fften Nach Tore gs⸗ eich⸗ urch Nie⸗ des der egen ver⸗ Abgeschrieben hat. Erscheint: montags, mittwocha, freitags und samstags. Frei Haus 1.90, im Verlag abgeholt 1.70, durch die Post 1.70 zuzgl. „ AZustellgeld. Enzelnummer 18 Pig. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenheim und Umgebung Anreigenpreise: die G- gespaltene Milli- meferreſle E Pig Creisliste Nx. D Abbestellungen können nur bis 2. auf den Monatsersten angenommen werden Nr. 170 Freitag, den 24. Oktober 1952 4.752. Jahrgang Der abgeschriebene Heros 1 Von Martin Bethke Der sich seinem Ende zuneigende amerika- mische Wahlkampf hat dialektische Höhe- punkte gebracht, die als Tiefpunkte politischer Fairnelz empfunden worden sind. Präsident Truman in seiner einfachen Manier und Prä- sidentschaftskandidat Stevenson, seiner nob- len Art gemäß zögernder, haben schwere Vor- würfe gegen Eisenhower erhoben und ihn be- zichtigt, während seiner europäischen Dienst- zeit falsche Ratschläge erteilt und schwere Fehler begangen zu haben. Der General da- gegen hat die Politik der beiden letzten Prä- sidenten als verhängnisvoll gegeißelt. Nun: der Volksmund weiß, daß man klüger ge- worden ist, wenn man aus dem Rathaus kommt. beide Seiten haben, geschichtlich gesehen, Fehler begangen. 5 Erstaunlich ist dabei nur, daß der zeitwei- lige Heros der Vereinigten Staaten, Präsident Roosevelt, in diesem Wahlkampf der Vor- Würfe keine Rolle spielt. Er scheint abge- schrieben zu sein, man will offensichtlich nichts mehr von seiner Politik wissen, ja schämt sich ihrer. Es ist heute ein offenes Ge- heimmis, wie diffamierend und heuchlerisch seine Politik war, und welchen unermeßgli- chen Schaden sie nicht nur der strategischen und politischen Stellung Amerikas zugefügt hat, sondern auch seiner ethischen. Weil man das in der amerikanischen Füh- rung genau sieht und die Folgen des Roose- veltschen Spiels klar vor Augen hat, enthe- roisiert, ja vergißt man den einstigen Prä- sidenten und wagt es nicht, ihn beispielhaft zu zitieren, Keiner der Kandidaten legt Wert darauf, als sein Werkzeug zu gelten und je- der vermeidet es, dem anderen diesen Vor- Wurf zu machen, weil solch ein Bumerang Zzurückprallen würde. Daß trotzdem im Zeichen einer wahren de- mokratischen Freiheit Entscheidendes gesagt werden kann und auch starke Wirkungen zu erzielen sind, beweist das aufsehenerregende Buch des sehr namhaften amerikanischen Journalisten W. H. Chamberlin„Amerikas Zweiter Kreuzzug“, Es hat in den USA tief gewirkt, sicher stärker als die ähnlich gerecht rteilenden Bücher der anglo- amerikanischen Journalistin Freya Utley über die sogar im amerikanischen Interesse schädliche Besat- zungspolitik in Deutschland und des engli- schen Generals Fuller über die strategischen und moralischen Fehler der alliierten Krieg- Tührung. Natürlich wissen wir Deutsche heute, welche Politischen Verzerrungen uns Hitler auf- zwang, Chamberlin aber zeigt, wie auch Roosevelt die totale Kapitulation Deutsch- lands wollte, alle immer wieder auftauchen- den Friedens möglichkeiten sabotierte und einige der kleineren Verbündeten und ihre Führer betrog und an die Sowjetunion ver- riet. Das hat der amerikanischen Gffentlich⸗ keit die Augen geöffnet. Chamberlin Stellt die These auf, daß es im amerikanischen In- teresse gelegen hätte, wenn die beiden auto- ritären Mächte sich gegenseitig bekämpft Batten. Kein Aktenfund habe bewiesen, daß eine deutsche Absicht bestanden habe, den Westen anzugreifen. Roosevelt habe bewußt in Panik gemacht, wenn er von deutschen Bedrohungen sprach, denn der Atlantik sei nicht zu überwinden gewesen und ein sieg- reicher Sklavenhalter Rußland War viel ge- Fährlicher— was man voraussehen konnte als ein deutscher. Sogar der biedere Truman habe fichtiger gesehen(ganz zu schweigen Von der geradezu prophetischen Voraussicht des Fliegers Oberst Lindbergh über das Vor- dringen Rußlands), als er 1941 über Hitler Und Stalin sagte:„Keiner von beiden schert sich einen Pfifferling um sein gegebenes Wort!“ Roosevelt aber sei Stalin blind nachge- laufen, Er habe in Lalta ein östliches Mün- chen unterzeichnet, wozu selbst Botschafter Bullitt(einer der Kriegsfreudigsten) sagte, niemals habe ein Präsident ein unnötigeres, schädlicheres und stärker mit katastropha- len Möglichkeiten belastetes Dokument un- terschrieben! Die Atlantikcharta und alle bisher verkündeten ethischen Prinzipien Wurden verraten. Deutsche Kriegsgefangene durften als Zwangsarbeiter behalten wer- den wie im Altertum; Polen, Jugoslawien und Ohina wurden verraten, die baltischen Län- der praktisch verleugnet. Millionen zur Ver- treibung verurteilt. Jeder neue amerika- Mische Präsident muß sich nun mit der Lage Abkinden, die Roosevelt geschaffen hat Rein Wunder, daß man den einst so Vergötterten — Bundespräsident Heuss empfing den neu ernannten griechischen Botschafter Stepha- nou und den südafrikanischen Gesandten du Plessis zur Entgegennahme der Beglaubi- gungsschreiben. Ein geeintes Deutschland soll auch UN-Mit- Slied werden, erklärte US- Hochkommissar Donnelly anläßlich des siebenten Jahrestages des Bestehens der Vereinten Nationen. Das Bundeskabinett beriet Fragen des deutsch- italienischen Handels, insbesondere e Möglichkeit einer weiteren Liberalisie- ng der Einfuhr italienischer Waren. Regierung beschloß die Grün- 885 ation „Deutsches Rotes Stürmische Debatte um die, Partisanen SPD: Ein„politischer Skandal“— Weitere „Enthüllungen“ Zinns— Lehr stellt richtig BOnn(E. B.) Die Enthüllungen des hessi- schen Minister präsidenten Zinn über eine geheime Partisanen organisation mit angeb- lichen Mordabsichten hatten im Bundestag ein von heftigen Wortgefechten und einem Auf- gebot prominenter Redner begleitetes Nach- Spiel. Im Verlauf der rund vierstündigen Debatte beschäftigten sich unter anderem auch Bun- deskanzler Dr. Adenauer, Ministerpräsident Zinn, Bundesinnenminister Dr. Lehr und Justizminister Dehler mit der Frage, inwie- weit die Geheimorganisation verbrecherischen Charakter gehabt habe und welche Konse- quenzen vor allem aus der Tatsache entste- hen könnten, daß die amerikanischen Behör- den den Deutschen keine Kenntnis von den Vorgängen gegeben haben. Zum Schluß der Aussprache, über die sich der amerikanische Hochkommissar Donnelly laufend unterrich- ten ließ, billigte das Plenum einen SPD-An- trag, der die Bundesregierung ersucht, lau- tend dem zuständigen Ausschuß über die noch andauernden Ermittlungen zu berichten. Der Bundeskanzler betonte, daß man die Angelegenheit mit Ruhe und Ernst betrach- ten solle. Die Prüfung der Unterlagen über den„Technischen Dienst“ und seine angeb- lichen Absichten werde mit aller Sorgfältig- keit und Gewissenhaftigkeit erfolgen. Vor allem dürfe man aus der Beteiligung ameri- kanischer Stellen nicht den Schluß ziehen, daß die Bundesrepublik im Ernstfalle von den USA aufgegeben werden solle. Unter starker Erregung der Linken rief der SPD-Abgeordnete Dr. Menzel aus, die Bdꝗ- Affäre sei ein politischer Skandal erster Ord- nung. Die USA hätten dadurch einen großen Teil ihres Ansehens in Deutschland verspielt. Menzel forderte eine restlose Aufdeckung der Hintergründe und der Geldgeber aus der Wirtschaft sowie eine strenge Bestrafung der Schuldigen ohne Rücksicht auf die Besat- zungsmächte. Scharfe Worte fand er für die Beteiligung amerikanischer Dienststellen an dem„Techmischen Dienst“. Von lebhaften Zwischenrufen begleitet, Warnte Bundesinnenminister Lehr davor, den „Technischen Dienst“ mit dem Bd zu iden- mals eine Zuwendung von der Regierung be- kommen. Dagegen habe der Bd Geld erhal- ten, nachdem das hessische Verfassungs- schutzamt den Bd als demokratisch bezeich- net habe. Lehr wies ferner darauf hin, daß mam zwischen„Liquidationslisten“ und„Kar- teikarten“ unterscheiden müsse, die bei der Aufdeckung der Organisation gefunden wor- den seien, In den„Liquidationslisten“ sei kein einziger SPD-Politiker genannt worden, wohl aber Angehörige der KPD und SRP. In den Karteikarten dagegen seien auch Sozialdemo- 4 Kkraten genannt,. Dabei handle es sich aber um Aufzeichnungen, wie sie überall gegen Geld erhältlich seien. Kein Fęememord Auf drei Punkte wies Lehr hin, die schon heute eine Stellungnahme ermöglichten: 1. Die Anlegung von Waffenlagern sei eine ein- Wandfreie militärische Angelegenheit, die mit der Bdꝗ- Organisation nichts zu tun habe und seit längerem bekannt sei. 2. Die Ausbildung Von Partisanen sei erst in dem Augenblick be- denklich geworden, als man erfuhr, daß sie auch im„Partisanenkampf“ ausgebildet wür- den., Keiner deutschen Regierungsstelle könne es gleichgültig sein, wenn hinter ihrem Rük⸗ ken Geheimorganisationen mit unabsehbaren Konsequenzen ausgebildet werden. 3. Die„Li- quidationslisten“ enthielten keinen Anlaß Punkt zur Annahme, daß diese Listen oder die Karteigrundlage für„eine physische Be- seitigung“ sein könnten. Die Pressemeldungen über einen angeblichen Fememord wies Lehr energisch zurück. Die zuständige Oberstaats- amwaltschaft habe darüber nichts feststellen können. Ministerpräsident Zinn erklärte, die Kar- teien seien wie Steckbriefe aufgemacht gewe- sen— mit Fragen nach der Körpergröße und dem Körpergewicht— und es hätten auch Proskriptionslisten vorgelegen. Am I. Oktober habe die Bundesanwaltschaft die Freilassung der Hauptschuldigen angeordnet, ohne sie vorher vernommen zu haben, ohne die Akten Sinigesehen und dem Bufidesjustizminister Mitteilung gemacht zu haben, Man müsse dar- aus auf eine unzulängliche Besetzung der Bundesanwaltschaft schließen. Ein Teil des Materials sei von dem Haupträdelsführer Pe- ters vorher mit US-Unterstützung beseiti worden. Aus dem Material 8 81055 5 übrigen Auch eine enge Verbindung des„Tech- mischen Dienstes“ mit dem Bd. Inzwischen hätten sich neue Dokumente angefunden die Maßnahmen vor dem Fall X und danach ent⸗ hielten. Die„Dex Ke mrItfZ“ Bundesjustizminister Dehler verwahr 1 Segen die Angriffe Zinns auf die e Waltschaft, räumte aber ein, dag die Lex Kemritzé« der Bundasanwaltschaft auch in die- Sem Falle erhebliche Schwierigkeiten bei der Untersuchung bereite. Abgeordnete der Re- Slerungsparteien forderten im Verlauf der Debatte von der Bundesregierung und den. Gerichten eine Sorgfältige Untersuchung und Entscheidung des Falles Der FDP-Abgeord- nete Dr. Schäfer warf der SPD Vor, die Vor- Kommmnisse zu übertreiben. Der stellvertre- tende SPD-Vorsitzende Wilhelm Mellies be- zeichnete die Erklärung des Bundesinnenmini- sters Vor dem Bundestag als„Bericht eines kleinen Beamten, der in keiner Weise über- zeugen könne. Densch-ranzöstsche Saarergläarung angekündigt Mit Unterschrift Adenauers und Schumans— Beginn„regelrechter“ Verhandlungen Bonn(UP). Eine gemeinsame deutsch- französische Erklärung zur Saarfrage belinde sich gegenwärtig in Vorbereitung, teilte ein Regierungssprecher der United Press in Bonn mit. Sie soll bereits am Freitag offiziell abge- geben werden. Nach Informationen aus gut unterrichteten Kreisen soll in ihr angekündigt werden, daß die bisher nur als„Sondierungen“ geführten Gespräche über die Zukunft der Saar zwi- schen Bonn und Paris nunmehr in regelrech- ten Verhandlungen fortgeführt werden sol- len. Durch die gemeinsame Erklärung, die voraussichtlich die Unterschriften des Bun- deskanzlers Dr. Adenauer und des französi- schen Außenministers Schuman tragen wird, Soll der saarländischen Regierung die Mög- lichkeit gegeben werden, dem Eandtag des Saarlandes im Hinblick auf diese Verhand- lungen die Verschiebung der Landtagswahlen zu empfehlen. Diese Wahlen hätten sonst für den 30. November angesetzt werden müssen. Der französische Hochkommissar Frangois- Poncet übergab dem Bundeskanzler am Don- nerstag vormittag einen neuen Brief seines Außenministers, in dem Schuman zum Teil auf das letzte Schreiben Dr. Adenauers ant- Wortete. Der Brief Schumanns enthält außer- dem nach Angaben aus informierten Krei- sen die Stellungnahme des französischen Außenministers zu dem vom Bundeskanzler bereits übermittelten Entwurf einer gemein- samen Erklärung zur Saarfrage. Diese Stel- lungnahme wird gegenwärtig in Bonn ge- Prüft. Sie enthält offenbar einige neue An- regungeni. Den Auftakt zu den nunmehr zu erwar- tenden deutsch- französischen Saarverhand- lungen könnte nach Meinung unterrichteter Persönlichkeiten ein Zusammentreffen des Kanzlers mit Minister Schuman bilden, Mög- cherweise kommen die beiden Minister erst im Verlauf der Verhandlungen oder bei deren Abschluß zusammen. In der gemeinsamen Erklärung— die auch Vom saarländischen Ministerpräsidenten Hoff- mann erbeten worden war— dürften nach In- formationen von unterrichteter Seite folgende Punkte hervorgehoben werden: 1. Die deutsch- französischen Saargespräche Werden in Form regelrechter Verhandlungen zwischen den Regierungen kortgesetzt. 2. Diese Verhandlungen erfolgen mit dem Ziel einer Regelung der Saarfrage im euro- Päischen Geiste, die ihrer Bestätigung oder Revision durch den Friedensvertrag unterwor- fen Wird. Aus der Erklärung wird voraussichtlich auch zu ersehen sein, auf welcher Basis die Ver- handlungen geführt werden. In diesem Zu- sammenhang wird erwartet, daß bald mit der Bildung gemeinsamer Kommissionen begon- nen wird, die Einzelfragen— wie beispiels- Weise die Revision der saarländisch-französi- schen Wirtschaftskonventionen— behandeln können, Die halbamtliche Korrespondenz der saar ländischen Regierung bemerkt in ihrer letz- ten Ausgabe, daß der erste Vorsitzende der SDU-Saar, Dr. Hubert Ney, auf dem Berliner CDU-Parteitag seine Chancen für die Zulas- sung seiner Partei verspielf habe. Ney hatte in Berlin durch seinen indirekt vorgetragenen Wunsch einer Rückgliederung der Saar an Deutschland groge Bestürzung bei deutschen Delegierten und ausländischen Gästen her- Vorgerufen. Die Saarkorrespondenz“ schreibt dazu:„Das maskiert natürlich das wahre Ziel Dr. Neys und seiner Anhänger, Durch diese Erklärung hat er seinen Versuch zunichte ge- macht, an der Saar eine ODU-Paärtei ins Le- ben zu rufen“, 8. Drei„Fartisanen- Verdächtige“ wurden in Hamburg verhaftet. Nach den Ermittlungen aufgedeckten Organisation„nicht um eine kleine Gruppe, sondern um eine Bewegung“ der Stastsanwalfschaft handelt es sich bei der Sozialistische Reichspartei aufgelöst Wegen Verfassungswidrigkeit— 22 SRP-Ab- geordnete verlieren ihre Mandate Karlsruhe(ZSHT). Das Bundesverfas- sungsgericht erklärte die Sozialistische Reichs- Bartei für verfassungswidrig und ordnete ihre Auflösung an. Das SRP. Vermögen verfällt dem Bund für gemeinnützige Zwecke. Die Schaffung von Ersatzorganisationen ist ver- boten. Sämtliche SRP- Abgeordnete im Bun- destag und in den Landtagen verlieren ihre Mandate. Die freiwerdenden Mandate dürfen nicht durch Ersatzmänner besetzt werden. In der Urteilsbegründung des Gerichts Wird hervorgehoben, daß der Vorgang einer „Unterwühlung“ und schließlichen Beseitigung der Demokratie durch die Nationalsozialisten sich nicht wiederholen dürfe. Die Entschei- dung des Bundesverfassungsgerichts beruhe auf Artikel 21 des Grundgesetzes, wonach Parteien, die darauf ausgehen, die freiheit- Iich- demokratische Grundordnung zu beein- trächtigen oder zu beseitigen, oder den Be- stand der Bundesrepublik zu gefährden, ver- kassungswidrig sind. Die willkürliche Unter- drückung anderer Parteien durch die Exeku- tive, wie sie das nationalsozialistische Re- gime ausübte, müsse in gleicher Weise ausge- schlossen sein. Der Urteilsspruch des Bundes- verfassungsgerichts erhalte ein besonderes Gewicht, weil er eine Parteigründung un- belehrbarer Nationalsozialisten treffe, und die SRP als Nachfolge- Organisation der NSDAP entlarve. Das Programm der Partei, in dem ein kla- ves Bekenntnis zur Demokratie fehlte, sei be- Wußht„vorsichtig, dunkel und mehrdeutig“ for- Mmuliert. Erst im Zusammenhang mit den Auhßerungen führender Funktionäre und dem Verhalten der Anhänger erschließe sich sein wirklicher Sinn mit eindeutigen Parallelen zum Nationalsozialismus. Die angebliche Selbstauflösung der SR be- trachtet das Gericht wegen Verstoßes gegen die Vorschrift des Artikels 21, Absatz I, des Grundgesetzes als nichtig. Der genannte Ab- Satz besagt, daß die Entscheidung über die Existenz einer politischen Partei nicht in das freie Belieben einer autoritären Spitze aus Wenigen Funktionären gestellt werden könne. Auch eine von dieser autoritären Spitze ein- Seholte Zustimmung der Parteimitglieder ver- mag diesen Mangel nicht zu beheben, eine solche„Akklamation“ ohne Diskussion sei keine demokratische Abstimmung, heißt es im Urteil. In den Ländern sind die Minister des In- nern vom Bundesverfassungsgericht mit der Uberwachung der Entscheidung beauftragt worden, es stehen ihnen unmittelbare Wei- sungsbefugnisse gegenüber allen Polizeiorga- nen zu. Vorsätzliche Zuwiderhandlungen ge- gen die Gerichtsentscheidung oder gegen die in ihrem Vollzuge getroffenen Maßnahmen werden mit Gefängnis nicht unter sechs Mo- naten bestraft. Mindestens 22 Abgeordnete im Bufidestag und den Laänderparlamenten werden auf Grund dieses Urteils ihre Mandate ersatzlos aufgeben müssen. Drei weitere Mandate sind noch strittig. Zu den 22 Abgeordneten, die allèe früher der SRP angehört hatten, zählt der chemalige erste SRP- Vorsitzende Fritz Dorls, der noch im Bundestag sitzt Ferner zählen dazu mindestens 13 frühere SRP. und jetzt fraktionslose Abgeordnete im niedersachsi- schen Landtag sowie acht ehemalige SRP. Vertreter in der Bremer Bürgerschaft. Die drei noch„unklaren“ Fälle sind die von drei ehemaligen SRP- Abgeordneten des nieder- Sächsischen Landtags, die inzwischen anderen Fraktioneli beitraten. 5 Bundesinnenminister Dr. Robert Lehr be- zeichnete die Aberkennung der Mandate als „Vollkommen in Ordnung“. Das Karlsruher Urteil sei ein Beweis für die Richtigkeit des Antrages der Bundesregierung. Vor dem Bun- destag, dem er den Entscheid des Verfas- sungsgerichts bekannt gab, sagte Lehr zum kommunistischen Abgeordneten Heinz Renner gewandt:„Nun werde ich meine ganze Auf- merksamkeit Ihnen zuwenden“. CDU/ CSU und SpD sowie Sprecher der Bundesregierung äußerten sich befriedigt über den Beschluß des Gerichts und begrüßten die von den Richtern getroffenen Entscheidungen. Der niedersächsische Ministerpräsident Hin- rich Kopf(SPD), begrüßte den Entscheid be- sonders nachdrücklich In Niedersachsen wird sich das Urteil, wie von anderer Seite betont Wlrde, günstig auf eine Festigung des Kabi- netts Kopf auswirken. Reizende Wollleleider on 18. Damen- Wintermäntel vm 58.-— mannEIN. b 4. Planken Zweite Lesung noch vor Weihnachten? Verfassungsausschuß der Landes versammlung behandelte Gerichtsbarkeit Stuttgart(ZSH). Der Vorsitzende des Verfassungsausschusses der Verfassunggeben- den Landes versammlung, Dr. Gog(CD, Sagte vor der Presse, er hoffe, daß die zweite Lesung des Verfassungsentwurfs noch vor Weihnachten vom Plenum in zweiter Lesung behandelt werden könne. Die dritte Lesung Werde seiner Meinung nach zwei Wochen in Anspruch nehmen. Nach der Ansicht Gogs be- steht also die Möglichkeit, daß das neue Bun- desland bereits im Januar eine Verfassung hat. Der FDP- Abgeordnete Vortisch hatte am Mittwoch vor dem Plenum die Auffassung vertreten, daß die Verfassungsberatungen im März abgeschlossen werden können, Lausen (SPD) hatte in derselben Sitzung gesagt, er rechne damit, daß die Beratungen zwischen Ostern und Pfingsten beendet sind. Der Verfassungsausschuß hat die Artikel „Rechtsstellung der Richter“ und„Verwal- tungsgerichtsbarkeit“ verabschiedet. In den Artikel über die Rechtsstellung der Richter wurde die Bestimmung des CDU-Entwurfs aufgenommen, daß vor der Besetzung wichti- ger Richterstellen das Gutachten eines aus erfahrenen Richtern und Rechtsanwälten be- stehenden Ausschusses eingeholt werden soll. Diesem Ausschuß sollen auch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens— es ist vor allem an Landtagsabgeordnete gedacht— angehören. Der Ausschuß billigte ferner einen Artikel, nach dem der Landtag beim Bundesverfas- Sungsgericht beantragen kann, einen Richter, der gegen die Grundsätze des Grundgesetzes oder gegen die verfassungsmäßige Ordnung des Landes verstößt, in ein anderes Amt oder in den Ruhestand zu versetzen. Bei vorsätz- lichen Verstößen soll auch auf Entlassung er- kannt werden können. a Bei der Beratung des Artikels über die Ver- Waltungsgerichtsbarkeit entschied sich der Ausschuß für die entsprechenden Formulie- Tungen in der niedersächsischen Verfassung. Danach steht jedem, der durch die öffentliche Gewalt in seinen Rechten verletzt wird, der Rechtsweg offen. Uber diese Streitigkeiten so- wie über sonstige öffentlich- rechtlichen Strei- tigkeiten entscheiden die Verwaltungsgerichte, soweit nicht die Zuständigkeit eines anderen Gerichtes gesetzlich begründet ist. Der Aus- schuß sprach sich ferner für zwei Instanzen in der Verwaltungsgerichtsbarkeit aus. Neubau für Mannheimer Wirtschaftshochschule Die Mitglieder des Finanzausschusses der Ver- fassunggebenden Landes versammlung weilten in Mannheim, wo sie die Einrichtungen der dortigen Wirtschaftshochschule besichtigten und die Notwendigkeit für den Bau eines neuen Gebäudes für die Hochschule prüften. Der. Vorsitzende des Ausschusses, SPD-Abge- ordneter Moeller, erklärte im Anschluß an die Besichtigung, die Mitglieder des Ausschusses seien wohl einmütig der Auffassung, daß der Bau eines neuen Gebäudes für die Hochschule vordringlich sei. Die Wirtschaftshochschule müsse im Interesse des Landes unterstützt werden. Zur Zeit sei sie sehr mangelhaft un- tergebracht. Er glaube, daß die ersten Teil- beträge für den Neubau schon in Kürze ge- nehmigt werden. Die Gesamtkosten wurden mit rund vier Millionen DM angegeben. Der Ausschuß nahm ferner Wünsche der Lehrkräfte der Hochschule entgegen. Moeller erklärte, es müsse noch darüber entschieden werden, ob an der Hochschule ein neuer Lehr- stuhl, zum Beispiel ein solcher für Steuer- recht, errichtet werden soll. Bei den Mitglie- dern des Ausschusses sei Sine durchaus posi- tive Einstellung zu dieser Frage festzustellen. Beamtengesetz soll geändert werden Vorschläge des Beamtenbundes— Hilfsaktion für Kriegerwitwen und Waisen K öIn(UP). Der Deutsche Beamtenbund hat dem Bundestag in einer Denkschrift An- derungs- und Ergänzungsvorschläge zum Re- gierungsentwurf des Bundesbeamtengesetzes Vorgelegt, der in Kürze in zweiter Lesung vom Beamtenrechtsausschußg des Bundestages beraten wird. In der Denkschrift fordert der Beamtenbund die Aufnahme einer Bestim- mung, nach der die Bundesrepublik dem Be- amten seine Lebensstellung und eine ange- messene Lebensführung sowie Versorgung für seine Person und seine Hinterbliebenen Sichert. Der Beamtenbund wendet sich auch gegen die Aufnahme von Bewerbern in fortge- schrittenem Lebensalter in das Beamtenver- hältnis, da dies zu einer unangemessenen Er- möhung der Versorgungsauf wendungen führe. Als Höchstalter für die Ubernahme in das Be- Amtenverhältnis wird das 45. Lebensjahr Vorgeschlagen. Ausnahmen soll nur der Bun- despersonalausschuß bewilligen können. In der Denkschrift wird ferner die Vor- schrift des Regierungsentwurfes Abgelehnt, das dem Beamten nicht nur für die Gesetz- mäßigkeit, sondern auch für die Rechtmäßig- keit seiner dienstlichen Handlungen Verant- Wortlichkeit auferlegt werden soll. Der Be- amte müsse grundsätzlich davon ausgehen können, daß das von den verfassungsmäßig zuständigen Körperschaften ordnungsgemäß beschlossene und verkündete Gesetz der Maß stab für sein Handeln sei. Die FDP- Bundestagsfraktion hat dem Bun- destag den Antrag zugeleitet, das deutsche Volk zu einer Kameradschaftshilfe für Krie- gerwitwen und Krieger waisen, Angehörige von festgehaltenen Deutschen, Kriegsversehrte und Heimkehrer aufzurufen. In dem Aufruf sollen die Arbeitgeber und Selbständig Tätigen aufgefordert werden, ein- mal von je 100 DM ihres monatlichen Ein- kommens eine DM für die Kameradschafts- Hilfe zu spenden. Nach den Schätzungen der FDP müßte das etwe 70 Millionen DM er- geben, die von den Fürsorgestellen zu Weih- nächten verteilt werden sollen. Im Bundesfinanzministerium sind die Vor- arbeiten für eine Rechtsverordnung abge- schlossen worden, die den Personenkreis und die Voraussetzungen für Leistungen aus dem Härtefonds des Lastenausgleichsgesetzes ab- Srenzen soll. Die Verordnung, die sich nur auf Sowyjetzonen-Flüchtlinge beziehen wird, Soll nach einer Mitteilung von Bundesfinanz- minister Schäffer in der nächsten Woche dem 5 8 5 zur Verabschiedung vorgelegt wer- UN sollen Waffenstillstond fordern Korea-Debatte vor den UN Außerdem ein polnischer„Friedensplan“! Minderheiten auf der Tagesordnung Ne LOTTE(UP). Der polnische Augen- minister Skrzeszewski unterbreitete dem Po- litischen Hauptausschuß der UN-Generalver- sammlung die Forderung, den von Polen un- terbreiteten„Friedensplan“ einschließlich des Problems des koreanischen Waffenstillstandes unverzüglich zu behandeln. Es gabe kein Pro- blem von größerer Vordringlichkeit. Nach den Delegierten Indonesiens, des Irak und der Tschechoslowakei, welche die Forde- Fung des polnischen Außenministers unter- stützten, ergriff der soWjetische Delegierte Gromyko das Wort, um sich gegen die Erörte- Dung anderer Fragen vor dem polnischen „Friedensplan“ zu verwahren. Ironisch stellte er die Frage, ob es denn Delegierte gäbe, die über die Beendigung des Korea-Krieges erst zuletzt beraten Wollten. Der australische Außenminister Casey sowie der kanadische und der amerikanische Delegierte forderten den Ausschuß auf, unverzüglich mit der Korea- Debatte zu beginnen, ohne dadurch die Wich- tigkeit anderer Probleme in Frage zu stellen. USA unterbreiteten Korea-Entschließung Tunesien-Frage wird bevorzugt behandelt New Tork(UP). Die Us unterbreite ten den Vereinten Nationen eine Resolution, die den Präsidenten der Generalversammlung Lester Pearson ersucht, die nordkoreanischen und chinesischen Komunisten zu einem Waf⸗ fenstillstand in Korea aufzufordern. Nach dieser Resolution muß der Waffen- Stillstand u. a. auf dem Prinzip der freiwilli- gen Repatriierung der Kriegsgefangenen auf- gebaut sein. Von unterrichteter Seite wird er- klärt, daß die amerikanische Entschließung kein Ultimatum darstelle und den Rommu- nisten keine Frist für die Beantwortung des Appells setze. 5 Der politische Hauptausschuß der UN be- schloß nach heftiger Debatte, die Koreafrage als ersten Punkt zu behandeln. Als Punkt zwei wurde die Tunesien- und Marokkofrage auf die Tagesordnung gesetzt. Beiden Be- schlüssen gingen erbitterte Auseinanderset- zungen voraus. Im ersten Falle ging es darum, ob der„Friedensplan“ des polnischen Außen- ministers Stanislaw Skzreszewski die Priori tät vor einer allgemeinen Koreadebatte ein- geräumt werden sollte. Der„Friedensplan““ wurde jedoch abgelehnt, worauf die Allge- meine Koreadebatte als Punkt eins auf die Tagesordnung gesetzt wurde. Die Forderung Wyschinskis, zu der Debatte nordkoreanische Vertreter hinzuzuziehen, führte zu einer heftigen Diskussion, in der sich die Delegierten Polens, Pakistans und Weißruß lands für und Sprecher Kanadas, Hollands und Großbritanniens gegen Wyschinski aus sprachen. Ein indonesischer Delegierter be- kürwortete schließlich die Einladung nord- und südkoreanischer Vertreter. Wyschinski machte den USA den Vorwurf, die Vereinten Nationen irreführen zu wollen. Er schrieb auch den USA die Alleinschuld an der Unter- brechung der Waffenstillstandsverhandlungen in Korea zu. US- Außenminister Acheson hat Seine angekündigte Rede über Korea auf Frei- tag verschoben. Der Politische Hauptausschuß der General- versammlung beschloß, Vertreter Südkoreas zu den Debatten über die koreanische Frie- densregelung einzuladen. Die Forderung der Sowjetunion, Vertreter Nordkoreas einzuladen, wurde abgelehnt. In der Tunesien- und Marokkofrage konn- ten die Vertreter der 13 arabischen und asia- tischen Staaten einen vollen Erfolg für sich verbuchen. Es gelang ihnen, dieses Problem gegen die scharfen Einwände der Franzosen als Punkt zwei auf die Tagesordnung zu brin- Sen. Das Abstimmungsergebnis lautete 43 gegen 20 Stimmen. Teheran brach offiziell mit London Keine diplomatischen Beziehungen mehr— Vergebliche Warnung durch die USA Teheran(UP). Ministerpräsident Dr. Mos- sadeg hat das britische Außenministerium offiziell vom Beschluß seiner Regierung un- terrichtet, die diplomatischen Beziehungen zu Großbritannien abzubrechen. In dem Schreiben Mossadegs heißt es: Die iranische Regierung bedauert es sehr, daß sie zu diesem Schritt gezwungen wurde. Während der Auseinandersetzung mit der früheren G1 gesellschaft hat die Regierung des Iran immer Alle Anstrengungen unternommen, um sicher- zustellen, daß dieser Streitfall die freund- schaftlichen Beziehungen zwischen den bei- den Regierungen nicht beeinträchtigt“. Die britische Regierung habe es nicht nur unter- lassen, dem Iran bei der Lösung dieser für das Land lebenswichtigen Frage zu helfen, sondern ein Abkommen verhindert, indem sie die frühere Gesellschaft in Ungesetzlicher Weise unterstützt habe. Darüber hinaus hät- ten einige offizielle Vertreter der britischen Regierung durch Intrigen und unzulässige Einmischung Schwierigkeiten bereèitet, die auf die Störung der Ordnung und Sicherheit im Iran gerichtet gewesen seien, Sollte jedoch das gegenseitige Einverständnis wieder her- gestellt werden, werde sich die iranische Re- Zlerung glücklich schätzen, die diplomatischen Beziehungen zu Großbritannien wieder auf- zunehmen. Noch am Mittwoch abend wurde die bri- tische Flagge über dem Eingang zur briti- schen Botschaft in Teheran niedergeholt. Der britische Geschäftsträger George Middleton erklärte, er benötige etwa zwei Wochen für die Abreise. Die Botschaft beschäftigt über hundert Beamte und Angestellte. Der jrani- sche Geschäftsträger in London wurde ange- wiesen, die Botschaft bis nächsten Mittwoch zu schließen; ihr gehören zur Zeit nur neun Personen an. Der amerikanische Botschafter in Teheran, Loy Henderson, hatte kurz vor diesem offi- ziellen Schritt der iranischen Regierung noch einmal Ministerpräsident Mossadeg aufge- sucht und ihn darauf aufmerksam gemacht, daß ein Abbruch der Beziehungen zwischen dem Iran und Großbritannien nach Ansicht der amerikanischen Regierung eine Regelung des Olstreites unmöglich machen und sich da- her nur zum Nachteil des Iran auswirken würde. Die Reaktion Londons Das britische Außenministerium wird zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen durch den Iran keine formelle Erklärung abgeben. Zuständige Stellen bezeichnen jedoch den Schritt Mossadegs als„ebenso bedauerlich wie unnötig“. Die britische Regierung werde auch Weiterhin gegen jeden etwaigen Käufer ira- nischen Ols vorgehen, Gleichzeitig wird be- kont, daß der Bruch bei allem Ernst nicht so tragisch sei, da es ohnehin seit Beginn des Olkonflikts keinen normalen diplomatischen Verkehr mehr zwischen den beiden Staaten gegeben habe. Alle Briten verlassen den Iran Mossadeg räumt den Senat aus dem Wege Teheran(UP). Der britische Geschäfts- träger in Teheran, George Middleton, hat den etwa 250 im Iran lebenden britischen Staats- angehörigen nahegelegt, zusammen mit der britischen Botschaft das Land nach Möglich- keit zu verlassen. Gleichzeitig wies Middleton das britische Konsulat mit sofortiger Wirkung an, die Ausstellung von Visa für britische Gebiete zu beenden. Der britischen Botschaft Wurden vom iranischen Außenminister zehn Tage Zeit zur Abreise gewährt, Die schwei⸗ zerische Gesandtschaft, die mit Sofortiger Wirkung die britischen Interessen im Iran Wahrnimmt, soll in Kürze durch einen zu- sätzlichen Mitarbeiterstab verstärkt werden. Der von den Anhängern Mossadegs be- herrschte Medschlis(Unterhaus) beschloß, die Amtszeit des Senats, häufig Mossadegs Haupt- opponent, von sechs auf Zwei Jahre herab- Zusetzen. Nach Angaben von Außenminister Fatemi kann die gegenwärtige Amtszeit des Senates als beendet angesehen werden. Hanoi von drei Divisionen bedroht Französischer Verteidigungsring durchbrochen — Gefährliche Situation in Indochina Hanoi(UP). Den Aufständischen in Indo- china ist es gelungen, mit mindestens drei Divisionen einen etwa 100 km breiten Keil Zwischen die französischen Truppen im Raum von Hanoi und die weiter westlich stehenden Verbände zu treiben. Die französischen und vietnamesischen Ver- bände weichen beiderseits von diesem Keil zurück: östlich des Keils versuchen sie, sich in östlicher Richtung auf neue Auffangstellun- Sen etwa 50 Kilometer vor Hanoi zurückzu- ziehen, westlich des kommunistischen Ein- bruchs weichen sie in westlicher Richtung in das Gebirgsland der Provinz Thai aus. Die dort stehenden Truppen können gegenwärtig Nur auf dem Luftwege versorgt werden. Die Aufständischen haben offenbar die Ab- sicht, aus Norden kommend westlich Hanoi Vorbeizustoßen und die Stadt von Süden zu umfassen, wobei sie aber auch ständig direkt aus Westen einen Druck auf die zurückwei⸗ chenden französischen Verbände ausüben. Die Wgeschnittenen französischen Truppen haben den Befehl erhalten, ihre bisherigen Stütz- Punkte aufzugeben und sich in westlicher Fichtung weiter zurückzuziehen. Die Aufständischen haben offenbar die Re- Senzeit dazu benutzt, ihre Truppen zu ver- stärken und mit neuen Waffen aus China vertraut zu machen. Ihr Vorstoß an Hanoi Vorbei gibt ihnen jetzt die Möglichkeit, mit den Rebellen im mittleren Indochina direkte Verbindung herzustellen. In Phan Thiet, einer kleinen Küstenstadt 140 Kilometer östlich Saigon, die durch einen Wirbelsturm schwer mitgenommen und gleich darauf durch Wolkenbrüche unter Wasser ge- Setzt wurde, sind etwa 200 Menschen ums Leben gekommen. Hanoi(UP). Den französischen Truppen im nördlichen Indochina, die durch die über- raschende Offensive der Aufständischen in zwei Teile gespalten wurden, ist es inzwi- schen gelungen, sich neu zu formieren und die versprengten Verbände zu sammeln. Auf ihrem fünftägigen Marsch durch Gebirge und Dschungel haben sie jetzt den Oberlauf des Schwarzen Flusses erreicht. Nur 25 Kilometer südlich des Flusses verläuft eine Kolonial- straße, die sich— abgesehen von einigen Vorkommandos der Rebellen— noch unter französischer Kontrolle befindet. Offenbar ist es die Absicht des französischen Oberkom- mandos, die Truppen aus der Thai-Provinz auf dieser Straße mit der Masse der im Brückenkopf Hanoi stehenden französischen Verbände zu vereinigen. Indonesien will sich von Holland lösen Singapur(UP). Der indonesische Augen- minister Mukarto Notowidigdo erklärte, daß Indonesien„in nicht allzu ferner Zukunft“ die Union mit den Niederlanden lösen werde. Der Außenminister machte auf seinem Weg nach New Vork der UN-Generalversammlung in Singapur Zwischenstation. Mukarto sagte, er beabsichtige, einige Tage in den Niederlanden zu verbringen, um dort mit dem holländischen Außenminister zusammenzutreffen. Zur Zeit Würden zwischen Indonesien und den Nieder- landen Verhandlungen geführt, um die gegen- seitigen Beziehungen für die Zukunft festzu- legen. 4 Neue Mordtat der„Mau-Mau“ Nairobi(UP). Die britische Polizei in Kenya fand die völlig verstümmelten Leichen eines Oberhäuptlings und eines eingeborenen Polizisten, die versucht hatten, eine geheime Zusammenkunft der afrikanischen Terror- organisation„Mau-Mau“ zu sprengen. Sie wurden von den Terroristen mit langen Mes- sern förmlich in Stücke gehackt. Dies war der erste Mord, der von der„Mau- Mau“ seit der Verhängung des Ausnahmezustandes über das britische Protektorat begangen wurde. Seit der Landung britischer Truppen in Kenya, die die Polizeistreitkräfte verstärken sollen, sind insgesamt 110 Personen verhaftet und teilweise nach einem entlegenen Ort an der Nordgrenze des Protektorats gebracht worden. Kennan geht nach Washington Bonn(UP). Der amerikanische Botschaf. r in Moskau, George F. Kennan, dem der Kreml die Rückkehr nach Moskau verwei⸗ gert hat, kehrt im November in die USA Zu- rück. Er wird dort, wie von amerikanischer Seite in Bonn erklärt wurde, mit Beamten des amerikanischen Außenministeriums„län- gere Besprechungen“ führen. Der amerika- nische Botschafter hält sich zur Zeit in Bonn auf, wWwo er US-Hochkommissar Donnelly in Ost europaischen Fragen berät. Eine Entschei- dung über die weitere Verwendung Kennans Werde das amerikanische Außenministerium erst nach den Präsidentschaftswahlen tref- fen, heißt es in Bonn. Wenn ein Fahrer auspackt. Götzendorff wollte Staatssekretär werden BOonn(UP).„Mein Fahrer hat meinen Sturz veranlaßt; ihm habe ich zu verdanken, daß ich nicht Staatssekretär geworden bin“, erklärte der fraktionslose Abgeordnete des Bundestages, Günther Götzendorff, vor dem Schöffengericht in Bonn. Sein Fahrer habe ge- hofft, selbst ODU-Landtagsabgeordneter 2 werden und deshalb„Ausgepackt“. Götzen dorff bezeichnete das politische Leben in Bayern als„schillernden Sumpf“ Im Wahl- kampf genüge es schon, wenn der Gegner .„das man mal ein Schnitzel gegessen At“. Der 35jährige Bundestagsabgeordnete ist zu- sammen mit seinem Fahrer wegen Betrugs angeklagt. Er hatte im Dezember 1949 einen Wagen verkauft, der bereits 44 000 Km gelau- ken, dessen Tachometer aber auf 18 000 km zurückgestellt war. Bei der ersten Verhand- lung dieses Falles vor dem Schöffengericht in Bonn war Götzendorff freigesprochen worden, Während sein Fahrer zu 50 DM Geldstrafe Lerurteilt wurde. Der Oberstaatsanwalt hat Segen beide Urteile Berufung eingelegt. Die neue Verhandlung findet am 30. Oktober statt. 880 Opfer der Taifun- Katastrophe Manila(UP). Die Taifune, die in den letzten Tagen mit verheerender Gewalt über Teile der Philippinen und Indochina brausten, haben nach den letzten Meldungen mindestens 880 Menschenleben gefordert, weitere 400 Menschen werden vermißt. Allein etwa 500 Menschen kamen in Indochina ums Leben. Auf den Philippinen ist die Zahl der Toten 5 auf 383 gestiegen. Aus vielen Teilen des Lan- des liegen jedoch noch keine Berichte Vor, So daß die Regierung ein weiteres Ansteigen der Todeszahl befürchtet. In neun Provinzen Wurden chaotische Verwüstungen angerichtet. An einem einzigen Orte, in Tabaco, forderte die Unwetterkatastrophe 118 Menschenleben. Der Schaden wird auf mehr als 20 Millionen Mark geschätzt. Die Insel Leyte verlor die Hälfte ihrer Reisernte und ihrer Obstplan- tagen. Die Bananenplantagen wurden zu 80 Prozent zerstört. Elf Tote bei Flugzeugabsturz bei Paris Paris(UP). Elf französische Soldaten und Flieger kamen ums Leben, als ein viermoto- riges Transportflugzeug vom Typ„Langue- doc kurz nach dem Start vom Flugplatz Le Bourget mitten in das Dorf Dugny bei Paris abstürzte. Die Ursache des Abstürzes ist noch nicht geklärt. Die verkohlten Leichen der Insassen wurden aus dem ausgebrannten Wrack geborgen. Dorfbewohner kamen nicht 2u Schaden. Ein leichter amerikanischer Bomber vom TY B-26 stürzte bei Pont d Arey westlich von Lyon ab. Die zwei Piloten Waren auf der. Stelle tot. Die Ursache des Unglücks ist nicht 7 bekannt. Millionenschäden durch Großbrände Hamburg(UP). In Norddeutschland er- eigneten sich innerhalb von 24 Stunden drei Srößere Fabrikbrände. In Bremen fiel das Zweistockige Fabrikgebäude einer Großhan- delsfirma und Metallwarenfabrik den Flam- Men zum Opfer. Die Ursache des Brandes, der erheblichen Schaden verursachte, ist noch nicht bekannt. Ein Großfeuer zerstörte auch die Fabrikanlagen der„Norddeutschen Homogen mbH.“ in Triangel, Kreis Gifhorn( Lünebur- ger Heide). Das aus ungeklärten Ursachen ausgebrochene Feuer vernichtete die gesamten Maschinen und die Hauptgebäude der Fabrik- anlagen. Der Schaden wird von der Werks- leitung auf 3,5 Millionen DM veranschlagt. Der größte Teil der 200 Arbeiter muß ent- lassen Werden. Ein weiteres Großfeuer Ver nichtete in Hamburg das Z Weistöckige Fabrik- gebäude einer Holzfaserfirma bis auf die Grundmauern. Der Schaden beläuft sich auf mehrere 100 000 DM. Feldmarschall a. D. Kesselring, dem die N Briten bereits vor kurzem wegen seines S sundheitszustandes Urlaub auf Ehrenwort Se- Seben hatten, wurde auf dem Gnadenwege 1 Aus der Haft in Werl entlassen. 1 Gegen die Neueinteilung der Sendegebiete der westdeutschen Rundfunkstationen sprach sich der Bundestagsausschuß für Presse, Film und Rundfunk aus. Die diesbezüglichen Pläne Wurden damit hinfällig. Keine kirchlichen Würdenträger befinden sich nach Angaben des hessischen Minister- Präsidenten auf der sogenannten Schwarzen Liste der angeblichen Partisanenorganisation des Bd. 5 Die Sowietzone und Polen ratifizierten einen Vertrag, durch den der Grenzverlauf wischen beiden Staaten festgelegt wurde, D MANN REIM- AM MARKI — . Südwestdeuts che Rundschau Landes versammlung gedenkt der Gefangenen Feierliche Sitzung in Stuttgart— Appell an die Weltöffentlichkeit Stuttgart(sw). Die Verfassunggebende Landes versammlung von Baden-Württemberg trat aus Anlaß der Kriegsgefangenen-Gedenk- woche im geschmückten Plenarsaal des Land- tagsgebäudes zu einer feierlichen Gedenk- Sitzung zusammen. Sie richtete in einer ein- stimmig angenommenen Entschließung einen Aringenden Appell an die Weltöffentlichkeit, Gafür einzutreten, daß alle deutschen Kriegs- gefangenen, Verschleppten, schuldlos Inhaf- tierten und Zwangsarbeiter unverzüglich von Gen Gewahrsamsländern in ihre Heimat ent- lassen und daß alle Mittel angewendet wer- den, um das Schicksal der zahlreichen Ver- mißgßten festzustellen. Die Landes versammlung beauftragte die vorläufige Regierung, auf die Bundesregierung einzuwirken, daß alle nur möglichen Schritte unternommen werden, um dieses Ziel zu erreichen. Der Präsident der Verfassunggebenden Lan- Ges versammlung, Carl Neinhaus, erklärte in seiner Gedenkrede, die Rückführung der Ge- angenen müsse nicht nur im Interesse der Gefangenen selbst und ihrer Angehörigen, nicht nur unter den Gesichtspunkten der Menschlichkeit und Freiheit, sondern auch aus echter Sorge um die Erhaltung der demo- kratischen Lebensform in einem einigen Deutschland und aus dem echten Bemühen um eine dauerhafte freiheitliche Grundlage eines zukünftigen einheitlichen Europas ge- fordert werden. Aus dem gleichen Grund sei es auch notwendig, die Verfahren und Ur- teile gegen die sogenannten Kriegsverbrecher von gemischten richterlichen Ausschüssen zu überprüfen. Die Gedenksitzung wurde vom Steinhäuser- Quartett der Württembergischen Staatsthea- ter eingeleitet. Unter den zahlreichen Gästen befanden sich auch der frühere Präsident des württemberg-badischen Landtags, Wilhelm Keil, und die FDpP-Bundestagsabgeordnete Margarete Hütter.— Die kommunistischen Abgeordneten nahmen nicht an der Sitzung teil. Großfeuer in Weinheim Weinheim Gdsw). Im Werksgelände der Weinheimer Lederfabrik C. Freudenberg rich- tete ein Großfeuer einen Schaden von rund 100 00 DM an. Wie die Werksleitung mit- teilte, brannte eine große Werkshalle bis auf die Grundmauern nieder. Vor allem wurden Rohmaterialien und Präzisionsmaschinen ver- nichtet. Als Brandursache wird Kurzschluß vermutet. Pforzheim(sw). Zu einer tollen Hetz- jagd kam es auf der Strecke zwischen Mühl acker und Pforzheim. Ein Kraftfahrer, an dessen Fahrzeug die Lampen vorschrifts- Widrig brannten, wurde in Mühlacker von der Polizei zum Halten aufgefordert. Statt auf die Bremse trat der Fahrer jedoch auf den Gashebel und raste im I120-kKm-Tempo los. Eine Polizeistreife nahm die Verfolgung des Flüchtenden auf, der durch sein unver- nünftiges Rasen zahlreiche Menschenleben ge- Tährdete. Aber so oft sie den„Rennfahrer“ auch einholte, immer wieder entwischte er um letzten Moment. Unbestreitbar als Sieger fuhr er in seinem Heimatdorf ein. Die Preis- Verteilung fand nunmehr vor Gericht statt. Der Metzgermeister erhielt eine Extraprämie in Höhe von drei Monaten Gefängnis und quittierte die„Ehrung“ recht kleinlaut. Atzendes Soda statt Zucker erwischt PTOTEZheim(sw). In Wiernsheim fand ein Knabe auf dem Küchentisch der elterli- chen Wohnung ein weißliches Pulver. Er hielt es für Zucker und aß davon. Tatsächlich han- delte es sich aber um ätzendes kaustisches Soda, das die Eltern leichtsinnigerweise auf dem Tisch hatten liegen lassen. Der Knabe erlitt schwere Verbrennungen am Mund und in den inneren Verdauungsorganen. Neurath war kein Verbrecher Seine Heimat bittet um seine Freilassung Vaihingen/ Enz Gsw). Der Gemeinde rat von Enzweihingen, der Heimatgemeind. Neuraths, hat die drei hohen Kommissare un. den Leiter der sowjetischen Kontrollkommis sion in Deutschland in einem Schreiben un die Freilassung des ehemaligen Reichsaußen ministers gebeten. Die evangelische Kirchen- gemeinde von Enzweihingen sammelt zur Zeit Unterschriften für ein ähnlich lautendes Bitt- schreiben an die Hohen Kommissare. Der Vor- Wurf des Verbrechens gegen den Frieden könne nicht mehr aufrecht erhalten werden, heißt es in dieser Bittschrift. Nach der inzwi- schen geklärten rechtlichen Lage könne mit guten juristischen Gründen angenommen wer- den, daß man Neurath hätte freisprechen müssen. Mit seiner Politik habe er einen Triedlichen Revisionismus angestrebt. Ange- hörige der ehemaligen tschechoslowakischen Republik hätten bestätigt, daß sich Neurath Als Protektor von Böhmen und Mähren für das tschechische Volk eingesetzt und die Er- richtung von Konzentrationslagern abgelehnt habe. Höchste Geldstrafe 150 DM nach wie vor Karlsruhe(ZSEH). Der Bundesgerichts- hof in Karlsruhe hat die Frage verneint,, ob ein Richter befugt ist, bei besonders günstigen Vermögensverhältnissen eines Täters die im Strafgesetzbuch für Ubertretungen vorge- sehene Höchststrafe von 150 DM zu über- schreiten. In der Begründung des Gerichts wird es als Aufgabe des Gesetzgebers bezeich- net, Verfehlungen, bei denen ein Bedürfnis nach höherer Strafe besteht, zu Vergehen im Sinne des Strafgesetzbuches zu machen. Diese könnten dann mit höheren Geldstrafen belegt Werden. Der neue Leiter des Landeskriminalamtes? Stuttgart(dsw). Für das Amt des Leiters les neuen Landeskriminalamtes für Baden- Vürttemberg ist Oberregierungsrat Erich Jaas vorgesehen. Oberregierungsrat Haas lei- et seit März dieses Jahres das Landesamt ür Kriminalerkennungsdienst und Polizei- tatistik des früheren Landes Württemberg⸗ Zaden. Vorher war er Leiter des Landeskri- ninalamtes in Freiburg. Elf Verteidiger und dicke Anklageschrift BASF-Diebstahlprozeß am 3. November Ludwigshafen Grp). Vor dem Lud- Wigshafener Schöffengericht werden sich am 3. November 24 Personen zu verantworten haben, denen zur Last gelegt Wird, Last- Wagen-weise Baumaterialien, Elektromotoren und Kabel im Werte von 80 000 bis 100 000 D-Mark vom Werksgelände der Badischen Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen ge- stohlen zu haben. Bei den Angeklagten, die von elf Rechts- anwälten verteidigt werden, handelt es sich um den Inhaber und Arbeiter einer in der BASF beschäftigten„Fremdfirma“, Werks- polizisten und um Angestellte der BASF, die für den reibungslosen Abtransport des Die- besgutes sorgten. Ein Angeklagter beging in- zwischen Selbstmord. Man nimmt an, daß mit dem gestohlenen Gut mindestens zwei kom- plette Häuser hätten gebaut werden können. Die Staatsanwaltschaft benötigte fünf Mo- nate, um die Ermittlungen zu Ende zu füh- ren. Ihre Akten haben inzwischen den Um- fang von 224 Seiten angenommen. 7 5. 0 Großfeuer bei Landau Landau Grp). In der Lagerhalle eines Zimmergeschäftes in Insheim bei Landau brach ein Schadenfeuer aus, das durch den Wind begünstigt, in den grogen Holzvorräten reiche Nahrung fand und sich rasch ausbrei- tete. Neben großen Holzvorräten sind wert- Volle Maschinen und sämtliche Handwerks- zeuge verbrannt. Der Schaden beläuft sich nach den ersten Schätzungen auf etwa 100 000 DM. Die Brandursache ist noch unbekannt. 8 N 8 2* Magen-u-Derm: Störungen 9 Knoblasueh-Beeren Lalcale Nund scliau Ich habe andere Interessen Stehen da zwei junge Mädchen— sie mö- Seri wohl 13 Jahre alt gewesen sein— vor einem Schaufenster und betrachten aufmerk- sam die Auslagen. Während die eine noch Techt eingehend die schönen Dinge betrach- tet und dabei besonderen Gefallen an einem reizenden Pelzmantel findet, schaut bereits die andere gelangweilt die Straße auf und ab. Endlich spricht sie ihre Freundin an: „Höre einmal her, Liselotte, was schaust Du so lange den Mantel an. Das ist doch nichts besonderes Ich habe andere Interessen!“ Sie nahm die Angeredste energisch an der Hand und schlenderte mit ihr weiter. Wohl konnte ich diesen Sätzen nicht ent- nehmen, welche anderen Interessen das Mäd- chen hat, doch ihre Außerungen waren mir Anlaß zu einer stillen Betrachtung. Ob dieses Kind noch in fünf oder zehn Jahren auch noch uninteressiert vor einem Schaufenster stehen wird, in dem die reizendsten Dinge für eine Frau ausgestellt sind? Es ist kaum denkbar. Aber bleiben wir einmal bei der Annahme, daß das Mädchen als junges Fräulein immer noch keinen Wert auf schöne Mäntel und son- stige modische Dinge zeigt. Das wäre ja eine ideale Ehefrau!— Ob sich aber die Männer um sie reißen würden? Nun, soweit ist es noch lange nicht und sicherlich wird sich im Laufe der Zeit auch die Anschauung der kleinen„Dame“ ändern. Es wäre ja fast eine Ausnahme, denn ein klein wenig eitel werden alle Mädchen, wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben. Das kleine Kücken weiß noch nicht, wie es sich als Huhn einst benehmen wird. Auch sie wird einmal auch an einem reizenden Mantel Ge- fallen finden!— Verhäugnisvoller Gasrohrbruch. Ein Gasrohrbruch vor dem Anweſen Kloppenheimerſtraße 12, der zunächſt nicht bemerkt worden war, hätte beinahe zwei Menſchenleben gefordert. Die in dem genann⸗ ten Anweſen wohnhaften Eheleute Karl und Luiſe Hörner wurden am Mittwoch Vormittag mit ſchweren Vergiftungserſcheinungen durch das von der Straße her ausſtrömende Gas bewußtlos aufgefunden. Da die ſofort ein⸗ geleiteten Wiederbelebungsverſuche zunächſt keinen Erfolg hatten, mußten die Betroffenen in ein Krankenhaus verbracht werden, wo ſtie am Mittag glücklicherweiſe das Bewußt⸗ ſein wieder erlangten und heute wieder ent⸗ laſſen werden können. * 130 1 Das Geld ist weg, das Rheuma blieb Mannheim(Isw). Eine Zigeunerin, die eine Frau angeblich von einem Rheumaleiden befreien wollte, wickelte einen Fünfzig- Mark- schein in ein Papier ein, machte ein Kreuz darüber und spuckte darauf. Mit dieser„Heil- packung“ wollte die Zigeunerin zu einer Weg- Kreuzung gehen. Die Zigeunerin verschwand und die Hausfrau war lediglich von dem Fünfzig-Markschein, nicht aber vom Rheuma befreit. Jetzt aber muß die Polizei nach der „Heilkünstlerin“ suchen, 5 Seemann mit acht verschiedenen Namen Mannheim(sw). In Mannheim wurde ein 41 Jahre alter Seemann aus Kopenhagen festgenommen, der wegen verschiedener Straf- taten von der internationalen Fahndung ge- sucht wurde. Der Mann hatte sich acht ver- schiedene Namen zugelegt. Kriegs-Munition ist Eigentum des Bundes Es wird erneut von staatlicher Seite darauf hingewiesen, daß Munition und Sprengstoffe, die aus früheren Herresbeständen stammen, Eigentum des Bundes sind und deshalb so- fort bei den zuständigen staatlichen Dienst- stellen abzuliefern sind. Landwirte erhielten Aufklärung über Laſtenausgleich Im Rahmen einer Verſammlung gab der Geſchäftsführer des Bauernverbandes Dr. Schönfeld am Mittwoch Abend den Land⸗ wirten aus Seckenheim, Ilvesheim u. Fried⸗ richsfeld Aufklärung über die neuen Ver⸗ mögensfeſtlegungen zur Feſtſetzung der neuen Abgaben für den Laſtenausgleich. Da die an die Landwirte bereits verteilten Vor⸗ drucke bis zum 10. November beim Finanz⸗ amt abgegeben ſein müſſen, waren die erteil⸗ ten Inſtruktionen über die Handhabung des umfangreichen Fragematerials ſehr aufſchluß⸗ reich. Im Rahmen der Verſammlung refe⸗ rierte Dr. Schönſeld auch über die genoſſen⸗ ſchaftliche Altersverſicherung, die in ihrer Art eine ſichere Rente bei Erreichung der Altersgrenze und Invalidität darſtelle und deshalb gerade den Landwirten als Alters⸗ verſorgung dringend zu empfehlen ſei. Wei⸗ ter wies er auf die Fälligkeit der Ackerpacht hin, zu der evtl. Stundungsanträge bald⸗ möglich eingereicht werden ſollen. Im Rah⸗ men einer Sonderaktion wird der Bauern⸗ verband an deutſche Kriegsgefangene eine Paketaktion durchführen. Bei Verteilung der Adreſſen entfallen auf Seckenheim zwei Kriegsgefangene, die durch je ein 10 Pfund⸗ paket aus der Heimat erfreut werden ſollen. Eine Einrichtung, die wirklich höchſtes Lob verdient, bei der man ſich aber gleichzeitig überlegen ſollte, ob man ſie nicht in gewiſſen Zeitabſtänden wiederholen ſollte. Die Bauernſchulen beginnen. Im November werden die Bauernnſchulen in Nordwürttemberg und Nordbaden ihre Arbeit wieder aufnehmen. Dieſe Einrichtun⸗ gen ſind getragen von der gemeinnützigen Stiftung„Bauernſchulwerk Württemberg⸗ Baden“. Sie ſind keine landwirtſchaftlichen Fachſchulen und vor allem keine Konkurrenz der ſtaatlichen Landwirtſchaftsſchulen. Ihr Ziel iſt es vielmehr, der bäuerlichen Jugend eine allgemeine, vielſeitige Lebenshilfe zu geben und ihr die Fragen zu beantworten, die ſich aus der Stellung des Bauern in unſerer Zeit und Geſellſchaft ergeben. Sie ſollen da⸗ zu beitragen, unſerer Landjugend die Selbſt⸗ behauptung im bäuerlichen Beruf und die Eingliederung in das Übergeordnete ſoziale Ganze zu erleichtern. Darin liegt die große ſtaatsbürgerliche Bedeutung dieſer Schulen. Bauernſchulen beſtehen in Nordwürttemberg in Hohebuch(evang. Hausordnung), in Wernau(kath. Hausordnung), im Waldherm „Frauenkopf“ bei Stuttgart(gemeinſame Kurſe für evang. und kath. Teilnehmer), im Schloß Kirchberg⸗Jagſt, in Nordbaden auf der Gamburg bei Tauberbiſchofsheim(Kurſe für kath. und evang. Teilnehmer). Auskunft über Kursbeginn und Aufnahmebedingungen erteilen die Leiter der Schulen und die Stif⸗ tung„Bauernſchulwerk Württemberg⸗Baden“, Stuttgart, Silberburgſtraße 183. Steuererleichterung für Vertriebene Auch Lastenausgleichsdarlehen begünstigt Im Bundesfinanzministerium wird erwogen, die Steuerbegünstigung für Darlehen an den La- stenausgleichsfonds in einem besonderen Artikel des Einkommensteuergesetzes zu regeln und nicht, wie ursprünglich geplant, mit den Bestim- mungen über Darlehen für den Schiffsbau 2u Verbinden. Der Bundestagsausschuß für Steuern und Finanzen hat Vorgeschlagen, die Möglich- keiten für die Abschreibung beweglicher An- lagegüter für Vertriebene, Politisch, rassisch und religiös Verfolgte bis zum 31. März 1956 zu ver- Jängern. Ursprünglich sollten die Abschreibungs- bestimmungen nur bis zum 31. März 1952 gelten Copyright by Carl Dunker-Verlag durch Verlag v. Graberg& Görg, Wiesbaden (11. Fortsetzung Garrian spürte zum erstenmal in seinem Le- ben den eigenartigen Geruch, der unverwisch- bar mit jeder Art von Theater verknüpft ist. Es roch nach Farbe und Leim, nach Schminke und Puder, und über allem lag jene unde- kinierbare Mischung von Staub und Parfüm, die Kulissen, Möbeln und Bühnenteppichen anhaftet. Also Schauspielerin ist Michaela! Eine be- kreiende Freude erfüllte Garrian. Er wäre nie darauf gekommen, so wenig Theater ist in rem ganzen Wesen. Deshalb ist sie vor mir geflohen. Darum sagte sie, sie müsse sich von der Ungeduld des Wartens ausruhen, Schau- Spielerin— keine Abenteuerin. Die bittere Enttäuschung ihrer Flucht empfand er jetzt nur noch wie einen freien Schmerz. Die Nacht in Gandria wurde in all ihrer Süße vor ihm lebendig. Die Düfte des nächtlichen Gartens waren um ihn und er hörte die Stimme des Maestro Pasquillo. Der Gang in dem er stand, war nur schwach beleuchtet. Ein matter Schein drang von der Bühne her. Plötzlich klangen durch die dünne Leinwand der Kulisse Worte an sein Ohr:„Sie müssen sich um Elisabeth kümmern, Niki!“ Die Stimme warf Garrian fast aus seinem Sleichgewicht. Das war Michaela, die gespro- chen hatte. Nun hörte er, wie jemand antwor- Ste, aber er verstand es nicht. Seiner selbst kaum bewußt, öffnete er die Rulissentür. 8 2 Die Dekoration war nicht umgebaut worden. Nur ein paar Birnen brannten während der use in der oberen Rampe. an dem runden Tisch, der rechts vom Zuschauerraum auf der Bühne stand, sag Michaela. 5 Sie blickte auf, als die Kulissentür aufging. Mit großen Augen starrte sie Garrian an, als sähe sie eine Vision, Ihr Herz schlug jäh zum Zerspringen.„Stefan!“ rief sie,„Stefan!“ Sie streckte die Hand aus, an der das Armband mit dem Silberdinarius leise klirrte. Kornay, der mit Michaela geplaudert hatte, runzelte die Stirn. Seine Stimme war kalt und überheblich.„Wie kommen Sie hier auf die Bühne?“ Aeußerlich vollkommen beherrscht, trat Garrian näher.„Ein seltsames Wiedersehen, Michaela“, Er verneigte sich höflich.„Garri- Ann“— stellte er sich vor. a „Kornay“! mit einer gekünstelten Ruhe Wandte er sich an Michaela.„Ein Freund von Ibnen?“ Michaela beachtete ihn in diesem Augen- blick nicht. Sie war aufgestanden, dunkle Zärtlichkeit leuchtete in ihren Augen auf, als Garrian sich über ihre Hand beugte.„Ich bin ganz zufällig in die Vorstellung gekommen. Ich sollte dich wohl wiederfinden.“ Michaela schwieg, Ihre Gedanken strömten durcheinander. Sie fühlte, daß Rornay sie er- staunt und forschend beobachtete, Gezwungen lachte sie auf.„Darf ich dir meinen Direktor vorstellen, Stefan?“ Jetzt erst trafen sich die Blicke der beiden Männer. Und dieser erste, kurze Blick ent- schied alles. Zeigte nackt und brutal die Be- ziehungen in denen sie fortan zueinander stehen würden. Er verriet jäh und unbe- herrscht ihre Gefühle. Sie wußten beide, daß es für sie um Michaela ging. Jetzt, morgen— und alle Tage. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen“, sagte Kornay mit höflichem Lächeln. Es gelang ihm bewundernswert gut, sein Mißtrauen zu ver- bergen. Dieser Mann mußte der Freund Michaelas sein. Ein Widerwillen stieg in Stéfan auf, als Kornay wie besitzergreifend seine Hand auf Michaelas Arme legte.„Die Pause ist gleich zu Ende, Michaela. Wir müssen die Szene ver- lassen.“ schrank. Herr Fredong muß ihn auf der Szene Garrian blickte Michaela an.„Wann sehe ich dich wieder?“ Ihr bühnengeschminktes Gesicht bekam etwas Starres. Ihr Lächeln wurde leblos. „Ueberlassenn wir es dem näclisten Zufall“, erwiderte sie tonlos Garrian preßte die Lippen zusammen, und sein Kinn schob sich herrisch vor. Deutlich er- kannte er den Hohn in Kornays dunklen Augen.„Ich verstehe“ sagte er, und seine Stimme wurde feindselig.„Aber du irrst, Mi- chaela— du gehörst zu mir.“ EKlingelzeichen schrillten durch das ganze Haus.„Bühne frei!“ rief der Inspizient. Garrian verneigte sich förmlich, ohne daß sie sich noch einmal die Hand reichten. Als er auf die Kulissentür zuging, stieß er mit seinem Fuß an einen Schlüssel, der auf dem Teppich lag. Mechanisch bückte er sich und hob ihn auf. Plötzlich stieg eine sonderbare Spannung in ihm hoch. Was er da in der Hand hielt, war ein Diebeswerk. Ein Dietrich. Nicht gerade geschickt gearbeitet, aber doch geeignet, viele Schlösser zu öffnen. „Was haben Sie denn da gefunden?“ rief Kornay hinter ihm her. Ehe Garrian anworten konnte, kam der schmächtige Mensch, der Dr. Hellbrunn im Foyer angesprochen hatte, durch die Mitteltür. „Frau Hegel wird weiterspielen“, sagte er mit seiner heiseren Stimme, sah den Dietrich in Garrians Hand und erblaßte.„Den Schlüssel nabe ich gesucht“, stotterte er aufgeregt,„es ist der Requisitenschlüssel zu dem Panzer- Verloren haben“. 5 Stumm übergab ihm Garrian den Dietrich. Aber sein Blick schien dem Requisiteur Kan- delmann unangenehm zu sein. Er dankte scheu, wandte den Kopf ab und ging eilig durch die Mitteltür hinaus. 3 In einer gefährlichen Ideenverbindung tauchte der heutige Nachmittag vor Garrian auf. Er hörte die lispelnde und sich verhas- belnde Stimme des nach Berlin transportierten Otto Gunkel.„Einmal hat er mich nachts ins Hebbeltheater bestellt, Herr Kommissar. Durch die Tür am Bühneneingang— und dort hat er mir die Münzen gegeben!“ Bis jetzt hatte er die Aussage Gunkels als Irreführung gewertet. Aber nun „Da bist du ja, Stefan!“ Dr. Hellbrunn kam auf ihn zu.„Los, die Vorstellung geht weiter. Die Hegel hat sich beruhigt.“ Er schob seinen Arm unter den des Freundes und kehrte mit ihm in den Wandelgang zurück, in dem das Publikum schon ungeduldig über die allzu lange Pause wartete. „Die Tragödie ist in vollem Fluß, Stefan. Das Publikum ist eine Bestie, und dieser Kor- nay ist unverantwortlich. Er preßt die kleine Frau aus wie eine Zitrone.“ „Wieso— Kornay?“ fragte Garrian zurück, Während sie ihre Plätze einnahmen. „Ach, wußtest du das nicht? Kornay ist doch der Mann der Elisabeth Hegel. Man redet viel über ihn. Es soll schlecht um ihn stehen. Mein Patient Dr. Naumann erzählte mir vor- gestern, dag Kornay ihm seine Münzensamm- lung zum Kauf angeboten hat.“ „Was du nicht sagst“, erwiderte Garrian be treten. Der Gong hallte dumpf. Lautlos glitt der Vorhang auseinander. Der zweite Akt begann. Als der dünne Beifall nach dem letzten Akt vertröpfelte, erstarb das Lächeln zu dem Eli- sabeth ihren Mund gezwungen hatte. Ihre Spannkraft verfiel. Sie kam sich vor wie aus- gehöhlt,. Die Bühne war leer. Die anderen Darsteller Waren bereits fortgegangen, um sich umzu- ziehen. Nach zeder Premiere war es Sitte, daß sich das Ensemble im Theaterrestaurant zu- sammenfand. Große Blumenkörbe umgaben Elisabeth. Sie Kannte sie. Sie waren im Abonnement bestellt, wurden zu jeder Erstaufführung neu gefüllt und am nächsten Tag zurückgegeben, Der Dramaturg Resspart kam auf die Szene. Er versuchte jedes Mitgefühl in seiner Stimme zu unterdrücken, als er die Frau inmitten der abonnierten Blumenkörbe ganz allein dastehen Sah.„Es war ein großer Erfolg, wirklich, ein großer Erfolg!“ betonte er nochmals. (Fortsetzung folgt) ——— ͤ—ͤ 2 N Verfassungsberatungen weiterhin nichtöffentlich Landes versammlung fördert die Jugendpflege — Besoldungsreform soll vorbereitet werden Stuttgart(ZSH), Die Verfassunggebende Landes versammlung des neuen Bundeslandes wird ihre Verfassungsberatungen weiterhin nichtöffentlich durchführen, Ein Antrag des Verfassungsausschusses, die Offentlichkeit zu- zulassen, fand nicht die hierzu erforderliche Zweidrittelmehrheit. Von den 208 Abgeordneten befürworteten 71(72 hätten die erforderliche Mehrheit er- geben) die Offentlichkeit der Verfassungsbe- Tatungen, 36 Waren dagegen, und ein Abge- ordneter enthielt sich der Stimme, was schließlich den Ausschlag gab. Schon im Ver- fassungsausschuß waren die Meinungen über die Zulassung der Öffentlichkeit, die von der SPD gefordert worden war, geteilt. Die Aus- Sschuß- Abstimmung hatte damals, wie der DU-Abgeordnete Kühn berichtete, mit acht Segen sieben Stimmen bei drei Enthaltungen ebenfalls nur eine knappe Mehrheit ergeben. Drei Ausschußmitglieder hätten sich gewei gert, an der Abstimmung teilzunehmen, und vier hätten aus Protest den Saal verlassen. Mehrere Abgeordnete hätten sich nur für be- dingte Offentlichkeit ausgesprochen. In der Debatte meinte Dr. Gebhard Müller (Do), die GOffentlichkeit der Sitzungen er- schwere einen Ausgleich, wodurch sich die Fronten verhärteten, Im übrigen sei die Mit- wirkung der Bevölkerung an der Verfassungs- Arbeit dann gegeben, wenn das Volk nicht nur zuhören könnte, sondern auch in einer Volks- abstimmung über die Annahme oder Ableh- nung der Verfassung entscheiden dürfe. Dr. Müller verlangte von der Regierung eine ak- tivere Mitarbeit an der Verfassung. Dies for- derte Ministerpräsident Dr. Reinhold Maier zu der Erklärung heraus, daß die vorläufige Regierung sich bewußt von der Arbeit der Konstituante zurückhalte, weil sie eine Ein- mischung in diese Arbeit als einen groben Verstoß gegen die demokratischen Rechte be- trachte. Das Gesicht des neuen Bundeslandes Werde nicht allein von der Verfassung ge- formt. Deshalb wende die Regierung ihre Kraft der Konstituierung der Selbstverwal- tung und der Ausarbeitung der dringendsten Gesetze zu. Für die SPD sagte der Abgeordnete Lausen, daß die Landesversammlung bei ihrer ersten und wichtigsten Aufgabe, nämlich eine Ver- fassung zu schaffen, die Mitwirkung der Of- Tentlichkeit dringend brauche. Die Bedenken des FDP- Abgeordneten Vortisch(Lörrach), dag durch die Zulassung der Offentlichkeit und der Presse die Beratungen verlängert werden, könne die Spb nicht teilen. Vortisch war der Meinung, daß der Verfassungsausschuß, wenn er in seinem jetzigen Tempo arbeitet, die Ver- fassung nicht vor März fertiggestellt haben wird. Der Fraktions vorsitzende der DPVP/FDP, Dr. Haußmann, stellte den Mitgliedern seiner Traktion die Entscheidung frei, während sich Dr. Mocker(BHE) im Namen seiner Fraktion Tür die Offentlichkeit der Sitzungen aussprach. Ein interfraktioneller Antrag, in dem die vorläufige Regierung ersucht wird, zur Si- cherung der Jugendpflege und Jugendfürsorge im Lande Baden- Württemberg einen Jugend- plan aufzustellen und die hierfür notwendi- gen Mittel in den Haushaltplan einzusetzen, wurde vom Plenum einstimmig gutgeheißen. Sprecher aller Fraktionen machten darauf auf- merksam, daß sich Jugendpflege und Jugend- fürsorge nicht darauf beschränken dürfen, be- reits aufgetretene Schäden zu beheben. Die Jugend müsse vielmehr an den Staat heran- geführt werden. Im Namen der Regierung sagte Kultminister Dr. Schenkel dem Antrag die Unterstützung durch die Regierung zu. Die Regierung wurde ferner von der Lan- des versammlung einstimmig aufgefordert, sich über den Bundesrat bei der Bundesregierung Tür eine Angleichung der Beamtenbezüge und insbesondere der Lehrergehälter an die ge- stiegenen Lebenshaltungskosten einzusetzen und darüber hinaus eine allgemeine Besol- dungsreform vorzubereiten. Finanzminister Dr. Frank wies darauf hin, daß die Beamten- besoldung eine Angelegenheit des Bundes sei. Die Regierung habe beim Bund alles getan, um eine Besoldungsreform durchzusetzen, und sie werde dies auch weiterhin tun. Schließlich wurde die Regierung in einem einstimmig an- genommenen interfraktionellen Antrag aufge- fordert, in Bonn darauf hinzuwirken, daß die Berufsschullehrer aus dem Dritten Gesetz zur Anderung und Ergänzung des Besoldungs- rechts herausgenommen werden. Eine Reihe von Anträgen fand die einmü- tige Billigung der Landes versammlung, So wurde die Regierung ersucht, für eine Fort- führung der Schülerspeisung und ihre Aus- dehnung auf die südlichen Landesteile zu sor- gen. Ferner soll sie Mittel für das Mütter- genesungswerk im Haushaltplan bereitstellen. Weiter soll sich die Landesregierung in Bonn für einen Zuckerrüben- Grundpreis von 6,50 DM je 100 kg einsetzen, und dafür sorgen, daß die von der Bundesregierung vorgesehe- nen Maßnahmen für den Absatz von Obst- und Gartenbauerzeugnissen beschleunigt durch- geführt werden. Schließlich wurde verlangt, daß die Einfuhr- und Vorratsstelle für Ge- treide alsbald in Baden- Württemberg inlän- dischen Weizen zum Mittelpreis in die Bun- desreserve aufnimmt und der zur Fütterung der Bienen erforderliche Zucker nicht be- steuert wird. Schlechte Verkehrs verhältnisse Schließlich fanden mehrere Anträge, die auf eine Verbesserung der Verkehrsverhältnisse hinzielen, die einmütige Billigung des Hauses. So wurde insbesondere eine durchgehende Triebwagenschnellverbindung Basel Freiburg — Stuttgart gefordert. Abgeordneter Person (CDU) sagte, die Elektrifizierung im Rheintal, die zur Zeit im Gange ist, werde noch vier Jahre in Anspruch nehmen. Der FDP-Abge- ordnete Vortisch bemängelte, dag ein Brief von Lörrach nach Stuttgart 36 Stunden un- terwegs sei und forderte nachdrücklich eine Verbesserung dieser Verhältnisse. Muß es ein„Reklame-Doktor“ sein? Vom„Margarine-Doktor“ über den„Hunger- studenten“ zum akademischen Titel Es hat den Anschein, als ob in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg der juristische Doktortitel dem„Margarine-Doktor“ der Zeit nach dem 1. Weltkrieg den Rang ablaufe. Ohne den ju- ristischen Doktor-Titel ist eine Stellung in der Wirtschaft kaum noch erreichbar. Gegen die damit verbundene Entwertung der juristischen Doktorwürde wenden sich die Mimisterien ebenso wie die Studenten, die niversitäten ebenso wie die Altherrenver- bände und sonstigen akademischen Organisa- tionen. Die Zulassung zur Promotion wird heute schon bei den meisten Universitäten von Sonderleistungen abhängig gemacht, die wiederum dem weniger bemittelten Einzelnen nur schwer erreichbar sind. Der Doktor-Titel als Existenzfrage ist ein Kriterium unserer Gegenwart. Hand in Hand damit geht zwangsläufig eine Entwertung des akademischen Grades schlechtnin. Diesem Umstand möchte man von den verschieden- sten Seiten begegnen. Die Beweggründe sind ebenso verschieden wie die einzelnen Auf- fassungen. In der Bundesrepublik bestehen zur Zeit 15 Universitäten mit rechtswissenschaftlichen Fakultäten: Bonn, Erlangen, Frankfurt a. M., Göttingen, Hamburg, Heidelberg, Kiel, Köln, Mainz, Marburg, München, Münster, Tübin- Sen, West-Berlin und Würzburg. An diesen Universitäten haben von 1945 bis zum Sommersemester 1952 insgesamt 2 499 Studenten promoviert. An beamteten Profes- soren stehen diesen jungen Doktoranden 123 zur Verfügung, so daß— allerdings nur eine Verhältniszahl— auf jeden beamteten Profes- Sor 200 Doktoranden kommen. Das ist eine ge- Tadegzu inflationistisch anmutende Zahl. An der Spitze der deutschen Universitäten mit den höchsten Ziffern steht Erlangen mit 506, München mit 379 und Köln mit 369 juristi- schen Doktoranden. Der juristische Doktor grad ist, wie jeder andere auch, ein Titel, der für eine besondere wissenschaftliche Leistung verliehen wird. Viele Studenten haben bei der heutigen Lage nicht die Möglichkeit, Zeit und Geld auf- zubringen, um eine besondere, selbständige Wissenschaftliche Leistung zu vollbringen. Sie sind zufrieden, wenn sie ein Zweckstudium hinter sich gebracht haben, durch das sie in die Lage versetzt werden, eine Stellung in- nerhalb der Wirtschaft zu bekleiden, Wenn nun auf der einen Seite die Wirtschaft den Doktorgrad verlangt, auf der anderen Seite die Universitäten, um einer Degradierung des Doktortitels vorzubeugen, die Zulassung von Sonderleistungen(Klausuren, wissenschaft- liche Referate) abhängig machen, dann ist für viele Studenten die aufgewandte Mühe, Zeit und Geld verloren, da es auf keiner Seite lan- gen will, die Sonderleistungen zu erfüllen. Dazu reicht einmal das Geld nicht oder die Werkstudentenzeit ist nur begrenzt möglich oder man muß zu m sogenannten„Hun- gerstudenten“ wel der sich die wissen- Hagel erzielte noch schaftlichen Semester sozusagen vom Munde Abspart und während dieser Zeit sich„den Riemen enger schnallt“. Ein Ausweg scheint nur dann möglich, wenn die Wirtschaft von ihrer Forderung, für die unmöglichsten Stellungen den juristischen Doktor“ zu verlangen, abgeht. Dabei wäre das durchaus denkbar, da es sich für die einzelnen Wirtschaftsunternehmungen meist nur um Reklame- Doktoren“ handelt. Eine Lösung dieser Frage wird zwar von allen Teilen an- gestrebt, erreichbar scheint sie aber noch lange micht zu sein. Der Andrang zu den juristischen Fakultäten dauert inzwischen unvermindert An.(Suk) Erſte Sandblatteinſchreibung erfüllte die Erwartungen. Die erſte Sandblatteinſchreibung des nord⸗ badiſchen Anbaugebietes ſtand geſtern in der Heidelberger Stadthalle ganz im Zeichen ei⸗ nes guten Angebots und einer erfreulich re⸗ gen Nachfrage, ſodaß die einzelnen Einſchrei⸗ bungen ſehr raſch vollzogen werden konnten. Durchweg wurden die an das zum Verkauf ſtehende Gut geknüpften preislichen Hoff⸗ nungen erfüllt. Beſonders gewertet wurde natürlich von den zahlreichen Aufkäufern das hellfarbige Sandblatt, das auch ent⸗ ſprechende Dotierungen brachte. Neben Wall⸗ ſtadt erreichte Seckenheim die höchſten Zu⸗ ſchläge der Mannheimer Vororte. So wurden im Einzelnen folgende Preiſe erzielt: Hellfarbiges Sandblatt(Aufgebot 1200 Ztr.) von 228.96 245.99 DM. dunkelfar⸗ biges Sandblatt(Aufgebot 566 Ztr.) von 172.85— 185.95 DM. II. Sorte Sandblatt (Aufgebot 56 Ztr.) 142.85 DM. Mittelgut (Aufgebot 613 Ztr.) 135.85 142.97 DM. Wallſtadt erhielt für hellfarbiges Sandblatt 251.95 DM. Höchſtgebot und für dunkel⸗ farbiges 186.66 DM. Leichterer und mittlerer 101.66 DM., während für ſchweren Hagel nur noch 58.— DM. no⸗ tiert wurden. Ilvesheims Aufgebot erzielte beim hellfarbigen Sandblatt 210.90 DM., beim dunkelfarbigen 164.— DM., während Friedrichsfeld mit hellfarbigem Sandblatt 205.99 DM. und mit dunkelfarbigem Sand⸗ blatt 148.85 DM. erreichen konnte. Hockenheim 321.27 bis 327.27(261.— bis 269.25). Reilingen 301.99 314.85 DM. (248.— bis 226.65). Altlußheim 280.26 Wettervorhersage Bei allmählich etwas auffrischenden süd westlichen Winden erneute Bewölkungszu- nahme und nachfolgend wieder Regen. Milde Mittagstemperaturen zwischen 10 und 14 Grad, nächtliche Tiefsttemperaturen zwischen 5 und 8 rad. palasf-Theater Seckenheim Freitag bis Montag: Ein Film mit tausend Takten Noten, voll Heiterkeit, Herz und Humor Victor De Kowa Der Fürst von Pappenheim Hannelore Schroth, Grethe Weiser beorg Thomalla u. Siegfried Breuer Witzig Spritzig Schwungvoll Elegant Samstag, Spätvorstellung 22.15 Uhr Der spannenste Kriminalfilm der letzten Jahre. Der beliebte Darsteller ALAN LADD in dem Film: Die blaue Dahlie Der sensationelle Hotelmord in Los Angeles. Dienstag und Mittwoch jeweils 20 Uhr: Jon Hall u. Dorothy Lamour ein unvergleichliches Liebes- paar in dem großen Farbfilm: Aloma, die Tochter der Südsee Die Welt d. blauen Lagunen, der Kolibris, der Hula-Bula Mädchen u. der Blumenfeste Ein Großfilm ee eee eee eee in Farben e rr Spielwaren stelſfen Wir ond zur Scha ond . Unsere berhausraume sand erweltert Eine hervorragende Auswahl erlesener jeder Art laden Sie z0 einem on verbindlichen Besuch ein. Wir raten ihnen fröhzeitigen Einkauf und stellen die Ware gegen Anzahlung gerne bis Weihnachten zurück. Nürnberger Spielwarenhaus MANNHEIMͤ, S 1, 4-5 W. HOFMANN. Brelte Straße Orößtes Fachgeschäft Badens und der Pfalz. be gel 3 6 Puppenwagen bereit sein! Akliv-Puder: 1 Denken Sie auch an Klosterfrau Nelissengeist bei Beschwerden von Kopf, Herz, Magen, Nerven! Freudige Uberruschung: „Mehrere Monate litt ich unter Ekzemen an beiden Armen, Hals- und Gesicht. 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Okt. 1982 für den Vorort Seckenheim beim Gemeindesekretariat(Zim- mer 4) anzumelden, Auf die Termineinhaltung wird hierbei nochmals besonders hingewiesen, da später eingehende Mel dungen keine Berücksiditigung mehr finden können. Mannheim-Seckenbeim, den 22. Oktober 1952 Gemeindesekretariat Freiburgerstraße 9 Gertrud Oel- Offenburgerstraße 2 fachärztl. gepr. Spezialistin i. Fußpflege empfiehlt sich in und außer dem Hause. 8 i Einmalige Behandlung 2. Mk Sprechstunden: dienstags bis freitags 9-18 Uhr die Sie nützen sollten: Haargarnteppiche cd. 200/00 182. Teppiche dorchgewebt 240/340 148. reine Wolle Tournay-Teppiche 04 278. ce. 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