üt⸗ Erscheint: montags, mittwochs, freitags und samstags. Frei Haus 1.90, im Verlag abgeholt 1.70, durch die Post 1.70 zuzgl. A Austellgeld. Einzelnummer 15 Pig. Sũddeutsche Heimatzeitung für Mannheim Seckenheim und Umgebung Anreigenpreise: die 6-gespaltene Milli- nrsterzelle 15 Pig. Preisliste Nr. 1) Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden Nr. 151 Samstag, den 20. September 1952 4.52. Jahrgang ſe⸗ Querschnitt der Woche Von Eduard Funk Tschou en Lai, der Minister präsident uns Außenminister der chinesischen Volksrepu- blik, setzte zum Abschluß seines mehrwöchi- gen Aufenthalts in Moskau seinen Namens- zug unter einen Vertrag, dessen Inhalt nur in zwei Punkten der Öffentlichkeit bekannt: gegeben wurde: Die Sowjetunion gibt Chine die mandschurische Eisenbahn zurück, behält aber deren Endstation, die Seefestung Port Arthur, als Stützpunkt der russischen Kriegs- marine. Es hat daher den Anschein, als ob Tschou en Lai, der mit großen Hoffnungen nach Moskau gefahren war, dort nicht viele Erfolge ausgehandelt hätte, denn sonst wäre er wohl kaum in die peinliche Lage geraten, als Ergebnis seiner Mission auch nicht einen einzigen Vorteil vorweisen zu können. Denn die Rückgabe der mandschurischen Bahn kann von ihm nicht als Ergebnis einer geschickten und machtbewußten Politik gebucht werden, da Moskau zu dieser„Konzession“ ohnedies bis Ende 1952 vertraglich verpflichtet war. Vergeblich suchte man in den Moskauer Verlautbarungen auch nach irgendwelchen Hilfsversprechungen der Sowjets, deren China 50 dringend bedarf, da es mangels einer aus- reichenden Industrie auf Gedeih und Verderb von ausländischen Lieferungen und finanziel- ler Unterstützung abhängig ist. Wäre Stalin auch nur zum geringsten Entgegenkommen bereit gewesen, dann hätte man in Peking nicht verfehlt, die„Großzügigkeit“ des Ver- bündeten laut in die Welt zu posaunen und dem eigenen Volk zu rühmen, wie vorteilhaft die„Freundschaft“ mit den sowjetischen Ge- nossen sich auswirke. Als Fazit der Reise Tschou en Lais— so- Weit es außerhalb geheimer militärischer Ab- machungen sichtbar geworden ist— bleibt Also nur die Feststellung, daß China den Ver- such, sich eine selbständigere und stärkere Position in Ostasien zu erringen, aufgeben mußte, während umgekehrt Mokau seine Vor- herrschaft weiter ausgebaut hat. Mit ande- ren Worten: Mao Tse Tung, der sich zuweilen in der Rolle eines asiatischen Tito gefiel, hat restlos kapituliert. Darum war es auch gewiß wohlüberlegte Absicht der Amerikaner, daß sie ausgerechnet jetzt ihre kriegstechnische Uberlegenheit in Korea demonstrieren wollten. Die Verwen- dung unbemannter Flugzeuge ist zwar durch- aus keine sensationelle Neuerung mehr, denn die ersten erfolgreichen Versuche mit fern- gesteuerten Maschinen liegen schon über ein Jahrzehnt zurück, aber es wurde bisher noch nie ihr militärischer Einsatz im Ernstfall er- probt. Ob die höhnischen Behauptungen der Nordkoreaner zutreffen, die pilotenlosen Bom- ber hätten ihre tödliche Last weit neben die Ziele geworfen, bleibt abzuwarten. Vielleicht genügt auch schon die psychologische Wir- Kung solcher„Wunderwaffen“, um die Kom- munisten in Pan Mun Jon etwas nachgiebiger zu machen. Ob solchen Hoffnungen eine reale Chance beizumessen ist, muß allerdings nach den bis- herigen Erfahrungen füglich bezweifelt wer- den, denn im Kreml dürfte man nach wie vor wenig geneigt sein, den Westmächten frei- Willig Konzessionen zu machen, zumal diese in fast allen Bereichen der internationalen Politik mit wachsenden Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Nicht nur in Tunis und Ma- rokko verlieren sie zusehends an Terrain, son- dern vor allem im Iran ist die Situation Außgerst kritisch geworden, seitdem Mossadeg sich zu der Drohung entschloß, die diplomati- schen Beziehungen zu London abzubrechen, Falls die Briten nicht sämtliche Glforderungen Abschreiben. Weder Churchill noch Truman können sich aber einen solchen Prestigever- lust leisten, der die Begehrlichkeit sämtlicher ölfördernden arabischen Staaten zu maßlosen Ultimaten steigern müßte. Sollte es anderer- seits zwischen Teheran und den Westmächten zum endgültigen Bruch kommen, dann hätte der Kreml ohne sein Zutun ein für ihn aus- sichtsreiches Spiel gewonnen. Während die Engländer und Amerikaner Zur Zeit darüber beraten, wie eine solch ver- hängnisvolle Entwicklung vermieden werden könnte, hat sich die Spannung im nahöstlichen Raum erneut verschärft durch die Ankündi- Sung der Arabischen Liga, gegen Israel einen Handelsboykott zu verhängen, dessen Durch- führung mit den strengsten Strafmaßnahmen erzwungen werden soll. Alle Bemühungen der westlichen Diplomatie, die Ambitionen des arabischen Nationalismus zu zügeln, sind Also offenbar wirkungslos geblieben. Genera Naguib und seine Freunde in Syrien und Jor- danien wissen zu genau, daß sie inzwischen an den längeren Hebelarm geraten sind, mi! dessen Hilfe sie die Briten und Franzosen vollends aus ihren letzten Machtpositionen ir- Orient hinausdrücken können. Ihre Front ist in dieser Woche sogar noch verstärkt worden durch den Putsch des Generals Schehab, der den frankreich- freundlichen Staatspräsidenten des Libanon ins Exil jagte und nach dem Muster Naguibs die„Korruption“ in seinem Lande mit eisernem Besen ausfe III. Die Arabische Liga ernannte erner eine dreiköpfige Delegation, die in 1 gegen dendeutsch- israelischen, Wieder rag“ protestieren soll. ir ae der 2558505 9 Juden erblicken. der e wan Werde War erklärte 555 25 Doldstammer-Finpiang dauerte ul ſainuten Ehlers lehnte sofortige Antwort ab— Auf- enthalt mit 48 Stunden befristet BoOonn(UP). Genau 21 Minuten dauerte der Empfang der fünf Volkskammer- Delegierten durch den Präsidenten des Bundestages, in dessen Verlauf die Pankower Vertreter ihre Vorschläge für eine Wiedervereinigung Deutschlands unterbreiteten. Bundestagspräsident Dr. Ehlers erwartete die Sowjetzonen- Delegation in der Bibliothek des Bundeshauses, Wo Otto Nuschke(Ost- CDU) das Memorandum erläuterte und die Frage stellte, ob er und seine vier Delegierten auf Antwort warten könnten. Dr. Ehlers er- Widerte, daß der Bundestag erst in 14 Tagen wieder zusammentrete. Das Parlament aber sei das einzige Gremium, das sich mit diesen Vorschlägen beschäftigen und darüber befin- den könne. Nach der Ubergabe des Schreibens, bei der außer dem Bundestagspräsidenten und den fünf Delegierten nur noch ein Stenograph des Bundestags und der persönliche Referent von Ehlers zugegen waren, erklärte Dr. Ehlers vor der Presse, das Memorandum habe„keine Völlig neuen Formulierungen“ enthalten. Be- vor es ihm übergeben worden sei, habe das SEbD-Delegationsmitglied Hermann Matern nach einer Aufzählung der bekannten Ge- sichtspunkte der östlichen Propaganda u. a. den Wunsch ausgedrückt, der Bundestag und die Volkskammer sollten zunächst eine ge- meinsame Kommission zur Prüfung der Vor- aussetzungen gesamtdeutscher Wahlen schaf- ken. Der Bundestagspräsident griff den von Ma- tern ausgesprochenen Wunsch auf, daß die Worte Frieden und Freiheit nicht nur Worte bleiben möchten. Dr. Ehlers sagte, im Bundes- tag sei jeder von diesem Wunsch beseelt, aber die Frage, wie dieser Wunsch verwirklicht werden sollte, sei noch nicht beantwortet. In den zahllosen Außerungen, die dem Bundes- tagspräsidenten nach dem Entschluß, die Ab- gesandten der Volkskammer zu émpfangen, aus allen Teilen des Volkes zugingen, seien immer wieder die Namen Dr. Linses und des Zuchthauses Waldheim und der Begriff der freien Wahlen in den Vordergrund getreten. Der Bundestagspräsident wies auf die Not- Wendigkeit hin, überall dort, wo staatliche Gewalt in Anspruch genommen werde, dafür zu sorgen, daß die Begriffe„Frieden“ und „Freiheit“ mehr Wirklichkeit würden, als es bisher der Fall sei. Er sähe sich genötigt, den Abgesandten gegenüber das deutlich auszu- sbrechen, weil die angedeuteten Fragen ihn und alle freiheitliebenden Deutschen mit gro- Ber Sorge erfüllten. In seiner Antwort auf die Kusführungen des Bundestagspräsidenten dankte Matern „besonders auch dafür“, daß Dr. Ehlers diese Zeit Zeopfert hat. Ex Sprach im Namen der Delegationsmitglieder die Hoffnung aus, daß sich durch gemeinsame Arbeit trotz gegen- Wärtiger verschiedener Meinungen doch noch eine einheitliche Meinung herauskristallisie- ren Werde. Matern übermittelte dann den Wunsch der Volkskammer, daß sie nun ihrer- seits eine Delegation des Bundestages emp- fangen möchte. Einige hundert Demonstranten hatten fünf Delegierten der Volkskammer vor Einfahrt in die Bundeshauptstadt an der Rheinbrücke einen wütenden Empfang be- reitet, Mit zahlreichen Spruchbändern und Protestplakaten versperrten sie den drei Kraftwagen und der Polizei-Eskorte den Weg nach Bonn und forderten die Pankower Ver- treter zur Umkehr auf. Erst nach einigen Mi- den der gegenüber den arabischen Wünschen„fest“ bleiben, aber trotzdem kann die aus Kairo übermittelte Drohung, in diesem Falle die Handelsbeziehungen mit der Bundesrepublik einzustellen, nicht ernst genug genommen Werden. Denn gerade die überall im Nahen Osten aufgeflammte Abneigung gegen die Früheren Kolonialherren hat ja der deutschen Wirtschaft beste Aussichten eröffnet, weil man im Orient heute lieber deutsche, als englische oder französische Waren kauft. Man hat zur Zeit in Bonn überhaupt ein reichliches Maß an Sorgen. Obenan stand tagelang die heftig umstrittene Frage, ob und wie man den Bundestagspräsidenten zwingen könmte, sieh durch eine Ausladung der Ost- zonen- Delegation zu kompromittieren. Die Züricher Zeitung„Die Tat“ kommentierte die- ses„Kuddelmuddel“ mit folgenden Sätzen: „Es fehlte nicht an guten Gründen, die fünf Abgesandten Pankows zu empfangen, und an ebenso guten, ihnen die Türe vor der Nase zuzuschlagen. Die einzige Handlungsweise, für die es ganz und gar keine Gründen gab, war die, ihnen zuerst ein Stelldichein zu geben und sich dann eine halbe Woche darüber in den Haaren zu liegen, ob das nun richtig oder falsch gewesen sei und ob man sie nicht bes- ser wieder ausladen würde. Hätte man es sorgsam und systematisch darauf angelegt, den Herren Sowjetdeutschlands mit Teufels- gewalt zu einem Prestigegewinn zu verhel- fen, man hätte es nicht geschickter anstellen können, als es Adenauer und Ollenhauer in ungewohnt und ige wollt e. 20 standebrachten. nuten konnte der Wagen-Konvoy seine Fahrt in die Bundeshauptstadt zu dem von Polizei abgeriegelten Bundeshaus fortsetzen., Nuschke raus!— Wir bauen unser eigenes Haus!“ er- tönte es aus einem auf einen Volkswagen montierten e als Nuschke und Seine vier Kollegen ihre Wagen vor dem Bun- deshaus verließen und sich durch rund 200 Wartende Pressevertreter und Photographen den Weg ins Parlamentsgebäude bahnten. Als die fünf Delegiert ten das Bundeshaus wieder verließen, um sich in ihr Hotel nach Remagen zu begeben, ertönten aus der Gr uppe der wartenden Zuschauer Pfuirufe und Pfiffe. Auch in Remagen kam es in der Nacht zu antikommunistischen Demonstrationen. Das Delegationsmitglied Otto Nuschke schlug in Remagen die Bildung von drei ge- mischten Kommissionen aus Vertretern der Bundesrepublik und der Ostzone zur Bera- tung der Wiedervereinigung Deutschlands vor, die sich mit den drei vor dringlichsten Fragen beschäftigen sollen: 1. freie Wahlen, 2. Friedensvertrag mit Deutschland und 3. die Bildung einer gesamtdeutschen Regierung. In seinem Hotel in Remagen erklärte der Sprecher der Delegation, Matern, vor der Presse, die Delegation habe den Eindruck, daß „die Gespräche beginnen“. Es komme jedoch darauf an, daß beide Seiten den guten Willen zur Verständigung nicht nur zeigten, sondern auch verwirklichten. Zwei Mitglieder der Ostzonen-Delegation trafen am späten Abend in einem Bonner Hotel mit dem Bundestagsabgeordneten Dr. Hermann Etzel Gayern-Partei) zu einer Be- sprechung über die Möglichkeiten der Wie- dervereinigung Deutschlands zusammen. Zwischen BDꝗ- Angehörigen und kommuni⸗ stischen Demonstranten kam es gegen Abend Vor der Mensa der Universität Bonn zu einem Handgemenge, als die BDY- Angehörigen, die Mensa„stürmen“ wollten, Die Polizei konnte die Demonstranten jedoch ohne Schwierigkei- ten auseinandertreiben. Auch vor dem Bun- deskanzleramt gab es eine handfeste Aus- einandersetzung zwischen BDꝗlern und Kom- Mmunisten. Starke Polizeikräfte schirmten Während des Aufenthalts der fünf Sowjet⸗ zonen- Vertreter im Bundeshaus das Parla- mentsgebäude und das Regierungsviertel her- metisch ab. Außer 750 Polizisten waren Was- serwerfer und Feuerwehrschläuche zum Ein- satz bereit. Für die fünf Delegierten— Otto Nuschke (Ost- CDU), Hermann Matern(SED), Pr. Karl Haman(LDP), Heinrich Homann ND) und Ernst Goldenbaum(Bauernpartei)— hat das Bumdesinnen ministerium Hotelquartiere be- reitstellen lassen, Unterredungen de Das Programm des Staatsbesuchs— Heuss unterbricht seinen Urlaub BOnn(E. B.). Der italienische Ministerprä- sident und Außenminister Aleide de Gasperi wird während seines viertägigen Besuches in Bomm in der kommenden Woche mit Bundes- kanzler Dr. Adenauer zweimal zusammen- treffen, um wichtige politische Fragen zu er- örtern. Das vorläufige Programm für den Aufenthalt de Gasperis in der Bundeshaupt- stadt sieht für Montag und Mittwoch Be- sprechungen mit Dr. Adenauer vor. Auch ein Abendessen im Hause des Bundeskanzlers dürfte Gelegenheit zu politischen Gesprächen bieten. Der italienische Gast trifft am Sormtagmor- gen auf dem Bahnhof Basel ein und wird noch auf Schweizer Boden die Frühmesse be- m. Auf dem deutschen Grenzbahnhof Weil a. Rh. wird de Gasperi und seine Beglei- bung vom Chef des Protokolls umd dem italie- nischen Botschafter in Bonn, Babuseio Rizzo, empfangen. Zur Begrüßung auf dem Bonner Haupt- Dahnhof werden sich am Sonmtagnachmittag außer dem Bundeskanzler und seiner Pochter Lotte auch Staatssekretär Hallstein, Vertreter des Auswärtigen Amtes, des Bundespräsidial- amts, der Bundespressechef sowie der Ober- bürgermeister und der Oberstadtdirektor von Bonn einfinden. De Gasperi begibt sich so- dann in das Kölner Excelsior-Hotel, Wo er Während seines Aufenthalts wohnt. Für Montagvormittag ist eine etwa ein- stündige Besprechung mit dem Bundeskanzler vorgesehen. Danach begibt sich der italienische Gast zum nahen Kloster Maria Laach, dessen Besichtigung sich eine Fahrt durch das Nette- tal nach Mayen(Eifel) und Cochem an der Mosel anschließt. In Beilstein an der Mosel wird der Ministerpräsident in Hotel Lipp marm zu Mittag essen und eine Weinprobe nehmen. Der Besichtigung von Beilstein schließt sich die Rückfahrt über Koblenz nach Bad Godesberg an, Wo er der italienischen Botschaft einen Besuch abstattet, Abends ist ein Essen mit Damen im Hause Dr. Aden- auers vorgesehen. 16 ba iche de See a von Bad Godesberg und 7 Kabinett billigte die Antwortnote Frankreich wünscht kleine Anderungen— Nachtragshaushalt genehmigt Bonn(E. B.). Das Bundeskabinett billigte den Entwurf der westlichen Antwort auf die letzte sowjetische Deutschlandnote. Zuvor hatte Bundeskanzler Adenauer dem Kabinett Kenntnis vom Inhalt der Antwortnote gege- ben, die dem Kanzler vor drei Tagen von den Alliierten zur Stellungnahme zugeleitet wor- dn war. Der Bundeskanzler wird das Einverständnis der Bundesregierung jetzt den Hochkommis- saren bekanntgeben. Man rechnet in Bonn da- mit, daß die westliche Antwort noch am kom- menden Wochenende in Moskau überreicht werden wird. Am I. Oktober soll der Kanzler auf Antrag der SPD dem Bundestag über den Erfolg seiner Vorstellungen bei den Alliierten berichten, rasch Viermächtevernandlungen herbeizuführen. Eine solche Forderung sollte der Kanzler im Auftrag des Bundestages bei den Westmächten vortragen. Die französische Regierung hat in letzter Minute neue Anderungen am Wortlaut der Deutschlandnote der drei Westmächte an die Sowietunion gefordert. Diese„kleineren Kor- rekturen“ dürften jedoch, wWie verlautet, die Absendung der Note nicht wesentlich verzö- gern. Das Bundeskabinett billigte eine Reihe von finanzpolitischen Gesetzentwürfen. Unter an- derem wurde der vom Bundesfinanzminister vorgelegte Nachtragshaushalt zum Bundes- haushalt 1952 in Höhe von rund 2,15 Milliar- den DM verabschiedet. Damit wird der Ge- zamthaushalt auf rund 23 Milliarden erhöht. Im vergangenen Jahr belief sich der Bundes- haushalt auf etwa 21 Milliarden DM. Zum sechsten Male behandelte das Bundes- kabinett die vom Bundesinnenminister gefor- derte Verstärkung des Bundesgrenzschutzes von bisher 10 000 auf 20 000 Mann. Eine Eini- gung konnte auch diesmal nicht erzielt wer- den, da der Bundesfinanzminister nach wie vor erklärt, die für die Verstärkung notwen- digen rund 100 Millionen DM seien nicht vor- handen. Das Bundeskabinett billigte ferner einen Gesetzentwurf über die Erhöhung des Pau- schalbetrages für Sonderausgaben bei der Ab- setzung von der Lohnsteuer von bisher 468 Auf 624 DM im Jahr. Die Erhöhung soll mit Wirkung vom 1. Januar 1953 gültig werden. Ein verheirateter Steuerpflichtiger mit zwei Kindern und 400 DPM Monatsgehalt spart da- durch 24 DM im Jahr. Der hierdurch entste- hende Steuerausfall für den Bund beträgt rund 10 Millionen DM jährlich.— Schließlich stimmte das Kabinett einem Besoldungsände- rungsgesetz zu, das vor allem Erleichterungen für große Beamtenfamilien und jüngere Be- Amte vorsieht. Gusperi-Adenduer Bonn eintragen und kurz vor dem Empfang beim Bundespräsidenten eine Pressekonferenz Abhalten, Der Unterredung mit Bundespräsi- dent Heuss— an der auch Botschafter Ba- buscio Rizzo und Staatssekretär Hallstein teil- nehmen— folgt ein Frühstück im Hause des Bundespräsidenten. Der Nachmittag sieht einen Rundgang durch Köln mit einer Be- sichtigung des Doms und der Gemäldegalerien Vor, Auch dort wird sich de Gasperi in das goldene Buch eintragen. Am Abend ist ein Essen des italienischen Ministerpräsidenten in der italienischen Botschaft geplant. 5 Der letzte Tag gilt in erster Linie einem Besuch der alten Kaiserstadt Aachen, wo de Gasperi der Karlspreis verliehen werden soll. Nach einem Mittagessen in kleinem Kreise in Köln findet am Mittwoch nachmittag die zweite Unterredung mit Dr. Adenauer statt, der ein Empfang des Bundeskanzlers zu Eh- ren des Gastes folgt. Am Mittwoch abend reist de Gasperi wieder ab. 5 1 a 575 8 2 1 „Deutsche Weinwoche 1952“ eröffnet Düsseldorf(UP). Die„Deutsche Wein- woche 1952“ ist in Düsseldorf von Bundeser- nährungsminister Niklas feierlich eröffnet worden. Der Bundesminister sagte, der deut- sche Wein sei heute wieder in den interna- tionalen Markt und die europäische Wirt- schaft eingegliedert. Er wies auf die müh- same Arbeit der Winzer hin und meinte, nur wenige, denen„ein edler Tropfen die Zunge jöse und den Geist beflügle“, dächten an die harte Arbeit, die geleistet werden müsse, bis daß der Wein im Glase funkele, Der Bundes- ernährungsminister schloß seine„liebliche“ Wein- Schilderung mit dem Versprechen, die Weingärtner nach besten Kräften zu unter- stützen. Bundeskanzler Adenauer e den 88 a bischen Verteidigungsminister Lord Alexan- ger zu einem Abendessen in kleinem Kreise. Dr. S. S. Nehru, der Vetter des indischen äsidenten, wurde von EKirchenpräsi- zent Niemöller in Wiesbaden empfangen. 7 1 Dibelius nach Moskau eingeladen Rat der Evangelischen Kirche soll über die Annahme der Einladung entscheiden Berlin(UP). Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirchen Deutschlands, der Berliner Landesbischof Otto Dibelius, ist von dem Metropolit Nikolai zu einem Besuch nach Moskau eingeladen worden. Die Einladung ist— wie United Press aus kirchlichen Kreisen in Westberlin erfährt— vor einigen Tagen an Dibelius in dessen Eigenschaft als Ratsvorsitzender gerichtet Worden. Aus diesem Grunde muß der Bischof zunächst die Entscheidung der zwölf Mitglie- der des Rates der Evangelischen Kirche ab- Warten, bevor er über die Annahme oder Ab- lehnung entscheiden kann. Die schriftliche Einladung des Moskauer Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche ist nach der Darstellung kirchlicher Kreise in Westberlin in der„formvollendeten Weise“ des Verkehrs zwischen den Spitzen zweier Eirchen gehalten. Sie wurde Dibelius durch den russisch- orthodoxen Erzbischof für Deutsch- land überreicht und enthält die Formulierung: „Mein lieber Bruder von der evangelischen Kirche.“ Bischof Dibelius lehnte eine persönliche Stellungnahme zu der Einladung ab, um dem Urteil der Ratsmitglieder nicht vorzugreifen, die ihrerseits zunächst die Gemeinden befra- gen müssen. Die Einladung kommt für die Kirchenkreise in Berlin völlig überraschend, da der Berliner Bischof in letzter Zeit wieder- Holt Zielscheibe heftiger Angriffe der Ost- 2z0o0nenpresse und führender SED- Funktio- näre war, die ihm Zusammenarbeit mit Bun- deskanzler Adenauer und dem„amerikani- schen Imperialismus“ vor warfen. Nach Mitteilung aus unterrichteten Kreisen liegt der Termin für die vorgeschlagene Mos- Kau- Reise des Ratsvorsitzenden„nicht vor Oktober“. Anfang des Jahres war der hessische FKirchenpräsident Niemöller als erster deut- scher Kirchenvertreter nach Moskau gereist. Die Einladung an ihn war von dem Moskauer Patriarchen Alexej ausgegangen. Bundeskanzler empfing Saarpolitiker Gesprache werden am Donnerstag fortgesetzt — Paris ist verärgert BoOonn(UP). Bundeskanzler Adenauer hatte im Bonner Bundeskanzleramt eine mehr als zweistündige Aussprache mit den Vertretern der an der Saar noch nicht zugelassenen bzw. verbotenen deutschen Parteien. Die Unterre- dung soll am Donnerstag fortgesetzt werden. Der Bundeskanzler hat sich, wie es heißt, über die Auffassung der Führer der demo- kratischen Parteien an der Saar zur politi- schen Lage im Saargebiet und insbesondere zu einer Europäisierung des Saarlandes un- terrichtet. An der Unterredung mit dem Bun- deskanzler nahmen Herbert Ney(CDU-Saar), Richard Becker OPS) und Curt Conrad DSF) teil. Dr. Adenauer war von Staatssekretär Walter Hallstein begleitet. Einzelheiten der Unterredung wurden nicht bekannt, wäh- rend der Unterredung war das Bundeskanz- leramt für Journalisten gesperrt. In Bonn mißt man der Aussprache beson- dere Bedeutung für den Fortgang der deutsch- französischen Saarverhandlungen bel. Wenn die pro-deutschen Saarparteien sich für eine Europäisierung der Saar aussprechen, läßt sich nach hiesiger Ansicht die von deutscher Seite als eine Voraussetzung für eine solche Europäisierung u. a. geforderte Zulassung Al- ler demokratischen Parteien in deutsch-fran- 268ischen Verhandlungen leichter erreichen. In maßgebenden Pariser Regierungskreisen wurde der Empfang der Vertreter der pro- deutschen Saarparteien durch Bundeskanzler Adenauer als„bedauerlich“ kommentiert. An- gesichts des Versuchs einer Regelung der deutsch- französischen Streitigkeiten um die- ses Gebiet, so hieß es, hätte Adenauer besser daran getan, den Empfang der Politiker zu verschieben. Bisher ist für die Wiederauf- nahme der deutsch- französischen Saarge- spräche noch kein Datum festgesetzt worden. In Bonn und Paris beginnen in dieser Wo- che lediglich sachverständige Besprechungen über Wirtschaftsfragen, die mit dem Saar- problem zusammenhängen, vor allem über das Anliegen Frankreichs, für französische Franken billige Saarkohle kaufen zu können. Eine Lösung der wirtschaftlichen Probleme würde, so meint man in Bonn, die Lösung der politischen Fragen wesentlich voranbringen. — Gemeines Verbrechen eines Kraftfahrers Nürnberg(UP). Ein Nürnberger Poli- zist hatte gegen Mitternacht einen unbeleuch- teten Personenwagen gestoppt, der in hoher Geschwindigkeit auf die Stadtmitte zuraste. Als Antwort gab der Fahrer Vollgas und fuhr auf den Polizisten los, der schwerverletzt zu- sammenbrach. Zwei der Wageninsassen zerr- ten den bewußtlosen Polizeibeamten in das Auto, fuhren ihn eine halbe Stunde lang kreuz und quer durch die Stadt und warfen ihn schließlich auf die Fahrbahn. Dort wurde der Beamte von Straßenpassanten blutüber- strömt aufgefunden und in das Kranken- haus verbracht. Funkstreifenwagen und Uber- fallkommandos nahmen die Verfolgung der Täter auf, die noch in der gleichen Nacht verhaftet werden konnten. Der Fahrer des Autos will den Polizisten nicht gesehen ha- ben. Er mußte sich einer Blutprobe unter- ziehen. Anklage im Frankfurter Spionagefall K ATISTruhe(UP). Der Oberbundesanwalt in Karlsruhe hat nach Abschluß der Vorun- tersuchungen beim Bundesgerichtshof die An- klage gegen die 41 Jahre alte frühere Schau- spielerin Maria Knuth geb. Holzportz aus Köln und drei ehemalige Angehörige des Polizei- Präsidiums Frankfurt am Main erhoben. Den Angeschuldigten wird zur Last gelegt, einem ausländischen Nachrichtendienst Amtsgeheim- nisse preisgegeben und sich damit wegen Ver- stoges gegen die Bestimmungen des Straf- rechtsänderungs-Gesetzes sowie durch Amts- unterschlagung, Bestechung und Gewahrsams- bruch schuldig gemacht zu haben. Wie Bun- desanwalt Schrübbert betonte, sei es den Auf- traggebern insbesondere darauf angekommen, bei Behörden in Bonn und Frankfurt etwaige Pläne über die Europäische Verteidigung au Erhalten. Europurut soll Sdurfrage untersuchen Einsetzung eines Sonderausschusses?— Offent⸗ liche Debatte wird verschoben Straßburg(UP). Der holländische Sozia- list van Naters hat vorgeschlagen, daß die Versammlung des Europa-Rats einen Aus- schuß nach Paris, Bonn und nach dem Saar- gebiet entsende, um die Saarfrage gründlich zu untersuchen. Dieser Antrag ist, wie van Naters mitteilte, dem Hauptausschuß in Form eines Frage- bogens eingereicht worden. Vor dem Haupt- ausschuß liegen außerdem die deutsche Ent- schließung mit der Forderung nach freien Wahlen im Saargebiet und die saarländische Entschließung, in der verlangt wird, daß die Saarwahlen ohne jeden Druck von außen ab- gehalten werden. In unterrichteten Kreisen des Europa-Rats verlautet, daß es in der Ver- sammlung während der laufenden Tagung kaum zu einer Erörterung der Saarfrage kom- men werde. Als Begründung wird angegeben, daß die Saarverhandlungen zwischen Aden- auer und Schuman noch nicht abgeschlossen seien und andererseits die Tagesordnung mit anderen Fragen überbelastet sei, da die Ta- gung bis zum 30. September abgeschlossen sein müsse. Van Naters gab zu, daß die Be- antwortung seines Fragebogens mehrere Mo- mate Zeit nehmen werde. Der saarländische sozialistische Abgeordnete im Europa-Rat, Heinz Braun, behauptete ge- genüber französischen Pressevertretern, 90 Prozent der Saarbevölkerung würden sich für die Europäisierung der Saar entscheiden, wenn darüber in einem Referendum abge- stimmt werden sollte. Braun sagte ferner, es gebe unwiderlegliche Beweise für die Existenz einer bezahlten Organisation, die propagan- distisch den Auschluß der Saar an Deutsch- land betreibe. Der Sozialausschuß nahm eine Entschließung an, in der die Mitgliedstaaten aufgefordert werden, die Genfer Konvention zum Schutz der Kinder im Kriegsfall zu ratifizieren. Ein Unterausschuß des Wirtschaftsausschusses er- örterte die Möglichkeit, die wirtschaftlichen Bande zwischen den Mitgliedstaaten des Eu- ropa-Rats und den Staaten des britischen Commonwealth und anderen überseeischen Gebieten zu festigen. Im Hauptausschuß wurde ein Bericht über den Eden-Plan verfaßt. Ein Unterausschuß des Rechtssauschusses beschäftigte sich mit dem Plan, die in den verschiedenen Europa- Abkommen vorgesehenen obersten Gerichts- höfe zu einem europaischen Gerichtshof zu- sammenzufassen. Es bleibt beim SPD- Boykott In dem Ausschuß der Verfassunggebenden Europa- Versammlung. in Straßburg, der am Montag zusammegtritt, um den Entwurf für die erste europàische Verfassung auszuar- beiten, haben die christlichen Abgeordneten die Mehrheit. Wie verlautet, werden die christlichen Parteien der sechs Mitgliedstaa- ten die Hälfte der 26 Mitglieder in den Aus- schuß entsenden. Die Sozialisten und Libera- jen stellen je fünf Abgeordnete, die anderen Rechtsparteien drei Abgeordnete. Diese Zu- sammensetzung ist bei den sozialistischen Abgeordneten der Versammlung des Europa- Rates mit Enttäuschung aufgenommen wor- den. Die deutschen Sozialdemo ten betei- ligen sich bekanntlich nicht an der Arbeit der Verfassunggebenden Europa- Versammlung. Die deutsche Sozialdemokratie werde die Verfassunggebende Europa- Versammlung so lange boykottieren, bis der Vertrag über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft nicht von allen sechs beteiligten Nationen ratiflziert Sei, erklärte der SPD-Abgeordnete Prof. Carlo Schmid United Press gegenüber.„Wird der Vertrag jedoch von allen sechs Nationen ra- tifkiziert und somit Wirklichkeit“, fuhr der Vizepräsident des Bundestages fort,„so ist das etwas anderes— obgleich die SpD eine ganz andere militärische Gemeinschaft vor- gezogen hätte“. KOordinlerung in Luxemburg Die Hohe Behörde der Montanunion hat in Luxemburg eine dreitägige Sitzung beendet, deren Hauptthema die Koordinierung von Mi- nmisterrat und parlamentarischer Versammlung der Kohle- und Stahlunion war. Die Hohe Behörde wird empfehlen, daß die in Straß- burg tagende parlamentarische Versammlung in Luxemburg eine„Verbindungsstelle“ errich- tet. Auch das Bureau des Ministerrats wird seinen Sitz in der luxemburgischen Haupt- stadt nehmen. Beide Dienststellen sollen für den Informationsaustausch zwischen den drei Gremien der Montanunion— der Hohen Be- hörde, dem Ministerrat und der parlamentari- schen Versammlung— zuständig sein. Dirk Peter Spierenburg, das holländische Mitglied der Hohen Behörde, wurde beauf- tragt, mit dem Sekretariat des allgemeinen Handels- und Zollabkommens(Gatt-General Agreement on trade and tariffs) Verbindung aufzunehmen. Die Gatt-Organisation soll der Hohen Behörde bei ihrer Aufgabe zur Seite stehen, die im Verkehr zwischen den sechs Mitgliedstaaten erhobenen Kohle- und Stahl- 26lle zu senken und schließlich ganz abzu- schaffen. Churchill lud Tito nach London ein Eden hofft auf Lösung des Triest- Problems — Keine Verhandlungen geplant Belgrad(UP). Aus zuverlässiger jugo- slawischer Quelle verlautet, daß Außenmini- ster Eden Marschall Tito eine persönliche Einladung Winston Churchills zu einem offi- ziellen Staatsbesuch in London überbracht hat. Eden erklärte in einer Pressekonferenz im britischen Lesesaal in Belgrad, er sei zum Meinungsaustausch und zur Herstellung per- sönlicher Verbindungen nach Jugoslawien ge- kommen und nicht, um über feste Abmachun- gen zu verhandeln, Eden wies auf die wich- tige geographische Lage Jugoslawiens im kal- ten Krieg hin und betonte, die alliierte Hilfe an Jugoslawien sei dazu bestimmt, die Kriegs- gefahr zu verringern. Wenn sich aber die FKriegsgefahr in den letzten Jahren verringert habe, dann sei das der Einigung Europas zu verdanken. Jugoslawien habe seinerseits zur Einigung Europas beigetragen, indem es sich um die Verbesserung der Beziehungen mit Griechenland und der Türkei bemüht habe und Osterreich ein gioßes Stück entgegenkommen Sei. Er glaube, daß es auch möglich sein werde, mit der Zeit das Problem Triest auf freundschaftliche Weise zu lösen, das jetat noch einer Annäherung zu Italien im Wege stehe. Der britische Außenminister äußerte sich auch zur Moskauer Konferenz zwischen China und der Sowjetunion. Das Ergebnis der Be- Sprechungen beweise, daß auf lange Sicht kein Staat mit eigenen nationalen Interessen mit der Sowjetunion gut zusammenarbeiten Könne. Auch China scheine jetzt zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Eden wird sich am Samstag nach dem dal- matinischen Badeort Dubrownik(Ragusa) an der Küste des Adriatischen Meeres begeben. Schweden im Kampf der Parteien Parlamentswahlen am Sonntag— Lektionen aus dem Osten Stockholm(E. B.). Schweden, das Land, das es nun schon 138 Jahre lang verstanden hat, sich aus allen Kriegen herauszuhalten, und heute als das europäische Land mit dem höchsten Lebensstandard gilt, wählt am Sorm- bag eine neue„Andra Kammaren“, eine neue zweite Kammer seines Reichstages. Seit 1932 stand dem schwedischen Kabinett ununter- brochen ein sozialdemokratischer Minister- präsident vor. Von 1945 bis zum Herbst letz- ten Jahres setzte sich das Kabinett sogar aus- schließlich aus Angehörigen der Sozialistischen Partei zusammen. Dann mußte Ministerpräsi- dent Erlander angesichts der geringen Majo- Tität, über die seine Partei noch verfügte, den „Agrariern“, der drittstärksten Partei des Landes, vier Ministerien überlassen. Heute sieht es sich so an, als ob die Sozial- demokratische Partei, die bei den Wahlen im Jahre 1944 und auch im Jahre 1948 Boden verloren hatte, stärker wäre denn je. Von den 380 Sitzen in beiden Kammern des„Riksdag“, in der„Foersta Kammaren“(der ersten Kam- mer) und der„Andra Kammaren“(der zwei- ten Kammer) besitzen sie allein 192 Mandate. „Sollten wir bei den kommenden Wahlen drei coder vier Sitze in der zweiten Kammer dazu- gewinnen, so werden wir dennoch die Agra- rier in der Regierung behalten“, versicherte eine zuständige Stelle der Sozialdemokrati- scher Partei. So unterschiedlicher Meinung die vier de- schiedenen innen- und außenpolitischen Fra- gen sein mögen, sie sind sich völlig einig in dem Bestreben, den Kommunisten bei der kommenden Wahl eine vernichtende Nieder- lage beizubringen. Als Verbündeten haben sie dabei die öffentliche Meinung Schwedens. Glaubte man früher noch, die Sowjetunion werde ihre Haltung gegenüber der westlichen Welt über kurz oder lang völlig ändern, so hat nicht zuletzt der wiederholte Abschuß schwedischer Hugzeuge über der Ostsee durch — wie men in Schweden überzeugt ist— 80 Wzetische Jäger einen Umschwung herbei geführt. Auch die Spionageprozesse haben der Kommunistischen Partei keine Freunde ge- wärmen könnem. Noch verfügt sie über insge- Samt 30 000 eingeschriebene Mitglieder und acht Sitze in der zweiten Kammer. Gefährliche Inflationstendenzen, eine akute Wobhnraumknappheit, zurückgehender Export 0 und die Frage, ob angesichts der rücksichts- losen sowjetischen Politik der Anschluß An den Nordatlantikpakt dem Beharren auf einer einsamen Neutralität nicht vorzuziehen sei, haben ein hochpolitisches Wahlklima geschaf- 15 Man wird gesparmt sein, welche Resul- ate es zeitigen wird. 1 Stalin glaubt nicht an einen Krieg Neue Version des Nenni-Interview,s Deutschlands Teilung soll bleiben London(UP). H. S. Crossman, ein dem linken Flügel der Labour Party angehörender britischer Journalist, veröffentlichte in der Wochenzeitschrift„New Statesman and Na- tion“ eine neue Version des Interviews das der italienische pro- kommunistische Soziali- stenführer Nenni im vergangenen Juli mit Stalin hatte. Der Bericht Crossmans basiert uuf einer Unterredung zwischen ihm und Nenni, der behauptet habe, daß Stalin hin- Sichtlich Deutschlands alle Hoffnungen auf eine erfolgreiche Behandlung des Deutsch- land- Problems durch eine Vier-Mächte- Kon- ferenz aufgegeben habe. Stalin sei angeblich davon überzeugt, daß die Teilung Deutsch- lands zu einem Dauerzustand werden würde. Im Einzelnen heißt es in dem Bericht Cross- mans, Stalin sei darauf bedacht, jede Provo- kation zu vermeiden, die einen offenen Krieg kit dem Westen herbeiführen könne. Dage- gen sei er jedoch auf einen kalten Krieg vor- bereitet, der sich über zehn oder auch 15 Jahre erstrecken könne. Hierbei sei er über- zeugt, daß die Sowjetunion ohne Gefahr für re Kapitalinvestierungspläne und die Be- mühungen, den Lebensstandard zu heben, das Wettrüsten mit dem Westen aushalten könne. Die Maßnahmen der USA in Korea betrachte Stalin mit Wohlgefallen, weil er der Meinung sei, damit hätten sich die USA alle Sym- pathien in Asien verscherzt. Uberdies würden große Teile der amerikanischen Streitkräfte in Korea gebunden. Den Bemühungen des Atlantikpakts gegen- über verhalte sich Stalin mit erstaunlicher Gelassenheit. Er und der sowjetische Gene- ralstab seien nicht der Ansicht, daß die Auf- rüstung der atlantischen Gemeinschaft eine ernsthafte militärische Bedrohung darstelle. Sleichwohl glaube Stalin aber auch nicht an einen erfolgreichen Versuch, den atlantischen Block auseinander zu reißen oder einen Keil Zwischen die USA und Großbritannien zu treiben. Schließlich soll Stalin geäußert haben, daß sich seiner Ansicht nach die gesamte Weltlage innerhalb der letzten beiden Jahre nicht verschlechtert habe. Das Ende der finnischen Reparationen Der letzte Dampfer für die Sowjetunion— Lieferungen im Wert von 700 Mill. Dollar Helsinki(UP). Ein 300 Brutto-Register- Tonnen großer Fischdampfer lichtete am Frei- tag, genau acht Jahre nach Unterzeichnung des sowzetisch- finnischen Friedensvertrages, im Hafen von Helsinki den Anker. Er trägt den symbolischen Namen„Arrja“(russisch: Morgenröte) und ist das letzte Reparationsgut, das Finnland auf Grund des sowietisch- fin- nischen Waffenstillstandsabkommens an die Sowjetunion zu liefern hatte. Damit ist ein dunkles Kapitel der Geschichte des Landes abgeschlossen. Finnland sieht sich jetzt dem Problem gegenüber, für die große Reparationsindustrie einen neuen Absatzmarkt zu finden. Nach dem am 19. September 1944 abgeschlossenen Friedensvertrag hatte Finn- land für den verlorenen Krieg gegen die UdSSR allein rund 700 Millionen Dollar in Form von Reparationen zü leisten. In dieser Zahl sind die seit Festsetzung der Repara- tionsschuld im Jahre 1944 auf 300 Millionen Dollar eingetretenen Preissteigerungen berück- sichtigt. Der Anteil der Reparationslieferun- gen am finnischen Nationaleinkommen stellte sich anfänglich auf 17 Prozent, ging dann aber seit Juli 1948 auf jährlich 4,5 Prozent zurück. Würde man alle Güterwagen, mit denen finnische Reparationslieferungen nach der UdSSR gegangen sind, hintereinander stellen, so würde sich eine Länge ergeben, die etwa der Entfernung von Stockholm nach Teheran entspricht. Alle Reparationsschiffe hinterein- andergereiht würden eine Strecke von 31 km erreichen. Die finnischen Lieferungen bestan- den in erster Linie aus Maschinen, ganzen Industriewerken, Schiffen, kleineren Wasser- fahrzeugen, Holz, Papier, Zellulose und Ka- beln. Da der Ubernahmewert auf dem Preis- niveau von 1938 mit nur einem Aufschlag von 10 bis 15 Prozent kalkuliert wurde, stellte sich ein„Reparationsdollar“ praktisch auf den heutigen Wert von zwei Dollar. Marty aus der KP ausgeschlossen Paris(UP). Das Politbüro der französi- schen Kommunistischen Partei hat beschlos- sen, den ehemaligen Parteisekretär der KP, Marty, aus der Partei auszuschließen. Marty und Tillon waren vor einigen Tagen wegen Abweichung von der Generallinie der Partei ihrer Parteiämter enthoben worden. Marty War aber zunachst Mitglied des Politbüros ge- blieben unter der Voraussetzung, daß er seine „Schuld“ öffentlich zugibt. Aber der ehe“ malige Parteisekretär Marty hat es an- scheinend vorgezogen, seine„Schuld“ nicht zu bekennen, sondern nach seiner Maßregelung aus der Offentlichkeit zu„verschwinden“. Er War seit 30 Jahren als Vertreter der radikal- sten Richtung innerhalb der Partei bekannt. Man nimmt an, daß der Kommunistenführer Maurice Thorez demnächst aus der Sowjet- union nach Frankreich zurückkehren wird. Dann dürfte auch über die Neubesetzung der Parteiämter entschieden werden. Nun auch Byrnes für Eisenhower Columbia(OP). James Byrnes, der de- mokratische Gouverneur von Süd- Carolina, der unter Präsident Truman zeitweilig das Amt des Außenministers bekleidete, kündigte An, daß er sich für den republikanischen Prä- sidentschaftskandidaten Eisenhower entschie- den habe. Byrnes betonte, daß jedermann, der von der Truman- Regierung noch nicht genug habe, für Stevenson stimmen solle. Wer je- doch davon genug habe, müsse Eisenhower seine Stimme geben. Weiter erklärte er, daß er die Loyalität gegenüber seinem Lande über Aus diesem Grunde werde er für Eisenhower Stimmen. Byrnes ist der vierte„rebellierende“ demokratische Staatsgouverneur. Malik bleibt in New Vork New Lork(OP). Der sowjetische Chef- delegierte bei den Vereinten Nationen, Jakob Malik, hat überraschend bekanntgegeben, daß er noch in New Lork bleiben wird. Malik, dessen Nachfolger Valerian Sorin schon in New Lork eingetroffen ist, wollte ursprüng- lich am Dienstag nach der Sowjetunion ab- reisen. In der Nachmittagssitzung des Sicher- heitsrates hatte er sein dreifaches Veto gegen die Aufnahme der drei indochinesischen Län- der Kambodscha, Laos und Vietnam in die Vereinten Nationen eingelegt. Die Entschei- dung Maliks hat zur Vermutung Anlaß ge- geben, daß der bisherige sowjetische Chef- delegierte sein Land noch in der kommenden Vollversammlung der Vereinten Nationen vertreten wird. die Loyalität zu einer politischen Partei 8 0 Der Us- Botschafter in Moskau, Rennan, traf mit dem Flugzeug in London ein, wo er an einer amerikanischen Diplomatenkonferenz teilnehmen wird. 5 Ein„Weißbuch“ über die Zwangsarbeit in der Sowjetunion wurde von der UsS-Regie- rung veröffentlicht. Das Weißbuch soll in der ganzen Welt verbreitet werden. Die kommunistischen Streitkräfte verstärk- ten ihren militärischen Druck auf die Stel- fungen der UN- Truppen in Korea. Die UN- Truppen mußten eine wichtige Höhenstellung aufgeben. Gegen die Festnahme von 72 amerikani- schen, britischen, australischen und kanadi- schen Staats angehörigen durch die rotchine- sischen Behörden hat das britische Außen- ministerium in Peking scharf protestiert. Die Internationale Union der Gewerkschaf- ten der Lebens- und Genußmittelbranchen eröffneten in Hamburg ihren zehnten Kon- greg. 5 Ein Revisionsantrag des zum Tode verur- teilten ehemaligen deutschen SS-Polizeichefs in Amsterdam, Willy Lages, wurde vom Hol- ländischen Obersten Gerichtshof zurückge⸗ — — Wiesen. Jacqueline Auriol, die Schwiegertochter des kranzösischen Staatspräsidenten, wurde für ire fliegerischen Leistungen mit dem Kreus N der Ehrenlegion ausgezeichnet. 3 Joseph Short, der Pressesekretär Pressen — reer enn ene 52e een See eee eee ner 4 nne . en. e n n e