re 4 7 3 Erscheint: montags, mittwochs, freitags und samstags. Frei Haus 1.90, im Verlag abgeholt 1.70, durch die Post 1.70 zuzgl. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim Seckenheim und Umgebung Anzeigenpreise: die G- gespaltene Milli- meterzeile 15 Pig. Creisliste Nr. Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden Nr. 38 Freitag, den 7. März 1952 4.752. Jahrgang Südwestwahlen von größter Bedeutung Starker Einsatz von Bundespolitikern in der politischen Auseinandersetzung Karlsruhe GdswW). Die bevorstehende Wah! zur Verfassunggebenden Landesversamm- jung des neuen südwestdeutschen Bundes- landes rückt immer mehr in den Brenn- punkt der Bundespolitik. Während in Bonn im politischen Leben Ruhe herrscht, geben sich die führenden Männer der Bundesregie- rung und der Parteien in den Sud westdeut- schen Städten ein Stelldichein. Wie ernst der Wahlkampf genominen wird, zeigt die Tat- sache, daß selbst Bundesminister in Klein- städten als Wahlredner auftreten. Man muß jedoch dabei die Feststellung machen, daß in vielen Fällen weniger die Landespolitik als vielmehr die Themen der Bundespolitik, wie freie oder Planwirtschaft, der deutsche Wehr- beitrag, Sozlalgesetzgebung und Steuerpolitik behandelt werden. Erfreulich ist es um 80 mehr, wenn die verantwortlichen Männer der bisherigen drei Landesregierungen in beson- sonderer Weise sich verantwortungsbewußt bei ihren Wahlreden mit der zukünftigen Ge- staltung des neuen Bundeslandes beschäftigen. Ministerpräsident Dr. Meier sagte in Tros- singen, er sei davon überzeugt, dag wir mit voller Zuversicht in das neue Bundesland ein- treten könnten. Der Zwang der Tatsachen werde s0 stark sein, daß auch diejenigen, die einer Ve gung der drei südwestdeutschen Länder gegenwärtig noch negatiy gegenüber- stehen, sich in die neue Gemeinschaft ein- fügen werden. Der künftige Südweststaat werde sich durch seine einheitliche Vertre- tung grogen Einfluß verschaffen können. Dr. Meier bedauerte, daß durch die Behand- ung der großen politischen Probleme die Frage des organisatorischen Aufbaus des neuen Bundeslandes im gegenwärtigen Wahlkampf in den Hintergrund geschoben und der Wahl- kampf nur im Hinblick auf die Bundestags- Wanlen im kommenden Jahr geführt werde. Der Ministerpräsident vertrat ferner mit Nach- druck die Forderung nach sparsamster Ver- Waltung im kKünktigen Südweststaat. Nicht Anschluß, sondern Zusammenschluß Der Staatspräsident von Württemberg Hohenzollern, Dr. Müller, wandte sich auf einer CDU- Wahlkundgebung in Tübingen gegen die Bemühungen, durch den Ausgang der Wahl zur Verfassunggebenden Landesver- sammlung in Südwestdeutschland eine Neu- Wahl des Bundestages zu erzwingen. Wer sol- chen Zielen nachstrebe, mißachte das Grund- gesetz und die föderativen Grundlagen des Bundes. Bei der Bildung des neuen südwest- deutschen Bundeslandes handle es sich nicht um einen Anschluß, sondern um einen Zusam- menschluß. Er werde es nie zulassen, erklärte Müller, daß die Beamten Württemberg- Hohen- 2z0llerns den Bestrebungen Stuttgarts geopfert werden, nur damit der dortige Apparat, der zumindest nicht besser sei als der Tübinger, im Amte bleibe. Er halte es aber auch für Ausgeschlossen, daß der Versuch der badischen Regierung, in einem Nachtragshaushalt für 1951 noch 300 Stellen zu bewilligen und unter- zubringen, die Zustimmung des Ministerrates finde. Dr. Müller trat, wie schon in früheren Wahlversammlungen, für die Bildung von Mittelinstanzen ein, Schaffer gegen Ländersentralismus Der Vizepräsident des Bundestages, Dr. Schäfer FDP), sagte in Lörrach, es werde in Südwestdeutschland vor allem darauf ankom- men, einen neuen Länderzentralismus zu ver- hindern und dafür eine demokratische Selbst- verwaltung der Gemeinden zu fördern. Man Müüsse zwar in der großen wie in der kleinen Politik versuchen, möglichst viele politische Gruppen zusammenzufassen und zusammen- zufügen, doch dürften dies keinesfalls einige wenige bewegungsbeschränkte Robotermassen, sondern müßten möglichst viele wendige und handlungsfähige Einzelkörper sein. N Blücher: Es ist nichts unmöglich Vizekanzler Blücher àußerte sich auf einer Pressekonferenz in Mannheim zu den be- vorstehenden Wahlen in Südwestdeutschland und zu Fragen des Wehrbeitregs und der Sozialversicherung. Zum ersten Thema wurde Blücher gefragt, ob er bei der kommenden Regierungsbildung in Stuttgart eine Koali- tion zwischen der FDP-DVH und der CDU für möglich halte. Blücher bemerkte lä chelnd:„Bei Gott und den Preußen ist kein Ding unmöglich“. Anlaufschwierigkeiten Könnten im neuen südwestdeutschen Bun- desland vielleicht in der Frage der Abgren- zune der Bezirke und der Funktion dieser Bezirke als Mittelinstanz auftreten. Eine sol- che Mittelinstanz müßte im wesentlichen als Vermittler und als Berichterstatter gegen- über Regierung und Parlament fungieren. Zur Frage eines Wehrbeitrags erklärte der Vizekanzler, die Bundesregierung wolle den Wehrdienst als den Dienst eines sehr über- f der Staatsbürger und aufgefaßt Wissen. zeugten Staatsbürgers, nicht Soldat bleiben Wille, Blücher erklärte weiter, es sei damit zu cc rechnen, daß innerhalb der nächsten Zwei Jahre das Sozialversicherungsrecht neu be- arbeitet Werden müsse. Das jetzige Sozialver- sicherungsrecht könne nur als Stück werke be- zeichnet werden. Adenauers Ziel. bereinigte Staaen 9 Nicht Wehrbeitrag sondern„Friedensbeitrag“ — Die politische Konzeption des Kanzlers BOonn(UP, Die Politik der Bundesregie- rung erstrebe die vereinigten Staaten von Europa, erklärte Bundeskanzler Dr. Aden- auer in einem vom Nord westdeutschen Rund- funk verbreiteten Gespräch mit dem Journa- listen Ernst Friedländer. Gleichzeitig regte der Kanzler an, den deutschen Wehrbeitrag künftig einen„Friedensbeitrag“ zu nennen. Der Bundeskanzler meinte in dem Ge- spräch, es gäbe zu der von ihm verfochtenen Europa-Politik keine echte Alternative. So- Wohl Schumanplan wie Verteidigungsgemein- schaft seien eine Vorstufe des Zusammen- schlusses der Staaten Europas, der die Wie- dervereinigung Deutschlands nicht gefährden werde. In den neuen Schwierigkeiten für eine deutsch- französische Verständigung sehe er keinen ernsten Rückschlag. Sein Optimismus gründe sich dabei auch auf das Vertrauen in die Kraft der politischen Notwendigkeit. Die Schwankungen der Tagespolitik könnten da- ran nichts Wesentliches ändern. Dr. Aden- auer nannte eine Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland erneut„ein Kernproblem der europäischen Vereinigung“, In diesem Zusammenhang setzte sich der Kanzler für die Ausarbeitung einer euro- päischen Verfassung ein— wie dies auch im Vertragsentwurf über die Bildung einer Europa-Armee vorgesehen sei. Er meinte aber, daß die Initiative zur Einberufung einer europäischen Konstituante kaum von der Bundesrepublik kommen könnte. Das würde mißverstanden werden. Die Bundesregierung sei jedoch bereit, sich einem entsprechenden Vorschlag anderer Vertragspartner anzu- Schliegen. Die militärische Seite der Vertei- digungsgemeinschaft sei nur ein Teilproblem. und die„Zwangsvorstellung“ ven den deut- schen Divisionen verschiebe die Maßstäbe, „Wenn wir die ganze Partnerschaft wollen, können wir nicht vor der Verteidigung Halt machen“. Wer Rechte haben wolle, müsse auch Pflichten übernehmen. ‚Man täte des- halb gut, diesen ganzen sogenannten Wehr- beitrag als einen Friedensbeitrag zu bezeich- nen“. 5 Auch die amerikanische Geduld habe ihre Grenzen. Hier gelte ein„Hilf dir selbst, sc helfen die USA“. Die Nein-Sager hätten bis- her noch nicht erklären könnnen, wie man es besser machen sollte.„Ich meine damit nicht. daß bei den Verhandlungen, vor allem mit t oder onne Ein Gespräch mit Erich Ollenhauer- Das Nein der SPD Stuttgart(ZSH). Erich Ollenhauer, 2. Vorsitzender der SPD, diskutierte im Stutt- garter Landtagsgebäude mit einem kleinen Kreis zu einer Pressekonferenz geladener Journalisten. Im jovialen Habitus eines poli- tisch interessierten Bürgers, die kurze Shag- pfeife rauchend, saß er am Tisch, um Fragen zu beantworten, die fast alle auf dasselbe Ziel hinsteuerten, als Ollenhauer die Wahl zur Verfassunggebenden Versammlung des neuen südwestdeutschen Bundeslandes als Stimmungsbarometer für die Meinung der Bevölkerung zur Bundespolitik betrachten Wollte. Daß er hierbei unter Heranziehung der bekannten Argumente eine Neuwahl des Bundestages propagierte, war vielleicht weni- ger überraschend als seine Antwort auf die Frage, ob sich in den entscheidenden Ange- legenheiten der großen Politik nicht vielleicht doch dann und wann ein Kompromiß zwi- schen Regierung und Opposition finden lasse. Dr. Schumacher sprach im Rundfunk Scharfe Kritik an der Politik der Bundes- regierung übte der Erste Vorsitzende der SPD, Dr. Schumacher, in einer Rede zu den Süd- Weststaatwahlen im Süddeutschen Rundfunk. Die politische Methode der Bundesregierung und der sie stützenden Parteien sei die„des autoritären Verwaltungsstaates“, erklärte Dr. Schumacher; das deutsche Volk habe An- spruch auf eine andere Politik und eine Re- Slerung mit anderen Zielen. Die Frage des deutschen Wehrbeitrages Sei moch nicht entschieden.„Das Schlimmste kann noch vermieden werden, wenn die Wähler schaft auf dem Posten ist“. Die von der Bun- desregierung zugestandene Höhe des finan- ziellen Verteidigungsbeitrages sei genau die Höhe, wie die Alliierten sie verlangten. Alle Versprechungen der Bundesregierung, eine Er- mäßigung zu erreichen, seien in nichts zer- ronmnen. Der vereinbarte Wehrbeitrag in Höhe Von 12,4 Milliarden DM verschiebe die wirt- schaftlichen und sozialen Gegebenheiten in Deutschland. Die soziale Festigkeit sei Vor- aussetzung für einen Wehrbeitrag. In weiten Kreisen des deutschen Volkes seien aber die In Fürboba den Besatzungsmächten, schon das Allerletzte erreicht worden sei. Da gibt es noch Schwie- rigkeiten mit der Gleichberechtigung, ob- Wohl die Lage nach London und Lissabon fraglos gebessert ist“. Man werde mit Vor- sicht und Sorgfalt zu Werke gehen und es werde noch geraume Zeit verstreichen bis zu den ersten Einberufungen. Zu irgendeiner Wehrhysterie bestehe nicht der geringste An- 128. Schäffer: die SPD lügt Bundesfinanzminister Schäffer nahm in zinem vom CDU/ CSU- Pressedienst veröffent- lichten Artikel gegen die Behauptungen von SPD-Rednern im Wahlkampf in Südwest- deutschland Stellung, für einen Wehrbeitrag stünden plötzlich Milliarden zur Verfügung und für soziale Zwecke sei kein Geld da. Diese Behauptungen seien„eine der größten Un- Wahrheiten“. Die erforderlichen Milliarden würden durch die von der Bundesregierung erreichte Beseitigung der Besatzungskosten eingespart und für die Verteidigung nufzbrin- gend verwendet. Wenn man sich nicht über einen Verteidigungsbeitrag geeinigt hätte, würden die Besatzungskosten höher sein als der Verteidigungsbeitrag, denn die Be- satzungskosten für das nächste Haushalts- jahr hätten sicher etwa 9 Milliarden DM betragen. Nach den getroffenen Vereinbarun- gen würden die effektiven Leistungen der Bundesrepublik für die Verteidigung im kom- menden Haushaltsjahr aber nur 8,8 Milliarden DM betragen, davon 2 Milliarden DM an Be- satzungskosten bis zur Errichtung der euro- päischen Verteidigungsgemeinschaft. Hierbei hätten sich die Alliierten verpflichtet, auch die voraussichtlich bis zum 31. Juli zu zahlen- den Besatzungsgelder nur für Verteidigungs- Zwecke zu verwenden. Die Steigerung der Sozialausgaben im näch- Stell Haushaltsjahr auf über 8 Milliarden DM gegenüber 7,4 Milliarden in diesem Haus- Haltsjahr würden beweisen, daß die Behaup- tung der SPD, der Wehrbeitrag schränke die Sozialleistungen ein, eine Unwahrheit sei. Die Bundesregierung gäbe für die Verbilligung des Konsumbrotes 280 Millionen DM im Jahr aus und habe einer 20prozentigen Renten- erhöhung zugestimmt, was eine Ausgabe von jährlich über 800 Millionen bedeute, Die Be- hauptungen der SPD, die Bundesregierung habe soziale Anträge mit der Begründung ab- gelehnt, es sei kein Geld da, seien also er- logen. Bundespolitik 7 Wenn es bisher nur sehr selten zu- Kom- prommissen gekommen sei— 80 meinte Ollenhauer— liege die Schuld nicht an der SPD. Vielmehr habe der Kanzler die Nei- gung, alle Fragen von sich aus autoritär zu Fatscheiden und erst hinterher das Parlament Vor vollendete Tatsachen zu stellen. Es bleibe in diesen Fällen gar nicht mehr die Möglich- keit, in Details eine Einigung zwischen Re- gierung und Opposition auszuhandeln, son- dern das Parlament könne nur noch zu einem fertigen Projekt ja gader nein sagen. Im übrigen verwahrte sich Ollenhauer sehr energisch gegen den Verdacht, die SPD sei gegen eine Integration Europas. Sie sei viel- mehr durchaus bereit, über eine„sinnvolle Suropàische Organisation auf politischem, Wirtschaftlichem und militärischem Gebiet“ zu verhandeln, aber zunächst müsse dafür die Basis geschaffen und das Problem einer wirklichen Partnerschaft der Beteiligten mit Allen Konsequenzen gelöst werden. Die SPD sei nur gegen eine europäische Integration in ihrer jetzigen Form, die Deutschlands Gleich- berechtigung vermissen lasse. Auf die Frage, wie die SPD sich zu einem deutschen Wehrbeitrag verhalten würde, falls sie als Regierungspartei selbst die Verant- wortung dafür zu übernehmen hätte, gab Ollenhauer keine präzise Antwort, wie er sich auch nicht darüber äußern wollte, wie sich die SPD eine Beseitigung der deutsch-fran- zösischen Spannungen denke, die von allen Diskussionspartnern als ein Kardinalproblem der europäischen Verständigung angesehen 5 wurde. Einer der anwesenden Journalisten Warf in diesem Zusammenhang die Bemer- ung ein, daß die Opposition der SPD gegen die allgemeine Politik der Bundesregierung durchaus positive Früchte gezeitigt habe, denn ohne sie seien manche Erfolge des Kanz- lers gegenüber den Alliierten kaum möglich Armen ärmer und die Reichen reicher gewor- den. gewesen. Ollenhauer quittierte diese Bemer- kung mit zustimmendem Kopfnicken. Schlieglich machte der 2. SpP-Vorsitzendeé Dr. Adenauer zum Vorwurf, das gesamtdeut-⸗ sche Problem nicht mit derselben Energie betrieben zu haben wie die künftigen Ver- träge mit den Westmächten. Er ist insbeson- dere er der letzte Brief Grote- Wohls an die Bundesregierung und die vier Sesatzungsmachte noch einer deutlicheren Antwort bedürfe, denn es sei politisch und psychologisch bedenklich, daß zwar Moskau sich mit Verhandlungen über eine Wiederher- stellung der deutschen Einheit und einem etwaigen Friedensvertrag einverstanden er- klärte, die Westmächte aber sich bisher in Schweigen hüllten. Zwor könne man anneh- men, daß die Sowjets mit ihrer anscheinend positiven Antwort nur die Wehrdebatten in Paris und Bonn beeinflussen wollten; es bleibe jedoch unausweichlich, daß sich die Deutschen in dieser Frage nicht die Initiative entwinden lassen dürften. Schumacher, Ollen- hauer und Wehner werden deshalb in den nächsten Tagen einen Brief an den Bundes- kanzler senden, in dem dieser aufgefordert wird, bei den Westmächten zu intervenieren und zu versuchen, eine präzise Stellungnahme der Sowjetunion zu den gesamtdeutschen Problemen zu erlangen. Obgleich die europäische Integration, der Wehrbeitrag und andere brennende Probleme der Großen Politik unbestreitbar zu den ent- scheidenden Fragen der deutschen Zukunft gehören, wandte zuletzt einer der Pressever- treter ein, daß es nicht angebracht sei, mit solchen Auseinandersetzungen 90 Prozent des Wahlkampfes für den 9. März zu bestreiten. Es werde ja nicht einmal ein Landtag im üb- lichen Sinne, sondern eine Verfassunggebende Versammlung gewählt. Dabei handele es sich um den Zusammenschluß der drei bisher ge- trennten Länder des Südwestens, um ihre organisatorische Angleichung, um den künf- tigen Verwaltungs- und Regierungsaufbau, um kommunale und Schulprobleme, die alle- samt mit der Bundespolitik nichts zu tun hätten. Eine Verlagerung der Diskussion auf Wehrbeitrag und Bundesfinanzen bedeute da- her eine Ablenkung der Wähler auf eine par- teitaktische Alternative, um die es im Grunde am 9. März gar nicht gehe. Es wäre daher nach seiner Meinung besser gewesen, die Ak- teure der Bundespolitik wären in Bonn ge- blieben, um nicht kostbare Zeit für die Er- ledigung der innen gestellten Aufgaben zu versäumen, statt sich in eine Wahl zu mi- schen, bei der über die Konstruktion eines Bundeslandes und nicht über internationale Politik zu entscheiden sei. Gegen diese Argumente hatte Erich Ollen- hauer offenbar nichts einzuwenden, denn er klopfte seine Pfeife aus und beendete die Niskussion. — 2 1 Bundespolitiker über den Südweststaat Es gilt das neue Staatswesen verfassungs- mäßig zu untermauern Karlsruhe(Ids). Die am vergangenen Wochenende einsetzende Flut von Wahlver- sammlungen, auf denen fast sämtliche Bun- desminister und namhafte Vertreter der gro- Ben Parteien sprachen, hat in dieser Woche nicht nachgelassen. Während in Bonn die po- tische Tätigkeit ruht, hat sich die Aufmerk- samkeit des In- und Auslandes mehr und mehr auf die Ereignisse in Südwestdeutsch- land konzentriert und man erwartet mit Spannung den Ausgang der Wahlen am 9. März. 5 In einer FDP-Wahlversammlung in Wein- heim bezeichnete der Vizepräsident des Bun- destages, Dr. Schäfer, den kommenden Süd- Weststaat als einen Grenzstaat nach Westen; der gerade im Hinblick auf ein größeres Vereinigtes Buropa eine vVölkerverbindende Aufgabe habe und auch Wesentlich zur Schaf- kung und Erhaltung eines einigen Europas beitragen könne. Schäfer kritisierte außerdem die Sozialdemokratische Partei, die die Lei- stungskraft des Volkes durch eine negie- rende Widersacherei“ zerstöre. Der Sozialis- mus sei einmal der Künder des Weltbürger tums gewesen. Es Sei aber inzwischen 1¹ kleinlichen Nationalismus zurückgefallen. Sparsame Verwaltung und wenige Minister Bundesjustizminister Dr. Dehler forderte in Wangen für den künftigen Südweststaat eine sparsame Verwaltung mif wenigen Mi- mistern. Dehler mahnte zur Vorsicht bei den Einrichtung von Mittelinstanzen und sprach sich für die Verlagerung möglichst Vielel Staatlicher Aufgaben auf die Kreise und Ge- meinden aus. e Demoleratie in Deutschland veranbern Bundestagspräsident Dr. Ehlers wies auf einer Wahlkundgebung der CD in Stutt- gart auf die Bedeutung der Wahl vom 9. März Für die politische Entwicklung in der Bun- desrepublik hin, bedauerte aber, daß der Wahlkampf neuerdings nur mit den Parolen der Bundespolitik geführt werde, Dr. Ehlere sah hierin eine Vernachlässigung der Interes- sen der Gemeinden und Länder und betonte in erster Linie gehe es darum, im deutschen Südwesten jetzt ein Staatswesen verfassungs- mäßig zu untermauern. Der Bundestagsprä- sident forderte die Deutschen auf, endlich mit der Schrebergartenpolitik f und dem substanzlosen Radikalismus von rechts und links kämpferisch entgegenzutre- ten. Es sei deshalb entscheidend, daß jeder Staatsbürger seiner Wahlpflicht nachkomme, um die Entstehung eines politischen Vakuums zu vermeiden, das erfah von unkontrollierbaren ausgefüllt werde. lu zu machen ungsgemäß meisten? Gerichtsgebühren werden erhöht Zuständigkeit der Gerichte wird erweitert Bonn(UP). Auf Vorschlag der Bundes- regierung sollen die Gebührensätze der Ge- richte, Rechtsanwälte, Notare und Gerichts- vollzieher um zwanzig Prozent erhöht wer- den. Die Erhebung des Zuschlages auf die Gebühren wird mit den gestiegenen Kosten begründet. Dagegen sollen die Gebühren in Verfahren vor Arbeitsgerichten aus sozialen Zründen nicht erhöht werden. Der Zuschlag in Höhe von zwanzig Prozent wird im übrigen nur auf Gebühren in Ver- kahren vor ordentlichen Gerichten erhoben und hier wiederum nur in Verfahren der streitigen und freiwilligen Gerichtsbarkeit, Z. B. in Zivilprozessen, in Grundbuch- oder Registersachen. Eine Anpassung der Gebühren in Strafsachen wird im einzelnen geregelt. Die Entschädigung der Zeugen für Zeitver- säumnis soll von bisher 0,20 DM bis 1,50 DM Auf 0,50 DM bis 2,50 DM erhöht werden. Die 7 Entschädigungssätze für Sachverständige sol- . len von augenblicklich 3.— bis 6.— DM auf ö 5.— bis 8.— DM heraufgesetzt werden. Die Zuständigkeit der Gerichte in West- deutschland soll jetzt erweitert werden, so daß Vertriebene in Zukunft ihr Recht in vollem Umfang wahrnehmen können. Dies war bis- her nicht möglich, weil die zuständigen Ge- richte in den Vertreibungsgebieten liegen. Die Bundesregierung hat dem Bundesrat einen entsprechenden Gesetzentwurf zur Ergänzung der gerichtlichen Zuständigkeiten auf den Ge- bieten des bürgerlichen Rechts, des Handels- rechts und des Strafrechts zugeleitet. Auf dem Gebiet des Strafrechts regelt der Entwurf ins- besondere die Möglichkeiten der Nachprü- kung von Entscheidungen früherer Wehr- machtgerichte. Soweit es sich dabei um poli- tische Strafsachen handelt, ist nach Mitteilung der Bundesregierung sichergestellt, dag na- tionalsozialistische Ubergriffe in der Straf- rechtspflege bereinigt werden können. —— Belgien verbietet Kriegsgräber-Besuch Dementi aus Brüssel— Wer zahlt die Kosten? BOonn(Z SEH). Wie der Volksbund deutscher Kriegsgräberkfürsorge mitteilt, hat die bel- sische Regierung den Besuch des deutschen Soldatenfriedhofes bei Lommel, der für den 8. und 9. März geplant war, untersagt. In einem Dementi, das vom Volksbund als „Völlig unerklärlich“ bezeichnet wird, be- hauptete die belgische Regierung dagegen, dag diese Behauptung jeglicher Grundlage entbehre. Die einzige Bedingung, die die belgische Regierung zu stellen habe, sei, daß an den Kriegsgräbern keine Demonstrationen Stattfinden, die zu belgischen Gegendemon- Sstrationen führen könnten. Nach der Darstellung des Volksbundes deutscher Kriegsgräberfürsorge haben die belgischen Behörden den Besuch zunächst Stillschweigend dulden wollen, später jedoch die Erlaubnis wieder zurückgezogen, um kei- nen Präzedenzfall zu schaffen. Ein Vertreter des Volksbundes habe festgestellt, daß an dem Friedhof in Lommel ein Schild ange- bracht worden sei, das ein Betreten des Friedhofs durch Deutsche ausdrücklich ver- bietet. Die undurchsichtige Angelegenheit, in die sich inzwischen auch das Auswärtige Amt eingeschaltet hat, wird dadurch noch er- schwert, daß bis jetzt noch keine Abmachun- gen zwischen beiden Ländern über die Pflege der Kriegsgräber getroffen wurden. Während in Brüssel behauptet wird, daß die Bundes- regierung auf Grund eines im Februar ab- geschlossenen Vertrags verpflichtet sei, für die Instandhaltung der Kriegsgräber zu sor- gen, wird in Bonn erklärt, daß es üblich sei, daß beide Länder die Pflege der Gräber ge- meinsam finanzieren. Allerdings wurde im Jahre 1926 ein Vertrag zwischen beiden Län- dern abgeschlossen, der die Ubernahme der gesamten Unterhaltungskosten der Kriegs- gräber durch Deutschland vorsieht. Reuter stellt Vertrauensfrage Entscheidung fällt erst am Freitag Berlin(UP). Berlins Regierender Bür- germeister Ernst Reuter stellte im Abgeord- netenhaus angesichts des offenen Konfliktes in der Regierungskoalition die Vertrauens- Trage. In ihrer Antwort äußerten die Frak- tionen der CDU und der FDP ernste Zwei- fel an einer weiteren erfolgreichen Zusam- menarbeit mit der SpD und Reuter. Das Haus vertagte sich jedoch ohne Entscheidung auf Freitag. Reuter betonte, er könne nicht länger den„Wandschirm“ abgeben, hinter dem sich die Politik des Nichtzusammen-Ar- beitens abspielt“. Wenn man nicht zu einer echten Eoalitionspolitixk käme, müsse eine Regierung gebildet werden, die mit einer 5 1 von nur fünf Stimmen zu arbeiten hätte. 5 CDU-Fraktion stellte hierzu fest, daß auf der Basis der Reuter-Erklärung lich sei, mit der SPD weiter zu arbei- ten. Auch die FDP-Fraktion nahm die Er- klärung Reuters mit Ablehnung auf. Bundeskanzler Adenauer empfing in Bon 45 amerikanische Redakteure und Verleger 2 mit Vizekanzler Blücher und Staatssekretär Hallstein trug der Kanzler der, Güsten die Grundzüge der deutschen Politik. 52 Millionen Mark sollen nach Angaben des Bonner Bulletin“ von der Ostzonen-Regie- rung im Jahre 1951 an Besatzungskosten ung für Volkspolizei- Unterkünfte vorgesehen ge- Br. Lanes Kather erhielt vom Gesamtvor: nem Deutschen(Zy) einmütig das Vertrauen N 5 580 1 N 5 f Strukturänderung im Bundesrat! Etwaige Folgen der Südwestwahl— Inter- essante Meinungsverschiedenheiten BOnͥn(UP). Das Organ der katholischen Arbeiterbewegung,„Ketteler-Wacht“, macht darauf aufmerksam, daß ein für die Bundes- regierung ungünstiger Ausgang der Wahlen in Südwestdeutschland Neuwahlen für des; Bundestag erforderlich machen könne. Das Blatt geht davon aus, daß nach der Bildung des Südweststaates anstelle von bisher 43 Mit- Sliedern des Bundesrates nur noch 38 vor- handen sein werden. Die Regierungsparteien brauchten dann mindestens 19 Stimmen, sc folgert die Ketteler Wacht, wenn sie ein Ge- set: im Bundesrat durchbringen wollten. Rechne man die Vertreter von Württemberg- Baden, Württemberg- Hohenzollern und Süd- baden nicht mehr mit, dann verfüge die Re- Sierungskoalition gegenwärtig nur über 18 Stlramen. Komme jetzt, so betont das Blat Abschließend, im neuen Südweststaat eine mehr regierungsfeindlich als freundlich ge- sonnene Landesregierung zustande, so werde der Bundesrat in der Lage sein, sämtlicher Gesetzen seine Zustimmung zu versagen und damit auf die Dauer die Bundesregierung zum Scheitern zu bringen. Im Gegensatz dazu betonte der„Deutsch- land-Union- Dienst“, das offizielle Sprachrohr der Partei des Kanzlers, daß man im Wahl- ergebnis des nächsten Sonntags keinen Vor- entscheid für den nächsten Bundestag sehen könne. Es sei auch kein Vorentscheid über die Innen- und Außenpolitik der Bundesregie- rung. Um die Altbau-Mieten Die Zundesregierung hat dem Bundesrat und dem Bundestag den Entwurf einer Ver- ordnung zugeleitet, wonach die Mieten für Wohnungen, die vor dem 1. April 1924 bezugs- fertig geworden sind, mit Wirkung vom 1. April 1952 um zehn Prozent erhöh! Werden sollen. Die Mehreinnahmen aus der Erhöhung der Mieten sollen allein den Haus- besitzern zugute kommen. Der Zuschlag 1s. nach dem Entwurf der Bundesregierung auf der Grundlage der Miete zu berechnen, die für die letzte Mietzeit vor dem 1. Apri! 1952 in preisrechtlich zulässiger Weise ver- einbart worden war. Von dieser Miete sind ...— Jationalversammlung bestätigt Pina 28 abtrünnige Gaullisten gaben den Aus- schlag— Auseinandersetzung in der RPF Paris(UP). Die französische Nationalver. sammlung hat den unabhängigen Republika. ner Antoine Pinay mit 324 gegen 206 Stim- men als Ministerpräsident bestätigt. Das Er- gebnis löste eine so große Uperraschung aus daß der Präsident der Nationalversammlung Herriot, eine zweimalige Nachzählung de Stimmen anordnete. a Pina) erhielt 11 Stimmen mehr als di- verfassungsmäßig vorgeschriebene Absolute Mehrheit, die bei 624 Abgeordneten 313 Stim- men beträgt. Die Kommunisten und Soglali: sten haben geschlossen gegen ihn gestimmt Wie sich herausstellte, haben etwa 28 Ange: hörige der RPF(Gaullisten) entgegen de: Parole ihrer Partei ihre Stimmen für Pinay abgegeben und auf diese Weise den Aus- schlag zu seinem Sieg gegeben. In der Nationalversammlung löste diese Tatsache ungeheures Aufsehen aus. In den Reihen der RPF kam es zu erregten Auseinendersetzun- gen, wobei die Frage heftig diskutiert wurde ob die Parteidisziplin oder die„mationaler Interessen“ bei einer wichtigen Entscheidung den Vorrang haben. 7 Wie aus zuverlässiger Quelle verlautet fand nach der Abstimmung unter dem Vor- sitz de Gaulles eine interne Parteikonferen⸗ der RPF unter Ausschluß der Offentlichkei statt. General de Gaulle soll dabei geäußer haben, daß die Koalitionen der Mittelparteien Frankreich in den letzten vier Jahren vor einer Krise zur anderen geführt hätten, unc daß es sich dabei ,‚um Leichen Handelt, die bereits einbalsamiert sind und nur noch au- die Beerdigung warten“. f In Kreisen der Nationalversammlung wurde darauf hingewiesen, daß Pinay durch sein enf⸗ schlossenes Auftreten und durch den Hinweis auf die dringenden Finanz- und Wirtschafts- probleme Frankreichs die Zustimmung der Mehrheit gefunden habe. Der neue Minister- dräsident hatte in einer Programmrede vor der Nationalversammlung scharfe Maßnah- men gegen die Steuerhinterziehung und eine allgememe Steuerreform gefordert, um eimen Ausgleich des Staatshaushalts zu erreichen. In Paris weist man jedoch darauf bin, da“ inays Erfolg nur vorläufig ist. Er muß jetz sein Kabinett zusammensetzen, das seinen Plänen entsprechend aus„Fachleuten“ be- stehen soll. Es ist aber nicht sicher, daß das neue Kabinett, das er der Nationalversamm- lung vorstellen wird, bei der zweiten Abstim- mung die erforderliche Mehrheit erhält. Aus Protest gegen die Politik General de Gaulles ist der Abgeordnete Robert Montillol aus der Sammlungsbewegung de Gaulles aus- getreten. Montillot überreichte seine Rück- krittserklärung, nachdem bekanntgeworden War, daß die Gaullisten bei der Abstimmung zur Investitur Pinays als neuen Ministerprä- sidenten Frankreichs mit„Nein“ stimmen würden. f Fünf ehemalige Gestapo-Beamte, die am Tode zahlreicher Franzosen schuld sein sol- len; wurden von einem französischen Mili- tärgericht in Metz in Abwesenheit zum Tode bzw. zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Auf dem Weltpostkongreß, der im Mal in Brüssel stattfinden wird, wird auch die Bun- desrepublik vertreten sein, wie Bundespost- minister Schubert bekanntgab. 5 Dr. Kemritz hat seine Villa n Bad Hom- N burg, die seit dem Sommer vergangenen Jah- res von US-Soldaten bewacht wurde, an eine 95 Frankfurter Bank verkauft. Langestellte der deutschen Bokschact 5 vannunglücks Se meldet.. Dxannschart und Kadetten der Fami“ und A in Ar- gentin b 5 der fur die 250 Opfer des schweren brasilianischen Eisen- hätten. 1 dige Unterredung mit Ministerpräsident Mos- deues aus aller Welt Sowjetischer Spionage-Ring aufgedeckt Fabrikationsgeheimnisse verraten— vier Verdächtige verhaftet Düsseldorf(UP). Eine Sonderkommis- sion der Bundeskriminalpolizei hat im Ruhr- gebiet in einer sensationellen Aktion einen umfangreichen Wirtschafts- und Industrie- Spionagering aufgedeckt und im Verlauf der sorgfältigen und schwierigen Ermittlungen bereits vier leitende Mitarbeiter westdeut- scher Industrieunternehmen unter dem drin- genden Verdacht verhaftet, den Sowjets In- formationen über Fabrikationsgeheimnisse und Rohstoffvorräte zugespielt zu haben. Wie zuständige Stellen in Bonn berichteten, ist mit neuen Verhaftungen in diesem bisher größten Spionagefall nach dem Krieg in aller Kürze zu rechnen. Die vier Verhafteten sollen zu zwei Grup- pen gehört haben, die untereinander in Ver- bindung standen. Bei einem der von der Bundeskriminalpolizei festgenommenen An- gestellten handelt es sich um den Oberin- genieur Johannes Krutzek, der als Prokurist in der Elektrogesellschaft Funke& Huster in Kettwig tätig war. Krutzek soll als Ver- bindungsmann zwischen den beiden Gruppen tätig gewesen sein. Das Bundeskriminalpolizeiamt hat bereits seit langer Zeit Ermittlungen und Beobach- tungen in dieser Affäre angestellt. Unter dem umfangreichen beschlagnahmten Material sol- len sich Beweise dafür befinden, daß die In- haftierten— die inzwischen in das Essener Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert wurden— seit langer Zeit Kontakt zu führenden so- Wjetischen Wirtschaftsstellen unterhielten und diesen laufend geheime Fabrikations- und Organisationsanweisungen sowie Ein- zelheiten über Rohstoffbestände zugespielt haben. Ein Mitinhaber der Firma Funke er- klärte, sein Prokurist Krutzek sei sofort be- Urlaubt worden, doch werde es für ausge- schlossen gehalten, dag der als„solider Mann“ geschilderte Verhaftete Patente oder Patentschriften seiner Firma verraten habe. Juristische Sachverständige legen sich bei dieser Gelegenheit die Frage vor, nach Wel- chen Gesetzesbestimmungen die Weiterlei- tung von Industriegeheimnissen an die So- Wfets bestraft werden soll. Man verweist darauf, dag andere ausländische Staaten sehr viel häufiger über Fabrikationsvorgänge und jedoch vor der Erhöhung die Umlagen für Wasserverbrauch, soweit sie über den in der Miete enthaltenen Pauschalbetrag für Was- serverbrauch hinausgehen, die Heizungskosten sowie die seit dem 1. April 1945 vereinbarten Umlagen für Mehrleistungen und eventuell vereinbarte Untermietzuschläge abzuziehen. Der Vorstand des Deutschen Beamtenbun- des hat sich gegen den Gedanken einer Ein- heits gewerkschaft für die öffentlichen Be- diensteten ausgesprochen, da diese die Vor- aussetzungen für die Lahmlegung des Staats- apparates schaffen würde. Werde die Einheits- organisation verwirklicht, müsse es gerade bei Anwendung demokratischer Grundsätze zu dem höchst undemokratischen Ergebnis einer Entrechtung oder Benachteiligung derjenigen Berufsgruppen kommen, die wegen der gerin- geren Zahl ihrer Angenörigen über die klei- nere Stimmenzahl verfügen. Man könne sich des Verdachtes nicht erwehren, so meint der Beamtenbund abschließend, daß es bei den Bestrebungen um die Schaffung einer Ein- heitsgewerkschaft für den öffentlichen Dienst letztlich um die Erlangung einer außerparla- mentarischen Machtposition im Staate gehe. Eine Klage der FD Die„Freie Deutsche Jugend“, vertreten durch den KPD-Landtagsabgeordneten Josef Angenfort Düsseldorf), hat beim Bundesver- fassungsgericht Verfassungsbeschwerde ein- gereicht. Die FDꝗ beantragt die Feststellung, daß das Verbot der Tätigkeit der FDJ nichtig sei, da es im Gegensatz zur Verfassung stehe. Die Bundesregierung habe nicht das Recht. die Ubereinstimmung einer Organisation mit der Verfassung oder deren Verfassungswid- rigkeit festzustellen, sondern dieses Recht stehe ausschließlich dem Bundesverfassungs- gericht zu. Eine Entscheidung dieses obersten Gerichtes sei bisher jedoch nicht eingeholt worden. Vom 9. bis zum 16. März findet in der Bun- desrepublik die„Woche der Brüderlichkeit“ statt, die insbesondere die Zusammenarbeit zwischen Christen und Juden fördern soll. Als Auftakt dieser Aktion wird Zundespra- sident Heuss am 7. März eine Rundfunk- ansprache halten. Saarlandtag billigt Montanunion duktion unterrichtet werden. Schriftliche Garantien von Frankreich b verlangt Saarbrücken(UP). Das Gesetz über den Schumanplan-Vertrag wurde vom saar- ländischen Landtag in zweiter Lesung bei drei Gegenstimmen und einer Stimmenthal- bung angenommen. Neben dem einzigen kom- munistischen Abgeordneten stimmten die deiden Sozialdemokraten Etienne und Kon- cad gegen den Gesetzentwurf, während sich der sozialdemokratische Abgeordnete Rauch Jer Stimme enthielt. Der Berichterstatter des Außenpolitischen Ausschusses hatte bei Beginn der Landtags- sitzung betont, daß das Saarland mit der Zu- sicherung der französischen Regierung, die saarländischen Wirtschaftsinteressen in jeder Beziehung in gleicher Weise wahrzunehmen Wie die französischen, zufrieden sein könne. Trotzdem, sei es aber wünschenswert, daß das Saarland durch die französische Regierung die schriftliche Zusicherung erhalte, daß, wenn sich gegensätzliche Auffassungen erge- ben, in jedem Fall die saarländischen In- teressen gewahrt würden. Ministerpräsident Hoffmann gab daraufhin bekannt, der fran- zösische Außenminister habe der Saarregie- bung bereits durch ein persönliches Schrei- ben mitgeteilt, daß der französische Vertreter irn Ministerrat der Montanunion in jeder An- gelegenheit, die saarländische Interessen be- rührt, auf Wunsch des saarländischen Be- raters den Standpunkt der Saarregierung Vertreten und entsprechende Anträge stellen Werde.. Lebenslänglich für Rademacher beantragt Politisches Plädoyer des Staatsanwalts Nürnberg(OP). Im Prozeß gegen der krüheren Legationsrat im Berliner Auswär⸗ tigen Amt und Leiter des Jugendreferates, Franz Rademacher, beantragte der Staatsan- Walt lebenslängliche Zuchthausstrafe und Ver- lust der bürgerlichen Ehrenrechte für den gleichen Zeitraum. Rademacher habe durch die Vernichtung der Juden das Ansehen des deutschen Volkes in schlimmster Weise ge- schädigt. Der Ausgang des Prozesses werde für das In- und Ausland ein„Prüfstein für die moralische Kollektivverpflichtung des deutschen Volkes“ sein. Die Idee zum Madagaskar-Plan stamme nicht von Rademacher, erklärte der Staatsan- Walt weiter; auch sei es völlig unglaubhaft, daß der Angeklagte das Wannsee- Protokoll, das die„Endlösung der Judenfrage“ und da- mit die Vernichtung von elf Millionen euro- Ebenso habe Rademacher darüber Bescheid gewußt, daß ein großer Teil der Juden nicht nur nach dem Osten deportiert, sondern auch dort vernichtet worden sei. Damit habe der Angeklagte aktiv an der Vernichtung der Juden teilgenommen. Uber seine Beihilfe an den Verbrechen gegen die Juden könnten auch Rademachers„30 000 Beziehungsjuden“ nicht hinwegtäuschen, die er nur um ihrer Aus- landsverbindungen willen geschont habe. Seine„Umsturz pläne“, die der Angeklagte zu- Interzonenhandel er eu 1 neut gescheitert sammen mit Luther gegen Ribbentrop gehegt Führende LDP- Funktionäre verhaftet 5 Berlin(E. B.). Wie ein Sprecher der Alli- ierten mitteilte, sind die Besprechungen über die Wiederaufnahme des Interzonenhandels erneut ergebnislos abgebrochen worden, Weil sich die Vertreter der Ostzonen-Regierung beharrlich geweigert haben, einen Ungehin- derten Verkehr von und nach Westberlin zu garantieren. Die Absicht der Bundesbe- hörden, den legalen Ost-Westhandel Wenig stens in der Form von Kompensationsge. schäkten aufrecht zu erhalten, konnte durch das Veto der Hochkommission nicht ver wirk- licht werden. Alle führenden Funktionäre der Ostberli- ner I. DP sind etwa 48 Stunden nach dem plötzlichen Tod des früheren Landesvorsit- zenden und Ostberliner LDP- Bürgermeisters. Dr. Reinhold Schwarz, von der Volkspolizei verhaftet worden. Zwei der Festgenommenen, der frühere Landessekretär der LDP und seine Sekretärin, haben bereits seit ihrer Suspendierung Ende Januar unter polizei- lichem Hausarrest gestanden. 8 l Wie ein Sprecher der Landesleitung auf Anfrage mitteilte, sind die meisten der Fest- genommenen nach einem eingehenden Ver- Hör durch den Staatssicherheitsdienst wieder freigelassen worden. Die Verhaftungen seien Wegen des Verdachts erfolgt, daß hauptamt- liche LDP-Funktionäre gegen die bestehenden MWärtschaftsgesetze der Ostzone verstoßen gewesen. Kandidaten für Friedens-Nobelpreis OSs10(UP). Das Nobel-Preis-Komitee des norwegischen Parlamentes veröffentlichte eine Liste mit den für den diesjährigen Friedens- preis in Frage kommenden Persönlichkeiten. Au erster Stelle stehen der kanadische Mini- sterpräsident Louis St. Laurent und der ka- nadische Außenminister Lester B. Pearson. Dann folgen Frank Buchmann, amerikanischer Theologe; Albert Schweitzer,„elsässischer“ Madariaga, spanischer Diplomat; Carlos Ro- mulo, philippinischer Staatsmann; Miguel Ale- man Valdes, mexikanischer Präsident; Gral Coudenhove-Kalergi, Gründer der Pan- Europa- Bewegung; Johannes Ude, österreichi- scher Pazifist; Wilhelm Förster, deutscher Pa- sabeth Rotten, deutsche Pädagogin und Pa- ikistin; Hans Wehberg, deutscher Rechtswis- senschaftler und Pazifist; Philip Noel Baker, britischer Politiker; Sir Benegal Rau, indi- scher Diplomat. An Organisationen sind auf- geführt: Academie de Droit International nische Gesellschaft für Völkerrecht); Edin- burgh Festival Society(Gesellschaft für die Edinburger Festspiele) und die Grotius So- Fortschritte in Teheran Teheran(UP). Der US-Botschafter in Teheran, Loy Henderson, hatte eine einstün- in London). s 8 General Eisenhower traf nach Abschluß sei- ner Besprechungen in Ankara in Athen ein, sades Die, Verhandlungen zulschen Vertre- wo er von König Paul empfangen wurde. rung beben Fortschritte gemacht Ein kan. pie Hitlentunz der eum rod usrurtelten scher Regierungssprecher erklärte, daß von acht Sriechischen e der Weltbank annehmbare Vorschläge unter- schoben, um ihnen Ge N 5 N breitet worden seien. Der Beamte versſcherte, chung eines Gnadengesuchs u geben daß die Verhandlungen mit der Weltbank in 70 Inder, darunter ein halbes Du keiner Weise dem Gesetz über die Verstaat- sten, sind verhaftet worden, weil chung des iranischen Ols widersprächen. dacht stehen, eine Verschwörung gen f„„ N Kongreß-Partei angezettelt zu haben. andere Einzelheiten der westdeutschen Pro- päischer Juden darlegte, nicht gekannt habe. nabe, seien persönliche Auseinandersetzungen Theologe, Arzt und Philantrop; Salvador de zifist; Paul Geheeb, deutscher Pädagoge; Eli- (Genfer Akademie für Völkerrecht); Ameri- dan Society of International Law(Amerika. eietz(Gesellschaft für Völkerrecht mit Sitz 18 5 El 2— . Y 0 ar * 5 3 7„reell ieee 1 — regelmähige Süd westdeuts che Rundschau Ein recht strapaziöser Liebespfad Heidelberg did). Von der Bahnhof- Straße aus wollte ein 24jähriger junger Mann in angetrunkenem Zustand über neun Hause: Hninweg von außen in das Zimmer seiner Ver- tobten gelangen. Der nächtliche Ausflug üben den Dächern von Heidelberg endete mit einer Absturz des tollkühnen Kletterers, der schwer aber nicht lebensgefährlich verletzt wurde. Schwere Waldschäden durch Schneebruch Mosbach dy). in den Mosbacher Wäl. dern sind durch Schneebruch mehrere tausenc Festmeter Stammholz geknickt worden. Die Waldbesitzer des Kreises verlangten, daß diese Hölzer so schnell wie möglich aufgearbeite werden, damit ein größerer Schädlingsbefah vermieden werden kann. Die Lücken sollen Sofort wieder aufgeforstet werden. Auf eine! Versammlung der Waldbesitzer wurde darau! Hingewiesen, daß der Staat für solche Zwangs- nutzungen erhebliche Steuererleichterunger gewähre. Schloßpark sell Naturbühne werden Weinheim sw). Die kommunal politische Arbeitsgemeinschaft der SPD-Fraktion de- Weinheimer Stadtrats hat am Dienstag vor- geschlagen, den Weinheimer Schloßpark einer Naturbühne auszubauen und durck Aufführungen zu einem Be- standteil der Fremdenverkehrswerbung 2u machen. Der Schloßpark ist Eigentum der Stadt und liegt ani Rande des in ganz Deutsch- 1nd bekannten Weinheimer Fxotenwaldes. Weinheim feiert Sommertags- Jubiläum Weinheim wb). Das 50 jährige Jubiläum 4 des Weinheimer Sommertagszuges, eines der bekanntesten Volksfeste an der Bergstraße, Will die Stadt in diesem Jahre besonders Fesb⸗ lich gestalten. Den Auftakt des ubiläums bil- det am kommenden Sonntag ein groger Bal- ljonwettbewerb der Weinheimer Jugend. Ver- Eehrsverein und Einzelhandel haben Wert- volle Preise ausgesetzt. Die Hauptfeier Symbolische Verbrennung des Winters sein. EKEonfessionsstreit um einen Kandidaten Mosbach dw). Um die Kandidatur des Katholischen Stadtpfarrers und Dekans Jose Krämer in Mosbach bei der kommenden Wah zur Verfassunggebenden Landesversammlunę ist es in Mosbach zu Meinungsverschiedenhei- ben zwischen den evangelischen und den ka- tholischen Kirchen mitgliedern gekommen. Dei evangelische Pfarrer Dr. von Peter gab au! einer Versammlung der evangelischen Ge: meinde Mosbach bekannt, daß die Kandidatul Krämers Uberraschung und Befremden aus- gelöst habe. Es wurde betont, daß sich die evangelische Bevölkerung des Kreises in die Defensive gedrängt fühle, und daß die evan- gelischen Christen nicht zu„Mitträgern eine! Katholischen Machtpolitik“ gemacht werder wollten. Die Nominierung eines solch promi: nenten Katholiken in Mosbach, das zu nahezt künfzig Prozent evangelisch sei, müsse Un: Willen erregen. In den Kreisen Buchen unc Tauberbischofsheim, wo die Katholiken in de! Über wiegenden Mehrheit seien, hätte eine zolche Nominierung, eher verstanden werder können. Vom Hunger getriebene Hirsche POT Z heim(svrk). In verschiedenen Ge- meinden des nördlichen Schwarzwaldes wur: den in den letzten Tagen erschöpfte Hirsche Zesichtet, die sich vom Hunger getrieben ir 11e Nähe menschlicher Behausungen wagten ö mit dem Festzug, zu dem Tausende von Besuchern aus nah und fern erwartet werden, kindel Am 23. März statt. Höhepunkt wird dabei die Bei Enzklösterle wurde einer der Hirsche vor zinem Hund angefallen und getötet. In der nördlichen Teilen des Schwarzwaldes gelter diese Tiere bereits seit einigen Jahren als aAusgestorben, Kinder verursachten Großbrand Uber 30 000 DM Sachschaden Michelstadt(SWK). Auf dem Lagerplatz einer Rohproduktenhandlung in Michelstadt im Odenwald hatten spielende Kinder ein Feuerchen angezündet. Die Flamme sprang auf eine große Industriehalle über, die samt einem 3,5-t- Lastwagen und Vorräten voll- ständig ausbrannte. Die Feuerwehr hatte schwere Arbeit, da das Löschwasser meh- rere Karbidfässer zur Explosion brachte. Der Wi Sachschaden beträgt über 30 000 Mark. Uberwindung der Landesgrenzen PfOrz heim(sw). Auf Grund eines Be- schlusses des Stadtrates ist die Stadt Pforz- heim dem„Landesverkehrsverband Württem- berg“ beigetreten. Damit tat die Goldstadt die ersten Praktischen Schritte zur Uberwindung der in der Verwaltung zwar noch bestehen- den, wirtschaftlich aber hinfällig gewordenen Landesgrenzen. Die Industrie- und Handels- kammer ging bereits vor einigen Monaten den gleichen Weg. Die kommunalen Behör- den erstreben, wenn die Wünsche und For- derungen der Stadt badischerseits keine ge- nügende Berücksichtigung finden, den An- schluß an einen württembergischen Verwal- tungsbezirk. Frau Wächter muß ins Gefängnis Eine Entscheidung des UsS-Distriktgerichts Stuttgart(sw). Das amerikanische Di- ztriktgericht in Stuttgart hat angeordnet, daß die kommunistische„Friedenskämpferin“ Lilly Wächter am kommenden Montag beim Stuttgarter Amtsgericht erscheinen muß, um re Strafe anzutreten. In der letzten Woche Jatte das oberste amerikanische Berufungs- zericht in Frankfurt das Urteil erster Instanz gegen Lilly Wächter wegen feindseligen und achtungswidrigen Verhaltens gegen die Be- zatzungsmacht bestätigt. Frau Wächter hatte n zwei kommunistisch inspirierten„Frie- lensversammlungen“ von angeblichen Grau- zamkeiten amerikanischer Truppen in Korea derichtet. Sie war dafür zu acht Monaten Jefängnis und 10 00 DM Geldstrafe verur- teilt worden. Schlägerei in Freiburg Freiburg(UP). In einer kommunistischen Versammlung mit Max Reimann kam es am Donnerstag abend zu einer schweren Schlä- gerei zwischen Kommunisten und Andersden- kenden. Bei diesem ersten schweren Zwischen- fall im Südwest- Wahlkampf gab es mehrere Leichtverletzte. Auf Wunsch der KPD räumte eine Hundertschaft der Bereitschaftspolizei den Saal. 5 Kreuz und quer durch Baden Uber lingen. Ab I. März sind die Pfahl bauten bei Unteruhldingen am Bodensee Wieder zur Besichtigung freigegeben, Im Ver- lauf des Winters wurden wichtige Renovie- rungsarbeiten ausgeführt.(SWK) Hausach im Kinzigtal. Die Sommerkri- schen, Kurorte und Wintersportplätze im Murgtal und im oberen und mittleren Kin- zigtal haben sich zu einer„Verkehrsgemein- schaft Schwarzwald-Tälerstraßen“ zusam- mengeschlossen.(Is vy) B ü hl. Das traditionelle Bühler Zwetsch- genfest wird dieses Jahr am 10. August statt- finden. Es ist beabsichtigt, das 1927 erstmals veranstaltete beliebte Volksfest mit einem großen Festzug zu feiern.(sw) Karlsruhe. In den Rheinhafen Karls- ruhes wurden im Monat Februar 1952 insge- samt 122 956 Tonnen umgeschlagen. Gegen- über dem Vormonat ist ein Rückgang um 21 530 Tonnen eingetreten.(Svylc) PfOTZheim. Nach einem Erlaß des Prä- sidenten des Landesbezirks Baden wird die Meisterschule für das Edelmetall- und Schmuckgewerbe und die Goldschmiedeschule (Gewerbliche Berufs- und Berufsfachschule) ab 1. April zu einer Anstalt vereinigt wer- den. a(Isw) Pforzheim. Ein betrunkener Jugend- licher terrorisierte in einem Restaurant die anwesenden Gäste. Die herbeigerufene Poli- zei lehnte es ab, den Randalierer auf„Num- mero Sicher“ zu bringen, da die Ernüchte- rungszellen überbelegt seien.(SWK) Wahlkampf mit falschen Vorzeichen Bundesrat ohne Einfluß auf Außenpolitik— Dy für völlig neue Grenzen Stuttgart(2ST). Die prominentesten Wahlredner der DVP— Bundesminister Wil- dermuth, Ministerpräsident Reinhold Maier, Finanzminister Frank, Landwirtschaftsmini- ster Herrmann und der Vorsitzende der würt- temberg- badischen DVP, Dr. Haußmann— bestritten auf einer Pressekonferenz, daß der Wahlkampf im Südwesten einschneidende Anderungen der Politik der Bundesregierung zur Folge haben könnte. Auch eine andere Zusammensetzung des Bundesrates könne den augenblicklichen Kurs der Regierung nicht beeimflussen. Bundesminister Wildermuth meinte, der Wahlkampf würde von einigen Parteien mit falschen Vorzeichen durchge- kührt. Finanzminister Frank sagte, im Bundesrat hätten Landesminister, die den Parteien der Regierungskoalition angebören, Brandreden gegen die Regierung von Stapel gelassen, gegen die sich manche Reden von SPD-Mini- stern„wie Liebeserklärungen“ angehört hät- ten. Der Bundesrat sähe seine Aufgabe hauptsächlich darin, die Interessen der Länder zu Wahren. Zudem sei er„in außenpolitischen Fragen bis zur Lächerlichkeit entmannt“. Mi- nisterpräsident Reinhold Maier erinnerte in diesem Zusammenhang an die Bundesrats- Abstimmung über den Schumanplan, die le- diglich eine formale Sache gewesen sei und, wäre sie negativ ausgegangen, das Gesetz nicht hätte verhindern können. Auch habe der Bundesrat den Schumenplen keineswegs einstimmig angenommen, sondern lediglich in einer Entschließung gebilligt. 5 Ministerpräsident Maier und Finanzminister Frank hoben hervor, daß die DVP zunächst den Aufbau des neuen Staates als ihre Haupt- aufgabe ansähe. Finanzminister Frank sprach sich gegen jede Ubergangs- und Schein- lösung aus. Wie das Land auch immer un- terteilt werde, die neuen Grenzen dürften sich unter keinen Umständen mit den bis- herigen decken. 5 In der Schulfrage forderten alle Diskus- sionsredner die christliche Gemeinschafts- schule. Die Schule sei eine der wichtigsten Aufgaben des Staates und müsse von diesem gemeinsam mit den Eltern gelöst werden. Be- züglich der gebung in den drei südwestdeutschen Län- Jern meinte Minister präsident Dr. Maier, die Fünftige Regierung müsse sich im wesentli- en an den Karlsruher Staatsvertrag halten, der in Schulfragen einen status quo vorsehe. Minister Dr. Eckert tritt zurück Regierung änderte den Nachtragshaushalt F reiburg sw). Der südbadische Finanz- minister Dr. Wilhelm Eckert hat seinen Rück- tritt als Finanzminister bekannt gegeben. Er hat dem badischen Staatspräsidenten und dem Präsidenten des Landtags in einem N von seinem Schritt Kenntnis gege- en. Dr. Eckert erklärt in seinem Schreiben, die badische Landesregierung habe am 20. Fe- bruar eine Anderung des vom Finanzmini- sterium vorgelegten Entwurfs eines Nach- trags zum Staatshaushalt 1951 beschlossen. Gegen diese Anderung habe er in einem Brief an die Landesregierung Bedenken ge- äußert, wðeil sie auf Grund ihres Abweichens von den Richtlinien, die der südwestdeutsche Ministerrat für die Aufstellung der Nach- tragshaushalte 1951 gegeben habe, nach sei- ner Auffassung das Zustandekommen des Nachtragshaushaltes gefährde. Die dennoch, dem Landtag zugeleitete Regierungvorlage für den Nachtragshaushalt 1951 könne er des- halb vor dem Landtag nicht vertreten. unterschiedlichen Schulgesetz- Vom Spiel in den Tod. Ein 4. jähriger Junge fand vorgeſtern durch einen Verkehrsunfall den Tod. Beim Spielen an der Kreuzung Zähringer⸗Kloppenheimer⸗ ſtraße lief der Junge plötzlich in einen links⸗ abbiegenden Laſtzug und wurde durch das linke Hinterrad des Laſtwagens erfaßt und zu Tode gedrückt. Eine erneute Warnung an die Eltern, die Kinder beim Spielen nicht aus den Augen zu laſſen, nachdem die Ge⸗ fahren der Straße ſo groß geworden ſind. * Den 84. Geburtstag kann heute Herr Konrad Bächtel, Meßlircherſtr. 40, feiern. Dem Hochbetagten die beſtenWünſche und einen geruhſamen Lebensabend. * Wer will unter die Soldaten? Unter dieſem Thema führt ein kürzlich konſtituierter Jugendausſchuß aus Seckenheim und Ilvesheim heute Abend im Stern ein Forum durch, zu der alle Bewohner Secken⸗ heims u. Ilvesheims eingeladen ſind. Haupt⸗ ſächlich gilt der Ruf natürlich der Jugend, die von dieſem Ruf am erſten angeſprochen wird. Die Vertreter von drei Parteien, darunter zwei Kandidaten bei der ſonntäg⸗ lichen Landeswahl werden ſich zu dem ge⸗ ſtellten Thema äußern. Das Forum beginnt heute Abend, 20 Uhr im Stern. Die Aktualität des zur Diskuſſion ſtehenden Themas iſt ſicher dazu angetan, dem Forum einen guten Beſuch zu ſichern. f Gefängnis für„Ost-Expreß“- Herausgeber Mannheim(sw). Das Schöffengericht Mannheim verurteilte den 271ährigen Journa- listen Wolf unter Zubilligung mildernder Um stände wegen Versuchs der Erpressung 2 einer Gefängnisstrafe von drei Monaten, Der Angeklagte war von Osterreich nach West- deutschland gekommen, um eine antikommu- nistische Zeitung herauszubringen, zu deren Fimanzierung ihm jedoch die Mittel fehlten. Als ihm sein künftiger Schwiegervater 30 000 DM Mitgift in Aussicht stelite, gab er zwei Auflagen seines ‚„Ost-Expreß“ heraus, stand aber nachher mit ansehnlichen Schulden und ohne Geld da. Um sich die erforderlichen Mit- tel für seinen„Kampf gegen den Kommunis- mus“ zu beschaffen, versuchte er, deti General- direktor der Borgward-Autowerke durch Pro- hungen zu zwingen, Inserate im Ost-Expregß zu veröffentlichen. Presseball erbrachte 17 700 DM Mannheim deb). Der zugunsten der Tombola für den Wiederaufbau des National- theaters veranstaltete Bühnen- und Presse- ball erbrachte einen Reingewinn von 17 675 DM. Der Gesamterlös wird der bereits ge- spendeten Summe von 70 b DM für die Tombola des Nationaltheaters zugegeben. Von April bis Mai werden in Mannheim Lose zu je 50 Pfennigen verkauft. ———————— Wettervorhersage Freitag noch teilweise bewölkt und bei Winddrehung auf östliche Richtung im Laufe des Tages Temperaturrückgang unter fünf Grad. In der Nacht zum Samstag leichter bis mäßiger Frost. Am Tage heiter bis Wolkig, trocken. aber kalt. Tageshöchsttemperaturen auch in den. Niederungen nur wenige Grad über Null. e — . 97161 8 4%õ8 CTA A Copyright by Hamann-Meyerpress g durch Verlag v. Graberg& Görg, Wiesbaden (19. Fortsetzung) Gehorsam wie ein Kind trank der Kanake jetzt das Glas leer, das Dr. Algot ihm gab. Wenige Minuten später trug ihn Algot auf eines der schmalen weißen Krankenbetten. Dann sing er zu seinem Schreibtisch. Lauf- 108 öffnete sich ein Geheimfach Algots Hände zitterten nicht, als er eine feingeflochtene Schnur herausnahm, Er schob sie beinahe achtlos in die Tasche. Seine Bewegungen waren ruhig und beherrscht, Sein Atem ging nicht schneller, nur sein Gesicht war erstarrt, wle die bronzene Maske einer Götterfigur. Als er zur Garage hinüberging, sah er sich noch einmal um. Sein Blick suchte die Fen- Ster von Celias Zimmer. Alles war dunkel. Unwillkürlich tasteten seine Finger nach der seidenen Schnur, der gefährlichsten Waffe seiner Ahnen! e 5 „Das Spiel ist aus— Celia!“ Hatte er es laut gesagt? Er wußte es nicht, er handelte Wie im Fieber— aber er war ganz ruhig. Er würde Märta retten!. brannte Licht. Rick stand über einen der Wagen gebeugt und bastelte an einem Motor. Einen Augenblick zögerte Dr. Algot, dann aber ging er ganz ruhig auf seinen Wagen Zu. Rick hob den Kopf. Er hatte jetzt erst ge- merkt, daß jemand gekommen war. Die Tür der Garage war nur angelehnt ES Wieder kam keine Antwort. Jetzt wurde Rick aufmerksam. Er kam näher. Forschend sah er Dr. Algot an. „Kann ich Ihnen helfen? Ist etwas ge- schehen? Soll ich mitkommen?“ Algot lachte kurz auf— es war ein seltsames, unbeim- liches Lachen: 5 5 i „Da, wo ich hinfahre, da haben Sie nichts zu suchen, Herr Stjernval“.. Rick prallte zurück. Welch eine Drohung und Verachtung klang aus der Stimme dieses sonst so beherrschten Menschen, welche Flamme schlug aus seinen dunklen Augen. War er wahnsinnig? Märta— dachte Rick auf einmal— er will zu Märtal Jetzt— in der Nacht. Vielleicht hatte er sie nur deshalb in seinen eigenen Bungalow bringen lassen, um sie für sich allein zu haben! „Wenn Sie fahren, dann komme ich mit! Märta wird sich freuen, uns beide zu sehen— obwohl es ein bißchen spät ist!“ Ricks Stimme klang eiskalt, allem entschlossen. Langsam wandte Dr. Algot den Kopf. Er drückte auf den Starter. Der Motor des starken Wagens brauste auf. 3 „Gehen Sie aus dem Weg“, sagte Algot ruhig, Nur seine dunklen Augen glühten. Auf Ricks Stirn schwollen die Adern: „Ich denke nicht daran!“ 5 er war 2u Er trat einen Schritt näher an den Wagen heran. In diesem Augenblick wirbelte etwas durch die Luft. Rick fühlte wie eine Schlinge Über seinen Kopf glitt. Ein Ruck— der Bo- den glitt ihm unter seinen Füßen weg, er stürzte. Hart schlug er auf den zementierten Boden der Garage auf. Er fühlte. wie er in purpurne Tiefen stürzte. Mit einer fast ver- ächtlichen Bewegung schob Dr. Algot den leblosen Körper beiseite Ruhig steckte er die seidene Schnur wieder in die Tasche. Sorg- kältig schloß er die Garagentür hinter sich— dann brauste der Wagen in die 55 X. Kapite! N Märta hatte sich an diesem Abend früh ge- in das scheidende und harmonischen p Nacht legt. Selbst hier oben in den Bergen war es heiß gewesen, und die seltsame Farbe des Himmels machte Menschen und Tiere un- ruhig. Sie hatte das Mulattenshepaar fort- geschickt, sie brauchte nichts mehr. Die beiden siamesischen Katzen hatten sich auf die Marmorbalustrade der Terrasse zurückgezogen. Hier blinzelten sie schläfrig Licht der Sonne. Der kleine Gibbon amüsierte sich rait dem Mos- Kkitonetz, das vor die Fenster gespannt War. Die vielen Blumen dufteten betäubend. Märta konnte von ihrem Lager aus den Gar- ten überblicken, sie bewunderte die Farben- pracht der tropischen Blüten und die sma- ragdgrüne Quelle die in das Bassin rieselte Dieses Haus in den Bergen, das Algot 80 bescheiden Bungalow genannt hatte, war wie ein Traum. Schönheit und Harmonie— wie der Mann, dem dieser Besitz gehörte. Märta schloß die Augen Die Ruhe tat ihr gut. Sie hatte sich in den Tagen, wo sie hier oben in den Bergen allein gewesen War, Sul erholt. Die jagende Nervosität, das Ge. qualte war von ihr gewichen, sie sah ihren Weg klar vor sich. Sie würde Wigaloo ver- lassen. Algot würde ihr dazu verhelfen. Sie würde nach Oslo heimkehren und ihre alte Arbeit wieder aufnehmen Sie hatte eine Menge Aufzeichnungen aus Peru zu ordnen. Dinge zu katalogisieren und Arnes Notizen auszuarbeiten, Sie würde viel zu tun haben, aber das war gut so. Die Ebe mit Rick Stjernval würde schnell geschieden werden, — diskret und das Kapitel m Wohl nie cht wieder- en. Sie war nden! Viel- über diese Und doch ssen Konnte, 2“ 8 ibn gebunden war! Doch damit mußte sie selbst fertig werden 355 Rick war sicher sehr zufrieden, daß sie hier oben in den Bergen war Man konnte es ihm nicht verdenken daß er Oelia verfallen war. kein Mann konnte unberührt an dieser Frau kans empor, der unheimlich nahe Hause aufstieg. Riesige, erstarrte vorübergehen. Aber würde sie Rick glücklich machen können? War das Ganze nicht nur ein Rausch? 5 ö 4 a Märta schob die seidene Decke beiseite und setzte sich im Bett auf, Sie durfte nicht an sc etwas denken, Ricks Zukunft mußte ihr gleich- gültig sein. g 5 75 5 7 „ aber ich will, dag er slücklich wird“ sagte sie leise. Er hungerte noch Schönheſt, nach Erleben— nach Glück. Rente Celia ihm das geben?. 5 5 Märta sah auf die Uhr. ES war halb zehn: Und doch war es noch hell, denn es war Voll- mond Ein seltsam blutroter Mond stand am Himmel. Sie hatte noch nie so etwas gesehen. Dieses Licht machte alles so unwirklich. Sie stand auf- und nahm einen leichten, seidenen Schal um die Schultern. Sie ging auf die Terrasse hinaus, vielleicht war es dort ein klein wenig kühler. 9 Hunderte weißer Orchideen mit zartrosa Kelchen hingen in Büscheln über das niedrige Geländer. In Skandinavien kostete so eine jüte ein Vermögen— hier wuchsen Orchideen wie Unkraut Wie ein goldener Wasserfall kluteten gelbe Marschall-Niel-Rosen übel eine der Mauern. Märta drückte ihre Lippen an die kühlen Blütenblätter. Die weichen dornen-- losen Stengel konnten keinen Schaden an- richten. Märta pflückte ein paar Rosen ab, um 5 sie in das Brunnenbassin zu werfen, wo sie Wie kleine, goldfarbene Segelschiffchen herumschwammen.„„ 5 Als Märta die Hand ins Wasser tauchte, 20 sie sie mit dem Ausruf des Erstaunens zurück. Das Wasser, das sonst klar und kühl war, w. heute beinahe heiß. 1 N ö Sie blickte zu dem gewaltigen lagen überall umher, über wachsen f schen Blumen Man konnte ich en For vielen Jahren die Lavamasse sich den W. ins Tal gebahnt Aber dies mußte sch Franzosen verlangen Ausschluß der Offentlichkeit Der dritte Tag des Klingenschmidt-Prozesses Freiburg(Isw). Am dritten Tag des Pro- zesses Klingenschmidt vor der Großen Straf- kammer des Landgerichts Freiburg, kamen verschiedene Belohnungen zur Sprache, die Klingenschmidt an den mitangeklagten Ver- trauensmann Dünnhaupt und die Agenten Brömme und Konneth gegeben hatte. Klin- genschmidt gab an, daß HBünnhaupt für die Mitarbeit an aufgedeckten Schmuggelgeschäf- ten eine zebnprozentige Entschädigung ver- langt habe, die ihm auch worden sei. Auch im Falle Steinblock habe Dürmhaupt Anspruch auf eine Belohnung von 5 200 DM gehabt. Bei diesem Fall handelt es sich um eine Ii Jahre 1949 von dem Hamburger Kaufmann Steinblock eingeleitete illegale Ausfuhr von 116 Fotoapparaten nach der Schweiz, die mit einem Wert von 52 000 DM an eine Hambur- ger Bank verpfändet waren. Die von der südbadischen Zollfahndung beschlagnahmten Apparate wurden später durch eine Verfü- gung der Oberfinanzdirektion Freiburg frei- gegeben. Vor kurzem hatte Steinblock einen in dieser Angelegenheit gegen den badischen Staat angestrengten Zivilprozeß gewonnen. Zuvor hatte sich Steinblock in einem Unter- Werfungsverfahren mit der Einziehung der Fotoapparate und zur Zahlung einer Unter- Werfungssumme von 10 O00 DM einverstanden erklärt. Nachdem er aber erfahren hatte, daß das ganze Geschäft von Dünnhaupt gestellt worden War, strengte Steinblock einen Pro- 225 gegen den badischen Staat an. Auf den Vorhalt des Gerichtsvorsitzenden, daß es sich in dieser Angelegenheit um ein Provoziertes Geschäft gehandelt habe, bei dem eine Belohnung an Dünnhaupt eigentlich hätte Ausscheiden müssen, sagte Klingenschmidt, die Fotoapparate seien mit Rücksicht auf die In- teressen der Hamburger Bank freigegeben worden, und nicht deshalb, weil Steinblock kein illegales Ausfuhrgeschäft habe betrei- ben wollen. 5 Es geht um 29 000 DM Die Vernehmung des Flauptangeklagten Elingenschmidt wurde mit dem Anklagepunkt beendet, der Klingenschmidt die Unterschla- gung von 29 000 DPM sowie die Fälschung von Quittungsunterschriften vorwirft. Der Mitan- geklagte, Konneth, war als Agent sowohl für die französische wie auch für die deutsche Zollfahndung tätig und hatte von beiden grö- Bere Summen an Belchnungsgeldern zu be- kommen. Darunter befanden sich auch die 29 00 DM, die er von der deutschen Zoll- Tahndung für Mithflfe an der Aufdeckung von drei großen Schmuggelgeschäften erhalten Sollte. Nach den Aussagen des Angeklagter 50lI der französische Zollkapitän Hamann Klingenschmidt gebeten haben, Konneth we nigstens einmal diese 29 000 DM auszuhän- digen, da die französische Zollbehörde für ihre Verpflichtungen gegenüber diesem Agen- ten zur Zeit kein Geld zur Verfügung habe. Klingenschmidt sagte, er habe Konneth die 29 000 DM auf Heller und Pfennig gegen Un- terschrift ausgehändigt. Kormeth dagegen 262 gerte, sich zu den ihm vorgelegten Unter- Schriften zu bekennen. Außerdem bemerkte Sr, dag er nicht mehr wisse, wieviel Geld er Von Klingenschmidt insgesamt erhalten habe. Diese Angelegenheit muß nun noch durch die Vernehmung von Zeugen und Gutachten von Schriftensachverständigen geklärt werden. Die französische Besatzungsmacht verlangte im Freiburger Schmuggelprozeß den Aus- schluß der ͥͤfkentlichkeit und der Presse, als das Gericht zwei Franzosen, deren Namen micht bekannt sind, als Zeugen vernehmen Wollte. Der eine Franzose war in Offiziers- uniform. Im Verlauf des Prozesses war be- reits mehrfach von der Tätigkeit der franzö- sischen Zollbehörde die Rede. Unter anderem behauptete der angeklagte Baseler Kaufmann Roneth, der selbst als„V-Mann“ tätig war, er habe vier von sechs Schmuggelsendungen im Auftrag des französischen Offiziers Ha- manm ausgeführt. 1 Grenzacher Zollbeamte sagen aus Freiburg(lsw). Im Prozeß Klingen schmidt wurde am 4. Tag der Verhandlung der Hauptangeklagte von mehreren Zeugen entlastet. Der 44 jährige. Zollassistent Bros- ecker aus Grenzach, der auch zu den Be- schuldigungen gegen den Angeklagten Kon- neth gehört wurde, erklärte, sein ehemaliger Chef Klingenschmidt habe keinen großen jeweils gewährt Aufwand in seiner persönlichen Lebensfüh- Tung getrieben. Der Zollassistent Mönch er- gänzte die entlastenden Aussagen Broseckers. Der Zollgrenzkommissar Streng und der Zoll- Inspektor Dramer entlasteten sowohl Klin genschmidt als auch den Angeklagten Brömme weitgehend. Zuvor war Brosecker zum Fall Konneth gehört worden. Der Zeuge hatte teilweise Transporte Konneths begleitet. Brosecker wurde vom Gericht nicht vereidigt, weil er Wegen einer anderen Angelegenheit suspen- diert ist, über die er die Aussage verwei⸗ gert hatte. Das System der Lochsendungen Am Nachmittag interessierte sich das Ge- richt hauptsächlich für elf sogenannte Röder- bzw. Locksendungen, die von November 1948 bis März 1949 unter falscher Deklarierung über den Güterbahnhof Basel und den Ba- dischen Bahnhof eingeführt worden waren. Der Zollinspektor Tippner sagte als Zeuge, er habe von dem französischen Zollkomman- danten Hamann den Auftrag bekommen, einige dieser elf Eisenbahnwaggons zum Ba- dischen Bahnhof zu leiten und dann die Zoll- fahndung zu benachrichtigen. Auch Klingen- schmidt, der seine Weisungen direkt von Ha- mann bekommen habe, sei wie alle Zoll- beamten diesen Locksendungen nicht hun- dertprozentig sympathisch gegenübergestan- den. Klingenschmidt habe gegenüber Ha- mann wegen dieser Sendungen auch Beden- ken geäußert. Dieser sei jedoch ein„guter Zollfahnder“ gewesen und habe die Sendun- gen auf deutsches Gebiet gebracht, um auf diese Weise die Hintermänner von Groß- schiebungen zu ermitteln. Auch Oberzollinspektor Wolf, der zu 32 ner Zeit auf dem Güterbahnhof Basel ar- beitete, sagte, er habe gegen die Locksen- dungen Bedenken gehabt, und diese Ha- mann vorgetragen. Hamann habe ihm er- Widert:„Sie brauchen keine Angst zu haben, Sie sind durch mich gedeckt“. Die Waggons, deren Inhalt meist als Tafelobst deklariert gewesen sei, hätten ohne Uberprüfung ab- gefertigt werden müssen. Der Zeuge Tippner ergänzte die Aussagen Wolfs und erklärte, Kurz nach der Verhaftung von Klingen- schmidt sei der Amtmann Kannengießer vom badischen Finanzministerium zur Uberprü- fung der Arbeit der Zollfahndung an der Grenze erschienen und habe Wolf, der sich geweigert habe, einen falsch deklarierten Waggon abzufertigen, in einem außerordent- lich scharfen Ton angewiesen, die Begleit- Papiere zu unterschreiben. Gegen Ende der Nachmittagsverhandlung wurde Hamann als zeuge vorgeführt. Wie bereits am Mittwoch wurde die Offentlichkeit wieder ausgeschlos- zen. Die zahlreichen Zuhörer quittierten die Kufforderung des Vorsitzenden zum Verlas- zen des Saals mit Miß fallensäußerungen. Karlsruher Sprengstoffattentäter geständig Brecht war„unzufrieden mit der heutigen Staatsform“„ Karlsruhe Gsw). Der im Zusammen- hang mit dem Sprengstoffanschlag auf das Bundesverfassungsgericht am 15. Februar kestgenommene Reinhold Brecht hat, nach Mitteilung des Oberstaatsanwalts Nerz, ein volles Geständnis abgelegt. Brecht gab in seinem Geständnis an, er gabe die Tat ohne fremde Hilfe ausgeführt. Er habe dadurch seiner Unzufriedenheit über die heutige Staatsform Ausdruck geben wol- en. Der Sprengstoff sei ebenfalls von ihm zelbst hergestellt worden. Er habe ihn am Abend des 7. Februar, in eine Kakaobüchse verpackt und vor einen in der Hofeinfahrt des Zundesverfassungsgerichts parkenden Kraft- wagen gelegt. Durch das Uberfahren der Züchse sollte der Sprengstoff zur Explosion gebracht werden. Brecht betonte, er Babe gicht die Absicht gehabt, mit seinem Attentat Menschen zu töten. Es sei ihm nur auf eine Demonstration angekommen. Die verräterische Aktentasche Das Sprengstoffpaket war am 8. Februar von einem Kraftwagen überfahren worden. hne daß es explodierte. Wenige Tage spä- ter hatte die Polizei Reinhold Brecht als ver- mutlichen Täter ermittelt, nachdem in dessen Aktentasche Spuren des Sprengstoffes feat- gestellt worden waren. Oberstaatsanwalt Nerz bezeichnete Brecht als eine„psychisch-abartige Persönlichkeit“ Der Attentäter sei nicht nur gegen die deut- sche Staatsform, sondern gegen alle poli- tischen Einrichtungen. Er gehöre weder einer rechts- noch einer linksradikalen Partei an Nach Ansicht des Oberstaatsanwalts wird vol der Verhandlung noch ein Gutachten über den Geisteszustand von Brecht eingeholt werden müssen. Nach dem Attentat hatte Brecht noch einen Brief an das Bundesver- fassungsgericht geschrieben, der schwere Be- leidigungen enthalten ha tte. Da bei der Ta! keine planmäßige Aktion vorlag, sieht die Karlsruher Staatsanwaltschaft keine Mög- lichkeit, den Fall dem Bundesgericht zu über- geben. Ein Zeitpunkt für die Verhandlung die vor einem Karlsruher Gericht stattfinder wird, ist noch nicht bekannt. Lebenslauf des Reinhold Brecht Reinhold Brecht, der am 27. 2. 1927 in Graben-Neudorf bei Bruchsal geboren wurde War nach der. aus der Volksschule Hilfsarbeiter. Bereits in seiner Jugend machte er e mit Erziehungsheimen unc Jugendgefängnissen, 1948 war er von einem Karlsruher Gericht wegen versuchten Stra- Benraubs und Waffenbesitzes zu zwei Jahrer Gefängnis verurteilt worden. Nach Verbü⸗ Bung der Haft wollte Brecht, wie er damals auf einer Karlsruher Redaktion angab, ein „meues Leben beginnen“, Durch Vermittlune des Karlsruher Arbeitsamtes und karitative Verbände gelang es auch, Brecht eine Stelle zu beschaffen. Er hielt es jedoch nirgends lange aus. Am längsten war er als Verkäu- fer einer Abendzeitung in Karlsruhe tätig. 55 Zeitpunkt der Tat war Brecht arbeits- 08. Die Appenweier Morde vor Gericht Die Bemühungen des Militärtribunals Freiburg dsw). Das französische Mili tärtribunal in Freiburg bemüht sich zur Zeit. Licht in die noch nicht aufgeklärten Mord- fälle von Appenweier aus dem Jahre 1943 zu bringen. Kurz nach dem Einmarsch der fran- Zösischen Truppen in Appenweier waren der Lehrer Walter, der Apotheker Zimmermann und ein Bürger namens Goldmann von den Franzosen verhaftet, gefoltert und schließ- lich getötet worden. Die Festgenommenen wurden nach Zeugen- aussagen von den Soldaten geschlagen, muß ten barfuß über heißen Teer laufen und er- hielten schließlich den Gnadenschußg. Walter und Zimmermann gehörten der NSDAP an. Denunzienten sollen sie durch unwahre Be- hauptungen schwer belastet haben. Nach den Ermittlungen des französischen Gerichts soll damals auf dem Rathaus in Appenweier eine Liste derjenigen Leute ausgelegt gewesen sein, mit denen man wegen ihrer Parteizuge- hörigkeit„kurzen Prozeß machen“ sollte. Diese Liste soll von einem heute noch nicht ermittelten Deutschen dem damaligen fran- zösischen Kommandanten Collet in die Hände gespielt worden sein. Trotz der vielen Zeu- Senvernehmungen konnte die Voruntersu- chung noch keine lückenlose Klarheit schaf- fen. Man erwartet, dag die Hauptverhand- lung, deren Termin noch nicht feststeht, den Fall restlos klären wird. Der vermutliche„Totogewinn“ 8 Säckingen ddsw). Eitel Freude herrschte im Hause von zwei Brüdern in einer Ge- meinde des Kreises Säckingen, als ihnen die- ser Tage der Briefträger einen Brief der Bayerischen Totogesellschaft brachte, in dem sich gleich zwei Schecks über 83 705 DM be- kanden, Als einer von ihnen zur Sparkasse Zilte, um den Geldsegen abzuheben, machte man ihn dort jedoch schmunzelnd darauf aufmerksam, daß es sich bei der vermeint- lichen Geldanweisung um einen Tippschein Handle, auf dessen Rückseite man als Re- blame den bewußten Scheck abgedruckt habe. Die Enttäuschung war so groß, daß der „Totogewinner“ erst noch einmal zu einer Mdern Bank ging, um sich den Sachverhalt destätigen zu lassen, Die beiden Brüder Wa- cen felsenfest davon überzeugt, bei der Kontrolle der Gewinnkolonnen nicht richtig auf gepaßt und deshalb gar nicht gemerkt zu naben, daß ihnen der Hauptgewinn zugefal- len War. Neckar-Bote, Südd. Heimatzeitung für Manuheim-Seckenheln und Umgebung. Verantwortl. Herausgeber: Georg Härdla Druckt und Verlag: Buchdruckerei Ge. Zimmermann(Inhabes Deore Hördlel Marnbeſm Secken ben, Fernsnrecher 7216 Kultur Herder-Institut und Ost-Forschung Dem Johann-Gottfried-Herder- Institut in Marburg wurde ein neues Haus übergeben Staatssekretär Erich Thedieck vom Bundes- ministerium für gesamtdeutsche Fragen er- klärte bei dieser Gelegenheit, es sei die Auf- gabe der deutschen Ostforschung, dem Vorur- teil in der Weltöf fentlichkeit entgegenzutre- ten,„daß die 1945 erfolgte Ubergabe der deut- scilen Gebiete jenseits von Oder und Neiße an die russische bzw. polnische Regierung eine Wiedergutmachung für die 700jährige preu- Bische Eroberungspolitik sei.“ Nach den Wor- ten seines Leiters, Prof. Erich Keyser, g. das Johann-Gottfried-Herder- Institut u. a einen Gesamtkatalog ostdeutscher Literatur heraus, der heute bereits etwa 32 000 Tite- umfaßt. Kurze Kulturnachrichten Das Wiener Staatsopernballett wird vom 1 dis 10. April eine Gastspielreise durch West- leutschland absolvieren. Tanzabende sind in zolgenden Städten vorgesehen: Stuttgart, Mün- chen, Frankfurt, Köln, Düsseldorf, Dortmund. Hannover und Hamburg. Die Wiener Staatsoper wird an den Musik- kestspielen teilnehmen, die im Mai in Paris Brüssel und Wiesbaden stattfinden. In Paris wird das Ensemble die Oper„Wozzek“ von Alban Berg unter Karl Böhm aufführen. Auf Vorschlag des Schwedischen Roter Kreuzes verlieh der schwedische König dem Arzt und Urwalddoktor Professor Dr. Alber Schweitzer die Prinz-Karl- Medaille, die 1946 kür besondere Verdienste um die Menschlich- keit gestiftet worden ist. Wirtschaft Deutsch- britischer Handelsvertrag Größte Textilimporte und Stahlexporte Zwischen der Bundesrepublik und Groß britan⸗ nien wurde ein neuer Handelsvertrag für das Jahr 1952 unterzeichnet, der bis 31. 12. 1952 gel- ten soll. Der neue Vertrag sieht eine wesent- liche Erhöhung der deutschen Stahl-Lieferunger an Großbritannien vor. Auf dem Gebiet der unsichtbaren Leistungen hat sich die Bundes- republik zu einer„weiteren Liberalisierung“ he. veit erklärt. Die Bundesrepublik wird neben den vereinbarten Stahl-Lieferungen, Chemikalien Farbstoffe, wissenschaftliche Instrumente sowie Jahrungsmittel und land wirtschaftliche Erzeug- nisse nach Großbritannien exportieren, Die Bun- Jesrepublik werde ihrerseits britische Woll- ung Zaumwollgewebe, andere Textilien, verschieder hemische Erzeugnisse, Textil- und Büromaschi von Ver? nen sowie Heringe und eine Reihe Jrauchsgütern erhalten. Wie von unterrichteter Seite verlautet, sind Jroßbritannien größere Quoten für die Liefe- zung von Woll- und Baumwollstoffen sowie Tex ilerzeugnissen nach Deutschland zugestanden worden. Dagegen habe Großbritannien der deut- schen Bitte nicht entsprechen können, in diesen lahr größere Mengen Kohle nach der Bundes- zepublik zu liefern. Kleinere Lieferungen sollen jedoch auf Grund einer besonderen Verein- darung abgewickelt werden. Bundesregierung soll Holz importieren Der Landesgeschäftsführer des Innungsverbandes ler Zimmerleute in Württemberg-Baden, Dr. Mer- 1 kert(Stuttgart), verlangte dieser Tage von der BZundersegierung, Holz zu importieren. Dadurch könnten die Holzpreise im Inland erheblich ge- zenkt werden. Dr. Merkert sagte, die Beschäfti- gungslage im Handwerk sei gegenwärtig sehr schlecht. Das Zimmerhandwerk leide unter einem ständigen. Mangel an Aufträgen. Dafür sei das Ansteigen der Holzpreise mitverantwortlich. Was lie Bundesregierung bisher durch Vereinbarungen and Verordnungen auf dem Holzmarkt zu errei- chen versucht habe, sei mißglungen und habe zu einer Niederlage der Regierung geführt. 1,25 Millionen Tonnen Zucker zuviel 9 Zucker-Rat tagt hinter geschlossenen Türen In dem am 31. August zu Ende gehenden Zuk- kerwirtschaftsjahr 1951/2 stehen nach einem Bericht des Internationalen Zucker-Rats in der Welt für Exportzwecke insgesamt 6,5 Millionen Tonnen Zucker zur Verfügung. Die Nachfrage nach Importzucker erstreckt sich demgegenüber auf nur 5,25 Mililonen Tonnen. Danach würde sich ein Zuckerausfuhr-Uberschuß von 1,25 Mil- lionen Tonnen ergeben, über dessen Verwen- dung bisher noch Unklarheit besteht. Den größ- ten Ausfuhrüberschuß an Zucker hat im laufen- den Wirtschaftsjahr Kuba mit rund 3,2 Millionen Tonnen. Der aus 20 Personen bestehende Sonderaus- schuß des Internationalen Zucker-Rats trat jetzt in London zusammen, um Mittel und Wege aus- findig zu machen, durch die der Absatz dieses Uberschusses doch noch ermöglicht wird. Einladung Die Bevölkerung wird zur Teilnahme an dem heute Freitag, 20 Uhr im, STERN“ stattfindenden Forum eingeladen. Thema: luer Wall unter 10 Soldaten! Es sprechen für die DU: dos. Schneider, Kandidat im Wahlkreis Ill 8PD: Otto Bauder, vors. d. Spo, Ortsgr. Seckenheim KPD: Fritz Salm, Kandidat im Wahlkreis Ill Anschließend freie Aussprache! dugendausschuß gegen die Rekrutierung Ssckenheim-dlvesheim. 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Freitag, Spätvorstellung 22.00 Uhr Der Weg nach Utopia Ein Lustsplelschlager Ganz Alaska kommt in Ge- fahr zu schmelzen, Bing, Bob und Dorothy das Feuerwerk ihrer Spässe ab- Dienstag und Mittwoch: Wieder ein großer Farbfilm Tag und Nacht denk ich an dich Ein Revuefilm mit unge- Wöhnlicher Starbesetzung! 22.00 Uhr 13.30 Uhr Wenn sei es der künstlerische Genuß, des Alltags! Hauptbericht von der Olympiade in Oslo. 80 wird diese Woche jeder etwas finden, sei es die Unterhaltung oder die Entspannung 1 GSelegenneitskauf! Eine neue, moderne sehr preiswerte Bellcouch Ab 710 Uur per sofort gesucht. r weilteisch mit Haut e— Oottenburgerstr. 32 Pens, HMeiden teich L eimer Landstr. 27 „Zum Badischen Hof“ Morges Samstag A Fechlachitest 5 Geübte büglerinnen kerun und s Bund. K Auf dung mer, ZwWiscl mistis schlie Starke raum die N schen stellu Era Bur beton Karls ein m Die Wuns den erfüll es de halten Vz vor e weste Sich Volks größt Gerur mißt Beit übrig Stimr Bu. burg staat: ten übers sam Föde Süd 5