hat rde uft⸗ ns 9 ert. ber Hö⸗ er will tel⸗ ist auf ben. er des nit⸗ äti⸗ im hbet ber ilch. 1 —— Erscheint: montags, mittwochs, freitags und samstags. Frei Haus 1.90, im Verlag abgeholt 1.70, durch die Post 1.70 zuzgl. 36 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer Pig. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenheim und Umgebung Anzeigenpreise: die G-gespaltene Milli- meterzeile 15 Pig.— Preisliste Nr. I) Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden Freitag, den 23. Juli 1954, 6.54. Jahrgang Die SPD bejaht deutschen Wehrbeitrag Aber erst„zu gegebener Zeit“— Außerordent- licher Parteitag soll entscheiden Berlin(UP). Der Berliner Bundespartei- tag der SPD hat sich am Donnerstag nach leb- hafter Diskussion um das Für und Wider eines deutschen Wehrbeitrages mit großer Mehrheit zu dem Grundsatz der militärischen Verteidi- gungsbereitschaft der Bundesrepublik be- kannt. Das System der EVG wurde jedoch nach wie vor abgelehnt. Die praktische Wirksamkeit der prinzipiel- ien Bejahung der Wiederbewaffnung wurde Mlerdings durch eine Reihe einschränkender „Voraussetzungen“ und„Bedingungen“ auf die lange Bank geschoben. So wurden zum Bei- spiel die zum Teil heftigen Auseinandersetzun- gen in der Wehrfrage durch den Kompromiß beschluß beendet, dag ein außerordentlicher Parteitag zu gegebener Zeit feststellen soll, wann für die Sozialdemokraten die Notwen- digkeit einer aktiven Mitwirkung an den mili- tärischen Verteidigungsanstrengungen gekom- men ist. Dies soll dann der Fall sein, wenn„die Einheit Deutschlands in einem umfassenden System kollektiver Sicherheit trotz aller Be- mühungen vorerst nicht erreicht werden kann“. Zu dieser hauptsächlichen Voraussetzung kommen noch weitere Bedingungen, namlich: 1. Unablässige Fortsetzung der Bemühungen % um die Wiedervereinigung. 2. Eine deutsche Mitwirkung muß innerhalb eines europäischen Sicherheitssystems im Rahmen der Vereinten Nationen erfolgen. 3. Militärische Leistungen der Bundesrepublik müssen kündbar sein, so- pald sie sich als Hindernis für die Wiederver- einigung erweisen. Sie dürfen auch die Re- gierung eines künftigen geeinten Deutschland nicht binden. 4. Alle Teilnehmer des Verteidi- gungssystems müssen gleichberechtigt sein und einen gleichwertigen Sicherheitsschutz erhal- ten. 5. In jedem Fall eines deutschen militäri- schen Beitrages fordert die Sozialdemokratie eine demokratische Wehrverfassung, um die demokratischen Grundrechte und die Men- schen würde des Bürgers in Uniform gesichert zu sehen. Der Vorbehalt, daß zu gegebener Zeit erst ein außerordentlicher Parteitag das grund- Sätzliche„Ja“ der SPD zum Wehrbeitrag wirk- sam werden lassen soll, ist als Kompromiß zwischen den Befürwortern der Aufrüstung auf dem rechten Flügel um Carlo Schmid, Max Brauer sowie Willy Brand und dem„pa- zifistischen“ Iinken Flügel um Professor Baade zu bewerten. Angesichts der heftigen Mei- nungsverschiedenheiten wurde die vom Re- daktions-Ausschuß eingebaute Klausel geson- dert zur Abstimmung gestellt und mit gleich- großer Mehrheit wie die gesamte Resolution Akzeptiert. Zuvor hatte der erste Parteivorsitzende Ollenhauer in einem Schluß wort nach den Bei- trägen von arnähernd 40 Diskussionsrednern an die Delegierten appelliert, mit einer klaren Entscheidung für oder gegen den Grundsatz des Waffenbeitrages der Bundesrepublik der Ofkentlichkeit zu zeigen, wo die SPD heute stehe. Um die Großmächte nach Abschluß der Genfer Konferenz nun zu neuen Verhandlun- gen über Deutschland„drängen“ zu können, müsse die deutsche Sozialdemokratie eine po- litische Aktivität entwickeln, die sich nicht im Negativen einer grundsätzlichen Ablehnung der Verteidigung erschöpfen dürfe. Kritik an Ollenhauers Programm Die Aussprache über die Rede Ollenhauers vermittelte den Eindruck, daß in der Vertei- digungsfrage ein Riß mitten durch die zweit- Stärkste Partei der Bundesrepublik geht. Den Anhängern der Ansicht, daß ein Verteidi- Zungsbeitrag die Wiedervereinigung durch Verhandlungen völlig ausschließe, hielt der frühere Hamburger Bürgermeister Max Brauer entgegen: Der Frieden läßt sich von Diktaturen nicht durch dauernde Zugeständ- nisse erkaufen. Auch die Demokratie muß wil lens sein, sich zu verteidigen“, Der Parteitag dürfe nicht der Frage ausweichen:„Wo wird die Sozialdemekratie stehen, wenn Deutsch- land und die Freiheit angegriffen werden?“ Fritz Erler hielt den Delegierten vor, daß die Sicherheit Deutschlands nicht„von der Gnade der Besatzungsmächte“ abhängig gemacht Werden dürfe. Um mitsprechen zu können, müsse man auch mitarbeiten und wer die EVG nicht will, muß etwas besseres hinstel- len“. Dazu sei die SPD verpflichtet. Auch das SPD- Vorstandsmitglied sagte wie sein Vor- redner Max Brauer:„Weil wir keine Selbst- mörder sind, die vor einer Diktatur kampflos zurückweichen, können wir Sozialdemokraten nicht Nein sagen“. Der zweite Berliner Landesvorsitzende Willy Brandt warnte seine Parteigenossen mit den Worten:„Wer es ernst meint mit der Wieder- vereinigung, muß sich auch zu einem besonde- ren Status für die Sicherheit Deutschlands be- reitfinden“. Wer dafür eintrete, einen Teil Deutschlands nicht aufzurüsten, dürfe nicht übersehen, daß in der Sowietzone bereits eine Kaderarmee bestehe. Der britische Oppositionsführer Attlee traf am Mittwoch zur Teilnahme am sozialdemo- kratischen Parteitag in Berlin ein. Absduuß der Indoedina-Honicrenz in Gent Der Kampf auf dem Schlachtfeld ist zu Ende Genf(UP). Mit einer Abschlußsitzung der neun an der Indochina- Konferenz teilneh- menden Nationen ging am Mittwochabend die Genfer Konferenz zu Ende. Während der Konferenz wurden 3 Waffenstillstandsabkom- men jeweils zwischen den Vertretern der Vietminh und den Vertretern von Vietnam, Laos und Kambodscha abgeschlossen. Damit hat der seit fast acht Jahren in Indochina tobende Kampf zunächst auf dem Schlacht- feld ein Ende gefunden. Die USA haben sich auf der Abschlußgkon- ferenz geweigert, der gemeimsamen Schluß- erklärung beizutreten, in der die anderen Staaten ihre Billigung hinsichtlich der erziel- ben Vereinbarungen aussprechen. Staatssek- retär Smith versprach jedoch, daß die USA die erzielten Vereinbarungen weder durch Gewalt noch durch Drohungen stören würden. Jede neue Aggression seitens der Kommu- nmüsten und jede Verletzung der Waffenstill- stamdsvereinbarungen werde aber von den USA als eine schwere Bedrohung des inter- nationalen Friedens und der internationalen Sicherheit angesehen. Als Hauptpunkte der getroffenen Verein- barungen können die folgenden herausge- Stellt werden: 1. Waffenruhe in Vietnam, Laos und Kambodscha. 2. Teilung Vietnams ent- lang eimer Linie, die sich nahe des 17. Brei- bengrades hinzieht und durch die der reiche Norden des Landes einschließlich des Deltas des Roten Flusses und einschließlich einer Bevölkerung von rund 12 Millionen den Kom- mumistem überlassen wird. 3. Räumung Ha- nos durch die Franzosen innerhalb von 80 Tagen und der Delta- Hafenstadt Haipong nmerhalb von 300 Tagen. 4. Volle Freiheit des Transfers der vietnamesischen Bevölke- Trumg zwischen beiden Teilen des Landes umd die Garantie, daß gegen memand Repres- Salle wegen Kollaboration angewandt wer- den. 5. Bildung einer neutralen Uberwa- chumgskommission, in der Indien, Kanada und Polen vertreten sind. Vietnam protestiert gegen die Teilung Ha nO1i(UP). Der vietnamesische Minister- präsident Ngo Dinh Diem protestierte am Donnerstag heftig gegen die Teilung des Lan- des, die zur„Versklavung von Millionen Men- schen“ führe. Der Ministerpräsident sagte jedoch in einer Rundfunkrede, eine gewaltsame Aktion gegen die Teilung des Landes würde zu einer weite- ren Katastrophe führen. Ex rief die Bevölke- rung daher auf, ruhig und einig zu bleiben. Die vietnamesische Delegation habe die Genfer Abkommen nicht unterzeichnet, betonte er. Das Büro des vietnamesischen Ministerprä- sidenten bestritt Meldungen aus Genf, daß Außenminister Tran Van Do zurückgetreten sei. Wenn er Rücktrittsabsichten habe, 80 müsse er sie erst dem Ministerpräsidenten Ngo Dinh Diem mitteilen, ehe er mit der Presse Spreche. Berichten aus Genf zufolge hatte Tran Van Do am Mittwoch seinen Rücktritt erklärt und diesen Schritt mit dem Bemerken begründet: „Ich habe meine Aufgabe nicht erfüllen Kön nen, da es mir unmöglich war, die Opposition meiner Gegner und die Treulosigkeit unzuver- lässiger Freunde zu überwinden.“ Der Außhen- minister erklärte in Genf vor der Presse, er könne nach Vietnam nur mit einer schriftlichen Zusicherung des französischen Ministerpräsi- denten Mendès-France über die vollständige Unabhängigkeit Vietnams zurückkehren. Er beklagte sich ferner darüber, daß er in der Schlußphase der Konferenz übergangen wor- den sei. Er habe nicht einmal Abschriften der Abkommen erhalten, die am Dienstag und Mittwoch abgeschlossen wurden. Im Delta des Roten Flusses herrschte am Donnerstag relativ Ruhe. Der Vorstoß einer motorisierten französischen Einheit in der Nähe von Vinh ven 30 Kilometer nördlich von Hanoi fand nur geringen Widerstand, da der Gegner nach Darstellung des französi- schen Oberkommandos offenbar jedem Kampf auszuweichen suchte. Hingegen werden aus Südvietnam Kampfhandlungen gemeldet, wo- bei auf beiden Seiten Verluste entstanden. Der Delegierte des französischen Hochkom- missars in Nordvietnam, Jacques Compain, teilte in Saigon mit, daß wahrscheinlich Hun- derttausende von Vietnamesen nach dem Sü- den fliehen würden. Allein aus dem katholi- schen Gebiet von Bac Ninh würden 200 000 Einwohner fortziehen. Dazu kämen hundert- tausend aus Hanoi und tausende aus anderen Ortschaften, 10 000 Zivilfranzosen aus dem ganzen Delta-Gebiet, das französische Expe- ditionskorps und Einheiten der vietnamesi- schen Armee. Frankreich werde die Kosten für die Evakuierung dieser Menschen tragen, sagte Compain. Nach Berichten aus Hanoi haben die maß- gebenden französischen Konzerne in Nord- vietnam ihre leitenden Angestellten angewie- sen, solange wie möglich auf ihrem Platz zu bleiben, zumindest aber solange, bis ein Uberblick über die Pläne des Vietminh mög- Iich ist. Die kleineren französischen Geschäfts- leute, die bereits seit Jahrzehnten in Nord- vietnam leben, scheinen entschlossen zu sein, re Interessen nur unter zwingenden Um- ständen zu opfern. Beobachter in Paris schlie- Ben durchaus nicht die Möglichkeit aus, daß eine Reihe französischer Firmen im Norden des Landes versuchen wird, mit den Kommu- nisten ins Geschäft zu kommen. Molotow stellt Entspannung fest Molotow stellte fest, die Genfer Konferenz habe zu einer„bemerkenswerten Entspan- nung der internationalen Lage beigetragen“. Sie habe aber auch die Wichtigkeit der Teil- nahme der chinesischen Volksrepublik an den internationalen Fragen eindeutig unter Beweis gestellt. Widerstände gegen eine Anerkennung Chinas seien„durch das Leben selbst“ über- Wunden worden. Der Vietminh- Außenminister Pham Van Dong versicherte, daß seine Regierung die Glaubensfreiheit der beiden katholischen Bis- tümer in Nordvietnam respektieren werde. Die Vietnimh wollten gute Beziehungen zu allen Nationen unterhalten und erhofften sich be- sonders„fruchtbare wirtschaftliche und kul- turelle Beziehungen zu Frankreich“. Die Viet- minh seien bereit, die Waffenstillstandsbedin- gungen loyal zu erfüllen. Ein Protest Vietnams Der vietnamesische Außenminister Tran Van Do verlas eine Erklärung seiner Regie- rung, in der Protest gegen die Art eingelegt Wird, in der der Waffenstillstand zustande gekommen ist, und gegen die Bedingungen des Waffenstillstandes selber,„die die tief- sten Gefühle des vietnamesischen Volkes nicht berücksichtigen“. In der Erklärung behält sich die vietnamesische Regierung„vollkommene Handlungsfreiheit“ vor,„um die heiligen Rechte des vietnamesischen Volkes auf ter- ritoriale Einheit, nationale Unabhängigkeit und Freiheit zu wahren“. keine Ursache zu Siolz für Frankreid Starker Beifall für Mendeès-Franee Paris(UP). Ministerpräsident Mendes- France gab vor der französischen National- versammlung bekannt, daß die drei assoziier- ten Staaten Vietnam, Laos und Kambodscha am 31. Juli die volle Unabhängigkeit erhalten. Frankreich werde ihnen mit Waffen und ande- rer Hilfe unter die Arme greifen, damit sie von weiteren kommunistischen Ubergriffen verschont blieben. In der bis auf den letzten Platz gefüllten Na- tionalversammlung berichtete Mendeèes- France über seine Genfer Verhandlungen, wobei er sagte, Frankreich habe keinen Grund, auf das Waffenstillstandsabkommen stolz zu sein, doch Selen die schließlich ausgehandelten Bedingun- gen immer noch besser als jene, auf denen die Eommunisten noch vor vier Wochen bestanden hätten. Jedem Versuch der Kommunisten, den Waffenstillstand zu brechen, werde Frankreich energisch Widerstand entgegensetzen. Für die- Sen Fall sei alle nur erdenkliche Vorsorge ge- troffen worden. Die Galerien für das diplomatische Corps, die Presse und das Publikum waren dicht be- Setzt, als Mendeès-France der Kammer ruhig und sachlich über die Genfer Verhandlungen berichtete. Als er die Kammer betrat, wurde er von allen Fraktionen, ausgenommen die Volksrepublikaner und die Unabhängigen der Rechten(die Parteien Bidaults und Laniels), mit lautem Beifall begrüßt.. Der Ministerpräsident gab bekannt, daß die Aufgabe der wirtschaftlichen Interessen Frank- reichs im nördlichen Vietnam nicht beabsich- tigt sei. Die Vietminh-Regierung habe ihm schriftlich versprochen, daß sie den franzö- sischen Wirtschaftsunternehmen in Nordviet- nam die Fortsetzung ihrer Tätigkeit und den Gewinntransfer gestatten werde. Im Falle einer Verstaatlichung werde eine Enteignung Tranzösischer Betriebe nur gegen Entschädi- gung erfolgen. Mendes-France deutete an, daß er nun mit der Verwirklichung seines wirtschiaftlichen Re- Tormprogramms beginnen wolle, als er sagte, die französische Wirtschaft müsse sich nun Umstellen, da die Rüstungsproduktion für In- dochina fortfalle und die amerikanischen Dol- Iar- Beihilfen zur Finanzierung des indochine- sischen Krieges ausblieben. Auch weiterhin Werde Frankreich erhebliche Summen ausge- ben, um seine Position in Laos und Kambod- scha zu halten. Andererseits werde es Frank- reich jetzt möglich sein, mit neuer Energie an die Lösung seiner Probleme in Nordafrika und Europa heranzugehen. Seine enge Zusammenarbeit mit dem briti- schen Außenminister Eden habe den Weg zu einer Erneuerung der Entente cordiale vorbe- reitet. Durch den guten Kontakt mit Bedell Smith sowie durch die Gespräche, die er in Paris mit Außenminister Dulles geführt habe, Sei die französisch- amerikanische Freundschaft entscheidend gefestigt worden. 5 Abwehrchef der Bundesregierung verschwunden Otto John ist wahrscheinlich in Ostberlin— Freiwillig desertiert oder gewaltsam entführt? Berlin(UP). Der Präsident des Bundes- amtes für Verfassungsschutz, Dr. Otto John, ist seit Dienstag unter rätselhaften Umständen verschwunden. Er hielt sich zuletzt in West- berlin auf. Am Dienstagabend verließ er sein Hotel in Berlin-Grunewald und kehrte bis heute nicht zurück. Auch seine in Berlin wei- lende Frau weiß nicht, wo ihr Mann geblieben ist. Während das Bundesinnen ministerium die Vermutung äußerte, John sei das Opfer einer Entführung in die Sowjetzone geworden, hal- ten es Beamte des Abwehr- und Nachrichten- dienstes der Bundesregierung, dessen Chef John ist, für nicht ausgeschlossen, daß er von sich aus in den Berliner Sowietsektor gegan- gen ist. Der Westberliner Polizei liegt ein Brief des Westberliner Arztes Dr. Wolfgang Wohlgemuth vor, der auf dem Schreibtisch in seiner Westberliner Praxis gefunden wurde. Der Arzt gilt als hervorragender Chirurg und zählte zu den Schülern von Professor Sauer- bruch. Seine Praxis gehörte früher Hitlers Leibarzt Morell. Außer in Westberlin prakti- zierte Dr. Wohlgemuth auch in der Ostberli- ner Charité. Wohlgemuth teilt mit, daß er qohn bei einem Besuch in der Charité begleitet habe, Wo John„ein Gespräch mit Ostberliner Kolle- gen geführt“ habe. John werde nicht mehr nach Westdeutschland zurückkehren. Die Fo- lizei wies darauf hin, daß der Chef des Ver- fassungsschutzes in letzter Zeit unter starken seelischen Depressionen gelitten habe. Zu diesem Brief erklärte das Bundesinnen- minusterium, Wohlgemuth, der John im den Berliner Sowjetsektor begleitet haben soll, sei als aktiver Kommunist bekannt.„Er dürfte den Brief geschrieben haben, um den Ver- dacht an der Entführung des Dr. John von Sich abzuwälzen“., Es lägen jedenfalls„hinrei- chend Anzeichen“ vor, daß John entführt wor- den sei. Aus informierten Kreisen in Bonn wurde ergänzend mitgeteilt, dag John seit Jahren mit Wohlgemuth bekannt gewesen sei. John habe den Arzt vor Monaten um die Ausferti- gung eines Gutachtens für ein Mitglied seiner Familie gebeten. Während seines Aufenthal- tes in Berlin sei John von Wohlgemuth fele- fonisch davon verständigt worden, daß das Gutachten fertiggestellt sei und abgeholt wer- den könne. Uber den Inhalt des Gutachtens wurde nichts bekannt. John besitzt wichtigste Informationen In seiner Dienststelle in Köln hat die Nach- richt von Johns Verschwinden eine fieberhafte Tätigkeit ausgelöst. Man ist dabei, festzustel- len, ob aus seinem Büro wichtige Akten feh- len. Unabhängig davon weisen unterrichtete Kreise darauf hin, daß John eine Fülle von Informationen besitze, die für das Sowet- regime von größter Bedeutung sind. Otto John hat eine abenteuerliche Laufbahn hinter sich. Als junger Jurist wurde er 1937 Syndikus der Deutschen Lufthansa. Seit 1938 stand er in engster Verbindung mit dem da- maligen Abwehrchef Admiral Canaris und dem Widerstandskreis gegen Hitler. Unter Ausnutzung der Auslandsverbindungen der Lufthansa baute er ein Nachrichtennetz für die Widerstandsbewegung aus. Von Madrid aus suchte er zweimal Kontakt mit dem da- maligen Präsidenten Roosevelt und General Eisenhower, die er über die deutsche Wider- standsbewegung unterrichtete und um Mit- teilung etwaiger Waffenstillstandsbedingun- gen bat, ohne aber eine Antwort zu erhalten. Nach dem Fehlschlag, des Putsches am 20. Juli 1944 floh John über Spanien und Portugal aach London, wo er als Rechtsanwalt tätig sein durfte. 1949 kehrte er nach Deutschland zurück. Punktsystem für die Heimkehrer Neue Verordnungen der Bundesregierung BOnn(E. B.) Für die Auszahlung der Krlegsgefangenen- Entschädigungen hat das Bumdesflnanz ministerium jetzt eine Punkt- tabelle aufgestellt, die dem Bundesrat heute in Form einer Verordnung zur Genehmigung vorgelegt wird. Nach dem Kriegsgefangenen Eritschädigungsgesetz hat jeder Heimkehrer, der nach dem 31. Dezember 1946 entlassen Wurde, Anspruch auf eine Entschädigung, die wach der Länge der Gefangenschaft berechnet Wird. Die Entschädigung für alle Heimkehrer, de nach dem 1. Januar 1953 entlassen wur- den, simd bereits ausgezahlt. Für die übrigen Heimkehrer gilt jetzt die nach Punkten errechnete Dringlichkeitsab- Stufung, deren Grundlage das Monatseinkom- men des Heimkehrers ist. Bei Einkommen bis zu 100 DM werden 45 Punkte angerechnet, bei Einkommen über 800 DM monatlich nur ein Punkt. Dazu kommen je 5 Punkte für das Ent- Iassungsjahr 1949 und spätere Entlassungsjahre, 5 Punkte für jeden unterhaltsberechtigten Fa- miljenangehörigen, fünf zusätzliche Punkte für das Vierte Kind und folgende Kinder bis zu 15 Punkte bei anerkanmter Frwerbsun- fähigkeit oder Erwerbsver minderung In So- zialen Härtefällen kann außerdem bis zu 25 Prozent der Punktzahl aufgeschlagen werden. Abkommen über Verteidigungskosten Es bleibt bei 950 Millionen DBM— Konversion der Toung-Anleihe Bonn(E. B.) Das Abkommen über den deutschen finanziellen Verteidigungsbeitrag Wurde in Paris zwischen Bundesfinanzminister Schäffer und dem zuständigen Ausschuß der NATO bis zum 31. Dezember 1954 verlängert. Das ursprüngliche Abkommen, das am 25. April 1953 unterzeichnet wurde und bis zum 30. Juni 1954 lief, setzte den deutschen finan- Ziellen Verteidigungsbeitr ag für den Fall des Inkrafttretens der EVG auf 950 Millionen DM monatlich fest. Diesen Betrag hätte die Bun- desrepublik nach der jetzt erfolgten Verlänge- rung auch zu zahlen, wenn die EVG noch vor dem 31. Dezember 1954 in Kraft tritt. Die Verlängerung erfolgte diesmal nur um ein halbes Jahr, da die NATO ihr Haushalt- Jahr am 1. Januar 1955 auf das Kalenderjahr Umstellt. Bundesfinanzminister Schäffer gab bei der Unterzeichnung der Hoffnung Aus- drück, daß die EVG bis zum 31. Dezember in Kraft sein werde. Die Bundesregierung hat im Bundesanzeiger das Konversionsangebot für die Loung-Anleihe aus dem Jahre 1930 nach den Bestimmungen des Londoner Schuldenabkommens veröffent- licht. Anerkannte Schuldverschreibungen der deutschen Teilausgabe der internationalen Tünfeinhalbprozentigen Anleihe des Deutschen Reiches 1930(Loung- Anleihe) können inner- Halb von fünf Jahren in neue Konversions- schuldverschreibungen umgetauscht werden. Die neuen Papiere werden mit viereinhalb Prozent bei halbjährlicher Zinszahlung ver- Zinst. Der erste Zinsschein trägt das Datum des 1. Juni 1953. Ab 1. Juni 1958 wird ein Til- Zungsbetrag von einem Prozent jährlich auf- it, der mit den Zinsen zu einer festen ankenuttat vereint wird. Fälligkeitsdatum e ist der 1. Juni 1980. 2 während des Dritten Reiches nicht ten Zinsscheine bis einschließlich 1. Dezember 1944 werden neue, dreiprozentige Fundierungsschuldverschreibungen ausgege- ben, die am 1. Dezember 1972 fällig sind. Sie Werden gle ab 1. Juni 1958 mit einem Prozent jährlich amortisiert. Die Zinsleistun- gen ab 1. Juni 1945 sind im Umtauschangebo einbegriffen IAIdverschréibungen, die eine ichkeit des Bundes darstellen, eichen Text wie die Anleihe 1 0 930, und einen Uberdruck, der auf 8 Londoner Schuldenabkommen verweist. Umtauschagent ist die Bank Deutscher Länder in Frankfurt. Kabinett billigt Schwarzarbeitsgesetz Bonn(B. B.) In Abwesenheit Kanzler 8 Auf die Bühler von Bundes- der vor seiner Urlaubsreise he noch einmal Bundesprä- chte, beschäftigte sich das tt unter dem Vorsitz von Vize- aer mit den Gesetzen zur Be- pfung der Schwarzarbeit, zur Sicherung einheitlichen Gefüges der Bezüge im öf- fentlichen Dienst und dem Ratifizierungsge- Setz Über d den Beitritt der Bundesrepublik zu internationalen Gesundheitsverordnun- 1. Alle drei G tze wurden gebilligt. In der . e be- 5 12 sie eine Ver- 31. 82 155 1954 auslau- fender 5 e628 nicht für erforderlich halten. Zwei Verordnungen zur Durchführung des Freidrenten- und Auslandrentengesetzes und zur U 351 5 von Vertriebenen und Flücht- inge überbelegten Ländern wurden Die 1 Angestellten- Gewerkschaft DA) hat in einem Schreiben an den Bundes- Wohnt uminister gegen„die beabsichtigte gener genere tanbhebung um 20 Prozent“ pro- testier b. In dem Protestschreiben heißt es u. a.: ir Vor der ganz einfachen und unbe- Daren Tatsache stehen, daß ein erhebli- r 8 betroffenen Personenkreises 4 Mieterhöhung nicht zu leisten 5 nen Wir auch keine Möglichkeit, an- Keine Revision der Zusatzprotokolle Bonn lehnt alle EVG-Anderungen ab Europakonferenz erst nach Integration 30 nn(E. B.) Die Bundesregierung hat noch einmal mit allem Nachdruck gegen eine Ande- rung des Vertragstextes der EVG Stellung ge- nommen und dabei auch eine Revision der so- genannten Zusatzprotokolle vor einer Ratifi- zierung des gesamten Vertragswerks eindeu- tig abgelehnt. In der„Diplomatischen Korrespondenz“ des Auswärtigen Amtes wurde ausdrücklich er- klärt, eine Anderung des EVG- Vertrages sei „Ausgeschlossen“. Dies gelte sowohl für den Vertragstext selbst, als auch für eine Ande- rung der sogenannten Zusatzprotokolle. Mit dieser Feststellung wandte sich die Regierung gegen die aus französischer Quelle stammen- den Informationen, daß eine Modifikation des EVG. Vertrages im französischen Sinne durch eine drastische Anderung der Zusatzproto- kolle vorgenommen werden könne. Erst nach der Ratifizierung könne man sich mit dem Problem der materiellen Verwirk- lichung des Vertrages befassen und„ihn nö- tigenfalls an die dann bestehenden Gegeben- heiten anpassen“, wird ergänzend in Bonn be- merkt. Der Vertrag selbst biete„ausreichende Möglichkeiten, die auf dem Wege der Abspra- chen und Vereinbarungen zwischen den Re- gierungen der Unterzeichnerstaaten ausge- nutzt werden“ könnten. Nach der Beendigung der Genfer Ostasien- Konferenz hat sich auch in Bonn das außen- politische Interesse wieder fast ausschließlich der EVG und den Aussichten der Vertragsrati- fizierung durch Frankreich zugewandt. In die- sem Zusammenhang sind Berichte aus Paris in Regierungskreisen„mit Interesse“ aufge- nommen worden, wonach Ministerpräsident Mendeès-France noch in den nächsten vierzehn Tagen mit dem Kanzler zu einer Aussprache über die EVG zusammenkommen werde. Sie könnte entweder als ein Zweier-Treffen der beiden Regierungschefs oder aber im Rahmen der schon lange geplanten, seinerzeit aber auf Drängen von Mendeèes-France abgesagten EVG- Konferenz aller sechs Signatarstaaten statt- finden. Im Zusammenhang mit den Nachrichten über eine etwaige neue Vier-Mächte-Konfe- renz über Deutschland und die europäische Si- cherheit betonte auch die„Diplomatische Kor- Tespondenz“(wie der Bundeskanzler unlängst in Berlin), daß das Zustandekommen der Eu- ropäischen Gemeinschaft die Voraussetzung für erfolgversprechende Verhandlungen mit der Sowjetunion sei. ISA lehnen Vierer-Konferenz ab Ein hoher R jerungsbeamter in Washing- ton erklärte 2¹ diesem Thema, die von der Sowjetunion kensichtlich angestrebte neue Konferenz erscheine ihm ebenso itte aus Brennes- Deutschland- verlockend wie eine I seln. Aber— so 1 nzu— wenn er Wählen mi„ WU i seln treff ngtoner Regi teten sowjetischen In einnehmen. Eine solche Konfere nur dazu dienen, zu lähmen 5 VOX EVG-Vertr- Aussicht bes irt man, könne opa-Politik ifizierung des zuzögern. Wenn Es nur auf di che Konferenz nicht müßten aber auf die W 1 1 teuropa das vergessen worden europäischen Ver Sie könnten nur! Sei. Bundeskanzler Adenauer traf in Begleitung seiner jüngsten Tochter und seines persönli- chen Referenten zu einem vier- bis fünf wöchi- gen Urlaub im Kurhaus Bühlerhöhe im Schwarzwald ein. Die Bundesregierung sprach ihren Dank für die„von so vielen Seiten und in so mannig- Wird Frankreich jetzt ratifizieren? Smith und Eden drängten Mendès- France— Pariser„Einigungsgespräch“ gescheitert Genf(UP). Die Delegationschefs der drei Westmächte trafen am Mittwoch nachmittag in der Villa des britischen Außenministers Eden zusammen, um„gemeinsame Probleme der europäischen Einheit und Verteidigung“ zu besprechen. Dabei stellte US- Staatssekretär Smith den französischen Ministerpräsidenten Mendeès-France vor die Frage, was er nun, da der indochinesische Waffenstillstand abge- schlossen sei, zur Verwirklichung des EVG- Vertrages zu Die Antwort auf diese Frage bis jetzt noch nicht bekannt geworden. erfuhr man, daß Eden Versicherte, land betrachte nach e vor die Verv ung der EVG als wesentliches Ziel seiner Politik. ch Informationen aus tun gedenke. ist ind die Paris „Einigungsverhandlungen“ für worter 5 Ge der EVG, die ance ver- anla 6 be les vollkommen itert. Vertei- Annster Koer 318 er und Han- Nationalve ei wird er v in der EVG „Zwar G 2 + Aber er 2 hin, das diese e nde n Wäre ber kom- 8„die 55 des Materials tung ade, die gleichen 0 und Ausbildungsmethoden. Aber der Gebrauch mehrerer Sprachen be- deute einen„gigantischen Turm von Bapel, Wenn jemand nicht Englisch, Französisch und Deutsch vollkommen beherrscht“. Im Fall eines Krieges würde es dazu kommen, daß das Oberkommando einer Armee zu einer „Versammlung von Dolmetschern“ würde. Die EVG würde außerdem bei ihrer Ver wirk- lichung„Antlitz und Seele“ der französischen Streitkräfte völlig verändern und durcheinan- der bringen. Koenig wiederholt ferner das Argument, daß die„Wiederaufrüstung Deutschlands eher eine Gefahr als eine Hilfe darstellen würde, denn sie könnte die Alliierten zu einer Offen- siv- Strategie verleiten, um den Krieg sofort in Gebiete östlich des Eisernen Vorhanges vorzutragen“. EV EV G. darauf 129 de 11 Diens Neues aus aller Welt Feierstunde im Auswärtigen Amt Ehrung hingerichteter Widerstandskämpfer B Ad Godesberg(UP). Das Auswärtige Amt, an seiner Spitze 1058 Bundeskanzler, ge. dachte in einer E in Bad Godes- 85985 der im Zusammer Bang mit dem Staats- Sichversuch vom 20. Juli 1944 hingerichte- 8 Angehörigen des einstigen Berliner Au- Bemministeriums, Adenauer hob in einer An- sprache den gewichtigen Anteil des ehemali- gen Auswärtigen Amtes am deutschen Wider- Stand gegen FHitler hervor. Er sprach die Hoffnung aus, daß dièeser Umstand die„unge- rechte Verdammnis hinwye agheben! möchte, die im Ausland und Inland noch hier und da über das Auswärtige Amt ausgesprochen Werde. Der Vorsitzende des Bundestagsausschus- ses für auswärtige Angelegenheiten, Euges Gerstenmaier(CDU), der selbst zu den füh- renden Mitgliedern der Widerstandsbewegung gehörte, hielt die Gedenkansprache in der Musikalisch umrahmten Feierstunde, an der 55 Lastkraftwagen rammte Straßenbahn Neun Schwerverletzte— Großer Sachschaden Stuttgart(ZSH). Am späten Mittwoch abend ereignete sich in der Heilbronner Straße in Stuttgart ein schwerer Verkehrsunfall. Ein Lastkraftwagen rammte beim Uberholen die nach Zuffenhausen verkehrende Straßenbahn. Dabei wurden neun Personen schwer Verletzt, davon verschiedene in Lebensgefahr schweben. 13 weitere Personen trugen leichtere Verlet- zungen davon. Der Lastkraftwagen wurde Völlig zertrümmert. Der Verkehr mußte für einige Stunden umgeleitet werden. Schwere Schäden auch im Elbgebiet Hannover(UP). Die Hochwassergefahr an der Elbe im niedersächsischen Gebiet kann als überwunden angesehen werden. Das Was- ser ist wieder im Fallen begriffen. Die durch das Hochwasser entstandenen Schäden werden auf mehrere Millionen DM geschätzt. Aus dem ERP- Sondervermögen sollen der vom Hoch- asser in Bayern betroffenen Wirtschaft zwei onen DM zur Verfügung gestellt werden. 50 Passauer Kinder trafen zu einem kosten- losen Ferienaufenthalt bei französischen Fa- milien in Straßburg ein. Bereits am Dienstag sind 700 deutsche Kinder, meist aus Flücht- Iingslagern in Schleswig- Holstein und aus Berlin, in Straßburg angekommen. Brückeneinsturz in einer Klamm Salzburg(UP). In der bekannten Liech- N bei St. Johann im Pomgau ist eine Brücke ei türzt und hat eine Anzahl Touristen mit sich in die Tiefe gerissen. 15 Personen mußten mit teilweise schweren Ver- letzungen in das Krankenhaus von St. Johann eingeliefert werden. Die Brücke war erst Kürzlich untersucht und in Ordnung befunden Worden. Fachleute nehmen daher an, daß die Pfeiler der Brücke bei dem Hochwasser blog gelegt wurden. In der Lammerklamm bei Salzburg ereignete sich ein ähnlicher Unfall, bei dem eine Touristin von der zusammen- Stürzenden Brücke mit in die Tiefe gerissen Wurde und einen Schädelbruch erlitt. agen fuhr in Arbeiterkolonne RGSTath/ Rhein-Berg. Kreis(UP). Zwei Arbeiter wurden getötet, ein Kraftfahrer schwer und ein weiterer leicht verletzt, als ein Lastkraftwagen auf der Autobahn Köln Frankf Kreis in eine Kolonne von Straßenarbeitern hineinfuhr und anschliegend einen an der Baustelle stehenden Lastwagen rammte. Nach Angaben der Polizei war an der Baustelle nur die Uberholungsfahrbahn für kehr freigegeben. Durch Kennzeichen und Be- Schilderung war die Baustelle deutlich sicht- bar gemacht worden. Der Fahrer des Un- Slückswagens erklärte vor der Polizei, er habe die Beschilderung der Gefahrenstelle übersehen. WICHTIGES IN KURZ E bat die jedoch immer Das Donau- Hochwasser erreichte j Jugoslawische Grenze. Man befürchtet keine großen Schäden. In Ungarn sind noch große Flächen überschwemmt. Kaiser Haile Selassie von Abessinien zum Ehrenbürger von Belgrad ernannt. Zwischen Holland und Indonesien könne es bis Samstag zu einer Einigung kommen, er- klärte der holländische Delegationsführer bei den Verhandlungen im Haag. Die„Hanseatische Woche“ in Malmö wurde Unter lebhaft er Anteilnahme in Gegenwart zahlreicher Vertreter der ehemaligen deut- schen Hansestädte eröffnet. Die sowzetischen Atomvorräte würden s0 lange vermehrt, als die USA nicht verspre- chen, derartige Waffen nicht zu benutzen. Dies erklärte der sowietische Verteidigungsminister Marschall Bulganin in Warschau. Pietro Nennt, der Führer der italienischen e weilte in London, um Kon- takt mit der Labour-Partei— vermutlich vor Allem mit dem linken Flügel— aufzunehmen. ch- asiatische Block bei den UN wurde N Nr RO MAN VON S A Copfrignt by Or. durch Mainzer Pabl Herzog, löbingen Illopress Smbhl., Mainz (17. Fortsetzung) „Toni ist gegen Gerüche sehr empfindlich. Torf riecht besser als Mimosen, nicht wahr, Toni?“ neckte Lester. Aber plötzlich verstumm- be er und wünschte, er hätte nichts von den Mimosen erwähnt, denn eine bittersüße Er- innerung an jenen Februarnachmittag sprang Ihn unversehens an, da Celia den gelben Blü- tenstaub auf seinen Teppich ausgeschüttelt hatte. Cella mit ihrer liebenswürdigen Grazie und ibrem kindlich unersättlichen Verlangen nach Bewunderung——. „Der Tee steht im Speisezimmer“, rig ihn Marias tiefe Stimme aus seinen Träumen. Sie Sing den andern voran in den länglichen nie- deren Nebenraum mit Eichenbalken an der Decke und tiefen, abgerundeten Fenstern. Lester und Pauline waren bald in eine leb- hafte Neckerei verwickelt, so daß Maria Zeit hatte, Tonis blasses, schmales Gesicht, das ihre innere Qual deutlich widerspiegelte, eingehen- der zu betrachten. Es ist ein gefährliches Unter- kangen von Lester gewesen, dieses übersensible Kind in sein Haus zu nehmen“, dachte Maria. Er wird noch lernen müssen, daß man einen Menschen nicht wie eine stromernde Katze aufgreifen kann; ein gedankenlos begangener Akt der Barmherzigkeit kann oft weitgreifen- de Folgen haben.“ Pauline türmte Toni einen Haufen Zucker- bretzeln auf den Teller.„Hier, 1651 Sie schmek- ken wunderbar!“ Aber Toni konnte nichts essen., Sie saß mit Lerschlossener Miene da und hörte stumm der Unterhaltung zu. Lester fragte, wie es Gerald ing. Gerald war offenbar Paulines Bruder und zur Zeit schon das dritte Jahr in einem Inter- 1 sierte sich mehr für Bücher als für Sport. „Beim Tennisspielen habe ich ihn immer ge- schlagen, obwohl ich jünger als er und ein Mädchen bin“, brüstete sich Pauline. So formte sich mosaikartig, Steinchen für Steinchen, in Tonis Vorstellung ein Bild von Zwölfulmen, und ihre Sehnsucht nach dem ver- trauten Leben in der Großstadt wuchs immer mehr. Sie verstand die scherzhaften Anspie- lungen nicht, die sich auf Vorfälle in der Fa- milie bezogen, und die ländliche Einsamkeit bedrückte sie. Unvermittelt stand Lester auf und sagte, er müsse zurück. Es war inzwischen dunkel ge- worden, und die starkknochige, plumpe Magd hatte bereits die Petroleumlampe gebracht. Toni sah verwundert auf den primitiven Be- leuchtungskörper. Selbst in den elendesten Stadtwohnungen hatten sie überall n Licht gehabt. Pauline wollte mit zur Haustür, um Lester bei seiner Abfahrt zuzuwinken, wurde aber von ihrer Mutter zurückgehalten.„Laß Toni mit Lester die letzten paar Minuten allein“, lächelte sie. Aber es war kein schöner Abschied. Lester hatte es eilig, nach Hause zu kommen, und der Himmel war dicht mit Wolken verhangen, die Regen verhiegßen. Ein wenig fröstelnd in dem kühlen Frühlings- abend, stand Toni in der rasch zunehmenden Dunkelheit. Aus der Ferne, auf dem Ramm des Hügels, blinkten kleine Lichtpünktchen, die erleuchteten Fenster des Dorfes. Hinter dem Hause stieg, ein wenig drohend, der hohe, dichte Wald empor. Lester drehte sich um und streckte ihr die Hand entgegen.„Also, lebe wohl, Klein-Toni. Sei brav und werde gesund und kräftig.“ Seine Stimme klang nervös, er hatte Angst vor einer neuen Szene. Aber Toni nahm ruhig seine Hand und sagte ernst:„Nein, nicht lebe wohl! Auf Wiederse- hen! Wenn du alt bist, komme ich zu dir zu- rück und pflege dich.“ Er lachte kurz und fuhr ihr zerstreut durch hier zu kalt für dich. Du mußt deiner Wegen vorsichtig sein. Vergiß das nicht Dann gab er ihr noch einen freundlichen Klaps, stieg in seinen Wagen und setzte den Motor in Gang. Wie ein kleiner, dünner Geist stand Toni auf der Schwelle des Hauses und sah den Schlußlichtern nach, wie sie sich den Zufahrtsweg entlang durch das Tor drehten. Dann jagten sie den Hügel hinauf, wurden kleiner und kleiner. Oben auf dem Ramm flammte plötzlich ein greller Strahl auf, als Lester die Scheinwerfer andrehte, dann war nichts mehr zu sehen, nur noch die blinkenden Lichter des Dorfes. Lunge 0 3. In dieser Nacht ging Toni in die Wälder, wie Pauline es später auszudrücken pflegte; die Wälder, die ihr so feindlich schienen und ein- mal ihre Freunde werden sollten. In der Zeit zwischen Lesters Abreise und dem Nachtessen zeigte Maria Toni ihr Zim- mer, wo sie fortan schlafen sollte; dann über- ließ sie die beiden Mädchen in dem mollig Warmen Wohnzimmer sich selbst. Pauline in ihrer nüchternen Unbekümmertheit um die Stimmungen ihrer Mitmenschen— es sei denn, man drängte sie ihr auf— war zweifellos am geeignetsten, Toni die ersten Stunden über- brücken zu helfen. Aber selbst Paulines Bemühungen waren umsonst. Toni interessierte sich weder für Mec- canobaukästen noch für Gesellschaftsspiele. Reklamebilder von Filmstars erweckten vor- übergehend ein laues Interesse, aber dann fiel sie wieder in ihre stumpfe Gleichgültigkeit zurück. Als das Nachtessen vorbei war, sagte Maria: „Wir gehen hier mit den Hühnern schlafen, Toni. Geh' mit Pauline hinauf und ziehe dich Alis. Ich komme dann noch einmal, um dir Gute Nacht zu sagen.“ Pauline protestierte aus purer Gewohnheit, aber Toni War froh, endlich allein zu sein. Sie Sing hinter Pauline die schmale, gewundene Der ts einer Mieterhöhung von 20 Prozent facher Form vom Ausland geleistete Hilfe“ auch die N der Opfer— unter migte sich darauf, die Tunesjen- und n uns ins Auge gefaßte tarifliche Aus- für die Opfer der Hochwasserkatastrophe in inen die Witwe des hingerichteten Botschaf- ORR rage erneut auf die Tagesordnung der bewegung durchzuführen.“ Bayern aus. ters Ulrich von Hassell— teinahmen. IYN-Vollversammlung zu setzen. 3——— De— nat. Er machte gute Fortschritte und interes- das Haar.„Ich muß fort. Geh hinein. Es ist Holztreppe hinauf, der flackernde Schein ihrer Kerzen Warf wunderliche Schatten an die Wand. Zwei Messingkerzenständer standen auf ihrem Toilettentisch, ein dritter neben ih- rem Bett. Sie zündete alle drei an, sah sich in dem fremden Raum um und schauerte zusam- men. Es war ein reizendes Zimmer mit weiß ge- strichenen Wänden und lustigen, bunten Chintz- Vorhängen an den Fenstern. Die Möbel waren auch hier etwas altmodisch, aber, wie alles bei Maria, tadellos gepflegt und spiegelblank. Aber Toni hätte alles mit Freuden gegen die scha- bigste Schlafgelegenheit in der Stadt einge- tauscht— doch nein, etwas anspruchsvoller War sie geworden, nachdem sie Lesters modern eing gerichtetes Gastzimmer kennengelernt hatte Ii aller Ruhe faßte Toni den Entschluß, zu fliehen. Es war ganz einfach. Wenn alle im Bett waren, würde sie sich aus dem Haus schlei- chen und den Berg hinauf zur nächsten Bahn- station im Dorf gehen, Von dem Pfund, das Bussy ihr gegeben hatte, konnte sie das Billett bezahlen, vom Viktoriabahnhof ein Taxi zum Britannia-Platz nehmen; wenn sie einmal dort War, würde Lester sicher klein beigeben und sie wieder bei sich aufnehmen. Im Augenblick schlug ihre Stimmung um. Natürlich mußte sie sich zunächst ausziehen, um im Bett zu sein, wenn Maria kam, ihr Gute Nacht zu sagen, aber das machte nichts. Bis sie sich wieder angekleidet hatte, würde im Hause alles ruhig sein. Als Maria hereinkam, fiel ihr auf den ersten Blick der veränderte Ausdruck des Mädchens auf. Eine Toni, die wußte, daß sie in einer Stunde unterwegs zu Lester sein würde, konnte es sich leisten, entgegenkommend zu sein. Sie schenkte Maria ihr seltenes, gewinnendes La- cheln und dankte ihr in herzlichen Worten für die Aufnahme. Maria setzte sich neben Tonis Bett, und als sie das Kind betrachtete, stieg ein warmes Ge- fühl für Toni in ihr auf. Das Lächeln hatte sie gewonnen. Fortsetzung folgt) * urt bei Rösrath im Rhein- Bergischen den Ver- Ma- ä— ach- ist zahl 15 Ver- ann erst den die 08. bei kall, Eli ssen 12 Wei hrer Al n— men tern der Nach telle Ver- Be- cht- Un- er telle Sie ist nicht mehr für jedermann Weih- rauch des Lebens, verkappte Trösterin un- ruhvoller Gedanken, Behagen am Feierabend. Der Mann des techmischen Zeitalters mit Mo- torengeräusch und Hupen der Autos, Schril- len der Telephone hat sich dem liebenswür- digen Flirt mit der Zigarette enge Und doch ist die Pfeife der große Nervenberuhi- ger, der sowohl konzentriert wie entspannt. Einstmals war die Erde der erste große Pfeifenkopf. Indianer legten glimmendes Ta- bakskraut in eine Erdhöhlung, bohrten zu ihr kleine, unterirdische Wege und tranken den aufsteigenden Nikotinmebel. Bei ihnen wurde danm das Rauchen zu einer symbolischen Handlung, die kupferne Friedenspfeife ging bel ihnen von Mund zu Mund, bekräftigte Verträge, wurde zu Ehren hoher Gäste in feierlichem Erheben von den Sitzen geraucht. Bis auf unsere Großväterzeit hat sich die Liebe zur Pfeife erhalten. Welch friedvoller Anblick war es in der Kinderzeit, Großvater mit der langen Pfeife im Ses sitze sehen oder am feierlichen Sonmtagnachmittag auf der weißen Bank am Blumengärtchen. Und wer denkt nicht zurück an die kalten, nebligen Tage im Felde, da die Pfeife Trost und Kameradin wurde, wenn endlose Stun- den des Wachbleibens kein Ende nehmen wollten. Geliebte Pfeife, dein edles Holzgewand ist heute in eine kleine Kiste verbannt und wenn auch Zigarre und Zigarette ihren Siegeszug Aligetreten haben, edler Pfeifenrauch über- trifft sie, denm gerade aus der echten Bindung von Amerikas und Asiens Tabak mit der fei- nen Holeinwirkung ergibt sich die echte Feinheit und wohltuende Entspannung. Ul. Wiflt'ge Steuerfragen für den Landwirt. Immer wieder kann man feſtſtellen, daß unter den Landwirten, die eine Beſcheinigung über das ſteuerl ne befitz auch die gelegentliche Benutzung dieſer Zugmaſchine für Privatfahrten eine Benub⸗ zung iſt, die die Steuerfreiheit für den Zeit⸗ raum der privaten Benutzung aufhebt. Da die Mindeſtſteuer eine Monatsſteuer iſt, kann alſo befreite Halten einer Zugmaſcht⸗ en. Unklarheiten darüber beſtehen, daß 1 5 auch eine einmalige Benutzung für private Zwecke für den Landwirt ſchon einen weſent⸗ lichen Nachteil zur Folge haben. Ein ſüddeut⸗ ſches Finanzgericht hat in einer Entſcheidung feſtgeſtellt, daß ſchon eine einmalige Benutzung einer landwirtſchaftlichen Zugmaſchine für eine Privatfahrt, in dieſem Falle für die Fahrt zu einer Beerdigung, eine ſteuerſchädliche private Nutzung darſtellt mit der Folge, daß durch dieſe private Benutzung eine Mindeſtſteuer für einen Monat ausgelöſt wurde. Eine ſolche ein⸗ malige Privatfahrt kann daher für den Land⸗ wirt ſehr teuer werden. Es mag ſich jeder da⸗ rüber Gedanken machen, bevor er ſeine Zug⸗ ſchine für eine private Fahrt benutzt, ob ſich in dieſem Falle wirklich der Einſatz lohnt. Wenn der Landwirt Pech hat und er wird da⸗ bei gefaßt, ſo kann er damit bewirken daß die Steuerfreiheit ſeiner Zugmaſchine praktiſch aufgehoben wird, auch wenn er nur einmal monatlich privat fährt, weil er für jedes Mal prirater Nutzung die Mindeſtſteuer von einem Monat bezahlen muß. 3. Haussammlung für die Kriegsopfer Der Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegs- Hinterbliebenen und Sozialrentner Deutsch- lands, Landesverband Baden, veranstaltet Vom 29. Juli bis 4. August in Südbaden eine Haussammlung, deren Erlös für die Erholungs- einrichtungen und die Erholungsfürsorge des Verbandes verwendet wird. Der Landesver- band Baden des VdK zählt zur Zeit 50 000 Mitglieder. Sieben-Pfennig-Postwertzeickhen Das Bundespostministerium teilte mit, daß am 28. Juli der Wert sieben Pfennig der Post- Wertzeichen- Dauer Serie„Bundespräsident Heuss“ eingeführt wird. Er wird im Buchdruck 21,48 mal 25,5 mm hergestellt und in einem blaugrünen Farbton gedruckt. Prämien der Klassenlotterie In der 5. Prämienziehung der 15. Süddeut- schen Klassenlotterie wurden unter anderem Sezogen: Eine Prämie zu 25 C0 PM auf das Los Nr. 205 478 und zwei Prämien zu je 5000 DM auf die Nr. 51 388 und 102 654.(Ohne Ge- Währ). Wettervorhersage Freitag und Samstag teils heiter, teils wol- Kig, trocken, Mittagstemperaturen meist über 20 Grad. Schwache bis mäßige Winde aus West bis Südwest. Ein falsches„Fräulein Doktor“ Mannheim(ZSEH). Eine 52jährige ehe- malige Lehrerin legte sich, um bei ihren zu kön- Mr tat- anderen Betrügereien„vornehmer“ auftreten nen, einen Doktortitel zu. Es gelang sächlich, in einem Falle 1300 DM, in Fällen bei Teilzahlungsgeschäften weitere Beträge zu ergaunern. Das Geld gab sie gleich darauf in einem Spielkasino aus. Es liegen auch aus Wiesbaden und Stuttgart Haftbefehle gegen das falsche„Fräulein Dok- tor“ vor. Durch die Offnung einer Veranda gestürzt Mannheim(Z SH). Ein 71jähriger Mann erlitt auf seiner Veranda einen Schwäche und stürzte durch eine seitliche Off- in den Hof des Hauses. Er fiel so un- Stelle verstarb. Stra Benbahn cht lief erqueren Ale jähriger lief in die Mannheim T Fußg Fahr- gens. bald Einsturz am Mannheimer Schloß Mannheim(ZS). „Mannheimer Schlosses stürzte ein 35 langes und 10 Meter hohes Ausb Sserungs- st ein und begrub zwei Bauarbeiter un- en Massen. Beide wurden sehr s Verletzt. Einer dieser Bauarbeiter starb Spä- ter auf dem Weg in ein Krankenhaus. des Meter Im Innenhof Metallarbeiter wollen weiter streiken Mannheim(sw). Von den 150 Arbeitern einer Mannheimer Fabrik für Präzisionswerk⸗ zeuge, die seit mehr als 14 Tagen streiken, haben sich in einer geheimen Abstimmung 142 für die Fortsetzung des Streiks ausgespro- chen. Amerikaner entlassen 400 Angestellte Mannheim(ZSEH). Wegen einer kürzlich Vop genommenen Zusammenlegung verschie- dener Dienststellen hat das Nachschubdepot der amerikanischen Feldzeugmeisterei in Mannheim ungefähr 400 deutschen Angestellten gekündigt. Die Regierung von Baden-Würt⸗ temberg will durch Verhandlungen versuchen, dals die Amerikaner die Entlassungen nur nach und nach vornehmen werden. Mehr Schweine— weniger Schafe 52 Nach den ſoeben vom Statiſtiſchen Bundes⸗ amt bekanntgegebenen vorläufigen Ergeb der Viehzählung waren Anfang Juni dieſes Jahres im Bundesgebiet 11,73 Millioneni Schweine vorhanden. Das find etwa 300 000 Schweine mehr als bei der letzten Märzzäh⸗ lung. Der Mehrbeſtand im Vergleich zum Vorjahr(2,5 0%) erklärt ſich aus einer wei⸗ teren Aufſtockung der Schweinehaltung. An Ferkeln find 3,1 Millionen gezählt worden, das ſind 7,1 0 mehr, an Läufern 5,7 Millio⸗ nen oder 1,6% mehr als vor Jahresfrif Die für das Bundesgebiet charakteriſtiſche cklung iſt in allen Bundesländern faſt einheitlich erkennbar, auch in Baden⸗Württbg. Für die Beurtefilung der Marktverhältniſſe auf längere Sicht iſt die Zahl der trächtigen Sauen maßgebend. Sie liegt im Bundesgebiet um 17 9% und in Baden⸗Wülttemberg ſogar um 23 9% höher als im März dieſes Jahres. Die Zunahme der Sauenzulaſſungen iſt etwa doppelt ſo groß wie man erwarten durfte. Auf dem Schlachtſchweinemarkt wird dies unter Umſtänden dazu führen, daß ein ver⸗ mehrtes Angebot an Schlacht⸗ und Maſt⸗ ſchweinen in einem Zeitpunkt erfolgt, wo die Märkte nicht mehr ausreichend aufnahme⸗ fähig ſind. In Baden⸗Württemberg wurden Ende Juni 1,66 Millionen Rinder gezählt, das ſind 1,8% weniger als vor Jahresfrist. Allein die höheren Beſtände an Kälbern( 3,9 0%) und Kalbinnen( 17,9 0%) laſſen erkennen, daß die Verminderung der Rinderhaltung, die vor Jahresfriſt zu beobachten war zum Abſchluß gekommen iſt. Offenbar wird der Abbau nunmehr durch eine Wiederaufſtockung abgelöſt. Als eine Folge der weiteren Me⸗ chaniſierung der landwirtſchaftlichen Betriebe wurde der Beſtand an Arbeitskühen zugunſten der reinen Milchkühe eingeſchränkt. Die Zahl der Schafe iſt in Baden⸗Württemberg gegen⸗ über Juni 1952 um 14,7% zurückgegangen, ein Zeichen dafür, daß die Einschränkung der Schafzucht in unferem Lande bedauerlicher⸗ weiſe noch nicht beendet iſt, was beſonders deutlich aus der ſtarken Abnahme der Zahl der Mutterſchafe(— 30 0%) hervorgeht. Augen auf im Straßenverkehr Südweſtd. Nundſchau 1—— Baden- Württemberg hat ein Finanzausgleichsgesetz Nach lebhafter Debatte mit 78 gegen 15 Stim- men bei 6 Enthaltungen angenommen Stuttgart(ZsH). Der Landtag hat mit 78 gegen 15 Stimmen bei 6 Enthaltungen das Gesetz über den Finanzausgleich zwischen Land und Gemeinden sowie Gemeindever- bänden verabschiedet. Der Verabschiedung dieses Gesetzes, des ersten Vereinheitlichungs- gesetzes von grundsätzlicher Bedeutung in Baden- Württemberg, waren monatelange, immer wieder verzögerte Beratungen und zum Teil erbitterte Auseinandersetzungen vorausgegangen. Während der Beratungen war immer wie- der darauf hingewiesen worden, daß die Vor- lage in vielen Bund Vorbildlich angesehen werde. Das gelte insbesondere für die sogenannte„verbundene Steuer wirtschaft“ zwischen Land und Gemeinden. Das Land sichert damit den Gemeinden einen festen Prozentsatz an seinen Einnahmen, andern als nämlich 20 Prozent aus dem nach Abzug des Bundes- anteils verbleibenden Aufkommen aus der Einkommen- und Förperschaftssteuer zu. Beim gegenwärtigen Stand handelt es sich dabei um einen Betrag von etwa 213 Millio- men DM. Davon gehen 60 Prozent nach einem Sehr komplizierten Verteilumgsverfahren als Schlüsselzuweisung an die Gemeinden, 12,5 Prozent an die Landkreise, die sich damit we- Sentlich verbessern, 12,5 Prozent an den kom- munalen Notstock zur Unterstützung des Wiederaufbaus kriegszerstörter Gemeinden umd 15 Prozent an den Ausgleichsstock für leistungsschwache Gemeinden und Land- Kreise. Das Gesetz bringt für die nordwürttember- Sischen Gemeinden eine Verschlechterung der Gesamtausgleichsmasse um etwa 7,3 Millio- nem DM. Nach der zunächst vom Verwal- tungsausschuß vorgelegten Fassung hatte die Verschlechterung, die namentlich Südwürt- temberg und Nordbaden zugute kommt, so- gar 16,6 Millionen DM betragen. Sie wurde durch eine auf vier Jahre berechnete Uber- gamngserleichterung gemildert. Der größte Teil der ungewöhnlich zahlrei- chen und in allen Beratungen unter Hinweis Zuf die gründlichen Vorarbeiten des Verwal- tungsausschusses fast durchweg mit großer Mehrheit abgelehnten Anderungsanträge ging Aber nicht auf nord württembergische, sondern auf südbadische Abgeordnete zurück. Südba- den hatte bisher keinen Finanzausgleich. Man arbeitete dort mit einem Rücküberweisungs- system und verzichtete unter anderem auf Beiträge der Gemeinden zu den persönlichen Schulkosten. Die Auswirkung der neuen Re- gelung auf Südbaden ist deshalb noch nicht Ab zusehen. Namentlich befürchten die„schul- freudigen“ Gemeinden des Landesteils, durch die Lehrerstellenbeiträge in finanzielle Schwie- rigkeiten zu kommen. Um hier Härten zu Vermeiden, wurde außer Nord württemberg auch Südbaden in die für die nächsten vier Jahre geltende Ubergangserleichterung ein- bezogen. Eine wesentliche Erschwerung der Gesetz- beratungen ergab sich bei der zweiten Le- Sung, als mehrere Abgeordnete, namentlich der südbadische FDP/DVWP- Abgeordnete Ge- org Menges, eine Fülle von Anderungsanträ- gen vorlegten, die im Falle einer Annahme eine zusätzliche Belastung des Landes um 220 Millionen, also um mehr als die vorgesehene Gesamtausgleichsmasse, bedeutet hätte, Die Beratung wurde deshalb zunächst ausgesetzt, um in interfraktionellen Besprechungen eine Vereinbarung zu treffen, ohne die das Gesetz möglicherweise gescheitert Wäre. Lebhaft erörtert wurde in der dritten Le- sung ein Antrag, das Gesetz nicht, wie vorge- schen, rückwirkend zum 1. April 1954, son- dern erst im kommenden Rechnungsjahr in Kraft zu setzen. Der Antrag, der im Lauf der letzten Monate immer wieder erörtert worden War, wurde mit einer überraschend starken Mehrheit abgelehint. Nach der Verabschiedung des Gesetzes dankte Präsident Dr. Karl Neinhaus Allen, die zum Zustandekommen dieses komplizierten Gesetzeswerks beigetragen haben. Tabakanbau durch Viruskrankheit bedroht Karlsruhe(ZSH). Die nasse, wechsel- hafte Witterung hat in den Tabakpflanzungen verschiedene Krankheiten begünstigt, die die gesamte Ernte gefährden. Am verbreitetsten ist die Wildfeuer- Krankheit, die in allen Wachstumsstadien des Tabaks auftritt. Be- sonders gefährlich ist ferner die Kräusel- oder Mosaik- Krankheit, Uberträger sind im letzteren Falle Blattläuse. Auch durch Be- rühren bei den Pflegearbeiten können Uber- tragungen vorkommen. Von den tierischen Schädlingen zeigt sich vor allem die Erd- raupe als sehr gefräßig. Gründlichste Be- kämpfung dieser Krankheiten und Schädlinge in dem nord- und südbadischen Tabakfeldern ist dringend notwendig geworden. Wiedergutmachungspolitik unverändert Stellungnahme zum Fall Küster Stuttgart(IW). Die ehemaligen öffent- lichen Anwälte für die Wiedergutmachung im Lande Baden- Württemberg haben den Mini- Ster präsidenten Dr. Müller in einer Erklärung aufgefordert, die„verhängnisvolle und völlig rückgä Erklärung der Wiedergutmachungsanwälte Als ein Pionier des Wiedergutmachungsrechts bezeichnet, der im ganzen Bundesgebiet An- erkennung gefunden habe. Die Wiedergutma- chungsanwälte sähen es als ihre selbstver- ständliche Pflicht an, alle Verfolgten und Ge- schädigten des 3. Reiches vor diesem be- drohlichen Angriff auf ihre Rechte zu war- nen“. Justizminister Dr. Haußmann betonte in einer Rundfunkansprache, daß durch das Ausscheiden Rechtsanwalts Dr. Küster keine Anderung der Wiedergutmachungspolitik in Baden- Württemberg verbunden seim werde. Die Regierung wolle an der bisherigen be- Währten Wiedergutmachungspraxis im Lande nüchts ändern. Verspäteter Erntebeginn Auswinterungs-Schäden machen sich bemerkbar Stuttgart(W). Mit dem Schnitt der Wintergerste hat in diesen Tagen in den tiefen und wärmeren Lagen des Landes Ba- den- Württemberg die Getreideernte einge- Setzt. Im vorigen Jahr war zu dieser Zeit die Wintergerste bereits vollständig geschnütten. Nach einer Mitteilung des Bauernverbandes Württemberg-Baden muß man damit rechnen, daß sich die Getreideernte im allgemeinen infolge der anhaltend kühlen und nassen Witterung um 8 bis 14 Page verschiebt. Der Bauernverband bezeichnet die zu er- Wartenden Hektarbeträge als befriedigend. In manchen Bezirken jedoch wirken sich die uswinterungsschäden nachteilig auf die Er- 5 So daß aller Voraussicht nach die Marketleistungen des vorigen Jahres nicht überall erreicht werden. Besonders im öst- lichen Teil Württembergs und auch in Nord- baden waren die Auswinterungsschäden über- durchschnittlich hoch. Bei den Erntearbeiten ist der Mangel an land wirtschaftlichen Ar- beitskräften in diesem Jahr noch fühlbarer Als im vergangenen Jahr. Glück im Unglück Königsbach, Kreis Pforzheim(ZS). otorradfahrer verwickelte sich in voller 1 in einen Leitungsdraht und wurde Zu Boden geschleudert. Wie eine Schlinge drehte sich der Draht um seinen Hals, so daß der Mann sofort bewußtlos war. Zeugen des Un- Fs konnten den Mann aus seiner Lage be- zen und somit retten. Ausbrecher in Freiburg gefaßt Freiburg(sw). Im Freiburger Obdach- dsenheim griffen Beamte der Kriminalpoli- zei den gefährlichen Ein- und Ausbrecher Hans Armin auf, der 10 Tage zuvor aus dem Gamberger Untersuchungsgefängnis ausge- drochen war. Armin saß in Bamberg wegen dund 30 schwerer Einbrüche in Haft. Der 28 Jahre alte Elektromechaniker, der aus K- gaigsberg stammt, wollte zur Fremdenlegion. Er fuhr zu diesem Zweck von Bamberg aus nach Tübingen und von dort über Donau- eschingen nach Freiburg. Nachdem er ver- schiedentlich bei Annahmestellen der Frem- denlegion abgewiesen worden war, war ihm Offenbar die Lust vergangen, sich anwerben N. Nußbaum, Kreis Pforzheim. In Nugbaum stürzte ein 43 Jahre alter Landwirt beim FKirschenpflücken aus 10 Meter Höhe ab und 208 sich tödliche Verletzungen zu.(ZS) Fremdenverkehr am Bodensee zieht an Uperlingen(sw). Die Bodenseeorte naben in den letzten Tagen zum ersten Mal in dieser Saison eine starke Nachfrage nach Fremdenzimmern zu verzeichnen. Auch die büros berichten von einem lebhaften rom. Damit scheinen die Optimisten rechit zu behalten, die für dieses Jahr doch noch eime günstige Entwicklung des Fremdenver- Kehrs vorhersagten. „Pfarrhaus- Spezialist“ am Werk Auggen, Krs. Müllheim(Isw). In Ober- baden sind wieder„Pfarrhaus- Spezialisten“ Am Werk. Inmerhalb der letzten Woche haben Sie zwei Einbrüche verübt. In Auggen stiegen Sie nachts durch das Küchenfenster, das sie zuvor lautlos zertrümmerten, in das evange- lische Pfarrhaus ein und stahlen einen klei- nen Geldbetrag sowie mehrere Scheckhefte. Ebenso nahmen sie den Reisepaß des Pfarrers und den seimer Frau mit. Die Diebe gingen 80 lautlos vor, daß das schlafende Pfarrers- Ehe- Paar von dem nächtlichen Besuch nichts merkte, obwohl die Einbrecher fast alle Schränke und Schubladen durchwühlten. Ei- nige Tage zuvor war auf ähnliche Weise in das Pfarrhaus von Gottenheim eingebrochen worden. Die Polizei nimmt an, daß es sich in beiden Fällen um die gleichen Täter handelt. FF Interessiert es Sie? Was darf es sein, Boogie: W'oogie oder Beethovens Da wendet sich der Gast mit Grausen und flüstert:„weder noch“. Lieber weniger universell lieber eine Sache beherrschen und die dafür richtig: Ganz speziell für zarte Gewebe wurde Fewa geschaffen. Es will gar kein„Universalgenie“ sein, aber in puncto Pflege von Wolle, Seide, Nylon, Perlon leistet es wirklich vollkommene ein echter Spezialist. msSperia! is ten: Ich halte es mit fe wa Arbeit- schnell, preiswert und zuverlässig wie San ſſeſ Durehdricben im handibarmen Fetus. Bad bringt den bochabtiven Fetua. Schaum an die zarteſten Fasern: Es reinigt, frischt die Farben deutlich auf und gibt der Faler neue Lebensfülle. Etat der Landwirtschaftsverwaltung gebilligt Große Anfrage über Bodenreform— Ansied- lung von Heimatvertriebenen Stuttgart sh. Der Landtag Baden- Württembergs hat den Einzelplan der Land- wirtschaftsverwaltung im Rahmen der 2. Le- sung des Haushaltsplanes 1954/55 in der vom Finanzausschuß vorgeschlagenen Form nahezu unverändert angenommen. Die zu verschiedenen Punkten gestellten Anderungsanträge wurden mit einer Aus- nahme verworfen oder als Material an die Ausschüsse verwiesen. Abgelehnt wurden vor allem solche Vorschläge, die finanzielle Mehr- leistungen vorsahen. Zugestimmt wurde da- gegen auf Antrag des Finanzausschusses dem ersten Ergänzungsplan zum Etat des Land- Wirtschaftsministeriums, der eine Verringe- rung des Zuschußbedarfs von 30,9 auf 24, 7 Millionen bringt. Bei der Beratung des Landwirtschaftsetats Wurden vor allem die Probleme der Flurbe- reimigung, der Bekämpfung der Rindertuber- Kulose, der Siedlung und des landwirtschaft- nchen Schul- und Beratungswesens einge- hend diskutiert. Die Arbeit des Landwirt- schaftsmimisters und seiner Mitarbeiter wurde von dem Sprechern der Fraktionen überwiegend amerkannt. Landwirtschaftsminister Eugen Leibfried teilte mit, daß sein Mimisterium künftig mehr als bisher die voraussichtlichen Wirtschaftlichen Auswirkungen neuer Metho- dem oder Verfahren auf die Betriebe prüfen müsse, um finanzielle Fehlschläge zu ver- meiden. In der Flurbereinigung werde ange- strebt, den freiwilligen Tausch durch Erlaß der Grundbuchgebühren und der Grunder- werbssteuer zu erleichtern. Der Minister ap- Pellierte an den Gemeinschaftsgeist der Land- Wirte, ohne den das große Vorhaben der Flurbereinigung nacht verwirklicht werden könme. Vor schon stark gelichteten Abgeordneten- reihen beantwortete Landwirtschaftsminister Eugen Leibfried am Nachmittag drei groge Anfragen des BHE und der CDU über die Ansiedlung von heimatvertriebenen Bauern auf Staatsdomänenland und die Durchführung der Bodenreform. Der Minister hatte bereits Während der Etatberatung eine ausführliche Ubersicht über diese Probleme vorgelegt, de- ren Zahlen und Argumente er in seiner Ant- wort teilweise übernahm. Ohne Aussprache billigte das Haus zwei An- träge des Landwirtschafts- und Ernährungs- ausschusses. Nach dem ersten soll die Regie- rulig land wirtschaftlich nicht ausreichend ge- nutzte Flächen in Nord- und Südbaden mög- Uichst rasch für Siedlungszwecke in Anspruch nehmen und außerdem einen Gesetzentwurf vorlegen, der vorsieht, daß schlecht bewirt- schaftetes Allmendland einer besseren Nut- zung zugeführt wird. Im zweiten Antrag wird die Regierung aufgefordert, dem Landtag das Ergebnis ihrer Erhebungen über den Umfang der diesjährigen Unwetterschäden in Baden- Württemberg unverzüglich zur Kenntnis zu bringen. Möglichkeiten der Siedlung Landwirtschaftsminister Leibfried stellte in einem ausführlichen Uberblick über die bis- herigen Ergebnisse der Bodenreform fest, daß in Baden- Württemberg auf einer Gesamt- fläche von 4513 Hektar 6289 Neusiedlerstellen errichtet worden sind. Davon entfielen 4391 Stellen, also 69,9 Prozent, auf Heimatvertrie- bene und Flüchtlinge. Dazu komme noch die Eingliederung von 2724 Vertriebenen- und Flüchtlingsfamilien auf 15 903 Hektar gepach- teten oder erworbenen Landes. Die Gesamtkosten aller Siedlungsmaßnah- men einschließlich der Eigenleistungen bezif- fert der Bericht mit 212,8 Millionen DM. 70 Prozent der Gesamtsumme seien für Ver- triebene und Flüchtlinge verwendet worden. Bei der künftigen Planung der Bodenreform und Siedlung muß von der Struktur des Lan- des und seiner Ubervölkerung ausgegangen Werden. Baden- Württemberg sei das Land der kleinbäuerlichen Betriebe. Daraus ergebe sich, daß eine Siedlungstätigkeit nur begrenzt möglich sei. Nach dem Siedlungsprogramm Jes Landwirtschaftsministeriums für die näch- sten Jahre sollen jährlich 2000 Hektar Land besiedelt werden. Abschließend heißt es in dem Bericht, es Werde eine besonders wichtige Aufgabe des Landwirtschaftsministeriums sein, eingeses- sene und Flüchtlingslandwirte zur Bewälti- gung der großen Aufgaben einzusetzen, die dem deutschen Bauerntum gestellt seien. Kronjuwelenräuber vor seinen Richtern Als„guter Preuße“ ließ Paul Falk die preußi- sche Königskrone von 1889 unberührt Hechingen(Isw). In Hechingen begann der Prozeß gegen den Räuber der hohenzol- lerischen Kronjuwelen, den 48 Jahre alten Paul Falk alias Delmonte, und seine beiden mitangeklagten Hehler, den Polen Alexan- der Gourewitz und den Ukrainer Basil vi- nitzky. Schon eine halbe Stunde vor Beginn der Verhandlung war der große Saal des He- chinger Schwurgerichts mit Zuhörern über- füllt. In den ersten Reihen der Bänke saßen auch Angehörige des Hauses Hohenzollern und der Vermögensverwaltung, unter ihnen Graf Hardenberg. Die Saaltüren mußten poli- zeilich geschlossen werden. Die zahlreich er- schienenen Vertreter von Presse, Funk, Wo- chenschau waren in Ermangelung einer Presse- tribüne ebenfalls direkt im Gerichtssaal un- tergebracht. Fünf Minuten lang blitzten Fotoapparate und surrten Wochenschaukameras, als Falk und seine Komplicen um neun Uhr unter star- ker Polizeiaufsicht in den Saal geführt wur- den. Falk, in tadellosem Anzug und sichtlich bemüht, den Gentleman zu spielen, unter- schied sich merklich von seinen Mitangeklag- ten, die einen wesentlich gedrückteren Ein- druck machten. Gourewitz hielt ständig seinen Hut vors Gesicht, Vinitzky trug eine schwarze Brille. Der Hergang des Raubes Nach monatelangen Vorbereitungen hatte Falk in der Nacht zum 31. Juli 1953 auf zusam- mengebundenen Leitern, die er schon lange Zeit vorher einem Bauern gestohlen hatte, die Hohenzollernburg erstiegen, die Eisengitter der Schatzkammer mit einem Bolzenschneider geöffnet und war eingestiegen. In der Schatz- kammer zertrümmerte er die Glasvitrinen und raubte die wertvollsten Ausstellungsgegen- stände, die zum sogenannten Hausschatz der Hohenzollern gehören. Schmuck, Ordensbän- der, Edelsteine, hohe Auszeichnungen mit Bril- lanten, Rubinen und Smaragden, goldenes Ta- felgeschirr, ein Marschallstab und sechs Taba- tieren Friedrichs des Großen waren seine Beute, die er zunächst im Zollerwald vergrub und erst später nach Frankfurt brachte. Hier zerbrach er die Kunstgegenstände, stemmte die Edelsteine heraus und schmolz das Gold in Barren um. In dem Verfahren unter dem Vorsitz von Landgerichtsrat Dr. Eugen Salenbauch— die Anklage vertritt Oberstaatsanwalt Dr. Karl Adolf Keppner— wird Falk, der rund 20 Jahre in Gefängnissen und Zuchthäusern verbrachte, alle erdenklichen Argumente zu seiner Entla- stung vorbringen, weil es für ihn um die Frage der Sicherungsverwahrung geht. Sein stärk- stes ist der Hinweis, daß er als„guter Preuhße“ — er stammt aus Gorrin in Pommern— es nicht übers Herz gebracht habe, die preußi- sche Königskrone aus dem Jahre 1889, die zum Greifen nahe lag, mitzunehmen und einzu- schmelzen. Falk hat sich übrigens auch wegen seines Einbruchs im Jagdschloß Kräberg bei Beerfelden im Odenwald zu verantworten, bei dem er die Schloßgherrin und ihre Tochter be- drohte und Schmuck im Werte von 30 000 DM Stahl. Als Hehler angeklagt Mit ihm stehen, der Hehlerei angeklagt, der 43 Jahre alte in der Ukraine geborene Basil Vinitzky und der 56 Jahre alte polnische Staatsangehörige Alexander Gourewitz vor Gericht. Sie haben von Falk das eingeschmol- zene Gold aus dem Zollerraub für 12 000 DM gekauft. Sie behaupten, nicht gewußt zu haben, woher diese vier Kilogramm Gold in Wirk- lichkeit gekommen seien. Wo sich das Gold jetzt befindet, konnte bisher nicht festgestellt Werden. Gourewitz behauptet, er habe es Vi- nitzky zurückgegeben, weil er befürchtet habe, es könne Gold sein, das seinen jüdischen Rassegenossen im Hitlerkrieg abgenommen Worden sei-. Falk-Delmonte spielt den Gentleman vor Gericht Uberkfüllter Gerichtssaal— Mitglieder des Hauses Hohenzollern als Zuhörer Der Vorsitzende des Gerichts erklärte, das Interesse der Of fentlichkeit für diesen Pro- zeſß sei geradezu„beängstigend groß“. Das Ge- richt wolle diesem Umstand gerecht werden, soweit dies den Prozeß nicht störe. Falk hat Antrag auf einen Pflichtverteidiger gestellt, der vom Gericht auch benannt worden ist. Die Strafsache Gourewitz wurde abgetrennt Oberstaatsanwalt Dr. Keppner ging bei der Verlesung der Anklageschrift noch einmal auf die Einzelheiten des Hohenzollerndiebstahls ein und erwähnte vor allem auch den in der Zusatzanklage enthaltenen Raubüberfall auf Schloß Kreberg im Odenwald. Dieser Fall dürfte für Falk strafrechtlich schwerer ins Gewicht fallen, da Falk und sein damaliger Komplice Nußbaumer sich eines Gewaltver- brechens schuldig machten. Viel wird davon abhängen, ob die als Zeugin geladene Schlog- besitzerin, Gräfin Luise zu Ehrbach-Fürstenau, Falk weiterhin in Schutz nimmt, wie sie das in der Voruntersuchung getan hat. Sie hatte immer wieder das„charmante und aristokra- tische Benehmen“ Falks erwähnt, Nußbaumer dagegen als den brutalen Menschen geschil- dert, der sie mighandelt und bedroht habe. Nach Bekanntgabe des Eröffnumgsbeschlus- Ses durch das Gericht hörte sich Falk mit weltmärmischer Ruhe und Gelassenheit die Ausführungen des Vorsitzenden zu seiner Person an. Er versäumte keine Gelegenheit, Seine Anständigkeit, die er bei sämtlichen Einbrüchen habe walten lassen, hervorzuhe- ben. Obwohl er ziemlich intelligent gewesen Sei, meinte er, habe ihm die Schule keinen rechten Spaß gemacht. Als man ibn in eine Fürsorgeanstalt gesteckt hatte, habe er sich gerrau überlegt, wie er da wieder am besten Herauskäme.„Wenn ich einfach davongelau- en wäre, so hättem sie mich doch weder ge- kriegt“, berichtete Falk über seine erste Be- gegnung mit einer Strafanstalt. Damals hatte sich der Vierzebhmjährige andere Kleider be- Sorgt, sie nachts im Bett angezogen und sich dann unter amderem Namen aus dem Staub gemacht. Hier, wie bei allen seinen Strafta- ten, bewies er eim erstaunliches Gedächtnis und wußte auch immer zu sagen, zu welchem Zeitpunkt er welchen Namen getragen hatte. Seine Vorliebe für Schloßeinbrüche erklärt Falk damit, daß er aus Pommern stamme. Dort, im Lande der„Herrenmenschen“, die ihren Untergebenen oft so übel mitgespielt hätten, habe er sich gesagt, daß man sich, solle es einem gut gehen, eben bei diesen „Herrenmenschen“ schadlos halten müsse. Auf die Frage, warum er den Diebstahl der Bet- telei vorgezogen habe, meinte er stolz, dag er nücht den Charakter eines Bettlers habe. Im übrigen stand Falk für alle ihm vorge- worfenen Straftaten gerade. Man rechnet mit einer mehrtägigen Dauer des Prozesses, zu dem ein Sachverständiger und mehrere Zeugen, darunter auch Falks Braut aus Frankfurt, geladen sind. „Volksbefragung ein einziger Bluff“ Oberstaatsanwalt beantragt hohe Gefängnis- strafen im Hochverratsprozeß Karlsruhe(ZS). Am 17. Verhand- Iungstag im Prozeß vor dem Bundesgerichts hof in Karlsruhe gegen drei führende Funk- tionäre der Kommumistischen Partei hat Oberstaatsanwalt Dr. Walter Wagner am Dormerstag für die Hauptangeklagten Oskar Neumann und Karl Bickel je fünf Jahre, für Emil Bechtle drei Jahre Gefängnis wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unter- nehmens und Staatsgefährdung beantragt. Der Oberstaatsanwalt betonte in seinem Plädoyer, die Angeklagten hätten bei ihrer Tätügkeit für die sogenannte„Volksbefragung gegen die Remilitarisjerung Deutschlands“ dedglich Ziele ihrer Partei verfolgt. Nach Aussagen von aus der Sowietzone geflohenen SED- Funktionären hätten die Angeklagten vom Politbüro der SED Anweisung erhalten, auch im Hauptausschuß für die Volksbefra- gung auf das kommunistische Endziel hinzu- arbeiten, nämlich den gewaltsamen Sturz der Bundesregierung und die Ubertragung der Verhältnisse in der Sowietzone auf die Bundesrepublik. Die Volksbefragung in West- deutschland sei„ein einziger Bluff und eines der größten potemkinschen Dörfer“ gewesen, de es jemals gegeben habe. Die angeblich gesammelten neun Millionen Unterschriften seien schon am 6. September 1953 bei den Bundestagswahlen auf ein kümmerliches Drittel zusammengeschmolzen. Persönlichkei- ten wie General Hentschel und Kapitänleut- mant a. D. von Mücke seien„hohle Gestalten“, die den Kommunisten nur als„Aushänge schilder“ gedient hätten. Das jetzt in Ost- berlin durchgeführte Parallel-Verfahren zu dem Karlsruher Prozeß werde nicht dazu bei- tragen, den befleckten Ruf der Sowjetzonen- Justiz zu verbessern, Am Montag werden die Verteidiger plädieren. Das glückliche Lächeln Wer besitzt es noch, das ungezwungene La- cheln, das seine Mitmenschen ansteckt und oft bezaubernd wirken kann?— Es sind nur wenige, die sagen können, daß sie dieses La- cheln noch besitzen. Die meisten haben es ver- lernt. Ihnen sinè des Tages Sorgen und La- sten zu groß geworden. Der Druck auf dem Gemüt läßt keinen Raum mehr übrig für ein stilles, freundliches Lächeln. Wieviel Wunder hat aber schon ein solches Lächeln bewirkt? Wieviel mehr Vertrauen findet ein Beamter im Verkehr mit seinen Mitmenschen, wenn er freundlich lächelnd sei- nen Rat erteilt; wieviel mehr Sympathie ge- winnt ein Vorgesetzter, werm er lächelnd sei- nen Mitarbeitern gegenübertritt; wieviel mehr Erfolg hat ein Mann, wenn er bei schwierigen Verhandlungen verbindlich lächelnd seiner Partnern gegenübertritt. Das freundliche La- cheln braucht nicht in einem befreienden La- chen ausarten, es muß nicht spontan kommen und ihm muß nicht unbedingt eine heitere Angelegenheit vorangehen. Es soll nur ein kleiner Sonnenstrahl sein, der über das An- gesicht huscht und damit eine verbindende Brücke schlägt zum Mitmenschen. Mit dem glücklichen Lächeln, mit einem freundlichen Schmunzeln um die Mundwinke! wird oft die kalte Sphäre einer Unterhaltung einer Verhandlung oder einer kritischen Si- tuation durchbrochen und menschlicher ge- staltet. Versuchen wir es auch einmal, weng wür die frostige Kälte einer alzu sachlichen Unterredung oder Aussprache überwinden und angenehmer gestalten wollen!— WWockmägigo Junghennen-Fütterung Wenn die Aufzucht von Küken bis zum Alter von 8 oder 9 Wochen dank sorgfältiger Pflege und richtiger Fütterung mit einem Marken- zuchtfutter, wie deuka-Aufzuchtmehl und Kü kengrütze oder mit deuka-Granulat, gut ver- laufen ist, ist in der Regel die Gefahr für größere Verluste vorbei. Wie oft wird aber in dem sogenannten„Junghennenalter“— das ist die Zeit vom 3. bis zum 5. Lebensmonat ein- Schlieglich— so manches bis dahin prächtig entwickelte Tier noch durch Unkenntnis oder Unachtsamkeit zum spätreifen Kümmerlingl Junghennen müssen in diesen Monaten in Ruhe heranreifen. Dazu gehört zunachst ein richtiges Ubergangsfutter(wie deuka- Jung- hennenmehh), das in seiner Zusammensetzung dauf das richtige„Ausreifen“ der Tiere abge- stimmt ist. Da der Ubergang von der Küken- fütterung zur Junghennenfütterung zeitlich mit= der Entwöhnung von künstlicher Wärme zu sammenfällt und somit in zweierlei Hinsicht besondere Anforderungen an den Organismus der jungen Tiere gestellt werden, muß der Fütterungsübergang durch langsam zu stei- gernde Beimischung von Junghennenfutter zum Kükenfutter allmählich erfolgen. Ganz falsch ist es, 9 Wochen alte Junghennen schon auf das Futter für Legehühner umzustellen Eine zu frühe Reife bei mangelhafter Körper- entwicklung ist dann die Folge, und solche Tiere sind den späteren Leistungsanforderun- gen nicht gewachsen. Ebenso falsch ist das vorzeitige Zusammen- bringen von Jungtieren mit älteren Hühnern. Infolge Abbeißens durch die Alttiere nehmen die Junghennen dann oft so wenig Futter auf, daß sie sich nicht normal entwickeln können und zu spät legereif werden. Junghennen brauchen eigene, möglichst große Weiden und geräumige, luftige Schlafhütten. Man halte sie am besten bis zur Legereife von alten Hühnern getrennt. Um Krankheitsüber- tragungen zu vermeiden, sollen die Ausläufe vorher nicht von älteren Häbnern belaufen sein. Frühbrut-Junghennen sind frühreif. Um ein- vorzeitiges Legen, welches oft zur störende Zwischenmauser in den Herbstmonaten führ! 5 zu vermeiden, gibt men ihnen morgens und“ abends zusätzlich zum deuka-Junghennenmeh! reichliche Körnergaben. Spätbruten dagegen brauchen mehr Eiweiß. Um sie rechtzeitig ans Legen zu bringen, begrenzt man die Körner- menge und gibt diese nur abends, damit die Tiere tagsüber mehr Eiweißstoffe mit dem Junghennenmehl aufnehmen, welches ständig zur Verfügung stehen soll. 5 Je mehr Sorgfalt den Junqhennen in ihrer Vorbereitungszeit gewi t Wird, um 80 Kräf⸗ tiger Wird ihr Wachstum sem und um so höher der spätere Eierertrag. Vor allen Dir ist hi eines 2 1 ür die Verfütterung ers, wie es da⸗ llt, wicht 0 ruhe, nervösen Herz. 3 Nonnen. Zu haben in Apotheken und Drogerien. Denken sie auch an Aktiv-Puder zur Pflege der gesunden und kranken Haut! Ein Hausmittel so vielseitig, so Wirksam und so beliebt wie kaum ein anderes— das KlosTERFRAU AMELIssENSEIs r: Weh, Schwindelgefühl und Schwäche, bei Un- und Magenbeschwer⸗ den hat er sich seit Generationen bewährt! Und in unserer unruhigen Zeit hilft er meh: Menschen denn je zuvor! Erproben auch Sie hn einmal! Nur echt in blauer packung mit ist der Sonderungebol! 5 Kleiderschränke 120 em breit mit Wäsche- fach echt Birnbaum, Stück nur DM 148.— MoBEL-MelsFl.— E, 2 11 echte bei Kopf- Sportverein 1907/ Mannheim Seckenheim Dem Brautpaar herzliche Glück- und Segenswünsche. Otto Brecht u. Hilde Raufelder unserer lieben Turnerin, zul ihrer heutigen Vermählung Der Vereinsrat ae Geflügelzüchter verein NMhm.-Seckenheim Montag, 26. Juli 1984, 20.00 Uhr 5 e RRU Mitglieder- Versammlung im Vereinsheim. Pünktliches und vollzähliges Erscheinen wird erwartet. 11 J 1 0 N neee 55 5 üer i de:. [Palast-Theater Seckenbeim Freitag bis Montag: Ein Großfülm um Theo Mackebens schönste Melodien Bei dir war es immer so schön Ein Leben für die Musik und für die Freude, im Rahmen hinreißender Revuebilder! Die in der Wochenschau: Freitag und Samstag 22 Uhr Spätvorstellung: Johnny Weißmüller in seinem neuesten Großfilm Schrei aus dem Dschungel Kämpfe von Mensch u. Tier im tropischen Dschungel. Uberschwemmungskatastrophe in Bayern und Osterreich! Insel- Lichtspiele Jlvesheim Dienstag u. Mittwoch: Ein dramatisches Erlebnis, zwischen Lust und Leid einer großen Liebe. Sühne ohne Sünde Jugendverbot! Ein neuer„Tarzan“ Abenteuerfilm: leute Freitag, 20.15 Uhr, Samstag, 22.30 Uhr] Samstag bis Montag(Nur 8 Tage) Tarzan u. das Sklavenmädchen Eine Frau von Heute Wo. 20.15 Uhr, Sonntag 15.30 Uhr, 18.30 Uhr, 20.30 Uhr Luise Ullrieh und Curd qürgens in dem modernen Film: Beachten Sie bitte die Anſangszeiten! Gut erhaltener Wellensittich Küchenherd 1 103 Miel Aegean können Sie zu verkaufen. Zu erfragen im Verlag ds. Bl. Inserieren bringt ewianl telefonisch aufgeben Ruf 47216