2 Erscheint: montags, mittwochs, freitags und samstags. Frei Haus 1.90, im Verlag abgeholt 1.70, durch die Post 1.70 zuzgl. 36 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. Sũd deutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenheim und Umgebung Anzeigenpreise: die G-gespaltene Milli- meterzeile 15 Pfg. Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden (Preisliste Nr. 1) Nr. 119 Freitag, den 30. Juli 1954 6.7/5. Jahrgang Zwei Amerika-Reisen Adenauers Die Regierung bestätigt— Jedesmal nur kurze Besuche BOn n(E.B.) Bonner Regierungssprecher bestätigten, daß Bundeskanzler Adenauer die Absicht hat, im Herbst dieses Jahres den USA zweimal einen kurzen Besuch abzustatten. Nach den bisherigen Plänen sei vorgesehen, dag Adenauer einmal Ende August nach Wa- sbington und später, Ende Oktober oder An- fang November, nach New Vork fliegen werde. Beide Male sei nur ein halboffizieller Besuch von höchstens je 48 Stunden Dauer beabsichtigt. Diese Angaben wurden jedoch mit dem ausdrücklichen Hinweis einge- schränkt, die geplamten Reisen des Kazlers nach den USA würden nur dann stattfinden, wenm es die Bonner Dienstgeschäfte und die politische Lage in Europa gestatteten. Der August-Besuch gehe auf eine Einla- dung der„American Legion“, des amerikani- schen Frontkämpfer verbandes, zurück, der in Wasbington Ende August seinen jährlichen Kongreß veranstaltet, auf dem Adenauer neben Präsident Eisenhower am 30. August eine Rede halten soll. Der Reise im Oktober oder November liege eine Einladung der Co- jumbia- Universität in New Vork zugrunde, die dem Kanzler den Ehrendoktor-Titel ver- jeihen will— den neunten, den der Kanzler Zamit empfangen würde, Beide Besuche Wür- der Adenauer jedoch erlauben, mit Eisen- hower und anderen amerikanischen Politi- kern in einem persönlichen Gespräch die weltpolitische Lage zu erörtern. Der Chef des amerikanischen Informations- programms, Theodor C. Streibert, teilte in Bonm mit, daß die von den Amerikanern be triebene Rundfunkstation RIAS in Westber- um, die Berliner Ausgabe der„Neuen Zei- kung und die Zeitschrift„Der Monat“ Vor- erst Weiter tätig sein bzw. erscheinen würden. Der Haushalt sehe auf alle Fälle vor, dag diese drei Publikationsorgane bis zum Ende des Etatjahres im Juni 1955 unterstützt wür⸗ derl. Das Jahresbudget für das amerikanische Informationsprogramm in Deutschland be- zifferte Streibert auf 9 Millionen Dollar(fast 10 Millionen DMW). Die Hälfte davon werde in Westberlin ausgegeben. Auch die 22„Ame: eikahäuser“ sollen vorerst bestehen bleiben. Keine Vorwegnahme der Lufthoheit Erst die Souveränität— Lufthansa zunächst ein Verlustgeschäft Bonn(E. B.) Eine vorzeitige Zuerkennung der Lufthoheit an die Bundesrepublik ist im Hinblick auf die geplante baldige Rückgabe der vollen Souveränität an Westdeutschland vorerst nicht zu erwarten, wie von unterrich- beter alliierter Seite verlautete. Die Bundesregierung hatte am 22. Mai den Antrag bei den Hochkommi ren gestellt, der künftigen deutschen Lufthansa eine Son- dergenehmigung für die Einfuhr, den Besitz und den Betrieb von vier Convair- Flugzeugen ul erteilen. Dieser Antrag— dessen Geneh- migung einen Start der Lufthansa unter al- Ülerter Kontrolle noch vor dem Inkrafttre- ten des Deutschland-Vertrages möglich ge- macht hätte— wird zunächst nicht Weiter be- handelt werden. Die neue deutsche„Lufthansa“ werde zu- nächst ein Verlustgeschäft sein und ohne Bei- hilfe gar nicht auskommen können. Diese An- sicht vertrat Hans M. Bongers, einer der füh- tenden Männer der neuen Luftffahrtgesell- schaft, im amtlichen„Bulletin“ der Bundes- egierung. Bongers erklärte, ein Unterneh- men das so total zerstört und ausgeschlach- et sei wie die Lufthansa, könne sich nücht selbst wieder aufbauen. Es könne erst recht nicht mit acht Flugzeugen binnen Kurzem tentabel werden. Die neue Lufthansa werde daher„nicht ohne Aufbauverluste“ errichtet werden und„für eine gewisse Zeitdauer nicht ohne Beihilfe auskommen“ können. In Kürze werde die Luftverkehrsbedarf-AG in Köln ir Aktienkapital von 25 auf 50 Millionen DM erhöhen und ihren Namen in„Deutsche Lufthansa ändern. Neuorganisation des Handwerks Vollversammlung des Handwerktags Stuttgart(28H). Unter dem Vorsitz von Handwerkskammerpräsident Sieber, Manns heim, fand in Stuttgart die Vollversammlung des baden-württembergischen Handwerkstag: statt. An Stelle des erkrankten Präsidenten des Landesgewerbeamts Baden- Württemberg Prof. Dr. Hotz, war als Vertreter des Wirt“ schafts ministeriums Reg.-Rat Reeb erschienen welcher vom Standpunkt der Regierung aus zu dem Hauptthema der Tagung,„Neu- bzw. Um- bildung der Fachverbände des baden-würt⸗ tembergischen Handwerks“, die nach dei neuen Handwerksordnung bis Ende Septembei vorgenommen werden muß, eingehende Aus führungen machte. Hauptgeschäftsführer Coers, von der Ver- einigung der Zentralfachverbände des Deut- schen Handwerks, Bonn, gab einen Uberblick über Aufbau und Aufgaben der Fachorganisa- tionen des Handwerks. Er trat für eine sinn- volle Funktionsteilung zwischen Kammern und Fachverbänden ein. Die Aufgaben den Fachverbände liegen hauptsächlich auf dem technisch- wirtschaftlichen und auf dem sozial- Deberbrchung des Sicherneltssystems notwendig Der„Agentenkrieg“ blüht Das Verschwinden des Abwehrchefs der Bundesregierung, Dr. Otto qohn, und sein Auf- tauchen im Osten hat ein Schlaglicht auf den seit Jahren unter der Oberfläche schwelenden west- östlichen„Agentenkrieg“ geworfen. Le- diglich von Zeit zu Zeit, meist durch groß auf- gemachte amtliche Erklärungen aus Ostberlin oder kommunistische Schauprozesse, dringt Einiges von der lautlosen Arbeit der militä- rischen Nachrichtendienste an die Offentlich- keit. Hauptaktionsfeld der westlichen und öst- lichen Geheimdienste auf deutschem Boden ist Berlin, die Viersektorenstadt hinter dem „Eisernen Vorhang“, durch den man hier un- behindert, nur mit dem gelegentlichen Risiko einer Ausweiskontrolle, für 25 Pfennig mit der U-Bahn schlüpfen kann. Die politische Spaltung der Welt, die Spal- tung Deutschlands und seiner ehemaligen Hauptstadt liefern den Hintergrund für die Tätigkeit der militärischen Nachrichtendienste und Spionageabwehrstellen, die sich hartnäckig unsichtbare Gefechte liefern. Nur ab und zu wird die verborgene Arbeit der Spionageorga- nisationen unterbrochen. Dann ist es der einen oder der anderen Seite gelungen, einen Agen tenring zu sprengen, und die Verantwortlichen müssen im Licht der Of fentlichkeit vor Gericht über ihre Tätigkeit aussagen. Besonders die Machthaber im Osten, die sich der Wirkung einer psychologischen Kampagne in ihrem mit Furcht durchsetzten Machtbereich bewußt sind, versäumen es selten, ergriffenen westlichen Agenten, oder solchen, die sie in diesen Sam- melbegriff einordnen, mit kräftigen Propa- gandaaufwand den Prozeß zu machen. Niemand weiß genau, wieviel Geheimorga- nisationen es auf der westlichen und östlichen Seite der viergeteilten Stadt gibt, aber die Spatzen pfeifen es in Berlin von den Dächern, daß ihre Zahl einfach nicht zu übersehen ist. Wenn man in Westberlin jemanden kennen- lernt, der seine Tätigkeit hinter einem zweifel- haften Firmennamen verbirgt, der nicht im Telefonbuch verzeichnet ist, dann kann man beinahe sicher sein, die Bekannschaft eines „Nachrichtenmannes“ gemacht zu haben. Die kommunistische Ostberliner Presse, deren Spalten mit Berichten über die Tätigkeit „imperialistischer westlicher Agenten“ gefüllt sind, kolportierte gerade in diesen Tagen west- liche Pressemeldungen, die von 83 verschiede- nen westlichen Spionage organisationen in Ber- uin sprachen. In Westberlin war die Tätigkeit der Geheimdienste erst unlängst Gegenstand einer Debatte im Abgeordnetenhaus. Soweit sie sich nicht mit der Spionageabwehr befassen, verfolgen westliche und östliche mi- litärische Nachrichtendienste den gleichen Zweck: Die Erkundung der Absicht und des Potentials der Gegenseite. Die westlichen Spio- nagedienste dürften es aber bei der Erreichung dieses Zieles schwerer haben als ihre Konkur- renz im Osten. Während es für die Sowjets oder die Pankower Machthaber einfach sein dürfte, einen gut geschulten Agenten mit Geld und falschen Papieren in den Westen zu ent- senden, muß ein westlicher Agent, durch die Polizeistaatskontrolle im Osten weitgehend ge- hemmt, eher mit seiner„Entlarvung“ rechnen, als sein in den Westen entsandter östlicher „Kollege“. Hinzu kommt, daß de Pankower Macht- haber jede Gelegenheit ausnutzen, den Agen- ten westlicher Geheimdienste Furcht einzu- flö Ben. Zahlreiche Prozesse gegen angebliche Agenten der Organisation„Gehlen“ haben in den vergangenen Monaten stattgefunden, alle mit der deutlich ausgesprochenen Warnung: „Seht her, vor dem Zugriff unserer Staats- organe ist niemand sicher.“ Die„Organisation Gehlen“ ist schärferen östlichen Angriffen ausgesetzt als andere Westliche Nachrichtendienste. Fast immer sind es„Gehlen Agenten“, die angeblich vom Staatssicherheitsdienst zur Strecke gebracht Werden. Ostberliner Informanten wollen wis- sen, der seit einem Jahr amtierende Chef des SSD, Ernst Wollweber, habe sich vorge- nommen, nach der Methode:„Unter zehn Verhafteten ist mindestens ein Schuldiger“, besonders das Netz der Gehlenorganisation zu treffen. Aber auch die verschiedenen Stel- len des amerikanischen Geheimdienstes, der britischen„Secret Service“ und MͤI5“, sowie der französische Geheimdienst sind das Ziel 5stlicher Angriffe. Ein besonderer Dorn im Auge der kommunistischen Propaganda sind außerdem die„Westberliner Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“, der„Intersu- chungsausschuß freiheitlicher Juristen“, die russische Widerstandsbewegung NTS und der RIAS, denen der Osten immer wieder Sabo- tage und Agententätigkeit vorwirft. Der Fall John hat nicht nur den Blick auf die Tätigkeit der Spionageorganisationen ge- lenkt. Westliche Abwehrdienste dürften als Folge von Johns freiwilligem oder unfreiwil- ligem Schritt ihr Sicherheitssystem überprü- fen. Die sofort reagierenden Abwehrspeziali- Sten ini der Sowjetzone haben Verhaftungen vorgenommen, vermutlich in der Absicht, das Westliche Agentennetz mit der Drohung zu erschüttern, es sei durch Johns Ubertritt ent- tarnt“ worden. john weltert gegen Bonner polilt Berlin(UP). Der ehemalige Abwehrchef der Bundesregierung, Dr. Otto John, wandte sich am Mittwoch abend in einer zweiten Er- klärung über den Sowietzonen-Rundfunk ge- gen den von Bundeskanzler Adenauer ein- geschlagenen„falschen Weg“, der zur„Wie- derbelebung“ des Nationalsozialismus und zu einem neuen Krieg führen müsse. John, der kaum zwei Minuten sprach, be- schuldigte die westliche Presse, über ihn „Schmutzige und frei erfundene Anwürfe“ Verbreitet zu haben, auf die er nicht näher eingehen wolle, weil dies„sinnlos“ und unter seiner„Würde“ sei. Insbesondere lehne er es ab, sich mit denen auseinanderzusetzen, die ihm niedrige Motive unterstellen wollen“. Unter Berufung auf die Bedenken, die der frühere Reichskanzler Brüning kürzlich über den politischen Kurs Adenauers äußerte, wandte sich der frühere Abwehrchef der Bumdesregierung gegen die„einseitige Bin- politischen Gebiet. Wichtig sei, daß zwischen der Fachorganisation und dem Einzelbetrieh eine möglichst rege Verbindung bestehe. Dar- auf sei auch der Organisationsaufbau abzustel- len, der im übrigen in einem neu gebildeten Land wie Baden- Württemberg elastisch und beweglich sein müsse. Syndikus Metzger, Stuttgart, gab auf Grund der bisher eingegangenen Stellungnahmen dei einzelnen Fachverbände des Landes einen ge-: drängten Uberblick über die Um- bzw. Neu bildungsbestrebungen der Verbände, nach welchem seitens der letzteren je nach Struktus und zahlenmäßiger Stärke der einzelnen Be- rufe auch verschiedene Lösungen angestreb werden. Das Bild wurde durch die Berichte der einzelnen anwesenden Fachverbandsver- treter über den Stand des Organisationsauf- baues noch vervollständigt. Ini der lebhaften Aussprache wurde ein Reihe von Fragen aufgeworfen. Der Wunsch nach Zusammenarbeit auf Landesebene, de von allen Seiten betont wurde, wird zweifel os auch in schwierigen Fragen eine zweck mäßige Lösung finden lassen. Des weiteren Wurde beschlossen, die Arbeitgeberbeisitzer des Handwerks bei den Arbeitsgerichten durch Kurse und Vorträge in arbeitsrechtlichen Fra- Sen zu unterrichten und auf dem laufenden zu halten. Diese Unterrichtung soll auf der Ebene der Kammerbezirke erfolgen. 5 dung an die amerikanische Politik durch Dr. Adenauer, die damit verbundene Remilitari- sierung und Wiederbelebung des National- Sozialismus“, die zu einem neuen Krieg zu führen drohe.„Es genügt nicht mehr, nur zu warnen, sondern es muß gehandelt werden, und deshalb habe ich am letzten Freitag 2u einer Aktion für die Wiedervereinigung auf- gerufen“, erklärte John. Der Fall John bildete den ganzen Mittwoch das Hauptthema der politischen Diskussionen in Bonm. Die neuen Rommentare und Erörte- rungen waren zunachst von der am Dienstag abend aufgestellten Behauptung ausgelöst wor- den, daß der ehemalige Abwehrchef zwei Briefe an seine Frau geschrieben habe, mit denen mehr oder weniger bewiesen werden könnte, daß er sich nicht freiwillig im Osten aufhalte. Die Bundesregierung hat diese Dar- stellung nicht bestätigt, und der Bundesinnen- minister hatte in der Nacht zum Mittwoch hierzu ausweichend erklärt:„Der Oberbun- desanwalt hat das gesamte Material.“ Wie von unterrichteter Seite verlautet, sollen die Angeblichen Briefe Johns von der Oberbun- ddesanwaltschaft in Karlsruhe auf ihre Echt- heit geprüft werden. Inzwischen hat die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe zu verstehen gegeben, daß sie die Ermittlung im Falle John leite und auch die notwendigen Maßnahmen getroffen habe. Sie hat es jedoch abgelehnt, irgendwelche Einzel- heiten mitzuteilen. Das Bundeskabinett befaßte sich am Mitt- woch in einer zweiten Sitzung mit einem aus- kührlichen Bericht des Bundesinnenministers Schröder über den Fall John. Schröder sprach sich vor Pressevertretern für eine personelle und sachliche Uberprüfung des Verfassungs- schutzes in der Bundesrepublik mit dem Ziel einer grundlegenden Reorganisation dieser Einrichtung aus. Außerdem unterrichtete Schröder die Innenminister der Länder über del Fall John. Nach fast achtstündiger Sondersitzung über den Fall John hatte der Bundestagsausschußg kür den Schutz der Verfassung in der Nacht vum Mittwoch„Fehlerquellen und Mängel“ im Verfassungsschutz festgestellt. Eine„ab- schließende und überzeugende Klärung! der Vorgänge sei noch nicht möglich gewesen. Auch der CDU/ CSU-Fraktionsvorstand wird mn der kommenden Woche zum ersten Male die Affäre John eingehend beraten. Etat der Wirtschaftsverwaltung gebilligt Große baden- württembergische Landesaus- stellung in Stuttgart geplant Stuttgart(ZSHW). Der baden-württem- bergische Landtag hat den Etat der Wirt- schaftsverwaltung für das Rechnungsjahr 1954/55 in zweiter Lesung gebilligt. Entgegen dem Antrag des Finanzausschusses stimmten nahezu alle Abgeordneten den von der Re- gierung vorgeschlagenen Ansätzen für die geplante große baden- württembergische Lan- desausstellung zu, die im kommenden Jahr auf dem Stuttgarter Killesberg gezeigt wer- den soll. In der Debatte wurde von den Sprecherm der Fraktionen mit Befriedigung vermerkt, daß der Wirtschaftsetat um etwas über 3 Millionen DM niedriger ist als im vergange- nen Jahr und außerdem eine fühlbare Ver- minderung des Personalstandes aufweist. Die Würtschaftsentwicklung im Lande sei erfreu- Arbeit ch. Dies sei nicht zuletzt der des Ministeriums zu verdanken. Für die CDU äußerte sich Dr. besorgt über die von den Ges vertretene Forderung nach einer Lohnpoli l mer besser, betonte er, die Preis oder zumindest stabil zu halten. Für tatkräftige Förderung des Handwerks der SPD-Abgeordnete Albert Pflüger ein, de Baden- Württemberg ein typisches Handwer- kerland sei. Walter Ott FDP/DVP) übte Kri- tik am der Steuerpolitik des Bundesſinanz- ministers und bat den Wirtschaftsm Ster, Als „Wirtschaftsbotschafter“ in Bonn dem Land das Gewicht zu verschaffen, das ihm als zweitgrögtem Industrieland des Bundesgebie- bes zukomme. Wirtschaftsminister Dr. Hermann Veit dank- te dem Parlament für die Anerkennung der Leistungen der Wirtschaftsver waltung. Nach- drücklich bat der Minister das Parlament, die Mittel für die in kommenden Jahr geplante Landesausstellung zu billigen. Finde dieser Plan nur eine kleine Mehrheit im Parlament, S0 Halte er es für besser, ihn ganz aufzuge- ben. Es sei keine Ausstellung im üblichen Sinne mit kommerziellem Einschlag geplant. Die Landesausstellung solle das Gesicht des jungen Bundeslandes zeigen, seine historische und wirtschaftliche Einheit darstellen, zum inneren Zusammenwachsen der Landesteile beitragen und gleichzeitig ein Schaufenster nach außen sein. Namentlich der Jugend solle dabei vor Augen geführt werden, welche Auf- bauleistungen der demokratische Staat seit 1945 vollbracht habe. Man hoffe, von den Ro- sten der Ausstellung 1,3 Millionen DM durch Eintrittsgelder der erwarteten zwei Millionen Besucher wieder hereinzubringen. an den restlichen 1,6 Millionen DM werde sich die Stadt Stuttgart mit 40 Prozent beteiligen, 80 daß ein Landeszuschuß von 960 000 DM ge- leistet werden müsse. Abschließend setzte sich der Minister im Interesse der Wirtschaft für eine großzügige Förderung der Luftfahrtforschung in Baden- Württemberg ein. Sobald in Deutschland wie- der eine Luftfahrtindustrie aufgebaut werden dürfe, müsse sich Baden- Württemberg be- mühen, seine frühere führende Stellung auf diesem Gebiet wiederzuerringen. Vorausset- zung dafür sei unter den heutigen Verhältnis- sen das Vorhandensein morderner Forschungs- stätten. Durch rechtzeitige Vorsorge auf die- sem Gebiet könne der Landtag wesentliche Möglichkeiten für eine Ausweitung der ein- heimischen Wirtschaftskapazität und für neue Arbeitsplätze schaffen. III der Einzelberatung wurde der Etat der Wirtschaftsverwaltung mit den Anträgen des Finanz ausschusses vom Hause mit einer Aus- nahme gebilligt. Entgegen dem Vorschlag des Ausschusses stimmte das Plenum den von der Regierung vorgesehenen Ansätzen für die im kommenden Jahr geplante groge Landesaus- stellung auf dem Stuttgarter Killesberg mi, überwältigender Mehrheit zu. Innenminister Ulrich teilte vor dem Landtag mit, daß der Entwurf eines Landesge- setzes zu Artikel 131 des Grundgesetzes vor- aussichtlich bis Mitte September vorgeleg: werden könne. Der Entwurf, der vom Innen- und Finanz ministerium gemeinsam ausgear- beitet wird, sei dem Kultministerium, dem Vertriebenen ministerium, den kommunalen Spitzenverbänden, dem Beamtenbund und dem Gewerkschaftsbund zur Stellungnahme zugegangen. Einzelne von diesen Stellen un- terbreitete Vorschläge mußten Wahrschein- lich noch in die Vorlage eingebaut werden. Hans Jahn, der Bundesvorsitzende der deutschen Eisenbahner gewerkschaft, 18 in 1 zum e der Internatio- nal Tansportarbeiter-Föderati— Wählt worden.„ Der Volkswagensparer- Prozeß wird v ersten Zivilsenat des Bundesgerichtshofs in W am 23. November verhandelt Wer den. 50 deutsche Kirchenvertreter unter Führung von Firchentagspräsident von Thadden- Trieglaff sind nach den USA unterwregs, Wo sie n Evanston am der Weltkirchenkonferenz teimehmen. Verwaltungsneuordnung erneut gefordert Beratung des Etats der Innen verwaltung vor dem Landtag abgeschlossen Stuttgart(ZSEH). Der Landtag von Ba- den- Württemberg hat die Beratung des Etats der Innenverwaltung abgeschlossen. Der Ein- zelplan, mit einem Zuschußbedarf von 358,7 Millionen DM der kostspieligste des Gesamt- haushalts, wurde bereits in der allgemeinen Debatte von den Sprechern aller Fraktionen gebilligt. In der Einzelberatung folgte das Parlament im wesentlichen den Vorschlägen des Finanz- ausschusses. Keiner der Anträge, die dar- über hinaus angenommen wurden, bedeutet eine entscheidende Mehrbelastung des Etats. Die wesentlichste Forderung, die bei der Beratung des Innenetats erhoben wurde, war die nach einer baldigen Verwaltungsneuord- nung. Zwei hierzu angenommene interfrak- tionelle Anträge ersuchen die Regierung, dem Landtag von den Entwürfen einer Gemeinde- ordnung und einer Kreisordnung den Ent- Wurf des Landesverwaltungsgesetzes vorzu- legen und fordern, bereits in diesem Gesetz die Neuordnung der Kreisgrenzen vorzuneh- men. Außerdem wurde die Regierung auf Antrag der CDU und des BHE aufgefordert, dem Parlament unmittelbar nach den Par- lamentsferien den Entwurf eines Landtags- Wahlgesetzes vorzulegen. Andere Anträge sehen die Vorlage eines Gesetzentwurfs zur Bekämpfung der Rinder- tuberkulose nach badischem Vorbild, die Auf- hebung des Verwaltungsgerichtshofs in Frei- burg und des Verwaltungsgerichts in Baden- Baden sowie eine Uberprüfung der Richt- Linien für die Gewährung von Weihnachts- beihilfen vor. Der ständige Ausschuß des Landtags wurde beauftragt, das Problem des Verfassungsschutzes zu prüfen. Beim Bund Soll sich die Landesregierung dafür einsetzen, daß das Wetteramt Freiburg und die Wetter- Stelle Friedrichshafen in einem den Aufgaben entsprechenden Umfang erhalten bleiben. Bei der Eimzelberatung des Etats wurde die Zunächst lebhaft umstrittene Frage, ob das Veterinärwesen beim Innenministerium blei- ben oder dem Landwirtschaftsministerium übertragen werden soll, bis zur Beratung des Haushaltplans 1955 zurückgestellt. Dadurch soll der Regierung Gelegenheit gegeben wer- den, die Frage zunächst im Ministerrat zu Prüfen. Mit sehr großer Mehrheit wurde ein von Abgeordneten aller Fraktionen eingebrachter Antrag angenommen, der die Regierung er- sucht, umfassende und durchgreifende Maß- nahmen zur Bekämpfung der Werbung für die Fremdenlegion zu treffen und dafür er- forderlichenfalls zusätzliche Mittel zu bean- tragen. Bei der Bundesregierung soll gleich- zeitig auf eine Verschärfung der Strafen ge- gen Legionswerber hingewirkt werden. Der KPD- Abgeordneten Erika Buchmann wurde bel der Beratung dieses Themas nach drei- Mmaliger Ermahnung wegen unsachlicher Aus- Führungen das Wort entzogen. Die Abgeord- nete hatte der Bundesregierung vorgeworfen, aus politischen Gründen die Werbung für die Fremdenlegion nicht mir hinzunehmen, Sondern sogar stillschweigend zu billigen. Der BHE- Abgeordnete Josef Schwarz bedauerte, dag die Bundesregierung noch nicht so weit „Herr im eigenen Haus“ sei, um gegen die Werbung zur Fremdenlegion radikal vor- gehen zu können, und forderte Zuchthaus- Strafen für die Werber. „Hausbesitz keine Wohlfahrtsanstalt“ Handschuhmacher gegen„Monopol der Mie- ter“— Jahrestagung der Hausbesitzer München(UP). Der Präsident des Zen- tralverbandes der Deutschen Haus- und Grundbesitzer, Dr. Johannes Handschuhma- cher, wies auf der Festkundgebung der dies- jährigen Jahrestagung seines Verbandes in München auf den schweren Kampf des Haus- besitzes um die Wiederherstellung seiner Wirt- schaftlichkeit und Gleichberechtigung hin. Das Haus gehöre heute nur noch formell dem Ei- gentümer. Die im neuen Bundesmietengesetz vorgesehene Anhebung der Mieten, die über- dies nur die Hälfte der Bevölkerung berühre, entspreche in der Größenordnung etwa der Kohlepreiserhöhung, über die man„keine acht Tage“ diskutiert habe. 5 Handschuhmacher sagte, durch die Zwangs- gesetzgebung sei ein„Monopol der Mieter“ entstanden. Während die übrige Wirtschaft den Wiederaufbau auf dem Wege über die Preise vollziehen konnte, habe sich der Haus- besitz völlig unzureichenden Mietpreisen ge- genübergesehen. Das bedeute praktisch eine entschädigungslose Einbuße an Vermögen durch Staatseingriff. Man solle endlich begrei- fen, dag der Hausbesitz keine Wohlfahrtsan- stalt sei, die der Gesamtheit der Steuerzahler Fürsorgelasten abzunehmen habe. Es gehe ein- fach nicht an,„den Hausbesitz als Mädchen für alles zu migbrauchen“. In einer Pressekonferenz gab Präsident Handschuhmacher die Forderungen seines Verbandes zu dem vom Bundestag vorberei- teten Bundesbau- und Bundesmietengesetz bekannt. Der Hausbesitz wünscht, daß das Mietpreisproblem in einem Gesetz mit er- träglichen Fristen gelöst und dem Hausbesitz das Recht zugestanden wird, einen normalen Marktpreis vereinbaren zu können. Die bis- her vorgesehenen allgemeinen Mieterhöhun- gen von zehn bzw. zwanzig Prozent würden nicht in jedem Falle die Kostendeckung ge- Währleisten. Das Bundesbaugesetz wird für dringend erforderlich gehalten, um die be- Stehende Rechtsunsicherheit zu beheben. Die jetzt geltenden rund 300 Bundes-, Landes- und Ortsgesetze, die Rechtsverordnungen und Ministerialerlasse sollten endlich in einem Bundesbaugesetz zusammengefaßt werden. Nach Ansicht des Zentralverbandes könn- ten in Westdeutschland durch den Wiederauf- bau der kriegszerstörten Wohngebiete noch 1,2 Millionen Wohnungen geschaffen werden. Hierbei wäre der Bodenpreis kein Hindernis- grund, diese Vorhaben im Rahmen des sozia- len Wobhnungsbaues zu verwirklichen. Im übrigen könnten auf diesem Wege etwa zwei bis drei Milliarden DM für den Wohnungsbau gespart werden. kreie Hand für präsidenf Eisenhower Zur Wiederherstellung der deutschen Souve- ränität— Besatzungskosten unverändert Washington(UP). Die Bestrebungen zur Wiederherstellung der deutschen Sou- veränität erhielten in den USA neuen Auf- trieb. Der Außenpolitische Ausschuß des Se- nats empfahl, Präsident Eisenhower zu er- mächtigen, der Bundesrepublik die Souveräni- tät auch dann zuzuerkennen, wenn Frank- reich die Ratifizierung des EVG- Vertrags Weiter hinauszögert. Der Außenpolitische Ausschuß hat in seiner Empfehlung an das Plenum des Senats aus- drücklich vorgeschlagen, daß Präsident Eisen- hower von diesem Recht Gebrauch machen kann, auch wenn der amerikanische Kongreß nicht tagt. Die Empfehlung, die auf Grund einer Beratung des Ausschusses mit Außen- minister Dulles ausgearbeitet wurde, muß vom Plenum des Senats bestätigt werden, um Rechtskraft zu erhalten. Der Vorsitzende des Ausschusses, Senator Alexander Wiley, teilte der Presse mit, die Annahme dieser Empfehlung durch das Ple- num des Senats werde voraussichtlich zu Weiteren Verhandlungen mit Großbritannien, Frankreich und der Bundesrepublik führen. Er nehme an, daß jedenfalls die amerika- nische und die britische Besatzungszone Deutschlands die Hoheitsrechte wiedererhal- ten würden, mit der einzigen Einschränkung, daß Deutschland die Unterhaltskosten der Be- satzungstruppen tragen müsse. Die amerika- nischen Streitkräfte könnten nach der Wie- derherstellung der Souveränität in Deutsch- land nur noch auf der Grundlage eines Ver- trages stationiert werden. Die Souveränität schließe außerdem das Recht auf Wieder- bewaffmnung ein. Die Bundesrepublik wird auch nach dem 1. Juli, wie bisher, monatlich 600 Millionen DM Besatzungskosten bezahlen. Zwischen dem Bundesflnanzminister und den Finanzberatern der Hochkommissare wurde am Mittwoch ein Ubereinkommen getroffen, wonach der bis- herige von der Bundesrepublik aufzubringende Betrag von höchstens 600 Millionen DM monat- lich auch für die Monate Juli, August und Sep- tember gilt. Das bisherige Ubereinkommen War am 30. Juni ausgelaufen. Die kurzfristige Verlängerung wird in Bonner politischen Krei- sen damit erklärt, daß die Höhe der Besat- zungskosten erneut überprüft werden soll, so- bald die Bundesrepublik ihre Souveränität zu- rückerhalten hat. Im Falle eines früheren In- Kkrafttretens des Generalvertrages gelten, wie es in einer gemeinsamen deutsch- alliierten Verlautbarung heißt, die Bestimmungen die- ses Vertrages. Gleichzeitig wurde in das Ubereinkommen eine neue Bestimmung aufgenommen, in der sich die Hochkommission verpflichtet, monat- Iich einen Betrag von 18 Millionen DM zur Abgeltung von Besatzungsschäden aus dem Besatzungskostenfonds bereitzustellen. Weiter Wurde vereinbart, daß die Baumaßnahmen zur Unterbringung der alliierten Streitkräfte und die Freigabe beschlagnahmten Wohnraums be- schleunigt werden sollen. Das Ubereinkommen bedarf noch der Unterschriften des Bundes- Kanzlers und des britischen Hochkommissars als gegenwärtigem Vorsitzenden der Hoch- kommission. f Staatssekretär Hallstein hat Bonn am Mitt- woch für einige Tage verlassen und sich„auf Reisen“ begeben, wie die amtliche Version lau- tet. Unterrichtete Kreise teilten dazu aber mit, der Staatssekretär sei auf die Bühlerhöhe zu Bundeskanzler Konrad Adenauer gefahren, um ihn über die jüngsten außenpolitischen Ent- Wicklungen zu unterrichten. Von der Bühler- höhe reist Hallstein nach München weiter, wo er mit Bundesjustizminister Neumayer an einer Tagung der deutschen Gesellschaft für Rechtsvergleichung teilnimmt. Der Staatsse- roth ehrt am Freitag nach Bonn zurück. EVG- Konferenz Anfang August? Mendeès-France wird selbst teilnehmen— Französischer Wirtschaftsplan Paris(UP). Das französische Außenmini- sterium teilte am Mittwoch mit, daß eine Konferenz der Außenminister der sechs Un- terzeichnerstaaten des EVG- Vertrages„mit Sicherheit“ in der ersten Hälfte des August stattfinden wird. Der französische Ministerpräsident und Außenminister Mendeès-France werde an die- ser Konferenz persönlich teinehmen und sei- nen Ministerkollegen Frankreichs Ansichtem zu dem Vertragswerk unterbreiten. In der Mit- teilung wurde jedoch kein festes Datum be- Kanntgegeben, zu dem die Konferenz statt- finden soll. Auch wurde nichts darüber ge- sagt, Wo das Treffen stattfinden soll. Es heißt jedoch, daß die französische Regierung den 10. und 11. August für die Außenminister- Konferenz freigehalten habe. Der belgische Außenminister Spaak soll dagegen vorge- schlagen haben, daß die EVG- Außenminister am 7. und 8. August in Brüssel tagen, wäh- rend die Holländer sich für einen Zeitpunkt Zwischen dem 10. und 15. August einsetzen. In politischen Kreisen von Paris wird an- genommen, daß die Erklärung des französi- schen Außen ministeriums dazu bestimmt ist, de Gerüchte zum Schweigen zu bringen, nach denen die jüngste sowjetische Note eine neue Verzögerung der französischen Entscheidung Über die EVG bedeute. Mendes- France, Finanzminister Faure und re engsten Wirtschaftsberater haben nach einer durchgearbeiteten Nacht in den frühen Morgenstunden des Mittwoch ihre Vorschläge für ein nationales wirtschaftliches Gesun- dungsprogramm für Frankreich fertiggestellt. Die Pläne sollen sobald wie möglich dem Kabinett vorgelegt und in der nächsten Wo- che der Nationalversammlung unterbreitet werden. Wie in Paris bekannt wird, will Mendes France als Schlüssel für den Erfolg seines Programms die Nationalversammlung um die Ermächtigung ersuchen, für die Dauer von vier Monaten bis Ende Oktober nach eige- nem Gutdünken die bei der Abwicklung der Wirtschaftspläne notwendig werdenden Ge- setze erlassen zu können. Der als Finanz- experte bekannte neue Ministerpräsident, zu dessen Zielen die Unabhängigkeit Frank- reichs von der amerikanischen Hilfe und seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Groß- Pritanmien, der Bundesrepublik und den an- deren Industrieländern gehört, will die ersten seiner Sondergesetze Ende August oder An- fang September herausbringen, in der Zeit 3 der die National versammlung in Fe- Tien Ein Ja für Mendès-Frances Pläne Paris(OP). Die Regierung gab dem Plan von Mendès-France zur wirtschaftspolitischen Gesundung Frankreichs ihre Zustimmung. Das Kabinett billigte den Wirtschaftsplan, der den Regierungschef vier Monate lang zum Er- laß von„Notverordnungen“ ermächtigt, nach- dem es eine eingehende Stellungnahme des Finanzministers Edgar Faure gehört hatte. Der Wirtschaftsplan wird jetzt der National- versammlung zugeleitet. Keine Einigung Holland— Indonesien Dj ak art a(UP). Das indonesische Kabinett hat den Entwurf eines Abkommens über die Beendigung der holländisch indonesischen Union nach fünfeinhalbstündiger Sitzung ab- gelehnt. Wie offiziell bekanntgegeben wurde, kehrt Erziehungsrninister Mohammed Vamind heute nach Den Haag zurück, um die Verhand- lungen mit der holländischen Regierung wie- der aufzunehmen. 8 Weiterer Verlust für Portugal Vapi/ Indien(UP). Die Ortschaft Nairoli der portugiesischen Exklave Nagar-Haveli wurde von 40 Mann besetzt, die sich als Ange- hörige der Streitkräfte„Freies Goa“ ausgaben. Bei der Besetzung kam es zu einem kurzen Schußwechsel mit den elf Polizisten der Ge- meinde, die jedoch bald das Feuer einstellten und die Stadt übergaben. Widerstand gegen Nordafrika- Reformen Mendes-France in Schwierigkeiten— UN sollen das Problem behandeln Paris(UP). Der französische Minister- präsident Mendeèes-France sieht sich umer war- teten Schwierigkeiten aus seimem eigenen Lager gegenüber. Gegen die von ihm vorbe- reiteten Reformpläne für Tunesien und Ma- rokko wurden heftige Bedenken angemeldet. Inzwischen konferierte der Minister für tu- nesische und marokkanische Angelegenheiten, Christian Fouchet, mehrere Stunden lang hin- ter verschlossenen Türen mit dem General- resident in Tunesien, Pierre Voizard. Der Ge- neralresident für Marokko, Francis Lacoste, traf inzwischen ebenfalls in Paris ein und Wird sich an weiteren Konferenzen beteili- gen. Beide Generalresidenten waren nach Pa- ris beordert worden, um ihre Ansichten zu den, wie es heißt, radikalen Reformplänen der Regierung zu äußern, bevor sie dem Ka- binett und der Nationalversammlung vore gelegt werden. Eine Abgeordnetengruppe aus Unabhän- gigen und Mitgliedern der Bauernpartei for- derte in einem Kommuniqué, die Regierung solle zuerst Ruhe und Ordnung in Nordafrika wiederherstellen, bevor sie Konzessionen an die Nationalisten mache. Andernfalls„recht- fertige“ Mendeès-Framce die Terrormaßnah- men der Nationalisten, mit denen diese ihrer Forderung nach politischer Freiheit Nach- druck verliehen hätten. Eine Grupe frangesischs Siedle is Tu- Neslen erklärte unterdessen, jeder Kurswech- sel der französischen Politik in Nordafrika Würde zum schlieglichen Abfall dieser Ge- biete führen. Eine interfraktionelle Gruppe unter Führung des Radikalsozialisten Jean Medeein, einem Parteifreund des Minister- Präsidenten, bereitet gegenwärtig eine Reso- lution vor, in der die Besorgnis zahlreicher Abgeordneter über die Reformpläne ausge- sprochen werden soll. 14 arabische und afrikanische Staaten ha- ben UN- Generalsekretär Dag Hammarskjöld aufgefordert, die tunesischen und marokka- nischen Fragen auf die Vorläufige Tagesord- nung der im September beginnenden Gene- ralversammlung der UN zu setzen. Das ent- sprechende Schreiben ist vom Lemen, Af- Shanistan, Burma, Agypten, Indien, Indo- Desjen, dem Iran, dem Irak, dem Libanon, Päkistan, den Philippinen, Saudi- Arabien, Thailand und Syrien unterzeichnet. Die Ver- treter von Athopien und Liberia werden Wahrscheinlich ihre Unterschriften nachrei- Rotchina brüskierte die US-Regierung Amerikanischer Protest wurde ignoriert USA stellten Suchaktion ein Washington(UP). Die rotchinesische Regierung hat den amerikanischen Protest ge- gen den Angriff rotchinesischer Jagdflugzeuge auf amerikanische Bergungsflugzeuge 1 gewiesen, Wie ein Sprecher des US-Außen- ministeriums bekanntgab. Der stellvertretende minesische Außenminister, Tschang Han Fu, habe die Annahme der amerikanischen Pro- testnote mit dem Bemerken verweigert, dag Jer Luftzwischenfall eine Angelegenheit sei, die nur Großbritannien und China angehe. Der oritische Geschäftsträger Hugh Trevelyan, der die Note im Auftrage Washingtons überreichte, habe daraufhin zwei Memoranden zurückge- Lassen. Am Mittwoch seien diese Memoranden jedoch von einem Boten des chinesischen Außenministeriums dem britischen Geschäafts- träger mit der Bemerkung wieder zurückge- bracht worden, daß er sie wahrscheinlich„ver- essen“ habe. Der amerikanische Sprecher erklärte, daß diese Haltung der Rotchinesen erheblich dra- stischer sei, als wenn die Note einfach abge- lehnt worden wäre. Alles, was in dieser Frage im Augenblick gesagt werden könne, sei, daß man die Sache damit nicht auf sich beruhen lassen sollte. a Beim Generalsekretär der Vereinten Natio- nen, Dag Hammarskjöld, ging ein Telegramm der rotchinesischen Regierung ein, in dem ge- gen den Abschuß der beiden chinesischen Flugzeuge durch amerikanische Maschinen protestiert wird. Eeine Haftentlassung Ernsts Zwei Todesurteile wurden aufgehoben Paris(UP). Der Pariser Oberstaatsanwalt lehnte einen Antrag ab, den früheren Ober- bürgermeister von Straßburg, Dr. Ernst, vor- läufig aus der Haft zu entlassen. Dr. Ernst soll vor einem französischen Kriegsgericht wegen Kriegsverbrechens angeklagt werden. Ur- zprünglich war er von den Franzosen des Hochverrats beschuldigt worden, dieser An- Klagepunkt wurde jedoch nach jahrelanger ntersuchungshaft im vergangenen Herbst fallengelassen. Der französische Kassationshof hat die Ur- teile gegen die ehemaligen Gestapo-Beamten Rolf Müller und Theodor Schörer aufgehoben. Beide waren von einem Militärgerichtshof in Marseille im Januar dieses Jahres zum Tode verurteilt worden. Der Kassationshof stellte sich auf den Standpunkt, daß die beiden Ver- urteilten als Angehörige der Polizei Zivilisten seien und daher nicht von einem Militärge- richtshof verurteilt werden konnten. Gegen deide muß jetzt neu verhandelt werden. 300 Personen in Tibet ertrunken 14 Tote bei Erdrutsch in Korea Kalkutta(UP). Bei den durch das Hoch- Wasser des Namchung- Flusses ausgelösten Uberschwemmungen in Tibet sind in der Stadt Gyantse 300 Personen ertrunken, dar- unter 100 Lamas, Nonnen und Kinder, die in dem Kloster der Stadt lebten. Die Kloster- insassen gehören einem Orden an, der die Heirat gestattet. Viele von ihnen haben da- her bei der Uberschwemmung nächste Ange- hörige verloren. Wie Uberlebende berüchte- ten, sollen vor Beginn des Hochwassers Erd- Stöße verspürt worden sein. In Nordwest- bengalen und in der Provinz Behar sind die meisten Flüsse über die Ufer getreten und haben große Landstrecken überschwemmt. Heftige und langandauernde Regenfälle ha- ben eine alte Mauer in einem koreanischen Dorf unterspült und zum Einsturz gebracht, wodurch ein größerer Erdrutsch verursacht Wurde. Dabei wurden mindestens 14 Personen getötet. Acht weitere Einwohner werden noch vermißt. Britisches Flugzeug in der Sowjetzone? Bad Eilsen(UP). Ein mit Radargerät ausgerüsteter britischer Nachtjäger ist seit Dienstag überfällig. Das Flugzeug war am Dienstag morgen* Ubungsflug aufgestiegen und ist nicht zurück“? gekehrt. Britische Dienststellen halten es für möglich, daß der Pilot die Orientierung ver- loren und die nahe Zonengrenze überflogen hat. Westdeutsche Grenzposten und die Be- satzungsmacht in der sowjetischen Zone wur- den gebeten, nach dem Flugzeug zu suchen. Auto fuhr über berstende Brücke Innsbruck(UP). Die Straßenbrücke über den durch Hochwasser angeschwollenen Ried- bach im Zillertal stürzte gerade in dem Au- genblick ein, als der Volkswagen eines Berli- ner Ehepaares darüberfuhr. Der Wagen wurde mit seinen Insassen in die Tiefe gerissen. Das Ehepaar fand dabei den Tod. Die Leiche der Frau konnte aus dem Wagen geborgen wer- den, die Leiche des Mannes wurde später bei Kirchbichel vom Inn angeschwemmt. Der„gute Joseph“ von der Gestapo Franzosen freuten sich über sein Kommen Dijon(UP). Dieser Tage stattete der Deutsche Joseph Rumbier der französischen Stadt Dijon einen Besuch ab. Groß wWwar die Freude, wo auch immer er erschien. Das mu- zet fast unglaublich an, wenn man weiß, daß ii Wunsdorf zu einem tio Vn 1 Rumbier der Leiter des Gestapo- Gefängnisses, i des in Dijon während des zweiten Weltkrieges 1 War. Aber es ist so. Rumbier hatte es sich zur Aufgabe gemacht, das von ihm geleitete Gefängnis zu einem„Muster-Gefängnis“ vom Standpunkt der Inhaftierten zu machen. Er selbst setzte sich dafür ein, daß seine„Schütz- linge“ Pakete und Post von daheim erhiel- ten. Wenn einmal in einer Mitteilung etwas von einem Fluchtplan oder einem Seil zu lesen war, danm drückte der„gute Joseph“, we er von den Gefangenen genannt wurde, eim Auge zu. Es war kaum anders zu erwarten, als daß diese Handlungsweise Rumbiers ihn über kurz oder lang in Konflikt mit seinen Vor- gesetzten brachte. So geschah es denn auch, und der„gute Joseph“ saß schließlich selbst inn einer Zelle seines Gefängnisses. Schließ- lich wurde er zur Ostfront abkommandiert, Wo er eine Hand durch eine Verwundung ver- lor. Jetzt, Wo Rumbier nach Dijon zu einem Besuch zurückgekehrt ist, drängen sich alle, die ihn karmten, um ihm die verbliebene Hand zu drücken. WICHTIGES IN KURZ E Die Urteilsverkündung im Karlsruher Hoch- verratsprozeß gegen die kommunistischen Funktionäre Neumann, Dickel und Bechtle würd am kommenden Montag erfolgen. Der neu ernannte UsS-Stadtkommandant von Berlin, Generalmajor Honnen, traf in der Viersektorenstadt ein. Sein Vorgänger, Gene- ralmajor Timbermann, übernimmt ein ande- res Kommando. Landesbischof Lilje wurde in Buenos Aires von Staatspräsident Peron empfangen. Während Präsident Eisenhower anbot, ame- Tikanische Lebensmittel für die Hochwasser- geschädigten hinter den Eisernen Vorhang zu senden, hat der Gewerkschaftsbund der So- Wietzone in München Sachspenden im Wert von einer Million Ostmark für die vom Hoch- Wasser Betroffenen offeriert. Die niederländische Königsfamilie traf zu einem viertägigen Privatbesuch beim däni- schen König in Kopenhagen ein. Generalleutnant Primieri trat die Nach- folge von Generalleutnant Frattini als Ober- befehlshaber der NATO-Landstreitkräfte in Südeuropa an. Frattini hat die Altersgrenze erreicht. 5 8 Präsident Eisenhower zeichnete den„Engel von Dien Bien Phu“, Geneviève de Gallard- Terraube, mit der amerikanischen Freiheits- medaille mit Palmen in Bronce aus. net 493 Pig Scl Ve he da — A 1 Valt ber- vor- Soll gen Ur- des An- iger bst Ur en den. in ode lte er- sten ge- Sen ch sten der Lar- 2 in ter- die da- 18 te- rd est de und a- en icht, acht nen 10ch ne? erät Seit am nem ick- fur ver- gen Be- daß des Mannheimer Stadtteils Neckarstadt ereig- SSS . oicale Nundocliau 700000 ß0ß0ß0ß0ßTßTßT0TßTbTbTbTß Not entwickelt Kraft Freud und Leid wechseln in jedem Leben einander ab. Und es ist auch gut so! Eine Blume, die nur in der Sonne steht, vertrocknet. So ist es auch mit uns Menschen, wenn wir nur sorglose Tage erlebten, dann wäre es um unser Innerstes schlecht bestellt. Wir würden zwei- fellos nur oberflächliche, genußsüchtige Men- schenkinder. Aber es kommen auch für jeden einzelnen von uns Stunden, die unsere ganze Kraft erfordern. Dann ist es oft erstaunlich, Was wir leisten können. Die Not löst Kräfte in uns aus, die ansonsten nicht zur Entfaltung gekommen wären. Es gibt so manches Beispiel. Hier ist ein Mensch durch Unfall oder Leicht- sinn dem Ertrinken nahe. Das Wasser schlägt über ihm zusammen. Er ist am Ende seiner Kraft und will versinken. Auf einmal spürt er Sich unsäglich stark, den Kampf noch einmal aufzunehmen. Verzweifelt kämpft er mit dem Wasser und kann sich doch noch ans Ufer ret- ten. Die Not des Ertrinkens hat ihm Kraft ge- Zeben. Aber auch der übrige Kampf mit dem Leben erfordert Kraft und Wille. So manche Mutter Sieht sich plötzlich vor die Aufgabe gestellt, sich und ihre Kinder allein versorgen zu müs- Sen. Neben ihrem Tagewerk hat sie noch wo- anders zu arbeiten, um sich und die Ihren durchzubringen. Sie muß oft Tag und Nacht über ihre Kräfte schaffen, aber sie kann es, da die Not ihr die Kraft dazu verleiht. So sehen wir, daß alles im Leben doch noch zum Guten führt, und deshalb wollen wir nicht Klagen und jammern, wenn wir einmal in Not Seraten sind, sondern alle unsere Kräfte dar- Ansetzen, sie zu überwinden. Bedenkliche Sache:„Frohe Ferien“ Das Bundes ministerium für Gesamtdeutsche Fragen warnte vor einer„Arbeitsgemein- Schaft“, die unter dem Motto„Frohe Ferien Für alle Kinder“ billige oder kostenlose Ferien- reisen für Kinder in die Sowjetzone anbietet. Das Ministerium erklärte dazu, daß es der„Ar- beitsgemeinschaft“ bei dieser Aktion nicht dar- um gehe, den Kindern schöne Ferien wochen zu Verschaffen, sondern sie verfolge damit einen Sehr realen»olitischen Zweck. Es sei eine Ak- tion der Kommunistischen Partei, für deren Durchführung die Regierung der Sowjetzone die Mittel zur Verfügung gestellt habe. Jahre- lange Erfahrungen hätten gezeigt, daß es die Aufgabe der Lager und Heime sei, in denen die Kinder aufgenommen würden, sie für kommu- Nistisches Ideengut zu begeistern. Falsche Namensangaben berichtigen Das Bundesinnenministerium weist nach- drücklich darauf hin, daß das am 17. Juli in Kraft getretene Amnestiegesetz die letzte Chance sei, in der Kriegs- und Nachkriegszeit angenommene falsche Namen durch Selbstan- zeige straflos zu berichtigen: Die Frist für diese Berichtigung läuft am 31. Dezember 1954 ab. Es sei nicht damit zu rechnen, daß die Führung falscher Namen noch einmal amnestiert werde. Von der Möglichkeit, solche Straftaten im Am- nestiegesetz 1949 zu bereinigen, wurde nach Mitteilung des Ministeriums nur wenig Ge- brauch gemacht. Ungewöhnlicher Todesfall in einer Gaststätte Mannheim dsw). In einer Gastwirtschaft nete sich ein ungewöhnlicher Todesfall. Eine 49 jährige Frau war eben dabei, eine ausgie- pige Mahlzeit einzunehmen, als sie sich ver- schlückte und heftig zu würgen anfing. Alle Versuche der anwesenden Gäste, der Frau zu helfen, blieben ohne Erfolg. Sie starb Kurz darauf. Augen auf im Straßenverkehr 8 R OM AN Jong by Dr. Ppaol Herzo 1 Tübingen durch Mainzer Illopress Smbfl., Mainz VON 3 ARA 5 FE Al kE (21. Fortsetzung) Lester blieb noch eine weitere Nacht. Die Jändliche Stille tat ihm nach der aufreibenden Arbeit in der lärmigen Großstadt gut. Der nächste Tag war Palmsonntag, wieder Sin Tag voll Sonne und Frühling. Maria war nach alter Gewohnheit zum Frühgottesdienst in die kleine Dorfkirche gegangen, und Lester Wartete im Garten auf ihre Rückkehr. Wie un- ter einem Zauberstab hatte sich in den letzten beiden warmen Tagen der Obstgarten mit Enospen und Blüten geschmückt. Pauline be- hauptete, sie könnte die Krokusse wachsen sehen. Und über allem spannte sich ein wol- kenlos blauer Himmel, der wochenlang schönes Wetter zu versprechen schien. Lester betrachtete müßig ein Auto, das den Berg hinunterfuhr. Es kam ihm irgendwie be- kannt vor, und als es um die letzte Kurve bog, erkannte er zu seiner Uberraschung Bussys schäbigen Vauxhall. Neben ihm saß Maria und winkte ihrem Bruder fröhlich zu, als sie vor dem Hause vorfuhren. „Ist das nicht nett von Bussy?“ rief sie ihm von weitem zu.„Bussy will mit uns frühstük- ken. Er war sogar schon mit in der Kirche, Was ich noch netter von ihm finde.“ Lester kam herbei und sah zu, wie Bussy aus dem Wagen kletterte. Er trug seinen al- ten, schon stark abgewetzten Sportanzug und war noch nicht einmal rasiert. „Was? In diesem Aufzug gehst du am Palm- sonntag in die Kirche?“ lachte Lester.„Und was wird unterdessen aus unserer Praxis?“ „Heute früh war ohnhin nichts los“, brumm- te Bussy, sich mit gespreizten Fingern durch gein volles, aber schon ziemlich graues Haar Einbruch vorgetäuscht Mannheim(ZSH). Ein 27 jähriger Bau- Bilfsarbeiter erstattete dieser Tage Anzeige, daß in der Bauhütte seiner Firma eingebro- chen worden sei. Dabei beschuldigte er einen Arbeitskameraden dieser Tat. Wie sich nun herausstellte, hat der Hilfsarbeiter den Eim- bruch selbst verübt und einen Betrag von 23 DM gestohlen. 60 jähriger Verkäufer als Dieb Mannheim(ZS EH). Ein 60jähriger Aus- hilfsverkäufer wurde festgesetzt, weil er einen größeren Posten Bekleidungsstücke aus dem Lager seiner Firma gestohlen hatte. Der Verkäufer war erst einige Tage vorher ein- gestellt worden. Störenfried hinausgeworfen Mannheim(ZSH). Ein 57 jähriger Mann belästigte in einer Mannheimer Gaststätte die Anwesenden so sehr, daß man ihn schließlich zur Tür hinauswarf. Der Ruhe- Störer erlitt eine Verletzung am Hinterkopf und mußte sich in ärztliche Behandlung be- geben. 5 Schulhaus für aufstrebenden Stadtteil Mannheim(lsw). Mannheims jüngster Stadtteil die„Schönau“ bei Mannheim- Wal- dorf, in dem vor allem viele Flüchtlinge woh- nen, hatte am Mittwoch seinen großen Tag. Der Oberbürger meister und alle Honoratioren der Stadt waren zu der Einweihung einer modernen Volksschule und eines von der Stadtverwaltung gebauten Kinos auf die Schönau gekommen. Die neue Volksschule entspricht in ihrer Architektur den neuesten pädagogischen Forderungen und stellt eine Kombination von Flach- und Mehrgeschoßgbau dar. „Nackttänzer“ auf der Neckarwiese Mannheim(ZS). Zwei Männer bade- ten an einem Abend gegen 22.30 Uhr vor der Kurpfalzbrücke in Mannheim und liefen an- schließend im Adamskostüm laut schreiend auf der Neckarwiese herum. Etwa 1000 Per- sonen sahen interessiert diesem kostenlosen Schauspiel zu, bis die Polizei eingriff. Einer der Mänmer war Amerikaner, den sogleich die Mp mitnahm. Mannheim baut Studenten wohnheim Mannheim(Ilsw). Spätestens Anfang kommenden Jahres soll in Mannheim mit einem Aufwand von 1,1 Millionen DM ein Wohnheim für Studenten gebaut werden. Die Finanzierung kann jedoch nur durch erheb- liche Mittel aus dem Bundesjugendplam si- chergestellt werden. Bisher wohnen in Mann- heim noch rund 150 Studenten in einem Tief- bunker ohne Tageslicht. 213ähriger vergiftete sich Mannheim(ZS). Ein 21jähriger Mann vergiftete sich mit einem schnell wirkenden Mittel. Es wird angenommen, daß ein kör- perliches Leiden ihn zu diesem Verzweif⸗ lungsschritt bewog. Blinder Rentner niedergeschlagen Mannheim(ZSH). Zwei betrunkene Ar- beiter schlugen in einem Hausflur aus noch unbekannten Gründen einen 58 jährigen blin- den Rentner nieder. Der Mann wurde erheb- lich verletzt. Die Polizei konnte die Rohlinge verhaften. Flugpassagier Bison-Baby Mannheim(Isw). Die 510. US-Panzer- abteilung in Mannheim erwartet in den näch- sten Tagen ihr Maskottchen, ein 200 Pfund schweres Bison-Baby, das in einem Militär- flugzeug aus den USA gebracht werden soll. Die Panzerabteilung, die als Kavallerie-Ab- teilung schon in den Tagen der amerikani- schen Indianer-Kriege existierte, trägt in ih- rem Wappen einen Bison. Das Bisonbaby iSt ein Geschenk einer amerikanischen Wild- pflege- Organisation zum Jahrestag der Grün- dung der Panzerabtellung. Südweſtd. Nundſchau Ein Verkehrsunfall ereignete ſich geſtern in den frühen Morgen⸗ ſtunden auf der Autobahn bei St. Leon, als ein vollbeladener Laſtzug die Straßenböſchung hinunterſtürzte. Der Fahrer des Wagens kam mit leichteren Verletzungen davon, während ſein Beifahrer bei dem Aufprall ſo ſchwer verletzt wurde, daß er innerhalb weniger Mi⸗ nuten ſtarb. Der Motorwagen wurde voll⸗ ſtändig zertrümmert. Windhose über zwei Ortschaften Bäume entwurzelt— Scheune eingestürzt Bad Mergentheim(lsw). Schwere Schäden wurden in den Orten Wermuts- hausen und Rinderfeld auf der Hochfläche zwischen dem Vorbach- und dem Taubertal durch eine Windhose angerichtet, die die beiden Ortschaften etwa eine Minute lang heimsuchte. Eine mit vielen landwirtschaft- 1e angeblich gerade kein Geld bei sich hat- ben, einen neuen Autoreifen hinterlasssen. Die Gesamtzahl der von den zwei Burschen Ge- schädigten wird mit 45 angegeben. Ein tapferes Mädchen Karlsruhe(ZSH). Zwei angetrunkene junge Burschen belästigten auf offener Straße in Karlsruhe Passanten. Als sich ein etwa 60 jähriger Mann dagegen verwahrte und die unverschämten Burschen zurecht wies, wurde einer grob und fiel über den Mann her. Ein Polizist war leider nicht in der Nähe, und Viele Passanten gingen einfach vorbei. Da kam ein 20jähriges Mädchen des Weges, sah die Situation und versetzte dem betrunkenen Flegel ein paar kräftige Hiebe. Dieser war ob des weiblichen Angriffs so überrascht, daß er von seinem Opfer ablieg und sich aus dem Staube machte. 1 Million für die Pforzheimer Jugend PfOTEZhheim(ZSEH). Im Stadtteil Bröt- zingen soll nach Vorschlägen der Stadtver- waltung mit einem Kostenaufwand von 200 O00 DM. eine Kindertagesstätte errichtet werden. Ferner beabsichtigt der Stadtrat, einen dritten Schulpavillon zu bauen, für 500 000 DM. Außerdem ist die Errichtung emer Turnhalle für 270 O00 DM vorgesehen. Garage mit Hubschrauberlandeplatz Pforzheim(ZSH). In der Innenstadt würd zur Zeit die erste Großgarage im Spann- betonverfahren hergestellt. Der erste Bauab- schnitt umfaßt drei dreigeschossige Hallen, in denen 200 Kraftfahrzeuge unterkommen können. Das Dach wird so gebaut, daß dort später auch Hubschrauber Landemöglichkeit haben. Walldürn, Kreis Buchen. Das äußerst sel- tene Fest der„eisernen Hochzeit“ feiert in Walldürn das heimatvertriebene Ehepaar Ju- ika. Der Mann ist 91, die Frau 87 Jahre alt. PfOTZheim. Der Pforzheimer Emil Lansche beging seinen 80. Geburtstag. Lansche ist das letzte noch lebende Gründungsmitglied des ADAC, der im vergangenen Jahr 50 Jahre bestand.(Sw) Nach 9 Jahren aus Wittlich entlassen WOlfach(sw). In der Gemeinde Schap- bach im Kreis Wolfach ist ein aus Thüringen stammender Spätheimkehrer eingetroffen, der neun Jahre lang in der französischen Haft- anstalt Wittlich inhaftiert war. Der Mann war im Jahre 1947 zum Tode verurteilt und spa- ter begnadigt worden. Der Bürgermeister von Schapbach begrüßte den Spätheimkehrer, des- sen Eltern noch in der Sowjetzone leben, auf dem Rathaus und übergab ihm ein Geldge- schenk. Von der Gemeinde wurden ihm eine Notwohnung und ein Arbeitsplatz beschafft. EI z a c h, Kreis Emmendingen. Die Stadt- musik Elzach, eine der ältesten Musikkapellen im Bundesgebiet, feiert am kommenden Sonn- tag, ihr 200 jähriges Bestehen.(Is vw) fahrend.„Mittag bin ich wieder zurück, und wenn inzwischen jemand anrufen sollte, hat er eben Pech gehabt.“ „Warum bist du gekommen?“ fragte Lester neugierig. „Ist das höflich gegen unsere Gastgeberin?“ „Oh, ich schmeichle mir nicht, daß du meiner schönen Augen wegen gekommen bist, Bussy“, lachte Maria.„Meine kleine Patientin scheint von euch reichlich verwöhnt zu werden.“ „Tonis wegen bist du gekommen?“ fragte Lester ungläubig. „Natürlich“, knurrte Bussy.„Ich habe mir Sorgen um das Kind gemacht.“ Pauline kam aus dem Haus gerannt und fiel Bussy um den Hals.„Nun sind wir alle bei- sammen bis auf Gerald“, strahlte sie.„Fein, daß Toni jetzt immer bei uns bleibt.“ Nach dem Frühstück gingen die beiden Män- ner nach oben. „Du hast noch einen Besuch bekommen“, sag- te Lester, die Türe zu ihrem Zimmer öffnend. „Es ist die reine Völkerwanderung.“ „Bussy! Lieber Bussy!“ schrie Toni beglückt auf, als sie seiner ansichtig wurde, und streckte ihm beide Arme entgegen. Bussy schmunzelte über sein graues, von vie- len Falten durchzogenes Gesicht.„Wie geht es dir, Klein-Toni?“ fragte er liebevoll. „Gut“, versicherte Toni. Sie war von der freudigen Uberraschung noch etwas benom- men, aber ihre Augen waren klar und glück- lich.„Denke dir, ich darf hierbleiben, Bussy! Ich muß nicht in eine Anstalt.“ „Habe ich es dir nicht gesagt? Du bist eben ein Glückspilz. Aber du mußt schnell gesund werden. Es ist herrliches Wetter draußen.“ „Ich dachte es hätte geschneit“, flüsterte sie und sah, wie um Entschuldigung bittend, zu Lester, der die Stirn runzelte. „Die ganze Zeit hat sie behauptet, es schneit“, erklärte er Bussy. „Wie kommst du darauf?“ fragte Bussy in- teressiert. g „Ich dachte, auf den Bäumen läge Schnee“, antwortete sie ängstlich. Bussy warf einen Blick zum Fenster. Vom Bett aus mußte man gerade noch die Spitzen der Bäume des Obstgartens sehen können. „Du hast dich geirrt, Toni“, lächelte er.„Was du auf den Bäumen siehst, das ist kein Schnee, das sind Apfelblüten.“ Lester unterdrückte einen Ausruf. Daß er nicht selbst daran gedacht hatte! Und das hatte sie seit Tagen gequält. „Apfelblüten!“ wiederholte sie ehrfürchtig. „Noch nie in meinem Leben habe ich Apfel- blüten gesehen.“ „Dann mußt du sie jetzt sehen“, sagte Bussy, „und wenn du danach nicht gesund werden willst, ist dir nicht zu helfen.“ Er beugte sich über das Bett, um sie aufzu- heben, aber Lester hielt ihn zurück:„Das ist leichtsinnig, Bussy. Du weißt so gut wie ich, daß sie gleichmäßige Wärme braucht.“ „Dummes Zeug“, brummte Bussy.„Das Zim- mer ist der reinste Backofen. Komm, Klein- Toni, gönnen wir deinen Augen dieses Fest!“ Er wickelte sie sorgfätig in die Bettdecke und trug sie zum Fenster. Lester erhob keine wei⸗ teren Einwände, er stellte sich neben sie und blickte mit ihr hinaus über die in der Fülle ihres ersten Blütenflors prangende Pracht. Er hörte Tonis rasche Atemzüge, aber sie gab kei- nen Laut von sich, sondern legte stumm ihr Köpfchen auf Bussys Schulter und schaute und schaute. Nach einer langen Weile sagte sie:„Jetzt möchte ich wieder ins Bett“, und setzte schon halb im Schlaf, hinzu:„Du hast dich wieder nicht rasiert, Bussy!“ Kaum lag ihr Kopf auf den Kissen, verkündeten ruhige, tiefe Atem- züge, daß sie fest eingeschlafen war. Die beiden Männer standen vor ihrem Bett und sahen voll Rührung auf sie hinab. „Das ist ihr erster, gesunder Schlaf“, flüsterte Lester.„Der Atem ist wieder ganz normal.“ „Sie schafft esd, sagte Bussy kurz und zog leise die Vorhänge zu, um das grelle Sonnen- licht abzudämpfen. 5 hohem Maße litt. Brand in einer Wachsfabrik Feuergefährliche Stoffe explodierten Ditzingen, Kr. Leonberg(sw). In einem Lagerschuppen der Wachsfabrik Lobal in Dit- zingen brach ein Brand aus, der den ganzen Schuppen samt Inhalt vernichtete. Die mit feuergefährlichen Stoffen gefüllten Kanister, die in dem Schuppen lagerten, explodierten und fachten die Flammen gewaltig an. Die große Hitze erschwerte die Arbeit der Ditzin- ger und Leonberger Feuerwehren. Es gelang jedoch, den Brand so einzudämmen, daß an- dere Fabrikgebäude von dem Brand nicht er- griffen wurden und die aus der Nähe und weiteren Umgegend alarmierten Feuerweh- ren nicht mehr eingreifen mußten. Der Scha- den dürfte rund 100 00 DM. betragen. Die Brandursache ist noch nicht geklärt. Im Räderwerk zermalmt Schorndorf SH). In den Schorndor- fer Ziegelwerken ist ein Arbeiter in eim Räderwerk geraten und völlig zermalmt wor- den. Der Verunglückte hinterläßt Frau und drei Kinder. Da keine Zeugen beim Unfall zugegen waren, konmte der genaue Hergang nmächt geklärt werden. Vom Lastkraftwagen überfahren Mötzingen, Krs. Böblingen(Z SEH). Eine 35 Jahre alte verheiratete Frau aus Mötzin- gen wurde von einem Lastkraftwagen töd- Iich überfahren. Als sie die Fahrbahn über- queren wollte, wurde sie von einem Lastkraft- Wagen erfaßt, zu Boden geschleudert und von den Hinterrädern überfahren. Holzarbeiter lehnten Schiedsspruch ab Stuttgart(sw). Die in der Holzindustrie, dem Schreiner- und dem Glaserhandwerk Nordwürttembergs, Nordbadens und Südwürt- tembergs Beschäftigten haben in einer Ur- abstimmung den Schiedsspruch des von den Sozialpartnern vereinbarten freiwilligen Schlichtungsausschusses für den Lohnstreit in der Holzindustrie abgelehnt. 80 Prozent der gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer stimmten gegen diesen Schiedsspruch. Die Ge- Werkschaft Holz fordert eine achtprozentige Lohnerhöhung. Von einem Personenwagen angefahren Stuttgart(ZS). Schwere Verletzungen trug ein 28 Jahre alter Angestellter des Südd. Rundfunks in Stuttgart davon, der beim Uberqueren der Fahrbahn vor dem Funkhaus in der Neckarstraße von einem Personen- Wagen angefahren wurde. Der Wagen hatte zwei andere Autos überholt. Große Trauerfeier in Worms Für die Opfer des Omnibusunglücks Worms(UP). Unter der Anteilnahme der gesamten Wormser Bevölkerung fand am Mittwoch auf dem Friedhof Worms-Hochheim die Trauerfeier für die 26 Opfer des furcht- baren Omnibusunglückes vom vergangenen Samstag statt. An der Feier nahmen neben Miristerpräsident Altmeler und Landtags- Präsident Wolters fast das gesamte Kabinett von Rheinland-Pfalz sowie zahlreiche Land- tags- und Bundestagsabgeordnete teil. In den Wormser Betrieben gedachten die Menschen in einer Arbeitspause von zwei Minuten der Toten. An allen Häusern der Stadt Worms und ihrer Vororte wehten Trauerfahnen. In ganz Rheinland- Pfalz hatten die größeren Jebäude Halbmast geflaggt. Rund 10 000 Menschen gaben den Toten auf dem Fried- hof das letzte Geleit. Polizei und Feuerwehr mußten schließlich den Friedhof sperren, S0 dag tausende noch auf der Straße der Feier beiwohnten, die durch Lautsprecheranlagen übertragen wurde. Ministerpräsident Alt- meier hat inzwischen 10 O00 DM als erste Hilfe für die Angehörigen der Verunglück- ten zur Verfügung gestellt. Aus allen Tei- len des Bundesgebietes sind gleichfalls Spen- den eingegangen. Bundespräsident Heuss und Bundeskanzler Adenauer kondolierten telegraflsch dem Ober- bürgermeister von Worms zu dem schweren Autobusumglück. So begannen die glücklichen Wochen, in de- nen Tonis Genesung erstaunliche Fortschritte machte. Lesters Versprechen schien ihrem Le- benswillen einen starken Auftrieb gegeben zu haben, so daß sie bereits Ende April in der näheren Umgebung umherstreifen konnte, trunken von dem ihr märchenhaft erscheinen- 9 85 Erlebnis ihres ersten Frühlings in freier atur. Während der Osterferien kam Gerald nach Hause, und Maria beobachtete amüsiert, wie verschieden die beiden Geschwister auf den jungen Gast reagierten. Pauline nahm Toni, wie alles in ihrem ereignislos verlaufenen Le- ben, wie etwas Selbstverständliches hin und War ihr mit jener kritiklosen Neigung zugetan, die sie allen Menschen entgegenbrachte. Gerald war anders. In dieser Zeit war er ein schüchterner, allzu schnell emporgeschossener, sieb zehnjähriger Jüngling, der die hohe Schule die er dank Lesters Großzügigkeit besuchen durfte, mit schuldigem Pflichteifer absolvierte, aber sich im Grunde nur für die rein wissen- schaftlichen Fächer wirklich begeistérn konnte. Er war ungewöhnlich klug, der geborene junge Gelehrte, der in seiner Klasse zu den Besten gehörte. Aber alle sportliche Betätigung lang- weilte ihn, und unter seinen Kameraden fühlte er sich fremd. Doch in Toni fand er ein Wesen, das ihm in mancher Beziehung ähnlich war, wenn die bei- den auch auf den ersten Blick grundverschie- den schienen. Ihre schlagfertigen Antworten oder ihre kleinen Sticheleien nahm er ihr nicht übel. Im Gegenteil, ihr aufgeweckter, nach Art von Großstadtmenschen schnell reagieren- der Verstand sagte ihm zu. Er wurde nie m- de, ihrem Geplauder zuzuhören, das ihn teils amüsierte, teils interessierte, und spürte hinter ihrem burschikosen Benehmen instinktiv die gleiche Verwundbarkeit, an der er selbst in c Chortsetzung tolet Juwelendieb Falk muß sechs Jahre ins Zuchthaus Gefängnis für Basil Vinitzky Alexander Gourewitz wurde freigesprochen Hechingen Gdsw). Der Dieb des Hohen- zollernschatzes, Paul Falk, wurde zu einer Besamtzuchthausstrafe von sechs Jahren ver- urteilt. Die Untersuchungshaft wird ange- rechnet. Das Gericht hat außerdem Siche- rungsverwahrung für den Angeklagten ange- ordnet und ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von acht Jahren aberkannt. Falk wurde folgender Vergehen für schul- pefunden: Eines Verbrechens des schwe- Raubes, eines Verbrechens des fortge Diebstahls, eines versuchten Verg des Betrugs mit einem Verstoß visenbestimmungen 8 Nr. 53, eines V schung in Tateinh der tung zum Diebstahl und eines 5 der Urkundenfälschung in Tateinheit mit mittelbarer Falschbeurkundung. Der itangeklagte Vinitzxy wurde we gen eines Vergehens der persönlichen Be- günstigung und eines Verstoßes gegen die De- visenbestimmungen des Militärregierungs- gesetzes zu einer Gefängnisstrafe von Füruf Monaten verurteilt, die durch die erlittene Umdtersuchungshaft verbüßt ist. Der Ange- Klage Alexander Gourewitz wurde freige- sprochen. Soweit die Angeklagten verurteilt Sind, tragen sie die Kosten des Verfahrens, im übrigen trägt sie die Staatskasse. Der große Saal des Landgerichts Hechin- gen War bis auf den letzten Platz gefüllt, als das Urteil gegen Paul Falk verkündet wurde. Seiner Weitausholenden Urteilsbegründung Stellte der Vorsitzende, Landgerichtsrat Sa- jenbauch, die Erklärung voran, daß das Ge- richt bei der Vernehmung des Hauptange- klagten absichtlich die Zügel etwas locker ge- lassen habe. Die bisherigen Erfahrungen mit dem Angeklagten Falk hätten gezeigt, daß er bei seinem krankhaften Geltungsbedürfnis und seinem Drang zum Renomieren so am leichtesten aus der Reserve zu locken sei. Man habe sehen wollen, wie Falk wirklich„leibt und lebt“. Der Vorsitzende begründete dann die vom Gericht für den Angeklagten Falk aligeordnete Sicherungsverwahrung. Vom 13. Lebensjahr an habe Falk eine Straftat nach der anderen begangen. Zwar müßten die un- glücklichen Verhältnisse, in denen er Als Junger Mensch aufgewachsen sei, berücksich- tigt werden, doch habe er oft genug die Ge- legenheit gehabt, sich zu bewähren. Falk habe aber aus einem Hang zum Verbrechen heraus, der Wohl letzten Endes Veranlagung sel, immer wieder das Recht gebrochen. Falk sei kein Gelegenheitsverbrecher. Er sei jeder ehrlichen Arbeit aus dem Wege gegangen. Alle seine Straftaten habe er von langer Hand vorbereitet und mit gesammelter Ruhe ver- übt. So bestehe die bestimmte Wahrschein- lichkeit, dag Falk aus diesem„Hang zum Bösen und zur Sünde“ auch nach der Straf- verbügung sein bisheriges Leben fortsetzen Werde. Die öffentliche Sicherheit verlange es daher, dag Falk in Sicherheitsverwahrung genommen werde. Zur Frage nach dem Verbleib des Goldes meinte der Vorsitzende, daß einer der beiden Angeklagten, Gourewitz oder Vinitzky, nicht die Wahrheit gesagt habe, doch hätten beide von der Anklage der Hehlerei aus Mangel an Beweisen freigesprochen werden müssen. Vinitzky habe sich jedoch eindeutig eines Ver- stoßzes gegen die Devisenbestimmungen, die er als Fachmann im Goldhandel kennen mußte, und eines Vergehens der persönlichen Begün- stigung schuldig gemacht, weil er den Ange- klagten Falk gewarnt habe. Fall machte durchaus nicht den Eindruck nes Verurteilten. Er schien mit dem Streb aß nahezu zufrieden zu seir Fräulein Doktor setzt sich durch Akademische Frauenberufe in Deutschland— Pharmazie bevorzugt Erst seit 45 Jahren sind Frauen in Deutsch- land zum Universitätsstudium Zugelassen. Zwar gab es vorher schon Ausnahmen wie Dorothea Christine Erxleben, die vor zwei Jahrhunderten als erste Frau der Welt mit einer Sondergenehmigung des Preußenkönigs Friedrich II. in Halle den Doktorhut aufgesetzt bekam, aber ein halbes Jahrhundert später wiederum mußte sich eine bekannte Deutsche als Mann verkleiden, um nicht aus dem Hör- saal verwiesen zu werden. In diesen viereinhalb Jahrzehnten hat die Emanzipation der Frauen auch an der Univer- sität so große Fortschritte gemacht, daß heute jeder dritte Doktorgrad in Deutschland einer Frau verliehen wird. Allerdings verteilen sich die Studentinnen nicht gleichmäßig auf alle Fakultäten: Es gibt vielmehr Studiengebiete, die fast ausschließlich weibliche Domänen ge- worden sind, wie zum Beispiel die Pharmazie. Hier sind 86 Prozent aller Studierenden Frauen. Auch das höhere Lehramt ist mit einer weiblichen Beteiligung von 60 Prozent ein be- gehrter akademischer Frauenberuf. Gleich stark etwa sind die Geschlechter an den Mu- Sikhochschulen und Kunstschulen vertreten. Dagegen sind Stoffgebiete wie Physik, Geolo- gie, Mathematik und Jurisprudenz beim schwachen Geschlecht wenig gefragt. Es über- raschf aber, wenn man feststellt, dag in der Philosophischen Fakultät mehr Frauen als Männer promovieren. Zur Zeit sind etwa 25 000 Studentinnen bei den deutschen Hochschulen immatrikuliert, Da die meisten akademischen Berufe in Deutsch- land überbesetzt sind, laufen viele Männer Sturm gegen diese weibliche Eroberung der Hochschulen. Denn während vor dem Kriege viele Mädchen die Universität mehr oder we- niger als ein besseres Ehevermittlungsinstitut betrachteten und oft schon vor Abschluß des Studiums ihren Akademiker heirateten, hat sich in diesem Punkt der männliche Geschmack in Deutschland gewandelt. Es besteht gegen- Wärtig ein gewisses Vorurteil gegen studierte Frauen, die„ganz Intellekt sind“. So haben heute nach den statistischen Er- hebungen eigentlich nur Medizinstudentinnen Chancen, ihren zukünftigen Gatten auf der Hochschule kennenzulernen. Und das geschieht meist aus der praktischen Erwägung heraus, daß eine Arztpraxis heute auf vier Augen bes- ser steht als auf zweien, Die übrigen Studen- tinnen bereiten sich— mit einem Seitenblick auf den immer noch starken Frauenüberschuß — auf einen befriedigenden Lebensberuf vor mit allem Ernst, der dazu aufgebracht werden muß. Sie gehören zu den fleigigsten Seminar- pbesucherinnen und sind gerade im Erlernen fremder Sprachen ihren männlichen Kommi- litonen oft weit voraus.(ip) 1— Das neue Getränk: Aperitif Das Ende einer Kette juristischer Spitzfindig- keiten durch Bundestagsbeschluß Der Bundestag war in einer seiner letzten Sitzung bei Punkt 11 seiner Tagesordnung an- gelangt, als der Präsident den„Antrag der Abgeordneten Gibbert, Maier(Freiburg), Stahl, Samwer, Brühler und Genossen betref- fend Anderung der Verordnung über Wer- mutwein und Kräuterwein, Drucksachen 692 und 536“ aufrief. Auf Berichterstattung und Aussprache wurde verzichtet. Der Präsident bat um das Handzeichen und von Links bis Rechts gingen im Saale alle Hände hoch. Der Antrag war einstimmig angenommen. Mit der Abstimmung war der Anfang vom Ende einer Kette juristischer Spitzfindigkeiten gekommen, die Ministerialbürokratie, Interessenverbands- pürokratie und Gerichte seit vier Jahren in Atem halten. Und das kam so: Während des Zweiten Welfkrieges hatten deutsche Soldaten in Frankreich und Italien den Aperitif kennengelernt. Auch ein Wein- händler aus Südbaden hatte sich während sei- ner Soldatenzeit an dieses Getränk gewöhnt und den Aperitif in Deutschland eingeführt. Als die deutschen Winzer nach der Wäh- rungsreform Schwierigkeiten hatten, minder- wertige Weine auf dem Markt unterzubrin- gen, kaufte der Händler die schlechten Lagen in Massen auf und begann, sie nach französi- schem Rezept zu Aperitif zu verarbeiten. Inzwischen aber waren die Gesundheits- zmter und die Konkurrenten auf den Plan getreten und behaupteten, daß die Herstel- Jung unzulässig sei. Die Produktion mußte ge- stoppt werden. Die Aperitif-Hersteller gründeten einen In- teressen-Verband und stellten einen Juristen Als Justitiar an. Dieser setzte sich mit einem französischen Fachmann zusammen, der ihm peim zehnten Aperitif gestand, er kenne kei- nen französischen Aperitif, der nur mit Wer- mut und ähnlichen Kräutern hergestellt sei. Diese Kenntnis warf der Justitiar bei der nächsten Aperitif-Besprechung in Bonn in die Waagschale. Während nun in Bonn das Wirt- schaftsministerium, das Ernährungsministe- rium und die Gesundheitsabteilung des In- nenministeriums drei Jahre lang Gutachten einholten, um festzustellen, ob der Aperitif unter die Wermutverordnung falle oder et- was Neues sei, setzten die badischen Wein- handler ihre Produktion nach dem Grundsatz „erlaubt ist, was nicht ausdrücklich verboten ist“, fort. 1 Der Staatsanwalt meinte aber, beim Weine sei verboten, was nicht ausdrücklich durch Gesetz erlaubt ist, und erhob Anklage. Der Aperitif wurde gerichtsnotarisch und brachte die Untersuchungsämter in arge Verlegenheit. Es zeigte sich nämlich, daß ihre Ausrüstung etwas veraltet und nicht mehr geeignet war, die feinen Aromastoffe des Aperitifs zu un- terscheiden. Die Gutachten gingen weit aus- einander. Das badische Ernährungsministerium dachte an den Absatz der minderwertigen Weine und beeilte sich, den Herstellern zu versichern, der Aperitif falle gar nicht unter das Wein- gesetz, sondern unter das Lebensmittelgesetz. In Bonn würde darauf die Prüfung der Sach- lage auf diesen Gesichtspunkt ausgedehnt, aber der Aperitif blieb weiter illegal auf dem Markte. Inzwischen sprach der Amtsrichter die an- geklagten Weinhändler frei. Er schloß sich den Sachverständigen an, die den Aperitif als ein neues G K bezeichneten. Der Staats- anwalt legte Revision ein und das Oberlan- desgericht Karlsruhe hob das Urteil auf. Der Fall ging in die erste Instanz zurück, wo er heute noch liegt. Aber der Aperitif fand auch unter Bundestagsabgeordneten Liebhaber, und 80 Kan es endlich zu dem Antrag im Bundes- tag. Das ist aber erst der Anfang vom Ende. Die Bonner Ministerien, die in„Sachen Aperitif“ bereits umfangreiche Akten angesammelt haben, müssen erneut in die Sache hinein- knien und eine neue Verordnung Ausarbeiten, die die Bundesregierung zu erlassen hat. Und wenn das alles überstanden ist, kann sich Bundesbürger Meier mit Bundespürger Krause an die Bar setzen und bestellen:„Herr Ober, zwei Aperitifs bitte“. Und der Ober Wird sie doppelt freundlich bedienen, Weil er dann nicht mehr mit einem Bein im Gefängnis steht.„Na denn, prost, meine Herren!“(UP) Wettervorhersage Freitag noch zeitweise frische westliche Winde. Temperaturen auch in den gen nur wenig über 20 1 Größtenteils ni 8 J Wölkt, vor allem Samstag sonnig Niederun- steigend. aufheiternd. 7—— 2 und trocken. Dandeshausſammlung für das Erholungs⸗ und Fürſorgewerk im VdK. Der Landesverband Baden des Verbandes der Kriegsbeſchädigten, Kriegshinterbliebe⸗ nen und Sozialrentner Deutſchlands, deſſen Erholungs⸗ und Fürſorgewerk auch die VdK⸗ Mitglieder Nordbadens angeſchloſſen find, R 0 ii 5 A 10. führt vom 29. Juli bis 4. Auguſt 1954 eine vom Regierungspräfidium Nordbaden ge⸗ nehmigte Hausſammlung durch. Der Reinerlös der Sammlung wird zum Ausbau und zur Verl 5 Verbeſſerung der Erholungs⸗ heime VdK⸗Landesverband Baden in Baden⸗Baden, ſowie für die Gewährung von Erholungsfürſorge an die Kriegsopfer ver⸗ pendet. Erſtmals ſeit 1945 iſt den im Vd zuſammengeſchloſſenen Kriegsopfern in Nord⸗ baden die Möglichkeit gegeben, in einer Lan⸗ desſammlung an die geſamte Bevölkerung heranzutreten, um eine Gabe zu erbitten. Im Hinblick auf die hohe ſoziale Bedeutung, die der Erholungsfürſorge, auch für Kinder zukommt, bitten wir die Bevölkerung Nord⸗ badens um Anterſtützung der Sammlung. des Der Präſident Bad.⸗Württ. Landtages: Neinhaus. 5 Der Regierungspräfident Nordbaden: Dr. Huber. Für den Vorſtand des Erholungs⸗ und Fürſorgewerles im VdK: J. Kopp H. Neudeck. Fällige Zahlungen. ſtehende ſtädtiſche Gefälle ſind zur Zah⸗ lung fällig: 1. 7. Schulgeld der Höheren Lehranſtalten 1954/55— J. Hälfte. 1. 7. Schulgeld der Staatlichen Frauenfach⸗ ſchule und der Staatl. Haushaltungs⸗ ſchule. 3. 7. Erbbauzinſen 1954— J. Hälfte. 15. 7. Zins⸗ und Tilgungsraten aus Kauf⸗ geldern und Baudarlehen. 8. Vergnügungsſteuer für Juli 1954. 8. Gebühren für Juli 1954. 8. Mietzinſen. 8. Schulgeld für die Städt. Webſchule. 8. Schulgeld für die Berufsſchulen des Kraftfahrzeug⸗ und Uhrmacherhand⸗ werkes. Grundſteuer 1954, 2. Viertel. 83 Gewerbeſteuervorauszahlungen 1954, 3. Viertel. Hundeſteuer 1954, 2. Drittel. Schulgeld für die Städt. Hochſchule für Mufik und Theater— Sommerſeme⸗ ſter 1954— 5. Rate. Getränkeſteuer und für Juli 1954. Speiſeeisabgabe 100 000 DM in der Klassenlotterie In der 3. Zwischenklasse der 15. Süddeut- schen Klassenlotterie wurden unter anderem folgende größere Gewinne gezogen: Ein Ge- wWwinn zu 100 000 DM auf die Nummer 95914 ein Gewinn zu 30 000 DM auf die Nummer 101 961 und zwei Gewinne zu je 10 00 P auf die Nummern 24 736 und 217 661.(Ohne Gewähr). „ endzfüffMennfund Kind Fidronf die Gehirg Necvenne hrung ven erstaunlicher WIrkungskrefg. Nichts vergessen. 2 Frauengold muß unbedingt mit auf dis Ferienreise gehen- das sichert den un- getröbten Genuß aller Urlaubstage! Zum Bügeln und Detachieren sowie zum Anlernen noch einige Solide Mädchen oder Frauen gesucht. Förberei Kramer. Seckenheimerlandstr. 270 leicht gemacht im Zähringerstraße Möbelkauf Möbelhaus ARTUR Mauek verhüten Darmträgheit und Korpulenz 5 unschädlich, rein pflanzlich Palast- Theater Seckenheim Freitag bis Montag: Ein Wunschtraum geht in Erfüllung mit dem Film: Die Privatsekretärin Freitag und Samstag 22 Uhr Spätvorstellung: Der Farbfilm der dramatischen Höhenpunkte! Grenzpolizei in Texas Dienstag u. Mittwoch: Bing Crosby und Bob Hope in dem Farbfilm: Mit Sonja Ziemann u. Rudolf Prack Ein heiteres Liebesabenteuer Z6Wisch. Abend u. Mitternacht kin erregender Gesetzlose werden gehetzt! Der Weg nach Bali Humorvoll, wie es die Dar- Film mlt flerz!] steller bereits versprechen. FPFPEPCCCCCCC ˙· Insel- Lichtspiele Alvesheim VE Heute Freitag, 20.15 Uhr, Samstag, 22.30 Uhr yvonne de Carlo in dem Farbfilm: Die Herberge zum roten Pferd Ein Film um Kampf und Liebe, mehr als ein Wildwestfilm! Samstag bis Montag(Nur 3 Tage) Wo. 20.15 Uhr, S0. 15.30, 18.30 u. 20.30 Uhr Der sehens- u. hörenswerteste Film d. Jahres Ungarische Rhapsodie Ein Rausch in Farben u. Musik um Franz Liszts große Liehe Jugendfrei ab 10 Jahren. Dienstag bis Donnerstag, 20.30 Uhr: F Ufßball-Welimeisfersdafi 1954 Garderobe eis, Bett mit haben wir stets in geschmachvoſſer (Senking AuswW aH vorrätig MANNHEIM. 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