5 Erscheint: montags, mittwochs, freitags und samstags. Frei Haus 1.90, im Verlag abgeholt 1.70, durch die Post 1.70 zuzgl. 36 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenheim und Umgebung Anzeigenpreise: die 6-gespaltene Milli- meterzeile 1 Abbestellungen können nur bis 25. den Monatsersten angenommen werden 5 Pfg.— Ereisliste Nr. 1) auf Nr. 118 Mittwoch, den 28. Juli 1934 6.754. Jahrgang Westen nahm die Sowjietnote kühl auf Bonn wird konsultiert— Lebhafte diplo- matische Tätigkeit in Washington Bonn(E. B.) Die Hochkommission hat am Montag durch ihre Sprecher erklären lassen, Haß die Bundesregierung— wie üblich— vor Antwort auf die letzte einer westalliierten Sowjetnote konsultiert werde. Bonn soll auch über die Seplan ten Dreier-Besprechungen der Westmächte über diese Antwort unterrichtet werden. 0 Die Bundesregierung, von der die Note ge- genwärtig geprüft wird, hat bisher noch nicht Offiziell Stellung genommen, auch ist dem Bundeskanzler nur der von der amt- lichen sowie etischen Nachrichtenagentur ver- breitete Text zugänglich gemacht worden Der Deutschland- Union-Dienst der CDU/ CSU vertritt die Ansicht, das sowjetische 8185 gehren laufe eindeutig Auf Sime Neutralisi rung Deutschlands hinaus, über dessen Ge fahren im deutschen Volk und unter seinen politischen Repräsentanten Einmütigkeit herr Sche. Die Tendenz der Note sei, die westlichen Alliierten zu entzweien. Die Liste der Kreml- Vorschläge enthalte kein Moment, das nicht schon auf der Berliner Konferenz zur Spra- che gekommen Von einer Wüedervereini- gung Deutschlands über freie Wahlen sei in der neuen Note überhaupt nicht die Rede. Moskau denke 8 Segenwärtig noch nicht an eine 5 igung in Freiheit, die mn seinen Augen keineswegs vordringlich sei. Demg 8 forderte der sozialdemokra- bische Pressedienst in einem Kommentar zur Sowjetnote: verhandeln, nicht ausweichen Eine andere Antwort würde der Demokratie schweren Schaden Zukkisen⸗„Der Westen muß, wenn er nicht Kredit und Glaubwürdigkeit seiner oft feierlichen Zusagen verlieren will, konstruktive Gegenvorschläge entwickeln. Er muß überzeugend bekunden, daß auch ihm die Wiederherstellung der deutschen Einheit in Freiheit ein wichtigeres Anliegen als der Ersatz von USA-Truppen durch 12 deutsche EVG- Divisionen ist.“ ES Wäre töricht und mücht zu verantworten, werm die angesproche- nen Westmächte der Diskussion ausweichen und in ihrer Deutschlandpolitik weiter auf Vorstellungen beharren würden, deren poli- tische und psychologische Voraussetzungen Jängst nicht mehr gegeben seien. US- Außenminister Dulles empfing in kur- zen Abständen den britischen Botschafter Sir Roger Makins und den sowetischen Bot- schafter Georgi Sarubin. Sir Roger hatte an- schließend noch eine Unterredung mit Staats- Sekretär Bedell Smith. Nach Mitteilung zu- verlässiger Kreise haben Dulles und Bot- schafter Makins beschlossen, Vertreter beider 8 Regi erungen sofort mit der Ausarbeitung mer Antwort auf die neueste sowjetische Note zu beauftragen. An der Ausarbeitung des Entwurfes für die Note sollen auch Ver- treter der französischen Botschaft teilneh- men. Der Besuch Sarubins bei Dulles kam Völlig überraschend. Es wird vermutet, daß die sowjetische Note im Mittelpunkt ihrer Gespräche gestanden hat. Der französische Botschafter Henri Bonnet stattete Dulles kei- men Besuch ab, weil die französisch- ameri- Raruschen Gespräche über die sowjetische Note in Paris zwischen Mimister präsident Mendes-France und dem amerikanischen Bot- schafter Douglas Dillon geführt werden. Aus unterrichteten amerikanischen Kreisen wurde dazu mitgeteilt, offenbar herrsche zwi- schen Washington, London und Paris völlige Ubereinstimmung darüber, daß der sowie tische Vorschlag in der vorliegenden Form gänzlich un annehmbar sei. Großbritannien Vor allem lege aber Wert darauf, den Ein- druck zu vermeiden, als sei die Tür zu Europaverhandlungen mit den Sowjets für alle Zukunft zugeschlagen. Vom Pressesekretär des US-Außenmini- steriums wurde bekanntgegeben, die neue so- Wjetische Note sei bei der Unterredung Saru- pins mit Dulles nur„am Rande erwähnt“ worden. Sarubin habe sich in erster Linie er- kumdigt,„ob die USA die Absicht hätten, auf der Moskauer Landwirtschaftsmesse am I. August auszustellen“. Westen läßt sich zur Antwort Zeit PAT IS(UP). In französischen Regierungs- kreisen wurde erklärt, dag die Antwortnote der Westmächte auf die letzten sowjetischen Vorschläge für die Einberufung einer Europa- Konferenz bald in Paris oder London ausge- Arbeitet werde. Es sei anzunehmen, daß die Ausarbeitung dieses Mal in London erfolgen Werde, da die letzte gemeinsame Note an den Kreml in Paris verfaßt wurde. Voraussichtlich werde die Antwort ablehnend sein, ohne die Möglichkeit Weiterer Verhandlungen auszu- schließen. Die Antwort soll auch mit dem NATO-Rat besprochen werden, dem alle 14 Mitgliedsstaaten des Nordatlantikpaktes an- gehören. Auf Grund dieser umfangreichen Konsultationen werde die Antwort der West- mächte wahrscheinlich einige Zeit auf sich Warten lassen. Als Termin werden etwa zwei Wochen genannt. In zuständigen amerikani- schen Kreisen wurde betont, man habe ohne hin keine große Eile. Auch Churchill ließ am Dienstag im Unterhaus durchblicken, dag man sich mit der Beantwortung der Note Zeit las- Sen 8 Der Verfassungsschutz wird überprüft Erste Stellungnahme Adenauers— Noch keine diplomatischen Schritte Bonn(E. B.) Bundeskanzler Adenauer hat am Dienstag zum ersten Mal persönlich zum Fall John Stellung genommen und eine „sorgfältige Nachprüfung“ der im Verfas- sungsschutz der Bundesrepublik arbeitenden Personen angekündigt. Adenauer hat dem Bundesinnen ministerium Von seinem Urlaubsort auf der Bühlerhöhe im Schwarzwald aus mitgeteilt, daß er die Frage John mit großem Ernst und mit Sorge Verfolgt habe.„Die Bundesregierung ist sich darin einig“, so heißt es in der Erklärung des Zundeskanzlers,„daß die vor mehreren Jah- ren unter den damaligen politischen Verhält- nüssen geschaffenen Organisationen in or- gamisatorischer und politischer Hinsicht einer sorgfältigen Nachprüfung unterzogen werden müssen. Sie ist bereits im Gange“. Bundesinne enminister Schröder Dienstag in einer Sondersitzung des Bundes- tagsausschusses kür den Schutz der Verfas- sung erneut 1 1 55 alle bisher ermittelten Tatsachen im Falle John sprächen dafür, dag der ehemalige westdeutsche Abwehrchef mit List hinter den Eisernen Vorhang gelockt Worden sei. Die sozialdemokratischen Mit- lieder des Ausschusses haben angekündigt, daß sie die Vorlage des gesamten Akten- materials des Bundesamtes für Verfassungs- schutz beantragen werden. Diese Einsicht- nahme durch den Ausschuß soll schon heute in Köln vorgenommen werden. Für Mittwoch sind die Länderinnenminister zu einer Be- sprechung über den Fall John nach Bonn ge- beten worden. In zuständigen Kreisen der Bundesregierung wurde am Dienstag erst- malig auch der Verdacht geäußert, dasz John nicht nur„überlistet“, sondern auch er preßt Worden sein könnte. Gleichzeitig wurde von alliierter Seite mit- geteilt, daß die Bundesregierung bisher bei hat am der Hochkommission noch keine diplomati- schen Schritte der Westmächte wegen des ver- schwundenen Abwehrchefs beantragt habe. Sprecher der Alliierten erklärten, dag auch die Westmächte von sich aus in der Angele- genheit John noch keine formellen Schritte bei den Sowjets unternommen, insbesondere Aber noch keine Noten deswegen an die so- Wietische Hochkommission gesandt hätten. Antrag auf„Rücksendung“ In alliierten Kreisen wurde in diesem Zu- sammenhang darauf hingewiesen, daß ein Westalliierter Auslieferungsantrag an die So- Wjets im Fall John nicht möglich sei, da kein Auslieferungsvertrag bestéhe. Es sei aber möglich, daß der Westen— auf Antrag der Bundesregierung und„wenn die Umstände es gerechtfertigt erscheinen lassen“— an die Sowjets die Bitte richtet, John wieder nach dem Westen zurückzusenden.„Zu gegebener Zeit“ könnte man an einen solchen Schritt denken, doch seien bisher keine Vorbereitun- gen dafür in die Wege geleitet worden. Die Dienstbezüge für den verschwundenen Abwehrchef werden wahrscheinlich bis Ende dieses Monats vorerst an seine Frau weiter ausbezahlt, wie in Bonn bekannt wurde. Vom 1. August an werde er wahrscheinlich in den einstweiligen Ruhestand versetzt, bis endgül- tige Klarheit über seinen Fall besteht. Die Be- züge können nach dem Beamtenrecht erst dann voll gestrichen werden, wenn er rechts- kräftig verurteilt worden ist. Der Vorsitzende der FDP, Thomas Dehler, hat in der Pressekorrespondenz seiner Partei zum Fall John bemerkt:„Das Deuteln um die Gründe und Umstände, die John zu den So- Wjets geführt haben, ist müßig. Selbst wenn die Analyse des Bundesinnenministers— halb 208 es ihn, halb sank er hin— richtig wäre, bleibt die nicht nur aus dem Fall John zu folgernde Tatsache des Zusammenbruchs un- Seres Verf N iutzes. Hier ist nicht nur eine Refor! n an Haupt und Gliedern not- Wendig. ES hilft nur die gesetzgeberische, or- Sanisatorische und personelle Neuordnung unseres Verfassungsschutzes vom Grunde auf.“ 2 „Revolver-Harry“ schaltet sich ein Der bekannte schwedische Kriminalist Harry Södermann, der unter dem Namen„Revolver- Harry“ an der Aufklärung zahlreicher großer Kriminalfälle mitwirkte, hat sich jetzt privat in die Affäre John eingeschaltet. In Bonner Regierungskreisen legt man Wert auf die Fest- Stellung, daß der schwedische Kriminalist nicht im Auftrage Bonns handele. Sõödermann, der bis vor kurzem in den USA Weilte, war in den Jahren 1951/52 kriminalisti- scher Berater des damaligen Bundésministers Robert Lehr beim Aufbau der Bundeskrimi- nalpolizei. Er hat während des Krieges den. heutigen Chef des Sowietzonen- Sicherheits- dienstes, Kurt Wollweber, verhaftet, als die- ser als kommunistischer Agent in Schweden. arbeitete. Södermann hat damals einen Auslie- ferungsantrag des„Dritten Reiches“ abgelehnt und Wollweber in die Sowjetunion abgescho- ben. Angeblich will Södermann mit Wollweber wegen John, den der Schwede aus seiner Amtstätigkeit als Berater in Bonn kennt, per- sönlich Fühlung nehmen. Ein angeblicher Kassiber Johns Doch nicht freiwillig im Osten?— Nachricht an Johns Frau Bonn(UP). Im Bonner Bundeshaus kur- siert das bisher noch unbestätigte Gerücht, der im Osten verschwundene ehemalige Ab- Wehrchef habe seiner Frau schriftlich zu er- kennen gegeben, daß er sich nicht freiwillig hinter dem Eisernen Vorhang aufhalte. John soll arigeblich seiner in Bergisch-Gladbach bei Köln lebenden Ehefrau einen Kassiber zugesandt haben, aus dem diese auch von der Bundesregierung vertretene Version ersicht- ich sei. Die Behauptungen besagen, daß es John gelungen sein soll, aus dem Ostsektor Ber- Iims einen kleinen Zettel ohne Absender her- auszuschmuggeln. Auf diesem habe er in kur- zen und etwas wirren Stichworten mitgeteilt, daß sich seine Frau keine Sorge machen solle und daß sich alles aufklären werde. Der Zet- tel deute ferner an, daß John sich nicht frei- willig im Osten aufhalte. Außer diesem Kas- Siber soll Frau John noch einen Brief mit dem Absender Ostberlin erhalten haben, in dem sich zahlreiche kommunistische Rede- wendungen finden, die den Schluß zuließen, daß dieses Schreiben„unter Aufsicht“ ver- falt wurde. Eine amtliche Bestätigung dieser Behaup- tungen— die aus westlichen Abwehrkreisen stammen soll— war bis jetzt nicht möglich. Sämtliche führenden deutschen Abwehr- und Sicherheitsbeamten sowie Bundesinnenmini- ster Schröder hielten sich am späten Dienstag abend in einer schon sieben Stunden dauern- den Sondersitzung des Bundestagsausschusses zum Schutz der Verfassung im Bundeshaus n Im Oktober Wehrbeitrag- Verhandlung BOnn(UP). Das Bundesverfassungsgericht hat den Antragstellern der Klage wegen der Verfassungsmäßigkeit eines deutschen Wehr- beitrages mitgeteilt, daß die mündliche Ver- handlung wahrscheinlich Mitte Oktober vor dem Ersten Senat des Gerichts stattfinden werde. Die Klage der 147 Abgeordneten der SPD und der Föderalistischen Union aus dem ersten Bundestag ist seit fast drei Jahren beim Bundesverfassungsgericht anhängig. Die dazu angefertigten Gutachten und Schriftsätze der Kläger und der Bundesregierung sind inzwi- schen zu fast meterhohen Stößen„„ Dr. Maier kritisierte Dr. Adenauer Ein Brief an den Bundesinnenminister Dr. Schröder Stuttgart dsw). Der FDP- Bundestags- Abgeordnete und frühere Ministerpräsident Dr. Maier hat in einem Brief an Bundesinnenmini- ster Dr. Gerhard Schröder die Erklärung kri- tisiert, die der Bundeskanzler am 8. Juli vor dem Bundestag über die Verwendung von Agentenmeldungen des Bundesverfassungs- schutzamtes abgegeben hatte. Gleichzeitig for- dert Dr. Maier ein Dienstaufsichtsverfahren gegen Mitarbeiter des Verfassungsschutzes. Zu der Erklärung Dr. Adenauers vor dem Bundestag schreibt Dr. Maier:„Für den Ken- ner des Sachverhalts befanden sich hierunter wenige Sätze, welche nicht entweder unvoll ständig oder ungenau oder— leider, leider objektiv unrichtig sind.“ So habe der Bundes- Kanzler erklärt, die ihn, Dr. Maier, betreffen- den Meldungen des Verfassungsschutzamtes seien durch den Bundesinnenminister vorge- legt worden. Tatsächlich seien beide Meldun- gen unmittelbar Staatssekretär Dr. Glubke vom Bundeskanzleramt übermittelt worden. Es sei aber ein Unterschied, ob der Bundes- Kanzler einem vom Bundesinnenminister vor- geprüften und genehmigten Bericht verwendet habe oder nur ungeprüfte Agentenberichte des Verfassungsschutzamtes. Zweimal 24 Stunden nach der Erklärung des Bundeskanzlers sei das „Von mehr oder weniger verantwortlichen Ele- menten des Bundesverfassungsschutzamtes und dessen Zuträgern dreist errichtete Lügen- gebäude“ zusammengebrochen. Die Herren des Bundeskanzleramtes hätten aber diesen Falschmeldungen so sehr vertraut, daß sie so- gar dem Bundespräsidenten als Beleg für eine gefährdete Staatssicherheit vorgelegt worden Seien. Dr. Maier spricht abschließend die Erwar- tung aus, daß der Bundesinnenminister ein Dienstaufsichtsver fahren ex officio gegen die- jenigen einleite,„welche solche Falschmeldun- gen sammelten, ver werteten, unter Umgehung des Bundesinnen ministeriums weitergaben und von ihnen durch Ubermittlung an die Offent- lichkeit oder an Stellen des Staates und der Regierung Gebrauch gemacht haben“. Dr. Reinhold Maier, der an einer Blinddarm- entzündung erkrankt war, hat ferner mitge- teilt, daß er das Krankenhaus wieder verlas- sen habe, an der Sitzung des Bundes aus- schusses zum Schutze der Verfassung Abi 8 8 8 Feen könne. 1 Der Etat des Innenministerlums vor dem Landtag Innenminister Ulrich kündi andes- verwaltungsgesetz zum zt an Stuttgart(ZS). Der baden-württem⸗ bergische Landtag begann in Abwesenheit des Finanzministers Dr. Karl Frank, der we- gen eines Augenleidens eine Tübinger Kli- nik aufsuchen mußte, mit der Beratung des 55 Einzelplans des Staatshaushalts, des Etats der Innenverwa tung. Der Einzel- blau schließt mit einem Zuschußbedarf von 358,7 Millionen DM gegenüber 364,6 Millio- nen DM im Vorjahr. In der allgemeinen Debatte wurde dem Innenministerium von den Sprechern aller Fraktionen bestätigt, seinen Etat sorgfältig und übersichtlich aufgestellt und das richtige Maß zwischen Notwendigem und Möglichem gefunden zu haben. Im Vordergrund der Dis- Kussion stand die Forderung nach einer bal digen Verwaltungsneugliederung. Die in die- sem Zusammenhang schon im Vorjahr er- örterte Frage der Regierungspräsidien wurde von allen Fraktionen sehr vorsichtig behan- delt. Der FDP/DVP- Abgeordnete Hermann Saam, der als einziger für die Abschaffung der Regierungspräsidien eintrat, betonte aus- drücklich, dag er damit seine eigene Ansicht und nicht die seiner Fraktion vertrete. Der CDU-Abgeordnete Diez warnte davor, beim Neuaufbau der Verwaltung regionale Eigenheiten zu beseitigen und allzu über- stürzt unerprobte Neuerungen einzuführen. Scharf kritisierte er einen Erlaß des Inmen- ministeriums über die Vereinheitlichung der Polizei, der für Südbaden eine grundsätzliche Neugliederung bringe und damit dem in der Verfassung vorgesehenen Polizeigesetz vor- greife. R Den absoluten Vorrang vor allen anderen Maßnahmen forderte der SPD-Abgeordnete Renner für das Landesverwaltungsgesetz, das also so rasch wie möglich in Angriff genom- men werden soll. Die Streichung der ur- sppünglich beantragten zusätzlichen Stellen für die Regierungspräsidien durch den Fi- nanzausschuß wurde von Renner ebenso be- grüßt wie von den Sprechern der FDP und des BHE. Renner forderte außerdem die Un- terstellung des Verfassungsschutzamtes unter die Generalstaatsanwaltschaft. Dadurch könne jedem Migbrauch vorgebeugt und verhindert werden, daß ein Beschuldigter ohne Gelegen- heit zur Stellungnahme hinter dem„Stachel- draht des Mißgtrauens“ verschwinde. Der FDP/DVP- Abgeordnete Saam forderte einen echten Aufgabenabbau, obne den ein Verwaltungsabbau nicht möglich sei. Die Neu- Sl ederung der Verwaltung sei nach der An- sicht der FDP schon deshalb vordringlich, Weil sonst die bei der Schaffung des Süd- Weststaates gegebene Chance, ein vorbild liches und modernes Staatswesen aufzubauen, zumehmend schwinde. In einer längeren Rede gab Innenminister Ulrich Aufschluß über die Pläne und Ab- Sichten seiner Verwaltung, nachdem er zuvor für die„gute Note“ gedankt hatte, die ihm der Landtag ausgestellt habe. Er teilte mit, daß das Innenministerium im Herbst dem Landtag die Entwürfe des Landesverwal- tungsgesetzes, der Gemeindeordnung, der Kreisordnung, des Landtagswahlgesetzes, des Poligeigesetzes und des Gesetzes über die Verwaltungsgerichtsbarkeit zuleiten wolle. Die Vorlage über das Landesverwaltungsgesetz Werde den Aufbau, die räumliche Gliederung umd die Zuständigkeiten der Landesverwal- tung festlegen, jedoch keine Bestimmungen über die Kreisgrenzen enthalten, da das Ge- setz sonst zu umfangreich werde und zu sehr in den lokalen Bereich hineingehe. Mit die- Ser Ankündigung forderte Ulrich jedoch den Widerspruch mehrerer Abgeordneter heraus. Die Frage der Freiseinteilung, betonte der Minister, werde im interministeriellen Aus- schuß geprüft werden. Ulrich betonte, daß eine Vermehrung der bestehenden Regie- rungspräsidien nicht geplant sei. Zu der in letzter Zeit in der Offentlichkeit lautgewordenen Kritik am Verfassungsschutz erklärte der Innenmimister, daß ihm bisher keine begründeten Vorwürfe über die Arbeit des Stuttgarter Verfassungsschutzamtes zuge- gangen seien. Das Amt sei auch im„Fall Dr. Reinhold Maier“ nicht beteiligt gewesen. Ob- wohl er das Recht des Staates bejahe, sich Segen umstürzlerische Elemente zu schützen, sei doch zu betonen, daß die Verfassungs- schutzämter keine Gestapo sein oder werden dürfen. Kontroverse um das Veterindrwesen Zu einer Kontroverse zwischen Innen- und Landwirtschaftsminister führte schließlich die Frage, welchem von beiden Ministerien das 8 Veterinärwesen unterstellt werden soll. Ein sehr ausführlich diskutierter Antrag von Ab geordneten mehrerer Fraktionen sah Vor, die bisher zum Innenministerium gehörende Vete rinärabteilung dem Landwirtschaftsmini rium zu unterstellen. Der Innenminister tonte dazu, die vornehmste Aufgabe des Am ltierarztes, nämlich den Menschen vor Kung durch Hire“ 2¹ 1 könne 1 ministerium. schaftlichen Wh 2 der dad 115 b 8 1 1 4 Detektiv in der Abwehrzentrale Jeg tschei- Wahl Platz des Bonns neuer Geheimdienstchef Har Selten ist in Bonn eine personelle Er dung so kurzfristig gefallen Wie bei de des Mannes, der bis auf weiteres d Dr. Otto Johns im Präsidentenzir Verfassu chutzamtes einnehmen Grund für diesen Blitzbeschluß i lich: Der politische Abwehrapparat der Bun- desrepublik soll— und muß— 8 jetzt, in der durch den Verrat Johns heraufh renen Situation, voll funktior g bleiben, darf also des leitenden Kopf entbeh- ren. Daß dabei an den Schi g Könner von der fachlichen Qualifikation des Bundeskriminalchefs Dr. Hanns Jeg gesetzt Wurde, läßt dings auch noch einen anderen Rück- schluß zu: die Ab- sicht Bonns, die in der Vergangenheit wiederholt berech- tigter Kritik ausge- setzt gewesene Köl- Sicherheifsbe- hörde bei dieser Ge- legenheit mehr oder weniger umfassend zu reformieren. Und das würde zugleich die letzte wichtige Aufgabe sein, die den verdienten, Chefde- tektiv“ Bonns er- Wartet. Dr. Jeſ hat nämlich bereits im Juli des vergange- nen Jahres die ge- setzlich vorgeschrie- bene Altersgrenze erreicht, verblieb dann aber Auf Wunsch des Bundeskabinetts für ein wei- teres Jahr in seinem verantwortungsvollen Amt. Uber kurz oder lang dürfte er aber doch für immer aus dem„aktiven Dienst“ ausschei- den. Der mehrfache Stettiner Hanns Jeg, dessen Großvater einmal Ober- Hürgermeister von. Kiel gewesen ist, bringt für seine neue Aufgabe nicht nur die beim Aufbau und der Leitung des Wiesbadener Kriminalamtes gesammelten Erfahrungen und 2 Dr. Hanns Jeß Kenntnisse mit. Seine Praxis im staatlichen Sicherheitsdienst begann schon in den An- fangsjahren der Weimarer Republik, als der gebürtige Lüneburger nach Ablegung der ju- ristischen Doktorprüfung einige Zeit in Schwe- rin als Stadtrat und Polizeichef wirkte, um 1923 im Range eines Ministerialrats die Spitze des gesamten mecklenburgischen Po- Iizeiwesens zu treten. Die Engländer machten Jeg, der als Sozial- und Verkehrsreferent von den Nationalsozialisten auf ein ungefeé Gleis abgeschoben worden war, 1945 in Schwerin zum Präsidenten der dortigen Reichsbahndirektion. Drei Jahre später mußte er, Mitglied der CDU seit deren Gründung, unter Zurücklassung fast aller persönlichen Habe mit seiner Familie vor den Russen über die Zonengrenze gehen. Er kam nach Frank- furt und wurde dort Polizeivizepräsident, er- hielt Anfang 1952 seine Berufung nach Bonn Und kurz darauf seine Ernennung zum Präsi- denten des auf dem Wiesbadener Geisberg errichteten Bundeskriminalamtes. Rund 300 Köpfe zählte der kriminalistische, Wissenschaftliche und technische Stab, mit dem Dr. Je dort die Verbrechensbekämpfung in der Bundesrepublik leitete. Weit mehr als das Doppelte an Personal, angeblich an 800 Be- Amte und Angestellte, sollen dem schlanken Unterwelt-Experten mit der dicken Hornbrille und dem schon ein wenig faltigen Gesicht jetzt als Mitarbeiter in der Kölner Ludwig- Straße 2 zur Verfügung stehen, wo nicht weit vom Dom ein unauffälliges Bürohaus die Zentrale der amtlichen westdeutschen Ab- Wehr beherbergt— von der man weiß, daß sie nur eine und vielleicht noch nicht einmal die größte von wohl mehr als einem Dutzend anderer westlicher Geheimdienste bildet. An Urabstimmung im Holzgewerbe 29 Stuttgart(sw). Die Funktionärskonfe- renz der Gewerkschaft Holz, Bezirk Baden- Württemberg, hat beschlossen, den Schieds- spruch vom 20. Juli ihren Mitgliedern zur Urabstimmung zu unterbreiten. Der Schieds- spruch sieht vor, vom 1. August 1954 an den tariflichen Ecklohn um 4 Pfennige je Stunde und vom 1. März 1955 an um weitere 3 Pfen- nige je Stunde zu erhöhen. Die Urabstimmung ist für Mittwoch vorgesehen. Verteidiger beantragten Freisprüche Karlsruhe(ZSH). Nach zehnstündigem Plädoyer hat im Karlsruher Hochverratspro- ze der Düsseldorfer Rechtsanwalt Dr. Böh- mer am Dienstag für die drei Kommunisten Oskar Neumann, Karl Dickel und Emil Bechtle Freisprüche beantragt. Dr. Böhmer erklärte, die kommunistischen Funktionäre hätten die Berechtigung zu ihrer„Arbeit“ im sogenann- ten Hauptausschuß für die„Volksbefragung gegen die Remilitarisierung Deutschlands“ von dem in der Bundesrepublik herrschenden „Friedensnotstand“ hergeleitet. Ein Wider- Stand in der von ihnen angewandten Form sei „das güte Recht jedes Staatsbürgers“. Die Be- Weiserhebung habe nicht ergeben, daß die Volksbefragung aus der Sowjetzone gelenkt oder finanziert worden sei. Eisenbabhntarife der Montanunion? Luxemburg(UP). Die Verkehrsminister der sechs Montanunion- Staaten beschlossen Hier, bereits im September endgültig über die Einführung direkter Eisenbahntarife für Kohle und Stahl in den sechs Mitgliedsländern zu entscheiden. Bis dahin sollen Sachverständige der Regierungen und der Hohen Behörde Vor- schläge für die neuen Tarife ausarbeiten. Wie Verlautet, hat Bundesverkehrsminister See- ohm sich während der Beratungen gegen die geplante einheitliche Entfernungsstaffel aus- gesprochen, Er machte geltend, dadurch wür- den die Frachtkosten in Deutschland für die Revierferngebiete vor allem für Süddeutsch- land so erheblich verteuert, daß ernste Störun- gen die Folge sein müßten. Anschließend tra- „fen die Wirtschafts- und die Arbeitsminister dier sechs Länder zusammen. Aller, Tennismeister Neuer Lufizwischenfall bei Hainan Amerikaner schossen zwei chinesische Jäger ab— China hat sich entschuldigt Washington(UP). Drei Tage nach dem Abschuß eines britischen Verkehrsflugzeuges durch rotchi e Jagdflugzeuge im Gebiet der Insel Hainan ereignete sich unweit der Absturzstelle ein neuer Luftzwischenfall, der die oh in gespannten Beziehungen zwischen den Usa und Rotchina noch weiter verschär- en dürfte. Wi Außbenm ische I Dulles bflugz. ug nach U Küste hatten OW Vorfalls on, den des Mord, der 2¹ 8 und de E 1 8. Armee in Korea, General einer Besprechung zu si 1 chen Blocks einmalig dasteht. In Erwideru teilte die Pek loten der chinesischen Jagdflu Uge die vier- motorige britische Maschine irrtümlich für ein Flugzeug der nationalchinesischen Regierung gehalten hätten. Die Note drückt ihr Bedau- ern über diesen„gänzlich unbeabsichtigten und unglücklichen Zwischenfall“ aus und teilt mit, daß die Schuldigen zur Verantwortung rden. Den Uperlebenden sowie den n der Toten des Zwischenfalls elte die Peking- Regierung ihre An- teilnaͤhme und erklärte sich bereit,„die Zah- lung eines angemessenen Ersatzes für den Verlust von Gut und Leben in Betracht zu Ziehen“. Protestnote dag die Pi- 18 ¹ Unbehagen in London Der Luftkampf zwischen amerikanischen und rotchinesischen Flugzeugen über der Chi- nesischen See hat die britische Offentlichkeit inn Unruhe versetzt. Das britische Außenmini- sterium 20g es vor, vorläufig Stillschweigen zu bewahren. Die Alarmstimmung wird. je- doch in den ersten Reaktionen im Unterhaus und in den Zeitungen deutlich. Die Nachricht von dem Zwischenfall erreichte Eden gerade, Als er im britischen Unterhaus die prompte rotchinesische Entschuldigung begrüßte. Ohne von dem Abschuß der beiden chinesische Flugzeuge zu wissen nischen Luftstreitl Unterstützung bei der benden. Scharfe Proteste auf beiden Seiten Rotchina und die USA warnen einander— Chinesische Gegendarstellung London(UP). Der stellvertretende rot- chinesische Außenminister Chang Han-Fu er- hob am Dienstag scharfen Protest gegen den Abschuß zweier chinesischer Jagdflugzeuge und die Verletzung chinesischen Hoheits- gebietes durch amerikanische Militärma- schinen. Er richtete ernste Warnung, derar fort einzus en oder in Kauf zu nehmen. von Ra an die U8A ichzeitig die ge Prov 10 atäonen so- J Folgen 1 klärung, die Wurde, wird be- ANI daß richtet, vei amerikanische Flugzeugträger und mehrer an der Ostküste der ch kreuzt zeuge bei Port VIU Später sei ei kanischen ameri- Auf ge- me Patrouillen- abgeschossen. Da- mische Maschinen ifke und ein chinesi- Hlugzei nach h zwei polnis habe. In der Er flotte ihre Tätigkeit schon seit geraumer Zeit auf die südchinesische Küste ausgedehnt hät- ten. Diesem Umstand und den ständigen Stör- manövern von Flugzeugen der„Tschiang Kai Fall“ mit der britischen Verkehrsmaschine 2U zuschreiben. Die chinesische Regierung be- halte sich das Recht vor, von der amerikani- schen Regierung eine Entschädigung für alle Verluste an Leben und Gut zu vertangen. Die USA haben ihrerseits in zwei Noten an die rotchin he Regierung gegen chinesi- sche Luftangriffe auf alliierte Flugzeuge„hef- tig protestiert“, gab der Sprecher des US-Au- Ben ministeriums in Washington bekannt. Die deiden Not Dr chen Regierung zur Weiterleitung an die Kommunisten über- zandt worden. In der einer e beschwert sich Washington über die ordung von drei ame- bikanis die bei dem Flug- 1er Leugz fall bei Hainan ums Leben ge- Kor n Waren. In der anderen Note wird ge- as Eingreifen ch cher Jagdflugzeuge protestiert, die amerikanische Suchflugzeuge über dem gleichen Seegebiet angegriffen ha- den. Inzwischen wurde ein weiterer Zwischen- kall gemeldet, der jedoch glimpflich verlief. Die Besatzung einer in Hongkong gelandeten „Constellation“ der französischen Luftver- kehrsgesellschaft„Air France“ berichtete, ihre Maschine sei etwa 160 Kilometer von der Küste von Hainan entfernt von vier chinesischen Dü- senjägern umkreist worden. Die Jäger hätten den Flugweg der„Constellation“ mehrfach ge- Kreuzt, seien aber nach drei Minuten ohne Ab- gabe eines Schusses verschwunden. Das Ver- kehrsflugzeug befand sich zu dieser Zeit auf dem Fluge von Saigon nach Hongkong. Die Ja- ger seien einwandfrei sowjetische„Mig“ Düsenjäger gewesen. EVG- Revision erst nach Ratifizierung Labour-Partei ist geteilter Meinung Par IS(UP). Das internationale Exekutiv- püro der europäischen Bewegung billigte einen Resolutionsentwurf der französischen Sektion, in welchem eine Revision des EVG- Vertrages grundsätzlich gutgeheißen wird, vorausgesetzt, daß sie erst nach Ratifizierung des Vertrages vorgenommen wird und die politischen und technischen Garantiebestimmungen nicht ab- schwächt. Den Vorsitz bei der Tagung des Exe- kutivbüros führte der belgische Außenminister Paul Henri Spaak. Der stellvertretende britische Oppositions- führer und ehemalige Außenminister Herbert Morrison sprach sich in Liverpool auf einem Treffen ven über 1000 Labour-Funktionären aus Lancashire und Cheshire für die Wieder- bewaffnung Westdeutschlands aus. Die Ta- gung fand unter Ausschluß der Sffentlichkeit Statt. Nach Mitteilung von Teilnehmern wurde die Rede Morrisons mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Der Parlamentsabgeordnete Irvine erhielt starken Beifall, als er in einer Ansprache erklärte, die Aufrüstung West- deutschlands werde die Wiedervereinigung Deutschlands erschweren und die Gefahr eines neuen Weltkrieges vergrößern. Waffenstillstand in Kraft getreten Trotzdem nocli Schießereien— Großes Koffer- packen in Hanoi Ha n O1(UP). Hornsignale verkündeten am Dienstag morgen entlang der französischen Verteidigungslinien um Hanoi den Beginn des Waffenstillstandes in Nordvietnam. Aber die Waffen schweigen immer noch nicht. Wie das französische Oberkommando be- Kkanntgab, haben Verbände der Vietminh trotz des Waffenstillstandes nördlich von Haiduong einen Angriff auf einen kleinen französischen Stützpunkt unternommen. Der Angriff konnte zurückgeschlagen werden, doch flelen auf der Seite der Verteidiger zehn Soldaten. Die fran- Zösischen Unterhändler in Trung Gia haben gegen diese Verletzung des Waffenstillstandes bereits Protest eingelegt. Während an der Front und in den Stütz- punkten die Soldaten ihrer gefallenen Kame- raden gedachten, werden in Hanoi die Vorbe- reitungen für die Evakuierung mit großer Eile vorangetrieben. Zunächst erwartet die ohnehin überbevölkerte Stadt die rund 40000 Mann Starken französisch- vietnamesischen, Streit- kräfte, die in vier Tagen damit beginnen wer- den, ihre Deltastellungen aufzugeben und sich auf Hanoi zurückzuziehen. In Hanoi hat ein großes Kofferpacken ein- gesetzt. In Minutenabständen steigen Flug- zeuge von beiden Flughafen der Stadt auf, um französische Zivilisten nach dem Süden zu bringen. Die reichen Vietnamesen haben schon seit emiger Zeit damit begonnen, sich mit Zi- Vilfluszeugen nach dem südlichen Vietnam ab- Zusetzen. Die französischen Behörden schätzen, daß rund eine Million Vietnamesen das Delta Verlassen werden, bevor die Kommunisten dort ihren Einzug halten. Falls es zu einem so umfangreichen Exodus kommen sollte, wäre dies ein großer Erfolg für die vietnamesische Reglerung in Saigon, denn die Rebellen ver- suchen alles, um die Deltabewohner zum Blei- ben zu bewegen.. In Trung Gia beendete die Waffenstillstands- konferenz am Dienstag ihre Sitzungen. Diese Konferenz hatte ununterbrochen seit dem 4. Juli getagt. An ihr nahmen drei vietname- sische, fünf französische und fünf Vietminh- Offiziere teil. In der Abschlußsitzung gaben die Delegationsleiter ihrer Befriedigung über die„ernsthafte, offene und höfliche Atmo- sphäre“ zum Ausdruck, die auf der Konferenz geherrscht hat. Nach Angaben indischer Beamter hat Indien Polen und Kanada sowie beide kriegführenden Seiten in Indochina zu einer baldigen Sitzung der Waffenstillstands-Uberwachungskommis- sionen eingeladen. Bisher hat keine dieser Mächte geantwortet. Vietnamesen laufen zu den Roten über Immer noch Schießereien im Delta— Evakuie- rung beginnt Han Oi(UP). Hunderte von vietnamesischen Soldaten folgten am Montag der intensiven Vietminh-Propaganda und liefen in den letz- ten Stunden des Indochinakrieges, der heute um sieben Uhr mit dem offiziellen Waffen- Stillstand beendet wird, aus den französischen Stellungen im Delta des Roten Flusses zu den Aufständischen über. Wie das französische Oberkommando bekanntgab, desertierten im Westen und Norden von Hanoi zahlreiche Ein- geborenen-Garnisonen geschlossen und brach- ten den Vietminh alle ihre Waffen und die ge- samte Ausrüstung mit. In französischen militärischen Kreisen ist man über die mit Lautsprechern und Flugblät- tern geführte Uberlaufpropaganda der Auf- ständischen ernsthaft besorgt und erblickt da- rin den Versuch, Frankreich von seinen Ver- bündeten zu trennen, mit denen es acht Jahre lang den Krieg gemeinsam geführt hatte. Of- fensichtlich wollen die Vietminh so viele Viet- namesen wie möglich dazu bewegen, von einem Abtransport nach Südvietnam Abstand zu neh- men. An vielen Stellen des Deltagebietes kam es noch zu kleineren Gefechten. Obwohl viele Be- obachter die Angriffe der Vietminh als sinn- los empfinden, sind andere Kreise doch der Meinung, daß die Aufständischen damit bewei- sen, daß sie das Geschehen in Nordvietnam diktieren. Der Eindruck, welche Seite die Stär- kere sei, wenn die Kämpfe eingestellt werden, werde schwer wiegen, wenn sich die Hundert- tausende in den nächsten Monaten zum Blei- ben oder zur Flucht nach dem Süden entschei- den müßten. panischen Fischern die direkten Schäden zu ersetzen, Böhler wurde ermordet Noch keine Spur von dem Täter Giengen/ Brenz(ZS). Nach den Ermitt- lungen der Mordkommission der Landespoli- zei wurde Frau Elisabeth Böhler, deren Lei- che in der Nähe von Giengen bei einem auf- gelassenen Steinbruch gefunden wurde, durch drei Bauchschüsse getötet. Frau Böhler soll am Sonntagabend bei einer Spazierfahrt mit dem Fahrrad zum letzten Mal gesehen wor- den sein. Der Mann der Toten, der in einem Frau Betrieb in Giengen arbeitet, wurde von der Polizei vorübergehend festgenommen und verhört. Alle bisher geführten Ermittlungen der Kriminalpolizei haben noch keinen Fingerzeig Auf den Täter gegeben. Der Ehemann konnte im Laufe der Vernehmung ein einwandfreies Alibi nachweisen. Die Zeit der Tat wird auf Sonntag gegen 23.30 Uhr geschätzt. 23 Verletzte bei Straßenbahn-Unglück ESSen(UP). Fü Schwer- und 18 Leicht- Verletzte gab es bei einem Straßenbahn- zusammenstoß in Essen, Das Unglück nete sich, zich ein abgestellter Anh Wagen selbständig machte, auf der al sigen Einbahnstraße zurückrollte und auf einen entgegen kommenden Straßenbahn- zug stieg. Der Fahrer des Unglückswagens Konmte sein Fahrzeug zwar noch bremsen, je- doch den Zusammenstoß nicht mehr verhin- dern. 1 als änger- üs Sohn erschoß Vater mit Jagdgewehr Osnabrück(UP). Mit einem Jagdge- Wehr erschoß der 23jährige Malergeselle Jo- hann Rave aus Esterwegen(Kreis Aschen- dorf) seinen 52 jährigen Vater. Rave war nach Mitteilung der Polizei in der elterlichen Woh- nung mit dem Vater in Streit geraten. Nach der Tat flüchtete er. In der Nacht zum Diens- 1(Kreis Aschendorf) Die Waffe wurde sichergestellt. Kaiserjacht wanderte in den Hochofen Wilhelmshaven(UP). Die ehemalige Kaiserjacht„Auguste Viktoria“ existiert nicht mehr. Die letzte Stahlplatte des stolzen Schif- fes trat dieser Tage den Weg zum Hochofen an, nachdem das Schiff vor einigen Wochen zur Verschrottung bestimmt wurde. Die Kai- serjacht war nach dem Krieg von den Englän- dern beschlagnahmt und als Ausbildungsschiff für die Kadetten der Prince-Rupert-School in Wilhelmshaven benutzt worden. Bischof von Leitmeritz verurteilt Berlin(UP). Der Ostberliner Rundfunk 5 gab bekannt, daß der römisch-katholische Bi- schof Stephan Trochta von Leitmeritz in der Tschechoslowakei von einem Prager Gericht Wegen ren Gefängnis verurteilt worden sei. Drei wei⸗ tere Geistliche seien vom gleichen Gericht zu 20, 15 und 7 Jahren Gefängnis verurteilt wor- den. In katholischen Kreisen Gsterreichs wird jetzt befürchtet, daß ein großer Schauprozeß gegen den internierten Erzbischof von Prag, Josef Beran bevorsteht. Wie verlautet, befin- det sich Erzbischof Beran in der Gegend von EKolin, 50 km östlich Prag, ohne daß nähere Einzelheiten über die Art der Internierung oder Haft bekannt geworden sind. Vater war sehr dagegen Metz(UP). Der Standesbeamte schickte sich gerade an, die Eheschließung zu vollzie- hen, als der Vater des Bräutigams in den Raum stürmte und laut schrie, er lasse diese Heirat nicht zu.„Kümmern Sie sich nicht dar- umé, sagte der Bräutigam zum Standesbeam- ten kühl,„machen Sie ruhig weiter, ich bin schon längst großjährig.“ Der Papa erzürnt, daß er drei Eier aus der Tasche zog und sie seinem Sohn an den Kopf warf. Gleich darauf wurde der Vater von Polizeibeamten hHinausbefördert, und sein Sohn trat mit Ei- weiß in den Haaren und gelben Klecksen auf dem Anzug in den heiligen Stand der Ehe ein. WICHTIGES IN KURZ E Die drei Hochkommissare und das diplo- matische Corps haben Bundespräsident Heuss die Glückwünsche ihrer Regierungen zu sei- ner Wiederwahl überbracht. Bundespräsident Heuss empfing den wie- dergewählten SPD- Vorsitzenden Ollenhauer zu einer Aussprache. Dr. Fritz Berndt, bisher Abteilungspräsi- dent bei der Bundesanstalt für Arbeitsver- mittlung und Arbeitslosen versicherung, wurde vom Bundespräsidenten zum Senatspràsident beim Bundessozialgericht Kassel ernannt. Die- Gewährung von Weihnachtsbeihilfen an Arbeitslosenfürsorge- und Arbeitslosen- Uunterstützungsempfänger wird in einem von Schleswig- Holstein im Bundesrat vorgelegten Gesetzentwurf gefordert. Der Tarifvertrag für die Arbeiter und An- gestellten der Schuhindustrie wurde von der Gewerkschaft Leder zum 31. August gekün- digt; die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung des Ecklohns um 10 Pfennig und eine zehn- Prozentige Gehaltserhöhung. Der Hochschulverbandstag, bei dem auch Bundespräsident Heuss sprechen wird, findet heute gleichzeitig mit der Rektorenkonferenz der Westdeutschen Hochschulen in Frankfurt Sbabt. Tschu En Lai hat in Warschau dem Staats- präsidenten Zawadski einen Besuch abge- stattet und mit polnischen Beamten konfe- riert. a Uber 2000 Polizisten durchsuchten schlag- artig die Eingeborenenviertel von Tunis, um den Mörder des Chefs der Palastgarde des Bey zu finden; 40 Tunesier wurden verhaftet, Jordanien protestierte bei der Waffenstill- standskommission gegen eine Grenzverlet- zung durch Israel, bei der ein Araber durch Granatwerferfeuer ums Leben kam. Die USA haben sich bereit erklärt, den ja- die ihnen infolge der Explosionen der Wasserstof fbomben eritstanden sind. ereig- dabel pionage für den Vatikan“ zu 25 Jah- wurde“ durch die Hartnäckigkeit seines Sprößlings so 1 1 Abe eine und als Da die itt 11 22 uf rech 5011 mit or- em der md der eig, nte dies auf ick cht-⸗ hn- eig- zer- üs- Abel n= ens 12 Ain hr ge- J0 en- ch Oh ach S orf) rde fen lige icht if fen Hen Cai- län- Hiff in calcale Nundocliau Hoch gingen die Wogen am erſten und auch noch am zweiten Tag des Sommerſchluß-Verkauſes, der trotz der Wettermiſere und des nicht gerade genehmen Termins nichts von ſeiner Zugkraft eingebüßt zu haben ſcheint. Natürlich waren in den rie⸗ ſigen Menſchenſtrudeln, die ſich vor den großen Kaufhäuſern in Mannheim bildeten, auch ſehr viele„Sehleute“ aber bekanntlich kommt ja mit dem Eſſen oft der Appetit und trotz guter Vorſätze wird ſo mancher Hausvater am Abend nicht wenig geſtaunt haben, daß bei einem kleinen Bummel doch ſo manch erſtaun⸗ lich„Billiges“ nun den Haushalt bereichern, den guten Herrn des Hauſes aber um einige Peſeten ärmer machen wird. 5 Auch das Geſchäft in Seckenheim war ent⸗ ſprechend, wenn auch natürlich ein derartiger Andrang hier nicht herrſchle. Aber dafür war Gelegenheit geboten in aller Ruhe und unter ſachkundiger Bedienung die„Roſinen“ aus dem Gebotenen zu picken. Nur noch wenige Tage— und auch dieſes große Rennen iſt wieder gelaufen, für kurze Zeit beherrſchen die Reſte die Tage und dann finkt ein großes hausfrauliches Ereignis zu⸗ rück in die Vergeſſenheit, wenn nicht gerade der Umtauſch dann an der Reihe iſt. Aber Betrieb muß immer ſein— wo käme Bazar der Kathol. Kirchengemeinde ſonſt die Schnelligkeit unſerer Zeit denn her Mit Hochdruck wird bereits wieder an den Vorbereitungen zum diesjährigen Bazar ge⸗ arbeitet der über Sonntag und Montag den ſonſt ſo abendlich ſtillen Kirchplatz mit frohem Leben und Treiben erfüllen ſoll. Und daß bei einigermaßen Wetter dieſes frohe Leben über die beiden Tage herrſcht, dafür ſorgt ſchon der gute Ruf der verfloſſenen Bazare, die jeweils ſtimmungsmäßige Höhepunkte volksfeſtlicher Prägung waren, an die man ſich gerne zurückerinnert. Und nicht zuletzt muß natürlich erwähnt werden, daß der Reinerlös des Bazars wohltätigen Zwecken zufließt, die in dieſem Jahr auf St. Agnes konzentriert werden, das in Bälde wieder frei ſein wird und ſeinem ursprünglichen Beſtimmungszweck als Kinderſchule wieder zugeführt werden ſoll. Daß es dabei tüchtiger finanzieller Hilfe für die Wiederherrichtung bedarf, verſteht ſich ſchon faſt am Rande. Um dieſe finanzielle Hilfe nun auf recht un⸗ terhaltſame und amüſante Weiſe leiſten zu können, bietet der Bazar wieder jedem noch ſo verwöhnten Beſucher vom Vielen etwas. Denn neben der„Bunten Unterhaltung“ auf dem Kirchplatz, die Richard Hirſch mit kundi⸗ gen Händen und einer größeren Anzahl Hu⸗ moraſſiſtenten ſteuern wird, bietet die Tom⸗ bola, der Schießſtand, die Weinſtube und das Kaffee im Schweſternhaus ſo vielerlei Mög⸗ lichkeiten angeregter oder gemütlicher Unter⸗ haltung, für die in muſikaliſcher Weiſe übri⸗ gens durch die Kapelle Triebkorn aus Brühl geſorgt iſt, daß eigentlich nur noch eine kleine Wetterbitte vonnöten iſt, um auch den Bazar 1954 zu einem vollen Erfolg werden zu laſſen. Und das ſoll ja letztlich die löbliche Abſicht und frohe Hoffnung der Verantwortlichen Ei. 1 Personalausweis muß mitgenommen werden 5„(ISW). Das Innenministerium hat darauf aufmerksam gemacht, daß Perso- nen, die in die sowjetische Besatzungszone oder nach Berlin reisen wollen, einen Perso- nalausweis mit sich führen müssen. Reisende, die in dieses Gebiet fahren, müßten außer- dem im Besitz einer Aufenthaltsgenehmigung der am Reiseziel zuständigen Behörde sein. An der Zonengrenze-Ubergangsstelle in Helm- stedt sei in letzter Zeit häufig festgestellt worden, daß Reisende, die in die Sowjetzone oder nach Berlin wollten, keinen Personalaus- Weis besaßen. Aus den Verbänden. In Schwetzingen fand der diesjährige Ver⸗ bandstag des BNA, Landesrerband Nord⸗ baden, ſtatt. Die für die früheren RAD ⸗An⸗ gehörigen und ihre Hinterbliebenen aus der gegenwärtigen Lage ſich ergebenden Fragen würden lebhaft erörtert und einmütig ent⸗ sprechende Entſchlüſſe gefaßt. Die Tagung hatte einen überaus harmoniſchen Verlauf. Unſerer heutigen Ausgabe liegt ein Wett⸗ ſchein des Württemberg⸗Badiſchen Totos im Weſt⸗Süd⸗Block bei. Wir empfehlen die Bei⸗ lage Ihrer beſonderen Aufmerkſamkeit. Die 12 er Wette brachte bisher die höchſten Quoten die leichte 10 er⸗Wette viele loh⸗ nende Gewinne. Mannheim. In einer Gießerei in Mann- Reim-Neckarau ist aus bisher unbekannter Ursache ein Schmelzofen explodiert. Es ent- stand beträchtlicher Sachschaden, verletzt wurde niemand. ACswW9) Mannheim. Aus dem Altrhein bei Mann- heim- Waldhof ist die Leiche eines siebenjäh- rigen Jungen geländet worden. Das Eind Wurde seit vier Tagen vermißt.(Iv) Mannheim. Schon am ersten Tag des Sommerschlußverkaufes konnten in Mann- heim drei Taschendiebe und fünf Warenhaus- diebinnen festgenommen werden.(SW) Streikende Metallarbeiter entlassen Mannheim(sw). 15 streikende Metall- arbeiter sind von den Hommelwerken im Mannheim entlassen worden. Die Fabrik wird seit über drei Wochen von 150 Betriebsange- Hörigen bestreikt. Der Ausstand soll Klären, ob eine von dem Unternehmen bereits frü- her gewährte freiwillige Leistungszulage auf die vor kurzem in Nordbaden und Nord- Württemberg vereinbarte 6 und 8prozentige Lohnerhöhung angerechnet werden Kann. 22 der streikenden Metallarbeiter haben inzwi- schen die Arbeit wi r aufgenommen. Die Direktion Mannheimer Tages- für die Spezial- ionswerk- 5 rerkschaft Metall hat der It hre Verhandlungs- t. Die Geschäftsführung des Werkes will jedoch mit den Verhandlun- zen erst dann 8 2 Mannheim(Z SLU). zer Lehr- ling, der- in einem Haus Altp abholte, nahm auch gleich vier Flaschen Sekt aus dem Keller mit. Drei Flaschen konnte die Poli- 261 Wieder sicherstellen. Andere„Interessen- gebiete“ vertraten zwei Kraftfahrer, die eine Kette im Werte von 200 DM von einer Ver- laderampe stahlen. Die Beute wurde ihnen jedoch wieder j Arger mit der Sonne Man kann ihm beim besten Willen nicht trauen, dem Sommerbhimmel! Da strahlt er im verführerischsten Blau auf die verworrene Erde hinunter, so daß man sich in leichte Sommergewänder hüllt und bar Pt und un- beschirmt durch die Straßen wandelt dann, wenn er uns mit allen Fines Nase herumführt oder herumge mischt er die Karten und deckt ein and Blatt auf. In nahezu gewissenloser Weis teiligt er sich in g schaftlicher mit der Sonne m tückischen Spiel. Mit unschuldsvoller Miene lacht sie zu uns nieder, kokettiert dann plötzlich mit kleinen Feder wölkchen, die sie sich auf die Nase setzt und wieder verjagt, treibt ein häßliches Ver- Steckspiel mit großen Wolken, lacht uns schnel! noch einmal hämisch zu und verschwindet schließlich ganz, die falsche Person. Wir mißtrauisch gewordenen Erdenbürger aber sind übel dran, Wenn wir unser Regen- dach unter den Arm klemmen, um gegen alle ücken gefeit zu sein, fällt totsicher kein chen vom Himmel, lassen wir es mit Herbischer Selbstüberwindung zu Hause schüttet der Himmel einen Wasserguß auf unser unschuldiges Haupt, so daß wir wie nasse Katzen um die Ecken streunen. Wetterserhersage Mittwoch wechselnde, teilweise starke Be- Wölkung mit vereinzelten Schauernieder- schlägen, Höchsttemperaturen im allgemeinen kaum über 20 Grad. Donnerstag noch wech- selhaft und verhältnismäßig kühl. Das erlösende Wort Viele Unstimmigkeiten, Streitigkeiten und Zerwürfnisse, ob nun zwischen den Ehepart- nern, ob auf der Arbeitsstelle oder im Ver- kehr mit anderen Menschen, könnten aus der Welt geschafft werden, wenn eine Partei den Weg zum„erlösenden Wort“ finden würde. Oft wartet man geradezu auf das Wort, auf das gute, die drückende Stimmung und dunkle Atmosphäre durchdringende Wort, das aus der Ungewißheit die Gewigheit, aus der Qual des Wartens und Zögerns das befreiende Ge- fühl der Ehrlichkeit und der Freude zu ver- mitteln vermag. Wie soll das Wort aussehen, das man allge- mein als das„erlösende Wort“ bezeichnet? Soll es ein Wort sein, das das vermeintliche Recht der einen Partei noch einmal unter- streicht? Soll es ein Wort sein, das um seiner selbst willen gesprochen werden soll? Soll es ein Wort des Abschieds, des Vergessens oder der Unschuldsbeteuerung sein? Nichts von alledem. Es soll nichts sein als ein Wort der Liebe und der Freundschaft. In dem Worte soll alle die Zuneigung eingeschlosssen sein, die man für einen Ehepartner jemals gehegt hat, in dem Wort soll der Klang der ersten Freundschaft wieder aufklingen und darin soll Humor und Lachen, Verzeihen und Ver- gessen gleichermaßen eingeschlossen sein.„Ich bin bereit, zu vergeben“,„Ich liebe dich“, „Sei wieder gut“ und„Vergißg und verzeih“, das sind erlösende Worte. Aber nicht nur diese, sondern auch andere, aus der Gegeben- heit der Stunde herausgeholte Worte, die Freundschaft und Liebe besiegeln, können er- 168en, befreien und glücklich machen. Denke daran. Südweſtd. Rund ſchau — Sie liefen in den Tod. Ubftadt, Kr. Bruchſal(Isw.) Drei Arbei⸗ ter, die bei der Elektrifizierung der Bundes⸗ bahn beſchäftiegt waren, wurden in der Nähe des Bahnhofs Ubſtadt von einem aus Rich⸗ tung Heidelberg heranbrauſenden Eilzug er⸗ faßk, als fie einem D⸗Zug ausweichen woll⸗ ten. Der 20 Jahre alte Eugen Kretzler und der 21 Jahre alte Ewald Göckel, beide aus Hambrücken im Kreis Bruchſal wurden getötet. Der 20⸗jährige Ignaz Hillenbrand aus Bruch⸗ fal wurde ſchwer verletzt. Die Arbeiter hatten ſich vor dem Unfall wegen des ſtarken Regens für kurze Zeit im Bahnhof untergeſtellt. Der Unfall ereignete ſich, als ſie zu ihrer Arbeits⸗ ſtätte zurückkehrlen. Großzügiges Bauprogramm des SDR Neue Studios in Stuttgart und Karlsruhe Stuttgart(Isw). Der Südd. Rundfunk Plant für die Jahre 1954 bis 1956 ein groß- zügiges Bauprogramm, das einen Aufwand von über 7,2 Millionen DM erfordert. Auf dem Gelände der Villa Berg in Stuttgart ist die Errichtung eines Studio-Komplexes vor- gesehen, ferner soll in Karlsruhe ein Studio errichtet und das UK W-Netz weiter entwik- kelt werden. Alle diese Investitionen für die Neubauten des Hörerfunks werden, wie der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Dr. Alex Möller, am Montag in der Rundfunkratssit- zung in Stuttgart erklärte, voraussichtlich hne Inanspruchnahme fremder Mittel ver- Wirklicht werden können. Als wesentlich ungünstiger bezeichnete Dr. Möller die Situation bei der Entwicklung des Fernsehens. Da hier in den nächsten Jahren mit nennenswerten Gebühreneinnahmen nicht zu rechnen sei, andererseits aber ein außer- ordentlich hoher Investitionsbedarf vorliege, sei man zu einer Aufnahme von Anleihen in der Höhe von 8,5 Millionen DM genötigt. An Gesamtausgaben wurden bis einschlieglich 1956 etwa 16 Millionen DM errechnet. Der Be- trag dient vor allem der Errichtung eines Fernsehstudios im Park der Villa Berg, der Beteiligung an der Errichtung des Fernseh- turms auf dem Hohen Bopser, der Ausrüstung mit technischen Einrichtungen, dem Bau zweier Fernsehsender und mehrerer Umset- zer, der Verzinsung und Amortisation der aufgenommenen Darlehen sowie der Produk- tion von Fernsehsendungen. Zur Deckung dieser Summe hofft man auf eine Einnahme von etwa 3 600 000 DM aus Fernsehgebühren. Aus den Uberschüssen des Werbefunks wurde eine Million DM eingesetzt. Studenten als Hilfskellner Heidelberg dsw). 30 Studentinnen und Studenten der Universität Heidelberg werden in den bevorstehenden Semesterferien in Hei- delberg und in anderen Verkehrsorten Nord- badens den Dienst eines Hilfskellners verrich- ten. Die Studierenden sind in einem vom Ar- beitsamt Heidelberg eingerichteten dreiwöchi- gen Kursus geschult und dieser Tage auf ihre Eignung hin geprüft worden. Wie das Arbeits- Amt mitteilt, handelt es sich dabei um den er- sten Versuch dieser Art im Bundesgebiet. Schüler aus Schweden in Heidelberg Heidelberg(ZS). Auch in Heidelberg wurden von deutschen Familien Schüler und Schülerinnen aus Schweden aufgenommen. Gleichzeitig weilen französische Schüler in der Stadt. In Gemeinschafts veranstaltungen saßen Schweden, Franzosen und Deutsche ne- bpeneinander, um so in echtem Erfahrungsaus- tausch einander näher kennenzulernen und Brücken zu schlagen über die Grenzen hin- Weg. Goldenes Betriebsjubiläum Heidelberg(Z SH). Goldene Betriebs- Ubiläen sind fast noch seltener als goldene Hochzeiten. Vor allem dann, wenn der Grün- Jer des Betriebes auch Inhaber ist. Ein sol- hes Fest konnte Gärtnermeister Heinrich Zachmann begehen, dem viele Ehrungen zu- eil Wurden, Heinrich Bachmann pflanzt in zen Monaten März bis Mai allein noch 120 000 dis 150 000 Sladiolen im Freiland aus. Der Zetrieb, der vor 50 Jahren mit einem Kapital don 500 DM begonnen wurde, gehört heute zu den Mustergärtnereien des Stadt- und Zandkreises Heidelberg. zeit Kriegsende 1000 Wohnungen in Wertheim Wertheim(Isw). Die Kreisgruppe Hei- jelberg des Bundes deutscher Architekten aielt in Wertheim eine Tagung ab, die durch eine Besichtigung der Abtei Bronnbach und Jer neuen Wertheimer Gewerbeschule aufge- Ockert wurde. Bei einem Empfang im Rat- zaus durch Bürgermeister Roth gab der Wertheimer Architehet und Gemeinderat Lutz einen Uberblick über die Entwicklung Wert- aeims, das seit Kriegsende 1000 neue Woh- ngen erhalten habe. Dem Bund komme Las Verdienst zu, innerhalb von 5 Monaten lie größte und Sleichzeitig häßlichste Sied- Arg Wertheims aus dem Boden gestampft zu Jaben. Oberbaurat Burkhardt(Heidelberg) sorderte, dag auch die Behörden ihre Bau- vorhaben im stärkerem Maße als bisher durch öflentliche Wettbewerbe projektieren sollten. 51 Das 26. Opfer des Omnibusunglücks Worms(UP). Am Dienstagmorgen ist im Wormser Stadtkrankenhaus der 16 Jahre alte Schreinerlehrling Helmuth Wagner an einer Rückenmarkverletzung gestorben. Wagner, der Seit Samstag ohne Bewußtsein war, ist das 26. Todesopfer des Wormser Omnibusunglücks, das sich am Samstag ereignet hatte. Eine katholische Akademie in Baden? Freiburg(KN). Der Diözesanausschuß der Katholischen Aktion der Erzdiözese Frei- burg hat auf seiner letzten Sitzung einstim- mig den Plan zur Gründung einer Katholischen Akademie für das Erzbistum Freiburg, ähnlich der der evangelischen Landeskirche, gutgehei- Ben. Wie der erste Vorsitzende des Diözesan- ausschusses, Domkapitular Dr. Franz Vetter, mitteilte, sind die Vorarbeiten bereits so weit gediehen, daß der fertige Plan für die Aka- demie dem neuen Freiburger Erzbischof nach dessen Ernennung zur endgültigen Entschei- dung vorgelegt werden kann. Die Akademie soll nach dem Vorbild anderer Akademien in deutschen Diözesen eine Begegnungsstätte von Kirche und Welt werden. Der Diözesanaus- schuß der Katholischen Aktion hat vorgeschla- gen, der Akademie den Namen„Albertus- Magnus-Akademie“ zu geben. Nochmals ein Pilgerzug nach Sachseln Freiburg KNA). Zur Teilnahme am zweiten Bruder-Klaus-Pilgerzug nach Sachseln in der Schweiz hat das Katholische Männer- Werk der Erzdiözese Freiburg soeben aufgeru- Ten. Der Pilgerzug, zu dem katholische Männer und Jungmänner und ihre Familienangehöri- gen eingeladen sind, wird am 11. und 12. Sep- tember durchgeführt. Ein Sonderzug verkehrt von Karlsruhe über Freiburg, Basel und Lu- zern nach Sachseln. Einspruch gegen Schließung der Grube Schauinsland Freiburg(sw). Der Betriebsrat der Blei- und Zinkerzgrube Schauinsland der Stolberg Zink Ad bei Freiburg hat beim Landrat in Freiburg Einspruch gegen die für den 31. Oktober vorgesehene Schließung der Grube erhoben. Von Seiten des Landrats, der Industrie- und Handelskammer Freiburg und der Industriegewerkschaft Bergbau wird ver- sucht, eine Fortführung des Betriebes bis Fe- buar 1955 zu erreichen, da bis dahin auch noch die aufgeschlossenen Erze ausreichen. Tödlicher Arbeitsunfall in Rheinau Waldshut(sw). Beim Kraftwerkbau in Fheinau hat sich innerhalb kurzer Zeit ein zweiter tödlicher Arbeitsunfall ereignet. Am Eingang eines Stollens war ein italienischer Arbeiter mit dem Wegräumen von Schutt be- schäftigt, als sich aus der Decke ein Fels- olock löste und auf den Arbeiter niederbrach. Der Verunglückte erlag kurz darauf seinen Verletzungen. Erst vor kurzem war ein beim Kraftwerkbau in Rheinau beschäftigter deut- scher Arbeiter aus Waldshut auf ähnliche Weise ums Leben gekommen. 9 Jahre Zuchthaus für Falk beantragt Hechingen(ödswW). Im Prozeß gegen den Hohenzollernräuber Paul Falk und seine Komplicen vor einem Hechinger Gericht be- antragte Oberstaatsanwalt Dr. Reppner für Falk eine Gesamtzuchthausstrafe von neun Jahren. Die Untersuchungshaft soll angerech- net werden. Außerdem forderte der Anklage- vertreter die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte und Sicherungsverwahrung für die Dauer von 10 Jahren. Für Basil Vinitzky beantragte der Oberstaatsanwalt fünf Monate Gefängnis und 550 DM Geldstrafe wegen Hehlerei, Begünstigung und Devisenverge- hens, für Alexander Gourewitz wegen Heh- lerei fünf Monate Gefängnis unter teilweiser Anrechnung der Untersuchungshaft und Straf- aufhebung bei Bewährung. In seinem mehrstündigen Plädoyer kam Oberstaatsanwalt Dr. Keppner zu dem Schluß, daß man in Falk einen gefährlichen Gewohn- heitsverbrecher zu sehen habe. Man müsse ihm zwar sein freimütiges Geständnis zugute halten. Im übrigen mache Falk aber durchaus nicht den Eindruck eines reumütigen Sünders. Er habe im Gegenteil bei der Schilderung sei- ner Verbrechen immer einen ganz besonderen Stolz gezeigt. Er habe es auch nicht für nötig gehalten, sich für den gemeinen Raubüberfall auf Schloß Kräberg bei der Gräfin Louise zu entschuldigen. Erleichternd sei für ihn der Umstand, daß der Zollernschatz tatsächlich ungenügend gesichert gewesen sei. Auf einen Mann wie Falk habe er geradezu aufreizend Wirken müssen. Vor den Plädoyers hatte das Gericht noch einen unerwarteten Fall zu klären. Der An- geklagte Gourewitz, dem es am Samstag Wäh- rend der Verhandlung schlecht geworden War, durfte am selben Tage unter Polizeiaufsicht einen Spaziergang unternehmen. Dabei traf er eine Dame, mit der er sich für den Sonn- tag verabredete, da er auch für diesen Tag Aüsgeherlaubnis hatte. Dem Gericht lag nun Ein Zettel vor, auf dem diese Dame, die Goure- witz nach ihrer Erklärung nicht kennt, die“ Verabredung absagt,. Für das Gericht stellte sich die Frage, ob der Angeklagte ein Treffen verabredet hatte, das zur Verdunkelung der Goldgeschichte dienen sollte. Trotz der Ver- nehmung mehrerer Zeugen zu diesem Fall gelang es nicht, Klarheit in die Angelegenheit zu bringen. 160%34 0 Der Dichter und Forscher Otto Rombach Ein großartiger Deuter der Kulturgeschichte — Zum 50. Geburtstage Rombachs Rombach ist gebürtiger Heilbronner. Dar- auf ist er stolz, der freundliche und gewin- nende Fünfziger, der nach Jahren des Suchens, der Reisen, der Fahrten, des Lernens und der Reife in Bietigheim eine neue Heimat fand. r ist weniger grübelnd als breit ausspin- nend, weniger Pessimist als gelassener Opti- mist, weniger Lyriker als spannender Er- zähler, weniger gefühlsbestimmt als drama- tisch erfüllt. In den Staub der geschichtlichen Akten versenkte er sich weniger, um Ge- schichte zu schreiben, als um Menschen in Mrer geschichtlichen Begrenzung zu zeichnen, um aus toten Stoffen lebendiges Geschehen in leuchtender Gegenwart werden zu las 5 Rombach ist Dichter und Forscher zugleich, denn er ordnet gewissenhaft Dokumente in den größeren Zusammenhang ein. aber auch Künstler, der seinen Büchern als Ganzem die richtige Komposition gibt, die Steigerung, die klare Linie und diese Gliederung auch für jeden einzelnen Abschnitt schon formt. Er plaudert, phantasiert, wird inspiriert, um- spannt die Weite des möglichen Erlebens, Aber auch die Höhen und Tiefen der Ge- schichte werden ihm offenbar. Er folgt keine Modeströmung, sondern schreibt einfach so, Wie das Gesetz in ihm es verlangt. So erl ben wir den Dichter in jedem seiner Werke wieder anders, denn jedesmal wandelte und änderte er sich. — Da ist zuerst der unbeschwerte Humorist Adrian in Hollands tulpenfreudiger Welt. Im„Standhaften Geometer“ packte ihn neben der humorigen Gesellschaft der„sensible Weg in die Enge, in jenem ausgetrockneten Flußbett der jungen Donau, die hre Wasser immer noch, wie bei einem Schelmenstreich der Natur, in den Rhein fließen läßt.“ Beide Werke sind übrigens in einer Buchgemein- schaft bzw. als Taschenbücher in Lizenzaus- gaben erschienen. Die meisten seiner Bücher erschienen in der Deutschen Verlagsanstalt. Dann aber wurde der Dichter von der Kul- turgeschichte noch mehr beeindruckt, und er schrieb das Buch vom jungen Herrn Alexius, jenes wundersame Leben eines wahrhaft kö- nüglichen Kaufmanns von der Ravensburger Companie, und er wob aus trockenen Akten die Sehnsucht hinein nach Ganzheit und nach Schönheit, nach Italien und dem warmen Süden aber auch nach der Lauterkeit der Ge- sinnung des echten Renaissancekaufmanns. Tiefer noch schürfte der Forscher und Dich- ter im„Vittorino oder die Schleier der Welt“, einem Buch von der Menschlichkeit angesichts der Unmenschlichkeit des letzten Krieges, dessen Manuskript er von Bombenkeller zu Bombenkeller als kostbarstes Besitztum mit- schleppte, das er damals mit seinem Herz- blut geschrieben hatte. Noch reifer spüren Wir darin jene Sehnsucht nach Ganzheit, jene Wahrheitsgesättigte Debens- und Weltan- schauung der Humanitas, der Großen im Geiste. Es ist ein Werk vom duftigen Zauber der Wehmut durchglutet, von Freude und Sinnenglut erfüllt, aber auch von Kraft, Ge- Walt und Stärke, von Weisheit und Güte, von Geistigkeit, Gelassenheit und e hter Mensch- Iichkeit. Das dritte Buch endlich, sein neuestes und Pisher letztes„Gordian oder der Reichtum des Lebens“(1952) knüpft wieder an den Alexius an. Es ist das Buch eines Goldschmie- des, der zugleich ein Künstler war, ein Nach- fahr des Benvenuto Cellini, und es schließt die Kulturgeschichte zweier Jahrhunderte ab Als junger Mensch hat sich dieser Gordian dem Glänzen und Flimmern des Metalles ver- schrieben, in der Reife wird er selbständiger Geschäftsmann im Paris jener glanzvoller Zeit, als müder, alter Mann resigniert er unc findet zu den gültigen Werten jenseits seine! Zeit zurück., In Kristallklarer Sprache mi den Mitteln eines gepflegten Stiles geschrie- ben, durch kunstvollen Dialog aufgelockert erleben wir das aufregende Geschehen jenei Zeit von Luthers Tod bis zur Bartholomäus- nacht. Die retardierende schwäbisch-oberdeut- sche Ravensburger Grundanlage vermischt sich in ihm mit dem schillernden beweglicher Glanze des Romanischen, Französischen. Gor. dian wird so zu einem Goldschmied von sinn- bildlicher Transparenz, zu einem universal europaischen Menschen von Jacob Burckhardt scher Geschichtsweite. Aus dem Gordian-Stoff erwuchs ihm dans eine neue Gestalt zu plastischer Klarheit Wilhelm von Oranien und seine noch heute selbst in der Fachwelt fast unbekannte Ge- mahlin Anna von Sachsen, deren Schicksal er in seinem neuen Schauspiel„Die Fürstin von Oranien“ künstlerisch einzufassen versucht. An diesem Schauspiel und an einem weiteren Theaterstück, denn das Theater kennt er und seine Stücke sind den Bühnen gut bekannt, sowie einem Roman, beide Stoffe nicht aus der Geschichte, sondern der heutigen Zeit erwachsen, arbeitet er gegenwärtig. Wenn man Mensch-Sein und Schaffen des nun 50jährigen mit einem einzigen Satze zu umreißen versucht, wird uns jenes geheim- nüsvolle Wort, das er in seinem Buche„Der Jüngling und die Pilgerin“ nach der mysteriö- sen Begegnung mit der Zigeunerin Peregrina dem jungen Eduard Mörike in den Mund ge- legt hat, seltsam klar:„Sie kehrt mir ab und nicht weniger als eine Station, und der Dich- kehrt mir nie zurück.“ Denn jedes Buch be- deutet für Otto Rombach nicht mehr und ter mußte aussteigen, als ihre Mission für in erfüllt war. Dr. Walter Oberkampf Und wieder einmal sind wir beim Götz Denn die Nachwelt hat ihn nicht vergessen— Burgfestspiele in Jagsthausen Das letzte Wort des sterbenden Götz ist der sehnsuchtsvolle Ruf: Freiheit! Aber wie ein Bahrtuch legt sich über den gefällten Recken die qualerfüllte Antwort seines Weibes Eli- sabeth: Die Welt ist ein Gefängnis. Der ganzen Menschheit tragische Verstrickung ist in die- sem Ruf und seiner Antwort beschlossen. Es bedürfte darum garnicht mehr der Mahnung von Götzens Schwester Maria: Wehe der Nach- kommenschaft, die dich verkennt! Denn wir Alle gelangen doch zur selben Erkenntnis, Wenn in stiller Stunde Herz und Gehirn sich in der Mitte der Wahrheit begegnen, die töd- lich sein müßte und es doch niemals wird. Wer sollte deshalb den Berlichinger Kämpen ver- kennen— wenigstens in der Ausdeutung, in der Goethe ihn vor die Nachwelt stellte? In seiner Figur symbolisierte der Dichter die Tra- gödie jener unzähligen, unbekannt bleibenden Menschen, die von Idealen träumen, die sich nie verwirklichen lassen, die um ihre Freiheit ringen und doch in der unbarmherzigen Welt gefangen bleiben. Es ist fast 400 Jahre her, seit Götz von Ber- lichingen im Kloster Schöntal zur letzten Ruhe gebettet wurde. Aber wenige Kilometer flußgß- abwärts ragen heute noch die Zinnen seiner Burg über die grünen Matten der Jagst. Und — könnte esein ergreifenderes Zeichen seines Unsterblichen Geistes geben?— heute wie da- mals kämpft der Mann mit der eisernen Hand Wieder gegen die Tyrarmei der Not, gegen die tückische Macht des Schicksals, um Brot, Frei- heit und Ehre zu gewinnen. Die Gegend um Jagsthausen gehört zu den armseligsten weitum im Lande, denn von der Idylle ihres Tales können die Menschen, die es bewohnen, nicht leben. Karg sind die Böden und sauer die Wiesen; die Städte, in denen man Arbeit und Verdienst finden könnte, sind fast unerreichbar entfernt. Im Grübeln um irgend- welche Hilfe flel Baron Wolf Götz von Ber- lichingen, dem aus Krieg und Gefangenschaft heimgekehrten jetzigen Schloßgherrn, der kühne Gedanke zu, den Größten seines Geschlechts im Hof seiner Burg auftreten zu lassen, damit er wiederum denen Hilfe bringe, die ihrer be- dürfen. Im fünften Jahre wird nun schon Goethes„Götz von Berlichingen“ im Schloß hof von Jagsthausen gespielt; Tausende aus nah und fern werden deshalb auch 1954 wieder in das stille Tal kommen, Speise, Trank und Unterkunft benötigen— willkommene Hilfe für das Notstandsgebiet im alten Land des Götz. Dieser zeigt sich im neuen Festspieljahr in verändertem Gewande, denn Schauspieldirek- tor Heinz Dietrich Kenter gestaltete das ganze Spiel nur aus der Atmosphäre des Raumes her- aus, der mit Burgtor, Turm, Söller und Wehr- gang eine natürliche Kulisse bildet, die jede Zutat unmöglich macht. Kenter ist der große Regisseur, der aus dem Wort zu schöpfen ver- mag und es sich darum leisten kann, auf alles Uberflüssige zu verzichten. Denn auch er stand selbstverständlich vor der gefährlich schwieri- gen Aufgabe, das Spiel zu komprimieren, das in seiner kompletten Fassung ja garnicht auf- führbar ist. Dabei wurde u. a., die Femeszene gestrichen, wodurch allerdings der Tod der Adelheid etwas unmotiviert wurde. Der Schlachtenlärm und der Sturm auf Miltenberg Versanken im Hintergrund des schlichten Be- richts und selbst die dramatischen Auftritte im Heilbronner Rathaus verloren die erheiternde Derbheit. Herbert Geisler spielt diesen gezähmten Götz mit brillanter Beherrschung aller Nuancen vom polternden„Reutersmann“ bis zum bra- ven Familienvater, trefflich assistiert von sei- ner Frau Elisabeth, der stolzen Gefion Helmke, und der etwas müden Schwester Maria. Willi Schneider ist ein pra iger Bursche in der Rolle des Georg, Alfred Schnös der biedere Selbitz und Josef Vandegen der strahlende Sickingen, neben denen Willy Domy dem treuen Lerse das typische Jagsthäuser Profil gibt. Die Schauspieler des Gegenparts haben es Hicht leicht, sich gegenüber solcher Geschlossen heit und Ausgewogenheit von Handlung und Wort zu behaupten. Z ist Herta Zietemann eine in ihre bgründigkei lernden Falschheit dezu groß ar eid von Walldorf, aber Albrecht Schö 8 findet sich nicht recht in die parallele Figur des Weislin- gen, der nicht nur ein ziemlich farbloser Gegenparts haben es nicht leicht, sick gegen- über solcher Geschlossenheit und Ausgewogen heit von Handlung und Wort zu behaupten. Zwar ist Herta Zietemann eine in ihrer Ab- gründigkeit und schallernden Falschheit groß- artige Adelheid von Walldorf, aber Albrecht Schönhals findet sich nicht recht in die Figur des Weislingen, der nicht nur ein farbloser Schwächling sein sollte, sondern dessen Ehr- geiz und Wankelmut, dessen Verliebtheit und TPändelei mehr gestaltende Kraft erfordern. Auch Lorenz Impekoven fand nicht zur Würde des Erzbischofs von Bamberg. Ein Sonderlob dagegen gebührt Gaby Banschenbach, die mit beinahe unfagßlichem Temperament eine in Mimik und Verzweiflung wohl unübertreff- liche Helfensteinerin verkörpert. Noch viele andere wären zu erwähnen, denen ein kritisches oder anerkennendes Wort zu- kommt, nicht zuletzt den Laienspielern aus dem Dorf Jagsthausen, die es vielleicht am besten glaubhaft zu machen verstehen, wie einst der alte Götz unter seinen Knechten und Bauern stand. Sein Nachfahre hält es nicht anders in der Sorge um Land und Leute, die es ihm herzlich zu danken scheinen. Eduard Funk . * 8—̃̃—U— Triberg sucht eine verschollene„Stahiquelle“ Die Stadt Triberg läßt seit einiger Zeit nach einer alten„Stahlquelle“ suchen, die im Jabre 1840 durch einen einheimischen Arzt aufge- schlossen und in einem kleinen Badehaus nutz- bar gemacht wurde, später aber verloren ging. Vor Jahren fand man bei Erdarbeiten Zulei- tungsröhren, die durch Eisenablagerungen der Mineralquelle völlig zugewachsen waren. Eine jetzt bei Sprengungen zu einem Hausfunda- ment freigelegte quelle im Felsengebiet er- Wies sich nicht als das verschollene Heilwas- ser. Nun sollen noch andere Quellen in Triberg und in der näheren Umgebung untersucht wer- den. Man hofft, die alte Stahlquelle, die einst Als die eisenhaltigste im ganzen Schwarzwald galt, doch noch wiederzufinden. Eine unter dem Namen„Heilquelle“ im Wasserfallgebiet bekannte Quelle, die ebenfalls untersucht Wurde, wird von Einheimischen und Fremden seit Jahren lebhaft benutzt, doch ist sie ihrer mineralischen Zusammensetzung nach offen- bar nicht die gesuchte„Stahldquelle“. Tour de France schon entschieden? Bobet Sieger der Alpenetappe Der Spitzenreiter Louison Bobet gewann die schwere Alpenetappe der Tour de France von Grenoble über 216 Km nach Briancon. Damit konnte der Vorjahressieger seinen Vorsprung im Gesamkklassement derart ausbauen, daß an seinem Sieg in der Tour de France 1954 wohl kaum mehr zu zweifeln ist. Bobet erreichte, nachdem er den 2360 m hohen Iozard als Erster Passiert hatte, mit einem Vorsprung von fast zwei Minuten das Etappenziel vor dem Schwei- zer Ferdi Kübler. Bobet bewältigte die Strecke in 7:26:42 Stunden, während Kübler 7:28:31 Stun- den benötigte. Auf den dritten Platz kam der Franzose Bergaud mit mehr als drei Minuten Rückstand. Das Gesamtklassement nach 18 Etap- pen: 1. Bobet Frankreich), 2. Kübler(Schweiz), 3. Schär(Schweiz), 4. Mallejac Frankreich), 5. Dotto Frankreich). Die 17. Etappe der Tour de France, die über 182 km von Lyon nach Grenoble führte, wurde von Lucien Lazarides(Südost-Frankreich) ge- Wonnen. Fritz Schär(Schweiz) wurde Zweiter, indem er den Endspurt des eineinhalb Minuten zurückliegenden Feldes gewann. Lazarides siegte in 5:40:43 Stunden. Hinter ihm lagen sein Lands- mann Ferdi Kübler, der damit die Führung im Klassement nach Punkten behielt, der Belgier Stan Ockers und Louison Bobet, der Träger des gelben Triktos. „Vicky“ III— das Frühjahrs- ; ereignis 1954. Wenn wir die Zeit einige Jahre zurückdrehen könnten, dann würden wir 1946 die Geburt von „Vicky“ nochmals miterleben. Wer war damals noch glücklicher Besitzer eines Kraftfahrzeuges? Wohl kaum jemand. Aber ein Fahrrad— das war hier und da noch durch die Kriegsjahre gerettet. Not macht bekanntlich erfinderisch, und so ging in diesem Jahre der VICTORIA- Einbaumotor, der so sinnvoll einfache„Vicky“, in Serie, obwohl der größte Teil der Betriebs- anlagen in Trümmer lag. Die darauffolgenden Jahre haben dann überràaschenderweise gezeigt, daß sich dieser kleine Motor nicht nur in Not- jahren bewährt. Noch heute ist die Nachfrage sehr qroß, und die Produktion der Vicky's läuft nach wie vor weiter. Die nächste Entwicklungsstufe war dann das inzwischen so beliebte Moped!„Vicky“ I wurde geboten, das erste Spezialrad für Damen wie für Herren, das die VICTORIA WERKE A.-G., Nürnberg, konstruierten. Das Frühjahr 1953 sah das nächste Vicky-Moped, Modell II, auf dem Markt, dessen Konstruktion einen weiteren Schritt vorwärts bedeutete. Das Frühjahrs- ereignis 1954 ist nun„VICKV“ III. Nicht als naheliegende konstruktive Fortentwicklung des Mopeds Modell II etwa, sondern als völlige Neukonstruktion von Grund auf. iii 3 8 Ein gänzlich neuer Moped- Fahrzeugtyp ent- stand. Seine ihm eigentümliche Note wird durch die niedrige, äußerst bequeme und ge- fällige Rahmenbauweise einprägbar unter- strichen. Der Motor, die kleineren Räder, die Vorderradschwinge, der aus Stahlblech ge- Prehte Mittelrahmenteil— mit dem Tank zu einem Stück gefertigt— wie auch die sehr nützlichen Verkleidungen ergänzen sich ins- gesamt zu einem überzeugenden, geschlossenen Gesamtbild. Sofort hat man den Eindruck, daß „Vicky“ III eine unübertroffen glüdeliche Lösung darstellt. anten perælichot. Fus dlie anlablich unserer JHermablung erwiesenen Aufmerſeseniſcelten u. Glucewünsche Otto Brecht und Frau Hilda geb. Raufelder Neuer Schwarzer Anzug mit Streithose(Größe 46) billig abzugeben. Zu erfragen im Verlag ds. Bl. Uhren/ Schmuck/ Bestecke Feines Porzellan/ Geschenk- Jung und alt 55 Hausmittel! 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