r 8 Sn Nr. 130 Neckar-Bote(2. Blatt) Mittwoch, 18. August 1954 Keine Trennwand bei Wiedervereinigung Zwangswirtschaft in der Sowzetzone unhaltbar — Bericht des Forschungsbeirates BoOonn(E. B.) Der Forschungsbeirat für Fra- gen der Wieder vereinigung beim Bundesmini- sterium für gesamtdeutsche Fragen kommt in seinem Tätigkeitsbericht für 1952/53 zu dem Schluß, daß die Wirtschaftsgrenze zwischen der Bundesrepublik und der Sowjetzone nach der Wiedervereinigung so bald wie möglich fallen müsse, wenn sic die volle Wirtschaftskraft Westdeutschlands auch zum Nutzen Mittel- deutschlands auswirken solle. Der Forschungsbeirat beurteilt die Sicherung der Kontinunität der Produktion und der ge- samten Wirtschaft günstig. Die Zwangswirt- schaft würde jedoch auf allen Gebieten auf- gehoben werden. Die Aufhebung der Zwangs- Wirtschaft im Agrarsektor werde die Aufhe- bung des bestehenden geteilten Marktes für Lebensmittel zur Folge haben und eine starke Bereitstellung und Versorgung mit Lebensmit- teln aus der Bundesrepublik bedingen, um das Versorgungsniveau der Bundesrepublik als- bald auch für die mitteldeutschen Gebiete zu erreichen. Zu dem besonders schwierigen Problem der Bodenreform in der Sowjetzone empfiehlt der Forschungsbeirat, diese nicht unter dem Ge- sichtspunkt einer Restauration der alten Ei- gentumsverhältnisse zu revidieren. Der ge- samtdeutsche Gesetzgeber werde das rechts- staatliche Prinzip der Entschädigung für ent- zogenes Eigentum gesetzgeberisch zur Geltung bringen müssen. Neubauern, die den Boden in den vergangenen Jahren unter persönlichen Opfern bearbeitet haben, soll der Boden er- Halten bleiben. Die Wiederherstellung und Fe- stigung des selbständigen bäuerlichen Besit- Zes, insbesondere des Familienbesitzes, wird als eine der vordringlichsten Aufgaben be- zeichnet. Die land wirtschaftlichen Produktionsgenos- senschaften sollen so schnell wie möglich wie- der aufgelöst werden. Bei allen diesen Mag- nahmen soll die Sicherung der Volksernäh- rung und die Schaffung lebensfähiger Betriebe maßgebend sein. Auf gewerblichem Gebiet wird die Auf- hebung der Zwangswirtschaft nach Ansicht des Beirates eine starke Bereitstellung und Ver- sorgung mit einer großen Anzahl von Gegen- ständen des täglichen Bedarfs und die Aus- rüstung mit Produktionsmitteln bedingen. Zur Sicherung der Beschäftigung sollen in ler heutigen Sowjetzone fortbestehende Ar- beitsmöglichkeiten sofort im vollen Umfang weiter genutzt werden. Bei der unumgäng- lichen Einsetzung von Treuhändern soll in jedem Fall die Qualifikation der einzelnen Persönlichkeiten ausschlaggebend sein, um ar- oeitsfähige Betriebsleitungen zu gewinnen. Bei der Förderung der Wirtschaft soll das Schwergewicht bei positiven Förderungsmaß- nahmen, z. B. Gewährleistung ausreichender elieferung mit Rohstoffen, ausreichende Kre- ditgewährung, Steuererleichterungen, besondere Verkehrstarife und Subventionen, liegen. Im Verkehrssektor würden erhebliche Investitio- nen notwendig sein, um z. B. bei der Eisen- bahn die im Westen übliche Betriebssicher- heit zu erreichen. Auf finanziellem Gebiet empfiehlt der For- schungsbeirat, nach der Wiedervereinigung die außerordentliche Belastung des Konsums in Mitteldeutschland unverzüglich aufzuheben. Für den hierdurch zu erwartenden beträcht- lichen Einnahmeausfall im Staatshaushalt soll ein Ausgleich auf gesamtdeutscher Basis ge- schaffen werden. Der Forschungsbeirat ist da- von ausgegangen, daß sich mit der Anderung des Wirtschaftssystems allmählich auch eine nicht unerhebliche Steigerung der steuerlichen Einnahmen als Folge der Erhöhung des So- zialproduktes ergeben und sich die Kauf- kraft der Bevölkerung erheblich erhöhen Wird. E O MAN VON S AR A 8E ATL E A by Dr. Paul Herzog, Jöbingen durch Mainzer Illopress Gm., Mainz (32. Fortsetzung) „Wozu? Ach, zum Aperitif? Natürlich. Aber icli habe nur einen Sherry getrunken. Dion hat sich mächtig gefreut, mich wiederzusehen, und Wir haben noch schrecklich über den Hut ge- lacht. Er hat mir gesagt, ich sei hübscher ge- berichtete sie nicht ohne Koketterie. „Ich sei wie Champagner, hat er behauptet. Ist das nicht reizend von ihm? Auf morgen hat er mich ins Savoy eingeladen, um das Diner nachzuholen, das ich damals versäumt habe.“ sagte Lester worden“, „Du wirst nicht hingehen“, oarsch. Sie sah ihn mit großen Augen an.„Warum nicht?“ „Ich wünsche nicht, daß du mit ihm gesehen Wirst.“ Lester bemerkte, daß auch Bussy ihn erstaunt anblickte, und wurde nervös.„Aber ich kann ihm nicht mehr absagen, selbst wenn „Ich habe keine ich Wollte“, jammerte Toni. Ahnung, wo erwohnt.“ Lester wußte es auch nicht.„Er wird im Te- lephonbuch stehen. Sieh nach“ befahl er kurz. „Ich wünsche nicht, das du gehst, das hat dir zu senüsen. Du bist noch ein Kind und hast zu gehorchen.“ Von seinem Ton verletzt, ergriff Toni schwei⸗ gend die Spielkarten und legte sie an ihren Platz zurück. Bussy nahm das Telephonbuch vom Schreib- tisch und blätterte darin. Er steht nicht drin“, sagte er ruhig.„Ich halte es für das Beste, du läßt sie morgen hingehen. Schließlich ist es ja kein Verbrechen, mit jemand im Savoy zu essen.“ Lester wandte sich ärgerlich zu ihm um, hielt aber, durch den Ausdruck auf Bussys Gesicht Der Osthandel unterliegt Risiken Fast nur Agrarprodukte lieferbar— Maltzan Warnt vor falschem Optimismus Gegen eine Uberbewertung der Handelsmög- lichkeiten zwischen der Bundesrepublik und dem Ostblock wandte sich der Leiter der Handels- bolitischen Abteilung im Auswärtigen Amt, Bot- schafter Vollrath von Maltzan im regierungs- amtlichen„Bulletin“. Maltzan unterstrich mit Nachdruck, daß„das wirtschaftliche Opfer, das wir mit dem Verzicht auf die Freiheit des Ost- West-Handels bringen, weit überschätzt wird“. Nach Angaben Maltzans 180 der Außenhandel des Deutschen Reiches, beziehungsweise der Bun- desrepublik, mit den Staaten des heutigen Ost- olocks von etwa 17 Prozent des Gesamtvolumens m den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg auf 2,5 Prozent des Gesamtvolumens im Jahre 1953 zurückgegangen. Einfuhr und Ausfuhr sind von diesem Rückg ang gleichermaßen betroffen. Rela- iv hielt sich der Rückgang im gleichen Aus- maß: während der Ostexport Deutschlands 1936 mengenmäßig dem Export nach Großbritannien und Holland zusammen glich, betrug er 1953 nur ein Fünftel der Ausfuhr in diese Länder. Maltzan stellte dazu fest, daß eine Aufhebung Jer Embargolisten vielleicht eine Anderung in der Zusammensetzung der deutschen Exporte aach den Ostblockstaaten verursachen werde, aber wahrscheinlich keinen Anstieg des Ost- West-Handels im Ganzen.„Denn lange bevor Wir an die Grenzen stoßen, welche die Embargo- Vorschriften setzen, begegnen wir einer anderen Schwierigkeit: Der beschränkten Lieferfähigkeit der Ostblock-Staaten für Waren, die für uns von Interesse sind“. Aus der von Maltzan gegebenen Aufstellung geht hervor, daß die Ostblockstaaten der Bun- desrepublik bisher mit zwei Ausnahmen— Man- ganerz aus der Sowjetunion und Braunkohle aus der Tschechoslowakei— nur landwirtschaft- liche Produkte anbieten konnten, die am Welt- markt überall, zum Teil billiger, zu haben sind. Dazu komme, daß diese landwirtschaftlichen Produkte vielfach von Ländern angeboten wür- den, denen gegenüber die Bundesrepublik einen hohen Ausfuhrüberschuß hat und mit denen sie deshalb den Importhandel intensivieren muß. „Unsere handelspolitische Lage hat sich ge- genüber den dreißiger Jahren grundlegend ge- ändert. Damals waren wir knapp an Devisen, mit denen wir hätten im Westen kaufen kön- nen, und mußten die Ausfuhr nach dem Osten forcieren, um mit ihr Einfuhren aus dem Osten bezahlen zu können. Heute sind wir reich an westlichen Devisen und wir müssen Wert dar- auf legen, für sie durch Warenbezug im We- sten Verwendung zu finden. An einer Mehr- einfuhr aus dem Osten, die mit einer Minder- einfuhr aus dem Westen erkauft wird, kann uns deshalb nichts gelegen sein“. Abschließend wendet sich Maltzan gegen das Argument, daß ein stärkerer Osthandel der Bundesrepublik die deutsche Wirtschaft gegen Ronjunkturschwankungen der kapitalistischen Industrieländer sichern würde. Man würde die Abhängigkeit von den wirtschaftlichen Schwan- kungen im Westen eintauschen gegen eine Ab- hängigkeit von der Außenhandelsplanung des Ostens, die sich, wie die Erfahrung der Nach- Kriegsjahre zeigt, sprunghafter ändert als die westliche Konjunktur und überdies klar von außenpolitischen Erwägungen beherrscht wird Eine größere deutsche Abhängigkeit in Einfuhr und Ausfuhr könnte vom Ostblock sogar dazi HDenutzt werden, vom Westen ausgehende wirt. schaftliche Störungen in der Bundesrepublil noch zu verschärfen. Wir sollten jedenfalls die- ses Risiko nicht freiwillig eingehen“. 2 1 5 Lastenausgleichs- Zuwendungen für Westvertriebene Stuttgart(sw). Auch, die Westvertrie- benen werden in Zukunft in den Genuß der Leistungen des Lastenausgleichsgesetzes kom- men. Das Vertriebenenministerlum Baden- Württemberg hat dem„Bund Vertriebener aus Elsaß-Lothringen und den Weststaaten im Bundesgebiet e. V.“ in Mannheim mitgeteilt, das Bundesausgleichsamt habe nun in einem Erlaß zu den Vermögensverlusten von West- vertriebenen Stellung genommen und aner- Kkanmt, daß unter anderm in Frankreich, Lu- xemburg, Belgien, den Niederlanden, Däne- mark und Großbritarmien im Simme des Fest- stellungsgesetzes endgültiger Vermögensver- lust anzunehmen sei. Für die Schweiz gelte ein Vermögensverlust als„im allgemeinen nich eingetreten“. Das Ministerium betont, daß es den Aus- Sleichsämtern auf Grund dieses Erlasses mög- lich sein werde, die noch unerledigten anhän- gigen Anträge der Westvertriebenen zu be- Arbeiten. Der Erlaß solle demnächst im Mit- teilungsblatt des Bundesausgleichsamtes ver- öffentlicht werden. Wirtschaft Der Kaffee-Preis gibt nach Die Kursregulierungen, die der brasilianisch. Oruzeiro am vergangenen Wochenende zum Dol. lar durchgemacht hat, haben sich prompt auf di- Notierungen an der New Vorker Kaffee- une Zuckerbörse ausgewirkt. Die Terminpreise gin, gen um die an einem Tag höchstzulässige Spann. von 200 Punkten oder zwei Cents pro lb zu. vück. Die Disponible-Preise büßten bei den ko jumbianischen Sorten sogar 5,5 Cents und fü Santos 7,6 Cents pro Ib ein. Die Bewegung ha sich auch bereits auf die Großhandelspreise fü Kaffee in den USA ausgewirkt, die zum erste! Mal seit acht Monaten wieder um zwei bi zehn Cents pro Pound nachgaben. Zuckergesetz wurde ergänzt Der Bundesernährungsminister kann jetzt zur Sicherstellung einer ausgeglichenen Versorgung und eines geregelten Marktablaufs den Zucker- fabriken, Zuckerraffinerien und Zuckerimporteu- ren im Rahmen der kierfür im Haushalt bereit- gestellten Mittel Auflagen zur Einlagerung von Zucker erteilen. Die Kosten der Lagerhaltung, soweit sie nicht bereits bei der Preisfestsetzung berücksichtigt sind, sind nach dem jetzt veröf- fentlichten Gesetz von der Einfuhrstelle für Zucker zu erstatten Revidierte Embargolisten in Kraft Die Gruppe zentrale Ausfuhrkontrolle in der Bundesstelle für den Warenverkehr hat Aus- ae nach den europäischen Ostblock- taaten entsprechend den Pariser Beschlüssen nach den verkürzten Embargolisten lizenziert. Die Ausfuhren nach der Volksrepublik China und Nordkorea waren von dieser Neuregelung nicht berührt. Eine Kürzung der deutschen Vor- behaltslisten wird nach einer Erklärung des Bundeswirtschafts ministeriums zunächst in der Form vorgenommen, daß am 25. August einige Anderungen in Kraft treten, die den größten Teil der in Pari 0 ichenen Positionen um- tassen. Di nderungen können wegen zeitraub schlüsselung der Waren- positionen der nationalen 1 auf das deutsch ste tistische Warenverzeichnis erst spä- ter veröffentlicht werden. Die Schweizer rächen sich an den USA Amerikanische Waren werden boykottiert Rund 3000 Beschäftigte der Schweizer Uhren- industrie nahmen an einer Protestdemonstration an Neuchatel gegen die 50prozentige Erhöhung amerikanischen Einfuhrzölle auf Schweizer Die Demonstration wurde von der Metallarbeiter- und Ubrmacher- chaft veranstaltet. Sie verlief ohne Zwi- gSewerl schenfälle. Seit der über die Entscheidung Präsident Eisenhowers Drhöhung der Uhrenzölle haben die und Vertreiber von amerikanischen 5 der Schweiz beträchtliche wirt- schläge hinnehmen müssen. Im wird von Umsatzrückgängen um ent berichtet. Die Hauptnieder- Coca-Cola- Gesellschaft in Zürich Warmen Wetters rund 15 Prozent garettenhändler in Zürich n beträchtlichen Umsatz- seit er ein Schild in sein hat:„Ich verkaufe keine betten mehr“. Bei der Nie- I gesellschaft General chtliche Anzahl von Kaufhäuser haben ihr en, amerikanische Er- genüber nicht mehr be- „. Ein Kaufhaus in La seine Kunden, daß sei als Nylon aus den ö—— gewarnt, an sich und versetzte nur gereizt: „Also, meinetwegen. Aber nur dieses eine Mal, Toni!“ Darauf wünschte er kurz Gute Nacht Und ging hinaus. 3. Der Tag nach Tonis Dinner mit Dion im Savoy war ein Sonntag. Lester und Maria wa- ren bei alten Freunden eingeladen und Bussy benutzte die Gelegenheit mit Toni den Zoo zu besuchen. Sie flel von einem Entzücken ins andere. „Komm“, bat sie mit leuchtenden Augen,„rei- ten wir zusammen auf dem Kamel und tun Wir, als kämen wir vom Lande und hätten noch nie ein Kamel gesehen!“ Aber Bussy sträubte sich.„Reite 951 Allein auf Karnelen oder worauf du willst. Ich setze mich inzwischen auf eine Bank und füttere die Spat- zen, wie es sich für einen besseren älteren Herrn gehört.“ Doch Toni erwiderte zornig, man ginge nicht in den Zoo, um Spatzen zu füttern, und ein älterer Herr sei er schon gar nicht. So schaukel ten denn beide schließlich Seite an Seite auf dem mächtigen Rücken eines Elefanten, und Toni erzählte allen Leuten, sie sei Bussys Frau und hätte sieben Kinder. Dann standen sie fast eine halbe Stunde, sich vor Lachen biegend, vor dem Bassin der Pinguine, fanden vor dem Affenkäfig immer neue Ahnlichkeiten mit ge- meinsamen Bekannten heraus und bewunder- ten voller Ehrfurcht die Nilpferdkolosse. „Glaubst du, es ist den Tieren unangenehm, so angestarrt zu werden, Bussy?“ fragte sie mit komisch gerunzelter Stirn.„Eigentlich ist es doch rücksichtslos.“ 5 „Sie sind weiser als wir und nehmen uns als das, was wir sind— als dumm gaffende Betrachter von Sehens würdigkeiten.“ Toni kicherte.„Wenn man auch im Savoy bei der Fütterung der menschlichen Raubtiere 80 zuschauen könnte!“ „Apropos Savoy“, sagte Bussy,„gut amüsiert gestern?“ Toni biß nachdenklich in einen Apfel. Hm“, nickt sie, auf beiden Backen kauend.„Dion tut mir leid, Bussy.“ „Dr ist wirklich ein netter Mensch. Er hat nur zu viel Geld und zu wenig zu tun. Aber man muß ihn gern haben, und er ist, glaube ich, sehr unglücklich.“ „Hat er dir erzählt wie unglücklich er ist?“ Bussys Stimme klang etwas ironisch. „O nein. Er war sogar sehr lustig und hat über alles, was ich sagte, gelacht. Daran hab ich es eben gemerkt.“ Bussy warf ihr unter seiner breiten Hut- krempe einen raschen Bli u.„Du bist keine üble Menschenkennerin, du Kücken“, brummte er.„Weißt du, warum Lester dich nicht hin- gehen lassen wollte?“ Sie antwortete nicht sofort, aber ihr Gesicht wurde plötzlich merkwürdig ausdruckslos.„Ja“, sagte sie schließlich,„er hat Celia wiedergese- hen.“ Eine so klare Erkenntnis der Lage hatte selbst Bussy nicht von ihr erwartet.„Ich glau- be, er hat auch dein Interesse im Auge gehabt“, sagte er freundlich. „Wußtest du, das Lester wieder mit ihr in Verbindung steht?“ fragte sie, ohne auf seinen Versuch, Lesters Verhalten zu entschuldigen, einzugehen. „Ich habe es vermutet. Ich wußte, daß sie bei ihm in Behandlung ist.“ „Ist sie krank?“ „Ernstlich wohl kaum.“ „Ich weiß es wirklich nicht, Toni“, sagte er ein wenig rauh.„Er spricht mit mir nie über sie. In seinen Privat angelegenheiten ist er im- mer sehr verschlossen gewesen. Fändest du es so unverständlich?“ „Nein, nur—.“ „Nur was?“ „Nur— ich dachte— zweimal habe ich ge- glaubt——. Sie senkte verwirrt den Kopf, ohne den Satz zu vollenden. „Dachte ich es mir doch, daß du dir Flausen in den Kopf gesetzt hast!“ polterte er in seiner Besorgnis um sie 10s.„Nehmen wir an, du wür- Hochkommission lehnt Mühlenkartell ab Sachverständige befürchteten eine Brotpreis- erhöhung Die Hochkommission hat den Antrag der deut- schen Mühlenwirtschaft auf Genehmigung eines Rationalisierungskartells abgelehnt. In einem Schreiben an Bundeswirtschaftsminister Erhard stellt die Kartellabteilung der Hochkommission test, daß die Absichten des geplanten Mühlen Kartells dem Zweck der Kartellgesetze, den Ver- draucher zu schützen, zuwiderlaufe. Nach Mei- nung von Sachverständigen der Alliierten würde außerdem die Genehmigung des Mühlenkartells dazu führen, daß andere Industrien gleiche Vor- rechte beanspruchen. Das Mühlenkartell war vor allem von der Ar- beitsgemeinschaft deutscher Handelsmühlen, Bonn, verfochten worden, die ein Zusammen- schluß der deutschen Großmühlen ist. Diese ins- gesamt 600 Mühlen vertreten zusammen rund 75 Prozent der deutschen Mühlenkapazität, wäh rend die im„Deitschen Müllerbund“ zusammen- geschlossenen rund 10 000 kleineren Betriebe außerhalb des Kartells bleiben wollten. Zwech des beantragten Zusammenschlusses war, den Mehlpreis durch eine Umlage zu erhöhen und aus dieser Umlage einen„Rationalisierungs- fonds“ zum Aufkauf der überschüssigen Müh⸗ lenkapazität zu bilden. Die Sachverständigen der Hochkommission ha- ben dagegen eingewendet, daß eine solche Mehl- Preiserhöhung der großen Mühlen die Brotpreise erhöhen müßte. Das Kartellgesetz solle jedoch gerade die Verbraucher vor solchen, durch Ab- sprache veranlaßten Preiserhöhungen schützen. Weiter hat die Hochkommission beanstandet, daß geplant gewesen sei, Produktionsquoten für Kartellmitglieder und Nichtmitglieder anzustre- ben. Eine solche Maßnahme berge die Gefahr in sich, daß der zur Rationalisierung und zum Kapazitätsabbau erforderliche technische Fort- schritt vernachlässigt werde. 354 Millionen DM Ausfuhrüberschuß Der Außenhandel der Bundesrepublik und Westberlins schloß im Juli mit einem Ausfuhr überschuß in Höhe von 354 Millionen DM ab ge- genüber einem Ausfuhrüberschuß von 148 Mil- lionen DM im Juni. Diese außerordentlich starke Steigerung der Uberschüsse ist auf den lebhaf- ten Anstieg der Ausfuhr im Juli bei nur wenig gestiegener Einfuhr zurückzuführen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, nahm die Ein- kuhr der Bundesrepublik und Westberlins von Juni auf Juli nur geringfügig und zwar von 1559 auf 1573 Millionen DM zu. Die Ausfuhr da- gegen erhöhte sich von 1707 auf 1927 Millionen DM oder um 13 Prozent. Mannheimer Produktenbörse vom 16. 8. Inländischer Weizen 4343,25; Inländischer Roggen 39; Weizenmehl Type 812 5858,50, Type 1050 56 bis 36,50; Brotmehl Type 1600 5050, 20; Roggenmehl Type 997 56, Type 1150 54; Braugerste 42„25—43; Futter- Serste ausländische 36,50; Mais 40,75; Weizenkleie 25 Roggenkleie 22,5023; Sojaschrot 42; Kokosschrot 2853 Leinschrot mit Sack 38,5039; getr. Biertreber 20,50; Trocken el 19. Großhandelsdurchschnittspreise per 100 dei Waggonbezug prompte Lieferung.— Speisekartoffeln je 50 kg 66,50. 5 Mannheimer Schlachtviehmarkt vom 16. 8. Auftrieb: Großgvieh 611. Kälber 29, Schweine 1942, Lämmer 26. Preis e: Ochsen A 99-106, B 90 bis 100, Bullen A 100107, B 93-102, Kühe A 8491, B 75—05, C 6474, Färsen A 102107, B 97103, Käl- ber Sonderklasse bis 172, A 148160, B 135—145, C 120 bis 132, B bis 110, Schweine A 136138, B 136140, B2, C 137140, D 136-139, Sauen G1 122-128, G2 113 bis 120, Lämmer A 75-82. Mark tverlauf: Groß- vieh kleiner Uberstand, Kälber geräumt, Schweine Ausverkauft. Die Totoquoten vom Sonntag West-Süd-Block, 3. Wettbewerb. Zwölfer wette 1. Rang 30 Gewinner je 11 842,70 DM, 2. Rang 1274 Gewin: Je 482,90 DM, 3. Rang 14 783 Gewinner 3 39,80 DR: Zehner wette: 1. Rang 255 Gewinner 30 1073,70 DM, 2. Ra 5080 Gewinner je 53,0 DN. 3. Rang 49.60 Wetterverhersage Mittwoch vorübergehend stärker bewölkt und vereinzelt auch etwas Regen, Mittags- temperaturen zwischen 20 und 25 Grad. Schwache südwestliche Winde. Donnerstag im Laufe des Tages wieder unbeständiger, Tem- peraturen zunächst noch wenig verändert. dest Lester heiraten. Glaubst du wirklich, daß du glücklich mit ihm würdest?“ „Vielleicht nicht immer“, räumte sie ein. „Aber das ist nicht so wichtig. Ich glaube, daß ich ihn glücklich machen könnte.“ „Das könntest du nicht— wenigstens noch nicht, mein Kind. Versuche klar zu sehen, Toni. Lester ist heute ein ganz anderer als der, den du damals in Bethnal Green kennengelernt hast. Heute braucht er eine Frau wie Celia, die in der Gesellschaft eine Rolle zu spielen ver- steht.“ „Meinst du, daß ich ihm immer noch auf die Nerven gehe?“ fragte sie mit dünner Stimme. „Ich gebe mir schrecklich viel Mühe. Mit Frau- lein Mappin spreche ich kaum und—.“ „Ich gebe es auf“, explodierte Bussy.„Du bist die aufreizendste Mischung von Klugheit und kindischer Verbohrtheit, die mir in meinem ganzen Leben begegnet ist. Dir ist nicht zu hel- fen, Toni. Du mußt aus Erfahrung klug wer- den.“ „Rege dich nicht auf, Bussy“, bettelte sie.„Ich kann nicht anders. Ich muß Lester lieben. Du selber bist schuld! Du hast ihn nach Bethnal Green geschickt.“ „Ach“, versetzte Bussy ironisch.„Ich bin also wieder einmal schuld. Der alte Esel Bussy hat sich in Dinge gemischt, die ihn nichts angehen. Vielleicht hast du sogar recht. Ich bin ein alter Narr und du bist eine junge Närrin, da muß natürlich etwas Dummes berauskommen.“ N Sie kamen erst gegen Abend zum Britannia- Platz zurück. Maria und Lester sagen am offe- nen Fenster und tranken einen Sherry. Maria sah wider ungewöhnlich angegriffen aus. Die Stadtluft scheint ihr nicht zu bekommen, dach- te Bussy. Lester starrte gedankenversunken 1 aus dem Fenster. „War es schön im Zoo?“ fragte Maria mit ei- nem lächelnden Blick auf Tonis arg in Unord- nung geratenes Außere.„Was hat Bussy mit dir gemacht, Liebling? Oder bist du unter die 5 Affen geraten? An deinen Strümpfen sind Ma- schen gefallen und dein Kleid sieht aus, als käme es aus den Lumpen.“ Forts, folgt) 1 Das große graue Haus ohne Nummer .. geheim... geheim.. geheim geheim. Wo geht's denn hier zum Verfassungsschutz?/ Die Milchglasscheiben lächeln matt eee Die Flucht des Präsidenten des Bundesverfassungsschutzamtes, Dr. John, zu den So- wzets schlug in der gesamten westlichen Welt wie eine Bombe ein. Den Geheimdiensten fuhr der Schreck in die Glieder. Dieser Mann war Geheimnisträger Nr. 1 in Westdeutsch- land. Ueber Nacht mußten Geheimkodes geändert, Agenten eingezogen oder unter schwierigsten Umständen gewarnt werden. Wo aber residierte der geflohene Chef des westdeutschen Nachrichtendienstes? Wo steht die Nachrichtenzentrale, die über die Si- cherheit der Bundesrepublik wachen sollte? K öIn. „Wo geht es hier zum Bundesverfassungs- schutzamt?“ Der Verkehrspolizist an einer be- ebten Straßenecke in Köln zuckt bedauernd lie Schulter.„Es tut mir leid, das kann ich dicht sagen, ich weiß es wirklich nicht“, und der Blick des Beamten wirkt so echt hilflos, daß man ihm glauben muß. Es ist wirklich nicht leicht, dieses Amt zu finden, diese 82 Zeimste Nachrichtenzentrale Westdeutschlands. Eine solche Nachrichtenzentrale ohne Telefon? Das gibt es wohl nichf. Und doch, de Telefon- nummern dieses Amtes sind geheim, sie stehen in keinem Telefonbuch. Köln, Ludwigstraße— da soll dieses Amt stehen. Irgendwo. Man geht die Straße hinauf Und hinunter— kein Verfassungsschutzamt. Wo steht das Ding blog? Die Ludwigstraße ist eine Geschäftsstraße wie es Hunderte in Westdeutschland gibt. An einer Ecke dieser Straße steht ein großer, grauer, wesenloser Betonkasten, ein typisches Geschäftshaus. Im Erdgeschoß moderne Läden, ein Geschäft ver- rauft Büromöbel und Büroartikel. „Entschuldigen Sie, in dieser Straße soll doch las Bundesverfassungsschutzamt sein?“ Per traßenpassant zuckt mit den Schultern:„Weis ch nicht, muß doch ein Schild unten dran sein.“ Ein zweiter Passant:„Bundesverfassungs- schutzamt? Was is denn dat?“ Ein Dritter: »Was für ein Amt? Hier in der Ludwigstraße? Ich kenne hier kein Amt, aber in diesen großen Kasten hier gehen jeden Morgen so viel Leute rein“ und er zeigt auf den Betonpalast. Aber unten ist kein Schild— nichts. Jede andere Behörde begrüßt doch schon von wei- tem ihre Untertanen mit Bundesadler oder Länderwappen auf Blech. Wie frohlocken die neun Buchstaben„Finanzamt“, schreien es in alle Welt hinaus:„Hier bin ich!“ Aber an dem großen grauen Haus, das das Bundesverfas- sungsschutzamt beherbergen soll, fehlt sogar die Hausnummer. Kein Behördenschild, keine Telefonnummer— nichts. Auch die Tür dieses Hauses unterscheidet sich in nichts von anderen Haustüren. Aber hinter diesen Türflügeln aus Milch- glas— halt, da gibt es eine unauffällige Pfört- nerloge. Die Pförtner tragen graue Chauffeur- anzüge., Ihre Gesichter sind verschlossen.„Ist hier das Bundesverfassungsschutzamt?“ Dann ein gedehntes„Ja“, das so herauskommt, als Würde es nur ungern gesprochen, Und dann Sleich die Frage, die wie eine Zange zupackt: „Wer sind Sie, was wollen Sie, bitte Ihren Paß!“ Die Männer in den grauen Anzügen ha- ben verdächtig breite Schultern und unter den Jackenärmeln kündigen sich Muskelpakete an. An dieser Pförtnerloge in dem grauen Haus ohne Nummer in der Ludwigstraße gehen täg- lich rund 400 Leute vorbei, deren Beruf es ist, die bundesdeutsche Verfassung von staatsge- fährdenden Elementen zu schützen. 400 weitere Mitarbeiter dieses Amtes sind in anderen Dienststellen über die ganze Stadt verstreut. Während im Erdgeschoß biedere Büroschemel Verkauft werden, spielen in den oberen Etagen moderne Nachrichtenmittel dem Bundesverfas- sungsschutzamt Meldungen zu, auf die fast ausnahmslos der Stempel„Geheim!“ gedrückt werden muß. In Panzerschränken befinden sicl. Karteien von Personen, die als gefährlich und unzuver- lässig gelten, die es zu überwachen gilt, von denen man annimmt, daf sie mit fremden Ge- heimagenten in Verbindung stehen, die der blutjungen westdeutschen Demokratie nichts Gutes wollen. Da gibt es aber auch Karteien, deren Namen alle falsch sein dürften, deren Träger als Mittelsmänner dem Verfassungs- schutzamt Meldungen und Berichte zutragen und um deren wahre Person nur ganz wenige Verfassungsschutzmänner wissen. Herr John, Expräsident dieses Amtes und vielleicht schon seit langem Sowjetagent mit dem Gehalt eines Ministerialdirektors, trug neben seinem Dienstausweis stets Ausweispapiere mit sich, die ihn als harmlosen Vertreter einer wirt- schaftlichen Organisation auswiesen. Jeden Tag brachte ein schwarzer Mercedes diesen John von seiner nahegelegenen Villa ins Amt und jedesmal verschwand er schnellen Schrittes hinter der Tür mit den Milchglas- scheiben, die dem Besucher matt entgegen- lächeln:„Hier ist doch weiter nichts.“ Hier aber thronte der Mann, dem die Sicherheit der Bun- desrepublik in die Hand gegeben war, dem die geheimsten Informationen zugänglich waren und dessen kalten zynischen Blicken sogar Mi- nister auswichen. Der wie eine gefährliche gif- tige Spinne im Netz der Nachrichtendrähte saß, an deren Enden Agenten und Geheimdienste hingen, die er so ausspielte wie er sie gerade gebrauchen konnte. Die harmlosen Bürger gehen täglich an die- sem Haus vorbei, von dem sie gar nichts wissen. Wie die hannoversche Reisegesellschaft etwa, deren Bus unweit dieses geheimnisvollen Hau- Ses parkte und die, angesteckt vom rheinischen Temperament, lustig sangen: fest steht und treu die Wacht am Rhein Peter Westphal Millionen Cerionejos SC HREIEV NVNACH REGEN Nordbrasilien unter der Geißel der Dürre— Menschen und Tiere auf der Flucht alles verheerenden Dürre in nichts kluten die Flucht ergreifen mußten. Per nambuco Brasilien Die Bewohner der Nordoststaaten sind ein eigentümlicher Menschenschlag. Diese Misch- linge von Indianern, Portugiesen und Negern tragen den Namen„Certanejos“ und haben in ihrer Abgeschiedenheit einen besonderen Zweig brasilianischen Volkstums ausgebildet. Obwohl ihre Heimat alljährlich von der grau- samen Dürre heimgesucht wird, hängen sie mit unwahrscheinlicher Zähigkeit an dem von der Sonne ausgedörrten und aufge- rissenen Boden. Erst wenn die letzten grünen Welch grausames Spiel der Natur: Während Europa ertrinkt, eine Hochwasserflut die andere jagt, seufzt ganz Nordbrasilien unter einer Gluthitze, die sich im Gebirgsland bis zur Hölle steigert und das Land mit einer überzieht, der Menschen und Millionen fliehen barfuß über den trockenen, aufgerissenen Boden und versuchen sich in die Städte oder an die Küste zu und Durst zusammen und bleiben auf der Strecke. Das Elend dieser Flüchtlinge ist weniger schrecklich als die Not der Menschen, die vor den Hochwasser- unter Regengüssen beinahe Tiere zum Opfer fallen. retten. Viele brechen unterwegs vor Hitze Blätter an den Büschen verwelkt und alle Flußläufe ausgetrocknet, die Zisternen ver- siegt sind. von denen sie oft kilometerweit das Wasser für Mensch und Vieh berbei- schleppen, erst wenn sie völlig ausgemergelt und vor Hunger und Durst fast bewußtlos sind, ziehen sie mit ihrer letzten Ziege zu Tausenden nach den Küstenstädten. Dort Warten sie voller Hoffnung die Stunde ab, da der verbeißungsvolle Ruf Es regnet!“ Wieder erklingt. Sogleich kehren sie dann zu ihrer armen Hütte und zu der geliebten kargen Scholle zurück. Der Jod hoſte aus, O euplodierte da⸗ Heuehi Wie mich der Dämon der Taiga überwand/ Von D. Britt TIHRus/ China Ich hatte mein Zelt am Fuße des Altai- gebirges aufgeschlagen, um bestimmte geo- graphische Vermessungen vorzunehmen. In der Nacht wurde ich geweckt. Ein vor Angst schlotternder chinesischer Goldwäscher ver- angte mich zu sprechen, Semjon, mein lan- deskundiger Führer, übersetzte mir sein Kauderwelsch.„Er sagt, daß der weiße Tiger seinen Kameraden geholt hat. Er bittet dich, Herr, ihm beizustehen und den Tiger zu töten. Ich kenne den Tiger, Herr. Kein an- derer hier ist so kühn wie er, der Dämon der Taiga. Viele Jäger zogen aus, um ihn zu überlisten; keiner von ihnen ist zurückge- kehrt. Der Dämon der Taiga ist kein gewöhn- licher Tiger, Herr, er ist Wirklich ein Dämon. Erzürne ihn nicht, Herr, auch deine Büchse wird dir nichts helfen, wenn er in Zorn gerät, denn er ist unverletzlich.“ Ich winkte ab.„Ammenmärchen erzählst du mir, Semjon. Kein Tiger ist unverletzlich. Sag dem Chinesen, er solle warten. Im Morgengrauen breche ich auf.“ Ich hielt Wort, Semjon ließ ich zurück, als ich in Begleitung des Chinesen mich auf den Weg machte. Als geübter Jäger hatte ich das Herannahen des Wildes immer instinktiv gefühlt. Jetzt War alles ganz anders. Ohne daß auch nur ein Zweig ins Zittern gekommen wäre, stand der weiße Tiger mit einem Mal mitten auf der Lichtung. Als ich die Büchse erhob, Wandte er sich mir zu. Wie ein elektrischer Schlag durchzuckte es mich. Noch nie hatte ich einen derartig konzentrierten Ausdruck unbarmherziger Grausamkeit und zynischer Bosheit gesehen, wie in dem auf mich gerich- teten glimmenden Augenpaar der gewaltigen Raubkatze. Wie lange wir uns so anstarrten, weiß ich nicht mehr. Ich schüttelte die Be- klemmung von mir ab. Unsinn! Dämonen hat es noch nie gegeben! Als ich den Finger am Abzuge krümmte, ertönte ein metallisches Klicken. Das Gewehr hatte versagt. Mit einem furchtbaren Wutschrei verschwand der Tiger im Unterholz. Ich untersuchte die Büthse und führte kopfschütteln eine neue Patrone ein. Dieser Tiger würde wiederkommen, ich fühlte es. Als er eine gute Weile später erneut auf die Lichtung trat, zielte ich ruhig und lange. Einige Hand breit über dem Kopf des Tigers schlug die Kugel in einen Baum. Ich über- Prüfte das Visier. Die Entfernung stimmte. Meine Hand hatte nicht gezittert. Wie also hatte ich einen derart schülerhaften Fehl- schuß tun können? Es war mir unerklärlich. Der Tiger beachtete mich gar nicht und begann zu fressen. Ich nahm mein zweites Gewehr zur Hand, eine großkalibrige Ele- fantenbüchse, die, solange ich denken konnte, noch nie mir den Dienst verweigert hatte. Jetzt erst sah der Tiger ein zweitesmal zu mir herüber. Ehe ich die Waffe entsichert hatte, stand er unter meinem primitiven An- sitz. Ohne Mühe konnte er mich erreichen. Dreikäsehoch alarmierte die US- Flofte Alle Mann eilten an die Geschütze— die Mädchen weinten Sydney Als der amerikanische Schlachtkreuzer „O-Bannon“ mit der ganzen Imposanz seiner 12 000 Tonnen zu einem Freundschaftsbesuch in den Hafen von Sydney dampfte, hielten es die Australier, die gerne ihre Feste feiern, wie Sie fallen, für ihre Pflicht, die Gäste würdig zu begrüßen. Außher der Vielzahl junger Australierinnen, die sich am Pier angefunden hatten und weit mehr Interesse für die Blaujacken als für die technischen Einzelheiten des modernen Kriegsschiffes bekundeten, waren Abordnun- gen patriotischer Verbände, der Veteranen- organisationen und der Behörden aufmar- Schiert, um die Gäste mit Musik und An- sprachen willkommen zu heißen. Im Stadthaus von Sydney fanden Emp- fänge für die Besatzung und Festessen für die Offiziere statt, die von dem Kapitän der „O Bannon“ damit erwidert wurden, daß er den stählernen Kasten zur Besichtigung freigab. Jung und Alt nahmen diese Gelegenheit Wahr, sich von Amerikas Macht zu überzeu- gen, leerte im Handumdrehen die mit Deli- Kkatessen gehäuften Teller des kalten Buffets Und legten anschließend nach Einbruch der Dämmerung bei romantischer Lampionbe- leuchtung eine bunte Reihe moderner Tänze aufs Deck.. Da wurde sie Freude jäh unterbrochen, denn plötzlich ertönte durch das Schiff das durfte nur Signal:„An die Geschütze. kampfbereit!“ Die Offiziere rissen sich aus den Armen ihrer Tänzerinnen, die Mannschaft nahm hastig einen letzten Schluck aus den Bier- flaschen und alle stürmten auf ihre Posten. Mitten in die Verwirrung hinein gellte ein neues Signal durch das Schiff: Der Spezial- alarm bei einem drohenden Angriff mit Atomwaffen. Ehe dieser noch verhallte, rasselte im Ma- schinenrgum der Telegraph von der Kom- mandobrücke:„Volldampf voraus!“, ein un- durchführbarer Befehl, denn der Kreuzer lag sicher vor Anker und war obendrein am Pier festgemacht. Während dieser aufregenden Minuten funkte vom Mast des Schiffes der Blitzlicht- signalapparat ununterbrochen die Botschaft in die Gegend:„Kampfalarm für alle erreich- baren Kriegsschiffe.“ Der verstörteste Mann an Bord war bei diesem Tohuwabu der Kapitän, der mitten im Gespräch mit der Gattin des Postmini- sters von New- Süd- Wales beinahe sein Ge- big verschluckte, denn nach der Bordregel er allein diese Befehlssignale Macht Euch geben. Der Sünder? Der sechsjährige Sohn eines Besuchers, der sich unbemerkt auf die ver- lassene Kommandobrücke geschlichen und dort einen Knopf der elektrischen Signal- anlage nach dem anderen gedrückt hatte. Er hatte sich geduckt, seine Schwanzquaste Peitschte den Boden. Unverwandt starrten seine höllischen Augen mich an. Es ging um mein Leben. Mit bebenden Händen legte ich den Sicherungsflügel herum und richtete dann den Lauf der Waffe langsam, fast unmerk- lich auf den Kopf der Raubkatze. Dann drückte ich ab. Ein harter Schlag warf mich rücklings von meinem Baum, rote Flammen tanzten vor meinen Augen. Schließlich ver- Sank alles in einer grundlosen Finsternis. Als ich wieder zu mir kam, lag ich in meinem Zelt. An meiner Seite kniete Sem- jon. Besorgt ob meines langen Ausbleibens, War er mir gefolgt und hatte mich in einer Blutlache liegend aufgefunden. Von ihm er- fuhr ich, was geschehen war, Der Tiger hatte mich nicht angesprungen, wie ich zuerst dachte. Er hatte sich ein anderes Opfer er- Wählt. Der chinesische Goldwäscher, der den Tod seines Kameraden rächen wollte, lebte nicht mehr. Der Dämon der Taiga hatte mich überwunden, ohne mich zu berühren. Es war unverständlich und unfaßbar. Sollte Semjon recht gehabt haben? Meine schwere Elefan- tenbüchse, die mir fünfzehn Jahre treu gedient hatte, war explodiert. Diese heimettreuen, anspruchslosen Men- schen haben zu büßen, was in Jahrhunderten an ihrer Heimat gesündigt worden ist. Skru- pellose Ausbeuter haben den Wald abge- brannt. Viehweiden daraus gemacht und damit den natürlichen Wasserhaushalt ver- nichtet. Monate-, ja oft jahrelang, regnet es nicht ein einziges Mal. Woche um Woche glüht die Tropensonne den ungeschützten Boden aus. Der Grundwasserspiegel sinkt, die Zisternen Wässer faulen unter der Hitze. Die Landschaft wird zur entsetzlichen graubraunen Hölle, durch die glühende Sandstürme toben. Zuerst verkommt das Vieh, nachdem der letzte grüne Halm verdorrt und das letzte Stück- chen Baumrinde abgenagt ist. Ganze Herden müssen notgeschlachtet werden. Dann packt es den Menschen, der sich hoch eine Weile von dem Fleisch seiner Tiere über Wasser halten konnte. Jetzt fliehen Menschen und Tiere die Todeszone und versuchen, die rettende Küste oder den fruchtbaren Süden zu erreichen. Meile um Meile wandern sie über die aus- gebrannten Felder, ohne einen Tropfen Feuchtigkeit für die ausgedörrten Gaumen zu finden. Krankheit und Seuchen haben die Zusgemergelten Wanderer bald eingeholt. Gleich einem Heuschreckenschwarm fallen die Flüchtlinge in die Ortschaften und Städte ein, in denen sie noch Wasser, Brot, Fleisch, Reis und Schwarze Bohnen vermuten, sie in Kurzer Zeit regelrecht ausfressend und leer- trinkend. Die Stadtväter raufen sich verzwei⸗ felt die Haare. Was soll mit den halbver- hungerten, entkräfteten Menschenmassen ge- schehen, die überall auf Straßen und Plätzen jagern? Im schlimmen Dürrejahr 1952/3 Waren 300 050 unterwegs! Im FHlaushalt Brasiliens sind zwar drei Prozent der Steuereinnahmen als ständiges Budget zur Verwendung gegen Trockenschä- den eingesetzt— doch das ist nicht mehr als ein Tropfen auf einen heißen Stein. Die Trockenheitskatastrophe in Nordostbrasilien ist zu einer wahren Volkstragödie geworden. Entfettung ohne strenge Diät Adipositas, das heißt Fettsucht, ist eine Diag- nose, die der Arzt heute nur zu häufig stellen muß. Sehr viele Erkrankungen werden durch eine Fettleibigkeit begünstigt. Leider muß der Arat immer wieder die Erfahrung machen, dag die Verordnung einer Entfettungsdiät meist von den Patienten nicht eingehalten wird. So greift er zu Medikamenten, die, wie die Adipo- setten, auf den Fettstoffwechsel einwirken, dabei aber eine strenge Diäat entbehrlich ma- chen. In den Adiposetten sind Stoffe verar- beitet, die die Fettverbrennung fördern, die Fettverwertung dagegen einschränken. Die milden pflanzlichen Abführmittel sorgen für eine ausreichende Entwässerung über den Darm und verhindern eine volle Nahrungs- Ausnutzung. Durch die günstige Mischung der Wirkstoffe wird bei völliger Unschädlichkeit eine befriedigende Entfettung erreicht. Bei anstrengender Berufsarbeit. im Alter, in der Rekonvaleszenz, bei nervösem Herzen, leichtem Stechen in der Herzgegend. Herzklopfen, Kurzatmigkeit, aber auch bei Arterienverkal- kung und Gefahr eines Schlag- anfalles sollten Sie Ihre Ge- sundheit rechtzeitig mit einer modernen biologischen Herz- arznei stützen. Beruhigend, kräftigend und regulierend auf Herz und Blutkreislauf wirkt das bewährte Mistel- Weihdorn-Knoblauch- Prä- Parat Dieses hochwertige Heilmittel ist nur in Apotheken erhältlich. KEINE ANGST vor dem Dickwerden, Es liegt ganz bei Ihnen, ob Sie schlank und jugendlich bleiben wollen. Sorgen Sie för eine gute Verdavung, nehmen Sie regel- mähig DRIX- Dragees zur Regulierung der Darmtäigkeſſ. DRIN- Dragees reini- gen Plot und Säfte, beseitigen lästige Fettpolster quf natürliche Weise. Packg. 1.35 u, 2.25 big in Apotheken u. 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