Erscheint: montags, mittwochs, freitags und samstags. Frei Haus 1.90, im Verlag abgeholt 1.70, durch die Post 1.70 zuzgl. 3 Austellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenbeim und Umgebung Anreigenpreise: die 6-gespaltene Milli- meterzeile 15 Pfg. Preisliste Nr. Y Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden Nr. 127 Samstag, den 9. August 1952 4.52. Jahrgang Querschnitt der Woche Von Eduard Funk Alpha, Beta, Gamma heißen die drei ersten Buchstaben des griechischen Alphabets und Wie wir neuerdings erfahren haben— auch drei kleine Inseln im Flusse Evros(Maritza), der streckenweise die Grenze zwischen Grie- chenland und Bulgarien bildet. So bedeu- tungslos diese Inseln auch sein mögen, an denen nur dann und wann ein Fischer sein Boot anlegt, rückten sie doch Plötzlich ins Blickfeld des Weltgeschehens, als die beiden Nachbarn um ihren Besitz zu streiten be- gannen. Urheber des Konfliktes waren die Bul- garen, die ohne ersichtlichen Grund eines Tages behaupteten, Alpha, Beta und Gamma gehörten ihnen, indes die Griechen erklärten, sie seien von jeher ihr Eigentum gewesen. Wahrend eine Kommission der Vereinten Na- tionen sich an Ort und Stelle begab, um den tatsächlichen Grenzverlauf zu ermitteln, ent- schloß sich Sofia zu einem bedenklichen Vor- griff auf die künftige Entscheidung, indem es Truppen auf die Insel Gamma entsandte. Athen erwiderte diese Provokation mit einem geharnischten Protest, der die sofortige Räu- mung der Insel forderte. Die Bulgaren Stellten sich jedoch so lange schwerhörig, bis den Griechen die Geduld ausging und sie die„Er- Oberer“ mit Granatwerfern von Gamma ver- trieben. 1 Noch ist nicht abzusehen, wie dieser Streit geschlichtet werden könnte, denn Sofla ver- kündete bereits, es werde eine Entscheidung der UN-Rommission zugunsten Griechenlands niemals akzeptieren. Man wird deshalb viel- leicht mit den Bulgaren etwas deutlicher reden müssen, um ihnen klar zu machen, wie un- verantwortlich es ist, um einer Bagatelle wil⸗ len mit Kanonen zu spielen. Dem britischen Foreign Office kam dieser Zwischenfall allerdings nicht ganz ungelegen, denn er paßte vortrefflich zu den Argumen- ten, mit denen Er d die Bildung eines Verteidigungskemmandos für den Nahen Osten beschleunigen möchte. Der ursprüng- liche Pian, Großbritannien mit seinen Do- minien Australien, Neuseeland und Südafrika, die USA, Frankreich, Italien und Griechen- and, die Türkei, Israel und einige arabische Staaten in einen militärischen Block zusam- menzufassen, war trotz des unrealistischen Rifers englischer und amerikanischer Diplo- maten gescheitert. Die Griechen wollten sich keinem italienischen General unterordnen, die Araber lehnten die ihnen zugemutete Part- und die Agypter dachten nicht daran, auf diesem Weg doch noch eine britische Besatzung am Suez-Kanal nerschaft mit Israel ab in Kauf nehmen zu müssen. Infolgedessen sah man sich in London wohn oder übel gezwungen, die Pfähle um ein er- ebliches Stück zurückzustecken; ein neuer Vorschlag der britischen Regierung projek- Herte jetzt die Errichtung eines Nahost-KRom- mandos auf der Insel Zypern, an dem nur moch Großbritannien mit seinen Dominien, die SA, Frankreich und die Türkei beteiligt sein Sollen. Obgleich England durch diese Be- schränkung seiner Pläne in aller Offentlich- keit das Schwinden seines Einflusses im Orient zugepen mußte, entschloß es sich doch zu dieser bitteren Konzession, weil die Ent- Wicklung in diesem Raum allmähliche For- men angenommen hat, die recht bedrohlich erscheinen. Ein nach mehrtägigen Verhandlungen zwi- schen dem ägyptischen Premierminister An Maher und dem britischen Botschafter Ste- venson herausgegebenes Kommuniqué ver- Sprach zwar den Beginn einer neuen Ars freundschaftlicher Beziehungen Kairos mit London, aber solche Versicherungen übertün- chen in Wirklichkeit doch nur schwach die ernsten Sorgen der Engländer um die gegen- Wärtige Situation im Nilland. Obgleich es 80 aussieht, als könnte Ali Maher, gestützt durch den Revolutionsgeneral Naguib, mit starker Hand regieren und die unselige Hinterlassen- Schaft Faruks liquidieren, weiß jedoch nie- mand abzuschätzen, ob er sich wirklich auf die Dauer zu behaupten vermag. Die Spal- tung der Wafd-Partei, die Untergrundtätig- Reit der Anhänger Faruks, die radikalen Ten- denzen der Moslem-Brüderschaft und der Widerstand der orthodoxen Geistlichkeit sind ebenso Symptome der Unsicherheit wie die Katastrophale wirtschaftliche Lage des Landes. Ahnlich liegen die Dinge im Iran. Minister- präsident Mossadeg erzwang zwar im Parla- ment die Erteilung unbeschränkter Voll- machten für ein halbjähriges Sanierungspro- gramm, aber gleichzeitig wurde sein schärf- ster Gegner Generalstabschef und auch dem neuen Parlamentspräsidenten Kaschani sagt man nach, daß er lieber heute als erst morgen den Regierungschef stürzen möchte. Der Ein- fuß der kommunistischen Tudeh-Partei wächst zusehends, während der Schah fast seine ganze Verwandtschaft ins Exil schicken mußte. Wie jedoch sol Mossadeg diesen wankenden Staat ins Gleichgewicht bringen, nachdem er dle Hilfe der Amerikaner ablehnen mußte, indes die Engländer auf seinen Zusammen- bruch warten? ä Absenlug der Londoner Schulden-Ronteren⸗ Internationales Abkommen wird folgen London(UP). Die Londoner Konferenz über die Regelung der deutschen Auslands- schulden fand am Freitag ihren Abschluß. Die Vertreter von 30 Gläubigerstaaten sowie einer Reihe von privaten Gläubigerorganisationen stimmten einem Bericht zu, der die Grund; züge für die Abdeckung der deutschen Vor- kriegsschulden gegenüber dem Ausland in Höhe von 13,7 Milliarden DM enthält. Die- ser Bericht ist die Grundlage eines interna- tionalen Abkommens, das von den Regierun- gen gebilligt und unterzeichnet werden soll. Gleichzeitig wurde bekanntgegeben, daß die Bereinigung der deutschen Nachkriegsschul- den gegenüber Großbritannien, Frankreich und den USA in Form bilateraler Abkommen erfolgen soll, Die Fertigstellung dieser Ab- kommen soll in Kürze in Angriff genommen Werden. Damit wurde ein wichtiger Schritt für die Wiederberstellung des deutscher Kredits im Ausland getan. 5 Der Führer der deutschen Delegation, der Präsident der Kreditanstalt für Wiederauf- bau, Hermann J. Abs, bezeichnete die von der Tonferenz erzielten Ergebnisse für die Bun- desrepublik trotz deren beschränkten Mög- lichkeiten als tragbar. Westdeutschland über- nehme aber mit der Billigung der Schulden- regelung für lange Jahre eine schwere Bürde, Die Abdeckung der deutschen Auslandsschul- den werde im übrigen gefährdet werden, falls die Bundesrepublik noch weitere Verbindlich- keiten aus der Vergangenheit übernehmen müsse. Von deutscher Seite werde die parla- mentarische Billigung der Londoner Empfeh- lungen so bald wie möglich eingeholt werden Für die einzelnen Schuldengruppen wurden von der Konferenz folgende Rückzahlungs- bedingungen festgelegt: a) Private mittel- und langfristige Schulden Keine Verminderung des Kapitalbetrages Zwei Drittel der bis zum 31. Dezember 1952 auflaufenden Zirisrückstände werden der Ka- pitalschuld zugeschlagen. Künftige Verzinsung erfolgt zu drel Vierteln des ursprünglich fest- gelegten Satzes. Die Tilgungsrate soll in den ersten fünf Jahren ein Prozent und danach Zwei Prozent per annum betragen. Tilgungs- beginn ist der 1. Januar 1958. b) Konversionskasse: Jeder deutsche Ein- zelschuldner bietet seinen Gläubigern im Aus- land die Rückzahlung nach seinem Konto- deahrungsprobe des die„gärtnerische“ Aufgabe der Hohen Behörde — Interview mit Franz Etzel Bonn(Up). Der europäische Geist in der Hoken Behörde der Montan-Union wird seine Bewährungsprobe bestehen, weil ihre Mit- glieder überzeugte Europäer sind und der größere Markt die einzige Möglickkeit zur Hebung des Lebensstandards in Europa bietet. Diese Zuversicht sprach der deutsche Vize- präsident der Hohen Behörde, Franz Etzel, n einem Interview mit einem UP-Korrespon- denten aus,„Wir werden hier am werdenden ropa wie in einer Familie arbeiten, jeder einzelne wird sich seiner nationalen Herkunft bewußt und stolz auf sie, wir alle zusammen aber Europaer ohne nationale Ressentiments.“ Er sei gewiß, so fuhr Etzel fort, daß die Mit- glieder der Hohen Behörde überzeugte Euro- Es sind also durchaus triftige Gründe, die Churchill veranlagten, so rasch als möglich im Ostmittelmeer ein„Sicherheitssystem“ aufzubauen, das den Charakter eines politi- schen und militärischen Paktes erhalten soll. Als Vorbild hierfür bedient er sich offenkun- dig des Paziflkpaktes, der in den letzten Ta- gen um eine Stufe weiterentwickelt wurde, Als sich die Außenminister der USA, Austra- liens und Neuseelands auf Honolulu trafen. Sie beschlossen die Schaffung eines Rates, dessen Funktionen von der Anknüpfung in- timerer Beziehungen zu anderen Randstaaten des Stillen Ozeans bis zum Aufbau einer ge- meinsamen Streitmacht reichen. Aus nahe- liegenden Gründen sind England und Frank- reich nieht in diesen Paziflkpakt einbezogen worden, da dessen Initiatoren daran liegt, einige Ostasiatische Staaten zu gewinnen, die immer noch Ressentiments gegen die alten Kolonialmächte hegen. 5 Ubrigens verfolgte man in Paris die Hono- julu- Konferenz mit einigem Angwohn, da man dort den Verdacht hat, die USA körmten sich in Zukunft mehr für Ostasien als für Europa interessieren. US-Heeresminister Pace, der zur Zeit Frankreich bereist, dementierte zwar energisch; andererseits aber enttäuschte er Pinay und Pleven erneut, als er sich außer- stande erklärte, vermehrte Rüstungsaufträge an die französische Industrie zu vergeben. Argerlich forderte Pleven daraufhin die Ein- berufung des Atlantikrats, der die r r und Versorgungspläne der NATO überprüfen Soll. 5. 825 auszug an. Für den Fall, daß sich Gläubiger und Schuldner nicht einigen können, soll ein Schlichtungsausschuß angerufen werden, Ge- nerell wurde festgelegt, daß die nicht in den Besitz der Gläubiger gelangten Zahlungen an die Konversionskasse weiterhin als Schulden gelten. Die Bundesregierung hat sich ver- Pflichtet, die Abgeltung eventuefler Doppel- zahlungen dann vorzunehmen. c) Stillhalteschulden: Ebenfalls keine Re- duzierung des Kapitalbetrages. Die Kredite sollen so weit wie möglich re-kommerzialisieri werden, um der Finanzierung des deutschen Außenhandels zu dienen. Alle Zinsrückstände werden zum Satz von vier Prozent entweder dem Kapitalbetrag zugeschlagen oder aber zu- rückgestellt. Die Beratungen über die Kre- dite an Schuldner in der Sowjetzone(und 20 Prozent der Gesamtsumme) werden zurück- gestellt. d) Kommerzielle und„verschiedene“ Schul- den: Devisen-Schulden für Warenlieferungen sollen zu einem Drittel auf Grund direkter Abmachungen sofort beglichen werden. Der nach einem Jahr überhängende Rest ist in zehn Jahresraten fällig. Devisenbeträge für Löhne, Gehälter, Pensionen usw. sind in fünf Jahresraten zu zahlen. In begrenztem Maße sind diese Zahlungen auch in D-Mark möglich. In diesem Falle erfolgt die Abdeckung schneller. Ein detailliertes Abkommen befaßt sich mit der Abzahlung der öffentlichen Verbindlich- keiten gegenüber dem Ausland. Hierzu zäh- len insbesondere die Dawes-Anleihe von 1924, die Loung- Anleihe von 1930, die Auslands- schulden der Reichsbahn und Reichspost sowie des Landes Preußen. Bei der Dawes-Anleihe sollen keine Abstriche vorgenommen werden. Die Fälligkeit wird aber bis 1969 hinausge- schoben. Bei der Loung- Anleihe erfolgt mit Riicksicht auf die Lage Deutschlands eine Kürzung um 40 Prozent, und zwar durch Um- stellung von Gold- auf Dollarklausel. Der zu der Voung- und Dawes-Anleihe vor- legte Entwurf eines Abkommens zwischen ler Bundesregierung und der Bank für Inter- tationalen Zahlungsausgleich sieht die Rück- ahlung von jährlich 5 608 880 Schweizer Fran- en in der Zeitspanne vom 1. Januar 1953 bis 1. März 1966 vor. Auf diese Weise sollen die Sufenden Zinsverpflichtungen erfüllt werden. Europaischen deistes päer sind. Der französische Präsident, Jean Monnet, sei ein fanatischer Europäer,„der Wein, daß nationale Enge Europa gefähr- den kann“, Monnet sei Persönlichkeit genug, um einen echten europäischen Geist zu ent- Wickeln. Auch die übrigen Mitglieder der Ho- hen Behörde seien aus gleichem Holz ge- schnitzt. Die Entwicklung der Technik im 20. Jahr- hundert habe den Raum Europa so klein wer- den lassen,„daß die Schlagbäume in ihm auf die Dauer jeden weiteren Fortschritt hemmen müssen.“ Daher müßten die faktischen und geistigen Schlagbäume weggeräumt werden. „Der größere Markt bietet in der Tat die ein- zige Möglichkeit, den Lebensstandard der in ihm wohnenden Menschen zu heben und die Beschäftigung aufrecht zu erhalten.“ Etzel wandte sich in diesem Zusammenhang gegen die Behauptung, die Hohe Behörde sei nur ein neuer Ausdruck eines supranationalen Uber- Kartells. Er halte diese Besorgfis für gänz- lich ungerechtfertigt, wenn die Behörde ihre Aufgabe richtig anfasse. „Die Hohe Behörde soll nicht produzieren und nicht verkaufen, sie soll die einzelnen Unternehmungen nicht lenken und soll mög- lichst wenig Einfluß auf sie nehmen. Sie soll Aber den Markt bereiten, der es den Unter- nehmen ermöglicht, sich zu entwickeln, sich zu modernisieren und die Produktion zu ver- kaufen.“ Das sei eine ganz andere Aufgabe, als sie étwa ein Kartell haben würde.„Die Hohe Behörde ist gewissermaßen wie ein Gärtner, der in einem Garten die Beete be- reftet, in Welchem die Pflanzen— jede für sich— frei wachsen und gedeihen können.“ Es komme auch hier entscheidend auf den Geist an, aus dem heraus die Hohe Behörde ihre Aufgaben zu lösen suche. Der provisorische Sitz der Hohen Behörde in Luxemburg werde so schnell nicht aufge- geben werden können, meinte Etzel, da die Einigung über einen endgültigen Sitz noch die Lösung zahlreicher Fragen voraussetze. Es Sei sicher wenig erfreulich, daß das Problem des endgültigen Sitzes noch nicht gelöst worden Die Rot-Kreuz-Konferenz in Toronto wurde abgeschlossen. Die nächste Konferenz wird 1956 in Neu Dehli stattfinden. 5 Jakob Malik hat zum zweitenmal seine Pas- sage für eine Reise von New Lork nach der Sowjetunion streichen lassen. Donnelly informierte sich über die Saarfrage Blücher und Hallstein besuchten den Hoch- kommissar— Frankreich hat den nächsten Schritt zu tun“ Bonn(UP). Staatssekretär Hallstein und Vizekanzler Blücher statteten dem neuen ame- rikanischen Hochkommissar Donnelly einen Besuch ab; Donelly gab ihnen zu Ehren an seinem Amtssitz in Mehlem ein Essen. Wie im Anschluß daran aus alliierten Krei- sen verlautete, informierte sich der US- Hoch- kommissar bei dieser Gelegenheit auch über den gegenwärtigen Stand des Saarproblems, obne daß jedoch irgendwelche Vereinbarun- gen getroffen wurden. Staatssekretär Hall stein, der am Sonntag an der ersten Sitzung der Hohen Behörde des Schumanplanes in Luxemburg als Gast teilnimmt, begibt sich am kommenden Mittwoch wieder nach Paris, Wo die Saarvorbesprechungen wieder aufge- nommen werden sollen. ö Der Deutschland-Union-Dienst der CD su äußerte die Meinung, wenn Paris eine Wirklich europäische Lösung wünsche, werde es auf die„Hilfstruppe Grandval-Hoffman“ verzichten müssen. Es bleibe die Vorausset- zung jeder echten europäischen Lösung der Saarfrage, daß auch die Franzosen, wenn sie von der Bundesrepublik Konzessionen verlan- gen, ihrerseits zu den gleichen Zugeständnis- sen bereit seien. Ein einseitiger deutscher Verzicht würde sowohl dem Grundgesetz widersprechen, als auch ein unerträgliches Präjudiz im Hinblick auf den deutschen Osten bedeuten. Die liberale englische Zeitung„Manchester Guardian“ meint zu den gegenwärtigen Saar- verhandlungen:„Es besteht die Gefahr, daß die nutzlosen Streitereien um die mangelnden politischen Freiheiten für die deutschgesinn- ten Parteien an der Saar, die in diesem Früh- jahr ausgetragen wurden, wieder laut werden. Das könnte in diesem Herbst(beginnend mit der Tagung des Europa-Rats) und im deut- schen Wahljahr 1953 zu bösen Auseinander- setzungen führen. Außerdem hätte dann, wie die Belgier und Holländer schon seit längerem kürchten, der Schumanplan den denkbar schlechtesten Start Letzten Endes haben nur die Saarländer selbst das Recht, sich zu weigern, Deutsche zu sein. Monsieur Schuman wird offenbar heftig unter Druck gesetzt,, nicht nachzugeben, Doch besteht augenblicklich die wahrscheinlich letzte gute Chance für eine Regelung an der Saar. Es liegt an den Franzosen, den nächsten Schritt zu tun, so unangenehm es ihnen auch sein mag.“ Connally kommt nach Bonn Senator Tom Connally, der Vorsitzende des Außzenpolitischen Ausschusses des amerikani- schen Senats, begab sich auf eine Europa- reise, in deren Verlauf er auch Bonn besuchen Wird. Connally will ferner nach London, Stockholm, Den Haag, Brüssel, Paris, Wien, Madrid und Lissabon kommen und an der Tagung der Interparlamentarischen Union teilnehmen, die am 29. August in Bern be- ginnt. Ende dieses Jahres will Connally sich aus dem Senat zurückziehen. Blücher bricht mit der LDP-Führung Wegen„Verrats am Liberalismus“— Eine Proklamation der FDP Bonn(E. B.). Die Freie Demokratische Par- tei im Bundesgebiet hat sich von der Füh- rung der Ostzonen-LD eindeutig losgesagt. In einer scharfen Erklärung bezeichnete der erste Vorsitzende der FDP, Vizekanzler Blü- cher, das kürzliche„Bekenntnis“ der Leitung der Liberal-demokratischen Partei in der So- waietzone zum Marxismus-Lenismus als einen einmaligen Verrat in der Geschichte des Libe- ralismus. Gleichzeitig versichert Blücher die Liberal Demokraten der Ostzone seiner größten Hoch- achtung vor ihrem jahrelangen Abwehr- kampf. Ihre zahllosen Opfer an Freiheit und Leben,„die sie für unser gemeinsames Va- terland und damit auch für unsere gemein- same Freiheit gebracht haben“, seien für die FD eine ernste Verpflichtung, in inhrem Geiste für die Befreiung der 18 Millionen Deutschen von der Fremdherrschaft zu ar- beiten. 5 Trotz manch schlechter Erfahrung mit der politischen Haltung der LDP-Parteileitung hätte es die FDP kaum für möglich gehalten, so erklärt Blücher, daß Vorstände und Ge- schäftsführer einer deutschen überalen Par- tei„so erbärmlich dem totalitären Stalinismus Lob singen“ und sich zu dessen Werkzeug machen würden. 5 Die LDP in der sowzetischen Zone bleibe trotzdem mit ihrer alten Zielsetzung beste- hen. Die Freie Demokratische Partei über- nehme im Bewußtsein ihrer Verantwortung um die Sache der Einheit, des Rechtes unk der Freiheit auch die Aufgabe, nach allen Kräften stellvertretend für die Hunderttau- sende von Liberaldemòkraten in der Sowiet- z0ne zu handeln.„Sie sollen wissen, daß Wir ihren Kampf verstehen und entschlossen sind, zu ihnen zu stehen.“ Regierung in Breisach und Neuenburg Minister erörtern Hilfsmaßnahmen Breisach(sw). Die Landesregierung von Baden- Württemberg stattete der Stadt Brei- sach am Kaiserstuhl und der Oberrheinge- meinde Neuenburg einen offiziellen Besuch ab. Der Bürgermeister von Breisach, Büb, be- grüßte auf dem Münsterplatz den stellvertre- tenden Ministerpräsidenten Wirtschaftsmini- ster Dr. Veit, Innenminster Ulrich, Kultmini- ster Dr. Schenkel, Vertriebenenminister Fied- ler, Ministerialdirektor Vowinkel als Vertre- ter des erkrankten Finanzministers, den ehe- maligen badischen Innenminister Professor Dr. Schühly und den neuernannten Regie- rungspräsidenten für Südbaden, Dr. Wäldin. Bürgermeister Bübs dankte der Landesregie- rung für das Interesse, das sie durch ihren Besuch gegenüber der im Kriege so schwer heimgesuchten Stadt zeige. 0 Arbeitsminister Hohlwegler und Landwirt- schaftsminister Herrmann waren zunächst nach Neuenburg gefahren, wo sie von Bürgermei- ster Krätz begrüßt und durch die ebenfalls schwer Kriegszerstörte Gemeinde geführt Wurden. Regierung will das„Problem Breisach“ lösen Bei einem Staatsempfang, den die Stadt Breisach für die Mitglieder der Regierung gab, erklärte der stellvertretende Minister- Präsident, Dr. Veit, daß die Regierung sich in erster Linie bemühen wolle, die Wirtschafts- kraft der Städte durch die Belebung der indu- striellen Tätigkeit zu stärken. Den vorhan- denen Betrieben müsse ermöglicht werden, ihre ganze Kapazität auszunutzen. Darüber hinaus wolle die Rgierung durch zusätzliche Leistungen, verbilligte Kredite und Steuer- Erleichterungen neue Industriesiedlungen för- dern. Wenn das gelinge, sei das„Problem Breisach“ gelöst. Für die kommunalen Pro- bleme, vor allem den Schulhaus und Kran- kenhausneubau werde man ebenfalls Hilfe finden, da die Stadt diese Aufgaben nicht aus eigener Kraft bewältigen könne. Man werde einen interministeriellen Ausschuß einsetzen, der der Verfassunggebenden Landesversamm- lung möglichst bald Vorschläge für eine wir- Kkungsvolle Hilfe machen solle. Der Minister bat, der Regierung ihre Auf- gabe nicht dadurch zu erschweren, daß man schon wieder fordere, die zusammengeschlos- senen Landesteile auseinanderzureißen. Der- artige Bestrebungen könnten niemanden einen Vorteil bringen. Es müßten vielmehr alle Landesteile zusammenhelfen, daß die größte Not gelindert werden könne und das neue Bundesland zusammenwachse. Breisach braucht 8,2 Millionen Mark In einer Pressekonferenz wies Bürgermeister Büb noch einmal auf die dringendsten Pro- bleme der Stadt hin. Die Stadt brauche vor- dringlich für den Bau einer Volksschule, des Progymnasiums, eines Kindergartens und an- derer kommunaler Gebäude und Einrichtun- gen, vor allem für den Bau eines Kranken- hauses, etwa 1,9 Millionen DM. Mit der Unter- stützung, die für Handel, Industrie, Forst- und Landwirtschaft benötigt werde, sei ein Investitionskapital von insgesamt etwa 8,2 Millionen DM erforderlich. 400 leben in Neuenburg in Baracken Arbeèitsminister Hohlwegler schilderte den erschütternden Eindruck, den die Stadt Neuen- burg biete. In dieser überwiegend ländlichen Gemeinde müßten heute noch 400 Menschen uin Baracken leben, die längst abbruchreif Selen. Er habe den Eindruck, daß die Notlage der Gemeinde durch Förderung des Woh- nungsbaus und der auch durch die Verstep- pung des Oberrheingebietes betroffenen Land- Wirtschaft mit nicht allzu hohen Mitteln be- hoben werden könnte. Nächste Synode in der Ostzone Berlin(UP). Ostzonen-Ministerpräsident Grotewohl hat sich in einem Gespräch mit dem Präses der gesamtdeutschen Synode, Dr. Gustav Heinemann, damit einverstanden er- klärt, daß die nächste gesamtdeutsche Synode der Evangelischen Kirche am 6. Oktober in Elbingerode(Ostzone) stattfindet. Dies geht aus dem Schlugkommuniqué der Tagung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutsch- land und der damit verbundenen Kirchenkon- ferenz, in der alle evangelischen Landeskir- chen in Deutschland vertreten sind, hervor. Der Tagungsort Elbingerode sei schon lange in Aussicht genommen, heißt es in dem Kom- muniqué. Gegenrechnung der Templer an Israel Neue Schwierigkeiten im Haag Stuttgart(epd). Die deutsche Tempel gesellschaft, von der die einst blühenden deutschen Kolonien in Palästina begründet Worden sind, will sich in die zur Zeit im Haag stattfindenden deutsch-israelischen Wiedergutmachungsverhandlungen einschal- ten. Die Deutschen Templer, deren Besitz ent- schädigungslos enteignet wurde, beziffern ihr in die Hände des Staates Israel übergegange- nes Vermögen auf 360 Millionen DM, eine Summe, die in der deutsch- israelischen Wie- dergutmachungsfrage nicht unerörtert bleiben könne. i Die Aussichten für einen baldigen Abschluß der deutsch- israelischen Wiedergutmachungs- handlungen haben sich wieder verschlech- t. Ein Sprecher der israelischen Delegation bezeichnete die von Israel geforderte Wert- sicherungsklausel als das gegenwärtig größte Hindernis, da die deutsche Bundesregierung anscheinend dieser Klausel nicht zustimmen nme. 0 Die Volkspolizei der Ostzone hat vor Born- holm einen westdeutschen Fischkutter außer- Balb der Drei-Meilen-Zone aufgebracht und Schiff und die vierköpfige Besatzung ver- Schleppt. 88 f Hans Warnke, Staatssekretär im Ostzonen- Innenministerium, wurde abgelöst, weil er das„Verwaltungsflasko“ in der Ostzone en verschärften Kirchenkampf veran- sein soll. 8 5. 5 sky hat für eine Landtagsnachwahl in sachsen mit Genehmigung des Innen- terlums einen Kandidaten aufgestellt, lerdings keine Wahlreden halten darf. 8 Saarnartelen Hämnten um ihr Recht Nur zwei legale Parteien— Hoffmann wil! keine„Konkurrenz“ zulassen Saarbrücken(E.B.) Die deutschef 268ischen Verhandlungen über eine etw 5 „Europäisierung“ Saargebiets haben er- neut die Aufmerksamkeit auf die innenpoliti- schen Zustände di 5 Landes gelenkt, dessen Segen wärtige Parteigruppierungen nach deut- scher Auffassung nicht mehr dem wirkli Willen des saarländischen Volkes entsprechen. Genau genommen existieren an der Saar zur Zeit nur 2 große Parteien, deren Tätigkeit legalisiert ist: die Christliche Volkspartei(CVP) des Ministerpräsidenten Hoffmann, die über die absolute Mehrheit im Landtag verfügt. und die Sozialdemokratische Partei Saar(SPS), deren Abgeordnete ein gutes Drittel der Par- lamentssitze einnehmen. Die SPS verließ im vergangenen Jahr die Regierungskoalition, setzte aber im wesentlichen den gleichen au- Benpolitischen Kurs wie die CVP fort. Neuer- dings schlagen die Sozialdemokraten allerdings einen schärferen Ton gegen die CVP. Regie- rung an und versuchen offensichtlich, jene oppositionellen Strömungen im Lande für sich Auszunutzen, die sich bisher mangels offiziel- ler Zulassung in neuen Parteigruppierungen nicht voll auswirken könnten. Neben den beiden großen Parteien besteht noch die kleine Kommunistische Partei, deren Legalität aber jetzt fraglich erscheint. Sie erhielt nämlich in diesen Tagen eine Auffor- derung des Saarländischen Innenministeriums, eine klare Stellungnahme zur saarländischen Verfassung— insbesondere zu dem in der Präambel festgelegten Status der Saar— ab- zugeben. Die KP hatte— wie alle Parteien — aufgrund der neuen gesetzlichen Bestim- mungen einen Zulassungsantrag stellen und das Parteiprogramm beifügen müssen. Nach Auffassung der amtlichen Stellen entspricht das vorgelegte Programm nicht den Anforde- rungen des saarländischen Parteigesetzes. Seit Monaten kämpfen die CDU-Saar und die Deutsche Sozialdemokratische Partei, die sich in ihren Programmen zum Deutschtum bekennen, vergeblich um ihre Zulassung.„Ju- ristisch“ liegen diese Fälle ähnlich wie der Fall der KP: das Innenministerium reichte die Anträge bzw. die Programme der beiden Par- teien zuletzt mit dem Bemerken zurück, daß Ibn Saud stärkt seine Position Er will aus Faruks Sturz Kapital schlagen K aAIT O(E. B.). Wie hier bekannt wurde. hat Ibn Saud, der Herrscher von Saudi-Ara- bien, sich bereit erklärt, die Steuer für die Mekkapilger, die bisher pro Kopf rund 200 DM betrug, fallen zu lassen. Wie in Kairo Verlautet, hat diese Nachricht in Kairo und anderen Hauptstädten der islamischen Welt Wie eine Bombe eingeschlagen. Offenbar in der Absicht, die ungeheure propagandistische Wirkung der Geste Ibn Sauds aufzuheben. Wurde jetzt über ägyptische, türkische und Srische Nachrichtenbüros gleichzeitig die Mel dung verbreitet, die Pilgerreisen nach Mekka seien für die Länder, die am Mittelmeer lie- gen, verboten, weil in Lemen bzw. in Mekka selbst eine Pestepidemie ausgebrochen sei. Die Maßnahme Ibn Sauds steht, so vermu- tet man in Kairo, im Zusammenhang mit sei- nen Bestrebungen, seine Ansprüche als Kalif — also als geistiges Oberhaupt des Islam— anzumelden. Der Herrscher von Saudi-Ara- bien hofft, dieses Ziel jetzt erreichen zu kön- nen, nachdem Faruk, der sich gleichfalls um die Kalifatswürde bemüht hatte, ausgeschal- tet ist. Die Interessen Agyptens sind mit den- jenigen Ibn Sauds ebenso wenig identisch wie mit den Plänen Syriens, Jordaniens und des Irak. Solange zwischen den einander teil- Weise bis aufs Blut sich bekämpfenden Kon- Kkurrenten über die Arabische Liga nicht eine Befriedung bzw. Einigung erfolgt ist, muß jede Aktion, die das Ubergewicht des einen Teiles stärken könnte, mit großer Aufmerk- samkeit verfolgt werden. Die arabisch- amerikanische Erdölgesell- schaft hat der Forderung Saudi-Arabiens, die 50:50-Gewinnteilungsformel vor Abzug der amerikanischen Einkommensteuern in An- Wendung zu bringen, entsprochen. Hierdurch werden sich die Einnahmen Ibn Sauds be- trächtlich erhöhen. Auch der Forderung, daß z Wel Saudi-Araber in den Aufsichtsrat der Gesellschaft kommen, ist entsprochen wor- den. Mieder Ruhe im Gebiet der Insel Gamma Keine bulgarischen Truppenkonzentrationen Athen(UP). Ministerpräsident Venizelos und der Generalstab der griechischen Armee versicherten in getrennten Kommunidués, dag in dem Gebiet um die Insel Gamma gegen- Wärtig„absolute Ruhe“ herrscht. Minister- Präsident Venizelos teilt mit, daß in der Nähe der Grenze keine bulgarischen Truppenkon- zentrationen festgestellt worden seien. Auf beiden Seiten der Grenze gingen die Bauern ihrem gewohnten Tagewerk nach. Die griechische Armee hat die Insel Gamma nicht in Besitz genommen, da erst eine Unter- suchungskommission der UN einen Schieds- spruch fällen soll. Griechische Regierungs- Kreise bezeichneten die Lage im griechisch- bulgarischen Grenzgebiet als nicht gefährlich. Die griechische Armee will lediglich verhin- dern, daß noch einmal Bulgaren auf diese Insel übersetzen. Auf der Insel besteht keine Unterkunftsmöglichkeit. Der Baumbestand war außerdem am Donnerstag von griechi- schen Granatwerfern in Brand geschossen worden. Die Insel ist ungefähr drei Hektar grog. 5 5 3 Ein Sonderausschuß des US-Senats, der das europäische Flüchtlingsproblem prüfen soll, traf in Genf ein. 8 Syngman Rhee, der wiedergewählte süd- koreanische Staatspräsident, sagte in Seoul, seiner Ansicht nach würden die Verhandlun- gen in Pan Mun Jon niemals zu einem Waf- kenstillstand führen. a Ein sowzetischer Bomber stürzte in der Nähe des Flugplatzes Aspern bei Wien kurz nach dem Start ab. Uber das Schicksal der Besatzung ist nichts bekannt. N eine präzisere Stellungnahme zur saarländi- schen Verfassung nötig sei. Beide Parteien ha- ben jedoch die Unterlagen unverändert Wie- der eingereicht und den Standpunkt einge- nommen, daß nicht das Innenministerium, sondern die Regierung des Saarlandes Abs Ganges über die Parteienzulassung zu ent- scheiden haben, Das Innenministerium Soll in- z wischen diese Vorgänge zur Erledigung an das Kabinett weitergeleitet haben. 8 Neben den neu gegründeten Parteien CDV und SPS, die auf ihre„Legalisierung“ warten kämpft die im Vergangenen Jahr verbotene Demokratische Partei Saar DPS) als dritte „rodeutsche“ Gruppe um ihre Wiederzulas- zung. Die PPS führt gegenwärtig einen Pro- zeßß gegen die Saarbrücker Regierung, der auf Aufhebung des Verbots abzielt. Im Gegensatz zur DPS, die mit Deutschland sympathisiert und eine entsprechende Neuregelung der Ver- hältnisse an der Saar erstrebt, vertritt die Demokratische Volkspartei Saar DVP)— eine meue Gruppe, die demnächst ihre Gründungs- Versammlung abhalten will— bewußt die „Saarländischen Interessen“, Ihr kulturelles Programm gleicht dem der CVP Hoffmanns. Die alte Sozialdemokratische Partei Saar (SPS)— nicht zu verwechseln mit der um ihre Zulassung kämpfenden Deutschen Sozialde- mokratischen Partei DSP)— hat kürzlich in ihrem Parteiorgan„Volksstimme“ eine scharfe Kampfansage gegen die Regierung Hoffmann veröffentlicht. Sie hat sich darin auch gegen die„Verschleppungstaktik' des Innenministers Dr. Hector bei der Zulassung neuer Parteien gewandt und in Verbindung damit gefordert, daß die gegenwärtige„Einparteien-Regierung“ 80 rasch wie möglich aus dem Sattel gehoben erde. Die SPS gab ferner zu verstehen, daß sie einer etwaigen Verschiebung der Land- tagswahlen nur dann zustimmen könne, wenn „europäische Gründe“ dafür sprechen und Wenn gleichzeitig das„CVP-Regime“ durch eine geschäftsführende Mehrparteienregierung abgelöst wird. Dieser entschiedene Ton läßt den Schluß zu, daß die Sps die Unzufriede- nen im Lande um sich sammeln will, die— falls die neuen„prodeutschen“ Parteien nicht. Zugelassen werden— eine politisch„heimat lose“ Opposition darstellen. 1 77FFTTTF* Iran sucht neue Ulverhandlungen Angebot an die Anglo-Iranian— London: Kein Fortschritt Teheran(UP). Das iranische Außenmini- sterium hat die hiesige britische Botschaft in einer Note wissen lassen, daß die Regierung zu neuen Verhandlungen mit der Anglo-irani- schen Olgesellschaft über die Regelung bei- derseitiger Ansprüche bereit sei. Sollten die Verhandlungen keine Einigung bringen, müsse die Anglo- Iranian die volle Verantwortung tragen. Die Note wiederholt in diesem Zusammen- hang ihre früheren Beschuldigungen gegen die Gesellschaft, der sie„unsaubere und grau- same Maßnahmen“ gegen die iranische Regie- rung und das Volk vorwirft. Der britischen Regierung wird vorgehalten, daß sie durch umfassende Maßnahmen den Verkauf irani- schen Erdöls zu verhindern suche und das Land dadurch in wirtschaftliche Schwierigkei- ten gebracht habe. Die„Beschlagnahme“ des Tankers„Rose Mary“ sei ein Beispiel dafür. Das iranische Angébot wird von maßgeb- lichen Kreisen in London als„kein Fort- schritt gegenüber den früheren unannehm- baren Angeboten des Irans“ angesehen. Den- noc ist man in London über die Note etwas überrascht. Es ist das erste Verhandlungs- angebot, das der Iran seit dem September 1951. gemacht hat. Warum es gerade im gegen- Wärtigen Zeitpunkt erfolgte, können sich die gleichen Kreise in London nur mit einer wei- teren Verschlechterung der Finanzlage im Iran erklären. Die Note wird gegenwärtig vom bri- tischen Außenministerium einer eingehenden Prüfung unterzogen. Der im Februar dieses Jahres bei einem Attentatsversuch im Iran schwer verletzte damalige iranische Vizekanzler Dr. Hussein Fatemi wurde aus dem Elisabeth-Kranken- haus in Hamburg entlassen. Fatemi, jetzt Ab- geordneter der„Nationalen Front“ im irani- schen Parlament und Chefredakteur der Te- heraner Tageszeitung„Bakhtar-Emrouz“, will vor seiner endgültigen Rückreise nach dem Iran noch drei Wochen zur Erholung in Eu- ropa bleiben und Wien, Kopenhagen und Stockholm besuchen. 5 Wenig Hoffnungen für Frankreich Binocho berichtete über seine Tunis-Reise Paris(UP). Jean Binoche, der Leiter der Afrika- Abteilung im französischen Außen- ministerium, berichtete Außenminister Schu- man über seine letzte Reise nach Tunis und seine Unterredungen mit dem Bey. Nach dern Bericht Binoches hat der Bey versprochen, innerhalb von 14 Tagen auf das von der fran- z6sischen Regierung für Tunis ausgearbeitete Reformprogramm Antwort zu geben. Die französischen Pläne sind seit langem in dem Protektorat umstritten und ihre Behandlung wurde von den Tunesiern immer wieder hinausgeschoben. 5 5 Aus Sutunterrichteten Kreisen verlautet, daß Binoche keine großen Hoffnungen auf eine baldige Beilegung des Streites um die Reformen habe. Obwohl der Bey die Fran- zosen mit großer Höflichkeit empfangen habe, herrsche der Eindruck vor, daß der Herrscher sich nicht der Gefahr aussetzen wolle, ein un- HDopulärer Monarch zu werden, indem er die Hoffnungen der arabischen Welt auf möglichst weitgehende Unabhängigkeit enttäuscht. Auf der anderen Seite scheint der Bey jedoch be- müht zu sein, die Franzosen nicht weiter zu verärgern. a. UN- Generalsekretär Trygve Lie wurde von der irakischen UN-Delegation aufgefordert, den französisch- marokkanischen Streitfall vor der Vollversammlung im Oktober umfassend zu behandeln. 85 N N * nügend Mittel zur Verfügung stehen. Südwestdeuts che Rundschau Tödliche Unfälle auf der Autobahn Bruchsal dsw). Auf der Autobahn Bruch sal- Heidelberg ereignete sich in Höhe der Ge- markung Weihen ein schwerer Unfall. Ein Volkswagen, der aus Karlsruhe kam, war mit hoher Geschwindigkeit auf einen parkenden Lastzug aufgefahren. Der Aufprall war dabei so stark, daß der Wagen völlig in Trümmer Sing. Der Wagenlenker, ein 28 Jahre alter Karlsruher, wurde auf der Stelle getötet. PfOT Zheim(sw). Auf der Landstraße zwischen Ellmendingen und Auerbach im Kreise Pforzheim fuhr bei Nacht ein mit drei Erwachsenen und drei Kindern besetzter Per- sonenwagen in einer Kurve mit voller Wucht gegen einen Baum. Sämtliche Insassen wur den schwer verletzt und mußten ins Städtische Krankenhaus in Pforzheim eingeliefert wer⸗ den, Wo kurze Zeit später eines der Kinder starb. Kartonagenfabrik abgebrannt Wertheim(sw). In der Kartonagen- fabrik in Bestenheid brach aus bis jetzt noch ungeklärten Gründen ein Brand aus, dem das ganze Fabrikgebäude zum Opfer fiel. Das Feuer griff so schnell um sich, daß fast nichts mehr gerettet werden konnte,. Auch die wert- Vollen Maschinenanlagen wurden nahezu rest- 1os zerstört. Da sich in der Nähe ein Tank- und Kohlenlager befinden, hatte die Feuer- Wehr in erster Linie diese Objekte unter Was- ser zu halten, um ein Ubergreifen der Flam- men zu verhindern. Nach den bisherigen nicht- amtlichen Schätzungen beläuft sich der an- gerichtete Gesamtschaden auf mindestens 200 000 DM. 2 Großes Fischsterben in der Alb Karlsruhe(sw). In den letzten Tagen trat in der Alb bei Karlsruhe-Knielingen ein Fischsterben ein, das solchen Umfang annahm, daß nahezu der gesamte Fischbestand der Alb zwischen Karlsruhe und der Mündung des Flüßchens in den Rhein vernichtet wurde. Nach den bisherigen Ermittlungen wird das Fischsterben auf Abwässer zurückgeführt. Auf dem Rangierbahnhof schwer verletzt Karlsruhe(Isw). Auf dem Karlsruher Rangierbahnhof versuchte ein 14 Jahre alter Lehrling aus Karlsruhe, die Rangiergleise Zz Wischen eingen ablaufenden Wagen hindurch zu überqueren. Er wurde dabei von einem Wagen erfaßt und mußte mit lebensgefähr- lichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Prinz heiratete eine Metzgerstochter Mülheim- Ruhr(UP), Tausende stan- den dichtgedrängt vor dem Rathaus zu Mül- heim-Ruhr, wo der 28 Jahre alte Enkel des letzten Königs von Sachsen, Prinz Timo, mit der 20 Jahre alten Mülheimer Metzgerstoch- ter und Köchin Margret Lucas standesamtlich getraut wurde. Der Standesbeamte ließ es micht zu, daß der Prinz, der im grauen Stra- Benamzug erschienen war, bei der Unter- schrift unter die Hochzeitsurkunde auf seine Titel verzichtete. Auch die junge Ehefrau, die ein graues Kostüm trug, mußte als Prinzes- sin unterschreiben. Weder die Eltern des Prinzen, die auf einer Farm in Irland leben, noch andere Angehörige von seiner Seite nah- men an der Trauung teil. Die evangelische Trauung fand anschließend in dem kleinen Siedlungshäuschen des Vaters der Braut statt, der mit einem Bekannten zusammen als Trau- zeuge fungiert hatte. Das Prinzenpaar beab- sichtigt, später nach Peru auszuwandern. Neues Heroldsbach im Bergischen Land? Arbeiter hatte eine Marienvision 5 Wipperfürth(UP). Rund tausend Men- schen aus der Umgebung von Köln und Düs- seldorf erschienen im bergischen Land mit Omnibussen und Autos, Fahrrädern oder zu Fuß in Hambach bei Wipperfürth, wo der 38 jährige Arbeiter Karl Zianke Marienerschei- nungen gehabt haben will. Die Erscheinung, ein etwa 12jähriges Mädchen im blauen Kleid, weibem Schleier und mit goldenen Schuhen mit einem Bischofsbildnis in der Hand, wWIII Zianke erstmalig am 6. Juli gesehen haben, Als er gegen 22 Uhr zum Folzholen aus der Wohnung trat. Mehrmals habe er die Erschei- nung dann an späteren Tagen um die gleiche Zeit wiedergesehen. Zianke, der als ruhiger und zuverlässiger Mann geschildert wird, er- klärt, die Dauer der Erscheinung sei unter- schiedlich gewesen, einmal habe sie etwa zehn Minuten angehalten. Als der Vikar und der Kaplan des Ortes bei Zianke erschienen, über- gab dieser ihnen einen verschlossenen Brief für die kirchlichen Behörden mit den angeb- lichen Wünschen der Marienerscheinung. Meh- rere Zeugen wollen gesehen haben, wie Zianke mit der Erscheinung sprach. Sie seibst allerdings erklären, nichts von der Erschei- nung bemerkt zu haben. Zianke behauptete, die Erscheinung werde am 8. September, dem Tag Maria Geburt, Wiederkommen und dann ein Zeichen geben, das von allen bemerkt werde. Allerdings würde die Erscheinung selbst auch nicht sichtbar sein. Eine Schweigepflicht von 25 Jahren hindert Zianke daran, ein„Geheimnis“, das die Er- scheinung ihm mitgeteilt hat, bekanntzugeben. Firchliche Behörden haben zu dem Fall bisher keine Stellung, genommen. Pfälzer Straßen ausbaubedürftig Neustadt(rp). In der Pfalz müssen noch 60 Prozent aller Straßen ausgebaut werden, damit sie den Anforderungen des modernen Verkehrs genügen. In diesem Jahre stehen jedoch keine Mittel bereit, um Bauarbeiten ausfzuführen. Wie aus der Bauabteilung der Bezirksregierung bekannt wurde, beschränkt man sich zur Zeit nur darauf, die noch ver- hältnismäßig guten Straßen zu erhalten und beschädigte Straßendecken wieder herzurichi- ten. Die Bauabteilung rechnet damit, daß der Ausbau des Straßennetzes in der Pfalz zehn Jahre in Anspruch nehmen wird, wenn ge- 4 5—— 875 9 5 7 9