Neckar-Bote(2. Blatt) 9 DGB will nicht mehr mitarbeiten Austritt aus allen Gremien der Wirtschafts- politik angekündigt— Aussprache Zwischen Erhard und Fette Düsseldorf(UP).„Der Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes hält es für notwendig, die Mitarbeit der Gewerk- schaften in allen Gremien der deutschen Wirt- schaftspolitik einzustellen.“ Diese alarmie- rende Erklärung wurde vom Bundesvorstand des DGB nach einer Beratung der wirt- schaftspolitischen Situation unter Vorsitz Fet- tes ausgegeben. 5 Vorausgegangen war eine Aussprache Z WI schen Bundeswirtschaftsminister Erhard und dem DGB-Vorsitzenden Fette im„Hans- Böckler-Haus“ in Düsseldorf. Im Vorder- grund standen dabei das Problem der Pro- duktions- und Exportsteigerung, die Besei- tigung der Arbeitslosigkeit und die Versor- gung der deutschen Wirtschaft mit Grund- und Rohstoffen. Besonders eingehend wurde die Lohn- und Preissituation besprochen. 5 Daß dabei keine Einigung erzielt wurde beweist die drohende Erklärung des DGR- Vorstandes, der sofort nach der Aussprache mit Erhard zusammentrat. In ihr kritisiert er vor allem angebliche Bestrebungen, der Arbeitnehmerschaft ihre Gleichberechtigung zu verwehren, Die wirtschaftliche Entwick- jung in der Bundesrepublik sei durch ine allgemeine Restaurierung alter reaktionärer Kräfte gekennzeichnet. Es bestehe nur in geringem Ausmaß der ernste Wille, gemein- sam mit den Gewerkschaften den von ihnen vorgeschlagenen Weg zur Beseitigung der Fehler der bisherigen Wirtschaftspolitik zu gehen. Für den Fall, daß der Bundesausschuß sich der Entscheidung des Bundesvorstandes des DGB anschließt, werden die Gewerkschafts- vertreter aus den Organen der Grundstoff- Industrien, den Gremien für den Schuman- plan sowie den paritätischen Ausschüssen bei der Bundesregierung austreten. Ein Ter- min für die entscheidende Sitzung ist noch nicht bekannt. Der Hauptvorstand der In- dustriegewerkschaft Bergbau hat bereits der Bundesregierung mitgeteilt, daß er sich Se- genwärtig außerstande sehe, einen Vertre- ter für den Sachverständigenausschuß zur Re- gelung des Kohlenabsatzes zu benennen. Erhard: Nicht gerechtfertigt Bundeswirtschaftsminister Erbard erklärte dazu, die„wirtschaftspolitische und sozial- politische Lage“ rechtfertige keine dramati- schen Entscheidungen. Seine Besprechung mi! Fette habe er im Geiste des Willens der Ver- ständigung geführt. In einem EKommuniquè über diese Unterredung, das nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums zwischen den Gesprächspartnern verabredet worden sein soll, heigt es:„Auf beiden Seiten wurde die Notwendigkeit betont, Wirtschaftliche und soziale Spannungen durch gleichberechtigte und verständnisvolle Zusammenarbeit weit⸗ gehend zu vermeiden.“ Als eine ernste Warnung an die Bundes- regierung bezeichnete der Zweite Vorsitzende der Sp, Ollenhauer, den Beschluß des DGB- Vorstandes. Er sei ein Beweis für die au- Berordentliche Verschärfung der Beziehmn- gen zwischen den Gewerkschaften und den Repräsentanten der gegenwärtigen Wirt- schaf tspolitik. 5 l Erhards KAußerung, so erwiderte man auf Seiten des DGB, zeige, mit wie wenig Rea- lismus der Bundeswirtschaftsminister die Si- tuation sehe und wie wenig er über die Stimmung im Volke unterrichtet sei. Es Wäre gefährlich, wenn man etwa in Bonn nicht mit dem notwendigen Ernst an die Sach- lage herangehe, die durch den Beschluß des DGB- Bundesvorstandes entstanden sei. Erweiterte Rede- und Pressefreiheit Kontrollratsbeschränkungen aufgehoben BOn n(UP). Die Hochkommission hat der Bundesregierung in einem Schreiben mitge- teilt, dag die Kontrollratsdirektive Nr. 40 vom 12. Oktober 1946 über Richtlinien für deutsche Politiker und für die deutsche Presse mit so- fortiger Wirkung für die Bundesrepublik außer Kraft gesetzt worden ist. Diese Direktive un- tersagte die Veröffentlichung von Artikeln, die dazu beitragen konnten, nationalistische, pangermanische, militaristische, faschistische oder antidemokratische Ideen zu verbreiten. Das gleiche galt für solche Artikel, die darauf hinzielten, die Einheit der Besatzungsmächte und Alliierten zu untergraben. Ferner waren Veröffentlichungen und Reden, die das Mißg- trauen des deutschen Volkes gegen eine der Besatzungsmächte erwecken könnten, verbo- ten. Nach Informationen aus dem Bundes- kanzleramt soll das Pressegesetz Nr. 5 der Hochkommission, in dem ein Teil dieser Pro- bleme— der vor allem im Zusammenhang mit der Sicherheit der drei westlichen Besatzungs- mächte angesprochen ist— durch die Aufhe- bung der Rontrollrats-Direktive Nr. 40 nicht berührt werden. — Der Bund müßte stärker sein Blücher fordert ein Weisungsrecht Tübingen(UP). Vizekanzler Blücher sagte vor Studenten der Universität Tübin- gen, die tiefe Kluft zwischen der Bundesre- gierung und dem Volke sei durch die ver- Tassungsmäßige„Fehl- und Fremdlsonstruk- tion“ Verursacht, die dem Bund keinen ver- Waltungsmäßigen Unterbau gebe. Bonn 821 auf den guten Willen der Bundesländer ange- Wiesen. Blücher forderte ein Weisungsrecht des Bundes gegenüber den Ländern für die Durchführung von Gesetzen. Dem Bundes- rat warf der Vizekanzler vor, nicht aus poli- tischer Verantwortung zu handeln. Er warnte davor, den Gedanken des Bundesstaates durch den eines Staatenbundes zu ersetzen und kritisierte scharf den Zerfall des deutschen Volkes in einen„Haufen zusammengewür- felter Interessenverbände“, denen der Blick für das Ganze fehle. Kritisches Stadium der Wirtschaft Erhard und Blücher über aktuelle Probleme Das zweite Halbjahr 1951 werde über Erfolg oder Mißerfolg der deutschen Wirtschaftspolitik seit Kriegsende entscheiden, erklärte Bundes- Wirtschaftsminister Erhard in einer Rede vor dem Bremer Senat. Angesichts der weltwirt⸗ schaftlichen Lage müsse in Deutschland vor allen Dingen eine dritte Lohnerhöhungswelle Verhindert werden. Diese würde eine sozialpoli- tische Entwicklung heraufbeschwören, die sich gegen den deutschen Arbeiter selbst richten Würde. Ein Mangel könne nicht verwaltet, son- dern nur durch höhere Leistungen überwunden werden. Die Bundesrepublik müsse versuchen, eine dreißigprozentige Steigerung ihrer Exporte zu erreichen. 0 3 Vizekanzler Blücher warnte vor der Mitglie- derversammlung der Vereinigung der Arbeit- geber in Bayern davor, allzuviel von dem Ka- Pitalbedarf Deutschlands zu sprechen, solange nach außen hin noch ein unangemessener Luxus gezeigt werde.„Niemand bekommt etwas ge- pumpt, der anscheinend besser lebt, als es ihm zusteht.“ Voraussetzung für eine Kapitalbildung seien Preisstabilität, Ruhe und Vertrauen. Blü- cher setzte sich für die Bildung von Reserven an Getreide, Margarine und Zucker ein. — 1 Deutsch-irisches Handelsabkommen Ein deutsch-irisches Handelsabkommen wurde in Bonn unterzeichnet. Es gilt vom 1. 7. 1951 bis 30. 9. 1952. Irland wird meist land wirtschaftliche Erzeugnisse wie Schlachtvieh, Pferde, Eier, Wolle und Textilien liefern. Der Gesamtwert der iri- schen Lieferungen wird sich auf 3,55 Millionen Dollar belaufen. Die Bundesrepublik wird Wa- ren im Werte von 6,14 Millionen Dollar, im we- sentlichen Industrieausrüstungen und Fertigwa- ren, nach Irland exportieren. Wirſchafliches Hilfe für Schwerbeschädigte Einwendungen der Arbeitgeberverbände Die Wirtschaft sei freiwillig bereit, den Schwer- kriegsbeschädigten durch wirtschaftliche Wieder- eingliederung zu helfen, stellte der Bundesver- band der Arbeitgeberverbände in einer Erklä- rung zu dem in Vorbereitung befindlichen Bun- des- Schwerbeschädigtengesetz fest. Die Arbeit- geberverbände warnten aber davor, bei der Un- terbringung der Beschädigten gesetzlichen Zwang anzuwenden, Die Befürworter eines solchen Zwanges hielten„zu schwache Vorschriften“ für nicht ausreichend, die Arbeitgeber zur pflicht- gemäßen Beschäftigung Schwerbeschädigter an- zuhalten. Man verlange, daß nicht wie bisher durchschnittlich 5 Prozent der Arbeitsplätze für Schwerbeschädigte freigehalten werden, sondern 8 bis 10 Prozent. Auch forderten sie für jeden nicht durch Schwerbeschädigte besetzten Arbeits- platz„eine hohe Abgabe àn den Staat“. Dem- gegenüber betonen die Arbeitgeber verbände, man müsse sich darüber klar sein, daß die Un- terbringung der Schwerbeschädigten durch ge- setzlichen Zwang in jedem Fall einen Eingriff in die Wirtschaft darstelle. Jede Uberspitzung der Forderungen müsse sich zwangsläufig nach- teilig auf den Arbeitsmarkt und auf die Preis- politik auswirken. Kostenausgleich für erhöhten Kohlepreis Die Eisen- und Stahlindustrie ist vom Bun- deswirtschaftsministerium ermächtigt worden, zum Ausgleich für die teure amerikanische Im- portkohle Preiszuschläge zu berechnen. Der „Bundesanzeiger“ veröffentlicht eine Verordnung, in der für die Lieferung von Roheisen, Halbzeug, Walzwerkserzeugnissen, Schmiedestücken ein- schlie glich rollendem Eisenbahnmaterial, jedoch ausgenommen Edelstahl, zusätzlich zu den bis- her zulässigen Preisen ein Kostenausgleich ge- nehmigt wird. 8 Mittlere bis gute Weinherbst-Aussichten Bei dem gegenwärtigen Stand der Reben ist nach einer Mitteilung des Landwirtschaftsmini- steriums eine Beurteilung der badischen Wein- ernte noch nicht möglich, da die Vegetation ge- genüber Normaljahren um 10 bis 14 Tage zurück ist. Infolge des zurückhaltenden Blüteverlaufs und der kühlen Nächte sind leider erhebliche Verrieselungsschäden bei fast allen Sorten auf- getreten. Da der Samenansatz jedoch sehr reich- lich war, kann aber in fast allen Weingebieten Badens mengenmäßig mit mittleren zum Peil auch guten Herbstaussichten gerechnet werden. Den besten Stand weisen die Silvaner und Mül- ler-Thurgau-Reben auf, während Rieslinger starke Verrieselungsschäden und die Burgunder- arten ebenfalls Ausfälle aufweisen. 5 Industrieproduktion um 3 Prozent gesunken Die industrielle Produktion im Bundesgebiet ist im Juni gegenüber dem Vormonat um arbeits- täglich drei Prozent zurückgegangen, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. Die bereits im Mai in verschiedenen Zweigen aufgetretenen rückläufigen Tendenzen haben sich im Juni auf- Weitere Bereiche ausgedehnt und über den Ver- prauchsgütersektor binaus auch wichtige Teile des Grundstoff- und mvestitionsgütersektors er- faßt. Maßgebend für diesen Rückschlag waren in erster Linie Kohle- und Rohstoffmangel(ins- besondere Stahl) und die Auftragsschrumpfung im Konsumgütersektor. Auch die Bauindustrie und Baustoffproduktion sind entgegen ihrer sai- sonüblichen Bewegung um diese Jahreszeit von der rückläufigen Tendenz erfaßt worden. Erweiterter Warenaustausch mit Norwegen Ein Zusatzprotokoll zum deutsch- norwegischen Warenabkommen vom 20. Dezember 1950 wurde in Bonn unterzeichnet. Es bestimmt mit Rück- sicht auf die deutsche Zahlungslage eine Aus- weitung der deutschen Ausfuhr um ein Sechstel peil einer im wesentlichen unveränderten deut- schen Einfuhr. Uber diese Regelung hinaus wur- den zusätzliche deutsche Lieferungen von Chemi- kalien, Hartholz, Linoleum, NE-Halbmaterial und elektrisches Installationsmaterial und zu- Sätzliche norwegische Exporte von Fischkonser- ven, Wal- und Fischöl, chemischen Rohstoffen und Halbmaterial, sowie von Nickelerzen und Kupferkonzentraten vereinbart. Deutsche Autos stark gefragt Ein Drittel der gesamten schweizerischen Auto- mobileinfuhr im ersten Halbjahr 1951 wurde von Westdeutschland mit 8 115 Stück bestritten. Men- genmäßig steht die Bundesrepublik damit an erster Stelle. Da es sich aber meist um klei- nere Wagen— besonders Volkswagen— han- delt, beträgt der durchschnittliche Importwers pro deutsches Auto nur 4091 Franken gegenüber 8 351 Franken pro Fahrzeug aus den USA, dis wertmäßig den größten Anteil an den schwei⸗ zerischen Autoeinfuhren mit 34,24 Millione: Franken haben. Aus Großbritannien wurdes 3059 Autos für 17,84 Millionen Franken, aus Frankreich 3496 Stück für 15,92 Millionen Fran- ken und aus Italien 2 024 Stück für 11,15 Millio- nen Franken importiert. Handelsabkommen mit Peru Ein neues deutsch-peruanisches Handelsablkom- men sieht ein Gesamtvolumen für beide Seiten von zwölf Millionen Dollar vor, die sich un- gefähr wie folgt aufteilen: Deutsche Einfuhr: Baumwolle 4 Millionen, Rohwolle 3 Millionen, Erze und Hrzkonzentrate 2,4 und Rohzucker 1,5 Millionen Dollar. Deutsche Ausfuhr: Eisener- zeugnisse 4 Millionen, NE-Metalle, Halbzeuge und NH- Metallfertigwaren 3, chemische und pharmazeutische Erzeugnisse 2,4 und Fertigwaren Aller Art 2,4 Millionen Dollar. Genfer Konferenz über Ost- West- Handel Vertreter der Sowjet-Union, Großbritanniens, Frankreichs, Dänemarks, Polens und Ungarns sind in Genf übereingekommen, im kommenden Monat informelle Besprechungen über die Mög- lichkeit einer internationalen Konferenz über den Ost-West-Handel zu führen, Die Konferenz selbst soll möglicherweise im September oder Oktober stattfinden. Bei den vorläufigen Be- sprechungen dürfte in erster Linie der Austausch von Getreide und Holz gegen Fertigwaren aus Westeuropa erörtert werden. Wirtschaft in Kürze England beabsichtige, eine Zustimmung zur Auflösung der Internationalen Ruhrbehörde wan einer Steigerung des deutschen Schrottexporlas zugunsten der englischen Stahlindustrie Abhän- gig zu machen, behauptet der Düsseldorfer In- dustriekurier“. Die Produktion der deutschen Stahlindustrie hat im Juni mit 1 152 000 Tonnen den höchsten Stand seit Kriegsende erreicht. 25 Neue Einfuhr ausschreibungen im Werte von rund 4 Millionen Dollar veröffentlichte der„Bun- desanzeiger“. Es handelt sich dabei unter ande- rem um Zellstoff, Papier, Pappe, Metalle, Uhren und Fleisch. ö 1 Mannheimer Produktenbörse vom 23. Juli An der Mannheimer Produktenbörse wird nur süddeutsches Brotgetreide vereinzelt gehandelt. aus Nord- und Mitteldeutschland wurde Weizen eit Mannheim zwischen 48,50 und 47 Mark, und Roggen zu 41 bis 42 Mark cif Mannheim angeboten. Der Mehlmarkt ist ausgeglichen, bei Konsummehlen ist das geringste Interesse festzustellen. Die ersten Angebote an sommergerste wurden mit 48 Mark fob Würzburg beziffert, ohne jedoch besonders beachtet zu werden. Wintergerste zwischen 41 und 42 Mark von niederrheinischen und bayerischen Stationen angeboten. Es notieren Großhandelspreise per 100 Kilo. Weizen-Erzeugerpreis: 42.—, Roggen-Erzeuger Preis: 38.—. Ausländische Futtergerste 42—43(um eine DM angestiegen), Weizenmehl(630) 64,20, Wei zenmehl(1050) 58,70, Brotmehli(1600) 53, Roggenmeh (4370) 51,25, Weizenkleie mit Paplersack prompt 26,2 (Terminlieferüng etwas ermäßigt), Roggenkleie mi Papfersack 23 bis 23.50, Weizenbollmehl 29 29,5%(um 0.50 erhöht). Trockenschnitzel 14.5015, getr. Bier treber 20.5021, Malzkleie 1019.50, Rapsschrot 19 Sojaschrot 35, Kokosschrot 27.50, Palmkernschro 24.50—25(um 50 Pfennig zurückgegangen), Mais 4 bis 48, Milokorn nicht mehr angeboten, Kartoffel 5.75—6 je 50 kg. Tendenz: ruhig. 7 Häutepreise gaben um 10 Prozent nach Die 27. Südwestdeutsche Häuteauktfon, auf der 1 Mainz das hessische und rheinland- pfälzische Gefäl versteigert wurde, stand im Zeichen einer une! heitlichen Tendenz infolge geringer Kauflust. Wäh rend am Vormittag auf der Auktion des hessische Ausgebotes bel einheitlichen Geboten größere Par tien zurückgezogen wurden bzw. ohne Gebot bl ben, wurde am Nachmittag das rheinland-pfälzls Gefälle bei flottem Gebot auf der Basis hessischen Auktionspreise übernommen. Insgesa brachte die Auktion einen Preisabschlag von es 10 Prozent. Hessische Kalbfelle fanden zu letzte Mainzer Preisen ihre Käufer. Rheimand- pfälzische Kalbfelle lagen etwas niedriger. 5 5 As Copyright by Carl Duncker, Berlin g durch Verlag v. Graberg& Görg, Wiesbaden (1. Fortsetzung) ECE O, e i, E SAH U N Die Tür, über der das Schild„Privat! Eintritt verboten!“ hing, öffnete sich. Thiele schob Frau Erna Spiekermann mit geschmeidiger Zärtlichkeit vor sich her. Er neigte sein listiges Gesicht über ihre Schulter.„Verzeih, Ernachen, aber ich muß heute noch einmal weg. Ge- schäfte, weißt du?“ klüsterte er ihr ins Ohr.“ Die Frau verzog schmollend den Mund.“ „Wirklich nur in Geschäften? Du darfst mich nicht enttäuschen, Hugo.“ Sie gab ihm einen kleinen, verliebten Stoß mit der Schulter und ging auf die Gäste zu. Sie war groß und üppig. Ihr Mund schien stets bereit, liebenswürdige Worte auszusprechen. Ihre Augen hatten einen naiven, aber habgierigen Glanz. Ueber der runden Stirn fransten sich schwarze Pony- löckchen. 8 1 5 5 Thiele pfiff die leichtsinnige Melodie des Schlagers mit. Er Warf nachlässig ein Geldstück vor den Mixer hin,„nen großen Weinbrand Statt aller Antwort stützte Geisselbrecht die Fäuste auf die Tischplatte.„Sie sollten hier nicht so angeben, Herr Thiele. Ich werde der Frau mal ein Licht über Sie aufstecken!“ Die mageren Wangen Thieles färbten sich rot vor Wut.„Halten Sie hren Schnabel! Ich bin hier Gast und Sie der Kellner! Verstehen Sie? Noch ein sorge dafür, da Die Spiekermann e rausfliegen!“ ö hatte den erregten Wort- Waochsel gehört. Sie warf dem Mixer einen em- Horten Blick zu. e 8 Geisselbrecht bis die Zähne fest aufein- ander.„Ich komme schon noch auf Ihre urmelt 8 nterdrückt und g0ʃ5 hinunter. Gro 1 nverschämtes Wort und ich Sofort stand Sie von dem Tisch der See- leute auf.„Ich begleite dich vors Haus“, lächelte sie. 5 Auf dem Flur war es halbdunkel. Im Hintergrund führte die Treppe in Windungen zu den Zimmern hinauf. 0 Frau Spiekermann schmiegte sich eine Se- kunde lang dicht an Thiele,„Du machst doch Kkeine gefährlichen Geschichten, Hugo?“ „Reine Sorge, Ernachen Ich unternehme nie etwas, was mit den Gesetzen nicht im Ein- klang steht. Dazu solltest du mich doch ⁊u gut kennen. Ich kassiere nur ne alte Schuld. Ist ein tüchtiger Brocken Geld. Wir können das Hotel renovieren lassen. Das ist doch dein Lieblingswunsch, wie?“ Zweifel glommen in „Manchmal glaube ich dir gar Manchmal denke ich...“ g „Was denn, Schatz?“ „Daß der Geisselbrecht recht hat, wenn er mich vor dir warnt!“ 5 Mißzmutig schlug Thiele den Kragen seines hellen, halblangen Sommermantels hoch. Er sprach schnell und etwas undeutlich.„Den Mixer schmeißen wir raus, wenn wir zwei erst zusammen sind. Ein Halunke, dieser Bursche. Hockt immer mit der Barfrau zu- inren Augen auf. nichts, Hugo. sammen und intrigiert gegen mich. Das könnte dem Habenichts so passen, sich hier ins warme Nest zu setzen!“. „Ich kenne ihn schon seit fünf Jahren. Eigentlich..“ f Stürmisch ergrifk Thiele ihre vollen Schultern.„Aber Ernachen! Ich tue ja alles nur deinet wegen“ 8 835 „Was tust du meinetwegen? Hängt das mit heute abend zusammen?)“ Er schnippte verwegen an seiner Melone. „Ich rede nie über Geschäfte, ehe sie nicht Perfekt sind. Pjüs, Schatz.“ Er gab ihr einen Kuß auf die Wange und stieg die steinernen Treppen auf die Straße hinunter. Hinein in den Nebel, Frau Spiekermann sah ihn plötz- lich nicht mehr, Es war, als habe ihn der die Oelkanne à milchige Dunst für immer aufgesogen. Die Laternen schimmerten wie winzig gelbe 5 Lichtstümpfchen. Laut und d ro bend schrien die Nebelhörner. Vom Stintfang her bellten Schüsse:„Hochwasser— Hochwasser!“ Frau Spiekermann legte die Hand aufs Herz. Es schmerzte sie plötzlich. Erschreckt zuckte sie zusammen, als sich eine Hand auf ihren Arm legte. Sie fuhr herum und starrte dem Mixer ins Gesicht.„Geisselbrecht— was Fällt Innen ein? Wohin wollen Sie denn? Sie haben doch in der Bar zu tun“ Ein weicher breitrandiger Hut verschattete das Gesicht des Mixers. Er hatte sich seinen dicken Ulster über das weiße Jackett gezogen. „Ich nehme mir Ausgang, Frau Spiekermann. Es ist mir gleich, wenn Sie mich raus- schmeißen, Ich sehe es mir nicht länger mit an, wie Sie in Ihr Unglück rennen. Ich Will wissen, was der Thiele vor hat.“ Flach und hastig ging der Atem der Frau. Sie suchte nach einer Antwort. Aber ehe sie sich fassen konnte, ging der Mixer an ihr vorbei. Der Nebel verschlang ihn, genau 80 wie vorhin den Weinreisenden Hugo Thiele. Ein Frösteln lief der Frau über den Rücken. Einer von den beiden muß weg! dachte sie; so geht es nicht länger. f N Sie drehte sich um, ging die paar Schritte zur Bar zurück und öffnete die Tür. Vom Luftzug angepackt wehte ihr das Reklame- plakat des Zirkus Vitus Straßbeck wie eine Fahne entgegen. Tlliele hatte es neben der Tür aufgehangen. 5 Laute Rufe, i Licht, Fröhlichkeit empfingen die Frau. Gewaltsam mußte Frau Erna Spiekermann, Besitzerin des altbekannten Hotels Spieker- mann am Hafen zu Hamburg, eine plötzlich aufsteigende Angst unterdrücken, als sie auf den Tisch der Gäste zuging. 9* 5* Der ganze Wagen, in dem der Elektromon- teur Fritz Rapp arbeitete, Wackelte hin und her, so ratterten die Schwungräder, um deren blitzendes Rund die gewaltigen Treibriemen gleich unheimlichen, sich windenden Riesen- anlage des Zirkus Straßbeck mußten heut ee,. kostüm des Zwerges Willi, Storrte, in dem eben die Schwestern Jung- breiter Rücken trug, und hoch über ihr— nur von Franzis Ar: kreischende Musik, Wärme, stern Junghoff; dann gab es e 2 schlangen schossen. Sorgfältig, setzte Rapp Die Maschinen der Licht- Denn es war Vorstellung. Galavorstellung zu Ehren des Direktors Vitus Straßbeck, heute sein 25 jähriges Jubiläum feierte. Wie eine Garde standen die Uniformierten àm Haupteingang des roten Ringes. Das Licht glitzerte auf den vielen goldenen Schnüren und den goldverbrämten Achselklappen der Stallmeister; es stürzte sich auf das Straßen- der neben dem Manegeeingang C stand und, von dem schw, ren Rot der Portiere verdeckt, in den Ri 5 hoff ihren Equilibristikakt exer zierten Unermüdlich wie ein Roboter aus Stahl und Eisen galoppierte der dicke Schimmel„Allon Allons“ an der Piste entlang. Auf dem mi grünem Samt bezogenen Brett, das se 1 stand Lilli im kur, Ballettröckchen, die kräftigen, schlanken Be. weiß überpudert. Auf Lillis Schultern bal. clerte die schmale immer lachende Franz gestützt drehte sich die süße, zarte Jett ein Federflaum in ihrem Gewand Schwanenpelz.„ Heiß und drückend war die Luft in hohen Zelt. Auf den Bänken saßen schen dicht gedrängt. 5 9 Die Musik auf der Estrade bei eingang A schmetterte ihre flotte Der Kapellmeister Dobrovan gal beste Zeltmeister des Kontinent schwang er den Taktstock und sah braunen Zigeuneruniform in di hinunter, denn sleich mußte er Gleich kam der große Trick d 5 DIE STADT WASHINGTON WIRD vo CAPITOL UBERRAGT Das Capitol, der Sitz der amerikanischen Regierung, ist heute eines der Gebäude, in denen sich die Geschicke der Welt entscheiden. Von den Einwohnern Washingtons wird es kurz als„the hill“(„der Hügel“) bezeichnet, da es auf einer der höchsten Erhebungen im Um- kreise Washingtons erbaut ist. Scheinwerferlicht übergossen, einen überwältigenden Anblick. Nicht nur eine Stätt Paris Wenn Sie in Paris die 855 Elysées hinunter spazieren oder den Boulevard Se- bastopol, wenn Sie mit der Metro nach einem der Vororte fahren oder sich an irgendeiner Kreuzung der französischen Hauptstadt auf- stellen und dort die Passanten zählen— der Polizeibericht von Paris lehrt uns, daß auf je sechzig Menschen— ein Verbrecher kommt. Denn Paris, die Stadt des Lichtes und der schönen Frauen, ist auch die Stadt des Ver- brechens. Gewiß, die Pariser Polizei wacht über Ordnung und Sicherheit. Sie zählt 21775 Mann, verfügt über 75 große Cars, über 205 Polizeiwagen, 322 Touristenautos, 332 Si- decars und über die modernsten technischen Einrichtungen. Aber Da ist vor allem das Problem der Nordafri- kaner. Tausende kommen jedes Jahr nach Frankreich, in der vagen Hoffnung, bier Arbeit zu finden, zu Reichtum zu kommen. Es gab vor zwei Jahren 70 000 Nordafrikaner in Paris, ihre Zahl ist ein Jahr später auf 100 000 angewachsen. Aber neben diesen 100 000 kon- trollierten Nordafrikanern, hauptsächlich Al- geriern, gibt es ungefähr 50 000, die sich nicht der Kontrolle unterwarfen, well sie nicht ge- gügend Existenzmittel oder eine reguläre Be- schäftigung nachweisen konnten und Angst hatten, in ein Arbeitslager zu kommen oder sonst Schwierigkeiten zu haben, Diese 50 000 tauchten unter. Sie bilden den hauptsäch- lichen Nachschub der Verbrecherbanden in Paris, sie sind eine Klasse, die Marx übersah, 5 5 er 0„Kapital“ schrieb, das„Unter- Li m a Mit der Gewandtheit eines Fassadenklet- terers sahen einzelne Passanten in den Vor- orten Limas zuweilen ein weißes„Gespenst“ Villen und Häuser erklimmen und wie einen Schemen in einem offenen Fenster oder einer Dachluke verschwinden. Viele glaubten sich zu täuschen, weil die Erscheinung sogleich wie- der verschwunden War, andere glaubten an N einen wirklichen Geist und dritte schließlich nahmen an, der Besitzer des Hauses würde gachtwandeln, weil die Wahrnehmungen — Haus leut de Hes alielſten „Entweder 4 Wochen Haft odet 100 Dollar Buße]“ verurteilte det Richtet in Baltimore Mr. Burbridge, weil er seine Frau geschlagen hatte.„Ich ziehe die 4 Wochen Haft vor!“ entschied sich der Angeklagte.„Sie werden mit und vor allem ihr bichs schaden!“ Lubei große Adler stürzten sich auf Kinder, dle bei Avezzano/ Italien ein Sonnenbad nah- men. Da die Kleinen sich in ein Wäldchen retten konnten, griffen die Raubvögel zwei Hunde an. Diese konnten jedoch einen von knen überwältigen und zerfleiscken. 10. entnehme 5 Katalog“, schrieb ein armarbeiter an eine australische Geschenk- artikel- Firma,„daß Sie schöne Sachen ver schenken. Bitte, schenken Sie mir zu meinem eburtstag eine goldene Armbanduhr und eine bereingelegte Tabakspfeife Nr. Sowieso /“ machung nachging. liche belen Menschen, me. N und nachts erfolgten. Als be- sagtes Gespenst jedoch einen allzu Neugie- en mit einem Fisen auf den Kopf schlug. diesem die Lust an der Verkolgung ver- begann die Suche nach jenem Weiß. erkleideten, der seinen beugen in dieser m Zentrum der peruanischen Stadt hatte bekannte Nervenarzt Dr. Paytas seine Weit und breit gefragt, konnte er die gaz geführt haben, das der Doktor aus cher Zerrüttung die später festgestellte Seelenwandlung durchmachte. zweites Ich durchbrechen ließ, In Inneren fand offenbar schon immer, j ein unbewußter wischen Gut 8 Böse 1 Woge Gesicht durch die Straßen der Stadt:„Ich 225 das Ge- Jedem, der abends mit dem Zuge ankommt, bietet es, vom (Aufnahme: Orbis-Archiv) Paris ist leider auch eine Stadt der Verbrechen Proletariat“, Menschen, die zu zehn und mehr in einem Zimmer wohnen, von der Hand in den Mund leben, mit kleinen Diebstählen be- ginnen, von der Not dazu gezwungen, und die dann immer größere Verbrechen begehen, bis sie mit der Justiz in Berührung kommen. Alle Verbrecher sind bewaffnet und machen beim geringsten Anlaß von der Schußwaffe Gebrauch. Das hat seine tieferen Ursachen. Es gibt in London wesentlich weniger Ver- brecher als in Paris. Warum? Weil nach der britischen Gesetzgebung jeder, der im Besitz einer Waffe angetroffen wird, auch wenn er diese Waffe nicht gebraucht hat, auch wenn er sie als Erinnerung aufbewahrte und sonst ein hochanständiger Mensch ist, zu einer Min- deststrafe von zehn Jahren Verbannung ver- urteilt wird. In Frankreich wird das un- erlaubte Tragen von Schußwaffen mit einer bedingten Gefängnisstrafe von 15 Tagen be- straft. Vor dem Krieg gab es unter sehn Verbrechern kaum einen, der bewaffnet war. Heute hat jeder seinen Revolver in der Tasche. Man hat in der ganzen Welt die franzö- sischen Deportationsinseln beschrieben. Cayenne und die Teufelsinseln gaben Stoff für zahlreiche Romane und Filme. Und dann be- schloß die Regierung, unter dem Druck der ökkentlichen Meinung und weil solche Einrich- tungen nicht mit den humanitären Prinzipien Frankreichs in Einklang zu stehen schienen, die Auflösung der Verbannungsinseln. Man steckte die zu lebenslänglichem Kerker Verurteilten in die Gefängnisse. Aber es Die„Seelemyandlung“ des Dr. Payſas Unter dem Zwang des„Zweiten Ichs“ zum Schrecken von Lima geworden Nach der Sprechstunde wartete er auf den Einbruch der Dunkelheit. Dann schlich er wie ein Raubtier in eine geheime Umkleidekabine, schminkte sein Gesicht schwarz und warf ein eigens für ihn angefertigtes weißes Trikot über. Mit elastischen Schuhen bekleidet und einer weiten Aktentasche die an einem Rie- men über die Schulter hing, schlich er sich an das Ziel seines nächsten Einbruches, wo er mit der Gabe eines Wünschelrutengängers immer das Kestbarste stahl. 0 Zweimal lief dem unheimlichen Nervenarzt ein Dienstmädchen über den Weg, als er doch etwas zu unvorsichtig in eine Villa eingestie- gen war Aber beide zeigten sich nicht mutig genug, ihn zu veraten. Im Gegenteil, sie schlossen sich mit ihm zusammen und kund- schafteten für ihn später lohnende Objekte aus, derer sich das„Gespenst von Lima“ dann bemächtigte. Eines Tages befürchtete der Räuber doch, die eine Freundin könne ihm Schaden zu- fügen, da sie die Forderungen für ihre Be- teiligung an geraubtem Schmuck und Geld immer höher schraubte, Er fesselte und kne- belte sie, schleppte sie in einen Keller seiner Praxis und kettete das Mädchen an einen Eisenring, der in die Wand gemauert war. In demselben Raum befand sich ein schwerer Tresor. Er diente eigens zur Aufnahme des Raubgutes. Im Laufe der Zeit besaß Paytas einen erstohlenen Schatz im Werte von nicht Weniger als 1 Million Dollar. Aber während der Arzt Schätze anhäufte, steigerte sich tagsüber als rechtschaffener Mensch seine Furcht vor sich selber. Er führte einen Kampf mit sich. Aber jedesmal wenn die Sonne sank und die Nacht hereinbrach, ergriff er unter dem Zwang seines zweiten Ichs das Einbrecherwerkzeug und ging seinem mit einer unglaublichen Wendigkeit ausge- kührten„Werk im Dunkeln“ nach. a Ein gutes Jahr forschte man in Lima ver- geblich nach dem Gespenst aus Fleisch und Blut. Es schädigte fast alle angesehenen Kreise, brachte viele Einwohner um ihre Er- sparnisse und trägt die Verantwortung für den Bankrott von fünf Geschäften. Endlich sollte die Aufklärung durch das bessere Ich des Dr. Paytas gelingen: Ein schreiender mit einem weißen Frikot bekleideter Mann mit schwerz beschmiertem lief mittags heftig gestikulierend benst von Lima!“ be er in Gewahrsam e werden 5 konnte, hatten Geschädigte den Dr. Paytas wutentbrannt niedergeschlagen, so daß er kurz darauf an den erlittenen Verletzungen verstarb Des 8 155 hatte sich geröch 25 5 8 3 5 3 1 „Die Uhr von Ipswich“ geht nichf mehr! Ein ganzes Stadtviertel gerät durcheinander London Da ist nun geit Pfingstmontag ein ganzes Viertel der englischen Stadt Ipswich in einem heillosen Durcheinander. Die Schulkinder kommen zu spät zum Unterricht, die Be- amten zu spät zum Büro, die Arbeiter zu spät in ihre Betriebe, Bäcker, Metzger und Gemüsehändler öffnen zu spät ihre Läden und kein Mensch, kein Schullehrer, kein Be- triebsleiter und kein Kunde nimmt diese Verspätungen übel. Schließlich ist die Un- Pünktlichkeit Trumpf. Und schließlich weiß jeder es: die„Uhr von Ipswich“ geht nicht mehr. Daß Scotland Vard sich so eifrig um den Fall bemüht, liegt allerdings weniger an der Unregelmäßigkeit und an den chronischen Verspätungen im besagten Stadtviertel, son- dern einzig daran, daß Londons weltberühm- ter Kriminalpolizei die Aufgabe gestellt Wurde, Licht in dieses aufregende Dunkel der„Ipswicher Uhr“ zu bringen und festzu- stellen, ob da nun ein Verbrechen vorliegt oder aber etwa eine Verzweiflungstat, ein Selbstmord. Wie aber kann denn eine Uhr ermordet werden, mehr noch: wie kann sie Selbstmord begehen? Nun, dieses Rätsel hat eine Lösung: bei jener Uhr von Ipswich handelte es sich in Wirklichkeit um einen Menschen aus Fleisch und Blut, mit dem gut bürgerlichen Namen Leslie Newson, seines Zeichens Män- es Lichts und der Eleqanz stellte sich bald heraus, daß die Gefängnisse überfüllt waren, daß man nicht Menschen ein Leben lang in einer Zelle behalten kann. Und man begnadigte viele. Vor allem aber hat die Verbannung das ab- schreckende Beispiel verloren. Der Mann, der heute ein Verbrechen begeht, weiß, daß er nur Wenige Jahre Kerker bekommt, daß ihm, wenn er sich gut aufführt, die Hälfte der Strafe erlassen werden wird. In Spanien und in England wird der, wel- cher tötet, zum Tode verurteilt. In Frankreich ist man wesentlich sanfter. Aber diese Sanft- heit hat nichts mit Humanität zu tun. Wer einen Raubmord begeht, hat kein Recht, an humanitäre Gefühle zu appellieren. Vielleicht lassen sich die französischen Richter gar nicht einmal so sehr von humanitären Gedanken leiten, als von der Tatsache, daß man einen Verbrecher, den man verurteilt, auch in ein Gefängnis stecken muß. Die Fran- zösischen Gefängnisse sind jedoch zu Klein, um alle Gesetzesübertreter aufzunehmen. Soll man neue Gefängnisse bauen, wo Pau- sende von Häusern Ruinen sind und Mil- lionen Menschen auf eine Wohnung warten? Aber man nerkleiderwarenhändler in einer Hauptver- kehrsstraße von Ipswich. Leslie Newson be- wohnte eine kleine Dreizimmerwohnung draußen in dem genannten Viertel. Seine täg- lichen Gewohnheiten, denen er mit einer ge- radezu unheimlichen Pünktlichkeit nachging. machten ihn zu dem exaktesten Zeitbestim- mer ganz Ipswichs, ganz Englands. Und ein jeder Einwohner des Viertes rich- tete sich und seine Taschen- oder Stubenuhr nur nach Leslie Newson. Jeder wußte, daß es morgens ganz genau 8 Uhr 16 war, wenn Les- lie seine Wohnung verließ, um ins Geschäft zu gehen, daß Leslie ganz genau siebenein- Halb Minuten brauchte zu diesem Weg, daß es genau 5 Uhr 30 nachmittags war, wenn er das Geschäft wieder verließ(Samstag erst um 6 Uhr), daß er ganz genau siebeneinhalb Mi- nuten später wieder seine Wohnungstür auf- schloß, daß er ganz genau um 6 Ubr 30 die Wohnung verließ und ganz genau 55 Schritte tat bis zum nächsten Wirtshaus, wo er jeden Abend genau zwei Biere trank, zwei Flaschen Bier unter den Arm klemmte und um 7 Uhr ganz genau die 55 Schritte zurück zu seiner Wohnung machte. Um 8 Uhr 3 abends stellte Leslie das Grammophon an, spielte eine Stunde lang Platte um Platte, ganz genau eine Stunde lang, und um 9 Uhr 3 ver- stummte das Grammophon. Um 9 Uhr 18 ganz genau verlöschte das Licht in Leslies Schlaf- zimmer— die exakte Uhr von Ipswich lag in der Klappe. Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, und im Laufe des Pfingstmontags ge- riet das Ipswicher Stadtviertel Leslie New- sons in große Aufregung. Die Uhr ging nicht mehr richtig. Leslie kam später als üblich vom Geschäft heim Das Wirtshaus suchte er anderthalb Stunden später als sonst auf. Wohl trank er dort seine zwei Glas Bier, aber er klemmte nicht die üblichen zwei Flaschen unter den Arm. Er verließ das Wirtshaus allein— Leslie Newson war immer allein— aber er ging erstaunlicherweise nicht nach Hause, sondern sonstwohin, um einige Zeit später mit einem großen Unbekannten seine Wohnung zu betreten. Und dann börte man keine Grammophonmusik. Nur eine erregte Debatte. Andernmorgens wurde es 8 Uhr 16 und 8 Uhr 18, und als Leslie immer noch nicht zum Hause heraustrat, da war das ganze Viertel alarmiert, man erbrach die Haustüre und die Türe zu Leslies Schlafzimmer und fand einen. Toten. Newsons Schädel 0 eingeschlagen. Dazu strömte das Gas aus dem offenen Hahn Mord oder Selbstmord? Scotland Vard be- müht sich, das Rätsel aufzuklären. Die Zei- tungen berichteten sogar in diesen Tagen, habe eine neue Spur entdeckt. Aber Wenn die Klärung des Falles auch gelingt. das Stadtviertel hat seine exakte Uhr ver- loren. Gehorsaomsverweigerung am Frühstücksſisch Jackie fiel vor Ueberraschung der Siruplöffel aus der Hand New Lor k. Das militärische Drama des Ehepaares Macchia begann am Morgen nach jenem Tag, an welchem der Soldat Jackie Macchia zum ersten Male vom Truppenübungslager seiner Infanterie-Division zu einem fünftägigen Ur- laub nach Chicago kam. Wie immer erhob sich der junge Ehemann gähnend als erster, brühte den Kaffee auf und deckte auf dem Balkon den Frühstückstisch, Nach dem Ra- sieren ließ er sich behaglich in der warmen Sonne nieder, und da erschien auch schon Betty, sein Sweetheart, auf die dunklen Locken kokett das Offizierskäppi der US- Armee gedrückt, der sie als weiblicher Leut- nant zu dienen die Ehre hatte. 8 Stirnrunzelnd blieb sie in der Balkontüre stehen und betrachtete den Gatten, der sich gerade Sirup auf den Eierkuchen träufelte. „Jack darling“, fragte sie befremdet,„habt ihr das nicht bei eurer Rekrutenausbildung ge- lernt?“—„Was denn, Betty?“ fragte der junge Mann mit vollen Backen kauend zurück.— „Nun, das man als G. I. aufstehen und salu- tieren muß, wenn ein Leutnant oder Vorgesetz- ter frühmorgens in einen geschlossenen Raum Kkoramt!“ Jackie fiel vor Ueberraschung der Sirup- löffel auf das rechte Hosenbein, Dann begann er prustend zu lachen.„Aber Betty! Seit einem Jahr sind wir schon verheiratet und——“ Unwillig unterbrach ihn die junge Frau: „Streite nicht! Wir sind zwar Mann und Frau, aber seit meiner Ernennung zum Leutnant stehen wir auch in einem militärischen Ver- hältnis zueinander! Ich bin dein Vorgesetzter, und da hast du zu grüßen, wenn ich früh ins Zimmer komme!“ Jackie grinste:„Wir sitzen ja auf dem Bal- kon!“ Nun wurde Betty böse,„Ach, du weißt ja ganz genau, was ich meine!“ sagte sie. „Außerdem— dieser Sirupfleck!! Heute abend meldest du dich bei mir mit frisch gewaschener Uniform. Was soll man von dir denken, O deine Frau Offizier ist. Jackie ließ seinen er en liegen. 9 5 nisch lächelnd fragte er:„Sonst noch einen Befehl, Mistreß Leutnant?“ Worauf Betty eisig wurde:„Unterlaß solche Bemerkungen! Sonst werde ich mich über dich bei deiner Truppe beschweren!“ Nun platzte dem Fhemann der Uniformkragen. Mit einer Verwünschung warf er seine Serviette auf die Eierkuchen, der 8 Krach nahm seinen Anfang. Die Sache endete damit, daß Betty N Mann wegen Insubordination meldete und Jack zum Scheidungsrichter lief. Der soll nun ent- scheiden, ob Betty Jack kommandieren durfte. Migräne oder nach übermäßigem Alko. hol- ond Nikotingenuß geben 12 Tabletten schnell spürbare Erleichterung v. einen klaren Kopf. 5 0 12 flit NxE A abt T J. För e Braunwerden Wie bisher NMived- Creme. 2. Bei längerem Sonnenbad oder accrkerer Strahſung Niveg- Ultra- Ol mit verstärktem Lichtschutz. Bräune besser mit die bewährten polhtekerfleidrichs Mitchosan- Dragees. Neis! in frre: Zeſt merkliche Cewicktszunanme volſe Körperlormen, frisches Aus sehen(für Damen volle 0 0 Stör. Ven Arbeitslust, Blut und Nerven Voöhlig unschädlich, auch für Kinde 4 Pockong(80 Progees) 3, 75 DM, Ko (doppeſi ö, 50 P. Proschöre gat Hegen 2 an den eben: N ollen b. Sobleg, Or. Hef pe Ombfl, Berlin V/ 185, 429 5 ist immer: nahrhaft binisg Ses unte wertvoll . 2 FP. 5 R ACR NED 811k FE 5 & S S. „ e 1 Südwestdeutsche Rundschau Regelung des Ruhestands für Beamte Stuttgart Gwyb). Die Württemberg-badi- sche Regierung wird eine Verordnung erlas- Sen, Wonach Beamte, die bereits das 65. Le- bensjahr vollendet haben, am 31. August die- ses Jahres in den Ruhestand treten. Im Ent- wurf des Staatshaushaltsgesetzes für Würt- teniberg-Baden ist vorgesehen, dag künftig alle Beamten in dem Monat in den Ruhe- Stand treten sollen, in dem sie das 65. Le- bpensjahr vollenden. Ferner beschloß das Kabinett auf Antrag der Arbeitsgemeinschaft der Betriebsräte der r * 1 Ministerien, den Staatsbediensteten auf An- trag einen einmaligen Vorschuß von 100 DM zur anschaffung von Wintervorräten zu se- währen. Unterkunftsfrage bei zwangsweiser Räumung Stuttgart dw). Der Rechtsausschuß des württemberg-badischen Landtags billigte den Entwurf eines neuen Erlasses des Justizmini- steriums über die Zwangsvollstreckung von Räumungstiteln. Die neue Verordnung 8011 den umstrittenen Erlaß über die Zwangsvoll- Streckung vom 8. Januar dieses Jahres er- Setzen, in dem verfügt worden war, daß die Gerichtsvollzieher vor der zwan gsweisen Räu- mung einer Wohnung nicht zu prüfen hätten, 5 * * dab man ob der zur Räumung verurteilte Mieter eine andere Unterkunftsmöglichkeit gefunden habe. Vertreter des Justizministeriums hatten be- reits betont, diese Formulierung besage nicht, zur Zwangsräumung verurteilte Mieter einfach auf die Straße setzen könne. Das Ministerium habe nur klarstellen Wol- len, daß nicht der Gerichtsvollzieher, sondern das Gericht nachprüfen müsse, ob der zur Räumung verurteilte Mieter eine Unterkunfts- mwoöglichkeit habe, In dem neuen Erlaß wurde die mißverständliche Formulierung geandert. 8 E Kein Ubungsgelände mehr beansprucht Karlsruhe db). Württemberg-Baden wird voraussichtlich kein größeres Gelände mehr für die Einrichtung eines Truppen- übungsplatzes an die Amerikanische Besat- umgsmacht abgeben müssen. In den letzten Monaten war erwogen worden, in Nordwürt-⸗ emberg im Raum des Strombergs zwischen Vaihingen-Enz und Maulbronn ein größeres besiedeltes Gelände für militärische Ubungs- 26 ecke zu beschlagnahmen. Wie in amerika- mischen Kreisen nunmehr bekannt wird, wurde diese Absicht aufgegeben, da gegenwärtig Zwischen amerikanischen und deutschen Stel- len über die Anlage eines großen Truppen- übungsplatzes in Bayern im Raum von Ham- melburg verhandelt wird. Entsprungener Häftling stellt sich Weinheim(wb). Der unter Betrugsver- dacht verhaftete 45 Jahre alte Weinheimer Möbelvertreter, der sich am vergangenen Donnerstag der Verhandlung vor dem Wein- heimer Schöffengericht durch einen Sprung aus dem Toilettenfenster des Amtsgerichts entzogen hatte, hat sich jetzt der Heidelberger Polizei gestellt. Zwei Tote auf der Autobahn Karlsruhe wb). Auf einem eingleisigen Abschnitt der Autobahn zwischen Karlsruhe und Bruchsal wurden zwei Personen bei einem Verkehrsunfall getötet. Beim Uberho- len geriet ein Motorradfahrer zwischen einen Lastkraftwagen und ein Personenauto. Der Motorradfahrer wurde sofort getötet, seine Beifahrerin erlag auf dem Weg ins Kranken- naus ihren bei dem Unfall erlittenen Ver- letzungen. Auf eingleisigen Autobahnabschnit- ten ist das Uberholen verboten. Pforzheim blieb ohne Wiederaufbauhilfe PFO TZ heim(Swk). Der Oberbürgermei- Ster von Pforzheim bemühte sich in mehreren Schreiben an die Bundesregierung und den Präsidenten des Landesbezirks Baden in Karls- ruhe um Aufnahme der schwer zerstörten Stadt Pforzheim in das amer. ECA-Wiederaufbau- programm für westdeutsche Industriestädte. Gleichzeitig wurde der zuständigen Sonder- kommission ein konkretes Wiederaufbaupro- gramm übermittelt. Der Bundeswohnungsmi- Alster teilte in seinem Antwortschreiben mit, dag Pforzheim trotz seines schweren Zerstö- rungsgrades nicht berücksichtigt werden könne. Auch 50 andere vom Kriege mitgenommene Städte des Bundesgebietes könnten keine ame- rikanischen Aufbaumittel erhalten. Im Lande Baden- Würstemberg seien nur Stuttgart und Karlsruhe in das Wiederaufbauprogramm ein- bezogen worden. Mit Gehrock und Zylinder ins Wasser Tauberbischofsheim dwb). Vor mehr als 3000 Zuschauern sprang der stellvertre- tende Bürgermeister von Tauberbischofsheim, Hermann Mott, nach einigen Worten der Be- Srügung an die Menge, angetan mit Gehrock und Zylinder, ins Wasser. Mit dieser Zere- monie wurde das neue Schwimmbad, das als das größte des badischen Frankenlandes be- zeickmet wird, feierlich eingeweiht. Das Bad worden.— Wer die Selbstmörderin auch Gattenmörderin? 8 Baden-Baden dds). Eine 30 Jahre alte f Baden einen Selbstmordversuch, indem sie auch Schlaftabletten einnahm. Sie wurde be- Wußtlos in der Zelle aufgefunden und in ein Krankenhaus übergeführt, wo sie am folgenden Tag starb. Die Frau stand unter dem dringen- den Verdacht, am Tode ihres Mannes mit- schuldig zu sein. hr Mann war am 24. Juni in seinem Landhaus bei Lautenbach(Murgtah 358855 übermäßigen Rauschgiftgenusses ge- Sstorben. g 5 5 verbände des„Bundes Europa gend! haben in Ludwigsburg junge Gemeinschaft nion Württemberg-Baden“ gegrün, n ll e Hundschau War innerhalb von fünf Monaten gebaut Frau unternahm im Gerichtsgefängnis Baden- ihre Pulsadern öffnete und wahrscheinlich Ludwigsburg Die Delegierten der . ure isckrer du Europa- ger bei der Besichtigung des Münsters wendig geworden ist:. Deutſchlandfahrer paſſierten Seckenheim. Auf der vierten Etappe der diesjährigen „Deutſchlandrundfahrt paſſierten geſtern Nachmittag gegen 17 Uhr die Deutſchland⸗ fahrer auf dem Weg zum Etappenziel Mann⸗ heim, unſeren Vorort. Schon kurz nach 16 Uhr umſäumten große Menſchenmauern die Hauptſtraße, um die Giganten der Landſtraße zu ſehen. Lange vor dem Eintreffen der Fah⸗ rer paſſierten lange Werbe⸗ und Reklame⸗ kolonnen mit bunt ausgeſtatteten Fahrzeu⸗ gen vor den Beſchauern Revue, unter denen man auch das Team der NSu⸗Werke mit den Weltrekordjägern Fleiſchmann und Herz bemerkte. Die Geduld der Wartenden wurde allerdings auf eine harte Probe geſtellt, faſt eine Stunde nach der vorgeſehenen Zeit tauchte das geſamte Feld faſt geſchloſſen auf, um, wie ein bunter Wirbelwind den Augen in Richtung Mannheim zu entſchwin⸗ den.(Ergebniſſe ſiehe Sportbericht). Heute Vormittag ſind die Fahrer von Mannheim aus zur 5. Etappe, die durch die ganze Pfalz nach Karlsruhe über 238 km führt, geſtartet. 8 Schulentlaſſungsfeier am Freitag. Die hieſige Volksſchule hält am kommen⸗ den Freitag, vormittags 9 Uhr, im Vereins⸗ haus ihre diesjährige Schulentlaſſungsfeier ab, zu der alle Freunde der Volksſchule und die Eltern der Schüler eingeladen ſind. Die diesjährige Entlaſſungsfeier ſteht unter den Gedenken des bekannten Dichters Viktor von Scheffel. Neben muſikaliſchen und rezitato⸗ riſchen Darbietungen der Schüler wird ab? ſchließend ein Volksſtück nach Wilhelm Buſch geboten. Zur Wahrung der Menschenrechte Stuttgart Guyb). Für die Bildung eines überstaatlichen Forums zur Wahrung der Menschenrechte setzte sich der Ordinarius für öffentliches Recht an der Universität Tübin- gen, Professor Schneider, in Stuttgart auf einer Tagung, die vom Suttgarter„Ausschuß für unver äußerliche Rechte“ und vom würt⸗ temberg-badischen Kultministerium veran- staltet wurde, ein. Die Grundsätze dieses Fo- rums, so erklärte Professor Schneider, müß- ten für alle Nationen bindend sein. Jeder europäische Bürger solle dieses Forum anru- fen können. Bei der Eröffnung der Tagung be- tonte Dr. Paul Gerhard vom Vorstand des Ausschusses für unveräußerliche Rechte, so- lange die Grundrechte gewahrt bleiben, könne es dem Bürger niemals„ganz schlecht gehen“. Akademische Berufe nicht gefragt Neustadt/ Weinstraße dn). Von 470 pfäl- zischen Abiturienten des Jahrganges 1951 Wol- len nur noch die Hälfte akademische Berufe ergreifen. Wie die Berufsberatungsstelle des Landesarbeitsamtes Pfalz in Neustadt mit- teilte, hat sich im allgemeinen mehr als in den Vorjahren die Erkenntnis der Aussichtslosig- keit des akademischen Stucliums durchgesetzt. Vor allem bei technischen Berufen trete an die Stelle des Hochschulbesuches der Fach- schulbesuch mit vorgeschalteter Lehrzeit. Wie Klar die Abiturienten ihre Zukunft beurtei- jen, beweise die Tatsache, daß in Kaiserslau- tern Abiturienten in großer Zahl gut bezahlte Arbeitsplätze bei amerikanischen Bauvorha- ben annehmen. Endlich„Abrüstung“ an der Grenze Konstanz(UP). Der noch aus dem Kriege stammende Stacheldraht entlang der deutsch- schweizerischen Grenze wird erst jetzt besei- tigt werden, wie das Landratsamt Konstanz mitteilt. Nachdem sich jahrelang die Grund- stückseigentümer, Gemeinden und Landesbe- hörden darum gestritten hatten, wer die Ko- sten für die Entfernung der Stacheldrahtver- haue zwischen Basel und dem Bodensee tra- gen sollte, hat sich jetzt eine Karlsruher Firma gefunden, die diese„Abrüstung“ ko- stenlos gegen Uberlassung des Drahtes über- nimmt. Aus„zolltechnischen Gründen“ ist die Beibehaltung des Stacheldrahtverhaus im Stadtgebiet von Konstanz vorgesehen. *. Kreuz und quer durch Baden Mannheim. Auf Anregung der Indu- strie und Handelskammer Mannheim ist in Mannheim eine„Verkehrswacht“ gegründet Worden. Die„Verkehrswacht“ will sich mit Verkehrsberatung und Verkehrserziehung 1 55 fassen. 5 1 CW) Baden-Baden. Nach Ansicht von Sach- verständigen kündigt sich neben der grohgen Beerenernte auch bereits ein erheblicher Pilz- segen in den Wäldern des Schwarzwaldes An.(SWK) Freiburg. Der Kontrolleur der französi- schen Sicherheitsbehörde für das Land Ba- den in Freiburg, Georges Koenig, wurde zum Ritter der französischen Ehrenlegion er nimmt. e(ds) Altlußheim, Mannheim,. Ein sechsjäh- riger Junge ist erhitzt in den Altrhein ge- 8 f sprungen, um einen Ball herauszuholen. Durch die plötzliche Abkühlung erlitt er einen Herz- schlag. Alle Wiederbelebungsversuche blie- ben erfolglos.„ Baden-Baden. Metalldiebe schnitten in Baden-Baden aus einer Oberleitung 100 Meter Telefonkabel heraus. Durch das Nach- lassen der Spannung stürzte ein Mast um. ds) Freiburg besichtigen wollen, müssen künf- tig Eintrittsgeld bezahlen, weil dies„durch das chrfurchtslose Verhalten vieler Auswärti⸗ me not- 5 . Freiburg. Fremde, die das Münster in d Ein froher Nachmittag bei den Schifferkindern Die Kinder und Leitung des hieſigen Schif⸗ ferkinderheims hatten am Sonntag einen gro⸗ ßen Tag. Zum erſten Mal ſeit Beſtehen des Heimes in Seckenheim traten Leitung und Kinder vor die breite Oeffentlichkeit, um Zeugnis der unermüdlichen Erziehungsarbeit abzulegen und gleichzeitig für die Verbun⸗ denheit zwiſchen Heim und Bevölkerung zu werben. Abſchließend, nach einem Nachmittag voller Sonne und Kinderfröhlichkeit darf ge⸗ ſagt werden, daß dieſe Zielſetzung in fein⸗ ſter Weiſe verwirklicht werden konnte, denn dieſer Querſchnitt aus der Arbeit des Hei mes war ſicherlich dazu angetan, bei den zahlreichen Beſuchern Verſtändnis und auch Hilfsbereitſchaft zu wecken. Letztlich aber haben ſich die Kinder durch ihre Darbietun⸗ gen in die Herzen der Seckenheimer hinein geſpielt und hineingeſungen— deutliches Zeichen waren hierfür die frohen Geſichter und zahlloſen Dankesworte beim Abſchied von dem ſchmucken und ſauberen Heim an den Kaſernen. Die Kinder ſelbſt hatten unter der ver⸗ ſtändnisvollen Anleitung der Erzieher ein kleines Programm zuſammengeſtellt, das wirklich in jeder Beziehung gelungen war. Eröffnet wurde der Frohe Nachmittag in dem nicht ausreichenden großen Speiſeſaal mit einem Muſikſtück einer Eppelheimer Streichergruppe, der die Begrüßungsan⸗ sprache von Herrn Huber im Auftrag del Verwaltungsrates und der Leitung des Hei mes folgte. Nach choriſchen Darbietungen eines Kinderchores und ſehr ſein ausgewo⸗ genen Erzieherchores folgte ein Vorſpruch der Kinder, die in launiger Versform auf die mannigfaltigen Aufgaben des Alltages hinzeigten und die unermüdliche Erziehungs⸗ arbeit erkennen ließ, die hier geleiſtet wird. Ein hervorragend einſtudiertes Märchenſtück um die Prinzeſſin Turandot wurde begeiſtert aufgenommen, die hübſchen Koſtüme und die friſchfröhliche Spielweiſe der kleinen — ͤ—— Bazar der Kath. Pfarrgemeinde. Am kommenden Sonntag und Montag ver⸗ anſtaltet die kath. Pfarrgemeinde auf dem Kirchplatz und in den Räumen des Schwe⸗ ſternhauſes ihren traditionellen Bazar, der zu Gunſten der Kindergärten abgehalten wird. Wie im vergangenen Jahr haben ſich die Initiatoren wieder allerhand Mühe ge⸗ macht, um den ſicher zahlreich zu erwarten⸗ den Beſuchern frohe Stunden zu bereiten. Neben der bekannten Kapelle Schary werden verſchiedene Humoriſten am Werke ſein, um für ſtändige, gute Stimmung zu ſorgen, während die ſportlich„Intereſſierten“ an der Kegelbahn und Schießſtand ihr Können un⸗ ter Beweis ſtellen können. Weiter werden die Geſangvereine mit muſikaliſchen Dar⸗ bietungen aufwarten, während wie üblich bei einem ſolchen Volksfeſt für die leiblichen Genüſſe in jeder Beziehung geſorgt iſt. * Sommerball bei den Fußballern. Im dichtbeſetzten Saal des„Stern“ hiel⸗ ten die 98 er ihren diesjährigen Vereinsball ab. Humor, Frohſinn und beſte Laune be⸗ ſtimmten den Ablauf dieſes gutgelungenen Feſtes der großen Fußballfamilie. Nach kurzen Begrüßungsworten durch den 1. Vor⸗ ſitzenden R. Merz, ging dieſer noch einmal auf die markanteſten Punkte betreffs Ver⸗ anſtaltungen im abgelaufenen, arbeits⸗ und erfolgreichen Geſchäftsjahres ein. Insbeſon⸗ dere ſtreifte er den großen ſportlichen Er⸗ folg der Fußball⸗Werbewoche. Sodann lei⸗ tete er in den gemütlichen Teil des Abends über, der ſich bis in die frühen Morgenſtun⸗ den hinzog. Nur ungern trennten ſich Ak⸗ tive, Paſſive ſowie Freunde und Gönner des Vereins. Sinn und Zweck aber, das Band der Kameradſchaft enger zu knüpfen, wurde auch an dieſem Abend wieder voll und ganz erfüllt. 1 * Die ersten Rentenzulagen Ende Juli Alle Vorbereitungen für die Auszahlung der Rentenzulagen durch die Post von Ende Juli an seien getroffen worden, gab das Bundes- arbeitsministerium bekannt. Bei der ersten Zahlung sollen die Rentenzulagen für Au- gust im voraus und gleichzeitig die Renten- zulagen für Juli nachgezahlt werden. Die Rentenzulagen für Juni sollen Ende August F Dachgezahlt werden. 5 Nur das„halbnackte“ Leben gerettet Mannheim(lb). Ein feuchtes und un- erfreuliches Ende nahm die Urlaubsfahrt eines 30 Jahre alten Schreiners aus Braunschweig mit seiner Verlobten. Die beiden waren mit einem Faltboot rheinabwärts unterwegs und stießen dabei an einen Seilträgerkahn der Altriper Fähre bei Mannheim. Das Boot ging mit seinem gesamten Inhalt unter, darunter ein Kofferradio, zwei Fotoapparate, Wäsche, Zeltausrüstung, Schuhe und Bargeld. Die bei- den Insassen, die nur im Badeanzug waren, hielten sich an dem Seil fest und schwammen dann ans Ufer. 5. Wettervorhersage am Mittwoch wechselnd, anfangs gebiets- Weise noch stark bewölkt, im wesentlichen noch niederschlagsfrel. Tageshöchsttemperatu- ren um oder wenig über 20 Grad. Abflauende . Westliche Winde. Am Donnerstag vielfach auf. Grad. beiternd, trocken, Prwärtung bis gegen 28 f Schauſpieler begeiſterte Alt und Jung in gleicher Weiſe. Der nett vorgetragene Abend⸗ ſegen aus der Märchenoper Hänſel und Gretel bildete Beſchluß des erſten Teils, Dann verſammelten ſich die Gäſte auf den Spielgelände, wo unter den Klängen einer Blaskapelle nette Reigen und Volkstänze auf⸗ geführt wurden. Anſchließend verſammelten ſich die Gäſte wieder in dem hübſch gedeck⸗ ten Speiſeſaal, wo bei froher Unterhaltung Kaffee und Kuchen kredenzt wurde. Def evangeliſche Kindermiſſionar Jung, Haus⸗ vater Hoppe, Pfarrer Scharnberger, Ver⸗ treter der Kirchengemeinde und Gemeinde⸗ verwaltung zeigten den Gäſten die mannig⸗ faltigen Aufgaben des Heims, in dem die Kinder, deren Eltern dem sſchweren und verantwortungsvollen Schifferberuf nach. gehen, zu ganzen Menſchen in chriſtlicher Auffaſſung erzogen würden. Die Ausfüh⸗ rungen zeigten deutlich, daß aber der von allen Erziehern und Leitern aufgewandte Idealismus nicht über die oft ſchwierigen finanziellen Hemmniſſe hinwegtäuſchen dürfe, Aus dieſem Grunde ſei die Gründung eines Freundeskreiſes für Kinder anſtrebenswert um der Hilfsbereitſchaft den Kindern gegen über eine Möglichkeit zur Mithilfe zu geben. Die ausgegebenen Karten zum Beitritt in dieſen Freundeskreis werden ſicherlich bei all dem Geſchehenen veranlaßt haben, die⸗ ſem Kreis beizutreten und mitzuhelfen bei der Erziehung von Kindern, denen das here vorragend betreute und geleitete Heim das wohlbehütete Elternhaus erſetzt. Dieſe Tat, ſache iſt es ſicherlich wert, eine wirkliche Un terſtützung zu gewährleiſten. Ein frohes Kinderlied und der wirklich ausgezeichnet dargebotene Leiermann bil⸗ deten den Ausklang dieſes frohen Nachmit⸗ tags, bei dem zahlreichen Beſuchern der Abi ſchied von der gut erzogenen und frohen Kin⸗ derſchar nicht leicht gefallen iſt. Er. Der Lohn der Schularbeit Jetzt ist es so weit. Mit zitternden Händen nehmen die Mädel und Buben die kleinen, so bedeutungsvollen Hefte, auf denen groß das Wort„Zeugnis“ prangt, aus der Hand ihres Lehrers entgegen. Dieser Akt wäre ja noch zu überstehen, wenn — ja, wenn nicht diese eine, Sorgen erregende, punktierte Linie wäre, unter der die Worte stehen:„Unterschrift des Erziehungsberech- tigten“. Nun, zunächst bleibt diese Linie ja frei, und die Lehrer pflegen im allgemeinen ihren Schülern eine Galgenfrist zur Vorlage des Zeugnisses zu geben. Wie schön haben es dann doch jene Schüler, deren Vater Reisen der ist. Mit Neid denke ich heute noch an sie zurück, die so stolz sagen konnten:„Mein Vater ist auf Geschäftsreise“ oder„Mein Papa ist noch nicht von seinen Montagearbei- ten zurück“.. Welch ein aufregender Augenblick, wenn die Schüler das schmale Heftchen in der Hand haben! Da wird verglichen und manchmal auch gemault, wenn der Junge oder das Ma- del der Meinung ist, daß der Lehrer seinen Leistungen nicht gerecht wurde. Schlieglich, trotz aller Galgenfristen, kommt doch der Abend, an dem der Schüler seinem Vater das Heft vorlegen muß. In jedem Fall — und wenn das Zeugnis noch so gut ist— Wird er es mit ernster, ja feierlicher Miene aufschlagen und kritischen Blickes die ein- zelnen Noten begutachten. Und dann kommt das Urteil. Mit ihm der Lohn. Ein paar Mün- zen für die Sparbüchse bei guten Noten, ein Sack voll ernster Ermahnungen bei schlech- ten. Der Schüler wird die Ermahnungen um- arbeiten in gute Vorsätze, mit denen er dann in das neue Schulhalbjahr steigt. of jeden Fall wird er sich— zumindest beim Wieder- beginn der Schule— bemühen, das nächste Mal ein noch besseres Zeugnis mit nach Hause zu bringen. i 3 Und dann, im Frühjahr, ist es wieder so Weit: Mit zitternden Händen(siehe oben?)? Kriegsgräber in Afrika werden registriert Der„Volksbund Deutsche Kriegsgräberfür- sorge“ bereitet zur Zeit die Registrierung aller deutschen Soldatengräber und-friedhöfe Nordafrika vor. Der Volksbund bittet alle früheren Angehörigen des deutschen Afrika- Korps, möglichst genaue und vollständige An- gaben über die Begräbnisstätten von Gefal- jenen mit Anschrift, Name und Truppenteil, sowie die Standorte der ehemaligen deutschen Lazarette und Hauptverbandsplätze seiner Bundesgeschäftsstelle in Kassel mitzuteilen. Vertreter des Volksbundes und des amtli- chen italienischen Gräberdienstes haben in Rom beschlossen, gemeinsam im Herbst dieses Jahres eine mit allen modernen Hilfsmitteln ausgerüstete Expedition nach Nordafrika zu entsenden, um dort alle während des zweiten Weltkrieges gefallenen Soldaten festzustellen und auf zwei endgültigen Ruhestätten zusa menzuführen. 5 Paßkontrolleure können sich meld 5 Das Bundesinnen ministerium gab bel 0 dag sich Bewerber für den Bundespaßko. trolldienst des Bundesgrenzschutzes bis zun 15. August melden können, Die Bewerber 1 7 3 5 Die schönste Zeit ist die Schulzeit Literarische Plauderei über Lehrer und Schüler in Bad Sachse errichtete eine Vereinigung ehemaliger Schüler ein„Sschülerdenkmal“, das die Verbundenheit der Schüler mit ihrer Schule zum Ausdruck bringen soll. Dem glei- chen Zweck dienen die folgenden Zeilen; sie sind nach Heinrich Spoerl, ,ein Loblied auf die Schule, aber es ist möglich, daß die Schule es nicht merkt.“ Jeder von uns ging einmal zur Schule oder Packt heute noch jeden Morgen Ranzen oder Mappe, und jeder, der einige oder viele Schuljahre erleben durfte, trägt einen Sack voller Erinnerungen mit sich, den er um kei- nen Preis hergeben würde. Der Satz des Pythagoras, der Bau der Chromosomen, die französische Grammatik und die Merkverse für Binde-, Verhältnis- und Umstandswör- ter sind vergessen, nicht aber die Gescheh- nisse am Rande des Unterrichts, die— nun nach Jahren— den eigentlichen Kern der Schulzeit gebildet zu haben scheinen. Wie war das doch mit den Streichen Ihre Variationen gehen ins Grenzenlose. Lausbubereien der Schulzeit lassen sich in drei Kategorien einreihen: in solche, die man machte, in solche, die man stets machen wollte und in solche, die man in der Er- inmerung verübt zu haben glaubt. Die letzte Gruppe umfaßt die tollsten und einfalls- reichsten Bosheiten. Die Mehrzahl aller Streiche gleicht sich darin, daß sie sich ge- gen die Lehrer richtet, meist mit Erfolg. Weshalb? In seiner herrlichen„Feuerzangen- bowle fragt auch Heinrich Spoerl:„Warum quält man die Magister? Aus Bosheit, Not- Wehr, Langeweile, Unverstand, Instinkt?“ Er antwortet selbst:„Weil es Spaß gibt. Es gibt sogar heute noch Spaß, wenn man nur davon erzählt.„Entschuldigend fügt er Hinzu:„Und unsere Lehrer haben es ja mit ren Lehrern auch so gemacht.“ 1 Lassen wir doch einmal einige bekannte Leute zu Wort kommen, die auch Schüler Waren und ihre Eindrücke in berühmten Büchern niedergelegt haben. Fritz Müller- Partenkirchen stellte den grundlegenden Satz auf:„Frechheiten befolgen das Gesetz des elektrischen Stromes, sich nach der Rich- tung des geringsten Widerstandes auszu- wirken.“ Nun gibt es ja in jeder Klasse die viel zitierten schwarzen Schafe, die haupt- beruflichen Bösewichte, die eine Schule als Tummelplatz für alle Freiheiten ansehen. Kein Lehrer wird daher ableugn en, dag Her- mann Hesse recht hat mit den Worten:„Ein Schulmeister hat lieber 10 notorische Esel Als ein Genie in der Klasse. Er fährt fort: „Für Professoren sind Genięs jene Schlim- men, die keinen Respekt vor ihnen haben, die mit 14 Jahren zu rauchen beginnen, mit 15 sich verlieben, mit 16 in die Kneipe g= hen, welche verbotene Bücher lesen, freche Aufsätze Schreiven, den Lehrer gelegentlich nöhnisch fixleren und im Tagebuch als Auf- ührer und Karzerkandidaten fungieren,“ Wer mußte nicht schon beim Direktor vorreiten“? Ludwig Thoma meint resignie- rend:„Man hat mir nie ein Wort geglaubt, weil man es nicht für möglich hält, daß ein Rektor lügt. Man meint immer, der Schü- ler lügt.“ Und Spoerli stellt sehr richtig fest: Wenn ein Schüler zum Direktor muß, so ist as immer eine Sensation— nicht anders als wenn ein friedlicher Bürger von der Polizei oder vom Finanzamt vorgeladen Wird. Der Mensch hat selten ein reines Gewissen; ein Schüler nie.“ In ähnlichem Sinne zußzert sich auch Heinrich Mann im„Blauen Engel“: Es st viel leichter, einen Lehrer zu beschwin⸗ ein, nachdem man was angestellt hat, als einem zu beweisen, wenn man gerade mal zu einem Behrer. Ja, es ist eine eigenartige Sache mit dem Verhältnis Lehrer— Schüler. Es gibt bei den Schülern solche und solche— bei den Leh- rern aber auch André Gide schrieb einmal: „Die Stunden, die dieser Lehrer gab, schie- nen ihn noch schrecklicher zu langweilen als Uns, Was unmerhin etwas besagen woll Ein anderer sehr gesellig, und es wur- den dann, nach 5 Gide,„die Lehrstunden zu Plauderstunden“. Gut bekommen zu sein scheint das dem großen Dichter nicht, denn er erzählt:„Durch Wiederholen einer Klasse erlangte ich ohne Mühe einen guten Platz und das bewirkte, daß ich mit einem Male Geschmack daran fand, zu lernen.“ Schule, Lehrer und Schüler entsprechen in- gefähr einem Staat, der Regierung und dem Volk— einem Volk mit guten und schlech- ten Elementen. Respekt muß sein— auch Thomas Mann weiß das:„Er war der Ordi- mari und es War immer Sitte, vor dem Ordinarius Respekt zu haben“ Und wie ist das mit den Schülern?„Ob eine Klasse gut ist oder schlecht, entscheidet nicht die Klasse Selber, fast immer ist es einer, der es— im Guten oder Bösen zur Entscheidung bringt“; so sagt Mäller- Partenkirchen und André Gide fügt hinzu:„Mitschüler verzei- hen einander unerwartete Gunstbezeugun- gen eines Lehrers nie.“ In„Wälder und Men- schen“ befaßt sich Ernst Wiechert schr ernst- haft mit dem unerschöpflichen Thema Leh- rex— Schüler: s Sibt bis weit in die Ober- stufe hinauf keinerlei menschliche Beziehung Sie sind eine Welt und wir eine zweite. Bei einigen lernen wir vieles, bei anderen nichts, und nicht immer liegt es daran, daß es an unserem guten Willen fehlt.“ Aber seien wir ehrlich: zumeist liegt oder lag es doch an uns Schülern. Allerdings Sagt Hermann Hesse— und dabei darf er 5 5 Spi ausgehen:„Im- Mer wieder sind es vor allem die von den Schulmeistern Gehaßten, die oft Bestraften, Entlaufenen, Davongejagten, die nachher den Schatz unseres Volkes bilden.“ Wenn alle Anekdoten stimmen, die über Bismarck und endere berühmte Menschen im Umlauf 5 so muß schon etwas Wahres daran sein. Es ist kaum anzunehmen, dag einmal eine e. War Schilergeneration heranwrächst, die es fertig bringt, ein Schuljahr ohne Streiche und Laus- bubereien, ohne die kleinen pikanten Zwi⸗ schenfälle die das Schulleben so reizvoll machen, hinter sich zu bringen. Alle, alle Schüler aber, und— seien auch Sie, meine Herren Lehrer, ehrlich!— wir alle rufen mit Erich Kästner aus:„Es war eine unvergleich- liche, unvergeßliche Zeit, und sie hatte nur einen Fehler: sie ging vorbei.“ Kultur Privattheater in Karlsruhe eröffnet In Karlsruhe wurde mit der Aufführung der Tragödie„Gottes Utopia“ von Stephan An- dres das neue Privattheater„Die Insel“ er- öffnet. Das Theater wird von dem bisherigen Intendanten des Pforzheimer Stadttheaters, Erich Schudde, und dem Schauspieler Werner Wedekind geleitet. Das neu gegründete En- semble, will das Publikum vornehmlich der modernen Dramatik und zeitlichen Problema- tik nahe führen. Es will die Grenzen natio-“ naler, konfessioneller und ideologischer Ge- bundenheit sprengen. Als nächstes sind die deutschen Erstaufführungen des Schauspiels „Jupiter lacht“ von A. J. Cronin sowie die Karlsruher Erstaufführungen der„Schmutzi- gen Hände“ von Jean Paul Sartre, Der Fall A. P.“ von Hans Tiemeyer und der Komödie „Die Zwanzigjährigen“ von Julien Cluchaire vorgesehen. Kultminister bei Salzburger Hochschulwocher An den vom 5. bis 18. August stattfindenden Salzburger Hochschulwochen werden zahl- reiche bedeutende Persönlichkeiten des in- und ausländischen Geisteslebens teinehmen Unter den Ehrengästen befinden sich Bundes- Kanzler Dr. Figl, Minister Kolb, der bayrische Kultminister Dr. Schwalber, der ehemalige Württembergische Kultminister Dr. Bäuerle Kultminister Teusch von Nordrhein- Westfa- len und der bayrische Justizminister Dr. Mül. ler. Papst Pius XII. hat den Hochschulwocher und allen Teilnehmern seinen persönlicher Segen übermitteln lassen. 5 5 Ford- Stiftung hilft der Berliner Universität Die Ford- Stiftung stellte der freien Uni- versität in Westberlin einen Betrag in Höhe von 1 309 500 Dollar 686 499 900 DM) zur Ver- fügung. Dies ist die größte Geldsumme, die bisher von dieser Stiftung für eine Institu- tion außerhalb der USA bereitgestellt wurde. Die Geldmittel sollen dazu verwendet wer- den, eine neue Bibliothek und einen Vorle- sungssaal für die freie Universität zu erbauen. 1 Shart uud Sniel Die Vereinsvertreter der A⸗ u. B⸗Klaſſen tagten in Mannheim. Emil Fuchs neuer Leiter der Kreis Mannheim. Bei der am letzten Sonntag im Lokal „Zähringer Löwen“ ſtattgefundenen gierten⸗ Tagung wurde Emil Fuchs, Fuß⸗ ballvereinigung 98 Seckenheim, zum Leiter der A⸗Klaſſe Gri ippe Nord und Süd ge⸗ wählt. Des weiteren beſchloß die Verſamm⸗ lung, daß die in 2 Gruppen aufgeteilte A⸗ Klaſſe im neuen Spieljahr mit je 10 Verei⸗ nen antreten wird. Sämtliche 20 Vereine ſind in den einzelnen Gruppen geographiſch zuſammengeſtellt, was folgendes Bild ergibt: Gruppe Nord: SV 07 Seckenheim, 98 Seckenheim, 03 Ladenburg, 50 Laden⸗ burg, Schriesheim, Edingen, Neckarhauſen, Leutershauſen, Schönau und Viernheim. Gruppe Süd: Polizei Mannheim, 07 Mannheim, Eintracht Plankſtadt, Brühl, 46 eee Rohrhof, Reichsbahn Mann⸗ heim, Reilingen, Neckarſtadt, Kurpfalz Neckarau. A⸗Klaſſe zum Dele⸗ SNN 07 Sollte der SV Seckenheim in die 2. Amateurliga aufſteigen, ſtößt zwangsläufig TSV Rheinau zur Gruppe Nord. Der Vortrag„Sport und Geſundheit“ von Dr. Klingen ſowie die Ausführungen des Verbands⸗Schiedsrichter⸗Obmannes E. Schmetzer fanden große Zuſtimmung bei den Verſammlungsteilnehmern. Die Feſtſtellung von Schmetzer, daß zukünftig auch die Schiedsrichter je nach Leiſtungen in ſoge⸗ nannte Spielklaſſen eingeteilt werden, fand ebenfalls großen Beifall. Schmetzer gab fer⸗ ner bekannt, daß im neuen Geſchäftsjahr 1951/52 Schiedsrichte der verſchiedenen Klaſſen auch Spiele der einzelnen Klaſſen abwechſelnd leiten werden.(Wir wollen hof⸗ fen, daß dann die Objektivität des Publi⸗ kums wirklich„objektiv“ wird!). Spielbeginn der A⸗ und B⸗Klaſſe iſt vorausſichtlich der 26. Auguſt 51. Nach intereſſanten 8 kuſſionen ſchloß der Kr Beiſch nach Z3ſtündiger 2 mit einem„Glück auf“ der neuen Runde dieſe t 0 Rededuell ind a eisvorſitzende Verſammlungsdauer für alle Vereine in Delegierten⸗Sitzung. ö Mz. Amateurligavereine tagten Aufnahme des Dresdener S0 abgelehnt Die Vertreter der 15 nordbadischen Amateuerliga- Vereine führten in Bruchsal eine vorbereitende Be- sprechung für die am 19. August beginnenden Punktespfele. Dabel wurde der bisherige Staffel- leiter Hermann Fünfgeld, Durlach, in seinem Amt einstimmig bestätigt. Die Vereine kamen überein, auch in diesem Jahr den gesamtbadischen Meister in einem Vor- und Rückspiel zu ermitteln. Der Dringlichkeitsantrag der TSG 76 Heidelberg an den Süddeutschen Fußballverband wegen der Eingliede- rung des früheren Dresdner sd in die 2. Süd- deutsche Liga wurde scharf kritisiert. Die Vereine lehnten eine Teilnahme des früheren Dresdner Sc an den Spielen der 2. Liga süd ab und sprachen sich auch gegen eine Aufnahme in die 1. nordba- dische Amateurliga aus. Deutschland hat für Helsinki gemeldet Genau ein Jahr vor Beginn der 15. Olympi- schen Sommerspiele in Helsinki wurde vom Prä- sidenten des Organisations-Komitees der Olym- pischen Spiele, Baron Erie Frenckell, das erste Gebäude des Olympischen Dorfes in Helsinki eingeweiht. Wie in Helsinki bekannt wurde, ha- ben bis heute Deutschland, Schweden, die Schweiz, Belgien und Bulgarien bereits für die Sommer- Spiele gemeldet. 23 weitere Nationen haben au- Berdem ihre Teilnahme angekündigt und An- gaben über die wahrscheinliche Stärke ihrer Aufgebote gemacht. An der Spitze stehen dabei die USA, die mit 307 Aktiven, 53 Offiziellen und 45. Trainern nach Helsinki kommen wollen. Soll- ten auch die übrigen Staaten ihre Aufgebote in entsprechender Höhe zusammenstellen, dann ist kür die Olympischen Spiele 1952 mit einer Rekordbeteiligung von 15 000 Aktiven, Offiziel- len und Trainern zu rechnen. Hockenkeim nun auch Segelfliegerstadt Hockenheim, bekannt durch seine Rennstrecke, ist nun auch Segelfliegerstadt geworden. Der Kero- Club Hockenheim zählt vereits 60 Mitglieder. In den Kellerräumen der früneren Gewerbeschule Hockenheim arbeiten die Mitglieder des Clubs wöchentlich 2 bis 3 Stunden am Bau eines Hoch- leistungsflugzeuges vom Typ„Grunau- Baby“. Zweiter Etappensieg für Peeters Radrundfahrt erreichte Mannheim 855 264 km lange 4. Etappe der Deutschland- Nadrundfahrt von Bonn nach Mannheim wurde 91 Dienstag von dem Belgier Ward Peeters in 8:44,0 Std. im Spurt vor Theißen(Hildesheim und dem Italiener de Santis(gleiche Zeit) ge- wonnen. Peeters, der als Ersatzmann für Harry, Saager eingesprungen war, errang damit bereits seinen zweiten Etappensieg. Diese Etappe, zu der nur noch 42 Fahrer ge- startet waren, stand unter dem ungünstigen Ein- fluß schwerer Regenfälle. Die Fahrer mußten von Bonn bis fast Nach Wiesbaden sehr vorsick tig kahren und kamen deshalb mit fast einer Stunde Verspätung am Etappenziel Mannheim an., Im ersten Abschnitt gab es viele Stürze undd Ausfälle. So schieden heute der Schweizer Dig-⸗ gelmann, der Franzose Lauk, Steinhilb(Stutt- gart), Schwarzer(Hannover) und der Nürnberger Hiltl aus. Bis Mannheim blieben schließlich 28 Fahrer in der Spitzengruppe zusammen. Erst in den Straßen von Mannheim gelang es einer drei- Kköpfigen Spitzengruppe, einen Vorsprung von 40 Sek. herauszufahren. Die erste Bergwertung auf der„Platte“ vor Wiesbaden wurde von Müller(Schwenningen) vor Süß(Solingen), Holt höfer(Bielefeld) und Schwarzenberg Gachen) gewonnen 8 In der Gesamtwertung gab es keine wesent- lichen Ver änderungen, da die bisherigen Spit- zenreiter außer dem Chemnitzer Richter, der durch einen Defekt acht Minuten zurückflel, alle in der gleichen Zeit eintrafen. Scharr, Geister und Schlegel siegten Leichta hletik-Revanche gegen die USA Trotz des schlechten Wetters hatten sich 12 000 sportbegeisterte Berliner im Olympia- Stadion eingefunden, um den Start der amerikanischen Leichtathletikstaffel zu erleben, die bereits in Oberhausen, Ludwigshafen und Stuttgart Er- folge errungen hatte. Bereits in der ersten Ron kurrenz, dem 400-m- Hürdenlauf, gab es einen deutschen Erfolg von Scharr(SV Feuerbach), der in 55 Sek. den Amerikaner Taylor mit 55,6 Sek. hinter sich ließ. Einen weiteren deutschen Sieg gab es über 100 m durch Geister(Krefeld), der dem UsS-Meister Golliday einen harten Kampf lieferte und in 11 Sek. knapp vor Golliday(11, einlief. Beim 400-m-Lauf war Weltrekordler Rhoden durch eine Sehnenzerrung behindert und kam nur auf den vierten Platz. Geister siegte in 48,8 Sek. Im 3000-m-Lauf gewann Schlegel EB lingen) in 8:41,0 Min. vor Stone(USA). Thorn-Prikker siegte in der Schweiz Bei einem internationalen Motorradrennen in Regensdorf bei Zürich gewann Thorn-Prikker Gad Godesberg) auf Moto Guzzi das Rennen der Solomaschinen bis 250 cem über 25 Runden (80 km) in 46:13,6 Min. mit 103,8 Stakm., Wünsche Ingolstadt) auf DKW kam in 46:28,0 Min. auf den dritten, der Karlsruher Gablenz auf Parilla in 49 Min. auf den 5. und H. P. Müller mit zwei; Runden Rückstand auf den 10. Platz. Von den 18 gestarteten Fahrern schieden 7 vorzeitig aus, darunter auch die deutschen Fahrer Kluge auf DKW aund Kläger auf NSU. Eberlein(Kat zwang) auf BMW belegte mit einer Runde Rückstand den 8., Nitschky(Karls- ruhe) auf Gilera, 2 Runden zurück, den 10. Platz. Hoske(Hameln) stürzte in der 20. Runde und mußte aufgeben. Er erlitt nur leichte Verlet- zungen. Beim Rennen der SW- Maschinen bis 750 cem belegten die deutschen Fahrer keine ersten Plätze. 4. wurde Hillebrand auf BMW, 2 Runden zurück, 8. Weißmeier auf BMW, 4 Runden zurück. Schwimmländerkampf gegen Spanien Dann zum Revanchekampf nach Italien Wenig ist über die Stärke der spanischen. Schwimmer bekannt, gegen die Deutschland am 25.026. Juli in Barcelona den ersten Länderkampf nach dem olympischen Programm austrägt. Die 28 köpfige deutsche Expedition unter Leitung von DSV-Schwimmwart Barth steht vor keiner leich- ten Aufgabe. Vor allem im Wasserball sind die Südländer große Klasse. Die Zeiten, in denen Wir gegen Spaniens Wasserballer Hohe Siege erzielten(1927 mit 9:0 und 1934 mit 6:1), sind wohl endgültig vorbei. 0 Von Barcelona aus begibt sich die deutsche Schwimmer mannschaft per Flugzeug nach Italien. Dort kommt es am 28./29. Juli in Bologna(Män- ner) und Trient Frauen) zum Revanchekampf für den kürzlichen Länderkampf gegen die AZ zurris, den Deutschland in Schwäbisch Gmünd mit 88:59 Punkten gewinnen konnte. Kurz— aber Wichtig Die 19. Etappe der„Tour de France“ von Mar- seille über 208 km nach Gap wurde von dem Belgier Baeyens gewonnen. Zweiter wurde Bar- tali Ctalien) vor Magni(Italien). Bel den deutschen Ringermeisterschaften im Freistil konnten nur Weber- Göppingen(Fliegen) und Ehrl-München(Leicht) ihre Titel erfolgreich verteidigen. Die Meister 1951 vom Fliegen- bis Schwergewicht: Weber- Göppingen, Schmitz-Köln, 5 Höhenberger-Dortmund, Ehrl- München, Macko- Wiak⸗ Dortmund. Gocke Dortmund, Albrecht-Suhl (Ostzone), Lięebern-Dortinund. 45 In der Punktetabelle des Deutschen Ruderver- bandes führt die Lübecker RG 1885 mit 216 Punkten vor der RG Flörsneim-Rüsselsheim mit 213 Hunkten und dem Berliner Re mit 203. Danksagung. Zurückgekehrt vom Grabe unserer lieben Ent- lafenen 1 * eee . 8 0 ln Namen 18 5 en Hinterbliebenen: 5 a. Geor 4 ungenberter. Fra zum Tabakeinnähen gesucht Zu erfr. in der Geschäftsst. d. Bl. Verloren Goldener Ohrring m. kleiner perle Abzugeben im Verlag geten Belohnung. 18 ar Gerste am Kloppenheimer Winkel abzugeben. i Henninger, Hochstätt 51 Tien Handkarten guterhalten, preiswert zu ver- a kaufen. son 95 sind noch Plätze f e. erm un mitfahren) wollen sich bi N uli beim Weh 155 We m 1155 Maxauerstr. 8 „Zum Badischen Hof“ Morgen Donnerstag Sohlachtfest Ab 10 Uhr Wellfleisck 8 Fam. Heidenreich 8 Wieder vorrdtig: Bücher Buchhandlung VORWFERK Hauptstraße 131 KUPFER Nessing, Blei, Zink usw. 1 Sie vorteilhaft in der edges 24 Telefon 47-¹¹ Ab Bante 8 Zee Soldbarsch. Fllet V Neue Matjes Helinge Ack 28 PiS. 5 Fisch- Marinaden Stets fesch 1 eroß. Auswahl ee Glarlen 5 e. 5