müsse zuerst ein Ubereinkommen mit den Deutschen selbst herbeigeführt werden. Attlee betonte, daß zukünftige deutsche Streitkräfte Diener und nicht die Herren der deutschen Demokratie sein müßten. Es sei sehr leicht, gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands zu protestieren, ohne sich dabei über den Stand der Weltrüstung klar zu wer- den. Man brauche hierbei nur an die bewaff- neten Verbände in der sowietischen Besatzungs- zone Deutschlands und die Wiederaufrüstung der sowietischen Satellitenstaaten zu denken. Diese Rüstungen Hätten die Westliche Welt ge- les hängt von loskau ub zwungen, ebenfalls wieder aufzurüsten,. Das Hauptproblem, dem sich die Welt heute gegen- übersehe, sei daher nicht mehr die Entmilita- eisierung Deutschlands, sondern die Beantwor- kung der Frage, wie der kommunistische Block flazu gebracht werden könne, seine Streit- kräfte auf ein„tragbares Maß“ zu verringern und seiner imperialistischen Politik zu ent- sagen.„Wenn wir“— so fügte Attlee hinzu— mit der Sowjetunion zu einem wirklich auf- richtigen Ubereinkommen gelangen können, wird die Frage der deutschen Wiederbewaff⸗ mung unwichtig.“ Das außenpolitische Programm Bezüglich der übrigen Probleme der briti- schen Außenpolitik stellte Eden folgende pro- grammatischen Punkte auf: I. Die Westmächte Aürfen in Jugoslawien kein„Balkan- Korea“ zulassen. 2. Eine Viermächtekonferenz muß die Verstöße der osteuropäischen Staaten ge- gen die Friedensverträge prüfen. 3. Die mili- kärischen Operationen in Korea müssen wei- tergeführt werden, bis die Aggressoren ver- nandlungsbereit sind. 4. Ein japanischer Frie- densvertrag ist notwendig. 5. Die Fernostpoli- tik der Westmächte muß koordiniert werden, nd 6. Die Diplomatie der Friedensmittler muß urch Waffen gestärkt werden. Attlee stellte demgegenüber unter anderem kest: 1. Die britische Regierung wird sich einer erneuten Uberschreitung des 38. Breitengsrades in Korea widersetzen. Die Feindseligkeiten Sollen so schnell wie möglich beigelegt wer- den. 2. Großbritannien erblickt im kommu- nistischen China zwar einen Aggressor, Wird sich aber Sanktionen so lange widersetzen, wie noch eine Friedenshoffnung vorhanden ist. 3. Für die gegenwärtige Weltkrise sind aus- schließlich die Sowjetunion und deren riesige Wiederaufrüstung sowie die Aufrüstungsmaßg- nahmen der sowjetischen Satellitenstaaten verantwortlich. 4. Der Abschluß eines japa- nischen Friedensvertrages ist anzustreben. 5. Die Stellung Chinas in der Welt muß an- erkannt werden. 6. Eine private Zusammen- kunft mit Stalin habe wenig Sinn, so schloß der Premier, aber er hoffe, daß die Bemühun- gen um eine neue Konferenz des Aubßenmini- sterrats der vier Großmächte erfolgreich seien. In der Debatte, die sich den Reden Edens und Attlees anschlog, dominierte ebenfalls das Problem der deutschen Wiederbewaffnung. Der Labour- Abgeordnete F. G. Bowies Warnte dor einer Wiederbewaffnung Westdeutsch- lands. Er sagte, daß der Westen, falls er Ihr zustimme, dem Kreml in die Hand spiele und dessen Position in den sowjetischen Satelliten- staaten nur noch verstärke. Duncan Sandys, Winston Churchills Schwiegersohn, der in der Europabewegung eine führende Rolle spielt, meinte dagegen:„Wir alle sehen es mächit gerne, daß Deutschland Wiederbewaffnet wer- den Ss0II... aber niemand liebt die Wiederbe- wWalfknung weniger als die Deutschen Selbst. Wir müssen jedoch einsehen, daß wir in einer gefährlichen Zeit leben, in der Wär alle Kräfte, die Wir erreichen können, sammeln müssen. Und wenn die Deutschen bereit sind, sich uns Zur Seite zu stellen, um ihre Freiheit Wie dlie unsere zu verteidigen, dann sollten wir ihre Hilfe gerne annehmen.“ i 8 Frankpeich will gemischte Divisionen Keine selbständigen deutschen Kontingente Merkwürdiger Vorschlag aus Paris Paris(UP). Die französische Regierung hat einen Plan fertiggestellt, der offen darauf abzielt, zu verhindern, daß Deutschland je- mals Wieder eine eigene Armee, Kriegsmarine oder Luftstreitmacht besitzen könnte. Er wird am Donnerstag der internationalen Konferenz, die über die Bildung einer europäischen Ar- mee beraten soll, als Verhandlungsgrundlage vorgelegt werden. Der französische Plan fordert die teilneh- menden Staaten auf, ihren Beitrag für die Aufstellung einer europäischen Armee durch die Einberufung, Ausrüstung und Bewaffnung von zusätzlichen Einheiten zu leisten. Zusam- men mit den Armeen der USA, Kanadas und Großbritanniens sollen sie die nordatlantische Streitmacht unter dem Oberkommando Gene- ral Dwight D. Eisenhowers bilden. Es wird ferner vorgeschlagen, die europäische Armee einem eigenen Oberkommandierenden wahrscheinlich einem Franzosen— zu unter- Stellen. Die Uniform, die militärische Ausrü- stung und Zahlung sollen einheitlich sein. den Westen zu gewinnen Ist. Walter Lippman schlug in der„New Vork Herald Tribune“ so- gar bereits vor, Jugoslawien eine Garantie seiner Grenzen durch die USA, England und Frankreich anzubieten. Soweit sind die Dinge aber sicher noch nicht gediehen. Läppmans korsche Art, Politik zu treiben, dürfte in der europäischen Diplomatie kaum die richtige Methode sein, um heikle —— — à⁊u dürfen. Hin europàischer Verteidigungsminister würde nach den französischen Vorschlägen die poli- tische und finanzielle Oberaufsicht führen, je- doch einem Ministerausschuß der teilnehmen- den Staaten verantwortlich sein, während der Ausschuß selbst einer Art europäischem Par- lament gegenüber die Verantwortung tragen Würde. An Stelle zahlenmäßig groger Einzelkontin- gente soll jeder Staat eine Anzahl kleiner Kampfeinbeiten in der Stärke von etwa 5000 bis 6000 Mann stellen, die dann zu internatio- nalen Divisionen zusammengefaßt werden. Eine europäische Division könnte auf diese Weise zu je einem Drittel französisch, deutsch und italienisch sein. Deutschland würde nach diesem Plan ab- solute Gleichberechtigung mit den anderen teilnehmenden Staaten genießen. Aber der folgende grundlegende Unterschied müßte sich in der Praxis ergeben: Während Frankreich und alle anderen teilnehmenden Staaten ihre sigenen Nationalarmeen— zur Verwendung n ren Besitzungen außerhalb Europas und. im Eventualfall, in Europa selbst— beibehal- ten, wäre Westdeutschland nur gestattet, Ein- heiten für die europaische Armee zu stellen, ohne über eine eigene Armee, einen eigenen Generalstab oder Kriegsministerium verfügen Carlo Schmid schlägt Verteidigungsfonds vor Präsident des Bundestages, Armeen aufbaue, um ihre Grenzen schi zu können. Deutschland sei gewisserm Die Labourabgeordnete Freda Corbet be- fürwortete einen baldigen deutschen Vertei- digungsbeitrag, Während ihr Fraktionskollege Emrys Hughes behauptete, daß es ein großer Fehler wäre, Deutschland Wiederzubewaffnen. Er sprach sich gegen eine derartige Politik aus, weil diese nicht sozlalistisch sei und über- dies auch nicht dem Weltfrieden diene. Wört⸗ lich fügte er hinzu:„Ich warne die Regierung. Sie schlägt den falschen Weg ein. Sollte sie nicht noch zur rechten Zeit umkehren, Wird Sie unser Volk und den Sozialismus der Ver- nichtung entgegenführen.“ Der Konservative Abgeordnete Richard Law sprach daraufhin von dem verhängnisvollen Einfluß pazifisti- scher Kräfte auf die Labour-Party“. Er Sagte: „Denjenigen, die eine Wiederbewaffnung Deutschlands ablehnen, möchte ich die Worte des Premierministers in Erinnerung rufen, das wir und die Vereinigten Staaten Deutschland verteidigen müssen. Diejenigen, die nicht ein- mal im Prinzip die Idee der deutschen Wieder- bewaffnung anerkennen, müssen noch ein- schen, daß sie die Verpflichtung haben, Deutschland zu verteidigen.“ Deutschland soll Geduld und Vertrauen haben Frankreich zur Verständigung bereit Auf dem Wege zur europäischen Union Frangois- Poncet bei Adenauer Frankfurt(Z SE). Bundeskanzler Dr. Aden- auer hatte am Dienstag eine etwa einstündige Unterredung mit dem französischen Hohen Kommissar. Frangois-Poncet versicherte bel dieser Gelegenheit, daß die Bundesregierung 1 über den Stand der Vorbesprechungen zu der geplanten Vierer- Konferenz der Groß- mächte unterrichtet werde. Außerdem erläu- terte er dem Bundeskanzler gewisse Einzel- heiten der Vorschläge des französischen Mi- nister präsidenten zur Schaffung einer euro- päischen Armee. Am Nachmittag des gleichen Tages erschien Frangois-Poncet vor dem Presseklub in Frank- furt, wo er in einer Ansprache den Willen Frankreichs zur Einigung Europas als„Boll werk gegen die Barbarei“ und die französische Bereitschaft zur Verständigung mit Deutsch- land betonte. Frankreich sei bemüht— 80 führte er u. a. aus— das Vergangene zu ver- gessen. Andererseits müsse man aber Auf deutscher Seite Geduld haben, denn in Frank- reich müßten noch viele Wunden verheilen, die der letzte Krieg dem Lande zugefügt habe. In diesem Zusammenhang begrüßte es der französische Hohe Kommissar, daß sich die öf- fentliche Meinung in Deutschland für die europäische Idee aufgeschlossen zeige. Der Ge- danke einer europäischen Union müsse jetzt verwirklicht werden, weil sie den technischen, Wirtschaftlichen, moralischen und militärischen Notwendigkeiten der Gegenwart entspreche. Sehr vorsichtig äußerte sich Frangois-Poncet zur Frage der Wiederaufrüstung Deutschlands. Er will in den französischen Vorschlägen, die am Donnerstag der atlantischen Verteidigungs- konferenz in Paris vorgelegt werden, nur eine „Ubergangsregelung“ erblicken. Die Unter- schiede in der Behandlung der einzelnen Kon- tingente der Europa-Armee würden später von selbst verschwinden. 5 Auf Zwischenfragen ausländischer Journa- listen, die dem gleichen Thema galten, meinte der Hohe Kommissar, die öffentliche Meinung in Deutschland sei von einer Wiederbewaff- nung offensichtlich nicht begeistert, so lange ihr der Westen nicht stark genug erscheine, um die Bundesrepublik im Falle eines Krieges schützen und etwaige Angreifer zurückschla- gen zu können. Um die skeptische Einstellung der deutschen Bevölkerung zu überwinden, Sei es nach seiner Auffassung zweckmäßig, die Truppen der Westmächte in Deutschland zu verstärken, um das Sicherbeitsgefühl der Deutschen zu stärken. Erst wenn das deutsche Volk mehr Vertrauen zur militärischen Kraft der Alliierten habe, werde es gewillt sein, auch seinerseits einen freiwilligen Beitrag zur Verteidigung zu leisten und unter Umständen an der Seite des Westens zu kämpfen. Neutralisierung undurchführbar Der stellvertretende Professor Or. Carlo Schmid, erklärte auf einem Forum des Landesjugendausschusses Nordbaden in Kapls- ruhe, es sei lächerlich, wenn von man verlangt werde, die Bundesrepublik miss sich neutralisieren. Neutralität könne nur darm gewahrt werden, wenn man si teidigen imstande sei. Dies setze daher dag die Bundesrepublik eine der Karlsruhe(wb). Schumanplan wird diese Woche paraphiert Adenauer trifft Frangois-Poncet Bonn(UP). Vor dem Bundesparteiaus- schuß der CDU, der in Bonn tagte, kündigte Bundeskanzler Dr. Adenauer die Paraphie- Tung des Schumanplanvertrages für Ende die- Ser Woche an. Mit der Fusion der deutschen und französischen Grundstoffindustrien— 80 sagte er werde der Weg zu einer wirt- schaftlichen Einigung Europas beschritten. Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer und der französische Hohe Kommissar André Frangois-Poncet werden sich am Dienstag zu „einem Gespräch über laufende politische Fragen“ treffen. Beamte der französischen Hohen Kommission versicherten, dag die Vermutungen, Frangois-Poncet werde dem Bundeskanzler den vom französischen Kabi- nett beschlossenen Plan über die Errichtung einer Europa- Armee vorlegen, irrig seien Politische Kreise in Bonn nehmen jedoch an. die französische Regierung werde dem Bun- deskanzler durch ihren Hoben Kommissar mitteilen lassen, daß sie bereit ist, ihn über die Vorgänge auf der bevorstehenden Vie- Trer konferenz über Deutschland laufend 2 unterrichten. Britische und amerikanische Stellen haben diese Zusicherung schon vor einigen Tagen gegeben. Ernst Reuter in Bonn Dr. Adenauer hatte am Montag abend eine Längere Aussprache mit den Vertretern des Berliner Senats unter Führung des Ober- bürgermeisters Professor Ernst Reuter. An uhr nahmen Innenminister Dr. Robert Lehr sowie der Beauftragte der Bundesregierung Für Berlin, Dr. Heinrich Vockel, teil. Haupt- themen des Gesprächs waren unter anderem das Problem des Lastenausgleiches und seine Ausdehnung auf Berlin. Im Zusammenhang damit wurden die prekäre Finanzlage der Stadt und die Möglichkeiten einer Verbes- serung ihrer Industrie erörtert. Weitere An- Sleichungen der Bundesgesetzgebung an die Berliner Verhältnisse spielten ebenfalls eine Rolle. Auch wurde die Frage behandelt, ob und welche Bundesbehörden ihren Sitz in Berlin nehmen könnten. Auftakt zur Mitbestimmungsdebatte Bonn UP). Die Fraktion der CDU-CSU diskutierte unter Vorsitz Adenauers fast fünf Stunden lang das Problem des Mitbestim- amungsrechts im Kohlenbergbau und der isenschaffenden Industrie. Die Mehrheit Sprach sich für den entsprechenden Re- 1 Aus. Die CDU-CSU wird je- doch in der Bundestagsdebatte ihre Bedenken gegen die Methoden anmelden, die von den Jewerkschaften bei den Verhandlungen um tlas Mitbestimmungsrecht angewandt wurden. Dr. Adenauer wies darauf hin, daß man der Pätigkeit der Arbeitnehmer in den Aufsichts- cäten mit Vertrauen entgegensehen könne, da sie in den vergangenen Jahren größtes Verantwortungsbewußtsein an den Tag ge- legt hätten. FD gegen Mitbestimmungsgesetz Bonn(UP). Der Parteivorstand der FDP hat sich in einer Sondersitzung mit der ab- lehnenden Haltung der FDP-Fraktion zum Mitbestimmungsgesetz-Hntwurf einverstanden erklärt. Er bezeichnet eine solche„unter Ge- Wwaltandrohung zustande gekommene“ Ge- Setzgebung als unvereinbar mit dem Grund- Sesętz. Besonders wendet sich der FDP-Vor- Stand gegen die Einschaltung gewerkschaft- licher Funktionäre bei der Führung der Be- triebe. Sprecher der Arbeitnehmer könnten nur frei gewählte Betriebsangehörige und nicht betriebsfremde Verbandsfunktionäre sein. 3 Aufwertung von Altsparerguthaben? Bonn(UP). In einem dem Bundestag zu- geleiteten Gesetzentwurf beantragt die Zen- trumskraktion die Anerkennung des Anspruchs der Altsparer auf 20 Prozent ihrer Guthaben vom 1. Januar 1940. Soweit bei der Währungs- Umstellung 10 Prozent der Sparguthaben um- gewertet wurden, bleibt nach dem Entwurf ein Anspruch an den Bund auf eine weitere 10% ige Entschädigung. Der Entschädigungs- betrag soll auf ein Sperrkonto gutgeschrieben und nur in Härtefällen oder für die Zeichnung langfristiger Anleihen freigegeben werden. 90 Lohnzahlungen an Feiertagen Bonn(UP). In einer der Presse überge- enen Stellungnahme zu einem vom Bundes- Tat eingebrachten Gesetzentwurf über Lohn- Zahlungen an Feiertagen empfiehlt die Bun- desregierung, von einer gesetzlichen Regelung dieser Frage abzusehen. Diese soll vielmehr den Sozialpartnern überlassen werden. In dem Gesetzentwurf ist vorgesehen, daß der volle Lohn für die durch gesetzliche Feiertage Busgefallene Arbeitszeit von den Arbeitge- bern gezahlt wird. In der dem Bundestag zu- Sammen mit dem Entwurf zugeleiteten Stel- Jungnahme heißt es, der Staat solle sich grundsätzlich von Eingriffen in dieser Frage Kernhalten. Dies entspreche auch dem immer Wieder zum Ausdruck gebrachten Wunsche Her Arbeitgeber. a* Fünf spanische Fischer ertrunken. Ein Spa- nisches Fischerboot stieß mit einem portugie- sischen Kontrollschiff zusammen. Acht Mit- glieder der spanischen Bootsbesatzung konn- ten gerettet werden, indes fünf den Tod in den Wellen fanden. Vergebliche Demarche wegen West-Staaken. Ohne Erfolg versuchte der britische Stadt- Kommandant in Berlin, Generalmajor Bourne, den amtierenden sowjetischen Rommandanten Stroganoy zu einer Revision der kürzhchen Annexion West- Staakens durch den Ostber- Uner Magistrat zu bewegen. Stroganom war zu einer Anderung der Entscheidungen über est-Staaken nicht bereit. „Welttriedenskongreg“ in Berlin. Kommunisten aus allen europäischen Werden sich vom 21. bis zum 24. Februar Deutschlands Aufrüstung verfrüht Rußland soll nicht provoziert werden— London(UP). Es ist äußerst aufschluß- reich, daß von amtlichen Fragen, die währeno der außenpolitischen Debatte des Unterhauses angeschnitten wurden, das deutsche Problem die britischen Zeitungen am meisten inter- essierte. Alle ihre Kommentare sind diesem Thema gewidmet. So meint z. B. die„Times“, der frühere Aubenminister Eden habe durchaus richtig gehandelt, als er auf die Gefahr eines entmili- tarisierten und neutralisierten Deutschlands hinwies, solange die Sowjetunion und ihre Satelliten in Otseuropa noch schwer bewaffnei sind. Die Schlußfolgerung sei, daß die West- müchte auf die Abhaltung„paralleler“ Be- sbrechungen mit den Russen drängen sollten Attlees Erklärung, die Aufrüstung der Demo- Kratien habe den Vorrang vor der Aufstellung deutscher Einheiten, könne nur so aufgefaßt Werden, daß die Westmächte, selbst wenn die Verhandlungen mit Westdeutschland bald zu einem Abschluß kommen, mit der Bewaffnung der Bundesrepublik so lange warten werden, bis ihre Streitkräfte— in Deutschland oder sonst- WO— ausreichend ausgerüstet sind. Aus Att- jees Darstellung kann man jedenfalls entneh- men, daß deutsche Kontingente sobald nicht auf der Bildfläche erscheinen. Die Tür für Verhandlungen mit Sowietrußland blieb also Ofken, falls eine von allen Seiten gebilligte Tagesordnung aufgestellt werden kann. Der liberale„Manchester Guardian“ stellt die Frage:„Sollen wir in diesem Stadium deutsche Soldaten in unsere Streitkräfte ein- beziehen? Und sollen wir eine Konferenz mit Sowaietrußland willkommen heißen oder einen solchen Vorschlag mit Vorsicht behandeln?“ Weder Attlee noch Eden hätten hierauf eine genaue Antwort gegeben. Das deutsche 26 ern, sich in bestimmter Weise Testzulegen. entspringe zweifellos der Sorge angesichts der Wenig beruhigenden Stärke der Westmächte. Diese könne nur durch eine Erweiterung der atlantischen Armee in Deutschland behoben Werden. Ein weiterer Grund für die deutsche Zurück- Haltung sei darin zu suchen, daß einige der demokratischen Führer in Deutschland die Macht einer wiedererstandenen Armee über einen schwachen Staat fürchten; solange die Parlamentarische Regierung nicht auf sicheren Füßen ruhe, seien ihre Befürchtungen gerecht- fertigt. „Auf seiten der Alliierten“— 50 fährt „Manchester Guardian“ fort—„sind andere Gründe für ein Abwarten vorhanden. Wenn die deutschen Soldaten nur unwillige Dienst- pflichtige sind, werden sie schlechte Kämpfer sein. Wenn sich die deutschen Freiwilligen nur aus Freiwilligen zusammensetzen, so werden Sie hauptsächlich aus den Reihen der Flücht⸗ Unge kommen, deren einziges Ziel es ist, die Verlorenen Gebiete Deutschlands zurückzuer- Obern. Sowietrußland hat festgestellt, daß es eine Wiederbewaffnung Deutschlands nicht dul- den' werde. Zumindest ist es möglich, daß die Sowjetunion, wenn wir unsere Pläne voran- treiben, ihre Verwirklichung durch eine Be- setzung Westdeutschlands, selbst auf das Ri- siko eines dritten Weltkrieges hin, zu verhin- dern sucht. Solange wir noch zu schwach sind, uns ihr entgegenzustellen, sollten wir besser nicht provozieren.“ UN-Generalversammlung eröffnet Lake Success(Op). Die Generalver- sammlung der Vereinten Nationen ist am Dienstag zu ihrer ersten Sitzung zusammen- Setreten. Ihr Präsident, der persische Dele- Sierte Nasrollah Entezam, gab bekannt, daß Frankreich seinen Vorschlag, die nächste Ge- neralversammlung in Paris abzuhalten, abge- lehnt hat. Die sowjetische Anklage, daß die Vereinig- ten Staaten der Aggression gegen Chins schuldig geworden seien, wurde von der Ver- sammlung mit 48 gegen 5 Stimmen des So- Wietblocks hei Stimmenthaltung Burmas, In- donesiens und Jugoslawiens abgelehnt. eee UN-Front in Korea erneut durchbrochen Wondschu bereits bedroht— Uberschreitung des 38. Breitengrades mißlungen TOKIO(UP). In den schweren Kämpfen in Mittelkorea ist erneut eine überraschende Wendung eingetreten. Als amerikanische Spähtrupps am Montag den Han-Fluß über- schritten und in Seoul eindringen wollten, wurden sie von starken Gegenangriffen zu- rückgeworfen. Ahnlich erging es Einheiten der südkoreanischen Hauptstadt- Division, die am Sonntag den 38. Breitengrad an der Ostküste überschritten und die Stadt Jangiang er- Ooberten. Die Südkoreaner trafen hierbei auf verstärkten Widerstand, weshalb sie sich sechs Kilometer zurückzogen, aber von kommunisti- schen Kräften verfolgt wurden. Um den nach- drängenden Einheiten auszuweichen, brachen die Südkoreaner den Kontakt mit dem Geg- ner ab und gingen hinter den 38. Breitengrad zurück. Einheiten von sechs kommunistischen Divi- sionen in Stärke von 60 000 Mann durch- brachen am Montag die Stellungen der UN- Truppen nördlich von Hoengsong und dran- gen tief nach Süden vor. Aus dem zähen Widerstand, den die chinesischen und nord- koreanischen Einheiten nördlich der Stadt Hoensong in den letzten Tagen der alliierten Offensive entgegengesetzt hatten, entwickelte sich unvermittelt eine umfassende Gegen- offensive. Ihr Beginn erinnerte gespenstisch an die Ereignisse des 22. November, als der Vormarsch der Chinesen und Nordkoreaner von der mandschurischen Grenze aus begann Wie damals, so sind auch jetzt die Erfolge, die die UN- Truppen in zähem Rampf im Mit- telabschnlitt errungen hatten, in wenigen Stun- den zu nichts zerronnen. Die Einbruchsspitzen der Chinesen und Nordkoreaner marschieren bereits gegen den wichtigen Straßen- und Hisenbahnknoten- punkt Wondschu, Die Stadt Hoengseng wird gegen schweren feindlichen Druck vom Osten, Norden und Westen von den alliierten Trup- pen gehalten. Auf der Straße nach Wondschu haben die Kommunisten jedoch schon eine Sperre errichtet und die alliierte Luftaufklä- rung meldet, daß sich eine starke kommu- nistische Marschkolonne unmittelbar südlich von Hoengsong der wichtigen Nachschublinie nach Süden nähert. Washington schiekt Verstärkung Nördlich und westlich von Hoengsong haben die Kommunisten zwei amerikanische Ver- bände eingeschlossen. Nach den letzten Be- richten sind diese Verbände zu einem Durch- stoß nach Süden angetreten, wobei sie sich über einen Gebirgspaß vorarbeiten, um den Anschluß an die alliierte Front wiederherzu- Stellen. An der Seoul-Front hat in der Zwischenzeit kommunistische Artillerie— es Wird ange- nommen, daß es sich dabei um 122-Millimeter- Geschütze sowjetischer Bauart handelt— mit dem stärksten Bombardement begonnen, das die Truppen der UN seit ihrem Vorstoß an den Han-Fluß erlebt haben. Ihre Artillerie hatte Während des ganzen Montag die gegnerischen Verteidigungsstellungen nördlich des Han um Seoul unter Beschuß genommen. Ein militärischer Sprecher teilte mit, daß ngeueingezogene Truppen nach Rorea entsandt werden, um die amerikanischen Divisionen dort auf die volle Stärke von je 18 900 Mann Zu bringen. Diese frischen Pruppen hätten eine Ausbildungszeit von wenigstens 14 Wo- chen hinter sich. Der Umfang der Verstärkun- gen dürfte auf etwa 25 000 bis 30 000 Mann zu schätzen sein. Sie sollen bis zum 15. März in Marsch gesetzt werden. Attlee warnt Mearthur London(P), Der britische Premiermini- ster Clement Attiee erklärte vor dem Unter- haus, der 38. Breitengrad in Korea sollte nicht noch einmal überschritten werden, es sei denn nach eingehender Beratung und Be- schlußfassung innerhalb der Organisation der Vereinten Nationen. Triest soll unabhängig werden Triest(UP). Jugoslawien fordert die volle abhängigkeit Triests auf der Grundlage direkter Verhandlungen mit Italien, erklärte Branko Babich, der Generalsekretär der jugo- slawischen Kommunistischen Partei in Triest. „Die einzige demokratische Lösung des Pro- blems Triest“, so erklärte er,„besteht in der Gewährung der vollen Unabhängigkeit auf der Grundlage direkter Verhandlungen.“ Jugo- slawien und Italien müßten sich um eine ge- meinsame Lösung des Problems bemühen, da- mit Triest nicht wieder zu einem Handelsob- jekt der internationalen Politik werde. Belgien erhält Haubitzen Antwerpen(UP). Der amerikanische Dampfer„Westport“ traf mit 48 Selbstfahr- haubitzen von 105 mm in Antwerpen ein, die der belgischen Armee auf Grund des amerika- nischen Waffenhilfsprogrammes geliefert wer- den. Sie stellen die Artillerie einer Panzer- division dar. Dazu verlautet aus militärischen Kreisen Belgiens, daß die Armee bisher über 200 Panzer erhalten hat. Vorgesehen ist die Lieferung von im ganzen 950 Panzern. Belgien hat zur Ausrüstung der neuen Division bereits Raketengeschütze,„Bazockas“ und Nachrich- tenmittel erhalten. Die belgische Luftflotte soll 30 bis 40 Düsenjäger F-94 bekommen. Die ka- nacdlische Regierung hat sich außerdem bereit- erklärt, eine ganze belgische Infanteriedivision auszurüsten. Politischer Selbstmord in Budapest 420 Juden verliesen Ungarn Wien(UP). Die bekannteste ungarische Schauspielerin, Giszi Bajor, und ihr Mann, Professor Tibor German, haben am Montag in Budapest gemeinsam Selbstmord verübt, da sie ihre Verhaftung durch die politische Polizei erwarteten, Giszi Bajor war Mitglied des Budapester Nationaltheaters und Star in Verschiedenen Filmen. aus Kreisen, die der Schauspielerin nahestanden, verlautet, daß sie und ihr Mann um Weihnachten alle Vor- bereitungen zur Flucht aus Ungarn getroffen hatten. Ihr Plan war aber verraten worden Und sie standen seither Tag und Nacht unter polizeilicher Uber wachung. Am Dienstag sind 420 Juden aus Ungarn in Wien angekommen. Es handelt sich dabei um einen legalen Auswanderertransport, der über Italien nach Palästina reist. Die Emigranten durften nur einen Anzug je Person und kei- nerlei Lebensmittel aus Ungarn mit sich füh- Ten. Ihr Geld und ihre Wertsachen mußten sie abgeben. Die Grenzkontrolle war so scharf, daß Findern sogar Bonbons abgenommen Wurden. Bisher hat die ungarische Regierung etwa 1500 Juden gestattet, aus Ungarn nach Palästina auszuwandern. Kardinal Schuster kritisiert Mailand(UP). Kardinal Schuster, der Erzbischof von Mailand, übte in einem Hir tenbrief scharfe Kritik an der italienischen Regierung, der er vorwirft, sich zu wenig um die Arbeitslosen zu kümmern. Die Regierung solle erst ihnen Arbeit verschaffen, bevor sie Geld für Rüstungszwecke ausgebe.„Es ist überflüssig, Waffen und Soldaten für die Ver- teidigung des Landes im Kriegsfalle bereit zu halten, wenn fast zwei Millionen Arbeits- lose die Straßen Italiens durchziehen. Diese Arbeitslosen können Morgen schon zu unse- rem Schaden die fünfte Kolonne verstärken“. Reisesperre für Balkan- Diplomaten. Die Vertreter Albaniens und Rumäniens wurden im französischen Außenministerium davon ix Kenntnis gesetzt, daß sie als Gegenmaßnahme Segen die Beschränkungen der französisches plomaten in Bukarest und Tirana sich nur noch in Paris und den unmittelbar anschlie- henden Departements frei bewegen können Den Angehörigen der bulgarischen Missios soll es erlaubt sein, jeden Ort in Frankreich zu besuchen, falls sie von ihrer Reise 24 Stun- den vorher dem französischen A ini sterium Kenntnis geben. zwei Meter langes flaches Brot als Symbol Neues aus aller Wel Also doch der Strang! 7 Hinrichtungen in Landsberg angekündigt Frankfurt(UP). Die vom Hohen Kom- missar MecCloy und dem Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkräfte in Europa, General Handy, bestätigten Todesurteile gegen die ehemaligen SsS- Führer Otto Ohlendorf, Oswald Pohl, Paul Blobel, Erick Naumann, Werner Braune, Hans Schmidt und Georg Schallermeier sollen voraussichtlich am 14. Fe. bruar im Landsberger Gefängnis durch den Strang vollstreckt werden. Nach den Informationen der United Press muß damit gerechnet werden, daß die Ein- Sprüche der Verteidiger gegen die Bestätigung der Urteile abgewiesen werden. Ort und Zeit- Punkt der Hinrichtung werden amtlich erst dann bekanntgegeben, wenn die Urteile voll. streckt sind. Keine Entnazifizierungsfolgen mehr FDP- Antrag in Nordrhein- Westfalen- Generalamnestie verlangt Düsseldorf(UP). Einen Antrag auf Völlige Beseitigung der Entnaziflzierung hat die FDP des Landes Nordrhein-Westfalen im Dſüsseldorfer Landtag eingebracht, darnach sollen sämtliche Folgemaßgnahmen aus frühe- ren Entnaziflzierungen aufgehoben und alle Akten über diese Fälle vernichtet werden. Die nordrhein- westfälische FOP fordert ferner, kür alle von der Entnazifizierung betroffenen Beamten die frühere Rechtsstellung wieder- herzustellen, sofern diese ihre Stellung nicht lediglich aus politischen Gründen erhalten haben und ihre Leistungen nicht in offensicht- lichem Migverhältnis zu ihren Beförderungen im Dritten Reich stehen. Einer der Verteidiger im Falkenhausen-Pro- 203, Prof. Friedrich Grimm, betonte in Düs- Seldorf auf einer Veranstaltung des Studien- ausschusses für deutsch- französische Wirt⸗ schaftsbeziehungen, daß die Zeit für den Er- laß einer Generalamnestie für alle Kriegsver- brecher gekommen sei. Diese Generalamne- stie sei eine völkerrechtliche Forderung und selbstverständlicher Bestandteil eines Frie- densschlusses. Ein Generalpardon nach Krie- gen und revolutionären Vorgängen sei ein jahrhundertealtes Rechtsgut, dessen Verlet- zung zu einer Justizkrise führe. Einzelbegna- digungen, wie die vor kurzem in Landsberg ausgesprochenen, seien nur Teillösungen. N Immer wieder Lawinen Wolkenbrüche und Neuschnee in den Alpen Zürich(UP). Wolkenbrüchartiger Regen in den tieferen und schwere Schneefälle in den höheren Regionen, die während des Wo- chenendes die Alpengebiete heimsuchten, ha- ben wieder eine große Anzahl Lawinen nieder- gehen lassen. In Airolo am Südeingang des St. Gotthard-Tunnels verschüttete eine Lawine, die kurz nach Mitternacht neben der Kirche im Zentrum der Ortschaft niederging, zahl- reiche Häuser, in denen vier Personen den Tod kanden und fünf weitere wurden verletzt Eine weitere große Lawine ging auf den obe- ren Teil des Dorfes Frasco im Verzasco-Tal nieder. Dabei wurden 14 Einwohner ver- schüttet. Auch in den Alpengebieten Italiens wächst die Lawinengefahr. Am Sonntag gingen zwe ungeheure Lawinen in dem Alta Valle Erem- bana nieder, wobei eine Anzahl Dörfer ab- geschnitten und die Zufahrtsstraßen von Ber- gamo in das italienische Alpengebiet im Nor- den blockiert worden sind. Glanzvolle Hochzeit in Teheran 6 000 Diamanten schmückten die Braut— Ju- belstürme um den Kaiserpalast TSheran(UP). Der Schah von Persien nat am Montag im kaiserlichen Schloß in Te- heran die 18 Jahre alte Soraya Isfeandiari ge- heiratet. Die Braut fuhr in einem großen Rolls Royce vor, der von einer Abteilung Lanzenreiter eskortiert wurde. Sechs Braut- jungfern nahmen ihre Schleppe auf, als sie unter dem Jubel der Volksmassen den Palast betrat. Im Spiegelsaal waren unter den schimmern- den Kronleuchtern zwei große Seidentücher ausgebreitet. Auf dem einen lagen ein fast des Uberflusses, silberne Tabletts mit wildem Roggen, Konfekt und Salz als Symbole des Glücks, Kerzen, die dem jungen Paar die Zu- kunft erhellen sollen, und ein Soldgerahmter Spiegel, um die Schönheit der Braut für im- mer einzufangen, Auf einem zweiten Seiden- tuch standen zwei Thronsessel, in denen der Schah und Soraya Platz nahmen. Ein Geistlicher legte der Braut einen Koran auf die KEnie, aus dem sie einige Verse vor- las. Dann wurde sie gefragt:„Willst du, So- raya, Tochter des Khalil, den Mohammed Reza, Sohn des Reza, zum Gemahl nehmen?“ Als sie mit„Ja“ antwortete, fuhr der Priester fort:„Dann erkläre ich dich, Soraya, Tochter des Khalil, zur Gemahlin Mohammed Rezas, des Sohns Rezas. Mobarek bad(möge es ge- segnet sein)“. Die Braut und ihre Zeugen un- ter zeichneten darauf den Heiratsvertrag. Da- nach wurden die gleichen Fragen an den Schah gerichtet, der dann ebenfalls seine Un- terschrift unter den Vertrag setzte. Nach einem letzten von den Priestern ge- meinsam gesprochenen„mobarek bad“ War die Zeremonie beendet, und die Trauzeugen brachen in lauten Beifall aus, in den die an- deren Gäste im Spiegelsaal unverzüglich ein fielen. Wenige Minuten später donnerte ens Staffel iranischer Militärflugzeuge über den Palast dahin und warf Flugblätter ab, die Gratulationen für„unseren geliebten Se und unsere Kaiserin“ enthielten. Kanonen schossen Salut, und die Massen vor dem Pa- last riefen immer wieder im Chor„m bad“ 5 N 1 Die Braut trug zu ihrer Hochzeit ein fer haftes Kleid aus dem Salon Christian Dior? das mit 6000 Diamanten, 20 000 weißen Federn und 1 500 000 Pailletten besetzt War. Im Wa- gen hatte sie darüber einen weißen Nerzum hang. Eim Netz hüllte ihre 8 8 5 9 ein, die von einem strahlenden Diad krönt wurden. Der Schah war in eine Kkelblaue Uniform gekleidet.. 2 rr Ke einde Were Ner- eser eee 88