Nr. 134 Neckar-Bote(2. Blatt) Mittwoch, 22. August 1951 Kompromig über Besatzungskosten und Kohle? Bonn(ZSH). Am Beginn der Arbeits- Wiederaufnahme Dr. Adenauers in Bonn stand eine gründliche Aussprache mit Vizekanzler Blücher, in deren Verlauf, hiedene Miß- dnisse aufgek 75 8 n. Sowohl in isen des Kanzleramtes wie FDP-Füh- rung legt man Wert auf die Feststellung, daß von einer Koalitienskrise keine Rede sein könne. Der Vizepräsident des Bundestages und Zweiter FDP-V tzende Dr. Schäfer betonte ausdrücklich, daß der Bestand der Regierungs- koalition nicht gefährdet sel. Man dürfe nicht immer gleich von einer Kr reden, wenn einmal einer der Partner abweichel Ansicht habe. Im Gegenteil: eine rechtzei Aussprache trage stets gierung und der teien bei. Abnlich für die Meinungs- verschiedenheiten n ommissaren, aus denen man nicht ohne weiteres außen- politische Rückschläge folgern dü Vizekanzler Blücher erklärte nach Aussprache mit dem Bundeskanzler:„Es wird notwendig sein, daß alle Partner in dieser Koalition zusammenarbeiten. Die Koalition muß auf alle Fälle gestärkt werden“., Er habe Uu. a. Dr. Adenauer erläutert, warum er seine weitere Mitwirkung in der Ruhrbehörde für un zweckmäßig halte. Der Kanzler habe seiner Argumentation zugestimmt.„Mein Entschluß, aus der Ruhrbehörde auszuscheiden, ist un- abänderlich“, teilte Blücher mit. Die Gespräche Dr. Adenauers mit dem Vi- zekanzler und anderen Mini n am Mon- tag galten in der Hauptsache der Vorberei- tung der für Dienstag anberaumten Kabi- nettssitzung, auf deren Tagesordnung eine 12 2 stehenden Par- seiner Fülle schwieriger Probleme steht. Unter ihnen befinden sich die Verhandlungen des Kanzlers mit den DGB-Führern auf dem Bürgenstock, die Besatzungskosten und der Kohlenexport, sowie die Vorbereitung des Nachtragshaushalts, für dessen Auspendelung Bundesfinanzminister Schäffer Pläne ausge- arbeitet hat. 5 Schäffer hat in diesem Zusammenhang er- neut versichert, daß er auf der Aufwandsteuer und der Autobahngebühr beharren, aber sonst keine neue Steuern fordern werde. Und endlich muß über den Antrag des Staatspräsidenten Wohleb Beschluß gefaßt werden, die Volksabstimmung in den süd- Westdeutschen Ländern bis zur Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zu verschie- ben. Die zuständigen Instanzen des Bundes- kanzleramtes, des Innen- und des Justizmi- nisteriums haben zwar inzwischen offiziell festgestellt, daß das Abstimmungsgesetz juri- stisch einwandfrei und unumstößlich sei; außerdem habe die Bundesregierung gar nicht die Befugnis, ein von Bundestag und Bundes- rat beschlossenes, vom Bundespräsidenten Uunterzeichnetes und damit in Kraft getretenes Gesetz zu ändern. Trotzdem rechnet man aber in politischen Kreisen damit, daß die der CDU angehörenden Minister aus par- teipolitischen Gründen einen Kompromißvor- schlag zur Diskussion stellen werden. In politischen Kreisen rechnet man damit, daß der Bundeskanzler noch im Laufe die- ser Woche mit den Hochkommissaren zusam- mentreffen wird. Zwar hat niemand mehr die Hoffnung, daß es gelingen könnte, sie zu einer Verringerung der Besatzungskosten und zu einer Herabsetzung der von der Ruhrbe- hörde beschlossenen Kohlenexportquote zu bewegen. Aber man hält es nicht für ausge- schlossen, daß doch noch vielleicht ein Modus gefunden werden kann, der wenigstens eini- germaßen den dringenden deutschen Bedürf- nissen entgegenkommt. Bei der Zahlung der Besatzungskosten könnten z. B. einige Er- leichterungen oder auch die Stundung gewis- ser Beträge gewährt werden. Hinsichtlich der Kohlenquote dürfte man den Hochkommissa- ren nahelegen, sich mit einer Anrechnung der für die Besatzung zu liefernden Mengen auf das Ausfuhrkonto einverstanden zu erklären. Bund der Steuerzahler für Südweststaat Aus finanz politischen Erwägungen— Werden Steuergelder gespart? Stuttgart dwb). Der Bund der Steuer- zahler, dessen Zentralstelle sich in Stuttgart befindet, hat in seinem Organ„Der Steuer- zahler“ erklärt, daß er für die Bildung des Südweststaates eintritt. Schon durch zwei wegfallende Landesregierungen mit einer zahl von Ministerien würden Millionen Steuergelder eingespart. Diese Ersparnis werde durch die mögliche Errichtung von Vier Kreisregierungen nicht hinfällig, denn diese würden sehr viel einfacher und Kleiner sein als die gegenwärtigen Landesregierun- gen. Im Behördenaufbau und dem Beamten- Körper seien die kleinen Länder weniger sparsam und rationell. So seien im Rech- nung hr 1950 in Württemberg-Baden je KO der Bevölkerung für Personalausgaben 61, DM, für Versorgung 16,5 DM aufgewen- det worden. In Württemberg- Hohenzollern hätten die entsprechenden Zahlen 63,4 DM bzw. 19,5 DM, in Südbaden 75,3 DM und 18,8 DM betragen. Im Bundesdurchschnitt je- doch seien je Kopf der Bevölkerung im Jahre 1950 für persönliche Ausgaben 51,1 DM, für Versorgung 14,5 DM aufgewandt worden. 1949 habe es in Württemberg-Baden 11 830 Dienst- kräfte auf eine Million Einwohner gegeben, in Süd württemberg 13 030 und in Südbaden 15 830. Für das Gebiet des Südweststaates würde damit der Durchschnitt 12 790 Beamte und Angestellte auf je eine Million Einwoh- ner ergeben. Aus den zugänglichen Unterlagen der Rech- nungsabschlüsse und der Haushaltspläne er- gebe sich, daß nur der Haushalt von Nord- Württemberg regelmäßig Uberschüsse aus- weise. Mit der einzigen Ausnahme eines Klei- nen Uberschusses Nordbadens im Rechnungs- jahr 1948 hätten dagegen die drei übrigen Ge- biete Fehlbeträge ausgewiesen. Der„Bund der Steuerzahler“ teilte auf An- frage mit, daß die Behauptung, dem Bund seien 15 000 DM angeboten worden, damit er in den Wochen vor der Abstimmung in seinen Versammlungen, die neutral getarnt sind, Propaganda für den Südweststaat mache, un- richtig seien. Eine diesbezügliche Meldung war im Organ der, Arbeitsgemeinschaft der Bade- ner, Badnerland“, veröffentlicht worden. Nach der württemberg-badischen EP hat sich nun auch die südbadische Landesleitung in einem Aufruf gegen die Bildung des Süd- Weststaates ausgesprochen. Die südbadische KP soll für ein„vereintes Württemberg und für ein vereintes Baden“ eintreten. Dieser Be- schlug des südbadischen KP-Vorstandes soll „ein Beitrag zur Erhaltung des Friedens in der Welt“ sein. 1 „Niemand kann aus krisenhaften Erschei- nungen echte Vorteile ziehen“, sagte der Bun- deskanzler in diesem Zusammenhang. Aller- Aings sei ein Entgegenkommen von allen be- leiligten Seiten die Voraussetzung einer schnellen und endgültigen Lösung. Er sei sich 2 war im klaren darüber, daß die Differenzen nicht leicht zu überbrücken sein würden. Da- zu bedürfe es vor allem des guten Willens aller Verhandlungspartner.„Ich zweifle aber nicht daran, daß dieser gute Wille vorhanden 186.85 uiſchafliches Sozialpartner nicht einig Vertrauliche Sitzung in Limburg Zwölf Vertreter des Bundesvorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der Bun- desvereinigung der Arbeitgeberverbände bespra- chen in Limburg an der Lahn erneut aktuehe sozial- und wirtschaftspolitische Fragen. In offi- ziellen Kreisen wird über den Inhalt der Be- SPrechungen strengstes Stillschweigen gewahrt. Die Tagung wurde hinter verschlossenen Türen abgehalten, das Personal erhielt Anweisung, selbst über den Ort der Konferenz nichts ver- lauten zu lassen. Wie bekannt wurde, nahmen an der Konferenz unter anderem der Vorsitzende des DGB, Fette, sowie der Vorsitzende der Bun- des vereinigung der Arbeitgeberverbände, Dr. Raymond, teil. Wie nach Abschluß der Besprechungen aus Teilnehmerkreisen verlautete, konnte eine ein- stimmige Auffassung in der Beurteilung der Sozial- und gesamt wirtschaftlichen Problematik der Lohnfrage nicht erzielt werden. In einem Offiziellen Kommuniqué heißt es lediglich, daß die Limburger Gespräche eine Aussprache über Probleme des Lebensstandards sowie über die Wirtschaftlichen Grundlagen der gegenwärtigen lohnpolitischen Lage gebracht hätten. Diese Aussprachen sollen in Kürze fortgesetzt werden. Das Ziel sei, zu übereinstimmenden Auffassungen in der Beurteilung der Sozial- und Gesamtwirtschaft zu kommen. Kaufkraft wesentlich gesunken Die Einzelhandelsumsätze im Bundesgebiet hatten während des Monats Juli wertmäßig etwa die gleiche Höhe wie im Juli 1950. Wie aus einem Bericht des Instituts für Wirtschaftsfor- schung der Kölner Universität hervorgeht, ent- spricht dies bei Berücksichtigung der mittler- weile eingetretenen Preissteigerungen einem mengenmäßigen Umsatzrückgang um 10 bis 20%. Der Einzelhandel sieht den Umsatz der letzten Monate und die Ergebnisse des Sommerschluß- Verkaufs als Beweis dafür an, daß die Kauf- kraft wesentlich unter das normale Niveau ge- Sunken sei. Ost-West-Handelskonferenz in Genf Delegierte aus sechs europäischen Staaten sind in Genf auf Veranlassung der UN-Wirtschafts- kommission für Europa ECE) zu vorbereitenden Besprechungen über eine Ost-West-Handelskon- ferenz zusammengetreten. An den Besprechun- gen sind Großbritannien, Frankreich, Dänemark, die Sowjetunion, Polen und Ungarn beteiligt. Zur Diskussion steht in erster Linie die Liefe- rung von Getreide und Holz aus Osteuropa gegen Verbrauchsgüterexporte oder Bezahlung in De- visen durch die westeuropäischen Staaten, Falls die jetzt aufgenommenen Besprechungen Erfolg haben, soll eine Ost-West-Handelskonferenz aller interessierten Staaten einberufen werden. Metallarbeiter-Streik in Hessen? Die Delegiertenkonferenz der hessischen Indu- striegewerkschaft Metall hat den 27. August für den voraussichtlichen Beginn eines Ausstandes in der gesamten hessischen Metallindustrie be- stimmt. Der hessische Arbeitsminister Fischer hat die Sozialpartner auf Donnerstag zu einer ge- meinsamen Besprechung eingeladen. Diese Kon- terenz soll jedoch lediglich„informatorischen Charakter“ haben. Südwestdeutsche Getränkemesse gut besucht Rund 27 000 Personen besuchten die südwest- deutsche Getränkemezse in Karlsruhe. Die Messe brachte zwar nicht den gewünschten Erfolg für die Aussteller, dafür aber einen guten Besuch. Die Aussteller führen den schwachen Umsatz auf die Festlegung der Messe im August zurück, da nach ihrer Ansicht in diesem Monat Sowohl Gastwirte als auch Hotelfachleute infolge Hoch- betriebs wenig Zeit für den Besuch einer Messe haben. Trotzdem hat die Messe in Fachkreisen Anklang gefunden. Hohe Zuckersteuer gefährdet Bienenvölker Rund 2000 Imker aus ganz Westdeutschland nahmen in Hannover am„Deutschen Imkertag 1951“ teil. Der Präsident des Imkerverbandes, Birklein, erklärte, die Erhaltung der im Bundes- gebiet vorhandenen Bienenvölker werde gegen- wärtig durch die hohe Zuckersteuer und die bei der Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft verwendeten Gifte stark gefährdet. . Interzonen- Verhandlungen gehen weiter Die Besprechungen zwischen ost- und west deutschen Regierungsbeauftragten über die Wie deraufnahme des Interzonenhandels gehen, wenn auch schleppend, weiter. Wie Sprecher der Ber- iner Bundesvertretung mitteilten, liegt dem Regierungsbeauftragten der Sowjetzone für in- nerdeutschen Handel, Orlopp, seit Freitag ein Schreiben des Leiters der westdeutschen Inter- zonen-Treuhandstelle, Dr. Kaumann, mit neuen Vorschlägen der Bundesregierung vor. Bis heute sei eine Antwort noch nicht eingetroffen. Falls die Regierung der Sowjetzone diesen westdeut- schen Vorschlägen zustimme, sei Westberlin be- reit, der sowjetischen Kontrokhkommission Wa- renbegleitscheine für die 17 im Kontrollratsge⸗ setz vom 16. Januar 1946 festgelegten Waren- Sruppen vorzulegen. Die Warenbegleitscheine Würden dann künftig von der ostdeutschen „Transitgenehmigungsstelle“ geprüft und von sowaetischen Behörden abgestempelt. Bei drei oder vier Warengruppen solle darüber hinaus von Fall zu Fall durch eine gemischte Kommis- sion die Herkunft der verarbeiteten Rohstoffe untersucht werden. Deutscher Schrott gegen tschechische Kohle In Frankfurt und Bonn finden zur Zeit Be- sprechungen zwischen Vertretern der Bundes- regierung und des tschechoslowakischen Außen- handelsbüros statt, die sich mit der Frage der Lieferung von Kohle aus der CSR nach Deutsch- land und gegen Lieferungen von Schrott aus der Bundesrepublik befassen. Vom Ausgang dieser Besprechungen hänge die Fortsetzung de- Lieferungen von Kohle aus der CSR nach Zayern ab. Seit Wiederaufnahme der Kohlen- ieferungen aus der CSR sind rund 47 000 Ton- gen geliefert worden. Günstige Aussichten für Brotgetreide-Ernte Das amerikanische Landwirtschaftsministerium cechnet für das Landwirtschaftsjahr 1951/52 mit ziner gegenüber dem Vorjahre leicht erhöhten Brotgetreideernte in der Welt. Im Erntejahr 1950/51 belief sich die Welt-Brotgetreide-Ernte auf rund 140 Millionen Tonnen. Besonders in KTanada, Argentinien, Australien und den USA wird eine bessere Ernte erwartet. Auch in Asien und in der Türkei sei mit höheren Weizenerträ- gen als im Vorjahre zu rechnen. Mannheimer Produktenbörse vom 20. 8. Am Inland brotgetreide markt besteht Nach- frage für Weizen bis zu 46 bis 46.50 DM franko Mühle. Das Angebot wird glatt aufgenommen. Auch Roggen ist lebhafter. Die Mühlenversorgung ist atisreichend. Für die Brotversorgung Württemberg- Badens wurden 6200 t Importweizen freigegeben. Der Teigwarenindustrie wurden 65 ü Hartweizen zur Verfügung gestellt, für die Industrie 350 t tür- kische Gerste und 280 t Milocorn. Am Hafe r- markt hat die starke Nachfrage zu einer Festigung des Preises geführt. Es wurden für bayerische Ware mit 53 hIkg-Gewicht ab Station 40 DM und dar- über, für Futterhafer 38 DM gezahlt. Am Ger- sten markt besteht Interesse für alle Sorten. Die Nachfrage ist ruhiger geworden. Im Braugerste- geschäft werden 45 bis 46 DM ab badischer, Pfälzi- scher, rheinhessischer Verladestatlon gezahlt. Aus- jlendgerste ist vielfach ausverkauft. Am Mehl- markt ist Konsummehl etwas stärker gefragt. Ver- arbeltungsbetriebe sind gut bevorratet. Für Raps zahlen Mühlen 79 bis 80 DM franko Mühle. Der Futtermittel markt ist weiterhin knapp an Münlennachprodukten. Mais schwach bis mitte! gefragt, hei Kleie prompte Ware gefragt, aber Knapp, Brauèreiabfälle vereinzelt lebhafte. Oihal- tige Futtermittel uneinheitlich, einzelne Sorten knapp. Sojaschrot vorübergehend stärker gefragt. Prockenfutter mägig. Mischfutter nach Bedarf stär- ker gefragt. Umsatz in Rauhfutter nicht erheblich. Heu ist nur vereinzelt beachtet. Kartoffel- markt hinreichend mit einheimischen und aus- wärtigen Erzeugnissen versorgt. Mannheimer Schlachtviehmarkt vom 20. 8. Auftrieb: 431 Stück Großvieh, 318 Kälber. 1524 Schweine, 22 Schafe. Preise: Ochsen A jung 104-108, K 93—103, B 92—84; Bullen A jung 106110, A 100105, B 94—99; Kühe AR jung 90 bis 95, K 8489, B 7683, C 6877, D bis 65; Färsen A. 105—109, K 99—104, B 92-98; Kälber& 142—146, B 134-140, C 122—129, D bis 108; Schweine A 133 bis 135, B 1 133—136, B 2 134—137, C 134—187, D 132 bis 136, Sauen G 1 118-124, G 2 112—117; Schafe bis 77 Marktverlauf: Großvieh mittel, später ab- flauend, Uberstand, Kälber lebhaft, ausverkauft, Spitzentiere über Notiz, Schweine mittel, ausver- kauft. Copyright by Carl Duncker, Berlin. 9 8 Verlag v. Graberg& Görg, Wiesbaden 5(17. Fortsetzung) Riedler überhörte die Gereiztheit der rund- chen Kassiererin.„sie werden morgen vor meinem Zimmer einen Mann sehen, Fräulein Stemmler. Sie sollen mir dann sagen, ob die- ser Mann der gleiche ist, der gestern abend 80 spät eine Einlaßkarte verlangte.“ Sofort erhob sich die Kassiererin und streckte abwehrend die Hände aus.„Das werde ich nicht können. Lieber Gott— 88 18t dunkel auf dem Platz, trotz der Bogenlam- pen. Bei mir kommen Hunderte von Men- schen an den Schalter. Wie soll ich da. 225 „Na, wir werden es Wenigstens versuchen“ erwiderte Riedler freundlich. Nervös drehte sich die Stemmler um und griff nach den Karten, die für die nächste Vorstellung gebündelt in einem Kasten lagen, und begann sie abzuzählen. Ueber ihr ver- plühtes, vollwangiges Gesicht lief Röte und Blässe. Die kleinen Ponylöckchen zitterten auf ihrer gerunzelten Stirn. Plötzlich hatte Riedler die feste Ueberzeu- gung, daß auch dieses Fräulein Stemmler et- Was verberge. Ebenso wie der Kutscher Cest- Aick, der Reiter Orlando und— richtig— ja, auch der Clown Valenci! „Sie haben den Mann, der erschlagen wurde, doch auch gesehen, Fräulein Stemm- 19 1 Karten flelen fast aus den eifrig zäh- lenden Fingern der Kassiererin„Ja, Sewilz, ich bin hingelaufen. Es ist etwas passiert rief draußen einer laut. Ich meinte, es wäre ein Unfall.“ i „Hatten Sie den Mann Schon vorber Se- sehen?“ 85 Jah füllten sich ihre Augen mit Tränen. „eh habe es mir schon gedacht ich habe die ganze Nacht nicht schlafen können* Riedler horchte auf.„Sie sind verpflichtet, alles anzugeben, was das Verbrechen auf- klären könnte. Wann haben Sie den Mann gesehen?“ Nach einem tiefen Seufzer begann Fräulein Stemmler auch sogleich zu sprechen.„Der Mann— ich weiß nicht, wie er heißt, nur daß er tot auf dem Rasen lag, ich erkannte inn sofort an dem Vogelgesicht— und dem auffallenden, halblangen Mantel— kam vor- gestern vormittags an meine Kasse. Er grüßte höflich und sagte, er müsse den Herrn Orlando sprechen, er sei ein alter Freund von nm. Dort drüben geht sein Kutscher, erwi- derte ich, Cestnick führte nämlich eben den Odin aus dem Stall. Der Mann ging sogleich auf den Kutscher zu. Ich beobachtete noch, daß er sich mit Cestnick unterhielt. Darauf- hin führte Cestnick Odin in das Chapiteau. Es dauerte auch gar nicht lange, da kam Herr Orlando. Er hatte einen Trainingsanzug an. Und das war so merkwürdig. Herr Orlando san sich überall um, obwohl der Mann ein paar Schritte von ihm entfernt stand. Mir kam es vor, als kenne er den Mann gar nicht, der doch erzählt hatte, er sei ein alter Freund von ihm.“ Beifällig nickte Riedler.„Sie beobachten sehr scharf, Fräulein Stemmler.“ Geschmeichelt lächelte sie. „Also der Fremde kam auf Herrn Orlando zu und grüßte freundlich. Dann singen sle nebeneinder auf und ab. Der Fremde sprach auf Herrn Orlando ein, Ich wollte schon meine Abrechnung fertigmachen. Da geschah das Ueberraschende.“ Die Wangen der Kas- Slererin fingen an zu glühen. Offensichtlich hatte sie selbst Freude an ihrer eigenen Wich- tigkeit bekommen.„Plötzlich also sehe ich, Wie Herr Orlando den Fremden an der Brust packt. Ich reiße das Fenster hoch, weil ich meinen Augen nicht traute. Denn Herr Or- jando ist doch sonst der ruhigste und zurück baltendste Mensch.„Herr Orlando“, rufe ich aus dem Fenster. Aber er schien es gar nicht zu hören. Wie ein Bündel alter Kleider schüttelte er den Fremden hin und her. In der Rechten hatte er den Reitstock und drohte damit. Schließlich, gab er dem Mann einen Stoß, daß er rückwärts taumelte und beinahe zu Boden gestürzt wäre. Nein, Herr Krimi- nalrat, wie der Mann dann über das Feld lief— es sah zu komisch aus, wie die Mantel- enden flogen. Herr Orlando sah ihm einen Augenblick nach und kehrte, als sei nichts geschehen, ins Chapiteau zurück.“ „Haben noch andere Personen den Vorfall mit angesehen?“ „Das glaube ich nicht. Orlando ist doch mit dem Fremden in dem Gang dort drüben ge- wesen. Der Wagen der Lichtmaschine ver- deckte die Sicht vom Eingangsplatz.“ „Und Sie können beeiden, daß der Mann, mit dem Orlando Streit hatte, der gleiche War, der gestern abend ermordet wurde?“ Jäh schien Fräulein Stemmler wieder ins Gedächtnis zu kommen, was ihre Aussagen nach sich ziehen konnten,„Den Mantel und die Schuhe glaubte ich wiederzuerkennen“, ent- gegnete sie vorsichtig. Riedler erhob sich.„Ich danke Ihnen, Frau- lein Stemmler. Ihre Aussagen waren sehr wichtig.“ Mit einem freundlichen Gruß verab- schiedete er sich von der Kassiererin. N. Im Amtszimmer des Kriminalrates herrschte Schweigen. Durch das offene Fenster drang eine starke, herbe Luft, die den Atem des Meeres mit sich führte. Riedler schob den Bogen mit den spärlichen Notizen beiseite und erhob sich. Er sah den Kutscher Cestnick an, der unbeweglich wie ein Klotz auf einem Stuhl saß.„So kommen wir nicht weiter, Herr Cestnick, Zunächst lassen Sie doch den Unsinn, und tun Sie nicht so, als ob Sie nicht fließend Deutsch sprechen könn- ten. Im Zirkus kann mir jeder bestätigen, daß Ihr lückenhaftes Deutsch erst von gestern stammt.“ 5 Der Kutscher hob einmal die Schultern und lieg sie wieder fallen. Sein Mund blieb stumm. Der Kriminalrat trat ans geöffnete Fenster und sah auf die Straße hinunter. Ohne sich umzudrehen, horchte Riedler ins Zimmer zuruck Eben hatte Cestnick gestöhnt, Der Mann war also endlich mürbe. Energisch wandte Riedler sich um und stellte sich dicht vor den Kutscher hin.„Sehen Sie denn nicht, daß Sie Herrn Orlando nur immer tiefer reinreigen? Der Streit, den Ihr Herr mit dem Thiele gehabt hat, ist uns bekannt! Heute mittag hat dle Kassiererin ausgesagt, daß Herr Orlando den Thiele mit seinem Reitstock be- drohte. Wenn Sie jetzt bei Ihrer Verstocktheit beharren, muß ich Orlando verhaften.“ Fest sah er den Kutscher an, der unter seinen zwin- genden Blicken langsam den Kopf hob:„Las-: sen sie Herrn Orlando in Ruhe“, stieß Gestnick mühsam hervor,„der hat mit der Sache nichts zu tun, er war gar nicht mehr im Rundgang, als.. Er hielt sich die Hand vor den Mund, als könne er eine ungeschiekte Aeußerung noch zurückhalten. „So, Orlando war nicht mehr im Rundgang!“ hakte sofort der Kriminalrat ein.„Aber er ist im Rundgang gewesen, um sich die Clown Nummer anzusehen. Was wollten Sie denn überhaupt im Rundgang? Sie hatten doch bei den Pferden zu bleiben.“ Die Widerstandskraft Cestnicks zerbröckelte langsam. Tiefe Schatten lagen unter seinen Augen, Die furchtbare Erregung des gestrigen Abends, die schlaflose Nacht im Polizeigewahr-⸗ sam, das zermürbende Warten auf die Stunde da die Verhöre anfangen mußten, die Angst, sein Schweigen zu brechen und seinen Herrn verraten zu müssen, und die hämmernden Fra- gen des Kriminalrates hatten seine Nerven überspannt. 5 958 5 Der große, schwere Körper Cestnicks be- gann zu zittern. Wie erschlagen ließ er die Hände sinken.„Ich hätte es nicht tun dürfen, ich muß verrückt gewesen sein“, stammelte er. Plötzlich richtete er sich in seinem Stuhl ä 1 * 1 1 0 AUS UNSERER HEIMAT 8 lloesheim und ſein Schloß Aus der mittelalterlichen Wasserburg wurde die Badische Blindenschule Das 125jährige Jubiläum der Badischen Blindenschule, das im Juli in Ilvesheim ge- feiert wurde, zog die Aufmerksamkeit auch Auf das historisch bedeutsame Gebäude, in dem die Anstalt seit vielen Jahrzehnten un- tergebracht ist. Das Dorf Ilvesheim steht auf uralt besiedeltem Boden; schon in der Bronze- zeit war die Gegend bevölkert, wenn auch vielleicht an dieser Stelle noch keine ge- schlossene Siedlung sich erhob. Ein kleiner römischer Posten läßt sich für die Zeit nach- Weisen, da die in der rheinischen Geschichte oft genannte XXII. Legion im benachbarten Ladenburg lag. Die erste schriftliche Erwäh⸗ Das Uvesheimer Wappen zeigt als altes Siegelzei- chen des ehemaligen Fi- scherdorfes die mit einem lateinischen„1“ belegte Wolfangel, die auch als Fäischerhaken gedeutet WIrd, darüber den Löwen von Kurpfalz und die Harfe aus dem Wappen der Ritter Landschad von Steinach. nung als Ulvinesheim ist von 752 bekannt, also noch einige Jahre früher als Mannheim. Von 765 ab finden wir den Namen oft im Lorscher Kodex; nur die Schreibweise wech- selt von Ulvinisheim zu Ulvensheim, VIvers- heim, Ulvenshain, Ulffinisheim und Ilvesem. Abt Heinrich von Lorsch verlieh im Jahr 1165 das herrschaftliche Hofgut zu Ilvesheim dem Pfalzgrafen Konrad. Bald verpfändeten die Pfalzgrafen diesen neuen Besitz an die Schen- ken zu Erbach, von denen ihn erst Pfalzgraf Ludwig II. im Jahr 1282 wieder einlöste. Das heutige Ilvesheimer Schloß ist nicht das erste an diesem Platz. Selbst die von den Franzosen 1689 zerstörte Wasserburg hatte als „festes Haus“ bestimmt ihre Vorgänger. Im 14. Jahrhundert erscheint das in unserer Ge- gend damals reich begüterte Geschlecht der Erlickheim als Lehensträger in Ilvesheim. Als diese Familie ausstarb, flel das Lehen zunächst an Kurpfalz heim und Kurfürst Friedrich II. verlieh es neu an Hans Landschad von Steinach. Die Landschade hatten die vogtei- liche Gerichtsbarkeit. Nachdem auch sie aus- gestorben waren, kam das Ilvesheimer Lehen mit Lützelsachsen, Hornbach und Kreidach 1647 an einen Freiherrn von Castell, dann an den Obersthofmeister von Hamilton, der es Das Ende des 1698 an den Oberkriegskommissar Lothar Friedrich von Hundheim abtrat. Er mußte das zerstörte Schloß aus eigenen Mitteln wie- der erbauen und gab ihm nicht nur seine heutige Gestalt, sondern ließ noch den schönen Garten anlegen, der dem jetzigen Verwen- dungszweck des Gebäudes so sehr zustatten kommt. Aus dem alten Schloß hat man noch einige Wappensteine gerettet, die im Treppenhaus angebracht sind und einigen Aufschluß über die Baugeschichte des Hauses geben. Demnach wurden im 16. Jahrhundert die Befestigungs- anlagen verstärkt, Mauer, Tor und Lugins- land errichtet. Von dem burgartigen Charakter des Edelsitzes ist nicht mehr viel zu sehen. Die Freiherren von Hundheim haben einen herrschaftlichen Landsitz geschaffen, ein Ba- rockschloßg, dessen vier Ecktürme sich wohl noch dem alten Fundament anpaßten und auch in bescheidenem Maße der Verteidigung dienen konnten. Der dreistöckige Wohnbau von 1700 erhielt nach und nach einige Anbau- ten. Die neuen Besitzer scheinen keinen gro- Ben Hof in Ilvesheim gehalten zu haben; sie gerieten schon im Laufe des 18. Jahrhunderts in flnanzielle Schwierigkeiten, so daß 1782 das Schloßgut versteigert werden mußte. S lich blieb den Hundheim nur n Agel das Schlo selbst übrig, auf das j Handelsleuten größe Natürlich gab es mit der Rü rigkeiten, und es war wohl den Letzten des Stammes Augen für immer mal auf dem D e letzten Grundhe N von Ilv liche Uberlieferung ist im 1855 die tes Gras- ert an die 55 dl e münd Das erledigte Lehen flel an den Staat, der 1868 das Schloß der Blindenanstalt zur Verfügung s bäude ist im wesentlichen er! Wie es einem historischen mal 2u— kommt. Inschriften und Wappen erzählen die Geschichte des Hauses; im zweiten Stock sind die gut erhaltenen Stukkaturarbeiten sehens- wert und aus jüngster Zeit die von dem Mannheimer Maler Will Sohl geschaffenen Märchendarstellungen an den ver- schiedener Räume. W. N. Er iſt ein„gemeiner Mann“ Auch in entrückten, oberdeutschen Berg- landschaften, in denen die Güter alten Sprach- schatzes sich noch zu behaupten vermögen, hört man kaum noch die Redewendung, der oder jener sei ein„gemeiner Mann“. Ja, es mag sein, daß unter der Jugend mehr als ein Heranwachsender schon gar nicht mehr weiß, was mit der Feststellung ausgesprochen oder angedeutet werden soll, jemand sei ein „gemeiner Mann“. Im„Deutschen Wörterbuch“ von Jacob und Wilhelm Grimm, den Brüdern Grimm, denen das deutsche Volk das schönste aller Märchen- bücher zu danken hat, wird der Abschnitt über das Wort„gemein“ mit der Vorbemer- kung eingeleitet:„Ein altes, hochwichtiges, edles Wort, nun aber übel heruntergekom- men“, Verweilen wir noch ein wenig bei die- Ser klaren, reichströmenden Quelle, eben beim prächtigen Wörterbuch der beiden großen deutschen Geister. Da erfahren wir, dag„ge- mein“ alles hieß, was„einer Gemeinschaft ge- hörte 1 1 Se irgendwie anging oder auch von ihr ausging“. Was nun den Begriff an- geht, um den es sich handelt bei dem Wort, es sei einer„ein gemeiner Mann“, so sagen Schindeldachs Ein Schwarzwälder Handwerk stirbt aus—„Schuppenpanzer“ halten dicht Wegen der Gefährlichkeit bei Bränden ist das Decken der Dächer mit Schindeln auf Bauernhöfen nicht mehr gestattet. Nur bei alten, unter Denkmalschutz stehenden Gehöf- ten finden wir noch schindelgedeckte Dächer. Die Herstellung eines Hofdaches aus Schin- deln war keine so einfache und schnell zu erledigende Sache wie das Decken eines Da- ches mit Ziegeln. Auch hier lag die ganze Fertigung, wie beim Werdegang vieler anderer Dinge im Schwarz- wald, beim Bauern. Seine geschickten Hände schlugen aus kurzen Klötzen, den sogenann- ten„Schindelklötzen“ die flachen Brettschin- deln, die meistens in zwei Formaten Verwen- dung fanden, als größere Dachschindeln, und als kleinere sogenannte„Täferschindeln“. an langen Winterabenden und an kalten Wintertagen, wenn der Schnee sich am Dach hinauftürmte, saß man in der warmen Stube und schlug und schnitzte, daß es eine Freude War., Berge von Schindeln wurden so herge- stellt und warteten auf ihre Verwendung. Im Frühjahr bekam der„Schindeldecker“, oder wie er kurz genannt wurde, der„Dek- ker“, dann reichlich Arbeit. Wurde das Dach umgedeckt, so erschien er eines Tages auf dem Hof und klebte bald mit seiner Hängebank auf der breit ausladenden Dachfläche in luf- tiger Höhe. Unermüdlich erklang sein Ham- mern und Klopfen. Einer straff gespannten Schnur entlang nagelte er Schindel um Schin- del fest, rückte immer wieder ein Stück tie- fer und brauchte manchen Tag, um den Schindelbelag eines Daches festzunageln. In der Art der Beschindelung eines Schwarz- waldhofes finden sich in den einzelnen Ge- genden starke Abweichungen. Während bei- spielsweise im Gutachtal bei den meisten Höfen Schindeln nur auf dem Dach verwen- det wurden, finden sich in höheren Lagen Höfe und Häuser, die nur aus Schindeln zu bestehen scheinen. Fläche um Fläche des Schindelholzes liegt aneinander und verleiht dem Außeren des Hofes beinahe den Charak- ter eines Schuppenpanzers. Bis auf die Erde hinunter reichen hier an den Wänden die Schindelverkleidungen, halten in erster Linie Warm, schützen vor Regen und geben nicht zuletzt dem Hof ein festes Gefüge, das in seinem Schutz alles umfaßt, was zwischen den vier Wänden des Hofes daheim ist. von ihm die Brüder Grimm, er„sei in seinem Kern ein wahrhaft hoher oder tiefer Begriff, von sittlicher Höhe im schönsten Sinn und gewiß schon dem Wesentlichen nach in alter Zeit e gewesen“. Es reicht zur Kermzeichnuns des Wesens vom e über das wir uns unter- halten, nicht aus, wenn man es etwa nur mit „Leutseligkeit“ übersetzen wollte. Der„ge- meine Mann“ ist mehr als nur leutselig. Wer dem einfachen Menschen aus dem Volk als gemein erscheint oder doch früher erschienen ist, muß ein vorbildhaftes Glied der Gemein- schaft sein. Sein Handeln wird bestimmt durch Abschätzung und Einsicht von Pflichten und Rechten der Gemeinschaft. Alles, Was der Gemeinschaft zuwiderläuft, der Versuch der Machtgierigen, der Anspruchsvollen, für sich mehr zu verlangen und zu erreichen, als ihnen, die doch auch nur Glieder der Gemein- schaft sind, füglich zusteht, macht den„ge- meinen Mann“„wie es im alten Spruche heißt, „steif“, also unnachgiebig— indessen geschieht das nicht um seiner selbst willen, sondern der „Gerechtsame“, der Gemeinschaft wegen. Der „gemeine Mann“ ist der unlöslich in der Ge- meinschaft wurzelnde, der Gemeinschaft ver- schworene Angehörige eines Volkes. Wie schwer allerdings wird es uns heute, in einem Zeitalter, in dem die Interessen im Großen— und verschließen wir von diesem Factum die Augen nicht!— wie im Kleinen So scharf sich gegenüberstehen, die Gemein- schaft als den natürlichen Urgrund jedes ge- ordneten, segensreichen Zusammenlebens der Menschen zu empfinden und zu pflegen. Wie oft stoßen wir auf Leute, die den„Großen“ gegenüber„weich“ sind, den„Geringen“ aber „steif“ begegnen! Wie oft wird es jedem von uns schwer, so„gemein“ zu sein, wie es dieses „edle Wort“ verlangt, dieses Wort, das seinen eigentlichen Inhalt ausgetauscht hat gegen jenen andern, über dessen Bedeutung hier nicht gesprochen zu werden braucht. In der sprachgeschichtlichen Wandlung vom Sinne des Wortes„gemein“ wird— erschrek- kend und bedrückend— sichtbar die Verän- derung im Gefüge der Menschheit, die soviel unglückselige Mißverständnisse, Irrungen und Wirrungen gezeitigt hat. Ob es möglich ist, dem Begriff und Wort„gemein“ wieder seine alte, edle Bedeutung zu erringen? Die Frage aufwerfen gilt beinahe so viel, wie sie ver- neinen. Darüber aber, daß es für uns alle nur zum Glück ausschlagen könnte, wenn wir dem Wesen echter Gemeinschaft wieder mehr In- halt zu geben vermöchten, wenn wir wieder „gemeine“ Menschen würden. Jodokus Vydt Die Siegfriedsbrunnen Gelehrte stritten sich um den Schauplatz Das Nibelungenlied, die bekannteste deut- sche Heldensage, hat schon bald, nachdem es en Romantikern der Vergessenhe it ent- Wurde, die Gelehrten auf den Plan ge die mit deuts scher Gründlichkeit darin wetteiferten, insbesondere die Stelle von Siegfrieds Tod genau zu bestimmen. Schon der Geschichts eiber des Fürsten tums Lorsch, Domkap ar Dahl in Mainz, itule glaubte zu Beginn des vorigen Jahrhunderts das Rätsel gelöst zu haben, indem er— in- ge eines Ubertragungsfehlers aus dem alt- — 8 burgundischen 8 Stelle im Lorscher Wald Wies, die Wildbahn genannt wird. Nach nu Urtext ritten die Jäger aus Worms in „Otenwald“, und es ist anschließend von einem„Waschenwald“ die Rede; das könnte dazu verleiten, an den Wasgenwald zu den- ken. Aber um diesen zu erreichen, mußte man den Rhein nicht überqueren, was doch irn 155 ibelungenlied ausdrücklich gesagt wird. s handelt sich vielmehr um den Wald an 1 Weschnitz. Wenn Hagen dann sagt, er habe den Wein zum„Spehtsharte“ gesandt, 80 kann damit nicht das Gebirge jenseits des Mai nes gemeint sein, denn von einem Main- 0 5 ist nirgends gesprochen, wohl aber mit der gleichnamige Höhenzug bei Gra- dach in Betracht. Unterhalb des Gig nd man in früherer Zeit tief im Wald verborgen bei einer kleinen Quelle ein Sühne Kreuz von der Art, wie man sie einst zur Erinnerung an Mordtaten errichtete. Allerdin t nach dem Nibelungenlied der Spessart nicht der Ort, an dem„Sivrit er- slagen wart“, sondern der, nach dem Ha- gen den Wein sandte; der Platz mußte als vom Schauplatz der Tat ziemlich weit ent- fernt sein. Mehr Wahrscheinlichkeit hat fer eine knappe Stunde Weges entfernte Sieg- kriedsbrunnen bei Filtersklingen für sich. Hier in dem anmutigen Wiesental könnte der„schöne Anger“ sein, wo der Jagdzug rastete. Schon in einer Grenzbeschreibung der Heppenheimer Mark aus dem Jahre 795 Wird dieses Waldgebiet als„‚Burgunthart“ bezeichnet. Man weiß, daß Jahrhunderte vor- her ein Teil der Burgunder im Odenwal gegenüber Worms sich ansässig gemacht hatte. In der gleichen Grenz beschreibung wird auch ein„Lintbrunnen“ in dieser Ge- gend erwähnt, Lindel heißt ein Waldbezirk zwischen Hiltersklingen und Hüttental, und der Lindelbrunnen fließt dort noch heute. Eine Viertelstunde ist die Burgunthart von dem Lintbrunnen entfernt, die geeignete Strecke für einen Wettlauf nach dem kühlen Wasser. Unter diesen Umständen bleibt wenig über einen dritten Siegfriedsbrunnen zu sagen, der bel Odenheim im Kraichgau fließt, wenn es auch in der 16. Aventiure des Liedes heißt, daß„vor dem Odenwald ein Dorf liegt, Oten- heim“. Dieser Brunnen war ebenfalls schon im Mittelalter bekannt und erhielt in neuerer Zeit ein Denkmal, das die Ermordung Sieg- frieds durch Hagen darstellt. Das Nibelungen- lied ist eine Sage, und es erscheint müßig, in einem solchen Fall historischen Gegeben- heiten nachzugehen. Es ist indes bemerkens- Wert, wie romantische Schwärmerei und die Interessen des Fremdenverkehrs zusammen- Wirkten, um den angenommenen Schauplatz eines Dramas gleich zu verdreifachen. So wie bei einer Burgruine unweit Heidelbergs die Bank gezeigt wird, auf der das Kätchen von Heilbronn träumte, wie die Ruine Wildenberg im bayrischen Teil des Odenwaldes noch viel- fach als Parsifals Gralsburg angestaunt wird und in einigen Schlössern des Hohenloher Landes die Besucher auf„Seelchens“ Spuren zu wandeln glauben, so ist es mit den ver- schiedenen Siegfriedsbrunnen: der historischen Kritik halten sie nicht stand, um so mehr aber der Phantasie des Gemüts. W. N ken ut und 5 8 1 e bK. droschdre gro Or. Boftmobn 800 8 Beflin Ws 429 Ewald Braun Eine Anleitung zum Ab- fassen von Briefen und Schriftstücken für alle Fälle des Lebens 160 Seiten, geb. DM 4,20 F Li 0 Versandbuchhandlung 85 9D Wiesbaden/ Postf. 786 P. Sch. Konto. 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Der zweite Vor- Sitzende der SRP, Otto Remer, hatte kaum mit seiner Rede begonnen, als der Wirt der Gaststätte erschien und mitteilte, daß auch diese Versammlung der SRP nicht stattfinden dürfe Worauf die Veranstaltung abgebrochen Wurde. Nachdem die in Eberbach angekündigte öffentliche Versammlung der SRP mit Remer als Hauptredner vom württemberg- badischen Innenministerium verboten worden War, hielt Jie SRP eine Mitglieder versammlung ab. An Aer Mitgliederversammlung, in der auch Re- mer das Wort ergriff, nahmen mehr als 150 Personen teil. Fünf verletzte bei einem Verkehrsunfall Heidelberg((ob). Fünf Verletzte, dar- unter zwei Schwerverletzte, waren die Fol- gen., eines Verkehrsunfalles, der sich vor mem amerikanischen Lazarett in der Nane von Heidelberg ereignete. Ein Personenwa- gen War beim Herausfahren aus dem Tor des Krankenhauses mit einem Motorrad zu- Sammengestogen. Drei Radfahrer, die nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnten, prail- ten auf den Personenwagen bzw. auf das Motorrad auf. Der Motorradfahrer und sein Beifahrer wurden schwer verletzt. Die Rad- Fahrer erlitten leichtere Verletzungen. Entführerin der Helga Michel in Haft Heidelberg dd). Die 31jährige Kinds- Entführerin K. Kern aus Rohrbach bei Hei- Gelberg wurde von der Mainzer Kriminalpo- Iizei verhaftet. Die Kern hatte im November 1945 die damals dreieinhalbjährige Helga Mi- Chel aus Mainz entführt. Das Kind wurde ann von einem amerikanischen Ehepaar adoptiert, die es mit nach den USA nahmen. Die leiblichen Eltern des wiedergefundenen Kindes bestehen darauf, daß Helga ihnen Wieder zugeführt wird. VdkK-Landeskonferenz in Heidelberg Heidelberg dwb). Am kommenden Wo- chenende tritt der„‚Verband der Kriegsbe- chädigten, Kriegshinterbliebenen und So- Zlalrentner“ Württemberg-Baden in Heidell erg zu einer Landesverbandskonferenz zu- sammen. Unter anderen wird auf der Ta- Zung der FHauptgeschäftsführer des VdK Württemberg- Baden, Bundestagsabgeordne- ter Helmut Bazille, sprechen. Brandstiftung in Schriesheim Heidelberg(wb). Bei einem Scheu- nenbrand in Schriesheim bei Heidelberg Wurde von der Landespolizei Brandstiftung Als Ursache ermittelt Ein unbekannter Täter matte eine Dose mit glühenden Kohlen in das Stroh gelegt. Das Feuer wurde jedoch vom Besitzer der Scheune rechtzeitig be- merkt, so daß es gelöscht werden konnte, bevor allzu großer Schaden angerichtet Wurde. Erst vor einer Woche sind in Schries- eim eine mit Getreide gefüllte Scheune und ein Schuppen abgebrannt. Auch bei diesem Brand ließen verschiedene Umstände auf Brandstiftung schließen. Ein einwandfreier Beweis für diese Annahme konnte bis jetzt jedoch nicht erbracht werden. Sender Heidelberg vor der Fertigstellung Dossenheim dwb). Der kleine Mittel- wellensender des Süddeutschen Rundfunks in Dossenheim bei Heidelberg wird demnächst in Betrieb genommen. Der Sender ist für die Versorgung der Nordwestecke des Hörerge- iets des Süddeutschen Rundfunks mit den Städten Mannheim, Heidelberg, Weinheim und Schwetzingen errichtet worden. Vor wenigen Wochen diente die Baustelle der Stadt Hei- delberg als Schuttabladeplatz. Ein Senderge- bäude und zwei Antennenmasten von je 60 Meter Höhe sind bereits errichtet worden. Neuer UsS- Kommandeur in Karlsruhe Karlsruhe dw. Der bisherige stellver- tretende Kommandeur des Militärbezirks Hei- delberg, Oberst J. E. Graham, hat das Kom- mando über den Militärbezirk Karlsruhe übernommen. Graham, der nach dem Kriege in München und Heidelberg tätig war, über- nahm die Stelle des nach Nürnberg versetzten Oberst Hadfield. Er folgte seinem Bruder in den Tod Karlsruhe dwb). In Linkenheim bei Karlsruhe erhängte sich am Wochenende ein 60jähriger Mann aus Gram über den Tod sei- nes Bruders. Der Bruder, ein siebzigjähriger Mann, war Wenige Stunden vorher bei Dach- Arbeiten abgestürzt und an den Folgen der Habei erlittenen Verletzungen gestorben. Siemens-Großbetrieb in Karlsruhe EAT ISTUhlSE(lid wd). Die Siemens& Halske AG. hat in diesen Tagen in Karlsruhe- Knielingen den ersten Abschnitt eines für die- Abtellungen Rundfunk“ und„Meßtechnik“ bestimmten Fabrikneubaus in Betrieb genom- men und gleichzeitig den ersten Spatenstich für den zweiten Abschnitt, ein 140 m 8lariges, Achtstöckiges Fabrikgebäude, getan. Mit dem Endausbau der Betriebe wird die jetzige Be- legschaft von rund 3100 auf etwa 4500 Mann steigen, bei der Durchführung weiterer Pläne soll sie sogar auf 7000 steigen. Durch diese neue Schwerpunktbildung der Siemens& Halske KG. zwischen Karlsruhe und dem Rhein wird die nach dem Frieg durch die Dezentralisation des Berliner Sie- mens-&-Halske-Stammkomplexes notwendig gewordene Zersplitterung der Westdeutschen Produktionsstätten zum Teil wieder rückgän- gig gemacht. Das Land Württemberg-Baden, das diese Entwicklung a und wesentliche finanzielle Unterstützung lei- stete, stellt schon jetzt mit 14 000 Siemens- Beschäftigten das produktionsmäßig wich- tigste westdeutsche Interessengebiet von Sie- mens& Halske dar. 5 mit Interesse verfolgt Lokale Rundschab Sonnenblumen— Symbole der Treue Nun nicken die großen Gesichter der Son- nenblumen wieder über die niedrigen Zäune der Gärten. Sie stehen auf dem kleinen Stück- chen Feld am Bahnwärterhäàuschen und schei- nen dem dahinrasenden Zug nachzuschauen, aus dessen Fensterscheiben ein flüchtiger Blick die hohen grünen Stengel mit den gelben Blü- tenköpfen streift. Es ist etwas Eigenartiges und Seltsames um die Sonnenblumen, die aus dem fernen Peru stammen und erst seit Ende des sechzehnten Jahrhunderts in Europa und in Deutschland heimisch wurden. Die Sonnenblumen haben wie alle heliotro- pischen Pflanzen die Eigenschaft, sich immer nach der Sonne zu drehen. So gelangen die vielen Kerne im dunklen Früchtekranz zur rechten Reife. Die Eigenschaft, sich nach dem kräftespendenden Licht zu wenden, gab der Blume eine besondere Bedeutung in den Augen der Menschen: sie galt lange Zeit als Symbol der Treue und Anhänglichkeit. Bald erkannte man auch die' Wirtschaftlich- Keit der Pflanze. Ihre Kerne liefern heute ein begehrtes Gl. In Ungarn, Rußland und Hol- land wurden weite Strecken der Landschaft mit Sonnenblumen bepflanzt. Die großen Blät- ter dienen vielfach als Viehfutter, ebenso wie die aus den Kernen gewonnenen Glkuchen. Als„Bienenweide“ ist die großflächige Son- nenblume begehrtes und eifrig„angeflogenes“ Ziel der fleißigen Honigsammlerinnen. Eine Sonnenblume im Zimmer in einer hohen Vase bringt an trüben Tagen wahrhaftig die Sonne in dle Räume und scheint mit dem Kranz der gelben Blütenblätter ein sanftes Licht auszu- Strahlen. — Beifahrerin getötet— Fahrer unverletzt Walldürn Gdwb). In der Nähe von Bu- chen prallte ein Lastzug gegen einen Apfel- baum. Während der Fahrer unverletzt blieb, wurde dessen Schwester, die neben ihm saß, aus dem Führerhaus auf die Straße geschleu- dert. Die Frau erlitt einen Schädelbruch und starb wenige Minuten nach dem Unfall. Der Fahrer sagte, er habe einem entgegenkom- menden Personenwagen ausweichen wollen. Mitgegangen— mitgefangen Rastatt(ds). In Muggensturm verhaf- tete die Gendarmerie drei Zigeunerinnen, die einem Obst- und Gemüsehändler eine Geld- kassette mit 2000 DM Inhalt gestohlen haben Sollen. Als sich die Männer der drei Frauen bei der Gendarmerie nach ihren Frauen er- kundigen wollten, wurden sie von dem Be- amten wegen Beihilfe zum Diebstahl gleich festgehalten und hinter Schloß und Riegel ge- Setzt. Ins Wasser gefallen und ertrunken Kehl(ids). Beim Festmachen eines Rhein- kahns stürzte ein 63 Jahre alter Rheinbau- arbeiter aus Marlen bei Kehl rücklings in den Rhein. Er erlitt einen Herzschlag und ertrank. Seine Leiche konnte nach halbstündigem Su- chen geborgen werden. Kinderlähmung in Osterburken Osterburken dw). In Osterburken im Landkreis Buchen ist bisher ein Fall von Kin- derlähmung klinisch einwandfrei festgestellt worden. Ein zweiter Krankheitsfall, bei dem es sich wahrscheinlich gleichfalls um Kinder- lähmung handelt, wird zur Zeèit noch diasno- stisch überprüft. Brandstiftung durch Geisteskranken Reichenbach(ids). In Reichenbach prach in einem Gkonomiegebäude ein Brand aus, der auch auf das angebaute Wohnge- bäude übergriff. Während das Vieh aus den Stallungen gerettet werden konnte, wurden die Erntevorräte vernichtet. Der Schaden be- läuft sich auf 40 000 DM. Es wird vermutet, dag der 26jährige geisteskranke Sohn des Brandgeschädigten der Brandstifter ist. Der Schwachsinnige hatte kurz vor dem Brand einen Tobsuchtsanfall erlitten. Er konnte später in den benachbarten Waldungen aufge- griffen werden. Neubauten der Gablonzer Industrie Kaelsruhe dw). Die im Jahre 1947 in Karlsruhe gegründete„Arbeitsgemeinschaft der Sablonzer Industrie in Carlsruhe eG mbH.,“ erstellt gegenwärtig am Nordwest- rand von Karlsruhe fünf neue Industriebau- ten. Die Neubauten werden mit einem Drit- tel Eigenkapital sowie mit Staatsdarlehen und ERP- Mitteln finanziert. Die Gablonzer Industrie umfaßt gegenwärtig in Karlsruhe 30 Betriebe mit rund 800 Beschäftigten. 95 Prozent der Arbeitnehmer sind Heimatver- triebene. 4 Kreuz und quer durch Baden Karlsruhe. In einem Erlaß wird den Landratsämtern und den Stadtverwaltungen mitgeteilt, daß gegen das Fragen alter Le- bensrettungsmedaillen, die keine NS-Zeichen tragen, nichts einzuwenderi sei. Medaillen mit solchen Zeichen könnten jedoch nicht gegen neue umgetauscht werden, da zur Zeit über- haupt keine Medaillen für Lebensrettung ver- liehen würden.(ob) Rastatt. Den linken Unterarm verlor der 60 Jahre alte Gemeindediener von Selbach, Kreis Rastatt, als er einen Salutböller zum Empfang der neuen Glocken abschießen wollte. Ads) Szgcek ingen. Die Stadt wird am 2. Sep- tember Fischer aus der Schweiz und aus dem Hlsaßg als Gäste und Bewerber beim 2. Inter- nationalen Preisfischen am Rhein empfangen. Die längsten, kleinsten und schwersten Fische werden mit Preisen ausgezeichnet.(Id) Schramberg. Im benachbarten Triberg wurde ein junger Mann beim Holzabladen so schwer von einem Baumstamm getroffen, daß der Bedauernswerte im Triberger Kranken- haus gestorben ist. Achern. Zwei in einem Motorrad-Kunst- fahrer- Unternehmen angestellten„Todesfah- rer“ rasten auf der Straße Gamshurst-Mem- prechtshofen gegen einen Baum und erlitten schwere Knochenbrüche und innere Verlet- zungen. f(ds) veröffentlicht. 30 jähr. Stiſtungsfeſt des Angler⸗Clubs ſich ſonſt in froher Runde treffen, Schau⸗ Die Petri⸗Jünger Seckenheims begehen über das kommende Wochenende ihr dreißig⸗ jähriges Stiftungsfeſt. Damit tritt der Ang⸗ lerelub mit einer größeren und offiziellen Veranſtaltung an die Oeffentlichkeit, nach⸗ dem er ſeine geſellſchaftlichen Fähigkeiten ſchon des Oefteren bei Bällen und den Um⸗ zügen unter Beweis ſtellen konnte. Die Fiſcher, ſonſt gewohnt, in ſtillen Stunden an den Gewäſſern ihrem edlen Waidwerk nachzugehen, werden mit einem kleinen Feſtakt im„Engel“ der vergangenen Jahre gedenken, wo ſie in Eintracht und Freund⸗ ſchaft den Fluten des Neckars gar manchen ſchönen Brocken entriſſen und in frohen Stunden anſchließend ihre Zuſammengehö⸗ rigkeit unter Beweis ſtelllen. Wie oft aber haben auch die Angler in Notzeiten den Menſchen und beſonders den Perſonen in Krankenhausanſtalten und Kinderheimen durch die Zurverfügungſtellung eines ge⸗ ſamten Fangergebniſſes Freude bereitet und mitgeholfen grobe Not zu lindern. All dieſe Dinge ſind dazu angetan, die Angler bei ihrem Jubiläum freudig zu ſtimmen und ihrem Feſtakt am Samstag Abend eine ſtimmungsvolle Note zu geben. So wird der Engel, das Stammlokal der Angler, wo ſie platz der offiziellen Jubiläumsſeierlichkeit ſein, in deren Mittelpunkt die Feſtrede des „Schriftführers Deimling ſtehen wird, wäh⸗ rend der 1. Vorſitzende Karl Eckert die Gäſte und Angler willkommen heißt. Die offizielle Folge wird umrahmt von Klavierbeiträgen von H. Knobloch. Eine Kaffeetafel mit ge⸗ mütlicher Unterhaltung ſchließt ſich an den offiziellen Teil an. Das Stammlokal der Angler, der Engel ſelbſt, wird bereits am Freitag die kulinariſchen Möglichkeiten der Petri Jünger mit einem bis zum Sonntag gehenden Fiſcheſſen beginnen, um damit möglichſt zahlreichen Mitbürgern die Mög⸗ lichkeit zu geben, ſich von der Qualität und Güte des„ſilbernen Schatzes“ unſeres alten Neckars zu überzeugen, der Tag für Tag als Ausgleich nach ſchwerer Arbeit geborgen wird. Am Sonntag ſelbſt werden die Angler ihren Jubiläumstag mit einem großen Preis⸗ angeln am Neckar begehen. Bereits um 6 Uhr werden die Angler ihre Plätze beziehen, um ſchließlich gegen 11 Uhr den Glücklichſten unter ſich zu ermitteln. Schon heute gilt deshalb den Anglern zu ihrem Jubiläum wie zum Preisangeln unſer kräftiges Petri⸗ Heil! f CCC Geflügelzüchter weihen ihr neues Vereinsheim. In aller Stille haben die rührigen Ge⸗ flügelzüchter in ihrer ſchmucken Zuchtanlage in der verlängerten Raſtatterſtraße ein neues Vereinsheim erſtellt, das am 2. Sep⸗ tember offiziell ſeiner Beſtimmung über⸗ geben wird. Dieſe Einweihung wird mit einem Parkfeſt am Sonntag verbunden ſein, während am Nachmittag in der Zuchtanlage eine Jungtierſchau abgehalten wird, die einen Ueberblick über die züchteriſchen Qua⸗ litäten des Vereins vermitteln wird. Beim Parkfeſt ſelbſt wird ein Wirtſchaftsbetrieb für die kulinariſchen Genüſſe der Gäſte ſor⸗ gen, während eine Tombola und gemütliche Unterhaltung für weiteren Anreiz dieſer Veranſtaltung ſorgen wird. 2 Existenzaufbauhilfe wird gewährt Anträge auf Existenzaufbauhilfe im Sinne des Soforthilfegesetzes können von Flücht- lingen, Sachgeschädigten, politisch Verfolg- ten und Spätheimkehrern eingereicht werden. Wie das Hauptamt für Soforthilfe bekannt gab. Ferner können gewerbliche Betriebe mit einem der Soforthilfeabgabe unterlie- genden Vermögen von nicht mehr als 20 000 DM von dieser Abgabe befreit werden, wenn sie an Flüchtlinge im Sinne des Soforthilfe- gesetzes verkauft oder auf mindestens sieben Jahre verpachtet werden. Dazu sei es not- wendig, daß Flüchtlinge bei den Amtern für Soforthilfe einen Antrag auf Zustimmung zu einem solchen Kauf. oder Pachtvertrag Stellen. Mit diesem Antrag könne auch ein Antrag auf Gewährung von Existenz-Auf- bauhilfe verbunden werden. Die Weisung über die Gewährung von Gemeinschaftshilfe zur Schaffung von Dauerarbeitsplätzen und die Frist für die Antragstellung werde noch im„Bundesanzeiger“ mitgeteilt. Sabotage durch Altmetalldiebstähle In einem Rundschreiben an die Polizei- dienststellen in Nordbaden äußerte der Prä- sident des Landesbezirks Nordbaden, Dr. Un- ser, den Verdacht, daß es sich bei den Alt- metalldieben nicht nur um Menschen handle, die von Not oder Geéewinnsucht getrieben seien, sondern um Leute, die im Rahmen der politischen und wirtschaftlichen Offensive des Ostens gegen die Bundesrepublik die Wirt- schaft zu sabotieren suchten. Schweiz-Reise mit Tagesschein Die in der Bundesrepublik wohnenden Deut- schen können zur Einreise in die schweizerische Grenzzone einen Tagesschein erhalten und zwar in der Form der sogenannten Spezial- bewiligung(Einzel- oder Sammelspezialbewil- ligung) mit dreitägiger Gültigkeitsdauer. Zur Erlangung dieser Spezialgenehmigung sei die Vorlage eines gültigen vorläufigen Reiseaus- Weises oder eines gültigen deutschen Reise- passes erforderlich. Ein Personalausweis ge- nüge zur Ausstellung dieser nicht. Spezialbewilligungen dieser Art wer- den nach Angaben des Innen ministeriums. in Baden von den Landratsämtern Donaueschin- gen, Freiburg-Br., Konstanz, Lörrach, Mül⸗ eim, Neustadt, Säckingen, Stockach, Uber- lingen und Waldshut sowie von der Polizei- direktion Freiburg-Br. ausgestellt. Bewilligung Um die Aufklärung eines Raubmordes Die Kriminalhauptstelle bemüht sich um die Aufklärung eines Leichenfundes aus dem Jahre 1946. Am 4. Dezember 1946 war in einem Waldstück bei Sandbach im Landkreis Passau Niederbayern eine unbekannte männ- Uche Leiche gefunden worden. Die Polizei nimmt an, daß der Tote etwa Mitte Oktober 1946 erdrosselt und beraubt worden sei. Der Getötete war etwa 25 Jahre alt, 1,60 m groß, schlank, hatte dunkelblonde Haare, gradlinige Nase und ovale Ohren. Als besonderes Renn- zeichen gibt die Kriminalhauptstelle Narben von einer Blinddarmoperation und von einem Streifschuß an der rechten Schulter an. In rer Suchmeldung fragt die Polizei, welcher Friegsgefangene oder politische Häftling einen auffallend kleinen Kameraden mit einem Marienmedaillon an einem Kettchen gekannt habe, in welchem Krankenhaus ein Mann, auf den die Beschreibung passe, am Blinddarm operjert oder wegen eines Streifschusses an der rechten Schulter behandelt worden sei. Sachdienliche Mitteilungen nimmt jede Poli- zeidienststelle entgegen. In fremden Betten „Ja, das Reisen wäre schon schön“, meinte mein Onkel vor jeder Reise,„aber weit sch ner Wäre es, wenn ich mein eigenes Bett mit- nehmen könnte.“ Diese Angst vor frem- den Betten haben viele. Sie beneiden jene, clenen es nichts ausmacht, wie und wo sie ihr müdes Haupt hinlegen, ob auf bequemen uind behutsamen Lagern oder etwa auf zwei zusammengestellten harten Stühlen. Das sind clie Bohémiens oder Nomaden der Bettruhe. Fremde Betten können zu den phantasie vollsten Betrachtungen Anlaß geben, voraus- gesetzt, daß der Alltag die Besinnlichkeit zucht abgetötet hat und das ist bei allen— Sollte man annehmen— Ferienreisenden vor- handen. Man macht sich Gedanken, welche Schicksale diese Betten schon erlebt haben, wer schon alles hier seine nächtliche Ruhe gefunden hat. Ideenreiche Menschen können Sich dabei die wechselvollsten Schicksale aus- (lenken und dabei sanft vom verträumten Wachzustand in den Schlaf hinüberschlum- mern. 5 5 Und Betten trifft man auf einer Reise an! Von dem urväterlichen Arche-Noah-For- mat bis zum modern- sachlichen Eisenbett, vom daunen- und seidenbedeckten bis zum ro oder blaukarierten derben Bauernbett in den Bergen. Wer viel reist, könnte eine ganze Kulturgeschichte des Bettes schreiben. Ind sonderbar, obwohl die nächtliche Ruhe eimer Reise oder eines Urlaubs nicht die do- minierende Rolle spielt, so kann ein sch 2 les Bett manches schöne Reiseerlebnis unan- genehm überschatten. Aber das möge hof fentlich recht selten sein. 5 Andere Lander— andere Betten! So möchte mam feststellen, wenn mam in die verschie- denen Länder reist. Jedes Land hat seine Kigenart, auch bei den Betten. Daß Frank- heich auf das Bett als Ruhestatt besondere Pflege verwendet, ist allgemein bekannt Aber auch Italien mit den breiten einfachen Betten 1 sich die Achtung verwöhnter Reisen cler. 5 Glücklich ist jeder zu preisen. der die Scheu vor fremden Betten ablegt und sich in der Vorfreude des tiefen Schlafes hinlegt und jenes findet, was ihm sein Gastgeber vor dem Schlafengehen wünscht: eine gute angenehme Ruh!. Kultur Die Staatliche Kunsthalle in Karlsruhe wird Während der traditionellen„Karlsruher Herbsttage“ im Oktober eine große Ausstel- jung mit Werken von Hans Thoma Veranstal- ten. In der Ausstellung sollen besonders Früh- Werke des Meisters gezeigt werden. Die ötigheimer Volksschauspiele bringen am 26. August und 2. September um 20 Uhr das historische Trauerspiel„Der junge K6- nig“ von Raoul Konen zur Aufführung, ES handelt sich um das tragische Schicksal Kon- radins, des letzten Staufen, der nach der Schlacht bei Scurcola in Italien auf Betrei- pen Karl von Anjous in Neapel mit dem Beil Bingerichtet wurde. Professor Rößle 75 Jahre alt Der erste Pathologe Deutschlands, Professor Dr. Dr. Robert RögGle, beging am Sonntag in Berlin seinen 75. Geburtstag. Professor RöBle Wirkt als Leiter der Pathologischen Abteilung im Wenckebach-Rrankenhaus in Berlin-Tem- hof, nachdem er 1929 als Nachfolger von Professor Lubarsch auf den Lehrstuhl, Vir- chows nach Berlin berufen wurde und bis 1949 an der Charité tätig war. Professor Röflle hat insgesamt 250 wissenschaftliche Arbeiten Film über das Leben Shakespeares Der Schauspieler und Regisseur Mel Ferrer gab bekannt, daß er beabsichtigt, das Leben Shakespeares zu verfilmen. Bisher wagte dies noch keine Filmproduktion, hauptsächlich wegen des Streites darüber, ob Shakespeare es überhaupt gewesen ist, der die großen Pra- men und Schauspiele schrieb, oder ob der Name Shakespeare nicht ein Pseudonym von Francis Bacon war. Ferrer möchte, daß Laurence Ollvier die Rolle William Shakespeares übernimmt. Die britische Schauspielerin Jean Simmons son die der Anne Hathaway erhalten. 5 Ferrer will den Film in Stratford-on-Avon und im alten London spielen lassen. Zwischen- 5 szenen sollen Teile aus König Lear, Romeo und Julia und Heinrich V. geben. Lübeck verleiht Buxtehude-Freis“ Als Auszeichnung für besonders hervor- ragende Leistungen auf dem Gebiet der chen- und Orgelmusik und des Orgelbaues Wird die Stadt Lübeck zur 700-Jahrfeier der Marienkirche erstmals den„Buxtehude-Preis“ verleihen. Der alle zwei Jahre zur Verleihu. kommende Preis ist mit einer Ehrengabe ve 1000 D und der Uberreichung einer Ehren Urkunde der Hansastadt verbunden. 5 3 5 den vorwiegend Erhöhte Leistungen an den Bund Ein Beschluß des württemberg- badischen Finanzausschusses 8 tutt gart wb). Der Finanzausschuß des württemberg- badischen Landtages stimmte einem Beschluß der Landesregierung zu, nach der das Land vorerst 25 Prozent seines Auf- kommens an der Einkommen- und Körper- Schaftssteuer an den Bund abführen wird. Diese Zahlungen werden so lange geleistet, bis endgültig feststeht, ob die Bundesländer 25 Oder 33 Prozent ihrer Aufkommen an Ein- kommen- und Körperschaftssteuer dem Bund zur Verfügung stellen müssen. Durch die neue Regelung erhöhen sich die Zahlungen des Landes an den Bund von 140 Millionen DM auf 155 Millionen DM jährlich. Das Haushalts- defizit wird sich dadurch von 94,9 Millionen DM um 15 Millionen DM auf 109,9 Millionen DM erhöhen. Ferner gewährte u. a. der Finanzausschuß der Stadt Mergentheim für den Ausbau ihrer Bade- und Kuranlagen einen weiteren, be- dingt rückzahlbaren Zuschuß von 50 000 DM. Insgesamt hat Bad Mergentheim damit 250 000 DM vom Staat für den Ausbau seiner Kur- einrichtungen erhalten. Wie auf der Sitzung mitgeteilt wurde, reichen die Unterbringungs- möglichkeiten in Bad Mergentheim noch im- mer bei weitem nicht aus, um alle Personen, die dort einen Kuraufenthalt verleben wollen, aufzunehmen. Gurk für Durchzählung nach Ländern Karlsruhe(ZSH). Der Landesvorsit- zende der nordbadischen CDU, Dr. Gurk, machte in der Südweststaatfrage einen Ver- mittlungsvorschlag. Das Ergebnis der Volks- Abstimmung, sagte Gurk, soll getrennt nach den alten Ländern Baden unnd Württemberg ausgezählt werden. Dr. Gurk wies besonders auf die Dringlichkeit der Errichtung des Bun- desverfassungsgerichtes hin. Villingen will in jedem Fall wählen Villingen(ZSEH). Der Villinger Stadtrat und Landtagsabgeordnete Haas(SPD) hat im Namen seiner Partei den Antrag an den Vil- linger Stadtrat gerichtet, für Villingen eine Abstimmung unter allen Umständen zu be- schließen. Der Oberbürgermeister soll alles Erforderliche vorbereiten. Wenn die Landes- regierung eine Durchführung der Wahl trotz- dem unterbinde, werde der Südweststaataus- schuß einen Pendelverkehr mit Omnibussen nach dem württembergischen Schwenningen einrichten, damit die Villinger wenigstens de- monstrativ ihren Willen bekunden können. Andere Städte wurden angeregt, dem Villin- ger Beispiel zu folgen. Der Landkreis Villin- gen hatte sich bei der Volksbefragung im Herbst vorigen Jahres zu 63,3 Prozent für den Südweststaat ausgesprochen. Weiteres Sinken der Arbeitslosigkeit In Württemberg und Baden leichte Steigerung In der ersten August-Hälfte ist die Zahl der Arbeitslosen im Bundesgebiet um 15 700 auf ins- Sesamt 1 276 400 zurückgegangen. Während in land wirtschaftlichen Ländern Bayern, Schleswig- Holstein und Niedersachsen sowie auch in Rheinland-Pfalz und Hessen die Arbeitslosenzahl zurückging, berichten die Lan- der Hamburg, Baden, Nordrhein- Westfalen und Württemberg-Baden von einem zwar unerheb- lichen Ansteigen der Frwerbslosenzahlen. In den einzelnen Ländern betrug Mitte August die Zahl der Erwerbslosen: Württemberg-Baden 50 347(plus 113), Südbaden 9260 Plus 386), Würt⸗ temberg-Hohenzollern 6903(minus 120), Rhein- land-Pfalz 46 024(minus 2753), Hessen 101 579 (minus 1187), Schleswig- Holstein 163 796(minus 3445), Hamburg 93 088(plus 828), Niedersachsen 307 535(minus 2236), Nordrhein-Westfalen 175 710 Plus 172), Bremen 26 414(minus 504), Bayern- 295 744(minus 6912). 28 Wer war im Afrika- Korps? Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfür- sorge, Kassel, Ständeplatz 2, bittet alle frühe- ren Angehörigen des deutschen Afrika-Korps, möglichst genaue Angaben über Begräbnis- Stätten und ebemalige Lazarettstandorte in Afrika zu machen. Wettervorhersage Allmählicher Bewölkungsrückgang, keine Niederschläge mehr. Höchsttemperaturen im allgemeinen wieder über 20 Grad. Schwache Winde aus West bis Nord. Donnerstag viel- fach heiter, allgemein trocken, etwas wärmer. Sonnenfinsternis am 1. September Am 1. September wandert der Mond an der Sormenscheibe vorbei und wir erleben eine ringförmige Sonnenfinsternis. Die Fin sternis beginnt etwa um 12.40 Uhr. Prak- tisch wird die Sonnenfinsternis in unseren Bezirken nicht durch eine Helligkeitsvermin- derung auffällig werden. Man wird sie nur bemerken, wenn man zur genannten Zeit die Sonne durch ein dunkles Blendglas oder durch ein Fernglas, das ebenfalls gut abge- blendet sein muß. betrachtet. Kinderlähmung z alarmierendes Wort Harmlose Anzeichen— Vorbeugen durch Sauberkeit und Ruhe Die letzten Meldungen über die spinale Kinderlähmung im Saarland haben viele El- tern in nicht geringe Aufregung versetzt. Spinale Kinderlähmung— man denkt an ver- krüppelte junge Menschen, denen ärztliche Kunst nicht zu helfen vermochte, an steife Beine, und gelähmte Hüften. Zweifellos, die Kinderlähmung ist eine sehr ernst zu neh- mende Krankheit. Das beweisen schon die energischen Maßnahmen, die der Staat trifft, um eine Ausbreitung zu verhindern und Epi- demien wirkungsvoll zu bekämpfen. Indessen Verliert die Krankheit viel von ihrer Gefähr- lichkeit, wenn man einiges über ihre Ver- hütung weiß. Die Vorbeugungsmaßnahmen sind denkbar einfach, beruhen auf wissenschaftlichen For- schungen und sind durch unzählige Experi- mente bestätigt. Prof. Keller, der Direktor der Freiburger Universitäts- Kinderklinik, hat sich in einer Aufklärungsschrift, die zur Zeit in Südbaden verkauft wird(der Erlös soll der Forschung zugute kommen) eingehend mit der Krankheit beschäftigt. Dabei geht er von der Tatsache aus, daß die Kinderlähmung(Polio- myelitis) eine Infektionskrankheit ist. Ihr Er- reger, ein Virus, gelangt durch Kontaktüber- tragung— hauptsächlich durch den Mund und die oberen Atem- und Verdauungsorgane— in den Körper und wird mit dem Stuhl aus- geschieden. Man hat festgestellt, daß sich der Erreger bei allen Personen, die in der Um- gebung eines an Kinderlähmung Erkrankten leben, im Stuhl befindet. Aber nicht bei allen Infizierten kommt die Krankheit auch tat- sächlich zum Ausbruch. Die Forschung hat nachweisen können, daß körperliche Anstrengungen aller Art, sport- liche Leistungen, Reisen, Klimawechsel, aber auch Operationen und Impfungen eine gün- stige Disposition des Körpers für die Erkran- kung an Kinderlähmung schaffen können. So hatten 2. B. bei einer Hamburger Epidemie 36% der Erkrankten vorher solche Strapazen durchgemacht. Neben der Vermeidung von körperlichen Anstrengungen sind unbedingte Sauberkeit in der Familie und in den gefähr- deten Gemeinden sowie größtmögliche Ruhe die sichersten Vorbeugungs maßnahmen. 0 Wie die Praxis erwiesen hat, kommt es nur verhältnismäßig selten vor, daß wirklich Läh- mung eintritt. Die Krankheit— und das ist das einzig Gefährliche an ihr— äußert sich in ganz allgemeinen, keinesfalls typischen Er- scheinungen: Grippe, Angina, Unwohlsein, Durchfall und ähnlichen durchaus alltäglichen Symptomen. Erst nach dem Abklingen der Fieberkurve, nach etwa acht Tagen, besteht die Gefahr, daß die schmerzhaften Lähmun- gen auftreten. Diese können aber mit einer gewissen Sicherheit vermieden werden, wenn sich der Erkrankte sofort nach den ersten An- zeichen ins Bett legt, sich schont und peinlich sauber hält. Während die spinsle Kinderlähmung zur Zeit die Bevölkerung der Pfalz sehr be- unruhigt, weil die Zahl der Erkrankten im Sgargebiet ständig zunimmt, liegt die Zahl der Erkrankungen in Württemberg-Baden, in Südbaden und in Südwürttemberg bisher weit unter dem Durchschnitt der früheren Jahre. Einzelne Fälle, wie sie in letzter Zeit in Pforzheim und im Kreis Buchen aufgetreten sind, ändern nichts an dieser Tatsache. In der Regel wird nach jedem epidemischen Auftre- ten der Kinderlähmung in den darauffolgen- den Jahren ein starker Rückgang der Krank- heit beobachtet. Die Arzte erklären sich dies daraus, daß bei einer„Durchseuchung“, wie beispielsweise im vergangenen Jahr in Süd- baden, Stuttgart und Heidelberg, große Teile der Bevölkerung zwar infiziert werden, aber die Krankheit nicht sichtbar durchmachen. Die Arzte nehmen an, daß die Inflzierten dadurch gegen die Krankheit immun werden gr- Sport und Spie Stumpf und Sander schafften Rekorde Schirmer wurde Zebhnkampfmeister Bei den Deutschen Meisterschaften im Mehr- kampf war es eine Enttäuschung, daß der Vor- jahresmeister Sepp Hipp wegen einer Verletzung nur als Zuschauer in Wetzlar anwesend War. Aber die Frauen sorgten für erstklassige Lei- stungen. Vor allem die 277 jährige Lena Stumpf feierte ein grogartiges come back und stellte im Fünfkampf mit 436 Punkten einen neuen deutschen Rekord auf. Ihre Rivalin Maria San- der-Domagalla hatte in den ersten zwei Ubungen(Hochsprung und Kugelstoßen) Pech und kam nur auf 426 Punkte. Sie hielt sich aber durch einen neuen deutschen Rekord im 80-m- Hürdenlauf schadlos, wo sie die glänzende Zeit von 11,2 Sek. gegen das Klassefeld Stumpf- Fauth- Seonbuchner- Wackersreuther erreichte. Damit wurde die alte Bestleistung von Bieß- Charlottenburg mit 11,4 Sek. unterboten. Ein Doppelmeister Bei den Männern wurde Schirmer aus Stadt- hagen Doppelmeister. Er gewann den Fünf- kampf mit 3698 P. und sicherte sich auch den Zehnkampf mit 6615 P. Der Koblenzer Huppertz wurde in beiden Wettbewerben mit 3591 und 6343 P. Zweiter. Schirmers Einzelleistungen: 100 m in 11,2 Sek., 110 m Hürden in 16,1 Sek., 400 m in 50,4 Sek., Weitsprung: 6,52 m, Hoch- sprung: 1,75 m, 1500 m in 4:37, 4 Min., Diskus: 37,83 m, Stabhoch: 2,80 m, Speer: 45,83 m, Kugel: 12,34 Meter. Junioren-Meister stellen sich vor Bei den Deutschen Junioren- Meisterschaften gab es teilweise ausgezeichnete Leistungen— 100 m: Wegener-Oberhausen 10,6; 200 m: Hiß- Ludwigshafen 22,5; 400 m Nause-Hamburg 49,1; 800 m: Binder- Feuerbach 1:54, 2; 1500 m: Schlegel- Eglingen 3:58,0; 3000 m: Baum- siegen 845,6; 4100 m: Phönix Ludwigshafen 43,2; 44400 m: Preußen Krefeld 3:29,8; 34 1000 m: SpVgg. Feuer- bach 7:46,44; 110 m Hürden: Kaspar-Berlin 15,7; 200 m Hürden: Dengler-Fürth 26,0; Hochsprung: Bremicker-Radevormwald 1,82 m, Weit: Ried- Stuttgart 7,00 m; Dreisprung: Tobe-Klopenburg 13,69 m, Stabhoch: Drunn- Altenkirchen 3,60 m; Kugel: Jansen-Düsseldorf 13,55 m; Diskus: Rie- del-Aibling 41,62 m; Speer: Pfau-Berlin 53,38 m; Hammer: Lauenstein-Hamburg 45,11 m. Fünf- kamp'e: Oberbeck- Braunschweig; Zehnkampf: Oberbeck. Senioren: Zehnkampf: 1. Schirmer-Stadt- hagen 6615 P., 2. Huppertz-Koblenz 6343 P., 3. Koppenwallner-München 6302 P., 4. Müller- Karlsruhe 5923 P., 5. Svensson-Kiel 5881 P.— Fünf ka mp f: 1. Schirmer- Stadthagen 3689 P., 10 Em Gehen: 1. Prehn-Hamburg 56:07 Minuten. Frauen: Fünfkampf: 1. Lena Stumpf- Bremen 436 P., 2. Sander-Domagalla/ Dinslaken 426 P., 3. Fauth-Stuttgart 426 P., 4. Seuffert- Berlin 375 P., 5. Seonbuchner-Nürnberg 375 P. Segelflugtag in Frankfurt Auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafer. vsurde erstmals wieder ein Flugtag durchgeführt. Dabei starteten Segelflugzeuge verschiedener deutscher Segelflugvereine im Schlepptau einer amerikanischen Sportmaschine. Unter den Gä- sten befand sich auch der Präsident des Deut- schen Aero-Clubs, Wolf Hirth. US-Luftstreit- Kräfte hatten eine Transportmaschine vom Typ C119 zur Besichtigung für das deutsche Publi- kum zur Verfügung gestellt. Den Abschluß des Flugtages bildete die Vorführung von Modell- flugzeugen, die teilweise ferngesteuert wurden. Porsche auf dem 3. und 9. Platz Sieger in der 4750 km langen Automobil- Zu- verlässigkeitsprüfung Lüttich-Rom-Lüttich wur- den die Belgier Claes-Ickx auf einem britischen Jaguar, die als einzige Teilnehmer das schwie- rige Rennen strafpunktfrei beendeten. Nach der noch inoffiziellen Wertung belegten die deut- schen Porsche-Fahrer von Guilleaume und von der Mühlen mit 30 Strafpunkten den 3. Platz, Während Peter-Max Müller und Huschke von Hanstein ebenfalls auf einem Porsche mit 70 Strafpunkten auf den 9. Platz kamen. Kurz— aber wichig Der Berliner Schwergewichtsboxer Tietze un- terlag in Wien gegen den Wiener Kurt Schieg! über 10 Runden knapp nach Punkten. Neuer Europa-Meister im Leichtgewicht wurde in Helsinki der Finne Elis Ask durch einen K.o. Sieg in der 12. Runde gegen den französischen Titelverteidiger Pierre Montane. Neckar-Bote, Südd. Heimatzeitung für NManuheim-Seckenhelm und Umgebung. Verantwortl. Herausgeber: Georg Hardle. Druck und Verlag: Buchdruckerei Gg. Zimmermann(Inhaber Qeorg Härdle), Mannheim-Sectenheim, Fernsprecher 47216 Geschäftsstelle Mannheim: Holzstraße 5. Fernsprecher 51308 Die„Großen“ der Solitude aus England Noxton-Fabrik-Team in Stuttgart gelandet Die englische Fabrikmannschaft der Norton Werke, die am Sonntag beim„Großen Preis von Deutschland“ für Motorräder auf der Solitude startet, ist auf dem Flugplatz Stuttgart-Echter dingen mit einer Sonder maschine aus Belfast eingetroffen. Die englischen Rennfahrer, an ihrer Spitze der zweifache Weltmeister Geoffrey Duke, wurden von ADAC-Gauleiter Hans Schumann begrüßt. Zum Empfang der englischen Rennfah- rer hatte sich die gesamte BMW-Rennmannschaft eingefunden. Auch Weltrekordmann Herz von den NSU,- Werken befand sich von„Rennprofessor“ John Craig angeführt, der desonders herzlich Georg Meier begrüßte, den er noch von seinem Start in England im Jahre 1938 kannte. Außer Duke befanden sich Johnny Lockett, Jack Brett und der Australier Ken Kavanagh unter den englischen Werksfahrern. In der Sonder maschine befanden sich auch die 8 Norton-, Federbett“-Werks maschinen. Nach der Ankunft der Engländer ging die Fahrt in einem„Geleitzug“ zum Schloßhotel Solitude, wo die Gäste Quartier nahmen. Sie wurden dort durch den Stuttgarter Oberbürger- meister Dr. Klett begrüßt, der den Wunsch aus- sprach, der Wettkampf möge den friedlichen Be- ziehungen der Nationen dienen. John Craig ant- Wortete, es freue ihn, daß die Norton-Werke sich in Deutschland mit BMW, DRW und NSU messen könnten. In echtem Sportsgeist erklärte er, der beste Sportler möge gewinnen. Herberger-Auswahl spielt in Düsseldorf Bundestrainer Sepp Herberger hat für das, Zweite Trainingsspiel einer deutschen Amateur- auswahl am Mittwoch in Düsseldorf gegen For- tuna Düsseldorf folgende Mannschaft nominiert: Schönbeck(Hamburg); Hoffmann(Cronenberg), Eberle(Ulm 46); Sommerlatt Karlsruhe), Ben- der(Feudenheim), Gleixner(Osnabrück); Mau- ritz Düsseldorf), Stollenwerk Oüren), Klug (Sterkrade), Schröder(Bremen) und Ehrmann (Karlsruhe). Erfolge für Württemberg-Baden Bei der„Fahrt durch Bayerns Berge“ Die von 226 Fahrzeugen(143 Solomotorräder, 20 Motorräder mit Seitenwagen und 63 Personenkraft- wagen) bestrittene„Fahrt durch Bayerns Berge“ über 560 km konnten 98 Finzelfahrer und 14 Mann- schaften strafpunktfrei beenden, Sie erhielten da- fiir die Plakette mit goldenem Kranz und den AcCM.-Mannschaftspreis mit goldenem Kranz. 27 Fahrzeuge blieben auf der Strecke, darunter auch Weltrekordmann Henne, der mit einem neuen Mer- cedes-Typ 220 in einem Wald abschnitt an einen Baum raste, Wolfgang Gutbrod, der Juniorchef der gleichnamigen Automobilfirma, der auf einer san- digen Straße ins Schleudern geriet und sich über- g, und der Horex- Motorradfahrer Strobel (München), der nach nem Sturz bei Entérrottach mit einem Schlüsselbeinbruch in ein Krankenhat eingeliefert wurde. i Die Gewinner der goldenen Plakette aus Würt- temberg-Baden waren: 100 cem: Wilhelm Hofmann, Gerd Reinhardt, Otto Kollmar(alle Neckarsulm, NSU-Fod), Paul Moritz-Waiblingen(NSU-Fo d); bis 200 cem: Werner Kritter-Heilbronn(Zündapp), Jo- sef Ulmer, Erwin Fischer, Willy Werner(alle Nek- karsulm, NSU-Luz); Motorräder mit Seitenwagen: bis 500 cem; Willy Fernau, Hermann Dunz, Otto Strengert(alle Neckarsulm, NSU-Consuh). Von insgesamt 34 gestarteten Fabrik-, Club- und Gaumannschaften Oreierteams), war der Automo- bil-Club München mit vier Mannschaftssijegen am erfolgreichsten. Die Bayerischen Motorenwerke München und die NSU-Werke Neckarsulm stellten 3e drei Siegerteams, die den Mannschaftspreis mit, goldenem Kranz erhielten. Je einen Mannschafts- sieg errangen noch die Zündapp-Werke Nürnberg. Triumph-Werke Nürnberg, Viktoria-Werke Nürn- berg, Auto-Union GmbH. Ingolstadt und der Motor- Sportelub Frankfurt. 85 Segelflugzeuge im Bau Die Fliegergruppen des Württ. Luftfahrtverban- des haben bis jetzt 4 Schulgleiter Typ Sd 38 und 4 Segelflugzeuge Typ Grunau IIb gebaut,. Im Bau sind gegenwärtig 70 Schulgleiter und 15 Segelflug- zeuge, Für den Bau eines Schulgleiters sind 1200, ur den eines Segelflugzeuges 1500 Arbeitsstunden erforderlich, Die neuen Segelflugzeuge müssen von Bauprüfern, die von der Prüfstelle für Puftfahr- zeuge in München bestellt werden, abgenommen und von der Abteilung für Verkehr im württemberg- badischen Innenministerium zugelassen werden. Dem Württ. Luftfahrtverband, der die Länder Nord- Württemberg, Süd württemberg und Nordbaden um- kaßt, gehören gegenwärtig 125 Fliegergruppen mit rund 4500 Mitgliedern an. Statt Karten. Todes-Anzeige. Grohvater, Bruder, Schwager und Onkel die Ewigkeit abzurufen. * Vhm.-Seckenheim, 22. August 1951 i Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, seinen treuen Diener, unseren lieben Vater, Schwiegervater, ben Pfftoh Jakob Blümmel nach langem, schweren Leiden im Alter von 60% Jahren, Wohlvorbereitet durch die hl. Sakramente, zu sich in In stiller Trauer Franz Blümmel u. Frau Hilde nebst Enkelkind Helmut und alle Angehörigen Die Beerdigung findet heute Mittwoch, 15.30 Uhr von der Se kenheimer Leichenhalle aus statt. „Liedertafel“/ Mannheim Seckenheim. Nur noch 9 knappe Monate trennen uns von unserem großen Sängerfest mit Bannerweihe. Zur Entgegennahme eines umfassenden Berichtes alle aktiven laden wir auf kommenden Samstag, 25. Aug., 20.30 Uhr und passiven Mitglieder, insbesondere unsere Frauenschaft, sowie alle wieder neu hinzu- getretenen Mitglieder in den„Kaiserhof“ freundl. ein. Die Versammlung Wird pünktlich um 21 Uhr eröffnet. 85 jqähr. Rentner, ohne An- hang, sucht zwecks späterer Heirat anständige Frau mit Wohngelegenheit und evtl. Grundbesitz. f Gefl. Angebote unter Nr. 727 an den Verlag ds. Bl. 4 Palast-Theater N Des großen Erfolges wegen heute zum letztenmal: Küssen 5 Kräftige, pikierte Erdbeerpflunzen ee 22. KUPFER Messing, Blei, 7 2 —— S die uns æur Slberbo cee und Derlobung i N Ab Freitag, 24. August bis Sonntag, den 26. August(einschl.) anläßlich des 30 jähr. Stiftungsfestes des Anglerklub Mhm.-Seckenheim Backfischessen im Lokal„Zum Engel“ ES ladet ein Jakob Kloos. 55 8 Ein getroffen: Fulterkurtoffeln Tabakstricke Tabakgarn N 1 Alex. Schmich 8 Landesprodukte. Zink usw. e ee ilhaft Moersburgerstrage 24 Telefon 47112 Eine 15 4 Verlobungs- und Vermãhlumgs. Harten FSlückuunsch- Harten ſeertiet an Nechœarbote- Druckerei 8 das dus der guten Schube amel eln. E f 9 ANZEICE in Ihrer Heimatzeitung e immer 50 8 ertoigreich! 5 0 im Empfangs- komitee. Die englische Werkmannschaft ue J ist keine Sünd 1 . 0